Noologie und das Spannungsfeld
von Liebe, Wissen und Macht
Die Noo-Serie: Band I
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© 2005 Andreas Goppold
Layout und Umschlaggestaltung: Andreas Goppold
Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN 3-8334-2651-9
Inhalt
0. Einleitungen
0.1. Einteilung
Die Gestaltung dieses Textes basiert auf einem Attraktor- und Kohäsionsprinzip, das ich "Das Design in Spannungsfeldern" nenne. Die Attraktoren bilden Nuclei, um die sich die vier Haupt-Teile oder Themen-Kreise der Arbeit gruppieren:
Teil I: Eine Strukturtheorie des Wissens
Teil II: Das Design der Welt als Tripolares Spannungsfeld
Teil III: Eine Strukturtheorie von Wissen und Macht
Teil IV: Natürliche Führerschaft und Charisma
0.2. Übersicht
Teil I: Eine Strukturtheorie des Wissens:
Im ersten Haupt-Teil werden die Grund-Prinzipien und -Techniken der Noologie entwickelt. Diese sind das Prinzip des
Sapere Aude,
das
Struktur-System von Meta-Wissen, das
Design in Spannungsfeldern, die
Meta-Morphologie und die
Noologischen Märchen. Die folgenden Haupt-Themen sind: "
Das Wissen vom Leiden" (
Nosologie) und "
Die Leiden des Wissens" (
Noo-Pathologie).
[1]
Das Werk des Ken Wilber dient mir als Rahmen, von dem man sich sowohl abheben kann, auf den man sich andererseits stützen kann.
->:
BEZUG_WILBER, p. 10
Weiterhin wird in diesem Teil auch eine Praxis-Methode vorgestellt: "Advaita-Noesis". Dies ist essentiell, um eine praktische Annäherung an die Bereiche des "Spirit" zu finden, die dem Werk Wilbers zugrunde liegen.
Teil II: Das Design der Welt als Tripolares Spannungsfeld
Hier werden einige der Techniken der Noologischen Märchen in einem Szenario von alternativen Kosmologien und Denkstruktur-Systemen ausgeführt. Die Tripolarität wird als Alternative zu den vorherrschenden Schemata von Dualismus und Monismus entwickelt.
Teil III: "Eine Strukturtheorie von Wissen und Macht" entwickelt ein einheitliches Begriffssystem für das Spektrum der Gregationen welches in anderer Form und anderer Intention bei Wilber als Holons vorkommt, sowie allgemeine Prinzipien ihrer Steuerung, die sozio-kybernetische Theorie.
Teil IV: "Natürliche Führerschaft und Charisma" ist in der augenblicklichen Fassung eine Inhalts-Programmatik für eine spätere ausführliche Schrift in der Noo-Serie, wie die Handlungs- und Macht-Theorien von Teil I bis III in einem Modell der Führerschaft weiter geführt werden können.
Teil V liefert Materialien und Ergänzungen zu den o.g. Themen.
0.3. Der Bezug zum Werk des Ken Wilber
Das ungeheure enzyklopädische Denksystem des Ken Wilber, welches in breiten Kreisen bekannt ist, dient mir vor allem als Orientierungs- und Referenz-Rahmen, um einige ansonsten schwer verständliche Themen der Noologie zu entwickeln. In einem ganz Un-Hegelschen Sinne fühle ich mich in diesem Referenz-Rahmen "aufgehoben", auch wenn ich ihn meist benutze, um mich davon "abzuheben".
[2] In der Sprechweise von Derrida würde ich meinen Bezug zum System des Ken Wilber so charakterisieren: "Vive la différance!". Strukturell ist der "kleine Unterschied" zwischen Wilbers Denkweise und der Noologie mit Nietzsches Differenzierung von "Apollinisch" und "Dionysisch" zu markieren. Wilber tendiert eher zur
apollinischen Sicht, deutlich ausgedrückt etwa in WSG, während die Noologie eher
dionysisch ausgerichtet ist.
Als Informatiker und Multimedia-Theoretiker habe ich mich eingehend mit dem Design von Welt-Wissens-Repertorien beschäftigt. In diesem Sinne dient mir Wilbers System als Vorbild für eine Datenbank-Struktur. Das Kernprinzip buddhistischer Denk-Systeme, auf die sich Wilber ebenfalls bezieht, ist die Shunyata, oder in anderer Fassung: "Form ist Leere, Leere ist Form". Das Design von Datenbank-Strukturen kann durchaus von diesen philosophischen Errungenschaften profitieren. Da Wilber versucht, das gesamte Weltwissen in seinem System "aufzuheben", ist dieser Ansatz immerhin beachtenswert, auch wenn er nicht immer alle Ansprüche einlöst. Mit der Orientierung auf Leerstrukturen erspare ich mir auch, mich mehr als nötig mit inhaltlichen Aspekten von Wilbers Werk auseinanderzusetzen. Frei nach Hegel: "In der Nacht des Absoluten sind alle Katzen grau". Ich glaube, dass mir Wilber darin kaum widersprechen kann.
Ich kann in diesem Text keine ausführliche Einführung in das Werk des Ken Wilber geben, und muss eine gewisse Kenntnis seiner Grund-Konzepte voraussetzen. Glücklicherweise gibt es viele Quellen, mit denen man sich schnell eine Übersicht über seine hauptsächlichen Themen verschaffen kann. In der Auswahl-Literatur werden die wesentlichen Zugangswege gelistet.
