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Noologie, Teil II:
Das Design der Welt als Tripolares Spannungsfeld


@ :EN_ARCHAE

Platon: Second Archae

Now we must go back to a second, and new, beginning (archae) which adequately befits our purpose, just like we did with the earlier subject. We must consider the true nature of the fire, the water, the air, and the earth for themselves, before heaven was created, and we have to consider their states before its creation. Because up to now no one has enlightened (illuminated) on their origin. Instead, as if we knew what really is the true nature of the fire, the water and the others, we talk about them as the origins (archai), in the way that we equate them with the letters (the stoichea or original components) of the cosmos. But it is not adequate that the amateur may even compare them with the form of the syllables.
Platon, Timaios 48b, Vol. VII, engl. transl. A.G.

Das folgende noologische Märchen führt uns jenseits aller Kosmologie, hinweg über die Ur-Ur-Ur-Anfänge des Universums. In ihm sind wesentliche Elemente der alt-vedischen Kosmologie "aufgehoben", mit ein paar Neuzeit-wissenschaftlichen Ingredienzien. Dies ist eine Denk-Übung der Pera-Noesis, die weiter als alles bisherige in die Grenzen des Denkbaren vordringt, und gegen das alles Vorherige nur Spaziergänge waren. Schnallen Sie deshalb ihre Glaubenssysteme bitte fest an, und lockern Sie Ihre Denk-Bremsen ein wenig. Hier finden wir "Kreative Mythologien" von Meister-Designern des Universums, von Kämpfen der Urwelt, und von der Entstehung des heutigen Welt-Systems, des Im-Perium, wie ich es in vorhergehenden Kapiteln genannt habe. Und schliesslich wollen wir noch ein paar grandiose Ausblicke geniessen: "Die alte vergessene Kunst der Trans-Temporalen Perspektive".
->: VISION_PANORAMA, p. 135; ->: EREIGNIS_LANDSCHAFT, p. 248

1. An einem kühlen, grauen Morgen in der Welt-Traum-Zeit


Stellen Sie sich vor, liebe/r Leser/in, Sie wachen an einem kühlen, grauen Morgen nach langer, wirr durchträumter Nacht auf. Es ist noch nicht so richtig hell, aber auch nicht mehr stockdunkel, und Sie beginnen sich, noch mit etwas schwerem Kopf, langsam zu erinnern:

Ja, da war doch etwas... ich habe mir für heute doch etwas besonderes vorgenommen... ach so, ich wollte heute das Design für ein neues Universum fertigstellen, das ich meinem Brahma-Kollegium in dem Wettbewerb: "Wer gestaltet das eleganteste Universum?" zur Begutachtung vorlegen möchte. Mir ist in einem dieser vielen Träume der letzten Nacht des Brahma, die 8,624,000,000 Solar-Jahre gedauert hat, eine Vision erschienen, wie man die simpelste, einfachste, aber mächtigste Formel für das Design eines Universums formulieren kann. Ich bin schon ganz gespannt, was meine Brahma-Kollegen davon halten werden.

Ja, liebe/r Leser/in, Sie sind unversehens in das Kollegium der mythischen Welten-Schöpfer-Götter der Vedischen Mythologie versetzt worden, und haben die Rolle eines Brahma übernommen, wie die Mitglieder dieses erlauchten Kollegiums genannt werden. [440] Sie sind einer von den Universums-Meister-Designern, nicht nur dieses einen Universums der augenblicklichen kosmischen Epoche, das uns Zeitgenossen aus der populären Naturwissenschafts-Presse, wie Scientific American (bzw. Spektrum der Wissenschaft) ja bestens bekannt ist, sondern dieser erlauchte Kreis von Designern ist verantwortlich für die Kreation aller nur denkbarer und möglicher künftiger und vergangener Universen, [441] auch ganz anderer, und undenkbarer Zusammensetzung und Prägung, von denen keine Wissenschaft je etwas erfahren kann, weil niemand von uns je dabei war oder sein wird, und weil sie im Prozess der Neuschöpfung restlos vernichtet und wieder-erschaffen werden.

Und nun erinnern Sie sich noch ein bißchen mehr...
Diese vielen wirren Träume der letzten Nacht Brahmas, die 8,624,000,000 Solar-Jahre gedauert hat, waren irgendwie, irgendwo, real. Ja, diese Träume hatten etwas mit dem Geschehen des Universums zu tun, das wir gestern Morgen geschaffen haben. Das war vor genau 17,248,000,000 Solar-Jahren. [442] Dieses Universum war unter der Federführung des Meister-Designers El-Ohim entstanden, der sich schon bei früheren Universums-Designs durch besondere Genauigkeit und Effektivität ausgezeichnet hatte. Deshalb hatte ihm das Kollegium die Leitung für das letzte Projekt übertragen. Dieses Design hatte es ja wirklich in sich: Es begann mit einem ungeheuren, fantastischen Feuerwerk, einer Explosion, wie wir sie wirklich in all den unendlich vielen Universums-Zyklen, die unser Kollegium schon geschaffen hatte, wirklich noch nie gesehen hatten. Dafür erntete Kollege El-Ohim schon mal einen großen Anfangs-Applaus. Auch dann entwickelte sich das Projekt bestens weiter: Die Explosion fetzte durch den berechneten Universums-Raum, und schuf Hunderte von Milliarden kleinerer Sekundär-Explosionen, die aber nicht einfach aufglühten und verschwanden, sondern sich stabilisierten, und sich in einem ungeheuer komplizierten Muster umeinander wanden, sich in siebenfach-potenzierter Spiralform ineinander verdrehten, und einen gewaltigen, phantastischen kosmischen Tanz aufführten. [443]

Wir waren sprachlos vor Begeisterung. Kollege El-Ohim verdiente wirklich den Titel Meister-Designer. Und so hatten wir einen rundum interessanten Brahma-Tag gehabt. Nun neigte er sich dem Abend zu (es waren insgesamt 8,624,000,000 Solar-Jahre dieses Universums-Zyklus vergangen), und es wurde nach den großen Explosionen allmählich dunkler und dunkler im Universum, und wir erwarteten, daß das Feuerwerk sich über Nacht beruhigte, und allmählich auskühlte, so daß wir dann am nächsten Morgen eine neue Kreation beginnen konnten. Die Kreation, für die ich mir einen besonderen Plan ausdenken wollte. Wir gingen also schlafen.

Aber da passierte etwas Unerwartetes. Normalerweise, wenn wir Brahmas schlafen, dann schlafen wir tief und fest, aber wir träumen nicht. Aber so ziemlich genau zur tiefsten Mitternacht, [444] vor sechs Brahma-Stunden, (oder vor etwa 4,320,000,000 Solar-Jahren), als wir alle schon fest schliefen, fingen diese seltsamen Träume an: Zuerst war es, als ob sich irgendwo etwas völlig unscheinbares regte, ganz, ganz dunkel und unauffällig. Es war ein ungewohntes, unbekanntes Phänomen, das sich da ganz am Rande bewegte, auf einer ansonsten völlig unscheinbaren Materie-Kondensation im Umkreis einer recht unbedeutenden Sonne in einem ziemlich abgelegenen Winkel einer mittelgroßen Galaxie in diesem ungeheuren, endlosen Universum unserer Kreation. [445] Und dann intensivierten sich diese Träume, ganz langsam zuerst, aber gerade vor 1/2 Brahma-Stunde (36 Minuten oder vor etwa 432,000,000 Solar-Jahren) nahmen sie geradezu alptraum-hafte Dimensionen an, von einer ungeheuren, überwältigenden Formenvielfalt, die da auf diesem winzigen, unscheinbaren Planeten entstanden war, den die Zeitgenossen auch Erde nennen, und diese Formenvielfalt wird auch Leben genannt. Diese Formenvielfalt war um so vieles reicher und phantastischer als all die gewaltigen galaktischen Konstruktionen, die sich im Laufe des vorangegangenen Brahma-Tages gebildet hatten, sie waren geradezu unendlich klein, aber auch unendlich komplex, und sie bewegten und veränderten sich ungeheuer schnell, und sie wurden immer schneller. Und es passierte etwas ungeheurliches, es war wie verhext: Diese Träume gewannen eine Eigendynamik, je intensiver sie wurden, desto tiefer schliefen wir, bleiern, gebannt, und nicht mehr unserer Sinne mächtig. Was geschah da? Sogen diese Träume uns unser eigenes Bewußtsein aus, und bemächtigten sich selber unserer allmächtigen Designer-Kräfte? Der Alptraum wurde immer schlimmer: Vor etwa 3.6 Brahma-Minuten (216 Brahma-Sekunden, oder vor etwa 43,200,000 Solar-Jahren) kochte dieser Planet geradezu über von völlig neuen Lebensformen, und vor 21 Brahma-Sekunden (oder vor etwa 4,320,000 Solar-Jahren), fing es an, geradezu chaotisch zu werden. Plötzlich entstanden da Lebewesen, die selber anfingen zu träumen. Und von da an wurde es richtig unvorstellbar. Vor etwa 2 Sekunden (oder vor etwa 432,000 Solar-Jahren) fingen diese Träume an, ihr Eigenleben zu führen, so als hätten sie einen eigenen Willen, und eine eigene Vorstellung, und sie nannten sich Erdlinge, die Menschen. Und es kam noch absurder: Vor 0.2 Sekunden (oder vor etwa 43,200 Solar-Jahren) fingen diese vertrackten Träume an, uns selber, die Brahmas zu erträumen! Und um auch das noch zu übertreffen, vor 0.02 Sekunden (oder vor etwa 4,320 Solar-Jahren) passierte das Absurdeste: [446] Es formierte sich ein Traum von, dem All-Einzigen Gott, der die Brahmas in sich aufsog, die Erdlinge nannten ihn YHVH. Und der Name dessen, der diesen Traum den Erdlingen zuerst mitteilte, war A-Brahma. Die Vorsilbe A- steht in allen Indogermanischen Sprachen für Abtrennung und Vernichtung, und es war die Botschaft des Brahma-Vernichters. Wir wurden hilflos in diese Traumwelt aufgesogen, gerade so als wären wir in eines dieser Schwarzen Löcher geraten, das die Zeitgenossen aus der populären Naturwissenschafts-Presse kennen, hilflos in einem Strudel, aus dem wir uns nicht mehr befreien konnten.

Aber jetzt, zuletzt, sind wir wieder aufgewacht.
Ein neuer Tag beginnt, zum Design der neuen Welt!
Frisch auf ans Werk, Kollegen, voll neuer Schaffenskraft!

Oder vielleicht auch nicht? Ist unser Brahma, von dem wir da erzählen, nicht gerade Jetzt in seinem tiefsten, bleiernsten Schlaf, träumt er nicht gerade Jetzt seinen schlimmsten Alptraum, den er nur träumen kann? Und was kann es für einen schlimmeren Alptraum geben, als zu träumen, man sei wach, und man geht wieder normal ans Werk, wie jeden anderen Tag auch, bis man irgendwann merkt... irgendetwas an dieser Geschichte stimmt doch nicht... irgendetwas ist da doch ganz fatal anders...
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Denn, oh Graus: gerade Jetzt, in diesem Augenblick, erträumt ihn ein Erdling direkt, in seinem vollen Selbst, der Bann ist rund geschlossen. Und Jetzt ist es auch nicht mehr so wichtig, ob es da einer dieser Brahmas ist, der das Erden-Leben träumt, oder einer dieser Erdlinge, der sich die Brahmas erträumt. "Das Spiel ist alles, die Spieler nichts". [447]

Diese Episode aus dem Leben eines Brahma ist, eine kleine "Fingerübung" des Denkens aus einem völlig anderen Bezugs-Zentrum, als wir Menschen es von unserer neuronalen Ausstattung und Programmierung her gewohnt sind. Das Thema der Welt als Traum ist eine Variation einer sehr alten {philosophischen / mythologischen} Trope, die z.B. von Chuang Tse überliefert ist, als er sagte: Bin ich ein Schmetterling, der träumt, ein Mensch zu sein, oder bin ich ein Mensch, der gerade von einem Schmetterling träumt? Weiterhin ist "die Welt als Traum" ein bekanntes Thema der Gnosis, wie es z.B. von Shakespeare in "Der Sturm IV,1" so meisterhaft formuliert worden war:

Wir sind aus solchem Stoff / Wie der zu Träumen, und dies kleine Leben /
Umfaßt ein Schlaf.

Die tieferen Hintergründe der gnostischen und doketeischen Traum-Trope, und ihr Bezug zum Mahayana-Buddhismus, werden von Joseph Campbell in "Die Masken Gottes" (1996,III: 412-418) behandelt. In der vorliegenden Version führen wir eine radikale Umdrehung der Bezugs-Dimension ein. Hier stellen wir uns vor, daß unsere Original-Existenz die der Brahmas wäre, die das Leben auf der Erde nur träumen. Dies ist eine Abwandlung bestimmter meditativer Techniken aus dem Corpus Hermeticum, die dem synkretischen Gott Hermes-Thot zugeeignet waren. (Campbell 1996,III: 417-418).

Man kann es wohl nur den über-menschlichen Fähigkeiten von Brahmas zurechnen, daß sie ihr Traum-Erleben so genau beherrschen, daß sie den Zeitbezug ihrer Traum-Abläufe so präzise wahrnehmen. Oder wir können es auch noch anders sehen: Die Traum-Zeit (aus unserer Sicht), in der die Brahmas leben, also ihre eigentliche Existenz-Dimension, ist fundamental zeitlos, ewig, wie wir aus der Sicht unserer Denkstruktur sagen. Erst wenn sie in ihre Alpträume verfallen, beginnt die Zeit zu laufen, immer schneller, bis sie letztlich zu rasen anfängt. [448] Unser Bewußtseins-Erlebnis, und unsere Bewußtseins-Modi sind komplementär zu dem "Bewußtsein" der Brahmas. Wenn sie träumen, wachen wir, und wenn wir träumen, dann wachen sie. So oder so ähnlich sehen es auch die australischen Aborigines mit den Traum-Zeit-Mythen ihrer Ur-Ahnen. In unserem Beispiel wurde das Thema der Traum-Zeit nur zu einer kosmischen Welt-Traum-Zeit umgeformt, um über dieses Wortspiel die heutige wissenschaftliche Kosmologie der Raum-Zeit mit in unsere Vorstellungen aufzunehmen, sie in der Welt-Traum-Zeit "aufzuheben", wie Hegel es ausgedrückt hätte. Denn unsere heutige Wissenschaft mit all ihren Errungenschaften ist nach dieser Parabel eben auch nur ein Traum Brahmas. Die atemberaubende Beschleunigung der Traumerlebnisse des Brahma ist eine Charakteristik unserer realen Welt, die wir heute auch selber wahrnehmen. Aber seit dem Auftreten des Menschen auf der Erde hat sich das Leben allgemein beschleunigt, und dasselbe kann man sagen, seit vor 500 Mio Jahren die Ersten Vielzeller, die Metazoen, diesen Planeten eroberten. Wir können mit einem gewissen Erstaunen feststellen, daß sich die Etappen dieser Beschleunigung ziemlich elegant in ein logarithmisches System von Zehnerpotenzen einordnen lassen. Warum, das wissen nur die Götter. Unsere Parabel zeigt noch einen anderen wesentlichen Bezug und Kontrast der Existenzen der Welt-Traum-Zeit gegenüber unserer Menschenwelt: Die Brahmas sind eine extrem distributive Intelligenzform, die sich nur über absolut kosmische Distanzen und Zeiträume manifestiert. Eine solche Intelligenzform können wir Menschen überhaupt nicht wahrnehmen. Ein Tag dieser Intelligenzform dauert 17,248,000,000 Solar-Jahre, [449] und eine Sekunde 216,000 Solar-Jahre. Stellen Sie sich vor, Sie müssen mit jemand reden, der 216,000 Solar-Jahre braucht, um auch nur ein Wort zu sagen. Dies ist das Grund-Problem aller Mystiker und Mythologen aller Denkarten und Schattierungen: Wie kann man mit einer Intelligenzform Kontakt aufnehmen, die so andersartig ist, als unsere, daß die herkömmlichen Denk-Kategorien einfach dabei zerfließen. [450] Daher ist eine solche Intelligenzform auch völlig un- oder außer-wissenschaftlich. Die Wissenschaft kann nur mit Dingen umgehen, mit denen wir in irgendeinen instrumentellen Kontakt gehen können, die wir einem Experiment unterwerfen können. Aber Götter lassen sich keinem Experiment unterwerfen. Die einzige Möglichkeit des Kontakts ist das Ur-Ahnen der Traum-Zeit, oder in anderer Ausdrucksweise: Die Mystik und Mythologie. Und noch eine Einsicht vermittelt uns diese Parabel: Es ist eine andere Darstellung für das seltsame Phänomen, das uns die Mythologen und Mystiker aller Kulturen mitteilen: Die Götter sterben. [451] Sie sterben seit ca. 4,320 Solar-Jahren unaufhaltsam, und verschwinden von unserer Erde. Natürlich kann man von den Göttern nicht wirklich sagen, daß sie sterben, aber der Prozess hat etwas mit einem Verdampfen, oder einem Aufgesogen Werden zu tun, wie von dem schwarzen Loch ihres Alptraumes, in dem sie nach der Parabel versinken. Vorher, etwa im alten Ägypten, gab es noch Gottesreiche unvorstellbarer Erhabenheit und Glorie, aber sie sanken in einem unaufhaltsamen, schmählichen Niedergang dahin. [452] Die alten Mythen erzählen uns von den Vier Zeitaltern: Das Goldene, Das Silberne, Das Bronzene, und Das Eiserne. Von dem einem zum anderen wurden die Verhältnisse immer schlechter. Und die letzte Epoche des Verschwindens der Götter, der Götterdämmerung, das Eiserne Zeitalter, begann vor etwa 4,320 Solar-Jahren. [453] Und der Tod der Götter hat wesenhaft mit der Bewußtseins-Entwicklung der Menschen zu tun.

Hier folgen einige Materialien, Erklärungen und Zusätze zu dem obigen Text.

1.1. Die Siebenfach potenzierte Spirale
@ :SIEBENFACH_SPIRALE
In der populären Naturwissenschafts-Presse der Zeitgenossen werden potenzierte Spiralen so dargestellt: Eine Spirale, die einer Spiral-Wicklung folgt, die wiederum einer Spiral-Wicklung folgt, etc. etc. Wir können uns die siebenfach potenzierte Spirale kosmologisch-physikalisch so vorstellen: auf der aller-untersten Ebene als die Spiral-Wicklung der Superstrings, dann auf der atomaren Ebene in diversen Potential-Wirbel und Toroid-Modellen, wie sie z.B. von Lord Kelvin und Konstantin Meyl (1990) formuliert wurden, dann auf höherer molekularer Ebene in der Grundlage des biologischen Lebens als Spiral-Wicklung der DNS, dann in den vielfältigen Wirbel-Phänomenen des Wassers und der Atmosphäre, und dann auf den höheren kosmischen Ebenen als Spiral-Windung der Planetenbahnen, die ja der gekrümmten Bahn ihrer Sonne durch die Galaxis folgen, und diese wiederum auf der höchsten Ebene das Spiral-förmige Ineinanderdrehen aller Galaxien auf ihrem unendlichen kosmischen Tanz durch das Universum. Die Betrachtung einer solchen siebenfachen Ineinander-Drehung auf allen Zeit-Ebenen gleichzeitig ist ein Anblick, der uns Sterblichen leider nicht vergönnt, ist, und wenn wir es wahrnehmen könnten, dann würde uns sicher ganz schön schwindelig dabei werden. Dazu mehr in einem späteren Kapitel:
->: GRAVITATIONS_KUNST, p. 254

1.2. Das Eiserne Zeitalter
@ :EISEN_ZEIT
Dies ist ein kurzer Exkurs zum Eisernen Zeitalter, der die obigen Andeutungen vertieft.
Man muß den historischen Anspruch der Genauigkeit der Datierung der wissenschaftlich-historischen Bezeichnung der Epoche der Eisenzeit und das mythische Ur-Ahnen des Eisernen Zeitalters auseinanderhalten. Nach dem hier dargestellten vedischen Mythos begann das Eiserne Zeitalter vor 5000 Jahren: Das Kali Yuga. [454] Das Eisen war schon im Alten Sumer vor 5000 Jahren vereinzelt in Gebrauch, und man fand in Ägypten kleine Eisen-Geräte, die wegen ihrer besonderen Kostbarkeit den Pharaonen ins Grab beigegeben worden sind. Da Eisen im Gegensatz zu Gold, Bronze und Kupfer unter den auf dem Planeten Erde herrschenden Witterungsbedingungen sehr schnell völlig in Oxide zerfällt, ist es archäologisch meist nicht mehr auffindbar. Das beweist aber noch lange nicht, daß die Menschen der Ur-Zeit kein Eisen kannten. Im Gegenteil: Eisen war in der prähistorischen Ur-Zeit das Zauber-Material par excellence, kostbarer und seltener noch als Diamanten. Gelegentliche Verwendung von nativem Rein-Eisen gibt es schon seit Zehntausenden von Jahren, genau wie auch andere native Metalle, etwa Gold und Kupfer verwendet wurden. Aber natives Rein-Eisen kommt nur in Meteoren vor, und die sind noch viel seltener als Gold-Nuggets, die sich in vielen Flußläufen finden lassen (Neuburger 1919: 22). Es gab in der prä-historischen Sahara nennenswerte Vorkommen solcher Rein-Eisen-Meteoriten, die waren aber irgendwann restlos abgeräumt, und in alle Winde zerstreut. Solche prähistorischen Industrien sind mit konventionellen archäologischen Methoden nicht nachzuweisen. Aber es lassen sich genügend Hinweise einer Ur-Mythologie um das Eisen finden: So ist das altgriechische Wort für Stahl: Adamantis, es wird verwendet bei der Kette, mit der Prometheus an den Felsen geschmiedet wurde, und der Sichel, mit der Kronos seinen Vater Ouranos kastrierte. Es besteht eine direkte semantische Verwandtschaft mit dem Wort Dia-mantis. Dies weist auf die Haupt-Eigenschaft des Stahls wie des Dia-manten, des Zerschneidens, von dem Verb diamazo [455] zerschneiden und masaomai, (zer-) Beißen, Kauen. Weitere Verzweigungen dieses Semantik-Rhizoms sind: machaira, Messer, Schwert, Dolch, und machae, Kampf. Wie wir alle wissen, bestehen Diamanten aus reinem Kohlenstoff, und Stahl ist eine Einlagerung von atomaren Kohlenstoff in das Metallgitter des Eisens. Wie wir ebenso alle aus dem elementaren Chemie-Unterricht wissen, stellt das Atomar-Gitter des Diamanten den einfachsten aller regelmäßigsten geometrischen Körper dar, einen Tetraeder. Seine Seitenflächen bestehen aus vier gleichseitigen Dreiecken. (Die drei-dimensionale Potenzierung der Triade, oder auch der Pythagoräischen Tetraktys.) Diese Konstruktion macht den Tetraeder maximal unverzerr- und unverrückbar gegenüber äußeren Einwirkungen, daher ist der Tetraeder der stabilste Körper, und in der Natur der Diamant das härteste Mineral. Diese Eigenschaft war es, warum Platon im Timaios den Grundbauplan seines harmonikalen Kosmos auf die Basis von Tetraedern aufgesetzt hat. Die innigste Verbindung von Adamantis und Dia-mantis war das höchste Ziel der archaischen Schmiedetechnik: das atomare Eisen-Kohlenstoff-Gitter durch endlose Zyklen von Erhitzen, Falten, Hämmern und Abschrecken maximal so zu verdichten, daß der Stahl maximal hart und gleichzeitig maximal flexibel wurde. Die unübertroffene Perfektion dieser Kunst wurde mit der Damast-Technik erreicht, und diese wurde in der Stadt Damaskus gepflegt, dem Sitz der besten Schmiede der Menschheit. Von diesen und ähnlichen Ur-Ahnungen rührt noch die bis heute erhaltene Magie der Schmiede aller Vorvölker und Ur-Kulturen.

Weitere Quellen zu Stahl, Diamanten, Schmiede-Mythen und Zeit-Vorstellungen: Campbell 1996,III: 295-307. Zoroastrische und Mithraische Mythologie, Zervan Akarana: die unendliche Zeit (301-302, 305), die Schlange mit sechs Windungen (302), der diamantene Blitzkeil (Keraunos) (302), der Vajra (302), der doppelköpfige Hammer (Thor) (307), die Verbindung von Metallbearbeitung und (Zeit-) Achsenstange (304), der kosmische Rhythmus (rita) (305).

1.3. Die Eisen-Zeit
Eisenzeit ist der Name der geschichtlichen Epoche, die von der allgemeinen Verwendung des Eisens und Eisen / Stahl-Werkzeugen als Standard-Technologie geprägt wurde. Dies setzt die Beherrschung dieverser Material- und Verfahrens-Technologien voraus, wie des Hochtemperatur-Schmelz-Ofens (befeuert anfänglich mit Holzkohle, später mit Steinkohle), sowie die nötigen feuerfesten Materialien und das Gebläse-System für die Sauerstoff-Zufuhr, um die benötigte Temperatur zu erzielen. Dieses Technologie-Stadium wurde zuerst in Indien vermutlich gegen -2500, mit geschichtlicher Sicherheit etwa um -1400 erreicht. (Neuburger 1919: 22-32). Nach Amerika kam die Eisen-Technologie erst mit der Eroberung der Spanier um 1500.

Britannica: Iron Age: final technological and cultural stage in the Stone-Bronze-Iron-Age sequence. The date of the full Iron Age, in which this metal for the most part replaced bronze in implements and weapons, varied geographically, beginning in the Middle East and southeastern Europe about 1200 BC but in China not until about 600 BC. Although in the Middle East iron had limited use as a scarce and precious metal as early as 3000 BC, there is no indication that people at that time recognized its superior qualities over those of bronze. Between 1200 and 1000, however, the export of knowledge of iron metallurgy and of iron objects was rapid and widespread. With the large-scale production of iron implements came new patterns of more permanent settlement. On the other hand, utilization of iron for weapons put arms in the hands of the masses for the first time and set off a series of large-scale movements of peoples that did not end for 2,000 years and that changed the face of Europe and Asia.

