Die Idee zu dem Begriff der Archae-Tektonik war mir am 22.12. gekommen. Die Kantsche Architektonik war ja ein Thema, das mich schon seit einigen Monaten bewegte, und nun kam mir die Intuition, das architektonische Denken auf Platos Timaios anzuwenden. Dies war immerhin meine erste direkte Begegnung mit Platos Schriften. Ich hatte vorher von Plato nur in Zitaten anderer Philosophen über ihn gehört, aber nie selber etwas von ihm gelesen. Dann hatte ich mich hauptsächlich deswegen in der letzten Jahreswoche an den Timaios gemacht, weil das die einzige Zeit war, in der ich die Muße haben würde, an dem Thema zu arbeiten. Am 1. Januar ging mir dann "das Licht auf" (siehe BIB:PLATO-BRIEF E, Brief 7, p. 72). Ich hatte mit meiner Themawahl der Archae nicht nur eine Herangehensweise gewählt, die mir aufgrund meiner Intuitionen, die ich in den "Umrissen" entwickelt hatte, die geeignetste erschien, sondern ich hatte es auch noch zu einer Zeit getan, die der Natur des Ausgeführten im Innersten entsprach. Das fiel mir allerdings erst am 1. Januar auf. In den folgenden Tagen ergab sich dann eine höchst seltsame Entwicklung, als die soeben angedachten Konzepte sich "verselbstständigten" und ihre eigenen Wurzeln und Ausläufer trieben, denen ich mehr oder weniger willig folgte, zwar in ziemlicher Aufregung, was sich als nächstes ergeben würde. Diese zweite Stufe gibt also das Stadium wieder, das sich etwa ab 5. Januar auskristallisierte. Insgesamt bin ich allerdings vom Gang der Dinge nicht sonderlich überrascht, weil ich solches in den "Umrissen" ja schon formuliert hatte: "Es handelt sich hier um die Entfaltung eines morphogenetischen Feldes, eines Feldes, das sich durch die ganze Menschheitsgeschichte, nein, durch die ganze Entwicklung des Kosmos hindurchzieht." Wie ich es in der Einleitung unter "Das morphogenetische Feld des Leerstellendenkens" geschrieben habe. Der Mechanismus zeigte wieder seine Wirkung, und ich war wieder mal auf dem "Roller-Coaster", der Achterbahn durch die Hyperräume des Denkens gelandet. Lockern Sie Ihre Denkbremsen, schnallen Sie Ihre Glaubenssysteme fest an, stecken Sie zur Vorsicht eine Windel in die Unterhose, und so geht die Fahrt nun weiter.
Nirgendwo anders haben die uns überlieferten Worte des Heraklit eine solch tiefe Berechtigung wie in der Philosophie:
Polemos panton men pataer esti, panton de basileus, kai tous men theous edeixe tous de anthropous, tous men doulous epoiaese tous de eleytherous. Krieg ist aller Dinge Vater (fürwahr), aller Dinge König. Die einen erweist er als Götter, die anderen als Menschen, die einen läßt er Sklaven werden, die anderen Freie.
Eidenai de chrae to polemon eonta xynon, kai dikaen erin, kai ginomena panta kat erin kai chreomena
Zu wissen aber tut not: Der Kieg führt zusammen, und Recht ist Streit, und alles Leben entsteht durch Streit und Notwendigkeit.
