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15. Die Hüter des versunkenen Neuronalen Schatzes: Schamanen als letzte Bewahrer des Wissens der altweltlichen Menschheit /
The Protectors of the Lost Neuronal Treasure:
Shamans as the last retainers of the knowledge of old-world humanity


AG-Schrift-Code: Neuro-Schaman
Copyright (c): Dr. Andreas Goppold, München & Ulm, Okt.-Dez. 2001

15.1. Schamanische Pfade durch Großstadt-Dschungel und Zivilisations-Wüsten


AG-Schrift-Code: Schaman-Pfad
Copyright (c): Dr. Andreas Goppold, München & Ulm, Dez. 2001-Jan 2002

Vorstellung einer Artikel-Serie

Schamanismus im engeren Sinn ist ein ethnologischer Sammelbegriff für bestimmte rituelle und magische Praktiken und Glaubenssysteme der indigenen Völker Eurasiens und Amerikas, insbesondere in Verbindung mit Trance. [1] In den folgenden Beiträgen wollen wir versuchen, das Fortleben und vor allem eine Weiter-Entwicklung dieser alten Wissens-Traditionen der alt-weltlichen Menschheit [2] in der post-modernen, post-newtonischen, post-euklidischen Welt der Global-Zivilisationen zu skizzieren. Eine direkte Übertragung von schamanischem Wissen in unsere wissenschaftlich-technisch-kapitalistische Zivilisations-Welt erscheint schwierig aufgrund unserer völlig andersartigen Lebens-Bedingungen und wegen der großen kulturellen Kluft, die uns von den indigenen Völkern trennt. Die schamanische Lebenswelt war geprägt durch die Einbettung des Menschen in die natürliche Umwelt von Klima und Ökosystem, während die Zivilisations-Welt solche Einflüsse so weit wie möglich von uns fernhält. Statt in Kommunikation mit ihrer natürlichen Umwelt, leben Zivilisations-Menschen in Abschottung von ihr.

Das große Interesse am Schamanismus in den heutigen Zivilisationen ist eine Folge der spirituellen Entleerung, der "Entzauberung" unserer Welt. Schamanisches Wissen wurde in zahlreichen Bewegungen von Randgruppen tradiert, wie etwa der Afro-amerikanischen Santeria / Umbanda / Macumba / Condomble. In den islamischen Ländern arbeiten Sufi-Gruppen mit schamanischen Techniken wie Trance und verkehren mit Geistern, Praktiken, die mit dem Schriftgelehrtentum des orthodoxen Islam wenig gemeinsam haben. Viele Erscheinungen der heutigen Disko- / Techno-Szene lassen sich als neo-schamanisch interpretieren, zumindest was den Konsum von Drogen und extatischen Tanzformen angeht. Es herrscht bei den heutigen Zivilisationsmenschen geradezu eine "Sucht nach Magie", nach Fluchtmöglichkeiten aus den Stahl-Glas-Beton-ummauerten, Paragraphen-umzäunten Realitätskäfigen unserer Gesellschaften, wie der ungeheure Erfolg von Phantasy-Büchern und -Filmen zeigt. Das Disney-Unterhaltungs-Imperium profitiert kräftig von Plastik-Surrogaten für diese Sucht, und die Jahreswende 2001 / 2002 brachte mit den Kassenschlagern "Harry Potter" und "Herr der Ringe" weitere Höhepunkte des Massen-Konsums von Pseudo-Magie. Es ist nur eine Definitionsfrage, ob man solche Phänomene als "schamanisch" oder auch neo-schamanisch bezeichnen möchte, oder ob man andere Begriffe sucht, wie "New-Age Synkretismus". Tatsache ist, daß die Bewegung der "Suche nach dem Wunderbaren" (Ouspenski), der "Wiederverzauberung der Welt" (Berman) im vollen Schwung ist, und wo ein Bedarf ist, finden sich auch immer jene, die ihn mit mehr oder weniger brauchbaren Produkten bedienen.

Es ist nur für sehr wenige Menschen aus unserer Zivilisation ein gangbarer Weg, sich in den Dschungel des Amazonas oder die wüsten Hochländer Mexicos, Südamerikas, oder Inner-Asiens zu begeben, und dort bei einem der wenigen überlebenden schamanischen Wissenden in die Lehre zu gehen, so etwa wie Carlos Castaneda es in seinen Büchern beschrieben hat. Die wenigen heute überlebenden Schamanen haben nicht die Kapazität und auch nicht unbedingt das Verlangen, plötzlich ganze Horden von wißbegierigen westlichen Schamanen-Lehrlingen unterzubringen und zu unterrichten. Denn Schamanismus läßt sich nicht mit Universitäts-Methoden lehren, es muß eine lange dauernde, tiefe persönliche Verbindung zwischen Meister und Schüler bestehen, um dieses Wissen weiterzugeben. Sollte aber irgendwo plötzlich eine "Schamanen-Universität" eröffnet werden, die uns mit möglichst viel Werbe-Getrommel und für hohe Gebühren "echtes" Schamanisches Wissen vermitteln will, so sollten wir vorsichtig sein: Es könnte sich dabei auch um Pseudo-Schamanen handeln, aus der Szene des Newage-Sewage Schamanismus.
->: NEWAGE_SHAMAN
Für "all the rest of us", die zwar Interesse am Schamanismus haben, aber für die so ein Weg aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist, muß ein anderer Zugang gefunden werden: "Schamanische Pfade durch Großstadt-Dschungel und Zivilisations-Wüsten".

Um schamanisches Wissen und schamanische Methoden zu verstehen, ist es hilfreich, eine Anpassung der Begriffssysteme zu finden. Und nach einer entsprechenden Umformung lassen sich die Methoden des Schamanismus heute durchaus nutzbringend einsetzen. Auf diese Weise können wir verstehen, wie die Visualisierung und Konzeptualisierung der Naturkräfte durch die Schamanen mit den analogen Kräften unserer Zivilisations-Welt erreicht werden kann. Für das Schamanische Erleben ist die Welt ein System von Kräften, die miteinander und mit uns in Beziehung stehen. Voraussetzung für diese Anpassung ist es, daß die seit Jahrhunderten herrschende Trennung von Natur und Technik / Wissenschaft / Zivilisation wieder überwunden wird, und daß wir verstehen, daß auch die technisierteste Zivilisation genau dem Kräftespiel unterliegt, welches alles Leben auf diesem Planeten seit Jahr-Milliarden antreibt. Dieses Kräfte-System soll hier die Welt der En-ergeia genannt werden. Die Grundsätze der Welt der En-ergeia werden in dem späteren Kapitel unter diesem Titel behandelt.
->: ENERGEIA_WELT, p. 8, ->: EN_AR_CHEA, p. 92

15.1.1. Versuch der Neuformulierung des Schamanismus im Kontext der heutigen technisch-wissenschaftlichen Weltbilder

Die folgenden Beiträge machen den Versuch einer Neuformulierung des Schamanismus im Kontext der heutigen technisch-wissenschaftlichen post-modernen, post-euklidischen, post-newtonischen, konstruktivistischen, quanten- und chaostheoretischen Weltbilder. Zur Unterscheidung von den indigenen Formen des Schamanismus wollen wir dies vorläufig Neo-Schamanismus nennen. Auf diese Weise können wir uns die Freiheit nehmen, diese Bewegungen und ihre Inhalte aus der Sichtweise unserer eigenen Kultur zu verstehen und zu interpretieren, ohne so schnell in die bekannte ethnologische Falle zu laufen, daß man meint, wenn man Erscheinungen eines völlig fremden Kulturkreises aufzeichnet, sie dokumentiert, und kommentiert, daß man damit auch verstanden hätte, wie es wirklich ist, wenn man als "indigener" Angehöriger einer solchen Kultur in einem solchen Weltbild lebt und wirkt. Dies ist die berühmte Falle der Verwechselung der emischen und etischen Sicht. [3]

