Neuronal Resonance Technology
und das
Software-Lego-Prinzip
Abstract
Dr. Andreas Goppold stellt mit seinem Vortrag eine Antwort auf
die Frage vor: After Alphanumeric, and Graphic User Interface (GUI)
Technology, Then What? Der Microsoft-Monopol-Prozess zeigt nur ein Symptom
einer tieferliegenden Problematik der sozialen Integration der SW-Technologie
(die unter technisch eingeschränkten Aspekten als SW-Krise bekannt ist),
und es ist zu fragen, ob dies die geeignete Infrastruktur für eine
zukünftige, von Multimedia-Technologien essentiell abhängige
postindustrielle Gesellschaft bietet. Die Suche nach möglichen Alternativen
liegt im Graubereich sozio-politischer Abhängigkeiten technischer Systeme.
A. Goppold sieht aufgrund eigenständiger SW-Entwicklungen und umfassender
theoretischer Studien die Möglichkeit grundsätzlich anderer
techno-sozio-politischer Modelle als dem heutigen, durch Microsoft und der
US-SW-Industrie vertretenen Prinzip. Das Hauptproblem heutiger GUI-SW ist das
Fehlen von Skalierbarkeit und lokale Anpassung an die
Bedürnisse völlig verschiedener Benutzergruppen: einerseits naive "me
too" Mausklick-User, die den "slowly but surely" Zugang bevorzugen, und
andererseits die Power Users, die auf jede Weise ihre Produktivität
zu verbessern suchen, und auch erhöhten Trainingsaufwand in Kauf nehmen
wollen. Neuronal Resonance Technology ist ein Ansatz, solche
Optimierungen über heutige GUI-Systeme hinaus zu erreichen. Dies wird in
ähnlicher Weise von Hiroshi Ishii (MIT) vertreten. Aber es ist nötig,
ein kohärentes Modell der Integration mit den menschlichen neuronalen
subsymbolischen Prozessen zu erstellen. Hier bestehen Parallelen zu Hermann
Maurers Konzept der Cyber-Equivalency, und den Arbeiten des
MUSLI-Projekts. Die Grundsatzfrage ist aber nicht die
Produktivitätsverbesserung spezialisierter Programmierer oder einem kleinen
Kreis von SW-Firmen, sondern der breiten gesellschaftlichen Verfügbarkeit
von SW-Potential. Dies bietet die SW-Lego-Technologie, eine Installation
einer "Open Systems" (CIA) Schnittstelle für User Interfaces (UIL) und User
Programmierung (EUPL). Sie wurde von A. Goppold mit seinem LPL TLSI-System
entwickelt, das 1985 eines der ersten hypertext-integrierten Entwicklungssysteme
war, und in seinen Grundgedanken auch heute noch aktuell, mit 6 MB Source und
10.000 Routinen einen Beweis für die Leistungsfähigkeit des Konzepts
bietet.
Nähere Information zu diesen Arbeiten ist unter folgenden
URLs zu finden:
http://www.noologie.de/symbol.htm
(URL)
http://www.noologie.de/symbol01.htm
(URL)
http://www.noologie.de/symbol12.htm
(URL)
http://www.noologie.de/reso01.htm
(URL)
1. Kurzdarstellung der Themen
1.1. Das Pyramidale Buch und Metaphern
der Perspektive in der Informationsnavigation
Das Pyramidale Buch (Begriff von Robert Darnton
geprägt) ist eine Design-Methode zur Wissensnavigation in
Hypermediasystemen, die von allgemeinen Grundsätzen der
Perspektive abgeleitet ist, und die insbesondere die
Dynamik-Aspekte der User-Computer Interaktion berücksichtigt. Als
visuelle Design-Metapher wird die Pyramide verwendet, und zwar in
der von der US-Ein-Dollar Note bekannten Darstellung des Auges auf der
Pyramide. Die Verbindung von Pyramide und Perspektive in der
Wissensnavigation von Hypermediasystemen ist die: Der Benutzer
steht an der Spitze einer Hierarchie (Pyramide) von
Darstellungsvorgängen, und befindet sich in dem virtuellen
Perspektiven-Schnittpunkt des Systems. In der Malerei ist die Perspektive
eine Technik, um die Verhältnisse und Überlagerungen von Objekten des
dreidimensionalen Raums möglichst wahrnehmungsgetreu auf das
zweidimensionale Medium der Leinwand oder des Papiers zu projizieren. Im Design
der Wissensnavigation in Hypermediasystemen stehen wir vor einer
ähnlichen Aufgabe: der Abbildung der ungeheuren Tiefe und Komplexität
unserer Informationsräume, und dem Dimensionsverlust (Bottleneck) des
Computer-Bildschirms, der wie ein winziges Guckloch nur minimale Einblicke in
diese Datenräume erlaubt, und der eine elektronische Version der Camera
Obscura darstellt, damit also eigentlich genau das Gegenteil von dem, was
man sich umgangssprachlich unter einer Perspektive (Panoramablick)
vorstellt. Ein weiterer Bottleneck ist die indirekte, berührungslose
Interaktion des Benutzers mit den Vorgängen im Computer, über Tastatur
und Maus. Das Auge auf der Pyramide symbolisiert diese Indirektheit, und
der Blick durch das Dreieck das Bildschirm-Guckloch, das dem Benutzer zur
Verfügung steht. Das Design-Ziel von Hypermedia-Informationssystemen ist
optimaler Durchblick (wörtliche Übersetzung von
Perspektive). Durchblick ergibt sich aus dem optimalen
Verhältnis von Überblick und Einblick. Es erfordert
spezielle Techniken, um die Engpässe von Computer-Bildschirm und
Tastatur/Maus zu überbrücken. Hier sind besonders die menschlichen
Aufmerksamkeits- und Gedächtnisfaktoren zu
berücksichtigen, die vor allem durch die Dynamik des Systems
beeinflußt werden. Mit einer kurzen Formel kann man das so formulieren:
Durchblick ergibt sich aus der optimalen
Abstimmung von Überblick und Einblick im kritischen
Augenblick
1.2. Neuronal Resonance Technology (NRT)
und Computer User Interface Design
Neuronal Resonance Technology (NRT) ist, allgemein
gesprochen, eine Design-Methode von Human-Technologie Interfaces, die besonders
auf die Dynamik- und Zeit-Aspekte der neuronalen Prozesse eingeht. NR ist die
meist unbewußte Basis aller Kommunikation, dieser Bereich ist in der
Psychologie als Gestik, Mimik, Intonation, und
Körpersprache bekannt. Dies war Teil des Ausbildungsprogramms der
antiken Rhetorik und wird heute in Schauspielschulen gelehrt. Menschen,
die es besonders verstehen, NR-Aspekte in der Kommunikation einzusetzen, werden
charismatisch genannt. In der Kunsttheorie finden wir NR unter den
Begriffen Empathische Projektion, Induktion und Evokation.
NR ist oft bei Sportarten zu finden, die mit Erlebnissen von High-Effekten
verbunden sind, z.B. bei Skifahren, Motorsport, Surfen. Generell ist NR immer
involviert, wenn lange Sequenzen schneller Reiz-Reaktionsmuster erzeugt werden,
so auch beim Tanzen, Theater, und Akrobatik. NR ist nicht
nur ein Phänomen der Interaktion von Organismen, sondern entsteht auch,
wenn mit elastischen, reaktionsfähigen Materialien unter Einsatz von
Muskelkraft gearbeitet wird. Die meisten Waffen und Geräte vor der
Industrialisierung hatten solche Eigenschaften. So finden wir auch noch heute
intensive Verwendung von NR-Effekten in vielen Arten von Kriegsgerät des
Militärs. Nur wird dabei nicht gerne an die große Glocke
gehängt, was das Geheimnis ihres Einsatzes ist, denn damit entscheidet man
Kriege. Heutige Kids kennen die hypnotischen Effekte der Computer-Ballerspiele
mit ihren Split-Second-Reaktionszyklen, und sie sind nicht selten süchtig
darauf. Wir finden tausenderlei NR-Effekte in Computerspielen und
Spielcasino-Automaten, wo Nervenkitzel erzeugt wird, d.h. die durch
NR-Effekte ausgelösten endorphinen und endo-euphorischen Neuro-Prozesse der
Spieler. Damit maximiert die Spiele-Industrie ihren Profit. Sehen wir uns weiter
um, so ist die Werbung ebenfalls ein dankbarer Anwender von NR-Effekten. NR ist
ein Teilbereich dessen, was in einer früheren Epoche als psychae
bekannt war, nach Aristoteles das Prinzip der Bewegung, das allem
Lebendigen innewohnt. NR-Effekte sind also überall verbreitet, nur in einem
gesellschaftlichen Bereich sind sie unterrepräsentiert: der Wissenschaft,
und der Forschung, sowie den daran angegliederten Ausbildungs-Sektoren,
allgemeiner gesprochen, in den intellektuellen Subkulturen. Dies ist die
tragischer Effekt unserer 5000-jährigen Schriftkultur. Ludwig Klages hat in
seinem umfangreichen Werk "Der Geist als Widersacher der Seele" eine Analyse
versucht, aber er hat m.E. die wesentlichen Faktoren falsch interpretiert. Ich
möchte das unter dem NR-Paradigma mit einem neuen Titel formulieren: "Der
Antagonismus von Intellekt und Charisma". Da Lesen und Schreiben als
Grundvoraussetzung Stillesitzen, also körperliche Immobilität
erfordert, sind die intellektuellen Subkulturen der Menschheit über die
Jahrtausende in eine Art Anti-NR Fixierung gefallen. Dies hat nicht nur im
Geistesleben, sondern in der gesamten Gesellschaft seine fatalen Auswirkungen,
eben das, was Ludwig Klages mit "Der Geist als Widersacher der Seele" bezeichnet
hatte. Aber was Klages als Seele bezeichnet, ist die psychae, das
Prinzip der Bewegung, das allem Lebendigen innewohnt, und das hat mit
unserer heutigen Vorstellung von Seele nicht viel zu tun. Und sein
Widersacher-Geist ist der Geist der Schriftkultur und der
Bücher, und der hat wiederum nichts mit dem Geist des Lebendigen zu
tun, den Goethe beschwor, als er Faust sagen ließ:
Wer will was Lebendigs erkennen und
beschreiben,
Sucht erst den Geist heraus zu
treiben,
Dann hat er die Teile in seiner
Hand,
Fehlt leider! nur das geistige
Band.
1.3. Das LPL System als NR-optimierte
User-Computer Interface Technologie
Das LPL-System ist eine Implementation des Autors, die ein
NR-optimiertes User-Computer-Interface (UI) realisert. Die Schlüsselworte
des NR UI Design sind "Rhythmus", "Geschwindigkeit", und "Immediate Feedback".
So ist bei der Geschwindigkeit eine Latenzzeit des Systems von 1/10 sec. die
Schallmauer. Man erinnere sich, daß hierin die spezielle
Attraktivität der früheren Microcomputer lag, weil hier eine Maschine
bereitstand, die ihrem Benutzer (dem Hacker) lange Sequenzen schneller
Reiz-Reaktionsmuster (das Keyboard-Hacking) ermöglichte. Dies war ein
typischer NR-Effekt. Er ging bezeichnenderweise sofort verloren, nachdem die
Mega-Corporations sich des neuen Spielzeugs bemächtigt hatten, und die
PC-SW genau zu dem wurde, was man schon von den Mainframes gewohnt war:
Komplizierte, schwerfällige, und ungelenke Monster, die jeden Ansatz von NR
zuverlässig im Keim erstickten. Die Einführung der mausgesteuerten GUI
war sozusagen die
Anti-NR Geheimwaffe, da Maus-Klicksequenzen aufgrund
der vielen Hin-und Her-Bewegungen und der aufwendigen Hand- Augenkoordination
immer etwa eine Grössenordnung langsamer sind, als Keyboard-Eingaben. Man
hatte damit, zur "Vereinfachung" für die vielen Millionen "unsophisticated"
Computer Users (all the rest of us, Jerry Pournelle), eines der mächtigsten
Mind-Amplification Potentiale des PC wieder verloren. Der Verlust der NR kann
als typischer
Revenge-Effekt
[137]
angesehen werden, der mit der oberflächlich so ungeheuer attraktiven
Verbesserung durch das GUI als Nebeneffekt eingehandelt wurde.
1.4. Das Software-"Lego"-Prinzip
des LPL Systems
Das Software-"Lego"-Prinzip ist die technische Design-Metapher
des LPL-Systems. Sein Grundkonzept ist ebenso wie das Spiel, extrem einfach, es
ist kein technisches, sondern ein soziales Prinzip: Es entspringt der
Überlegung, daß der unaufhaltsame Hang zur Komplexität heutiger
SW und ihr unersättlich steigender Computing-Ressourcen-Verbrauch Teil
eines Revenge-Effekts ist, der mit soziopolitischen Faktoren der
SW-Industrie zu erklären ist. Es lassen sich mit Ivan Illich
hintergründige Überlegungen anstellen, zu Ansätzen der
Expertokratie, also Strategien, wie Expertenkoalitionen ihre Macht und
Einfluß in der Gesellschaft maximieren. Das MS Monopol ist danach nichts
anderes als ein Beispiel für die erfolgreich durchgezogene Implementation
dieses Prinzips.
Das Software-"Lego"-Prinzip des LPL-Systems sucht für
eine grundsätzliche Komplexitätsreduktion system-emanente Wege. Dabei
wird das Prinzip angewandt, eine strikte Arbeitsteilung in der SW-Produktion
einzuhalten: Hier die Informatiker, die ihr Fachwissen in modulare
Algorithmen-"Lego"-Baukästen verpacken, und dort die Anwendungs-Experten,
die mit diesen Baukästen Problemlösungen stricken. Diese
Baukästen sind nicht einfach "dumme" Libraries, wie in der heutigen
SW-Produktion, sondern autonome Module, sog. Inter-Aktoren, die
ihre eigene Datenstruktur- und interne Zustands-verwaltung machen. Das Fehlen
derselben ist eine Hauptursache der Kompliziertheit heutiger SW, z.B. bei C, was
den Einsatz von Informatikern zwingend erforderlich macht. Die integrierte
Datenstrukturverwaltung war eines der schlagenden Argumente bei früheren
Minicomputer-SW-Systemen wie APL und MUMPS, die zu ihrer Zeit auch
entsprechend erfolgreich waren, oder heutigen Systemen wie Mathematica.
Wenn diese Basis installiert ist, ist es nicht mehr weit zu halbintelligenten
Prozessoren, die wie Agenten funktionieren, d.h. auch quasi-autonom
handeln können, und eine Kenntnis ihrer internen Zustände haben, womit
sie eine Selbst-Auskunft über ihre Fähigkeiten und eine
Selbst-Diagnostik im Problemfall liefern können. Dies sind alles
wesentliche Voraussetzungen, um SW-Toolsets in die Hände von
nicht-Informatik Fachexperten zu geben.
Das LPL System basiert auf einem extrem einfachen
incrementellen Interpreter mit integrierter interaktiver User-Shell, der
TLSI-Maschine. Der TLSI ist eine leicht modifizierte
Java-Maschine, oder umgekehrt. Alles weitere ergibt sich daraus, daß man
die Dinge so einfach und transparent macht, wie möglich. Zum Beispiel,
daß jegliche Konfiguration des Systems, wie Menu-Layouts, Keybindings,
Hilfstexte, Display-Konventionen, etc. in lesbare ASCII-Textfiles auslagert
sind, die jederzeit vor Ort mit einem beliebigen Editor zu modifizieren sind.
Dadurch erübrigen sich spezielle "nationalized" Versions eines Programmes,
weil alle National-Versionen eines Programms einfach durch Auswahl der
geeigneten ASCII (oder Unicode) Text-Datei vor Ort einzustellen sind. In
Informatik-Sprechweise ist die TLSI-Lego User-Schnittstelle eine Kombination von
EUPL (End User Programming Language) und UIL (User Interface Language). Auf den
obengenannten Prinzipien baut das LPL-System auf, das 1985 eines der ersten
hypertext-integrierten Entwicklungssysteme war, und mit seinen 6 MB Source und
10.000 Routinen einen Beweis für die Leistungsfähigkeit des Konzepts
bietet. Das LPL System erlaubt aufgrund der Einfachheit des incrementellen
Interpreters extrem schnelle Turnaround-Zeiten zwischen Coding und Debugging,
und über das Hypertext-System eine ebenso schnelle wie effiziente
Library-Verwaltung, und damit ermöglicht es eine durchgängige NR
Arbeitsweise. In ca. 10 Jahren Erfahrung ab 1984 wurden in der Arbeit mit dem
LPL System die Prinzipien der technologischen Anwendung der NR (Technological
Ars Memoriae) empirisch gefunden, und dann ab ca. 1994 in theoretischer
Forschung weiter aufgearbeitet.
2. Das Pyramidale Buch: Wissensnavigation als "moderne Kunst der Perspektive"
Das
Pyramidale
Buch
[138]
ist eine
Design-Methode zur Implementation der
Wissensnavigation in
Hypermediasystemen, die von allgemeinen Grundsätzen der
Perspektive abgeleitet und weiterentwickelt ist, und die insbesondere die
dynamischen Faktoren heutiger MM-Systeme berücksichtigt.
Die
Pyramide wird im vorliegenden Kontext als
Design-Metapher verwendet, also als bildliche Darstellung der
verschiedenen verwendeten Prinzipien. Die
Pyramide ist ein uraltes
Menschheitssymbol hierarchischer Systeme, und eignet sich damit gut zur
Darstellung der Anforderungen und Notwendigkeiten des Designs von
Wissensnavigation in
Hypermediasystemen,
[139] die ja
(multi-) hierarchische Text- und Medien- Verbindungs-Strukturen darstellen. Sie
bietet eine geeignete Visualisation der immer breiter werdenden Datenbasis, mit
der wir konfrontiert werden, je tiefer wir in die Details einsteigen, etwa im
Fan-Out der Hypertext-Links. Weiterhin eignet sie sich auch als Metapher
für subtilere Aspekte der Wissensnavigation, wie etwa der Dynamik, und der
menschlichen
Aufmerksamkeits- und
Gedächtnisfaktoren. Die
Verbindung zwischen der
Pyramide und der
Perspektive in der
Wissensnavigation von
Hypermediasystemen, ist leicht zu erkennen:
Der Benutzer ist immer an der Spitze der Hierarchie der
Darstellungsvorgänge, und befindet sich somit in dem virtuellen
Perspektiven-Schnittpunkt des Systems.
Die besondere Möglichkeit des
Pyramidalen Buches,
wie hier implementiert, ist die transparente Darstellung sowohl im Drucktext,
wie auch im Hypertext, was die Vorteile beider Medien verbindet. Ebenfalls eine
besondere hier implementierte Möglichkeit ist die multi-perspektivische
Darstellung. D.h. auf die Metapher der Pyramide angewandt: Es erlaubt
"mehrdimensionale" Pyramiden mit
mehreren Spitzen und
einem
Hauptkörper. Denn es hat sich in der Hypertext-Praxis gezeigt,
daß die
Wissensnavigation in Hypermediasystemen nicht
funktioniert, wenn sie in WWW-Manier (World Wide Spaghetti
Bowl)
[140] implementiert ist. Das System
muß eine systematische Struktur von multihierarchischen Zugangspfaden
bieten, die untereinander wiederum in systematischer Verbindung stehen. Das
bedeutet letztlich, daß eine Meta-Hierarchie benötigt wird, in der
alle anderen Hierarchien eingebettet sind. Die Pyramide bietet sich aus diesen
Gründen als geeignete Design-Metapher an.