BIB:HERAKLI
T,
B80, p. 27
Es ist der nun schon 2500 Jahre dauernde Kampf aller gegen alle, des
gegenseitig-sich-Umschlingens-und-Erwürgens der Ideen, des Aufhebens und
Einverleibens von Gedanken durch andere Gedanken. Dieser erbarmungslose Kampf
der Ideen findet natürlich nicht so völlig abgelöst (absolut)
auf irgendeiner grünen Wiese irgendeiner intellektuellen Olympiade statt,
sondern es sind Philosophen, die ihn führen, lebende Menschen also, die
mit ihren Worten und Gedanken um Positionen, Professuren, Forschungsstipendien,
Meinungen, Macht und Einfluß kämpfen. Es hat sich auf diesem
Schlachtfeld der Ideen ein Code-of-War herausgebildet, der in keiner Weise dem
Bushido der japanischen Samurai nachsteht. Philosophie war ja schon immer ein
nicht ungefährliches Geschäft, von den ersten Philosophen an, wie
Zeno, der den Märtyrertod durch Zerstampfen im Mörser gestorben sein
soll, über den uns allen wohlbekannten Sokrates, über Issa ben
Jussuf, wenn wir den zu den Philosophen rechnen dürfen, Giordano Bruno,
und auch Kant, der sich den Maulkorbedikten seines
königlich-preußischen Brötchengebers durch Verklausulierung
entzog, und die saftigeren Bestandteile seiner Philosophie erst garnicht
veröffentlichte, sondern seinem Opus Postumum anvertraute. Die Folge ist,
daß philosophische Werke in ihrer Architektonik den Meisterwerken der
europäischen Festungskunst des 17. bis 19. Jahrhunderts auf das
verblüffendste gleichen. Vauban und seine Schüler konstruierten ihre
Festungspolygone strikt nach den geometrischen Prinzipien des Timaios. Sie sind
dazu angelegt, Attacken und Angriffe des Gegners schon im Vorfeld zum Erliegen
zu bringen, und ihn gar nicht erst bis zum Herz der Anlage vordringen zu
lassen. Platos Werk kann hier , ohne Vorbilder "ex nihilo" oder "ex archaes"
entstanden, als der Prototyp all dieser Werke genommen werden. Denn Plato
war der erste Philosoph der Menschheit, der sein umfangreiches Denken extensiv
in schriftlicher Form niederlegte.
Aristoteles machte sozusagen die Kriegserklärung dieses geistigen Krieges,
indem er seine Schriften als Waffe gegen die vorherigen Philosophen, besonders
seinen Lehrmeister Plato einsetzte. Die Werke des Aristoteles und Kants sind
weitere Beispiele der unübertroffenen Meisterschaft in dieser Kunst. Dies
ist natürlich gut zur Verteidigung eines Lehrstuhls, aber schlecht
für jemanden, der sich nicht in feindlicher Absicht nähert, sonden
nur einfach naiv verstehen will, was dieser oder jener Philosoph denn
nun gemeint haben mag. Bis sich der willige Schüler soweit an den Kern der
Festung vorgearbeitet hat, und feststellen kann, was, und ob sie überhaupt
etwas enthält, ist er oft vorher zum Sklaven der dort
geäußerten Meinung geworden, und hat sich dem Buchstaben
verschrieben, ohne den Sinn zu kennen.
Natürlich mußte der Philosoph es irgendwie bewerkstelligen,
daß die Schüler und Studenten, die er in sein Geheimnis einzuweihen
beschlossen hatte, trotzdem noch eine Chance des Zugangs zum Allerheiligsten
bekamen. Dies geschah und geschieht auch heute noch durch die in
Nebensätzen eingestreuten Anmerkungen und "Ach ja, was mir dazu noch
einfällt"-Sätze, die man nur aufschnappt, wenn man ein paar Semester
bei dem betreffenden Lehrer in der Vorlesung gesessen hat, und allmähnlich
die architektonische Verbundenheit dieser Nebensätze durchschauen lernt.
Für jene Unglückseligen aber, die allein mit den Festungsbauten des
geschriebenen Nachlasses des Philosophen konfrontiert sind, gerät das zur
Materialschlacht. Und allzuoft wird der geistige Brocken unverdaut verschluckt,
und rumort dann auf höchst unvorhersehbare Weise im eigenen System weiter
fort. Dies gilt es zu berücksichtigen, wenn wir uns einem Werk wie dem
gesammelten Nachlaß von Plato nähern. Oder auch nur einem seiner
Kernstücke, wie dem Timaios.