Schamanische Weltbilder lassen sich deshalb so schwer wissenschaftlich-rational erfassen, weil sie ja genau solche Bereiche berühren, die außerhalb der materialistisch-technischen Reichweite unserer eigenen Zivilisation liegen. Es erscheint deshalb klarer und ehrlicher, wenn wir hier von einer eigenständigen Neuformulierung eines transklassischen Neo-Schamanismus der technologischen Zivilisation sprechen, und uns dabei so gut es geht, von den Meistern der altweltlichen Menschheit leiten lassen, in dem Bewußtsein, daß wir aber unseren Weg selbst zu gehen haben, und wir müssen uns selbst der Herausforderung stellen, mit den Mitteln und Möglichkeiten die wir selbst haben, oder die wir auch noch entwickeln müssen.

Formulieren wir es so: Die Welt des indigenen Schamanismus kann uns aufgrund bestimmter struktureller Gemeinsamkeiten eine entscheidende Hilfe bieten, den Herausforderungen der heute an- und ausbrechenden post-modernen Welt zu begegnen, und adäquate Formen für die Gestaltung des Lebens in dieser fremdartigen "brave new world" zu finden. Wir befinden uns heute in einem Epochen-Umschwung des allergrößten Ausmaßes, und der radikalsten "Umwertung aller Werte", der gesamten Geschichte der Zivilisationen seit ca. 5000 Jahren. Allerdings gilt in dieser Allgemein-Umwertung sofort auch ihre eigene Umkehr: "Le plus ça change, le plus ça reste le même". Konstanz und Wandel sind immer relativ zum Auge des Betrachters. Auch diese alte Weisheit ist ur-schamanisch, denn erst in der modernen Zeit wurde die Idee des linearen Fortschritts der Wissenschaft und der Zivilisation geboren. In allen anderen Epochen und Kulturen der Menschheit galt der eherne Grundsatz: "What goes up, must come down, that is the eternal merry-go-round."

15.1.2. Das Kali Yuga: Die Epoche der letzten 5000 Jahre des unaufhaltsamen Aufstiegs des spirituellen Imperiums des "kata holon"

Die Epoche der letzten 5000 Jahre war gekennzeichnet vom unaufhaltsamen Aufstieg eines spirituellen Imperiums, der heute in seine logische und notwendige Endphase geht: Der Durchbruch der "einen Welt" der Zivilisation und der "Natur-Gesetze", der sich heute an Bewegungen wie der "Globalisierung" zeigt, aber auch an immer schärfer werdenden Konflikten verschiedener Vorstellungen, wer in dieser "einen Welt" die Marschrichtung bestimmen soll. Dies auch sichtbar an dem sich abzeichnenden Kulturkampf vor allem der radikal-islamischen Welt gegen die Mächte der technisch-wissenschaftlich-kapitalistischen Globalisierung, der von Huntingdon als "Clash of Civlizations" bezeichnet wurde.

Die technisch-wissenschaftlich-kapitalistische Vereinigung der Welt unter der Allein-Herrschaft der materialistisch-physikalischen "Natur-Gesetze" und die quasi-physikalischen "Natur-Gesetze" des Geldes und des Marktes im Global-Kapitalismus kennzeichnen einen spirituellen Imperialismus: Er ist im wahrsten Sinne des Wortes "kata holon", also katholisch, und damit die Fortsetzung der katholischen Mission mit anderen Mitteln. [4] Das materialistisch-wissenschaftliche Euklidische, Newtonische, Einsteinsche Weltbild ist die logische und lineare Fortsetzung der "Summa Theologiae" des Thomas Aquinas: Das Zusammen-Zwingen, die unbedingte, totalitäre Vereinheitlichung und Hierarchisierung aller Möglichkeiten der Welt-Wahrnehmung. Vor ziemlich genau 5000 Jahren geriet die Menschheit in den Sog eines spirituellen Maeltrøms, als in Ägypten und Mesopotamien etwa zeitgleich die ersten Großreiche entstanden, als die Schrift, und der Staat, die Religionen und ihre Priesterschaft, und die Armeen erfunden wurden. Dies war nach der hinduistischen Zeitrechnung der Beginn des Kali Yuga, am 18. Februar, 3102 B.C. [5]

15.1.3. Die Epoche der Alt-Weltlichen Menschheit

@:ALTWELT
Der Schamanismus entstammt aus einer Epoche der Menschheit, aus einer Zeit und Kulturstufe, bevor die monolithischen "kata holon" Zivilisations- und Denksysteme entstanden waren. Zur Unterscheidung von der Geistes- und Lebens-Verfassung der Zivilisations-Menschheit soll die vorangegangene Epoche auch die Alt-Weltliche genannt werden. Verglichen mit der jüngsten Zivilisations-Epoche sind die Zeiträume der Alt-Weltlichen Epoche unvorstellbar lang: Sie währte mindestens 50.000 Jahre, oder auch für 500.000 Jahre. [6] Die Lebensbedingungen der Menschen damals unterschieden sich beträchtlich von den heutigen. Unsere heutigen Vorstellungen von dieser Epoche beruhen auf Propaganda-Lügen, die erfunden worden waren, um den Zivilisations-Menschen die Zustände ihrer irdischen Existenz überhaupt erträglich zu machen, und die Verfassung ihrer Zivilisation als beste nur mögliche Errungenschaft anzusehen. [7] Der Ursprung dieser Ideologien läßt sich auf Thomas Hobbes zurückführen, [8] der behauptet hatte, daß das Leben des Urzeit-Menschen "elend, dumpf und kurz" gewesen sei, und daß daher der Staat, und die mit ihm verbundenen Herrschaftsformen, wie des Geldes, der Armee, der Polizei, der Gesetze, der Kirchen, etc. "die beste aller nur möglichen Welten" darstellten. In populären Bildern und Filmen, und in den Schaukästen der Museen, bekommen wir diese Propaganda-Vorstellungen immer wieder eingehämmert: Zottelige, wilde Gestalten in Tierfellen, unflätig grunzend, mit Steinkeulen und denkbar schlechten Manieren, faulen Zähnen, Mundgeruch, und Läusen im Haar. Diese Vorstellungen entstanden, nachdem die Europäer auf ihren Entdeckungsfahrten sogenannte "primitive" Völker entdeckt hatten, die irgendwo im dichten Dschungel oder in kargen Steppen lebten, und deren Lebensumstände tatsächlich nicht besonders üppig waren. Die systematische Unterschlagung bei solchen Darstellungen ist aber, daß diese Menschen die letzten traurigen Überreste von mindestens 50.000 bis 500.000 Jahre alten Kulturen waren, die in den letzten 5.000 Jahren von den mächtigeren Zivilisationen immer weiter an den Rand der Existenz gedrückt worden waren, nachdem alle fruchtbareren und reicheren Gebiete von den Zivilisationen erobert und ausgeplündert worden waren.