2.1. Das kritische Verhältnis von
Überblick und Einblick
Ein Hauptthema des Designs der Wissensdarstellung und
-Vermittlung ist das Verhältnis von Überblick und
Einblick. Mit einer kurzen Formel können wir sagen:
Durchblick ergibt sich aus der richtigen Mischung
von Überblick und Einblick
Das deutsche Wort
Durchblick übersetzt sich
auf Lateinisch mit
Perspektive, und so können wir
multimediale
Wissensnavigation als eine "
moderne Kunst der
Perspektive" bezeichnen. Sie können sich vorstellen, daß
hinter dieser Faustformel tiefgreifende Infrastruktur-Problematiken des Wissens
und seiner Darstellung stehen, und daß es möglicherweise eine
entscheidende Zukunftsfrage für uns sein wird, wie Wissensnavigation in den
neuen Hypermedia installiert werden wird, wie leicht und praktisch, und wie
offen und zugänglich sie sein wird. An praktikablen Lösungen wird
überall gearbeitet, ich erinnere nur an das bekannte "Information Seeking
Mantra" von Ben Shneiderman:
[141] "Overview
first, zoom and filter, then details on demand". Hier wird das prekäre
Verhältnis von
Überblick und
Einblick
unter Berücksichtigung des Einsatzes multimedialer Mittel angesprochen. In
der Wissensnavigation versucht man, sich zuerst
Überblicke zu
schaffen, und relevantes Material dann möglichst effizient zum genaueren
Einblick darzubieten.
2.2. Der Computer als Camera
Obscura
Eine entscheidende Beschränkung in unserem Unterfangen,
möglichst weite Überblicke zu erhalten, ist ein Problem
der verfügbaren Computertechnologie: die minimale Darstellungsfläche
eines Bildschirms. Wir haben, um in Analogie zur alten optischen Technologie zu
sprechen, auf heutigen Computern nur ein winziges Guckloch zur Verfügung,
vergleichbar mit einer Camera Obscura, das uns vielleicht
Einblicke erlaubt, aber für breite, panoramische
Überblicke, also das, was wir umgangssprachlich mit
Perspektive verbinden, denkbar ungeeignet ist.
2.3. Durchblick ist Überblick und
Einblick im rechten Augenblick
Eine witere essentielle Komponente des
Durchblicks ist der
Augenblick, d.h. die
Zeitkomponente.
[142] Es ist von
entscheidender Wichtigkeit, wie schnell wir auf die verschiedenen Ebenen
zugreifen, und zwischen ihnen navigieren können, und natürlich, wie
schnell wir das gebotene Material aufnehmen und verstehen können. Darum
läßt sich unsere Faustformel unter Zusatz der Zeitkomponente so
fassen:
Durchblick ergibt sich aus der optimalen
Abstimmung von Überblick und Einblick im kritischen
Augenblick
Zeit ist heute die knappste und wertvollste Ressource
der westlichen post-industriellen Welt, und die knappe Stunde für einen
Vortrag (oder ca. 20 Seiten für einen Übersichtsartikel) wie diesen
reicht bei weitem nicht aus, um alle Zusammenhänge ausführlich zu
erläutern. Damit kann ich Ihnen lediglich einen groben
Überblick
vermitteln. Aber wenn ich damit erfolgreich bin, und Ihr Interesse
wecke, dann muß ich Sie enttäuscht zurücklassen, denn zum
wirklichen
Durchblick fehlt der genauere
Einblick.
Um die Möglichkeit zu bieten, das Material des Vortrags zu vertiefen, habe
ich es in dem
Pyramidalen Buch dargestellt. Dieses Prinzip erlaubt eine
bicompatible Darstellung eines Textes, sowohl in Papier-, also auch
HTML-Version, in der die Fußnoten und Hypertextverweise automatisch in
Hyper-Links auf die Memosys Website umgewandelt
werden.
[143]
Auf der Memosys Website liegen im WWW einige Megabytes Text,
die mit dem vorliegenden Thema zu tun haben, und dazu viele verschiedene
Einblicke geben, in vielen verschiedenen
Facetten, und aus vielen
verschiedenen
Blickwinkeln.
[144] Sie
ist der Erinnerung an die
Mnaemosynae, dem Lebenswerk von Aby Warburg,
und der Verwirklichung der "
Technological Ars Memoriae"
gewidmet.
[145]
Bei der Masse der Texte auf der Website tritt ein bekanntes
Problem auf: Das "
Lost in Hyperspace". Ganz ohne den
"
hand-holding-effect", also die Einführung und Einleitung durch
einen menschlichen Lotsen geht es wohl doch nicht. Das möchte ich Ihnen mit
dem Vortrag geben: So etwas wie eine
master navigation chart, eine
Darstellung der wichtigsten
topographischen Gegebenheiten, oder, wie ich
es mit einem anderen Begriff nenne:
The Architectonics and Tensegrity
Structures of Hypertext Node
Networks.
[146]
2.5. The Architectonics and Tensegrity
Structures of Hypertext Node Networks
Tensegrity, eine Abkürzung für
Tensional Integrity, wurde von Buckminster Fuller als
Designprinzip für die Architektur freitragender Gebäude entwickelt. In
der Architektur wird die optimale Balance der Faktoren von Materialstärke
und Flexibilität mit den Belastungen der Schwerkraft und der Elemente
angestrebt. Die Tensional Integrity des
Informationsdesigns überträgt diese Prinzipien auf die
Spannungsparameter der menschlichen Aufmerksamkeit, der Aufnahmefähigkeit,
und des Gedächtnisses (bzw. Vergessens), sowie der
Unterstützungs- und Ballastfaktoren der technischen
Hilfsmittel.
Die
Pyramide ist gleichfalls auch ein Symbol für
die ungeheure Masse und Tiefe des menschlichen Wissens, das wir uns in den
vergangenen Jahrtausenden angehäuft haben.
Die Schrift stellt
nämlich einen erheblichen Ballastfaktor des Wissens
dar,
[147] wie auch Platon schon vor 2500
Jahren in Phaidros vorausgesagt hatte, und wir bekommen heute "das dicke Ende"
der Entwicklung mit ihrem vollen
Revenge-Effekt zu
spüren.
[148] Die in allen Bibliotheken
und Archiven gelagerte ungeheure Zahl von Büchern und anderen Schriftwerken
erzeugt eher
das Gegenteil von Wissen: nämlich den
"Nadel-im-Heuhaufen-Effekt": Das Material existiert zwar irgendwo in einer
Bibliothek, in irgendeinem Konferenzband, aber es ist in vielen Fällen
praktisch unmöglich geworden, es auch zu finden, und wenn es gefunden wird,
ist es aussichtslos, es alles lesen zu
wollen.
[149] Damit können wir
feststellen, daß
die Architektonik des menschlichen Wissens seit
ca. 100 Jahren in eine bedenkliche Schieflage geraten ist.
3. Die Kunst der Perspektive und die Eröffnung neuer Denk-Potentiale:
die Cyber-Equivalency
Mit dieser Perspektive möchte ich meinen Vortrag an einen
Aufsatz von Hermann Maurer und Patricia Carlson von 1992 anschließen:
"Computer Visualization..." (abgekürzt
CV).
[150] Der Artikel beschreibt eine
hochgradig geordnete Visualisation, und ich möchte dies als
Perspektive
im allgemeinen Sinne einführen.
[151]
M.E. liegen die Kernthemen von CV in diesen zwei Punkten:
1) die Cyber-Equivalency, und dem Satz:
2) "store and communicate knowledge as a mixture of sound
and animated pictures, ... improving the transfer of knowledge from one
person to another" (S. 114-115).
CV diskutiert die Möglichkeit, mit Multimediatechnologie
ein
kybernetisches Ersatzorgan (ie. eine
Prothese) zu
konstruieren, mit dem wir auf eine neue Weise dynamische Bilder projizieren
können, um über den Sehsinn direktere, tiefere und abstraktere Ebenen
des Verstehens anzusprechen. Dies war bisher nur sehr umständlich durch
Sprechen und Hören, über Worte und Konzepte möglich, und
über das seit 5000 Jahren herangewachsene kybernetische Ersatzorgan der
Schrift, das unsere bestehende Kultur geprägt
hat.
[152] Was CV anspricht, ist m.E. eine
neue Form der Mathematik, die dynamische Symbolismen anwendet, und die sich von
den Beschränkungen der alphabetisch geprägten Drucktechnik losgemacht
hat. Wir finden heute Ansätze zu solch neuen Formen der Mathematik z.b. in
dem Programm
Mathematica.
3.1. Das Tieferlegen der Fundamente des
Wissens
Je höher der Turm sein soll, von dem wir schauen wollen,
desto tiefer und solider müssen seine Fundamente
sein.
[153] Ich möchte hier ein
Tieferlegen der Fundamente zur geplanten Betrachtung der
Cyber-Equivalency machen, mit dem o.g. Ziel: "
improving the transfer
of knowledge from one person to another". Es betrifft die Natur des Wissens:
Was ist Wissen, wie wird es repräsentiert, und wie wird es zwischen
Wissensträgern übertragen? Diese Frage findet in Abhängigkeit
von der Epoche, und der Kultur, in der es definiert wird, jeweils andere
Antworten. Es ist heute offensichtlich, daß der anstehende Epochenwandel
ja die fundamentalen Definitionen des Wissens angreift, die hochgradig
interdependent sind mit dem Haupt-Wissensträger, der (Alphabet-) Schrift,
den Büchern, und den Bibliotheken. Dies wird auch in CV diskutiert, und es
gibt mittlerweile dazu eine umfangreiche Literatur, die das bis ins Detail
ausformuliert.
[154] Die neue Perspektive, die
ich aufzeigen möchte, ist die
Re-Definition des Wissens. Heute dreht
es sich vor allem um die Ablösung des konventionellen
Faktenwissens
durch
Prozesswissen, also neue, dynamische Formen des Wissens. Der
dynamische Begriff des Wissens meint
Wissen in Aktion, also in der
Handlung. Er ist zu unterscheiden von einem unsauberen Begriff des
Wissen, der heute sehr oft in der Presse zu finden ist, wie etwa: "Die Menge des
Weltwissens verdoppelt sich jährlich". Die irreführende Tendenz bei
diesem Gebrauch liegt darin, daß irgendjemand das Wissen
für seine
Handlungen präsent,
in seinem eigenen Gedächtnis haben
muß. Irgendwelche Daten und Fakten, die in irgendeiner Bibliothek liegen,
für die wir keine Zeit haben, sie zu lesen und zu verstehen, sind leider
kein
Wissen, das für unsere Handlungen nutzbar ist. Sie sind
schlicht und einfach
Daten.
[155]
3.2. Pattern Transmission Classes als
abstrakteste Formulierung von Wissen
Aus Platz- und Zeitmangel müssen die Themen dieses
Unterpunkts stark verkürzt dargestellt werden. Für ausführlichere
Darstellungen verweise ich auf die
Sekundärliteratur.
[156] Unter der
Perspektive der
Pattern Transmission lassen sich
Wissen,
Gedächtnis, und
Leben als äquivalente Phänomene
darstellen. Das Wort
Pattern wird als Terminus Technicus verwendet, wie
es von G. Bateson definiert wurde.
[157]
3.3. Phylogenetische und Ontogenetische
Pattern Transmission
Wir können grob unterscheiden zwischen
phylogenetischer (über DNS, RNS) und
ontogenetischer
(Verhaltensmuster, Kultur)
Pattern Transmission. Leben ist definiert als
phylogenetische Pattern Transmission in thermodynamisch offenen
Systemen, bei der die
Patterns der organismischen
Fließgleichgewichte (also Körperstrukturen, Metabolismus) gegen die
zerstörerische Tendenz der Entropie über die Zeit (diachron)
transportiert werden. Zwar sterben die Träger der Muster (die Körper
der Organismen), aber über den genetischen Mechanismus ist dafür
gesorgt, daß die jeweils nächste Generation wieder in der
Ähnlichkeit der Eltern-Generation geboren wird. Die Gene können als
das
molekulare Gedächtnis (
memory) der Biosphäre
angesehen werden.
[158] Ontogenetische
Pattern Transmission betrifft nicht-genetisch übertragene
Verhaltensmuster. Im engeren Sinne sprechen wir bei Tieren und Menschen
von individuellem
Gedächtnis, bei der die
Pattern
Transmission über den Lebenslauf der Individuen stattfindet. Wie oben
schon gesagt, ist
Wissen das, was in einem
allgemein definierten
Gedächtnis aufbewahrt wird, um es für
zukünftige
Handlungen zu nutzen. Es beinhaltet also
Antizipation, denn wenn man
nicht die Erfordernisse der Zukunft im Blick hätte, gäbe es keinen
Grund, Wissen zu sammeln.
[159] Es ist in der
Terminologie wichtig, Anthropomorphismen zu vermeiden. Im weiteren Sinne spricht
man vom
kulturellen Gedächtnis, wenn eine
nicht-genetische
Übertragung von Wissen zwischen den Generationen (diachron)
stattfindet.
Wissen wird in allen Kulturen dadurch definiert, was eine
Kultur an
Wissenswertem, also
Bewahrenswertem,
überträgt. Umgekehrt bestimmt dieser Fundus an
Bewahrenswertem
auch eine Kultur im hohen Maße,
was sie
wie
überträgt.
3.4. Die kosmische Perspektive der
Pattern Transmission Classes
Somit sind
ontogenetische Verhaltensmuster
(Protokultur, Kultur) eine spezielle Unterklasse von Pattern Transmissionen in
der Biosphäre, deren tragende Hauptklasse die
phylogenetischen
Patterns sind. Ohne die Konstanz der genetischen Patterns gäbe es keine
Transmission der Verhaltensmuster. Der jeweilig entwicklungsmäßig auf
ältere Klassen aufsetzende Aufbau der verschiedenen Musterklassen
läßt sich in einer Pyramidendarstellung sehr gut darstellen, wobei
zusätzlich noch eine der perspektivischen Darstellung ähnliche
temporale Verdichtung durch die logarithmische Skalierung in Schritten von
5*10
n möglich ist.
[160] Der
Faktor 10 entspricht auch ungefähr einer Akzelerationsrate der
Veränderungen (der Dynamik) zwischen den Klassen. Das folgende Diagramm
gibt eine Übersicht über die Pattern-Transmissionsklassen des Kosmos
und der Biosphäre.
[161]
Fig. 2: A temporal perspective view of Pattern
Transmission Classes
4. Die Neuaufnahme der Cyber-Equivalency als Neuronal Resonance (NR)
Ich möchte jetzt versuchen, eine Neuaufnahme der
Cyber-Equivalency zu machen. Das Kernthema von CV war (S. 114-115):
"store and communicate knowledge as a mixture of sound and animated pictures,
eliminating reading and writing as we know it, and improving the transfer of
knowledge from one person to another...". Unter dem Titel Hyper- und
Multi-Media wird heute vielerorts an der Verwirklichung dieser und
ähnlicher Ideen gearbeitet. Ich bin sicher, daß Sie alle mehr
Bücher und Konferenzpapers dazu kennen als ich. Wir erleben hier die
Schritte zur Realisation einer alten Menschheitsidee, und Kim Veltman
(1986-1999) beschreibt in seinen Arbeiten sehr ähnliche Ideen als:
"navigation of knowledge spaces". (Siehe CV, S. 113).
In der Sektion 2 von CV: "Implications of the absence of an
organ for generating visual signals" wird genauer auf die notwendige Art der
Visualisation eingegangen, das, was die Autoren "abstract movies" (113),
"pictorial abstraction" (112), und "rhetoric of animated pictures" (115) nennen.
Diese Kenntnisse und Fertigkeiten scheinen aber in unserer
(christlich-abendländischen) Kultur noch recht wenig verbreitet zu sein
(wie das allgemeine Unverständnis der abstrakten Malerei dokumentiert). Die
weitere Ausarbeitung der
Cyber-Equivalency würde es erfordern, sich
mit den Einzelheiten der hochgradigen Ordnung dieser Rhetorik zu
beschäftigen. Unter der alten Bezeichnung des
Trivium gab es eine
ausführliche Gliederung von Kommunikationsfiguren und -Modi,
zusützlich zur "Rhetorik" auch eine "Grammatik" und eine "Dialektik", die
die "animated pictures" erhalten
müßten.
[162] Besonders die
McLuhan-Schule hat die fundamentalen Denk- und Wahrnehmungsunterschiede
herausgearbeitet, die infolge der Alphabetisierung die griechische Kultur, und
damit das europäische Abendland geprägt haben. Das Alphabet hat eine
wesentliche Abwendung von der Orientierung über den Hörsinn bewirkt,
wie er für Oralkulturen typisch ist, und umgekehrt eine viel stärkere
Betonung visueller Aspekte bewirkt.
[163]
Als Basis für die weitere Diskussion soll in diesem
Kapitel der Zentralbegriff der
Neuronalen Resonanz (NR)
erläutert werden. NR ist, allgemein gesprochen, eine Dynamik- und
Zeit-orientierte Darstellung der neuronalen Prozesse in und zwischen Organismen.
Die ursprüngliche physikalische Bedeutung des Wortes
Resonanz
meint das passive (Mit-) Schwingen elastischer Materialien bei Einwirkung eines
Schall-Ereignisses.
[164] Bei Organismen ist
natürlich eine aktive Reaktion auf äußere Einwirkungen gegeben,
also müßte man korrekter von
Schwingungsmustern in Systemen von
gekoppelten Oszillatoren mit wechselseitiger Erregung
sprechen. Dies ist aber eine recht unhandliche Formulierung, und deshalb bleibt
NR als Terminus Technicus.
[165]
4.1. Die Neuronale Infrastruktur
Die Prozesse unserer Neuronalen Infrastruktur basieren auf
Pulsfrequenzen der elektrischen neuronalen Aktionspotentiale. Das Gehirn
befindet sich in ständiger neuronaler Aktivität, und seine Struktur,
die synaptischen Verbindungen seiner Neuronen untereinander, ist in
ständiger Veränderung. Während die Welt des Erlebens ihre
charakteristischen sinnlichen Qualitäten (Qualia) aufweist, ist die
Arbeitsweise des neuronalen Systems digital, die oben genannten Pulsfrequenzen
der Aktionspotentiale. Über große Gehirnareale visualisiert, bilden
diese Potentiale charakteristische Aktivationsmuster, bestehend aus
Oszillationsfeldern und logischen
Relations-Strukturen von
Neuronalen Assemblies, die formal als gekoppelte dynamische Systeme und
Neuronale Attraktoren behandelt werden, und deren Funktion durch ihre
Raum-Zeit-Dynamik bestimmt
ist.