1.4. Es spricht die tiefe Mitternacht
@ :MITTERNACHT
Hier weitere Darstellungen aus der Welt-Traum-Zeit, von einem, der das Ur-Ahnen noch verstanden hat: Nietzsche, aus Zarathustra:
Oh Mensch! Gieb Acht!
Was spricht die tiefe Mitternacht?
´´Ich schlief, ich schlief -,
´´Aus tiefem Traum bin ich erwacht: -
´´Die Welt ist tief,
´´Und tiefer als der Tag gedacht.
´´Tief ist ihr Weh -,
´´Lust - tiefer noch als Herzeleid:
´´Weh spricht: Vergeh!
´´Doch alle Lust will Ewigkeit
´´will tiefe, tiefe Ewigkeit!''

1.5. A Day in the Life of Brahma
Copyright (c) 1996 Encyclopaedia Britannica, Inc. All Rights Reserved

@ :MAHA_KALPA
Britannica: Hinduism: Myths of time and eternity.
The oldest texts speak little of time and eternity. It is taken for granted that the gods, though born, are immortal; they are called "sons of Immortality." In the Atharvaveda, Time appears personified as creator and ruler of everything. In the Brahmanas and later Vedic texts there are repeated esoteric speculations concerning the year, which is the unit of creation and thus is identified with the creative and regenerative sacrifice and with Prajapati ("Lord of Creatures"), the god of the sacrifice. Time is an endless repetition of the year, and thus of creation; this is the starting point of later notions of repeated creations.

Puranic myths develop around the notion of yuga (world age), of which there are four. These four yugas, Krta, Treta, Dvapara, and Kali--they are named after the four throws, from best to worst, in a dice game--constitute a mahayuga (large yuga), and, like the comparable ages of the world depicted by the Greek poet Hesiod, are periods of increasing deterioration. Time itself also deteriorates, for the ages are successively shorter. Each yuga is preceded by an intermediate "dawn" and "dusk." The Krta Yuga lasts 4,000 years, with a dawn and dusk of 400 years each, or a total of 4,800 years; Treta a total of 3,600 years; Dvapara 2,400 years; and Kali (the current one), 1,200 years. [456] A mahayuga thus lasts 12,000 years [457] and observes the usual coefficient of 12, derived from the 12-month year, the unit of creation. These years are "years of the gods," each lasting 360 human years, 360 being the days in a year. Two thousand mahayugas form one kalpa (eon), [458] which is itself but one day in the life of Brahma, whose full life lasts 100 years; the present is the midpoint of his life. Each kalpa is followed by an equally long period of abeyance (pralaya), in which the universe is asleep. Seemingly the universe will come to an end at the end of Brahma's life, but Brahmas too are innumerable, and a new universe is reborn with each new Brahma.

Another myth lays particular stress on the destructive aspect of time. Everything dies in time: "Time ripens the creatures, Time rots them" (Mahabharata 1.1.188). "Time" (kala) is thus another name for the god of death, Yama. The name is associated especially with Shiva in his destructive aspect as Mahakala and is extended to his consort, who may be known as the goddess Kali or Mahakali. On a mythological level the speculations on time reflect the doctrine of the eternal return in the philosophy of transmigration. The universe returns just as, after death, a soul returns to be born again. In the oldest description of the process (Chandogya Upanishad 5.3.1.-5.3.10), the account is still mythic, but with tendencies to naturalism. The soul on departing may go either of two ways: the Way of the Gods, which brings it through days, bright fortnights, the half year of the northern course of the Sun, to the full year, and eventually to brahman; or the Way of the Ancestors, through nights, dark fortnights, the half year of the southern course of the Sun, and, failing to reach the full year, eventually back to Earth clinging to raindrops. If the soul happens to light on a plant that is subsequently eaten by a man, the man may impregnate a woman and thus the soul is reborn. Once more the significance of the year as a symbol of complete time is clear.

2. Das Spannungsfeld, d as die Welt im Innersten zusammenhält

@ :PRINZIP_SPANNUNG
Was die Welt im Innersten zusammenhält, ist fürwahr ein Spannungsfeld!
A.G. nach Goethes Faust

Mit diesen Worten versetzen wir uns in das Spannungsfeld eines anderen Meister-Designers, nämlich Goethes Faust. Und in diesem einen Satz sehen wir auch eine Antwort auf die Schicksalsfrage, nach der Faust sein Leben lang vergeblich gesucht hatte. Seine Frage lautete: "Daß ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält, Schau' alle Wirkenskraft und Samen, Und tu' nicht mehr in Worten kramen" (382-385). Zu dieser Lösung können wir kommen, weil es uns vergönnt ist, gemäß des Designs von Goethe, das Drama Faustens von der Warte des Betrachters zu verstehen, weil wir außerhalb stehen. Strikt nach Archimedes: "Gebet mir einen Punkt außerhalb der Erde, und ich werde sie euch aus den Angeln heben."

Und so können wir uns in unserer Vorstellung in das Spannungsfeld versetzen, das der Ur-Sprung aller Dinge ist. [459] Das deutsche Wort "Ur-Sprung" stellt in seinem Bedeutungsfeld auf unübersetzbare Weise genau das ihm innewohnende Spannungsfeld dar, und seine Be-Deutung entfaltet sich aus der inneren Dynamik des Wortbildes. Bevor etwas im "Ur-Sprung" Befindliches in die Welt der Erscheinungen ent-springen kann, muß es durch ein Spannungsfeld gehen, durch ein kulminierendes Anwachsen von Kräften, die im Widerstreit stehen, dem Kampf der Kräfte des Beharrenden gegen die Kräfte des Verändernden.

Wir können dieses primordiale Spannungsfeld jederzeit direkt erleben, wenn wir einen sich formenden Wassertropfen beobachten, an einem tropfenden Wasserhahn, oder noch besser noch, in einem leichten Regen, wenn auf irgend einem Blatt an einem Baum das Wasser der Regentropfen sich zitternd zu größeren Tropfen vereinigt, und diese mit dem leichten Zittern des Blattes an den Rand wandern, und dort, ebenfalls in einem kleinen kosmischen Drama, dann ihren Absprung nehmen.

Bei einem Wassertropfen sieht die Entwicklung und endliche Auflösung des primordialen Spannungsfeldes noch sehr friedlich und romantisch aus, weil das Wasser das weichste und anpassungsfähigste Element in diesem Kosmos ist. Aber wenn größere Kräfte des Beharrens, und größere Gewalten der Veränderung miteinander in Streit kommen, dann gibt es auch noch ganz andere Spannungsfelder und noch ganz andere Kraft-Entladungen. Eine mathematische Darstellung dieser kulminierenden Klimax wurde von René Thom als Katastrophentheorie bezeichnet, von kata strophae (Wendung, Umsturz, Untergang). In den uralten Kosmogonien der Menschheit, wie der griechischen Kosmogonie des Hesiodos, finden wir sehr drastische Darstellungen des "Ur-Sprungs" - "en archae". Hier finden wir nicht einfach nur Spannungsfelder, sondern es herrscht Aufruhr, Kampf, und Gewalt, Mord und Totschlag. Der jüdische Entwurf der Kosmogonie ist zwar "Im Anfang" noch ganz friedlich (und Gott sah, daß es gut war), [460] aber gleich danach geht der Aufruhr los: Der Aufstand der Engel am Beginn der kosmischen Epoche, der Sündenfall, die Vertreibung aus dem Paradies, die Ermordung Abels, und die Austilgung der ersten Menschheit in der Sintflut. Man wird kaum eine Passage in der Bibel finden, die nicht voller Gewalt ist, mit einer Ausnahme vielleicht: Das Hohelied Salomos.

2.1. Die Erfindung des Kosmos: Das Gute, Schöne, und Geordnete
@ :KOSMOS
Da nimmt die christliche, das Abendland während der letzten 2000 Jahre beherrschende Mythologie, nach der Fassung von Joh. 1.1. eine gewisse Sonderstellung ein, indem sie den Anfang aller Dinge der ordnenden Stimme und Willensmacht eines Schöpfergottes unterordnet, nach der der Kosmos (griech: Schmuck, Zierde, Ordnung) geschaffen wird. Die christliche Fassung ist eine im Vergleich zu früheren Schöpfungsmythen wesentlich geläuterte Version, in der das Schöpferwort Gottes in der Form des griechischen Logos, und des apollinischen Lichts (phoibos, phos, phaos), in abstrakter Überhöhung als Prinzip (principium := archae), erscheint, das sich erst zu einer späteren Stufe in der materiellen Fleischlichkeit manifestiert. Wesentlich bestimmend für das christliche Bild der Weltenordnung im Neuen Testament war der hellenistische Einfluß, besonders Platons Entwurf der Weltschöpfung im Timaios, der ganz auf den alles durchwaltenden höchsten Prinzipien (hier-archia) des Wahren, des Guten und des Schönen, des Geordneten (des kosmos), beruhte. Auch wenn die religiösen Motive aus der Geschichte des Abendlandes langsam verblaßten, so blieb das Prinzip der Ordnung ein wesentliches Leitmotiv, dem vor allem die Naturwissenschaften nachfolgten, unter der Führung der Physik in der mechanistischen, Newton- Cartesianischen Orientierung, auf Basis reversibler Prozesse, in energetisch geschlossenen Systemen. Dieses Prinzip ist vor allem in dem heute aktuellen Thema der Suche nach der "Weltformel" der Physiker erkennbar, und es wurde pointiert in Anlehnung an das theologische Motiv von Albert Einstein ausgedrückt: "Gott würfelt nicht".

Aber eine Welt, die nur von den schönen, bewahrenden, ordnenden, und harmonischen Kräften beherrscht wird, ist leblos, sie ist vielleicht ein schönes Musaion, aber ihr fehlt die lebendige Energie, die sie in Bewegung hält. Die wirkliche Welt wird von der Kraft beherrscht, die den dynamischen Pol des Ur-sprunges vertritt, die Energien der Veränderung, der Bewegung, und des Wandels, in Goethes Ausdrucksweise: der Meta-morphose. In der heutigen Naturwissenschaft konkretisiert sich diese Sicht etwa in den Arbeiten René Thoms, und Chaos- und Thermodynamik- orientierten Ansätzen. Die christliche Theologie tat sich damit eher schwer, die dynamischen Elemente in ihr System mit einzubeziehen, und sie mußte ein externes Prinzip des Bösen erfinden, den Satan, oder Luzifer, da Gott, das Prinzip des Guten, schwer mit der unausweichlichen Zerstörung in Einklang gebracht werden konnte, die ja bei jeder Neuschaffung ein notwendiger Bestandteil des Ganges der Dinge ist.
2.1.1. Die "Erbsünde" der Stasis
Für eine etwas andere Darstellung dieses Geschehens kehren wir für einen Moment zu dem Welt-Traum-Bericht "En Archae" [461] zurück, den wir oben vorgestellt hatten, und den genialen Entwurf des Meister-Welten-Designers El-Ohim. Sein Konzept hatte als wesentliche Elemente spiralige, also ellipsoide, ovoide, zykloide, zentrifugale, und zentripetale, zyklo-tangentiale Bewegungsmuster, die von ihrem Ursprung ausgingen, und wieder dorthin führten. Das war sein Konzept des kosmischen Tanzes (der in der indischen Mythologie auch als der Tanz Shivas bekannt ist). Dieses Konzept verging und verglühte in der dunklen Brahma-Nacht, die fast 8,624,000,000 Solar-Jahre währte, und es wurde schlicht und einfach vergessen.

Das Christliche Welten-Design aus Joh. 1.1. wurde wesentlich dem Entwurf eines anderen Meister-Designers entnommen, dem Timaios von Platon. Dieses Design war ja, wie oben schon gesagt, voller Harmonie, und voller Schönheit. Platon hatte sich bemüht, seinen Welten-Designer Demiourgos mit allen Eigenschaften eines wohlwollenden und gütigen Schöpfers zu versehen, der nach bestem Wissen und Gewissen dafür sorgt, daß seine Kreation die besten aller nur möglichen Voraussetzungen (Endowment) mit auf ihren Lebensweg (ihr Trajektorium) mitgegeben bekommt. Dazu können wir uns die Einzelheiten in den Tausenden von Kommentaren ansehen, die zu diesem Entwurf in der langen Geschichte der {Krypto- / Pseudo- / Neo-} Platonischen Schulen der letzten 2300 Jahre verfaßt worden sind. (Die berühmte endlose Sequenz der Fußnoten zu Platon, die Whitehead erwähnt hat). Diese alle auch nur aufzulisten wäre völlig außerhalb des Rahmens der vorliegenden Arbeit, geschweige sie näher zu besprechen. Aber es können einige der IMHO [462] bemerkenswertesten Entwürfe exemplarisch genannt werden: Die Schule der "Ungeschriebenen Lehren Platons", die von Giovanni Reale dargestellt wurde, und die Schule des Harmonikalen Kosmos, die eine Zurückführung des Timaios auf die Pythagoräischen Lehren ist. Hier finden wir Arbeiten, die sich direkt auf Pythagoras beziehen (z.B. Van der Waerden), und dann (nur einige von vielen) Giordano Bruno, Kepler, Albert Thimus, Kepler, Hans Kayser; Rudolf Haase; Marius Schneider; Frances Yates, Ernest McClain, ... , ...

Wie schon gesagt, dieses Feld ist zu umfangreich, als daß man es hier mehr als anreißen könnte. Hier soll diese Interpretationslinie einmal aus einer anderen Sicht betrachtet werden. Denn die großartigen Entwürfe, die im Timaios entweder enthalten sind, oder ihm untergeschoben wurden (nach 2300 Jahren Interpretationen von Interpretationen ad infinitum läßt sich das nicht mehr so leicht auseinanderhalten), lassen eins leicht übersehen, daß diese Entwürfe von ihrem Grundprinzip her eine gewisse Stasis enthalten. Denn Platon ging in seinem harmonischen (harmonikalen) Kosmos von bestimmten Zahlenverhältnissen aus, die sowohl in der Geometrie der regelmäßigen Körper als auch in den musikalischen Intervall-Ratios enthalten sind. Sein Grund-Bau-Prinzip des Kosmos waren regelmäßige Figuren, und von diesen allen besonders ausgezeichnet, der Diamant. Den Diamanten haben wir schon oben erwähnt. Das Atom-Gitter des Diamanten ist im ganzen Kosmos das geordneteste, regelmäßigste, stabilste, und härteste, das die Schöpfung dieser Kosmischen Epoche zuwege gebracht hat: Es ist der Tetraeder. Deshalb spielt der Diamant so eine eminente mythologische Rolle, denn wenn wir irgendwo einen Tetraeder finden, finden wir auch einen Diamanten, und umgekehrt. Das Grund- und Geburts- Übel des Platonischen Timaios-Designs war aber eine Stasis seiner Ideen-Lehre, die sich Platon eingehandelt hatte, als er seine Entwürfe mehr an der Schule der Eleaten nach Parmenides ausgerichtet hatte, als an der Schule der Heraklitäer, deren Prinzipien mehr auf Dynamis ausgerichtet waren. (Auch hier sollte IMHO angemerkt werden, daß diese Sicht wohl auch nur eine Fehl-Interpretation späterer Interpreten sein kann, und daß Platon selber das alles möglicherweise ganz anders gemeint hat, und wir ihn nur gründlich mißverstanden haben. Wir brauchen uns dazu nur die weitergehenden Betrachtungen von Hertha v. Dechend ansehen.) Dieses an sich logische Design-Problem ging dann sozusagen als "Erbsünde" des christlichen Kosmos-Design in die Geschichte des Abendlandes ein, da das Reich der Himmlischen Heerscharen des Absolut Guten Gottes (z.B. nach Dionysios Areopagita), zwar ein sehr wohlgeordneter war, aber mit solch einer eminenten Ordnung war es "verteufelt" schwierig, irgendwo die Prinzipien der Veränderung, der Meta-Morphosis mit hineinzubekommen. Deshalb mußten sie draußen bleiben, und das hatte fatale Folgen.

Wenn wir das im Vergleich zu dem Entwurf des Meister-Welten-Designers El-Ohim betrachten, fällt uns sofort auf, daß die Siebenfachen Spiralen, die er entworfen hat, eine Regelmäßigkeit der Dynamik beinhalten, die aber nur sichtbar wird, wenn wir in der Lage sind, sein Design durch alle Epochen des Kosmos hindurch, auf allen zeitlichen Ebenen gleichzeitig zu betrachten: par aion ap aion (Hesiodos). Das ist aber eine Perspektive der Betrachtung, die dem Menschen kraft des evolutionären Designs seines Neuronal-Systems, und wegen seiner Eintagsfliegen-haften Kurzlebigkeit schlicht nicht vergönnt ist. [463] Und diese Regelmäßigkeit der Dynamik beinhaltet zudem einen sehr reichen Spielraum von allerlei Unregelmäßigkeiten auf allen lokalen Ebenen, aufgrund der Gravitationalen Interaktion. Auf dieses Thema soll später noch genauer eingegangen werden.
->: GRAVITATIONS_KUNST, p. 254
2.1.2. Die Erfindung des Dualismus: Yahwe der Un-Aussprechliche
@ :DUALISMUS
Es haben sich schon viele eminente Denker mit der Frage beschäftigt, wie das Böse in die Welt gekommen ist. Aber keiner hat je daran gedacht, wie und warum das Gute seinen Einzug gehalten hat.
A.G.

Die hier berichtete Chronik hat viel mit verschiedenen Stufen und Stadien des Vergessens und Mißverstehens zu tun. Das Design von El-Ohim mit seinen vielen ineinander-geschachtelten Spiralen war eindeutig zu kompliziert für die nach einem etwas schlichteren Strickmuster geformten Gemüter der Flachlandbewohner der Hügel, Ebenen und Flußtäler Vorder-Asiens, zwischen der Levantischen Mittelmeerküste im Westen und dem Zagros-Gebirge im Osten, die Region, die auch als der Fruchtbare Halbmond bekannt war. Hier trat ein anderes, viel einpräglicheres, viel eindringlicheres Erfolgs-Rezept auf den Plan, das eine viel größere Durchschlagskraft hatte.

Verfolgen wir die Geschichte zurück zu ihrem Ur-Sprung, im Werdegang der Auseinandersetzung zwischen den Kräften der Ordnung und der hiero-archia mit den dynamischen Prinzipien der Veränderung und der Metamorphose, zurück zu den Ur-sprüngen und den Wurzeln der Zivilisationen. Wir finden eine bedeutsame Bifurkation in der Menschheitsgeschichte, die vor ca. 2500 Jahren stattfand, und die seit Jaspers unter dem Namen "Achsenzeit" bekannt ist. Damals trat das Prinzip des Absolut Guten und der rechten Ordnung als Ahura Mazda das erste Mal in eine ewige Todfeindschaft mit dem Prinzip des Absolut Bösen, Angra Mainyu. Dies geschah in Persien, unter der Lehre des Religionsgründers Zoroaster. Hier entstand der Dualismus, und damit die Aristotelische Denk-Struktur. [464]

Joseph Campbell erklärt (1996,III: 245-246), warum genau zu dieser Zeit und an diesem Ort, das simplere Prinzip des Dualismus so leicht Fuß fassen konnte: Die dortigen Völker waren durch die systematische kulturelle Amnäsie-Politik der Assyrer durch die Umsiedlungen ihrer mythischen Wurzeln beraubt worden, und waren somit für alle ideologischen Einwirkungen schutzlos offen. (p. 254-255): "Durch das schreckliche Umpflügen, Zermalmen und Herumwerfen der Völker, das der gesamte Kulturraum über Jahrhunderte hin hatte erdulden müssen, waren die älteren Zusammenhänge ausgetilgt worden."

Es soll noch eine andere Darstellung der Entwicklung des Dualismus aus der Perspektive der Welt-Traum-Zeit gemacht werden. Erinnern wir uns: In der allerletzten Welt-Traum-Phase, vor etwa 4,320 Solar-Jahren, ereignete sich laut dem Bericht unseres Chronisten der absurdeste Traum, den er sich nur vorstellen konnte: Es formierte sich ein Traum von Dem Einem Brahma, dem All-Einzigen, der alle anderen in sich aufsog, die Erdlinge nannten ihn Gott. Oder genauer, sie nannten ihn Yahwe. Yahwe war in gewisser Weise eine Wieder-Holung des Meister-Welten-Designers El-Ohim, aber nur in ganz gewisser Weise, denn so richtig Wieder-Holen konnten sie ihn nicht mehr, den alten El-Ohim, zu den damaligen Zeiten der Götter-Dämmerung, als die alten Götter schon weitgehend ihren friedlichen Exitus genommen hatten. Denn es durfte von ihnen nur einer übrigbleiben, und der duldete keinen anderen neben sich. Und er nannte sich Yahwe der Un-Aussprechliche. [465] Nicht ganz ohne Bezug dazu ist, daß der Ur-Traum dieses Einen Yahwe einem Propheten namens A-Brahma zugeschrieben wurde. Da sowohl im Altgriechischen und im Sanskrit die Vorsilbe A- die absolute Negation bedeutet, ist damit wohl schon alles gesagt, was gesagt werden muß. [466] Dieser A-Brahma "erfand" in gewisser Weise die Absolute Negation all der Götter-Generationen, die vor Yahwe da gewesen waren, und, oh Wunder, wer von den Erdlingen das nicht so recht glauben mochte, der mußte ganz einfach dran glauben. Auf diese Weise "erledigten" sich die alten Götterkulte sozusagen "fast von selbst". [467] Aber das ist eine andere Geschichte, die später berichtet werden soll. Und als konsequente Folge der Absoluten Negation des A-Brahma erfand Aristoteles später den Negations- und den Ausschluß-Operator, wie sie später als Basis der Aristotelischen Logik bekannt wurden: Das Tertium Non Datur. Man hätte es auch die A-Brahmische Logik nennen können.

Aber mit dieser Exklusion von Gut und Böse, Licht und Dunkel, Fest und Flüssig, Männlich und Weiblich, machte die Menschheit auch ihren verhängnisvollsten Schritt in das Eiserne Zeitalter, das Kali Yuga. Denn leider wurde hier auch das Tor zugeschlagen, durch das man zu einem tieferen Verständnis der Schöpfungskraft des Universums aus einer polaren Balance in Wechselwirkung und Ergänzung gegensätzlicher Prinzipien hätte gelangen können. Dieses Zuschlagen des Tores zur alten Mentalität des Bronze-Zeitalters wurde von Parmenides in seinem Proimion deutlich dargestellt. Wir finden Reste davon noch in der chinesischen Yin-Yang-Vorstellung, oder der indischen Balance der Kräfte der Erzeugung und Zerstörung in der Form des Tanzes des Gottes Shiva. Diese Exklusion fand auch im antiken Griechenland statt, vor allem in Form der Lehren der Eleaten und Platons vom statischen Sein und unter Zurückdrängung dynamischer Lehren, wie etwa des Heraklit. Die alten dynamischen Prinzipien hielten sich noch in den Kulten, wie den Dionysischen und Eleusinischen Riten, die erst durch das Christentum liquidiert wurden. Das Prinzip des Ur-Bösen fand in Luzifer, dem Teufel der Christenheit seine charakteristische Ausprägung, der viele seiner äußeren Attribute von den bocksfüßigen und gehörnten Satyren und anderer antiker Fruchtbarkeitsgötter geerbt hatte, und in dessen Gestalt von nun an das Ur-Böse mit der Ur-Zeugung der Natur unheilvoll amalgamiert wurde.
2.1.3. Dualismus, Monotheismus, und die Prinzipien von Recht-und-Ordnung
@ :RECHT_UND_ORDNUNG
Das Erfolgs-Rezept des Welten-Designs, das Yahwe der Un-Aussprechliche für seine Erdlinge entworfen hatte, war wesentlich leichter einpräglicher und faßbarer als das von El-Ohim. Es ist in einem uns Zeitgenossen bestens bekannten Welt-Traum-Bericht festgehalten, in der Genesis. Der Dualismus beruht auf einer simplen Trennungs-Regel, der Dicho-Tomie oder Bi-Furkation: Gott-Welt, Rechts-Links, Oben-Unten, Hell-Dunkel, Schwarz-Weiß, Tag-Nacht, Trocken-Wasser, Heiß-Kalt, Männlich-Weiblich, Wahrheit-Lüge, Kraft-Materie, Substanz-Form, und Gut-Böse. [468] Damit sorgte Yahwe der Un-Aussprechliche überall und schnell für rechtes Recht-und-Ordnung und die rechte Beherrschung. [469]

(1) Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde.
Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis war über
der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über den Wassern.
Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht.
Und Gott sah das Licht, daß es gut war; und Gott schied das Licht
von der Finsternis. Und Gott nannte das Licht Tag, und die
Finsternis nannte er Nacht. Und es wurde Abend, und es wurde
Morgen: ein Tag.
(9) Und Gott sprach: Es sollen sich die Wasser unterhalb des
Himmels an einen Ort sammeln, und es werde das Trockene sichtbar!
Und es geschah so. Und Gott nannte das Trockene Erde, und
die Ansammlung der Wasser nannte er Meere. Und Gott sah, daß es
gut war.
(16) Und Gott machte die beiden großen Lichter: das größere
Licht zur Beherrschung des Tages und das kleinere Licht zur
Beherrschung der Nacht und die Sterne. Und Gott setzte sie
an die Wölbung des Himmels, über die Erde zu leuchten und zu
herrschen über den Tag und über die Nacht und zwischen dem Licht
und der Finsternis zu scheiden. Und Gott sah, daß es gut war.

