1. Jenseits von Liebe, Wissen und Macht
(NOO2-1)
Die Noo-Serie: Band II-1
Version: 070615
© Andreas Goppold
Prof. a.D., Dr. Phil., Dipl. Inform., MSc. Ing.
UCSB
Inhalt
1.1. Preliminarien
1.1.1. Abkürzungen
IMHO:
In my humble opinion
.
Netiquette newspeak Ausdruck für eine Aussage,
die man nicht beweisen kann, aber die man für so wichtig hält, dass
man sich die Mühe macht, sie zu äussern, oder sie gar in einem Buch
darzulegen. Es muss nicht unbedingt genau so sein oder gewesen sein, aber es
könnte auch ganz erkenntnisfördernd sein, wenn man es auf diese Weise
zu sehen versucht. Ich benutze es als eine etwas verallgemeinerte Version des
"Als Ob"
von Vaihinger (1913). Damit vermeidet man
subtilere Fallen der Lüge, weil man garnicht erst versucht, jemanden (und
sich selbst) darüber hinwegzutäuschen, dass man mehr zu wissen
vorgibt, als man wirklich weiss. Spezifisch möchte ich das IMHO allen
Aussagen voranstellen, die ich eigentlich nicht machen
sollte, weil mir dazu die
venia
legendi
fehlt. Daher kann ich das IMHO getrost allen
folgenden Aussagen voranstellen.
AD:
Advocatus Diaboli
. Die Hl.
römisch katholische Kirche bestellte bei jeder anstehenden Heiligsprechung
einen AD, um etwaige Fehler im fleckenlos-reinen Moralingewand des
Heiligkeits-Aspiranten vorher auszumerzen, bevor vielleicht etwas ruchbar wurde
und von den Flecken unschöne Rück-Spritzer auf dem Gewand der Hl.
römisch katholischen Kirche landeten.
Im folgenden Kontext benutze ich
das Kürzel AD als
Pseudonym für A.G.,
wenn ich Aussagen mache, die ich ich eigentlich nicht machen
dürfte, weil das allgemein
unschicklich ist und gegen den
gesunden
Menschenverstand
und das
gesunde
Volksempfinden
verstösst, oder wie man im
heutigen
Newspeak sagt: etwas das
politically
incorrect
ist.
AB:
Ambrose Bierce. Er hat den AD
so gut wie keiner personifiziert. Deshalb lasse ich ihn gerne ab&zu mal
für mich sprechen.
A.G.:
Andreas Goppold. Dieses
Kürzel verwende ich, wenn ich ein Zitat mache, das von mir selber stammt.
NOO1: Goppold, Andreas: "Noologie und das Spannungsfeld von
Liebe, Wissen und Macht"
Books on Demand (2005), ISBN
3-8334-2651-9
(URL)
(LOC_DVD)
http://www.noologie.de/spf-noo.pdf
Vol I der Noo-Serie.
NOO2: Goppold, Andreas: Noologie Vol 2: Jenseits von Liebe,
Wissen und Macht
Arbeitstitel von Vol II der Noo-Serie.
NOO3: Goppold, Andreas: "Noology: Time, Memory, Knowledge and
Information Technology"
(In Vorbereitung)
Arbeitstitel von Vol III der
Noo-Serie.
PL: Baruzzi, Arno: Philosophie der Lüge, Wiss. Buchges.,
Darmstadt (1996)
SPF: Spannungsfeld
Tripol: Tripolares Spannungsfeld
WHD: Heidegger, Martin: "Was heisst
Denken?"
, Niemeyer, Tübingen (1971)
WLA: Nietzsche, Friedrich: Über Wahrheit und Lüge im
außermoralischen Sinne, aus dem Nachlass. NOO1, p. 162 ff.
1.1.2. Notations-Konventionen und
Schreibweisen
1.1.2.1. Hypertext-Verweise
Bei der Einführung eines neuen, oder andersartig
verwendeten Konzepts gerät man unweigerlich in einen hermeneutischen
Zirkel: Man kann keinen Begriff einführen, ohne ihn definiert zu haben,
aber zur Definition dieses Begriffs benötigt man einen Kontext, in dem
dieser Begriff eine tragende Rolle spielt. In diesem Sinne muss der Zirkel
irgendwo aufgebrochen werden. Ich verwende dazu die Hypertext-Verweise, die den
Bezug zwischen der Definition und der Einbettung in den Kontext herstellen.
Zur Realisation der Hypertext-Struktur sind in den Text
Hypertext-Verweise eingebettet, die in der Papier-Version auf Seitenzahlen
verweisen, und im WWW-Format auf Hyperlinks. Das Format der Hypertext-Verweise
sieht so aus:
bedeutet: Hypertext-Verweis auf Hypertext-Marke
@:XXX auf Seite y.
Die Hypertext-Prinzipien der Noologie werden hier näher
erläutert:
1.1.2.2. Spannungsfelder
Das Prinzip der Spannungsfelder ist ein essentielles Konzept
der Noologie, das in allen Schriften der Serie aus verschiedenen Aspekten
betrachtet wird. Hier wirkt sich das o.g. Problem des hermeneutischen Zirkels am
gravierendsten aus, weil dieses Konzept auf keine literarischen Vorbilder
zurückgreifen kann. Anlehnend an Heideggers Aufsatz "
Was heisst
Denken?
" (WHD) können wir die Spannungsfelder als
Versuch interpretieren, etwas nach-zu-denken, das nicht mehr denk-möglich
war, nachdem die
Begrifflichkeit und die
Ratio ihren Einzug in das Abendländische
Denken gehalten hatten. Die weitere Ausarbeitung der Spannungsfelder wird vor
allem in diesem Kapitel gegeben:
Verschiedene Bezeichnungen für Spannungsfelder
Je nach Kontext und Betrachtungsweise bzw. Sprache verwende
ich auch verschiedene Begriffe für Spannungsfelder:
Onoma-Semaiophonic Network /
Nexus /
Rhizome:
->:SEMAIOPHON_NET, p. 117
Die Vermischung der Sprachen von Deutsch, Griechisch, Latein
und Englisch ist Teil der Methode: meine Herangehensweise besteht darin, die
Semantischen Rhizome zu verfolgen, die sich durch alle europäischen
Sprachen ziehen. Dabei stelle ich fest, dass zwischen Deutsch und Griechisch
mehr Übereinstimmungen bestehen, als zwischen Deutsch und Englisch oder
Französisch. Englisch und Französisch haben eine Rhizom-Struktur, die
mehr am Lateinischen ausgerichtet ist.
Der Begriff
Nexus taucht in
einigen früheren Schriften auf. Hier orientiere ich mich an Whiteheads
Terminologie in "Process and Reality"
.
Notations-Konventionen für Spannungsfelder
Es gelten folgende
Notations-Konventionen für
Spannungsfelder
:
Spannungsfelder werden
quasi-physikalisch definiert wie magnetische oder elektrische Felder. Die zwei
Haupt-Typen sind
oppositionale und
affine Spannungsfelder.
Oppositionale Spannungsfelder
sind abstossende Spannungsfelder, so etwa wie gleichpolige elektrische oder
magnetische Felder.
Sie werden so dargestellt: (X <-> Y)
Verbal heisst das: X steht im oppositionalen Spannungsfeld zu
Y.
Affine Spannungsfelder sind
anziehende Spannungsfelder, so etwa wie sich Plus- und Minus- Pole von
elektrischen oder magnetischen Feldern anziehen.
Sie werden so dargestellt: (X * Y)
Verbal heisst das: X steht im
affinen Spannungsfeld mit Y.
Spannungsfeld-Konfigurationen:
Wie im physikalisch-chemischen Fall von Elektronen-Ladungswolken der Atome
fügen sich Spannungsfelder zu Komplexen zusammen. Die Gruppierung solcher
Komplexe folgt wie in der Physik zwei wesentlichen Faktoren:
1) Gruppierung aufgrund von Affinitäten := *
Die Affinität wird wie oben durch den Stern *
symbolisiert.
2) Gruppierung aufgrund von äusserem Druck :=
(...)
Die
Klammern bewirken genau was
sie im realen Leben auch tun: sie halten etwas zusammen, das von selbst (aus
seiner eigenen Dynamik) nicht zusammen bleiben würde. Quasi-physikalisch
gesprochen ist das der Druck, der auf ein System von aussen wirkt.
Konjugierte Spannungsfelder: Die
grosse Komplexität von
Spannungsfeld-Konfigurationen mit mehreren
Komponenten lässt sich auf Papier praktisch nicht darstellen. (Analog dazu
die Moleküle der organischen Chemie, die sich nur noch in Computermodellen
darstellen lassen). Als Notbehelf wird hier die Notation der Konjugierten
Spannungsfelder eingeführt. Dies ist analog dazu zu verstehen, "als
ob"
man die Topologie eines organischen Moleküls auf
eine Fläche ausbreitet.
Konjugierte
oppositionale
Spannungsfelder werden so dargestellt:
((X <-> Y)
^
|
v
(A <-> B))
Die Konjugation von zwei Spannungsfeldern wird durch die
vertikale Anordnung und die verbindenden Pfeile ^ | v angedeutet, die
äquivalent zu <-> sind. Damit diese Konfiguration nicht sofort wieder
auseinanderfällt, muss das Ganze durch ein weiteres äusseres
Klammer-Paar zusammengehalten werden. In linearer Schreibweise sieht das so
aus:
((X <-> Y) <-> (A <-> B))
Semantische Äquivalenz-Notation des
Spannungsfelds:
(X / Y / Z <-> A / B / C)
Die semantische Äquivalenz-Notation in einem
Spannungsfeld bedeutet:
(X <-> A) ist äquivalent mit (Y <-> B) und (Z
<-> C).
Hier gilt keine
Kommutations-Regel, ie. das
erste Element
links
kann nur ins Spannungsfeld mit dem
ersten
Element rechts
gesetzt werden usf.
Multipolares Semantisches
Spannungsfeld
:
((X / Y / Z) <-> (A / B / C))
Verbal bedeutet dies: ein multipolares Semantisches
Spannungsfeld:
X kann gegen Y oder Z eingetauscht werden.
A kann gegen B oder C eingetauscht werden.
Der Komplex von (X / Y / Z) steht im Spannungsfeld zu (A / B /
C)
Hier gilt die
Kommutations-Regel,
dass alle Kombinationen von X <-> A, X <-> B, X <-> C, etc.
eingesetzt werden können.
Multipolare Semantische Spannungsfelder in Worten
... oder phono-semantische Morphologie
Die formale Auszeichnung von Multipolaren Semantischen
Spannungsfeldern in Worten wird durch das Klammer-Paar {} markiert.
Die Form ist:
iii{A / B / C / ... }jjj{X / Y / Z / ...}kkk
Die Denkweise der Noologie verwendet eine Technik der
phono-semantischen Ambiguität von Worten.
Diese Technik wurde von Heidegger besonders in WHD eingesetzt, und wird hier
weiterentwickelt. Durch die
phono-semantische Ambiguität wird ein
Semantisches Spannungsfeld aufgespannt. Das Denken
ver-harrt un-entschieden vor einem Wort, weil zwei oder mehrere
Bedeutungs-Alternativen gleichzeitig aufscheinen. Es ist ein ähnliches
Prinzip wie die Boring-Kippfiguren. Die damit verbundene Irritation des
rationalen Verbal-Systems wird in der selben Weise als Denk-Technik eingesetzt
wie von Heidegger in WHD:
Was (ver-) heisst (uns) Denken?
Ein einfaches Beispiel:
Wenn ich das
Phono-Semantische
Spannungsfeld
von
phos
und
phonaeandeuten will, schreibe ich:
pho{s/nae}
Dies be-deutet: die
phono-semantische Wurzel(
rhiza, ,
archae,
principium,
radix) von
pho- kann
je nach Endung in
phos
(Licht) oder
phonae (Klang) umsclagen.
>:PHOS_PHONAE, p.
128
Die Notation mit den Klammern {} markiert eine
epochae im
Husserlschen
Sinne
, sie setzt ein, in dem neuronalen
Ent-Scheidungsprozess, bevor die Be-deutung in
-s
oder
-nae aufgelöst wird. Damit markiert die
Noologie ein
ungesättigtes Reflexionspotential
im Sinne von
Gotthard
Günther
.
[1]
Wenn ich mehrere
Phono-Semantische
Spannungsfelder
in einem Satz formuliere, ergibt dies
einen Ausschnitt aus einem
Semantischen Rhizom. Wie
ich im folgenden Text darstelle, sind vor allem die alten epischen Sprachen, vom
Rig Veda, über Zend Avesta, Homers Illias und Odysse, bis hin zum
Altarabischen des Koran, hauptsächlich als
Semantische
Rhizome
zu ver-stehen.
Ein komplexeres Beispiel:
Peri Pe{/i}ras{i/eo}s
Pe{/i}ras{i/eo}s kann nach der Kombinatorik aufgelöst
werden in:
Peras, Peiras, Peirasis, Peraseos, Peiraseos
Wenn ein Ausdruck in doppelter Klammer steht {{z/y}x}, wie
in:
Pe{/i}ras{{i/eo}s}
so verdoppelt sich die Kombinatorik auf alle Worte, die mit -s
enden oder nicht.
Natürlich er-geben nicht alle, sondern meist nur einige
Worte aus dieser Kombinatorik in der ge-gebenen Sprache einen
Sinn.
1.1.2.5. Die Transkription griechischer Worte
Die Schreibweise für griechische Worte ist wegen
Vereinfachung der Hypertext-WWW-Darstellung in latinisierter Transkription, mit
ae für
aeta
(Aussprache: ä) und
ou für
oy(Aussprache: u). An manchen Stellen, wo es auf den
Unterschied zwischen omega und omikron ankommt, steht
o für
omega (Plat
on). In Zitaten werden z.t.
unterschiedliche Transkriptionen verwendet: ë für
aeta, bei Baruzzi: ä, und ô für
omega. Soweit es für die Aussprache relevant
erscheint, wird der Akzent Akut auf á und ó verwendet.
1.1.3. Neuere Versionen
Dieser Text ist noch in Bearbeitung. Neuere Versionen stelle
ich im WWW ein. Dort sind sie zu finden unter:
Der Code auf der Noologie-DVD ist:
/0g/noo2.htm
/0g/noo2.pdf
1.2. Was bedeutet Noologie?
Das Wort
Noologie wird im
konventionellen philosophischen Sprachgebrauch recht selten gebraucht. (Siehe
Glossar: Noologie). Ich verwende es aus genau diesem Grunde, weil es mir eine
relativ grosse gestalterische Freiheit lässt, es mit den Inhalten zu
füllen, die ich für relevant halte, ohne viele Diskussionen der
Abgrenzung zu anderen, philosophisch schon stärker abgegriffenen Termen zu
führen (wie Sinn, Sein, Geist, Form, Inhalt, Wesen, Begriff, Denken, Logik,
Dialektik, Dianoia, Reflexionstheorie, Phänomenologie, etc.). Ich
führe in den folgenden Absätzen weiter aus, dass ich mich eher nur
tangential mit der platonisch-sokratischen philosphischen Tradition der letzten
2400 Jahre befasse. Ich suche und finde meine Denk-Wurzeln (mein semantisches
Rhizom) vor allem bei
Anaximandros,
Heraklitos und
Parmenides, und der Interpretation, die
Heidegger und
Spengler
diesen Spuren gegeben haben, auch in den Werken
Nietzsches.
... der ernsthafte Eifer um Wahrheit und
Wissenschaft ...
nämlich mit dem Vorsatze, in der
Wissenschaft auf die Autorität sich den Gedanken anderer nicht zu ergeben,
sondern alles selbst zu prüfen und nur der eigenen Überzeugung zu
folgen, oder besser noch, alles selbst zu produzieren und nur die eigne Tat
für das Wahre zu halten.
Hegel (1986, p. 72-73), Einleitung
Wenn ich andere Philosophen zitiere, dann weniger, weil ich
mich auf deren Werke berufe, sondern um
strukturelle
Ähnlichkeiten
zu markieren. Im Sinne einer
Genealogie des Denkens soll das nicht auf eine
Abstammung hinweisen, sondern auf eine
Form-Ähnlichkeit, die sich aufgrund einer
inneren Eigendynamik ergibt. Bei einer
Selbstbetrachtung des Denkens kommt man um
gewisse strukturelle Ähnlichkeiten mit Hegel nicht herum, aber das
sagt nichts aus über eine Verwandtschaft. Es ist
analog zu verstehen, wie in der Biologie die
phylogenetisch völlig unabhänige Entwicklung leistungsfähiger
optischer Organe (der Augen) in den verschiedenen Tier-Phyla verstanden wird,
bei: Insekten, Oktopussen, und Wirbeltieren
(
Analogie). Die technischen Erfordernisse zur
Orientierung mit Hilfe von Licht erfordern eine ähnliche Ausstattung mit
funktional äquivalenten
Licht-durchlässigen,
Licht-brechenden, und
Licht-rezeptiven Organ-Teilen, die in allen
Tier-Augen notwendigerweise vorhanden sein müssen. Siehe Literatur zur
Analogie:
(URL)
(LOC_DVD)
etext-virginia/etext.lib.virginia.edu/cgi-local/DHI/dhicontrib233c7.html
Die
Entwicklung der Noologie
folgt einem ähnlichen Phasen-Schema, wie sich in der Sichtweise der
Biologie die
Organe aus den Stammzellen bilden:
Durch
Differenzierung der Ur-Substanz, im
spezifischen Fall durch
Reflexion, bzw.
Selbst-Brechung des
Ur-Gedankens. Die
Analogie von
Licht-durchlässigen,
Licht-brechenden, und
Licht-rezeptiven Organ-Teilen lässt sich ohne
weiteres auch auf die
Brechungsformen des Geistes
in der
Entwicklung der Selbst-reflexiven Reflexion
übertragen. Die mystische Spekulation des
deus est
lumen
verläuft analog parallel zur
philosophischen: der
Genese des Geistes aus dem
Geiste
: Ersetzen wir das Wort
"Licht"
durch "Geist"
: Aus den
Licht-durchlässigen,
Licht-brechenden, und
Licht-rezeptiven Komponenten wird dann das
Ensemble von
Geist-durchlässigen,
Geist-brechenden, und
Geist-rezeptiven Anteilen,
des Geistes
selber
. Wenn {
en archae
/
ex archaes} nichts da ist ausser Geist selber,
muss er sich diese seine Komponenten aus sich selbst erschaffen. Das ist die
Genese des Geistes in all {ihren/seinen} Erscheinungen. Hegel formuliert das
Prinzip in immer neuen Variationen in der
Phänomenologie, so in der
Vorrede und dem Absatz über die
offenbare
Religion
.
Dies An-und-für-sich-sein aber ist es
erst für uns oder an sich, oder es ist die geistige Substanz. Es muß
dies auch für sich selbst - muß das Wissen von dem Geistigen und das
Wissen von sich als dem Geiste sein; das heißt, es muß sich als
Gegenstand sein, aber ebenso unmittelbar als vermittelter, das heißt
aufgehobener, in sich reflektierter Gegenstand. Er ist für sich nur
für uns, insofern sein geistiger Inhalt durch ihn selbst erzeugt ist;
insofern er aber auch für sich selbst für sich ist, so ist dieses
Selbsterzeugen, der reine Begriff, ihm zugleich das gegenständliche
Element, worin er sein Dasein hat; und er ist auf diese Weise in seinem Dasein
für sich selbst in sich reflektierter Gegenstand. - Der Geist, der sich so
als Geist weiß, ist die Wissenschaft. Sie ist seine Wirklichkeit und das
Reich, das er sich in seinem eigenen Elemente erbaut.
Hegel (1986, p. 28-29), Vorrede
Denn der Geist ist das Wesen seiner selbst
in seiner Entäusserung; das Wesen, das die Bewegung ist, in seinem
Anderssein die Gleichheit mit sich selbst zu behalten. Dies aber ist die
Substanz, insofern sie in ihrer Akzidentalität ebenso in sich reflektiert,
nicht dagegen als gegen ein Unwesentliches und somit in einem Fremden sich
Befindendes gleichgültig, sondern darin
in
sich
, d.h. insofern sie
Subjekt oder
Selbst
ist. - In dieser Religion ist deswegen das göttliche Wesen geoffenbart.
Sein Offenbarsein besteht offenbar darin, dass gewusst wird, was es
ist.
Hegel (1986, p. 552), die offenbare Religion
1.2.1. Was heisst
Denken?
chrae to légein te noein t' eon
emmenai
Nötig ist zu sagen und zu denken,
dass das Seiende ist.
Parmenides, Frag. VI / Heidegger: WHD, 105
Das Gefüge von
légeinund
noeín ist
der Grundzug des Denkens, das sich hier ins Wesen regt. Das Denken ist demnach
kein Greifen, weder ein Zugriff auf das Vorliegende, noch ein Angriff dagegen...
Das Denken ist kein Be-grifen. In der hohen Frühe seiner Wesens-entfaltung
kennt das Denken noch nicht den Begriff.
Heidegger: WHD, 128
Die Lehre vom Denken heisst Logik, weil
das Denken sich im
légein des
lógos entfaltet.
Heidegger: WHD, 105
Logik (gr. logikê sc. technê
v. logos = Denken) heißt die Wissenschaft von den Gesetzen des Denkens.
Mit dem ersten Zitat, dem Satz des Parmenides, Frag. VI,
eröffnet Heidegger den Zentralteil seiner tiefgründigen
Erörterung über das
Denken des Denkens:
Was heisst Denken?
[2]
Das
to légein te noeín ist auch der
Kerngedanke der Noologie, und als griffige Formulierung fasse ich die beiden
Begriffe
noein... légein zusammen, und bilde daraus das Wort
Noologie.
Das zweite Zitat: "Das Gefüge von
légeinund
noeín ..."
kennzeichnet die Denk-Richtung der Noologie, die vor allem mit der Methode der
Spannungsfelder entfaltet wird. Der vorliegende Ansatz der Noologie ist damit
intendiert als eine Wiederaufnahme / Weiterentwicklung der Methode von
Heideggers Ansatz (
das
Wie des
Denkens
). Seiner Methode, die manchmal die
phänomenologische genannt wird (nach seinem
Lehrer Husserl), entspricht in der Noologie das
Denken in / von
Spannungsfeldern
.
[3]
Ich beantworte die Frage nach dem
Denken des
Denkens
hier vorläufig mit einem
programmatischen Umriss, und der gesamte folgende Text der Noologie kreist immer
um das Zentralthema, das er gesetzt hat: Was
heisst
[4]
(uns) Denken?
Denken, so heisst es für die Noologie, ist das
Erzeugen und Bewegen von Vorstellungen mit dem Ziel des Einklangs mit dem
Sein.
und:
Vorstellungen, die den Einklang mit dem Sein finden,
heissen
Wahrheit (alaetheia).
Machen wir uns keine Sorgen darüber,
dass wir nicht
wissen, was das Sein
ist
.
Auch Heidegger hat es in all seinen ausführlichen Werken immer kunstvoll
umgangen, sich dazu zu äussern. Nach dieser Definition werden wir es auch
nie wissen können, sondern das beste was wir hoffen können, ist einen
Einklang zu finden. Damit ist diese Definition im
schönsten Sinne selbst-reflexiv. Und über die letzten Dinge (das
eschaton), wie
Sinn und Sein, oder
Sinn von
Sein
, oder
Sein des
Sinns
, kann man nicht anders als selbst-reflexiv
sprechen.
Es geht hier nicht allein um Konzepte und Ideen, sondern um
alle Arten und Klassen von Vorstellungen, die im Vermögen der Menschen
liegen, nämlich
reflexive
Vorstellungs-Universen
erzeugen und bewegen zu
können.
[5]
Damit sind auch und nicht zuletzt, künstlerische und musikalische
Vorstellungen gemeint, nicht nur
Vorstellungen des
Verstandes
, sondern auch und nicht zuletzt,
Vorstellungen des
Herzens
.
[6]
Letztere
umfassen einen weiten Bereich, etwa die
Liebe,
[7]
aber auch
die
Andacht
[8]
und das
Beten. Somit ist eine Art von Denken, die
hier umfasst ist, auch in dem Programm des
Benedict von
Nursia
enthalten:
Ora et Labora
Die mittelalterliche philosophische lateinische Bedeutung von
lógos war:
ratio et
oratio
. Dabei heisst
oratio sowohl
Rhetorik /
Redekunst
als auch
Beten. St.
Benedict v.
Nursia
begründete seine berühmte
Mönchsregel auf
ora et
labora
.
[9]
Das Denken des Denkens, so wie es die Philosophie der letzten
ca. 2300 Jahre formulierte, basiert auf einem Grundmuster, das Platon und
Aristoteles gelegt hatten,
[10]
und das in der
Stoa und der Scholastik ausgearbeitet wurde: Nachformulierungen der essentiellen
Fragen des Seins im Rahmen der Sprachlogik, die das Altgriechische Idiom zu
formulieren erlaubte. Heidegger sagt uns: Die entscheidende Komplikation trat
auf, als Augustinus und seine christlich-scholastischen Nachfolger den
Übergang zu einer rein lateinischen, griechisch-vergessenen Philosophie
gemacht hatten. Ich füge dem hinzu: Der Fehler trat auf, als die alten
semantischen Beziehungsgeflechte (die semantischen Rhizome) des altgriechischen
Denkens vergessen wurden.
[11]
Lesen wir dazu
die entscheidende Stelle in Heideggers WHD:
Die Verkoppelung von
légein und
noeín als Aussagen und als Vernunft
schlägt sich in dem nieder, was die Römer die ratio nennen. Das Denken
erscheint als das Rationale. Ratio stammt vom Zeitwort reor. Reor besagt: etwas
für etwas nehmen:
noeín; dies ist
zugleich: etwas als etwas darlegen:
légein.
Die Ratio wird zur Vernunft. Über sie handelt die Logik.
...
In der ratio verschwindet jedoch das
ursprüngliche Wesen von
légein und
noeín
. Mit dem Aufkommen der Herrschaft der
ratio kehren sich alle Verhältnisse um. Denn jetzt erklä. Mit dem
Aufkommen der Herrschaft der ratio kehren sich alle Verhältnisse um. Denn
jetzt erklären die mittelalterliche und die neuzeitliche Philosophie das
griechische Wesen von
légein und
noeín
, von , von
logos und
nous aus
ihrem Begriff der ratio her. Diese Erklärung
klärt jedoch nicht mehr auf, sondern sie verdunkelt. Die Aufklärung
verfinstert die Wesensherkunft des Denkens. Sie sperrt überhaupt jeden Weg
in das Denken der Griechen ab.
...
[Die] Frage: Was heisst Denken?
...
Von dieser verborgenen Frage entfernt sich
die Philosophie am meisten, wenn sie auf den Gedanken gebracht wird, das Denken
müsse mit dem Zweifeln beginnen.
Heidegger: WHD, 127
"Das Denken müsse mit dem Zweifeln beginnen" bezieht sich
auf Descartes (
cogito ergo sum), und so sind es
(IMHO) diese beiden, Augustinus und Descartes, die grossen Denker, die das
abendländische Denken auf seine Ab- und Holz-Wege gebracht
haben.
[12]
CARTESIAN, adj.
Relating to Descartes, a famous
philosopher, author of the celebrated dictum, Cogito ergo sum -- whereby he was
pleased to suppose he demonstrated the reality of human existence. The dictum
might be improved, however, thus: Cogito cogito ergo cogito sum -- "I think that
I think, therefore I think that I am;" as close an approach to certainty as any
philosopher has yet made.
Ambrose Bierce:
1.2.2. Noologie und das Wie des Denkens:
Die Noo-Tropologie
Die
Noo-logie, wie ich sie
verstehe, be-deutet
Denken über das Denken,
bzw. die
selbst-reflexive Anwendung von Denken auf
Denken
. Dies ist eine Reformulierung der Anweisung,
die auf dem Tor-Bogen des
Apollon-Tempels von Delphi
stand:
Gnothi se auton. Daher auch der Name
Reflexionstheorie für diesen speziellen
Reflexionsbogen. Siehe dazu Hegels Verweis darauf und seine Darstellung in der
Enzyklopädie, (1969):
Die Erkenntnis des Geistes ist die
konkreteste, darum höchste und schwerste. Erkenne dich selbst, dies
absolute Gebot hat... die Bedeutung der Erkenntnis des Wahrhaften des Menschen,
wie des Wahrhaften an und für sich, - des Wesens selbst als
Geistes.
Hegel (1969, p. 311)
Es geht wesentlich um das
Wie
des Denkens. Mit Aristoteles können wir alles, das dem
Was des Denkens angehört, seine
Topologie nennen (von gr.
topos,
topoi
,
Ort/e), und alles, das auf das
Wie des Denkens zielt, seine
Tropologie(gr.
tropae,
Windung,
Wendung).
Die
Wendung des Denkens ist wiederum bildlich
verstanden, seine
Reflexion /
Refraktion, also das
In-sich-Selbst-Brechen
eines Gedankens
. Die spezifische Schwierigkeit des
Nachvollzugs einer
Sequenz von Gedanken-Brechungen
liegt in den
medialen Gegebenheiten der
Schriftlichkeit
. Die Schrift fixiert einen Gedanken
auf einen {Begriff / Satz / Aussage}, bzw. einen
Topos, der im Lesen und Wieder-Lesen immer
identisch aufsuchbar ist. In der Tat ist
Begrifflichkeit als
Greifbares
nur zu denken durch die Schrift. Dieser
Befund wurde insb. von der Denk-Schule im Umkreis von
Innis,
Havelock,
Ong und
McLuhan und
ihren Nachfolgern augearbeitet. Ein Wieder-Aufsuchen einer Aussage ist in der
Rede unmöglich, dort werden wir unentrinnbar in den
Strom der
Denk-Bewegung
(das
panta
rhei
des Heraklit) hineingezogen. Heidegger hat in
WHD genau die Auswirkungen der Medialität der Schriftlichkeit für die
Begriffsbildung behandelt, ohne aber die Schrift zu erwähnen. Er arbeitete
zu einer Zeit, als die Arbeiten der genannten Schule noch nicht bekannt (oder
noch nicht entstanden) waren. Folglich findet sich bei ihm auch kein Hinweis auf
die
Schriftlichkeit, aber er hat in seiner
Fundamental-Analyse der
Technik genau den
spezifischen Technik-Charakter der Schrift schon angedeutet oder vorausgeahnt.
Es ist schwierig, im schriftlichen Medium den
Prozess der
Gedanken-Brechungen
als solchen zu behandeln. Hegel
setzte sich in seinem "System der Wissenschaft"
mit
dieser Problematik tiefgreifend auseinander, und sein ansonsten etwas
absonderlich anmutender Schreibstil lässt sich dahingehend verstehen, dass
er versuchte, die
In-sich-Selbst-Brechung eines
Gedankens
in seinen Satzbau hineinzu-modulieren.
Damit tat er der deutschen Sprache (und dem Verständnisvermögen des
Lesers) mancherlei Gewalt an. Um die Häufung solcher
tour de
forces
zu vermeiden, sucht die Noologie nach einer
anderen Ausdrucksweise, nämlich das
Denken in
Spannungsfeldern
. Die
Tripolarität der
Bewegungsmomente
in Hegels Denken wird hier mit einem
bestimmten Typ, nämlich
Tripolaren
Spannungsfeldern
(
Tripole) installiert. Am einfachsten verdeutlicht
man sich das Spannungsfeld wie ein Magnet- oder Elektrisches oder
Gravitational-Feld. Die genauere Erläuterung des Prinzips folgt in diesem
Abschnitt:
->:NOO_SPFELD, p.24
Ent-Scheidung und Mythos
Die Standard-Trope des normalen dualistischen Denkens ist der
Gegensatz (Hegel: These <-> Antithese).
Allgemeiner ist es das Prinzip der
Dichotomie
(Ent-Zweiteilung, Glossar: Dichotomie). Dh. die Begriffe stehen in
Opposition, sie sind voneinander Ent- Ge- und
Ver-Schieden, und in unserem täglichen Leben scheiden sie die
dazugehörigen Empfindungsformen voneinander. Die Begriffe
(
lógoi) erschaffen ganz wörtlich unsere Erlebnis-Welt in
jedem wachen Augenblick. Dieses Erschaffen durch den
lógos zeigt sich paradigmatisch schon in
der Genesis: Und Gott schied Wasser & Erde, Tag & Nacht, etc.
In den früheren Schöpfungs-Mythologien der
Menschheit ist dieses Ent-Scheiden noch etwas brutaler dargestellt, da ist es
ein
Ent-Zwei-Schneiden und
Zerstückeln: wie etwa in Mesopotamien das
Zerstückeln der Tiamat, der ägyptische
Mythos der
Zerstückelung des Osiris, die
Zerstückelung des
Dionysos
[13]
und in
Hesiods Theogonie die
Kastration des Uranos. Hier
als weiteres Beispiel der nordische Mythos der Schaffung der Welt aus dem
zerstückelten Körper von Ymir.
Odin and his brothers had no liking for
Ymir, nor for the growing number of giants, and killed him. In the huge amount
of blood that flowed from Ymir's wounds all the giants, except two, drowned.
From the slain body the brothers created heaven and earth. They used the flesh
to fill the Ginnungagap; his blood to create the lakes and the seas; from his
unbroken bones they made the mountains; the giant's teeth and the fragments of
his shattered bones became rocks and boulders and stones; trees were made from
his hair, and the clouds from his brains. Odin and his brothers raised Ymir's
skull and made the sky from it and beneath its four corners they placed a dwarf.
Finally, from Ymir's eyebrow they shaped Midgard, the realm of man. The maggots
which swarmed in Ymir's flesh they gave wits and the shape of men, but they live
under the hills and mountains. They are called dwarfs.
(URL)
(LOC_DVD)
norse-myth/www.pantheon.org/areas/mythology/europe/norse/articles.html
Etwas stärker symbolisch überformt, findet sich
dieser
Archae-Mythos auch im christlichen
Abendmahl (
Eucharistie) wieder, als Christus sagt:
esset, dies ist mein Fleisch, und trinket, dies ist mein Blut.
Der Gedanke ist Gottes Sohn, er ist Gott
selbst, wenn auch nicht in seiner Totalität; er ist teils in Gott verborgen
(logos endiathetos), teils in der Schöpfung sichtbar geworden (logos
prophorikos); er hat alle Propheten begeistert und ist zuletzt in Jesu Fleisch
geworden.
Glossar: lógos. www.textlog.de/1768.html
EUCHARIST, n.
A sacred feast of the religious sect of
Theophagi.
A dispute once unhappily arose among
the members of this sect as to what it was that they ate. In this controversy
some five hundred thousand have already been slain, and the question is still
unsettled.
Ambrose Bierce:
Das Wasser ist das Urelement. Erstens:
Wasser wird zu Wein; zweitens: Wein verwandelt sich in Blut. Das Wasser ist die
Materie, der Wein die Seele, das Blut der Geist.
Bela Hamvas
Ortho- / Allo- / Neo-Tropologie
"Contrariwise"
,
continued Tweedledee, "If it was so, it might be; and if it were so, it would
be; but as it isn't, it ain't. That's logic."
Lewis Carroll
Wir können weiter unterscheiden zwischen allen
regelhaften Formen des Denkens und der Logik, welche ich
Ortho-Tropologie nennen möchte, und allem was
nicht dazu gehört, den Bereich der
Allo-Tropologie. Die
Ortho-Tropologie
umfasst u.a. den (aristotelisch-) logischen Bereich, in dem die
Wahrheit eindeutig bestimmbar ist, es ist damit
der Bereich der
Gewissheit. (Glossar: Denkgesetze)
Dieser Bereich ist allerdings sehr eng umgrenzt auf inhaltsleere Aussagen wie A
= A, oder bestimmte triviale Phänomene der objektiven
Welt,
[14]
insb. aber von Dingen und
Gegenständen aus der technischen Produktion, die beherrschbar (ie
kontrolliert reproduzierbar) sind. Dies sind insbesondere die Computer mit ihrer
technisch implementierten Wahrheitsfunktion: der
Boole'schen
Logik
.
[15]
Weiterhin
ordne ich in den Bereich der
Ortho-Tropologie die
Syntax und
Grammantik. Diese umfasst die regelhaften
Sprach-Strukturen, unter denen sinnvolle (semantisch bestimmbare) Sätze
formuliert werden können. Dies ist aber nur eine notwendige Bedingung.
Grammatikalisch korrekte Sätze können durchaus sinnlos sein, wie in
dem Beispiel von Chomsky:
"colorless green ideas sleep furiously", despite being 100%
grammatical ...
(URL)
http://en.wikipedia.org/wiki/Colorless_green_ideas_sleep_furiously
Bei Heidegger (WHD, p. 100) findet sich noch ein kürzeres
und klareres Beispiel: "Das Dreieck lacht"
. Hier ist das,
worauf es ankommt, nämlich der logische Widerspruch in der Aussage
ausgezeichnet.
Der Begriff
Allo-Tropologie
umfasst unkonventionelle Denkmethoden, von denen die meisten schlicht falsch
oder unsinnig sind, aber einige davon haben eine gewisse Stabilität und
Praktikabilität. Die
Allo-Tropologie war in
der Antike das Handwerksgebiet der Sophisten, und wurde von den heutigen
postmodernistischen Denkern des "Anything Goes"
wiederentdeckt. Das Ziel der Noologie ist, jenseits der eingegrenzten Strukturen
der
Ortho-Tropologie einen weiter gefassten
Bereich von
Ordnungen des Denkens zu finden, die
ich
Neo-Tropologie nenne. Dies wird formuliert,
damit das Denken nicht bedingungslos in die postmoderne Beliebigkeit
verfällt. Es ist der Bereich, in dem die Wahrheit nicht exakt determiniert
werden kann, aber mit approximativen Verfahren eingeschätzt werden kann.
Eine ähnliche Situation finden wir in der Quantentheorie, wo die
Zustände nicht eindeutig erfasst werden könnnen, aber doch
statistische Aussagen gemacht werden können, die ausreichen um technische
Verfahren mit reproduzierbarer Genauigkeit zu entwickeln. Ein wichtiger
Grenzbereich ist die
Phono-Semantik, die ich im
nächsten Abschnitt unter "Semantische Felder"
genauer behandele.
1.2.3. Das Warum der Noologie
Das den Gesetzen der Logik folgende Denken
ist ... wenig geeignet, die Wirklichkeit adäquat zu
erfassen.