[166]
Damit ist das
Raum-Zeit-Pattern auch die "Infrastruktur" der neuronalen
Prozesse in unseren Gehirnen,
unterhalb, und einige Millisekunden
bevor sie in unserem Normalbewußtsein als
Phänomene und
Noumena (Denk-Dinge)
erscheinen.
[167]
4.2. NR und die Kommunikation der
Organismen
Wenn Organismen in Kommunikation stehen, stehen ihre
Nervensysteme in einem wechselseitigen Stimulationsprozess. Wenn man die
neuronalen Potentiale während eines solchen Kommunikationsprozesses
mißt, kann man eine Frequenz-Synchronisation feststellen. In Analogie zu
klanglichen Phänomenen läßt sich daher
Kommunikation als
ein
neuronales Resonanz-Phänomen auffassen. Es lassen sich
Einschwing- und Ausschwing-Phasen und
Periodizitäten, also
Rhythmen,
feststellen.
[168]
Dieses Grundprinzip aller Kommunikation wird hier die
Neuronale Resonanz
NR
genannt.
[169]
Je komplexer das Nervensystem der Tiere ist, desto flexibler
werden ihre Verhaltensmuster. Bei niederen Tieren ist das Verhalten weitgehend
genetisch programmiert. Seit Ende der Saurierzeit vor ca. 50 Mio Jahren,
verbreiteten sich Vögel und Säugetiere über die Erde. Bei ihnen
kann man erstmals von transgenerationaler Übertragung von
ontogenetischen Verhaltensmusterkomlexen über NR sprechen, also
zwischen der Eltern-Generation und den Jungen, wesentlich über die
Brutpflege, oder über
Herdenverhalten.
[170]
Ein Haupteffekt der NR ist in der Biologie auch als
Prägung bekannt,
mit der sich Jungtiere an die Verhaltensmuster ihrer Eltern oder älterer
Herdenmitglieder anpassen.
[171] Dies ist der
Mechanismus der
Transmission ontogenetischer Muster unabhängig und
parallel zur genetischen
Transmission.
[172]
Menschliche Kultur entstand auf der Basis der
Neuronalen Resonanz. Von
allen Tieren unterschieden und spezifisch menschlich sind die
Transmissionsformen, die mit
Symbolik und
Sprache, und
abstrakten Formalsystemen in Verbindung
stehen.
[173]
Es ist
aber zu betonen, daß die beim Menschen hinzukommenden Faktoren keine neuen
Funktionsweisen der Neuronen sind, sondern ihre Organisation, Komplexität
der Verschaltung, und ihre Anzahl.
4.3. NR: die unbewußte
Hintergrund-Hülle der Kommunikation
NR-Effekte sind uns allen wohlbekannt und geläufig, wenn
auch nicht unter diesem Namen. Die NR umgibt uns omnipräsent, so wie der
Fisch vom Wasser umgeben ist.
[174] NR ist die
unbewußte Hintergrund-Hülle aller Kommunikation, und es ist auch das
Prinzip, nach dem alle unsere motorischen Fähigkeiten installiert werden.
Vor allem unsere Kids kennen die hypnotischen Effekte der Computer-Ballerspiele
mit den Split-Second-Reaktionszyklen, und sie sind nicht selten süchtig
darauf. Die profitmaximierende Industrie hat tausenderlei solcher NR-Effekte in
die Computerspiele, und die Spielcasino-Automaten eingebaut, um über den
Nervenkitzel, und die endorphinen Reaktionen der Spieler, ihren Verdienst zu
maximieren. Gleichfalls finden wir intensive Verwendung von NR-Effekten in
vielen Arten von realem Kriegsgerät des Militärs. Hier wie dort wird
nicht gerne an die große Glocke gehängt, was das Geheimnis ihres
Einsatzes ist. Denn hier entscheidet man damit die Kriege, dort erkämpft
man sich damit die Marktanteile. Sehen wir uns weiter um, so ist die Werbung
ebenfalls ein dankbarer Anwender von NR-Effekten. In der Kunsttheorie nennen wir
es auch
Empathische Projektion,
Induktion oder
Evokation.
NR ist ein Teilbereich dessen, was in einer früheren
Epoche als
psychae bekannt war, nach Aristoteles
das Prinzip der
Bewegung, das allem Lebendigen
innewohnt.
[175] Im nachfolgenden christlichen
Zeitalter verlor sich aber dieser Zusammenhang, und die heutige Bedeutung von
"Seele" entspricht nicht mehr der antiken Vorstellung. Durch die christliche
Verbindung von
Unsterblichkeit mit dem Seelenbegriff ist eine
Verschiebung auf das Zeitlose, und statische, unwandelbare Aspekte,
eingetreten.
4.4. Ein Gedankenexperiment zur NR
Kommunikation
NR Kommunikation ist in der Psychologie als
Gestik,
Mimik, und
Körpersprache bekannt. Um eine bessere Vorstellung
von der NR zu bekommen, möchte ich Sie bitten, mit mir ein
Gedankenexperiment zu machen. Stellen Sie sich vor, Sie sind Anthropologe und
Sie besuchen für einige Monate einen bisher völlig unbekannten fremden
Stamm, und Sie verstehen gegenseitig kein Wort der anderen Sprache. Während
Sie mit diesem Stamm leben, werden Sie Experte für NR Kommunikation. Da Sie
nicht wissen,
WAS die Menschen sprechen, hören und sehen Sie umso
genauer hin,
WIE sie sprechen, gestikulieren, was sie mit ihrer
Körpersprache ausdrücken, und Sie erfahren, wieviel Kommunikation
stattfindet, bevor, und neben den
Worten.
[176] Wir stellen fest, das jeder von
uns einmal ein solcher Anthropologe war, denn als Babies kommen wir in genau
eine solche Welt eines völlig unbekannten fremden Stammes. Und auf Basis
der NR lernen wir sehr schnell, in etwa einem Jahr, die Grundelemente ihrer
Sprache. Wir kommunizieren unser ganzes Leben weiterhin unaufhörlich auf
der NR-Ebene, aber diese Effekte sind größtenteils so tief in unsere
automatischen Reflexe eingegangen, daß wir fast vollständig die
bewußte Erfahrung davon verloren
haben.
[177]
4.5. NR und der Antagonismus von
Intellekt und Charisma
NR-Effekte sind also überall verbreitet, nur in einem
gesellschaftlichen Bereich sind sie unterrepräsentiert: der Wissenschaft,
und der Forschung, sowie den daran angegliederten Ausbildungs-Sektoren,
allgemeiner gesprochen, in den intellektuellen Subkulturen. Dies ist die
tragischer Aspekt unserer 5000-jährigen Schriftkultur. Ludwig Klages hat in
seinem umfangreichen Werk "Der Geist als Widersacher der Seele" eine Analyse
versucht,
[178] aber er hat m.E. die
wesentlichen Faktoren falsch interpretiert. Ich möchte das unter dem
NR-Paradigma neu formulieren. Der korrektere Titel wäre: "Der Antagonismus
von Intellekt und Charisma". Wir nennen Menschen, die eine besondere Begabung
haben, über NR-Kommunikation ihre Mitmenschen zu beeinflussen,
charismatisch. In den letzten Jahrtausenden hat es eine gravierende
Auseinanderentwicklung zweier Subkulturen gegeben, die man in Variation des C.P.
Snow'schen Themas "Intellektuell" und "Charismatisch", bzw. "Introvertiert" und
"Extrovertiert" nennen kann.
[179] Menschen
mit Charisma werden in ihrer beruflichen Laufbahn bevorzugt Politiker, Soldaten,
Mannschafts-Sportler, Schauspieler, oder gehen in ähnliche Felder, wo sie
ihre Fähigkeiten im Direktkontakt mit anderen Menschen mit maximalen Effekt
einsetzen können. Sie sind meist stolz darauf, nichts von Bildung zu
verstehen. Mehr introvertierte, intellektuell und technisch veranlagte Menschen
wenden sich wissenschaftlichen und technischen Tätigkeiten zu. Die
Auseinanderentwicklung von Intellekt und Charisma nahm wahrscheinlich in der
Ursprüngen der Zivilisation in Mesopotamien und Ägypten ihren Anfang.
Charismatiker sind geborene Menschenführer, und Aristokratie als
Kulturtradition besteht in der Weitergabe von Wissen und Fähigkeiten des
Charisma in den Familien. Aus dieser Gruppe rekrutierte sich Adel und
Königtum. Es ist diesem erlauchten Kreis natürlich wichtig, daß
er von unerwünschten Konkurrenten freigehalten wird, und so entstand das
abgeschottete Adels-System, das sich bis 1918 in Europa an der Macht gehalten
hat.
Den Charismatikern fehlen aber meist die Talente
weitreichender und tiefgreifender Organisation, um dauerhafte Herrschaften
aufzubauen. Dazu brauchten sie die Intellektuellen, als Priester,
Wissenschaftler und Verwalter, und Bürokraten. Die Herrschaftsgeschichte
der Zivilisationen seit ca. -3000 war eine etwas instabile Allianz von
Charismatikern und Intellektuellen, weil letztere zwar als Juniorpartner zur
Ausübung der Macht nötig waren, sie aber keinesfalls übernehmen
durften.
[180] Es erwies sich für die
Arbeitsteilung der Herrschaft als sehr förderlich, daß die Erfindung
der Schrift eine Tendenz der Intellektuellen sehr verstärkte: die
körperliche Immobilität, die für Lesen und Schreiben nötig
war, führte zu einer Verkümmerung der NR-Fähigkeiten, auf denen
Charisma beruht. Jeder von uns hat es selber erlebt: In einem eisernen Training
wird jeder jungen Generation, wenn sie in die Schulen kommt, erst einmal das
oberste Gebot dieser Schriftkultur beigebracht: Das
Stille Sitzen.
Denn nur im
Stillen Sitzen kann man
Lesen und Schreiben.
Diese Stillegung des Körpers hat einen ausgeprägten Anti-NR
Effekt.
[181] Und so finden wir in unserem
Bildungs- und Wissenschafts-System überall den altehrwürdigen,
staubgeschwängerten Geist stiller Bibliotheken, langsamer,
würdevoller, abgemessener Bewegungen, der ehrfürchtigen Stille, oder
wie es die Spontis vor 30 Jahren sagten:
Unter den Talaren, den Muff von
Tausend Jahren. Wie oben angedeutet, sind es sogar 5000 Jahre,
nämlich der Schriftkultur der Menschheit, die sich hier zu einem
pyramidalen Krustenpanzer vergleichbar mit dem Ausmaß und dem Gewicht der
Cheopspyramide angesammelt haben: Die
Jahrtausende alten Institutionen und
Rituale unserer Schriftkultur.
Über die Jahrtausende hatten sich entgegengesetzte
Auslesesysteme für die Aristokratie und die Intellektuellen etabliert. Das
an der Schrift orientierte Wissenschaftssystem verlor weitgehend die
Berührung zu den Faktoren der Dynamik, und wuchs durch Anhäufung des
Materials. Aber wie bekannt, fiel nach 1918 der aristokratische Gesellschaftspol
weitgehend weg, und seitdem befinden sich die Gesellschaftssysteme, die sich
nach europäischen Muster ausgerichtet haben, in Imbalance. Denn die
Techniken des Charisma werden heute auf sehr niedriger Ebene von Menschen
eingesetzt, deren Schulung in Führungsqualitäten gravierende ethische
und moralische Lücken hat.
[182] Der
"unaufhaltsame" Aufstieg von Führer-Persönlichkeiten des 20. Jh., wie
etwa Adolf Hitler zeigt, daß der Charisma-Faktor durch Verstärkung
der Massen-Medien eine unerhörte Sprengkraft besitzt, gegen die das starre
und statische Instrumentarium der Intellektuellen keinerlei Handhabe bietet. Der
Faschismus ist ein Anzeichen eines großen Wiederaufschwungs von
NR-Technologien, und wird auch weiterhin eine sehr ernstzunehmende Kraft sein.
Man bedenke, daß schon die wirbelwindartigen Erfolge im Jihad der Araber
zwischen 600 und 1200 auf NR-Technologien
beruhte.
[183] Der Romanzyklus von Frank
Herbert: "Dune", ist ein sehr präzise in die Zukunft fortgeschriebenes
NR-Drama.
4.6. NR: ein altbekanntes Phänomen,
das wie Proteus unter vielen Namen und Verkleidungen
existiert
Das Verhältnis von verbaler Kommunikation und NR ist
analog etwa so wie das von den Wellen an der Oberfläche, zu dem gesamten
Wasserkörper des Meeres. Alle Organismen der Biosphäre sind seit dem
Anbeginn in eine Sphäre von unendlicher Interaktion eingebunden, die
Semiosphäre. Die gründliche Erforschung aller dieser Bereiche
ist noch recht rudimentär, erstens weil das Gebiet ungeheuer groß
ist, zweitens, weil es in bisher unausgelotete Tiefen des Un(ter)bewußten
hineinreicht. Daher ist es z.B. ein Arbeitsfeld der
Ethnopsychoanalyse.
[184]
Da NR ein dynamisches Phänomen ist, ist ihre Kenntnis und
Anwendungen ungefähr umgekehrt proportional zu der Durchdringung der
westlichen Kulturen durch statische Aufzeichnungsverfahren, wie der Schrift. Das
heißt, sie ist bei uns schlicht vergessen worden. Und so existierten
weitere und tiefere Kenntnisse in früheren, und heutigen, sog. "primitiven"
Kulturen, die aber durch die rasch fortschreitende Zivilisierung der Welt
(Globalisierung) vom Aussterben bedroht sind. Dies betrifft besonders Kenntnisse
"ungewöhnlicher" NR-Effekte, die mit sog. "alternate states of
consciousness" verbunden sind. In heutiger wissenschaftlicher Sicht sind diese
Phänomene mit Endorphin-Ausschüttung und anderen besonderen
gehirnchemischen Zuständen
verbunden.
[185] Wohlbekannt sind auch bei uns
die Epilepsie-Anfälle, die durch Stroboskop-Lichter und bei
Techno-Veranstaltungen auftreten können. In der Ethnologie kennt man
Trance-Effekte, wie z.B. Schamanismus, Umbanda, Macumba, Condomblé, oder
andere okkulte Effekte.
Das am besten bekannte und verbreitetste NR-Phänomen ist
der sexuelle Akt. Im Westen ist NR auch oft bei Sportarten zu finden, die mit
Erlebnissen von High-Effekten verbunden sind, z.B. bei Skifahren, Motorsport,
Surfen. Generell ist NR immer involviert, wenn lange Sequenzen schneller
Reiz-Reaktionsmuster erzeugt werden, etwa auch beim
Tanzen,
Theater, und
Akrobatik. NR ist nicht nur ein Phänomen der
Interaktion von Organismen, sondern entsteht auch, wenn mit elastischen,
reaktionsfähigen Materialien unter Einsatz von Muskelkraft gearbeitet wird.
Die meisten Waffen und Geräte vor der Industrialisierung hatten solche
Eigenschaften.
[186] Das
Militär
ist daher starker Anwender von NR-Techniken, über die es
verständlicherweise recht wenig öffentlich zugängliche Literatur
gibt.
[187] Früher war auch die
Arbeit eine Domäne von NR, aber seit der Maschinisierung ist sie
fast völlig daraus verschwunden.
[188] Im
Computerbereich werden NR-Effekte intensiv in Computer-Ballerspielen angewendet,
und die dabei entstehenden gehirnchemischen Zustände erkären das
Suchtpotential dieser Techniken. Ein aus der Presse recht bekanntes NR
Phänomen ist der "Flow" Effekt von Csikszentmihalyi (1990). Mehr dazu in
der Sekundärliteratur.
[189]
4.7. Die fremdartige Welt der
NR
Die Welt der NR ist eine sehr fremdartige Welt. Während
die heutige Neurowissenschaft noch sehr stark der statischen, strukturellen
Vorstellung verhaftet ist, und das Gehirn aus der Sicht struktureller
Verknüpfungen (der Synapsen) z.B. als "enchanted loom" bezeichnet wird (als
verzauberter Webstuhl, nach Sherrington), so ist seine Funktion in der NR
Darstellung ein dynamisches Phänomen, eine unendlich komplexe
kontrapunktische Symphonie.
[190] NR ist also
weniger eine
Sichtweise, sondern eine
Hörweise, des Gehirns
"von innen", als geöffnete "Black Box", bei denen das Gehirn
elektrodynamisch transparent gemacht wird. Als Untersuchungsmethode ist dies
heute technisch noch nicht (in dieser Vollständigkeit)
machbar.
[191] Die Barrieren liegen in der
Komplexität, und der Problematik, zeitlich und räumlich fein
auflösende Messungen der Neuronenpotentiale zu machen. Die
Aktionsfrequenzen der Neuronen liegen im hörbaren Bereich, aber um diese
"Musik" hörbar zu machen, müßte man bei einem signifikanten Teil
aller Neuronen gleichzeitig die elektrischen Potentiale aufnehmen und einen
elektro- dymanisch- magnetischen Detektor durch alle Bereiche des Gehirns
hindurchsteuern können. Die dabei anfallenden Datenmengen würden all
unsere Computer überfordern, so daß uns das noch nicht viel bringen
würde. Heutige Verfahren erlauben mit Nadel-Elektroden nur das "Anzapfen"
einzelner Neuronen, oder sehr indirekte Messungen, wie EEG, oder räumlich
und zeitlich gering auflösende Bildverfahren, wie PET und NMR.
Nichtsdestotrotz läßt sich mit der heutigen Erkenntnislage eine
solche NR-Darstellung zumindest vorstellen. Es gelingt der Neurowissenschaft nur
sehr langsam, diese fremdartige Welt, die wir so selbstverständlich und
unauffällig zwischen unseren Ohren herumtragen, auch wirklich
wissenschaftlich begreiflich zu machen. Das Gehirn ist die "last frontier" der
neuzeitlichen Wissenschaft.
4.8. Die Wiederkehr des
pythagoräischen Weltbildes
Die NR ist eine unerwartete Wiederkehr eines uralten
pythagoräischen Weltbildes, das man nach den antiken Vorstellungen in den
unendlichen Fernen jenseits des Kosmos vermutet
hatte,
[192] und das nun unter Umkehrung der
Perspektive, in unser Gehirn mit seinen ca. 1500 cm
3 projiziert wird.
Eine weitere Diskussion dazu ist im
Anhang.
[193]
4.9. NR: der direkte Zugang zu den
menschlichen neuronalen subsymbolischen Prozessen
Mit Aufkommen der Multimedia eröffnet sich die
Möglichkeit, dynamische Symbolsysteme zu realisieren. Das
revolutionäre Potential der Neuronal Resonance ist die
Möglichkeit des direkten Zugangs zu den menschlichen neuronalen
subsymbolischen Prozessen. Die heutigen neuronalen Kenntnisse erlauben
Hypothesenbildungen, die wir mit Computer-Hilfsmitteln in Modelle umsetzen und
testen können. Durch direkten Zugriff auf die neuronale Ebene kann die
gewaltige computationale Leistungsfähigkeit unserer Wahrnehmungssysteme
nutzbar gemacht werden, unter Umgehung der sehr aufwendigen und langsamen
verbal-symbolischen Ebene.