Hierzu gibt es eine etwas ausführlichere Darstellung unter dem Titel:
"Wie der Mensch auf den Hund gekommen ist: Eine etwas andere Geschichte aus der Ur-Urzeit der Mensch - Tier Lebensgemeinschaften"
(URL) (CD_local) http://www.noologie.de/neuro08.htm
und: "Die Einbettung der Menschheit in die biosphärische Matrix"
(URL) (CD_local) http://www.noologie.de/neuro09.htm

Es widerspricht einfach zu sehr unserem Zivilisations-Dünkel, uns vorzustellen, ein Leben ohne Werkzeuge und Waffen, ohne Geld und Güter, ohne Polizei und Priester, ohne Armee und Beamte, hätte auch ganz angenehm sein können, und daß die damaligen Menschen für ca. 500.000 Jahre auch sehr gut ohne all das auskommen konnten. [9] Um es in einem Satz zusammenzufassen: Heutiger Schamanismus ist der letzte Rest einer Wissensform, die der Menschheit über ca. 500.000 Jahre gut dabei gedient hatte, mit sich und der Umwelt in einem haltbaren ökologischen Gleichgewicht zu leben. [10] Diese Denkform hatte ganz andere "Zielvorstellungen" als unsere heutige, und deshalb haben wir natürlich Probleme, sie zu verstehen. Unsere Lebensweise heute zielt auf ein möglichst schnelles Verbrennnen und Verbrauchen aller Schätze und Ressourcen der Natur. [11] Unsere Enkel werden nur noch in den ausgebrannten Ruinen eines leergefressenen, vollgeschissenen Planeten sitzen.

15.1.4. Die Welten der En-Ergeia oder des Nagual

@:ENERGEIA_WELT
Die En-ergeia ist ein Ur-Wort oder Mantra, welches von der wissenschaftlichen Physik zu dem materialistischen Konzept der Energie umgebogen und damit seiner ursprünglichen Kraft und Heilsamkeit beraubt worden war. So ihrer alten Wirk-Kräfte entkleidet, diente die Energie ihren neuen Herren bei dem Aufbau des heutigen technologisch-kapitalistischen Imperiums, das diesen Planeten ausplündert.

En-Ergeia ist nur einer von vielen altweltlichen Namen für die Kraft, [12] mit der die Schamanen arbeiten. Carlos Castaneda hat mit seinen Erzählungen vielleicht einen der am weitesten entwickelten Ansätze gegeben, wie man das Denken und Erleben der Schamanen dem heutigen Publikum der Zivilisations-Menschen mit einer ihm entsprechenden Terminologie nahebringen kann. Das, was er in seinen Büchern leuchtende Bänder und Fäden von Energie nennt, die die Schamanen sehen und manipulieren können, läßt sich mit dem Term En-Ergeia wenigstens so fassen, daß es nicht mit dem heutigen physikalischen Begriff Energie kollidiert. Energie ist aufgrund der fest umgrenzten physikalischen Definition nicht mehr für die schamanischen Zwecke zu gebrauchen. Die En-Ergeia, mit der Schamanen arbeiten, ist nicht physikalisch, sie ist auch nicht meta-physisch oder spirituell, sondern man kann sie hypo-physisch nennen. Ihre Erscheinungen liegen unter der Erscheinungs-Ebene physikalischer Phänomene.
->: EN_AR_CHEA, p. 92

15.1.5. Die Welt der En-Ergeia als Klang-Kosmos

Castanedas Erzählungen zu den Eigenschaften und Gesetzen der En-Ergeia lassen sich mit dem bekannten Spruch von Radio Eriwan charakterisieren: "Im Prinzip ja, aber in den Details dann doch wieder ein wenig anders." Vielleicht haben seine Yaqui-Schamanen die En-Ergeia auch wirklich so gesehen und behandelt, wie er es beschreibt. Man findet in den Mythologien der altweltlichen Menschheit quer über den ganzen Planeten gewaltige Materialsammlungen von Beschreibungen der En-Ergeia, die systematisch ein wenig anders dargestellt sind als bei Castaneda: Denn diese Welt der En-Ergeia wird mehr als Klang erfahren, denn als Licht-Erscheinung. Die kleinen Unterschiede der Darstellung sind aber nicht bedeutsam, weil es sich hier ja nicht um physikalische, sondern um hypo-physische Phänomene handelt, deren Darstellungsweise in jedem Fall eine Art Gleichnis ist, da die Erfahrung ja nichts aus der Erlebniswelt unseres physikalischen Universums wiedergibt.

Carlos Castaneda nannte die Welt der En-ergeia das Nagual. [13] Im alten vedischen Sprachgebrauch existierte ein analoges Wort, das so ähnlich klang: die Welt des Nada. Ein anderer Begriff dieser Welt des Nada war Vaç (gesprochen: vatsch). Diese Welt ist, wie oben schon gesagt, in keiner Weise metaphysisch oder spirituell, sondern sie ist hypo-physisch. Daher haben spirituelle Sucher auch keine Chance, zu ihr vorzudringen, weil sie in der falschen Richtung bzw. in der falschen Dimension suchen. Nach Castaneda steht die hypo-physische Welt des Nagual in Dualität mit der "realen" physischen Konsensus-Realität des Tonal. Diese Dualität spiegelt sich in allen Alt-Welt-Mythen wieder. In der Altgriechischen Darstellung ist es die Dualität von En-ergeia und Ergon. Die Magier und Zauberer der En-ergeia wurden in der damaligen Epoche auch als Aoidoi oder Rishis bezeichnet. Von ihnen stammen die großen Zeugnisse der damaligen Kunst: Die Ilias und die Odyssee, sowie die Vedischen Epen.

Dieses Material wurde in anderen Schriften schon ausführlich dargestellt, und braucht daher hier nicht mehr wiederholt zu werden. Siehe:
(URL) (CD_local) http://www.noologie.de/neuro12.htm
(URL) (CD_local) http://www.noologie.de/infra10.htm
(URL) (CD_local) http://www.noologie.de/symbol16.htm
(URL) (CD_local) http://www.noologie.de/symbol17.htm
(URL) (CD_local) http://www.noologie.de/symbol18.htm
(URL) (CD_local) http://www.noologie.de/desn07.htm
(URL) (CD_local) http://www.noologie.de/desn08.htm
(URL) (CD_local) http://www.noologie.de/desn24.htm
(URL) (CD_local) http://www.noologie.de/desn27.htm

15.1.5. Alchimie und die Welt der En-Ergeia

@:ALCHIMIE
Eine andere Formulierung der Welt der En-Ergeia findet sich in der Alchimie. Allerdings ist dieses Feld so riesig und durch seine spezielle Codierung so undurchdringlich, daß hier nicht näher darauf eingegangen werden soll. Dazu wird auf die Darstellung von Julius Evola: "Die hermetische Tradition", Ansata, Interlaken 1989, verwiesen. Die Gemeinsamkeit mit der toltekischen Magie von Don Juan Matus besteht wesentlich in dem nüchternen, empirischen, un-spirituellen Ansatz, mit dem man sich dem Gebiet nähert. Es handelt sich um Welten, deren Gesetze zwar anfänglich schwer zugänglich sind, aber die zum angestammten Erbe der Menschen gehören. Es bestehen keine göttlichen Ge- oder Verbote, sie zu betreten, und auch keine göttliche Gnade, nach der man in sie vielleicht eingelassen wird, sondern eine ganz nüchterne Gesetzmäßigkeit. Diese Eigenschaft macht ihre Erforschung zu einer Aufgabe der Wissenschaft, und entläßt sie aus der 5000-jährigen Zwangsjacke der Religionen und der Spiritualität, in der sie so lange gefangen war. Dies ist die Aufgabe eines wissenschaftlichen Neo-Schamanismus.