Verglichen mit dem grandiosen Entwurf des Meister-Welten-Designers El-Ohim erscheint das Design von Yahwe dem Un-Aussprechlichen irgendwie hausbacken, geradezu kleinkariert. Statt einen ganzen Kosmos voller Sterne und Galaxien zu kreieren, beschränkte er sich auf eine Art Hinterhof-Gestaltung seines Planeten, so wie Kinder im Sandkasten hier ein Eimerchen Sand hinschütten, dort ein Eimerchen Wasser. Und er hängte dann zur Vervollkommnung noch ein paar Laternchen darüber. Er hatte mit seinem Design eine Käseglocken-Welt geschaffen, wie sie von Flammarion so treffend karikiert worden ist. [470] Bis dahin war alles noch ganz friedlich, aber der Aufruhr ging dann sogleich los, wie uns die Bibel getreulich berichtet. Da wir (fast) alle diese Geschichten irgendwann einmal in der Schule lernen mußten, können wir uns weitere Einzelheiten dazu sparen.
2.1.4. Gewalt und Spiritualität
@ :SPIRALE_GEWALT
Die Bibel bietet mit ihren ausführlichen Berichten von Brutalität und Grausamkeit einen tiefen Einblick in die Mechanismen eines ganz speziellen Aspekts der Conditio Humana: Gewalt und Spiritualität. Oberflächlich betrachtet, unterscheiden sich diese Grausamkeiten kaum von den Chroniken anderer "schlagkräftiger" Völker der Weltgeschichte, wie der Assyrer, Hunnen und Azteken. Man könnte sagen: same procedure as every year, seit mindestens 10,000 Jahren Krieg unter den Menschen. Aber hier tritt ein Element in die Geschichte, das auch von den Gesetzen des Hammurabi bekannt ist: Die dualistische Maschinerie des Gesetzes. Mit dem Hereinbruch dieser Maschinerie wurden die Menschen gezwungen, entweder/oder zwischen (Gut <-> Böse), (Schwarz <-> Weiß), (Schön <-> Häßlich), (meine Glaubensbrüder <-> die Ungläubigen) etc. zu unterscheiden. Ein Tertium Non Datur, ein Drittes gibt es nicht. Das mag zwar für die formale Logik praktisch und in Ordnung sein, aber im normalen Leben läßt sich keinesfalls alles so einfach nach diesem Muster darstellen. Nun aber sind die Menschen nach dem höchsten göttlichen Gesetz gezwungen, zu verurteilen, zu richten, und zu töten, im Namen ihres Gottes und des Gesetzes. So wie es A-Brahma in der furchtbarsten Konsequenz mit seinem Sohne Isaak vormachen wollte (der Mythe nach hat ihn sein Yahwe im letzten Moment daran gehindert). Nach diesem Muster vollzogen es dann laut den biblischen Berichten im Buch Josua (3, 6, 10, 11) die Nachkommen A-Brahma's mit derselben Konsequenz an den alt-eingesessenen Einwohnern ihres Gelobten Landes: die Ausrottung der Kanaaniter, Hewiter, Perisiter, Girgaschiter, Amoriter und Jebusiter, und anderer mehr. Dabei ist es eher unerheblich, dass diese Geschehnisse nicht historisch stattgefunden haben, dass es einen Auszug der Kinder Israel aus Ägypten und die lange Wanderschaft mit Moses durch die Sinai-Wüste und die Einnahme des Gelobten Landes in dieser Form wohl nie gegeben hat. Geschichtlich gesichert ist aber, dass die ältesten bekannten Festungsmauern eben die der Stadt Jericho sind, und für irgend einen konkreten Zweck mussten diese Befestigungen ja errichtet worden sein, jedenfalls nicht für Sport und Zeitvertreib. [471]

3:/9/ Und Josua sagte zu den Söhnen Israel: Tretet heran und
hört die Worte des HERRN, eures Gottes! /10/ Und Josua sagte
[weiter]: Daran sollt ihr erkennen, daß der lebendige Gott in
eurer Mitte ist und daß er die Kanaaniter, Hetiter, Hewiter,
Perisiter, Girgaschiter, Amoriter und Jebusiter ganz bestimmt vor
euch vertreiben wird.
...
6: Jericho
/20/ Da erhob das Volk das Kriegsgeschrei, und sie
stießen in die Hörner. Und es geschah, als das Volk den Schall
der Hörner hörte, da erhob das Volk ein großes Kriegsgeschrei. Da
stürzte die Mauer in sich zusammen, und das Volk stieg in die
Stadt hinein, ein jeder gerade vor sich hin, und sie nahmen die
Stadt ein. /21/ Und sie vollstreckten den Bann an allem, was in
der Stadt war, an Mann und Frau, an Alt und Jung, an Rind, Schaf
und Esel, mit der Schärfe des Schwertes. ...
25/ [Die Zahl] aller Männer und Frauen, die an diesem Tag fielen, war
zwölftausend, alle Leute von Ai. /26/ Josua aber zog seine Hand,
die er mit dem Krummschwert ausgestreckt hatte, nicht zurück, bis
er an allen Bewohnern von Ai den Bann vollstreckt hatte. /27/ ...
Und Josua brannte Ai nieder und machte es zu einem ewigen Hügel
der Öde, bis zum heutigen Tag. /29/ Und den König von Ai ließ er
an einen Baum hängen bis zum Abend.
/11/ Und es geschah, als sie vor Israel flohen ...
da warf der HERR große Steine vom Himmel auf sie
herab, bis Aseka, so daß sie umkamen. Es waren mehr, die durch
die Hagelsteine umkamen, als [die, welche] die Söhne Israel mit
dem Schwert umbrachten.
/12/ Damals redete Josua zum HERRN, ... und
sagte vor den Augen Israels: Sonne, stehe still zu Gibeon, und
Mond, im Tal Ajalon! /13/ Da stand die Sonne still, und der Mond
...
/28/ Und Josua nahm an demselben Tag Makkeda ein und schlug
es mit der Schärfe des Schwertes. Und an seinem König, an der
Stadt und an allem Leben, das in ihr war, vollstreckte er den
Bann: . /30/ Und der HERR gab auch
dies in die Hand Israels mitsamt seinem König. Und er schlug es
mit der Schärfe des Schwertes und alles Leben, das darin war: er
ließ keinen Entronnenen darin übrig. Und er tat seinem König, wie
er dem König von Jericho getan hatte. - /31/ Dann zog Josua und
ganz Israel mit ihm von Libna nach Lachisch; und er belagerte es
und kämpfte gegen es. /32/ Und der HERR gab Lachisch in die Hand
Israels. Und er nahm es am zweiten Tag ein und schlug es mit der
Schärfe des Schwertes und alles Leben, das darin war, genauso,
wie er Libna getan hatte. /33/ Damals zog Horam, der König von
Geser, herauf, um Lachisch zu helfen. Aber Josua schlug ihn und
sein Volk, so daß keiner entrinnen konnte. - /34/ Dann zog Josua
und ganz Israel mit ihm von Lachisch nach Eglon; und sie
belagerten es und kämpften gegen es. /35/ Und sie nahmen es an
demselben Tag ein und schlugen es mit der Schärfe des Schwertes.
Und an allem Leben, das darin war, vollstreckte er den Bann an
demselben Tag, genauso, wie er es mit Lachisch gemacht hatte. -
/36/ Dann zog Josua und ganz Israel mit ihm von Eglon nach Hebron
hinauf, und sie kämpften gegen es. /37/ Und sie nahmen es ein und
schlugen es mit der Schärfe des Schwertes mitsamt seinem König
und allen seinen Städten und allem Leben, das darin war: er ließ
keinen Entronnenen übrig, genauso, wie er es mit Eglon gemacht
hatte: er vollstreckte den Bann an ihm und an allem Leben, das
darin war. - /38/ Dann wandte sich Josua und ganz Israel mit ihm
nach Debir und kämpfte gegen es. /39/ Und er nahm es ein mitsamt
seinem König und allen seinen Städten. Und sie schlugen sie mit
der Schärfe des Schwertes und vollstreckten an allem Leben, das
darin war, den Bann: er ließ keinen Entronnenen übrig. Wie er es
mit Hebron gemacht und wie er es mit Libna und seinem König
gemacht hatte, ebenso machte er es [auch] mit Debir und seinem
König.

Wie schon gesagt, interessant ist hier nicht der Krieg an sich. Diese Berichte sind deshalb so bedeutsam, weil sie detalliert die Mechanismen der Spirituellen Überhöhung des Krieges beschreiben. Mord und Totschlag im Namen Gottes, und zur seiner höheren Ehre und dem Glanz und Gloria der Himmlischen Heerscharen.
Dazu Georg Christoph Lichtenberg (in Deschner 1986, Bd. 1, p. 11):
Im Namen des Herrn sengen, im Namen des Herrn brennen,
morden und dem Teufel übergeben, alles im Namen des Herrn

Das Thema von Gedächtnis und Erinnerung offenbart sich an anderer Stelle in seiner finstersten Form, als die Gottheit der Rache und Vergeltung, "Aug' um Auge, Zahn um Zahn", die unerbittliche Verfolgung "bis ins zehnte Glied". Mit dem Hinzukommen des Islam, der sich direkt nach Mohammed auf eben denselben A-Brahma als Stammvater beruft, fanden sich noch weitere Anlässe für neue Spiralen der Gewalt. Und nach mehr als 3000 Jahren treibt diese ewige Saat der Gewalt, diese Drachenzähne des Kadmos, auch heute noch ihre furchtbaren Früchte aus. Zwar ist die spirituelle Überhöhung der Gewalt keine typische Erscheinung der abrahamitischen Religionen, und viele Völker sind unter dem Banner ihrer Götter in den Krieg gezogen. Bedenklich ist aber, dass solche Skripte als heilige Texte heute für ca. die halbe Menschheit spirituell massgeblich sind.

So hat die Erfindung des Dualismus ihre fatalen Schattenseiten. Es gibt ein geflügeltes Wort: Wo viel Licht ist, da ist auch viel Schatten. Will sagen: es ist logischerweise notwendig, daß die Bemühung, viel Licht auf der einen Seite zu erzeugen, auf der anderen Seite einen entsprechend tiefen und schwarzen Schlagschatten wirft. Wo man sich nicht bemüht, besonders gut zu sein, da kann man auch nicht sehr schlecht sein. In einer Welt des Laissez-Faire geht alles eher weniger geradlinig als mehr. Tiere können deswegen nicht böse sein, weil sie nicht gut sein können. Sie sind, wie sie sind, fressen, kopulieren, sterben, ohne sich etwas dabei zu denken. Deswegen gibt es auch in der Tierwelt keinen Teufel. Einen Teufel kann es nur in der Welt der Menschen geben, und nur in einer Welt des Dualismus.

So können wir in den 5000 Jahren der Geschichte der menschlichen Zivilisationen von einer neu hereinbrechenden Dimension der Bestialität sprechen, und diese weist geradezu Alptraum-artige Züge auf. Das "Böse an Sich" in seiner Personifikation des Teufels oder Luzifers ist die sinistre Interpretation des schwarzen, drückenden, brutalen, furchtbaren, ursprünglichen Übels, das die Gedanken der Menschen durch die Jahrtausende hindurch bleiern eingesperrt hat, das uns von den Urvätern der christlichen Religion bekannt ist, von St. Paul, St. Augustinus, der Dämonologie der Katholischen Kirche, bis zu seinen entsetzlichen Konsequenzen im europäischen Hexenwahn, und das kurz darauf in seinen völlig analogen neuzeitlichen, physikalistischen, naturalistischen, sozial-darwinistischen und sozio-biologischen Formulierungen bei Hobbes, Spencer, Raymond Dart, und ihren heutigen geistigen Nachfolgern, auch in der Interpretation durch Howard Bloom in seinem Werk "The Lucifer Principle" wieder begegnet. [472]

Die völlige Absurdität der biblischen Vorstellungen von Moral, Sünde, Bestrafung, und Verdammnis wurde von Schopenhauer in seinem Essay "Über Religion" vollendet und erschöpfend dargestellt. Dazu ist nichts mehr hinzuzufügen. (Parerga und Paralipomena II, Kapitel 15, insb. § 177). Die einzig logische Konsequenz aus dieser Absurdität drückte er so aus:
... [so] kommt es heraus, als hätte der liebe Gott die Welt geschaffen, damit der Teufel sie holen solle; wonach er denn viel besser gethan haben würde, es zu unterlassen.

Die christliche Religion stellt einen Versuch dar, die uralte, finstere Brutalität eines Yahwe, der "die Welt nur geschaffen hat, damit der Teufel sie holen solle", mit dem Prinzip der "Liebe" zu überwinden. Aber ganz so gut ist das den Christen nicht gelungen, wie die Erfahrung der Geschichte lehrt. Das lag auch an dem logischen Geburtsfehler, daß ein durch und durch guter Gott in irgendeiner Weise mit dem Übel in der Welt sein Auskommen finden muß. Solche Diskussionen sind zu allen Zeiten von den Theologen unter dem Begriff der Theodizee geführt worden, allerdings ohne besonders überzeugende Ergebnisse. (Man erinnere dazu die berühmte Sequenz zwischen Leibniz und Voltaire in "Candide", Campbell 1996,III: 288-289).

2.2. Die Alternative zum Dualismus: Das Design in Spannungsfeldern
@ :GOETHEFAUST
Mit seinem Faust unternimmt Goethe einen der wohl großartigsten und umfassenden aller Gegen-Entwürfe zur Erlösung von dem Dualismus. In der oberflächlichen Handlung erreicht er das durch das Marien-Prinzip, das er in die Person Gretchen hineinverkleidet, und so die letzliche Erlösung Faustens bewirkt: und so endet das Stück in den Schluß-Versen (12111) mit: Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan. [473] Daß das Christliche Gnadenmotiv nach außen noch die Hauptrolle spielt, ist nur zu verständlich: Goethe konnte seine ab-gründigeren Motive in diesem populären Stück nicht so deutlich aussprechen, denn auch wenn er nicht mehr so ganz widerspruchslos an den Rockschößen der Mutter Kirche hing, war er als immer noch guter deutscher Christenmensch und als Minister eines Kleinstaates eine wesentliche Stütze des damaligen Zivilisationssystems und hatte gefälligst auf eine gewisse Aufrechterhaltung der gottgewollten Struktur von Recht und Ordnung zu achten. Und so mußte er sein Drama auf der sichtbaren Ebene mit dem erforderlichen moralischen Decorum ausstatten, und Fausten nach seinen vielen Irrungen und Wirrungen doch noch zu der bekannten Erlösungs-Szene hinführen.

Aber hintergründig spielen hier ganz andere, für unsere Zwecke gewichtigere Motive ihre Rolle: Nämlich in seinem Prinzip des Designs in Spannungsfeldern. [474] In seinem "Faust" exemplifiziert er den Archae-Typos [475] dieses Designs. Spannungsfelder sind nach Goethe die Esszenz des Lebendigen. [476] Goethes metaphysisches und naturphilosophisches Zentralthema der Metamorphose, der beständige Wandel der Formen, wird hier in einer extrem kondensierten Ver-Dichtung vorgeführt, als Kristallisations- und Ur-Sprungs-Punkt des Spannungsfelds zwischen Sein und Werden, Kreation und Zerstörung, Theoretik und Pragmatik, Freiheit und Notwendigkeit. [477]
2.2.1. Die Entwicklung eines Weltendramas von Spannungsfeldern der primordialen Elemente
Goethe stellte in seinem 'Faust' die Entwicklung eines Weltendramas von Spannungsfeldern dar, als das Drama des Webens (histourgia) und Wirkens der Weltengeister in dem alchimischen Prozess der primordialen Elemente des Festen und Flüssigen, des Feurigen und Luftigen, in ihrer Trennung und Vereinigung, ihrem Widerstreit und ihrer Harmonie (solve et coagula / diaballo, metaballo, symballo). Goethes höchste Meisterschaft besteht in der subtilsten Ver-Dichtung und An-Deutung, [478] mit der er ein Geschehen auf mehreren Ebenen darstellt: die sichtbare, als Theater-Vorstellung darstellbare Rahmenhandlung des 'Faust', und ein Elementar-Drama, das sich mehr oder weniger deut-lich oder ange-deutet, hinter, und unter der sichtbaren Welt (im mae-phainon) abspielt. Hier sehen wir die sichtbaren Prozesse, die Phainomena, welche uns als das Ringen von Faust dargestellt werden, mit den von ihm gerufenen, aber unkontrollierbaren und entfesselten Kräften der Dynamik, die durch Mephistopheles verkörpert werden, durch deren Unberechenbarkeit er immer wieder seine Absichten vereitelt sieht, und von denen er letztlich, im Tode, überholt, und wieder "heimgeholt" wird (zu den Müttern). Das elementare Hintergrund-Drama findet vor allem in den Szenen der beiden Walpurgisnächte statt, in denen die dionysischen und eleusinischen Mysterien wiedererweckt werden, und besonders durch seine Unsichtbarkeit ausgeprägt, in der sehr kurzen, für den Zuschauer völlig im mae-phainon verdeckten (kalyptischen) Szene des Abstiegs Faustens in das Reich des A-peiron, der Mütter, wie Goethe die Welt der Materia, der ungeformten, un-informierten Hylae, der Protisten, poetisch bezeichnet. [479] So erleben, oder vielmehr: ahnen wir hinter dem Drama des Sichtbaren, des Phaino-menon, der Handlungen und der Taten (der erga), noch eine andere Welt, die der en-ergeia, der Web- Wirk- und Werde-Kräfte, die Welt des Mae-Phainon - des Un-Aufscheinenden. Die Welt unter - und vor - dem Ur-Sprung.

Wie ernst Goethe es aber mit diesem "Ur-Sprung der Ur-Sprünge" im Spannungsfeld meint, darauf weist er uns dezent und unauffällig in der bekannten (Fehl-) Übersetzungsszene des Joh. 1.1. Textes hin, als Faust im Pathos der Überzeugung deklariert: "Im Anfang war die Tat" (en archae ... ergon). Mit diesem gravierenden Ur-Sprungs-Irrtum hat er gleichzeitig schon sein Schicksal besiegelt, denn: "Im Anfang ist die en-ergeia". Faust hat die wahren Ursachen des Weltgeschehens nicht gefunden, und kann in seinem ungestümen Tatendrang von Schaffen und Handeln nur Unheil anrichten. Die tragische Geschichte seiner in allen Konsequenzen durchgeführten Kausal-Ketten der Taten, Ursachen und Wirkungen, seinen Irrungen und Wirrungen, wird uns in allen Einzelheiten von Goethe handgreiflich, drastisch, und genüßlich vorgeführt. Gleichzeitig zeichnet uns Goethe auch den weiteren Werdegang der techno-kapitalistischen faustischen Kultur des Abendlandes eindringlich vor, und weist auf das voraussagbare Ende dieser Entwicklung hin.

@ :EROS_KOSMOGONOS
Der grandiose rituelle Höhepunkt des Webens, Wirkens und Werdens der natura, der physis, der Elementarkräfte der En-ergeia, der Metamorphose, findet in Goethes Werk in den Schluß-Szenen der klassischen Walpurgisnacht, in den "Felsbuchten des Ägäischen Meeres", statt. Hier, in der exakten Mitte von Faust II, ist nach der dramatischen Anatomie des Aristoteles der Apex des Spannungsdreiecks erreicht, danach folgt nur noch der Abstieg (katabasis) in die Kata-strophae. Bezeichnenderweise ereignet sich diese Szene unter Ausschluß von Faust, der von alledem nichts mitbekommt, weil er damit beschäftigt ist, in seinem Abstieg in die Unterwelt sein Traumgespenst der Helena von Persephone herauszulocken, während das Mysterium der Schöpfung des kosmogonischen Eros in dem Hieros Gamos, der heiligen Hochzeit der Elemente, seinen Höhepunkt findet. Diese Szene findet im Element des Wassers statt, und die schaffende Kraft des Wassers ist in Goethes Sicht der Ur-Sprung aller Kreation:

So herrsche denn Eros, der alles begonnen!
Heil dem Meere! Heil den Wogen,
Von dem heilgen Feuer umzogen!
Heil dem Wasser! Heil dem Feuer!
Heil dem seltnen Abenteuer!

Heil den mildgewogenen Lüften!
Heil geheimnisreichen Grüften!
Hochgefeiert seid allhier,
Element' ihr alle vier!

Mit dem Satz: "So herrsche denn Eros, der alles begonnen!" spricht Goethe als Hiero-Phantos die höchste Zauberformel aus, er vollzieht die rituelle Anrufung des Ur-Gottes Eros Protogonos. [480]

Und so ist das Drama der Spannungsfelder der primordialen Elemente hier schon abgeschlossen, nur die Dinge der Realen Welt müssen mit der Präzision eines Uhrwerks, oder einer Maschine in ihren unvermeidlichen Untergang gehen: den Abstieg (katabasis) in die Kata-strophae. Im weiteren unaufhaltsamen Fortgang der Tragödie des Faust gebiert ihm der Schatten der Helena lediglich ein Wind-Ei, den sprunghaften Sohn Euphorion, der sich sogleich zu Tode stürzt, und Helena wieder mit in ihre Unterwelt zurückzieht. In der unvermeidlichen Katastrophe der Schlußszenen nimmt Faust direkt den Kampf gegen das Element des Wassers auf, in seinem Wahn, dem Meere das Land dauerhaft entringen zu können, und seinem Drang, das unheimliche Symbol der natürlichen Fruchtbarkeit, den Sumpf, [481] unter seine Gewalt und Ordnung zu bringen, ihn trockenzulegen, und in diesem "letzten, schlechten Augenblick", ereilt ihn sein Geschick, und er fällt zurück, in sein Grab. Die Mutter Erde -Gaia- hat ihn wieder, und damit ist er wieder auf "dem Boden der Tatsachen" angelangt. (Nach Wittgenstein: Die Welt ist alles, was der Fall ist).
2.2.2. Das Spannungsfeld von Faust und Mephistopheles
@ :FAUST_META
Ein Spannungsfeld von besonderem Rang ist dabei die das Stück durchziehende und es tragende Auseinandersetzung von Faust mit seinem Verbündeten und Antagonisten Mephistopheles. Verfolgen wir dieses Spannungsfeld im einzelnen:

Im Anfang (en archae), der Szene in Fausts Studierstube (354-460), finden wir den Protagonisten, als typischen Theoretiker und Büchergelehrten, in einem Zustand, den man heute als Midlife Crisis bezeichnen würde. Er erkennt, daß er zwar vieles weiß, aber daß all sein Wissen nur tot und steril ist, und weiter denn je von der Quelle der Schöpfung, der Poiaesis und der Physis, entfernt ist. In der Szene der Übersetzung der Stelle aus Joh. 1.1. (1224-1237) läßt Goethe seinen Protagonisten einen Paradigmenwechsel (oder Metanoia) [482] durchmachen, indem er das "en archae en ho logos (Im Anfang war das Wort)" neu übersetzt. [483] Faust ändert die Übersetzung in: "Im Anfang war die Tat" (1237). Da er aber einen alchimischen Prozess durchführt, verändert Faust damit auch sich selbst, seine eigene psychische Grundstruktur (Metanoia), und eröffnet damit in seiner Seele den Raum für das Erscheinen des Mephistopheles.
2.2.3. Mephistopheles und Mae-phaistos
@ :MEPHAISTOS
Die Tiefgründigkeit und Tiefsinnigkeit der Anspielungen an die antike Mythologie, Hesiodos und die Vorsokratiker, und die Alchemie, läßt sich nicht direkt aus dem Faust-Text entnehmen, sondern muß aus dem erschlossen werden, was Goethe im Verborgenen läßt. [484] Dazu ein kurzer Exkurs zu dem Wort "Mephistopheles" und seine Verbindung zu dem Goetheschen Zentralthema der Metamorphose. In (1331-1332) sagt Faust wohl nicht ohne Grund: "Bei euch, ihr Herrn, kann man das Wesen gewöhnlich aus dem Namen lesen", das ist ein genügender Anlaß, sich einige tiefergehende Gedanken zu dem "Wesen des Namens Mephistopheles" (nomen est omen) zu machen. Es ist wahrscheinlich hebräischen Ursprungs (Mephiz, Zerstörer and Tophel, Lügner) aber es läßt sich sehr gut für griechische Wortspiele (Metamorphosen) verwenden, die alle im Faust-Kontext einen Sinn ergeben. Melanchthon hat es als mae-photo-philaes (Nicht-Licht-Freund) interpretiert. Mephisto läßt sich aber auch als Anklang auf pistis, den Pakt ausdeuten, den er mit Faust schließt. Oder es kann ein Anklang auf hephaistos sein, den olympischen Schmiedegott (der hinkte, und immer an rauchigen Feuern stand), der auch als ho phainon bekannt war. [485] Das Verb phaino ist mit dem modernen Wort Phänomen [486] verwandt, und bedeutet: Zum Licht (Leuchten) oder zum Klang (Klingen) bringen, und verbindet damit die Worte phos (Licht) und phonae (Klang). [487] Nebenbei ist ho phainon auch der Name für den Planeten (und die alchimische Kraft) Saturn. Das Mae-phaistos kann also als Verneinung von phainon gedeutet werden, was auf das Verborgene hinweist, das Goethe hier mit allen seinen Untertönen in das Faust-Drama einbringt. [488]
2.2.4. ex archaes - en archae
@ :EX_ARCHAE
Der Stelle Joh. 1.1. christlicher (hellenistischer) Version, entspricht (im Verborgenen) die altgriechische Version der Theogonie von Hesiodos [489] : "ex archaes... hoti proton genet auton (vom Ursprung an... was von ihnen zuerst entstand)", und weiter: "aetoi men protista Chaos genet, autar epeita Gai' eurysternos" (wahrlich, im Ursprung entstand das Chaos, aber dann die breitbrüstige Gaia...) (Theog., zl. 116-117, siehe auch Faust 455-459). Kontrastieren wir nun beide Stellen: "en archae ... logos" (Joh.) gegen "ex archaes ... -> Chaos -> (Chaea) [490] Gaia (Gaea) -> Rhea -> Hera" (Hesiodos). Wenn wir Fausts Formulierung zurückübersetzen: "Im Anfang war die Tat" (en archae ... ergon), und die Wort-Klänge ineinanderfließen lassen, [491] so erhalten wir ungefähr: "en ar...chae... chaos... gaea -> en-er-geia -> ergon". [492] Diese Wort-Klänge weisen uns auf ein Ur-Spannungsfeld hin, zwischen en-ergeia (die Kraft, die zum Werden bringt) und ergon, (das Gewordene, das Werk, die Tat) (W.v.Humboldt), [493] oder Lateinisch: Principium non est principiatum. Daß en-er-geia "zufällig" so klingt wie eine Klang-Überleitung zwischen "en archae" und "chaos" und "gea" kann in diesem Kontext nicht weiter verfolgt werden. Goethe läßt in der kurzen Szene "Finstere Galerie" (6173-6306) seinen Protagonisten Faust den Gang ins Ungeformte, in das A-Peiron des Anaximandros, antreten. Dies ist das Reich "der Mütter", der materia, [494] der Be-reich jenseits alles Reichenden, Greifenden, Tastenden, Fassenden, das Grenzenlose: "In deinem Nichts hoff' ich das All zu finden" (6256). Der Besuch Faustens in diesem Reich findet, verständlicherweise, ohne Teilnahme der Zuschauer, im mae phainon, im Verborgenen, statt, ebenso wie sein späterer Gang zu Persephone, um Helena an die Oberwelt zu holen.