5. Neuronal Resonance und Multimedia-Technologie
5.1. Kriterien für das NR UI Design:
Rhythmus und die Rhetoric of Animated Pictures
Für unser Thema der Cyber-Equivalency finden wir
ein Kernprinzip in der "rhetoric of animated pictures". Das entsprechende
Schlüsselwort des NR UI Design ist "Rhythmus". Die Arbeitssequenz und
Arbeits-Geschwindigkeit sollte sich mit der Logik der Arbeitsgänge decken.
D.h. die Rhythmik der Arbeit soll sich in der Hierarchie der Aufgaben
reflektieren. Was oft gemacht werden muß, muß entsprechend schneller
gehen, als das, was selten gemacht wird. Vor allem ist Geschwindigkeit
essentiell, eine Latenzzeit von 1/10 sec. ist hier die Schallmauer. Man erinnere
sich, daß hierin die spezielle Attraktivität der früheren
Microcomputer lag, weil hier eine Maschine bereitstand, die ihrem Benutzer (dem
Hacker) lange Sequenzen schneller Reiz-Reaktionsmuster (das Keyboard-Hacking)
ermöglichte. Dies war ein typischer NR-Effekt. Er ging bezeichnenderweise
sofort verloren, nachdem die Mega-Corporations sich des neuen Spielzeugs
bemächtigt hatten, und die PC-SW genau zu dem wurde, was man schon von den
Mainframes gewohnt war: Komplizierte, schwerfällige, und ungelenke Monster,
die jeden Ansatz von NR zuverlässig im Keim erstickten. Die Einführung
der mausgesteuerten GUI war sozusagen die Anti-NR Geheimwaffe, da
Maus-Klicksequenzen aufgrund der vielen Hin-und Her-Bewegungen und der
aufwendigen Hand- Augenkoordination immer etwa eine Größenordnung
langsamer sind, als Keyboard-Eingaben. Man hatte damit, zur "Vereinfachung"
für die vielen Millionen "unsophisticated" Computer Users (all the rest of
us, Jerry Pournelle), eines der mächtigsten Mind-Amplification Potentiale
des PC wieder verloren. Der Verlust der NR kann als typischer
Revenge-Effekt (Tenner) angesehen werden, der mit der oberflächlich
so ungeheuer attraktiven Verbesserung des UI durch den Mac als Nebeneffekt
eingehandelt wurde. Das soll weiter unten noch ausführlicher diskutiert
werden.
5.2. Pattern Processing: Die neue
Mathematik
In CV wird auf S. 112 die
Abstraktion und
Konzeptualisation höherer Ordnung im Zusammenhang mit
Mathematik angesprochen. In der Tat ist zu erkennen, daß sich hier
neue Formen der Mathematik anbahnen, die sich von der alten Beschränkung
auf Zahlen und Quantitäten loslösen. Wie oben schon gesagt,
entwickelte sich die Mathematik seit 2300 Jahren unter den erheblichen medialen
Zwängen der dominanten (Verbal-) Schrift und der Drucktechnik, die
einseitig auf diese Schrift hin optimiert war. Mathematisches Denken weist aber
eine grundsätzliche Non-Kommensurabilität mit dem verbalen
Schriftdenken auf. So fielen die andersartigen Bedürfnisse mathematischer
Ausdrucksweise "unter den Tisch" und wurden in ein Prokrustesbett der
vorherrschenden Kommunikationsmedien
eingepreßt.
[194] Heute erleben wir mit
der Multimedia-Technologie einen gänzlich neuen Ansatz, Mathematik
darzustellen, als in der vergangenen Epoche.
Das Schlüsselwort der neuen Mathematik ist
Pattern
Processing. Z.B beschreibt John Barrow seine essentielle Bedeutung als Basis
der Mathematik. (Barrow
1998: 5-6, 57-58, 89,
190-193):
Barrow
(1998: 192):
The inevitability of pattern in any cognizable Universe means that there can
exist descriptions of all these patterns. There can even be patterns in the
collections of patterns, and so on. In order to describe these patterns, we need
a catalogue of all possible patterns. And that catalogue we call
mathematics. Its existence is not therefore a mystery: it is inevitable.
In any universe in which order of any sort exists, and hence in any
life-supporting universe, there must be pattern, and so there must be
mathematics.
"A contemporary definition is that
mathematics is the science of pattern and deductive structure (replacing an
older definition of mathematics as the science of quantity and
space)."
Wir finden die visionäre Vorahnung sogar schon bei
Spengler, 1918:
Spengler
(1980: 116,
transl. A.G.): the idea of a general morphology of mathematical
operations...
(p. 551): Mathematics ... as the
quintessence of morphologically equivalent quantities, like the totality of
quadratic numbers, or of all differential equation of a certain type, treated as
a new entity, as a new number of higher order ...
Seine besondere Bedeutung erhält diese anstehende
Neuorientierung der Mathematik in dem Licht der NR. Denn die Arbeitsweise von
Neuronenfeldern ist essentiell Pattern Processing. Hier liegt also das
große Potential der Verbindung neuer Konzepte der Mathematik und der
aufkommenden neuen Generation multimedialer Darstellungsverfahren. Es dreht
sich, wie Gregory Bateson und Spengler es so visionär sahen, um die
völlig abstrakte, universale Handhabung von Metapatterns auf allen
Ebenen und in allen Bezügen.
5.3. Abstufung der Verständnisebenen
(Skalierbarkeit) und Value-Added Strategies
Bei Platon wird deutlich auf die Notwendigkeit der Abstufung
der Verständnis- Abstraktions-Ebenen hingewiesen (Skalierbarkeit).
Abstraktion und Allgemein-Verständnis stehen notwendigerweise im
antagonistischen Verhältnis. Und man geht immer einen schlechten
Kompromiß ein, wenn man sich für eine Seite entscheiden muß.
Deshalb braucht man für jede Art von Wissen oder Technik eine
Einsteigerversion (die 100-Millionen Fliegen Version von MS-Win), und danach
braucht man bruchlose
Aufstiegsmöglichkeiten.
[195] Das Thema
wird also zur sozio-politischen Frage: Der Schaffung von geeigneten
gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für allgemein zugängliche
Infrastrukturen.
5.4. Vorteile und Probleme der
Bilder
Es ist ein geflügeltes Wort zu sagen: "Ein Bild sagt mehr
als tausend Worte", aber wir sollten nicht vergessen, daß hier auch
erhebliche Probleme liegen.
[196] Nicht
umsonst sprechen die Medientheoretiker von einer Überladung unserer
Zivilisation mit Bildern. (s.o.: Postman, McLuhan, Illich, Pörksen, De
Kerckhove). Das Massenfernsehen mit Talkshows und Billigunterhaltung ist das
Symptom einer großen geistigen Verflachung, die durch die Bilderschwemme
entstanden ist. Warum haben große Religionen (Judentum, Islam) ein Verbot
bildlicher Darstellungen eingeführt? Z.B. das bekannte Gebot: "Du sollst
kein Bild von mir machen". Dies hat sicher nicht nur den Zweck, die
Machterhaltung der Schriftgelehrten-Kaste zu versichern.
5.5. Simplistische und sophisticated
Bildkunst. Kontrast zwischen den "Heiligenbildchen" der katholischen Kirche, und
der islamischen Ornamentik
Bilder wurden schon immer zur Erziehung und Erbauung des
"gemeinen Volkes" verwandt. Insofern besteht eine Parallele zwischen den
"Heiligenbildchen" der katholischen Kirche, und heutiger Comic-Heft Kultur, und
Fernsehunterhaltung. Während solche Medienstrategie auf der direkten
gegenständlichen visuellen Abbildung aufbaut, hat der Islam, eine der
großen Schriftreligionen, eine hochentwickelte Tradition der "Ornamentik"
(Arabeske). Die islamische Ornamentik ist ein Code hoher piktorialer
Sophistikation, den wir im christlichen Abendland aber nicht richtig verstanden
haben. In der europäischen Kunst-Tradition besteht dagegen eine gewisse
Verachtung für
Ornamente.
[197]
Es existiert in der europäischen Kunst ebenfalls eine
Tradition von hintergründiger Bildbedeutung, und das Lesen von Bildern auf
mehreren "Ebenen" (s.a. Gombrich, die Warburg-Schule), aber diese hat sich nie
von der gegenständlichen visuellen Abbildung abgelöst, und abstrakte
graphische Codes gebildet, wie es in der islamischen Ornamentik der Fall ist.
Westliche abstrakte Codes sind vorwiegend alphanumerisch, mit Sonderzeichen, wie
z.B. die mathematischen Zeichen. Dies läßt sich hauptsächlich
auf die Erfordernisse der Buchdrucktechnologie zurückführen, die als
mediale Infrastruktur die weite Verbreitung dieser Codes überhaupt erst
erlaubte. Auch die europäische Mathematik nahm ihren Aufschwung auf der
Infrastrukturbasis des Buchdrucks.
5.6. GUI und die fehlende "Grammatik der
Bilder"
Angesichts einer heute schon epidemisch und litaneihaft
anmutenden Gleichsetzung von "GUI" mit "User Friendly Interface" ist zu fragen,
ob und in welcher Form dynamische Prinzipien zur Weiterentwicklung der GUI
führen könnten, und ob die Computer-Industrie in diese Richtung geht.
Leider ist das keineswegs der Fall.
5.7. Der Revenge-Effekt als
Innovationsbremse
Einer zielstrebigen Weiterentwicklung stehen z.T. enorme
Hindernisse im Weg, die nicht technischer sondern
sozio-politischer Natur sind, und die in den offiziellen Agenden der
Industrie oder der Akademe nicht auftauchen, die man ethnologisch als "Totem und
Tabu"-Effekte bezeichnen könnte. Ein anderer Name dafür ist: "Revenge
Theory" (Tenner 1991), oder "Rebound Effekte" (Radermacher).
5.8. Die SW-Industrie und die
gesellschaftliche Institutionalisierung des Revenge-Effekts
Der Microsoft-Monopol-Prozess zeigt nur die Symptomatik einer
tieferliegenden Problematik der sozialen Integration von Technologie im
Allgemeinen und der SW-Technologie insbesondere. In einer fälschlich auf
rein technische Aspekte fixierten Sichtweise ist dies als SW-(Dauer-)Krise
bekannt. Dahinter stehen aber soziale Faktoren, wie etwa die
Expertokratie.
[198]
Das MS-Monopol läßt sich gut zur Demonstration der
gesellschaftlichen Institutionalisierung des
Revenge-Effekts
[199] durch eine
Machtgruppe, ie. eine Firma, verwenden. Der Revenge-Effekt ist die allgemein zu
verzeichnende Erfahrung, daß durch eine Technologie zwar in irgendeinem
gesellschaftlichen Prozess lokale Fortschritte erzielt werden können, sich
aber später als Folge Effekte einstellen, die diesen Fortschritt wieder
zunichte machen. Der Dauerstau auf den Autobahnen und Datenautobahnen ist ein
typisches Beispiel. Etwas verkürzt ist das so dargestellt:
MS macht
seine besten Geschäfte mit Produkten, die Probleme lösen sollen, die
wir nicht hätten, wenn wir keine MS-Produkte benutzen
würden.
Ein typischer
kommerzieller Einsatz des Revenge-Effekts
ist der wohl allen sattsam bekannte
Anti-Moore Effekt: obwohl die HW
Leistung sich ca. alle 18 Mo. verdoppelt, und wir heute ca. 1000 mal mehr
Leistung auf dem Desktop haben als vor 20 Jahren (1978 Standard: 8-16 K RAM, 256
K Floppy), frißt die neue SW immer soviel von dieser Leistung, daß
wir sie nur auf den neuesten, und leistungsfähigsten Maschinen laufen
lassen können. Seltsamerweise trifft dies in erster Linie für MS
Betriebssysteme zu.
[200]
5.9. Gesellschaftliche Inertia,
Machtmechanismen
Da das MS-Monopol nur ein Symptom der Krankheit ist,
läßt sich diese auch nicht an MS kurieren, d.h., auch wenn MS
zerschlagen wird, bleibt der Mechanismus derselbe, und ein anderer Konkurrent
wird bei der nächsten Gelegenheit versuchen, dasselbe zu erreichen.
Insofern ist MS nur der würdige Nachfolger von IBM, und IBM emulierte nur
AT&T, und AT&T emulierte nur Standard Oil, und so läßt sich
die Reihe mühelos bis auf Dschingis Khan, Darius den Großen, und
Pharao Cheops zurückverfolgen, womit wir wieder bei der berühmten
Pyramide angelangt sind, denn es handelt sich hier immer auch um Ausnutzen des
sozialen
Pyramiden-Effekts, der Konzentration und Machtverdichtung an der
Spitze, der bei Mumford als "The Great Machine" bezeichnet
wird.
[201]
Hinter dem MS-Erfolg liegt eine enorme Inertia der Industrie.
Der Siegeszug der GUI beruht auf Massen-Marktmechanismen von Millionen von
Käufern, die mit möglichst wenig Geld und wenig Trainingsaufwand in
den Genuß der
Computing Power kommen wollen. Das erzeugt einen
ungeheuren Sog des "kleinsten gemeinsamen Nenners", der unbarmherzig alles
ausmerzt, was auch nur den geringsten Anschein eines Heraushebens aus der
großen Masse macht. Das ist, nach Strich und Faden, das Strickmuster des
MS-Erfolges. Das MS-Win Interface ist bekanntlich eine schlechte Kopie einer im
Grunde genommen schon lange veralteten Technologie-Metapher, des Macintosh von
1984, es gab seither keinerlei Fortschritte in der
Grundkonzeption.
[202] Das MS-Win-System hat
den 1984-Standard noch nicht einmal erreicht. Dazu kommen enorme Kapitalkosten,
Hunderte und Tausende von Programmierer-Jahren, und damit die Notwendigkeit zur
Amortisation über die breitest mögliche User-Basis. Das alles
übersetzt sich in ein zwingendes Diktat des "hundert Millionen Fliegen
können nicht irren" Effektes, den MS so meisterhaft ausgenutzt hat, und dem
alle Anwender, ob sie nun wollen oder nicht, folgen müssen.
Wenn man eine bessere Technologie verbreiten will, muß
man auch auf andere Verbreitungs- und Marktmechanismen aufsetzen, als sie die
heutige SW-Industrie bietet. Man kann allein mit einer besseren Technologie in
der heutigen Konkurrenzsituation nicht überleben. Der Spruch von Ben
Franklin: "If you invent a better mouse trap, the world will beat a path to your
door" ist angesichts der Realitäten heutiger, von Milliarden-Werbesummen
aufgepumpter Märkte, pure Illusion.
6. Das Software-"Lego"-Prinzip
Das
Software-Lego
[203]-Prinzip ist die
Design-Idee des LPL-Systems, das ich zwischen 1984 und 1994 entwickelt habe.
Sein Grundkonzept ist ebenso wie das Spiel, extrem
einfach.
[204] Und das Prinzip ist kein
technisches, sondern ein soziales: Es entspringt der Überlegung, daß
der unaufhaltsame Hang zur Komplexität heutiger SW und ihr
unersättlich steigender Computing-Ressourcen-Verbrauch ein Teil des
Revenge-Effekts ist, der mit eingeschliffenen Denkgewohnheiten der Informatiker
zu erklären ist. Ganz allgemein ist das die Problematik, daß
Informatiker technische Lösungen anbieten wollen und können, auch wenn
das Problem und seine Lösung mehr auf der sozialen Ebene liegt. Es lassen
sich mit Ivan Illich noch hintergründige Überlegungen
anschließen, über die
Expertokratie, also die Strategien, wie
Expertenkoalitionen ihre Macht und Einfluß in der Gesellschaft
maximieren.
[205] Das MS Monopol ist danach
nichts anderes als ein Beispiel für die erfolgreich durchgezogene
Implementation dieses Prinzips.
Daher muß man für eine grundsätzliche
Komplexitätsreduktion system-emanente Wege suchen. Dabei wird das Prinzip
angewandt, eine strikte Arbeitsteilung in der SW-Produktion einzuhalten: Hier
die Informatiker, die ihr Fachwissen in modulare Algorithmen-Lego-Baukästen
verpacken, und dort die Anwendungs-Experten, die mit diesen Baukästen
Problemlösungen stricken. Diese Baukästen sind nicht einfach "dumme"
Libraries, wie in der heutigen SW-Produktion, sondern autonome Module, die ihre
eigene Datenstrukturverwaltung machen. Das Fehlen derselben ist eine
Hauptursache der Kompliziertheit heutiger SW, z.B. bei C, was den Einsatz von
Informatikern zwingend erforderlich macht. Die integrierte
Datenstrukturverwaltung war eines der schlagenden Argumente bei
Minicomputer-SW-Systemen wie APL und MUMPS, die zu ihrer Zeit auch entsprechend
erfolgreich waren, oder heutigen Systemen wie Mathematica. Wenn dies installiert
ist, ist es nicht mehr weit zu halbintelligenten Prozessoren, die wie
Agenten funktionieren, d.h. auch quasi-autonom handeln können, und
eine Kenntnis ihrer internen Zustände haben, womit sie eine
Selbst-Auskunft über ihre Fähigkeiten und eine
Selbst-Diagnostik im Problemfall liefern können. Dies sind alles
wesentliche Voraussetzungen, um SW-Toolsets in die Hände von Fachexperten
zu geben, die aber nicht in allen Sätteln der Informatik ausgebildet sein
müssen und können. Mit ein wenig "grano salis" können wir APL und
MUMPS auch als frühe Vorläufer solcher halb-autonomer Agentensysteme
ansehen.
In der konventionellen SW-Produktion ist eine Trennung der
Implementationsebenen unmöglich, weil man immer einen Compiler braucht, um
die Libraries zusammenzusetzen.
[206] Und
Compiler sind, dem Komplexitätshang der Informatiker entsprechend, nun mal
komplexe Geräte. Ansätze wie LISP und Smalltalk versuchen den
umgekehrten Weg zu gehen, und den Interpreter und die Datenstrukturverwaltung
auf unterster Ebene systemweit zu installieren, was letztlich an der
System-Performance-Frage scheitert. Vom Prinzip her ist der Compiler (etwa C)
für die Anwendungs-Ebene entbehrlich, weil dort keine
Geschwindigkeits-Engpässe existieren, wie auf der tiefen run-time C-Code
Ebene. Aber man benötigt irgendeinen Mechanismus, um diese
Algorithmen-Lego-Steine zusammenzusetzen. Dafür reicht aber ein extrem
einfacher incrementeller Interpreter mit integrierter interaktiver User-Shell,
die TLSI-Maschine. Es gibt vermutlich keine einfachere Lösung für
einen incrementellen Interpreter, als diese. Der TLSI ist eine leicht
modifizierte Java-Maschine, oder umgekehrt. Alles weitere ergibt sich daraus,
daß man die Dinge so einfach und transparent macht, wie möglich. Zum
Beispiel, daß jegliche Konfiguration des Systems, wie Menu-Layouts,
Keybindings, Hilfstexte, Display-Konventionen, etc. in lesbare ASCII-Textfiles
auslagert sind, die jederzeit vor Ort mit einem beliebigen Editor zu
modifizieren sind. Dadurch erübrigen sich spezielle "nationalized" Versions
eines Programmes, weil alle National-Versionen eines Programms einfach durch
Auswahl der geeigneten ASCII- (oder Unicode) Text-Datei vor Ort einzustellen
sind. Das ist sicher nicht im Interesse eines SW-Monopolisten wie Microsoft,
weil es die Konrolle über Preisgestaltung etc. der Länderversionen
eliminieren würde.