Liessmann (2000, p. 116-117)
S.a. Gotthard Günther, Logistischer Grundriss und
Intro-Semantik, p. 27,
F:\gg_log-grundriss-intro-semantik.pdf
[16]
In erster Näherung ist die Formulierung der Denkweisen
der Noologie eine zweckfreie Übung, um alternative, aber praktikable Formen
des Denkens zu finden, analog vielleicht zu den Ansätzen zur
non-euklidischen Geometrie von Mathematikern des 19. Jh's (Lobachevsky,
Riemann).
[17]
Dahinter steht aber ein Fernziel,
das
Denken des Zwischen-Menschlichen, des Sozialen
und Politischen. Die Aristotelische dualistische Denkweise und Logik, also die
Ortho-Tropologie, die das Denken des Westlichen
Abendlandes seit ca. 2300 Jahren immer weiter entwickelt hat, ist für die
Dinge und Prozesse des Objekt-Bereichs von Wissenschaft und Technik sehr
erfolgreich. Sie ist aber für Anwendungen des Zwischen-Menschlichen, des
Sozialen und Politischen kaum ausreichend. Das zeigt sich vor allem heute im
Zeitalter des Global-Hyper-Kapitalismus, in dem die technischen Mittel der
Kontrolle und Ausbeutung immer raffinierter werden, und wo das
Zwischen-Menschliche auf reine Objektbeziehungen reduziert wird.
Eine Logik der Gesellschaft ist nur
möglich, wenn ich soviel Differenzen habe, wie aktive Individuen in dieser
Gesellschaft zusammenkommen. Es muss jedes Individuum als Individuum vom
nächsten unterscheidbar sein, und dazu braucht man einen
"poly-kontexturalen"
Strukturbegriff.
Gotthard Günther, "Phaidros und das Segelflugzeug", p.
10.
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\ggphilosophy\phaidros.pdf
Gotthard Günther sah seine Arbeit zur mehrwertigen Logik
im direkten Anschluss an Hegel, und er und seine Nachfolger haben Ansätze
gemacht, mehrwertige "poly-kontexturale"
Logiken zu
entwickeln, um den formalen und technischen Bereich, die Operationalisierung
einer Nach- oder Über-Aristotelischen Logik voranzutreiben. IMHO hatte
dieses Unternehmen bisher aber keine greifbaren Erfolge. Mittlerweile hat man in
Bereichen der
Quantentheorie, wo die
aristotelischen Ansätze sowieso nicht mehr greifen, und der
Fuzzy
Logik
, pragmatische Methoden entwickelt, um für
spezielle Probleme die Begrenzungen der Aristotelischen Logik zu
überwinden. Diese Ansätze reichen zwar überhaupt nicht an die
Gedanken von Gotthard Günther heran, aber dafür sind sie praktikabel,
Fuzzy Logik findet sich heute in Waschmaschinen
und Kameras, und auf
Quanten-Technologie beruht
mittlerweile der profitabelste Teil der High-Tech Maschinerie. Die Noologie
orientiert sich u.a. an solchen Ansätzen, um hier allgemeinere Verfahren
für das Denken zu entwickeln, und insbesondere Techniken zu finden, mit
denen das Soziale besser formuliert werden kann, als rein
deskriptiv.
[18]
Der Ansatz der Noologie ist
vorerst nicht mathematisch-logisch, sondern der Weg einer
Semantischen
Logik
. Dies ist ein möglicher Ansatz für
eine
Neo-Tropologie.
Ich kann den Soziologen nur ein
gründliches Studium in Logik, Arithmetik oder Kombinatorik und in
Kybernetik empfehlen.
Gotthard Günther, "Phaidros und das Segelflugzeug", p.
11.
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\ggphilosophy\phaidros.pdf
Diese Anregung von Gotthard Günther wird anscheinend von
Gerd Gigerenzer (MPI f. Bildungsforschung, Berlin) weiter verfolgt. Er und seine
Mitarbeiter haben in ihren Arbeiten Konzepte von probabilistischen und
heuristischen Denkmethoden entwickelt, die eine gewisse Ähnlichkeit mit den
Konzepten der Noologie haben. Die gemeinsame Thematik kann man vielleicht so
nennen:
Fuzzy Logic Konzepte für Semantische
Operationen
. Die Publikationen des Instituts sind auf
folgender WWW-Seite zu finden:
(URL)
http://ntfm.mpib-berlin.mpg.de
1.2.4. Noos / Nomos / Dikae / Logos /
Ratio und das Chaos
Das Wort
Noologie ist gebildet
aus den griechischen Worten
noos /
nous und
lógos.
[19]
Die Bedeutung beider Worte ist ähnlich, aber nicht identisch. Das
semantische Feld von "
noos"
umfasst ungefähr
die folgenden Begriffe:
{Vernunft
/
Geist
/ Verstehen
/
Verstand
/ Denken
/
Intelligenz
/ engl:
"know{/{ing/ledge}}
"
[20]
}.
Das Wort "
lógos heisst
sowohl
Gedanke,
Denken als auch
Wort"
, (Friedrich Kirchner, Wörterbuch.
Glossar:
lógos). Die Differenzierung beider
Begriffe entstand durch die philosophische Arbeit der letzten 2500 Jahre nach
Heraklit, der diesen Begriff als erster in der Ahnenreihe der Philosophen
verwendete. Ich folge hier weiter Heideggers Spuren, so wie er es IMHO in WHD
vorgezeichnet hat, indem ich den semantischen Spannungsfeldern nachspüre:
Die Lehre vom Denken heisst Logik, weil das
Denken sich im
légein des
lógos entfaltet.
Um die Interrelation von
nous
und
lógos entlang dieser Spuren
zurückzuverfolgen, soll als (Theater-) Vorstellung das weitere Begriffsfeld
des altgriechischen
Denken des Denkens aufgebaut
werden: Nämlich die Worte, mit denen die Griechen dieses semantische Feld
markierten:
{g}noein
(denken),
{g}
nomizein
(meinen),
gn
omae
(Verstand,
Intelligenz),
[21]
{g/gig}nosis (Erkenntnis), eidos
(Form, Begriff,
Vorstellung, Idee), idea
(Gestalt Form, Art, Urbild,
Idee), pseudos
(Täuschung, Lüge),
phraen{ae}
(Geist, Bewusstsein, Herz, Gefühl, Wille,
Gesinnung, Zwerchfell), phronae
(denken, überlegen,
vernünftig sein) (Heraklit: phronimon
),
phonae
(Sprache, sprechen, reden, rufen),
phasma
, phanta{sma/sia}
(Einbildung, Wahnvorstellung)
s
ophronae
(verständig,
besonnen, vernünftig sein), sophro{synae}
(Verstand,
Klugheit, Besonnenheit), sophia
(sapientia
, Weisheit, Klugheit, Geschicklichkeit,
Erfahrung), sophisma
(List, Täuschung),
dia-noia
(Denk-Art), dia-logos
(Gespräch, Dialog),
dialektikae
(Dialektik),
the
o{ria}
(anschauen,
zuschauen, überlegen, einsehen, verstehen, erfahren),
theama
(Anblick, Schauspiel),
theaomai
(anschauen, betrachten, erkennen),
theatron
(Theater, Schauspiel, Vor-Stellung),
thauma{/zo}
(wunder/n, staunen),
theós
(Gott, göttlich).
Im mittelalterlichen und neuzeitlichen Sprachgebrauch hat
sich für lógos
eine gewisse Betonung auf
Systematik
und Ordnung
eingestellt
. Diese Entwicklung lässt sich auf die
Logik
des Aristoteles zurückführen. Vor
Aristoteles finden wir eine ähnliche Auffassung in Platons
Timaios
, noch ohne expliziten
lógos
-Begriff. Der Denkzusammenhang wird hier
gebildet durch den griechischen Begriff des
Kósmos
, der Schmuck, Zierde und
Ordnung
bedeutet.
Plato also embraces this idea, but for him,
the material/physical world is always in a state of flux. For him, logos means
quite the opposite of what it meant to Heraklitos (also spelled Heraclitus). To
Plato's mind, Logos constitutes the world of Form where Truth expresses a state
of immutable Oneness.
In der nachfolgenden Entwicklung der neoplatonischen
Philosophie zitierten die christlichen Philosophen Heraklitos
verständlicherweise nur so, wie es ihrer Logik und Denkweise entgegenkam,
nämlich in einer statischen, festgefügten Ordnung. Aus den anderen
Fragementen des Heraklitos ist zu vermuten, dass der
lógos für ihn noch ganz andere
Qualitäten hatte, etwa die des Feuers, welche eine durch und durch
dynamische ist:
phronimon einai to pyr - das Feuer ist
vernunft-begabt.
Heidegger hat in WHD (p. 115-127) eine ausführliche
Diskussion der Ab-wege geführt, auf die der Begriff des
lógos in der lateinisch-rationalen
Philosophie geführt worden ist, und dies führt er auf p. 127 zu seiner
schon genannten Schlussfolgerung.
->:NOEIN_LEGEIN, p.14
Das Erkennen des Gesetzlichen
Das Begiffspaar / Spannungsfeld von {Noos /
Nomos
[22]
}
markiert den wesentlichen Aspekt, der für das neuzeitliche Verständnis
von
lógos und
-
logie gilt:
Das Erkennen des
Gesetzlichen
oder die
Nomologie. Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch
das griechische Wort
d
ikae :=
Recht(s-Entscheidung), Strafe, Gewohnheit, Art und Weise, sowie die dazu
gehörige Göttin
Dikae. Sie ist sowohl bei
Anaximandros
[23]
wie bei
Parmenides
[24]
eine entscheidende Bezugs-Figur.
In der Vedisch-Indischen Philosophie finden sich analog dazu die Terme
Dharma,
Rta
(
Rita) und
Karma.
archaen ... eiraeke ton onton to apeiron
Der Ursprung (oder: Anfang) der seienden Dinge ist das
Unbegrenzte
(apeiron)
.
ex on de he genesis esti tois ousi
Aus welchen (seienden Dingen) die seienden Dinge ihre
Entstehung haben
.
kai taen phthoran eis tauta ginesthai kata
to chreon
dorthin findet auch ihr Vergehen statt, wie es
gemäß der Ordnung
ist
.
didonai gar auta dikaen kai tisin allaelois
taes adikias kata taen tou chronou taxin
denn sie leisten einander Recht (dikae) und Strafe für
das Unrecht (adikia
)
gemäß der zeitlichen Ordnung
(chronos
).
[25]
Die Äquivalenz der Strukturen des Anaximandros-Fragments
und der Vedischen Philosophie kann mit den entsprechenden Schlüsseltermen
markiert werden:
Dharma (:= kata to chreon),
Rta
(
Rita) (
:= dikae)
und ) und
Karma (
:= dikaen kai tisin
allaelois taes adikias kata taen tou chronou
taxin
).
[26]
Dazu eine Beschreibung aus Vedischer Sicht:
The world's seeming mess of altercating
fortune, the caprice of the divinities, was now intelligible. Indeed, there was
a single, unchanging harmony working 'behind the scenes.' A right path existed,
ready to be taken by the righteous ones. Rta signifies the way life ought to be,
shifting from physical to divine, from natural to moral order. Rta was morality,
the equitable law of the universe. The conception of this all-transcending,
supramental force that is, practically, the same concept as later understandings
of dharma, is captured in this early Vedic prayer, preempting the liturgical
strains of classical Hindu mantras involving dharma:
"O Indra, lead us on the path of Rta, on
the right path over all evils."
--(Rig Veda Book X, Chapter CXXXIII, Verse
6)
(URL)
http://www.haryana-online.com/Culture/dharma.htm
Der Gott der Gesetzlichkeit
Die mittelalterlich- neuzeitliche Bedeutung von
lógos wird bestimmt durch seine Nähe
zu (und Überformung durch) dem lateinischen Wort
ratio. Diese Verbindung erscheint heute in den
Allgemein-Worten im Umfeld von
Rational/ität
.
[27]
Der Haupt-Aspekt, der
lógos von
nous
unterscheidet, ist diese Beimischung von
ratio,
die auch
Proportion,
Mass,
Messbarkeit
etc. bedeutet. Aristoteles begründete diese Verwendung mit seiner
Logik.
[28]
Platon hatte das Konzept im Timaios
formuliert, und die christliche Philosophie übernahm das hellenistische
Konzept über
Dionysius Areopagita. Sichtbar
war es zuerst bei Joh. 1.1.: "En archae en ho
lógos".
[29]
/
[30]
Im christlichen Denken ist Gott der primordiale
Nomothetes (Gesetzgeber), und in der heutigen
Wissenschaft ist das die Natur. Es ist diese Betonung der Gesetzlichkeit, warum
heute viele Wissenschaften ihren Namen bilden, aus einem vorangestellten
Wissenschafts-Feld-Bezeichner wie etwa "Zoo-"
und einem
angehängten "-logie"
.
In der Folge wurde es zu einem Haupt-Attribut des christlichen
Gottes dass er als All-messender, und All-wägender dargestellt
wird.
[31]
Einen glanzvollen Höhepunkt
findet diese Denkweise in der neuplatonischen Metaphysik der Gotik, die sich vor
allem in der Architektur der Kathedralen manifestiert. Siehe: Eckstein, nach
Otto von Simson.
->:ECKSTEIN_GOTIK, p.183
Sowie: Paul Calter: Geometry in Art and Architecture
(URL)
(LOC_DVD)
dartmouth/www.math.dartmouth.edu/_matc/math5.geometry/index.html
Das Göttliche als oberstes Ordnungsprinzip findet sich
natürlich auch in vor-christlichen Denksystemen und Mythologien. Die
antiken Verbindungen dieses Themas lassen sich etwa zurückführen auf
die indeuropäische Wort-Wurzel "Men"
-, in ihren
Variationen wie Mensura
, Minos
,
Manu, Mens
, Manas
, Man,
M{e/i}nerva
, etc. (siehe dazu Jean
Gebser
: Men-
,
Mens
, Mind, Mensch).
[32]
Im griechischen Pantheon waren die dafür zuständigen Götter Apoll
und Athenae (Min-/Menerva). In Ägypten wurde diese Funktion dem Gott
Thoth
zugeordnet.
U. Seegers: F:\mat-phil\bruno\seegers.pdf, p. 21-22.
Nach diesen Betrachtungen können wir schon feststellen,
dass der
lógos in der abendländischen
Philosophie auf das semantische Feld der
Begrifflichkeit und
Umgrenztheit, und damit des
Verstands, der
Ratio(nalität) gestellt
worden ist, eine Entwicklug die ich in der Noologie auch das
Im-Perium nenne.
Der
nous hat als
Vernunft in der philosophischen Entwicklung die
weniger ausdifferenzierte Position eingenommen, nämlich alles was von dem
semantischen Feld des
lógos nicht umgrenzt
wird.
1.2.5. Das Was der Noologie: Die
Götter des Chaos und die Revolution
Der Unterschied der antiken / aussereuropäischen
Mythologie zur christlichen Philosophie / Theologie war nun, dass die
Götter des
Chaos immer in ebenso hohen Ehren
gehalten wurden wie die Götter der
Ordnung. So etwa
Dionysos
in Griechenland,
eine Erkenntnis die vor allem Nietzsche zu verdanken ist, oder
Kali
/
(Maha-)Kala
in Indien. In
China, das mit dem Konfuzianismus ebenfalls ein elaboriertes System der Ordnung
entwickelt hatte, waren es die chaotischen Fluss- und Wetter-Gottheiten, die in
dem allgegenwärtigen Drachen symbolisiert und verehrt wurden. Alle alten
und traditionalen Kulturen der Menschheit bestanden darauf, dass die
Kräfte des Chaos ein integrales und
essentielles Element der menschlichen Erlebniswelt waren, und dass sie trotz
ihrer furchterregenden Aspekte nicht bezwungen und gebannt werden konnten,
sondern dass sie besänftigt werden
mussten.
[33]
/
[34]
Damit kommen wir zum
Was der
Noologie
: Ihre spezifischen Themenpunkte /
Topoi. Für die Noologie ist das
Chaos der
entscheidende Topos
: Die eben genannten Prinzipien
der Gesetzlichkeit und der Regularität wurden vom philosophisch-
theologischen Denken der letzten 2400 Jahre zum Hauptattribut des
Göttlichen stilisiert. Die Theodizee und Monadologie des Leibniz war
vielleicht der letzte und höchstentwickelte Versuch, das in ein
kohärentes logisches System zu fassen. Aber dieser Denk-Ansatz in seiner
Gesamtheit, der ganzen Entwicklung seit Platons
Timaios, war ein Kardinal-Fehler, der sich bitter
rächen sollte:
Der Zorn Gottes wird furchtbar
sein
, wenn man dem Göttlichen nicht auch eine
gebührende Portion des
Chaotischen zubilligt,
und das heisst, man muss die
Götter des Chaos
genauso verehren, wie die
Götter der Ordnung.
Dies hatte Nietzsche intuitiv erkannt, und in die Welt hinausposaunt, leider
vergeblich. So lässt sich die weltgeschichtliche Entwicklung auch an diesem
einen tief-schwarzen Faden aufsp{i/a}nnen: Es waren die
Kräfte der
Ordnung und Harmonie
selber, die
das tiefe
Unheil
heraufbeschworen haben: Es war die
Sucht
nach {{Re-}
Präsentation der} Ordnung
der
Renaissance-Kirche (ihr Neo-Platonismus
), die die
Kräfte des Chaos entfesselt hat, die sich im 30jähr. Krieg entluden.
Es war der zwanghafte preussische Ordnungsgeist
, der von
Hegel durch seine Hochstilisierung des Staats als absoluter Geist in die
deutsche Staatsphilosophie
eingebracht worden war, die
absolute Verwaltung
, die mit den damaligen technischen
Mitteln dann den Holocaust
ermöglichte. Es war der
globale Overkill des protestantisch-missionarischen
Turbo-Konsum-Kapitalismus
amerikanischer Prägung,
der die fanatische islamische Jihad-Reaktion
wieder in
Bewegung setzte. Diese furchtbaren Lehren aus der Geschichte des Scheiterns des
absoluten Geistes als All-Imperator des Universums (Hegel) gilt es zu
Er-Innern.
Syn-bolik, Dia-bolik und Entropie
What we know ist just a drop, what we do
not know is an ocean.
Isaac Newton
Es soll nun weiter spezifiziert werden, worin sich die
Noologie von den konventionellen, orthodoxen, oder positiven Wissenschaften
unterscheidet. Alle Wissenschaften sind "positiv"
in dem
Sinne,
[35]
dass ihr Arbeitsbereich sich auf die positiv darstellbaren und im Kollegenkreis
auch vermittelbaren Apekte ihrer Disziplin beschränkt. Alles was nicht
positiv darstellbar und vermittelbar ist, ist damit unwissenschaftlich.
Wittgenstein hat dies prägnant mit seinem berühmten Satz
ausgedrückt: "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man
schweigen".
[36]
Wissenschaft kann in ihrem
Selbstverständnis nur ein Fortschreiten und Vervollkommnen des Wissbaren
sein, und muss sich von den Ver-Irrungen und Ver-Wirrungen auf diesem Wege
fernhalten.
Die Noologie beschäftigt sich explizit mit den
Ausschluss- und Grenzbereichen ihres Themas. Vorher wurde schon das Element des
Chaos, des
Unvorhersehbaren, die
Überraschung, also des eigentlich
Nicht-Denkbaren, als Thema der Noologie dargestellt. Es
ist paradox, sich systematisch mit a-systemischen Themen zu beschäftigen.
Entweder ist etwas logisch darstellbar, damit gehört es in den Bereich des
positiven Wissens, oder es ist nicht, dann ist es Fabel,
Phantasie
, Aberglaube
, oder
finsterste Psychose
. Die Noologie umgeht dieses Problem
mit der Methode der
Leer-Stellen.
[37]
Auch wenn etwas nicht wirklich darstellbar ist, kann man trotzdem einen
Platzhalter
dafür erfinden, und diesen aufschreiben.
So wie man in der Logik für jedes "A"
eben auch
einfach ein "Nicht-A"
als
Komplementärbereich
aufstellen kann.
Die
Ausschlussbereiche des Wissens
werden mit dem Begriffspaar
Syn-bolik und
Dia-bolik markiert.
Syn-bolik bezeichnet das Spannungsfeld zwischen
all dem, was im Fortschritt des Wissens vereinigt werden kann und
Dia-bolik bezeichnet einen Komplex von Parametern,
die ich das
Chaos nenne, nach dem alles unter
einem ebenso starken Druck des Auseinanderfallens steht.
Die
Dia-bolik wird formuliert
als ein Bedeutungs-Spannungsfeld in einem Kunstwort, das auf zwei ähnliche
griechische Worte zurückgeführt werden kann:
1) diabállo := hinüberbringen,
über-setzen, entzweien. und
2) diábolae := Verleumdung, üble Nachrede,
Feindschaft, Abneigung.
Die Vorsilbe
dia- verweist auf
zwei Knotenpunkte im Semantischen Rhizom
[38]
der Griechischen Sprache:
dia := (hin-) durch, auseinander.
dys / dya / di- := zwei, zwie- (im Sinne von
ent-zweit).
Die Endung
-bol ist ebenfalls
zweideutig. Etymologisch lässt sich das Wort einerseits diábolae auf
boá
o := Schreien, Verkünden zurückführen. In dem
Sinn, wie es im Deutschen (üble) Nach-Rede heisst. Das diabáll
o
bringt wieder eine andere Bedeutungs-Facette zum tragen, bestimmt durch das
Werfen / Wurf / Geschoss / Ballistik := bolae / bólos / bélos /
báll
o.
Diese Mehrdeutigkeit der
Dia-bolik wurde von Goethe in seinem Faust durch
Mephistopheles personifiziert. Im
aussermoralischen Sinne bedeutet das: Alles, was
unter irgendwelchen Umständen einmal zusammengekommen ist, muss auch
irgendwann wieder einmal auseinander fallen. In der (populär-) Wissenschaft
findet sich der Begriff
"
Entropie"
,
[39]
der die universale
Tendenz zum Auseinanderfallen
markiert.
[40]
1.3. Die Semantischen Felder der Noologie
Das
Denken in Spannungsfeldern
der Noologie bedeutet genauer
Semantische
Spannungsfelder
und ihre Interaktion. Semantik
heisst:
Be-deutung. Der Titel: "Was bedeutet
Noologie" drückt durch seine Verbalform einen Prozess aus: das
Be-deuten. Das
Be-deuten ist eine Variante der
Vor-Stellung, im Sinne von Schopenhauer und des
Radikalen Konstruktismus (Maturana und
Varela).
[41]
Die
Be-deutung ist das fertige Ergebnis eines
Prozesses von
Be-deuten. In
der Noologie ist kommt es wesentlich auf den Prozess selbst an, der durch die
Interaktion von semantischen Feldern zustande kommt. Diese sollen eine
konzeptuelle Verbindung zu den neuronalen Aktionsfeldern schaffen, auf denen die
Aktivität des Gehirns basiert. Die Verbindung der semantischen Ebene mit
der neuronalen ist zwar heute noch nicht experimentell möglich, aber
vielleicht ergeben sich dadurch neue Ansätze für neuronale
Forschungen. Semantische Felder können zwar in Analogie zu gravitatoinalen,
magnetischen oder elektrischen Feldern gedacht werden. Dies ist aber nur im
weiten Sinn zu verstehen, weil die Semantik durch multi-dimensionale
Bedeutungswerte charakterisiert ist.
In der Semantik gibt es nicht nur einen Wert einer Variablen,
sondern (u.U.) unendlich viele Bedeutungsfacetten, die sich nicht numerisch auf
einen Nenner skalieren lassen. Der Begriff des Feldes in der Noologie ist ein
spezifischer Ansatz, um Methoden der
Fuzzy Logic
auf multidimensionale semantische Wertebereiche anzuwenden. Dies ist
mathematisch zwar nicht exakt beherrschbar, aber für bestimmte
Anwendungsfälle lassen sich approximative Verfahren generieren. Der
Schlüsselbegriff dazu ist der
Bayes-
Algorithmus. Dies soll später weiter ausgeführt werden unter
Fuzzy
Information Theory
.
1.3.1. Die Prinzipien der
Spannungsfelder
1.3.1.1. Neuronale Denktechnik
Das Prinzip der Spannungsfelder ist die wesentliche
denktechnische Komponente der Noologie.
[42]
Man
kann dies mit einem philosophiegeschichtlichen Vergleich erläutern: Hegel
führte mit seinem Dreischritt-Prinzip von
"These-Antithese-Synthese"
eine Art von
Tropik ein, ein
Denk-Bewegungs-Prinzip. Sein Ziel war,
ähnlich wie das der Noologie, eine Methode zur Überwindung von
Dualismen (Glossar: Dialektik). Der unaufhaltsame
Fort-Schritt des Geistes besteht demnach in immer
neuen Formen des
Zerfallens in Widersprüche
oder
Gegensätze, und des
Wieder-(Er-)Findens von
Synthesen
[43]
Das
denktechnische Prinzip der Spannungsfelder geht aber den umgekehrten Weg: Statt
in den
Fort-Schritt
(
Pro-Gression), geht es in die
{Re/Präe}-Gression
, es verfolgt den
Erkenntnis-/ Distinktions-Prozesses zurück vor
den
Sprung-Punkt, nämlich bevor
es zur Entscheidung
zwischen These
und Antithese
kommt. Man könnte auch sagen, dieses Verfahren ist eine Weiterführung
des Prinzips der epché
von
Husserl
, sozusagen zurückverlegt um ca. 10-20 msec
in die Entscheidungsprozesse des Neuronal-Systems
. Dies
bietet auch die Verbindung zur phänomenologischen Arbeitsmethode von
Heidegger, aber z.T. mit anderen Mitteln. Die Noologie bedient sich hier
ausgiebig bei heutigen Neuronal-Theorien
.
Semantische Spannungsfelder können auch als
"ungesättigtes Reflexionspotential"
verstanden
werden (Gotthard Günther). Jeder Begriff schwebt in einem Spannungsfeld von
Assoziationen
(Ähnlichkeiten,
homoio
) und
Antagonismen
(Distinktionen
,
Differenzierungen, hetero, allo,
Glossar:
Antagonismus, Differenz), und diese bilden einen
Denkhorizont
bzw. einen Kontext
.
Vor diesem Denkhorizont vollzieht sich der Ausdifferenzierungs-Prozess der
Noologie, ihre "Kunst der Begriffe"
. (Siehe Kant, KrV:
Die Philosophie als Kunst der Begriffe
).
1.3.1.2. Eine kurze Evolutionäre Erkenntnistheorie der Begriffe
Nietzsche hat mit seinen
Empfindungs-Gruppen die Basis für eine
Evolutionäre Erkenntnistheorie der Begriffe
gelegt.
[44]
Diese ist noch zu schreiben, aber
vorher müsste ein verbreitetes Denk-Hindernis der Linguistik (und der
Etymologie und Philologie) überwunden werden: Die
Saussure'sche Doktrin des
signe
arbitraire
. Es ist zwar eine korrekte Beobachtung,
dass verschiedenste Sprachen die verschiedensten Wortlaute für ihre
Begriffe gefunden haben, aber das lässt nicht den Schluss zu, dass dies
eine völlig arbiträre Zuordnung ist. Es wird bei der obigen
Betrachtung der
griechischen semantischen Felder
des Denkens deutlich geworden sein, dass die damit verbundenen Wörter
Assoziationsfelder ausbilden.
Eins der Gesetze von Assoziationsfeldern kann so formuliert
werden:
ähnlicher Klang ~ ähnliche (oder auch
antagonistische) Bedeutung.
Die Bedeutungs-Strukturen des Altgriechischen und
Römischen bzw. Mittelalter-Lateins erlauben eine
Archäologie der
Begriffe
, in der nachzuverfolgen ist, wie über
ca. 1000 Jahre zwischen
Homer und
Plotin /
Dionysios
Areopagita
die griechische Denklichkeit und
Begrifflichkeit einen gewissen
Drift genommen hat,
ebenso wie von ca. -100 bis 1200 die römisch-lateinische Begrifflichkeit
einen Drift nahm von der Hochsprache der Gebildeten bei Cicero und Vergil bis
zur Lingua Franca des Mittelalters und der Scholastiker.
Die Differenzierung von Begriffen vollzieht sich anhand von
Assoziationen (Ähnlichkeiten) und Antagonismen / Oppositionen. Separate
Begriffe sind entweder gebräuchlich, wo es etwas zu differenzieren gibt,
oder wo verschiedene Assoziations-Komplexe auszuzeichnen sind. Alle menschlichen
Sprachen unterliegen allgemeinen Prinzipien der Informations-Effizienz: Das
menschliche Gedächtnis hat eine begrenzte Speicherkapazität, und das
menschliche Auditiv- / Visual-System hat eine begrenzte
Differenzierungs-Kapazität. Die Maximal-Leistung der Speicherkapazität
kann z.B. am Umfang der Zeichen der
Chinesischen
Schrift
abgeschätzt werden: ca. 4.000-6.000 im
Common-Sense Gebrauch, die Obergrenze, die ein Gelehrter nach Jahrzehnten des
Studiums beherrschen kann, liegt bei ca. 60.000 Zeichen. Anhand der
Ikonizität der Chinesischen Schrift
lässt sich auch die
Informations-Komplexität und
Informations-Differenz abschätzen, also der
Grad der Unterscheidbarkeit eines beliebigen Zeichens vom nächsten. Die
Chinesischen Schriftzeichen müssen für das flüssige Lesen als
Bild (
eikonos)
unterscheidbar sein, dh. es darf nicht vorkommen, dass man die Zahl der Striche
abzählen müsste, oder ihren Winkel bestimmen müsste, um ein
Zeichen zu lesen. Dies muss man z.B. bei Binär-Zahlen, wie man sich leicht
überzeugen kann, wenn man die Binär-Codierung der ASCII-Zeichen eines
Textes in einem Binär-Editor zu lesen versucht. Mir ist nicht bekannt, dass
solche informations-theoretischen Untersuchungen des Chinesischen gemacht worden
sind, aber als Informatiker kann man beinahe die nötigen Programme
dafür auch selber schreiben. Die ungeheure Komplexität von 60.000
Zeichen würde den menschlichen Verstand immer noch überfordern, wenn
es nicht das
Kombinations-Prinzip der Chinesischen
Zeichen
gäbe: Das Konstruktionsprinzip ist, dass
ein kleinerer Satz von ein paar hundert Radikalen existiert, die auf dem Papier
separat geschrieben werden, aber jeweils paarweise oder tripelweise zu einem
Superzeichen vereinigt werden. Die Identität jedes Unterzeichens bleibt
also konstant, und es gibt im Chinesen keine Kursiv-Schrift, in der die Zeichen
ineinander überfliessen, dann wären sie nicht mehr unterscheidbar, und
nicht mehr lesbar. Auffallend ist die entgegengesetzte Richtung, die die
chinesischen Laut-Sprachen genommen haben: der Satzbau ist extrem einfach, und
die Lautgruppen der Worte sind im Vergleich zu europäischen Sprachen extrem
kurz, so kurz, dass es mengenweise Homophone gibt, die nur durch
Tonal-Unterschiede markiert werden. Diese Unterscheidungen sind für
Europäer im Erwachsenen-Alter kaum noch zu lernen, weil das Neuronal-System
nicht mehr die nötige Plastizität für die
Differenzierungs-Kapazität besitzt. Weiteres dazu in diesem
Kapitel:
Anhand der
Chinesischen Schrift
lassen sich die Informations-Prinzipien jeder beliebigen Sprache erläutern,
so sind auch in den europäischen Sprachen ca. 4.000-6.000 Common-Sense
Wörter zu identifizieren, die ausreichen, um eine normale Fernseh-Sendung
zu verstehen (RTL) oder eine Bild-Zeitung. Für das Verständnis von
anspruchsvolleren Zeitungen (die Zeit) sind 20.000 bis 60.000 Wörter
notwendig, und nur das Fachvokabular der
Professionals (Ärzte, Biologen,
Rechtsgelehrte, ete.) umfasst 100.000 Begriffe und mehr. Etwas unterschiedlich
dazu sind Konstruktions-Sprachen wie die Mathematik, in denen es nicht eine
Unzahl von verschiedenen Begriffen gibt, sondern in denen die Ausdrücke
Decodierungs-Anweisungen sind, die vom Leser wie ein Programm (ein Algorithmus)
zu entschlüsseln sind.
Aristoteles baute seine Logik auf den griechischen
Verneinungs-Operator a- auf (deutsch: un-). Jede beliebige Bezeichnung (Bsp.:
thanatos, sterblich) konnte durch ein
vorangestelltes a- in seinem Sinn umgekehrt werden (Bsp.:
a-thanatos, un-sterblich). In der Reflexion auf
die sprach-logische Operation der Verneinung von
A(
Sein) )
und
Nicht-A
(
Nicht-Sein)
entstand die
Denkmethode der Dualismus von
These-Antithese (Glossar: Dualismus). Abstrakter
gesprochen ist es das Prinzip von
Sein oder Nicht-Sein(irgendeines besprochenen Dings oder Zustands oder
Eigenschaft). Durch die (Möglichkeit der) Verneinung einer Eigenschaft
setzte sich die immer fortschreitende Reflexion in Gang, was denn das
Eigenschaftliche dieser Eigenschaft sei, und welchen Gesetzmässigkeiten sie
denn unterliege.
Die Tätigkeit des Scheidens ist die
Kraft und Arbeit des Verstandes, der verwundersamsten und größten,
oder vielmehr der absoluten Macht...
Der Tod, wenn wir jene Unwirklichkeit so
nennen wollen, ist das Furchtbarste, und das Tote festzuhalten das, was die
größte Kraft erfordert...
Aber nicht das Leben, das sich vor dem Tode
scheut und von der Verwüstung rein bewahrt, sondern das ihn erträgt
und in ihm sich erhält, ist das Leben des Geistes. Er gewinnt seine
Wahrheit nur, indem er in der absoluten Zerrissenheit sich selbst findet. Diese
Macht ist er nicht als das Positive, welches von dem Negativen wegsieht...
sondern er ist diese Macht nur, indem er
dem Negativen ins Angesicht schaut, bei ihm verweilt. Dieses Verweilen ist die
Zauberkraft, die es in das Sein umkehrt.
Hegel (1986, p. 36)
Verfolgen wir den
Dualismus
zurück zu seinen erkenntnistheoretischen Prinzipien, so finden wir die
Dichotomie (Glossar: Dichotomie), und noch weiter,
das physikalische Phänomen der
Bifurkation.
[45]
Der Dualismus beruht auf neurophysiologischen Prozessen, die sich
evolutionär gebildet haben (
Evolutionäre
Erkenntnistheorie
). Das neuronale System arbeitet
nach dem Prinzip der
Bifurkation (
Laterale
Inhibition
), indem es alle Eindrücke des
Sinnes-Systems zu möglichst eindeutigen Erkennens-Phänomenen
vor-verarbeitet. Anders gesprochen: Bei 99% aller unserer Wahrnehmungen hat das
neuronale System schon eine dualistische Entscheidung getroffen, bevor wir auch
nur anfangen, etwas wahrzunehmen. Nur in sehr seltenen Fällen verharren die
neuronalen Entscheidungsprozesse in einer Art von oszillierendem Schwebezustand,
der psychologisch durch die bekannten
Gestalt-Kipp-Bilder (Boring-Bilder) demonstriert
wird.
[46]
Abb.: Die Boring Frauen: Gestalt-Bild zur Demonstration
neuronaler Attraktoren
Die phänomenale Welt der Wahrnehmung bietet sich aber vor
allem als Kontinuum, als Mischung von vielen schwer zu separierenden Elementen,
wie Farben, Töne, Gerüche, Geschmäcker. Das Neuronal-System
sortiert aus dem Chaos der Eindrücke Felder des Zusammenhangs und des
Kontrastes (ie. affine und oppositionale Spannungsfelder), z.B. ein bestimmter
Zusammenhang von Grün wird als "Wiese"
oder
"Wald"
wahrgenommen, im Kontrast dazu ein anderer
Zusammenhang von "Blau"
als Himmel, See, oder Meer, etc.
Diese Zusammenhänge bilden Hintergründe. Charakteristisch für
Ausdrücke des Hintergrunds ist, dass sie meist nicht in Plural-Formen
gebräuchlich sind. Der Ausdruck "die Meere"
ist zwar
grammatisch möglich, aber wenn man wirklich an der Küste eines Meeres
steht, ver-steht man sehr schnell, dass so etwas unter der Wucht des Eindrucks
einfach nicht denkbar ist. Verstärkt so geht es mit dem Himmel, wo ein
Plural tatsächlich nicht möglich ist. Vor den Hintergründen
konstruiert die
Aufmerksamkeits-Funktion ihre
Szenen von
A und Nicht-A. Entweder sind das
einzelne herausragende (individuelle) Objekte oder insb. sich bewegende Objekte
(Veränderungen). Die Überlebensfunktionen des Neuronal-Systems sind
geradezu "fasziniert"
von Bewegungen, insbesondere
solchen die charakteristisch für Räuber und Beute sind. Die
hypnotische Wirkung des Fernsehens beruht darauf, dass die Fernsehschaffenden
dies intuitiv erkannt haben, und die Kameraschwenks und -Schnitte dieselbe
Dynamik haben wie das Bewegungsverhalten von Räuber und Beute. Diese
Funktionen lassen sich gut bei Tieren, z.B. Katzen beobachten, die von den
Bewegungsmustern von Mäusen und Vögeln
"fasziniert"
sind. Bei Menschen wird die
Aufmerksamkeits-Funktion durch die Begrifflichkeit
überformt und re-programmiert, nämlich durch die Zuordnung einer
Empfindungs-Gruppe (Nietzsche) zu einem Begriff,
damit wird die dualistische Differenzierung von
A und
Nicht-A
komplett. Der Mechanismus, wie der Begriff
das
Vor-Stellungs-System aktiviert, wird in diesem
Kapitel beschrieben:
Je nach Situation und (Über-) Lebensbedürfnissen
eines Volkes werden die semantischen Felder der Sprache verschieden besetzt und
abgegrenzt. Das berühmte Beispiel dafür ist die
überlebensnotwendige starke sprachliche Differenzierung von verschiedenen
Arten von Schnee bei den Inuit (Eskimos), die als eine
Haupt-Demonstrations-Formel für die Sapir-Whorf Hypothese dient. Andere
Sprachen, wie z.B. in Neu-Guinea kennen erheblich schwächere
Farb-Differenzierungen (blau-grün) als in
Europa.