->:
AUSWAHL_LIT, p. 375
Von Wilber selber empfehle ich dazu den Artikel "An Integral Theory of Consciousness", Journal of Consciousness Studies
(URL) http://www.imprint.co.uk/Wilber.htm
Ausgiebige Diskussionen der Pro's und Kon's zu Wilber finden sich insb. bei:
(URL) http://www.kheper.net
Meine weiteren thematischen Diskussionen zu Wilbers Werk konzentrieren sich an folgenden Stellen:
0.4. Technisches, Formales und Konventionen
Die WWW-Recherche-Methode mit HTTrack
Zu vielen der hier angesprochenen Themen wie etwa der Arbeiten Wilbers finden sich umfangreiche Materialsammlungen im WWW. Mit ein paar Google-Searches kann man (mit einer DSL-Verbindung) innerhalb von ca. 1 Stunde einige Megabyte Daten einsammeln. Ein gutes Tool zum Einsammeln ist der Website Copier von HTTrack: HTTrack Website Copier - Offline Browser:
(URL) http://www.httrack.com/
Mit ihm kann man sich die Google-Resultate schnell auf die eigene Platte kopieren und in Ruhe weiter bearbeiten. Dies ist auch meine hauptsächliche WWW-Recherche-Methode.
WWW-Struktur und Materialien
Die Noologie ist als offene Struktur geplant, die sich komplementär zu einer Material-Sammlung mit Hypertext-Struktur im WWW entwickelt. Die Materialien liegen z.Zt. unter zwei URLs:
(URL)
(LOC_CD) http://www.noologie.de/
und:
Wesentliche ergänzende Texte sind hier zu finden (oder unter
(URL) http://www.uni-ulm.de)/
Die Methode der Text-Organisation wird als "Pyramidal Book" bezeichnet.
Eine genauere Beschreibung des Prinzips und der Technik findet sich unter:
Hypertext-Prinzipien, CD-ROM
Zur Realisation der Hypertext-Struktur sind in den Text Hypertext-Verweise eingebettet, die in der Papier-Version auf Seitenzahlen verweisen, und im WWW-Format auf Hyperlinks. Das Format der Hypertext-Verweise sieht so aus:
bedeutet: Hypertext-Verweis auf Hypertext-Marke @:XXX auf
Seite y.
Zum Lesen und Informieren ist die Papier-Version bequemer, aber für eine systematische Weiterarbeit mit dem vorliegenden Text ist die CD-ROM Version erheblich praktischer, da man sich so viel Blätterarbeit ersparen kann. Aus verlags-technischen Gründen kann die CD-ROM nicht mit dem Buch ausgeliefert werden, sondern muss separat bestellt werden. Kontakt entweder über den Verlag oder über den Autor persönlich, unter folgender Email: eas123@arcor.de
Das Imho-Prinzip
Wenn ich Aussagen aus den verwendeten Quellen zitiere und interpretiere, so geschieht das strikt nach dem Imho-Prinzip der WWW-Netiquette: "In my humble opinion". Gerade bei dem Werk von Ken Wilber, der sich auf Bewusstseins-Phänomene beruft, die dem Normalmenschen nicht zugänglich sind, wäre es vermessen, anzunehmen, dass man verstehen kann, was und wovon er spricht. Weiterhin ist sein Werk so gewaltig, dass man wohl kaum etwas anmerken kann, was er nicht irgendwo schon einmal erwähnt hat.
Zitate und Abkürzungen
Ich zitiere mich selber mit "A.G.".
Die Werke von Wilber werden folgendermassen abgekürzt: "Eros, Logos, Kosmos" (Wilber 1996a) mit "EKL", "Mut und Gnade" (Wilber 1996b) mit "MG", "Das Wahre, Schöne, Gute" (2000) mit "WSG", "Integrale Psychologie" (Wilber 2001a) mit "IP", "Ganzheitlich handeln" (Wilber 2001b) mit "GH", und
(URL) http://www.imprint.co.uk/Wilber.htm mit "IMPR".
Für längere Zitate wird dieses Arial-Format verwendet. Hier ein Beispiel von Aristoteles: dia gar to thaumazein hoi anthropoi kai nyn kai to proton aerxanto philosophein, ex archaes men ta procheira ton aporon thaumasantes, eita kata mikron houto proiontes kai peri ton meizonon diaporaesantes, oion peri te ton taes selaenys pathaematon kai ton peri ton haelion kai peri asteron kai peri taes tou pantos geneseos.
The sense of wonder was for humanity the source of philosophizing now as well as in earlier times. In the beginning they wondered about the immediately conspicuous things, then they gradually advanced, and started to wonder about larger things, like the appearances of the moon and the sun and the stars and about the origin of the universe.
Aristoteles, Metaphysics I, 2, 982 b, 11-18
Notationen
Es gelten folgende Notations-Konventionen:
Spannungsfelder
Spannungsfelder werden so dargestellt: (X <-> Y)
Das heisst: X steht im oppositionalen Spannungsfeld zu Y.
Konjugierte Spannungsfelder werden so dargestellt:
(X <-> Y)
^
|
v
(A <-> B)
Die Konjugation von zwei Spannungsfeldern wird durch die vertikale Anordnung und die verbindenden Pfeile ^ | v angedeutet, die äquivalent zu <-> sind.
Semantische Äquivalenz-Notation
(X / Y / Z <-> A / B / C)
Die semantische Äquivalenz-Notation in einem Spannungsfeld bedeutet:
(X <-> A) ist äquivalent mit (Y <-> B) und (Z <-> C).