Im Verein mit Issa ben Jussuf und Buddha und Aristoteles gebührt Plato der Ruhm, der Mensch unter den Menschen zu sein, vor dessem Altar tausende und abertausende hochgelehrter Denker die Stunden, Tage und Jahre ihrer kostbaren Lebenszeit opferten, um zu ergründen, was der Sinn seiner Worte war. Tausende von Litern Tinte wurden verbraucht, ganze Wälder dieser Erde wurden vermahlen, um die Tausende von Tonnen Papier zu erzeugen, auf die man die Gedanken dieses Mannes, und die Gedanken der Tausende von Männern, die seinen Gedanken folgten, niederschrieb. Insofern war Plato der Hauptleidtragende seines eigenen Ausspruchs im Phaidros:
Und jedes Wort, das einmal geschrieben ist, treibt sich in der Welt herum, - gleichermaßen bei denen, die es verstehen, wie bei denen, die es in keiner Weise angeht, und es weiß nicht, zu wem es sprechen soll und zu wem nicht. Wird es mißhandelt oder zu Unrecht getadelt, dann bedarf es des Vaters immer als Helfers; denn selber hat es sich zu wehren oder sich zu helfen nicht die Kraft.
Das
Leerstellendenken ist die "gerade so gut wie mögliche" Strukturierung all
dessen, was unstrukturierbar, undenkbar, und unsichtbar ist. Mithin ist es eine
Methode der Suche nach der philosophischen Hintertreppe. Diese Hintertreppe zu
Plato sind seine Briefe. Während in den "offiziellen" Werken Platos dieser
selber persönlich überhaupt nicht erscheint, sondern nur seine
Pappkameraden für sich argumentieren (den Krieg austragen)
läßt, und er selber sozusagen körperlos, immateriell, wie der
Geist über den Wassern schwebt, mithin pure Idee und damit völlig
absolut (abgelöst) ist - erscheint er uns in seinen Briefen plötzlich
als Plato der Mensch mit all seinen Hoffnungen, Wünschen,
Enttäuschungen und Verbitterungen, von denen er in seinem langen Leben
auch zur Genüge gekostet hatte. Sogar als treusorgender Oheim, der die zur
Verheiratung seiner Nichten notwendige Mitgift aus seinen nicht allzu
reichlichen Mitteln aufbringen muß, erscheint er uns (13. Brief).
Vielleicht sind seine Briefe auch aus diesem Grund von vielen Forschern
angezweifelt worden, da ihnen ihr großer "Meister Propper" so ganz
anders, menschlich, verwundbar, und gar nicht so ideal erscheint. Das
paßt nicht in das Bild, das man sich von ihm gemacht hatte. Aber sogar,
wenn es Fälschungen sind, sind diese Briefe von immensen Wert für
uns. Es wären dann nämlich sehr gute Fälschungen. Die
Detailkenntnis, die aus ihnen spricht, ist von einer Tiefe, daß nur
einer, der mit dem Leben und Denken Platos sehr vertraut war, diese Briefe
hätte fälschen können. Und was ist eine Autobiographie durch
einen Ghostwriter schon anders als eine geschickte Fälschung der
Persönlichkeit, die da portraitiert wird? Wie wir sehen werden,
argumentiert Plato selber höchst überzeugend im Folgenden,
daß jedes schriftliche Zeugnis vom Grunde gesehen (von der archae aus)
eine Fälschung ist, sogar wenn sie von der Person selber stammt.
Platos Briefe sind ein autobiographisches Zeugnis und geben uns einen tiefen Einblick in das Leben eines Mannes, der voll der guten Absichten ist, es aber in seinem Leben nicht zustande bringt, eine einzige große gute Tat zu vollführen. Und für schlechte Taten ist seine Moral zu hoch, so daß er letztlich garnichts tut. Sie führen in geradezu klassisch-griechischer Tragödienform die unheilvollen Verstrickungen vor, in die einer geraten ist, der an das Gute im Menschen glaubt, und immer seinem hoffnungsvollen Freund und Verbündeten, (Dion heißt er) helfen will, dann aber immer in die Klauen des Bösen gerät, und diesem "mit Mühe kaum" knapp entrinnen kann - das in der Person des Erzbösewichts Dionysios, dem Tyrannen von Syrakus, verkörpert ist. Wären diese Personen nicht real geschichtlich existierende Handelnde gewesen, käme man sofort auf die Idee, sich hier zu fragen, ob die Namensgebung nicht auch wieder ein literarisches Kunstprodukt ist. Man könnte also fragen, ob diese Briefe nicht also in irgendeiner Form weitergeführte Dialoge Platos mit sich selbst und dem Rest der Welt gewesen sind.