[47]
Die australischen Aborigines sind
berühmt dafür, dass sie das ausgefeilteste Vokabular der Menschheit
für Verwandschafts-Beziehungen zwischen den verschiedenen (heiratbaren oder
nicht-heiratbaren) Totem-Gruppen eines Stammes haben. Eine
Empfindungs-Gruppewird durch den Gebrauch während vieler
Generationen stabilisiert, oft aber findet auch eine semantische Drift statt,
ein Faktor, den Heidegger in seinen Diskussionen ausgiebig genutzt hat, um auf
das Be-denklichste in den geläufigen Ausdrücken der Sprache
hinzudeuten (WHD, p. 2, 85).
Der
soziale Dualismus basiert
auf einer spezifischen Eigenart der
Psychodynamik menschlicher
Gruppen-Interaktion
. Diese unterliegt einer starken
positiven Rück-Koppelungs-Dynamik. Der
kybernetische Begriff
positive Rück-Koppelung ist sehr
missverständlich, weil es in diesem Fall hauptsächlich um die
Verstärkung von
negativen Qualitäten,
also um
Distinktionen und
Segregationen geht. Der
Gruppen-Zusammenhalt wird von einer
Dichotomie bestimmt, die in der Abgrenzung des
Wir-Gefühls gegen
Die
Anderen
besteht. Dieser Prozess braucht nicht einmal
eine ethnische Differenzierung (also keine gemeinsamen / fremden Sitten und
Gebräuche), wie man z.B. bei Fussball-Fan Differenzierungen beobachten
kann. In der Geschichte berühmt geworden sind die Spaltungen der
Bevölkerung im alten Byzanz, die sich aus den Fan-Gemeinden der
Wagen-Renn-Teams bildeten, sich aber dann auf politische und religiöse
Streitfragen ausdehnten, und in Byzanz zu regelrechten Bürgerkriegen
führten. Ethnische (also in Familien- und Clan-Verbänden vererbliche)
Differenzierungen sind die Haupt-Anwendungsformen des
sozialen
Dualismus
im sozio-politischen und religiösen
Denken, das auf leicht zu begreifenden polaren Unterscheidungen beruht: Ja-Nein,
Schwarz-Weiss, Wahr-Falsch, Gut-Böse, Hell-Dunkel, Rot-Blau,
Gerecht-Ungerecht, Rechts-Links, Konservativ-Liberal, Rein-Unrein,
Gläubig-Ungläubig, etc. Dies ist bei der Meinungsverteilung in der
Politik gut zu beobachten: Sie ist vorwiegend dualistisch, also wie oben in den
Beispielen schon angedeutet: Rechts-Links, Konservativ-Liberal, Tory-Whigs,
Democrat-Republican, Kapitalist-Arbeiter, Ghibellines-Guelphs,
Patrizier-Plebejer,
[48]
etc.
In den Naturwissenschaften existiert ein umgekehrtes Problem
von Entscheidbarkeit und Un-Unter-Scheidbarkeit: Hier konnte man in den letzten
400 Jahren seit Galileo und Francis Bacon mit der Aristotelischen Logik und der
quantitativen numerischen Zuordnung relativ erfolgreich alle
Nicht-Entscheidungs-Situationen aufklären, aber seit Anfang des 20. Jh's
machten die Phänomene der Quantentheorie
die Grenzen
der Mechanismen und Methodiken deutlich, die auf der bipolaren Logik
beruhten
[49]
.
Schrödingers
Katze ist wohl das bekannteste Beispiel
für diese
Grenzen.
[50]
Das
wissenschaftliche logische Denken hat in den letzten 2300 Jahren einen zwar
wohlgeordneten, aber sehr limitierten umgrenzten Bereich der Welt und des Lebens
erfasst. Jenseits dieser Grenzen lauern die Mächte des Chaos, Nietzsches
Wiederentdeckung des Dionysischen, die Freudsche Lehre vom
Unbewussten
.
[51]
Heute
findet sich diese Erkenntnis unter verschiedenen Namen in der Wissenschaft etwa
als
nonlineare Dynamik,
Chaostheorie,
turbulente
Strömung
s-Phänomene, und eben die
Quantentheorie. Im Bereich der Logik ist hier die neuere Entwicklung von
Fuzzy-Logic
Systemen zu
nennen.
[52]
Goethe hat mit dem Geist des
Mephistopheles
im
Faust
schon die Grenzen der
wissenschaftlich- technischen Unternehmung poetisch angedeutet. In der Noologie
sind Spannungsfelder ein allgemeines denktechnisches Prinzip, für das die
og. wissenschaftlichen Probleme lediglich Spezialfälle sind.
Geistesgeschichtlich basiert das Denken in Spannungsfeldern auf Ansätzen
von Anaximandros und Heraklitos, insb. in der Interpretation von
Spengler.
[53]
1.3.1.3. Kategoriale Unterscheidungen als Spannungsprinzip
Die logische Struktur der Spannungsfelder basiert auf
Kategorialen Unterscheidungen. Die
Aristotelische Logik beruht auf dem Prinzip von A
und Nicht-A, also der Kategorie des
Seins und
Nicht-Seins
. In der Semantik besteht aber die
Möglichkeit mehr-polarer Unterscheidungen von A und Nicht-A(1), Nicht-A(2),
etc. Ein Tripolares Spannungsfeld benötigt, um stabil zu sein, drei logisch
disjunkte aber gleichwertige Kategorien A, B, C, nach denen unterschieden wird.
Wäre das nicht der Fall, etwa wenn C der Kategorie A logisch untergeordnet
wäre, so würde C mit A zusammenfallen. Damit die Begriffe aber
überhaupt in einen gemeinsamen Kontext (:= Spannungsfeld-Klammer) gebracht
werden können, muss zwischen ihnen auch ein kategorialer Zusammenhang
bestehen, einer Kategorie eines logisch höheren Typs. Die
Kunst der
Begriffe
der Noologie besteht nun darin, aus dem
logischen aufeinander-Einwirken dieser
Spannungsfelder ein generatives Prinzip zu destillieren, mit dem sich aus
Tripolen immer weitere nicht
-triviale Kategorien
ableiten lassen.
1.3.1.4. Quasi-physikalische Eigenschaften der Spannungsfelder
Der Aufbau und das Verhalten von Spannungsfeldern lässt
sich mit quasi-physikalischen Denkmodellen weiter verdeutlichen. Das allgemeine
Prinzip ist: Alle oppositionalen Elemente, die nicht durch eine einigende
Klammer (logischer Kontext) zusammengehalten werden, haben die Tendenz,
auseinander zu streben, und alle affinen Elemente, die nicht durch Barrieren
auseinander gehalten werden, haben die Tendenz, zusammen zu fallen.
Die zwei Haupt-Typen sind
oppositionale und
affine Spannungsfelder.
Oppositionale Spannungsfelder
sind abstossende Spannungsfelder, so etwa wie gleichpolige elektrische oder
magnetische Felder.
Sie werden so dargestellt: (X <-> Y)
Verbal heisst das: X steht im oppositionalen Spannungsfeld zu
Y.
Affine Spannungsfelder sind
anziehende Spannungsfelder, so etwa wie sich Plus- und Minus- Pole von
elektrischen oder magnetischen Feldern anziehen.
Sie werden so dargestellt: (X * Y)
Verbal heisst das: X steht im
affinen Spannungsfeld mit Y.
Die Physik postuliert ein fein austariertes System von
Kräften, elektromagnetische, schwache, starke Wechselwirkung und
Gravitation (Munowitz (2006), 395), mit denen die Physiker versuchen zu
erklären, dass das Universum nicht einfach nur zu einer diffusen Wolke von
Plasma auseinander gedriftet ist, oder schon lange in einem einzigen riesigen
Schwarzen Loch zusammengeklumpt ist. In der Tat ist es eines der grossen
kosmologischen Rätsel, dass es einer ganz besonderen und extrem
unwahrscheinlichen Komposition von Natur-Parametern bedarf, dass das Universum,
so wie es ist, überhaupt entstehen konnte. (Munowitz (2006), 406-407). Wenn
man die Parameter einer Simulation nur ein wenig verändert, dann endet das
Universum entweder in dem einen oder anderen der o.g. Zustände.
Verdeutlichen wir uns dies an dem Beispiel der
Aggregatzustände des Wassers: Im freien Kosmos ist das Vorkommen von Wasser
unmöglich. Im der Plasma-Umgebung eines Sterns fliegen H- und O- Atome frei
umher, und wenn sie aus einer Sonnen-Atmosphäre in den freien Weltraum
geraten, können sich wohl H
2O-Kristalle bilden, also ein sehr
fein verteilter Pulverschnee, aber kein Wasser. Wasser bildet sich nur in einem
bestimmten sehr engen atmosphärischen Druck- und Temperaturbereich zwischen
ca. 0-100 Grad Celsius bei 1 Bar (ie. Druck auf irdischer
Meeresspiegel-Höhe).
[54]
Druck und
Temperatur stehen in einem Invers-Verhältnis: Verringert man den Druck
unter 1 Bar, wandelt sich das Wasser bei niedrigerer Temperatur als 100 Grad in
H
2O-Gas um, ie. Wasserdampf. Verringert man die Temperatur unter 0
Grad Celsius bei 1 Bar, bildet sich Eis. So schön, so gut. Nach dem
Umkehrschluss sollte sich Eis bei höherem Druck auch bei höheren
Temperaturen als 0 Grad bilden, aber das tut es nicht. Sonst wären
nämlich die Weltmeere vom Grund auf, wo einige tausend Bar Druck herrschen,
zugefroren. Dies ist ein sehr seltsames Phänomen, das die Physiker damit
erklären, dass Eis leichter als Wasser ist: Also wenn sich irgendwo am
Meeresgrund ein Eiskristall bildet, schwimmt er sofort aufgrund seines
niedrigeren spezifischen Gewichts nach oben, bis der Druck wieder so abgenommen
hat, dass das Eis schmilzt. Ganz einleuchtend klingt das allerdings
nicht...
Eine allgemeine Darstellung der Aggregatzustände der
Materie unter den Parametern von Druck und Temperatur findet sich bei Munowitz
(2006), 418-419. Die spezielle Situation von Wasser erwähnt er aber nicht.
Gary Taubes: Why water is weird
(URL)
http://www.digibio.com/archive/RedHerring_com-Why_water_is_weird.htm
(URL)
http://www.redherring.com/index.asp?layout=story_generic&doc_id=RH1520018352
In semantischen Feldern ist das Analogon zum äusseren
Druck der Kontext. Jeder Kontext beeinflusst die Bedeutung der Worte, und die
Bedeutungen aller Worte eines Kontexts ergeben den Sinn. Beides steht in einem
gegenseitig abhängigen Wechselverhältnis. In der Philosophie nennt man
ein entsprechendes Kontext-abhängiges Bearbeiten eines Texts die
Interpretation,
Exegese, die
Hermeneutik (Gadamer) oder das
Verstehen (Dilthey).
Das Analogon zur Temperatur ist die Syntax: je
"poetischer"
eine Formulierung, desto höher seine
"semantische Temperatur"
, je formaler, desto kälter.
Mathematische und formal-logische Ausdrücke sind in dieser
Betrachtungsweise "Sprach-Kristalle"
. Unwandelbar und
festgelegt in den Beziehungen der Elemente zueinander, und unabhängig von
einem Kontext (ausser natürlich den mathematischen und logischen
Voraussetzungen der Formalität).
Das oben genannte Beispiel von Chomsky: "colorless green ideas
sleep furiously" ist nur im Kontext einer sprachphilosophischen Abhandlung
sinnlos. Wenn derselbe Satz in
Finnegan's Wake von
James Joyce
stehen würde, hätten sich schon Generationen von Philologen mit den
Auslegungen des tieferen Sinns dieses Spruchs befasst. Eine genau in diesem Sinn
gefasste Kritik an den Werken von Heidegger stammt übrigens von dem
bekannten Logiker Carnap, die G. Günther entschieden
zurückweist.
Brief3,
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\ggphilosophy\gg_briefwechsel-goedel_ger.pdf
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\ggphilosophy\gg_logik-sein-reflexion.pdf
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\ggphilosophy\gg_theorie-mehrwert-logik.pdf
Gotthard Günther "Phaidros und das Segelflugzeug", p.
11:
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\ggphilosophy\phaidros.pdf
Heidegger focused on the Being of human
beings, and death. Was ist Metaphysik? (1929, What is Metaphysics?) he ended
with the question: "Why are there beings at all, why not rather nothing." Rudolf
Carnap condemned the work as strictly meaningless in his essay 'Überwindung
der Metaphysik durch logische Analyse der Sprache' (1932).
(URL)
(LOC_DVD)
evans-experientialism.freewebspace.com/heidegger_bio.htm
Der berühmte Spruch des Aristoteles "das Ganze ist mehr
als die Summe seiner Teile" lässt sich für semantische Felder analog
zur Eisbildung des Wassers formulieren: Die Eigenschaft, dass Eis leichter ist
als Wasser, ist im physikalischen Weltbild von H
2O nicht vorgesehen,
es ist ein "emergentes Phänomen"
. Das heisst: diese
Eigenschaft ist mit nichts aus der Summe der Teile von Wasser, und damit dem
physikalischen Weltbild von Wasserstoff und Sauerstoff zu
erklären.
Im Bereich der Kontexte von semantischen Feldern gibt es
keinerlei Möglichkeit der Summierung der Elemente, weil die Elemente nicht
unbeeinflusst vom Ganzen, also vom Kontext, bestehen. Weil eine Separierung der
Elemente unmöglich ist, ist das Unterfangen, sie summieren zu wollen,
sinnlos. Deshalb ist auch der Spruch des Aristoteles sinnlos: Das
Wesen des
Ganzen
(to holon) besteht eben darin, dass es
unmöglich ist, eine Separierung der Elemente vorzunehmen, ohne dass das
Ganze zerstört wird. Wenn man von etwas sprechen will, das schadlos in
Elemente separierbar ist (und dann wieder zusammensetzbar ist), dann nennt man
es: ein
Aggregat. Alle technischen Maschinen sind
Aggregate, alle Organismen sind Ganze (Holons). Siehe dazu die Verbindung zu
Whitehead's Philosophy of Organism, Whitehead (1969). Hegel spricht in diesem
Zusammenhang vom Unterschied zwischen
System und
Aggregat: Siehe Hegel (1961, 48-49).
1.3.1.5. Tripolarität, tanzende Sterne, und Chaos
Man muss noch Chaos in sich haben, um
einen tanzenden Stern gebären zu können.
Nietzsche
Nietzsches Spruch ist gut zur Illustration des Zusammenhangs
von Tripolarität, Chaos und Tanz geeignet. Zwar vollführen alle Sterne
im Universum eine Art Tanz, aber das ist ein recht langweiliger, weil sie
zwanghaft den Hyperspiralen der gravitationalen Zentren der Galaxien folgen, und
die Galaxien wirbeln dann auf ihrer Gravitational-Ebene umeinander auf ihren
endlosen Bahnen durch das (nach heutiger Lehrmeinung) ewig expandierende
Universum.
[55]
Das ist zwar komplex, aber im
Prinzip sehr
eintönig.
[56]
Nietzsche hat sich nie für so wohlgeordnete Dinge interessiert, und ein so
harmonischer Kosmos war für Ihn eine Erfindung der Priester, die er
verabscheute, und ihrer Nachfolger, der Wissenschaftler.
Ein tanzender Stern, wie Nietzsche ihn wohl eher meinte, ist
ein
Irrlichternder Stern, eine Art
gravitationales Monstrum, das im Universum wohl
kaum lange Bestand haben würde: Es ist ein
tripolares
Gravitational-System
, gebildet aus drei gleichgrossen
Sternen. Die Bewegungen eines solchen Systems sind das pure Chaos, wie das
einfache Modell des
Chaos-Pendels illustriert. In
der
Gravitations-Mechanik sind Systeme mit zwei
gravitationalen Polen berechenbar, solche mit 3 oder mehr gravitationalen Polen
sind chaotisch. Ein solches System hätte im realen Universum nur eine sehr
kurze (aber sehr aufregende) Lebensdauer, weil die Gravitational-Kräfte die
Sterne zermalmen würden, oder sich zwei von ihnen zu einem Stern
verklumpen, die dann ein stabiles Binär-Sternsystem bilden, wie es der
Astronomie auch vielfach bekannt ist.
Auf der Ebene des Denkens sorgen
Tripolare
Spannungsfelder
für eine besondere Art von
Tropik, also
Verwindungen und
Verdrehungen, die eine
gesetzliche Art von
Chaos
bewirken. Diese Art der Gesetzlichkeit ist
analog zu denken, wie
das mathematische Chaos der
Wissenschaften. Aus gutem Grund hatte man diese Art von Denken aus der
Philosophie exorziert, weil seine Handhabe nicht einfach, und sogar
gefährlich ist. Platon führte einen unermüdlichen Kampf gegen die
Tropologie (Verwindungskunst, Eel Wriggling) der
Sophisten (Sturm 1996). Wesentlich dank Plat
ons Bemühungen und
seiner christlichen Nachfolge-Denker seit
Augustinus, ist dieses Denken dann auch relativ
erfolgreich aus den Köpfen der Menschen getilgt worden, mit gelegentlichen
Ausreissern, wie
Nietzsche und
Giordano
Bruno
. Aber deren trauriges Schicksal ist wohl ein
Anzeichen dafür, dass das
Denken des Chaos in
direkter Beziehung zu einer
instabilen
Persönlichkeits-Struktur
steht, und der Wahnsinn
oder der Scheiterhaufen ist nur das folgerichtige Ende einer solchen
Denk-Karriere.
1.3.1.6. Kosmologie und Tanz
You can't tango alone! You need two to
tango.
Heinz von Foerster
Die
Kosmo-Logie
[57]
der Griechen, und in der Folge alle wissenschaftlichen Deutungen basieren auf
einer an sich sehr unwahrscheinlichen Situation: Wieso kann der Kosmos, im
engeren Sinne also das Sonnensystem mit seinen regelmässigen
Planetenbahnen, überhaupt so stabil sein,
wenn es doch ein System von vielen Gravitations-Punkten
ist.
[58]
Dieses Beispiel wird in NOO1, Teil II:
"Das Design der Welt als Tripolares Spannungsfeld" weiter ausgeführt.
Analog dazu kann das Prinzip der "Tripolaren
Spannungsfelder"
mit einem anderen Thema der antiken
Kosmologie weiter umrissen werden. Denn ein praktisch völlig vergessener
Zweig dieses antiken Wissenssystems handelte von der Verbindung von Kosmologie
und Tanz. Tanz ist, generisch gesprochen, die
orchestrierte Performanz der Bewegungen von
multipolaren
Gravitational-Systemen.
[59]
Ein heftiger
Tango-Tanz ist wohl eine sehr gute Demonstration
für eine gelungene
Balance am Rande des
Chaos
. Dies ist mit zweifacher Bedeutung zu
verstehen: das
gravitationale Chaos der
Schwerpunkte
, und das
gefühlsmässige
Chaos der heftigen Berührungen
, die aussehen,
als wäre eine
Latino-Tanzschule auf
Erlebnis-Urlaub
im
Tantra-Kamasutra-Land, allerdings mit Hose und
Röcken an. Die Kleider-Ordnung (ie. das rettende Netz) bewahrt sie vor dem
tiefen Fall in die
Urgründe der
Geschlechtlichkeit
. Leider fand der ziemlich harmlose
Tanz als Ausdruck der
römischen
Dekadenz
in den Augen der christlichen
Zivilisations-Nachfolger der Antike keine Gnade, und es sind kaum Zeugnisse
dieser antiken
Wissens-Kunst-Tradition erhalten, mit der
Ausnahme von: "Peri Orcheos"
des
Lukianus Samosata. Es ist anschaulich leicht zu
erklären, dass mindestens ein
Tripolaresgravitationales
Spannungsfeld vorhanden sein muss, um eine
nicht-triviale Orchestration zu inszenieren. Das Element des
Unvorhersehbaren, die
Überraschung, also
des
eigentlich Nicht-Denkbaren, muss als integrales Bestandteil des Denk-Systems der
Noologie geschaffen werden. Diesen Zweck erfüllt die
Tripolarität.
[60]
1.3.1.7. Finite Elemente und Fraktale
... und die Tropologie von Spannungsfeldern
Wie gesagt, sind mehrpolare Gravitational-Systeme nicht
berechenbar. Aber es gibt einen Zwischenbereich zwischen dem ideal gedachten
Fall von Gravitational-Körpern, die in einem idealen leeren Raum schweben,
und Feld-Strukturen, die völlig starr sind, wie das Kristallgitter des
Diamanten. In der realen Welt befinden sich die Objekte, die Spannungsfelder
aufbauen, immer in irgendwelchen Konstellationen mit anderen Objekten, zwischen
denen Interferenzen von Spannungsfeldern anziehender und abstossender Art
auftreten. Je nach Beweglichkeit der Objekte (ie der Bindungsstärke der
Felder) können sich diese mehr oder weniger rapide und auch
überraschend umgruppieren. Die Mechanismen und Gesetze solcher
Umgruppierungen nenne ich
Tropologie.
In der Wissenschaft finden wir als nächstliegendes
Analogon den molekularen
Protein-Folding
Mechanismus
, also die Maschinerie, mit der die
Codier-Strings der DNS in Proteine umgesetzt werden. Dieser
Schlüsselmechanismus der heutigen Molekularbiologie ist ebenfalls nicht
berechenbar, aber wie man sieht, funktioniert er trotzdem. Wenn ein Protein
gebildet ist, bleibt es normalerweise in seiner Struktur relativ stabil, bis es
wieder abgebaut wird. Die Wirkungsweise von Proteinen beruht aber
hauptsächlich darin, dass sie irgendwo eine oder mehrere
"Gelenkstellen"
haben, mit denen sie kontrollierte
elektro-mechanische Umgruppierungen durchführen können. Wie das im
einzelnen funktioniert, ist immer noch ein forschungsmässig relativ
dünn erkundetes Feld. In der Molekularbiologie kommen nur elektrische
Anziehungen und Abstossungen vor, d.h. das Feld hat an jeder Stelle einen
numerischen Wert.
Die Noologie basiert aber auf semantischen Werten, und die
sind vieldimensional. Deshalb wäre ein passenderes Beispiel von Tropologie
die politische Meinungsbildung in Gruppen. Wie in der Geschichte schon mehrfach
festgestellt wurde, können sich Koalitionen und Partein, ja sogar ganze
Nationen, die über sehr lange Zeit stabil und planbar erschienen, ganz
plötzlich umgruppieren. Politische Meinungs-Koalitionen lassen sich als
semantische Felder darstellen, die sich um bestimmte Schlüsselbegriffe
herum gruppieren, wie
Freiheit,
Gerechtigkeit,
Wohlstand,
Mobilität,
Wachstum, etc. etc. Das interessante daran ist,
dass je nach politischer Partei diese Begriffe z.T. völlig andere
Bedeutungen haben. D.h. es existiert hier ein dominierendes semantisches Feld,
das die Felder seiner Komponent-Begriffe beeinflusst und sich unterordnet. In
der Sprachwissenschaft heisst dieser Effekt auch:
Kontext-Sensitivität. Im der
Sozialwissenschaft existiert hierfür ein anderer geläufiger Begriff:
Consensus Reality. Die anstehenden
Kulturkämpfe unseres Zeitalters nach dem 11.9.2001 basieren auf
verschiedenen und kollidierenden Formen der
Tropologie von Consensus
Realities
verschiedener ethnischer Gruppen.
Wie kann man solche an sich chaotischen Vorgänge
irgendwie begreiflicher machen? Hier greifen wir wieder zu einer Analogie, aus
der Computer Visualization / Engineering. Komplizierte Flächen werden mit
der
Finite-Element Methode modelliert, also eine
Fläche wird in Dreiecke zerlegt, und die Kräfte, die sich über
die
Spannungsfelder der ganzen Fläche
verteilen, werden für jedes einzelne Dreieck separat berechnet. Das Dreieck
ist mathematisch die einfachste Struktur, mit der sich beliebige Polygone bilden
lassen, denn CAD-Technik kennt keine Kurven.
In ähnlicher Weise können wir auch für unsere
noologischen Spannungsfelder vorgehen: Eine komplexe Spannungsfeld-Konfiguration
wird dazu in einzelne Tripole aufgelöst. Wie oben aber gesagt, ist das nur
analog zu sehen, denn es muss immer im Auge behalten werden, dass das Gesamtfeld
seine Wertigkeiten auf jedes einzelne Element aufprägt. Die
Struktur des
Ensembles
ähnelt damit einem
mathematischen
Fraktal
, aber eben wieder um einige
Grössenordnungen komplexer, weil die noologischen Subfelder jeweils eine
Prägung auf ihre Unterfelder ausüben, und so weiter. (Glossar: Fractal
geometry)
1.3.2. Phonosemantik: Der
Tropo-Topos
Die
Phonosemantik ist ein
wesentlicher Anwendungsfall von Spannungsfeldern in der Noologie. In erster
Näherung können wir die Phonosemantik definieren als:
Strukturelle
Entsprechungen der Lautwerte von Sprachkonstrukten mit den tatsächlichen
Eigenschaften der besprochenen Objekte
.
Im Rahmen der Noologie ist der Begriff "
tatsächliche
Eigenschaften der besprochenen Objekte"
mit
spezieller Bedeutung belegt: Insofern als sich die Noologie als
phänomenologische Methode versteht, gilt dasselbe Grundprinzip, dass das
Gesamtgefüge aller Wahr-Nehmbarkeiten sich innerhalb des
phänomenologischen Theaters der Vor-Stellung abspielt.
Demnach sind auch die
besprochenen
Objekte
in unserem Bewusstseinsfeld eben nur
Vor-Stellungen von etwas Konkreterem, aber es sind
und bleiben Vor-Stellungen. So ist zum Beispiel das Wort
"Pferd"
ein Lautbild, das sich auf alle Vorstellungen von
Pferd-heit bezieht, die wir nur produzieren können, das schliesst auch
Misch-Wesen wie Kentauren ein. Die draussen auf der Weide herumlaufenden Pferde
interessieren uns in diesem Kontext nur insofern, als es unsere Lautbilder von
"Pferd"
erlauben, uns untereinander über diese
Pferde zu unterhalten, indem wir intersubjektiv wiederholbar Vor-Stellungen von
"Pferd"
bei unseren Kommunikationspartnern zu evozieren.
Die Phonosemantik hat ihre Wurzeln in sehr frühen
mystischen Vorstellungen von
Wahrheit in der
Sprache
, etwa das Thema das
Adamischen
Sprache
, oder die
Vollkommene
Sprache
.
[61]
Das Thema wurde von Plat
on in
Kratylos
angesprochen,
[62]
und hat die
linguistisch-philosophische Spekulation in den letzten 2300 Jahren immer wieder
beschäftigt. In der modernen Linguistik taucht es nur noch als Flexionsform
oder Morphologie auf. Die These, dass einzelne Laute Bedeutung enthalten, wurde
schon von Plato in Kratylos als unhaltbar aufgegeben. Aber auf der nächst
höheren Ebene der Abstraktion lässt es sich als allgemeines
linguistisches Prinzip formulieren: Bedeutungswandel (differenz) wird durch
Lautwert-Wandel (distinktion) angedeutet. Dies nenne ich auch
Phono-Tropologie. In der Grammatik
europäischer Sprachen werden die Flexionsformen meistens durch Prä-
In- und Suffix-Konstruktionen gebildet, aber es existieren einige ältere
Flexions-Formen, die durch interne Lautwandlung, meist von Vokalen, gebildet
werden.
Es lassen sich Beispiele für phonosemantische
Ansätze in vielen Sprachen finden: Z.b. basiert die Flexion in den
semitischen Sprachen auf einer festen Drei-Konsonant-Struktur
(
abjad), innerhalb derer die Vokalwerte die
verschiedenen Modi der Flexion ausdrücken. Im Deutschen finden wir als
Rudiment die Flexion (
Phono-Tropologie) bei
einigen unregelmässigen Verben (Ablaut):
singen, sang, gesungen
gehen, ging, gegangen
sprechen, sprach, gesprochen
brechen, brach, gebrochen
werfen, warf, geworfen
Das
Schlüsselwort der
Philosophie
, das
Sein,
hat eine besonders interessante
Phono-Tropologie.
Wenn man die einzelnen Wortformen in den verschiedenen Sprachen betrachtet,
käme man nie auf die Idee, dass es sich um denselben Begriff in seinen
Flexionen handelt:
Dt.: das
Sein, ich
bin, es
ist, wir
sind, ich
war, es
wäre, es
ward.
[63]
Engl.: to
be, I
am, it
is, we
are, I
was, it
were.
Lat.:
esse,
sum,
est,
erat,
fuit
,
futurum.
Griech.:
eimi,
einai,
eos,
eois,
ein,
en,
estin,
eonta.
Siehe auch Hesiodos:
ta t' eonta ta t' essomena pro t'
eonta.
Im Altgriechischen finden sich viele Terme, die einen
kategorischen Bedeutungswandel durch Umstellung eines Lautwerts
ausdrücken:
eidos -
idea (Idee - Ur-Bild)
hetero -
haeteir{o/a}
(anders -
gefährt(e/in))
homo
- homoio
(gleich - ähnlich): hom{o/oi}
o
kalon
- kakon
(schön - hässlich): ka{l/k}
on
noos
- nomos
(Erkennen - Gesetz): no{/m}
os
opsis
-
hapsis
(Sehen - Tasten):
{o
/ha}
psis
psis
opsis
- osmae
(Sehen - Geruch)
pathe
- poie
(Erleiden - Erschaffen)
phos
- phonae
(Licht - Klang): pho{s/nae}
pseudos
-
eidos/idea
(Trugbild, Lüge - Bild/Ur-Bild):
{ps}
eidos
topos
-
tropos
(Ort - Wendung, Windung):
t{r}
opos
Am Beispiel der Polarität von "kalon -
kakon"
(schön - hässlich) können wir mit
einem Kunstgriff ein phonosemantisches Spannungsfeld im Wort selber
konstruieren:
ka(ph)on
Das (ph) markiert einen Ort, an dem ein Umschlag der
Bedeutung stattfinden kann: Dies kann man auch einen
Tropo-Topos
nennen. Das "kalon -
kakon"
spiegelt sich in dem Wahlspruch von Pater
Brown
[64]
: Das ist ja "Hübsch
Hässlich"
.
1.3.3. Das Denkprinzip der Semantischen
Rhizome
Semantische Rhizome sind nur sehr oberflächlich mit dem
bekannteren postmodernen Begriff der Rhizome (etwa bei Deleuze) verwandt. Das
Rhizom (Wurzelwerk) kann hier wörtlich als ein System von Wurzeln
verstanden werden, und zwar Wurzeln des Empfindens, Vorstellens und Denkens. Die
folgenden Ausführungen erheben keinerlei Anspruch auf philologische,
etymologische, linguistische, oder sonstige (konsensus-) wissenschaftliche
Begründungen. Sie sind im Sinne von Vaihinger (1913) "Als
Ob"
nützliche Fiktionen, wie man etwas für sein
eigenes Verständnis nutzbar und fruchtbar machen kann. Heidegger hat sich
der Methode der Semantischen Rhizome im Altgriechischen und Deutschen ausgiebig
bedient, auch wenn er mit keinem Wort verraten hat, worauf dieses Prinzip
beruht. Auch dies ist eine Projektion "Als Ob"
in das
Werk von Heidegger, das als nützliche Fiktion für das eigene Verstehen
dient.
Semantische Rhizome und die Tradition der Epischen Dichtung
Vor Platon gehörte das Studium der homerischen Illias und
Odysse zum selbstverständlichen Bildungskanon der griechischen Elite. Die
"Aufklärung", die Platon einleitete, beinhaltete auch die Abkehr von diesem
Werk als kulturfundierendem Text, und die Einführung des Platonischen
Wissens-Systems, was später als
Trivium und
Quadrivium bekannt wurde. IMHO sind die alten
mündlich tradierten epischen Werke der frühen Kulturen in ihrer
zentralen Funktion als Semantische Rhizome zu verstehen, für die die Worte
und ihre Verbindungen und Verschlingungen (das Rhizom) und vor allem ihre
Wort-Klänge entscheidend waren, nicht aber die Geschichten (also die
Mythen) die mit diesen Worten transportiert wurden. Die Mythen waren sozusagen
nur Gedächtnis-Anker, anhand derer man sich das Rhizom besser im
Gedächtnis halten konnte. Dahinter stand eine Struktur von Sinn und Klang,
an der sich das Denken der gesamten Kultur wie der Teppich in einem Webrahmen
aufhängte. Das betraf die homerischen Epen ebenso wie die vergleichbaren
Werke Indiens, mit dem Rig Veda als Zentraltext und den anderen Veden und
Upanishaden als Ornament-Werke. Gleichfalls der persische Zend-Avesta, bis zu
den finnischen (Kalevala) und nordischen Epen-Dichtungen (Edda). Auch der Koran
darf nicht durch die Brille irgendeiner Bedeutung gelesen werden (worin er, wie
schon Voltaire bemerkt hatte, keine besonders anregende Lektüre ist),
sondern er ist ein semantisches Rhizom der arabischen Sprache, das nur in dieser
Sprache "verstanden"
werden
kann.
[65]
Die epische Kunst der Konstruktion von Semantischen Rhizomen
liegt in der Komposition der ethischen Leitmotive einer Kultur in der Weise dass
die mit den Versen anklingenden Passagen den ganzen Kanon des Denkens und
Empfindens durchlaufen (und den Rezitator und seine Zuhörer durchlaufen
lassen) welche eben den Empfindungs- und Vorstellungshorizont einer Kultur
abstecken. Mit der Inszenierung solcher Aufführungen wurde das
Kulturgerüst immer wieder aufgefrischt als erlebbare Wirklichkeit. Dies
garantierte die Kohärenz einer Kultur über (mehrere tausend Jahre und
km von) Raum und Zeit. Dies lässt sich so ähnlich verstehen, wie die
Projektion solcher sagenhafter Motive auf den Sternenhimmel. Auch diese sind
Merkhilfen. So lassen sich die archäo-astronomischen Interpretationen der
alten Mythen (H. v. Dechend) auch verständlicher machen. Es sind nicht
eigentlich die astronomischen Daten, die gespeichert wurden, sondern anhand der
Bewegungen der Gestirne wurden die Untereinander-Bewegungen und -Beziehungen der
kulturellen Zentralthemen memorisierbar. Der Sternenhimmel lässt sich ja
nach Belieben in verschiedene statische Figuren unterteilen, in dem nur die
Planeten periodische Ortswechsel vornehmen, aber trotzdem haben alle
Menschheitskulturen daraus ähnliche Konfigurationen gebildet.
Die weitere Entwicklung der
Semantischen
Rhizome
und
Phonosemantischen
Spannungsfelder
in der Noologie erfolgt in diesen
Kapiteln:
Heidegger und das Denken in Semantischen Rhizomen
... und die Rhizoma in der Altgriechischen
Philosophie
Heidegger hatte einmal behauptet, die beiden einzigen
philosophiefähigen Sprachen wären Griechisch und Deutsch. Selbstredend
meinte er das natürlich nur für seine Art des Philosophierens, die
eine ganz eigene ist. IMHO ist diese Methode ein Gründeln in den
Semantischen Rhizomen der deutschen und griechischen Sprache, die Heidegger ja
beide perfekt beherrschte und somit durch Überquerungen (die Quere) der
beiden Sprachbereiche überraschende Wortverbindungen (die Lichtung)
herstellen konnte, wie er es vor allen in seinen späteren Werken machte,
z.b. "Was heisst Denken"
. Seltsamerweise weist das
Deutsche in vielen Bereichen eine ähnliche semantische Rhizom-Struktur auf
wie das Griechische, und man kann wohl mit Berechtigung sagen, dass Deutsch sich
darin von den meisten anderen westeuropäischen Sprachen unterscheidet, die
sehr viel stärker von der Lateinischen Denk-Struktur geprägt sind.
Damit vor allem das Englische und das Französische. Und dieses Denken ist
nach Augustinus vor allem durch Descartes bestimmt worden.
Wenn man diesen Gedankenzug weiter verfolgt (auch ein
Semantik- Rhizom) kommt man zu dem Schluss, dass das Philosophieren des
Abendlandes nach Augustinus eher eine lateinische Philosophie war als eine
griechische. Heidegger weist an vielen Stellen darauf hin, dass die rein
lateinischen Denker gar nicht nachvollziehen konnten, wie und was die Griechen
dachten, wenn sie nicht selber im lebendigen Kontakt mit einem griechischen
Denker standen. (Weil sie nicht über deren Semantik-Rhizom qua
Muttersprache verfügen konnten, und sich an das breitere lateinische
Publikum richten mussten, denen sie das sowieso niemals nahebringen konnten.)
Die grossen christlichen Denker vor Augustinus waren noch durch und durch
griechisch geprägt, wie Origines, der in Alexandria ein Mitschüler des
Plotin bei Ammonius Sakkas war, oder der Pseudo-Dionysios Areopagita, die nur
ca. 100 Jahre vor Augustinus lebten. Damals durfte sich nur der ein Philosoph
nennen, der die Schriften der Klassiker im Original-Griechisch lesen und
diskutieren konnte. Der Ansatz der Noologie, wie man eine "Fortsetzung mit
anderen Mitteln" des Heidegger'schen Denkens machen könnte, ist in diesem
Kapitel:
1.4. Die Tripolarität der Noologie
Die Betrachtung der Tripolarität der Noologie folgt zwei
Denklinien:
1) Der historische Vergleich aus der geistigen Entwicklung der
Symmetrien und Polaritäten in Symbolen und Religionen.
2) Der Weg über die Kategorisierungen:
Grundsätzliche Überlegungen zu -Tomisierungen der Erlebnis- und
Denk-Welt, logische Bedingungen zur Einführung von Kategorisierungen,
Erzeugung von höherwertigen / differenzierten Kategorisierungen aus
grundsätzlichen. Eine andere Bezeichnung dafür ist:
Reflexionstheorie.
1.4.1. Die Heilige
Trias
Noologie ist das Weiterdenken gewisser
logischer Grundlagen des Christentums mit anderen Mitteln
A.G.
In gewisser Weise kann ich mich in diesem Vorgehen auf den
grossen Kirchenvater, den Hl. Augustinus berufen, den ich dafür gerne noch
einmal zitiere:
Die Wirklichkeit selbst nämlich, die
man heute als christliche Religion bezeichnet, bestand auch schon bei den Alten,
ja, sie fehlte niemals seit Beginn der Menschheit, bis dass Christus im Fleische
kam; seither begann man lediglich, die wahre Religion, die schon immer bestand,
die christliche zu nennen.
