1. Jenseits von Liebe, Wissen und Macht
(NOO2-1)
Die Noo-Serie: Band II-1
Version: 070615
© Andreas Goppold
Prof. a.D., Dr. Phil., Dipl. Inform., MSc. Ing.
UCSB
1.1. Preliminarien
1.1.1. Abkürzungen
IMHO:
In my humble opinion
.
Netiquette newspeak Ausdruck für eine Aussage,
die man nicht beweisen kann, aber die man für so wichtig hält, dass
man sich die Mühe macht, sie zu äussern, oder sie gar in einem Buch
darzulegen. Es muss nicht unbedingt genau so sein oder gewesen sein, aber es
könnte auch ganz erkenntnisfördernd sein, wenn man es auf diese Weise
zu sehen versucht. Ich benutze es als eine etwas verallgemeinerte Version des
"Als Ob"
von Vaihinger (1913). Damit vermeidet man
subtilere Fallen der Lüge, weil man garnicht erst versucht, jemanden (und
sich selbst) darüber hinwegzutäuschen, dass man mehr zu wissen
vorgibt, als man wirklich weiss. Spezifisch möchte ich das IMHO allen
Aussagen voranstellen, die ich eigentlich nicht machen
sollte, weil mir dazu die
venia
legendi
fehlt. Daher kann ich das IMHO getrost allen
folgenden Aussagen voranstellen.
AD:
Advocatus Diaboli
. Die Hl.
römisch katholische Kirche bestellte bei jeder anstehenden Heiligsprechung
einen AD, um etwaige Fehler im fleckenlos-reinen Moralingewand des
Heiligkeits-Aspiranten vorher auszumerzen, bevor vielleicht etwas ruchbar wurde
und von den Flecken unschöne Rück-Spritzer auf dem Gewand der Hl.
römisch katholischen Kirche landeten.
Im folgenden Kontext benutze ich
das Kürzel AD als
Pseudonym für A.G.,
wenn ich Aussagen mache, die ich ich eigentlich nicht machen
dürfte, weil das allgemein
unschicklich ist und gegen den
gesunden
Menschenverstand
und das
gesunde
Volksempfinden
verstösst, oder wie man im
heutigen
Newspeak sagt: etwas das
politically
incorrect
ist.
AB:
Ambrose Bierce. Er hat den AD
so gut wie keiner personifiziert. Deshalb lasse ich ihn gerne ab&zu mal
für mich sprechen.
A.G.:
Andreas Goppold. Dieses
Kürzel verwende ich, wenn ich ein Zitat mache, das von mir selber stammt.
NOO1: Goppold, Andreas: "Noologie und das Spannungsfeld von
Liebe, Wissen und Macht"
Books on Demand (2005), ISBN
3-8334-2651-9
(URL)
(LOC_DVD)
http://www.noologie.de/spf-noo.pdf
Vol I der Noo-Serie.
NOO2: Goppold, Andreas: Noologie Vol 2: Jenseits von Liebe,
Wissen und Macht
Arbeitstitel von Vol II der Noo-Serie.
NOO3: Goppold, Andreas: "Noology: Time, Memory, Knowledge and
Information Technology"
(In Vorbereitung)
Arbeitstitel von Vol III der
Noo-Serie.
PL: Baruzzi, Arno: Philosophie der Lüge, Wiss. Buchges.,
Darmstadt (1996)
SPF: Spannungsfeld
Tripol: Tripolares Spannungsfeld
WHD: Heidegger, Martin: "Was heisst
Denken?"
, Niemeyer, Tübingen (1971)
WLA: Nietzsche, Friedrich: Über Wahrheit und Lüge im
außermoralischen Sinne, aus dem Nachlass. NOO1, p. 162 ff.
1.1.2. Notations-Konventionen und
Schreibweisen
1.1.2.1. Hypertext-Verweise
Bei der Einführung eines neuen, oder andersartig
verwendeten Konzepts gerät man unweigerlich in einen hermeneutischen
Zirkel: Man kann keinen Begriff einführen, ohne ihn definiert zu haben,
aber zur Definition dieses Begriffs benötigt man einen Kontext, in dem
dieser Begriff eine tragende Rolle spielt. In diesem Sinne muss der Zirkel
irgendwo aufgebrochen werden. Ich verwende dazu die Hypertext-Verweise, die den
Bezug zwischen der Definition und der Einbettung in den Kontext herstellen.
Zur Realisation der Hypertext-Struktur sind in den Text
Hypertext-Verweise eingebettet, die in der Papier-Version auf Seitenzahlen
verweisen, und im WWW-Format auf Hyperlinks. Das Format der Hypertext-Verweise
sieht so aus:
bedeutet: Hypertext-Verweis auf Hypertext-Marke
@:XXX auf Seite y.
Die Hypertext-Prinzipien der Noologie werden hier näher
erläutert:
1.1.2.2. Spannungsfelder
Das Prinzip der Spannungsfelder ist ein essentielles Konzept
der Noologie, das in allen Schriften der Serie aus verschiedenen Aspekten
betrachtet wird. Hier wirkt sich das o.g. Problem des hermeneutischen Zirkels am
gravierendsten aus, weil dieses Konzept auf keine literarischen Vorbilder
zurückgreifen kann. Anlehnend an Heideggers Aufsatz "
Was heisst
Denken?
" (WHD) können wir die Spannungsfelder als
Versuch interpretieren, etwas nach-zu-denken, das nicht mehr denk-möglich
war, nachdem die
Begrifflichkeit und die
Ratio ihren Einzug in das Abendländische
Denken gehalten hatten. Die weitere Ausarbeitung der Spannungsfelder wird vor
allem in diesem Kapitel gegeben:
Verschiedene Bezeichnungen für Spannungsfelder
Je nach Kontext und Betrachtungsweise bzw. Sprache verwende
ich auch verschiedene Begriffe für Spannungsfelder:
Onoma-Semaiophonic Network /
Nexus /
Rhizome:
->:SEMAIOPHON_NET, p. 117
Die Vermischung der Sprachen von Deutsch, Griechisch, Latein
und Englisch ist Teil der Methode: meine Herangehensweise besteht darin, die
Semantischen Rhizome zu verfolgen, die sich durch alle europäischen
Sprachen ziehen. Dabei stelle ich fest, dass zwischen Deutsch und Griechisch
mehr Übereinstimmungen bestehen, als zwischen Deutsch und Englisch oder
Französisch. Englisch und Französisch haben eine Rhizom-Struktur, die
mehr am Lateinischen ausgerichtet ist.
Der Begriff
Nexus taucht in
einigen früheren Schriften auf. Hier orientiere ich mich an Whiteheads
Terminologie in "Process and Reality"
.
Notations-Konventionen für Spannungsfelder
Es gelten folgende
Notations-Konventionen für
Spannungsfelder
:
Spannungsfelder werden
quasi-physikalisch definiert wie magnetische oder elektrische Felder. Die zwei
Haupt-Typen sind
oppositionale und
affine Spannungsfelder.
Oppositionale Spannungsfelder
sind abstossende Spannungsfelder, so etwa wie gleichpolige elektrische oder
magnetische Felder.
Sie werden so dargestellt: (X <-> Y)
Verbal heisst das: X steht im oppositionalen Spannungsfeld zu
Y.
Affine Spannungsfelder sind
anziehende Spannungsfelder, so etwa wie sich Plus- und Minus- Pole von
elektrischen oder magnetischen Feldern anziehen.
Sie werden so dargestellt: (X * Y)
Verbal heisst das: X steht im
affinen Spannungsfeld mit Y.
Spannungsfeld-Konfigurationen:
Wie im physikalisch-chemischen Fall von Elektronen-Ladungswolken der Atome
fügen sich Spannungsfelder zu Komplexen zusammen. Die Gruppierung solcher
Komplexe folgt wie in der Physik zwei wesentlichen Faktoren:
1) Gruppierung aufgrund von Affinitäten := *
Die Affinität wird wie oben durch den Stern *
symbolisiert.
2) Gruppierung aufgrund von äusserem Druck :=
(...)
Die
Klammern bewirken genau was
sie im realen Leben auch tun: sie halten etwas zusammen, das von selbst (aus
seiner eigenen Dynamik) nicht zusammen bleiben würde. Quasi-physikalisch
gesprochen ist das der Druck, der auf ein System von aussen wirkt.
Konjugierte Spannungsfelder: Die
grosse Komplexität von
Spannungsfeld-Konfigurationen mit mehreren
Komponenten lässt sich auf Papier praktisch nicht darstellen. (Analog dazu
die Moleküle der organischen Chemie, die sich nur noch in Computermodellen
darstellen lassen). Als Notbehelf wird hier die Notation der Konjugierten
Spannungsfelder eingeführt. Dies ist analog dazu zu verstehen, "als
ob"
man die Topologie eines organischen Moleküls auf
eine Fläche ausbreitet.
Konjugierte
oppositionale
Spannungsfelder werden so dargestellt:
((X <-> Y)
^
|
v
(A <-> B))
Die Konjugation von zwei Spannungsfeldern wird durch die
vertikale Anordnung und die verbindenden Pfeile ^ | v angedeutet, die
äquivalent zu <-> sind. Damit diese Konfiguration nicht sofort wieder
auseinanderfällt, muss das Ganze durch ein weiteres äusseres
Klammer-Paar zusammengehalten werden. In linearer Schreibweise sieht das so
aus:
((X <-> Y) <-> (A <-> B))
Semantische Äquivalenz-Notation des
Spannungsfelds:
(X / Y / Z <-> A / B / C)
Die semantische Äquivalenz-Notation in einem
Spannungsfeld bedeutet:
(X <-> A) ist äquivalent mit (Y <-> B) und (Z
<-> C).
Hier gilt keine
Kommutations-Regel, ie. das
erste Element
links
kann nur ins Spannungsfeld mit dem
ersten
Element rechts
gesetzt werden usf.
Multipolares Semantisches
Spannungsfeld
:
((X / Y / Z) <-> (A / B / C))
Verbal bedeutet dies: ein multipolares Semantisches
Spannungsfeld:
X kann gegen Y oder Z eingetauscht werden.
A kann gegen B oder C eingetauscht werden.
Der Komplex von (X / Y / Z) steht im Spannungsfeld zu (A / B /
C)
Hier gilt die
Kommutations-Regel,
dass alle Kombinationen von X <-> A, X <-> B, X <-> C, etc.
eingesetzt werden können.
Multipolare Semantische Spannungsfelder in Worten
... oder phono-semantische Morphologie
Die formale Auszeichnung von Multipolaren Semantischen
Spannungsfeldern in Worten wird durch das Klammer-Paar {} markiert.
Die Form ist:
iii{A / B / C / ... }jjj{X / Y / Z / ...}kkk
Die Denkweise der Noologie verwendet eine Technik der
phono-semantischen Ambiguität von Worten.
Diese Technik wurde von Heidegger besonders in WHD eingesetzt, und wird hier
weiterentwickelt. Durch die
phono-semantische Ambiguität wird ein
Semantisches Spannungsfeld aufgespannt. Das Denken
ver-harrt un-entschieden vor einem Wort, weil zwei oder mehrere
Bedeutungs-Alternativen gleichzeitig aufscheinen. Es ist ein ähnliches
Prinzip wie die Boring-Kippfiguren. Die damit verbundene Irritation des
rationalen Verbal-Systems wird in der selben Weise als Denk-Technik eingesetzt
wie von Heidegger in WHD:
Was (ver-) heisst (uns) Denken?
Ein einfaches Beispiel:
Wenn ich das
Phono-Semantische
Spannungsfeld
von
phos
und
phonaeandeuten will, schreibe ich:
pho{s/nae}
Dies be-deutet: die
phono-semantische Wurzel(
rhiza, ,
archae,
principium,
radix) von
pho- kann
je nach Endung in
phos
(Licht) oder
phonae (Klang) umsclagen.
>:PHOS_PHONAE, p.
128
Die Notation mit den Klammern {} markiert eine
epochae im
Husserlschen
Sinne
, sie setzt ein, in dem neuronalen
Ent-Scheidungsprozess, bevor die Be-deutung in
-s
oder
-nae aufgelöst wird. Damit markiert die
Noologie ein
ungesättigtes Reflexionspotential
im Sinne von
Gotthard
Günther
.
[1]
Wenn ich mehrere
Phono-Semantische
Spannungsfelder
in einem Satz formuliere, ergibt dies
einen Ausschnitt aus einem
Semantischen Rhizom. Wie
ich im folgenden Text darstelle, sind vor allem die alten epischen Sprachen, vom
Rig Veda, über Zend Avesta, Homers Illias und Odysse, bis hin zum
Altarabischen des Koran, hauptsächlich als
Semantische
Rhizome
zu ver-stehen.