Mit der Einführung des Mephistopheles bringt Goethe auch die archaische Göttergeneration zur Wieder-Auferstehung, die in der Hesiodschen Theogonie [495] (119-132) als erste aus dem Chaos entstanden ist.
Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war, / Ein Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar, / Das stolze Licht, das nun der Mutter Nacht / Den alten Rang, den Raum ihr streitig macht (1348-1352) / Des Chaos wunderlicher Sohn (1384)
In der Szene der "Klassischen Walpurgisnacht" verwandelt (Metamorphose) sich Mephistopheles in eine der Ur-Meergöttinnen der Phorkyaden (7984-8033).
(Meph.) Da steh' ich schon, / Des Chaos vielgeliebter Sohn! / (Phorkyaden) Des Chaos Töchter sind wir unbestritten / (Meph.) Man schilt mich nun, o Schmach, Hermaphroditen. (8027-8029)
2.2.5. Der Eros Kosmogonos als Agent der Metamorphose
@ :EROS_METAMORPH
Diese Stelle, der herm-aphroditaes als "Des Chaos vielgeliebter Sohn" ist ein weiterer Schlüssel zu seiner Identität, denn in den Orphischen Hymen ist er auch als der Protogonos, [496] der Erikepaios, der Phanes (phaino), and der Priapus [497] bekannt, (Orpheus 1992: 29). Der Wort-Teil -pheles, kann sowohl in -philaes (Freund) anklingen, als auch phaeraes, (Träger -> phos-phaeraes = Lucifer) [498] , als auch phalaes ~ phallos, also das männliche Zeugungsorgan, verweisend auf den Priapos. [499] Nach Graves (1988: 30) ist er auch der kosmogonische Eros, [500] der aus einem silbernen Ei geschlüpft ist, das von Nyx (der Nacht) in den Schoß der Dunkelheit gelegt worden war, und er setzte das Universum in Bewegung. Der kosmogonische Eros war doppel-geschlechtlich [501] und hatte goldene Flügel, er hatte vier Köpfe, mit denen er manchmal wie ein Bulle oder ein Löwe brüllte, manchmal wie eine Schlange zischte, und manchmal wie ein Widder blökte. Wir finden hier also einige wesentliche Facetten dieser enigmatischen Gestalt, die uns in der christlichen Sichtweise als der Teufel (von Diabolos [502] ) bekannt ist, und die "im Anfang alles war" (Faust: 1348). Die folgende Darstellung ist, wenn man daraus die christlichen moralin-sauren Anteile neutralisiert, eine Re-formulierung des Anaximandros-Fragments:

Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, / Ist wert, daß es zugrunde geht; / Drum besser wär's, daß nichts entstünde. / So ist denn alles, was ihr Sünde, / Zerstörung, kurz das Böse nennt, / Mein eigentliches Element. (1335-1344)

Die fehlende Integration der essentiellen Kräfte des Vergehens, des Abbaus, ist ein entscheidender metaphysischer Defekt der westlichen Zivilisationen, deren kulturelle Leitthemata noch immer auf dem christlichen Schöpfermythos beruhen:

Brock (1986, 185): Der Mythos des schöpferischen Hervorbringens ergibt aber ohne sein Pendant, die Fähigkeit etwas aus der Welt zu bringen, die Konsequenz, daß die Welt langsam vollgestellt wird mit all dem, was in ihr vorher nicht existent war. Das heißt, daß der Schöpfer oder das Kollektiv der schöpferischen Menschen die Welt gerade dadurch zerstören, daß sie ununterbrochen und immer schneller die Welt mit den Produkten ihrer Schöpfungsfähigkeit verstellen.

In (1353-1377) stellt sich Mephistopheles als die archaische Kraft des Chaos dar, des Werdens und Vergehens, der Dynamis, der Veränderung, und der Bewegung: "Mit Wellen, Stürmen, Schütteln, Brand", die in der heutigen Wissenschaft das Thema der Thermodynamik und Chaostheorie ist. Mephistopheles wird von Goethe im Faust als Agent der Metamorphose dargestellt. Die Wandlung der Formen ist ein Prozess, der selten harmonisch und ohne Störungen verläuft, meist aber mit Brüchen und Kämpfen, und Zerstörung alter Formen verbunden ist. Es sei daran erinnert, daß das griechische Wort tropae ursprüglich "Umkehr, Rückkehr, Wendung, Veränderung" bedeutete, und der Begriff en-tropia bedeutete also "Kraft, Potential zur Veränderung". [503] Die aktuelle physikalische Bedeutung ist aber eher das Gegenteil, da Entropie die Tendenz zum thermodynamischen Gleichgewicht, also dem Wärmetod, damit den unvermeidlichen Verlust des "Potentials zur Veränderung" bezeichnet. Eine ähnliche "Umwertung der Worte" wurde auch schon bei der Differenz der Begriffe der energie und energeia festgestellt. Der Pakt mit Faust, und das folgende Drama entfaltet die Entfesselung dieser archaischen Kräfte, und ihr letztliches Sich-Selbst-Brechen im Tode. Das Wort Mephistopheles wirkt aus seiner Klang-Multivalenz heraus als ein unaufgelöstes semantisches Spannungsfeld, ein ursprünglicher (primordialer, archae) Attraktor, wie bei Thom beschrieben.
2.2.6. Klang und Licht - Apollinisch und Dionysisch
Die Klang / Licht -Thematik des Mephistopheles wird ebenfalls in der hebräischen Genesis ausgedrückt: Gott sprach (phaemae, phonae) es werde Licht (phos). Nietzsche griff diese Polarität wieder auf, als er die Differenzierung von Apollinisch und Dionysisch aufstellte. [504] Auch wenn diese Götter nach Hesiodos einer späteren Generation angehören, wiederholen sie in ihrer Polarität den Dualismus von Phos und Phonae, von Licht und Klang, und von Licht und Dunkelheit, die in dem Wort Mephistopheles schon angeklungen sind. Die Verbindung zu Apollon geht über die phos- Wurzel, zu Dionysos über die phonae- Wurzel. Der Beiname von Apollon ist phoibos, der klare, strahlende, helle. [505] Er ist der Lichtgott, und übertragen, der Gott der klaren Rationalität, des Logos, wie er in Joh. 1.1. beschrieben wird. [506] Sein Gegenspieler ist Dionysos, der Gott des tosenden Lärms und der Dunkelheit, sowie des Rausches und der Ekstase (Orphischer Hymnus), der von der christlichen Religion zum Diabolos stilisiert worden ist. [507] Sein dionysisch- / mephistophelisches "Glaubensbekenntnis" drückte Nietzsche hier aus:

Die Bejahung des Vergehens und Vernichtens, das Entscheidende in der dionysischen Philosophie, das Jasagen zu Gegensatz und Krieg, das Werden, mit radikaler Ablehnung auch selbst des Begriffs "Sein" - darin muss ich unter allen Umständen das mir Verwandteste anerkennen, was bisher gedacht worden ist. Die Lehre von der "ewigen Wiederkunft", das heisst vom unbedingten und unendlich wiederholten Kreislauf aller Dinge - diese Lehre Zarathustra's könnte zuletzt auch schon von Heraklit gelehrt worden sein. Zum Mindesten hat die Stoa, die fast alle ihre grundsätzlichen Vorstellungen von Heraklit geerbt hat, Spuren davon. - (Ecce homo, Geburt der Tragödie, 3) [508]

Wir finden also hinter so mancher angeblicher Heilsbotschaft ein furchtbares Vermächtnis. Der Dualismus war einfach und schlagkräftig, aber seine hinterhältigen Probleme treten uns wie mit einem Pferdefuß.

2.3. Das Design der Welt als Tripolares Spannungsfeld
@ :DESN_TRIPOLAR
Goethe war der Meister-Designer von Spannungsfeldern. Dieses Thema wollen wir hier weiterverfolgen. Es ist "Das Design der Welt als Tripolares Spannungsfeld".

Dieses Design-Prinzip ist eine Methode zur Überwindung des Dualismus, indem man eine Dreipolare Kommunizierende Komplementär-Perspektiv-Hierarchie konstruiert, in der drei Hierarchien sich gegenseitig erhalten und stützen. D.h. es gibt keine ultimate Zentral-Hierarchie, wie Ken Wilber es mit seinem System des (leeren) "Spirit" erstellt, sondern im Tripolaren System entsteht die Leere "von selbst" im Zentrum (Auge des Zyklons / Zyklops) der drei komplementären Hierarchien. Das visuelle Denkbild hierzu ist das alte keltische und japanische Symbol des Triskellion (Nach Korvin-Krasinski 1986). Dieses Auge in einem tripolaren zyklischen System ist wiederum "Das Auge auf der Pyramide".
->: AUGE_PYRAMIDE, p. 99

In anderer Ausdrucksweise ist es auch als das Principium (die Archae) Mae-Phaisto-Philaes bekannt. [509] Denn dieser Ur-Brahma, den wir uns "en archae" (Im Ur-Sprung) [510] erträumten, oder der uns träumte, heißt (mit einem seiner vielen Namen) Mae-Phaisto-Philaes. Das Principium Mae-Phaisto-Philaes ist zwar sehr einfach und elegant, aber trotzdem sehr viel schwieriger zu verstehen als der Dualismus, vor allem deswegen, weil die Denkbahnen der Menschheit seit mindestens 4,320 Solar-Jahren nach diesem Muster verlaufen. Die relativ späte Formulierung der dualen Logik durch Aristoteles ist in diesem epochalen Geschehen nur der allerletzte Abschluß. Versuchen wir also, dieses Prinzip so unauffällig wie möglich in unsere Denkbahnen wieder einzuführen:
2.3.1. Please allow me to introduce myself
Das Principium Mae-Phaisto-Philaes wurde von Goethe in seinem "Faust" mit der Figur des Mephistopheles schon klar exemplifiziert. Aber er hat dieses Motiv wie in einem Vexiersystem von vielen schillernden und beständig wechselnden Verkleidungen in seinem Stück herum-irrlichtern lassen. Denn Goethe mußte den Mephistopheles noch als den "Ur-Bösen" oder wenigstens als dessen Abgesandten und Diener darstellen, er selber konnte sich als immer noch Obrigkeits-treuer Diener der Hier-Archia von Papst und Kaiser, Volk und Vaterland, Polizei und Militär, noch nicht die kreative Rolle seiner Gestalt vorstellen, obwohl er sehr nahe daran war. Das war für seine Zeit, und die damaligen Denkmuster ganz einfach unmöglich. Wir wissen auch nicht, ob er vielleicht doch noch ein paar hintergründige Falltüren eingebaut hatte, mit denen er seine freimaurerischen und kabbalistischen Freunde ergötzen wollte, und die nur in der Geheimsprache der Eingeweihten verständlich waren. Damals war ja praktisch jeder, der etwas auf sich hielt, Mitglied in einer kabbalistischen Geheim-Gesellschaft, und Goethe hatte sich da ausgiebig umgetan. [511] Aber das ist egal. Hier soll das Thema in eine bestimmte Richtung weitergedacht werden, egal, ob Goethe das so intendiert hat oder nicht.

Das Principium Mae-Phaisto-Philaes wird im Folgenden auch das Thema einer Untersuchung zu den grundlegenden logischen und neuronalen Unterschieden und Umschwüngen des Denkens, die der Entstehung der Aristotelischen Struktur zugrundeliegen, und die für eine tripolare Denkstruktur nötig werden. Dies wurde von Gotthard Günther in seinen Entwürfen zu mehr-wertigen Logik-Systemen umrissen.

Hier aber wollen wir als Kontrastprogramm des Dualismus eine andere, humanistische Version von Mephistopheles vorstellen, "von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft" (Goethe, Faust 1336). Mae-Phaisto-Philaes ist in unserer Version der Cosmic Trickster, um einen Buchtitel von R.A. Wilson zu paraphrasieren. [512]

Please allow me to introduce myself, I am a man of mnaemae and phrenae, Mnaemo is my name, and peirasis is my game.
(Perasis: the going through, the going beyond, the transcending; peirasis: the leading into temptation; mnaemae: memory; phrenae: brain). [513]

Die hier vorgestellte humanistische Version des Mae-Phaisto-Philaes ist mit dem Lucifer der christlichen Dämonologie nur sehr weitläufig verwandt. Genauer, Mae-Phaisto-Philaes ist ein Urbild, ein Archae-Typos, eines der Erhabensten und Ur-Ältesten Götter der Kosmogonie und der Kreation, den das Ur-Ahnen der Menschen sich nur vorstellen konnte. Dies wurde in der Eingangs-Szene mit dem Kollegium der Brahmas angedeutet, wo Mae-Phaisto-Philaes noch als Meister-Designer gleichwertig und gleichberechtigt mit El-Ohim auftritt. Sein Bild wurde von den Christen in ihrer Kampagne der Demontage und Zerstörung im Kulturkampf gegen die Götter der Antike, bis zur Unkenntlichkeit verzerrt und verstümmelt. Wie es dazu kam, daß Mae-Phaisto-Philaes zum Ur-Bösen herunter-stilisiert worden ist, ist eine lange, traurige, und tragische Geschichte, die direkt mit der Entstehung der Aristotelischen Struktur zusammenhängt. Der Prozess der Entstehung des Absoluten Bösen in der Religion Zoroasters, die damit die jüdische, christliche, und islamische entscheidend beeinflußt hat, ist in der Entstehung der zweiwertigen Logik des Aristotelischen Denkens die ethisch-moralische Parallel- (oder Grundlagen-) Entwicklung zu der logischen. Wahrscheinlich konnte die Logik erst auf die ethisch- / moralische Entwicklung folgen. Die historische Phase der Entstehung des Christentums fiel nur in den letzten "Abschluß und die geistige Liquidation einer welthistorischen Epoche von solchem Ausmaß..." (Günther 1980: 15). Und die Enststehung der christlichen Version des Ober-Dämonen Luzifer ist somit das letzte traurige Kapitel dieses Liquidationsprozesses.

Um die Spuren von Mae-Phaisto-Philaes in den Untergrund des Ur-Ahnens der Menschheit zurückzuverfolgen, muß man die alten Mythologien neu verstehen lernen. Das soll im folgenden Abschnitt in einem kurzen Exkurs gemacht werden. Hier werden wir den Ur-Sprung des Principium Mae-Phaisto-Philaes finden, das in der neusprachlichen Formulierung das Prinzip der Tripolaren Spannungsfelder heißt.
2.3.2. Die Botschaft von Mae-Phaisto-Philaes
Goethe hatte mit seinem Faust etwas geschaffen, was man eine Zeit-Maschine nennen könnte. Dadurch, daß sein Drama sich seit 200 Jahren (zumindest in Deutschland) ungebrochener Beliebtheit erfreut, blieb seine Vision dauerhaft im Gedächtnis der Menschen haften. Rudolf Steiner nannte das, was Goethe geschaffen hatte, ein Mysterien-Drama. Denn Steiner ahnte, daß Goethe hier etwas mehr zuwege gebracht hatte, als nur eine kurze Belustigung für ein paar Stunden, um die Menschen von den Mühsalen ihres täglichen Lebens abzulenken. Und so haben es sich die Anthroposophen in der Nachfolge von Steiner zur Aufgabe gemacht, das Drama von Faust und Mae-Phaisto-Philaes in einer den Intentionen von Goethe möglichst getreuen Form immer wieder in voller Länge aufzuführen, und damit auch wieder-zu-erwecken. In der Sprache der alten Ritualistik vollführen die Anthroposophen alle paar Jahre wieder ein großartiges Ritualistisches Opfer, ein Theatron, im altgriechischen Sinne, wie Goethe es beabsichtigt hatte. [514] Und im Jahre 1999 wurde in ganz Deutschland das Gedenken des großen Goethe Landauf, Landab, mit Faust-Inszenierungen gefeiert. Bei soviel Ritual kann man manchmal auch Geister wieder hervorrufen, von denen man eigentlich dachte, daß sie schon lange in den tiefsten Ur-Gründen ihrer Grüfte und Fels-Kavernen für ewig davon-gedämmert wären. Und so geschah das Unfaßbare: Nach genügend ausgiebigen Beschwörungen und Anrufungen bequemte sich Mae-phaisto-philaes Höchst-Persönlichen-Selbst, aus seiner Ewigen Welt-Traum-Zeit aufzuwachen, und uns Erdlingen eine kurze Botschaft zu hinterlassen, wir wollen ihn damit zu Wort kommen lassen: [515]

Dies ist eine Botschaft von "Mae-phaisto-philaes",
eurem "Freund im Verborgenen":


An meine lieben Erd- Mensch- und Faust- linge!
Ihr Zauber-Lehrlinge, Vulkan-Tänzer und Tiger-Reiter!

Ich sehe, euch wird's etwas unbehaglich,
bei euren Vulkan-Tänzereien, die ihr gerade veranstaltet.
Und nun ruft ihr mich um Hilfe, um euren entfesselten Tiger
wieder zurück in den Tank zu packen.

Ja, wenn's dem Faust-ling zu wohl wird, dann fängt er an,
auf dem Vulkan zu tanzen, und er glaubt, er kann den Tiger reiten,
ja merkt ihr denn nicht, wie der Tiger euch reitet?

Nun gut, da ihr euch meiner besonnen habt,
so will ich euch meine Hilfe nicht verwehren.
Es ist ein Gesetz des Rituals, daß wenn ihr einen "Geist" ruft,
dann wird er auch antworten,
das hat euer Goethe schon ganz richtig gesehen,
auch wenn er das mit dem "Geist" nicht so recht verstanden hat.

Was soll's! Also ihr habt euch wieder einmal an mich erinnert,
nachdem ihr euch eurem Wahn ergeben habt,
als ihr glaubtet, ihr könntet euer Theater in eigener Regie veranstalten.
Gut so, meine lieben Zauber-Lehrlinge, ihr Faust-linge!
Zurück zur Vernunft, zurück zur Natur, aber wie erkennt ihr sie nur?

Zurück zu den Wurzeln, wenn ihr verstehen wollt,
von welchem Tiger ihr euch da reiten lasst.
Gut seid ihr beraten, daß ihr nun mir zu Ehren ein Ritual veranstalten wollt,
wie ihr es in eurer Sprache nennt: ein "Theater".

Die alte Zunft der Dichter, Sänger, und Schau-Spieler,
sie hat noch etwas in dunkler Ahnung, von dem Wissen
eurer Ur-Ahner, den Aoidoi, die die Kunst noch beherrschten!
Das The-atron, und die The-oria, aber mit welch armseligen Ruinen
eurer alten Kunst ver-genügt ihr euch heute!

Geht wieder zurück auf die Wurzeln,
von denen ihr hergekommen seid,
lauschet wieder dem Gesang des mir geweihten Tieres,
der Trag-odia, und lernet wieder die hohen Rituale,
die die alten Meister alter Zeiten für mich inszenierten!

Nein, ich meine nicht jene finsteren und dumpfen Sadomasochismen,
die euch die Priester von allerlei Alten Bünden und Hiero-Kumpaneien,
jene Götzendiener der Demiurgen, auferlegten,
denen, die euch den Leviathan herbeibeschworen haben,
falls ihr besser verstehen wollt, welcher Tiger euch da reitet,
der Leviathan, der Moloch ist's, der, mit dem Zeichen auf der Stirn!

Nein, ich verlange von euch keine finsteren Ritual-Opfer,
keine Prostrationen, keine Selbst-Erniedrigungen, keine Inquisitionen!
Mein Ritual ist die Theo-ria, und das The-atron,
und meine Gesetze sind die der physis und der lysis,
die Ur-Kräfte der en-morpheia, en-ergeia und en-tropeia.





Ihr bräuchtet nur meine Gesetze zu beachten,
es sind nur wenige, aber grundlegende
aber ihr versteht nicht, auf was für ein Spiel ihr euch da eingelassen habt,
eure Zauber-Lehrlings-Priester, eure Naturwissenschaftler,
allen voran eure Physiker, haben ein gar halb-backenes Verständnis
von der Kraft, die da die physis heißt,
und sie stecken schon im Rachen des Leviathan,
dem sie zur Beute verfallen!

Gekommen ist die Zeit der Ent-Hüllung, der A-Laetheia,
was in den Aionen des tödlichen Vergessens
von den Schleiern der Laethe verdeckt worden war.
Gekommen ist der Augen-Blick der Apo-Kalypsis,
des Kairos günstiger Moment, hinter uns lassend das Haus der Nacht:
prolipousai dômata, eis phaos, osamenai kraton apo chersi kalyptras!

Daher höret, wen ihr angerufen habt,
ich will euch nun mein Lied singen, Audae Thespin:
Das Lied von den An-Fängen, den Ur-Sprüngen, und den Auf-Gängen!
ex archaes, hoti proton genet auton,
eirousai ta t' eonta ta t' essomena pro t' eonta
verkündend, was ist, was sein wird, und was vorher war,
wie euer Ur-Ahner Chaes-Aoidos, der große Meister aus Hellas,
euch ahnend-verkündend in die Wiege legte!
en archae chaos genet en-er-chaea

Ich bin der "Der sich selbst erzeugt",
der Aus-Sich-Selbst-Geborene,
Ich bin der Herr über die Zeit,
Väinämöinen, der Weise Mann, der Alte vom Berge,
Chronos, Saeturnus, Yima Xsaeta, oder Yamshyd,
Ich bin euch auch bekannt als der Prometheus,
oder auch Pra-mantha, der euch das Feuer brachte,
der Kosmogonische Eros, wie im orphischen Hymnus besungen,

So höret, was ihr erfassen könnt von meinem Lied,
von dem Lied, das ich selber bin,
von dem Lied das sich selber singt.
Was ihr hört, ist nur eine Schwingung,
ein Unterton sozusagen, meiner Melodie.

Ich spiele mich in einem euch übergeordneten Kosmos ab,
außerhalb eures Raumes und eurer Zeit.
Ich, der Gesang, bin, wie Ihr sagt, ewig, für euch, die Ihr
euch einer Zeit unterwerft, falsch, wenn Ihr glaubt,
unendlich durch alle Zeiten , sondern einfach jetzt,
jenseits von Zeit, ewig ist während, im Jen-Zeits.
Du, das einzelne Bewußtsein, ihr als Menschheit,
eure Welt, euer Planet, euer Weltall,
sind die Harmonien meiner Melodie.

Was du hörest, hat keinen Anfang und kein Ende,
dein Verstand versucht sich etwas zu konstruieren,
mit dem er anfangen kann, mit dem er weitergehen kann,
mit dem er aufhören kann.
Dies ist die Natur und die Aufgabe deines Verstandes,
sei bedacht, daß dein Verstand dir die Bilder vorgaukelt,
die er will.

So, wie das was ihr Diesseits nennt
eine Widerspiegelung dessen ist, was ihr Jenseits nennt,
so vibriert alles nach meinem Rhythmus und erhält von mir
seine Form und seine Lebendigkeit.

Am Ende ist das was am Anfang immer sein wird,
der Geist der sich durch seine Permutationen und
Transformationen in seinem eigenen Bewußtsein wiederspiegelt,
und der Fokus dieser Widerspiegelungen ist es,
was sich MENSCH nennt.

MENSCH ist der Name des Gebildes,
mit dem sich der Geist selber erkennt.
Mensch hat viele Daseinsformen und Daseinsfährten.
Mensch ist die ursprüngliche Faltung
des Bewußtseinsgebildes des Einen, eine Faltung des unendlich
klaren, leuchtenden und reflektierenden Gebildes auf sich
selber. Mit dem Eintreten dieser Faltung ensteht
das Phänomen der unendlichen Widerspiegelung,
manche nennen es Welt, andere nennen es Maya.

Mein Gesetz ist die Harmonie,
die Getriebe des Kosmos sind meine Melodie.
Was sich dem geformten Bewußtsein als Ereignisse darbietet,
sind die Teile meiner Komposition.
Ihr kurzsichtigen Beobachter meiner Werke,
die ihr euch beliebt, den Stücken meiner Komposition
Namen zu geben, und sie zu bewerten, merket auf,
denn ihr seit es ebenso, die ihr meine Instrumente seid.

Das Bewußtsein verirrt sich in den Korridoren
der unendlichen In-Sich-Selbst-Spiegelung,
und kristallisiert sich in zwei dualen Formen,
das was sich der menschliche Geist nennt,
und die Gesetze der Physis, die En-ergeia und die En-tropia.
Die Gesetze sind, da sie das Duale des Geistes
sind, von diesem Geist untrennbar, für diesen Geist,
der sich als leicht, unstet und frei begreift,
die Eisenhärte der Materie.

O wisset, ihr die ihr wissen wollt,
ihr, die ihr der Freiheit des Geistes nachtrauert,
wenn ihr euch in euren Leibern gefangen seht,
wisset um die Gesetze der Bindung und der Befreiung,
der Formung, Erhaltung und Auflösung.

Ihr, die ihr leidet unter den Fesseln eurer Schwerkraft,
unter den Konsequenzen des niemals wieder aufzuhebenden
einmal Getanen,
wisset über die Notwendigkeit eurer Möglichkeit,
und wisset von dem Privileg, mit dem ihr ausgestattet seid.
Werft, wenn ihr könnt, einen Blick in die Welt der Geister,
in der die Zahl der Engel auf einer Nadelspitze Legion ist,
in der als König der Sohn der unfruchtbaren Frau herrscht.

Wisset um den Preis, der zu zahlen ist, für jeden Geist,
der sich aus seiner materiellen Hülle herausheben will,
wisset, daß ihr es seid, die den Preis festgesetzt habt.

Bedenke, o Mensch, dies alles ist mein Spiel,
und siehe, du bist ich selber, so wie ich du bin,
mein Gesetz ist dein Gesetz und meine Kraft liegt bei dir.
Du benutzt meine Allmacht um dich zu machen und mich.
Bedenke und fühle wie die Macht der Auflösung, der Lysis,
ebenso die Macht der Erzeugung ist, die Physis.
Ich wirke aus dir wie ich selbst, du bist ich,
jederzeit und immerdar.

Meine lieben Erd- Mensch- und Faust- linge!
Wenn ihr euch in eurer Einsamkeit nach einem Beistand sehnt,
Wenn ihr von eurer Furcht vor den Konsequenzen
eurer Handlungen geschüttelt werdet,
Wenn ihr dem nackten Verderben geradewegs in Auge sehet,
Wenn euch das Monster seinen Gift-Atem ins Gesicht faucht,
dann, gerade dann, ist die Versuchung am größten,
es wieder einmal mit einem neuen alten Bund zu versuchen,
mit den alten Kumpaneien der Götzenpriester!