Ich gehe nun noch einen Schritt weiter und behaupte:
Das Christentum hat mit der Hl.
Dreifaltigkeit menschheitsgeschichtlich das spirituelle Ur-Ahnen um einen
grossen Denkschritt hin zu einer Logik der Spiritualität / Mystik
weitergeführt, indem es dem Göttlichen eine triadische Struktur
gab.
A.G.
Was kann dies, das
spirituelle
Ur-Ahnen
, und die
triadische Struktur des
Göttlichen
, bedeuten? Betrachten wir die
menschheitsgeschichtliche spirituelle Entwicklung, so ist zu erkennen, dass es
in den letzten ca. 3000 Jahren eine globale Entwicklung gegeben hat: und zwar
die
Verdrängung eines ursprünglich
über alle Völker und alle Regionen verbreiteten
Animismus (die Natur ist von Geistern und Seelen,
z.B. der Ur-Ahnen, erfüllt) und
Polytheismus
(verschiedene Götter für verschiedene Lebens- und
Spiritualitäts-Bereiche) durch
monistische
und
monotheistische Religionen. Eine Zeitlang sah
es so aus, als ob der Materialismus die Religion verdrängen würde:
Nietzsche hatte noch zu Ende des 19. Jh.'s behauptet: "Gott ist
tot"
, und Marx, Lenin, Stalin und Mao hatten das auch als
politisches Programm (als Versuch) umgesetzt, und im Westen leerten sich die
Kirchen immer mehr. Aber mit den Ereignissen des 11.9.2001 wurde die
kata-strophae (Umkehr, Rückwendung) bemerkbar
und ist akzentuiert in das Allgemeinbewusstsein (und die populäre Presse)
eingedrungen. Die schon totgeglaubte Religion ist in ihrer schrecklichsten Form
(Hegel: die
Erynnie)
[66]
wieder auferstanden, mit dem militanten islamischen
Fundamentalismus, und dem christlichen
Fundamentalismus, und dessen Bannerträger G.W. Bush. Eine
menschheitsgeschichtliche Gross-Phase (der Entzauberung der Welt), die mit der
Aufklärung im 17. Jh. begonnen hatte, ist
innerhalb von ca. 10 Jahren abrupt in ihr Gegenteil umgeschlagen. Im
christlichen Fundamentalismus ist zwar nicht die
Gewalt das
Medium of
Choice
, sondern
Geld und
Medienmacht
, aber
Agitation und
Indoktrination finden sich hier wir dort. Diese
Wiederauferstehung der Religionen als
Fratze
und Hexenwahn
ist eine der bemerkenswertesten
Volte-Face Entwicklungen der
Menschheitsgeschichte, und auch ein besonders eindrucksvolles Beispiel für
die
Dynamik von Spannungsfeldern des Sozialen, die
ihre Konfiguration abrupt, innerhalb von wenigen Jahren, auf einem globalen
Masstab, ändern können. Die Denkbarkeit solcher Entwicklungen, und
ihre scheinbar chaotische aber letztlich
unvermeidbare
Gesetzlichkeit
(die
Not-Wendigkeit), sind ein Haupt-Thema der
Noologie.
Die menschheitsgeschichtliche spirituelle Bewegung der letzten
ca. 3000 Jahre war auch eine logische: das anfänglich polyphone /
poly-zentrische Konzert vieler verschiedener spiritueller Mächte (:=
Archae-Typen) wurde auf einen einzigen geistigen
Ur-Grund, nämlich
Gott zurückgeführt. Siehe Glossar, Gott:
Wir denken ihn uns als »das vollkommenste Sein«. Die logische
Kulmination dieses Prozesses fand im Islam als konsequenteste Monotheistische
Religion ihren Ausdruck. "Es gibt keinen Gott ausser
Gott"
[67]
lautet dort der Kernsatz des
Glaubensbekenntnisses. Dies ist (tauto-) logisch identisch mit dem Diktum des
Parmenides, 1000 Jahre vor Mohammed:
chrae to légein te noein t' eon
emmenai
Nötig ist zu sagen und zu denken, dass
das Seiende ist.
Parmenides, Frag. VI / Heidegger: WHD, 105
...denn das Nicht-Seinende kannst du weder
erkennen -
denn das läßt sich nicht
verwirklichen -
noch aufzeigen. ...
Parmenides B2
Denn niemals kann das erzwungen werden,
daß Nichtseiendes ist.
Sondern von diesem Wege des Suchens halte
du den Gedanken fern,
Parmenides B7
Augustinus hat, anschliessend an Plat
ons Philosophie
des "Wahren, Guten, Schönen"
, in das Denken der
Christenheit einen Faktor eingeführt, der zwar auf den ersten Blick sehr
erfreulich aussieht, aber bei genauerer Betrachtung schwere Konsequenzen hatte:
Die
erzwungene Harmonie:
Für Augustinus waren Musik und
Architektur Schwestern: Beide mit dem gleichen transzendentalen Element Zahl
behaftet. Die Architektur spiegelt die ewige Harmonie wider und Musik ist ihr
Echo. Grundlage ist die Naturtonleiter, bei der die Frequenzen der
aufeinanderfolgenden Töne ausgehend von dem Grundton jeweils verdoppelt,
verdreifacht, vervierfacht usw. werden. Die Verhältnisse
aufeinanderfolgender Töne sind also 1:2, 2:3, 3:4, .. Das aber sind die
Intervalle der "vollkommenen" Akkorde, Oktave, Quinte und Quarte. Das beste
Verhältnis ist nach Augustinus das der Gleichheit oder Symmetrie, das
Verhältnis 1:1. Dies ist denn auch Symbol für das Verhältnis
zwischen Gottvater und Gottsohn. Im Verhältnis der Oktave 1:2 sieht
Augustinus ein Symbol für die Erlösung des Menschen von seinem
zweifachen Tod (Tod des Leibes, Tod der Seele, verursacht durch die Sünde
Adams).
Günter Eckstein: Zum geschichtlichen und geistigen
Hintergrund der Gotik
F:\mat-phil\licht\gotiktext.pdf
Die angesprochenen Zahlenverhältnisse enstammen einer
Denk-Quelle, die im Abendland mit den Begriffen
Pythagore-i{k/smus} und
Harmonik verbunden ist (Gossar: Harmonie). Nach
und aufbauend auf
Pythagoras hatte besonders
Platon im
Timaios das Thema ausgearbeitet.
Spätere Entwicklungen führten zum
Neoplatonismus der Gotik (Siehe Eckstein), der
Harmonice Mundi von
Kepler, und die moderneren Harmoniker, wie A. v.
Thimus und H.
Kayser. (NOO1, p. 223). Was für den
mytho-kosmologischen Bereich noch ganz passabel erscheint, weil dort eine alles
durchwaltende Ordnung einfach ästhetisch schön ist (siehe
Plat
on, das Wahre, Gute, Schöne), ist leider für die
Niederungen der Menschenwelt nicht (so einfach) anwendbar. D.h. soziobiologisch
gesehen sind die Ideale des sündenfreien Lebens, die die Christen der
ersten ca. 7 Generationen hegten, ein sicheres Programm für das Aussterben,
weil ein von den Versuchungen des Fleisches freies Leben wesentlich zur
Konsequenz führt, dass keine Kinder da sind, die den Glauben
weiterführen. Die göttliche Harmonie qua Moral und Ethik (Augustinus:
civitas dei), kollidiert mit den Imperativen des
Lebens. Diese Problematik ist von Nietzsche ausgiebig diskutiert worden. Das
menschliche ethische System kann nicht nach einem mono-thematischen Normen-Kanon
zwangs-geordnet werden. Genau das ist aber in den rückwärts-gewandten
Systemen des monotheistischen Fundamentalismus der Fall, islamisch die Sharia
und christlich die 10 Gebote, jüdisch die
Halacha.
[68]
Die
monotheistische Religion hat eine ultimate Tendenz zum moralischen Dualismus,
nämlich die Welt in zwei Lager aufzuteilen:
Die Gläubigen und die
Ungläubigen. Und so heisst es im Islam: Das
Haus des
Friedens
:
Dar al-Salam,
und das
Haus des Krieges:
Dar
al-Harb
. Bei G.W. Bush heisst das analog "War on
Evil".
Robert Wright: War on Evil, (Foreign Policy, Sept./Oct. 2004),
F:\mat-phil\evil\WarOnEvil-Wright.pdf
F:\mat-rel\islam2\minority_report.pdf
Ich möchte hier noch einen grossen Kirchendenker ins Feld
führen: Papst Benedikt XVI, Josef Ratzinger, der immer wieder betonte, dass
der fundamentalistische Islam nur auf ein Spiritualitäts-Vakuum des
Christentums antwortet. Ja, in gewisser Weise muss der Islam antworten, denn als
jüngste Massenreligion, mit immerhin, etwa dem
3. Upgrade der Hl.
Schrift
,
[69]
steht der Islam tatsächlich in so etwas wie einer weltgeschichtlichen
Verantwortung, dass die Welt nicht dem Bösen in Form des
Global-Hyper-Kapitalismus anheimfällt. Dieser Kapitalismus führt zu
einer Reduktion alles Menschlichen auf Objekt-Beziehungen. Dies basiert auf der
logischen Problematik, dass Wissenschaft, Technik und Kommerz mit der dualen
Aristotelischen Logik arbeiten, für die es keinen logischen Platz für
das Zwischenmenschliche gibt. Der Aufstieg der Industrie,
Technik
[70]
und Wissenschaft ging einher mit
einer Schwächung der Kirchen, die in früheren Zeiten wesentlich
dafür sorgten, dass das Zwischenmenschliche nicht "unter die Räder
kam", was heute ganz eindeutig überall lawinenartig passiert. Das
Kern-Prinzip des Christentums, das da lautet: "Selig die Armen im Geiste, denn
ihnen ist das Himmelreich", kann leider weder gegen den Kapitalismus noch gegen
den fanatischen Islam etwas entgegensetzen, um sie aufzuhalten.
A.D.: Der Monotheismus ist strukturell /
logisch unfähig, eine Pluralität der Religionen zu {v}ertragen.
Die bestechende Post-Hoc Logik der Islamischen Jihad-Kämpfer zwischen 650
und 1200 war dieselbe, die auch Konstantin bei seinem Sieg an der Milvischen
Brücke anwandte, und die
Cromwell
[71]
um
1640-1650 später zum Einsatz brachte: Gott hat in unseren Reihen
mitgekämpft, und er hat uns zum Sieg verholfen. Der Sieg im Krieg heiligt
die Mittel der Religion. Mit dem 11.9.2001 hat es sehr den Anschein, dass das
Wieder-Erstarken des djihadistischen fundamentalistischen Islam den alten
Kulturkampf wieder zum Aufflammen gebracht hat, dessen logische "Vollend-aung" das
Armageddon der
Johannes-Apokalypsis ist. Dieser schon
Jahrtausende währende Kampf ist nur periodisch in Phasen der Abkühlung
getreten, wie nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels unter Titus, nach
dem Verebben des ersten islamischen Eroberungs-Sturms von 700 bis 1100, nach dem
Ende der Kreuzzüge ca. 1200, dem Ende der Reconquista ca. 1500, und nach
dem Ende der Osmanischen Expansion nach der Seelschlacht von Lepanto 1571 und
den Niederlagen vor Wien ca. 1700.
Weitere Materialien hierzu:
Die Hl. Dreifaltigkeit ist die seltsamste und unfassbarste
Komponente im Dogmengebäude der Hl. christl. Kirche, aber verglichen mit
dem Dogma von
Jesu Jungfrauengeburt und seiner
Auferstehung nach dem Tode steht sie nicht im
Widerspruch zur
Common Sense Reality.
Mohammed hat bei der Abfassung seines Koran ja auch, und ganz
logisch nachvollziehbar intendiert, die abrahamitische Religion von gewissen
Unglaubwürdigkeiten dieser Art zu purifizieren. Und mit der Scharia des
Islam schuf Mohammed ein Regelwerk für das Zwischenmenschliche, das die
rigide monolithische Stammes-Sozial-Struktur der arabischen
Wüstenvölker zum menscheitlich allgemein-gültigen Gesetz Gottes
erklärte.
Gottes Weisheit ist unergründlich, und Gott kann ja kraft
ihrer Allmacht alles sein was sie will, also kann sie genauso männlich wie
weiblich sein, und warum sollte sie dann nicht auch Dreifaltig sein? Und wer
sind denn die kleinen Menschlein-Theologen, die sich anmassen und darüber
streiten und ihre Jünger sich sogar die Köpfe einschlagen, welche
Version Gott in ihrer Allmacht gerade annimmt? Ich überlasse das Feld der
Theologie damit wieder denen, die dazu die passende
Venia
Legendi
haben, und mache einen Exkurs auf das weniger
Tretminen-gespickte Feld der allgemeinen Religions- und Kulturwissenschaft.
Ich liefere auch gleich eine provisorische Antwort darauf,
warum es notwendig sei, dass das Göttliche eine
logische
Tiefenstruktur
hat: Um dem Fundamentalismus
vorzubeugen, wie er sich heute in schönster Urständ im Islam und im
Amerika des G.W. Bush breitgemacht hat. Der Fundamentalismus besteht darin,
alles nach einem einzigen, reduzierten, durchgehenden Strickmuster zu sehen.
Eine einfache Lösung, so einfach, dass auch der ungebildetste Fellache es
auswendig lernen kann, sogar in einer Sprache die er überhaupt nicht
versteht. Oder auch, dass so etwas in einer RTL-Talkshow ventiliert werden kann.
Ich nehme das unter einem späteren Themenpunkt wieder auf.
In der Diktion von Gotthard Günther drückt die Hl.
Trinitas eine immanente
Polykontexturalität
aus, mit der allein das
Überbegriffliche des
Göttlichen
markiert werden kann. Ein
ähnlicher Versuch, dies zu markieren, war die
theologia
negativa
zwischen
Dionysius
Areopagita
und
Cusanus.
Die Drei(heit) oder Trias ist sicher eines der verbreitetsten
Symbole, mit dem Vollkommenheit und Perfektion attributiert werden. Das findet
sich in vielen Märchen und Mythen, in einem Weisheitstitel wie Hermes
Trismegistos,
[72]
und hunderten anderen
Beispielen aus der Kulturgeschichte der Menschheit. Eine geeignete
Einführung dazu finden wir bei Giordano Bruno: "Wie die Dreiheit in ihrer
allgemeinen Art alles vollendet, was das Licht erblickt, ist sie auch das
Ersterzeugende: Der Geist, der gezeugte Intellekt, und der
Nexus von beiden." (Bruno 1991, p.
39).
[73]
Hier nur ein kurzer
Streifzug:
1.4.2. Kleeblatt und Diamant: Die Trias
in der Natur
Vor der Kulturgeschichte will ich noch einen kurzen Ausblick
zur Trias in der Natur nehmen. Auffallend ist die Tatsache, dass wir in der
Natur nur sehr selten Dreier-Symmetrien finden. Spiegel- (Bipolar) Symmetrie ist
ein universales natürliches Gestaltungsprinzip bei Wirbeltieren und
Insekten. Bei Blumen und Weichtieren finden sich diverse Formen von
Radialsymmetrien, die aber zumeist 4, 5, und 7 Pole haben. Die praktisch einzige
Ausnahme davon ist das Kleeblatt. Die andere grosse Ausnahme von 3er Symmetrie
in der Natur ist der Diamant, das härteste, seltenste, und kostbarste
Mineral der Erde. Auch der Diamant gilt als Symbol der Perfektion und
Vollkommenheit. Der Grund für seine Härte ist die perfekte
Tetraeder-Struktur seines Kristalls, also ein Raumgitter das von den elektrisch
gleichwertigen Elektronen-Ladungswolken des Kohlenstoffs gebildet wird. Mit den
Worten der Noologie können wir sagen, der Kristall des Diamanten ist das
perfekteste Spannungsfeld, das das Universum bilden konnte. Und Kohlenstoff ist
zusammen mit Wasser die wichtigste Substanz des Lebens. Die perfekte Trias ist
ein Attribut von Kohlenstoff, das sonst eher selten als wesentliche Eigenschaft
angesehen wird. Ebenfalls bedeutungsvoll ist, dass diese Trias-Struktur nur
durch einen extrem hohen Druck (ie Spannungsfeld) zustandekommt. Und der Faktor,
dass diese Struktur praktisch unzerstörbar ist (ausser sie wird in ein
Feuer von über 700o geworfen), macht sie auch zu einem Symbol
für die Ewigkeit (Diamonds are forever). Dies, und die bemerkenswerten
optischen Eigenschaften des Kristalls, sind wiederum Aspekte, die sie in
unmittelbare Nähe des Göttlichen setzen. Zur neo-platonischen
christlichen Licht-Metaphysik sei hier wieder die Arbeit von Otto von Simson zur
gotischen Kathedrale genannt.
1.4.3. Triskellion und
Tri-Murti
... und die Trias in Religions- und
Kulturwissenschaft
Das Kleeblatt (Shamrock) ist nicht umsonst die Symbolpflanze
Irlands,
[74]
denn Irland war die letzte
verbliebene Kulturbastion der Kelten in Europa, und das heilige Symbol der
Kelten war das Triskellion (oder
Triskelion).
[75]
Die Römer hatten auf dem
Festland und in England die druidischen Traditionen sorgfältigst
ausgetilgt, nur Irland blieb verschont. So kam die Christianisierung in eine
Kultur, in der die Trias schon seit je her das heiligste Symbol war. Das Buch
von Kells (Nomen est omen) zeigt viele Bilder des Triskel oder
Triskel{l}ion,
[76]
die sich in sehr
ästhetische Komposition mit der quadro-symmetrischen Kreuz-Symbolik der Hl.
Schrift gefügt hat. Neben dem Kreuz, die 4 Evangelien, die 4 Wappentiere
der Evangelisten, etc. Irland war das erste Land Nordeuropas, das
christianisiert wurde, von hier aus reisten die Missionare ins wilde Germanien
(Bonifaz), und die irische Kirche war ursprünglich nicht an Rom
angegliedert, sondern bis zur Besetzung Ägyptens durch die Araber ein Zweig
der alexandrinischen Kirche, die so hervorragende wie Geister
Origines und
Dionysios
Areopagita
hervorgebracht hatte.
Abb.: Das Triskellion
Ausser den Kelten war das Triskellion ein heiliges Zeichen bei
einigen asiatischen Völkern, und ist vor allem in Korea (Sam-Taeguk) und im
Shinto-Kult Japans zu finden. Man könnte nun eine grosse kulturhistorische
Studie über alle Manifestationen der Trias in der Menschheit machen, und
solche gibt es auch schon zuhauf. En passant erwähnen möchte ich nur
noch die Trias von Brahma, Vishnu, und Shiva in Indien, den schon erwähnten
Hermes Trismegistos, die ägyptischen Pyramiden, und das bekannte Dreieck,
in dem das "
Auge auf der Pyramide"
der
Freimauer steht, auf jeder 1-Dollar-Note zu
finden. Last but not least die Fussbodenmuster in den Kathedralen, die meistens
aus einem Kreis, einem Dreieck, und einem Rechteck figuriert waren.
Sinnigerweise war der Kreis auch noch als Labyrinth gestaltet, auf dem entlang
die Betenden eine
Peregrinatio
[77]
machten.
[78]
Beispiel des Labyrinth-Musters der Kathedrale von
Chartres
Die wohl bekannteste logische Trias-Formulierung stammt von
Aristoteles: Alles hat einen
Anfang, eine
Mitte, und ein
Ende.
In der altgriechischen Mythologie finden wir korrespondierend die drei
Moirae:
Klotho,
Lachesis, und
Athropos. Die Inder setzten dafür ihre
Götter
Brahma,
Vishnu, und
Shiva
ein, die
Tri-Murti.
[79]
BRAHMA, n.
He who created the Hindoos, who are
preserved by Vishnu and destroyed by Siva -- a rather neater division of labor
than is found among the deities of some other nations. The Abracadabranese, for
example, are created by Sin, maintained by Theft and destroyed by Folly. The
priests of Brahma, like those of Abracadabranese, are holy and learned men who
are never naughty.
Ambrose Bierce
Die Beispiele der tiefen kulturellen Bedeutung von
Drei-Gliederungen sind so zahlreich, dass es eine eigene kulturhistorische
Untersuchung erfordern würde (und dazu auch schon viele existieren). Hier
eine kurze Diskussion der Verbindungen von
Tri-Murti und
Moirae
über das
Amrytam:
They controlled the life and destiny of
everyone. Klotho spins the thread of life, Lachesis measures it (looks how long
it is), and Atropos cuts the thread. When the thread is cut the person
dies.
Klotho heisst wörtlich: Die
Spinnerin. In diesem Wortbild ist das
Verwinden
der Fäden (
tropos) enthalten.
G. Bruno (1991, Kapitel IV, 40) erwähnt dies als "Clotho,
die Umwälzbarkeit der Welt" (ie.
En-Tropia).
Diese kommt mit
Atropos zu ihrem
Ende. Die
Lachesis ist ebenfalls ein Wortbild
(
lachnos), welches die Wolle, ein
gekräuseltes (verfilztes) Haar oder Fell symbolisiert.
In der nordischen Mythologie finden sich parallel dazu die
Nornen:
Urda,
Verdani, and
Skuld.
(URL)
http://simple.wikipedia.org/wiki/Moirae
Murti führt uns morpho- /
phono- / logisch zu der Formel "
Amrytam"
(:=
a-murti, das Nicht-Verwandelbare; murti := Ver-Wandlung, Tod, gr.
{a/en}
-tropia
, Atropos
, zu seinem Ende
kommend
, lat. mors
,
mutare
). Amryta
oder
Amrita
ist der Nektar
, (oder
Ambrosia
) der die Seele mit der
Alaetheia
aus der
Todes-Laethe-Vergesslichkeit
wieder heilt und wieder
herstellt.
In Hindu mythology and Buddhist mythology,
Amrita is the drink of the gods, which grants them immortality. The word itself
literally means "without death"
...
Vishnu said that if they churned the sea of
milk, they might produce amrita, the drink of the gods, which could make them
strong and immortal. So Vishnu took the form of Kurma, the turtle avatar. He has
four arms, two to support his great shell. Kurma sat on the bottom of the sea
floor and gods placed a mountain, Mount Mandra on Kurma shell, and used it as a
churning rod.
(URL)
http://en.wikipedia.org/wiki/Amrita
1.4.4. N-polare Symmetrien in
Symbolen
Hier noch kurz ein Rundgang durch die Kulturgeschichte von
n-polaren Symmetrien in Symbolen. Die Symbole sind für die Noologie
wichtig, weil sie noch die Vereinigung von Heiligkeit und Logik beinhalteten.
Die unendlich-polare Symmetrie ist der Kreis, ebenfalls ein
Symbol der Vollkommenheit. Der Kreis symbolisiert auch die Eins, oder Einheit,
und als Sonnensymbol war sie auch das Bild des monotheistischen Gottes bei
Echnaton, und vielen Religionen die die Sonne als Hauptgott verehrten, wie die
Inka. Im Christentum ist vor allem Cusanus für seine tiefgründige
Kreis-Exegese bekannt.
Zwei-Polarität ist bekannt vom taoistischen Yin-Yang
Bild, der kretischen Doppelaxt / Schmetterling oder Labrys, die nach H.v.
Dechend auch das Symbol des Keraunos war. Heraklit sagte: Das All aber steuert
der Keraunos. Die konventionelle Meinung zum Aussehen des Keraunos war der Blitz
in der Hand des Zeus, aber ich folge hier der Ansicht von H.v. Dechend, denn es
sind zu viele Beweise von Weltall-bewegenden göttlichen Instrumenten in der
gesamten Menschheitsgeschichte zu finden, die alle ähnlich aussehen: Thors
Hammer, der Vajra, die Axt des Xango. In einigen Darstellungen des Zeus ist auch
zu sehen, dass es ein Doppel-Blitz ist, der durch einen Griff oder Stil
zusammengehalten wird, also dem Keraunos äquivalent ist. Der Keraunos ist
aber noch ein bisschen komplizierter, denn wenn man den Stil herausnimmt, hat
man eine(n) Nabe(l), welches im Griechischen als Omphalos bezeichnet wurde. Der
Omphalos war ebenfalls ein Mittelpunkt oder Steuerungspunkt des Universums, und
im
Grand Finale der Odyssee schiesst Odysseus
seinen Pfeil durch die Naben von 12 hintereinander gereihten Doppeläxten,
also Keraunos. Bekannt ist die Zweipolarität auch von Doppelkopf-Bildern
wie Janus, der Gott der Schwelle, der in die Vergangenheit und die Zukunft
blickt. In der Logik ist Zweipolarität das Prinzip des
Dualismus oder
Dichotomie, und physikalisch, der
Bifurkation. Das wurde ja schon behandelt. Das
Yin-Yang Symbol stellt den unaufhörlichen Übergang der Dinge in ihr
Gegenteil dar, und beinhaltet damit die Dynamik der Veränderung.
Die Vier-Polarität taucht als Kreuz, Swastika (oder
Tetra-Skellion), und Medizinrad, bzw. Vier-Elemente-Rad überall auf. Die
Swastika ist ebenfalls ein Symbol der unaufhörlichen Veränderung, ihre
Arme symbolisieren die Drehbewegung eines Rades. Es gibt viele logische
Anwendungen der Vierpolarität, etwa die Unterteilung der Himmelsrichtungen,
die Jahreszeiten, die Vier Elemente: Erde, Wasser, Luft, Feuer, und die
Chatuskoti, eine buddhistische Argumentationstechnik. Logisch ist das Kreuz ein
verdoppelter Dualismus, und somit der Ausgangpunkt einer Binär-Zerteilung,
die immer weiter und weiter geführt werden kann. Die Informationstheorie
ist die heutige Formulierung dieses Prinzips von beliebig oft
durchgeführten Ja/Nein - Entscheidungen, bis man das gesuchte Objekt
eindeutig eingekesselt hat. Die Informations-Entropie ist das Mass für die
notwendige Zahl der Ja/Nein - Entscheidungen. Das bekannte
Fernseh-Berufe-Ratespiel ist eine bekannte Anwendung dafür.
Die Fünf-Polarität taucht als Symbol im Pentagramm
auf, wobei ein wesentlicher symbolischer / diabolischer Unterschied darin
besteht, ob eine oder zwei Spitzen nach oben weisen. Wenn eine Spitze nach oben
weist, ist das Pentagramm syn-bolisch, und wenn zwei Spitzen nach oben weisen,
ist es dia-bolisch.
[80]
Das ist unmittelbar
einsichtig, wenn man den logischen Höhepunkt als oben interpretiert. Jede
beliebige Tropik kann in ihrer konsequenten Entwicklung entweder auf Eins oder
auf Zwei geführt werden. Aber sie kann auch auf Drei geführt werden,
und das ist das Unterfangen der Noologie. Weiterhin findet sich die
Fünf-Polarität in den
Fünf
Wandlungsphasten
der chinesischen Medizinphilosophie,
in der Musik als
Quintenzirkel, und in der
Alchimie als
Quintesszenz.
Die Sechs-Polarität findet sich im Davidsstern und
Hexagon.
Die Sieben-Polarität als Bild findet sich z.B. auf den
Stern-Abbildungen in ägyptischen Gräbern, was insofern bedeutend ist,
weil ein 7-Stern nicht mit Zirkel und Lineal zu konstruieren ist. Dies beweist,
dass die Ägypter über höhere mathematische und logische
Fähigkeiten verfügten, als es ihnen die Geschichtswissenschaft
zubilligen will. Die Sieben ist wiederum eine bedeutende magische Grösse,
angefangen von den 7 Tagen der Woche, der Schöpfung in der Genesis, und dem
7-armigen Leuchter der Juden.
Darüber hinaus finden sich in der Kulturgeschichte so gut
wie keine Symbole mit mehr-polaren Symmetrien. Natürlich sind die Zahlen 10
und 12 von weit verbreiteter kultureller Bedeutung, die 13 als Unheils-Symbol,
aber eben nur als Zahl, nicht als Bildsymbol. Das ist auch nicht verwunderlich,
weil das menschliche Sehvermögen keine Objekte einer solchen
Differenziertheit als Symbol visualisieren
kann.
[81]
1.4.5. Versuch, die Logik der Hl.
Dreifaltigkeit nachzuvollziehen
I think that God in creating man somewhat
overestimated his ability.
Oscar Wilde
Im Sinne des Spruches von Augustinus hat das Christentum also
einen sehr intelligenten Schritt getan, und etwas, das überall schon in
heiligem Gebrauch war, in das Zentrum seiner Dogmatik einzementiert. Auch wenn
Gott in ihrer Allmacht alles sein kann was sie will, wäre es doch
interessant, sich in logisch-spirituelles Gründeln zu versenken, was es
wohl ist, was die Christen damit zum Eck- und Ankerpfeiler ihrer Religion
machten. Nehmen wir einmal an, dass das Gründeln nach dem Göttlichen
so etwas wie ein Ur-Trieb ist, der viele Menschen immer wieder anstachelt, sich
der Schau des Unergründlichen zu widmen. Die meisten Menschen
übernehmen die Religion ja ohne nachzudenken so wie sie
ist,
[82]
oder suchen ihr
Heil im Fundamentalismus, etwa als "born again
christians"
, aber einige charakterlich eher sonderliche
Menschen wagen den gefährlichen Schritt über die Denk-Zäune der
religiösen Consensus-Community. Und nur allzu oft werden sie dafür
gekreuzigt, ge-vierteilt, oder verbrannt. Seltsamerweise sind die Fälle
dass religiöse Abweichler einfach nur erhängt wurden, eher selten.
Gott und das Tertium Datur
Der einfache Hinweis, dass die Drei(heit) eben schon immer auf
Heiliges hindeutete, ist natürlich zirkulär, denn das religiöse
Schaffen der Menschheit entstammt aus eben diesem Instinkt, wofür es einen
gewichtigen Sinn hatte, dass die
Drei heilig
(
heilig -
heil -
holon) sei. Evolutionär betrachtet, ist das
Neuronal-System ein Mechanismus, der die Menschen praktisch dazu
vorprogrammiert, dualistisch zu denken und zu handeln. Der Befund, dass in der
Natur praktisch keine Dreier-Symmetrien vorkommen, mag darauf hinweisen, das die
Trias in einem gewissen Sinne
Über-Natürlich ist. Die Inder,
die in puncto
Denken des Göttlichen schon
immer dem Rest der Menschheit ein wenig voraus waren, hatten mit der Tri-Murti
von
Brahma, Vishnu, und
Shiva
schon den "Bauplan"
gefunden, aber noch nicht den
(theo-)logisch nächsten Schritt vollzogen: Nämlich die Trias als zur
Monas identisch zu erklären, was die Christen dann taten. In gewisser Weise
können wir die Verankerung der Hl. Dreiheit als ein ewiges Memento
betrachten, dass es den Menschen immer gewahr bleiben soll, das Göttliche
immer im Geiste bei sich zu tragen, und in dem Tumult der dualistischen Welt des
Kampfes der Gegensätze (
ant-agon-ismus) nie
zu vergessen, das da noch etwas ganz anderes ist, das man in diesem Tumult
gerade nicht erkennt, und das ist das immer währende Dritte. Dies in
radikaler Um- und Ab-Kehr von der Logik des Aristoteles, des "Tertium non
Datur".
Als kulturelle Ur-Texte liefern die hl. Schriften auch die
Blueprint-Patterns (
Sygillae /
Typoi) des Empfindens und Denkens der Menschen,
die von ihnen geprägt werden. (Die Systematik dieser Prägungs-Patterns
wird in einem anderen Kapitel weiter verfolgt und
vertieft).
[83]
A.D.: So setzt die Bibel in der Genesis
auch die unaufhaltsame dualistische Maschinerie in Gang: Den endlosen Prozess
des Scheidens, Absonderns, Ein- und Aus-Grenzens, wie es die Juden dann als
"auserwähltes Volk" durch die Jahrtausende am eigenen Leibe in
millionenfacher Form selbst incorporiert hatten, und die furchtbare Kulmination
im Holocaust hat eine gewisse logisch-historische Konsequenz, die Jahwe, der
grausame Gott dieses Volkes all denen schon im Buch Mose angedroht hatte, die
sich zu sehr
assimiliert hatten.
Notwendigerweise ist die Religion, vor allem die
mono-theistische, als soziales Phänomen mit ihren Gruppen-Abgrenzungen
genauso dualistisch wie alles andere in der Welt auch, und so kann dieses
"Tertium Datur"
auch seine spirituelle Bedeutung haben,
die inhärent dualistische Tendenz der Religion zu kompensieren. Das Kreuz
des Christus symbolisiert diesen inhärenten Dualismus, und mit seiner
Kreuzigung musste er dessen Wirken am eigenen Leibe erfahren. Vielleicht kann
man die Hl. Dreifaltigkeit als Sinnbild für diesen Ausweg des "Tertium
Datur"
sehen.
Gott-hl-Geist und Gedächtnis
In anderer Sichtweise können wir die indische Trias von
(Brahma - Vishnu - Shiva) gegen die logische Struktur von (Gottvater - Gottsohn
- Gott-hl-Geist) kontrastieren. Die Trias (Brahma - Vishnu - Shiva) besagt, dass
das Universum von Brahma geschaffen wird, von Vishnu erhalten wird, und von
Shiva zerstört wird. Dieser Prozess geht in einem ewigen unendlichen
Kreislauf durch die Schaffung und Zerstürung unendlich vieler Universen, im
Sinne Nietzsches:
die unendliche Wiederkehr des Ewig
Gleichen
.
[84]
Die Christliche Trope von Gottvater - Gottsohn ist noch
strukturell ähnlich der von Brahma - Vishnu. Dh. das Göttliche
manifestiert sich nicht nur in der Schöpfung, sondern es vollzieht eine
Ent-Äusserung seiner selbst als Gottsohn in der Welt des Materiellen. Siehe
dazu als phonosemantische Entsprechung zu Christos die Krishna- Mythe im
Hinduismus.
Krishna ist eine Inkarnation (Avatar)
von Vishnu, dem Erhalter. Überhaupt sind Avatare ein feststehender Topos
des indischen soteriologischen Denkens, und eine göttliche Person wie
Christos ist für die Inder nur
same procedure as every
yuga
. Im Neuen Testament heisst es zu
Christi
Avatar-heit
ja spezifisch:
gezeugt, nicht
geschaffen
.
Es ist also mehr als nur eine Schöpfung im Sinne von Artefakten. Dass es
eine tatsächliche Ent-Äusserung ist, wird durch den Ausruf Christi
bezeugt, der am Kreuze hängend rief: Oh Gott, mein Vater, warum hast du
mich verlassen? Verlassen bedeutet hier Laethe im altgriechischen Sinne, dh.
Christus hat sein
Ruhen in Gottgleichheit
vergessen, damit hat sich Gott selber vergessen. Dies ist auch in der
altchristlichen Diskussion um
homo-ousia und
homoio-ousia
aufgehoben.
[85]
Der wesentliche Unterschied der christlichen Trope von der
hinduistischen ist im
dritten Schritt zu
Gott-hl-Geist enthalten: Die "Aufhebung"
, wie wir es im
triadischen Hegelschen Sinne nennen können. Ie. Im
Kreuzestod
[86]
von Gottsohn und seiner Auferstehung vollzieht sich die dreifache
"Aufhebung"
, indem Gottsohn
a) von dieser Erde hinweggenommen wird, (Aufhebung
I)
b) seine Verklärung (Aufhebung II) im Himmel erlangt (ie.
er nimmt seinen Platz auf dem Thron von Gottvater ein)
c) es vollzieht sich eine "Aufhebung"
in Gott-hl-Geist, welcher das
Gedächnis des
geschichtlichen Ereignisses als
persona
numinosadarstellt. (Aufhebung III)
Darin unterscheidet sich das christliche soteriologische
Denken entscheidend von dem Hinduistischen:
[87]
Der ewige Kreislauf von Schöpfung und Zerstörung ist eine essentiell
sinnlose Maschinerie, und die Befreiung eines Menschen, das Moksha oder Nirvana,
kann nur durch das vollständige Hinaustreten und Auslöschen geschehen.
Das Universum in seiner kompletten Sinnlosigkeit geht unbeachtet vom
Hinaustreten einzelner Menschen (Sadhus, Yogis, Buddhas, Arhants im Buddh.
System) weiter. Hegels
Geschichtsphilosophie
[88]
betrachtet vor allem diesen Aspekt des christlichen Denkens, dass die
Geschichtshaftigkeit, und damit das Gedächtnis, ein wesentlicher Aspekt des
Göttlichen (oder absoluten Geistes) ist. Siehe dazu auch die Ansicht von
Alexandre Kojève:
Hence, there is Time only where there is
History. ... On the last page of the Phenomenology, Hegel says, time is history
whereas nature is space. ... But in his other writings Hegel is less radical. In
them, he admits the existence of a cosmic time. But in so doing, Hegel
identifies cosmic time and historical time. This, I believe, was his basic
error." (pp 133, 147)
Hegel's "basic
error,"
according to Alexandre Kojève, was his
conflation of natural and historical time, and Kojève sets out to rectify
this mistake. In doing so, he produces one of the most influential
interpretations of Hegel since Marx - not least because of his insistence on the
need for a 'return to Hegel'. "Kojève,"
argues
Allan Bloom in the introduction to Kojève's Introduction to the Reading
of Hegel, "is the most thoughtful, the most learned, the most profound of those
Marxists who ... turned to Hegel as the truly philosophic source of [Marx's]
teaching." It is not an exaggeration to say that Kojève's lectures at the
Sorbonne (1934-1939) influenced an entire generation of French thought,
including Sartre and Lacan.
Diese Einzigartigkeit des Göttlichen im Gedächtnis
wurde in der christlichen Theologie von Augustinus in seinen
Confessiones erstmals so deutlich herausgestellt.
Und in diesem Punkt unterscheidet sich das Christentum auch vom Islam, wo die
Schöpfung der belebten und unbelebten Natur auf gleicher logischer Ebene
wie die des Menschen behandelt wird. Auch hier ist ein Lernen und Vervollkommnen
der Einzelseele sinnlos.