Ein komplexeres Beispiel:
Peri Pe{/i}ras{i/eo}s
Pe{/i}ras{i/eo}s kann nach der Kombinatorik aufgelöst
werden in:
Peras, Peiras, Peirasis, Peraseos, Peiraseos
Wenn ein Ausdruck in doppelter Klammer steht {{z/y}x}, wie
in:
Pe{/i}ras{{i/eo}s}
so verdoppelt sich die Kombinatorik auf alle Worte, die mit -s
enden oder nicht.
Natürlich er-geben nicht alle, sondern meist nur einige
Worte aus dieser Kombinatorik in der ge-gebenen Sprache einen
Sinn.
1.1.2.5. Die Transkription griechischer Worte
Die Schreibweise für griechische Worte ist wegen
Vereinfachung der Hypertext-WWW-Darstellung in latinisierter Transkription, mit
ae für
aeta
(Aussprache: ä) und
ou für
oy(Aussprache: u). An manchen Stellen, wo es auf den
Unterschied zwischen omega und omikron ankommt, steht
o für
omega (Plat
on). In Zitaten werden z.t.
unterschiedliche Transkriptionen verwendet: ë für
aeta, bei Baruzzi: ä, und ô für
omega. Soweit es für die Aussprache relevant
erscheint, wird der Akzent Akut auf á und ó verwendet.
1.1.3. Neuere Versionen
Dieser Text ist noch in Bearbeitung. Neuere Versionen stelle
ich im WWW ein. Dort sind sie zu finden unter:
Der Code auf der Noologie-DVD ist:
/0g/noo2.htm
/0g/noo2.pdf
1.2. Was bedeutet Noologie?
Das Wort
Noologie wird im
konventionellen philosophischen Sprachgebrauch recht selten gebraucht. (Siehe
Glossar: Noologie). Ich verwende es aus genau diesem Grunde, weil es mir eine
relativ grosse gestalterische Freiheit lässt, es mit den Inhalten zu
füllen, die ich für relevant halte, ohne viele Diskussionen der
Abgrenzung zu anderen, philosophisch schon stärker abgegriffenen Termen zu
führen (wie Sinn, Sein, Geist, Form, Inhalt, Wesen, Begriff, Denken, Logik,
Dialektik, Dianoia, Reflexionstheorie, Phänomenologie, etc.). Ich
führe in den folgenden Absätzen weiter aus, dass ich mich eher nur
tangential mit der platonisch-sokratischen philosphischen Tradition der letzten
2400 Jahre befasse. Ich suche und finde meine Denk-Wurzeln (mein semantisches
Rhizom) vor allem bei
Anaximandros,
Heraklitos und
Parmenides, und der Interpretation, die
Heidegger und
Spengler
diesen Spuren gegeben haben, auch in den Werken
Nietzsches.
... der ernsthafte Eifer um Wahrheit und
Wissenschaft ...
nämlich mit dem Vorsatze, in der
Wissenschaft auf die Autorität sich den Gedanken anderer nicht zu ergeben,
sondern alles selbst zu prüfen und nur der eigenen Überzeugung zu
folgen, oder besser noch, alles selbst zu produzieren und nur die eigne Tat
für das Wahre zu halten.
Hegel (1986, p. 72-73), Einleitung
Wenn ich andere Philosophen zitiere, dann weniger, weil ich
mich auf deren Werke berufe, sondern um
strukturelle
Ähnlichkeiten
zu markieren. Im Sinne einer
Genealogie des Denkens soll das nicht auf eine
Abstammung hinweisen, sondern auf eine
Form-Ähnlichkeit, die sich aufgrund einer
inneren Eigendynamik ergibt. Bei einer
Selbstbetrachtung des Denkens kommt man um
gewisse strukturelle Ähnlichkeiten mit Hegel nicht herum, aber das
sagt nichts aus über eine Verwandtschaft. Es ist
analog zu verstehen, wie in der Biologie die
phylogenetisch völlig unabhänige Entwicklung leistungsfähiger
optischer Organe (der Augen) in den verschiedenen Tier-Phyla verstanden wird,
bei: Insekten, Oktopussen, und Wirbeltieren
(
Analogie). Die technischen Erfordernisse zur
Orientierung mit Hilfe von Licht erfordern eine ähnliche Ausstattung mit
funktional äquivalenten
Licht-durchlässigen,
Licht-brechenden, und
Licht-rezeptiven Organ-Teilen, die in allen
Tier-Augen notwendigerweise vorhanden sein müssen. Siehe Literatur zur
Analogie:
(URL)
(LOC_DVD)
etext-virginia/etext.lib.virginia.edu/cgi-local/DHI/dhicontrib233c7.html
Die
Entwicklung der Noologie
folgt einem ähnlichen Phasen-Schema, wie sich in der Sichtweise der
Biologie die
Organe aus den Stammzellen bilden:
Durch
Differenzierung der Ur-Substanz, im
spezifischen Fall durch
Reflexion, bzw.
Selbst-Brechung des
Ur-Gedankens. Die
Analogie von
Licht-durchlässigen,
Licht-brechenden, und
Licht-rezeptiven Organ-Teilen lässt sich ohne
weiteres auch auf die
Brechungsformen des Geistes
in der
Entwicklung der Selbst-reflexiven Reflexion
übertragen. Die mystische Spekulation des
deus est
lumen
verläuft analog parallel zur
philosophischen: der
Genese des Geistes aus dem
Geiste
: Ersetzen wir das Wort
"Licht"
durch "Geist"
: Aus den
Licht-durchlässigen,
Licht-brechenden, und
Licht-rezeptiven Komponenten wird dann das
Ensemble von
Geist-durchlässigen,
Geist-brechenden, und
Geist-rezeptiven Anteilen,
des Geistes
selber
. Wenn {
en archae
/
ex archaes} nichts da ist ausser Geist selber,
muss er sich diese seine Komponenten aus sich selbst erschaffen. Das ist die
Genese des Geistes in all {ihren/seinen} Erscheinungen. Hegel formuliert das
Prinzip in immer neuen Variationen in der
Phänomenologie, so in der
Vorrede und dem Absatz über die
offenbare
Religion
.
Dies An-und-für-sich-sein aber ist es
erst für uns oder an sich, oder es ist die geistige Substanz. Es muß
dies auch für sich selbst - muß das Wissen von dem Geistigen und das
Wissen von sich als dem Geiste sein; das heißt, es muß sich als
Gegenstand sein, aber ebenso unmittelbar als vermittelter, das heißt
aufgehobener, in sich reflektierter Gegenstand. Er ist für sich nur
für uns, insofern sein geistiger Inhalt durch ihn selbst erzeugt ist;
insofern er aber auch für sich selbst für sich ist, so ist dieses
Selbsterzeugen, der reine Begriff, ihm zugleich das gegenständliche
Element, worin er sein Dasein hat; und er ist auf diese Weise in seinem Dasein
für sich selbst in sich reflektierter Gegenstand. - Der Geist, der sich so
als Geist weiß, ist die Wissenschaft. Sie ist seine Wirklichkeit und das
Reich, das er sich in seinem eigenen Elemente erbaut.
Hegel (1986, p. 28-29), Vorrede
Denn der Geist ist das Wesen seiner selbst
in seiner Entäusserung; das Wesen, das die Bewegung ist, in seinem
Anderssein die Gleichheit mit sich selbst zu behalten. Dies aber ist die
Substanz, insofern sie in ihrer Akzidentalität ebenso in sich reflektiert,
nicht dagegen als gegen ein Unwesentliches und somit in einem Fremden sich
Befindendes gleichgültig, sondern darin
in
sich
, d.h. insofern sie
Subjekt oder
Selbst
ist. - In dieser Religion ist deswegen das göttliche Wesen geoffenbart.
Sein Offenbarsein besteht offenbar darin, dass gewusst wird, was es
ist.
Hegel (1986, p. 552), die offenbare Religion
1.2.1. Was heisst
Denken?
chrae to légein te noein t' eon
emmenai
Nötig ist zu sagen und zu denken,
dass das Seiende ist.
Parmenides, Frag. VI / Heidegger: WHD, 105
Das Gefüge von
légeinund
noeín ist
der Grundzug des Denkens, das sich hier ins Wesen regt. Das Denken ist demnach
kein Greifen, weder ein Zugriff auf das Vorliegende, noch ein Angriff dagegen...
Das Denken ist kein Be-grifen. In der hohen Frühe seiner Wesens-entfaltung
kennt das Denken noch nicht den Begriff.
Heidegger: WHD, 128
Die Lehre vom Denken heisst Logik, weil
das Denken sich im
légein des
lógos entfaltet.
Heidegger: WHD, 105
Logik (gr. logikê sc. technê
v. logos = Denken) heißt die Wissenschaft von den Gesetzen des Denkens.
Mit dem ersten Zitat, dem Satz des Parmenides, Frag. VI,
eröffnet Heidegger den Zentralteil seiner tiefgründigen
Erörterung über das
Denken des Denkens:
Was heisst Denken?
[2]
Das
to légein te noeín ist auch der
Kerngedanke der Noologie, und als griffige Formulierung fasse ich die beiden
Begriffe
noein... légein zusammen, und bilde daraus das Wort
Noologie.
Das zweite Zitat: "Das Gefüge von
légeinund
noeín ..."
kennzeichnet die Denk-Richtung der Noologie, die vor allem mit der Methode der
Spannungsfelder entfaltet wird. Der vorliegende Ansatz der Noologie ist damit
intendiert als eine Wiederaufnahme / Weiterentwicklung der Methode von
Heideggers Ansatz (
das
Wie des
Denkens
). Seiner Methode, die manchmal die
phänomenologische genannt wird (nach seinem
Lehrer Husserl), entspricht in der Noologie das
Denken in / von
Spannungsfeldern
.
[3]
Ich beantworte die Frage nach dem
Denken des
Denkens
hier vorläufig mit einem
programmatischen Umriss, und der gesamte folgende Text der Noologie kreist immer
um das Zentralthema, das er gesetzt hat: Was
heisst
[4]
(uns) Denken?
Denken, so heisst es für die Noologie, ist das
Erzeugen und Bewegen von Vorstellungen mit dem Ziel des Einklangs mit dem
Sein.
und:
Vorstellungen, die den Einklang mit dem Sein finden,
heissen
Wahrheit (alaetheia).
Machen wir uns keine Sorgen darüber,
dass wir nicht
wissen, was das Sein
ist
.
Auch Heidegger hat es in all seinen ausführlichen Werken immer kunstvoll
umgangen, sich dazu zu äussern. Nach dieser Definition werden wir es auch
nie wissen können, sondern das beste was wir hoffen können, ist einen
Einklang zu finden. Damit ist diese Definition im
schönsten Sinne selbst-reflexiv. Und über die letzten Dinge (das
eschaton), wie
Sinn und Sein, oder
Sinn von
Sein
, oder
Sein des
Sinns
, kann man nicht anders als selbst-reflexiv
sprechen.
Es geht hier nicht allein um Konzepte und Ideen, sondern um
alle Arten und Klassen von Vorstellungen, die im Vermögen der Menschen
liegen, nämlich
reflexive
Vorstellungs-Universen
erzeugen und bewegen zu
können.
[5]
Damit sind auch und nicht zuletzt, künstlerische und musikalische
Vorstellungen gemeint, nicht nur
Vorstellungen des
Verstandes
, sondern auch und nicht zuletzt,
Vorstellungen des
Herzens
.
[6]
Letztere
umfassen einen weiten Bereich, etwa die
Liebe,
[7]
aber auch
die
Andacht
[8]
und das
Beten. Somit ist eine Art von Denken, die
hier umfasst ist, auch in dem Programm des
Benedict von
Nursia
enthalten:
Ora et Labora
Die mittelalterliche philosophische lateinische Bedeutung von
lógos war:
ratio et
oratio
. Dabei heisst
oratio sowohl
Rhetorik /
Redekunst
als auch
Beten. St.
Benedict v.
Nursia
begründete seine berühmte
Mönchsregel auf
ora et
labora
.
[9]
Das Denken des Denkens, so wie es die Philosophie der letzten
ca. 2300 Jahre formulierte, basiert auf einem Grundmuster, das Platon und
Aristoteles gelegt hatten,
[10]
und das in der
Stoa und der Scholastik ausgearbeitet wurde: Nachformulierungen der essentiellen
Fragen des Seins im Rahmen der Sprachlogik, die das Altgriechische Idiom zu
formulieren erlaubte. Heidegger sagt uns: Die entscheidende Komplikation trat
auf, als Augustinus und seine christlich-scholastischen Nachfolger den
Übergang zu einer rein lateinischen, griechisch-vergessenen Philosophie
gemacht hatten. Ich füge dem hinzu: Der Fehler trat auf, als die alten
semantischen Beziehungsgeflechte (die semantischen Rhizome) des altgriechischen
Denkens vergessen wurden.