Die Schreibweise griechischer Worte
Die Schreibweise für griechische Worte ist wegen Vereinfachung der Hypertext-WWW-Darstellung in latinisierter Transkription, mit ae für aeta und ou für oy. An manchen Stellen, wo es auf den Unterschied zwischen omega und omikron ankommt, steht o für omega.
0.5. Die neo-griechischen Begriffe der Noologie
Ich präge im folgenden Text eine Anzahl neo-griechischer Begriffe, um die Zentralkonzepte der Noologie zu markieren. Es gibt zwei wesentliche Gründe warum ich versuche, diese Zentralbegriffe eng an alte griechische Formen zu halten. Erstens ist man damit vor Fehlern und Eigenmächtigkeiten von Übersetzern geschützt. (Das Traduttore - Traditore Dilemma). Zweitens ist m.E. in diesen alten Ur-Worten (Goethe) eine semantische Logik enthalten, die ich in den neuen Vokabularien nicht mehr finden kann. Diese semantische Logik ist wesentlicher Teil der Arbeitsmethode der Noologie. Siehe "Das Semantische Feld".
[3] Ich möchte auch anmerken, dass ich die Bedeutung meiner Begriffe nicht immer am konventionellen philosophischen, philologischen und etymologischen Kanon ausrichte. Nach meiner Intention formt das hier geformte Semantische Feld ein in sich tragendes System, eine "Tensegrity" oder "Tensional Integrity"-Struktur,
[4] die durch die Methode validiert ist, und daher nicht abhängig von 2000-3000 jähriger Interpretation ist. Diese Interpretation durch die Jahrtausende hindurch unterliegt ebenso dem Traduttore - Traditore Dilemma, wie die Übersetzung aus einer wesentlich anders strukturierten Sprache, wie dem klassischen Chinesisch in moderne europäische Konzept-Systeme. Dazu kommt, dass m.E. die griechischen Ur-Begriffe mehr Einflüsse der alt-weltlichen (mesopotamischen bis indischen) Kosmologien enthalten, als es der heutige wissenschafliche Konsensus zulässt, so dass in ihnen das alt-weltliche Denken noch recht gut "aufgehoben" ist.
[5]
Altgriechisches und Mythologisches Denken aus dem "Jetzt"
Die vielfachen Bezüge zum Mythos und zur antiken Prä-Platonischen Philosophie sind nicht der Versuch, etwas Uraltes und Vergessenes wieder hervorzuholen,
[6] sondern es ist ein wesentlicher Akt der Neuschöpfung. Bazon Brock formuliert es in seiner "Theorie der Avantgarde",
[7]
wie die kulturelle Tradition aus dem "Jetzt" bestimmt wird:
Traditionen sind nichts anderes als die sich aus der jeweiligen Zeitgenossenschaft nach rückwärts ergebenden Auffassungen von den Zusammenhängen historischer Ereignisse... Traditionen wirken nicht, wie der gesunde Menschenverstand behauptet, aus der Geschichte in die jeweiligen Gegenwarten, sondern aus der Gegenwart in das Gefüge historischer Sachverhalte, insofern sie sie zur "Geschichte" zusammenschließen.
[8]
Unter Verweis auf Klotz führt Bazon Brock weiter aus:
Das Neue in den Künsten der jeweiligen Zeitgenossenschaften wird nur substantiell erfahren in den jeweils neuen Kunstgeschichten. Die Funktion des zeitgenössisch Neuen besteht darin, dasjenige Alte aneignen zu können, zu dem wir ansonsten keinen Zugang hätten. Erst darin werden auch die alten Bestände über ihre historische Faktizität hinaus zu geschichtlichen Ereignissen in ihrer Unverwechselbarkeit und jeweiligen Einmaligkeit. Die historischen Bestände werden erst aus der Blickrichtung des zeitgenössisch Neuen als unwiederholbare und deswegen bewahrenswerte bestimmbar. Deshalb unsere These: Avantgarde ist nur das, was uns veranlaßt, die angeblich gesicherten Bestände der Tradition auf neue Weise zu sehen, d. h., neue Traditionen aufzubauen.
Siehe dazu auch:
"Kultur im Spannungsfeld von Tradition und Innovation"
0.6. Noologie - Ziel und Zweck, Leit- und Leidmotive
Das Ziel der Noologie: Das Spannungsfeld von Liebe, Wissen und Macht
In Einklang mit der Intention von Ken Wilber gibt es heute gute Gründe, die geistigen Grundlagen des herrschenden Weltsystems (das Im-Perium)
[9] neu aufzugreifen und in eine einheitliche Perspektive zu bringen (oder zu zwingen). Zu offensichtlich sind die enormen Kostenfaktoren des heute herrschenden Systems, und für viele erscheint es unvermeidlich, dass eine weitere Fortsetzung des jetzigen Kurses die Zivilisation, wie wir sie kennen, in den Untergang treiben wird. Nach einer weit verbreiteten Denkweise, die auch Ken Wilber vertritt, kann eine Umkehrung des Kurses (kata-strophae) nur dadurch erreicht werden, dass der "Spirit" oder "Geist" wieder seine (oder eine neue) Würdigung im Leben der Menschen erhält. Die Position der Noologie ergänzt dies mit der Bedingung, dass vor allem das Element der "Liebe" einen neuen Platz in diesem System finden muss. Daher wird das Thema der Noologie als das Spannungsfeld der Beziehungen von "Liebe, Wissen, und Macht" dargestellt. Damit wird es vielleicht auch nötig, eine neue Perspektive und eine neue Definition von "Geist" zu finden, denn nur zu oft in der Geschichte hat sich herausgestellt, dass "der Geist der Widersacher der Seele"
[10] war. Und gerade solche Menschen, die sich als Vertreter und Verkünder des "einzig wahren und guten" Geistes sahen, verursachten in ihrer Absicht, nur "das Beste" für alle Menschen zu bezwecken, oft mit Nachwirkungen über Jahrtausende hindurch, millionen- und milliardenfach nur tiefstes und schwärzestes Leid, ein Leid, das ohne diese "Gutmenschen" wohl nie in die Welt gekommen wäre.