In Informatik-Sprechweise ist die TLSI-Lego User-Schnittstelle
eine Kombination von EUPL (End User Programming Language) und UIL (User
Interface Language). Auf den obengenannten Prinzipien baut das LPL-System auf,
das 1985 eines der ersten hypertext-integrierten Entwicklungssysteme war, und
mit seinen 6 MB Source und 10.000 Routinen einen Beweis für die
Leistungsfähigkeit des Konzepts
bietet.
[207]
Das LPL System erlaubt aufgrund der Einfachheit des
incrementellen Interpreters extrem schnelle Turnaround-Zeiten zwischen Coding
und Debugging, und über das Hypertext-System eine ebenso schnelle wie
effiziente Library-Verwaltung, und damit ermöglicht es eine
durchgängige NR Arbeitsweise. In ca. 10 Jahren Erfahrung ab 1984 wurden in
der Arbeit mit dem LPL System die Prinzipien der technologischen Anwendung der
NR (Technological Ars Memoriae) empirisch gefunden, und dann ab ca. 1994
in theoretischer Forschung weiter aufgearbeitet.
7. Das schwere Erbe der Schrift-Vergangenheit
Das Erbe der Schrift-Vergangenheit liegt bleischwer auf all
unseren Bildungstraditionen und -Institutionen. Wie in CV diskutiert, haben wir
es mit sehr schwer zu überwindenden Resistenz-Effekten von 5000 Jahren
Schriftkultur und 2500 Jahren Alphabet-Kultur zu tun. Frei nach Wilhelm Busch:
"Reform wird als beschwerlich oft empfunden, weil Institution stets mit Macht
verbunden". Socially entrenched procedures, rituals, institutions comfortably
concreted accreted around the book culture - The dead weight of the school and
university system.
7.1. Deprogrammierung von 5000 Jahren
Schrifttradition und 8000 Jahren Ackerbau-Denken
In 5000 Jahren Schrifttradition ist die extrem verfestigte
Tendenz in den Zivilisationen entstanden, nur das als "Wissen" anzuerkennen, was
auf Speichermaterialien zementiert ist - mit extrem fatalen Folgen. Ivan Illich
hat die verschiedenen Nemesis-Erscheinungen, vor allem im Schulwesen, ausgiebig
beschrieben. Man erinnere auch Mark Twain: "Don't let your schooling get in the
way of your education". Aber dahinter liegen, im Dunkel der Vorzeit kaum noch
erkennbar, noch einmal 3000-4000 Jahre Ackerbau-Denken. Wie Gellner (1993)
feststellt, ist das seßhafte Ackerbau-Denken von einem geradezu
pathologischen Drang nach festhaltbarer Materialität geprägt. Ein
Festungsdenken, das mit der physischen Unbeweglichkeit auch die psychische
Erstarrung konsequent nach sich zieht. Das ändert sich überhaupt nicht
mit der urbanen Gesellschaft der Händler, die ja die Schrift erfunden
haben, sondern verstärkt sich noch. Die Raffgier der Händler ist
sprichwörtlich. Nicht umsonst spricht man heute von
Buchhaltermentalität und
Erbsenzählergeist, wenn man
eine besonders beschränkte Denkweise charakterisieren will. Daher muß
man sehr weit in die Vergangenheit zurückblicken, um Denkalternativen
für die Zukunft zu finden. Die vorzivilisierten nomadischen Gesellschaften,
wie die australischen Aborigines, bieten noch passende Denkspuren, die aber
schon fast völlig verwischt sind.
[208]
Die Neuschöpfung des Wissens als Prozesswissen erfordert
eine fundamentale und radikale Neuorientierung. Dies ist auch im Zuge einer
Umgestaltung der ökomomischen Welt auf Nachhaltigkeit unumgänglich.
Alles muß so mobil und flexibel wie möglich werden, und auf die
minimalsten materiellen Grundlagen zurückdesigned werden -
De-Materialisation heißt das neue Schlagwort. Eine weiteres zu
erprobendes Rezept stammt von Aristoteles: Die Peripatetische Schule.
Dies heißt: Aller Unterricht nur in Bewegung. Hier ist auch ein
Rückgriff auf das alte Paideia-Konzept der Griechen durchaus
hilfreich. In der Buchkultur war das ja nicht zu machen, aber mit heutigen
Mitteln, wie Body Computing (Wearcomp), ist das kein Problem mehr.
Die MM-Technologie trägt aufgrund ihrer Eigendynamik die
Menschheit von der Schriftkultur weg ... the torrents of time have taken us and
are carrying us along. we are going nilly-willy... Die "Civilization of
Illiteracy" wie Mihai Nadin es auch darstellt...
Grundlegend dabei: Der Übergang vom Faktenwissen zum
Prozesswissen. Z.B. heute nicht mehr die Daten und Fakten lernen, sondern den
Zugang zu Datenbanken und Internet-Suchmaschinen. Ist vielleicht auf die
visuelle Metapher ein Teil dessen, über das der Fortschritt hinweggeht?
Dazu noch einmal CV: "Each new wave of cognitive tools devours its
predecessor"
7.2. Philosophische Fragen, Stasis und
Dynamis, die uralten Streitpunkte
Wiederaufnahme im Sinne der vorsokratischen Naturphilosophen
und des Aristoteles. Sehr alte Fragen, neue soziale und technische Bedingungen.
Die abendländische Zivilisation war für 2500 Jahre auf das Sein
konzentriert. Die Eleaten, Parmenides, Zeno, und Plato mit seinen ewigen Ideen
und was das Christentum daraus gemacht hat. Was ist aus dem Werden
geworden?
Benötigt wird eine Cyber-Equivalency für
etwas, das in den letzten 2500 Jahren nur sehr schwer vorstellbar war. Bilder
sind leicht vorstellbar, aber Bilder sind keine Erkenntnis, siehe Fernsehen. Ein
Bild ist in der zivilatorischen Konzeption des Westens statisch, eine
Ikone. Bilder sind deshalb auch kein Allheilmittel der Kommunikation
(pharmakon, wie Plato es in Phaidros von der Schrift sagte).
Prozesshaftigkeit ist stärker mit Klang verbunden, als mit
Bild. Das Ohr ist das Organ der Prozesshaftigkeit. Vielleicht muss man
dies in die Überlegungen mit einbeziehen.
8. Appendix
8.1. Meta-Morphology and Neuronal Pattern
Processors
The present contribution will describe temporal orientation on
the basis of a general theory of neuronal pattern processing, here called
Meta-Morphology. The next section will give a short overview of this
theory.
[209]
8.1.1. The Systematics of Patterns that Connect
Meta-Morphology is a technical term defined for
the
systematic study of patterns that
connect.
[210]
It
is used here in two variants of meaning: 1) as short form for
morphology
of metapatterns as introduced by Gregory Bateson, and 2) as
morphology of metamorphoses, as derived from Goethe's work
(Goppold
1999d: 34-40, 236-246). The term
metapattern is central to the work of Gregory Bateson, since it
encapsulates his perspective and working method in one word, and Bateson
describes this from many different angles and aspects in his works
(Bateson
1972-1986). A short definition is given in
"Mind and Nature":
Bateson
(1979:
12): The pattern which connects is a metapattern. It is a pattern of patterns.
Bateson
(1979:
18): We could have been told something about the pattern which connects:
that all communication necessitates context, that without context, there is no
meaning, and that contexts confer meaning because there is classification of
contexts... So we come back to the patterns of connection and the more
abstract, more general (and most empty) proposition that, indeed, there is a
pattern of patterns of connection.
Stafford Beer describes the essence of pattern as a
performance of the neuronal system:
(In Sieveking
1974, preface): A pattern is a pattern because someone declares a
concatenation of items to be meaningful or cohesive. The onus for detecting
systems, and for deciding how to describe them, is very much on ourselves... A
viable system is something we detect and understand when it is mapped into our
brains, and I suppose the inevitable result is that our brains themselves
actually impose a structure on reality.
Pattern has recently gained prominence as key term for
mathematics. In his work "Impossibility", John Barrow points out the universal
importance of pattern perception and generation as the foundation of
mathematics, which he identifies as central to the modern exact sciences.
(Barrow
1998: 5-6, 57-58, 89, 190-193):
Barrow
(1998:
192): The inevitability of pattern in any cognizable Universe means that there
can exist descriptions of all these patterns. There can even be patterns in the
collections of patterns, and so on. In order to describe these patterns, we need
a catalogue of all possible patterns. And that catalogue we call
mathematics. Its existence is not therefore a mystery: it is inevitable.
In any universe in which order of any sort exists, and hence in any
life-supporting universe, there must be pattern, and so there must be
mathematics.
A pattern definition of mathematics is quoted by
(Allot
(www)):
"A contemporary definition is that
mathematics is the science of pattern and deductive structure (replacing an
older definition of mathematics as the science of quantity and
space)."
A very similar statement was already worded by the visionary
Spengler:
Spengler
(1980:
116): the idea of a general morphology of mathematical
operations...
(p. 551): Mathematics ... as the
quintessence of morphologically equivalent quantities, like the totality of
quadratic numbers, or of all differential equation of a certain type, treated as
a new entity, as a new number of higher order ... (transl.
A.G.).
The cosmologist Tipler
describes the
importance of pattern continuity as criterium for identity (1994: 164, 282-284,
291-293).
8.1.2. Goethe, Morphology, and Metamorphosis
Morphology is derived from the Greek word
morphae, which is translated as: Gestalt, form, gesture, position,
pattern. (Rost
1862: II,98;
Goppold
1999d: 128-129). The Greek
typos word
has nearly the same meaning field, which re-appears in
typology. Goethe
coined the term
morphology for the study of forms and their changes, his
perception of the "
patterns that connect".
Bateson
(1979: 17) refers to Goethe as source of
inspiration. Severi
(1993: 309, 311-315) describes the
essentially holistic and dynamic character of Goethe's conception of morphology:
For Goethe, the living organism is an entity which cannot be reduced to the sum
of its components. The change of forms (the metamorphosis) of organisms follows
a logic which is different from the laws of physics, and it can only be
described by a systematic morphology. The Goethean
morphology is based on
the
Gestalt principle. (Strube
1974: 540,
Britannica
: Gestalt psychology, Ehrenfels,
Köhler, Koffka, Wertheimer). It traces back to earlier work of Herder and
Vico. (Straube
1990: 168;
Herder
1975: XVI-XVII; Berg
1990: 61). The temporal and dynamic character of the
Gestalt was the
leading criterium for Goethe's concept, which is poignantly expressed by the
term
Metamorphosis. (Cassirer
1957: 146-147,
152 f., Cassirer
1922: 345-351, 362, 375 f., 386).
This is derived from Aristoteles, and Ovid's famous poem: Metamorphoses
(Cramer
1993: 23 ff.). The morphological principles of
Goethe (or a derivation of them) were taken up in Germany by a school of
cultural morphology, whose best known proponents were Frobenius
(Haberland
1973), and
Spengler
(1980), (Felken
1988: 53). Also, the school of
Gestalt psychology (above:
Britannica
: Gestalt psychology), followed the lead of
Goethe's work. The liberal use of the term "
Seele" (soul) by workers of
the various
Gestalt schools, which may seem offensive to present-day
scientific standards, is best understood as direct application of the ancient
nature philosophical concept of
soul as the "essence of (e)motion" as
expressed by Aristoteles in his work "on the soul"
(Picht
1987). A serious methodological problem for the
Gestalt workers was the lack of suitable conceptual tools with which to
approach their subject of study. In Goethe's time, the calculus of Newton and
Leibniz had just been invented (Goethe had probably never learned it, and his
mathematical understanding was weak). Riedl
(1995,
1996c) describes the obligation of modern biology to Goethe's work:
Riedl
(1996c:
105): Morphology: since Goethe (1795), the methodology of comparing
Gestalt and to generalize the Typus; the cognitive basis for comparative
anatomy, taxonomy and phylogeny.
Riedl
(1995:
114)...Goethe... tried to understand the principle underlying his ability to
discern pattern.
A morphological influence leading to Bateson's concepts can be
shown through Ruth Benedict, whose work "Patterns of Culture" had been
influenced by Spengler (Benedict
1934: 49-56), and her
work in turn influenced Bateson, via the other famous female disciple of Franz
Boas: Margaret Mead, who was Bateson's wife and collaborator at the time of his
fieldwork in New Guinea. (Bateson
1979: 211-212).
Because the tenets of the German school of cultural morphology, mainly of
Spengler and Frobenius, are nowadays considered out of date, the term
morphology needs to be re-formulated for the present purposes. Also to
reach a differentiation in terms, the word
Meta-Morphology has been
coined.
8.1.3. Morphology and the Controversy of Form vs. Substance
The term
Morphology denotes a specific position in the
old philosophical controversy of
form and
substance.
[211]
According to Bateson
(1972: 449), the emphasis on
form stands for a Pythagorean and Gnostic orientation, while the emphasis
on
substance (gr.:
hypokeimenon) has been a majority opinion in
Eropean intellectual history, as is exemplified in the important role of
substance in christian dogma (the transsubstantiation of the Eucharist), and of
the "substantial" role of matter-energy in contemporary physics
(Lippe
1997: 126-163). The historical controversy over
these viewpoints was not just intellectual, as is evidenced by tens of millions
of victims of various intra-christian extermination campaigns against heretic
sects like Gnostics, Cathars, or Bogomils, as well as the 30-year war, whose
background theme was a conflict over the transsubstantiation. The (alleged) role
of this issue in the trial of Galilei is argued by
Redondi
(1991)
As
epistemological position,
morphology denotes
a preferred orientation towards
perception in the study of
form
over and against {
substance /
content /
materia} as most
important issue. (Goppold
1998,
Goppold
1999d: 135-136). It may be noted that the
orientation towards
substance combines more naturally with a preference
for
being-things (ie. the domain of
ontology), and conversely, a
preferred orientation towards
perception treats the question of "what
things are" (
ontology), as secondary. In the history of Philosophy, the
dictum of Berkeley had expressed this most succinctly:
Esse est percipi:
to be is to be perceived. As was pointed out above, a pattern can claim
to no criterium of existence (ontology) other than being perceived.
(Goppold
1999d: 41). The questions of time, change,
endurance, timelessness, and eternity loom as background issues behind the issue
of
form vs.
substance. Right from the very beginning of Greek
philosophy, these questions were argued between different schools of thought.
Two camps can be identified: the school of
being,
eternity,
stability and
endurance, with Parmenides, the Eleatic school, and
Platon as proponents, and the school of
becoming,
process and
change, with Anaximandros, Heraklit, and Aristoteles as proponents
(Goppold
1999d: 22, 25-29, 39). Western European
societies have in the last 2300 years after Platon tended to emphasize the issue
of
being,
eternity, and
stability, as is exemplified by the
preferred orientation of the underlying socio-ideological fabric of these
societies in the last 2000 years,
Christianity, which is based on the
idea of an eternal heavenly kingdom of God and a corresponding hierarchy of
worldly powers, the feudalistic "ancien régime" that largely governed the
fates of western Eurasia until 1918 (Goppold
1999d:
7-10, 18-19, Lippe
1997). In the last 200 years, the
issue of
process became a foreground theme on the socio-political
agendas, with the French and communist revolutions marking historical political
turnpoints, and the emergence of thermodynamics, entropy, open systems, and the
chaos paradigm marking scientific "revolutions" with re-orientation toward
process issues (Goppold
1999d: 8-9, 18, 34-39).
Nietzsche and Whitehead brought the theme of process back into the philosophical
discussion, with Whitehead
's "Process and Reality"
(1969) serving here as the main philosophical point of departure
(Goppold
1999d: 112-116). With "Zeitwelten",
Wiehl
(1998: 13, 25-27, 29-128) delivers a recent
philosophical statement and further temporal classifications basing on
Whitehead's work.
8.1.4. Meta-Morphology: the Patterns of Change
"Our virtues lie in the interpretation of
the time."
(Shakespeare, Coriolanus, IV, 7.)
The temporal aspects of patterns concern their stability and
their changes, and what makes a neuronal system mark two patterns at different
"points in time" as identical, similar, or entirely non-identical. On closer
examination, we discover that
change is a
class of meta-patterns
for itself, and has to be treated as such. On even deeper examination, it
becomes apparent that the apparently obvious stability of any pattern, say, the
perception of a tree in the countryside, or the letter "A" on a page, is the
result of extremely complex neuronal pattern processes that yield as final end
result an apparent constancy of a form that our consciousness then labels with a
word, like "tree" or "A". Especially, the expression above: "points in time"
needs to be carefully re-examined since this performs already an implicit
binding of our conceptualization towards a certain Newtonian-Leibnizian,
linear-time concept that must be brought before the inquisition (in Baconian
manner). Thus, the very oldest and venerable philosophical questions and answers
need to be re-examined afresh for a more general theory of
morphology
that takes the recent neurological findings into account. We come to realize
that neuronal
pattern perception and
-processing are the
key ingredient in mankind's quest to make the universe intelligible, to fashion
a
Cosmos from the pure
Chaos of the undiscriminate swarm of
photons, air pressure changes, and chemical and physical stimulants, that
organisms are exposed to every instant of their living existence. On this
facility are based not only the sciences, but also human society, and in the
wider sense, life, and the lawfulness of the universe.
(Goppold
(1999d); Schunk
(1996); Spengler
: Morphologie der Wissenschaften
(1980: 549-553)). While the phenomenon of change has taken a back seat in the
history of European philosophy, it had always kept a prominent position in the
cultural awareness of China, with the classic
I Ching.
(Govinda
1983; Sung
1971;
Wilhelm
1939).
Goethe's emphasis was on the permanence of
change of
all forms, the
metamorphosis. Spengler
(1980:
9) defines the emphasis of his
morphology as the "logics of time" in
differentiation from the "logics of space". In the light of present scientific
usage, it is necessary to further differentiate between the reversible time of
Newtonian/Einsteinian physics (or the space/time continuum), and the
irreversible time of organisms and history, under the laws of thermodynamics.
(Cramer
1993: 61 f., 80 f.). Spengler's "logics of
time" can be brought to coincidence with Cramer's concept of
organic
time, the
Zeitbaum (the tree of time)
(Cramer
1993: 116-122), with its primary attributes of
"Synchronicity, Convergence, and Resonance" (Cramer
1993: 159-264). The tree structure of organic time reflects the nested
hierarchies which the sciences of the organic are accustomed to deal with, as
expressed by Salthe's
hierarchies of scale, and hierarchies of
specification (Salthe
1985). The hierarchies of
scale correspond to hierarchies of time in the "
Zeitbaum" (in other
terms:
fractal time), a factor whose vital importance becomes apparent
when technological computer driven applications of concurrent processes need to
implement local times and trans-hierarchical coordination for process control, a
task which the present VonNeumann derived computer architectures are not well
suited for. Corresponding to this, computer science has a theoretical weakness
dealing with time issues, as evidenced in the base of computational theory, the
Turing Machine (TM), the ultimate serial device. (Halang 1992).