[11]
Lesen wir dazu
die entscheidende Stelle in Heideggers WHD:
Die Verkoppelung von
légein und
noeín als Aussagen und als Vernunft
schlägt sich in dem nieder, was die Römer die ratio nennen. Das Denken
erscheint als das Rationale. Ratio stammt vom Zeitwort reor. Reor besagt: etwas
für etwas nehmen:
noeín; dies ist
zugleich: etwas als etwas darlegen:
légein.
Die Ratio wird zur Vernunft. Über sie handelt die Logik.
...
In der ratio verschwindet jedoch das
ursprüngliche Wesen von
légein und
noeín
. Mit dem Aufkommen der Herrschaft der
ratio kehren sich alle Verhältnisse um. Denn jetzt erklä. Mit dem
Aufkommen der Herrschaft der ratio kehren sich alle Verhältnisse um. Denn
jetzt erklären die mittelalterliche und die neuzeitliche Philosophie das
griechische Wesen von
légein und
noeín
, von , von
logos und
nous aus
ihrem Begriff der ratio her. Diese Erklärung
klärt jedoch nicht mehr auf, sondern sie verdunkelt. Die Aufklärung
verfinstert die Wesensherkunft des Denkens. Sie sperrt überhaupt jeden Weg
in das Denken der Griechen ab.
...
[Die] Frage: Was heisst Denken?
...
Von dieser verborgenen Frage entfernt sich
die Philosophie am meisten, wenn sie auf den Gedanken gebracht wird, das Denken
müsse mit dem Zweifeln beginnen.
Heidegger: WHD, 127
"Das Denken müsse mit dem Zweifeln beginnen" bezieht sich
auf Descartes (
cogito ergo sum), und so sind es
(IMHO) diese beiden, Augustinus und Descartes, die grossen Denker, die das
abendländische Denken auf seine Ab- und Holz-Wege gebracht
haben.
[12]
CARTESIAN, adj.
Relating to Descartes, a famous
philosopher, author of the celebrated dictum, Cogito ergo sum -- whereby he was
pleased to suppose he demonstrated the reality of human existence. The dictum
might be improved, however, thus: Cogito cogito ergo cogito sum -- "I think that
I think, therefore I think that I am;" as close an approach to certainty as any
philosopher has yet made.
Ambrose Bierce:
1.2.2. Noologie und das Wie des Denkens:
Die Noo-Tropologie
Die
Noo-logie, wie ich sie
verstehe, be-deutet
Denken über das Denken,
bzw. die
selbst-reflexive Anwendung von Denken auf
Denken
. Dies ist eine Reformulierung der Anweisung,
die auf dem Tor-Bogen des
Apollon-Tempels von Delphi
stand:
Gnothi se auton. Daher auch der Name
Reflexionstheorie für diesen speziellen
Reflexionsbogen. Siehe dazu Hegels Verweis darauf und seine Darstellung in der
Enzyklopädie, (1969):
Die Erkenntnis des Geistes ist die
konkreteste, darum höchste und schwerste. Erkenne dich selbst, dies
absolute Gebot hat... die Bedeutung der Erkenntnis des Wahrhaften des Menschen,
wie des Wahrhaften an und für sich, - des Wesens selbst als
Geistes.
Hegel (1969, p. 311)
Es geht wesentlich um das
Wie
des Denkens. Mit Aristoteles können wir alles, das dem
Was des Denkens angehört, seine
Topologie nennen (von gr.
topos,
topoi
,
Ort/e), und alles, das auf das
Wie des Denkens zielt, seine
Tropologie(gr.
tropae,
Windung,
Wendung).
Die
Wendung des Denkens ist wiederum bildlich
verstanden, seine
Reflexion /
Refraktion, also das
In-sich-Selbst-Brechen
eines Gedankens
. Die spezifische Schwierigkeit des
Nachvollzugs einer
Sequenz von Gedanken-Brechungen
liegt in den
medialen Gegebenheiten der
Schriftlichkeit
. Die Schrift fixiert einen Gedanken
auf einen {Begriff / Satz / Aussage}, bzw. einen
Topos, der im Lesen und Wieder-Lesen immer
identisch aufsuchbar ist. In der Tat ist
Begrifflichkeit als
Greifbares
nur zu denken durch die Schrift. Dieser
Befund wurde insb. von der Denk-Schule im Umkreis von
Innis,
Havelock,
Ong und
McLuhan und
ihren Nachfolgern augearbeitet. Ein Wieder-Aufsuchen einer Aussage ist in der
Rede unmöglich, dort werden wir unentrinnbar in den
Strom der
Denk-Bewegung
(das
panta
rhei
des Heraklit) hineingezogen. Heidegger hat in
WHD genau die Auswirkungen der Medialität der Schriftlichkeit für die
Begriffsbildung behandelt, ohne aber die Schrift zu erwähnen. Er arbeitete
zu einer Zeit, als die Arbeiten der genannten Schule noch nicht bekannt (oder
noch nicht entstanden) waren. Folglich findet sich bei ihm auch kein Hinweis auf
die
Schriftlichkeit, aber er hat in seiner
Fundamental-Analyse der
Technik genau den
spezifischen Technik-Charakter der Schrift schon angedeutet oder vorausgeahnt.
Es ist schwierig, im schriftlichen Medium den
Prozess der
Gedanken-Brechungen
als solchen zu behandeln. Hegel
setzte sich in seinem "System der Wissenschaft"
mit
dieser Problematik tiefgreifend auseinander, und sein ansonsten etwas
absonderlich anmutender Schreibstil lässt sich dahingehend verstehen, dass
er versuchte, die
In-sich-Selbst-Brechung eines
Gedankens
in seinen Satzbau hineinzu-modulieren.
Damit tat er der deutschen Sprache (und dem Verständnisvermögen des
Lesers) mancherlei Gewalt an. Um die Häufung solcher
tour de
forces
zu vermeiden, sucht die Noologie nach einer
anderen Ausdrucksweise, nämlich das
Denken in
Spannungsfeldern
. Die
Tripolarität der
Bewegungsmomente
in Hegels Denken wird hier mit einem
bestimmten Typ, nämlich
Tripolaren
Spannungsfeldern
(
Tripole) installiert. Am einfachsten verdeutlicht
man sich das Spannungsfeld wie ein Magnet- oder Elektrisches oder
Gravitational-Feld. Die genauere Erläuterung des Prinzips folgt in diesem
Abschnitt:
->:NOO_SPFELD, p.24
Ent-Scheidung und Mythos
Die Standard-Trope des normalen dualistischen Denkens ist der
Gegensatz (Hegel: These <-> Antithese).
Allgemeiner ist es das Prinzip der
Dichotomie
(Ent-Zweiteilung, Glossar: Dichotomie). Dh. die Begriffe stehen in
Opposition, sie sind voneinander Ent- Ge- und
Ver-Schieden, und in unserem täglichen Leben scheiden sie die
dazugehörigen Empfindungsformen voneinander. Die Begriffe
(
lógoi) erschaffen ganz wörtlich unsere Erlebnis-Welt in
jedem wachen Augenblick. Dieses Erschaffen durch den
lógos zeigt sich paradigmatisch schon in
der Genesis: Und Gott schied Wasser & Erde, Tag & Nacht, etc.
In den früheren Schöpfungs-Mythologien der
Menschheit ist dieses Ent-Scheiden noch etwas brutaler dargestellt, da ist es
ein
Ent-Zwei-Schneiden und
Zerstückeln: wie etwa in Mesopotamien das
Zerstückeln der Tiamat, der ägyptische
Mythos der
Zerstückelung des Osiris, die
Zerstückelung des
Dionysos
[13]
und in
Hesiods Theogonie die
Kastration des Uranos. Hier
als weiteres Beispiel der nordische Mythos der Schaffung der Welt aus dem
zerstückelten Körper von Ymir.
Odin and his brothers had no liking for
Ymir, nor for the growing number of giants, and killed him. In the huge amount
of blood that flowed from Ymir's wounds all the giants, except two, drowned.
From the slain body the brothers created heaven and earth. They used the flesh
to fill the Ginnungagap; his blood to create the lakes and the seas; from his
unbroken bones they made the mountains; the giant's teeth and the fragments of
his shattered bones became rocks and boulders and stones; trees were made from
his hair, and the clouds from his brains. Odin and his brothers raised Ymir's
skull and made the sky from it and beneath its four corners they placed a dwarf.
Finally, from Ymir's eyebrow they shaped Midgard, the realm of man. The maggots
which swarmed in Ymir's flesh they gave wits and the shape of men, but they live
under the hills and mountains. They are called dwarfs.
(URL)
(LOC_DVD)
norse-myth/www.pantheon.org/areas/mythology/europe/norse/articles.html
Etwas stärker symbolisch überformt, findet sich
dieser
Archae-Mythos auch im christlichen
Abendmahl (
Eucharistie) wieder, als Christus sagt:
esset, dies ist mein Fleisch, und trinket, dies ist mein Blut.
Der Gedanke ist Gottes Sohn, er ist Gott
selbst, wenn auch nicht in seiner Totalität; er ist teils in Gott verborgen
(logos endiathetos), teils in der Schöpfung sichtbar geworden (logos
prophorikos); er hat alle Propheten begeistert und ist zuletzt in Jesu Fleisch
geworden.
Glossar: lógos. www.textlog.de/1768.html
EUCHARIST, n.
A sacred feast of the religious sect of
Theophagi.
A dispute once unhappily arose among
the members of this sect as to what it was that they ate. In this controversy
some five hundred thousand have already been slain, and the question is still
unsettled.
Ambrose Bierce:
Das Wasser ist das Urelement. Erstens:
Wasser wird zu Wein; zweitens: Wein verwandelt sich in Blut. Das Wasser ist die
Materie, der Wein die Seele, das Blut der Geist.
Bela Hamvas
Ortho- / Allo- / Neo-Tropologie
"Contrariwise"
,
continued Tweedledee, "If it was so, it might be; and if it were so, it would
be; but as it isn't, it ain't. That's logic."
Lewis Carroll
Wir können weiter unterscheiden zwischen allen
regelhaften Formen des Denkens und der Logik, welche ich
Ortho-Tropologie nennen möchte, und allem was
nicht dazu gehört, den Bereich der
Allo-Tropologie. Die
Ortho-Tropologie
umfasst u.a. den (aristotelisch-) logischen Bereich, in dem die
Wahrheit eindeutig bestimmbar ist, es ist damit
der Bereich der
Gewissheit. (Glossar: Denkgesetze)
Dieser Bereich ist allerdings sehr eng umgrenzt auf inhaltsleere Aussagen wie A
= A, oder bestimmte triviale Phänomene der objektiven
Welt,
[14]
insb. aber von Dingen und
Gegenständen aus der technischen Produktion, die beherrschbar (ie
kontrolliert reproduzierbar) sind. Dies sind insbesondere die Computer mit ihrer
technisch implementierten Wahrheitsfunktion: der
Boole'schen
Logik
.
[15]
Weiterhin
ordne ich in den Bereich der
Ortho-Tropologie die
Syntax und
Grammantik. Diese umfasst die regelhaften
Sprach-Strukturen, unter denen sinnvolle (semantisch bestimmbare) Sätze
formuliert werden können. Dies ist aber nur eine notwendige Bedingung.
Grammatikalisch korrekte Sätze können durchaus sinnlos sein, wie in
dem Beispiel von Chomsky:
"colorless green ideas sleep furiously", despite being 100%
grammatical ...
(URL)
http://en.wikipedia.org/wiki/Colorless_green_ideas_sleep_furiously
Bei Heidegger (WHD, p. 100) findet sich noch ein kürzeres
und klareres Beispiel: "Das Dreieck lacht"
. Hier ist das,
worauf es ankommt, nämlich der logische Widerspruch in der Aussage
ausgezeichnet.
Der Begriff
Allo-Tropologie
umfasst unkonventionelle Denkmethoden, von denen die meisten schlicht falsch
oder unsinnig sind, aber einige davon haben eine gewisse Stabilität und
Praktikabilität. Die
Allo-Tropologie war in
der Antike das Handwerksgebiet der Sophisten, und wurde von den heutigen
postmodernistischen Denkern des "Anything Goes"
wiederentdeckt. Das Ziel der Noologie ist, jenseits der eingegrenzten Strukturen
der
Ortho-Tropologie einen weiter gefassten
Bereich von
Ordnungen des Denkens zu finden, die
ich
Neo-Tropologie nenne. Dies wird formuliert,
damit das Denken nicht bedingungslos in die postmoderne Beliebigkeit
verfällt. Es ist der Bereich, in dem die Wahrheit nicht exakt determiniert
werden kann, aber mit approximativen Verfahren eingeschätzt werden kann.
Eine ähnliche Situation finden wir in der Quantentheorie, wo die
Zustände nicht eindeutig erfasst werden könnnen, aber doch
statistische Aussagen gemacht werden können, die ausreichen um technische
Verfahren mit reproduzierbarer Genauigkeit zu entwickeln. Ein wichtiger
Grenzbereich ist die
Phono-Semantik, die ich im
nächsten Abschnitt unter "Semantische Felder"
genauer behandele.