[11] Hier erscheint eine fundamentale Imbalance zwischen den Kräften von "Liebe, Wissen und Macht", die sich in den tiefsten und verborgensten Ur- und Un-Gründen des heute herrschenden Weltsystems festgesetzt hat. Dieses System zu "dekonstruieren", ist ein wesentliches Ziel der Noologie. Mehr dazu unter dem Thema "Pera-Noesis".
->:
PERA_NOESIS, p. 103
Die Leitmotive:
Hier möchte ich mit den folgenden Zitaten einige Leitmotive vorstellen. Der nächste Absatz aus dem Werk von Gotthard Günther illustriert, was wohl die treibende Kraft im Leben und Arbeiten von einigen speziellen Charakteren unter den Menschen schon immer war und immer sein wird: Die Suche und die Sucht nach dem Absoluten.
Günther (1976: 31-32): In nie ermüdendem Anlauf werden immer neue Systeme des Absoluten entworfen, und immer wieder sinkt das Denken enttäuscht und erschöpft zurück, um in unbeirrbarer Hoffnung frische Kräfte zum nächsten Angriff auf die göttliche Transzendenz zu sammeln. Das bizarr fremdartige, im wesentlichen unverstanden gebliebene Zwischenspiel des spekulativen Idealismus unterbricht zeitweilig diesen Leidensgang einer kosmologischen Metaphysik von naiv drängender Direktheit...
Und soll in einem solchen peinlichen und schmachvollen Bankrott wirklich die prometheische Geschichte des Denkens enden? Soll diese das geistige Ziel des Menschen sein, sich irgendwo am Weg mit einem blinden Halb- und Aberglabuen müde anzusiedeln? Nein, raffen wir uns noch einmal auf, und geben wir uns Rechenschaft, ob wirklich alle Chancen des Denkens erschöpft sind und nirgends mehr ein Ausweg aus dem Labyrinth logischer Vexierfragen und transzendentaler Antinomien zu entdecken ist!
[12]
Ken Wilber scheint in der heutigen Epoche einer dieser seltenen Exemplare zu sein, die sowohl von dieser Suche/ Sucht getrieben sind, und was noch seltener ist, dass er ein kohärentes kognitives System geschaffen hat, und damit noch einem gewissen Erfolg im sozialen Feld erzielt hat. Seine Werke werden in breiten Kreisen lebhaft diskutiert, wenn auch wohl am wenigsten in den akademischen Zirkeln, die sich auch mit der Thematik beschäftigen: Der Philosophie, der Theologie, und der vergleichenden Religionswissenschaft. Das folgende kritische Zitat beleuchtet das Misstrauen, das grosse Teile der "Academic Community" dem Unternehmen Wilbers entgegenbringen, und es listet auch einige seiner bekannteren Vorläufer in der Bewusstseinsgeschichte der Menschheit:
By the way, this essay focuses on "mystic", or, in modern parlance, "transpersonal" aspects of Wilber's work, neglecting the much discussed synthesizing effort- an attempt to assimilate and integrate multifarious realms of knowledge, mainly in the fields of psychology, philosophy, anthropology, sociology plus somehow diluted behavioral and cognitive sciences (the exact sciences, except for a few passing references on a history of sciences and amateurish juggling with quantum physics, are wisely left alone).
Since any modern-day Hegel is at best an eclectic read bubbling with old ideas in new guise, and at worst a travesty of that extinct species, the great universalist originals and polyhistors of the past (Aristotle, Ibn-Sina/Avicenna, Descartes, Leibniz, even Rudolph Steiner), I shall completely ignore this fiercely debated (and, effectively, greater part of Wilber's acribia) topic as a cognitively irrelevant subject and virtually a blind alley not deserving a meticulous dissection.
www.kheper.net/topics/Wilber/atman_fiasco.html
Auch wenn die wissenschaftlichen Argumente für eine solch negative Einschätzung der Wilberschen Arbeit durchaus ihre Berechtigung haben, ist hier auch die massenpsychologische Komponente der Aussage zu beachten: Aus diesen Sätzen spricht nämlich auch die Abwehr des sozialen Tabu-Bruchs, den Wilber mit seiner Arbeit begangen hat: Systeme des Absoluten sind nach heutiger Sprechweise "mega-out", und es ist qua Konsensus der "Academic Community" niemanden mehr erlaubt, ein solches Unterfangen anzugehen, und jemand, der es dennoch wagt, macht sich genauso zum Geächteten wie die Ketzer zu den Zeiten der alten christlichen Herrschaft im Abendland. Mit dem obigen Zitat spricht der Geist der Gerechten die Verdammung über den Apostaten aus, und hier spricht auch der Neid und die Furcht, die hinter dieser Verdammung lauern. Es ist ein Abwehrzauber, der hier über das Werk von Wilber als Bannspruch gesprochen wird. Es ist auf jeden Fall lohnend, zu untersuchen, welche Konfigurationen und Kräfte des Massen-Bewusstseins hinter dieser Abwehr stehen. Dies wird noch ausführlicher unter "Pathologien des Massen-Bewusstseins" behandelt werden.