Andersherum,
dies ist der Stoff, aus dem die mythoi vom Guten und Bösen gemacht
werden. Die Ähnlichkeit des Dionysios mit dem archetypischen
Dallas-Fiesling J.R. Ewing mit seinen ewig gegebenen und nie gehaltenen
wunderschönen Versprechungen und süßen Reden ist unverkennbar,
und wenn wir uns heute einen Hollywood-Rührschinken ansehen, wo eine
Heldin immer wieder von den Bösewichten gefangengenommen wird, und der
Held sie unter Einsatz seines Lebens retten muß, so daß man sich
unwillkürlich nach der dritten Gefangennahme und Rettung fragt, was der
Held denn an dieser dummen Pute wohl hat, und warum er sich nicht eine
intelligentere Angebetete aussucht, es gibt doch auch schlaue Frauen, wenn man
also solche zugegebenermaßen unter unserer philosphischen Würde
stehenden Machwerke anschaut (die ich selber natürlich auch nie ansehen
würde), dann fragt man sich eben unwillkürlich, ob Plato nicht
ebenfalls der Mitspieler in einem solchen Hollywoodschinken gewesen ist,
für das, was er da in seinen Briefen präsentiert. (ANM:HAPPY-EN
D[12])
Die Briefe 1, 2, 3, 4, 7, 8, und 13 behandeln eine sich über diverse Jahre
zwischen Platos unglücklich verlaufenen Aufenthalten am Hof des Tyrannen
hinstreckende Korrespondenz, mit seinen Widersachern Dionysios I und II sowie
seinem Protagonisten Dion. Das ist die Rahmenhandlung, die schon genügend
Grund bietet, sich einmal ein Semester lang mit seinen Briefen zu
beschäftigen. Nun aber zur Trialektik von Inhalt, Form und Substanz, von
Hyle, Morphe und Ousia seiner Briefe.
In seiner Verstrickung mit der dunklen Macht, die nur darauf aus ist, aus seinen Lehren etwas materiell und machtpolitisch verwertbares zu ziehen, entwickelt Plato nämlich einige seiner interessantesten Gedanken zu dem Problem der Schriftlichkeit, das natürlich in direkter Beziehung zu seinen eigenen Prinzipien steht, Was er Wie in schriftlicher Form der Welt anvertrauen mag. Dazu sei als Einleitung der lange Abschnitt aus dem Phaidros (274c-278b) genannt, in dem er diese Prinzipien allgemein vorträgt. Hier aber sehen wir die direkte Auswirkung. (Brief 2, p. 25-26)
Du behauptest nämlich, ... es sei dir nicht hinreichender Aufschluß gegeben worden über die Natur des ursprünglich (archae?) Ersten. Wenn ich dich darüber aufzuklären suche, so kann das nur in rätselhaften Andeutungen geschehen, damit für den Fall, daß dieser Brief etwa abhanden kommen ... und von irgend jemand hervorgeholt werden sollte, der Leser es nicht verstehe. Es verhält sich nämlich so:
Auf den königlichen Herrscher des Alls bezieht sich alles und jedes und er ist der Endzweck von allem sowie auch der Urheber von allem Schönen. Ein Zweites aber hat seine Beziehung auf das Zweite und ein Drittes auf das Dritte. Die menschliche Seele nun trägt Verlangen nach Erkenntnis der eigentlichen Beschaffenheit desselben, ... Bei dem Alleinherrscher und dem worauf meine Äußerungen (damals) gingen, findet sich von dergleichen Unvollkommenheit nichts. ...
Plato antwortet hier auf die Frage nach den letzten und ursprünglich
ersten Dingen. Im zweiten Absatz spricht er von dem "königlichen
Herrscher des Alls". Der genaue Wortlaut des Originaltexts sollte hier auf
mögliche andere Bedeutungen geprüft werden. Was es mit der Beziehung
des "Zweiten zum Zweiten" und des "Dritten auf das Dritte" auf sich hat, ist
sehr dunkel. Was auch immer er meint, er spricht hier von einer irgendwie
gearteten Trinität dieses Nichtgenannten.