Wiehl
(1998) gives a contemporary philosophical
rendering of these finer perspectives over local and global times, under the
title "Zeitwelten" (time worlds), where a further differentiation is introduced
between
subjective,
communal, and
historical time
(Wiehl
1998: 7-13). His work relates to Whitehead's
metaphysics of process as precursor. Wiehl
(1998: 13, 25-27, 29-128), Goppold
(1999d: 112-116),
Whitehead
(1969).
8.2. Robert Darnton: The Pyramidal
Book
I am not advocating the sheer accumulation
of data, or arguing for links to databanks—so-called hyperlinks. These can
amount to little more than an elaborate form of footnoting. Instead of bloating
the electronic book, I think it possible to structure it in layers arranged like
a pyramid. The top layer could be a concise account of the subject, available
perhaps in paperback. The next layer could contain expanded versions of
different aspects of the argument, not arranged sequentially as in a narrative,
but rather as self-contained units that feed into the topmost story. The third
layer could be composed of documentation, possibly of different kinds, each set
off by interpretative essays. A fourth layer might be theoretical or
historiographical, with selections from previous scholarship and discussions of
them. A fifth layer could be pedagogic, consisting of suggestions for classroom
discussion and a model syllabus. And a sixth layer could contain readers'
reports, exchanges between the author and the editor, and letters from readers,
who could provide a growing corpus of commentary as the book made its way
through different groups of readers.
A new book of this kind would elicit a new
kind of reading. Some readers might be satisfied with a study of the upper
narrative. Others might also want to read vertically, pursuing certain themes
deeper and deeper into the supporting essays and documentation. Still others
might navigate in unanticipated directions, seeking connections that suit their
own interests or reworking the material into constructions of their own. In each
case, the appropriate texts could be printed and bound according to the
specifications of the reader. The computer screen would be used for sampling and
searching, whereas concentrated, long-term reading would take place by means of
the conventional printed book or downloaded text.
Far from being utopian, the electronic
monograph could meet the needs of the scholarly community at the points where
its problems converge. It could provide a tool for prying problems apart and
opening up a new space for the extension of learning. The Andrew W. Mellon
Foundation has provided support for several initiatives in this direction. One,
a program for converting dissertations into electronic monographs, has just been
launched by the American Historical Association. Another, for producing more
ambitious e-books, is now being developed by the American Council of Learned
Societies. Others are in the works. The world of learning is changing so rapidly
that no one can predict what it will look like ten years from now. But I believe
it will remain within the Gutenberg galaxy—though the galaxy will expand,
thanks to a new source of energy, the electronic book, which will act as a
supplement to, not a substitute for, Gutenberg's great machine.
8.3. Jean Gebser: Ursprung und
Gegenwart
Jean Gebser
arbeitete 1932 bis 1947,
und mit späteren Überarbeitungen, bis 1965, an seinem Monumentalwerk
"Ursprung und Gegenwart
". (Gebser
1973
) Das Vorwort zu seinem Buch drückt mit
prophetischer Klarheit seine tiefe Sorge über die Krise der Menschheit aus,
deren Ursachen er in der Geistesentwicklung erkannt hat.
Gebser (1973: 15,16): Die Krise unserer
Zeit und unserer Welt bereitet einen vollständigen Umwandlungsprozeß
vor, der, vorerst noch autonom, einem Ereignis zuzueilen scheint, das von uns
aus gesehen nur mit dem Ausdruck "globale
Katastrophe
" umschrieben werden kann, das, von einem
nicht bloß anthropozentrischen Blickpunkt aus gewertet, sich als eine
Neukonstellation planetaren Ausmaßes darstellen muß. Und wir
sollten uns mit der gebotenen Nüchternheit durchaus darüber im klaren
sein, daß uns bis zu jenem Ereignis nur noch einige Jahrzehnte
verbleiben. Diese Frist ist durch die Zunahme der technischen
Möglichkeiten bestimmt, die in einem exakten Verhältnis zu der Abnahme
des menschlichen Verantwortungsbewußtseins steht. Es sei denn, es
träte wirkend ein neuer Faktor in Erscheinung, der dieses bedrohliche
Verhältnis überwände. Auf diesen neuen Faktor, auf diese neue
Möglichkeit hinzuweisen und ihn darzustellen, ist Aufgabe dieses Werkes.
Denn gelingt es nicht - oder: kann und soll es nicht gelingen -, daß wir
diese Krise durch unsere eigene Einsicht überstehen und damit der heutigen
Erde und der heutigen Menschheit durch eine Wandlung (oder Mutation) den
Weiterbestand für kürzere oder längere Zeit erwirken, so wird
die Krise uns überstehen. Mit anderen Worten: entweder überwinden wir
die Krise, oder sie überwindet uns. Doch es überwindet nur, wer
sich selber überwand. Entweder werden wir aufgelöst und ausgeteilt,
oder wir lösen auf und erwirken die Ganzheit. Mit anderen Worten :
entweder erfüllt sich die Zeit an uns -, dann heißt das Ende und
Tod für unsere heutige Erde und ihren Menschen; oder es gelingt uns, die
Zeit zu erfüllen -, dann heißt das Ganzheit und Gegenwart, dann
heißt das Erwirkung und Wirklichkeit der Ganzheit von Ursprung und
Gegenwart. Und damit: gewandelter Weiterbestand, in dem nicht der Mensch,
sondern die Menschheit, in dem nicht der Geist, sondern das Geistige, in dem
nicht der Anfang, sondern der Ursprung, in dem nicht die Zeit, sondern die
Gegenwart, in dem nicht der Teil, sondern das Ganze Bewußtheit und
Wirklichkeit werden. Und es ist das Ganze, das im Ursprung gegenwärtig und
in der Gegenwart ursprünglich ist.
8.4. Jean Gebser: Über das
Bewußtsein
Gebser (1973: 163): (Die drei bekanntesten
Definitionen oder Aussagen über das Denken:) Die erste, ... des Parmenides,
leitet, philosophisch gesehen, die mentale Bewußtseinsstruktur ein. Es ist
der Satz: "Denn dasselbe ist Denken und Sein". Hier ist Gleichsetzung,
und damit Maß und Gleichgewicht. Anders steht es mit den beiden anderen
Sätzen, welche, philosophisch gesehen, die rationale Phase des mentalen
Bewußtseins einleiten. Der erste stammt von Hobbes
.
Er lautet: "Denken ist Rechnen in Worten." Das Messende des Denkens,
seine Qualität, ist durch die Pluralisierung, die dieser Satz enthält,
und durch das numerische "Rechnen" zu einer Quantität geworden. Der andere
Satz, der des Descartes
, lautet: "Cogito, ergo
sum", "Ich denke, folglich bin ich". Hier hat nur noch das individuelle,
isolierte Denken Gültigkeit, und das räumlich betonte Sein des
Parmenides wird, noch dazu als Folge des Denkens, mit dem persönlichen Sein
identifiziert.
Gebsers Kernaussage zum Bewußtsein ist in (GEBSER73,
290-292):
Das Bewußtsein hat... immer
nachholenden Charakter und erschließt uns jeweils die
dimensionenärmere Struktur, da deren Vorgänge sich nur dort durch uns
realisieren lassen, wo sie durch eine zusätzliche Dimension Richtcharakter
erhalten.
Das Bewußtsein ist also eine
Funktion, die auf die sichtbar werdenden Abläufe der Wirklichkeit reagiert,
da sich diese in der dem jeweiligen Bewußtsein entsprechend
dimensionierten Welt darzustellen vermögen, so daß wir ihrer
ansichtig werden.
So können wir auf einige bisher
aufgestellte Definitionen verzichten. Nach der rationalsten unter ihnen, der
cartesischen, ist Bewußtsein mit Seele gleichbedeutend; die neue
Psychologie, vor allem die Tiefenpsychologie, wies nach, daß diese
Gleichsetzung unhaltbar ist.
Bewußtsein wurde auch mit den
Wissensinhalten gleichgesetzt. Man sprach in diesem Sinne von einem historischen
Bewußtsein, einem sittlichen Bewußtsein und so fort, und meinte
damit die wissensmäßige Präsenz historischer oder sittlicher
Dinge oder Werte. Aber auch diese Definition scheint uns unhaltbar zu sein.
Bewußtsein ist mehr als Wissen, mehr als bloße Kenntnis oder
Erkenntnisfähigkeit.
Die heutige psychologische Terminologie,
die als Gegensatz zum Bewußtsein ein "Unbewußtes" postuliert, macht
sich damit einer Verfälschung urgegebener psycho-somatischer
Tatbestände schuldig. Diese Terminologie und die durch sie falsch
strukturierten Phänomene sind ein Schulbeispiel für die
Fehlschlüsse, welche einem radikal angewandten Dualismus entspringen. Es
gibt kein sogenanntes Unbewußtes. Es gibt nur verschiedene Arten (oder
Intensitäten) des Bewußtseins: ein magisches, das eindimensional ist;
ein mythisches, das zweidimensional ist; ein mentales, das dreidimensional ist;
und es wird ein integrales geben, das vierdimensional sein wird und damit
ganzheitlich. Dieses kommende vierdimensionale Bewußtsein ist das am
Menschen sich darstellende, in den Menschen mutationsmäßig
umgelagerte, ursprüngliche nulldimensionale "Bewußtsein per se".
Denn so, wie der Atem vor dem Atmenden war,
so wie der Gedanke vor dem Denken war, das Sehen vor dem Sehenden, so wie das
Sein vor dem Seienden ist, genauso war und ist die Bewußtheit vor den
verschieden dimensionierten Bewußtseinsarten. Von Unbewußtem kann da
nirgends die Rede sein. Und es ist aufschlußreich genug, in welchem
Maße die psychologische Literatur noch heute das bloß
Unbewußte mit dem "Verdrängten" und dem Vergessenen identifiziert und
damit den reinen Gegensatzbegriff selber entwertet. "Unbewußt" - falls man
diesen irreführenden Begriff überhaupt verwenden will ist jeweils nur
die eine Dimension weniger, welche durch die nächste mehr-dimensionierte
Struktur erschlossen wird. Doch das schließt keine generelle
Gegensätzlichkeit von Unbewußtem und Bewußtsein ein, noch
weniger eine Negierung desselben, sondern lediglich eine Andersartigkeit des
Bewußtseins selbst: seine mutationsbedingte Differenziertheit und seine an
die jeweilige Dimensionierung gebundenen Manifestations- und
Realisations-Möglichkeiten.
Bewußtsein ist die Fähigkeit,
jene Zusammenhänge zu übersehen, die uns konstituieren: es ist ein
stets statthabender Akt des Integrierens und Richtens. Wir müssen uns
grundsätzlich darüber klar sein: Bewußtsein erschöpft sich
nicht in formalem Wissen, ja selbst nicht in verarbeitetem Wissen. Es ist weder
mit dem Denkprozeß identisch, noch beschränkt es sich auf das
bloße Ich-Bewußtsein. Seine erhellende Funktion besteht durchaus
nicht in bloßer Räumlichung und Zeitlichung. Es ist kein bloßes
Gegenüber zu den Dingen und Erscheinungen, sondern beobachtender Zuschauer,
aber auch handelnde Instanz und hat regulative Funktionen. Da es desgleichen den
Mutationen unterworfen ist (oder sie mitauslöst?), die eine Umlagerung der
vorgegebenen Ursprungsgegenwärtigkeit auf den Menschen zu übertragen
scheinen, ist es mit jeder neuen Mutation der Ausdruck dafür, daß
diese Ursprungsgegenwärtigkeit durch den Menschen realisierbar wird. Es ist
also nicht nur an das Ich gebunden, sondern auch an das Sich, ohne deshalb
numinosen Charakter anzunehmen (den es in der mythischen Struktur infolge der
noch nicht eingesehenen Wirksamkeit der Erinnerung hat)....
Die Art, wie wir die Welt sehen, hängt
durchaus von der Art unseres Bewußtseins ab, das dieser Welt Grenzen und
Fristen zu setzen
vermag.
[213] In dem
Maße, in dem wir diese dank unseres Bewußtseins integrieren, eine
Leistung, zu der uns nicht eine Erweiterung (oder Aufblähung) des
Bewußtseins, sondern seine Intensivierung befähigen kann,
gegenwärtigen wir das Sich. Das aber heißt gleichzeitig: in dem
Maße wird uns unsere ganze Konstitution durchsichtig, also nicht nur jener
"Teil", der sich bereits manifestierte und den wir durch die Herausarbeitung der
einzelnen Strukturen anschaulich zu machen versuchten, sondern auch jener
"Teil", der latent in uns ruht und der mit den bereits manifestierten zusammen
einer Gänzlichung zugänglich wird.
Nicht der Macht des Numinosen zu erliegen
(ohne sie deshalb zu rationalisieren), das ist bereits eine der Vorbereitungen
zu dieser Gänzlichung. Doch wir wollen mit dieser Forderung keiner wie auch
immer gearteten Hybris Vorschub leisten, denn wir betonten immer, daß es
darauf ankomme, zu "wissen" , wann wir uns geschehen-lassend, wann
geschehen-machend zu verhalten haben, indem wir auf die magischen Begebnisse
hören, den mythischen entsprechen und den mentalen Rechnung tragen und
dadurch bis zu einem gewissen, dem statthaften Grade, die magischen und
mythischen richten.
8.5. Addenda zur Wiederkehr des
pythagoräischen Weltbildes
Hier noch ein Seitenblick auf Karl Clausbergs Buch: "Neuronale
Kunstgeschichte" (1999), und die verschütteten pythagoräischen
Quellen. Das letzte Kapitel von "Neuronale Kunstgeschichte" enthält die
Diskussion des bekannten Flammarion-Bilds des Missionars, der den Weltrand
durchbrochen hat, und mit dem Kopf in eine Jenseitswelt der kosmischen
Feuerräder blickt.
Diese Jenseitswelt ist das alte
pythagoräische Motiv der Sphärenharmonien. Auf S. 295 weist
Clausberg auf den wahrscheinlichen Ur-Ursprung (das Gedankenmotiv) von
Flammarions Bild hin:
[214] "... antike
Alexander-Romane... Geschichte des Macarius Romanus..." Dies bietet den
passenden Anschluß an antike pythagoräische Themen, denn wie
erinnerlich war Aristoteles der Lehrer Alexanders, und Aristoteles war auch der
letzte große Philosoph der Dynamik, also eines Ur-Pythagoräischen
Motivs. Das Leben und die Person Alexanders war in seiner brillianten Fulguranz
ja geradezu eine archetypische Inkarnation dieser Dynamik. Und Alexanders
Feldzug brachte die Kulturverbindung von Europa und Asien zum Blühen.
Hierbei muß man auf die Rolle der Buddhistischen Philosophie eingehen, die
ebenfalls unter dem Paradigma der Dynamik steht. (Schmidt-Leukel
1992).
[215]
Es gab im antiken Hellenismus eine sehr starke
Cross-Fertilization zwischen westlichen und östlichen Philosophien.
Schnittstelle und Kernzentrum des Hellenismus, die Hochburg dieser antiken
Kultursynthese, war die nach Alexander benannte Stadt Alexandria. Die dort
konzentrierten Materialien gingen zum Ende der Antike erstmal verloren (Brand
der Bibliothek von Alexandria, Ermordung der Hypatia, etc.), sind dann aber 1000
Jahre später sehr verbrämt und verquast, durch vielerlei christliche
Bücherverbrennungen verstümmelt, in die italienische Renaissance -
Pythagoräik des Marsilio Ficino und Pico della Mirandola eingeflossen.
(Z.B. die bekannten Werke des (falschen) ägyptischen Hierophanten Hermes
Trismegistos). Auf S. 295-296 weist Clausberg darauf hin, daß das
Flammarion-Motiv zutiefst un-mittelalterlich ist. Im Unterschied zu Clausberg
(S. 296) komme ich damit auf viel frühere Vorbilder des Flammarion-Motivs.
Dennoch ist über die Renaissance-Verbindung auch deutlich, daß antike
Ideen in neuzeitlichen Motiven in vieler Form wieder auftauchen. Das
Hauptproblem ist, daß die antiken Belege des Pythagoräismus extrem
spärlich und extrem unzuverlässig sind. Hier sind besonders die
Arbeiten Aby Warburgs von Bedeutung, der exakt diese Schnittstelle in der
Bilderwelt Botticellis und ihrer Genealogie durch Marsilio Ficino bearbeitet
hat, womit wir wieder bei einer geistesgeschichtlich höchst bedeutsamen
Schnittstelle der Mnaemosynae angekommen sind.
Clausbergs Beschreibungen auf S. 297 und 298 weisen wiederum
auf einen Geistesinhalt hin, der sich in der damaligen (esoterischen) Sicht der
Pythagoräer entscheidend von der volkstümlichen (exoterischen)
Vorstellungsweise der Antike absetzte. Wir erinnern daran, daß ja Geheim-
und Einweihungskulte damals zum normalen Tagesleben gehören, wie die
Orphischen und Eleusinischen Mysterien. Nach Sicht der Pythagoräer ist
nicht das formlose Apeiron jenseits der Grenze des sinnlich erfahrbaren
Kosmos, sondern die hochgradig geordnete Sphärenharmonie.
Die Literatur zur Lehre der Pythagoräer ist jedoch mit
Vorsicht zu genießen, daher hier noch eine Anmerkung:
Die Pythagoräer waren mit strengstem Eid gebunden , ihr
Wissen geheimzuhalten. Wir müssen das Quellenmaterial also anders lesen,
als etwa wirtschaftliche Aufzeichungen.
[216]
Im Sinne der üblichen Taktiken von Spionage und Gegenspionage (Information
War) muß man annehmen, daß es sich bei den bekannten Versionen zur
Lehre der Pythagoräer um "cover up material" handelt, also das, was
absichtlich ausgegeben wurde, um unter vorsätzlicher Täuschung die
tiefer liegenden Themen zu verschleiern. Wir kennen genügend Beispiele aus
dem 2. WK, wie z.B. die Aliierten die Deutschen über die
Invasions-Pläne in Italien und Frankreich getäuscht haben. Da wir uns
Pythagoras als einen der intelligentesten Menschen vorstellen sollten, die je
gelebt haben, können wir es als sicher annehmen, daß er genau solche
Information War-Szenarien installiert hatte, um seine Lehre vor der
unerwünschten Verbreitung zu schützen. Hier also, das mit Vorsicht zu
genießende Quellenmaterial:
Behrendt (1992); Bloom (pyta);
Godwin
(1989); Haase
(1998);
James
(1993); Kayser
(1930-1950); Kepler
(1982);
McClain
(1978-1984); Platon
(1988:
Timaios); Pyta-www; Rouget (1985: 187-226);
Rudhyar
(1988); Schneider
(1951-1990); Stege (1925); Thimus (1868-1876); Timaios Locris (1779)).
8.6. Ansätze für eine neue
Kartographie des Verstehens
Es findet sich an unerwarteter Stelle ein Hinweis, daß
die Ebene der Bilder nur eine untergeordnete Ansatzebene für die
Cyber-Equivalency ist - bei Platon.