1.2.3. Das Warum der Noologie
Das den Gesetzen der Logik folgende Denken
ist ... wenig geeignet, die Wirklichkeit adäquat zu
erfassen.
Liessmann (2000, p. 116-117)
S.a. Gotthard Günther, Logistischer Grundriss und
Intro-Semantik, p. 27,
F:\gg_log-grundriss-intro-semantik.pdf
[16]
In erster Näherung ist die Formulierung der Denkweisen
der Noologie eine zweckfreie Übung, um alternative, aber praktikable Formen
des Denkens zu finden, analog vielleicht zu den Ansätzen zur
non-euklidischen Geometrie von Mathematikern des 19. Jh's (Lobachevsky,
Riemann).
[17]
Dahinter steht aber ein Fernziel,
das
Denken des Zwischen-Menschlichen, des Sozialen
und Politischen. Die Aristotelische dualistische Denkweise und Logik, also die
Ortho-Tropologie, die das Denken des Westlichen
Abendlandes seit ca. 2300 Jahren immer weiter entwickelt hat, ist für die
Dinge und Prozesse des Objekt-Bereichs von Wissenschaft und Technik sehr
erfolgreich. Sie ist aber für Anwendungen des Zwischen-Menschlichen, des
Sozialen und Politischen kaum ausreichend. Das zeigt sich vor allem heute im
Zeitalter des Global-Hyper-Kapitalismus, in dem die technischen Mittel der
Kontrolle und Ausbeutung immer raffinierter werden, und wo das
Zwischen-Menschliche auf reine Objektbeziehungen reduziert wird.
Eine Logik der Gesellschaft ist nur
möglich, wenn ich soviel Differenzen habe, wie aktive Individuen in dieser
Gesellschaft zusammenkommen. Es muss jedes Individuum als Individuum vom
nächsten unterscheidbar sein, und dazu braucht man einen
"poly-kontexturalen"
Strukturbegriff.
Gotthard Günther, "Phaidros und das Segelflugzeug", p.
10.
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\ggphilosophy\phaidros.pdf
Gotthard Günther sah seine Arbeit zur mehrwertigen Logik
im direkten Anschluss an Hegel, und er und seine Nachfolger haben Ansätze
gemacht, mehrwertige "poly-kontexturale"
Logiken zu
entwickeln, um den formalen und technischen Bereich, die Operationalisierung
einer Nach- oder Über-Aristotelischen Logik voranzutreiben. IMHO hatte
dieses Unternehmen bisher aber keine greifbaren Erfolge. Mittlerweile hat man in
Bereichen der
Quantentheorie, wo die
aristotelischen Ansätze sowieso nicht mehr greifen, und der
Fuzzy
Logik
, pragmatische Methoden entwickelt, um für
spezielle Probleme die Begrenzungen der Aristotelischen Logik zu
überwinden. Diese Ansätze reichen zwar überhaupt nicht an die
Gedanken von Gotthard Günther heran, aber dafür sind sie praktikabel,
Fuzzy Logik findet sich heute in Waschmaschinen
und Kameras, und auf
Quanten-Technologie beruht
mittlerweile der profitabelste Teil der High-Tech Maschinerie. Die Noologie
orientiert sich u.a. an solchen Ansätzen, um hier allgemeinere Verfahren
für das Denken zu entwickeln, und insbesondere Techniken zu finden, mit
denen das Soziale besser formuliert werden kann, als rein
deskriptiv.
[18]
Der Ansatz der Noologie ist
vorerst nicht mathematisch-logisch, sondern der Weg einer
Semantischen
Logik
. Dies ist ein möglicher Ansatz für
eine
Neo-Tropologie.
Ich kann den Soziologen nur ein
gründliches Studium in Logik, Arithmetik oder Kombinatorik und in
Kybernetik empfehlen.
Gotthard Günther, "Phaidros und das Segelflugzeug", p.
11.
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\ggphilosophy\phaidros.pdf
Diese Anregung von Gotthard Günther wird anscheinend von
Gerd Gigerenzer (MPI f. Bildungsforschung, Berlin) weiter verfolgt. Er und seine
Mitarbeiter haben in ihren Arbeiten Konzepte von probabilistischen und
heuristischen Denkmethoden entwickelt, die eine gewisse Ähnlichkeit mit den
Konzepten der Noologie haben. Die gemeinsame Thematik kann man vielleicht so
nennen:
Fuzzy Logic Konzepte für Semantische
Operationen
. Die Publikationen des Instituts sind auf
folgender WWW-Seite zu finden:
(URL)
http://ntfm.mpib-berlin.mpg.de
1.2.4. Noos / Nomos / Dikae / Logos /
Ratio und das Chaos
Das Wort
Noologie ist gebildet
aus den griechischen Worten
noos /
nous und
lógos.
[19]
Die Bedeutung beider Worte ist ähnlich, aber nicht identisch. Das
semantische Feld von "
noos"
umfasst ungefähr
die folgenden Begriffe:
{Vernunft
/
Geist
/ Verstehen
/
Verstand
/ Denken
/
Intelligenz
/ engl:
"know{/{ing/ledge}}
"
[20]
}.
Das Wort "
lógos heisst
sowohl
Gedanke,
Denken als auch
Wort"
, (Friedrich Kirchner, Wörterbuch.
Glossar:
lógos). Die Differenzierung beider
Begriffe entstand durch die philosophische Arbeit der letzten 2500 Jahre nach
Heraklit, der diesen Begriff als erster in der Ahnenreihe der Philosophen
verwendete. Ich folge hier weiter Heideggers Spuren, so wie er es IMHO in WHD
vorgezeichnet hat, indem ich den semantischen Spannungsfeldern nachspüre:
Die Lehre vom Denken heisst Logik, weil das
Denken sich im
légein des
lógos entfaltet.
Um die Interrelation von
nous
und
lógos entlang dieser Spuren
zurückzuverfolgen, soll als (Theater-) Vorstellung das weitere Begriffsfeld
des altgriechischen
Denken des Denkens aufgebaut
werden: Nämlich die Worte, mit denen die Griechen dieses semantische Feld
markierten:
{g}noein
(denken),
{g}
nomizein
(meinen),
gn
omae
(Verstand,
Intelligenz),
[21]
{g/gig}nosis (Erkenntnis), eidos
(Form, Begriff,
Vorstellung, Idee), idea
(Gestalt Form, Art, Urbild,
Idee), pseudos
(Täuschung, Lüge),
phraen{ae}
(Geist, Bewusstsein, Herz, Gefühl, Wille,
Gesinnung, Zwerchfell), phronae
(denken, überlegen,
vernünftig sein) (Heraklit: phronimon
),
phonae
(Sprache, sprechen, reden, rufen),
phasma
, phanta{sma/sia}
(Einbildung, Wahnvorstellung)
s
ophronae
(verständig,
besonnen, vernünftig sein), sophro{synae}
(Verstand,
Klugheit, Besonnenheit), sophia
(sapientia
, Weisheit, Klugheit, Geschicklichkeit,
Erfahrung), sophisma
(List, Täuschung),
dia-noia
(Denk-Art), dia-logos
(Gespräch, Dialog),
dialektikae
(Dialektik),
the
o{ria}
(anschauen,
zuschauen, überlegen, einsehen, verstehen, erfahren),
theama
(Anblick, Schauspiel),
theaomai
(anschauen, betrachten, erkennen),
theatron
(Theater, Schauspiel, Vor-Stellung),
thauma{/zo}
(wunder/n, staunen),
theós
(Gott, göttlich).
Im mittelalterlichen und neuzeitlichen Sprachgebrauch hat
sich für lógos
eine gewisse Betonung auf
Systematik
und Ordnung
eingestellt
. Diese Entwicklung lässt sich auf die
Logik
des Aristoteles zurückführen. Vor
Aristoteles finden wir eine ähnliche Auffassung in Platons
Timaios
, noch ohne expliziten
lógos
-Begriff. Der Denkzusammenhang wird hier
gebildet durch den griechischen Begriff des
Kósmos
, der Schmuck, Zierde und
Ordnung
bedeutet.
Plato also embraces this idea, but for him,
the material/physical world is always in a state of flux. For him, logos means
quite the opposite of what it meant to Heraklitos (also spelled Heraclitus). To
Plato's mind, Logos constitutes the world of Form where Truth expresses a state
of immutable Oneness.
In der nachfolgenden Entwicklung der neoplatonischen
Philosophie zitierten die christlichen Philosophen Heraklitos
verständlicherweise nur so, wie es ihrer Logik und Denkweise entgegenkam,
nämlich in einer statischen, festgefügten Ordnung. Aus den anderen
Fragementen des Heraklitos ist zu vermuten, dass der
lógos für ihn noch ganz andere
Qualitäten hatte, etwa die des Feuers, welche eine durch und durch
dynamische ist:
phronimon einai to pyr - das Feuer ist
vernunft-begabt.
Heidegger hat in WHD (p. 115-127) eine ausführliche
Diskussion der Ab-wege geführt, auf die der Begriff des
lógos in der lateinisch-rationalen
Philosophie geführt worden ist, und dies führt er auf p. 127 zu seiner
schon genannten Schlussfolgerung.
->:NOEIN_LEGEIN, p.14
Das Erkennen des Gesetzlichen
Das Begiffspaar / Spannungsfeld von {Noos /
Nomos
[22]
}
markiert den wesentlichen Aspekt, der für das neuzeitliche Verständnis
von
lógos und
-
logie gilt:
Das Erkennen des
Gesetzlichen
oder die
Nomologie. Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch
das griechische Wort
d
ikae :=
Recht(s-Entscheidung), Strafe, Gewohnheit, Art und Weise, sowie die dazu
gehörige Göttin
Dikae. Sie ist sowohl bei
Anaximandros
[23]
wie bei
Parmenides
[24]
eine entscheidende Bezugs-Figur.
In der Vedisch-Indischen Philosophie finden sich analog dazu die Terme
Dharma,
Rta
(
Rita) und
Karma.
archaen ... eiraeke ton onton to apeiron
Der Ursprung (oder: Anfang) der seienden Dinge ist das
Unbegrenzte
(apeiron)
.
ex on de he genesis esti tois ousi
Aus welchen (seienden Dingen) die seienden Dinge ihre
Entstehung haben
.
kai taen phthoran eis tauta ginesthai kata
to chreon
dorthin findet auch ihr Vergehen statt, wie es
gemäß der Ordnung
ist
.
didonai gar auta dikaen kai tisin allaelois
taes adikias kata taen tou chronou taxin
denn sie leisten einander Recht (dikae) und Strafe für
das Unrecht (adikia
)
gemäß der zeitlichen Ordnung
(chronos
).
[25]
Die Äquivalenz der Strukturen des Anaximandros-Fragments
und der Vedischen Philosophie kann mit den entsprechenden Schlüsseltermen
markiert werden:
Dharma (:= kata to chreon),
Rta
(
Rita) (
:= dikae)
und ) und
Karma (
:= dikaen kai tisin
allaelois taes adikias kata taen tou chronou
taxin
).
[26]
Dazu eine Beschreibung aus Vedischer Sicht:
The world's seeming mess of altercating
fortune, the caprice of the divinities, was now intelligible. Indeed, there was
a single, unchanging harmony working 'behind the scenes.' A right path existed,
ready to be taken by the righteous ones. Rta signifies the way life ought to be,
shifting from physical to divine, from natural to moral order. Rta was morality,
the equitable law of the universe. The conception of this all-transcending,
supramental force that is, practically, the same concept as later understandings
of dharma, is captured in this early Vedic prayer, preempting the liturgical
strains of classical Hindu mantras involving dharma:
"O Indra, lead us on the path of Rta, on
the right path over all evils."
--(Rig Veda Book X, Chapter CXXXIII, Verse
6)
(URL)
http://www.haryana-online.com/Culture/dharma.htm
Der Gott der Gesetzlichkeit
Die mittelalterlich- neuzeitliche Bedeutung von
lógos wird bestimmt durch seine Nähe
zu (und Überformung durch) dem lateinischen Wort
ratio. Diese Verbindung erscheint heute in den
Allgemein-Worten im Umfeld von
Rational/ität
.
[27]
Der Haupt-Aspekt, der
lógos von
nous
unterscheidet, ist diese Beimischung von
ratio,
die auch
Proportion,
Mass,
Messbarkeit
etc. bedeutet. Aristoteles begründete diese Verwendung mit seiner
Logik.
[28]
Platon hatte das Konzept im Timaios
formuliert, und die christliche Philosophie übernahm das hellenistische
Konzept über
Dionysius Areopagita. Sichtbar
war es zuerst bei Joh. 1.1.: "En archae en ho
lógos".