15.2. Schamanismus als neuronale, subsymbolische Wissenstradition

Die folgende Darstellung liefert einen Themenbeitrag zu der Neuro-Serie mit Fokussierung auf den Schamanismus als Bewahrer der neuronalen, subsymbolischen Wissenstradition der altweltlichen Menschheit. Das schamanische Wissen ist von einer anderen Art als das schriftgebundene Wissen der Zivilisationen. Daher gibt es grundsätzliche Probleme, diese Wissensformen in die Kategorien unserer Zivilisationen zu übersetzen. Mit heutigen Fortschritten der Neurowissenschaften ergeben sich aber neue Möglichkeiten, ganz andersartige Fassungen zu formulieren, die außerhalb des konventionellen begrifflichen Spektrums liegen, mit dem unsere Kulturen gewohnt sind, umzugehen.

Man kann dies etwa so verdeutlichen: Abendländische Worte und Begriffe sind topisch (nach Aristoteles), also fixe Punkte in einer semantischen Landschaft, in der Hunderttausende und Millionen anderer Punkte in einem starren Begriffssystem miteinander verbunden liegen. Man denke hier z.B. an die gewaltigen Fachsprachen von Biologie, Medizin, Chemie, Jurisprudenz, etc. Das neuronale Wissen ist dagegen feldartig, diffus, und ein Element ist nie strikt von einem anderen Element abgegrenzt, sondern sie gehen dynamisch beständig ineinander über, durchdringen sich, und verkehren sich unversehens auch in ihre polaren Opposite.

15.3. Zum hier verwendeten Begriff des Schamanismus

Zuerst sollte eine genauere Klärung unserer Verwendung des Begriffes Schamanismus gegeben werden, um Verwechselungen und Mißverständnissen vorzubeugen. Hier soll über den Schamanismus als Bewahrer einer neuronalen, subsymbolischen Wissenstradition der altweltlichen Menschheit gesprochen werden. Es gibt noch viele andere Facetten, Sichtweisen und Variationen des Schamanismus, die hier nicht gemeint sind, oder die nur sehr vage das hier vorgestellte Thema berühren.

Auf der einen Seite ist da der wissenschaftliche Schamanismus-Begriff der Ethnologie, der zwar alle Sorgfalt einer möglichst genauen Dokumentation nach wissenschaftlichen Kriterien aufwendet, aber hier gibt es zwei grundlegende Probleme:

Erstens: Die wissenschaftliche Schamanismus-Forschung kann das Thema nur etwa so behandeln, wie wenn der Papst sein unfehlbares Diktum über das Kinderkriegen spricht. Bei allem genauen Studium aus der Beobachter-Perspektive kann dieses Unterfangen nur die Betrachtung von Außen finden und wiedergeben, aber nie jemals eine Vorstellung oder ein Gefühl dafür geben, wie das Erlebnis wirklich ist, und wenn man mit schamanischen Kräften in Kontakt kommt. [14]

Zweitens: Das schamanische Wissen ist von einer anderen Art, als die Art von Wissen, die man seit ca. 5000 Jahren in den schrift-basierten westlichen Zivilisationen mono-kultiviert. Schamanisches Wissen ist im Gegensatz zu dem westlich-europäischen schrift-basierten Fakten-, Daten- und Begriffswissen vorwiegend neuronal und subsymbolisch manifestiert. Während der Wissensbegriff der westlich-europäischen Tradition stark an mediale Speichersubstanzen (Schrift, Bücher) gebundenen ist, [15] manifestiert sich im Gegensatz dazu das indigene Wissen vorwiegend kinesthetisch-performativ, d.h. in Form von Tänzen und Gesängen und Handlungen, allgemeiner als Ritual. [16] Der Wissensträger produziert und reproduziert sein Wissen nicht diskursiv sondern theatralisch (performativ). Weitere wesentliche Aspekte des Schamanischen Wissens und Arbeitens sind Charisma und Trance. Diese Charakteristika sollen im Folgenden genauer behandelt werden.

15.4. Newage-Schamanismus und die neue Religiosität des westlich-europäischen Synkretismus

@:NEWAGE_SHAMAN
Es gibt noch eine andere Variation, die man den populär-esoterischen Newage-Sewage [17] Schamanismus nennen kann. Heute bieten alle möglichen Scharlatane und Halbwisser dem Publikum im Westen auf "Schamanismus"-Seminaren mancherlei seltsam verquaste Versionen dieser alten Traditionen feil. Allerdings wäre es ungerecht, von falschen Schamanen zu sprechen, denn Schamanismus als Sammelbegriff spiegelt eigentlich nur das Unwissen westlicher Kreise über dieses Phänomen wieder, das charakteristisch ist für so viele indigene, bzw. altweltliche Kulturen der Menschheit. Ein Schamane ist nach diesem Verständnis eben auch ein Trickster, ein Schelm (auf Englisch auch Con-Man genannt), der sich und die anderen nicht immer sehr ernst nimmt und ihnen auch gerne mal Streiche spielt. Erst das Priestertum der Zivilisationen brachte den gravitätischen Ernst und die Humorlosigkeit in das Geschäft mit der Spiritualität. So kann man mit einer guten Portion Humor das Völkchen der modernen globalen Newage-Schamanen auch als Eulenspiegel-Gemeinde ansehen, die das Bier-ernste Geschäft der Spiritualität ein wenig aufmischt. Honni soit qui mal y pense! Echt sind solche Schamanen daher wohl alle, aber die Frage ist, wie gut sie sind, und wie tiefreichend ihr Wissen ist. In solchen Fällen ist die schwierige Entscheidung, ob ein bißchen Halbwissen besser oder schlechter als gar kein Wissen ist. Die andere Frage ist, ob es möglich oder sinnvoll ist, schamanische Traditionen anderer Kulturen hier importieren zu wollen oder zu können. Daran anschließend sollte gefragt werden, ob es nicht eine genuine westlich-abendländische Schamanismus-Tradition gibt, an die man auch anknüpfen kann.

Soziologisch- kultur-theoretisch stellt die buntscheckige Newage-Schamanen-Gesellschaft eine zweite Welle der Neuen Religiosität des westlich-europäischen Synkretismus seit dem 19. Jh dar. Seit etwa dem 18. Jh, als das Christentum seine Zwangsherrschaft über die Geister der europäischen Menschheit abgeben mußte, brach eine umfassende Sinnsuche aus, in der die Europäer versuchten, alles das, was ihnen an eigenen spirituellen Lebensinhalten verloren gegangen war, bei den Völkern der Erdteile, die sie unterjocht hatten, zu suchen. Die erste Welle begann, als im großen Stil Übersetzungen der heiligen Schriften des indisch- tibetischen Kulturkreises in europäische Sprachen gemacht wurden. Das geschah hauptsächlich in Folge der englischen Kolonialisierung Indiens, etwa ab Beginn des 19. Jh. Bald danach setzten diverse Schübe von Popularisierungen und Kult-Gründungen ein, am bekanntesten vielleicht die Mystizismen der Theosophischen Gesellschaft (Mme. Blavatski), die nun einen rasch anwachsenden Pantheon von unsterblichen erleuchteten Meistern des fernen Ostens hervorzauberten. Diese Welle ist noch lange nicht abgeebbt, und man kann globale Guru-Phänomene wie Maharishi Mahesh Yogi, Bhagwan-Osho, und all die Babas, Singhs, und Anandas, [18] sowie tausende andere aus dem Guru-Zirkus als reale und vor allem sehr geschäftstüchtige Inkarnationen dieser Phantasien von erleuchteten Meistern ansehen, die mit der sprituellen Sehnsucht der hiesigen Menschen vortrefflich Kasse machen.