[13] Historisch ist unübersehbar, dass solche Versuche in einer ähnlichen Spannung zum heutigen sozio-politischen Mainstream stehen, wie die Arbeiten von G. Bruno, G. Galilei, Descartes und Newton zu den Macht- und Herrschafts-Strukturen des 17. und 18. Jh. standen.
[14] Ich interpretiere Gotthard Günthers Ausspruch so, dass das Konstruieren von Systemen des Absoluten anscheinend eine Schicksalsaufgabe ist, von der Menschen auch dann nicht ablassen können, wenn die Umstände, wie in unserer heutigen Zeit, denkbar ungünstig erscheinen.
[15]
Das Leid-Motiv:
Nach und hinter dem Leit-Motiv gibt es ein zentrales Leid-Motiv, das Dharma: Das ist (eine Anlehnung an) die Programmatik, die der Buddha mit seiner Lehre des Dharma formuliert hat: Ein System des Wissens zur Befreiung vom Leiden. Es mag zwar sein, dass die philosophisch-wissenschaftliche Tradition der letzten 2500 Jahre einen ungeheuren Zuwachs an Verfügungs-Wissen geschaffen hat, in dem Sinne von "Wissen ist Macht",
[16] aber diese Macht erzeugt in unübersehbarer Weise mehr und mehr Leid, und hat damit den gegenteiligen Effekt, den Bacon mit seinem empanzipatorischen Programm intendiert hat.
[17] Die abendländische Wissens-Tradition hat in den letzten 1500 Jahren seit der Christianisierung recht wenig hervorgebracht, was an die Seite (geschweige denn im Ausbau) des Dharma-Systems des Buddha gestellt werden könnte, mit rühmlichen Ausnahmen wie "Sein und Zeit" von Heidegger oder Kirkegaard und den Literaten Kafka und Dostojewski.
[18]
Der Zweck:
Der Zweck des vorliegenden Entwurfs der Noologie ist: Eine Neu- und Zusammenfassung von ca. 3000 Seiten Text zu verschiedenen Aspekten des Generalthemas, die ich in den letzten ca. 30 Jahren geschrieben habe, und von denen ca. 10 MB auf dem WWW liegen.
0.7. Die Genealogie der Noologie
Zwar beruht mein Arbeits-Grundprinzip auf dem Kantischen Imperativ - "Sapere Aude:
Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!", aber die hier ausgeführten Denkansätze haben auch eine Genealogie, eine Linie von Dichtern und Deutern, Philosophen und Denkern, bei denen ich wesentliche Ansätze, Vorüberlegungen und Ideen entlehnt habe. Diese Linie reicht zurück in die ersten Ursprünge der Philosophie zu Anaximandros und Heraklit.
[19] Ich habe diese Ansätze noch weiter in die mythologischen Tiefen des Aoide-Denkens von Hesiod und Homer zurückverfolgt, und mich dabei wesentlich auf die Forschungen von Hertha v. Dechend und Joseph Campbell gestützt. Daher sind meine Bezüge im Themenbereich von
En-Ergeia und
Ergon etwas verschieden von dem, was ich aus konventionelleren Ansätzen der Philosophie dazu kenne.
[20] Das Spannungsfeld von En-Ergeia und Ergon ist in der Tiefenstruktur des Hesiodschen Mythos der Kosmogonie, sowie in Goethes Faust-Drama "aufgehoben", diese beiden Werke bilden daher so etwas wie die "Kraftzentren" der Noologie.
Weitere zentrale Bezugspunkte meiner Arbeit sind die Goethesche Philosophie der Morphologie und der Metamorphosen, das dionysische Prinzip Nietzsches,
[21] Spenglers Arbeiten zur Morphologie in der Nachfolge Goethes, seine Arbeit zu Heraklit, und seine "Physiognomie der Bewegung". Weiterhin habe ich Ansätze aus der kulturmorphologischen Denklinie von Frobenius und Ruth Benedict entlehnt, und aus neuerer Zeit, den Arbeiten von Gotthard Günther, Gregory Bateson und Christopher Alexander. Bei Cyrill v. Korvin-Krasinski finden sich wichtige Ansätze für das Prinzip der Tripolarität. Wesentlich beeinflussend bei der Formulierung der Noo-Pathologie war die Arbeit von Ludwig Klages, "Der Geist der Widersacher der Seele". Hier finden sich wichtige Hinweise auf die "Leiden des Wissens", die im Prinzip des "Geistigen an Sich" verborgen liegen, und die leicht pathologisch werden können, und es in der Menschheitsgeschichte auch oft genug geworden sind.
0.8. Synopsis
Daß ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält,
Schau' alle Wirkenskraft und Samen,
Und tu' dann doch in Worten kramen
(adaptiert nach Goethe, Faust 382-385)
[22]
Mit dieser leicht ironischen Paraphrase aus Goethes Faust möchte ich noch eine synoptische Übersichts-Perspektive über den letzten Stand des Projekts der Noologie geben, die man konventionell in ein Buch als Schlusswort einfügt. Das anfangs schon erwähnte Attraktor- und Kohäsionsprinzip des Text-Designs ist für mich der Grund, dies als "Synopsis" hier einzufügen.