8.6.1. Come to where the Plato is...
CV zitiert auf S. 113 Platon, Phaidros, zu seiner
fundamentalen Kritik der Schrift.
[217] Wir
haben aber noch eine weiter und tiefer gehende Schrift von Platon, in der er vor
2400 Jahren eine Analyse des Verstehens lieferte, die auch heute noch nicht
überholt ist, und die sich in die heutige Sprache der Neuro-Wissenschaften
kleiden läßt, damit neu formuliert, aber im selben Sinn. Dies ist
sein
siebter Brief. Hier findet sich auch eine noch weiter und tiefer
gehende fundamentale Kritik der Schrift, in der Platon mit einer genaueren
Darstellung die Unzulänglichkeit der sprachlichen Beschreibung
belegt.
[218] Er zeigt uns dort, daß es
für die höheren Konzepte der Philosophie
fünf Ebenen der
Darstellung und des Verständnisses gibt, und es kommt ihm vor allem auf die
oberste Ebene an. Seine Beschreibung der Erkenntnis auf der obersten Ebene deckt
sich wesentlich mit der am Anfang genannten Erfahrung der Perspektive. Seine
Ebenen sind:
1) erstens der Name (onoma),
2) zweitens die Definition (der Begriff,
logos),
3) drittens das Bild (eidolon), "gezeichnet und wieder
weggewischt"
4) viertens das Wissen, oder die wissenschaftliche
Erkenntnis (episteme), "die in der Seele ihren Sitz hat"
5) fünftens das Seiende, die Idee
Hier einige Auszüge des Originaltextes:
.
Denn es steht damit nicht so, wie mit
anderen Lehrgegenständen: es läßt sich nicht in Worte fassen,
sondern aus lange Zeit fortgesetztem, dem Gegenstande gewidmetem
wissenschaftlichen Verkehr und aus entsprechender Lebensgemeinschaft tritt es
plötzlich in der Seele hervor wie ein durch einen abspringenden Funken
entzündetes Licht und nährt sich dann durch sich
selbst
[219]
... Wäre es aber meiner Ansicht nach
möglich, diese Dinge in einer für das Publikum befriedigenden Weise
niederzuschreiben oder mündlich vorzutragen, was könnte ich dann
für ein schöneres Werk aufweisen in meinem Leben als der Menschheit
durch solche Schrift ein großes Heil zu bescheren und das Wesen der Dinge
für alle ans Licht gezogen zu haben? Aber meines Erachtens bringt ein dahin
gerichteter (69) Versuch schwerlich einen Gewinn für die Menschen,
höchstens für die wenigen, die auf einen kleinen Wink hin selbst
imstande sind es zu finden...
... Ein drittes ist dann das
körperliche Bild, gezeichnet und wieder weggewischt, oder vom Drechsler
hergestellt und der Vernichtung preisgegeben, Veränderungen, von denen der
Kreis an sich, auf den sich alles dies bezieht, nicht betroffen wird, da er
etwas davon Verschiedenes ist.
... Das Vierte sodann ist die
wissenschaftliche Erkenntnis und die vernünftige Einsicht und die wahre
Meinung von diesen Dingen, alles Tätigkeiten, die sich
zusammenschließen zu einer Einheit, welche nicht in sprachlichen Lauten
oder in körperlichen Gebärden sich geltend macht, sondern in der Seele
ihren Sitz hat, wodurch denn klar wird, daß sie verschieden ist sowohl von
der Natur des Kreises selbst (72) wie auch von jenen vorhergenannten Punkten.
[Ebene 5] Am nächsten nun nach
Verwandtschaft und Ähnlichkeit steht dem fünften (der Idee) die
vernünftige Einsicht, während die anderen Momente ihr ferner stehen.
Das Nämliche wie von der gerundeten
Gestalt gilt natürlich auch von der geraden, und so auch von der Farbe, vom
Guten und Schönen und Gerechten, von jedem Körper, dem künstlich
hergestellten wie dem von Natur entstandenen, von Feuer, Wasser und allen
Elementen, von jedem lebenden Wesen und jeder Seelenverfassung, von jedem Tun
und Leiden.
Denn wer an einem dieser Dinge nicht
irgendwie jene vier Abstufungen erfaßt. hat (74), der wird niemals der
Erkenntnis des fünften in vollem Maße teilhaftig werden. Dazu kommt
noch, daß diese vier unteren Stufen ebenso sehr darauf ausgehen die
qualitative Beschaffenheit eines jeden Dinges aufzuzeigen als das eigentliche
Wesen desselben und zwar mit Hilfe der unzulänglichen sprachlichen
Darstellungsmittel (75).
Daher wird kein Vernünftiger es
jemals wagen das von ihm mit dem Geiste Erfaßte diesen unzulänglichen
sprachlichen Mitteln anzuvertrauen und noch dazu, wenn dieselben ein für
allemal festgelegt sind, wie es bei dem in Buchstaben Niedergeschriebenen der
Fall ist. Zum Verständnis dessen soll uns wieder das obige Beispiel
verhelfen. Jeder Kreis, der mit Mitteln der Sinneswelt gezeichnet oder von dem
Drechsler hergestellt wird, zeigt eine Fülle von Eigenschaften, die in
Widerspruch stehen mit jener fünften Erkenntnisstufe -- denn der sinnliche
Kreis gerät überall in das Gehiet des Geraden (76) -- während,
wie wir behaupten, der Kreis an sich von der gegensätzlichen Natur gar
nichts an sich hat, weder viel noch wenig.
Die Übersetzung der Formulierungen Platons in eine
heutige NR Terminologie wird nicht schwerfallen. Zwar stellen wir uns heute
etwas ganz anderes unter
Platonischen Ideen vor, als was oben mit NR
benannt wurde, aber wir müssen die alten Philosophen ja nicht sklavisch
wörtlich nehmen. Außerdem ist zu beachten, daß die
Übersetzer, deren Version der Texte wir jetzt lesen, schon ziemlich stark
ihre, von 2500 Jahren Schriftkultur-Tradition geprägten NR Standards mit
eingegeben haben. Die vermeintlich "ewige" Platonische Idee findet ohne weiteres
ihre Heimstatt in der Semiosphäre, als "Immortality Complex", wo sie zwar
nicht ewig, aber immerhin recht langlebig
ist.
[220] Und dort ist sie wesentlich besser
aufgehoben als in dem christlichen Himmel, der ja nur einen recht schlechten
Abklatsch, um nicht zu sagen,
Verfälschung, der alten Platonischen
Konzepte darstellt. Wie am Anfang schon gesagt, erfordert die neue Perspektive,
daß wir uns bequemen müssen, viele, schon in Jahrtausenden
liebgewonnene Denk-Klischees neu zu
überdenken.
[221]
8.6.2. Abstufung der Verständnisebenen (Skalierbarkeit) und Value-Added
Strategies
Bei Platon wird deutlich auf die Notwendigkeit der Abstufung
der Verständnis- Abstraktions-Ebenen hingewiesen (Skalierbarkeit).
Abstraktion und Allgemein-Verständnis stehen notwendigerweise im
antagonistischen Verhältnis. Und man geht immer einen schlechten
Kompromiß ein, wenn man sich für eine Seite entscheiden muß.
Deshalb braucht man für jede Art von Wissen oder Technik eine
Einsteigerversion (die 100-Millionen Fliegen Version von MS-Win), und danach
braucht man bruchlose Aufstiegsmöglichkeiten. Dies ist mit heutiger
SW-Design Philosophie noch nicht gegeben, weil es sich kapitalmäßig
nicht auszahlt, für vielleicht 100.000 Power Users noch einmal 10-20 % mehr
Kapital zu investieren, wenn diese 100.000 nur 1/1000 des Gesamtumsatzes machen.
Hier müssen andere Strategien von Value-Added Services entwickelt werden,
die aber bei den bestehenden Copyright Secrecy Blockaden der Implementationen
nicht möglich sind. Das Thema wird also wieder zur sozio-politischen Frage:
Der Schaffung von geeigneten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für
allgemein zugängliche Infrastrukturen.
8.7. Positionierung des Ansatzes im
Markt
Wie überall zu sehen gibt es ein großes
Mißverhältnis zwischen der Menge der guten SW-Ideen die in
Laboratorien und Instituten produziert werden, und was dann als SW auf dem Markt
erhältlich ist.
-> die kommerzielle Scharanke, und warum MS so erfolgreich
ist.
-> der kleinste gemeinsame Nenner (100 Mio
Fliegen).
Was ist daraus zu lernen?
8.7.1. Critical Path for Realization
Man braucht einen Critical Path für die Realisation, eine
Bootstrap Funktion. Es wird eine Einstiegslösung benötigt, für
die sich Finanzierung findet. Ein 4-Jahresprojekt, das einen Return on
investment zeigt, womit ein Bootstrap Effekt für weitere Finanzierung
gefunden werden kann.
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[137] Tenner
(1991),(1996)
[138] Der Begriff des
Pyramidalen Buches wurde von Robert Darnton geprägt. Darnton gibt in
seinem Artikel lediglich einige allgemeine Hinweise, daß das
Pyramidale
Buch in Schichten aufgebaut sein sollte. Meine Weiterentwicklungen betreffen
vor allem den Zusammenhang mit der Perspektive und die dynamischen Faktoren der
Wissensnavigation. Im Appendix ist ein kurzer Ausschnitt aus dem Originalartikel
von Robert Darnton beigelegt.
Weitere Materialien zum Pyramidalen Buch:
Goppold (1999d: 15-17):
http://www.noologie.de/desn05.htm
(URL)
Goppold (1999d: 109):
http://www.noologie.de/desn14.htm#DARNTON_PYRA
(URL)
Goppold (1999d):
http://www.bib.uni-wuppertal.de/elpub/fb05/diss1999/goppold/
(URL)
Vec (1999), Darnton (1999)
http://www.nybooks.com/nyrev/WWWarchdisplay.cgi
(URL)?19990318005F
...............................................................................
[139]
Wissensnavigation in
Hypermediasystemen: Der Begriff wird
verwendet nach Kim Veltman:
http://www.mmi.unimaas.nl/Veltman/Sums/sumsarticles.html
(URL)
...............................................................................
[140] Robert Cailliau,
CERN
...............................................................................
[141] Shneiderman (1996,
1999)
...............................................................................
[142] Der
kritische
Augenblick hieß im alten Griechenland der
Kairos.
...............................................................................
[143] Hyper-Text ist, etwas
nüchterner betrachtet, die logische Fortsetzung des alten drucktechnischen
Prinzips der Fußnote in rekursiver Form.
...............................................................................
[144] Goppold
(1983a-2000c): http://www.noologie.de/
(URL)
...............................................................................
[145] Dies ist das Thema
von Frances Yates' bekannten Buch "The Art of Memory", Yates (1990).
Dazu auch das Projekt "Computer-Gedächtnistheater":
http://www.culture.hu-berlin.de/PM/Pro/CaG/Projektl.html
(URL)
Weitere Namen aus dem erlauchten Umkreis der damaligen
Renaissance-Visionäre, denen ich mich verpflichtet fühle, sind:
Giordano Bruno, Giulio Camillo, Robert Fludd, Marsilio Ficino, Pico della
Mirandola, Jacob Böhme, Theophrastus Bombastus Paracelsus, und last but not
least: Dr. Faustus. Weitere Bezüge auch auf die Paläste der
Erinnerung, die Augustinus vor 1600 Jahren in seinen Confessiones
genannt hat.
Eine wesentliche Verbindung besteht zu der Arbeit von
Athanasius Kircher (1602-1680), der seine Renaissance-Denkweise und
Menschheits-Vision mit der Technik der heraufziehenden Neuzeit verband, und
damals Multimedia-Ars Memoriae-Systeme entwarf, deren Konzeption in ihrer Tiefe
und Perspektive, und ihrem puren Wissenschatz, sicher noch einiges den meisten
heutigen Multimedia-Ideen voraus hatten. Er war damals in der beneidenswerten
Lage, sich in Rom sowohl am Zentrum des damaligen Weltwissens, und im Kreise der
größten Gelehrten seiner Zeit zu befinden, als auch von einem reichen
Umkreis von Sponsoren unterstützt zu werden.
...............................................................................
...............................................................................
[147]
...............................................................................
...............................................................................
[149] Bekanntlich war der
letzte, der noch einen
Überblick und einen
Einblick in
alle Wissensbereiche der engeren abendländischen Kulturtradition hatte,
Gottfried Wilhelm Leibniz, ca. 1700.
Die heutige extreme Spezialisierung aller Wissenschaften ist
das Symptom der Krise, da ein Mensch nur noch auf einem winzig kleinen
Teilbereich des Wissens als Autorität auftreten kann.
Goppold (1999d: 58-61, 109, 110-111, 196)
http://www.noologie.de/desn15.htm
(URL)
http://www.noologie.de/desn23.htm#BIBLIOSPHERE
(URL)
................................................................................
[150] Ich bekam den Artikel
ca. 1995 von Herrn Maurer persönlich, und ich fand hier eine
Geistesverwandschaft, die mir die Verbindung mit meinen Arbeiten der letzten 20
Jahre aufzeigte: Die Fähigkeit, die Tiefenstrukturen der menschlichen
Geistesentwicklung zu erfassen, und Projektionen auf die Zukunft zu entwerfen,
was ich hier
Die Kunst der historischen Perspektive nennen möchte.
Spengler (1980) nannte das
Kulturmorphologie, und alle großen
Historiker (z.B. Vico, Gibbon, Ranke, Toynbee, Gebser, Gumilev) hatten ihre
spezielle Sichtweise davon.
[151] Die damalige
Enteckung der Perspektive war eine Revolution des Geisteslebens, wie Gebser und
viele andere Historiker zeigten, die wesentlich mit Ordnungsstrukturen zu tun
hatte. Und diese können und müssen wir in unsere Zeit übertragen.
Und zwar in ähnlicher, aber auch ganz anderer Weise, wie Gebser es vor 50
Jahren getan hat, mit allen Erkenntnissen der heutigen Wissenschaft und
Technologie, über die Gebser nicht verfügte. Und hier sind die letzten
50 Jahre seit Gebser eine entscheidende Periode, in der sich die Nebelwand
gelichtet hat, hinter der die Dynamiken unserer Zukunft verborgen
waren.
[152] Die letzte Seite von
CV deutet an, daß wir hier vor einer Genze stehen, einer
Terra
incognita, gewissermaßen der Nebelwand, die uns die Sicht auf die
möglichen neuen Arten der Konzeptualisierung, der Wissensdarstellung, und
des Wissenstransfers, verbirgt. Dies erschwert es natürlich, für ein
solch weitreichendes Projekt eine Finanzierung zu finden, die sich nach den
gültigen Venture- (vulture-) Capital Prinzipien in maximal 2-4 Jahren
amortisiert haben muß.
[153] Dies ist eine alte
architektonische Faustregel, die schon den alten Pyramidenbauern bekannt war: In
unserem Fall handelt es sich um eine
historische Perspektive, also den
Blick über die Zeit. Auch hier zeigt sich die Weitsicht und die Erfahrung
der alten Ägypter, die alles an Dauerhaftigkeit übertrifft, was die
Menschheit nach ihnen konstruieren konnte: Das Leuchtturm von Alexandria war
(mit Unsicherheitsfaktor 50m) etwa genauso hoch wie die Cheops-Pyramide (147 m),
und stand von -280 bis ca. 1300, als er durch ein Erdbeben zerstört wurde,
insgesamt etwa 1500 Jahre. Die Cheops-Pyramide widersteht den schwersten nur
möglichen Erdbeben, sie wurde ca. -2500 erbaut, ist also 4500 Jahre, damit
dreimal so alt, und hat gute Chancen, noch einige 10.000 Jahre länger zu
überdauern. Sie repräsentiert damit im Produkt von Alter und Höhe
einen nie wieder angenäherten Rekord. Die zu erwartende Lebensdauer unserer
heutigen Wolkenkratzer und Türme ist vielleicht max. 200-300 Jahre, wegen
der sehr korrosionsanfälligen Stahlbeton-Bauweise, und wegen der immensen
Personal- und Energiekosten, um ein solches Gebäude gerauchsfähig zu
halten. (Stahlbeton-Brücken sind noch kurzlebiger und müssen ca. alle
50 Jahre grundrenoviert werden).
[154] Goppold (1999d:
64-79, 139-141, 154-202), Nadin (1997), Norman (1970-1982), Spinner
(1994)
[155] Es sei daran
erinnert, daß eine analoge Argumentation volkswirtschaftlicher Art bei
Faust II geführt wird, als Mephisto dem Kaiser vorschlägt, Geld
drucken zu lassen, das durch die Bodenschätze, die unter der Erde des
Reiches liegen, gedeckt sein soll. Niemand denkt an den realen Aufwand =die
Kosten, der erforderlich ist, die Bodenschätze auch wirklich zu heben.
Sonst wäre die Spekulationsblase sofort geplatzt. Ähnlichkeiten mit
heutigen Futures-and Bond Markets sind durchaus beabsichtigt.
Literatur: Binswanger (1985)
[156] Goppold
(1999d)
http://www.bib.uni-wuppertal.de/elpub/fb05/diss1999/goppold/
(URL)http://www.noologie.de/desn.htm
(URL)
Goppold (1999g),
http://www.noologie.de/symbol16.htm
(URL)
Goppold (2000a),
http://www.noologie.de/symbol08.htm
(URL)
[157] Das deutsche Wort
Muster hat nicht ganz denselben Bedeutungsbereich wie
Pattern. Am
ähnlichsten kommt hier der deutsche Begriff der
Gestalt, nach der
Morphologie Goethes. Hervorzuheben ist hierbei die
Dynamik der
Patterns, im Gegensatz zu der Normalbedeutung des Musters als
"
geprägte Form". (S.o. Sekundärliteratur).
[158] Auch hier gibt es
einen subtilen Bedeutungsunterschied zum Englischen, denn im Deutschen Wort
Gedächtnis ist eine starke Assoziation an (verbales)
Denken
enthalten, die aber hier nicht zutrifft.
[159] Hier spielen die
alten Aristotelischen Begriffe der
Causa Finalis und der
Entelechie ihre Rolle.
[160] Diese Zahlenbeispiele
sind natürlich mit einer gewissen Freiheit demonstrationshalber
gewählt. Z.B. kann man den Buchdruck auch um 1200, das (unsichere) Datum
seiner Erfindung in China oder Korea, ansetzen. Aber 5000 Jahre ist ziemlich
exakt das Alter der Schrift. Über die älteren Daten läßt
sich noch besser streiten, da jederzeit neue archäologische Funde die
Situation verändern können.
[161] Goppold (1999d:
40-46), http://www.noologie.de/desn09.htm
(URL)
[162] Betrachten wir
heutige kommerziell erhältliche SW, so finden wir bestenfalls Ansätze
zu einem solchen dynamisch-visuellen "Trivium", etwa mathematischer und
chemischer / molekularbiologischer Display-Spezial-Software, aber die Industrie
der breiten Front ist noch sehr weit davon entfernt. Das WWW demonstriert den
Stand der Technik in der Massenverbreitung: Die "Zittermännchen" oder
Gif-Animationen, die das heutige multimediale Äquivalent der billigen
Glas-Glitzer-Perlen darstellen, die europäische Kaufleute früher bei
den "Wilden" gegen Handelswaren, Gold und Pelze, eintauschten. Auf ähnliche
Weise werden in der heutigen "Aufmerksamkeitsökonomie" diese billigen
Effekte dazu eingesetzt, um naive zahlende Kunden zu verführen,
längere Zeit auf den kommerziellen Webpages zu verweilen. Ein wesentlicher
Faktor dabei ist, daß viele Gif-Graphiken oder Video-Clips auch die
Ladezeiten erhöhen, also die Aufmerksamkeit schon einmal im voraus
fesseln.