Ab Anfang des 20. Jh. begannen mit dem Kolonialismus systematische ethnologische Forschungen und Expeditionen durch alle noch übrig gebliebenen indigenen Kulturen der Menschheit, die von der westlichen Eroberung nicht vollends zerstört worden waren. Die zweite Welle des westlich-europäischen Synkretismus begann ernsthaft mit den Erfolgsromanen von Carlos Castaneda, deren ersten Band er sogar als Dissertation ins Nest einer nichtsahnenden Ethnologen-Gemeinde plazieren konnte. Damit begann dann die breite kommerzielle Vermarktung indigenen Wissens (oder was man dafür hielt) auf dem schon gut vorbereiteten Esoterik-Markt der europäisch-amerikanischen Kultur, der "Aufstieg in die höheren Sphären der Vermarktung", oder wie man heute auch sagen könnte: Die Globalisierung des Schamanismus.

15.5. Der Schamane als Bewahrer einer Tradition indigenen Wissens

Ein Schamane soll hier der (oder die) heißen, wer als Bewahrer und Hüter eine Tradition indigenen Wissens pflegt und weitergibt. [19] Hierbei handelt es sich um spezielle Wissensformen, die weniger auf praktische handwerkliche Tätigkeiten des täglichen menschlichen Bedarfs wie Werkzeug- und Gegenstände-Herstellung, oder Pflanzen- und Tierzucht gerichtet sind, sondern auf Heilung sowohl im individuellen, wie auch sozialen Bereich, sowie Kommunikation und Interaktion mit den spirituellen Aspekten von Natur und Kosmos. (Diese können z.B. als Geist-Wesen aufgefaßt werden). Allerdings muß vor dem unbedachten Gebrauch des Wortes "spirituell" ernsthaft gewarnt werden, denn dies ist ein durch und durch westliches Konzept, das aus unserer cartesischen Spaltung von Geist und Materie herrührt, welche für das schamanistische Weltbild keinesfalls so gilt. Das soll später behandelt werden, zuerst werden andere wesentliche Charakteristika des schamanischen Wissens genannt.

15.6. Charismatisches Wissen

Schamanisches Wissen ist charismatisch, im Gegensatz zur rationalen Wissensform der westlich-europäischen Tradition. Was bedeutet aber charismatisch? (Siehe Fußnote [20] zu weiteren Hintergründen von Neuronal-Theorien und Charisma). Eine Definition wie die von Max Weber ist hier nicht sehr hilfreich, weil Weber als rationaler europäischer Wissenschaftler nur den rational-sprachlichen Aspekt von Charisma in einen Begriff kleiden kann. Aber Charisma ist wesentlich unbegrifflich, und entzieht sich beharrlich einer Definition. Es läßt sich nur umschreibend darstellen, und dies ist der Hauptgrund, warum ein Verständnis des Schamanismus in unserer rationalen westlichen Welt so schwierig ist, und warum hier so viele Pseudo-Schamanen so erfolgreich ihr Unwesen treiben können.

Charisma ist ein Phänomen aus dem Spektrum der Empathischen Kommunikation. Jemand, der eine besondere Fähigkeit zur empathischen Kommunikation hat, wird als charismatisch bezeichnet. Im Westen ist das Bewußtsein der Bedingungen der empathischen Kommunikation weitgehend verloren gegangen, unter anderem als Folge der stark formalisierten, schrift- und Medien-gebundenen Kommunikations- und Herrschafts-Formen in unseren "zivilisierten" Gesellschaften. Als typisches Beispiel ist etwa die Bürokratie zu nennen. [21] Einige weitere Hintergründe hierzu: Daniel Goleman "Emotionale Intelligenz" (2001) und andere populäre Bücher. Max Weber gibt in seinen Schriften unwillkürlich das Unverständnis und die Abneigung der formal gebildeten Kreise gegen das Charisma wieder.

Westliche Menschen haben aufgrund der extrem rationalen Strukturen der Zivilisation, in der sie leben, insbesondere der ebenso extrem einseitig rationalen Erziehung, die sich vorwiegend an den formalen Standards des IQ orientiert, [22] einen schon Jahrtausende währenden Prozess anti-charismatischer Konditionierung durchgemacht, der sich auch in der genetischen Konstitution der europäischen Bevölkerungen manifestiert hat. Man kann z.B. Phänomene wie die Bogomilen- / Katharer-Vernichtung und die Hexen-Ausrottung als eugenische Exterminations-Programme von Menschen mit charismatischen Anlagen ansehen. [23] Eine andere Form genetischer Unterdrückung der charismatischen Fähigkeiten war die christliche Sitte, solche Menschen bevorzugt in den geistlichen Stand zu schicken, wo sie von der Weitergabe ihrer Gene abgeschnitten wurden. Das Charisma wurde gewissermaßen aus unseren westlichen Gesellschaften exorziert. Mit gelegentlichen "Ausrutschern": Man kann Adolf Hitler als einen der größten Charismatiker des 20. Jh. bezeichnen, der in Joseph Goebbels einen teuflisch schlauen Mephisto-Helfershelfer gefunden hatte, der es verstand, mit den neuen technischen Massen-Medien einen maximalen Durchschlagseffekt des neuronalen Charisma-Potentials zu erzielen.

15.6.1. Charisma-Traditionen im Islam

Umgekehrt finden wir andere Kulturen, in denen Charismatiker bevorzugte Stellungen einnahmen, in denen auf systematische Pflege des Charisma-Potentials hingearbeitet wurde. Die Sufi-Bewegnungen des Islam sind ihrem Wesen nach charismatisch. Im mystischen Islam lebt die charismatische, schamanistische Tradition auf ihrem Platz an der Unterseite der formalen, rationalen, orthodoxen Struktur des schriftgebundenen Islam weiter. Im Sufismus ist die Barakah eine Esszenz des Charisma, die von einem Heiligen ausgeht. Besonders zu nennen ist die shiitische Faktion des Islam, in der die charismatische Abstammungs-Linie von Ali eine Art "Gral" darstellt. [24] Ihr entstammen so berühmte Persönlichkeiten wie Hassan e Sabbah, auf seiner lange unbesiegbaren Festung Alamut, von der aus die Sekte der Assassinen/ Hashishinen ihre Aktivitäten konzertierte. Ein anderer war Rashid ad-Din as-Sinan, auch als der "Alte vom Berge" bekannt. Diese Sekte war eine Untergruppe der Ismailiten, die auch heute noch in Indien und Pakistan weite Anhängerschaft hat, unter ihrem Oberhaupt des Aga Khan. Heute findet anscheinend die alte Assassinen-Tradition ihre Wiederkehr und Wieder-Auferstehung in den Aktivitäten militanter islamischer Fundamentalisten, etwa Osama bin Laden, der wohl Anspruch als Reinkarnation von Hassan e Sabbah erheben kann.