Seht Euch wohl vor, ihr Faust-Linge!
2.4. Der Blick aufs Ganze
@ :BLICK_AUFS_GANZE
Oswald Spengler hat mit einem poetischen Wort-Feuerwerk das überwältigende trans-temporale panoramische Erlebnis beschrieben, das denen vergönnt ist, vor deren inneren Auge sich die Entfaltung des Kosmos und des organischen Lebens der Erde, und in weiterführender Entwicklung, der Geschichte der Menschheit, zu bildlicher Darstellung fügt:
Spengler (1980: 139): Unzählige Gestalten, in endloser Fülle auftauchend, verschwindend, sich abhebend, wieder verfließend, ein in tausend Farben und Lichtern blinkendes Gewirr von anscheinend freiester Zufälligkeit, - das ist zunächst das Bild der Weltgeschichte, wie sie als Ganzes vor dem innern Auge sich ausbreitet. Der tiefer ins Wesenhafte dringende Blick aber sondert aus dieser Willkür reine Formen ab, die dicht verhüllt und nur widerwillig sich entschleiernd allem menschlichen Werden zugrunde liegen.
Vom Bilde des gesamten Weltwerdens mit seinen mächtig hintereinander getürmten Horizonten, wie sie das faustische Auge umfaßt, dem Werden des Sternenhimmels, der Erdoberfläche, der Lebewesen, der Menschen, betrachten wir jetzt nur die äußerst kleine morphologische Einheit der "Weltgeschichte" im gewohnten Sinne ... die gegenwärtig etwa 6000 Jahre umfaßt...

In ca. 100 Jahren, seit Spengler diese morphologische Vision wagte, haben sich die Erkenntnisse der Menschheit zu dem Gesamtbild der Entfaltung des Kosmos erheblich erweitert und vertieft, so daß es mit diesem verfügbaren Material heute möglich erscheint, den Blick aufs Ganze zu wagen: par aion ap aion, von Epoche zu Epoche, hinweg über alle Epochen des Kosmos, in der Vision von Teilhard de Chardin: der Sphären-Harmonie von Kosmosphäre, Biosphäre, und Noosphäre und bei Virilio: die große Vision der Ereignis-Landschaft: [516]

@ :EREIGNIS_LANDSCHAFT
Virilio (1998): Für Gott ist die Geschichte eine Ereignislandschaft. Für ihn gibt es keine Abfolge, weil alles gleichzeitig da ist... Diese nur schwer vorstellbare transhistorische Landschaft erstreckt sich über alle Zeitalter hinweg, von einer Ewigkeit bis zur anderen. Und dieser kaum denkbaren Zone entspringen seit Anbeginn der Zeit die Generationen, die sich durch ihren beständigen Wandel gegen den Horizont einer ewigen Gegenwart abzeichnen... Eine Zeitlandschaft, in der die Ereignisse unversehens an die Stelle der Oberflächengestalt... treten, in der Vergangenheit und Zukunft aus ein und derselben Bewegung hervorgehen und ihre Gleichzeitigkeit offensichtlich zutage tritt.

Man erkennt bei Virilio und bei Teilhard allerdings einen Trend: Hier wird der faustische Anspruch Spenglers wieder still und verschämt an den Gott zurück gegeben, dessen alleiniges Vorrecht solche Perspektiven nun mal sind. [517] In Teilhards Christologischer Sicht wird dieses Panorama auf den Punkt Omega übertragen, was etwa dasselbe in Schwarz-Purpur (den beliebtesten Farben der Kirche) ist. Die faustische Gesamtschau Spenglers (durchaus in der Tradition von Hegels grandiosen Überflügen des Absoluten Geistes), der alles-durchdringende, alles-Adlerhaft-überschauende Blick, der damit verbundene stillschweigende größenwahnsinnige Anspruch des faustischen Zarathustra-Übermenschen, zu dem Spengler sich mit seiner gesamten Rede- und Darstellungsweise im "Untergang des Abendlandes" ja überall aufschwingt, ist aus der Mode gekommen. Nach den entsetzlichen Verbrechen und Zusammenbrüchen einer Herrenmenschen-Denke, die von solcher Geisteskost gespeist wurde, ist man in den letzten 50 Jahren wieder etwas mehr leisetreterisch geworden. Nicht nur deshalb sind Versuche, solche grandiosen Perspektiven zu zeichnen, für die Historiker unserer Tage eher peinlich: Denn die Wissenschaft unserer Zeit, mit ihrer unendlichen Detail-Fülle, in der ein einzelner Mensch hilflos verloren ist, und sich nur mit extremster Spezialisierung "über Wasser" halten kann, erlaubt keine solchen Panoramablicke mehr, es sei den unter der Gefahr, sich dem Vorwurf des Dilettantismus auszusetzen, oder noch schlimmer, als "Terrible Simplificateur" oder "Überflieger" zu gelten. Wir können es in etwas anderer Weise ausdrücken: Die heutige (Geschichts-) Wissenschaft ist unter das Tabu gefallen, daß "der Wald nicht mehr vor den Bäumen gesehen werden darf." Bestenfalls die Astronomen dürfen so etwas noch wagen, aber nur unter Zuhilfenahme von Mega-Teleskopen, die auf der Basis von Multi-Mega-Buck- (Dollar) Forschungsprogrammen konstruiert und aufgestellt oder in das Weltall geschossen werden. Einem einzelnen Denker, still in seinem Kämmerchen arbeitend, hinter seinen Tausenden von Büchern, so wie Spengler Zeit seines Lebens gearbeitet hat, ist ein solcher Blick nicht mehr erlaubt. Einem Einzelnen ist es nicht mehr vergönnt, im einsamen Visionärsblick zu suchen und zu schauen, zu erkennen, "was die Welt im innersten zusammenhält".
2.4.1. Die alte vergessene Kunst der Trans-Temporalen Perspektive
Und es gibt noch einen tiefer liegenden, subtileren Grund, warum solche Trans-Temporalen Perspektiv-Visionen aus der Mode gekommen sind. Ihnen haftet etwas anachronistisches an. Die Menschen der letzten 500 Jahre haben sich so an das Räumlich-Perspektivische Denken und Auffassen gewöhnt, daß die neuronalen Dispositionen und Trainings-Methoden, die für eine solche Vorstellungsweise notwendig sind, schlicht vergessen wurden, und weitgehend verloren gegangen sind. Marshall McLuhan hat in seinen Arbeiten (mehr oder weniger versteckt) darauf hingewiesen, daß in der Epoche der letzten 2500 Jahre seit der Alphabetisierung (und der Achsenzeit) eine sehr fundamentale, aber sehr subtile und kaum wissenschaftlich zu demonstrierende Umprogrammierung der grundlegenden neuronalen Prozessmuster stattgefunden hat, mit denen Menschen ihre Welt erleben, und sich in ihr orientieren. Das ist deswegen so schwer wissenschaftlich nachzuweisen, weil wir ja keine neuronalen Untersuchungen an den Menschen vornehmen können, die vor 3000 Jahren lebten, und es ist geschichtlich kaum wahrnehmbar, weil hier ein Bereich des alltäglichsten Lebens, also der banalen Normalität, tangiert wird, und solche Themen gehen kaum in die Geschichts-Chroniken ein, und sind nur mit sehr subtilen Analyse-Methoden zu finden. Aber wie soll man etwas finden, wovon man überhaupt nicht weiß, daß man es suchen sollte? Die medientheoretische Analyse der verfügbaren Geschichts-Zeugnisse hat aber inzwischen (in den letzten 50-70 Jahren seit Milman Parry) einiges an Material in diese Richtung hervorgebracht, und hier soll etwas dargestellt werden, das auf diesen Analysen aufsetzt, aber noch ein wenig weitergeht.

Die Visions-Methode, die Spengler wieder-entdeckt, oder besser wieder-erahnt hatte, nannte er das Morphologische Denken. Dieses Denken ist aber, wie er selber an diversen Stellen seines Werkes klar sagt, etwas, das man eigentlich nicht lernen kann, wenn man nicht schon eine Begabung, heute würde man sagen: eine entsprechende Neuronale Disposition, dafür mitbringt. Und offenbar kommt eine solche Disposition recht selten vor, in der Genetik sagt man: sie ist rezessiv. Dieses Denken ist weiterhin in gewisser Weise incompatibel mit dem Denken, seit ca. 500 Jahren sich immer unerbittlicher in den Vordergrund geschoben hat, und das die heutige Menschheit, praktisch über den ganzen Planeten hinweg, durch alle Schichten und Gruppen der Menschheit hindurch, beherrscht. Die Rede ist von der Aristotelischen Struktur, das Dualistische, Formale, Rationale, Logische, Mathematische, Technische, Kaufmännische, Kausale (etc. etc.) Denken. Ein wesentlicher Grund, wieso Spenglers Methode bei den Wissenschaftlern nicht gerade begeistert aufgenommen wurde, war, daß sie den Grund-Prinzipien des heutigen wissenschaftlichen Denkens widerspricht. Das gefährliche seiner Methode war: Wenn man nicht äußerst vorsichtig damit umgeht, kann sie in einen unkontrollierbaren Irrationalismus umschlagen, und der hat sich ja dann leider in der Nazi-Zeit mit den zu erwartenden furchtbaren Konsequenzen auch sofort eingestellt.

Spengler hatte eine Methode neu formuliert, die vor ihm hauptsächlich von Nietzsche, und davor von Goethe benutzt wurde. Bei Goethe können wir wie bei einem Archae-Typos etwas finden, was Spengler leider nicht hatte: Die Ausgewogenheit, und die Fähigkeit, mit dieser Denkmethode verantwortlich, und damit auch wissenschaftlich umzugehen. Aber Goethes Auftreten war wohl eine der größten Ausnahmen und genetisch-neuronalen Zufälle, die unsere Zivilisationsgeschichte der letzten ca. 300 Jahre aufweisen kann, weil er Charakter-Eigenschaften und soziale Umstände seiner Herkunft vereinte, die so selten sind, daß die Möglichkeit der Wiederholung praktisch Null ist. Auf diese Thematik soll noch später eingegangen werden.

Die Meisterschaft der Trans-Temporalen Perspektive scheint in Goethes Werk Faust unmißverständlich durch, zumindest für den, der den Code zu lesen versteht. Goethe hatte hier eine Ur-alte Methode wieder auferstehen lassen, die aus der grauen Griechischen Ur-Zeit stammte, das Aoide-Denken. Nicht umsonst beschäftigte sich Goethe so intensiv mit den Ur-Worten. Aoidoi (lat. Vates) wurden die Seher und Propheten in Alt-Griechenland genannt, von denen uns heute noch ein paar namentlich bekannt sind, wie Homer und Hesiodos, oder Tiresias und Vergil. Aber ihr Gewerbe war eine Kunst, die überall und zu allen Zeiten in der Prä-historischen Menschheit von vielen ihrer Kollegen ausgeübt wurde, denn sie waren das lebendige Kulturelle Gedächtnis ihrer Gesellschaften, zu den Zeiten, als es noch keine Schrift gab, und alles, was an Wichtigem tradiert werden sollte, von Mensch zu Mensch, von Mund zu Mund tradiert werden mußte. (Wobei es aber natürlich noch die Tradition des Handwerks gab, die alle technischen und praktischen Fertigkeiten weitergab, das ging etwas multimedialer von Mund, zu Ohr, zu Hand vonstatten. Oder auch manchmal von Hand zu Ohr, oder ähnliche weitere bewährte multimediale Traditionsmethoden, wie die mit dem Knüppel aufs Hinterteil.)

Es gab solche Traditionen auf allen Kontinenten, bei allen Völkern, und Milman Parry studierte die gerade aussterbenden letzten Reste in West-Eurasion, auf dem Balkan, bei den Guslaren. In Zentral-Asien hielten sie sich bis heute, es gibt dort noch Sänger, die das gesamte Gesar-Epos auswendig singen können. Ebenfalls existiert in Afrika noch eine Tradition der Griots, die eine ähnliche Aufgabe bis vor ca. 50 Jahren wahrnahmen, und die heute von der Fernseh-Soap-Opera-CNN-"Kultur" ins Aussterben gedrängt werden. Eine weitere Tradion existiert(e) unter den Ur-Australiern.

Es war eine bevorzugte Darstellungsmethode, die Aoidoi als Blinde zu portraitieren. Das heißt nicht, daß blind sein eine unbedingte Voraussetzung war, um Aoide zu werden, sondern deutet auf eine Fähigkeit hin, die Blinde in erheblich höherem Maße entwickeln müssen, als Sehende: Die Fähigkeit der kreativen Vision, und das Aufbauen von imaginären Raum-Vorstellungen, die es den Blinden helfen, sich in der Seh-orientierten Welt der Menschen zurechtzufinden. Aber mit dieser Fähigkeit haben (einige besonders begabte) Blinde auch die Möglichkeit, Raum-Vorstellungen zu errichten, die völlig andersartig sind, als die perspektivischen Welt-Räume, in denen die Normal-Menschen leben. Diese Fähigkeiten der Kreativen Visualisation der Blinden kamen mit dem Schriftzeitalter aus verschiedenen Gründen völlig außer Gebrauch, erstens weil man keine Gedächtniskünstler mehr brauchte, um das kulturelle Material zu tradieren, zweitens, weil Blinde durch die überwiegend schriftliche, also visuelle Transmission, effektiv davon abgeschnitten waren, sich soviel Wissen anzueignen, daß sie damit eine Vision erbauen konnten, die noch irgend etwas besonders aussagekräftiges bieten konnte. Und wenn sie das doch konnten, dann fehlte ihenn die Schreib-Fähigkeit, um das so erlangte Wissen an ihre Mitmenschen weiterzugeben. Ausnahmen bestätigen die Regel, und einer von denen war Jorge Luis Borges, der aber erst spät im Leben blind wurde, und so sein ganzes Wissen schon aufgebaut hatte. Ein anderer war Jacques Lusseyran, von dem McLuhan erzählt, aber der mußte sich als Resistance-Kämpfer anderen Aufgaben widmen, als kosmische Visionen zu entwerfen. Immerhin waren seine Berichte aufrüttelnd genug, um auf diese Weise in die Menschheits-Tradition einzugehen.

Die für ihre Mitmenschen so unverständliche Fähigkeit der Blinden Sänger war ihre Fähigkeit zum Erblicken und Erschauen der Trans-Temporalen Perspektive, was man als Weissagung und Prophezeiung bezeichnet, und diese Fähigkeit war den Menschen zu allen Zeiten sehr viel wert und teuer. Diese Fähigkeit starb aber bald aus: erstens aus den oben genannten Gründen, weil die Hauptaufgabe der Aoidoi, als kulturelle Gedächtnisträger zu dienen, wegfiel. (Die Orakel wurden stumm, siehe H.v. Dechend). Zweitens, weil sich die Sprache seit Einführung der Schrift so rapide änderte, daß bestimmte Visions-Möglichkeiten, die die alte Aoide-Sprache noch bot, wegfielen, weil die Fein-Abstimmung zwischen Sprache, Ohr, und Gehirn verloren ging. Das wird an anderer Stelle noch als Neuronale Resonanz, und Onoma-Semaiophonische Rhizome näher erläutert. Die heutigen modernen Sprachen sind für das Aoide-Denken völlig ungeeignet. Die dritte Problematik war, daß die Menschen nun nicht mehr den Geschichten ihrer Aoidoi ehrfürchtig lauschten, und sich von ihnen auf ihre Traumpfade leiten ließen, und zu ihnen ihre begabten Kinder in die Lehre schickten (man kann annehmen, daß nur etwa einer von Tausend die Begabung hat).

Es kam noch schlimmer: Die Aoidoi wurden ausgerottet und gehetzt wie die Ratten. Das vor allem in den semitischen Gebieten, wo der Gotteskult Yahwes, und seiner Verwandten, Ahura Mazda, und Mithras, sowie seines direkten Nachfahren, Allah, sich breitmachten. Eine etwas andere, aber ähnliche Entwicklung gab es in Indien. Dort existiert bis heute die wohl größte und detailierteste orale Tradition der Menschheit, und dort wird noch sehr genau verstanden, was hier in dieser Schrift berichtet wird. Aber ein einmal existierender Codex an sakrosanktem heiligen Material wirkt sehr effektiv darauf hin, daß kein neues Material mehr gebildet werden darf. Und so wurden vor allem in den jüdischen, christlichen, und islamischen Kulturen die Möchte-Gern Propheten mit besonderem Fleiß ans Kreuz genagelt, verbrannt, gevierteilt, geschächtet, geschunden, von Tieren zu Tode getrampelt und zerrissen, und was dergleichen Vorzugsbehandlungen mehr sind, die man speziell denen angedeihen läßt, die sich nicht einfach nur daneben benommen hatten. (Denn diese wurden, same routine procedure as everyday immer ganz kurz und schnell aufgehängt). Sondern mit solchen Subjecten mußte man etwas besonders Ein-dringliches veranstalten. Denn die hatten auf eine sehr, sehr erst zu nehmende und auf zehnfach gefährlichere Weise versucht, die grundlegenden Fundamente der Denk- und Ideologie-Zitadelle zu untergraben, in der sich die gerade herrschende Macht-Intelligenz-Clique gerade so gemütlich eingerichtet hatte.

In anderen Worten, das genetische Potential der Aoidoi, das sowieso sehr selten vorkam, wurde noch auf die verschiedensten Weisen aktiv aus dem Gene-Pool der Menschheit ausgemerzt. Zum Beispiel daß alle Menschen, die solche Anlagen hatten, in Europa nach 500 im Kloster landeten, oder etwas später, in den Hexenverfolgungen, auf dem Scheiterhaufen. Nach 1500 war das Aoidoi-Potential der zivilisierten eurasischen Völker praktisch vernichtet. Und dann braucht man sich auch nicht mehr zu wundern, warum heute die Wahrsager nur noch solchen Quatsch reden. Es benötigt dazu eben mehr, als nur eine vage visionäre Fähigkeit. Es braucht langes Training, eine außerordentlich fein geschulte Intelligenz, und es braucht vor allem eine gesellschaftliche Einbettung, eine Tradition, und ein Denken der umgebenden Menschen, das damit in Resonanz treten kann. Verstehen heißt, in heutiger Sprechweise: In neuronale Resonanz treten.

3. Die Mühle des Hamlet

@ :KOSMO_AXIS
An-aximandros, die Mühle des Hamlet, Zeitmaschinen, und kosmische Achsen

Nach Hause, nach Hause, gehn wir nicht, bis dass die Achse bricht.

Diese unscheinbare Strophe aus einem Landser-Lied des II. Weltkriegs hat noch eine tiefere Bedeutung, nämlich den Bezug zu den kosmischen Achsen des Welt-Traum-Zeit-Designs von Meister El-Ohim und dem Lebenswerk einer anderen Meister-Designerin: Hertha v. Dechend (1993). [518]

3.1. Das System der Siebenfach Potenzierten Spiralen
Die oben "en archae" vorgestellte Interpretation von Meister El-Ohims Design ist im Wesentlichen eine Zusammenfassung heutiger physikalischer und kosmologischer Erkenntnisse, [519] aber wir dürfen uns keinesfalls anmaßen, daß das dargestellte Prinzip der "Siebenfach Potenzierten Spiralen" schon alles an seinem Design umfaßt. Das zu denken, wäre zu vermessen. Wenn wir etwas interpretieren, so können wir es immer nur innerhalb des Fassungsvermögens und der Modalitäten und Medialitäten unseres eigenen Verstandes und seiner Hilfsmittel interpretieren. Mehr steht uns leider nicht zur Verfügung. Und wenn wir versuchen, uns geistig einem System zu nähern, das von seinem Design her nicht für das kleine Gehirn der Sterblichen gedacht ist, so müssen wir umso vorsichtiger sein, in ein Gebiet einzudringen "Where even Angels fear to tread" (Bateson 1986). Erinnern wir uns an Nietzsches Warnung, der von all dem noch einiges mehr wußte, als er uns schriftlich hinterlassen konnte: "Oh Mensch! Gieb Acht! Was spricht die tiefe Mitternacht? ... Die Welt ist tief, Und tiefer als der Tag gedacht." [520] Und die Warnung geht noch weiter: Auch wenn wir glauben, wir seien "aus tiefem Traum erwacht", dann könnte es lediglich sein, daß wir uns gerade in dem tiefsten aller Alpträume verstrickt haben. Und unsere heutige, glorreiche, brave New Global Age, sieht ganz nach einem solchen "tiefsten aller Alpträume" aus.

Denn was die Menschheit in den letzten 5000 Jahren durchlebt hat, sieht aus der Sicht der Brahmas eher so aus, wie verschiedene Stadien eines immer tieferen Sturzes ins bleierne Vergessen, das die Menschen gebannt in seinen Rachen gezogen hat. So einen Eindruck machte jedenfalls das Dualistische Welt-Design von Yahwe dem Un-Aussprechlichen, das die Menschen seit 3000 Jahren immer tiefer und tiefer in seinen Bann gesogen hat, mit der logischen Kulmination des Islam, einem Welt-Design, das heute noch die Menschen (einiger fundamentalistischer Länder) erbarmungslos zwingt, ihr gesamtes tägliches Leben in einer furchtbaren Trennung von Männlich und Weiblich zu verbringen, ein unsichtbarer, stählerner Vorhang, der ihre Welt zerrissen hat. Das war sicher nicht die Absicht des Propheten Mohammed (Gott halte ihn für immer selig) gewesen, aber hier ist eine (theo-) logische Maschinerie mit ihrer brutalsten Konsequenz in Gang geraten, und nicht aufzuhalten. Der Islam ist die große Wachstums-Religion unserer Zeit. Und bei allen Erkenntnissen der Wissenschaft: Der Fundamentalismus ist die Große Massen-Bewegung der Zukunft. Und das war die Warnung, die uns Mae-Phaisto-Philaes in seiner Botschaft übergeben wollte. Das Dualistische Welt-Design von Yahwe dem Un-Aussprechlichen brachte mit der Vernichtung der Kulte und des Gedenkens der Götter-Generationen vor ihm, das große Vergessen. Es ist hierbei unerheblich, ob dieses Welt-Design nur deswegen entstehen konnte, weil die Menschen schon alles Wesentliche vergessen hatten. Nach der obigen Chronik war dieses Vergessen schon vor etwa 4,320 Solar-Jahren komplett, und das Erscheinen von Yahwe dem Un-Aussprechlichen nur noch Bestandteil einer konsequenten Aufräum-Arbeit, einem Liquidationsprozess, wie Gotthard Günther es so treffend ausdrückte. [521] Nach einer anderen Chronik, der Vedischen, war dieses Vergessen mit dem Eintritt ins Kali Yuga schon besiegelt. Das macht nur einen Zeitunterschied von 700 Jahren.

3.2. Das Gravitational- Rotationale Kunstwerk
Das Gravitational- Rotationale Gesamt-Kunstwerk des Meisters El-Ohim

@ :GRAVITATIONS_KUNST
Sehen wir uns noch einmal das "Gesamt-Kunstwerk" des Welt-Traum-Zeit-Designs von Meister El-Ohim an: Was aus der Sicht der Welten-Designer Brahmas als ein phantastisches System von ineinander geschachtelten Spiralen aussieht, läßt sich am besten "goutieren", wenn man auch tatsächlich in der Lage ist, das Spektakel auf allen Zeit-Ebenen und durch alle Epochen der kosmischen Entwicklung hindurch "gleichzeitig" zu betrachten. Diese Perspektive ist uns Erdlingen leider nicht vergönnt, und so müssen wir alles der Reihe nach, und in jeder Größenordnung für sich betrachten. Aber es ist wichtig, den essentiellen Zusammenhang dieses Gravitational- Rotationalen Gesamt-Kunstwerks im Sinn zu behalten. Es handelt sich hier um ein gravitationales System, in dem alles von allem beeinflußt wird. D.h. keine Bewegung im ganzen Kosmos geschieht unbeeinflußt von irgendeiner anderen Bewegung. Gravitation ist die ultimate Fern-Wirkungskraft, die alles mit allem untrennbar verbindet. Das gesamte Weltall befindet sich in einem fortwährenden, unendlichen, rhythmischen, harmonischen Vibrieren, eben wie es der Mythos vom Tanz Shivas für uns Sterbliche faßbar macht. Dies versuchten die alten Ur-(Kosmo-/ Mytho-)logen mit ihren Gleichnissen auszudrücken. Die heutigen Kosmologen können sich nur darüber wundern, wie ungeheuer subtil dieses Design ist, daß es nicht zu einem schnellen Erlöschen im endlosen Nichts, oder einem katastrophischen Zusammenklumpen aller Materie in einem gigantischen Schwarzen Loch gekommen ist, das zu einem vorschnellen Ende dieses Welt-Traum-Zeit-Designs geführt hätte. [522]

Aufgrund dieser unendlichen gegenseitigen Beeinflussung eines jeden gravitationalen Zentrums mit jedem anderen kann es im Weltall auch überhaupt keine der idealisierten kreisförmigen geometrischen Figuren geben, denen die Griechen in ihren kosmischen Designs noch angehangen hatten, und die bis Kepler das Denken der Menschen beherrscht hatten. (Campbell 1996,III: 286). Noch Kopernikus wollte von der alten Idealisierung der strengen geometrischen Kreise nicht lassen, und das war ja auch das Patentrezept von Ptolemaios, der postulierte, daß das Universum sich im Sinne des Platonischen Guten, des Schönen, und des Geordneten, eben nach der gerade erfundenen Euklidischen Geometrie zu richten hätte. Erst Kepler räumte mit dieser Traum-Vorstellung auf, danach waren die Bahnen der Planeten elliptisch. (Was ebenfalls noch ein Euklidisches Konzept war, nämlich die Kegelschnitte). Aber das sind sie natürlich auch nicht, weil ja die Planeten ihrer Sonne auf Ihrer Bahn durch den Kosmos folgen, und daher können die Bahnen der Planeten nur wendelförmig, also ellipto-spiralisch sein. Und die Bahn der Sonne ist auch nur ellipto-spiralisch, weil sie sich um irgend ein verborgenes Zentrum der Galaxie dreht. [523] Aber auch diese Darstellung des Geschehens ist noch ungeheuer vereinfacht. Denn es ist ja nicht einfach so, daß die Planeten sich um die Sonne drehen, sondern die Planeten und die Sonne drehen sich gemeinsam um ein gravitationales Zentrum, das zu einem Teil von der gravitationalen Schwungmasse des gesamten Sonnensystems gebildet wird, und dazu gehören wegen ihrer großen Masse und ihres großen Abstands von der Sonne die äußeren Planeten, Jupiter und Saturn, mit einem wesentlich stärkeren Anteil an der Gesamtschwungmasse, als es das populärwissenschaftliche Solarzentrische Dogma zugestehen will. Denn auch die Sonne zittert, wenn die Gravitation der äußeren Planeten an ihr zerrt. Das Zittern der Sonne heißt, daß das gravitationale Zentrum des Sonnensystems innerhalb ihres Sonnenleibs hin- und herschwingt. Es ist sozusagen eine kosmische Walk-Maschine, die den Bauch der Sonne durchknetet. Das bewirkt u.a. die bekannten Phänomene der Sonnenflecken, die in der Periodik der Konjunktionen der großen Planeten auftreten. Und hier liegen die kosmologischen Ursprünge der Astrologie. Denn die Sonnenflecken beeinflussen das Leben auf der Erde in höchst direkter und handgreiflicher Weise. Es bedeutet auch für die Gravitationale Geometrie der Raum-Zeit des inneren Solarsystems, daß sich ihre Dichte und Zusammensetzung fortlaufend ändert. Und da ist genau die Bahn der Erde, die immer durch diese leicht variable Gravitationale Raum-Zeit hindurch geht, ereignen sich Deformationen ihres gravitationalen und elektromagnetischen Feldes, was ebenfalls seine Einflüsse auf das Leben auf der Erde hat.