Gott ist
An Sich und
Für
Sich
[89]
rund
geschlossen und vollkommen,
[90]
und es gibt
keinen Gott ausser Gott,
[91]
und damit gibt es
keinen Grund, warum Gott in der Schöpfung "
Ausser
Sich"
gehen sollte. Es sei denn, wir interpretieren
Hegels
Aufhebung als Weg von einer Ebene des
logischen Typos zur nächst höheren. Ich verweise hier auf das
Ungleichheits-Axiom der Noologie A =/= A', wonach das A' der Erinnerung
kategorisch zu unterscheiden ist vom einfachen A. Der Schritt von A -> A' ist
somit ein Schritt der Aufhebung auf die nächst höhere Stufe des
logischen Typos. Wie schon angedeutet, sind solche theo-logischen Spekulationen
äusserst gefährlich, denn wie kann oder sollte die
Absolute
Vollkommenheit
noch irgendetwas erreichen? Hegel gibt
dazu in seiner Phänomenologie in dem Kapitel "über die offenbare
Religion" einige Hinweise, die diese Fragen zwar nicht klären, aber
immerhin vermuten lassen, dass noch ein tieferer Sinn dahinter verborgen ist.
Hier einige Ausschnitte:
Das absolute Wesen, welches als ein
wirkliches Selbstbewusstsein da ist, scheint von seiner ewigen Einfachheit
herabgestiegen zu sein, aber in der Tat hat es damit sein höchstes Wesen
erreicht.
Hegel (1986, p. 553)
In dem Verschwinden des unmittelbaren
Daseins des als absoluten Wesens Gewussten erhält das Unmittelbare sein
negatives Moment; der Geist bleibt unmittelbares Selbst der Wirklichkeit, aber
als
das allgemeine Selbstbewusstsein der Gemeine,
das in seiner eigenen Substanz ruht, so wie diesen in ihm allgemeines Subjekt
ist...
Hegel (1986, p. 556)
Der vom Selbst ergriffene Tod des Mittlers
ist das Aufheben seiner
Gegenständlichkeit
oder seines
besonderen Fürsichseins; dies
besondere Fürsichsein ist allgemeines
Selbstbewusstsein geworden. - Auf der anderen Seite ist das
Allgemeine eben dadurch Selbstbewusstsein und der
reine oder unwirkliche Geist des blossen Denkens
wirklich geworden. Der Tod des Mittlers ist ...
auch die
Abstraktion des göttlichen
Wesens.
Hegel (1986, p. 571)
1.4.6. Logische
Dreigliederungen
Die logische Komponente der heiligen Trias oder Dreieinigkeit
wurde von Gotthard Günther in seinen Werken immer wieder behandelt. Siehe
etwa:
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\ggphilosophy\gunther_identitaet.pdf
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\ggphilosophy\phaidros.pdf
In seinem Artikel zu Heidegger spricht er über die
spezielle Bedeutung, die die Trias für Peirce hatte (p. 13-14):
Erst im Bewusstsein des dreieinigen Gottes
spiegelt sich das absolut Wirkliche.
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\ggphilosophy\gg_heidegger-weltgeschichte-nichts.pdf
Was die Trias nun anbetrifft, so ist ihre
philosophische Relevanz in Verbindung mit der religiösen Idee der
Dreieinigkeit zu bekannt, als das wir darüber viele Worte zu verlieren
brauchten. Es ist aber wichtig daran zu erinnern, das Hegel in seiner
Darstellung der Pythagoräischen Philosophie kommentiert, das die Trias "die
Zahl (ist), worin die Monas zu ihrer Realität, Vollendung gelangt ist. Die
Monas schreitet fort durch die Dyas, und mit diesem unbestimmt Vielem wieder
unter die Einheit verbunden, ist sie die Trias". Nach einer Anzahl von Zitaten
setzt sich dieser Kommentar mit den folgenden Worten fort: "... das Vollkommene
ist Dreiheit: kontinuierlich sich selbst gleich; ungleich teilbar, der Gegensatz
ist darin; und die Einheit hiervon, die Totalität dieses Unterschiedes; -
wie die Zahl überhaupt, aber an der Dreiheit ist dies wirklich. Die Trias
ist tiefe Form." Im Fortgang seiner Darstellung weist Hegel darauf hin, das auch
die Tetras für die Phythagoräer eine besondere philosophische
"Würde" gehabt hat, weil in ihr die Triade weiter entwickelt ist. Von da
gehen die Pythagoräer (immer nach Hegel) gleich zur Zehn als einer anderen
Form der Tetras über. Hegels Kommentar über die Folge der
natürlichen Zahlen bei den Pythagoräern schließt mit der
folgenden Bemerkung: "Der weitere Fortgang der Zahlen ist ungenügend. Was
von den übrigen Zahlen gefunden wird, ist unbestimmter, und der Begriff
verliert sich in ihnen. Bis Fünf mag wohl in den Zahlen noch ein Gedanke
sein, aber von Sechs an sind es lauter willkürliche
Bestimmungen."
Im folgenden Kapitel wird der 2. Weg, die logische Ableitung
der Trias in der Noologie behandelt. Dieser nächste Schritt zur
Begründung der Tripolarität der Noologie besteht in der Demonstration,
warum in der Grundstruktur der drei Formen
(
Tri-Murti) sich alle nur möglichen
Denk-Tropen
aufheben lassen. D.h. demnach (oder da-nach)
lassen sich alle logischen Strukturen höherer Ordnung ableiten, aber sie
sind sekundär zu dieser. Im Zitat von Giordano Bruno am Anfang dieses
Kapitels (Die Heilige Trias) ist dies schon intuitiv und mystisch formuliert.
Ich wiederhole es hier, mit dem Kontext zu seiner Einleitung der Trias.
->:HL_TRIAS, p. 37
DIE DREIHEIT DES SEIENDEN
Die Analogie zwischen Dreiheit und
Dreieck
[An dieser Stelle erscheint die Figuer eines
Dreiecks]
Hier bietet sich den Sinnen eine klare
Figur. Denn sie umfaßt wie der Ternar als ein Erstes alle Arten der Zahl,
weil er das erste Gleiche und das erste Ungleiche und eine durch sich selbst
existierende Monas ist, Gattung und Bewirkendes, welches die Zahlen nach
verschiedenen Modi unterscheidet und ihre Arten erweitert. So stammt aus der
Quelle des Dreiecks die ganze Gattung der Figur; es findet sich, daß aus
ihm heraus sie zusammengesetzt, und in ihn hinein wieder aufgelöst
wird.
Ebenso wird dort durch die Monas jede Art
umfaßt. Sobald die Zweiheit hinzugefügt wird, bewahrt nichts mehr die
selbe Form. Sondern es wird dieses Selbe zuerst größer, dann
wächst es durch das Ungleiche kontinuierlich weiter und nähert sich
dem Minimum der Dreiheit an von der Region des Mehr; wie es ja überall
augenscheinlich wird. Drei Teile sind's, die, indem sie eine sich ganz
ähnliche Figur bewahren, zu einem ersten Teil als ihm ähnliche
hinzugefügt werden. Ich übergehe es zu sagen, daß diese Figur
sich selbst alle Verhältnisse nach Anfang, Mitte und Ende liefert, in der
körperlichen Art in Bezug auf Maße und Figuren, zu denen noch etwas
zu sagen bleibt, auch wenn wir zuvor schon etwas gesagt haben.
Wie die Dreiheit in ihrer allgemeinen Art
alles vollendet, was das Licht erblickt, ist sie auch das Ersterzeugende: Der
Geist, der gezeugte Intellekt und der Nexus von beiden... Das Gute, das vom
Guten Erzeugte und das Leben der Welt. Der Geist als der erste Gebärer, der
Intellekt als der Erstgeborene, und die Liebe, die man einen großen
Dämon nennt.
G. Bruno (1991, Kapitel IV, 39)
1.4.6.4. Streifzug durch die Tropen
Die
Tropen sind,
logisch-abstrakt gesprochen,
Reflexions-Figuren.
Reflexion ist hier bildlich zu verstehen, als das
Zurück-Brechen von
Gedankenformen
. Dieses
Sich-Brechen lässt sich mit der
Licht-Metapher der
Refraktion von
Lichtstrahlen
in einem Prisma vergleichen. Die
Analogien von Physik und Theologie finden wir in der Arbeit zu
Simson über die
Gotische
Licht-Metapher
. Ein ursprünglich ungeteilt
weisser Lichtstrahl erfährt in seinen
Brechungen in einem
Prisma
die Auffächerung in seine
Farb-Qualitäten. Ein Prisma ist wiederum ein
dreieckiger Glas-Körper, d.h. die physikalische Triadik ist die
entscheidende Voraussetzung der Licht-Brechung. In dieser Sichtweise erhält
die bekannte Freimaurer-Figur: Das Auge im Dreieck / auf der Pyramide, eine noch
unbekannte neue Bedeutung. Das berühmte
Feuer des
Diamanten
, also seine intensive Licht-Brechung,
beruht auf der Tripolarität seines Kristallgitters, und die
Diamant-Schleifer-Kunst beruht auf der
sorgfältigen geometrischen Komposition seiner hunderten und tausenden
Dreieck-Facetten der Oberfläche, die
wiederum genau mit dem Kristall-Gitter korrespondieren müssen. Analog
können wir das Reflektierende Bewusstsein verstehen: Es vollzieht an seinen
Brechungs-Punkten (dem
Tropo-Topos) eine Auffächerung des
Anfänglich (en archae) Ungeteilten Einen in die Vielzahl der Erscheinungen
und Qualitäten.
Die
Tropo-Topoi des Denkens
sind
Brechungspunkte, an denen sich das Denken
bricht. Ein Beispiel dafür ist die
Dreifache
Aufhebung
bei Hegel.
Aufhebung I (Negation, Annihilation), Aufhebung II
(Er-/Empor-Hebung), Aufhebung III (Bewahrung)
Giordano Bruno zeigt in der Trias folgende logische
Grund-Strukturen:
1) Denn sie [die Figur des Dreiecks]
umfaßt wie ... als ein Erstes alle Arten der Zahl das erste Gleiche und
das erste Ungleiche und eine durch sich selbst existierende Monas.
2) So stammt aus der Quelle des Dreiecks
die ganze Gattung der Figur; es findet sich, daß aus ihm heraus sie
zusammengesetzt, und in ihn hinein wieder aufgelöst wird.
"... die Gattung der Figur": Mit 2 Linien kann keine Figur
gebildet werden, das Dreieck ist die erste Figur, gebildet aus 3 Linien, das
Viereck die zweite Figur, gebildet aus 4 Linien, ... der Kreis ist die letzte,
weil sein Rand eine Unendlichkeit von Linien ist.
"...aus ihm heraus sie zusammengesetzt": Alle anderen Figuren
lassen sich aus Dreiecken aufbauen (die Finite-Elemente-Methode).
"in ihn hinein wieder aufgelöst": Bedeutung unklar.
3) daß diese Figur sich selbst alle
Verhältnisse nach Anfang, Mitte und Ende liefert.
Dies ist ein Verweis auf die logische Dreigliederung des
Aristoteles. Der
Anfang als erste Figur, die
Mitte aus der Finite-Elemente-Methode. Das
Ende ist unklar.
1.4.6.5. Thirdness
C.S. Peirce hat mit seiner Triade von
Firstness,
Secondness und
Thirdness einen Schluss-Stein für ein in
sich geschlossenes dreiwertiges Kategoriensystem gesetzt, das keine Erweiterung
mehr zulässt. Es ist nach der
Thirdness
keine Fourthness oder Fifthness mehr möglich. Hier die entsprechenden
Textstellen bei Peirce:
23. My view is that there are three modes
of being. I hold that we can directly observe them in elements of whatever is at
any time before the mind in any way. They are the being of positive qualitative
possibility, the being of actual fact, and the being of law that will govern
facts in the future.
[Secondness:]
24. Let us begin with considering
actuality, and try to make out just what it consists in. If I ask you what the
actuality of an event consists in, you will tell me that it consists in its
happening then and there. The specifications then and there involve all its
relations to other existents. The actuality of the event seems to lie in its
relations to the universe of existents. A court may issue injunctions and
judgments against me and I not care a snap of my finger for them. I may think
them idle vapor. But when I feel the sheriff's hand on my shoulder, I shall
begin to have a sense of actuality. Actuality is something brute. There is no
reason in it. I instance putting your shoulder against a door and trying to
force it open against an unseen, silent, and unknown resistance. We have a
two-sided consciousness of effort and resistance, which seems to me to come
tolerably near to a pure sense of actuality. On the whole, I think we have here
a mode of being of one thing which consists in how a second object is. I call
that Secondness.
25. Besides this, there are two modes of
being that I call Firstness and Thirdness. Firstness is the mode of being which
consists in its subject's being positively such as it is regardless of aught
else. That can only be a possibility. For as long as things do not act upon one
another there is no sense or meaning in saying that they have any being, unless
it be that they are such in themselves that they may perhaps come into relation
with others. The mode of being a redness, before anything in the universe was
yet red, was nevertheless a positive qualitative possibility. And redness in
itself, even if it be embodied, is something positive and sui generis. That I
call Firstness. We naturally attribute Firstness to outward objects, that is we
suppose they have capacities in themselves which may or may not be already
actualized, which may or may not ever be actualized, although we can know
nothing of such possibilities [except] so far as they are
actualized.
26. Now for Thirdness. Five minutes of our
waking life will hardly pass without our making some kind of prediction; and in
the majority of cases these predictions are fulfilled in the event. Yet a
prediction is essentially of a general nature, and cannot ever be completely
fulfilled. To say that a prediction has a decided tendency to be fulfilled, is
to say that the future events are in a measure really governed by a law. If a
pair of dice turns up sixes five times running, that is a mere uniformity. The
dice might happen fortuitously to turn up sixes a thousand times running. But
that would not afford the slightest security for a prediction that they would
turn up sixes the next time. If the prediction has a tendency to be fulfilled,
it must be that future events have a tendency to conform to a general rule.
»Oh,« but say the nominalists, »this general rule is nothing but
a mere word or couple of words!« I reply, »Nobody ever dreamed of
denying that what is general is of the nature of a general sign; but the
question is whether future events will conform to it or not. If they will, your
adjective 'mere' seems to be ill-placed.« A rule to which future events
have a tendency to conform is ipso facto an important thing, an important
element in the happening of those events. This mode of being which consists,
mind my word if you please, the mode of being which consists in the fact that
future facts of Secondness will take on a determinate general character, I call
a Thirdness.
C.S. Peirce
Noch einmal die entscheidenden Stellen aus den obigen
Texten:
1) Firstness:
the being of positive qualitative
possibility,
the mode of being which consists in its
subject's being positively such as it is regardless of aught else.
2) Secondnes:
the being of actual fact,
the actuality of an event... it consists
in its happening then and there... a mode of being of one thing which consists
in how a second object is.
3) Thirdness:
the being of law that will govern facts in
the future,
the mode of being which consists in the
fact that future facts of Secondness will take on a determinate general
character.
Das Erkennen von "Thirdness"
ist das
typische, was den Menschen von der materiellen und sonstigen belebten Natur
unterscheidet. Das lässt sich mit der Trias von
Körper, Seele,
Geist
illustrieren: Körper teilt mit Materie die Eigenschaft, anfassbar und
sichtbar zu sein.
[92]
Die
Empfindung
(
anima,
psychae,
Glossar: Empfindung), also die
Seele, besitzen
nur die "animalia". Das
Erkennen von
Gesetzlichkeit
, also
Geist und
Reflexion besitzen nur die Menschen. Das Erkennen
von Thirdness findet seine äquivalente Entsprechung in Peirces
Kategorisierung der Denkformen:
65. There are in science three
fundamentally different kinds of reasoning, Deduction (called by Aristotle
{synagögé} or {anagögé}), Induction (Aristotle's and
Plato's {epagögé}) and Retroduction (Aristotle's
{apagögé}...
C.S. Peirce
145. These three kinds of reasoning are
Abduction, Induction, and Deduction. Deduction is the only necessary reasoning.
It is the reasoning of mathematics. It starts from a hypothesis, the truth or
falsity of which has nothing to do with the reasoning; and of course its
conclusions are equally ideal. The ordinary use of the doctrine of chances is
necessary reasoning, although it is reasoning concerning
probabilities.
Induction is the experimental testing of a
theory. The justification of it is that, although the conclusion at any stage of
the investigation may be more or less erroneous, yet the further application of
the same method must correct the error. The only thing that induction
accomplishes is to determine the value of a quantity. It sets out with a theory
and it measures the degree of concordance of that theory with fact. It never can
originate any idea whatever. No more can deduction.
All the ideas of science come to it by the
way of Abduction. Abduction consists in studying facts and devising a theory to
explain them. Its only justification is that if we are ever to understand things
at all, it must be in that way.
C.S. Peirce
Seine Charakterisierung der
Abduction lautet so:
Abduction consists in studying facts and
devising a theory to explain them.
Abduction ist also das, was die
Thirdness charakterisiert. Beide Definitionen
bedingen sich gegenseitig: Ohne
Abduction keine
Thirdness, und umgekehrt. Dies habe ich oben
schon angesprochen:
Das Erkennen des
Gesetzlichen
, als wesentliche Charakteristik
(wesen-haftigkeit) des
lógos. Weiterhin
ist darin enthalten: die
Extrapolation der Er-Innerung auf die
Zukunft
, dies wird im Kontext der Noologie auch als
Prae-Flexion bezeichnet. Auch hier ist der
Vergleich / Kontrast zu Tieren angebracht: Erinnerung ist eine Fähigkeit,
über die alle höheren Tiere verfügen (Säugetiere,
Vögel, Oktopusse). Ob Tiere auch aus den Erinnerungen in die Zukunft planen
können, ist eher fraglich. Dies ist eine Fähigkeit, die dem Menschen
vorbehalten ist. Die Scheidemarke hier ist das Bewusstsein der eigenen
Sterblichkeit.
Zu der simplen dualistischen Unterscheidung von
Ich und
Nicht-Ich
tritt das
Wir als etwas Drittes hinzu, das im
dualistischen Denkrahmen des "Tertium non Datur"
nie
gefunden werden kann. Dies ist logisch gesprochen auch nicht durch einen
Abstraktions-Schritt hin zu einem allgemeineren logischen Typus zu erreichen,
sondern tritt als absolut Neuartiges hinzu (eine
Emergenz). Das ist etwas anderes als der
Hegelsche Denkschritt von
These, Antithese,
Synthese
.
In einer Erlebnis- und Denkwelt, die von der Polarität von
Ich und
Nicht-Ich
bestimmt wird, ist das
Wir unauffindbar und nicht
produzierbar. In Anlehnung an die Terminologie von Gotthard Günther
könnte man das
Wir als
Extra-Kontextural bezeichnen.
Dies führe ich weiter unten mit der Triade OBJ, SUB, SEM
weiter aus.
Eine weitere grundsätzliche Kategorisierung habe ich
schon heimlich, still und leise im Titel-Kapitel eingeführt, die Trias von
Was - Wie - Warum:
Die Eröffnungs-Diskussion steht unter dem
Themenpunkt:
1.
Was bedeutet Noologie?
3. Das
Warum der
Noologie
Wir finden hier drei disjunkte logische Kategorien, d.h. keine
dieser Kategorien ist durch irgendeine Subsumption auf die andere
rückführbar. Gleichzeitig ist auch keine Zufügung einer weiteren
Kategorie möglich:
Wann,
Wo,
Wer sind
Frageformen, die in diesem Zusammenhang höchstens
Anekdotischen
Wert
, aber keine
Sinn-Vertiefung bringen. Dies ist also ein
geeignetes Beispiel für ein Tripolares Spannungsfeld, das alle logischen
Voraussetzungen der Stabilität erfüllt.
Bei Aristoteles findet sich ein ähnliches Spannungsfeld
der
drei causae (Ursachen):
Causa materialis,
causa efficiens
(
Wie),
causa finalis
(
Warum).
Die
causa materialis sind all
die Materialien, aus denen ein fertiges Haus besteht.
Die
causa efficiens sind all
die Materialien, Energien und Fertigkeiten, mit denen ein Haus erstellt wird. Im
technischen Produktionsprozess werden z.T. ungeheuer viel mehr Materialien
umgesetzt und verschlissen, als das, was im Endprodukt erscheint. Z.b. werden
zur Produktion eines Computers ungeheure Mengen von Wasser, Energie und
Sekundärmaterialien verbraucht, die nicht im Produkt auftreten, und daher
der
causa efficiens zugeordnet werden.
Die
causa finalis ist der
Zweck, zu dem das Ganze dient. Das Haus dient zum Wohnen, das Auto zum Fahren,
der Computer als Erweiterung unserer Schrift- / Mathematik- Systeme.
Einschränkend ist zu bemerken, dass diese Trias sich nur
auf Artefakte anwenden lässt, die der menschlichen Produktion entstammen,
wie etwa ein Haus. Weiterhin ist die Menge der
causae beliebig
erweiterbar, z.b. die
causa exemplaris, und die
causa formalis.
(Glossar: Causa).
F:\mat-sci\woyke973536500.pdf
Andererseits lässt sich die Menge der
causae auch
auf eine verringern: Die Naturwissenschaft kennt nur die
causa
efficiens
, mit
Zwecken beschäftigt sie sich nicht, und dass
alles, was sie untersucht, nur
Materie und
Energie
sind, bedarf keiner Kausal-Eklärung,
weil das die stillschweigende
Voraussetzung des
n
aturwissenschaftlichen Denkens ist.
1.4.6.6. Hegel, der Grossmeister der Triadik
Das Gliederungs-Schema von Hegels "System der
Wissenschaft"
, Enzyklopädie (Hegel 1969, 29-32),
Phänomenologie (PhdG, Hegel 1986), und Wissenschaft der Logik (1990, 1992,
1994), ist vielleicht die überzeugendste Demonstration, dass Hegel es mit
der Triadik ernst meinte. Die Struktur seiner Werke ist eine Triadik von
Triaden, sowohl von aussen, wie von
innen.
[93]
Hegel formuliert in seinen Werken ein triadisches Prinzip der
Selbstähnlichkeit, das er so erläutert:
Jeder der Teile der Philosophie ist ein
philosophisches Ganzes, ein sich in sich selbst schliessender Kreis, aber die
philosophische Idee ist darin in einer besondern Bestimmtheit oder
Elemente...
das Ganze stellt sich daher als ein Kreis
von Kreisen dar, deren jeder ein notwendiges Moment ist, so dass das System
ihrer eigentümlichen Elemente die ganze Idee ausmacht, die ebenso in jedem
einzelnen erscheint.
Hegel (1969, 48)
Das Prinzip der
Selbstähnlichkeit, das Hegel anwandte,
taucht heute in der Mathematik als
Fraktal auf
(Mandelbrot 1987), (Glossar: Fractal geometry). Aber die mathematische
Selbstähnlichkeit ist eher ein
Epiphänomen der graphischen
Darstellungsweise. In dem synthetischen System von Hegel findet sich die wohl
ausgereifteste Darstellung der
logisch-begrifflichen
Selbstähnlichkeit
, ein
System von
selbst-ähnlichen Gedanken
, die der menschliche
Geist bisher ersonnen hat.
... denn nur das Ganze der Wissenschaft ist
die Darstellung der Idee, so kann auch ihre
Einteilung nur erst aus dieser begriffen werden;
sie ist wie diese, aus der sie zu nehmen ist, etwas Antizipiertes. Die Idee aber
erweist sich als das schlechthin mit sich identische Denken und dies zugleich
als die Tätigkeit, sich selbst, um für sich zu sein, sich
gegenüber zu stellen und in diesem Andern nur bei sich selbst zu sein. So
zerfällt die Wissenschaft in die drei Teile:
I. Die Logik, die Wissenschaft der Idee an
und für sich,
II. Die Naturphilosophie als die
Wissenschaft der Idee in ihrem Anderssein.
III. Die Philosophie des Geistes, als der
Idee, die aus ihrem Anderssein in sich zurückkehrt.
Hegel (1969, 51)
Die Triade ist kein
Zustand,
sondern (s.o.):
die
Tätigkeit, 1) sich selbst, um für sich
zu sein, 2) sich gegenüber zu stellen und in diesem Andern 3) nur bei sich
selbst zu sein...
In dem Abschnitt: "Näherer Begriff und Einteilung der
Logik" findet sich eine weitere Ausformulierung der genannten
selbstähnlichen Prinzipien der Dreigliedrigkeit, hier geht es vor allem um
die
innere Gliederung:
Die Logik zerfällt in drei
Teile:
I. In
die Lehre von dem
Sein
.
II. Die Lehre von dem
Wesen.
III. Die Lehre von dem Begriffe und
[der] Idee
.
Nämlich in die Lehre von dem
Gedanken:
I. In seiner
Unmittelbarkeit, - dem
Begriffe an
sich
.
II. In seiner
Reflexion und
Vermittlung, - dem
Fürsichsein und
Schein des Begriffes.
III. In seinem
Zurückgekehrtsein in
sich selbst
und
seinem entwickelten
Bei-sich-sein
,
dem Begriffe
an und
für
sich
.
Hegel (1969, 104)
Aus dieser Gliederung entwickeln sich die
Momente
[94]
der
inneren Triade von Hegels Denken:
III. Das
Bei-sich-sein, das
An
und Für
sich
.
In einem anderen Kontext nennt er die drei Momente in leichter
Variation:
II. Das
Fürsichsein,
welches das Anderssein des Wesens ist und
für welches das Wesen ist.
III. Das
Fürsichsein oder
Selbstwissen im Anderen.
Hegel (1986, 559)
Alles existiert zunächst »an
sich«, in der Unmittelbarkeit der Potenz zu einem besonderen Sein (wie z.
B, der Keim zu einer Pflanze), dann »für sich«, als Einzelnes,
schließlich »an und für sich« als Konkret-Allgemeines, als
Einheit in der Mannigfaltigkeit seiner Bestimmungen, als objektiver
»Begriff«, der zugleich den Gehalt, das Wesen des Dinges bildet. Indem
das philosophische Denken die Selbstentfaltung der Idee zum Gegenstände
hat, macht es den Gehalt des Seins selbst zum Objekt; das System des Denkens
erzeugt so aus sich das System der Erfahrung...
Ihre Kulmination erreicht die Selbst-Bewegung der Momente des
Geistes im Kapitel "Das absolute Wissen"
:
Die Vereinigung beider Seiten ... sie ist
es, welche diese Reihe der Gestaltungen des Geistes beschliesst; denn in ihr
kommt der Geist dazu, sich zu wissen, nicht nur wie er
an
sich
oder nach seinem absoluten
Inhalte, noch nur wie er
für
sich
nach seiner inhaltslosen Form oder nach der
Seite des Selbstbewusstseins, sondern wie er
an
und für sich ist.
Hegel (1986, 579)
Hegel erzeugt mit dem Stilmittel der Worte "
An
sich"
, "
Für
sich"
, "
An
und
Für sich"
(
Bei
sich
), ein semantisches ), ein semantisches
Spannungsfeld, das sich durch alle seine Texte
zieht. Natürlich lässt sich trefflich darüber diskutieren, ob das
auch Sinn macht, wie Hegel bei den einzelnen Kriterien für die triadische
Unterscheidung vorgeht, aber das beeinträchtigt nicht das
sprachliche
Kunstwerk
, das Hegel mit seinem "System der
Wissenschaft" über die insgesamt ca. 2000 Seiten von
Enzyklopädie,
Phänomenologie und Logik, vollbracht
hat.
Der Geist kann auch nicht anders sein als sich selbst
ähnlich in all seinen Facetten und Brechungen, das ist nun mal
die Natur
des Geistes
, oder wenn man es so darstellen will,
ist das
die bis heutige gültige Definition,
die Hegel dem Geist gegeben hat. Die Welt der Phänomene, Erfahrungen,
Empfindungen, Eindrücke, Gedanken, also alles was sich im Theater des
Geistes abspielt (oder der
Vor-Stellung, wie ich
es in der Noologie nenne), ist eins vom anderen jeweils ver-, ge-, und
ent-schieden, und diese Ent-Scheidungen zu treffen, ist ebenfalls die
Aufgabe
und Natur des Geistes
, genauer des
Verstandes. Aber der Geist selber, das
Bewusstsein, muss bei der Reflexion auf all diese Verschiedenheiten zur Einheit
seiner selbst zurück-kommen. Das zu vollenden war Hegels Werk. Diese
Höhe der Reflexion erreicht der menschliche Geist nur ausnahmsweise, meist
zerbricht er, zer-fällt in den Tod oder den Wahnsinn (wie Nietzsche). Das
Bewusstsein des einzelnen Mensch erleidet früher oder später
unweigerlich dieses Ende, aber das Gesamtgefüge des über-individuellen
Geistes pflanzt sich durch die Generationen und die Geschichte fort. Ob das
unendlich so weitergehen wird und kann, ist heute am Beginn des 21. Jh's eine
grosse Frage. Vielleicht hat mit Hegel der Weltgeist wirklich seinen
kulminierenden Apex gefunden und befindet sich nun in einer Phase des
unaufhaltsamen Zusammenbruchs, so wie es Heidegger beschworen hat, und aus dem
Gotthard Günther mehr oder weniger verzweifelt versucht hat, Auswege zu
zeigen.
1.4.6.7. Das Wir, das Ganze und die Summe seiner Teile
In der Sprache der semantischen Felder ist eine Erlebnis- und
Denkwelt, die durch
Ich und
Nicht-Ich bestimmt wird,
bipolar, und das
Wir macht es zum
Tripol.
Noo-logisch gesehen, können wir diesen Tripol als
dreifaches Spannungsfeld schreiben:
(((
Ich) <->
Nicht-Ich ) <->
Wir)
Dieses Spannungsfeld markiert die drei nur möglichen
Erlebnisformen des menschlichen Seins, und diese Figur ist logisch geschlossen:
Es ist keine andere weitere Erlebnisform möglich. Ich habe eine Auswahl
zwischen genau und nur Drei
Erlebnisformen /
Empfindungs-Modi:
1) Ich kann meine Empfindungen als
Ich erleben.
2) Ich kann meine Empfindungen als von
Etwas (Objekte) erleben.
3) Ich kann meine Empfindungen als {mit Jemand / gespiegelt
von Jemand}
(
Wir) erleben.)
erleben.
Strukturell gesehen, sind Peirce's Konzepte von
Firstness <->
Secondness <->
Thirdness
äquivalent mit:
(((
Ich) <->
Nicht-Ich ) <->
Wir)
Ich: bezogen auf Sich selbst;
Hegel:
An sich.
Nicht-Ich: bezogen auf
andere(s); Hegel:
Fürsichsein.
Wir: bezogen auf
Gesetzlichkeit. Diese Form ist bei Hegel nicht möglich, weil er statt des
Wir den
absoluten
Geist
setzt, das ist aber ein
Super-Subjekt.
->:SUB_STANZ, p.65
Der
Nomos ist das verbindende
Konzept von
Natur-Gesetzlichkeit und
Sozial-Gesetzlichkeit, also Sitte. Sitte
bedeutet:
Zeitliche Stabilität, gültig
vom Vergangenen (die Ur-Ahnen) für das
Künftige
.
Ich postuliere nun: Nur in diesen drei Erlebnisformen
gleichzeitig, also ohne Vorzug irgendeiner gegenüber der anderen, ist eine
Entsprechung von Vor-Stellung und Sein
möglich:
Die Wahrheit.
Den drei Spannungsfeld-Zentren von
Ich /
Nicht-Ich /
Wir entsprechen drei Ordnungen der
Wahrheit:
Es ist leicht zu zeigen, dass die besondere logische Position
des
Du nur als
Spezialfall des
Wir
zu verstehen ist: Wenn das
Du nämlich nur in der Kategorie von
Nicht-Ich verstanden
wird,
[95]
dann ist das Du
eine reine
Objektbeziehung
. Dies führt dann zu der sog.
Entfremdung, auf die wir noch zu sprechen kommen.
Das
Wir ist der
Schlüsselbegriff des Sozialen, der
Communitas. Religionen haben (funktional gesehen)
vor allem mit der Regulierung und Erhaltung von Gemeinwesen zu
tun.
[96]
So erscheint dieses
Wir, das als Sprache und
Glauben wie durch Magie die semantischen Felder der Einzelmenschen beeinflusst,
auch wenn man es nicht hören, sehen, oder riechen kann, wohl magisch genug,
dass man es dem
Göttlichen zuordnen
könnte.
Das Ganze ist mehr als die Summe seiner
Teile
. Siehe auch:
Im Folgenden möchte ich vertiefend die logischen
Strukturen des Gefüges von
Ich und
Nicht-Ich, und des
Wir behandeln.
1.5. SUB, OBJ, SEM: Vor-Stellung und Intersubjektivität
Im folgenden Kapitel geht es um die gemeinsame Matrix von
Empfindung, Erfahrung, Affekten, Imaginationen, Gedanken, und Handlungen, die
ich die
phänomenale Welt der
Vor-Stellung
[97]
nenne:
1.5.1. Die phänomenale Welt der
Vor-Stellung
Die Welt ist meine Vorstellung: - dies ist
die Wahrheit, welche in Beziehung auf jedes lebende und erkennende Wesen gilt;
wiewohl der Mensch allein sie in das reflektierte abstrakte Bewußtsein
bringen kann: und tut er dies wirklich, so ist die philosophische Besonnenheit
bei ihm eingetreten. Es wird ihm dann deutlich und gewiß, daß er
keine Sonne kennt und keine Erde, sondern immer nur ein Auge, das eine Sonne
sieht, eine Hand die eine Erde fühlt, daß die Welt, welche ihn
umgibt, nur als Vorstellung da ist, d.h. durchweg nur in Beziehung auf ein
anderes, das Vorstellende, welches er selbst ist. - Wenn irgendeine Wahrheit a
priori ausgesprochen werden kann, so ist es diese....
Schopenhauer, "Die Welt als Wille und Vorstellung", §
1,1
Mit diesen Worten eröffnet Schopenhauer seine
Programmatik der "Welt als Wille und Vorstellung". Die Noologie basiert auf
einer bestimmten Interpretation dieses Konzepts. Siehe dazu auch Heidegger (WHD
15-17, 60-62, 70). Die Vor-Stellung ist wie eine Theater-Vorstellung zu
verstehen, sie ist die Bühne, auf der das phänomenale
Gesamtgefüge aller Empfindungen (Glossar: Empfindung), Wahrnehmungen,
Phantasien, Denk-Akte und Handlungen abläuft, das für Lebewesen
(animalia) mit einem Neuronalsystem, insbesondere Menschen nur möglich ist.
Das
Phänomenon ist für die Noologie der
Allgemeinbegriff für alles, was in der Vor-Stellung nur dar-stell-bar ist.
Dieser Gebrauch unterscheidet sich von der Bedeutung bei Kant (KrV), der
Phänomenon als
Sinnending definiert, im Unterschied zu
Noumenon als
Verstandesding. (S. Glossar:
Phänomenon.)
Bei der Uneinigkeit der Philosophie
darüber, was das Vorstellen im Wesen sei, gibt es offenbar nur einen Ausweg
ins Freie. Man verlässt das Feld der philosophischen Spekulationen und
untersucht erst einmal sorgfältig und wissenschaftlich, wie es mit den
Vorstellungen, die bei den Lebewesen, vor allem den Menschen und Tieren,
vorkommen, überhaupt steht. ...
Darum kann es nicht verwundern, wenn
innerhalb der Psychologie in keiner Weise zur Klarheit kommt, wohin die
Vorstellungen eingeordnet werden: nämlich der Organismus des Lebendigen,
das Bewusstsein, die Seele, das Unbewusste und all die Tiefen und Schichten, in
die der Bereich der Psychologie gegliedert wird.
Heidegger (WHD, p. 16)
Ich verwende den Begriff der Vor-Stellung in einer wesentlich
abstrahierten Bedeutung, im Kontrast zu der allgemeinen Bedeutung, die einen
imaginativen Akt kennzeichnet. Diese spezielle Bedeutung entspricht der Maxime,
auf die Husserl seine Phänomenologie begründet hat:
Hinter der Phänomenologie steht die
Forderung, sich in der Philosophie aller vorschnellen Weltdeutung zu enthalten
und sich vorurteilsfrei an die Analyse dessen zu halten, was dem Bewusstsein
erscheint.
...
[Die Phänomenologie sollte sich] auf
die intuitive anschaul. Selbstgegebenheit der Phänomene des Bewusstseins
gründen.
...
die durchgängige Korrelation zwischen
den Vollzügen des Bewusstseins (.z.B. wahrnehmen, erinnern, lieben), die
sich auf einen Gegenstand beziehen (Akte des Vermeinens: Noësis, Pl.
Noësen) und den Gegenstand, wie er in diesen Vollzügen erscheint (das
Vermeinte: Noëma, Pl. Noëmata).
...
Noëma ist nicht der Gegenstand in
seiner Wirklichkeit an sich, sondern der in der sinngebenden Funktion der
Bewusstseinsvollzüge intentional enthaltene.
...
Die phänomenolog. Einstellung
dagegen
enthält sich jegl. Urteils über
Sein oder Nichtsein der Gegenstände und ermöglicht so die
vorurteilsfreie Betrachtung des reinen Bewusstseins.
d.h. dessen, was als Phänomene in der
Korrelation von Noësis und Noëma gegeben ist.
Kunzmann (1991, 192)
Hegel gebraucht ebenfalls die Konzepte von
Vorstellung(Hegel 1969, p. 54-56),
Empfindung (Hegel 1969, p. 325 ff.) und
Erfahrung (Hegel 1969, p. 38) auf
quasi-phänomenologische Weise, aber er kontrastiert sie in seinem schon
fertig differenzierten "System der Wissenschaft"
immer
gegen die höheren Formen von
Gedanken und
Begriff. Z.b. Hegel (1969, p. 55).
Alles ist in der Empfindung, und wenn man
will, alles, was im geistigen Bewusstsein und in der Vernunft hervortritt, hat
seine Quelle und Ursprung [A.G.:
en archae] in
derselben; denn Quelle und Ursprung heisst nichts anderes als die erste
unmittelbare Weise, in der etwas erscheint. Es genüge nicht, dass
Grundsätze, Religion usf. nur im Kopfe seien, sie müssen im Herzen, in
der Empfindung sein.
Hegel (1969, p. 325)
Der Titel
Phänomenologie,
wie in Hegel (1986) gebraucht, muss im Kontext seines "Systems der Wissenschaft"
verstanden werden, als dessen erster Teil sie intendiert war, daher hat Hegels
Phänomenologie eher den Charakter der
Systematologie und
Enzyklopädie, ie. des schon vollständig
unter der
Herrschaft des Absoluten Geistes
geordneten. Der originale Titel des Werkes war anders: "Wissenschaft der
Erfahrung des Bewusstseins", siehe Hegel (1986, p. 596).