15.7. Neuronale Typen:
"Sein und Zeit", oder "Sein oder Nichtsein", das ist hier die Frage.

Schamanische Begabung hat mit bestimmten Organisations-Strukturen des Neuronal-Systems zu tun. Hierzu findet sich in einem anderen Artikel der Neuro-Serie: "Die Prinzipien der Meta-Morphologie" schon eine Betrachtung bestimmter Grund-Unterscheidungen menschlicher neuronaler Organisation. Dort wird es so genannt: "Die mentale Struktur und die morphische Struktur": ->: META_MORPH, p. 37

15.7.1. Verschiedene Typen menschlicher neuronaler Organisation

Gehen wir davon aus, daß 90 % der heute lebenden Menschen von ihrer genetischen und neuronalen Konstitution dem "homo robustus" oder "homo practicus" Typ angehören, soll heißen: sie kümmern sich vorzugsweise um die praktischen Dinge des Lebens, wie Essen, Trinken, ihre Arbeit, ein Dach über dem Kopf, und einen Mann oder eine Frau, um eine nette Familie mit vielen lieben kleinen Kinderlein zu gründen. Sie sind die "Normalos". Diese Art von Existenz bekommen wir im Fernsehen täglich so penetrant als die Ideologie des "American Dream" vorgeführt. [25] In Deutschland ist diese Sicht etwa durch den schwäbischen "schaffe schaffe Häusle baue" -Prototyp charakterisiert.

Dann gibt es etwa 10 % der Menschen, die sich nicht ganz so leicht in dieses Muster einordnen lassen, die aber auch nicht einfach auf einen anderen klaren Nenner zu kategorisieren sind. [26] Der "American Dream" vom "Pursuit of Happiness" ist eben eisern darin festzementiert, daß man immer einen Standard des "keeping up with the Joneses" zu befolgen hat, d.h. er basiert auf einer bestimmten Form von Konformität, innerhalb derer das so definierte Lebensglück zu erlangen ist. Und nur innerhalb derer. Wenn man diese Konformität nicht einhalten kann, dann wird es mit dem Lebensglück auch etwas schwieriger.

15.7.2. Schamanen rekrutieren sich vorzugsweise aus den "Misfits" der Gesellschaft

Schamanen rekrutieren sich vorzugsweise aus dieser Rest-10% Gruppe, die man vielleicht als "Sonderlinge" oder "Misfits" bezeichnen kann, weil sie irgendwie nicht in die Gesellschaft der "Normalos" hineinpassen, aber man weiss eigentlich nicht so recht, warum sie nicht passen (engl. := fitness). Deshalb ist es auch praktisch die Norm, daß ein potentieller Schamane/in irgendwann als Kind oder in der Jugend durch eine Lebenskrise gehen muß, die auch als die "Schamanische Krankheit" bekannt ist. D.h. irgendwann merkt ein potentieller Schamane, daß er/sie nicht in die Welt der "Normalos" paßt, aber er/sie weiß natürlich nicht, warum, sondern erfährt im Leben nur allerlei Mißgeschick, Krankheit, Vernachlässigung, Ablehnung, Brutalisierung und ähnlich unersprießliche Lebenserfahrung. Aber von den 10% Misfits werden vielleicht nur 1-10% auch Schamanen. Die in der Literatur zu findenden Berichte von den Lebens-Schicksalen von Schamanen machen natürlich keine Erwähnung von denen, die gestorben sind, ohne diesen Ausweg zu finden. Denn zu Zeiten und an Orten, als 50-90 % aller geborenen Kinder vor dem 12. Lebensjahr wieder starben, war es eine eiserne Selektionsregel. daß die weitaus meisten Menschen, die in ihre Gesellschaft nicht passen, früh sterben oder kinderlos bleiben, oder sie werden marginalisert, als Einsiedler, Eremiten, Hexen, oder Ausgestoßene und Kriminelle. Das ist das eiserne Gesetz des "Survival of the Fittest", welches menschliche und tierische Gesellschaften beherrscht, das dafür sorgte, daß immer 90% der lebenden Menschen das Leben so weiterführten, wie bisher.

15.7.3. Neuronale Typen von "Sein und Zeit", oder "Sein oder Nichtsein".

Vielleicht eine der besten und bekanntesten Typisierungen des tragischen Schicksals eines potentiellen Schamanen in einer christianisierten westlich-"zivilisierten" Gesellschaft wurde von Shakespeare in Hamlet gegeben. Seine Schicksalsfrage "Sein oder Nichtsein" enthält in Nucleo das unlösbare Dilemma, vor das ein Mensch mit schamanischen Anlagen in einer solchen Gesellschaft gestellt ist, und an dem er fast unweigerlich scheitern muß. Denn die Frage ist eine ausweglose Alternative, wenn man nicht ihre grammatische Falle erkennen kann: Es gibt nämlich zwischen "Sein oder Nichtsein" noch das große offene Feld des Werdens oder der Potentialität. Wer aber auf die Denk-Alternativen von "Sein oder Nichtsein" fixiert ist, für den gibt es keinen Ausweg, und er muß tragisch scheitern, so wie Hamlet. Hier kommt es auf das Verhältnis von "Sein und Zeit" an, aber in einer ganz anderen Weise, als Heidegger das intendiert hat. Zeit ist nämlich nicht nur eine Bedrohung, sondern auch Potentialität. (Wie Heidegger es als durch und durch "Normalo" bürgerlicher Philosoph unweigerlich darstellen mußte). Und Potentialität ist immer auch eine Gefahr für die Aktualität, oder den Status Quo, weil Veränderung die Zerstörung des Existierenden bedeutet. [27]

Das neuronale System ist unsere Grundausstattung für das Überleben auf diesem Planeten und sorgt mit seinen Realitäts- Konstruktoren und -Filtern dafür, daß wir uns um die überlebens-relevanten, greifbaren und essbaren [28] Dinge des Lebens kümmern. Das ist die Welt des Habens (Nach Erich Fromm), [29] oder der "Seienden Dinge", der Tatsachen, eben die Welt der "Normalos". [30]

Schamanische Wahrnehmung beruht auf einem andersartigen Verhältnis von Aktualität und Potentialität als bei dem Durchschnitt der Menschheit. Dies läßt sich mit einem einfachen Test deutlich machen: Bestimmte Szenen, die für die einen nur ein verwirrendes Chaos bilden, enthalten eine Fülle von Bildern und Vorstellungen für die anderen. So etwa die Wolkengebilde am Himmel, oder die Sonnenflecken-Muster auf der Oberfläche eines Sees, oder Nebel, Kaffeesatz, oder ähnliches mehr.

15.7.4. Charismatische Heilung

Die Themen hier: Neuere Erkenntnisse und Forschungen zur Psycho-Neuro-Immunologie. Charismatische Heilung als Arbeitsprinzip des Schamanismus.

(Fortsetzung folgt)

15.8. Trance in der Schamanischen Arbeit

Die Themen hier: Westlich-rationale Überheblichkeit gegenüber Trance. Julian Jaynes und das bicamerale Bewußtsein. Trance als "Rudiment" des bicameralen Bewußtseins. Mono- und Multi-fokale Identitäts-Strukturen. Jean Gebsers Theorie des Bewußtseins. Monotheismus und das rationale Bewußtsein. Neuere wissenschaftliche Ansätze zur distributiven Intelligenz. Kevin Kelly, Howard Bloom, Schwarm-"Denken". Marvin Minsky und die "Society of Mind". Trance, "Naturgeister" und das distributive Bewußtsein. Möglichkeiten der exo-somatischen Zentrierung von Bewußtsein in der Form von "Spirits".

(Fortsetzung folgt)

15.9. Schamanisches Wissen und seine Einbettung in die Gesamtheit alles Lebens

Die Themen hier: Die westlich-abendländische Materie-Geist-Spaltung in der Entwicklung der abrahamitischen Hoch-Religionen, die Christianisierung und ihre Spätfolgen im physikalischen Materialismus von Descartes. Trennung von Himmel und Erde bedeutet Trennung von der Gesamtheit allen Lebens, in das die Menschen eingebettet sind. "Natur" ist auch nicht mehr das, was sie mal war: Unserer heutige Vorstellung von "Natur" ist genauso ein Kunstprodukt wie unsere technischen Artefakte.