Aber das ist noch lange nicht alles. Denn das Sonnensystem als Ganzes ist wiederum dem gravitationalen Einfluß der gesamten Galaxie (der Milchstraße) [524] ausgesetzt, und in diesem Gravitations-System bewegt sich die Sonne auf ihrer Bahn durch die Galaxie. Und immer dann, wenn irgendein Teil des Solar-Systems zwischen dem gravitationalen Zentrum der Galaxie und der Sonne steht, ergibt sich eine etwas andere gravitationale Raum-Zeit-Geometrie, als wenn die Gravitation der Sonne sich mit der Gravitation der Galaxie addiert. Die Planetenbahnen sind nicht ellipsoid, sondern ovoid (Ei-förmig), weil sie durch den Gravitations-Einfluß der Galaxis abgeflacht werden. Diese unendliche Komplexität der Zusammenhänge macht sich unter anderem darin bemerkbar, daß auf heutigen Raumflügen die Flugbahnen der Raumschiffe immer wieder nachkorrigiert werden müssen, weil die Gravitations-Verhältnisse, und damit die Flugbahnen um die Planeten herum, nicht in einer geometrisch homogenen Raum-Zeit liegen, sondern einer überall leicht deformierten, so daß sie mathematisch überhaupt nicht exakt vorausberechnet werden können.

3.3. Das Prinzip von Syn-ballein und Dia-ballein
@ :SYN_DIA_BALLEIN
Die gravitationale Situation ist umgekehrt analog zum Licht zu sehen (d.h. Gravitation ist das Analogon zu Dunkelheit). [525] Das ist mehr als nur metaphorisch, weil Gravitation das Licht ablenkt, und (fast) unendliche Gravitation verschluckt das Licht, d.h. hier sprechen wir von einem schwarzen Loch. Damit finden sich auch die analogen kosmologischen Bezüge zu den alten Höllen-Mythen, die den Fürst der Finsternis immer in bequemer Nähe zum Gravitations-Zentrum ansiedeln, nur ist es eben heute das Schwarze Loch im Zentrum der Galaxie, wofür vor 1000 Jahren noch die Hölle im Zentrum des Planeten herhalten mußte. H.v. Dechend (1993: 180) spricht in diesem Zusammenhang ironisch-tiefsinnig von dem diabolozentrischen Universum. Die Zeiten ändern sich, mit ihnen die Orte, aber seltsamerweise bleiben die Prinzipien die gleichen. An anderer Stelle sagt H.v. Dechend (p. 255): "Die Mächte vergehen, aber die Information bleibt". Und so enthält die alte Mythologie vielerlei Hinweise auf Tatsachen, die wir heute kosmologisch interpretieren. Man kann die Analogien noch weiter verfolgen, denn was hier das Gravitational- Rotationale Prinzip genannt wird, war in der Sprechweise der Antike das Prinzip von Syn-ballein und Dia-ballein (des Zusammen- und Auseinander-Werfens). Hier finden wir noch eine weitere Beziehung zum Tanz Shivas, als das Kosmische Ballett. (ballein, ballistik, bailar, ballett, choros, orchaesis). [526]

Dieser kosmische Gravitations-Tanz läuft seit etwa 17,248,000,000 Solar-Jahren ab, und seit etwa 10,000,000,000 Solar-Jahren existiert das Sonnen-System. Die Planeten haben sich allerdings wesentlich später gebildet, die Erde vor ca. 5,000,000,000 Solar-Jahren. Davor kreiste die Materie der Planeten in einem Staubring um die Sonne, ähnlich etwa den Saturnringen, und verdichtete sich allmählich zu den Planeten. Es ist nicht ganz sicher, wie gleichförmig das Sonnen-System nach Bildung der Planeten war, da es sich hier um ein gravitationales Mehr-Körper-System handelt, das inhärent chaotisch ist. Davon zeugen auch die Asteroiden-Trümmer eines auseinandergerissenen Planeten zwischen Mars und Jupiter. Man kann annehmen, daß es alle möglichen leichten und manchmal auch größeren Störungen gegeben hat. Auf die Länge eines Brahma-Tages kondensiert, beträgt bei einem Gesamtalter des Universums von 17,248,000,000 Solar-Jahren die bisherige Lebensdauer der Gattung Homo xxx auf der Erde nur die letzten 2 Brahma-Sekunden (oder seit etwa 432,000 Solar-Jahren). Innerhalb dieses winzigen Beobachtungszeitraums konnten sich die großräumigen galaktischen Einflüsse kaum bemerkbar machen, da sich die Sonne innerhalb dieser Zeit kaum nennenswert auf ihrer galaktischen Bahn fortbewegt hat. Aber da das Leben auf der Erde ein nennenswertes Viertel der Gesamt-"Lebens"-Zeit des Universums, und die Hälfte des Solar-Systems "über"-lebt hat, finden sich die Spuren von kosmischen Begegnungen in der biologischen Chronik. So sollen gewaltige Asteroiden-Einschläge des öfteren den Planeten geradezu "umgekrempelt" haben, wie etwa bei der letzten "Wendezeit" vom Saurierzeitalter zur Herrschaft der Säugetiere vor ca. 60 Mio Jahren. Über ganz andersartige inter-galaktische "Happenings" wie benachbarte Super-Nova Explosionen, Durchgänge durch kosmische Staubwolken, mit Partikelregen jeder Menge und Güte auf den Planeten Erde kann man nur spekulieren. Nichts genaues weiß man nicht. [527]

3.4. Kosmische Achsen, Rotation, und Anti-Gravitation
Wir kommen nun auf das System der kosmischen Achsen zu sprechen. [528] Praktisch alle Materie im Universum, das Solarsystem und die Galaxien, findet sich in Form von Diskus-artigen rotierenden Gebilden, umgangssprachlich auch Kreisel genannt. Ein Kreisel hat aufgrund seiner Rotation eine Schwungmasse, und eine (virtuelle) Dreh-Achse. D.h. alle Galaxien haben eine Achse, das Solar-System hat eine Achse, um die sich die Planeten drehen, und die Erde hat ihre bekannte Polar-Nord-Süd Achse. Auch die Erde ist geometrisch genau genommen keine Kugel, sondern ein Diskus, allerdings mit prozentual zum Durchmesser gesehen relativ geringer Abplattung an den Polen, so daß das bei oberflächlicher Betrachtung nicht auffällt. Damit kommt als weitere, und nicht berechenbare Komplikation zu den oben schon genannten hinzu, daß kosmische Achsen in ihrem Umeinander-Wirbeln ebenfalls in Interaktion miteinander treten. Dazu muß man den Bezug von Gravitation und Masse-Rotation näher betrachten. Wie wir alle wissen, erzeugt die Rotation eines Kreisels eine der Gravitation entgegengesetzte Wirkung, die Fliehkraft, oder Anti-Gravitation. Dies ist aber nach der Relativitätstheorie genauso eine Verzerrung des Raum-Zeit Kontinuums wie die Gravitation, und erstreckt sich damit ebenso als Feld in den Raum. Dieses Feld sieht in der bildlichen Darstellung umgekehrt aus wie die bekannten Trichter-Darstellungen von Masse-Punkten. Eine bildliche Darstellung der Gravitations-Dichte des Raum-Zeit Kontinuums bildet eine Art Vulkan-Krater um den rotierenden Massepunkt herum, d.h. die Feld-Dichte wird nicht kontinuierlich zum Zentrum hin höher, sondern das Gravitations-Feld verdünnt sich erst, bis es den Krater-Rand erreicht hat (man kann das in etwa mit der dünneren Luft vergleichen, die oben auf dem Kraterrand eines Vulkans ist), und dann nimmt seine Dichte hinter dem Kraterrand, zum Zentrum hin, etwas steiler homogen zu, und wird immer dichter, je näher wir dem Zentrum des Kraters kommen.

Eine Gravitations-"Welle" ist also eine räumliche Verteilung von Zonen verschiedener Dichte des Raum-Zeit Kontinuums analog zu einer Schall-Welle in einem Gas. (Aber nicht analog einer Wasser-Welle, weil Wasser sich nicht komprimieren läßt). Eine Gravitations-"Welle" ist eine Verteilungs-Funktion von Gravitation und Anti-Gravitation. Allerdings kann man nicht sagen: im Raum, da sie den Raum erst erzeugt. Das soll noch etwas näher erläutert werden: Gravitations-"Wellen" im Kosmos sind insofern ganz anderer Art als Schall-Wellen, da sie keine zyklische Periode haben (keine Sinuswelle bilden). [529] Denn eine Masse kann sich entweder nur sehr schnell drehen, oder nur sehr groß sein. Beides geht nicht, weil sie dann auseinanderfliegt. (Außer dem Grenzfall eines schwarzen Lochs, und im meso-kosmischen Rahmen, eines Diamanten). Deshalb herrscht im Mikrokosmos die Rotation (=Anti-Gravitation) vor, und im Makrokosmos die konventionelle Gravitation. Je kleiner etwas im Kosmos ist, desto schneller rotiert es. Am schnellsten tun das die (noch hypothetischen) Superstrings. Dann eine Größenordnung langsamer in der Rotation, dafür aber massereicher, die Quarks, oder wie man die sub-atomaren Bausteine der Atome gerade nennen möchte. Es gibt hier unter den Physikern noch beträchtliche Meinungsverschiedenheiten. Und so geht es die gesamte kosmische Oktave von immer größeren Masse-Zusammenballungen mit immer langsamerer Drehgeschwindigkeit aufwärts, bis wir wieder bei den Galaxien angelangt sind.

Nur bei sub-atomaren Kreiseln tritt der Anti-Gravitations-Effekt außerhalb der Masse-Hülle auf. Hier befindet sich die Negativ-Phase der Gravitations-Welle (ie. die "Verdünnung" der Gravitation, =Anti-Gravitation) außerhalb des drehenden "Körpers". Deshalb kann kein anderer "Körper", der in seine Nähe kommt, das Anti-Gravitations-Wellen Maximum (den Vulkan-Krater-Rand) überwinden. Die Ausnahme sind ungeheure Beschleunigungen, wie sie in der großtechnischen Physik mit Akzeleratoren erzeugt werden. Denn beide Teilchen haben ja diesen Anti-Gravitations-Krater-Rand, den sie vor sich herschieben. Da es sich hier um einen Raum-Zeit-Kontinuums-Effekt handelt, kann man das auch in der Zeit-Dimension darstellen: Der Anti-Gravitations-Krater-Rand schleudert das Teilchen wieder in die Vergangenheit zurück, es handelt sich hier also um eine Miniatur-Zeitmaschine. Denn Bewegung ist Ortsveränderung in der Zeit, und alle Bewegung im Raum-Zeit-Kontinuum ist in Richtung auf ein Gravitations-Zentrum, dies ist wiederum auch die Zukunft. Wenn (alle) Bewegung angehalten wird, wird auch die Zeit angehalten. Das ist eine andere Fassung des jen-zeitlichen Er-"Lebens" der Welt-Traum-Zeit der Brahmas. Sub-atomare Teilchen stoßen einander ab, weil die Anti-Gravitations-Halbwelle sich außerhalb des "Körpers" erstreckt. Durch diesen Effekt ist es überhaupt erst möglich, daß sich Materie in der uns bekannten Form ausbilden kann.

Das ist auch eines der Geheimrezepte des grandiosen Welt-Traum-Zeit-Designs von Meister El-Ohim. Und dieses Rezept muß auch erst noch von der Menschheit entdeckt werden. Sagen wir es in anderen Worten: Raum wird erzeugt durch Rotation (=Anti-Gravitation). Denn Raum kann erst dann entstehen, wenn es etwas gibt, das ihn anti-gravitational ausfüllt. Denn wo nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren. Und daher ist die Größe des Universums ganz simpel eine Funktion der Rotation der Galaxien. [530] Das ist die Umkehr-Entwirrung des alten Euklidischen Denk-Kurzschlusses, dem die Menschheit bis heute immer noch aufgessen ist. (Siehe die Diskussion um den absoluten Raum, die mit Euklid, und seinen Nachfolgern entstand, wie Archytas und Lucretius, sowie in der Neuzeit, John Locke.) Raum muß durch Rotation (=Anti-Gravitation) erst "aufgepumpt" werden. Wenn Rotation zum Erliegen kommt, stürzt die Materie wieder in ein Schwarzes Loch zusammen, und die Kreation der Brahmas ist zuende, und es kann ein neuer Kreations-Zyklus beginnen. Innerhalb eines Atoms machen sich umgekehrte Rotations-Richtungen als gegensätzliche elektrische Polung bemerkbar. In diesem Sinn spricht man auch von Anti-Materie. Ein Positron ist ein Anti-Elektron, und das ist lediglich ein Elektron, das sich in umgekehrter Richtung dreht (Spin). Wenn beide aufeinandertreffen, explodieren sie, und lösen sich in (sehr viel) Licht =Photonen auf. Wiederum anders ausgedrückt: Materie ist kondensiertes Licht, dessen Energie in Rotation (=Anti-Gravitation) übersetzt worden ist. Dies ist wiederum eine andere Fassung des diabolozentrischen Universums von oben.
->: SYN_DIA_BALLEIN, p. 256

Wie schon angedeutet, ist der Diamant aufgrund seines besonderen Kristallgitters im meso-kosmischen Rahmen das einzige Material, mit dem sich sinus-förmige Gravitations-Wellen erzeugen lassen, weil sich ein Diamant schneller als jedes andere Material im Universum drehen läßt. Da aber Diamanten so teuer und selten sind, hat das bisher noch niemand versucht, und so harrt diese Entdeckung noch ihrer praktischen Anwendung. Anders ausgedrückt, mit Diamant-Kreiseln lassen sich Zeitmaschinen und ähnlich abstruse Konstruktionen Ingenieur-mäßig bewerkstelligen. Das hatte unter anderem schon Viktor Schauberger versucht.

3.5. Der Bruch der kosmischen Achsen

Wenn zwei oder mehr etwa gleichstarke Anti-Gravitations-Rotationsfelder (Kreisel) in näheren Kontakt kommen, treten ebensolche Fernwirkungs-Beeinflussungen auf, wie die von Massezentren, aber mit entgegengesetzten Vorzeichen. Da aber Kreisel jede beliebige Achsenneigung im Raum haben können, tendieren zwei etwa gleichgroße, verschieden orientierte Schwungmassen dazu, sich gegenseitig chaotisch zu beeinflussen. Diese chaotische Situation läßt sich mit dem bekannten gravitationalen Drei-Körper-Problem vergleichen. Das läßt sich an einem Drei-Achsen-Pendel exemplarisch beobachten, aber hier sind die Schwungmassen durch die mechanischen Achsen auf einer Raum-Ebene festgehalten. Das ist im Weltraum aber keineswegs die Bedingung, und so können dort mehr-Achsen Pendel beliebiger Raum-Achsen-Orientierung miteinander in Wechselwirkung treten. Deshalb können wir mit irdischen Experimentier-Möglichkeiten keinesfalls realistisch eine Situation simulieren, wie sie nur im freien Weltraum beim freien Rotieren gewaltiger Kreisel-Massen auftritt, etwa wenn Galaxien ineinanderstoßen.

Das chaotische Interagieren von verschieden orientierten Kreisel-Achsen zeigt sich in einem wirren Wechselspiel des Hin-und Herkippens der Achsen, analog zu der wirren Bewegung eines Drei-Achsen-Pendels. Das führt entweder dazu, daß irgendwann das System sich auf eine Achse einschwingt, oder es fliegt in Fetzen auseinander. Aber anhand der Pendel-Analogie können wir es uns lebhaft vorstellen, wie es sein muß, wenn man selber auf einem dieser Pendel sitzt. Dann wird einem richtiggehend schlecht. Wenn sich Schwungmassen verschiedener Achsenneigung im Raum gegenseitig chaotisch beeinflussen, dann bricht die kosmische Achse. Wir können es auch anders sagen, dann bricht das gesamte Raum-Zeit-Gefüge für die bedauernswerten Lebewesen zusammen, die gerade auf einer dieser Pendel-Kugeln sitzen, weil sie innerhalb kürzester Zeit in eine unglaublich zerrissene Raum-Zeit-Struktur geschleudert werden. Zwar haben sie noch ihren Planeten, der die Dinge gravitational immer noch mit seiner Anziehungskraft soweit festhält, daß sie nicht gleich in den Weltraum davonfliegen, [531] aber es passieren noch alle möglichen und unmöglichen anderen unangenehmen Dinge. Zum Beispiel gehen die Uhren dann auch manchmal rückwärts, oder die Sonne bleibt einfach stehen, für einen halben oder einen ganzen Tag. [532] Diese seltsame Erscheinung hat mit dem Zeit-Effekt der Anti-Gravitation zu tun. Aus populären Darstellungen von imaginären Reisen in Schwarze Löcher wissen wir, daß für jemand, der in ein solches Fällt, die Zeit still stehen bleibt. Wenn er aber in eine Raum-Zeit Faltung gerät, die einem Vulkan-Kraterrand entspricht, dann wird er ein Stück in die Vergangenheit befördert. Zwei rotierende Kreisel-Massen erzeugen gravitationale Raum-Zeit Verzerrungen analog eines Moiré-Musters, das wir aus der Optik kennen.

Das friedliche Bild eines schön geordneten Planeten-Systems (immer korrekt in Recht-und-Ordnung) ist genau genommen ein politisches Modell, das kosmologisiert wurde. [533] Denn im Weltall ist alles nicht ganz so einfach, wie es in den Schulbüchern steht. So sind die Achsen des Solarsystems nur sehr angenähert ein harmonischer Kreisel. Die Rotations-Ebenen Planeten der liegen zwar (außer Pluto) ziemlich auf einer Scheibe (daher kam auch die Hypothese, daß die Planeten aus einem Staub-Ring analog der Saturn-Ringe entstanden sein müßten), aber die Rotations-Achsen und -Richtungen der Planeten sind längst nicht so homogen, wie sie sein sollten, wenn das Sonnensystem sich ganz geordnet und harmonisch aus diesem Staub-Ring gebildet hätte. Die Venus dreht sich nämlich entgegengesetzt zu der Dreh-Richtung der übrigen Planeten, und eine solche Richtungsumkehr einer ganzen Planeten-Masse kann nur darauf hinweisen, daß irgendwie, irgendwann, in der Geschichte des Sonnensystems sich etwas ereignet hat, das sehr aus dem Rahmen des Normalen fiel. Was das war, darüber streiten sich heute die Geister hauptsächlich deswegen nicht allzu sehr, weil derartige Diskussionen im heutigen Dogma-System der Astro-Physik und Kosmologie als heterodox unter ein Tabu fallen, ziemlich exakt genauso wie das Tabu des Geozentrischen Systems das Denken des Abendlandes für ca. 2000 Jahre beherrscht hatte. (Denn es war nicht die katholische Kirche, die das Dogma erfunden hatte, sondern Ptolemaios hatte es formuliert, um die geometrische Exaktheit der Planetenbahnen als Kreise nicht aufgeben zu müssen. Es war das Schönheits-Ideal der Griechen, das uns das eingebrockt hatte.) [534] Denn auch wenn das vordergründige Dogma des Geozentrismus überwunden ist, so ist ein anderes, viel subtileres, politisches Dogma der Wissenschaften ungebrochen: Das Dogma der Ordnung. Aus politischen Gründen darf der Kosmos nicht Chaos sein, diese beiden Worte sind diametral polar entgegengesetzte Antagonisten eines Denksystems, das sehr viel älter ist als das Christentum. Es erscheint deutlich bei Platon, im Timaios, und ist ein Symbol der Hier-Archia: Der Rechtmäßigen Herrschaft des Geordneten, damit ein Fundament der Staatssysteme unserer Zivilisationen. Und ein solches Fundament darf auf keinen Fall untergraben werden.
->: KOSMOS, p. 222

3.6. Die Mühle des Hamlet
@ :HAMLET_CODIERUNG
Die Rotations-Achse der Erde steht schief zur Achse der Rotations-Ebene der Planeten um die Sonne. Das ist ein ziemliches Wort-Ungetüm, das astronomisch "Die Schiefe der Ekliptik" genannt wird. Der genaue Wert der Schiefe der Ekliptik beträgt 23 1/2 Grad. [535] Man kann sich das heute mit einfachen Modellen sehr leicht visualisieren, wenn man die Planeten-Rotations-Ebene um die Sonne auf einen Tisch legt, und ein Modell der Erde, kardanisch aufgehängt, in einer Miniatur-Eisenbahn konzentrisch um die Sonne herumfahren läßt, und dann das Modell der Erde sich als Kreisel um die eigene Achse drehen läßt. Die Achse des Erdmodells bleibt dank der Kreisel-Stabilität bei den Umrundungen um die Sonne immer auf denselben Punkt im imaginären Raum ausgerichtet. Aber diese Visualisation war für die Menschen der Vorzeit nicht so einfach. Von diesem Sachverhalt, und seinen Auswirkungen, und seiner Formulierung in den Mythen der alten Völker handelt das Buch "Die Mühle des Hamlet" von Hertha v. Dechend. [536]

Es wäre vermessen, und würde auch den Rahmen der vorliegenden Arbeit sprengen, wollten wir es hier unternehmen, eine irgendwie eingehendere Darstellung zu oder eine zusammenfassende Aussage über den Teil des Lebenswerks Hertha v. Dechends zu machen, der in diesem Buch vorliegt. Man muß leider feststellen, daß über bestimmte Themen dieses Universums keine Aussagen in Form eines "Management Summary" möglich sind. So soll alles folgende nach dem IMHO-Prinzip verstanden werden.
->: IMHO_PRINZIP, p. 12

Das Buch "Die Mühle des Hamlet" handelt von einer Analyse-Methode der Mythen der Menschheit, die in ihren oralen Chroniken das Gedächtnis an die kosmologischen Maschinerien festhielten, und wohl auch mit genaueren Beschreibungen der Wirkmechanismen, und all das wurde in mythischer Codierung über Tausende von Generationen tradiert. Was oben aus der heutigen physikalisch-astronomischen Sicht beschrieben worden ist, sah natürlich für die Menschen der Vorzeit ganz anders aus. Man kann ja aus der Sicht der Käseglockenwelt [537] eben nur die Sonne und die Sterne am Horizont irgendwo aufgehen sehen, und irgendwo untergehen sehen, und dann sieht man, daß mit bestimmten Periodizitäten bestimmte dieser Sterne sich anders verhalten als die anderen. Das sind nach heutiger Sicht die Planeten, und das Denksystem der Altvorderen mußte aufgrund der ihnen dargebotenen Daten versuchen, ein System zu erstellen, das in seinem Gesamt-Zusammenhang der oben dargestellten neuzeitlichen kosmologischen Darstellung möglichst nahe kam. Nach der Darstellung von Hertha v. Dechend tat es dies mit einer unglaublichen Präzision. Ihr Werk stellt IMHO eine Hommage an die Leistungen der menschlchen Geister der Ur-Zeit dar, deren UR-Wissen die tiefsten Tiefen der Welt-Traum-Zeit durchdrungen hatte, und deren Vision auch das Design von Meister El-Ohim umfaßte.
->: EN_ARCHAE, p. 211

Dieses Ur-Wissen war in keiner Weise weniger leistungsfähig als unseres heute. Und es hatte einen gewaltigen Vorteil gegenüber unserem heutigen. Es erlaubte den Menschen in derselben biologischen Form des Homo Sapiens wie heute, für mindestens 50,000 Jahre auf diesem Planeten zu leben, ohne die Gefahr herauf zu beschwören, entweder sich selbst atomar zu pulverisieren, oder die gesamte Biosphäre um sie herum leerzufressen, so daß für die kommenden Generationen nichts mehr zum Leben übrigblieb. Denn unser ganzes schönes Wissen unserer Neuzeit, bewahrt uns anscheinend nicht gegen dieses drohende Schicksal, sondern es scheint diese, und noch viel interessantere Weisen des kollektiven Selbstmordes der Menschheit geradezu magisch heraufzubeschwören. Und wenn die Zeichen an der Wand nicht trügen, werden wir schon bald viele neue, noch interessantere Versionen davon zu schmecken bekommen. Dies war die Warnung aus der Botschaft des Mae-Phaisto-Philaes.

3.7. Die Sichel des Kronos

Kronos ist der mythologische Herrscher über die Zeit (Chronos), und laut dem Bericht des Hesiodos durchschnitt Kronos die Verbindung zwischen Himmel (Ouranos) und Erde (Gaia), indem er seinen Vater Ouranos mit einer scharfen stählernen (adamantis) Sichel kastrierte. Abgesehen von dem seltsamen Anachronismus, dem wir hier begegnen, daß ein Metall der sehr späten Eisenzeit in einer Handlung Verwendung findet, die nach Angabe des Chronisten in einer ur-archaischen Vorzeit stattfand (das Zeitalter des Kronos wurde auch das Goldene genannt), interessiert hier die Sichel-Form (Harpae). Denn wenn wir aus der Intersektion (also dem Schnitt da-zwischen) zwischen der Ebene der Ekliptik und der Ebene der Erd-Achsen-Rotation, am Himmelsgewölbe das dadurch markierte Stück aus der imaginären Himmels- (Halb-) Kugel heraus-schneiden, erhalten wir genau eine sichelförmige Gestalt. Ob das Absicht oder Zufall ist, bleibt fürs erste noch ungeklärt.