Du aber erklärtest mir... du hättest selber darüber nachgedacht und seiest durch einen Fund belohnt worden. Und ich erwiderte, wenn das für bare Münze zu nehmen wäre, wie du glaubtest, so würdest du mir damit eine gewaltige Gedankenarbeit abgenommen haben. Noch niemals aber, erklärte ich, sei ich einem begegnet, der dies ausfindig gemacht hätte, und all mein Forschungseifer sei darauf gerichtet. Du aber hast es vielleicht von wer weiß wem gehört, möglicherweise bist du durch göttliche Fügung auf solche Spur geraten,... tatsächlich aber hat nichts davon wirklichen Bestand.
Sieh dich aber vor, daß diese Schriftstücke nicht in die Hände ungebildeter Leute fallen. Denn meines Bedünkens gibt es kaum etwas, was der großen Menge lächerlicher vorkäme als solche Belehrungen, wie es anderseits für die fähigen Köpfe nichts gibt, was mehr Bewunderung und Begeisterung hervorrufen könnte. Werden sie aber oftmals vorgetragen und von den Hörern immer wieder und viele Jahre hindurch vernommen, so klärt sich bei redlicher Anstrengung die Sache allmählich mehr und mehr, verlgeichbar dem Golde, das mit vieler Mühe gereinigt wird...
p. 27 unten
Am sichersten beugt man dem vor, wenn man nichts niederschreibt, sondern sich ganz ans Verstehenlernen hält. Denn was zu Papier gebracht worden ist, das entgeht auch nicht dem Schicksal der Veröffentlichung. Darum habe ich selbst noch nie etwas über diese Dinge niedergeschrieben, und es gibt keine Schrift des Platon und wird auch keine geben. Was aber die jetzt mir beigelegten Schriften anlangt, so sind sie nichts anderes als Werke des Sokrates, des verfeinerten und verjüngten Sokrates nämlich.
p. 28 Mitte
[12]ANM:HAPPY-END
Plato gibt uns natürlich selber die Antwort auf diese Frage, wenn auch
indirekt.
Das Happy-End eines jeden Hollywood-Schinkens besteht darin, daß der Held
seine dumme Pute dann endlich heiratet - womit der Film endet. Was sich jeder
dazu denken kann, ist daß er dann sofort mit ihr daran geht, viele ebenso
süße wie dumme Kinderchen zu zeugen, auf daß es da noch eine
Generation von Helden und Heroinen gibt, die in diesen Filmen auftreten
können. Und es muß immer genügend Leute geben, die sich solche
Filme ansehen, damit sich die Anstrengungen der Filmproduzenten auch
ausreichend rentieren - so daß dieses Heldenspiel bis in alle Ewigkeit
weitergespielt wird.
Timaios zeigt uns nicht das Ende, sondern wie alles anfing. Und wenn wir dann
das Ende vom Anfang aufschlagen, finden wir allen andere als ein Happy End,
nämlich wie die Geschlechtlichkeit und die Frauen entstanden. Und nun
muß man sich garnicht mehr wundern, warum die Heldinnen in den
Hollywood-Schinken so dumm sind. Sie haben eben Timaios gelesen:
Darum ist auch bei den Männern die Natur der Geschlechtsteile ungehorsam und selbstherrlich geworden wie ein der Vernunft nicht gehorchendes Tier und versucht, durch ihre wütenden Begierden alles zu beherrschen. Aus eben denselben Gründen aber wird andererseits bei den Frauen das, was man Gebärmutter und Uterus nennt und was ein auf Kindererzeugung begieriges Lebewesen in ihnen ist, wenn es entgegen seiner Reife lange Zeit ohne Frucht bleibt, unwillig und nimmt es übel, irrt allenthalben im Körper umher, versperrt die Durchgänge der Atemluft, läßt das Atmen nicht zu, bringt die Frauen in äußerste Ratlosigkeit und führt zu mannigfachen Krankheiten, solange bis die Begierde und der Trieb der beiden Geschlechter sie zusammenbringen, gleichsam von den Bäumen die Frucht pflücken, in die Gebärmutter wie in Ackerland auf Grund ihrer Winzigkeit unsichtbare und ungestaltete Lebewesen aussäen und sie wieder gliedern, im Innern großziehen und hiernach ans Licht bringen und so die Erzeugung der Lebewesen vollenden. So sind also die Frauen und alles Weibliche entstanden.