Das vorliegende Buch stellt notwendigerweise wie jeder andere Stapel bedrucktes Papier etwas "
Gewordenes" dar, ein "
Ergon" (Wergon, oder Werk). Die Noologie ist ein offenes Programm, und damit nie abgeschlossen, aber irgendwo muss man eben einen Punkt setzen. Es gibt im folgenden Text viele "open ends" und "dangling links" von skizzierten Gedanken, die ich in den nächsten Bänden fortsetzen will, aber dieser vorliegende Entwurf kann auch für sich selbst stehen. Meine Intention ist es, die Kräfte der "
En-Ergeia" zu erforschen, so wie Goethe es seinem Faust in den Mund legt.
[23] Aber die lassen sich nicht in Form von "
Ergon" fassen, und so muss man zur Darstellung immer auf Parabeln, Metaphern, Poesie, und Mythologie zurückgreifen. In der logischen Formulierung der buddhistischen Catuskotika
[24] könnte man die
En-ergeia so "Un-bestimmen":
WEDER "ist sie" "Sein",
NOCH "ist sie" "Nicht-Sein",
NOCH "ist sie" ("Sein" UND "Nicht-Sein"),
NOCH "ist sie" (WEDER "Sein" NOCH "Nicht-Sein").
Ergon verhält sich zu
En-Ergeia wie ein Platonischer Schlagschatten in dem bekannten Höhlengleichnis zu dem, was diesen Schatten erzeugt. Dieses er-zeugende "Un-Bestimmte" entstammt aber auch nicht einer Jenseitigen, Ewigen Platonischen Welt von Ur-Ideen, sondern sein "Territorium" liegt sogar noch ausserhalb solcher Denkbarkeiten.
[25] Und so ist der Schatten alles, was uns in dieser Welt zur Verfügung steht.
[26] Mit den buddhistischen Denktechniken der Shunyata und den Prinzipien von "Form ist Leere, Leere ist Form", wie auch der Güntherschen Kenogrammatik lassen sich aber strukturelle Leer-Systeme erstellen, innerhalb derer man mit En-Ergeia als Imaginären Denk-Konzept umgehen kann, auf ähnliche Weise wie man mit Imaginären Zahlen real Rechnen kann. Einige solcher Techniken entwickele ich im Rahmen der Noologie, im Wesentlichen unter dem Thema: "Das Design in Spannungsfeldern" und Meta-Morphologie. Die Denk-Technik der Spannungsfelder folgt einer Analogie zu den Attraktor- und Repulsor- Prinzipien, wie sie in den Elektronen-Raumladungs-Wolken-Modellen der Molekular-Chemie verwendet werden. Die Transformations-Technik der Meta-Morphologie ist ein System der Struktur-Veränderung solcher Spannungsfelder.
In den folgenden Abschnitten werden die Kernthemen in einer notwendigerweise linearen Folge behandelt, auch wenn sie eher in einem gegenseitigen Bezugsverhältnis zueinander stehen, und Eins das Andere bedingt. Diese Quasi-Parallelität der Gedankengänge wird mit den Hypertext-Verweisen markiert, die anzeigen, dass in einem anderen Kapitel der Gedankengang wieder aufgenommen wird, oder in ähnlicher Weise aufgearbeitet wird. Der Abschnitt "Das Bedeutungsfeld der Noologie" enthält so etwas wie die "zentrale Schaltstelle" der Noologie. Hier finden sich alle Schlüsselthemen, die im weiteren Text ausgeführt werden.
Die weiteren Focus-Themen der Noologie sind: Werden und Wirken statt Gewordenes. Spannungsfelder statt Gegensätze. Tripolarität statt Dualismus oder Monismus. Kommunizierende Mehr-Polare Hierarchien statt Monistische Hierarchien oder Heterarchien. Pragmatische Wahrheiten mit Verfallsdatum statt ewige Wahrheiten. Penible, unpathetische Analyse des Leidens mit Buddha statt Grössenwahn-Phantasien vom All-Geist und Weltenherrscher / Pantokrator / Parabrahman (Wilber, WSG 128-129). Lieber einmal Fünfe gerade sein lassen, als alle Gleichungen ausgleichen zu müssen (Die Matrix, der Architekt). Dionysisch statt Apollinisch. Diese letzte Formulierung von Nietzsche trifft m.E. den Kern des Ganzen am besten. Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Das Unternehmen des Ken Wilber ist (imho) apollinisch, wohlgeordnet, alles schön ausbalanciert, hierarchisch, geometrisch, rational (ratio := logos) genauso wie der Timaios des Platon, und die christliche Genesis-Interpretation aus Joh. 1.1. In der modernen Mythologie der Matrix (Gebr. Wachowski) ist es der Architekt der Matrix, der das apollinische Prinzip verkörpert. Seine Gegenspielerin (Ant-Agon / Ant-Agentia) ist das Orakel (Gnothi se Auton), aber im Kontrast zum Apollinischen Delphi ist es ein dionysisches Orakel. Sie ist die Mnaemosynae des Hesiodos, aus dem Reich der Mütter bei Goethes Faust. Matrix bedeutet Hylae (Aristoteles), Materia, A-Peiron (Anaximandros), Chaos (Hesiodos), eine unausgeglichene Gleichung (Matrix, der Architekt).