Vor-Stellungs-Systeme und Science-Fiction
In der heutigen Science-Fiction-Welt finden sich einige
Beispiele für perfekte Maschinerien, die als technische Installationen des
Vor-Stellungs-Systems gesehen werden können: Die Matrix der Gebrüder
Wachowski,
[98]
und das Holodeck aus der
Enterprise-Serie, oder die Szenerien aus William Gibsons Neuromancer-Serie.
Ebenfalls kann man die Romane von Carlos Castaneda in diese Richtung
interpretieren.
Als Vorläufer dieser Entwicklung kann man das
Gedächnistheater ansehen: S.a. Peter Matussek: Computer als
Gedächnistheater: F:\mat-phil\bruno\gedaechtnis.pdf
Die Existenz einer Aussenwelt, die irgendwie
Realer sein muss, als die Welt der Gefühle,
Wünsche, Gedanken und Imaginationen, wird durch die Prinzipien der
Vor-Stellung nicht tangiert: Man kann sich die
Realität als eine
Priorisierungsfunktion innerhalb der Vor-Stellung
vor-stellen. Um es in einer pseudo-technischen Matrix-Sprechweise
auszudrücken: Alle Realitäts-Vor-Stellungen laufen über
rote
Leitungen
, während Imaginations-Vor-Stellungen
über
blaue Leitungen laufen: Eine rote
Leitung hat eben allgemein die Priorität über eine blaue Leitung. In
der Matrix-Story ist es die blaue (Illusions-) oder rote (Wirklichkeits-) Pille,
die der Protagonist Neo schlucken darf. Diese Trope haben die Gebrüder
Wachowski von Lewis Carroll entlehnt, aus Alice's Wunderland, wo sie ebenfalls
diese Pillen zur Auswahl bekommt. In ähnlicher Weise wirkt dort auch das
Pushing Tonic und Popping Tonic, das Douglas Hofstadter dann in "Gödel,
Escher, Bach" verarbeitet hat.
Direkt nachdem Neo, der Protagonist der Matrix, die rote (also
Wirklichkeits-) Pille geschluckt hat, tritt das entsprechende Leitungs-System in
Aktion und befördert die gesamte Film-Szenerie von der Traum-Welt der
Matrix in die Wirklichkeitswelt der "real existierenden"
Menschen-Brutkolonien, die die Maschinen angelegt haben. In einem dieser
Brut-Kokons findet sich dann der "reale"
Körper von
Neo.
Die Hintergrund-Story der Matrix, insbesondere Neos Begegnung
mit dem Architekten der Matrix, behandelt genau die Szenarien, was im
Regelkreis-Mechanismus der Matrix passiert, wenn eine Simulation einmal ausser
Kontrolle geraten sollte. Dieser Kontroll-Abbruch ist in heutiger Sprechweise
etwa ein Fall von individueller Schizophrenie, oder als Massenphänomen, ein
religiöser oder faschistischer Kollektivwahn. Dann ist meist der
Fortbestand des entsprechenden Subsystems gefährdet, und die Simulation
erlebt einen
Abort oder
Reset. Bzw. die mehrfache Zerstörung und
Wiederaufbau der Matrix, und Sintfluten und Wiederbevölkerung der Erde in
der Bibel.
In der mystisch-religiösen Vorstellungswelt existieren
solche Ideen schon seit Ur-Zeiten: Die Trope der
Welt als
Traum-Schöpfung
eine{r/s} göttlichen
Agen{z/ten} findet sich etwa in hindustisch-vedischen Vorstellungen vom Traum
Brahmas, oder mystischen / sufischen Systemen des Islam (Gott zerstört und
re-kreiert die Welt vollständig in jedem Augenblick) oder bei den
australischen Aborigines (die Traumzeit). Ich habe diese Themen in Teil II von
NOO1, p. 211-273 unter diesem Titel ausgearbeitet: "An einem kühlen, grauen
Morgen in der Welt-Traum-Zeit". Die Formulierung der Welt als (Alp-) Traum
Gottes bietet einen besonderen Vorzug: Die
Theodizee. Denn auch ein durch & durch guter
Gott kann Alpträume bekommen, und durch das geträumte Übel in der
Welt wird seine moralische Integrität nicht befleckt, genauso wie wir
ungestraft und ohne schlechtes Gewissen die schlimmsten Dinge träumen
dürfen, ohne uns hinterher vor einem Gericht verantworten zu müssen.
Siehe dazu auch die entsprechenden Passagen bei Liessmann (2000).
1.5.2. Vor-Stellung, Emergenz und
Wissenschaft
In neuerer Sprechweise ist die Vor-Stellung, wie sie auch in
den Theorien des
radikalen Konstruktivismus
(Maturana, Varela) formuliert wird, ein
emergentes
Phänomen
. Sie basiert zwar auf den Funktionen
des Neuronalsystems, aber es entsteht eine neue Art von Qualität. Nach
heutiger wissenschaftlicher Sicht beruht die Funktionsweise des Neuronalsystems
auf elektrischen Impulsfeldern, die von Gruppen von Neuronen, (Clustern,
neuronalen Assemblies) in spezialisierten Hirnarealen verarbeitet und über
die Nervenleitungen (Axone, Dendriten) an andere neuronale Assemblies
weitergegeben werden. Wie daraus die phänomenale Welt der Vor-Stellung
entstehen kann, ist wissenschaftlich völlig unfragbar.
Emergenz ist der
wissenschaftliche Begriff für das Entstehen von neuen Qualitiäten, die
beim Übergang von einer wissenschaftlichen Organisationsebene
(N
a) zur nächsten (N
b) auftreten. Diese
Qualitiäten von (N
b) sind mit nichts aus dem Instrumentarium der
wissenschaftlichen Erforschung von (N
a) herzuleiten oder zu
erklären. Das Gross-Gefüge der Wissenschaften kann in
4 Stufen der
Emergenz
gegliedert werden, zwischen den
Organisationsebenen:
N0 Physik: Atome, Subatomare Partikel
N1 Chemie: Moleküle
N2 Bio-Chemie: Organische Moleküle der
Zellmaschinerie
N3 Biologie: Zellen, Organismen,
Lebewesen
N4 Human- und Sozial- Wissenschaften,
Anthropologie, Psychologie: Bewusstsein, Sprache, Bedeutung
Eine wissenschaftliche Organisationsebene (N
a) kann
auch als
Paradigmen-Kontextur bezeichnet werden.
Der Begriff
Paradigma stammt von Thomas Kuhn
(1962), der Begriff
Kontextur von Gotthard
Günther. In der Noologie wird ein solcher Bereich generisch auch als
Im-perium bezeichnet.
Dazu eine kurze Definition:
Paradigma: wissenschaftliche Denkweise,
Lehrmeinung.
(Thomas S. Kuhn; Die Struktur
wissenschaftlicher Revolutionen)
• was beobachtet und
überprüft wird,
• die Art der Fragen, welche in Bezug
auf ein Thema gestellt werden und die geprüft werden
sollen,
• wie diese Fragen gestellt werden
sollen,
• wie die Ergebnisse der
wissenschaftlichen Untersuchung interpretiert werden sollen.
Kuhn meint mit Paradigma also ein
vorherrschendes Denkmuster in einer bestimmten Zeit.
[A.G.: und einer wissenschaftlichen
Organisationsebene.]
F:\ht-phil\bayr-phil\pe.uni-bayreuth.de\downloads\materialien\26_Einf_Philo_Kreimendahl_Fragen_Antworten_jv.pdf
Die
Paradigmen-Kontextur jeder
wissenschaftlichen Organisationsebene (N
a) kann nur Aussagen immanent
zu ihrem Paradigma machen, und definitionsgemäss sind Phänomene des
Übergangs von einer zur anderen Ebene
unwissenschaftlich, und diese dürfen daher
in den wissenschaftlichen Textbüchern gar nicht erst auftauchen, um das
Auftreten von unangenehmen heterodoxen Gedanken
im Keim zu ersticken. Die Verleihung des Doktorgrades in irgendeiner
Wissenschaft ist die offizielle Lizensierung von Seiten der Paradigma-Wahrer,
dass der Kandidat erfolgreich bewiesen hat, dass er gegen jede Versuchung
widerstehen kann,
heterodoxe Denk-Muster zu
imaginieren oder gar zu denken.
In der
unwissenschaftlichen
Sprechweise der
Idiotas de mente (Cusanus),
entstehen beim Übergang von jeder Organisationsebene (N
a) zur
nächsten (N
b)
neue
Qualitäten
. Z.B. lassen sich aus den
physikalischen Eigenschaften von Wasserstoff- und Sauerstoff-Atomen keinerlei
Erklärungen für die besonderen Eigenschaften des Wassers
(H
2O) finden, etwa seine drei Aggregatzustände fest,
flüssig, gasförmig, und das seltsame Phänomen, dass Eis leichter
als Wasser ist.
->:WASSER_EIS, p.29
Ebenfalls ist es unerklärlich, wie die Komplexe der
Organischen Moleküle der Zellmaschinerie letztlich zu Leben führen.
Beim Übergang von N
3 zu N
4 ist es ebenfalls
unerklärlich, wie Bewusstsein, Sprache und Bedeutung (also der
Sinn) aus der Biophysik von organischen
Molekülen und Nervenzellen entsteht. Dazu noch das Beispiel, das Heidegger,
in WHD 16-18 vom
phänomenalen Erlebnis eines
blühenden Baums gegeben hat:
... sobald uns die Wissenschaften der
Physik, Physiologie und Psychologie samt der wissenschaftlichen Philosophie ...
erklären, dass wir doch eigentlich keinen Baum wahrnehmen, sondern in
Wirklichkeit eine Leere, in die spärlich hie und da elektrische Ladungen
eingestreut sind, die mit grosser Geschwindigkeit hin- und hersausen...
[bedenklich ist]
dies, dass eigentlich die genannten
Wissenschaften darüber befinden, was an dem blühenden Baum als
Wirklichkeit gelten dürfe und was nicht. Woher nehmen die Wissenschaften,
denen die Herkunft ihres eigenen Wesens dunkel bleiben muss, das Befugnis zu
solchen Urteilen? ...
In Wahrheit sind wir heute eher geneigt,
den blühenden Baum zugunsten vermeintlich höherer physikalischer und
physiologischer Erkenntnisse fallenzulassen.
Heidegger (WHD 18)
In der neueren Kosmologie mehren sich die Anzeichen, dass das
wissenschaftliche Weltbild der letzten 300 Jahre unhaltbar geworden ist: Die
unabweisbare, aber ebenso unauffindbare Existenz von
dunkler
Materie
und
dunkler
Energie
. Diese bedrückende Erkenntnis, dass 90%
des Kosmus von etwas erfüllt/verhüllt ist, dass sich mit nichts aus
dem konventionellen wissenschaftlichen Instrumentarium erfassen lässt, ist
nichts anderes als der
Offenbarungseid der
Natur-Wissenschaften
unter der
Hegemonie der
Physik
. Aus diesem Grund findet in der heutigen Zeit
ein starker Revival-Prozess von Äther- und Matrix-Theorien in den
verschiedensten wissenschaftlichen Gewandungen statt. Die Welt der Vor-Stellung
ist in diesem Kontext eben ein weiterer Beitrag zu andersartigen
Fundamentalkonstruktionen dieser Art.
1.5.3. Semiotik als eine Theorie von
Reflexionsklassen der Vor-Stellung
Die Vor-Stellung der Noologie basiert auf den Gedanken von
Schopenhauer, auf dem
radikalen
Konstruktivismus
, der
Phänomenologie und der
Semiotik. Insbesondere für die Semiotik
bietet die Vor-Stellung einen entscheidenden Vorteil: Die (Be-)Zeichenhaftigkeit
(das
signifiant) eines Zeichens
(
signe), das Bezeichnete
(
signifie), ist dann am leichtesten zu ), ist
dann am leichtesten zu ), ist dann am leichtesten zu
realisieren, wenn man es
rekursiv
(
reflexiv) definiert als eine
Vor-Stellung von
Vor-Stellungen
. Umgekehrt kann in der Sprechweise
der Noologie die Semiotik definiert werden, als eine
Theorie von
Reflexionsklassen der Vor-Stellung
. In dieser
Sichtweise können wir für die weitere Aufarbeitung auf einen
grundlegenden Ansatz direkt aufbauen, den
Johannes
Heinrichs
die
Reflexionstheoretische
Semiotik
nennt.
Heinrichs (1980, 1981, 1983). Gesammelte Werke von Johannes
Heinrichs:
Reflexion heisst Selbstbezug: Relation
eines Relatums auf sich selbst...
Johannes Heinrichs (1983, 249)
Es sollte hier betont werden, dass damit kein Anspruch auf
einen gemeinsamen philosophischen Hintergrund zwischen der Noologie und dem bei
Johannes Heinrichs gemacht wird. Es werden
lediglich
strukturelle Ähnlichkeiten
zwischen der Noologie und der
Reflexionstheoretischen
Semiotik
aufgezeigt. Tieferliegende Fragestellungen
bleiben damit ausgeklammert (eine
epochae). J.
Heinrichs bezeichnet seinen Ansatz als
Weiterentwicklung von
Transzendentalphilosophie
(1983, 246) und:
Beiläufig sei bemerkt, dass der
paradigmatische Begriff für die Transzendentalphilosophie der Sinnbegriff
ist, wie es für die mittelalterliche Philosophie der Seinsbegriff war.
(1983, 246)
Bei der... handlungstheoretischen Semiotik
handelt es sich um eine weiterentwickelte Transzendentalphilosophie qua
Handlungstheorie ...
Denn Transzendentalphilosophie war ... bis
hin zur Phänomenologie Husserls und zum Neukantianismus wesentlich dies:
Reflexion, d.h. Besinnung auf menschliche Bewusstseins-, d.h. Sinnvollzüge
(1983, 249)
Die Gemeinsamkeit mit der Noologie beruht auf dem
Fokus auf
den Sinn
. Aber der
Sinn als allgemeinster aller
Allgemeinbegriffe
hat eben in jedem philosophischen
Kontext einen anderen Sinn, daher taugt er nicht um irgendeinen gemeinsamen
Diskurs-Kontext zu fundieren.
In der noologischen Sichtweise ist alles
Empfinden,
Wahrnehmen,
Denken
und
Handeln eine Ausformung von
Vor-Stellungen, imaginativen Akten
(phänomenolog.
Noësen), über
mehrere Ebenen der Reflexion, in den folgenden
Hauptklassen:
1a) un-willkürliche
(
pathe) und 1b) willkürliche
(
poiae), und ), und
2a) inner-subjektive (Ich), 2b) objektive (OBJ), 2c)
inter-subjektive (Wir)
3a) re-flexive (
Er-Innerung)
und 3b) prä-flexive (
Erwartung))
Klasse (1): Die
erste primäre
Unterscheidung
von
Vor-Stellungs-Klassen ist zwischen
{
pathe (er-leiden) <->
poiae- (er-schaffen)}
bzw.
{
un-willkürlich <->
willkürlich}.
Wie oben schon gesagt, ist die Vor-Stellung im Kontext der
Noologie in einem sehr allgemeinen und abstrakten Sinn zu verstehen. Demnach ist
die gesamte phänomenale Welt, die die empfindenden Wesen (animalia)
erleben, das Produkt von
imaginativen Akten(phänomenolog.
Noësen), und zwar zum grössten Teil von
un-willkürlichen Imaginationen
(
pathe) welche autonom vom Neuronalsystem erzeugt
werden (die wohl alle höheren Tiere erleben), und den
willkürlichen
(Denk- und Vor-Stellungs-Akten) (
poiae), die
mehrheitlich den Menschen vorbehalten sind. Die Fähigkeit, höhere
Formen der
Reflexion von Vor-Stellungen auf
Vor-Stellungen
zu bilden, macht die
Wesenhaftigkeit
(
ousia) des
Mensch-Seins
aus.
[99]
Die nächste primäre Unterscheidung ist zwischen
Vorstellungen von Klasse (2)
Ich und
Nicht-Ich.
Die einfache duale Differenzierung erfordert noch eine
wichtige logische Unterscheidung, die in diesem Schema fehlt, nämlich das
Wir. Diese Komponente soll noch eingeführt
werden, mit der logischen Drei-Gliederung von:
SUB-jektivität oder
Ich-Vorstellungen
OBJ-ektivität oder
Nicht-Ich-Vorstellungen
SEM-antik bzw. der
Interpersonale
Bereich
des
Wir.
Das
Ich und
Nicht-Ich umfasst alle Wahrnehmungen,
Gefühle und Affekte die phänomenal von kategorisch verschiedenen
Quellen verursacht werden:
Vorstellungen des Ich: Proprio-
(idio- / ego- / inner-subjektive) Bereiche: Die
Propriozeptionen. Damit verbunden ist wiederum
der Bereich der
Intimität. Diese
ist
eine Vorstellung des Nicht-Ich im ist eine Vorstellung des Nicht-Ich im
einschliessenden Modus
(
inclusion). Die Vorstellung von
Familie als
Nicht-Ich
differenziert sich erst allmählich in
der Kindes-Entwicklung heraus, und behält immer etwas von der Qualität
der Innenwahrnehmung.
Die
abgrenzenden Vorstellungen
des
Nicht-Ich sind: (allo- / altero- / aussen- /
fremd-) Bereiche: Die
Altero- /
Allo-zeptionen. Im Gegensatz zur
Intimität sind diese Vorstellungen des
Nicht-Ich vom visceralen Imperativ
[100]
der
(
exclusion /
segregation /
discrimination) bestimmt.
Die Innen- (idio / proprio-) Vorstellungen lassen sich
wiederum unterscheiden in:
passive (pathe): Sinnes-Eindrücke, Schmerzen, Emotionen,
Gefühle und Affekte und
aktive (poie): Phantasmata, Imaginationen (das sind
Vorstellungen im konventionellen Sprachgebrauch), Gedanken, und
Begriffe.
Siehe Heinrichs (1983, 252, 4.3.2)
Der Bereich der Aussen- (
allo)
Vorstellungen ist bei genauerer Untersuchung ein Spektrum von (Un-)
Ähnlichkeiten, das sich in der folgenden Spannbreite darstellen lässt:
gleich (
homo) / ähnlich
(
homoio) / ) /
hetairo- (die
Gefährten)
[101]
/ fremd
(
allo)
In diesem Spektrum der (Un-) Ähnlichkeiten, sind die
folgenden Subklassen enthalten:
1) Die Mitmenschen:
(
hetairo)
2) Die Tiere (animalia / psychae): ähnlich
(
homoio)
3) Sonstige Lebewesen wie Pflanzen
(
phyto /
physis)
4) Unbelebte Dinge, die OBJektive-Natur,
(
allo) mit den Unterklassen
4a) dynamische Phänomene, wie Feuer, Wetter,
Flüsse
4b) quasi-statische Phänomene, wie Steine, Berge, Meere,
Mond, Planeten, Sonne, Sterne
Weiterhin umfasst die Vor-Stellung auch alle gerichteten Ein-
und Aus-Wirkungen, also die Unterscheidung von {Re-/Per-}zeptionen und
Handlungen:
Ein-Wirkungen (pathe):
{Re-/Per-}zepetionen
von Aussen
(Nicht-Ich
) nach Innen
(Ich
))
Aus-Wirkungen
(poie): Handlungen
nach Aussen
. Siehe Heinrichs (1983, 251,
4.2)
1.5.4. Re-Flexion, Er-Innerung und das
Ge-Schichte der Vorstellung
Nun zu Klasse 3a) re-flexive
(
Er-Innerung) und 3b) prä-flexive
(
Erwartung), oder das ), oder das
Ge-Schichte
der Vorstellung
. Die Vorstellung hat eine
Tiefenstruktur, die auf
Er-Innerung basiert. Sie
ist gegeben durch die
phylogenetische (naturale
stammesgeschichtliche), die
ontogenetische
(subjektive Individual-)
Erinnerung, und die
intersubjektive kollektive
Erinnerung(aka
Kultur). Das
nenne ich das
Ge-Schichte der Vorstellung. Das
Ge-Schichte manifestiert sich als die
Geschichte(n).
[102]
Sinn ist undenkbar ohne das Ge-Schichte.
Im
Sinn verborgen
ist die kumulierte Erinnerung aller
vorangegangenen Generationen: Das
Ur-Ahnen der
Ahnen
(australisch: die
Traumzeit), hinweg über die
Menschheitsgeschichte, tief hinein in die
phylogenetische Geschichte des Lebens auf diesem
Planeten. Weiterhin ist
Reflexion eine spezielle Art von
Er-Innerung
, nämlich
bewusste, aktive
Er-Innerung
,
ein rein menschliches Vermögen, das seltsamerweise im Deutschen mit keinem
spezifischen Wort differenziert werden kann. Bei Aristoteles heisst es:
mnaemae und
ana-mnaesis,
[103]
im Englischen:
memory,
recall, and
reminiscence, aber die deutschen Begriffe
Gedächtnis und
Erinnerung sind seltsamerweise nicht geeignet um
diese entscheidende philosophische Differenzierung zu vollziehen. Sogar der
sonst für solche Feinheiten so aufmerksame Heidegger übergeht diese
grosse
lacuna in seiner ansonsten ungeheuer
tiefgründigen Diskussion von
Denken,
Gedächtnis,
Gedanke,
Gidank,
Gedenken,
An-denken,
Dank,
Gemüt,
muot,
Andacht (WHD, 91-105).
Der Gedanke, im Sinne des logisch-rational
Vorgestellten gemeint, erweist sich gegenüber dem anfänglichen Gedanc
als eine Verengung und Verarmung des Wortes, wie sie grösser kaum
vorgestellt werden kann. Zu dieser Verkümmerung des Wortes hat die
Schulphilosophie ihr Teil beigetragen, woraus zu entnehmen ist, dass die
begrifflichen Definitionen der Wörter zwar technisch-wissenschaftlich
nötig, aber für sich nicht geeignet sind, das Gedeihen der Sprache,
wie man meint, zu schützen und gar zu fördern.
Heidegger (WHD, 92)
Aus der Unterscheidung von
phylogenetischund
ontogenetisch
folgt die nächste Klassenunterscheidung der Vorstellung zwischen
natural und
kultural:
naturale Vorstellungen
entstehen durch biologische Prozesse und basieren auf
phylogenetischen(vererbungsgebundenen, Glossar: angeborenen)
Fähigkeiten.
[104]
Dazu gehören die primären Vital-Signale des
Körpers, wie Hunger, Durst, Müdigkeit, Schmerzen, dann Emotionen,
Gefühle und Affekte, sowie die Sinnes-Wahrnehmungen mit ihren spezifischen
Qualitäten. Ebenfalls in dieser Klasse sind die Vorstellungen von
Wärme, Kälte, Kinesthetik, Raum, Zeit und
Dauer.
[105]
(Glossar:
Dauer)
kulturale Vorstellungen sind
nur durch Vermittlung einer prä-existenten Kultur-Matrix möglich.
Kultur bedeutet in diesem Zusammenhang soviel wie:
kollektive
Erinnerung.
Eine wesentliche Rolle bei der Bildung von kulturalen
Vorstellungen spielen
Prägungen
(
Imprägnierungen), d.h. Vorstellungs-Muster,
die in früher Kindheit erworben wurden, und im späteren Leben nicht
mehr änderbar sind. Die Hauptvertreter sind die Mutter-Sprache und das
Gefüge aller sozialen Normen und Werte-Vorstellungen, die ich
Ethos nenne.
Wie stark und wie irreversibel diese Prägungen sind, ist
wissenschaftlich umstritten. Als Beispiel für eine kultur-determinierte
Position ist die Sapir-Whorf-Hypothese. Es ist sicher unbestreitbar, dass
aufgrund gewisser Verfestigungen des Neuronal-Systems nach dem 5.-7. Lebensjahr
bestimmte Muster nicht mehr neu gelernt werden können. So sind die
Lautstrukturen des Chinesischen für Westler im Erwachsenenalter kaum noch
nachzuholen. Die Charakteristik dieser Prägungen kann generisch auch als
Typos (Stempel) oder
Sigillum
[106]
(Siegel-Stempel) bezeichnet werden. Eine spezielle Klasse von
Typos werden auch
Archae-Typos
[107]
genannt, also Grundtypen von Vorstellungen, die für die gesamte Menschheit
oder bestimmte Kulturen
typisch sind. Die
entscheidende Bedeutung kulturaler Vorstellungen ergibt ein weiteres Argument
für die Notwendigkeit der logischen Drei-Gliederung der Vor-Stellung. Das
Sinn-Medium M (J. Heinrichs) ist auch
das Ge-Schichte der
Geschichte
.
Hegel beschreibt den Werdegang des Geistes unter dem Einfluss
der naturalen und kulturalen Vorstellungen so:
So durchläuft jeder einzelne auch die
Bildungsstufen des allgemeinen Geistes, aber als vom Geiste schon abgelegte
Gestalten, als Stufen eines Wegs, der ausgearbeitet und geebnet ist; wie wir in
Ansehung der Kenntnisse das, was in frühern Zeitaltern den reifen Geist der
Männer beschäftigte, zu Kenntnissen, Übungen und selbst Spielen
des Knabensalters herabgesunken sehen, und in dem pädagogischen
Fortschreiten die wie im Schattenrisse nachgezeichnete Geschichte der Bildung
der Welt erkennen werden. Dies vergangne Dasein ist schon erworbnes Eigentum des
allgemeinen Geistes, der die Substanz des Individuums oder seine unorganische
Natur ausmacht. - Die Bildung des Individuums in dieser Rücksicht besteht,
von seiner Seite aus betrachtet, darin, daß es dies Vorhandne erwerbe,
seine unorganische Natur in sich zehre und für sich in Besitz nehme.
Hegel (1986, p. 32)
Das Künftige als Prae-Flexion
Aus dem Kontext von Heideggers Passagen zum
Gedanc lässt sich der Folgeschritt zu einer
weiteren Charakteristik der Reflexion anschliessen, wenn er sagt:
Das Festhalten durch die memoria bezieht
sich sowohl auf das Vergangene, als auch auf das Gegenwärtige und
Künftige.
Heidegger (WHD, 92)
Zu dem, was ist, d.h. zu dem was vom Sein
her bestimmt bleibt, gehört ebenso, wenn nicht vorwiegender das, was sein
kann, was sein muss, was gewesen - ist. Der Mensch ist dasjenige Wesen, das ist,
insofern es in das "Sein"
zeigt und deshalb selber nur
sein kann, insofern es sich überall schon zu Seienden
verhält.
Heidegger (WHD, 95-96)
Bei Hesiodos findet sich
en
archae
, derselbe
Gedanc.
ex archaes, hoti proton genet auton,
vom Anfang her, wie alles
entstand,
eirousai (verkünden) ta t' eonta ta t'
essomena pro t' eonta
verkündend, was ist, was sein wird,
und was vorher war.
Hesiodos, Theogonie
Das
Künftige beinhaltet
in nucleo den Schritt zu einer ganz speziellen
Abstraktionsleistung, das
Erkennen des
Gesetzlichen
, und dies ist die ganz besondere
Charakteristik der Reflexion. Peirce spricht in
diesem Zusammenhang von
Thirdness und
Abduction. Man kann es auch so ausdrücken:
Das Wesentliche an der
Reflexion ist die
Prae-Flexion. Im Spannungsfeld von
Reflexion und
Prae-Flexion ist alles schon
aufgehoben, was hier auch
höhere Stufen
der Reflexion
genannt wird. Eine höhere
Reflexion macht eben nur dann Sinn, wenn sie einen Fortschritt auf andere Ebenen
der Typen-Hierarchie (nach Russell und Whitehead) beinhaltet. Was das bedeutet,
lässt sich besser an einem Gegenbeispiel erläutern, das ich auch die
primitive Reflexion nenne. Wenn die Reflexion
diese Leistung nicht vollzieht, ist sie nichts anderes als der technische Trick
des
infiniten Regress, der in den 1970er Jahren
auf der Kasseler
Dokumenta so populär war:
Ein Fernseh-Monitor, der von einer Kamera gefilmt wurde, deren Bild wieder auf
diesen Monitor projiziert wurde, und ein unendlich in sich selbst enthaltenes
Bild erzeugt.
Hegel gibt in seiner Vorrede zur Phänomenologie ebenfalls
ein Beispiel für
primitive Reflexion, die er
auch den positiven Wissenschaften zuschreibt:
In Ansehung des Inhalts machen die andern
sich es wohl zuweilen leicht genug, eine große Ausdehnung zu haben. Sie
ziehen auf ihren Boden eine Menge Material, nämlich das schon Bekannte und
Geordnete, herein, und indem sie sich vornehmlich mit den Sonderbarkeiten und
Kuriositäten zu tun machen, scheinen sie um so mehr das übrige, womit
das Wissen in seiner Art schon fertig war, zu besitzen, zugleich auch das noch
Ungeregelte zu beherrschen, und somit alles der absoluten Idee zu unterwerfen,
welche hiemit in allem erkannt, und zur ausgebreiteten Wissenschaft gediehen zu
sein scheint. Näher aber diese Ausbreitung betrachtet, so zeigt sie sich
nicht dadurch zustande gekommen, daß ein und dasselbe sich selbst
verschieden gestaltet hätte, sondern sie ist die gestaltlose Wiederholung
des einen und desselben, das nur an das verschiedene Material
äußerlich angewendet ist, und einen langweiligen Schein der
Verschiedenheit erhält.
Hegel (1986, p. 21)
1.5.5. Die Trias von SUB, OBJ, SEM
...und die logische Drei-Gliederung der Vor-Stellung
Menschliche Sinnbezüge sind
grundsätzlich und vor allem ursprünglich nicht bloss inner-subjektiv,
sondern transsubjektive Bezüge zwischen Selbst und Anderem: Bezüge zur
Objektivität O, zum anderen Subjekt Ss sowie zum Sinnmedium M,
welches empirisch-geschichtlich vor allem durch die Sprache repräsentiert
wird sowie durch andere kulturelle Füllungen des den Menschen gemeinsamen
Sinnraumes...
Johannes Heinrichs (1983, 250)
Die einfache dualistische Unterscheidung der Vorstellungen von
Ich (SUBjektiv) und
Nicht-Ich (OBJektiv) ist unzureichend, um die
Komplexität der Vor-Stellung zu verstehen. Der kulturelle Bereich
(SEMantik, Wir, Sinnmedium M) ist ein notwendiger Bestandteil des
Systems.
Abb.: Das Spannungsfeld von
(SUBjective / Indvidual <-> OBJective <->
SEM: Collective / Cultural / Relational / Wir)
Mit der Triade von
SUB, OBJ,
SEM
kommt die Tripolarität als grundlegendes Denkprinzip der Noologie zum
tragen. Sie bezeichnet auch den wesentlichen Unterschied zu den positiven
Wissenschaften. Diese orientieren sich mehrheitlich am
Objektbereich, also der Welt der materiellen
Dinge, oder OBJekte.
[108]
Die beiden anderen
Pole der Triade von SUB, OBJ, SEM sind: SUBjektivität und
SEMantik, das Wir oder die
Intersubjektivität.
[109]
Es ist intuitiv unabweisbar, dass die beiden Pole von SUB und OBJ universale
Gegebenheiten der menschlichen Erfahrung sind. Meine Empfindungen sind meine
ganz privaten, eigenen, und ich kann ihnen nicht ausweichen, aber niemand anders
kann sie spüren. Phänomene des Bereichs OBJ zeichnen sich durch
intersubjektiv nachvollziehbare Eindrucks-Qualitäten aus.
Ein grundsätzliches Thema der verschiedenen
philosophischen Systeme der Ideengeschichte war die Frage, ob SUB und OBJ
logisch gleichwertig sind oder ob der eine Pol nur ein untergeordneter Aspekt
des anderen ist. Das Hintergrundthema dieser Debatten ist die Frage des
Seins und der
Substanz vs.
Ephemeralität ( :=
Flüchtigkeit), "Das was Ist", vs.
"Das was (er-)
Scheint".
[110]
Die
Existenz materieller OBJekte erscheint vor den flüchtigeren Phänomenen
der SUBjektivität und des Geistes verlässlicher und bietet sich daher
"von selbst"
als Denk-Basis an.
Materialistische Systeme gehen davon aus, dass
allein der logische Bereich OBJ relevant ist, und dass SUBjektive Phänomene
lediglich
Epi-Phänomene, oder
Nebenprodukte
sind. Umgekehrt gehen
idealistische Systeme von der Voraussetzung aus,
dass das Erkennen und Bewusstsein (Noos /Nous) der ursprüngliche
Seins-Grund ist, und die OBJektive Welt ihrerseits ein
Epiphänomen ist. Das logische Problem der
idealistischen Systeme ist, dass sich das
Erkennen
über alle Erkenntnis-Subjekte ie. alle Menschen (und vielleicht auch
höhere
Tiere)
[111]
verteilt. (D.h. die SUB-Welt ist
distributiv).
[112]
Aus der logischen Zwangssituation, einen einigenden Grund für all diese
distributiven SUBjekte zu konstruieren, entstanden die idealistischen
Konstruktionen von einem Weltgeist, Super-SUBjekt, Objektiver Geist, Brahman,
Gott, etc. Solche Konstrukte sind aber rein metaphysisch, es gibt keinerlei
Möglichkeit der Veri- oder Falsifikation. Es wäre zu fragen, warum bei
solch gravierenden logischen Problemen auch noch ein dritter logischer Pol SEM
eingeführt werden soll, und wie SUB von SEM differenziert ist. Eine
grundlegende Diskussion zum logischen Bereich SEM wird in "Information and Third
Order Ontology" geführt.
[113]
Die logische Drei-Gliederung der Vor-Stellung
Die obige Klassifizierung von Vor-Stellungen lässt sich
noch weiter nach diesen drei
Grundtypen gliedern.
Es ist intuitiv unabweisbar, dass es einen
qualitativen Unterschied gibt,
zwischen:
1) Phänomene des Bereichs SUB: Zahnschmerzen, Hunger,
Langeweile, Liebeskummer, etc.
2) Phänomene des Bereichs OBJ: Steine, Berge,
Flüsse, Häuser, Autos, Schraubenzieher, etc.
und
3) Phänomene des Bereichs SEM: den Worten, Begriffen, und
Vorstellungen von allen Phänomenen, die in 1) oder 2) oder 3) vorkommen
können.
Es muss nun folgendes diskutiert werden: Ist eine
Vor-Stellung des Bereichs SEM nun eigentlich
SUBjektiv oder
Intersubjektiv?
[114]
oder: Was ist
das
Wesen dieser Art von Vor-Stellung? Zur
Beweisführung, dass sie intersubjektiv ist, führen wir das Thema von
Schopenhauers Werk weiter: Das deutsche Wort
Vor-Stellung beinhaltet nämlich schon
das Wesentliche dieses seltsamen Gebildes. Es ist
nämlich kein Ding, sondern ein
Akt, eben
eine Vor-Stellung, wie in einem
Theaterstück. Dh.
das SUBjektive Bewusstsein wird durch den Stimulus eines Wortes oder Bildes in
einen Automatismus
gezwungen, sich eben eine
Vor-Stellung zu machen. Das Phänomen ist insoweit intersubjektiv, weil es
automatisch abläuft. Bei allen Menschen, die nicht gehirngeschädigt
sind, und die dieselbe Sprache sprechen, wird die Vor-Stellung zwingend erzeugt.
Nietzsche bringt dazu das Konzept der
Empfindungs-Gruppen, wie man sich die Genese
eines solchen Vor-Stellungs-Mechanismus vor-stellen kann.
Stellen wir uns vor, dass wir eine Kommunikations-Situation
beobachten:
Kommunikationspartner "A"
ruft dem
Kommunikationspartner "B"
ein Wort zu, etwa:
"Haus"
/
"Stein"
/ "Zahnschmerzen"
/
"Liebeskummer"
/ "Hunger"
Nun ist es für den Kommunikationspartner
"B"
eben völlig unmöglich,
"Nichts"
dabei zu denken, wenn er das betreffende Wort
von "A"
hört. Partner "B"
kann sich zwar noch alles mögliche weitere dazu denken, aber es wird in
jedem Fall ein Prozess von Vor-Stellung mit dem Wort und damit dem Begriff,
angestossen. Durch das An-Rufen mit einem Wort zwingen wir also dem
Kommunikationspartner den Vor-Stellungs-Mechanismus auf.
In der intersubjektiven Kommunikation erzeugen wir ebenso
automatisch Vor-Stellungen in unserem SUBjektiven Geist, wie wir sie anderen
Menschen aufzwingen. Für die Noologie sind diese zwei Gründe für
die Zuordnung eines eigenen logischen Ortes ausreichend: Die qualitative
Andersartigkeit von Vorstellungen Typ (3), und der
Automatismus
, mit dem sie
intersubjektiv
erzeugt werden. Das beste Beispiel
für den Automatismus dieser Vorstellungen ist eben die
Irreführung und
Täuschung, weil der Gegner, der eine solche
Technik einsetzt, genau den Automatismus der Vorstellung für seine Zwecke
ausnutzt.
[115]
1.5.6. Semiotik, Intention, Inter-ligenz
und Wissen
Das Kürzel SEM
für den den
qualitativ ausgezeichneten Bereich der
Intersubjektivität
oder
Semantik
entstammt der
Semiotik
.
[116]
Im Kontext der Semiotik lässt sich das Prinzip der Noologie so darstellen:
Ein Zeichen (
signe) ist der Klassenbegriff für
alles, das den
Mechanismus der Vorstellung in Gang zu
setzen in der Lage ist. Dabei wird billigend in Kauf genommen, dass die erzeugte
Vorstellung nie völlig deckungsgleich mit der
Intention
eines Senders
ist, und es ist gar nicht nötig, dass überhaupt ein Sender als
intentionales SUBjekt existiert.
Das ist auch der wesentliche Unterschied zu dem
Informationsbegriff der positiven Wissenschaften, der sich von dem SUB Konzept
eines
intentionalen Senders nicht lösen
kann, auch wenn dieser in der Formel nicht auftaucht. Unterschlagen wird in der
mathematischen Informationstheorie, dass es eine
technische =artifizielle, vom menschlichen Bewusstsein geleitete
Einstellung
von Schwellenwerten
ist, durch die ein empfangenes
Zeichen überhaupt von einem Nicht-Zeichen unterschieden werden kann.
Maschinen können das nur, weil sie von einem Konstrukteur so eingerichtet
worden sind. Nur innerhalb der Definitionsmenge von technischen Zeichen hat der
Informationsbegriff einen Sinn.
Das
Verstehen ist der
Sammelbegriff für das unabweisliche Phänomen, dass trotz aller
SUBjektiven Variationen ein intersubjektiv einigermassen stabiler Bereich
existiert, der allen Vor-stellungen zu einer spezifischen Klasse von Zeichen
gemeinsam
ist.