[29]
/
[30]
Im christlichen Denken ist Gott der primordiale
Nomothetes (Gesetzgeber), und in der heutigen
Wissenschaft ist das die Natur. Es ist diese Betonung der Gesetzlichkeit, warum
heute viele Wissenschaften ihren Namen bilden, aus einem vorangestellten
Wissenschafts-Feld-Bezeichner wie etwa "Zoo-"
und einem
angehängten "-logie"
.
In der Folge wurde es zu einem Haupt-Attribut des christlichen
Gottes dass er als All-messender, und All-wägender dargestellt
wird.
[31]
Einen glanzvollen Höhepunkt
findet diese Denkweise in der neuplatonischen Metaphysik der Gotik, die sich vor
allem in der Architektur der Kathedralen manifestiert. Siehe: Eckstein, nach
Otto von Simson.
->:ECKSTEIN_GOTIK, p.183
Sowie: Paul Calter: Geometry in Art and Architecture
(URL)
(LOC_DVD)
dartmouth/www.math.dartmouth.edu/_matc/math5.geometry/index.html
Das Göttliche als oberstes Ordnungsprinzip findet sich
natürlich auch in vor-christlichen Denksystemen und Mythologien. Die
antiken Verbindungen dieses Themas lassen sich etwa zurückführen auf
die indeuropäische Wort-Wurzel "Men"
-, in ihren
Variationen wie Mensura
, Minos
,
Manu, Mens
, Manas
, Man,
M{e/i}nerva
, etc. (siehe dazu Jean
Gebser
: Men-
,
Mens
, Mind, Mensch).
[32]
Im griechischen Pantheon waren die dafür zuständigen Götter Apoll
und Athenae (Min-/Menerva). In Ägypten wurde diese Funktion dem Gott
Thoth
zugeordnet.
U. Seegers: F:\mat-phil\bruno\seegers.pdf, p. 21-22.
Nach diesen Betrachtungen können wir schon feststellen,
dass der
lógos in der abendländischen
Philosophie auf das semantische Feld der
Begrifflichkeit und
Umgrenztheit, und damit des
Verstands, der
Ratio(nalität) gestellt
worden ist, eine Entwicklug die ich in der Noologie auch das
Im-Perium nenne.
Der
nous hat als
Vernunft in der philosophischen Entwicklung die
weniger ausdifferenzierte Position eingenommen, nämlich alles was von dem
semantischen Feld des
lógos nicht umgrenzt
wird.
1.2.5. Das Was der Noologie: Die
Götter des Chaos und die Revolution
Der Unterschied der antiken / aussereuropäischen
Mythologie zur christlichen Philosophie / Theologie war nun, dass die
Götter des
Chaos immer in ebenso hohen Ehren
gehalten wurden wie die Götter der
Ordnung. So etwa
Dionysos
in Griechenland,
eine Erkenntnis die vor allem Nietzsche zu verdanken ist, oder
Kali
/
(Maha-)Kala
in Indien. In
China, das mit dem Konfuzianismus ebenfalls ein elaboriertes System der Ordnung
entwickelt hatte, waren es die chaotischen Fluss- und Wetter-Gottheiten, die in
dem allgegenwärtigen Drachen symbolisiert und verehrt wurden. Alle alten
und traditionalen Kulturen der Menschheit bestanden darauf, dass die
Kräfte des Chaos ein integrales und
essentielles Element der menschlichen Erlebniswelt waren, und dass sie trotz
ihrer furchterregenden Aspekte nicht bezwungen und gebannt werden konnten,
sondern dass sie besänftigt werden
mussten.
[33]
/
[34]
Damit kommen wir zum
Was der
Noologie
: Ihre spezifischen Themenpunkte /
Topoi. Für die Noologie ist das
Chaos der
entscheidende Topos
: Die eben genannten Prinzipien
der Gesetzlichkeit und der Regularität wurden vom philosophisch-
theologischen Denken der letzten 2400 Jahre zum Hauptattribut des
Göttlichen stilisiert. Die Theodizee und Monadologie des Leibniz war
vielleicht der letzte und höchstentwickelte Versuch, das in ein
kohärentes logisches System zu fassen. Aber dieser Denk-Ansatz in seiner
Gesamtheit, der ganzen Entwicklung seit Platons
Timaios, war ein Kardinal-Fehler, der sich bitter
rächen sollte:
Der Zorn Gottes wird furchtbar
sein
, wenn man dem Göttlichen nicht auch eine
gebührende Portion des
Chaotischen zubilligt,
und das heisst, man muss die
Götter des Chaos
genauso verehren, wie die
Götter der Ordnung.
Dies hatte Nietzsche intuitiv erkannt, und in die Welt hinausposaunt, leider
vergeblich. So lässt sich die weltgeschichtliche Entwicklung auch an diesem
einen tief-schwarzen Faden aufsp{i/a}nnen: Es waren die
Kräfte der
Ordnung und Harmonie
selber, die
das tiefe
Unheil
heraufbeschworen haben: Es war die
Sucht
nach {{Re-}
Präsentation der} Ordnung
der
Renaissance-Kirche (ihr Neo-Platonismus
), die die
Kräfte des Chaos entfesselt hat, die sich im 30jähr. Krieg entluden.
Es war der zwanghafte preussische Ordnungsgeist
, der von
Hegel durch seine Hochstilisierung des Staats als absoluter Geist in die
deutsche Staatsphilosophie
eingebracht worden war, die
absolute Verwaltung
, die mit den damaligen technischen
Mitteln dann den Holocaust
ermöglichte. Es war der
globale Overkill des protestantisch-missionarischen
Turbo-Konsum-Kapitalismus
amerikanischer Prägung,
der die fanatische islamische Jihad-Reaktion
wieder in
Bewegung setzte. Diese furchtbaren Lehren aus der Geschichte des Scheiterns des
absoluten Geistes als All-Imperator des Universums (Hegel) gilt es zu
Er-Innern.
Syn-bolik, Dia-bolik und Entropie
What we know ist just a drop, what we do
not know is an ocean.
Isaac Newton
Es soll nun weiter spezifiziert werden, worin sich die
Noologie von den konventionellen, orthodoxen, oder positiven Wissenschaften
unterscheidet. Alle Wissenschaften sind "positiv"
in dem
Sinne,
[35]
dass ihr Arbeitsbereich sich auf die positiv darstellbaren und im Kollegenkreis
auch vermittelbaren Apekte ihrer Disziplin beschränkt. Alles was nicht
positiv darstellbar und vermittelbar ist, ist damit unwissenschaftlich.
Wittgenstein hat dies prägnant mit seinem berühmten Satz
ausgedrückt: "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man
schweigen".
[36]
Wissenschaft kann in ihrem
Selbstverständnis nur ein Fortschreiten und Vervollkommnen des Wissbaren
sein, und muss sich von den Ver-Irrungen und Ver-Wirrungen auf diesem Wege
fernhalten.
Die Noologie beschäftigt sich explizit mit den
Ausschluss- und Grenzbereichen ihres Themas. Vorher wurde schon das Element des
Chaos, des
Unvorhersehbaren, die
Überraschung, also des eigentlich
Nicht-Denkbaren, als Thema der Noologie dargestellt. Es
ist paradox, sich systematisch mit a-systemischen Themen zu beschäftigen.
Entweder ist etwas logisch darstellbar, damit gehört es in den Bereich des
positiven Wissens, oder es ist nicht, dann ist es Fabel,
Phantasie
, Aberglaube
, oder
finsterste Psychose
. Die Noologie umgeht dieses Problem
mit der Methode der
Leer-Stellen.
[37]
Auch wenn etwas nicht wirklich darstellbar ist, kann man trotzdem einen
Platzhalter
dafür erfinden, und diesen aufschreiben.
So wie man in der Logik für jedes "A"
eben auch
einfach ein "Nicht-A"
als
Komplementärbereich
aufstellen kann.
Die
Ausschlussbereiche des Wissens
werden mit dem Begriffspaar
Syn-bolik und
Dia-bolik markiert.
Syn-bolik bezeichnet das Spannungsfeld zwischen
all dem, was im Fortschritt des Wissens vereinigt werden kann und
Dia-bolik bezeichnet einen Komplex von Parametern,
die ich das
Chaos nenne, nach dem alles unter
einem ebenso starken Druck des Auseinanderfallens steht.
Die
Dia-bolik wird formuliert
als ein Bedeutungs-Spannungsfeld in einem Kunstwort, das auf zwei ähnliche
griechische Worte zurückgeführt werden kann:
1) diabállo := hinüberbringen,
über-setzen, entzweien. und
2) diábolae := Verleumdung, üble Nachrede,
Feindschaft, Abneigung.
Die Vorsilbe
dia- verweist auf
zwei Knotenpunkte im Semantischen Rhizom
[38]
der Griechischen Sprache:
dia := (hin-) durch, auseinander.
dys / dya / di- := zwei, zwie- (im Sinne von
ent-zweit).
Die Endung
-bol ist ebenfalls
zweideutig. Etymologisch lässt sich das Wort einerseits diábolae auf
boá
o := Schreien, Verkünden zurückführen. In dem
Sinn, wie es im Deutschen (üble) Nach-Rede heisst. Das diabáll
o
bringt wieder eine andere Bedeutungs-Facette zum tragen, bestimmt durch das
Werfen / Wurf / Geschoss / Ballistik := bolae / bólos / bélos /
báll
o.
Diese Mehrdeutigkeit der
Dia-bolik wurde von Goethe in seinem Faust durch
Mephistopheles personifiziert. Im
aussermoralischen Sinne bedeutet das: Alles, was
unter irgendwelchen Umständen einmal zusammengekommen ist, muss auch
irgendwann wieder einmal auseinander fallen. In der (populär-) Wissenschaft
findet sich der Begriff
"
Entropie"
,
[39]
der die universale
Tendenz zum Auseinanderfallen
markiert.
[40]
1.3. Die Semantischen Felder der Noologie
Das
Denken in Spannungsfeldern
der Noologie bedeutet genauer
Semantische
Spannungsfelder
und ihre Interaktion. Semantik
heisst:
Be-deutung. Der Titel: "Was bedeutet
Noologie" drückt durch seine Verbalform einen Prozess aus: das
Be-deuten. Das
Be-deuten ist eine Variante der
Vor-Stellung, im Sinne von Schopenhauer und des
Radikalen Konstruktismus (Maturana und
Varela).
[41]
Die
Be-deutung ist das fertige Ergebnis eines
Prozesses von
Be-deuten. In
der Noologie ist kommt es wesentlich auf den Prozess selbst an, der durch die
Interaktion von semantischen Feldern zustande kommt. Diese sollen eine
konzeptuelle Verbindung zu den neuronalen Aktionsfeldern schaffen, auf denen die
Aktivität des Gehirns basiert. Die Verbindung der semantischen Ebene mit
der neuronalen ist zwar heute noch nicht experimentell möglich, aber
vielleicht ergeben sich dadurch neue Ansätze für neuronale
Forschungen. Semantische Felder können zwar in Analogie zu gravitatoinalen,
magnetischen oder elektrischen Feldern gedacht werden. Dies ist aber nur im
weiten Sinn zu verstehen, weil die Semantik durch multi-dimensionale
Bedeutungswerte charakterisiert ist.
In der Semantik gibt es nicht nur einen Wert einer Variablen,
sondern (u.U.) unendlich viele Bedeutungsfacetten, die sich nicht numerisch auf
einen Nenner skalieren lassen. Der Begriff des Feldes in der Noologie ist ein
spezifischer Ansatz, um Methoden der
Fuzzy Logic
auf multidimensionale semantische Wertebereiche anzuwenden. Dies ist
mathematisch zwar nicht exakt beherrschbar, aber für bestimmte
Anwendungsfälle lassen sich approximative Verfahren generieren. Der
Schlüsselbegriff dazu ist der
Bayes-
Algorithmus. Dies soll später weiter ausgeführt werden unter
Fuzzy
Information Theory
.
1.3.1. Die Prinzipien der
Spannungsfelder
1.3.1.1. Neuronale Denktechnik
Das Prinzip der Spannungsfelder ist die wesentliche
denktechnische Komponente der Noologie.
[42]
Man
kann dies mit einem philosophiegeschichtlichen Vergleich erläutern: Hegel
führte mit seinem Dreischritt-Prinzip von
"These-Antithese-Synthese"
eine Art von
Tropik ein, ein
Denk-Bewegungs-Prinzip. Sein Ziel war,
ähnlich wie das der Noologie, eine Methode zur Überwindung von
Dualismen (Glossar: Dialektik). Der unaufhaltsame
Fort-Schritt des Geistes besteht demnach in immer
neuen Formen des
Zerfallens in Widersprüche
oder
Gegensätze, und des
Wieder-(Er-)Findens von
Synthesen
[43]
Das
denktechnische Prinzip der Spannungsfelder geht aber den umgekehrten Weg: Statt
in den
Fort-Schritt
(
Pro-Gression), geht es in die
{Re/Präe}-Gression
, es verfolgt den
Erkenntnis-/ Distinktions-Prozesses zurück vor
den
Sprung-Punkt, nämlich bevor
es zur Entscheidung
zwischen These
und Antithese
kommt. Man könnte auch sagen, dieses Verfahren ist eine Weiterführung
des Prinzips der epché
von
Husserl
, sozusagen zurückverlegt um ca. 10-20 msec
in die Entscheidungsprozesse des Neuronal-Systems
. Dies
bietet auch die Verbindung zur phänomenologischen Arbeitsmethode von
Heidegger, aber z.T. mit anderen Mitteln. Die Noologie bedient sich hier
ausgiebig bei heutigen Neuronal-Theorien
.