3.8. Und Ptolemaios hatte doch recht

Und Ptolemaios hatte doch recht (und die Bibel auch): Denn obwohl die Erde aus der gravitationalen Zentral-Position des Sonnensystems vertrieben worden ist, ist damit noch lange nicht das letzte Wort zur Position der Erde und dem Zentrum des gesamten Universums gesprochen. Das Weltall expandiert aus der Sicht von der Erde gleichmäßig nach allen Richtungen. Die Expansion basiert auf der Interpretation des Red-Shift, der nach allen Seiten gleich stark und gleichmäßig (isotropisch) auftritt. Da nach der Relativitätstheorie keinerlei Präferenz irgend einer Bewegung gegenüber einer anderen existiert, kann man das auch so interpretieren, dass die Erde absolut ruht, und der gesamte Kosmos sich in einem schönen Reigen um sie herum dreht. Mathematisch gesehen ist es unter den Bedingungen der ultimaten Fernwirkung der Gravitation äquivalent, ob man die Komplexität aller Einwirkungen aller Gravitational-Zentren des Universums miteinander verrechnen muss, oder ob man die alte Epizyklen-Theorie des Ptolemaios auf die neuen Verhältnisse "aufbohrt". Es ist eher unwahrscheinlich, dass die Kosmologie irgendwann einmal ein anderes, "wirkliches" Zentrum des Universums finden wird, da unsere Teleskope gezwungenermassen immer einen "geozentrischen" Standpunkt haben.

Wenn man nach einer anderen Sichtweise annimmt, dass das Universum von allen anderen Observations-Punkten gesehen ebenfalls gleichmäßig nach allen Richtungen expandiert, macht die Vorstellung von "Raum" und "Expansion" keinen Sinn mehr, und man sollte sich eine andere Terminologie suchen.

4. Noologie und Medienphilosophie

4.1. Biosphäre, Semiosphäre, Noosphäre und Medien
@ :BIOSPHAERE
Die Biomasse des Planeten Erde, die Gesamtmenge der organischen Substanz, auch die Biosphäre genannt, ist das ultimate Medium. Dieses Medium hat alle Formen des Lebens hervorgebracht, einschließlich des Menschen, damit auch alle seine technischen Kreationen. Wir können uns heute nicht mehr der Einsicht entziehen, daß wir Menschen ebenso ein Teil dieser Biosphäre sind, wie alle anderen Lebewesen auf diesem Planeten auch. Unsere einzige Auszeichnung ist, daß Menschen eine Form von Biomasse sind, die Reflexionsfähigkeit erlangt hat. [538] Ansonsten aber sind und bleiben wir: Biomasse. Und alles das, was Menschen heute denken und schaffen, und alles das, was von Menschen seit ihrem ersten Auftreten gedacht und geschaffen wurde, ist ebenso ein Produkt der Aktivität der Biomasse des Planeten Erde, wie alle Äußerungen aller Lebensformen, die sich seit ihrer Genesis vor ca. 4-5 Mrd. Jahren gebildet haben. [539] Die ersten Formulierungen dieser Einsicht verdanken wir der Zusammenarbeit von Teilhard de Chardin und Vernadski. Teilhard stellte sie metaphysisch überhöht, in den Dienst seiner christologischen Weltsicht, Vernadski notierte sie eher wissenschaftlich-unterkühlt mit gewaltigen Mengen von Daten und Fakten. [540] Heute, ca. 80 Jahre nach der ersten Formulierung, und etwa 50 Jahre nach dem Erscheinen von Teilhards Hauptwerk "Le Phénomène Humain" [541] erscheint der allgemeine Durchbruch der Akzeptanz dieses Denkbildes als historische Notwendigkeit. Ankündigungen dafür finden wir vor allem in neueren interdisziplinären Arbeiten, einen heterogenen Feld unter Namen wie Kommunikations-, Informations-, System-, [542] und Medien-Theorie, [543] Bio- und Neuro-Semiotik, [544] und anderer Bindestrich-Naturwissenschaften, [545] wie Ökologie, [546] Öko-Biologie [547] und -Soziologie [548] und Sozio-Biologie. [549] Diese neuen Denkansätze forden eine rundum-erneuerte Einstellung unseres Denkens im Verhältnis zur uns umgebenden Lebenswelt. Es ist heute den Menschen nicht mehr möglich, sich als getrennt von dem Rest der belebten Natur vor- und an- zustellen, so wie es das Wahnbild der "splendid isolation" biblisch geprägter Vormachtstellung des Homo Sapiens in der vergangenen historischen Epoche war. Alle sogenannten "Kränkungen" [550] dieses menschlichen Exklusivitätswahns führen uns unerbittlich auf diese Grunderkenntnis hin, und die drohende Zerstörung unserer eigenen Lebensgrundlagen in dieser Biosphäre läßt uns keine Alternative mehr. Die philosophische Tradition, mit ihr die Geisteswissenschaften, beharrt immer noch mehrheitlich auf den alten Grund-Dogmen der menschlichen Exklusivität, und zur philosophischen Ein- und Nachholung der naturwissenschaftlichen Vorarbeiten soll hier an die Arbeiten von Whitehead, Spengler, Cassirer, Jaspers und Gotthard Günther angeknüpft werden, zu einem Entwurf einer Medien-Philosophie der Noologie.

Heute steht die Biosphäre vor wohl der größten Belastungsprobe ihrer gesamten Geschichte, ausgelöst durch die menschliche Biotechnologie, welche aufgrund der mit Sicherheit zu erwartenden ungeplanten Seiteneffekte von Gen-Experimenenten, einen gewaltigen, und vor allem chaotischen Evolutionssprung hervorrufen wird. Leider gehen die heutigen Biotechnologen mit ihrem "Experimentiermaterial" noch sorgloser um, als Goethes Zauberlehrling mit seinen magischen Formeln. Diese Rechnung machen sie aber "ohne den Wirt" und die Quittung wird auf den Fuß folgen, und zwar innerhalb der nächsten 50 Jahre. Allerdings muß bemerkt werden, daß das, was die Menschen heute tun, nicht viel anderes ist, als das "Business as usual" gen-splicender Bakterien und Viren, die nun schon seit ca. 4 Mrd. Jahren mit der Selbstverständlichkeit von eingefahrenen Prozeduren der Natur Gene zwischen den Arten hin- und hertauschen. [551] Nur, deren Tätigkeit hielt sich strikt im Rahmen der natürlichen "Checks and Balances". [552] Die Biosphäre hat schon eine reiche Geschichte von katastrophalen Ereignissen überstanden, aber manchmal nur um Haaresbreite. Die großen Veränderungen des Planeten Erde in seiner Geschichte waren zu einem wesentlichen Teil vom Leben selber verursacht. [553] So sorgte der Komplettaustausch der Atmosphäre vor 1 Mrd. Jahren für gewaltige Umwälzungen und Massensterben von Organismen, die sich nicht anpassen konnten, und in der Folge wäre der Planet beinahe in einem Eispanzer auf ewig eingefroren. [554] Weiter überlebte das Leben diverse gewaltige Asteroiden-Einschläge, der letzte große vor 60 Mio Jahren löschte die Dinosaurier und mit ihnen ca. 90 % des gesamten irdischen Lebens aus, aber das war der Moment der Chance für den Aufstieg der Säugetiere, und letztlich des Menschen.

Zwar sind auch die geo- und kosmo-physikalischen Einflüsse wesentliche Faktoren im Veränderungsprozess der Erdgeschichte, wie Vulkanismus, Variationen in Erd-Sonnen-Abstand, Erdachsenneigung, Erdumdrehungsgeschwindigkeit, Sonnenwinde, und kosmische Katastrophen wie Asteroiden und Supernova-Explosionen, aber das Leben selber hat seinen Planeten geradezu umgepflügt. Die früheren Arbeiten von Vernadski zur Geochemie (1930), die lange im Westen ignoriert worden waren, werden heute von neueren bakteriellen Erkenntnissen in geradezu revolutionärer Weise bestätigt. So ist der oben genannte Komplettaustausch der Atmosphäre vor 1 Mrd. Jahren ein Werk der Cyanobakterien, die Sauerstoff in ungeheuren Massen in die Atmosphäre schleuderten, für die damaligen Lebewesen ein tödliches Gift. Mit dem damals reichlich vorkommenden Methan sorgte das für gelegentliche kontinent-umspannende Explosionen, gegen die ein Atomkrieg wie ein Feuerwerk wirkt. Ganze Gebirge wurden von Bakterien erschaffen, wie die Dolomit-Felsen der Südalpen. Die Kalkablagerungen von Meerestieren falteten sich zu ebenso imposanten Felsentürmen kilometerweit hoch. Die tiefen Schichten der Lithosphäre (Erdkruste) bis zu Tiefen von 100 km sind von Bakterien geradezu durchsetzt, da, wo heißes Wasser und Mineralien ihnen einen Lebensraum geben, und auf Bakterien sind viele der Mineral-Konzentrationen wie Erzlagerstätten zurückzuführen, die wir heute industriell ausbeuten. Aus dieser Sicht waren bisher alle technischen Errungenschaften des Menschen nur ein sehr unbedeutendes Phänomen in dem gewaltigen Prozess der Bio-Geochemie, der seit ca. 4 Mrd. Jahren andauert.

4.2. Eine aufziehende neue Achsenzeit
Heute aber tritt der Mensch mit seinen Kreationen in die Riege der Mächte ein, die seit Milliarden Jahren diesen Planeten umformen, und wie der Zauberlehrling sollte er vorsichtig sein, und nicht zu schnell zu viele Zaubersprüche aufs geradewohl loslassen. Jaspers (1955) hat mit seinem Begriff der Achsenzeit einen Epochen-Umschwung bezeichnet, der die Geschichte der Menschheit großräumig und tiefgreifend beeinflußt hat. Aus seiner anthropozentrischen Sicht war die menschliche Technik noch nicht in das epochale Prozess-Geschehen der Bio-Geochemie integrierbar, [555] und daher mußte ihm noch die menschliche Geschichte (Kultur) als getrennt von der Biosphäre (Natur) erscheinen. Mit dem Periodensystem der Biosphäre wurde ein verallgemeinertes System von "Achsenzeiten" der Biosphäre eingeführt. Nach dieser Diktion treten wir heute in eine Achsenzeit ein, deren Biosphären-geschichtliche Schwungkraft möglicherweise alles übertrifft, was sich bisher auf diesem Planeten ereignet hat. Dieses Thema wird in anderen Abschnitten ausführlicher behandelt.
->: PERIODEN_XMISS, p. 133, ->: EREIGNIS_LANDSCHAFT, p. 248

4.3. Das Aristotelische Zeitalter
Das Aristotelische Zeitalter und die zweiwertige Logik des Abendlandes

@ :ARISTO_EPOCHE
Blicken wir kurz zurück, was diese Entwicklung verursacht hat: Die weltgeschichtliche Periode der letzten 2500 Jahre läßt sich reflexions- und medientheoretisch [556] interpretieren als Epoche des Aufstiegs und letztlicher Weltherrschaft einer Denkform, [557] die mit der Erfindung des griechischen Alphabets ihren Ursprung nahm, [558] und die nach ihren philosophiegeschichtlichen Aspekten von Gotthard Günther das "Aristotelische Zeitalter" genannt wurde. [559] Ihr auszeichnendes Charakteristikum ist die begriffliche und technologische Durchdringung und Beherrschung des Subjekt-Objekt-Bereichs, wie er mit der Logik des Aristoteles, den Axiomen des Euklid, und der Mechanik des Archimedes begründet worden ist. In seinen Arbeiten hat Günther die grundlegende Defizienz dieses Systems schon erkannt und ein grundlegendes Umdenken angemahnt, das er als historisch notwendigen Epochenwechsel ansieht:

@ :GUENTHER_EPOCHE
Günther (1980: 15): Die Antike ist nicht der Anfang der klassischen Bewußtseinsverfassung des menschlichen Ichs, sondern der Abschluß und die geistige Liquidation einer welthistorischen Epoche von solchem Ausmaß, daß neben ihr die etwa zweiundeinhalbtausend Jahre zwischen Thales und uns Heutigen nur als kurzes und flüchtiges Zwischenspiel vor dem endgültigen Beginn der nächsten großen universalgeschichtlichen Periode erscheinen.

Günther (1978: 114): Die Bewußtseinsgeschichte des Abendlandes und der weltgeschichtlichen Epoche, der Europa angehört, ist zu Ende. Das zweiwertige Denken hat alle seine inneren Möglichkeiten erschöpft, und dort wo sich bereits neue spirituelle Grundstellungen zu entwickeln beginnen, werden sie gewaltsam in dem alten längst zu eng gewordenen klassischen Schema interpretiert. Man kann eben eine alte Logik nicht ablegen wie ein fadenscheinig gewordenes Kleid. Der Übergang von der klassisch-Aristotelischen Gestalt des Denkens zu einer neuen und umfassenderen theoretischen Bewußtseinslage erfordert eine seelische Metamorphose des gesamten Menschen. Einer nicht-Aristotelischen Logik muß ein trans-Aristotelischer Menschentypus entsprechen und dem letzteren wieder eine neue Dimension menschlicher Geschichte.

Günther (1976: xi): Worum es sich hier handelt, ist folgendes: die klassisch-zweiwertige Rationalität, unser kostbares Erbe von den Griechen, ist die Rationalität des menschlichen Bewußtseins. So denkt der Mensch in seinen natürlichen, entspannten Gehirnfunktionen. Die hier möglichen Denkvollzüge kommen "von selbst"... In einem sich auf dieser Grundlagen entwickelnden Weltbild begreift der Mensch sein eigenes vernünftiges Wesen. Das ist entwicklungsgeschichtlich erst einmal notwendig. Und solange diese Bewußtseinshaltung nicht - wie in der klassischen Metaphysik - mit Absolutheits- und Finalitätsansprüchen auftritt, ist sie voll zu bejahen. Der Übergang zum Nicht-Aristotelischen schließt eine Selbstentthronung des Menschen ein.

Günther (1976: xii): Sie impliziert, daß der Mensch keineswegs die spirituelle Krone der Schöpfung ist und daß jenseits seiner Existenz noch ungeahnte Entwicklungsmöglichkeiten jenes rätselhaften Phänomens liegen, das wir Leben nennen. Die bisherige Tradition hat sie in den Mythos vom "Ewigen Leben" zusammengefaßt und dadurch aus der wissenschaftlichen Entwicklung ausgeschlossen...
Das Universum "denkt" in aristotelischen Kategorien nur dort, wo es sich um Totes handelt. Es ist der Tod, den der Mensch in sich fühlt und dem er nicht entfliehen kann, es sei denn, er gibt sich selbst auf...

@ :IDEAL_MATERIAL
Günther (1976: xiii): Es ist die Überzeugung des Verfassers, daß eine neue Groß-Epoche der Philosophie in Vorbereitung ist, die von der Voraussetzung ausgeht, daß der Gegensatz Idealismus und Materialismus philosophisch irrelevant geworden ist. D.h. die neue Philosophie ... wird ... die Legitimität jener Urfragen negieren, aus denen alles philosophische Leben bisher erwachsen ist.

Günther (1976: xiv-xv): Es ist trivial und selbstverständlich, daß jener Reflexionsprozess, den wir Geschichte nennen, uns allein durch das menschliche Bewußtsein zur Erkenntnis kommt. Aber daraus zu schließen, daß die Geschichte schon in ihren elementarsten Grundlagen menschliche Züge trägt und eben Geschichte des Menschen und nichts weiter ist, zeugt von einem Lokalpatriotismus des menschlichen Gehirns, der nicht mehr zu übertreffen ist. ... eine transklassische Logik ist eine Logik des geschichtlichen Prozesses, in dem das Subjekt der Geschichte Leben überhaupt ist und nicht die ephemere und zufällige Gestalt, die dasselbe im Menschen angenommen hat. Das tote Sein, dessen Logik uns die aristotelische Tradition gegeben hat, hat keine Geschichte. Deshalb haben wir heute eine Technik, die jenes schon von Mythologemen befreite Denkbare ins Machbare übergeführt hat. Und deshalb stehen wir historischen Prozessen heute noch genauso hilflos gegenüber wie vor 10.000 Jahren.

Günther (1976: xv): Es geht gegen alle Instinkte einzusehen, daß die Geistesgeschichte nicht mit dem Menschen beginnt - er ist nur das vorläufig allerletzte Reflexionsphänomen - sie beginnt vielmehr in jenem Urereignis, in dem Leben aus dem Toten zu sprossen begann. Darum scheidet der auch heute noch sehr unterschätzte Schelling zwischen einer Urgeschichte und dem, was unser Vordergrundinteresse Geschichte nennt.

Günther (1979, p. 184): Um einen neuen, echten Formalismus an die Stelle eines alten zu setzen, muß man vorerst ein neues ontologisches Wirklichkeitsbild besitzen. Die Formalisierung eines solchen Wirklichkeitsbildes gibt dann automatisch eine neue Logik als sekundäres Derivat. Der umgekehrte Weg ist nicht möglich."

Was Günther anmahnt, ist ein vollständiges Umdenken der fundamentalen logischen Struktur, und des geistigen und technischen Instrumentariums, mit dem wir unserer Umwelt begegnen. Unsere Logik, und davon abhängig, die gesamte techno-kapitalistische Zivilisation, zwingt alles, was sie mit ihrem Instrumentarium behandelt, in den Objektbereich, auch wenn es sich um Lebewesen handelt, und Menschen. Unsere Logik ist nicht in der Lage, das "andere" in Form des "Du" als äquivalent und gleichwertig mit dem "Ich", oder dem Subjektbereich zu behandeln. Hieraus folgt die immer fortschreitende "Entseelung" oder "Entzauberung" der Welt. Günther sagt dazu:

Günther [560] (1978: 107-108): Die totale Reflexion reflektiert sich also auf zweierlei Weise. Einmal im Ding. Das andere Mal im Du. Die klassische Logik behandelt ausschließlich das erste Thema. Das zweite existiert für sie nicht. Deshalb werden in der zweiwertigen Logik, die nur den Gegensatz von Ich und Es kennt, alle Relationen als Seins- (Ding-) Relationen interpretiert. Die Welt ist der Inbegriff aller Dinge. Und der Grund alles Denkens ist das Sein überhaupt... Ein solches einfaches Schema aber widerspricht völlig dem komplizierten Befund der empirischen Wirklichkeit, die wir erleben. Subjektivität kann sich auf zweierlei Weise ent-äußern. Einmal dem Ding gegenüber und außerdem angesichts des Du. Es ist der Irrtum der klassischen Logik, Ding und Du als Objekt-überhaupt logisch gemeinsam zu behandeln... Das Du gehört... einer anderen Objektkategorie an, als das Ding. Der Theologe und der unbefangene Erkenntnisinstinkt des normalen Menschen haben das immer gewußt. Aber die formale Logik hat bisher keine Notiz davon genommen.

Das zweiwertige subjektive Denken kann nur eine Reflexion einer objektiven Gegebenheit sein, [561] es kann diese Gegebenheit entweder korrekt wiedergeben, oder auch nicht. Eine dritte Möglichkeit gibt es nicht. Das ist die Grundaussage des "Tertium Non Datur" von Aristoteles. Die heutige Naturwissenschaft bewegt sich weitgehend im Rahmen dieses Postulats. Wittgenstein hat dies z.B. in seinem "Tractatus Logico-Philosophicus" ausformuliert. Hier ein paar der Kernsätze:

1 Die Welt ist alles, was der Fall ist.
1.13 Die Tatsachen im logischen Raum sind die Welt.
1.2 Die Welt zerfällt in Tatsachen.
1.21 Eines kann der Fall sein oder nicht der Fall sein und alles übrige gleich bleiben.
2 Was der Fall ist, die Tatsache, ist das Bestehen von Sachverhalten.
2.01 Der Sachverhalt ist eine Verbindung von Gegenständen. (Sachen, Dingen.)
2.1 Wir machen uns Bilder der Tatsachen.
2.19 Das logische Bild kann die Welt abbilden.
2.2 Das Bild hat mit dem Abgebildeten die logische Form der Abbildung gemein.
2.201 Das Bild bildet die Wirklichkeit ab, indem es eine Möglichkeit des Bestehens und Nichtbestehens von Sachverhalten darstellt.
2.202 Das Bild stellt eine mögliche Sachlage im logischen Raume dar.
2.203 Das Bild enthält die Möglichkeit der Sachlage, die es darstellt.
2.21 Das Bild stimmt mit der Wirklichkeit überein oder nicht; es ist richtig oder unrichtig, wahr oder falsch.

4.4. Das Medium ist das "Tertium Datur"
Wittgensteins "Tractatus" zeigt aber auch die "offene Flanke" des zweiwertigen Aristotelischen Denkens, denn die gemachten Aussagen stehen "im logischen Raum" (1.13) der Sprache. Dies ist eine etwas andere Formulierung, als die von Günther, weist aber in dieselbe Richtung. Denn die Sprache ist als intersubjektives Medium weder eindeutig dem Subjekt, noch dem Objektbereich zuzuordnen. Auch Wittgenstein und alle Logiker müssen die Sprache als etwas gegebenes, aber letztlich außerhalb ihres Systems liegendes anerkennen. Die Sprache, oder allgemein gesprochen, das Medium, ist das "Tertium Datur" :

4 Der Gedanke ist der sinnvolle Satz.
4.001 Die Gesamtheit der Sätze ist die Sprache.
4.002 Der Mensch besitzt die Fähigkeit Sprachen zu bauen, womit sich jeder Sinn ausdrücken läßt, ohne eine Ahnung davon zu haben, wie und was jedes Wort bedeutet.-Wie man auch spricht, ohne zu wissen, wie die einzelnen Laute hervorgebracht werden.
Die Umgangssprache ist ein Teil des menschlichen Organismus und nicht weniger kompliziert als dieser. Es ist menschenunmöglich, die Sprachlogik aus ihr unmittelbar zu entnehmen.
Die Sprache verkleidet den Gedanken. Und zwar so, daß man nach der äußeren Form des Kleides, nicht auf die Form des bekleideten Gedankens schließen kann; weil die äußere Form des Kleides nach ganz anderen Zwecken gebildet ist als danach, die Form des Körpers erkennen zu lassen.
Die stillschweigenden Abmachungen zum Verständnis der Umgangssprache sind enorm kompliziert.

4.003 Die meisten Sätze und Fragen, welche über philosophische Dinge geschrieben worden sind, sind nicht falsch, sondern unsinnig. Wir können daher Fragen dieser Art überhaupt nicht beantworten, sondern nur ihre Unsinnigkeit feststellen. Die meisten Fragen und Sätze der Philosophen beruhen darauf, daß wir unsere Sprachlogik nicht verstehen.
(Sie sind von der Art der Frage, ob das Gute mehr oder weniger identisch sei als das Schöne.)
Und es ist nicht verwunderlich, daß die tiefsten Probleme eigentlich keine Probleme sind.

4.0031 Alle Philosophie ist "Sprachkritik". (Allerdings nicht im Sinne Mauthners.) Russells Verdienst ist es, gezeigt zu haben, daß die scheinbare logische Form des Satzes nicht seine wirkliche sein muß.
4.01 Der Satz ist ein Bild der Wirklichkeit.
Der Satz ist ein Modell der Wirklichkeit, so wie wir sie uns denken.

Die oben in 4.003 angesprochene Unsinnigkeit der meisten Fragen und Sätze der Philosophen beruht darin, daß sie sich auf die innere Logik des Sprach-Systems beziehen, damit aber außerhalb der von Wittgenstein (und aller Naturwissenschaften) intendierten Struktur der einfachen Abbildung (Negation) der dinglichen Welt durch die Sätze der Sprache liegen. Mit der kantischen Philosophie war schon deutlich, daß das Erkennen unentrinnbar von seinen eigenen (Sinnes-) Modalitäten eingeschlossen ist, und prinzipiell keine Möglichkeit hat, über das "Ding an Sich" eine Aussage zu machen. D.h. Wittgensteins Aussage 4.01 "Der Satz ist ein Modell der Wirklichkeit, so wie wir sie uns denken." muß mit besonderer Emphasis auf den letzten Teil gelesen werden. Kants Ansätze wurden von Schopenhauer [562] weiter ausgearbeitet, und heute vor allem von der konstruktivistischen (Neuro-) Philosophie nach Maturana, Varela, Glasersfeld, H.v. Foerster, und Watzlawick weiter ausgearbeitet. [563] Die Denktäuschung, die dem Aristotelischen Weltbild zugrundeliegt, wird von Watzlawick so formuliert:
Watzlawick, in Maturana (1990: 299): Der Verstand ist sich also seiner Konstruktion nicht bewußt, was zur Überzeugung führt, eine von ihm unabhängig bestehende Gegebenheit der "wirklichen" Welt entdeckt zu haben. Als Folge dieser Illusion zerfällt die Welt für ihn nun in ein erkennendes Subjekt und ein erkanntes Objekt.