[117]
Der Begriff "Intelligenz" lässt sich dann leicht aus der lateinischen Form
"inter-legere" (
legere :=
(auf-)lesen)
[118]
ableiten, was soviel bedeutet wie:
"zwischen den Zeilen
lesen", bzw. mehr aus einem Zeichen herauslesen können, als irgend jemand
"intentional"
an Bedeutung in das Zeichen investiert
hat. Damit ist
Peirces Diktum trivialerweise wahr:
"the universe is pervaded by signs if it doesn't wholly
consist of signs".
[119]
Im Sinne der Noologie
wäre es günstiger, den Begriff "universe"
durch "Kosmos"
zu ersetzen, denn dieser Begriff
bezeichnet das Universum als die
Gesamtheit aller
(potentiellen und aktuellen) Wahrnehmbarkeiten, die für inter-ligente
SUBjekte eben Zeichen sind. Davon abgesetzt ist das
Chaos
, also der
Klassenbegriff für alles, was dem Mechanismus der Inter-ligenz nicht
zugänglich ist und ihn verwirrt (:=
dia-bolae). Die qualitative und quantitative
Abstufung der
Inter-ligenz
(IQ)
beruht dann in der höheren oder schwächeren Kapazität des
SUBjekts, mehr oder weniger komplex
gestaffelte
Zeichensysteme zu integrieren. Das
Wissen ist
dann konsequenterweise ein Mass für die Tiefe und Breite eines solchen
Zeichen- Komplex-Systems, über das ein SUBjekt verfügt.
1.5.7. (Selbst-) Reflexion,
Prozess-Orientierung und Einmaligkeit
He who reflects on reflexion, could gain
highly interesting insights.
Humberto Maturana
Die Noologie ist ein Ansatz,
neue Wege für das
Erlangen von Sicht- und Betrachtungsweisen
des
"Wissens an Sich" zu finden, mit besonderer
Betonung der
selbst-reflexiven,
intersubjektiven
, und
semiotischen Faktoren, sowie einer
Prozess-Orientierung, die auf der og. Methode der
Semantischen Felder beruht. Ein damit verwandtes
Feld der Philosophie ist die
Reflexionstheorie.
Die 4-stufige Tabelle von Heinrichs (1983, 244) wird mit den
drei
Grundtypen auf eine 3-stufige
Reflexionsstruktur
projiziert. (Und IMHO nicht
reduziert). Es bleibt noch zu zeigen, dass es
hinreichend ist, eine Reflexionsstruktur als Projektionsinstrument einzusetzen.
Technisch gesprochen, ist das ein ähnlicher Unterschied, wie wenn man eine
Kombinatorik-Tabelle ausschreibt, oder wenn man nur den Kombinations-Algorithmus
dafür spezifiziert.
[120]
Sehen wir uns
also die Projektionsformen von
SUB, OBJ,
SEM
in ihrer Anwendung auf die Struktur von Johannes Heinrichs an.
Im dem Beispiel der logischen
Drei-Gliederung der
Vor-Stellung
wurde der Grundtyp SEM
selbst-reflexiv definiert: Er umfasst neben 1)
und 2) auch Klasse 3), also
Vor-Stellungen von
Vor-Stellungen
. Diese letzteren sind
Noumena im Sinne von Kant, KrV.
Mit dieser Typologie können wir die Darstellung von
Johannes Heinrichs etwas umformulieren, nämlich die Bereiche
Kunst und
Mystik
(Heinrichs 1983) als verschiedene Reflexionsformen von SEM nach SEM markieren.
Dazu Johannes Heinrichs:
... umfassen die Ebenen Sprache, Kunst,
Mystik jedoch Vollzugsarten, die grundsätzlich neue Reflexionsstufen
gegenüber dem einfachen Handeln darstellen.
Heinrichs 1983, p. 248, 3.1.3
Für die Semiotik kommt jedoch der
höchstreflektierten Stufe des Handelns im engeren Sinn, dem
medialen oder
Ausdruckshandeln, die grösste Bedeutung zu
und innerhalb dieser Stufe nomals dem eigentlichen
Zeichenhandeln.
Heinrichs 1983, p. 252, 4.3.4
Im Bezug auf die
Drei-Gliederung der
Vor-Stellung
(SUB <-> OBJ <-> SEM)
lässt sich die Typologie der Vollzugsarten auf folgende Weise
darstellen:
Handeln ist
kein
Reflexionsbogen:
SUB -> OBJ
Wissenschaft ist ein
Reflexionsbogen folgender Art:
OBJ -> SEM
Die positiven Wissenschaften orientieren sich mehrheitlich an
Faktenwissen
, also
Wissen über
Dinge
der materiellen OBJ-Welt.
Wissenschafts-Theorie ist ein
Reflexionsbogen folgender Art:
OBJ -> SEM1 -> SEM2
Kunst ist ein Reflexionsbogen
folgender Art:
SEM1 -> OBJ -> SEM2
Bedeutung wird in Objekte
investiert, diese werden bedeutungs-haftig (oder zeichenhaftig) behandelt, und
gehen als solche wieder in den Bereich SEM ein.
Poesie ist ein Reflexionsbogen
folgender Art:
SEM1 -> SUB -> SEM2
Mystik ist ein Reflexionsbogen
folgender Art:
SEM0 -> (NICHT-OBJ) ->
SEM00
Daher spricht man in der Mystik auch von
Bewusstsein ohne
Objekt
, oder
Non-Duales
Bewusstsein
.
SEM
0 ist inhaltsleeres
Bewusstsein(
ohne
Objekt
).).
SEM
00 ist reflektiert inhaltsleeres
Bewusstsein(
ohne
Objekt
).
).
Zur Struktur des 00, siehe Louis H. Kauffman: Virtual
Logic - Infinitesimals and Zero Numbers
Zur Mystik, siehe Heinrichs (1993:
258-259)
Wo das Schweigen zum Thema wird, darf die
Semiotik wohl "aufhören"
, aber nicht
haltmachen.
Heinrichs (1993: 258)
Philosophie ist ein
Reflexionsbogen folgender Art:
SEM1 -> SEM2 ->
SEM3
Hegel formuliert in seinen Werken den Gang dieses
Reflexionsbogens in allen seinen Phasen. In (1969, p. 311) führt er es
explizit auf das
Gnothi se auton. als
Ur-Sprung und
Archae der
Reflexionstheorie zurück. Wichtig im
Zusammenhang der
Triadik der Noologie ist vor
allem, dass diese Reflexions-Struktur zwar unendlich viele Brechungsformen
erzeugen kann, aber ihre Struktur selber ist
triadisch, und nur
triadisch
;
d.h.:
Alles was
ist, ist in dieser Struktur
{er/ent/ge}halten
,
und es gibt keine Struktur ausser dieser
Struktur
.
[121]
Die Noologie richtet sich auf die Faktoren des
Nous, im Sinne von
Bedeutung und
Gedächtnis. In dieser Hinsicht verfolgt die
Noologie ein ähnliches Thema wie Hegel mit der
Phänomenologie des
Geistes
, aber da Hegel sein System auf eine
Terminologie aufbaute, die für heutige Leser nicht mehr verständlich
ist, und seine Form des Idealismus auch nicht mehr zeitgemäss ist, geht die
Noologie eigene
Wege.
[122]
Eine andere wesentliche kontrastierende Bedeutungs-Facette der Noologie
orientiert sich an
Spenglers Programmatik der
Geschichtswissenschaften
.
[123]
Während die positiven Wissenschaften sich auf das Phänomen der
Wiederholbarkeit begründen, basiert die
Noologie in Anklang an Spengler auf der
Einmaligkeit als wesentlichem Charakteristikum
der
Geschichtlichkeit. Diese Einmaligkeit ist
wiederum untrennbar mit dem Phänomen des
(kulturellen)
Gedächtnis verbunden, das vor allem
einmalige Ereignisse im Denken
verewigt und damit
versucht, sie
unvergänglich zu machen.
Dieser
Modus der Unsterblichkeit ist ein Erbe des
altgriechischen
epischen
Denkens,
[124]
das uns
durch die Werke des
Homer noch gegenwärtig
ist.
1.6. Das Spannungsfeld von Wissen und Macht
1.6.1. LhWissen oder LaKnowledge
... und die pragmatische Eingrenzung der Noologie
Für eine pragmatische Eingrenzung der Noologie wird der
engere Bedeutungsbereich der Noologie durch den Term
LhWissen oder
LaKnowledge
gegeben.
[125]
Dies
heisst umgangssprachlich:
Handlungs-Wissen, oder
genauer:
Lebenspraktisches, Handlungs-relevantes
Wissen
.
Die Noologie zielt wesentlich auf die
Kluft zwischen
Wissen und Handeln. Im Gegensatz zu
Bacons (falsch
zitiertem) Diktum: "Wissen ist Macht"
, nützt Wissen
allein überhaupt nichts, um irgendetwas praktisch umzusetzen. D.h. um
Wissen in Macht zu konvertieren, bedarf es der
Eingreifmittel,
Werkzeuge oder
Waffen (analog zu Marx:
Produktions- und
Destruktions-Mittel
).
Ein Denken, das weder auf das Handeln
abzielt noch es wünscht, ist ohne Belang. Die reine Spekulation wiegt in
der Philosophie genauso schwer wie ein Konzil der Kirchenväter, das
müßige Fragen verhandelt und dessen eigentlicher Grund in etwas ganz
anderem liegt, nämlich in der Anwendung der Rhetorik, die die Aufteilung
der christlichen Welt und die reale politische Herrschaft zum Zwecke
hat.
1.6.2. Das Im-Perium
Die entscheidende Frage bleibt doch diese:
weshalb ereignet sich für das griechische Denken und somit für das
abendländische, im besonderen für das europäische Denken und
damit für uns noch heute die Prägung seines Wesens von dem her, was
griechisch
légein und
lógos heisst...
welche Ansicht über das Wesen des
Denkens zur Herrschaft kam und noch gilt.
Heidegger (WHD, 102)
Das
Im-Perium ist in der
Noologie der Sammelbegriff für alle Arten und Methoden zum Errichten und
Erhalten der
Genzen von Denk- und
Erfahrungsräumen
. Es ist für den
vorliegenden Zweck unerheblich, ob das lateinische Wort
Imperium
(
Herrschaft,
Befehl,
Macht,
Gewalt,
Reich,
Staat) etymologisch mit dem griechischen
Pera und
a-peiron
verwandt ist oder nicht. Teilweise überdeckt sich das semantische Feld von
lat.
imperium mit der griechischen
archae, die wiederum in lat.
principium
(
Anfang,
Beginn,
Herrschaft,
Befehl,
Macht)
wiederzufinden ist, und die
archae ist eine
Denkfigur, die wir im
a-peiron wiederfinden. Die
semantische Rhizom-Verbindung geht auch über die griech.
em-p{e}iria
(Erfahrung
, Geschicklichkeit
,
Übung
, Kenntnis
), und mit
pragma{sis/tikae}
(Handlung
,
Beschäftigung
, Geschäft,
Wirklichkeit
, Staat
,
Politik
, Macht
) schliesst sich
das Semantik-Rhizom
wieder. Die
peras
und das a-peiron
sind
Schlüsselterme des altgriechischen Denkens, und das Begriffliche
Eingrenzen
ist die Denktechnik, die den Weg des
Abendlandes nach Aristoteles gekennzeichnet hat. Dies ist auch die Botschaft,
die uns Heidegger in WHD gibt.
Ich mache jetzt die etwas weiter gehende Annahme, dass das
heute herrschende Weltbild ein Im-perium
ist, das sich
auf Grund bestimmter Eigendynamiken etabliert hat oder das installiert wurde,
und das sich zwingend für alle Menschen als die "einzig erfahrbare
Welt"
etabliert
hat.
[126]
Dies ist je nach Lehrmeinung, entweder ein evolutiver (etwa nach der
Evolutionären Erkenntnistheorie) (und/ oder auch) ein sozialer,
geschichtlicher Prozess gewesen, der unter anderem darin bestand, dass man den
Menschen Denk- und Erfahrungszäune umgelegt hat, woraufhin sie nicht mehr
in der Lage waren, irgendetwas anderes "Wahr"
zu nehmen,
als das, was das Im-perium
des herrschenden Systems
ihnen erlaubt. Ich arbeite dies in den Kapiteln unter "Gedanken, ihre Bahnen und
ihre Grenzen" und "Die Pre-Skripte des Massenbewusstseins" weiter
aus.
[127]
Die Vorgehensweise der
Noologie besteht darin, das "Im-perium"
dieses
herrschenden Systems zu dekonstruieren. Und dazu müssen wir uns erst einmal
mit "Pera-Noesis"
vertraut machen.
Ur-Schlachten von Kosmos und Chaos
... though unhappily in science, as
in politics, it is often hard to reorganize without some brief period of
overthrow.
Feyerabend (1975, p. 100)
Ich habe in verschiedenen Schriften über die
Peras,
[128]
die Grenzen des Denkraumes geschrieben, sie sind in gewisser Weise so etwas wie
die Fessel des
Fenris-Wolfes, die in der nordischen
Mythologie beschrieben wurde:
[129]
Gleipnir, Geschmiedet aus dem Bart der Frau, dem
Schall des Katzentritts, dem Atem der Fische, und ähnlichen
unmöglichen Ingredienzen. "Pera-Noesis"
ist eine
Denktechnik zum Auf- und Ent-Decken dieser Grenzen, natürlich zum Zweck,
das Überschreiten zu ermöglichen. Aber solche Grenzüberschreitung
wurde schon immer mit strengen Strafen geahndet, und nicht umsonst heisst der,
der zum Überschreiten von Grenzen auffordert, der Peirazo, der
Ver-Führer oder Ver-Sucher, und wird in der Bibel mit allen Attributen des
Teufels ausgestattet. (Siehe auch die entsprechende Szene aus Goethes Faust, in
der Mephisto den Faust auf einen hohen Berg führt.)
In der Tat ist auch eine gewisse Notwendigkeit einer
Einzäunung der Denk- und Erfahrungsräume nicht von der Hand zu weisen,
denn wenn man sie unbedacht aufhebt, dann kann es wirklich dazu kommen, "that
all hell breaks loose". "Pera-Noesis" kann leicht in "Para-Noia" umschlagen, in
Wahnsinn und Schlimmeres. Man sollte also subtil und vorsichtig damit umgehen.
Das Hintergrundthema dazu ist der Ur-Kampf der Kräfte des Kosmos gegen die
Kräfte des Chaos. Hiervon handeln viele Urzeitmythen, auch die Genesis,
nämlich wie "Recht und Ordnung"
in die Welt
eingeführt wurden, aber in den meisten Mythen ausser der Genesis, konnte
dies nur unter allergrössten Kämpfen, Schlachten, und Opfern erreicht
werden. Und davon handeln auch so ziemlich alle nach-geholten Mythen, die man
heute im Kino sieht, wie z.B. die "Herr-der-Ringe"
Story, und alles mögliche weitere. Man muss nur verstehen, dass all diese
Skripte Nach-holungen der alten Ur-Skripte sind, die heute kaum jemand noch
kennt, wenn man nicht die alten Mythologien einigermassen überblickt, und
sie nicht als Ammenmärchen abtut, sondern ihren tieferen Gehalt verstehen
möchte. In der Genesis ist das Thema des primordialen Kampfes zwar noch
vorhanden, aber mit einem Kunstgriff "aufgehoben"
,
nämlich so, dass die Rebellion des Luzifer gegen Gott erst NACH der
Schöpfung stattgefunden haben soll. Wer aber all die anderen Skripte kennt,
für den dürfte klar sein, dass auch der Gott Yahwe sich erst nach
einem harten Kampf gegen Luzifer ab- und durchsetzen
konnte.
[130]
Aber das darf nach
abrahamitischer Ideologie eben nicht sein, weil eben alles von Gott ausgeht und
durch ihn entstanden ist, ausser der Sünde, natürlich, von der sich
keiner so richtig erklären kann, wie sie eigentlich entstanden
ist.
1.6.3. Wissen und subtile Formen der
Macht
Das Prinzip der Spannungsfelder wird in den verschiedenen
Kapiteln anhand von verschiedenen Anwendungsfällen erläutert. Das
Spannungsfeld von "Wissen und Macht"
hat einen dritten,
unsichtbaren Pol: Die
Gewalt und den
Zwang. Wissen ist zwar nicht ohne Qualifikation
mit Macht gleichzusetzen (s.o.), aber es ist ein Thema der Macht, bei dem
subtilere Mittel als (Androhung von) pure/r Gewalt und Zwang zum Einsatz kommen.
Konventionelle Macht in Verbindung mit Zwang wird in der Noologe als
Macht-I bezeichnet. Die subtileren Formen der
Macht werden in der Noologie
Macht-II Komplexe
genannt, und sind das Zentralthema von NOO1, Teil III: "Eine Strukturtheorie von
Wissen und Macht".
[131]
Dieses Kapitel
basiert auf dem
Logos-Prinzip des
Heraklit
und gibt eine
von
Neumannsche spieltheoretische Einbettung. Ein passendes geschichtliches Beispiel
des "Wissen=Macht"
Komplexes ist die Entwicklung der
christlichen Herrschaftssysteme aus den Anfängen
einer
Underdog-Religion im antiken Rom, bis hin zum
universalen Machtanspruch der
Renaissance-Päpste.
[132]
In der
Macht-Geschichte der Herrschaftssysteme der Christenheit lässt sich
exemplarisch verfolgen, wie eine offensichtliche Machtlosigkeit umgewandelt
werden kann in ein subtileres System, das letztlich in der Lage ist, einen noch
so gewaltigen Machtkomplex von innen auszuhöhlen und ihn letztlich zu
besiegen. Allerdings, es gibt den kleinen Haken, dass die neuen Herrscher
schnell auch das Instrumentarium der Gewalt in ihre Hand nehmen und dann genauso
gewissenlos handhaben wie die alte
Herrscherclique.
[133]
Es existiert eine
geschichtlich auffällige Parallele des
Pantokrator-Mythos von Christus, der entstand,
als die
Messias-Phantasmen der Juden unter den
Nagelsandalen der
Römischen Legionen zertreten
worden waren, zu dem Aufstieg der
Systeme des Absoluten
Geistes
im dt. Idealismus, die vor dem Hintergrund
der vollendeten Ohnmacht der Deutschen vor den
Napoleonischen Legionen, und der Welt-Dominanz der
englischen Seemacht entstanden. Hier wie dort wurde ein
transzendentes System
der absoluten Macht
konstruiert, mit dem man sich
aus dem
Trauma der offensichtlichen Ohnmacht zu
retten suchte.
[134]
Es gibt mehrere Formen
subtiler Macht, die ohne (Androhung von) Gewalt auskommt. Eine andere Form ist
das
Charisma, und eine weitere, sehr paradoxe,
ist die
Liebe. Das wird weiter unten behandelt.
Weitere Entwicklungsformen subtiler Macht sind in Asien weit bekannt, hier im
Bereich buddhistischer Systeme oder als
asiatische
Kriegskunst des
Wu Wei (Weg des Wassers) und die
Kunst der Täuschung des
Sun Tsu (siehe weiter unten).
Wissen als Macht erzeugt ein Spannungsfeld, das soziologisch
nicht aufzulösen ist. D.h. es wäre unmöglich,
machtfreies
Wissen
per Gesetz oder sozialen Kontrakt
einzuführen. Die
Ordnungsprinzipien, die dem
Wissen(s-drang) unterliegen, sind die höchste und subtilste Form von Macht.
Wissen ist Verfügungsgewalt, weil es den Eingriff
in jedes beliebige Geschehen (über dessen Regeln man etwas weiss)
erlaubt,
[135]
um den
Ausgang dieses Geschehens im Sinne des Wissenden und Handelnden zu beeinflussen.
In der
Hegelschen Diktion ist der Weltgeist auch das
Urprinzip der Macht, mit dem der den Menschen innewohnende Drang objektiviert
wird, dieser Drang ist nicht nur der "Wille zur Macht"
,
mit der vielleicht einzelne Menschen oder Gruppen
herrschen, sondern die Menschen werden ebenso von
diesem Willen
be-herrscht. Der
Fortschritt des Geistes durch die Geschichte
äussert sich eben darin, dass die Menschen unaufhaltsam getrieben werden,
sich mehr und mehr des Umfelds der Natur zu bemächtigen, und zwar nur um
des puren Überlebens willen, weil jeder einmal gemachte
"Fort-"
Schritt ein zwingendes
fort-weg-schreiten vom
(imaginären)
[136]
Gleichgewicht ist. Das Prinzip des
Geistigen an
Sich
wird beherrscht durch den
Drang des
Willens
(nach Schopenhauer), und ist in
wissenschaftlicher Sprechweise ein Phänomen der
Autokatalyse. Wissen ist in anderer Formulierung
der Prototyp des "Im-Perium" (wörtlich:
das
In-Grenzen-Setzende). Deshalb habe ich eine spezielle Schreibweise des
"Im-Perium"
gewählt, um den systematischen Begriff
von seiner politischen Anwendung abzusetzen.
1.6.4. Macht, Geist und Geld: Der
Kapitalismus
Seinen geschichtlichen Höhepunkt findet der Aufstieg
subtiler Prinzipien der Macht in der Form der Akkumulation des Geldes, bzw. des
Zinseszins-Mechanismus. Geld ist die perfekteste Ausdrucksform des
Geistigen
an Sich in seiner Manifestation als Macht. Es erlaubt die vollkommensten
Formen der Herrschaft, weil der offensichtliche Zwang alter
Autoritäts-Herrschaften ersetzt wurde, durch eine Notwendigkeit, die die
Form von Naturgesetzen angenommen hat, wie es in den heutigen neo-liberalen
Wirtschaftstheorien dargestellt wird. Geld ermöglicht eine extrem feine
Redistributions- und Konzentrations-Struktur von Macht, gegen die andere System
plump und ineffizient wirken. Das gescheiterte Experiment des Realen
Existierenden Sozialismus beweist, dass eine rein organisatorische
Kommandoketten-Struktur keine Chance gegen das Geld-System hat. So lassen sich
die Legionen der Wirtschafts-Soldaten heutiger kapitalistischer Imperien mit
einem fein verteilten Belohnungssystem dirigieren, in dem jeder dieser
Söldner eine (llusion seines) Anteils an der Macht und
Verfügungsgewalt durch die Autorität innerhalb dieses
Machtgefüges erhält. Und sogar die Machtlosen und Unterprivilegierten
in den Industrieländern erhalten über die
Macht des
Konsums
die Möglichkeit, die Arbeitskraft der
Zulieferkräfte der untersten Ebene in der dritten Welt auszubeuten. Das
kann man auch das
Wal-Mart Phänomen nennen.
Diese allumfassende globale Form der Macht zerstört aber unaufhaltsam das
ökologische System des Planeten, was am deutlichsten an dem Effekt der
Ver-Wüstung zu erkennen ist. Siehe
Nietzsche:
die Wüste
wächst
.
[137]
Die Wüste wächst: weh, wer zur
Wüste ward!
Wüste ist Hunger, der nach Leichen
scharrt.
Ob Quell und Palme sich hier Nester baun
...
Der Wüste Drachenzähne kaun und
kaun
Denn Sand ist Zahn an Zahn,
vielfräßige Pein
Bringt kinnladenhaft hier Stein auf Stein
reibt ewig hier Kinnladen nimmer müd
...
Vielfräßiger Hunger malmt hier
Zahn an Zahn
Der Wüste Drachenzähne
...
Sand ist Gebiß, ist
Drachen-Zähnesaat
Das malmt und malmt ? das malmt sich nimmer
matt ...
Sand ist die Mutter die ihr Kind gekaut
Mit fliegendem Dolche in deren Haut
...
Nietzsche,
Fragmente
[138]
1.7. Emotion und das Element der "Liebe"
Unstet treiben die Gedanken / Auf dem
Meer der Leidenschaft
Schiller, Gedichte: Würde der Frauen
Die Vernunft macht es wie alle Sklaven: sie
verachtet friedliebende Herren und dient einem Tyrannen. Mitten im Kampfe mit
heftigen Leidenschaften läßt sie uns im Stich; sie vertheidigt uns
nur gegen kleine affections.
Nietsche,
Fragmente
[139]
Wäre Petrarka’s Leidenschaft
befriedigt worden; so wäre, von Dem an, sein Gesang verstummt, wie der des
Vogels, sobald die Eier gelegt sind.
Schopenhauer: Metaphysik der Geschlechtliebe, (WWV Bd.2,
Buch4, Kapitel 44)
Le coeur a ses raisons que la raison ne
connaît pas.
Das Herz hat seine Vernunft, die die
Vernunft nicht kennt.
Dieser prägnante Satz von
Blaise
Pascal eröffnet einen Zwischenraum in der Kartesischen Spaltung von
Körper und Geist und kann uns wieder in jenen dritten Bereich (animus)
führen, der als Seele (anima) irgendwo zwischen den Bereichen des
körperlichen (materiellen) und des geistigen (spirituellen) unsicher
schwebt.
Die verbale Differenzierung zwischen Vernunft (nous) und
Verstand (ratio) gestaltet sich im Deutschen und im Gebrauch der deutschen
Philosophie ganz anders als im Französischen und im Englischen und der
Philosophie, die diesem Denken entsprungen ist, insb. von Descartes: (mind,
reason, intelligence, intellect). Nach Heidegger (WHD) war es der Kardinalfehler
der lateinisch geprägten Philosophie, den
lógos als
ratio zu interpretieren. Stellvertretend für
diesen Denk-Sprung steht hier Augustinus, als der erste wirklich lateinische
Denker der abendländischen Menschheit.
Das rationale Denken des Logos setzt sich in Opposition zu dem
chaotischen Spiel der Emotionen, aber alle
Rationalität schwimmt nur wie eine
Insel in einem
Meer der Emotion. Die Wichtigkeit der Emotionen für das System der Noologie
lässt sich am besten dadurch demonstrieren, dass ein Grossteil der
Geistesgeschichte der Menschheit, und ein noch grösserer Teil der
Religionsgeschichte ein
Kampf gegen die Emotionen war.
Die Schriften der Kirchenväter, und an herausragender Stelle, die
Confessiones des
Augustinus berichten davon ausführlich.
Norbert Elias hat mit seinem Werk vom
"Zivilisationsprozess" eine sekularisierte Version davon gegeben. Emotion steht
als Sammelbegriff für das
"
animalische"
,
[140]
das den Menschen regiert, und der
Logos-Geist steht in
einem beständigen Ringen, dagegen Bastionen aufzubauen. Doch im
animalischen steht der Menschen noch weit
über den Tieren, und das Extrem dieser Skala ist das
bestialische, das aber auch nur ein Attribut des
Menschenseins sein kann, Tiere sind dazu nicht fähig. Das Vermögen der
Rationalität ist gehirnphysiologisch mit dem
Neokortex, also der
Grosshirnrinde assoziiert. Emotionen sind
aufgrund der Erkenntnisse der Neurologie der phänomenale Ausdruck des
hormonalen Kräftespiels von einigen wenigen
Schlüsselsubstanzen, wie
Dopamin,
Serotonin,
Noradrenalin,
Testosteron,
Östrogen, etc, die über Gehirnzentren
wie das
Limbische System,
Hypothalamus, und die
Amygdala ihren Einfluss auf das Gefühlsleben
nehmen.
[141]
Die Wirkungsweise dieser
Substanzen entspricht sehr genau einem
multipolaren
Spannungsfeld, und ähnlich chaotisch wirken sie sich auf die
Stimmungs-Schwankungen im menschlichen Empfinden aus. In der alten
Galenischen
Medizin-Systematik
[142]
sprach man in
intuitiver Einsicht noch von den "
humores"
, also
den
Körpersäften, die die vier bedeutsamsten
menschlichen Charaktertypen bestimmen:
Sanguiniker,
Choleriker,
Phlegmatiker, und
Melancholiker. Und wie Aristoteles schon
bemerkte, die
Philosophen rekrutieren sich vorzugsweise
aus den Reihen der
Melancholiker.
[143]
Jetzt soll diskutiert werden, warum das Thema der
"Liebe"
vor dem Allgemeinbegriff der
"Emotion"
explizit als Titel-Thema der Noologie
geführt wird.
[144]
Emotionen sind ein
Sammelbegriff, der zum grössten Teil
Befindlichkeiten umfasst, also Phänomene,
die allein dem
SUBjektiven
[145]
Bereich angehören. Liebe
und
Hass
sind die wesentlichen Vertreter aus dem Feld der
Emotionen, die nur im intersubjektiven Kontext einen Sinn haben. Man kann seine
Liebe nur auf ein anderes Wesen richten, und für OBJekte ist das Wort
"Liebe"
fehl-angebracht.
[146]
Das spezielle Spannungsfeld zwischen "Liebe"
und "Wissen
& Macht"
beruht darin, dass in der
Liebe ein weiterer Aspekt subtiler Prinzipien der Macht
verborgen ist. Wissen in seiner Inkorporation als Macht-Prinzip beinhaltet alle
Konnotationen der Rationalität, also der Prinzipien der
Unter-Ordnung durch ein einigendes,
herrschendes Prinzip, das die Unter-Ordnung
entweder durch
Einsicht oder
Notwendigkeit einfordert. Hier findet sich das
Instrumentarium der Redekunst und des mathematischen Beweises. In dieser
Struktur sind die positiven Wissenschaften und die christliche Theologie
identisch. Heute hat das Natur-Gesetz das Gesetz Gottes sang- und klanglos
abgelöst, aber es ist strukturell identisch, und es ist gewissermassen
seine "Fortsetzung mit anderen Mitteln". Statt göttlicher Willkür
herrscht nun das Prinzip der Notwendigkeit.
Da lerntest du, unterbrach Zarathustra den
Redenden, wie es schwerer ist, recht geben als recht nehmen, und dass gut
schenken eine Kunst ist und die letzte listigste Meister-Kunst der
Güte.'
Nietzsche, Zarathustra, IV, "Der freiwillige
Bettler"
Das Spannungsfeld von "Liebe und
Wissen"
wird paradigmatisch von Paulus im ersten Brief
an die Korinther aufgetan: "Und wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel
redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich ein dröhnendes Erz
oder eine klingende Schelle..." Als zweite grosse Religion nach dem
Buddhismus
[147]
führte das Christentum den Faktor "Liebe"
in eine
allgemein verbindliche normative Sozialtheorie ein. Im Kontext der Macht nimmt
die Liebe eine spezielle Stellung ein, weil man sich gegen fast alles wehren
kann, nur gegen die Liebe nicht. Dies ist ein entscheidender Machtfaktor, den
die Christen entdeckt hatten. In ihrem Instrumentatium der
Beeinflussung trat die Liebe dann vor allem in
den Formen der
Sanftmut und der
Überzeugung auf. Beide Faktoren spielten
eine entscheidende Rolle in der Ausprägung christlicher Machtsysteme, und
die
Jesuiten verkörpern wie keine andere
Incorporation die Kombination dieser Faktoren.
Liebe hat mit Wissen und Macht gemeinsam das
Appetenz-Prinzip. Dh. der/die Liebende sucht dem
Ziel seiner Liebe immer näher zu kommen, und in der Religion ist die
"
unio mystica"
der unendlich ferne Endpunkt
dieser der unendlich ferne Endpunkt dieser
Sehn-Sucht. Wenn aber dieser Endpunkt erreicht
ist, dann ist auch der Wille des/der Liebenden mit dem/der Geliebten vereinigt.
Und wie es schon in dem og. Kapitel ausgeführt wurde: die höchste Form
der Macht ist erreicht, wenn der der/die Untergeordnete genau dasselbe spontan
"von selbst"
will, was der/die Übergeordnete gerade
möchte. Anthropologisch gibt es einen signifikanten Unterschied zwischen
Männern und Frauen, was die bevorzugte Form der Herangehensweise betrifft.
Sado-Masochismus ist eine extreme Facette dieser
vielen Spielarten, wie die Liebe die Menschen so
herumtreibt.
[148]
So ist die
"Liebe"
über das Prinzip der
Appetenz auch ein subtiler Machtfaktor.
In dem Faktor der
Sehnsucht
nach dem (kategorisch)
Anderen be-deutet die
"Liebe"
sehr
prägnant
[149]
einen imaginären Gegenpol des eigenen SUBjekt-Ich, das in sich eine
unstillbare Unvollkommenheit spürt, und diese in dem/der
kategorisch Anderen
(
heteros) zu erfüllen
sucht.
[150]
Dieses
Suchen kann nie enden, und führt oft genug
in die
Sucht (bzw. die fortwährende
Suche nach etwas Unerreichbaren ist eine Art Sucht). So
steht die "Liebe"
kategorisch jenseits der
Rationalität, also der
Wissbarkeit, denn es ist das
kategorisch
Andere
, das die Liebe begehrt, und somit ist dies
wissensmässig unerreichbar. So findet sie in dem System der Noologie ihren
Ort
als ein
imaginärer
Platzhalter, über den man wissensmässig wenig sagen kann, weil an
"Liebe"
eben nicht viel zu
"Wissen"
ist, und wenn das "Wissen in/von der Liebe",
etwa im Sinne von "Kennen" oder "Durchschauen" einen instrumentalen Charakter
annimmt, so ist das Verhältnis nicht mehr "Liebe"
sondern "Macht"
. Um es anders auszudrücken: Die
Noologie handelt eben nicht nur von den Dingen, die man "wissen können
könnte"
, also alles nur mögliche Wissbare,
sondern auch von den Dingen, die man aufgrund der "Natur des
Wissens"
niemals wird wissen können. Das ist zwar
ein Widerspruch in sich selbst, aber notwendig, um die Eigenständigkeit der
Konzeption der Noologie von den positiven Wissenschaften und der Philosophie
abzusetzen. Letztere können sich nur mit dem beschäftigen, was man
wissen kann oder könnte, und der Rest "muss leider draussen bleiben". So
bestehen Tendenzen in allen
generisch
philosophischen Systemen, das Nicht-Wissbare irgendwie zu exorzieren, was aber
dazu führt, dass es in allen möglichen und unmöglichen
Erscheinungen dann wieder durch die Hintertür hineinkommt. Und
"Liebe"
ist für das
kategorisch Nicht-Wissbare einer der primären
Kandidaten in einem diffusen Feld von diffusen Begriffen. Um das
Fliessgleichgewicht in einem tripolaren Spannungsfeld-System zu erhalten, ist an
jeder Stelle ein Element von gleicher Wertigkeit oder
Dynamik
[151]
erforderlich. Ansonsten wäre das System nämlich wieder nur verkappt
dualistisch, und bei "Wissen und Macht"
wäre es
eben nur das polare Spiel dieser beiden
Themen.
[152]
Eine weitere subtile Verbindung von Liebe und Wissen findet sich in der
Luther-Bibel: dort ist die formelhafte
Verschlüsselung für den
Geschlechtsakt
die Formulierung "und
Er
er-kannte
sein
Weib".
[153]
1.8. Die Leiden des Wissens
... und die Systematik der Fehler und Schwächen des
Denkens
Zwischen den Bereichen des Wissens, des Wissbaren, und des
absoluten Un- oder Nichtwissens, existiert das grosse Feld der
Denkfehler und
Täuschungen. Dieser Bereich wird in der
Noologie als "die Leiden des Wissens" oder
Noo-Pathologie
bezeichnet.
[154]
Wir können weiter
unterscheiden in diese Fehlerklassen:
1) Die Fehler, die gewissermassen in der Struktur der
logischen und rationalen Denkmethode begründet liegen. Insbesondere:
1a) Fehler, die durch falsche Anwendung der logischen Methode
entstehen.
1b) Fehler, die durch Überschätzung der
Möglichkeiten der Methode entstehen.
2) Die Fehler, die durch Überlastung des menschlichen
Denksystems enststehen. Die Wissenschaft ist heute längst dem Bereich des
Allgemeinverständlichen entglitten, und das hat fatale sozio- und
machtpolitische Konsequenzen, wenn die Wissenschaften (insbesondere die
mathematische Physik) zu (Fundamenten von)
undurchsichtigen Machtkomplexen werden, insb. in der
Waffentechnologie
. Aufgrund der Komplexitäts- und
Massen-Phänomene der heutigen Wissenschaften hat, wie alle Wissenschaftler
eingestehen, niemand mehr den Überblick über Grenz- und
Kollisionsbereiche zwischen den verschiedenen Disziplinen, und so zerfällt
das System der Wissenschaften unter seiner eigenen Dynamik (s.o.: die
Dia-bolik).
1.9. Information War
... und die Systematologie der Irreführung, Lüge,
List, und Täuschung
Eine dritte Klasse der "Leiden des
Wissens"
kann nicht als Fehler oder Schwäche des
Denkens bezeichnet werden, sondern ist im Gegenteil, das Produkt der
höchsten Künste des Denkens. Daher muss es in eine eigene Klasse
systematisiert werden:
Die bewusste Irreführung, Lüge, List, und
Täuschung
.
Diese Systematik ist von jeher eines der wichtigsten Anwendungs-Gebiete von
"Wissen und Macht", nämlich der Kriegführung. Die Kriegführung
mit oder ohne Waffen ist das eigentliche Feld der List und Täuschung. In
neuerer Sprechweise wird dies auch "
Information
War"
genannt. Die Maxime dieser Form des Krieges
wurde von dem chinesischen Strategen Sun
Tsu
[155]
so formuliert: "The best battle is
the battle that is won without being fought."
Im weiteren Sinn gibt es in allen Klasssen- und
Herrschaftsgesellschaften das Prinzip der Beherrschung durch Wissen. Die Macht
der wenigen Herrscher und ihrer Gehilfen (Marx: die Klassengesellschaft) wird
durch die Manipulation der Beherrschten, und des systematisch Unwissend-Haltens
zementiert.
Damit wollen wir uns nun vertiefend der
Systematologie der
Lüge
zuwenden:
[1]
Das Werk von G.
Günther und seiner Nachfolger wird auf dieser Website auführlich
vorgestellt:
(URL)
http://www.vordenker.de
[2]
Heidegger: WHD, "Was heisst
Denken?", Niemeyer, Tübingen (1971).
[4]
Heideggers Gebrauch von
"
heissen" folgt einer triadischen Sprach-Vexier-Logik, die Hegel schon
mit dem
Auf-Heben vorgemacht hat: Das
Heissen kann
heissen:
1)
Be-deuten, 2)
Be-fehlen, 3)
Ver-heissen.