Semantische Spannungsfelder können auch als
"ungesättigtes Reflexionspotential"
verstanden
werden (Gotthard Günther). Jeder Begriff schwebt in einem Spannungsfeld von
Assoziationen
(Ähnlichkeiten,
homoio
) und
Antagonismen
(Distinktionen
,
Differenzierungen, hetero, allo,
Glossar:
Antagonismus, Differenz), und diese bilden einen
Denkhorizont
bzw. einen Kontext
.
Vor diesem Denkhorizont vollzieht sich der Ausdifferenzierungs-Prozess der
Noologie, ihre "Kunst der Begriffe"
. (Siehe Kant, KrV:
Die Philosophie als Kunst der Begriffe
).
1.3.1.2. Eine kurze Evolutionäre Erkenntnistheorie der Begriffe
Nietzsche hat mit seinen
Empfindungs-Gruppen die Basis für eine
Evolutionäre Erkenntnistheorie der Begriffe
gelegt.
[44]
Diese ist noch zu schreiben, aber
vorher müsste ein verbreitetes Denk-Hindernis der Linguistik (und der
Etymologie und Philologie) überwunden werden: Die
Saussure'sche Doktrin des
signe
arbitraire
. Es ist zwar eine korrekte Beobachtung,
dass verschiedenste Sprachen die verschiedensten Wortlaute für ihre
Begriffe gefunden haben, aber das lässt nicht den Schluss zu, dass dies
eine völlig arbiträre Zuordnung ist. Es wird bei der obigen
Betrachtung der
griechischen semantischen Felder
des Denkens deutlich geworden sein, dass die damit verbundenen Wörter
Assoziationsfelder ausbilden.
Eins der Gesetze von Assoziationsfeldern kann so formuliert
werden:
ähnlicher Klang ~ ähnliche (oder auch
antagonistische) Bedeutung.
Die Bedeutungs-Strukturen des Altgriechischen und
Römischen bzw. Mittelalter-Lateins erlauben eine
Archäologie der
Begriffe
, in der nachzuverfolgen ist, wie über
ca. 1000 Jahre zwischen
Homer und
Plotin /
Dionysios
Areopagita
die griechische Denklichkeit und
Begrifflichkeit einen gewissen
Drift genommen hat,
ebenso wie von ca. -100 bis 1200 die römisch-lateinische Begrifflichkeit
einen Drift nahm von der Hochsprache der Gebildeten bei Cicero und Vergil bis
zur Lingua Franca des Mittelalters und der Scholastiker.
Die Differenzierung von Begriffen vollzieht sich anhand von
Assoziationen (Ähnlichkeiten) und Antagonismen / Oppositionen. Separate
Begriffe sind entweder gebräuchlich, wo es etwas zu differenzieren gibt,
oder wo verschiedene Assoziations-Komplexe auszuzeichnen sind. Alle menschlichen
Sprachen unterliegen allgemeinen Prinzipien der Informations-Effizienz: Das
menschliche Gedächtnis hat eine begrenzte Speicherkapazität, und das
menschliche Auditiv- / Visual-System hat eine begrenzte
Differenzierungs-Kapazität. Die Maximal-Leistung der Speicherkapazität
kann z.B. am Umfang der Zeichen der
Chinesischen
Schrift
abgeschätzt werden: ca. 4.000-6.000 im
Common-Sense Gebrauch, die Obergrenze, die ein Gelehrter nach Jahrzehnten des
Studiums beherrschen kann, liegt bei ca. 60.000 Zeichen. Anhand der
Ikonizität der Chinesischen Schrift
lässt sich auch die
Informations-Komplexität und
Informations-Differenz abschätzen, also der
Grad der Unterscheidbarkeit eines beliebigen Zeichens vom nächsten. Die
Chinesischen Schriftzeichen müssen für das flüssige Lesen als
Bild (
eikonos)
unterscheidbar sein, dh. es darf nicht vorkommen, dass man die Zahl der Striche
abzählen müsste, oder ihren Winkel bestimmen müsste, um ein
Zeichen zu lesen. Dies muss man z.B. bei Binär-Zahlen, wie man sich leicht
überzeugen kann, wenn man die Binär-Codierung der ASCII-Zeichen eines
Textes in einem Binär-Editor zu lesen versucht. Mir ist nicht bekannt, dass
solche informations-theoretischen Untersuchungen des Chinesischen gemacht worden
sind, aber als Informatiker kann man beinahe die nötigen Programme
dafür auch selber schreiben. Die ungeheure Komplexität von 60.000
Zeichen würde den menschlichen Verstand immer noch überfordern, wenn
es nicht das
Kombinations-Prinzip der Chinesischen
Zeichen
gäbe: Das Konstruktionsprinzip ist, dass
ein kleinerer Satz von ein paar hundert Radikalen existiert, die auf dem Papier
separat geschrieben werden, aber jeweils paarweise oder tripelweise zu einem
Superzeichen vereinigt werden. Die Identität jedes Unterzeichens bleibt
also konstant, und es gibt im Chinesen keine Kursiv-Schrift, in der die Zeichen
ineinander überfliessen, dann wären sie nicht mehr unterscheidbar, und
nicht mehr lesbar. Auffallend ist die entgegengesetzte Richtung, die die
chinesischen Laut-Sprachen genommen haben: der Satzbau ist extrem einfach, und
die Lautgruppen der Worte sind im Vergleich zu europäischen Sprachen extrem
kurz, so kurz, dass es mengenweise Homophone gibt, die nur durch
Tonal-Unterschiede markiert werden. Diese Unterscheidungen sind für
Europäer im Erwachsenen-Alter kaum noch zu lernen, weil das Neuronal-System
nicht mehr die nötige Plastizität für die
Differenzierungs-Kapazität besitzt. Weiteres dazu in diesem
Kapitel:
Anhand der
Chinesischen Schrift
lassen sich die Informations-Prinzipien jeder beliebigen Sprache erläutern,
so sind auch in den europäischen Sprachen ca. 4.000-6.000 Common-Sense
Wörter zu identifizieren, die ausreichen, um eine normale Fernseh-Sendung
zu verstehen (RTL) oder eine Bild-Zeitung. Für das Verständnis von
anspruchsvolleren Zeitungen (die Zeit) sind 20.000 bis 60.000 Wörter
notwendig, und nur das Fachvokabular der
Professionals (Ärzte, Biologen,
Rechtsgelehrte, ete.) umfasst 100.000 Begriffe und mehr. Etwas unterschiedlich
dazu sind Konstruktions-Sprachen wie die Mathematik, in denen es nicht eine
Unzahl von verschiedenen Begriffen gibt, sondern in denen die Ausdrücke
Decodierungs-Anweisungen sind, die vom Leser wie ein Programm (ein Algorithmus)
zu entschlüsseln sind.
Aristoteles baute seine Logik auf den griechischen
Verneinungs-Operator a- auf (deutsch: un-). Jede beliebige Bezeichnung (Bsp.:
thanatos, sterblich) konnte durch ein
vorangestelltes a- in seinem Sinn umgekehrt werden (Bsp.:
a-thanatos, un-sterblich). In der Reflexion auf
die sprach-logische Operation der Verneinung von
A(
Sein) )
und
Nicht-A
(
Nicht-Sein)
entstand die
Denkmethode der Dualismus von
These-Antithese (Glossar: Dualismus). Abstrakter
gesprochen ist es das Prinzip von
Sein oder Nicht-Sein(irgendeines besprochenen Dings oder Zustands oder
Eigenschaft). Durch die (Möglichkeit der) Verneinung einer Eigenschaft
setzte sich die immer fortschreitende Reflexion in Gang, was denn das
Eigenschaftliche dieser Eigenschaft sei, und welchen Gesetzmässigkeiten sie
denn unterliege.
Die Tätigkeit des Scheidens ist die
Kraft und Arbeit des Verstandes, der verwundersamsten und größten,
oder vielmehr der absoluten Macht...
Der Tod, wenn wir jene Unwirklichkeit so
nennen wollen, ist das Furchtbarste, und das Tote festzuhalten das, was die
größte Kraft erfordert...
Aber nicht das Leben, das sich vor dem Tode
scheut und von der Verwüstung rein bewahrt, sondern das ihn erträgt
und in ihm sich erhält, ist das Leben des Geistes. Er gewinnt seine
Wahrheit nur, indem er in der absoluten Zerrissenheit sich selbst findet. Diese
Macht ist er nicht als das Positive, welches von dem Negativen wegsieht...
sondern er ist diese Macht nur, indem er
dem Negativen ins Angesicht schaut, bei ihm verweilt. Dieses Verweilen ist die
Zauberkraft, die es in das Sein umkehrt.
Hegel (1986, p. 36)
Verfolgen wir den
Dualismus
zurück zu seinen erkenntnistheoretischen Prinzipien, so finden wir die
Dichotomie (Glossar: Dichotomie), und noch weiter,
das physikalische Phänomen der
Bifurkation.
[45]
Der Dualismus beruht auf neurophysiologischen Prozessen, die sich
evolutionär gebildet haben (
Evolutionäre
Erkenntnistheorie
). Das neuronale System arbeitet
nach dem Prinzip der
Bifurkation (
Laterale
Inhibition
), indem es alle Eindrücke des
Sinnes-Systems zu möglichst eindeutigen Erkennens-Phänomenen
vor-verarbeitet. Anders gesprochen: Bei 99% aller unserer Wahrnehmungen hat das
neuronale System schon eine dualistische Entscheidung getroffen, bevor wir auch
nur anfangen, etwas wahrzunehmen. Nur in sehr seltenen Fällen verharren die
neuronalen Entscheidungsprozesse in einer Art von oszillierendem Schwebezustand,
der psychologisch durch die bekannten
Gestalt-Kipp-Bilder (Boring-Bilder) demonstriert
wird.
[46]
Abb.: Die Boring Frauen: Gestalt-Bild zur Demonstration
neuronaler Attraktoren
Die phänomenale Welt der Wahrnehmung bietet sich aber vor
allem als Kontinuum, als Mischung von vielen schwer zu separierenden Elementen,
wie Farben, Töne, Gerüche, Geschmäcker. Das Neuronal-System
sortiert aus dem Chaos der Eindrücke Felder des Zusammenhangs und des
Kontrastes (ie. affine und oppositionale Spannungsfelder), z.B. ein bestimmter
Zusammenhang von Grün wird als "Wiese"
oder
"Wald"
wahrgenommen, im Kontrast dazu ein anderer
Zusammenhang von "Blau"
als Himmel, See, oder Meer, etc.
Diese Zusammenhänge bilden Hintergründe. Charakteristisch für
Ausdrücke des Hintergrunds ist, dass sie meist nicht in Plural-Formen
gebräuchlich sind. Der Ausdruck "die Meere"
ist zwar
grammatisch möglich, aber wenn man wirklich an der Küste eines Meeres
steht, ver-steht man sehr schnell, dass so etwas unter der Wucht des Eindrucks
einfach nicht denkbar ist. Verstärkt so geht es mit dem Himmel, wo ein
Plural tatsächlich nicht möglich ist. Vor den Hintergründen
konstruiert die
Aufmerksamkeits-Funktion ihre
Szenen von
A und Nicht-A. Entweder sind das
einzelne herausragende (individuelle) Objekte oder insb. sich bewegende Objekte
(Veränderungen). Die Überlebensfunktionen des Neuronal-Systems sind
geradezu "fasziniert"
von Bewegungen, insbesondere
solchen die charakteristisch für Räuber und Beute sind. Die
hypnotische Wirkung des Fernsehens beruht darauf, dass die Fernsehschaffenden
dies intuitiv erkannt haben, und die Kameraschwenks und -Schnitte dieselbe
Dynamik haben wie das Bewegungsverhalten von Räuber und Beute. Diese
Funktionen lassen sich gut bei Tieren, z.B. Katzen beobachten, die von den
Bewegungsmustern von Mäusen und Vögeln
"fasziniert"
sind. Bei Menschen wird die
Aufmerksamkeits-Funktion durch die Begrifflichkeit
überformt und re-programmiert, nämlich durch die Zuordnung einer
Empfindungs-Gruppe (Nietzsche) zu einem Begriff,
damit wird die dualistische Differenzierung von
A und
Nicht-A
komplett. Der Mechanismus, wie der Begriff
das
Vor-Stellungs-System aktiviert, wird in diesem
Kapitel beschrieben:
Je nach Situation und (Über-) Lebensbedürfnissen
eines Volkes werden die semantischen Felder der Sprache verschieden besetzt und
abgegrenzt. Das berühmte Beispiel dafür ist die
überlebensnotwendige starke sprachliche Differenzierung von verschiedenen
Arten von Schnee bei den Inuit (Eskimos), die als eine
Haupt-Demonstrations-Formel für die Sapir-Whorf Hypothese dient. Andere
Sprachen, wie z.B. in Neu-Guinea kennen erheblich schwächere
Farb-Differenzierungen (blau-grün) als in
Europa.