[440] Eigentlich sind es drei verschiedene Titel: Brahma, Shiva, Vishnu, aber das ist hier nicht so wichtig. Zum Weiter-Vorarbeiten in unergründliche mythologische Tiefen kann man bei Dechend (1993: 385) anfangen.
->: MAHA_KALPA, p. 219
[441] Hesiodos: ex archaes, hoti proton genet auton, eirousai ta t' eonta ta t' essomena pro t' eonta.
[442] Nach heutigen kosmologischen Theorien etwa das Alter des Universums der jetzigen kosmischen Epoche.
[443] Weiteres Material zur siebenfach-potenzierten Spirale:
->: SIEBENFACH_SPIRALE, p. 216, ->: KOSMO_AXIS, p. 253
[444] ->: MITTERNACHT, p. 219
[445] ->: IM_WINKEL, p. 162
[446] Tertullian: Credo quia absurdum.
[447] Karbe (1995: 123)
[448] Dechend (1993: 372, 21) Wenn Vishnu wacht, bewegt sich das Universum rechtsläufig, wenn Vishnu schläft, bewegt es sich linksläufig.
[449] Nach anderer Interpretation sind es 8,624,000,000 Solar-Jahre.
[450] Man möge sich zum Vergleich die erfrischende Naivität eines Denkens dagegenhalten, das wie im Seti-Projekt von Sagan stillschweigend annimmt, daß Intelligenz notwendigerweise in demselben meso-kosmischen Bezugsrahmen auftreten muß, wie unserer. Was ist, wenn die Intelligenz keinerlei intrinsischen Grund hat, sich an solche mickrigen Maßstäbe zu halten?
[451] Dechend (1993: 251 ff.): "Der große Pan ist tot".
[452] Der Untergang des Ägyptischen Alten Reiches, das die Pyramiden errichtet hatte, war nach der heutigen archäologischen Berechnung vor etwa 4,130 Solar-Jahren. Damit war das Zeitalter der Gott-Könige beendet. 4,320 Jahre ist ungefähr das Alter der letzten Pyramide, die je gebaut wurde. Britannica: Mykerinos, Shepseskaf (c. 2575-c. 2465 BC, die Daten müssen aufgrund von Unsicherheiten in der Zeitrechnung cum grano salis genommen werden). Das Alter der bekannten Cheops-Pyramide ist etwa 4680 Jahre.
[453] ->: EISEN_ZEIT, p. 217
[454] ->: MAHA_KALPA, p. 219
[455] manthano -> math -> mundus -> mandala: kreisende Bewegung. (Dechend 1993: 366-369)
[456] = 432,000 Solar-Jahre ~ Alter der Hominiden.
[457] = 4,320,000 Solar-Jahre ~ Alter der Anthropoiden.
[458] = 8,624,000,000 Solar-Jahre = 1 Tag im Leben Brahmas. ~ 1/2 Alter des Universums.
S.a. McClain (1978: 73-93).
[459] Der folgende Abschnitt ist etwas überarbeitet extrahiert aus:
Goppold (1999d: 34-39), (URL) (LOC_CD) http://www.noologie.de/desn08.htm
Siehe auch: ->: UR_SPRUNG, p. 325
[460] ->: RECHT_UND_ORDNUNG, p. 226
[461] ->: EN_ARCHAE, p. 211
[462] ->: IMHO_PRINZIP, p. 12
[463] ->: BLICK_AUFS_GANZE, p. 248
[464] Genaueres zur Religion des Zoroaster bei Campbell (1996,III: 217-244), und zum Persischen Reich (244-254). Wie bei den meisten der Kulturheroen der frühen Menschheitszivilisationen ist die historische Existenz Zoroasters unsicher, und das Auftreten seines Kultes unter Darius I ist das erste gesicherte historische Datum, und damit wahrscheinlich ein recht spätes Stadium einer schon lange laufenden Entwicklung. Früheste Schätzungen sind etwa -1500 (Campbell 1996,III: 218).
[465] Siehe dazu Wilber, EKL 426-432.
[466] Zwar hat das A- in der semitisch-hebräischen Sprachstruktur keine Analogie mit der Indo-Europäischen, aber der A-Brahma stammte aus Ur in Chaldäa, das damals noch Sumerisch war, wo man also eine Indo-Europäische Sprache benutzte.
Das früheste belegte Auftreten des Monotheismus ist bei Echnaton (Akhenaton, -1353-1336). Verbindungen zwischen dem Aton-Kult und dem Mosaischen Yahwe bei (Campbell 1996,III: 147-150,218), und Assmann (1998).
[467] Siehe Wilber EKL 244-245, 253-255.
[468] Siehe dazu auch die Diskussion des Herakliteischen Prinzips der Gegensätze bei Spengler (1938: 31-34), das Prinzip des agon, als Wettkampf der Gegensätze. Weiterhin dort die Diskussion des Dualismus, 37-38.
[469] "Die rechte Beherrschung" heißt in anderer Fassung die Rechts-vor-Links-Regel: ->: RECHTS_VOR_LINKS, p. 284
Campbell (1996,III: 147-164) gibt noch einige tiefergehende Erklärungen zum Charakter des jüdischen Monotheismus, und (1996,III: 278-280, 290-291) zu signifikanten Unterschieden des jüdisch/christlich/islamischen Monotheismus zu den anderen Lehren ihrer Zeit.
[470] ->: FLAMMARION_DESIGN, p. 96
[471] Weiteres Material in Campbell (1996,III: 245), und Deschner (1986 Bd. 1, 71-116): "Der Auftakt im Alten Testament".
[472] ->: HOWARD_BLOOM, p. 364, ->: BLOOM_LUCIFER, p. 366
[473] Goethe hatte es "Faust"-dick hinter den Ohren. Das "zieht uns hinan" kann auch als "spirituelle Erektion" verstanden werden. Diese Art der Erlösung läßt sich nach dem Prinzip des eros lysi melaes auch so lesen: Eros der Glied-Erlösende, eros lysi maedaes.
[474] Der folgende Abschnitt ist ein Extrakt aus:
Goppold (1999d: 7-10), (URL) (LOC_CD) http://www.noologie.de/desn03.htm
[475] Archae: Ursprung, Typos: Schlag, Stoß, Eindruck, Spur, Gestalt, Form, Wesen, Charakter, Umriss, Vorbild, Beispiel, Inhalt, Muster, Pattern. Neben morphae ist typos das wesentliche griechische Wort, dessen Bedeutungsfeld die in dieser Arbeit verwendeten Kernbegriffe des Musters und Pattern umfaßt.
[476] Safranski (1999): "Die Gegensätze bewirken eine Spannung, die das Lebendige zur Steigerung anreizt und nicht in einem Dualismus erstarren läßt. Licht und Finsternis sind solche Polaritäten, die zusammen die farbige Welt hervorbringen. Auch mit Gut und Böse verhält es sich so."
[477] Metamorphose: Cassirer (1959: 175), Paglia (1991: 255); s.a. Goethes Methode des Dilettantismus, Stratmann (1995: 87); Einwirkungen von Heraklit auf Goethe: Heraklit 1976: 53-54.
[478] Goethe war der Fürst der Dichter und Deuter.
[479] en archae... aetoi men protista Chaos genet - (Hesiodos)
[480] Weiteres Material zum Eros bei Campbell (1996,III: 260-271). Eros ist wiederum kein anderer als Mae-Phaisto-Philaes, den wir gleich näher kennenlernen wollen. Aber wie schon angedeutet, ist das nur etwas für die Eingeweihten der höheren Initiationsgrade, und daher darf das in einem mehr oder weniger burlesken Theaterstück natürlich nicht so offen ausgesprochen werden. Die Auflösung (lysi melaes) dieses Rätsels des Cosmic Trickster wird im nächsten Abschnitt gegeben:
->: EROS_KOSMOGONOS, p. 233
[481] Siehe dazu auch Bachofen (1925): Ocnus der Seilflechter.
[482] (Matth. 4, 17), s.a. die Verbindung mit tropae -> en-tropie; tropae (trepo): das Umwenden, Umkehr, Rückkehr, Wendung, Veränderung.
[483] (URL) (LOC_CD) http://www.noologie.de/desn27.htm
[484] Heidegger (1976b: 203): Die "Lehre" eines Denkers ist das in seinem Sagen Ungesagte, dem der Mensch ausgesetzt wird, auf daß er dafür sich verschwende.
[485] Der Schmiedegott, ho phainon, ist der Meister der hellglühenden und glänzenden Metalle, und die Schläge seines Hammers auf dem Amboß bringen sie zum hell-erklingen. (Hier auch die Deutsche Verbindung von hell in Licht und Ton, das Hallen, sowie die Laut-Ähnlichkeit von kling-, klang-, und glanz-).
[486] S.a.: das phainomenon, Heidegger (1977a: 38-42), Peirces Begriff des "phaneron" Peirce (1931-1958): CP 1.284
[487] Eine weitere naheliegende Verbindung läßt sich zwischen phaino- und nous, noein, dem Erkennen im Lichte des Logos, ausmachen. Siehe dazu auch den berühmten Satz des Parmenides (B1, 1,21): "to gar auto noein estin te kai einai" (wahrlich, dasselbe ist Erkennen und Sein).
[488] S.a. Heraklit B 54
[489] S.a. Hölscher (1989), Kaiser (1980), Heidegger (1976b: 240): Hölderlin, Hymne "Wie wenn am Feiertage..." (III. Strophe); Gebser (1973: 15-16).
[490] Gaia hat sichtbare, fruchtbringende Aspekte, die in den späteren Göttinengenerationen als Demeter, Hestia, etc. bezeichnet werden, und unterirdische, unsichtbare, verborgene, verderbliche, zerstörende Aspekte, die meist als chthonisch bezeichnet werden, bzw. Persephone, oder Kali im Indischen. Walker (1993): Altes Weib, Demeter, Dreieck, Hestia, Kali Ma, Persephone.
[491] In der alchimischen Sprache des Dr. Faustus: solve et coagula / diaballo, metaballo, symballo.
[492] Bei der obigen Wortverbindung kommt nicht so sehr darauf an, ob sie etymologisch begründet ist, sondern welche Verbindung der Aoide (altgriechischer Ependichter / Sänger) in der Assoziation seiner Zuhörer projizieren kann. Es dreht sich hier um die Anwendung der gestalterischen Freiheit oder des Design in der Gestaltung von Verbindungen. Die Gestaltung und Formung von Worten war eine Hauptaufgabe der Sprachschöpfer der Antike, in dem Sinne, wie Platon in Kratylos (390e) Homer den daemiourgon onomaton nannte. Und das ist nicht nur auf die graue Vorzeit beschränkt. Heidegger hat in seinen Werken viele solcher Kunstgriffe angewendet, und wir könnten dieses Verfahren ihm zu Ehren den Heidegger-Operator nennen. Mit einem kurzen Seitenblick in die Biologie: Wenn dort ausschließlich nur Regeln wie die der Etymologie angewandt werden könnten, wäre es unmöglich, einen Vergleich zwischen der Flosse des Haies und des Delphins zu machen, oder dem Auge des Wirbeltiers und des Polypen. Letztere entstammen von stammesgeschichtlich nicht verwandten Evolutionslinien. S.a. Portmann (1974: 52), Spengler (1980: 734-735, 743-744), Cassirer (1994: 114-115) zu der Rolle von Goethe in der Neuschöpfung in der deutschen Sprache.
[493] Humboldt (1963: 41)
[494] Anspielung auf das hylae-morphae- (materia-forma-) Prinzip des Aristoteles. Mater =Mutter. Materie ist weiblich, Form ist männlich. S.a. die modernen Vorstellungen von In-Formation. (Capurro 1978); (Hoffmeyer 1996: 62-67).
[495] s.a. Raible (1991: 172 ff.)
[496] Protogonos, der Erstgeborene. Eine Ähnlichkeit besteht ebenfalls mit Proteus, dem Gott der immer wechselnden Formen (Meta-morphosis). s.a. Hesiodos, ln. 115: hoti proton genet auton.
[497] (Encarta: Priapus): Priapus, in Greek mythology, god of fertility, protector of gardens and herds. He was the son of Aphrodite, goddess of love, and of Dionysus, god of wine, or, according to some accounts, of Hermes, messenger of the gods. He was usually represented as a grotesque individual with a huge phallus.
[498] Faust (1377): "Hätt' ich mir nicht die Flamme vorbehalten"
[499] Heraklit B 14, 15
[500] S.a. Klages (1981, III, 353-498): "Vom kosmogonischen Eros"; (Hesiodos 1978: 29, 30) ->: EROS_KOSMOGONOS, p. 233
[501] zur Mythologie und Ethnologie der Doppel- (Mehrfach-) Geschlechtlichkeit: Baumann (1955)
[502] diaballo, durcheinanderwerfen, verwirren.
s.a.: Stanford (1996), p. xv: "Christianity created the monster that became the devil."
[503] Die Verbindung von tropae zur strophae im musikalischen Bereich wurde schon erwähnt. Die griechische Bedeutung von melos erzeugt eine eher ungewöhnliche Assoziation, als: Glied, Lied, Singweise, Melodie, Harmonie. So ist der oben erwähnte Eros lysimelaes derjenige, der nicht nur die Glieder löst, sondern auch die Lieder, bzw. sie in ihre Wendungen bringt: {s}trop{h}ae -> en-strophia. Bemerkenswert ist hier die Ähnlichkeit, mit der der deutsche Begriff dem griechischen folgt.
[504] S.a. Benedict (1934); Paglia (1991: 1-100); Lippe (1997: 76, 80, 104, 173-175).
[505] Apoll, der phoibos ist der Gott des Lichts: Ähnlich die Worte für Seh-Phänomene: phos, photo-, phoos und phaos.
[506] ->: LOGOS, p. 295
[507] Stanford (1996)
[508] Siehe auch: Götzen-Dämmerung, Die "Vernunft in der Philosophie", 2. und: Faust (1377): "Hätt' ich mir nicht die Flamme vorbehalten"
[509] Zum Principium findet sich hier weiteres Material ->: UR_SPRUNG, p. 325
[510] ->: EN_ARCHAE, p. 211
[511] (URL) http://a-albionic.com/pub/vendor/a-albionic/gopher/conspiracy/illuminati/illuminati.txt
[512] Cosmic Trigger: (URL) http://rawilson.com/bookstore.html
[513] Gemeint ist hier natürlich die Eröffnungs-Zeile des Songs der Rolling Stones: "Sympathy for the devil", aber in ihrer Ur-Sprünglichen, kosmogonischen Form, die die Stones wohl nicht gekannt haben, aber die ihnen sicher auch gefallen hätte. Weiteres Material zu dieser kosmogonischen Interpretation:
Goppold (2000a), (URL) (LOC_CD) http://www.noologie.de/symbol08.htm#Heading57
(URL) (LOC_CD) http://www.noologie.de/desn08.htm
(URL) (LOC_CD) http://www.noologie.de/desn27.htm
[514] ->: STRUKT_THEORIA, p. 35
[515] Wir brauchen uns nicht an seinem etwas schwülstigen Stil stören, das haben die Brahmas der alten Garde halt so so an sich. Sollen wir es ihnen verdenken? Und wir sind ja noch viel stärkeren Toback von unserem bekannten A-Brahma Jahwe gewöhnt. Die vorgestellten Inhalte entspringen u.a. den meditativen Techniken des Corpus Hermeticum (Campbell 1996,III: 417-418), sowie der Bhagavad Gita.
[516] Dieser Gedanke wird anderswo weitergeführt ->: VISION_PANORAMA, p. 135
[517] Man erinnere die "teuflische" Versuchung Jesu, der auf einen hohen Berg geführt wurde...
[518] Goppold (2001a): 3. The Proimion of Parmenides and the Axle / Axis of Time
Dechend (1993: 365): Mundilföri, Saekonunga Heitis, "... Augenmerk ... auf verschiedene Furten, Fährmänner, Steuermänner, personifizierte göttliche Schiffe...". Mundil -> mund Zeit -> Mond, (p. 366) Fährmann der Zeit, "Achsenschwinger". {mandull / möndull / mundil} (Zeit) <-> mundus (Welt) -> manth -> math -> mandala -> {mentula / metula / := das Prinzip der bohrenden Bewegung} -> maedaea -> Venus: philo-maedaea.
Dechend (1993: 365-373, 379, 405-410). Dechend (1993: 405): "abmontierte Pfosten oder Pflöcke, herausgerissene Zapfen, ruinierte Achsen und gefällte Bäume..."
->: KYBERNETES, p. 344
[519] Kosmos: Dechend (1993: 366).
[520] ->: MITTERNACHT, p. 219
[521] ->: GUENTHER_EPOCHE, p. 269
[522] Hier muß qualifizierend gesagt werden, daß es gewisse Unterschiede der Interpretation der kosmologischen Daten gibt. Nach der augenblicklich dominierenden Meinung ist das Bild etwas anders: Da fliegen die Galaxien einfach in Fortsetzung der kosmischen Ur-Explosion, des Big Bang, immer weiter auseinander, und die zentrifugalen Kräfte überwiegen bei weitem das Bild. Ohne hier weitere Komplikationen einzuführen, soll dazu gesagt werden, daß das auf einer bestimmten, und noch lange nicht feststehenden Interpretation der Hintergrundstrahlung beruht, dem Effekt des Red Shift. Wenn man andere Ansichten, wie die des "Tired Light" berücksichtigt, balancieren sich die zentrifugalen und zentripetalen Kräfte weitgehend aus. Weiteres Material: Britannica: Stars and Star Clusters
[523] Das berühmte Schwarze Loch im Herzen der Galaxis: The Heart of Darkness.
[524] gala- / galakt- : Milch.
[525] Schwarzlicht macht helle Räume dunkel!
[526] Der Zusammenhang zwischen Tanz und Ballistik wird von Heinrich v. Kleist in seinem Aufsatz über das Marionettentheater dargestellt. Siehe auch: Lukianos Samosata: Peri orcheseos / De Saltatione. (Dechend 1993: 163, 323). Diese Art des Tanzes wurde von dem Kosmogonischen Eros begründet.
->: EROS_KOSMOGONOS, p. 233
"Die koinonia, das Zusammenkommen im Geflecht von Planeten und Fixsternen, ist eurhythmos... [Der Tanz ist] eine komprimierte Zusammenfassung des Corpus der griechischen Mythologie." (p. 324).
[527] "Nichts genaues weiß man nicht": Das Prinzip der ironischen Erkenntnistheorie von Karl Valentin.
->: IRONIC_EPISTEMOLOGY, p. 361
[528] Kosmos: Dechend (1993: 366): Mundilföri := Achsenschwinger.
manth/math -> mundus -> mandala: kreisende Bewegung. (Dechend 1993: 366-369), Goppold (2001a).
[529] Der Genauigkeit halber muß man sagen, daß Schall-Wellen ebenfalls keine zyklische Periode haben, denn wie inzwischen genügend klar sein sollte, gibt es nirgendwo im Universum etwas, das mit den griechischen Abstraktionen des vollkommenen Kreises übereinstimmt. Ein Sinus ist eine Abbildung des Kreises auf die Zeit. Schallwellen sind deshalb ebenfalls nur sehr angenäherte Sinus-Schwingungen. Die falsche Gleichsetzung beider Phänomene begann mit Pythagoras und seinem Monochord. Erst Menschen können durch Technik Geräte erzeugen, die innerhalb der Observations-Spanne eines Menschen (was kosmologisch absolut unerheblich ist) so etwas wie einen gleichförmigen Sinus erzeugen. Ein Laser ist die beste Annäherung an einen solchen idealen Schwinger. Und das beste Material, um einen Laser zu bauen - ist wiederum ein Diamant, weil der am schnellsten schwingen kann, ohne auseinanderzufliegen. Das wurde auch schon mal in einem James-Bond Film angedacht.
[530] Bzw. der potenzierten Rotationen aller kosmischen Bauteile, die oben genannte siebenfach potenzierte Spirale. Denn Rotationen kommen immer nur innerhalb von anderen Rotationen vor, es gibt keinen "Kreis An Sich", der nicht zu einer Spirale aufgedehnt wäre. Es kehrt deshalb auch im Kosmos nie etwas in seinen Ausgangspunkt zurück, jedenfalls nicht solange, bis der ganze Kosmos wieder in sich zusammenfällt.
[531] Was auch nicht immer so glimpflich abging. Davon zeugen die kosmischen Trümmer zwischen Mars und Jupiter, der irgendwann einmal zu tief in einen Gravitations-Strudel geriet, und dabei zerrissen wurde.
[532] Genauer: Die Erdrotation wird nicht angehalten, sondern in mehreren kürzeren Perioden retrograd versetzt, aufgrund des Durchgangs durch eine gravitationale Raum-Zeit-Verwerfung. So daß die Sonne dann immer um ein kurzes Stück am Himmel zurückspringt, aber das ist nicht so leicht zu bemerken, wenn man nicht die geeigneten Instrumente hat. Von solchen nach wissenschaftlichen Standards Un-Wahrscheinlichkeiten bis Un-Möglichkeiten handeln z.B. die Schriften von Velikovski.
[533] Angefangen von den Sonnenkönigen Ägyptens, über die Inka, bis hin zu dem Roi Soleil, Louis XIV, der sich damit in der Legitimation seiner zentralistischen Herrschaft an die geistigen Rockschöße von Kopernikus hängte, und den Anspruch erhob, ein Kosmokrator zu sein, nämlich seine Legitimation von den kosmischen Gesetzen erhalten zu haben.
[534] Von daher rührt auch der ominöse Spruch des Archimedes: "Noli turbate circulos meos." Er wäre nicht für ein paar uninteressante Figuren im Sand gestorben, aber das Prinzip, daß der Kosmos so wohlgeordnet sein muß, daß alles im perfekten Kreise verläuft, das war eine Sache, für die es sich lohnte zu sterben. Das war es auch, wofür dann im Laufe der folgenden Historie der Menschheit noch viele andere heterodoxe Märtyrer "dran glauben" mußten.
[535] Daher rührt die seltsame magische Zahl 23, die R.A. Wilson in seinen Romanen so gerne zitiert.
[536] Dechend (1993: 405): abmontierte Pfosten oder Pflöcke, herausgerissene Zapfen, ruinierte Achsen und gefällte Bäume...
[537] ->: RECHT_UND_ORDNUNG, p. 226
[538] ->: IM_WINKEL, p. 162
[539] Bildlich läßt sich das so vorstellen, wie die Fett-Augen, die auf der Hühnerbrühe schwimmen. Ohne die Hühnerbrühe hätten die Fett-Augen wenig Sinn.
[540] Vernadsky (1930), (1997), die meisten seiner vielen russischen Werke sind nie in westliche Sprachen übersetzt worden.
[541] Teilhard (1981), Goppold (2001c) ->:TEILHARD_PROGRAM
[542] J. Beniger, Bertalanffy (1956-1971, 1968)
[543] I. Illich, H. Innis, D. Root, M & E. McLuhan, N. Luhmann, D. Chandler, D. Rushkoff
[544] J. & T. v.Uexküll, Semiotica: Biosemiotics...
[545] E. Jantsch, D. Straub, M. Eigen, I. Prigogine
[546] Literaturübersicht und Einführung in: Gottwald (1995)
[547] Lynn Margulis, Dorion Sagan, James Lovelock, J. Skoyles, ...
[548] H. Fischer, L. Gumilev, L. Mumford, H. R. Smith...
[549] H. Spencer, J. Neirynck, H. Mühlmann, Howard Bloom, E.O. Wilson, C. Lumsden, R. Carneiro, J. Diamond, ...
[550] die Kopernikanische, die Freudianische, ...
[551] Die "hermetische" Abschottung der art-typischen Genetik in der DNA ist für Viren und Bakterien leicht zu überwinden. Damit fällt aber auch eines der Grund-Dogmen heutiger Biologie, der Neo-Darwinismus. Und deshalb werden solche Erkenntnisse vom wissenschaftlichen Establishment auch "mit Macht" unterdrückt. Allerdings fassen die bewährten Immunisations-Mechanismen nicht mehr so gut wie früher, da das Internet zumindest die Verbreitung der mißliebigen Theorien ermöglicht. Siehe auch: Goppold (1999a), Goppold (2001c), Howard Bloom (www) und Gilbert Ling. (URL) http://www.gilbertling.org/
[552] Das wahllose ein-splicen von genetischem Material quer durch die Arten und Gattungen kann nicht nur zu einem "runaway" von unerkannt gefährlichen Spezies führen, sondern auch zu Katastrophen nach Art der heutigen BSE-Erscheinungen: Die verantwortlichenden Prionen sind art-untypisch gefaltete Proteine. Diese Protein-Faltung ist aber genau der Mechanismus, der von der gen-splicenden Biotechnologie überhaupt nicht vorhergesagt werden kann, da dieser Mechanismus "computationally untractable" ist, also mit keiner bekannten formalen Methode simuliert werden kann. Und wenn ersteinmal gen-manipulierte Organismen ein fehl-gefaltetes Protein in Masse herstellen, und in die Biosphäre einstreuen, dann ist es schon zu spät.
[553] Siehe: die Gaia-Hypothese. Dort wird im wesentlichen nur ausgesagt, daß das Leben auf der Erde die Bedingungen für seinen Fortbestand aufrechterhält. Das ist aber zu vereinfacht. Es hat sich mehrmals in der Erdgeschichte selbst fast in den eigenen Ruin gebracht.
[554] (URL) http://www.sciam.com/2000/0100issue/0100hoffman.html
[555] Auch ohne daß Jaspers viel dazu sagt, muß man sein Werk als einen Kontrast-Entwurf zu Spenglers Arbeit sehen. Jaspers mußte einen Gegenentwurf zu dem abendländischen, aber deutschtümelnden "faustischen" Geist schaffen, den Spengler heraufbeschworen hat, und der in der deutschen Geschichte so viel Unheil angerichtet hat. Daher ist der Zentralteil seines Werkes, von S. 67-137 der modernen Wissenschaft und Technik und der Vermassung gewidmet. Jaspers war sich des unheilvollen Einflusses wohl bewußt, die Spenglers Ideen bei denen verursacht hatten, die ihn nicht, oder nur nach "ihrer Fasson" verstanden hatten, aber ihn trotzdem weidlich ausgeschlachtet hatten: den Nazis.
[556] Um es präziser zu sagen: Ein System aus Medien- Kommunikations- und Informationstheorie, Neurowissenschaft, Semiotik, Thermodynamik, Linguistik, Paläontologie, Soziobiologie, und Philosophie.
Ausführlicher behandelt unter: Goppold (1999d) bis Goppold (2001c).
[557] bzw. der Personen und Macht-Koalitionen, die sich auf sie stützen und sich ihrer bedienen. Hierzu ausführlicheres in Goppold (2001c).
[558] Dazu die Arbeiten der Medientheoretiker im Umkreis der McLuhan-Innis-Schule zum Einfluß der Schrift auf das Denken. Havelock, Illich, Kerckhove, Lumsden, Skoyles...
[559] Günther (1976-1980), aus reflexionstheoretischer Sich. Wie im weiteren Text aber dargestellt wird, bestehen wesentliche strukturelle Äquivalenzen mit der medientheoretischen Sichtweise.
[560] kursiv im Original
[561] In der Günther'schen (Hegelschen) Terminologie ist das die einfache Negation: Das Ich (Subjekt) ist NICHT das Objekt.
[562] In seinem Hauptwerk ist das der nicht metaphysische Teil: die Welt als Vorstellung.
[563] z.B. Breidbach (1996) und Clausberg. Obwohl letztere Autoren eine semantische Distanz zu den bekannten Ansätzen des Radikalen Konstruktivismus bewahrt sehen wollen, kann man ihre Arbeiten aber in einer gemeinsamen Denkfamilie verorten. Rusch und Schmidt aus (Breidbach 1996) sind namhafte Vertreter dieser Richtung. Die Verwandtschaft mit Schopenhauers Ansätzen wird in Maturana (1990: 296) ausgearbeitet.

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