(Fortsetzung folgt)

[1] Hierzu existiert eine umfangreiche ethnologische Literatur, in der es gewisse Definitions-Varianzen des Schamanismus gibt. Diese Problematik soll hier nicht interessieren, da die hier entwickelte Sicht auf den Schamanismus sich auf das Denk- und Begriffs-System der heutigen technisch-wissenschaftlichen "zivilisierten" Menschheit bezieht, welches ja definitionsgemäß in der ethnologischen Literatur ausgeschlossen ist, weil man dort die indigenen Völker von der "zivilisierten" Menschheit abschottet. Das ist eine Folge der gegenseitigen Abgrenzung der akademischen Disziplinen.
[2] Der Begriff alt-weltlich wird hier eingeführt, um die direkte Verbindung zwischen den heutigen indigenen Formen des Schamanismus und dem gewaltigen kulturellen Erbe der gesamten Menschheit herzustellen, das natürlich auch im Untergrund unserer abendländischen Zivilisationen zu finden ist.
Siehe auch: ->: ALTWELT, p. 5, ->: ENERGEIA_WELT
Im folgenden soll gezeigt werden, daß auch wir Kinder des Abendlandes über ein sehr reichhaltiges schamanische Erbe verfügen. Es findet sich z.B. in der Alchimie, und ihr berühmtester und möglicherweise wichtigster Sproß ist noch recht wohlerhalten in den alten Mythologien zu finden, insbesondere der Homerischen Epik. Das Herausstellen solcher Verbindungen ist aber wissenschaftlich höchst gefährlich, da die Vertreter der jeweiligen Fachdisziplinen sehr empfindlich darauf reagieren, wenn jemand versucht, ihnen in ihre jeweiligen Macht- und Herrschafts-Bereiche hereinzureden.
[3] "Indigen" ist nur der wissenschaftlich klingende Ausdruck für den alten, etwas herablassenden Begriff "Eingeboren". Es bedeutet, in eine Kultur "hineingeboren" zu sein, und sie mit der berühmten "Muttermilch" aufgesogen zu haben, Angehöriger und Mitträger all ihrer impliziten Kommunikations- und Referenz-Systeme zu sein. Die emische Sicht ist die der Angehörigen einer Kultur, die etische Sicht ist notwendigerweise für die, die "von Draußen" kommen. Auch zu dieser Problematik gibt es eine reichhaltige ethnologische Literatur. Natürlich nimmt man immer stillschweigend an, daß irgendetwas von dem, was sich ein Angehöriger einer technischen Zivilisation zum Schamanismus denken mag, auch in irgendeiner Form kommensurabel mit den genuin "indigenen" Denk- und Erfahrungs-Mustern ist. Dass so etwas überhaupt möglich ist, darüber haben Ethnologen schon lange und ausgiebig gestritten. Es ist zumindest theoretisch möglich, eine kategorische Grenze ziehen, und zu behaupten, daß eine Übereinstimmung nicht möglich ist, da unsere Neuronalstruktur sich schon zu sehr von der indigenen unterscheidet. Damit wäre aber jede ethnologische Forschung schon von vorneherein ziemlich sinnlos. Kipling hat eine fundamentale In-Kommensurabilität von Kulturen mit seinem berühmten Diktum "East is East and West is West" schon sehr gut ausgedrückt. Spengler hat sich diese Meinung ebenfalls vertreten. Und es gibt einen "schlagenden" Beweis für die Gegen-These, daß (zumindest einige) kulturelle Muster unter allen Menschen austauschbar sind: die "Globalisierung" oder "McDonaldisierung". Seltsamerweise ist offenbar jeder tribale Schamane vom Amazonas bis nach Neuguinea sofort in der Lage, die Vorteile von Dollar, Klima-Anlage, Telefon, Laptop, Fernsehen, Taxi und interkontinentalem Jet-Transport zu nutzen, während im umgekehrten Fall ein Zivilisationsmensch erst einmal sehr große Probleme hat, sich auf den nagualen Pirsch-Pfaden eines Don Juan Matus zu bewegen.
[4] Dazu muß angemerkt werden, daß auch die Römisch Katholische Kirche die Fortsetzung einer bestimmten Agenda des Imperium Romanum "mit anderen Mitteln" war. "Kata Holon" drückt sich etwa im Segen des Papstes aus: "Urbi et Orbi" und dokumentiert den spirituell-imperialen Anspruch, für die gesamte Menschheit zu denken und zu handeln, und am besten zu wissen, was gut für sie ist. Ebenso ist der Islam als extrem expansive, missionarische Weltreligion im Ur-Sinne "Katholisch".
[5] Dechend (1993: 394,3), Goppold (1999h), Britannica: Hindu Calendar, und
Thompson (1989: 19):
[... the astronomical date of the beginning of the Kali Yuga, set exactly] "at midnight on the meridian of Ujjan in India on February 18, 3102 B.C.".
Die genaueren Details der Unterscheidung der vier Yugas nach dem hinduistischem Schema, und die analogen vier Zeitalter nach dem antiken griechisch-römischen werden hier übergangen.
[6] Je nachdem, zu welcher Zeit man den Anfang "menschlicher" Kultur setzen möchte: Bei den Cro Magnon (Homo sapiens sapiens) vor etwa 50.000 Jahren, oder auch noch früher (Homo sapiens). Die Ur-Geschichtsforschung ist in voller Bewegung und fast jedes Jahr wird aufgrund neuerer Funde und Interpretationen die Ur-Geschichte des Menschen neu geschrieben. Daher sollte man sich von dem Gefasel früherer Forscher-Generationen nicht allzusehr beeindrucken lassen.
[7] Siehe z.B. die Theodizee von Leibniz, die er sich ausgedacht hatte, um das unbeschreibliche Elend der Menschen im 30jährigen Krieg, einem der Tiefstpunkte der europäischen Zivilisation überhaupt, mit seinen Vorstellungen von Gott verträglich zu machen.
[8] Thomas Hobes, 1588-1679.
[9] Zwar werden die Paläontologen hier einwenden, was dann von all den Urmensch-Skelett-Funden zu halten ist, die auf ziemlich bedrückende Lebensumstände hinweisen: Schwere Knochenverformungen, Anzeichen von Unterernährung und Krankheit, sowie Kannibalismus. Dazu wäre zu sagen, daß die besten Gegenden, wo sich Fossilien erhalten, nicht notwendigerweise die besten Gegenden für das Leben sind. In einer ökologisch reichen Landschaft werden alle organischen Materialien sehr viel vollständiger wieder dem Lebens-Kreislauf zugeführt, so daß Fossilien sich kaum erhalten. Aus den paar Vormenschen-Knochenfunden aus aller Welt, die man bequem in einen großen Koffer (oder einem Sarg) verstauen könnte, kann man kaum auf das Leben auf diesem gesamten Planeten, über mindestens 500.000 Jahre schließen.
[10] Natürlich war das nicht die "Absicht" der Schamanen, aber es kam als ein Effekt dabei heraus.
[11] Natürlich "wollen" wir heute auch nicht bewußt die Umwelt zerstören, aber die technisch-ökonomischen Kräfte, die wir entfesselt haben, zwingen uns dazu.
[12] auch Prana, Ruach, Mana,...
[13] Man muß auf die Lautwerte achten: Nagual wird wie Nah-wal ausgesprochen. Um die Lautverbindungen weiter zu verfolgen, muß man wissen, daß die alte Sprache der Tolteken, wie Castaneda die Adepten seiner Zauberkunst nennt, das Nah-uatl oder Nah-watl war.
[14] Oder wenn "frau" ein Kind bekommt.