[47]
Die australischen Aborigines sind
berühmt dafür, dass sie das ausgefeilteste Vokabular der Menschheit
für Verwandschafts-Beziehungen zwischen den verschiedenen (heiratbaren oder
nicht-heiratbaren) Totem-Gruppen eines Stammes haben. Eine
Empfindungs-Gruppewird durch den Gebrauch während vieler
Generationen stabilisiert, oft aber findet auch eine semantische Drift statt,
ein Faktor, den Heidegger in seinen Diskussionen ausgiebig genutzt hat, um auf
das Be-denklichste in den geläufigen Ausdrücken der Sprache
hinzudeuten (WHD, p. 2, 85).
Der
soziale Dualismus basiert
auf einer spezifischen Eigenart der
Psychodynamik menschlicher
Gruppen-Interaktion
. Diese unterliegt einer starken
positiven Rück-Koppelungs-Dynamik. Der
kybernetische Begriff
positive Rück-Koppelung ist sehr
missverständlich, weil es in diesem Fall hauptsächlich um die
Verstärkung von
negativen Qualitäten,
also um
Distinktionen und
Segregationen geht. Der
Gruppen-Zusammenhalt wird von einer
Dichotomie bestimmt, die in der Abgrenzung des
Wir-Gefühls gegen
Die
Anderen
besteht. Dieser Prozess braucht nicht einmal
eine ethnische Differenzierung (also keine gemeinsamen / fremden Sitten und
Gebräuche), wie man z.B. bei Fussball-Fan Differenzierungen beobachten
kann. In der Geschichte berühmt geworden sind die Spaltungen der
Bevölkerung im alten Byzanz, die sich aus den Fan-Gemeinden der
Wagen-Renn-Teams bildeten, sich aber dann auf politische und religiöse
Streitfragen ausdehnten, und in Byzanz zu regelrechten Bürgerkriegen
führten. Ethnische (also in Familien- und Clan-Verbänden vererbliche)
Differenzierungen sind die Haupt-Anwendungsformen des
sozialen
Dualismus
im sozio-politischen und religiösen
Denken, das auf leicht zu begreifenden polaren Unterscheidungen beruht: Ja-Nein,
Schwarz-Weiss, Wahr-Falsch, Gut-Böse, Hell-Dunkel, Rot-Blau,
Gerecht-Ungerecht, Rechts-Links, Konservativ-Liberal, Rein-Unrein,
Gläubig-Ungläubig, etc. Dies ist bei der Meinungsverteilung in der
Politik gut zu beobachten: Sie ist vorwiegend dualistisch, also wie oben in den
Beispielen schon angedeutet: Rechts-Links, Konservativ-Liberal, Tory-Whigs,
Democrat-Republican, Kapitalist-Arbeiter, Ghibellines-Guelphs,
Patrizier-Plebejer,
[48]
etc.
In den Naturwissenschaften existiert ein umgekehrtes Problem
von Entscheidbarkeit und Un-Unter-Scheidbarkeit: Hier konnte man in den letzten
400 Jahren seit Galileo und Francis Bacon mit der Aristotelischen Logik und der
quantitativen numerischen Zuordnung relativ erfolgreich alle
Nicht-Entscheidungs-Situationen aufklären, aber seit Anfang des 20. Jh's
machten die Phänomene der Quantentheorie
die Grenzen
der Mechanismen und Methodiken deutlich, die auf der bipolaren Logik
beruhten
[49]
.
Schrödingers
Katze ist wohl das bekannteste Beispiel
für diese
Grenzen.
[50]
Das
wissenschaftliche logische Denken hat in den letzten 2300 Jahren einen zwar
wohlgeordneten, aber sehr limitierten umgrenzten Bereich der Welt und des Lebens
erfasst. Jenseits dieser Grenzen lauern die Mächte des Chaos, Nietzsches
Wiederentdeckung des Dionysischen, die Freudsche Lehre vom
Unbewussten
.
[51]
Heute
findet sich diese Erkenntnis unter verschiedenen Namen in der Wissenschaft etwa
als
nonlineare Dynamik,
Chaostheorie,
turbulente
Strömung
s-Phänomene, und eben die
Quantentheorie. Im Bereich der Logik ist hier die neuere Entwicklung von
Fuzzy-Logic
Systemen zu
nennen.
[52]
Goethe hat mit dem Geist des
Mephistopheles
im
Faust
schon die Grenzen der
wissenschaftlich- technischen Unternehmung poetisch angedeutet. In der Noologie
sind Spannungsfelder ein allgemeines denktechnisches Prinzip, für das die
og. wissenschaftlichen Probleme lediglich Spezialfälle sind.
Geistesgeschichtlich basiert das Denken in Spannungsfeldern auf Ansätzen
von Anaximandros und Heraklitos, insb. in der Interpretation von
Spengler.
[53]
1.3.1.3. Kategoriale Unterscheidungen als Spannungsprinzip
Die logische Struktur der Spannungsfelder basiert auf
Kategorialen Unterscheidungen. Die
Aristotelische Logik beruht auf dem Prinzip von A
und Nicht-A, also der Kategorie des
Seins und
Nicht-Seins
. In der Semantik besteht aber die
Möglichkeit mehr-polarer Unterscheidungen von A und Nicht-A(1), Nicht-A(2),
etc. Ein Tripolares Spannungsfeld benötigt, um stabil zu sein, drei logisch
disjunkte aber gleichwertige Kategorien A, B, C, nach denen unterschieden wird.
Wäre das nicht der Fall, etwa wenn C der Kategorie A logisch untergeordnet
wäre, so würde C mit A zusammenfallen. Damit die Begriffe aber
überhaupt in einen gemeinsamen Kontext (:= Spannungsfeld-Klammer) gebracht
werden können, muss zwischen ihnen auch ein kategorialer Zusammenhang
bestehen, einer Kategorie eines logisch höheren Typs. Die
Kunst der
Begriffe
der Noologie besteht nun darin, aus dem
logischen aufeinander-Einwirken dieser
Spannungsfelder ein generatives Prinzip zu destillieren, mit dem sich aus
Tripolen immer weitere nicht
-triviale Kategorien
ableiten lassen.
1.3.1.4. Quasi-physikalische Eigenschaften der Spannungsfelder
Der Aufbau und das Verhalten von Spannungsfeldern lässt
sich mit quasi-physikalischen Denkmodellen weiter verdeutlichen. Das allgemeine
Prinzip ist: Alle oppositionalen Elemente, die nicht durch eine einigende
Klammer (logischer Kontext) zusammengehalten werden, haben die Tendenz,
auseinander zu streben, und alle affinen Elemente, die nicht durch Barrieren
auseinander gehalten werden, haben die Tendenz, zusammen zu fallen.
Die zwei Haupt-Typen sind
oppositionale und
affine Spannungsfelder.
Oppositionale Spannungsfelder
sind abstossende Spannungsfelder, so etwa wie gleichpolige elektrische oder
magnetische Felder.
Sie werden so dargestellt: (X <-> Y)
Verbal heisst das: X steht im oppositionalen Spannungsfeld zu
Y.
Affine Spannungsfelder sind
anziehende Spannungsfelder, so etwa wie sich Plus- und Minus- Pole von
elektrischen oder magnetischen Feldern anziehen.
Sie werden so dargestellt: (X * Y)
Verbal heisst das: X steht im
affinen Spannungsfeld mit Y.
Die Physik postuliert ein fein austariertes System von
Kräften, elektromagnetische, schwache, starke Wechselwirkung und
Gravitation (Munowitz (2006), 395), mit denen die Physiker versuchen zu
erklären, dass das Universum nicht einfach nur zu einer diffusen Wolke von
Plasma auseinander gedriftet ist, oder schon lange in einem einzigen riesigen
Schwarzen Loch zusammengeklumpt ist. In der Tat ist es eines der grossen
kosmologischen Rätsel, dass es einer ganz besonderen und extrem
unwahrscheinlichen Komposition von Natur-Parametern bedarf, dass das Universum,
so wie es ist, überhaupt entstehen konnte. (Munowitz (2006), 406-407). Wenn
man die Parameter einer Simulation nur ein wenig verändert, dann endet das
Universum entweder in dem einen oder anderen der o.g. Zustände.
Verdeutlichen wir uns dies an dem Beispiel der
Aggregatzustände des Wassers: Im freien Kosmos ist das Vorkommen von Wasser
unmöglich. Im der Plasma-Umgebung eines Sterns fliegen H- und O- Atome frei
umher, und wenn sie aus einer Sonnen-Atmosphäre in den freien Weltraum
geraten, können sich wohl H
2O-Kristalle bilden, also ein sehr
fein verteilter Pulverschnee, aber kein Wasser. Wasser bildet sich nur in einem
bestimmten sehr engen atmosphärischen Druck- und Temperaturbereich zwischen
ca. 0-100 Grad Celsius bei 1 Bar (ie. Druck auf irdischer
Meeresspiegel-Höhe).
[54]
Druck und
Temperatur stehen in einem Invers-Verhältnis: Verringert man den Druck
unter 1 Bar, wandelt sich das Wasser bei niedrigerer Temperatur als 100 Grad in
H
2O-Gas um, ie. Wasserdampf. Verringert man die Temperatur unter 0
Grad Celsius bei 1 Bar, bildet sich Eis. So schön, so gut. Nach dem
Umkehrschluss sollte sich Eis bei höherem Druck auch bei höheren
Temperaturen als 0 Grad bilden, aber das tut es nicht. Sonst wären
nämlich die Weltmeere vom Grund auf, wo einige tausend Bar Druck herrschen,
zugefroren. Dies ist ein sehr seltsames Phänomen, das die Physiker damit
erklären, dass Eis leichter als Wasser ist: Also wenn sich irgendwo am
Meeresgrund ein Eiskristall bildet, schwimmt er sofort aufgrund seines
niedrigeren spezifischen Gewichts nach oben, bis der Druck wieder so abgenommen
hat, dass das Eis schmilzt. Ganz einleuchtend klingt das allerdings
nicht...
Eine allgemeine Darstellung der Aggregatzustände der
Materie unter den Parametern von Druck und Temperatur findet sich bei Munowitz
(2006), 418-419. Die spezielle Situation von Wasser erwähnt er aber nicht.
Gary Taubes: Why water is weird
(URL)
http://www.digibio.com/archive/RedHerring_com-Why_water_is_weird.htm
(URL)
http://www.redherring.com/index.asp?layout=story_generic&doc_id=RH1520018352
In semantischen Feldern ist das Analogon zum äusseren
Druck der Kontext. Jeder Kontext beeinflusst die Bedeutung der Worte, und die
Bedeutungen aller Worte eines Kontexts ergeben den Sinn. Beides steht in einem
gegenseitig abhängigen Wechselverhältnis. In der Philosophie nennt man
ein entsprechendes Kontext-abhängiges Bearbeiten eines Texts die
Interpretation,
Exegese, die
Hermeneutik (Gadamer) oder das
Verstehen (Dilthey).
Das Analogon zur Temperatur ist die Syntax: je
"poetischer"
eine Formulierung, desto höher seine
"semantische Temperatur"
, je formaler, desto kälter.
Mathematische und formal-logische Ausdrücke sind in dieser
Betrachtungsweise "Sprach-Kristalle"
. Unwandelbar und
festgelegt in den Beziehungen der Elemente zueinander, und unabhängig von
einem Kontext (ausser natürlich den mathematischen und logischen
Voraussetzungen der Formalität).
Das oben genannte Beispiel von Chomsky: "colorless green ideas
sleep furiously" ist nur im Kontext einer sprachphilosophischen Abhandlung
sinnlos. Wenn derselbe Satz in
Finnegan's Wake von
James Joyce
stehen würde, hätten sich schon Generationen von Philologen mit den
Auslegungen des tieferen Sinns dieses Spruchs befasst. Eine genau in diesem Sinn
gefasste Kritik an den Werken von Heidegger stammt übrigens von dem
bekannten Logiker Carnap, die G. Günther entschieden
zurückweist.