[163] Hierzu ein Statement
von McLuhan und Powers:
McLuhan (1989: 32): The trivium, the
ancient reformulation of the arts or sciences of the logos, was born of the
phonetic alphabet. The effect of the phonetic alphabet on the Greek psyche and
culture was catastrophic... the integral resonating oral logos was broken into
multiple fragments.
Weitere Arbeiten der McLuhan-Schule: Marvin (1986), McLuhan
1972-1989), Kerckhove (1988-1995b), oder die von Illich (1976-1998) und
Pörksen (1997), Postman (1985, 1987), sowie anderer Medientheoretiker:
Chandler (www), Goppold (1999d: 139-141). Eine ausführliche Darstellung
dieser schon reichhaltig vorliegenden Ergebnisse würde aber den jetzigen
Rahmen sprengen, und hier soll eine andere Herangehensweise entworfen
werden.
[164] Resonance
(Encyclopaedia Britannica)
in physics, relatively large selective
response of an object or a system that vibrates in step or phase, with an
externally applied oscillatory force. Resonance was first investigated in
acoustical systems such as musical instruments and the human voice. An example
of acoustical resonance is the vibration induced in a violin or piano string of
a given pitch when a musical note of the same pitch is sung or played
nearby.
The concept of resonance has been extended
by analogy to certain mechanical and electrical phenomena. Mechanical resonance,
such as that produced in bridges by wind or by marching soldiers, is known to
have built up to proportions large enough to be destructive, as in the case of
the destruction of the Tacoma Narrows Bridge (q.v.) in 1940. Spacecraft,
aircraft, and surface vehicles must be designed so that the vibrations caused by
their engines or by their movement through air are kept to a safe
minimum.
Resonance in electrical systems is of a
somewhat different nature. Its occurrence in frequency-sensitive
(alternating-current) circuits makes it possible for communication devices
equipped with such circuits to accept signals of certain frequencies while
rejecting others. In a television receiver, for example, resonance occurs when
the frequency of one of the incoming signals reaching the circuit is near the
natural frequency of the circuit, which then responds by absorbing maximum
energy from the signal as the current within the circuit surges back and forth
in step with the very weak current in the antenna.
A form of resonance somewhat analogous to a
certain kind of mechanical resonance has been detected on the nuclear scale.
This phenomenon, called magnetic resonance, occurs when atoms or their nuclei
respond to the application of various magnetic fields by emitting or absorbing
electromagnetic radiation of radio and microwave frequencies. See also magnetic
resonance.
................................................................................
[165] S.a. den
ähnlichen, aber eher statischen Begriff aus der Theorie autopoietischer
Systeme: die
strukturelle Koppelung.
[166] Breidbach
(1993-1997), Brock (NeuroAe), Brock (1994), Calvin (1989), (1991) (1996a),
Edelman (1992), Gazzaniga (1989), Haken (1992), Maturana
(1982-1994a), Pöppel (1978-1995), Riegas (1990), Roth (1996),
Schmidt (1987, 1991), Spitzer (1996), Mühlmann (1996: 30);
Brock:
http://www.uni-wuppertal.de/FB5-Hofaue/Brock/Projekte/NeuroAe2.html
(URL),
Howard Bloom: Tools of Perception - The Construction of
Reality: History of the Global Brain, Part VII:
http://www.heise.de/tp/english/special/glob/default.html
(URL)
................................................................................
[167] Goppold (1999d: 42);
Klages (1981, I: 57-60)
................................................................................
[168] Uexküll, in
Cassirer (1994: 23-25); Gumilev (1990) geht mit der physikalischen Metapher
noch weiter, und spricht von Phänomenen der
Induktion.
................................................................................
[169] Goppold (1999d:
40-45, 52-53).
http://www.noologie.de/desn09.htm
(URL)
In der Theorie autopoietischer Systeme wird ein
ähnlicher, aber mehr statischer Begriff verwendet: die strukturelle
Koppelung. S.a. Maturana & Varela (1987): "Der Baum der Erkenntnis",
Maturana (1991), und Luhmann (1993) "Soziale Systeme".
................................................................................
[170] S.a. Brock (1994);
Gumilev (1990: 109, 179); Portis (1979)
Howard Bloom: "Mammals and the Further Rise of Mind":
History of the Global Brain, Part VI:
http://www.heise.de/tp/english/special/glob/default.html
(URL)
Gumilev (1990: 178): "Animals and birds as well as men
bring up and train their offspring."
................................................................................
[171] Z.B. Konrad Lorenz
und seine Graugänse
................................................................................
[172] d.h. von der
Elterngeneration zu dem Nachwuchs. Gumilev (1990: 179): "...'signal heredity'
is simply another name for tradition."
Cassirer (1994: 125-127, 125): [der] spezifische...
Unterschied ... der zwischen dem Werden der "Natur" und dem der "Kultur"
besteht. [Anführungszeichen im Original]... "Bildung und Umbildung
organischer Gestalten" ist das große Thema aller Morphologie der Natur...
Beweglichkeit und Dauer...
................................................................................
[173] Gumilev (1990:
106)
................................................................................
[174] Das er aber deswegen
nicht bemerken kann.
................................................................................
................................................................................
[176] Goppold (1999d:
203-206)
http://www.noologie.de/desn24.htm
(URL)
[177] Goppold (1999d:
71-72, 80, 227-228)
http://www.noologie.de/desn10.htm#SPRACHLICH_NICHTSPR
(URL)
http://www.noologie.de/desn10.htm#ALTERSSTUFEN
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http://www.noologie.de/desn25.htm
(URL)
................................................................................
................................................................................
[179] Weiteres zu den
Psycho-Schaltkreisen von Introvertierten und Extroverierten, bei Howard
Bloom:
"Pythagoras, Subkulturen und der Psycho-Bio-Schaltkreis",
History of the Global Brain, Part XVI, Bloom (www):
http://www.heise.de/tp/deutsch/special/glob/default.html
(URL)
Bloom (pyta):
http://www.heise.de/bin/tp/issue/tp.htm
(URL)?artikelnr=2624&mode=html
Robert Pirsig hat in "Zen and the Art of Motorcycle
Maintenance" eine ähnliche Charakterisierung aufgestellt.
Ebenfalls ist in diesem Zusammenhang die Theorie von Gumilev
(1990) zu nennen, der sein Konzept des "drive" einführt, dies erklärt
er ebenfalls mit physikalischen Metaphern wie "Induktion".
Goppold (1999d: 84-89):
http://www.noologie.de/desn11.htm
(URL)
................................................................................
[180] S.a. Goppold (1999a):
http://www.noologie.de/symbol09.htm
(URL)
Erdheim (1984)
Es wurden verschiedene Strategien angewandt, um zu versichern,
daß die Intellektuellen nicht doch versuchten, die Macht zu
übernehmen. Die älteste und sicherste war wohl die Kastration,
die im alten Perserreich, in den islamischen Ländern, und in China bis
Anfang des 20. Jh. verbreitet war. Das Eheverbot (Zölibat) der katholischen
Kirche war eine wesentliche Grundlage der Machtteilung mit der weltlichen,
aristokratischen, Macht, die das Vorrecht dynastischer Linien für sich
allein reservieren wollte. Somit wurde den dynastischen Tendenzen der klerikalen
Amtsinhaber eine Bremse verpaßt. (Allerdings rekrutierten sich die
höheren Chargen der Kirche traditionell meist aus den dynastischen
Familien, wie z.B. die römischen Päpste.) Alle anderen offiziellen
Erkärungen zum Sinn und Zweck des Zölibats kann man als gezielte
Desinformation ansehen.
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[181] Goppold (1999d: 199):
http://www.noologie.de/desn23.htm
(URL)
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[182] Um es auf einen
Kontra-Punkt zu bringen: Popper (Die offene Gesellschaft und ihre Feinde) und
Bloom (www) kritisieren zu Recht, aber auf ungenügender Wissensbasis, die
totalitären Tendenzen von Platon's Gesellschaftsmodell, da hinter Platon
das damals über viele Jahrtausende ausgefeilte System der ethischen
Schulung der
aristoi (der Adeligen) stand, die
araete. Diese Kenntnis ist in einem mindestens 3000-jährigen
(also schon zur Zeit Platons anhaltenden) Niedergang praktisch völlig
verloren gegangen. Julius Evola ist einer der sehr, sehr wenigen (aristoi), die
sowohl eine fundierte Kenntnis davon hatten, als auch die Distanz zum Faschismus
wahren konnte, obwohl er leider zu oft fälschlich als Parteigänger
desselben angesehen wurde.
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[184] Goppold (1999d:
139-153, 203-235), Erdheim (1984), Krauss (1904), Reichmayr (1995)
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[186] Weiteres Material zu
NR und vor-industrielle Technologie:
Goppold (2000b):
http://www.noologie.de/symbol12.htm
(URL)
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[187] Zur miltärischen
Anwendung von NR Technologie:
Goppold (2000b):
http://www.noologie.de/symbol12.htm
(URL)
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[188] "Arbeit und Rhythmus"
(Bücher 1924)
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[189] Goppold (1999d:
71-79, 203-235)
Goppold (1999g),
http://www.noologie.de/symbol16.htm
(URL)
Goppold (1999h),
http://www.noologie.de/symbol17.htm
(URL)
Goppold (2000b),
http://www.noologie.de/symbol12.htm
(URL)
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[191] Das
meßtechnische Problem ist, daß Neuronen über die Gliazellen ja
elektrisch abgeschirmt sind, und deshalb liegt eine nicht-invasive,
räumlich richtungsgetreue (quadro-) und feinauflösende Aufnahme der
Potentiale großer Neuronenfelder und ihre Übertragung nach
Außen noch ein wenig außerhalb der technischen Machbarkeit.
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[192] Also der
"Jenseitswelt" der Sphärenharmonien, die in dem Flammarion-Bild links
erscheint.
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[194] Zur tiefergehenden
Argumentation muß die Sequentialisierung der Mathematik beachtet werden,
die seit Euklid den Formen der Schrift angepaßt wurde, während die
früher vorherrschende betrachtende, geometrische Weise,
zurückgedrängt wurde. Der letzte, der diese alte Methode einsetzte,
war Kepler. Das war aber zur Zeit von Descartes, mit dem die analytische
Geometrie ihren Siegeszug antrat, und die Mathematik danach prägte.
[195] Dies ist mit heutiger
SW-Design Philosophie noch nicht gegeben, weil es sich kapitalmäßig
nicht auszahlt, für vielleicht 1-5 % Power Users noch einmal 10-20 % mehr
Kapital zu investieren, wenn sie nur 1-5 % des Gesamtumsatzes bringen. Hier
müssen andere Strategien von Value-Added Services entwickelt werden, die
aber bei den bestehenden Copyright Secrecy Blockaden der Implementationen nicht
möglich sind.
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[196]
Spinner (1997: 507): "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte", lehrt das
Sprichwort. Aber trotzdem informiert es in der Regel weniger
(gegenständlich eingeschränkter) und schlechter (inhaltlich ungenauer)
als eine allgemeine und exakte Theorie über größere
Zusammenhänge.
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[197] Es liegt aber hinter
der islamischen Ornamentik noch etwas anderes, als der psychische Zwang, jede
verfügbare Oberfläche maximal zu verschnörkeln (Horror vacui).
Hier liegen andere Formen des abstrakten pictorialen
Wissens, die z.T. im
Gegensatz zur orthodoxen Islamischen Gelehrsamkeit stehen, und daher nicht
explizit gemacht werden können, und in verschlüsselter Form in der
Kultur mitgeführt werden. Falls es ein fundiertes Wissen darüber gab,
ist es im Westen ausgestorben, und falls es dazu noch Wissende in den
islamischen Ländern oder anderswo gibt, halten sie ihr Wissen gut
verborgen. Wir finden auch im Abendland eine hochentwickelte Ornamentik, die der
islamischen entspricht, in unseren Kathedralen. Die Sekundärliteratur
listet einige dieser nicht immer ganz im westlichen "scientific mainstream"
befindlichen Quellen:
Albarn (1974), Alexander (1977), Bain (1973), Bliss
(1978), Critchlow (1976), Emmer (1993), Fuller (1975), Gombrich (1982),
Jones (1987), Lawlor (1982), Liedl (1990, 1993), Merne (1974), Pyta-www,
Tufte (1990, 1992), Visible Language, Williams (1979), Young
(1976).
http://members.aol.com/areoasis/Reviews/pythagoras.html
(URL)
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[198] Wird noch weiter
unten diskutiert. S.a. die Schriften von Ivan Illich, und Goppold (1999a):
http://www.noologie.de/symbol09.htm
(URL)
Goppold (1999d: 191-202):
http://www.noologie.de/desn23.htm
(URL)
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[199] Landauer (1995),
Tenner (1991): "Revenge Theory", Radermacher: "Rebound Effekte"
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[200] Es gibt einen etwas
dümmlichen Vergleich, der hier immer zitiert wird:
"Wenn die Autotechnologie denselben Fortschritt gemacht
hätte wie die Computertechnologie, dann würde ein Rolls-Royce heute 1
DM kosten, und eine Million Kilometer für einen Liter Benzin fahren".
Die wirkliche Situation ist aber anders: "Wenn die
Verkehrstechnologie denselben Fortschritt gemacht hätte wie die
Softwaretechnologie, dann würde jeder von uns heute mit Schlachtschiffen
und Panzerkreuzern zum Einkaufen, zum Büro, und zur Disko
fahren."
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[201] Mumford (1934, 1977),
Weitere Literatur: Diamond (1976), Gellner (1993),
Goppold (1999d: 110-111):
http://www.noologie.de/desn15.htm
(URL)
................................................................................
[202] Goppold (2000b):
http://www.noologie.de/symbol12.htm
(URL)
Goppold (2000c):
http://www.noologie.de/symbol13.htm
(URL)
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[203] "Lego" ist ein
geschütztes Warenzeichen.
[204] Das bringt darum aber
eine erhebliche Erklärungs- und Verständnis-Schwierigkeit mit sich.
Denn es ist anscheinend für technologie-orientierte Diskurse, in denen
Leistungsfähigkeit wohl automatisch und unbewußt mit Komplexität
gleichgesetzt wird, zu einfach, als daß es dort überhaupt
wahrgenommen werden kann. So, nach Erfahrung des Autors, in den letzten ca. 10
Jahren.
[205] Man kann das als
vonNeumannsches Spiel ansehen, in denen sich langfristige Machtkoalitionen der
professionellen Expertengruppen in sehr komplexen Transaktionen und
Verträgen bilden, und versuchen, möglichst viel von den knappen
gesellschaftlichen Ressourcen unter ihre Kontrolle zu bringen. Eine
ausgezeichnete Analyse neben Illich liefert Straub (1990) für die Physiker.
Wie jede andere Expertengruppe haben auch die Informatiker die Tendenz, ihren
Einfluß und ihre Macht zu maximieren, und dafür zu sorgen, daß
ihre Dienste in der Gesellschaft tendentiell immer mehr gebraucht werden und
höher bezahlt werden, als vorher. Ein geflügeltes Wort in der DV
nannte es: sich unentbehrlich programmieren. Man interpretiere das Y2K Problem
unter diesem Aspekt. Deshalb ist es von Informatikern kaum zu erwarten,
daß sie sich ernsthaft Gedanken machen, wie sie sich vielleicht
überflüssig machen könnten. Selbstverständlich ist diese
Argumentation ein wenig verkürzt. Für tiefschürfendere Argumente
siehe Landauer (1995), Goppold (1999a), Illich (1978) und Straub (1990).
[206] Cox (1996) analysiert
die Situation ebenfalls recht gut, aber da er einer der Erfinder von Objective-C
ist, ist seine "Choice of Options" natürlich schon festgelegt. Auch er
muß einen Allerwelts-Compiler bemühen.
[207] Weitere Literatur:
Goppold
(www):
http://www.noologie.de/symbol.htm
(URL)
Goppold
(2000c):
http://www.noologie.de/symbol13.htm
(URL)
Goppold (1992):
http://www.noologie.de/lpl08.htm
(URL)
Goppold
(1993):
http://www.noologie.de/lpl09.htm
(URL)
[208] Dechend (1977-1997),
Strehlow (1971).
[209] Excerpt from:
Goppold
(2000a)
http://www.noologie.de/symbol08.htm
(URL)
................................................................................
[210] Goppold (1999d:
40-63, 128-138).
http://www.noologie.de/desn09.htm
(URL)
http://www.noologie.de/desn17.htm
(URL)
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[211] Hoffmeister (1955:
587), Goppold (1999d: 29, 128-129):
http://www.noologie.de/desn07.htm#FORMSUBST
(URL)
http://www.noologie.de/desn17.htm
(URL)
[212] Darnton (1999)
http://www.nybooks.com/nyrev/WWWarchdisplay.cgi
(URL)?19990318005F
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[214] Die Urmotive des
Bildes stammen nach meinen Kenntnissen aus der antiken Literatur zur
Unendlichkeit des kosmischen Raumes: Archytas und Lucretius (1, 968), und der
Rezeption durch John Locke.
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[215]
http://www.noologie.de/desn16.htm#PATICCA_SAMUPPADA
(URL)
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[216] Gumilev (1987-1990)
beschreibt in seinen Büchern, daß man historisches Quellenmaterial
immer "gegen den Strich" lesen muß, denn wenn etwas aufgeschrieben wurde,
dann hatte der Schreiber immer eine "Agenda", und die war nicht, daß er
die Historiker der Nachwelt möglichst genau darüber informieren
wollte, "wie es wirklich war".
Goppold (1999d: 191-202):
http://www.noologie.de/desn23.htm
(URL)
[218] Daß er das
Ganze schriftlich macht, und mit seinen gesammelten Werken der erste
Vielschreiber der Menschheit ist, gibt dem Ganzen nur noch eine pikante
Note.
Goppold (1994):
http://www.noologie.de/plato07.htm
(URL)
Goppold (1994):
http://www.noologie.de/plato08.htm
(URL)
[219] Siehe Fulguration:
Konrad Lorenz (1992);
Gumilev (1990: 198): ... "lightning is
energy, in my language anti-entropic impulses that with their rise disrupt the
processes of death, the entropy of the Universe. Force, the cause provoking
acceleration, saves Cosmos from conversion into Chaos, and the name of this
force is Life. But in the eternal war of the protogenic elements, the servants
of Kronos, the hundred-handed giants or asura (Sanskrit), lose nothing because
they have nothing to lose. Kronos changed their appearance every second, and so
deprived them of personal qualities and properties."
[220] Goppold (1999d:
116-120, 137):
http://www.noologie.de/desn16.htm#Heading59
(URL)