[5]
Die genauere Beschreibung
der Welt der Vor-Stellung findet sich
hier:
->:VORSTELLUNG_WELT, p.56
Reflexive Vorstellungs-Universen /
Reflexionstheoretische Semiotik: Siehe
Reflexionstheorie
[8]
Heidegger: WHD, 95:
"Gedächtnis bedeutet anfänglich das Gemüt und die
An-dacht."
Im folgenden Text, 95-97 gibt Heidegger eine Erörterung
des Wesens-Unterschieds von
Animus und
Anima. WHD, p.
96:
Das lateinische Wort
animus
läst sich auch durch unser deutsches Wort "Seele" übersetzen.
Allerdings möchte ich anmerken, dass "Seele" im heutigen
Sprachgebrauch eher weniger als besser passend ist. Jung hat mit seiner
Archetypen-Lehre ebenfalls eine Distinktion von
Animus und
Anima
eingeführt, aber auch dies ist für die vorliegende Erörterung
eher irreführend. (AG)
"Seele" meint eben hier genau nicht das, was in dem Wort
animalisch anklingt.
[10]
Siehe auch Whitehead's
berühmter Spruch:
"The safest general characterization of the
European philosophical tradition is that it consists of a series of footnotes to
Plato."
Alfred North Whitehead, Process and Reality, p. 39 [Free
Press, 1979]
(URL)
http://www.age-of-the-sage.org/philosophy/footnotes_plato.html
[14]
Z.B. Es regnet / Es
regnet nicht. Es ist Tag / Es ist Nacht. Wie das letzte Beispiel demonstriert,
nützt uns das gar nichts, wenn wir am Polarkreis stehen und es ist der
21.6. um 24:00 Uhr.
Siehe dazu auch Hegels Vorrede zur Phänomenologie,
über die Ortho-Tropologie der formalen Wissenschaften (1986, p. 20-22), die
Erwähnung des A = A auf p. 22.
[15]
Wie wir alle aus der
alltäglichen MiSt Windows Praxis nur zu gut wissen, hat die Boole'sche
Wahrheitsfunktion nicht allzuviel mit Handlungs-relevanter Wahrheit (LhWissen)
zu tun. Computer funktionieren nämlich strikt nach dem Prinzip: Garbage In
/ Garbage Out (GIGO).
[16]
Leider kann aus den
pdf's der Werke von Gotthard Günther nicht zitiert werden, weil es vom
Vordenker-Admin copy-protected codiert wurde.
[17]
(URL)
http://www.cut-the-knot.org/triangle/pythpar/Drama.shtml
[19]
Einige weitere
einführende und tiefergehende Artikel zu diesen philosophischen Kernthemen
sind hier:
Siehe auch die englische Einführung der Noologie:
(URL)
(LOC_DVD)
www.noologie.de/nooa01.htm
[20]
Das lateinische Wort
noscere (temet nosce) ist anscheinend aus dem Griechischen
übernommen (altlatein:
gnoseo), und das moderne englische Wort
"knowledge" scheint ebenfalls ein direkter Abkömmling des alten
griechischen Worts zu sein.
[21]
Das lateinische
nomen (namen) passt ebenfalls sehr gut hier hinein: das
kennen
(
noscere) bedeutet: den
namen nennen können. Die alte
lateinische Legende besagt: wer den
wahren Namen einer Stadt, bzw. ihres
Stadt-Gottes kannte, hatte die
Macht über diese Stadt. Diese
spirituelle Macht findet wiederum in dem lateinische Wort
numen
(Gottheit, göttliche{/s/r} Wink, Geheiss, Gesetz, Macht) ihre
Reflexion.
[22]
In (WHD, 114-115)
spricht Heidegger vom
chaer,
chrae, dem
Brauchen, der
Sitte, dem
Brauch, und dem
Brauchtum, dieses deutsche
semantische Feld umfasst sowohl
nomos wie auch
chrae.
[23]
Siehe Glossar:
Apeiron.
[25]
(Diels 1954,I:12);
(Pleger 1991: 61)
[27]
Ich beziehe mich hier
vor allem auf den anglo-amerikanischen Gebrauch, in dem eine noch direktere
Verbindung zu der lateinischen Wurzel durch das Wort "reason" besteht.
In der Antike versuchten die römischen Philosophen, die
lateinische Formulierung so gut es ging, an die griechische Terminologie
anzupassen, und ein Hauptproblem war die Übersetzung des
Schlüsselterms "Logos", das kein passgenaues lateinisches Pendant hatte.
Die mittelalterliche Philosophie nahm mit Augustinus eine Abkehr von den
griechischen Denkformen, und war seitdem hauptsächlich lateinisch
geprägt.
[28]
Aristoteles
übernahm die Grundlagen seiner Logik, so etwa seine Kategorien, aus der
Grammatik des Altgriechischen.
[29]
Eine phonosemantische
Überquerung zwischen den altgriechischen und lateinischen Begriffen mag es
noch ein wenig verdeutlichen: Die griechische Göttin (
numinose
personifikation) des
nomos hiess
dikae (siehe Fragment des
Anaximandros und Proimion des Parmenides). Das lateinische Wort für
sprechen heisst:
dicere. Dieses Wort heisst auch
weihen,
widmen. Und als Gesetzes-Wort (Gottes), also dem Äquivalent des
griech.
nomos, findet sich das lateinische
dictum.
Eine ausführlichere Diskussion der theologischen
Konzeption von "archae" bei Johannes befindet sich unter:
(URL)
(LOC_DVD)
http://www.noologie.de/desn08.htm#Heading22
[30]
Dies wird wohl am
deutlichsten von dem bekannten Satz des Augustinus charakterisiert:
"Die Wirklichkeit selbst nämlich, die man heute als
christliche Religion bezeichnet, bestand auch schon bei den Alten, ja, sie
fehlte niemals seit Beginn der Menschheit, bis dass Christus im Fleische kam;
seither begann man lediglich, die wahre Religion, die schon immer bestand, die
christliche zu nennen."
(Augustinus : Retractationes, I 12, 3)
[31]
In der Bibel steht:
"Gott hat alles mit Mass und mit Zahl geordnet".
"But thou hast arranged all things by
measure and number", (Wisdom, XI, 20).
Eine sehr gute bildliche Darstellung dafür findet sich in
den Gottesbildern von William Blake: "The Ancient of Days":
(URL)
(LOC_DVD)
www.noologie.de/ancient.jpg
[33]
Agypten, der Urgott Atum
/ Amon, Re bzw. Ptah: F:\mat-phil\bruno\seegers.pdf, p. 333-339
Indien: Kali / Maha Kala
Die Kulte des Chaotischen waren oft mit Menschenopfern
verbunden. Der Kali-Geheimbund der
Thuggees /
Thugs in Indien
ermordete über die Jahrhunderte mehrere Millionen Menschen, bevor er von
den Briten ausgerottet wurde bzw. in den Untergrund getrieben wurde.
Meso-Amerika: Ein ähnlich extremes Beispiel findet sich
in Alt-Mexico, wo man an hohen Festtagen Zehntausende von Menschen auf einmal zu
ihrem Ehren abschlachtete. Siehe: (H)Uitzilopochtli and Tlaloc:
(URL)
(LOC_DVD)
http://www.noologie.de/desn19.htm
[34]
Aristoteles war von
dieser Tradition schon geistig weit entfernt, aber er gab ihr wenigstens noch
eine rationale Erklärung, in dem Begriff der
Katharsis.
In his definitive analysis of tragedy in
the
Poetics (late 4th cent. B.C.), Aristotle points out its ritual
function as catharsis: spectators are purged of their own emotions of pity and
fear through their vicarious participation in the drama.
[35]
Reflexionstheoretisch
(nach Gotthard Günther) wird der OBJektbereich "Positiv" besetzt, und der
SUBjektbereich als "Negativ".
Der Begriff "Positivismus" beinhaltet eine Verschärfung
dieses Prinzips, indem nur noch Phänomene berücksichtigt werden, die
vermittels konstruierbarer technischer Prozeduren zu erzeugen sind, und mit
technischen Messmethoden zu erfassen sind. Alle Bereiche der Introspektion sind
damit ausgeschlossen.
[36]
17.1.8. The emphasis on
non-verbal cultural transmission
[37]
Angelehnt an die
Kenogrammatik von Gotthard Günther. In einem anderen Kontext nenne ich das
auch das "
Leerstellendenken".
[39]
Etwa in der Deutung
durch Rifkin: "Entropy".
[40]
formal bedeutet der
thermodynamische Begriff der
Entropie die Tendenz aller Systeme zu
gleichwahrscheinlichen
Zustandsverteilungen.
[42]
Ich führe das
Prinzip der Spannungsfelder in meiner Dissertation mit vielen Beispielen ein:
Die Ausarbeitung in NOO1 sucht vor allem weiter abstrahierte
Konzeptionen, und bringt weitere Beispiele für das Prinzip.
...
# Chaos is the womb of all things yet to
be.
# Nothing new can emerge until one is
willing to reach into the chaos and pull it out.
# Process of splitting/bifurcation then
occurs.
# Process of achieving consciousness
involves a splitting into opposites.
# Things can remain in a state of oneness
only in the unconscious.
# In consciousness, they must divide into
opposites
# Then we have the experience of
conflict.
# Consciousness (the tree of knowledge of
good and evil) creates through a tension of opposites, the force of which keeps
all dynamic systems activated and morphing, ever becoming new through this
tension of opposites.
[46]
Die Prinzipien der
Meta-Morphologie:
[47]
Das wird damit
erklärt, dass aufgrund der starken Sonnen-Strahlung (UV) die
Blau-Grün-Farb-Empfindsamkeit der Retina der dortigen Menschen
tatsächlich geringer ist als bei den Europäern, wo die Sonne viel
schwächer scheint.
[49]
Siehe auch
Aristotelische Logik,
Boolesche Logik.
[50]
Nach Schrödingers
Gedanken-Experiment, bei dem er sich eine Kiste dachte, in der eine Katze mit
einer Giftgas-Ampulle gebracht wurde, die Ampulle sollte durch das
probabilistische Ereignis des Atomzerfalls zerbrochen werden.
(URL)
http://de.wikipedia.org/wiki/Schr%C3%B6dingers_Katze
Nach der Quantentheorie befindet sich der
Atomkern nach Ablauf der Zeitspanne im Zustand der Überlagerung (noch nicht
zerfallen und zerfallen). Demnach sollte, wenn die Quantenphysik auch auf
makroskopische Systeme anwendbar ist, sich auch die Katze im Zustand der
Überlagerung (lebendig und tot) befinden. Erst beim Öffnen des Raumes
und Beobachtung (Messung) entscheidet sich, ob man die Katze tot oder lebendig
auffindet, das heißt, man kann über den Zustand der Katze vor der
Beobachtung keine Aussage treffen.
[51]
Diese Thematik wurde im
Anbeginn der Philosophie bei Anaximandros formuliert. Rene Thom hat in seiner
Katastrophentheorie den direkten Bezug zu Anaximandros dargestellt.
[53]
O. Spengler: "Reden und
Aufsätze", C.H. Beck, (1938), p 19.: "das ewige Wirken als An- und
Abschwellen von Spannungen", p. 32-39:
das agon. Natürlich lassen
die wenigen erhaltenen Fragmente von Heraklit auch andere Interpretationen zu,
so dass hier nicht behauptet werden kann, dass Heraklit selber nun genau diese
oder jene Version gemeint hatte.
[54]
Die Celsius-Skala teilt
die Spanne des flüssigen Aggregat-Zustands des Wassers in 100 Grade ein.
Heute verwendet man im wissenschaftlichen Kontext die Kelvin-Skala, deren
Nullpunkt bei -273 Grad C liegt.
[55]
Ausführlicher
dargestellt unter: "An einem kühlen, grauen Morgen in der
Welt-Traum-Zeit"
[56]
Das "tönige"
verweist auf die Musik, wo der Wechsel der Tonarten zum essentiellen
Kompositions-Repertoire gehört, damit etwas nicht
eintönig
klingen soll. Die musikwissenschaftliche Kompetenz Nietzsches zeigt sich vor
allem in seiner anfänglichen Bewunderung für und später seinen
Polemiken gegen Wagner.
[57]
Kosmos bedeutet:
Schmuck,
Ornament, und steht philosophisch in der Folge für
alles geordnete im Universum, das man wissenschaftlich erforschen kann. Jenseits
des Kosmos ist das Chaos, und über das gibt es nichts zu sagen, weil es
nicht einmal erfahrbar ist. Das ist aber etwas kategoriell anderes als der
wissenschaftliche Begriff, wie er in der
Chaos-Theorie
vorkommt.
[58]
Natürlich ist der
relevante Faktor hierbei, dass die Sonne die weitaus grösste gravitationale
Masse aufweist. Die (denkbaren) Anomalien gravitationaler Systeme werden im
Unter-Kapitel 3 von (NOO1, Teil II) "Die Mühle des Hamlet"
behandelt.
[59]
Wesentliche Materialien
zum Tanz sind hier:
"18.1.1. Kinemorphae, Kinesics, Kinesthetics and Rhythm":
(URL)
(LOC_DVD)
http://www.noologie.de/desn24.htm
Weiteres Hintergrund-Material findet sich in den Schriften von
Hertha v. Dechend.
Der im Westen fast ausschliesslich dominierende
Paar-(Partner)-Tanz deutet auf das dualistische Potential des Denksystems hin,
das diese Zivilisation dominiert. Die alten Gruppen- und Reigentänze werden
nur noch auf folkloristischen oder esoterischen Veranstaltungen aufgeführt.
Aber auch hier hat man die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Denn neben den
Schwerkraftpunkten der Tanz-Partner ist natürlich die Gravitation der Erde
das bestimmende Element. Heinrich v. Kleist hat in seiner Abhandlung über
das Marionetten-Theater einige der Absonderlichkeiten von Chaos-Pendeln anhand
der manchmal unirdisch wirkenden Bewegungen von Marionetten anschaulich
dargestellt.
[60]
Die christliche
Vorstellung der Hl. Trinität Gottes weist vielleicht auf eine
tiefgründige reflektionstheoretische Notwendigkeit für die
Tripolarität hin.
[61]
Eco, Umberto: Die Suche
nach der vollkommenen Sprache, C.H. Beck, München (1994)
und: Margret Magnus: "Phonosemantics".
(URL)
http://en.wikipedia.org/wiki/Ideophone
(URL)
http://en.wikipedia.org/wiki/Sound_symbolism
"phonosemantics is a branch of linguistics and refers to the
idea that vocal sounds have meaning".
(URL)
http://www.minervaclassics.com/clumps.htm
(URL)
http://www.percepp.demon.co.uk/soundsmb.htm
(URL)
http://www.conknet.com/~mmagnus/
[63]
das
Werden
führt diesen
phonosemantischen Wandelgang weiter fort, in ein
verwandtes Bedeutungsfeld, das durch den Übergang des Klangs markiert wird:
w{a/e/i}r{d}, es
ward, es
wird.
[64]
(URL)
http://de.wikipedia.org/wiki/Pater_Brown
(URL)
http://de.wikiquote.org/wiki/Das_schwarze_Schaf
[65]
Mohammed wird auch als
der "letzte der Nabijim" bezeichnet. Die Nabijim waren die Propheten der alten
semitischen Kulturen, von denen die Propheten der Bibel gerade die waren, die
bei den Israeliten mitwirkten an der Bildung des dortigen heiligen Kanon, der
Torah. Bei den anderen Völkern gab es diese Tradition von
Wissensträgern unter den Namen Aoidoi, Rishis, Skalden, Barden, oder
Griots. Die Germanen, die ansonsten als ziemlich unzivilisiert angesehen werden,
hatten als Hauptgott den Odin, oder Wodan, und dieser war der Gott der Weisheit.
Das war schon ziemlich ungewöhnlich für einen vorchristlichen
Pantheon, in dem die Götter sich sonst durch allerhand un-intellektuelle
Neigungen hervortaten, wie z.B. Zeus, der sich vor allem durch seine
Weibergeschichten im Menschheitsgedächtnis verewigt hat. IMHO ist es kein
Zufall, dass
audae und
aoide lautlich mit
Odin und
Wodan direkt übereinstimmen. Das moderne Wort
Ode weist
direkt auf diesen Zusammenhang hin.
[66]
Siehe dazu auch Hegel
(1986, p. 539): Die
Erynnie, die
grausame, unmenschliche Seite der
Religion, die
Raserei der Priesterin, die
unmenschliche Gestalt
der Hexen.
[67]
La ilaha illa
'llah, Muhammadun-Rasulullah
[69]
Man könnte auch
sagen:
Altes Testament:
Bibel DOS,
Neues Testament:
Bibel NT,
Koran:
Bibel XP,
und so brauchen wir halt bald mal wieder was neues:
Bibel
Vista.
Und siehe wie bei MiSt Windows, die neueren Versionen
müssen nicht unbedingt die besseren sein.
[70]
Siehe dazu Heideggers
Diskussion zu Nietzsches Diktum "Die Wüste wächst", (WHD, 10-47), und
die Diskussion zum Wesen der Technik (WHD, 48-56): "Das Wesen der Technik ist
nichts Menschliches". (WHD, 53).
[72]
F:\mat-phil\bruno\seegers.pdf
[73]
Bruno, Giordano:
Über die Monas, die Zahl und die Figur als Elemente einer sehr geheimen
Physik, Mathematik und Metaphysik, Meiner, Hamburg (1991)
(URL)
http://www.fortunecity.com/emachines/e11/86/mathexp.html
[74]
(URL)
http://en.wikipedia.org/wiki/Shamrock
(URL)
http://news.bbc.co.uk/1/hi/uk/3519116.stm
(URL)
http://www.riverdeep.net/current/2002/03/031102_stpatrick.jhtml
"Some believed that St. Patrick explained
the concept of the Trinity in Christianity using a shamrock he found growing at
his feet. More likely, the three-part leaf was worn by the people of Ireland as
a symbol of the cross. It is assumed, however, that St. Patrick knew about the
significance of the shamrock in other religious and pagan traditions, and may
have incorporated it into his explanations and teachings."
(URL)
http://columbia.thefreedictionary.com/clover
"Clover was used by the Greeks in garlands
and other decorations. The druids held it sacred. It is said to have been the
early emblem of Ireland from which the shamrock is derived, and it is an emblem
of the Trinity."
[75]
Das älteste
Vorkommnis des Triskellion findet sich im neolithischen Monument New Grange in
Irland.
[76]
(URL)
http://en.wikipedia.org/wiki/Book_of_Kells
[77]
Charpentier, Louis: Die
Geheimnisse der Kathedrale von Chartes, Droemer Knaur (1999)
(URL)
http://deu.archinform.net/projekte/72.htm?ID=bd17b85d65af46d3a3f486d5f65e44e5
(URL)
http://de.wikipedia.org/wiki/Tafeln_von_Chartres
Pilgrim's Progress, John Bunyan
Die Pilger von S. Diago de Compostela:
(URL)
http://www.google.com/search?num=100&hl=en&lr=lang_en%7Clang_de&safe=off&q=%22Pilgrim%27s+Progress%22&btnG=Search&lr=lang_en%7Clang_de
Die Suche nach dem Königreich des
Priester
Johannes oder
Prester John,
Presbyter John.
Sieher wiederum das
Gedanken-Labyrinth von
Umberto
Eco:
Baudolino.
[78]
Das Labyrinthmuster ist
ebenfalls eines der ältesten und heiligsten Symbole, und taucht in der
Noologie sozusagen versteckt auf, weil es spiralig ist, und das Triskellion kann
als Konfiguration von 3 Spiralen gezeichnet werden. Diese Fussbodenmuster wurden
in vielen Kirchen leider von unwissenden Kirchen-Verwaltern wieder
herausgerissen.
(URL)
http://en.wikipedia.org/wiki/Labyrinth
(URL)
http://www.egreenway.com/meditation/labyrinth.htm
[79]
also called the Hindu
trinity, Wikipedia:
(URL)
http://en.wikipedia.org/wiki/Trimurti
(URL)
http://www.google.com/search?hl=en&q=trimurti&btnG=Google+Search
[82]
Siehe: Nietzsche,
Zarathustra, IV, "Der freiwillige Bettler":
So wir nicht umkehren und werden wie die
Kühe, so kommen wir nicht in das Himmelreich. Wir sollten ihnen
nämlich Eins ablernen: das Wiederkäuen.
[83]
"Moral, Ethik und Ethos,
Ethnos und Ethnie"
[84]
Diese Geschichte
erzähle ich ausführlicher unter: "An einem kühlen, grauen Morgen
in der Welt-Traum-Zeit"
Siehe auch:
[85]
Eine vergnügliche
Diskussion dieser theologischen Spitzfindigkeiten wird von
Umberto Eco in
seinem Roman
Baudolino inszeniert.
[86]
Logisch: Das
Aufgehängt-Sein in einem Quattrolemma.
Der deutsche Vulgär-Ausdruck des
Verreckens
für
elend Sterben, gibt nur beim Kreuzestod einen physiologischen
Sinn. Interessanterweise ist die Figur des Körpers des Gekreuzigten ein Y,
also ein Tripol.
[87]
In dieser Trope des
endlosen Kreislaufs ist der Buddhismus mit dem Hinduismus identisch.
...
Umgekehrt drückte Schopenhauer die Absurdität des
Bösen in der jüdisch/christlichen Schöpfungs-Idee der tragischen
Geschichte der Versuchung in der Genesis aus:
(Parerga und Paralipomena II, Kapitel 15, insb. § 177).
... [so] kommt es heraus, als hätte
der liebe Gott die Welt geschaffen, damit der Teufel sie holen solle; wonach er
denn viel besser gethan haben würde, es zu unterlassen.
[88]
Und in diesem Sinne auch
Ken Wilbers Werke, der versucht das Konzept der Evolution mit dieser spezifisch
christlichen Komponente zu vereinigen. Interessanterweise stützt er sich in
seiner Argumentation aber hauptsächlich auf die hinduistischen und
buddhistischen Quellen, in denen genau das
nicht vorgesehen ist: Dort
gibt es keinerlei Evolution des Geistes, keinerlei Gedächtnis, das mit in
den Moksha/Nirvana-Zustand mitgenommen wird, im Gegenteil, es ist die komplette
Auslöschung, die komplete
Laethe, wie die Griechen es nennen
würden. Eine spezifische Art von Gedächtnis wird im Kreislauf der
Wiedergeburten darin verstanden, dass die Wiedergeburt einer Einzel-Seele, so
etwas wie eine Wieder-Erinnerung an die früheren Leben ermöglicht. Im
Altgriechischen war ein ähnliches Konzept als
A-Laetheia
bekannt.
[89]
Angelehnt an die
Hegelsche Sprechweise.
[90]
Siehe dazu Cusanus:
De ludo globi.
[91]
La ilaha illa 'llah,
Muhammadun-Rasulullah
[92]
Im christlichen Denken
unterscheidet man darum auch fein zwischen dem (materiellen)
Körper,
und dem über-materiellen
Leib.
[93]
Lediglich in PhdG, C.
(DD) "Das absolute Wissen" macht er eine Ausnahme, hier kommt eine
Viergliederung vor. Strukturell unterscheidet sich die Darstellung in diesen
Details von der in der Enzyklopädie, "Dritte Abteilung", "der absolute
Geist".
[94]
Die Momente kennzeichnen
die
inneren Bewegungsprinzipien seines Denkens.
[95]
Ich habe hier eine
abweichende Systematik von Gotthard Günther. Er spricht über "Das
logische Problem des Du" in "Idee und Grundriss" (1978a). IMHO ist das "Du" eben
wirklich nur ein logisches Problem, wenn es in der Kategorie von "Nicht-Ich"
verstanden wird. Aber dieses Problem verschwindet einfach, wenn das "Du" als
"Wir" verstanden wird.
Leider sind die pdf-Seitenzahlen völlig abweichend vom
Text-Inhaltsverzeichnis, so dass hier nur auf die Text-Suche verwiesen werden
kann.
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\downloads\grndvorw.pdf
[96]
Man möge sich dazu
die neueren soziobiologischen Untersuchungen zur
Vermehrungs-Fitness von
stark religiösen Gruppen ansehen (z.b. Moslems, orthodoxe Juden, Mormonen,
Mennoniten). Stark religiöse Menschen haben generell mehr Kinder als wenig
religiöse, haben stärkeren Gruppen-Zusammenhalt und Gruppen-Kontrolle,
stärkere Abgenzung von Nicht-Zugehörigkeits-Gruppen, und sind auch
generell eher bereit ihr Leben (und das von möglichst vielen
Un-gläubigen), für die allein selig-machende Sache ihres ganz eigenen
und ganz besonderen Gottes vorbehaltslos zu opfern: Denn ihnen winkt das
Himmelreich und die Ungläubigen müssen auf ewig in der Hölle
schmoren. Wer es schafft, den Koran von Anfang bis Ende durchzulesen, wird
feststellen, dass die Verdammung der Ungläubigen das Haupt- und
Lei(d/t)-Motif des ganzen Traktats ist. Siehe auch Cato:
Ceterum censeo
Carthaginem esse delendam.
[97]
Der Bindestrich soll
verdeutlichen, dass es sich hier nicht um den konventionellen Begriff der
Vorstellung handelt. Wenn ich im folgenden Text "die Vorstellung" nenne, so
bedeutet das ebenfalls Vor-stellung.
[99]
Auch hier wieder den
Verweis auf die irreführende alte Aristotelische Charakterisierung des
Mensch-Seins als
zoon politikon: Auch Ameisen, Bienen und Termiten
lassen sich als
zoon politikon charakterisieren. Den Aspekt der
höheren Reflexionsformen konnte Aristotes noch nicht formulieren. In der
Platonischen
Politeia geht es noch schlimmer zu: da sind die Poeten und
Künstler nur Parias und Schmarotzer.
[100]
Nietzsche: "Alle
Vorurtheile kommen aus den Eingeweiden"
[101]
nach der Odyssee von
Homer.
[102]
Historia /
Textus: Das Gewebe (
Histion) der Geschichten der
Kollektiv-Erinnerung.
[104]
Hier setzt z.B. die
Evolutionäre Erkenntnistheorie (EE) an.
[105]
Wir könnten hier
auf Kants Diskussion in KrV hinweisen. Aber es ist einfacher, zu zeigen, dass es
unmöglich ist, sich wie Tarzan an einer Liane von Baum zu Baum zu
schwingen, wenn man nicht ein sehr genaues Gefühl von Raum, Zeit und Dauer
hat. Ie. falls es unter unseren Ur-Ahnen eine Sorte von Tarzan gegeben haben
sollte, dann konnte er nur in genau diesem Fall einer unserer Ur-Ahnen gewesen
sein, wenn er lange genug überlebt hat, um seine Nachkommen der
nächsten Generation zu zeugen. QED: Die Menschheit stammt nicht vom Affen
ab, sondern von Tarzan. Dies lässt sich in genau derselben Weise auf unsere
Speer- und Steine schleudernde Ahnenschaft übertragen: Das intuitive
Verständnis von Raum, Zeit und Dauer, sowie Ballistik (was dasselbe ist,
plus noch Beschleunigung, Verzögerung und Gravitation), gehört zum
unveräusserbaren
Ahnenerbe der Menschheit. Aristoteles sollte sich
im Grabe umdrehen, er hat wohl in seinem ganzen Leben des Philosphierens nie
einen Stein geschleudert.
[106]
Nach Giordano
Bruno.
[107]
In Erinnerung an die
Archetypen von C.G. Jung.
[108]
Zwar ist das
Fachgebiet der Psychologie die menschliche Seele (=psyche), also der Bereich
SUB, aber im modernen Wissenschaftsbetrieb der Psychologie hat das
OBJ-technische Instrumentarium die Dominanz. Nur in einigen Teilbereichen, wie
der Analytischen Psychotherapie, halten sich noch Rudimente der introspektiven
Tradition.
[109]
Goethe,
Meta-Morphology, and the Polycontexturality of Gotthard Guenther
Information and Third Order Ontology
[110]
Zurückgehend auf
Par(a)menides.
[111]
Hier ist ein subtiler
Unterschied zu ziehen, zwischen
Erkennen und
Empfinden. Das
Empfinden ist eine Charakteristik der
Anima, und damit auch ein
Vermögen der Tiere.
[112]
Die Philosophie, die
ein einziges SUBjekt-Zentrum annimmt, wird
solipsistisch
genannt.
Weitere Erläuterungen dazu bei Heidegger (WHD, p.
17-18).
Ein analoges Gedankenexperiment, das eine logisch separate
Existenz des Bereichs SEM erläutert, wird in "The home of the unicorn"
gegeben: 10.2. The Semiosphere
Goppold (1999d, 116)
[114]
Dazu wieder Johannes
Heinrichs (1983, 251):
... "dass Information als apriorischer
Sinnvorrat ...
auch nicht auf Subjektivität reduzierbar ist."
...
Es erforderte eine lange Demonstration, zu
zeigen, dass sich menschliche Subjektivität, im Kern konstituiert durch
Selbstbewusstsein, nicht von den transsubjektiven Relationen zu den genannten
Grundformen von Andersheit losgelöst vollziehen kann, sondern erst in einem
Relationsgefüge als Selbstbezug-im-Fremdbezug.
[115]
Im Deutschen ist das
wiederum sehr eingängig mit den Begriffen
Vor-Stellung und
Ver-Stellung zu demonstrieren. Dazu auch das Zentral-Thema der
Kalyptologie in der Noologie.
[116]
Weitere semiotische
Materialien sind an folgenden Stellen zu finden:
"Short glossary of terms":
(URL)
(LOC_DVD)
http://www.noologie.de/desn14.htm
"The Semiosphere":
(URL)
(LOC_DVD)
http://www.noologie.de/desn16.htm#Heading59
"Peirce: CP 1.284. Phaneroscopy":
(URL)
(LOC_DVD)
http://www.noologie.de/desn19.htm
"Markings / signs / codings":
(URL)
(LOC_DVD)
http://www.noologie.de/desn20.htm#Heading77
"18.4.2. The meaning of meaning":
(URL)
(LOC_DVD)
http://www.noologie.de/desn24.htm#Heading130
[117]
Dies sind wie oben
angedeutet,
Fuzzy Sets, also unscharfe Mengen, die bestimmte
Häufungspole aufweisen, und die sowohl zwischen den
Verständnis-Gemeinschaften (Kulturen) und durch die Zeiten hindurch
gewissen Faktoren von
Drift ausgesetzt ist.
Siehe auch Nietzsche, Empfindungsgruppen:
[118]
Interessant ist die
Beobachtung dass das lateinische
legere von der Laut-Form her eine grosse
Ähnlichkeit zu dem griechischen
lógos hat. In der
späteren philosophischen Entwicklung kam es tatsächlich zu einer
Überquerung bzw. Fehl-Übersetzung (wie Heidegger in WHD gezeigt
hat), dass man den
lógos immer mehr an die Begrifflichkeit der
Intel-ligenz oder
Intel-lectus angepasst hat.
[119]
Neuronal Pattern
Mechanisms and the Semiotic Base
[120]
Diese logischen
Techniken sind das grundlegende Handwerkszeug jeder Programmierung von (Objekt-)
Klassen. Programmierer verwenden diese Techniken eben als Handwerkszeug ohne
gross darüber nachzudenken, dass die logische Begründung dafür
einen sehr hohen konzeptuellen Aufwand erfordert.
[121]
Dies wäre aus
der
Reflexion der christlichen Trinitas die angebrachte Re-Formulierung
des islamischen Prinzips:
La ilaha illa 'llah...
[122]
Eine hervorragende
Beschreibung der dialektischen Methode gibt Fechner:
"Die Welt ist nicht durch ein ursprünglich schaffendes,
sondern zerstörendes Prinzip entstanden."
Beispiele dazu: Das
Ansich,
An-Sich-Sein, das
Für-Sich-Sein, das
An-und-Für-Sich-Sein das
absolute
sich selbst doppelt Sehen, usf.
Hegel, Phänomenologie, VI.B.III: Die absolute Freiheit
und der Schrecken:
"... erkennt nämlich das
Bewußtsein, daß sein
An-sich-sein wesentlich
Sein für
Anderes ist; das
An-sich-sein als das Selbstlose ist in Wahrheit das
passive, oder was für ein anderes Selbst ist. Der Gegenstand ist aber
für das Bewußtsein in dieser abstrakten Form des reinen
An-sich-seins, denn es ist
reines Einsehen, dessen
Unterschiede
in der reinen Form der Begriffe sind."
[123]
F:\mat-phil\spengler\10spengler_uda.pdf
F:\mat-phil\spengler\08spengler_taf.pdf
F:\mat-phil\spengler\spengler_bio.htm
[124]
In meinen Schriften
auch das
Aoide-Denken genannt.
[125]
Das Thema wurde in
einem Aufsatz der Neuro-Serie schon angesprochen. Siehe:
und in NOO1 unter:
1.7.1. Noos als Thema der Lebens-Praxis"
In der angelsächsischen Philosophie wird Handlungs-Wissen
auch als
Common Sense bezeichnet, und fand bei C.S. Peirce und W. James
unter der Bezeichnung Pragmatism / Pragmaticism seine philosophische
Ausarbeitung.
[126]
Eine analoge "Line of
Reasoning" führt P. Feyerabend (1975) in Bezug auf "conceptual
totalitaranism" und die vorherrschenden Denkschemata der Naturwissenschaften
aus. ibid. p. 261-262. Wilber führt in EKL, 427 einen ähnlichen
Gedanken für das "mythisch-militärische Imperium des römischen
Christentums" ein, das ca. 300-500 entstand. Weitere Kommentare dazu in EKL
701-704. Zur Fortführung der Gedankenlinie der Entstehung des christlichen
Im-Periums, siehe:
Eine mehr wissenschafts-philosophische Darstellung der
Welt-Bildung findet sich bei Leiber (1996, 24, 40, 49).
"peri peras":
Anm: Das "peri peras" ist zwar griechisch ungrammatisch, aber
darauf kommt es mir nicht an.
[129]
Siehe die Arbeiten
von Hertha v. Dechend. Edda / Voluspa / Snorri
Siehe dazu auch meine Diskussion der Goetheschen Rezeption und
Weiterverarbeitung dieses Archae-Motivs bei Hesiodos.
[131]
Noologie, Teil III:
Eine Strukturtheorie von Wissen und Macht
[132]
Eine interessante
Fortsetzung dieser Geschichte könnte die Politk von Papst Joh. Paul II
sein, und was sein Nachfolger Joseph Ratzinger (Benedikt XVI), daraus macht.
Ratzinger vereinigt wohl wie kein anderer früherer Papst das gesamte
gesammelte Wissen der Kirche, da er vor seiner Papstwahl die Geheimarchive der
Inquisition verwaltete, und damit direkten Zugang zu dem kollektiven
Gedächtnis dieser gewaltigen Institution hatte.
[134]
Hegel: VI.B.III: Die
absolute Freiheit und der Schrecken.
"Diese ungeteilte Substanz der absoluten
Freiheit erhebt sich auf den Thron der Welt, ohne daß irgendeine Macht ihr
Widerstand zu leisten vermöchte. Denn indem in Wahrheit das
Bewußtsein allein das Element ist, worin die geistigen Wesen oder
Mächte ihre Substanz haben, so ist ihr ganzes System, das sich durch die
Teilung in Massen organisierte und erhielt, zusammengefallen, nachdem das
einzelne Bewußtsein den Gegenstand so erfaßt, daß er kein
anderes Wesen habe als das Selbstbewußtsein selbst, oder daß er
absolut der Begriff ist."
Heidegger, WHD behandelt im Wesentlichen genau dieses
Thema.
[135]
und, wie oben gesagt,
braucht es dazu auch die
Eingreif-Mittel.
[136]
Imaginär
bedeutet hier etwa eine Rousseau'sche Phantasie vom "Edlen Wilden" oder die
Fiktion von den "Naturvölkern, die noch in Harmonie mit ihrer Umwelt
leb(t)en."
[137]
Nietzsche,
Zarathustra, IV, "Unter Töchtern der Wüste"
S.a. Heidegger: WHD, 21
Heidegger: WHD, 11:
Die Verwüstung ist kein blosses
Versanden. Die Verwüstung ist die auf hohen Touren laufende Vertreibung der
Mnemosyne. Das Wort "die Wüste wächst" kommt von einem anderen Ort als
die gängigen Beurteilungen unserer Zeit.
[140]
anima (lat) :=
psychae (gr.)
[141]
Dazu z.b. die
Arbeiten von Damasio.
[145]
Siehe die Triade SUB,
OBJ, SEM. Wahrnehmungen über das eigene SUBjektive Befinden nennt man auch
Propriozeptionen.
[146]
Natürlich
hängt das auch davon ab, wie man "Liebe" in seinem Denksystem definiert.
Bei Abstraktbegriffen wie "Liebe zur Musik" ist es metaphorisch noch annehmbar.
Wenn jemand aber seine "Liebe" auf Objekte wie Schuhe, Kleider, und Autos
richtet, spricht man eher von
Perversion und
Fetischismus.
[147]
Genauer muss hier
gesagt werden, dass das buddhistische Konzept des
Mitfühlens,
Empathie oder
Compassion nicht ganz deckungsgleich mit "Liebe"
ist. Aber so ist es meistens in der Geistesgeschichte, dass die Worte zwar
ähnliche Assoziationen erwecken, aber manchmal bedeutsame
feine
Unterschiede dahinter stehen.
[149]
In seiner
Doppeldeutigkeit besonders passend ist hier der englische ausdruck
"pregnant".
[150]
Heidegger: WHD, p.
93:
Meinen ist hier in der Bedeutung von minne verstanden: die
ihrer selbst nicht mächtige und darum auch nicht notwendig erst eigens zu
vollziehende Zuneigung des innersten Sinnens des Gemüts nach dem
Wesenden.
[151]
Besser griech:
dynamis.
[152]
Strukturell kann man
Schopenhauers Werk "Wille und Vorstellung" als etwas andere Formulierung des
"Wissen & Macht" Komplexes ansehen.
[153]
Selbstredend ist es
"ER" der "er"-kennt. "Sie" ist immer nur "Ob"-ject der "Er"-Kenntnis. Mehr dazu
auch in feministischen Diskursen zu Wissen und Wissen-Schaf(f)t.
[154]
"Noo-Pathologie: Die
Leiden des Wissens":
(URL)
(LOC_DVD)
www.noologie.de/noo02.htm#Heading127
[155]
Andere Schreibweisen:
SunTzu, SunTze, SunZe
11.4.3. Neuronal Resonance Technology and the
Military
"The best battle, Sun Tzu says, is the battle that is won
without being fought."