[15] Natürlich muß das Begriffswissen aus den Büchern irgendwann auch in eine neuronale Form im Gehirn des Wissenden überführt werden, aber das wissenschaftliche Intersubjektivitäts-Gebot verlangt, daß es immer in einer exosomatischen Form materiell manifestiert sein muß, eben intersubjektiv.
[16] Auch hier muß darauf hingewiesen werden, daß der Begriff Ritual extrem schwammig ist, und daher eigentlich nur ein Leer-Konzept ist, das sich in wesentlichen Teilen einem rationalen Verständnis entzieht. Insbesondere, wie westliche Wissenschaftler (Ethnologen) damit umgehen.
[17] Nach W.I. Thompson ist die heute populäre Bewegung des "New Age" nur als "Newage" zu charakterisieren, im Reim mit "Sewage". Dazu ein Ausschnitt aus einem Interview von 1988 mit R.A. Wilson.
URLS: (URL) http://www.wco.com/_aquaboy/raw.html
(URL) file:///r|/htt/rawlink/www.wco.com/_aquaboy/raw.html
DAB: Let's talk about the whole New Age movement happening now, Shirley McClaine, crystal healing and all that: Didn't I hear something about you writing a book about that?
RAW: Yes, I'm writing a book about New Age sewage.
DAB: New Age sewage?
RAW: Yes, I got the idea from William Erwin Thompson, the anthropologist. He pronounces New Age as "Newage" so it rhymes with sewage. And I thought, boy there sure is enough of that around, isn't there, New Age sewage. Just because there's a slight chance people may not have read my other books, and may read The New Inquisition, and think I'm only against one type of fundamentalism, I decided to make the sequel to it, an attack on the imbeciles on the other side. And so, I'm going to tear into Ramtha and all these other sages who come back ... the main thing Ramtha proves is you can be dead 40,000 years and still be a bore. That may be interesting news, but that's ... Everything I've heard from Ramtha sounds like an editorial from the Reader's Digest in 1958 or something.
Then there are these ecological loonies who would like to abolish the human race so that the trees could live in peace again. I think they're kind of funny. Then there's these animal rights activists who also seem to have a very low opinion of humanity. I don't know why they don't all commit suicide, and get rid of the most, I mean, if you hate humanity, you've got to regard yourself as one of the prime offenders, because you know yourself better than the rest of humanity. If they have a low view of humanity, they must have a very low view of themselves. I wish they'd remove themselves from the scene and stop annoying the rest of us. I like people, I like humanity.
[18] Um-Ananda, Durch-Ananda, und Mit-Ananda.
[19] Weitere theoretische Hintergründe hierfür in:
(URL) (CD_local) http://www.noologie.de/desn.htm
[20] Zu weiteren Hintergründen von Neuronal-Theorien und Charisma gibt es einige Unterkapitel von
(URL) (CD_local) http://www.noologie.de/symbol.htm
Etwa:
(URL) (CD_local) http://www.noologie.de/symbol08.htm
(URL) (CD_local) http://www.noologie.de/symbol11.htm
(URL) (CD_local) http://www.noologie.de/symbol12.htm
(URL) (CD_local) http://www.noologie.de/symbol16.htm
bis
(URL) (CD_local) http://www.noologie.de/symbol22.htm
sowie:
(URL) (CD_local) http://www.noologie.de/symbol20.htm#Heading191
[21] Siehe Fromm: "Haben oder Sein" S. 184-185.
Hier soll nicht gesagt werden, daß Bürokratie an sich schlecht wäre, denn es hat sicher seine Vorteile, wenn man sich (als Untertan) auf eine standardisierte, formalisierte Prozedur verlassen kann, die irgendwie auch berechenbar ist, als wenn man im Umgang mit der Macht und der Herrschaft einer ständigen launischen Willkür ausgesetzt wäre, wie das in den "seligen Zeiten" des Ancien Regime (oder auch in den "orientalischen Despotien", nach Wittfogel) so üblich war.
[22] Daniel Goleman: Emotionale Intelligenz, DTV, München 2001
[23] Siehe auch korrespondierende Ausrottungsprogramme für Nabijim bei den alten semitischen Völkern vor ca. 2500 Jahren, wie Julian Jaynes beschreibt.
[24] Siehe hierzu auch die Interpretation von Baigent / Leigh: Le saint gral <-> le sang real.
Ali war ein naher Verwandter Mohammeds und er heiratete dessen Tochter Fatima. Seine Linie führte das Charisma Mohammeds weiter, während die orthodoxe sunnitische Faktion des Islam aus der Kalifen-Linie entstand, die Generäle in der ersten Eroberungsphase des Islam waren. Hier stehen die formalen, rationalen Kräfte im Vordergrund, die Ulama und die Sharia, sowie die Machtstrukturen des Schriftgelehrtentums, und die Gewalt der weltlichen Hierarchien. (Siehe z.B. Ernest Gellner: Der Islam als Gesellschaftsordnung.)
[25] Diese Ideologie ist im Grundsatz der amerikanischen Verfassung als "Pursuit of Happiness" verankert. Sie ist der unvermeidliche Propaganda-Hintergrund aller amerikanischen Soap-Operas und Fernseh-Produktionen. Man sehe sich nur die Einrichtung und materielle Ausstattung der Sets aller Serien an, sogar in den Krimis werden immer Inneneinrichtungen des "Nice American Family Home" dagezeigt, selbst wenn die soziale Situation realistisch eine ganz andere wäre. Siehe dazu auch die Medien-Macht-Analysen von Douglas Rushkoff.
Eine weitere ausgezeichnete Analyse dieses Typs ist in den Büchern von Lev Gumilev zu finden.
[26] Dies frei nach dem Leitsatz von Tolstoi (Anna Karenina): Alle glücklichen Familien sind irgendwie ähnlich, aber alle unglücklichen Familien sind jeweils sehr verschieden von den anderen. Weiteres Material dazu bei Howard Bloom: "The Global Brain".
[27] "Innovation wird als gefährlich oft empfunden, weil stets sie mit Veränderung verbunden".
(URL) (CD_local) http://www.noologie.de/desn11.htm
[28] und nicht zu vergessen, die kopulierbaren
[29] Das "Sein" in Fromms Titel "Haben oder Sein" ist nicht mit den "Seienden Dingen" zu verwechseln. Dasselbe Problem findet sich auch im "Sein und Zeit" von Heidegger. Der Begriff "Sein" ist ein philosophischer Wechselbalg, und daher für eine Diskussion eigentlich ungeeignet. "Sein" hat zwei völlig verschiedene Bedeutungen: Einerseits gibt es ein "Sein" der objektiven, "Seienden Dinge" der materiellen Welt der Physik, das philosophische Gebiet der Ontologie. Dann aber gibt es das "Sein" des erlebenden Menschen. Dieses Pseudo-Sein basiert auf dem Pseudo-Phänomen des Bewußt-"Seins", welches ebenfalls kein "Sein" ist. Beides sind Prozesse, Fließgleichgewichte am Rande des Chaos. Diese unselige Begriffsverwirrung hat die gesamte abendländische Philosophie in ein unauflösbares Chaos geführt. In der Computerei sagt man: "Garbage in Garbage out" und deshalb muß man bei solch verfehlten schrägen Denk-Grundlagen auch den entsprechenden darauf basierenden Teil der abendländischen Philosophie als "Garbage" bezeichnen.
[30] ->: META_MORPH, p. 37

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