Audae Thespin: Das Lied von den An-Fängen, den Ur-Sprüngen, und den Auf-Gängen:
ex archaes, hoti proton genet auton, eirousai ta t' eonta ta t' essomena pro t' eonta
verkündend, was ist, was sein wird, und was vorher war.
Und höre auch den Widerhall, das Lied von den Ab-Schieden und Unter-Gängen, vom Ragnarök, dem Wal-Hall, und der Kata-Strophae!
Und dies ist die ultimate Prophesie des Orakels der Matrix: Das Im-Perium, das heute die Menschheit in seinen Bann geschlagen hat, führt in seiner logischen Konsequenz dazu, dass der Planet Erde innerhalb der nächsten ca. 50 Jahre in genau die radioaktive Wüste verwandelt wird, die das Ausgangs-Szenario des Matrix-Films ist.
Das vorweggenommene Fazit der Noologie ist: "Liebe", "Emotionale Intelligenz" und "Empathie" sind wesentliche Wirkfaktoren von "Geist". Ohne sie ist "Geist" einseitig, kalt, steril, und sogar tödlich. Die Liebe ist auch ein essentielles Element der christlichen Religion, und im ersten Brief an die Korinther sagt Paulus: "Und wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich ein dröhnendes Erz oder eine klingende Schelle..." Was aber ist mit diesem ominösen Wort "Liebe" gemeint? Paulus hatte eine sehr eigenartige Vorstellung davon. Leider ist dieses Wort mindestens genauso abgegriffen und korrumpiert, wie Geist, Gerechtigkeit, Freiheit, Weisheit, Treue, Ehre, Mut, und so viele andere. Im antiken griechischen Sprachgebrauch gab es noch drei Worte für "Liebe": Agape, Philia, und Er
os.
[27] Die christliche Interpretation beruht aber auf der einseitigen Betonung von Agape. So schlich sich in die massgeblichen Texte der Christen und damit in ihre gesamte Denktradition eine schwerwiegende Imbalance ein. Er
os wurde durch die wohlmeinenden Anstrengungen der Kirchenväter von Paulus bis Augustinus aus dem kirchlichen Denk-System verbannt, mit fatalen Folgen. In der Folge wurden im Namen der "alleinseligmachenden Liebe" wohl mehr Untaten und Grausamkeiten begangen, als mit jedem anderen Motiv.
[28] Das strukturelle Hintergrund-Motiv der Probleme der
Agape ist eine
Perversion des apollinischen Prinzips, nämlich der Zwang zu "Recht und Ordnung", zur unbedingten, totalitären Harmonie, die sich in jeder holarchischen Form des Totalitarismus, damit auch in jeder
Vision vom Gottesstaat, vor allem abrahamitischer Prägung, äussert. (Bestes Beispiel: Der Chomeini-Iran). Somit verkehrt sich die erhabene Vision vom "Wahren, Schönen, und Guten" (Wilber WSG) sofort in ihre grausame Zwillings-Schwester, die ultimate Tyrannei. Dies ist das
Monster 666 aus der Johannes-Apokalypse.
Es ist ein weiteres Ziel der Noologie, eine neue alte Facette in der Bedeutung des Wortes "Philo-Sophie" zu entdecken: Philosophen sind "die Liebhaber der Sophie".
[29] Sophia war (nach einer bestimmten Interpretation) der Name für eine Weisheits-Tradition, in der der kosmogonische Er
os noch nicht von Logos / Nous / Geist / Spirit abgespalten worden war.
[30] Newton hätte sein Prinzip der universalen Anziehungskraft im Universum anstatt
Gravitation auch
Eros nennen können, und damit hätte die westliche Kosmologie und die Wissenschaft und Technik vielleicht eine etwas andere Richtung genommen. Aber das war das letzte, was er sich im damaligen geistigen Klima des England des 17.-18. Jh's hätte erlauben können, das gerade den Puritanismus hervorgebracht hatte.
[31]
Damit charakterisiert das "Spannungsfeld von Liebe, Wissen und Macht" die Integrations-Aufgabe, die zukünftige Wissens-Systeme einer nachhaltigen Weltzivilisation erfüllen müssen: Unter dem Leit-Thema der "Liebe" stehen alle Erfordernisse des ethischen Umgangs der Menschen untereinander und mit ihrer Lebens-Umwelt in der Biosphäre: allen "beseelten Lebewesen", die Buddhanatur besitzen. Die Prinzipien der "Liebe" müssen in Einklang mit dem Programm von "Wissen und Macht" gebracht werden, den ungeheuer mächtigen und hochentwickelten Repräsentations- und Manipulations-Systemen des Objektbereichs, die die Naturwissenschaften und die Technik der letzten 300 Jahre hervorgebracht haben: Das rational-mentale, formale und mathematische Denken. Wenn diese Integration nicht gelingt, droht die Welt in einem Strudel von Gier, Ausplünderung, Gewalt und Zerstörung zu versinken.
Die Noologie ist ein Denk-System, das bestimmte Wesens-Elemente der "Liebe" aus dem alten mythologischen Motiv des "Kosmogonischen Eros" in neuer Form und Fassung wieder aufgreift. Eros, En-Ergeia und Spannungsfelder sind nur etwas variierte Ausdrucksformen für dasselbe Generalthema von denktechnischen Prinzipien.
Mit den folgenden Worten aus dem Schatz der Weisheits-Tradition der Menschheit möchte ich dann zur konkreten Bearbeitung der Themen der Noologie überleiten.
Und meine Schmerzen fanden keinen Ausweg
aus der Welt der Erkenntnis bis zu dem Tag,
an dem die Liebe die Schleuse meines Herzens öffnete
und seine Träume erleuchtete.
[2] Meine emotional-empathische Haltung zu Wilbers Werk ist: Endlich mal wieder ein Denker, der es wagt, gewaltige Trans-Temporale Perspektiven aufzuzeigen!
[4] Diese Begriffe wurden von Buckminster Fuller im Rahmen der Architektur und Konstruktion entwickelt, und für Denksysteme verallgemeinert. In Deutschland hat Frei Otto diese Methodik wesentlich weiter entwickelt, ohne aber den Begriff zu verwenden. Siehe: "The Aesthetics and Architectonics of Tensegrity Structures"
[5] Dies ist eine lange Diskussion mit vielen Faktoren der "political in-correctness" (i.e. liebgewordene abendländische Ideologien von "european supremacy"), die u.a. von Martin Bernal angefacht worden ist (1987-1991). Es wird zwar heute gerade so akzeptiert, dass die Kosmogonie des Hesiodos eine Parallele (und wohl Vorläufer) im levantinischen Sanchunjaton-Epos hat, aber alles andere würde zu weit gehen. Platon spricht es aber in "Phaidros" direkt aus, dass seine Protagonisten ihr Wissen von den Ägyptern entlehnt haben.
[6] Als Kurzform für "wieder hervorholen" verwende ich auch "wieder-holen" oder "nach-holen".
[7] Brock: "Theorie der Avantgarde"
(URL) http://www.uni-wuppertal.de/FB5-Hofaue/Brock/Schrifte/AGEU/Avantrad.html
Brock, AGEU, p. 344-349, "Sind Lebensformen gestaltbar?"
(URL) http://www.uni-wuppertal.de/FB5-Hofaue/Brock/Schrifte/AGEU/Lebensfo.html
Brock: "Begriff und Konzept des Sozio-Design"
(URL) http://www.uni-wuppertal.de/FB5-Hofaue/Brock/Schrifte/AV/SozioDes.html
[8] Brock: .../Avantrad.html
[11] Das ist das Programm des Luzifer-Ahriman-Projekts.
[14] In der geschichtlichen Abfolge kann man einen Reflexions-Fortschritt feststellen, der auf Lateinisch so formuliert wird: "Si tacuisses philosophus mansisses". Newton hat sich am besten über seine "hintergründigen" Motive ausgeschwiegen, und deshalb wurde er wohlverdienterweise auch als (einer) der grösste(n) Wissenschaftler der Menschheit bekannt.
[15] Allerdings kann man annehmen, dass es schon immer "politically incorrect" war, neue "Systeme des Absoluten" zu konstruieren. Jede neue Theorie musste die anderen irgendwie übertrumpfen, und da die etablierten "Systeme des Absoluten" meistens mit einer etablierten Religion verbunden waren, war ein neues System auch eine tödliche Konkurrenz für die gerade herrschende Priesterschaft, aber auch für das soziale System von Herrschaft, "Recht und Ordnung", das sich darauf stützte.
[16] Dieser Ausspruch ist eine falsche Übersetzung aus Francis Bacons Schrift.
[17] Siehe: "Für ein Neo-Baconsches Programm"
[18] Erläuterung: Es war ein Ziel der antiken Philosophie als Weisheitstradition, die "conditio humana" zu erfassen, und damit auch eine Antwort auf das Leiden und Wege zur Befreiung von Leid zu finden, wie die Stoa oder die Epikuräer. Aber nachdem im Abendland die christliche Religion das Monopol für die Befreiung von Leid übernommen hatte, wurde dieses Thema der Philosophie aus der Hand genommen.
[19] Weitere Informationen: Google-Search "Heraclitos".
[20] Eine ausführliche Diskussion der Entstehung naturphilosophischer und kosmologischer Konzepte aus heutiger wissenschafts-philosophischer Sicht findet sich bei Leiber (1996).
[21] Dies ist ebenfalls ein "Kraftzentrum" der Noologie:
[25] In griechischer Terminologie liegt es im "eschaton".
[26] Siehe Leiber (1996, 30) zu ähnlichen Ansätzen bei Leibniz: "Die mechanische Kausalität oder Determination besitzt ... lediglich phänomenalen Charakter und ist insofern eine Kategorie unseres Erkenntnisvermögens von Welt."
[27] Diese Begriffe formen ein Tripolares Spannungsfeld:
oder auch Trinity:
->:
TRINITY, p. 156
[28] Dazu Deschner: Die Kriminalgeschichte des Christentums.
[29] Nach Schütt (1989) "Die Liebhaber der Sophie".
[30] Hier beziehe ich mich besonders auf die Tiefenstrukturen in Hesiods Theogonie und Goethes Faust.
->:
EROS_KOSMOGONOS, p. 233
Aufgrund der Abneigung der Christen gegen den kosmogonischen Eros sind leider nicht allzu viele brauchbare Dokumente der Sophia-Tradition überliefert.
[31] Für die formale mathematische Struktur seines Systems hätte es keinen Unterschied gemacht, und in der Tat weigerte Newton sich ja, etwas dazu auszusagen, was Gravitation denn nun eigentlich sei. Dazu prägte er seinen bekannten Ausspruch: "Hypotheses non fingo".
->:
SUCHT_FRUST, p. 151
[32] Khalil Gibran, Rüdiger Waser: Liebe ist ein Wort des Lichts, Herder, Freiburg (1998)