Brief3,
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\ggphilosophy\gg_briefwechsel-goedel_ger.pdf
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\ggphilosophy\gg_logik-sein-reflexion.pdf
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\ggphilosophy\gg_theorie-mehrwert-logik.pdf
Gotthard Günther "Phaidros und das Segelflugzeug", p.
11:
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\ggphilosophy\phaidros.pdf
Heidegger focused on the Being of human
beings, and death. Was ist Metaphysik? (1929, What is Metaphysics?) he ended
with the question: "Why are there beings at all, why not rather nothing." Rudolf
Carnap condemned the work as strictly meaningless in his essay 'Überwindung
der Metaphysik durch logische Analyse der Sprache' (1932).
(URL)
(LOC_DVD)
evans-experientialism.freewebspace.com/heidegger_bio.htm
Der berühmte Spruch des Aristoteles "das Ganze ist mehr
als die Summe seiner Teile" lässt sich für semantische Felder analog
zur Eisbildung des Wassers formulieren: Die Eigenschaft, dass Eis leichter ist
als Wasser, ist im physikalischen Weltbild von H
2O nicht vorgesehen,
es ist ein "emergentes Phänomen"
. Das heisst: diese
Eigenschaft ist mit nichts aus der Summe der Teile von Wasser, und damit dem
physikalischen Weltbild von Wasserstoff und Sauerstoff zu
erklären.
Im Bereich der Kontexte von semantischen Feldern gibt es
keinerlei Möglichkeit der Summierung der Elemente, weil die Elemente nicht
unbeeinflusst vom Ganzen, also vom Kontext, bestehen. Weil eine Separierung der
Elemente unmöglich ist, ist das Unterfangen, sie summieren zu wollen,
sinnlos. Deshalb ist auch der Spruch des Aristoteles sinnlos: Das
Wesen des
Ganzen
(to holon) besteht eben darin, dass es
unmöglich ist, eine Separierung der Elemente vorzunehmen, ohne dass das
Ganze zerstört wird. Wenn man von etwas sprechen will, das schadlos in
Elemente separierbar ist (und dann wieder zusammensetzbar ist), dann nennt man
es: ein
Aggregat. Alle technischen Maschinen sind
Aggregate, alle Organismen sind Ganze (Holons). Siehe dazu die Verbindung zu
Whitehead's Philosophy of Organism, Whitehead (1969). Hegel spricht in diesem
Zusammenhang vom Unterschied zwischen
System und
Aggregat: Siehe Hegel (1961, 48-49).
1.3.1.5. Tripolarität, tanzende Sterne, und Chaos
Man muss noch Chaos in sich haben, um
einen tanzenden Stern gebären zu können.
Nietzsche
Nietzsches Spruch ist gut zur Illustration des Zusammenhangs
von Tripolarität, Chaos und Tanz geeignet. Zwar vollführen alle Sterne
im Universum eine Art Tanz, aber das ist ein recht langweiliger, weil sie
zwanghaft den Hyperspiralen der gravitationalen Zentren der Galaxien folgen, und
die Galaxien wirbeln dann auf ihrer Gravitational-Ebene umeinander auf ihren
endlosen Bahnen durch das (nach heutiger Lehrmeinung) ewig expandierende
Universum.
[55]
Das ist zwar komplex, aber im
Prinzip sehr
eintönig.
[56]
Nietzsche hat sich nie für so wohlgeordnete Dinge interessiert, und ein so
harmonischer Kosmos war für Ihn eine Erfindung der Priester, die er
verabscheute, und ihrer Nachfolger, der Wissenschaftler.
Ein tanzender Stern, wie Nietzsche ihn wohl eher meinte, ist
ein
Irrlichternder Stern, eine Art
gravitationales Monstrum, das im Universum wohl
kaum lange Bestand haben würde: Es ist ein
tripolares
Gravitational-System
, gebildet aus drei gleichgrossen
Sternen. Die Bewegungen eines solchen Systems sind das pure Chaos, wie das
einfache Modell des
Chaos-Pendels illustriert. In
der
Gravitations-Mechanik sind Systeme mit zwei
gravitationalen Polen berechenbar, solche mit 3 oder mehr gravitationalen Polen
sind chaotisch. Ein solches System hätte im realen Universum nur eine sehr
kurze (aber sehr aufregende) Lebensdauer, weil die Gravitational-Kräfte die
Sterne zermalmen würden, oder sich zwei von ihnen zu einem Stern
verklumpen, die dann ein stabiles Binär-Sternsystem bilden, wie es der
Astronomie auch vielfach bekannt ist.
Auf der Ebene des Denkens sorgen
Tripolare
Spannungsfelder
für eine besondere Art von
Tropik, also
Verwindungen und
Verdrehungen, die eine
gesetzliche Art von
Chaos
bewirken. Diese Art der Gesetzlichkeit ist
analog zu denken, wie
das mathematische Chaos der
Wissenschaften. Aus gutem Grund hatte man diese Art von Denken aus der
Philosophie exorziert, weil seine Handhabe nicht einfach, und sogar
gefährlich ist. Platon führte einen unermüdlichen Kampf gegen die
Tropologie (Verwindungskunst, Eel Wriggling) der
Sophisten (Sturm 1996). Wesentlich dank Plat
ons Bemühungen und
seiner christlichen Nachfolge-Denker seit
Augustinus, ist dieses Denken dann auch relativ
erfolgreich aus den Köpfen der Menschen getilgt worden, mit gelegentlichen
Ausreissern, wie
Nietzsche und
Giordano
Bruno
. Aber deren trauriges Schicksal ist wohl ein
Anzeichen dafür, dass das
Denken des Chaos in
direkter Beziehung zu einer
instabilen
Persönlichkeits-Struktur
steht, und der Wahnsinn
oder der Scheiterhaufen ist nur das folgerichtige Ende einer solchen
Denk-Karriere.
1.3.1.6. Kosmologie und Tanz
You can't tango alone! You need two to
tango.
Heinz von Foerster
Die
Kosmo-Logie
[57]
der Griechen, und in der Folge alle wissenschaftlichen Deutungen basieren auf
einer an sich sehr unwahrscheinlichen Situation: Wieso kann der Kosmos, im
engeren Sinne also das Sonnensystem mit seinen regelmässigen
Planetenbahnen, überhaupt so stabil sein,
wenn es doch ein System von vielen Gravitations-Punkten
ist.
[58]
Dieses Beispiel wird in NOO1, Teil II:
"Das Design der Welt als Tripolares Spannungsfeld" weiter ausgeführt.
Analog dazu kann das Prinzip der "Tripolaren
Spannungsfelder"
mit einem anderen Thema der antiken
Kosmologie weiter umrissen werden. Denn ein praktisch völlig vergessener
Zweig dieses antiken Wissenssystems handelte von der Verbindung von Kosmologie
und Tanz. Tanz ist, generisch gesprochen, die
orchestrierte Performanz der Bewegungen von
multipolaren
Gravitational-Systemen.
[59]
Ein heftiger
Tango-Tanz ist wohl eine sehr gute Demonstration
für eine gelungene
Balance am Rande des
Chaos
. Dies ist mit zweifacher Bedeutung zu
verstehen: das
gravitationale Chaos der
Schwerpunkte
, und das
gefühlsmässige
Chaos der heftigen Berührungen
, die aussehen,
als wäre eine
Latino-Tanzschule auf
Erlebnis-Urlaub
im
Tantra-Kamasutra-Land, allerdings mit Hose und
Röcken an. Die Kleider-Ordnung (ie. das rettende Netz) bewahrt sie vor dem
tiefen Fall in die
Urgründe der
Geschlechtlichkeit
. Leider fand der ziemlich harmlose
Tanz als Ausdruck der
römischen
Dekadenz
in den Augen der christlichen
Zivilisations-Nachfolger der Antike keine Gnade, und es sind kaum Zeugnisse
dieser antiken
Wissens-Kunst-Tradition erhalten, mit der
Ausnahme von: "Peri Orcheos"
des
Lukianus Samosata. Es ist anschaulich leicht zu
erklären, dass mindestens ein
Tripolaresgravitationales
Spannungsfeld vorhanden sein muss, um eine
nicht-triviale Orchestration zu inszenieren. Das Element des
Unvorhersehbaren, die
Überraschung, also
des
eigentlich Nicht-Denkbaren, muss als integrales Bestandteil des Denk-Systems der
Noologie geschaffen werden. Diesen Zweck erfüllt die
Tripolarität.
[60]
1.3.1.7. Finite Elemente und Fraktale
... und die Tropologie von Spannungsfeldern
Wie gesagt, sind mehrpolare Gravitational-Systeme nicht
berechenbar. Aber es gibt einen Zwischenbereich zwischen dem ideal gedachten
Fall von Gravitational-Körpern, die in einem idealen leeren Raum schweben,
und Feld-Strukturen, die völlig starr sind, wie das Kristallgitter des
Diamanten. In der realen Welt befinden sich die Objekte, die Spannungsfelder
aufbauen, immer in irgendwelchen Konstellationen mit anderen Objekten, zwischen
denen Interferenzen von Spannungsfeldern anziehender und abstossender Art
auftreten. Je nach Beweglichkeit der Objekte (ie der Bindungsstärke der
Felder) können sich diese mehr oder weniger rapide und auch
überraschend umgruppieren. Die Mechanismen und Gesetze solcher
Umgruppierungen nenne ich
Tropologie.
In der Wissenschaft finden wir als nächstliegendes
Analogon den molekularen
Protein-Folding
Mechanismus
, also die Maschinerie, mit der die
Codier-Strings der DNS in Proteine umgesetzt werden. Dieser
Schlüsselmechanismus der heutigen Molekularbiologie ist ebenfalls nicht
berechenbar, aber wie man sieht, funktioniert er trotzdem. Wenn ein Protein
gebildet ist, bleibt es normalerweise in seiner Struktur relativ stabil, bis es
wieder abgebaut wird. Die Wirkungsweise von Proteinen beruht aber
hauptsächlich darin, dass sie irgendwo eine oder mehrere
"Gelenkstellen"
haben, mit denen sie kontrollierte
elektro-mechanische Umgruppierungen durchführen können. Wie das im
einzelnen funktioniert, ist immer noch ein forschungsmässig relativ
dünn erkundetes Feld. In der Molekularbiologie kommen nur elektrische
Anziehungen und Abstossungen vor, d.h. das Feld hat an jeder Stelle einen
numerischen Wert.
Die Noologie basiert aber auf semantischen Werten, und die
sind vieldimensional. Deshalb wäre ein passenderes Beispiel von Tropologie
die politische Meinungsbildung in Gruppen. Wie in der Geschichte schon mehrfach
festgestellt wurde, können sich Koalitionen und Partein, ja sogar ganze
Nationen, die über sehr lange Zeit stabil und planbar erschienen, ganz
plötzlich umgruppieren. Politische Meinungs-Koalitionen lassen sich als
semantische Felder darstellen, die sich um bestimmte Schlüsselbegriffe
herum gruppieren, wie
Freiheit,
Gerechtigkeit,
Wohlstand,
Mobilität,
Wachstum, etc. etc. Das interessante daran ist,
dass je nach politischer Partei diese Begriffe z.T. völlig andere
Bedeutungen haben. D.h. es existiert hier ein dominierendes semantisches Feld,
das die Felder seiner Komponent-Begriffe beeinflusst und sich unterordnet. In
der Sprachwissenschaft heisst dieser Effekt auch:
Kontext-Sensitivität. Im der
Sozialwissenschaft existiert hierfür ein anderer geläufiger Begriff:
Consensus Reality. Die anstehenden
Kulturkämpfe unseres Zeitalters nach dem 11.9.2001 basieren auf
verschiedenen und kollidierenden Formen der
Tropologie von Consensus
Realities
verschiedener ethnischer Gruppen.
Wie kann man solche an sich chaotischen Vorgänge
irgendwie begreiflicher machen? Hier greifen wir wieder zu einer Analogie, aus
der Computer Visualization / Engineering. Komplizierte Flächen werden mit
der
Finite-Element Methode modelliert, also eine
Fläche wird in Dreiecke zerlegt, und die Kräfte, die sich über
die
Spannungsfelder der ganzen Fläche
verteilen, werden für jedes einzelne Dreieck separat berechnet. Das Dreieck
ist mathematisch die einfachste Struktur, mit der sich beliebige Polygone bilden
lassen, denn CAD-Technik kennt keine Kurven.
In ähnlicher Weise können wir auch für unsere
noologischen Spannungsfelder vorgehen: Eine komplexe Spannungsfeld-Konfiguration
wird dazu in einzelne Tripole aufgelöst. Wie oben aber gesagt, ist das nur
analog zu sehen, denn es muss immer im Auge behalten werden, dass das Gesamtfeld
seine Wertigkeiten auf jedes einzelne Element aufprägt. Die
Struktur des
Ensembles
ähnelt damit einem
mathematischen
Fraktal
, aber eben wieder um einige
Grössenordnungen komplexer, weil die noologischen Subfelder jeweils eine
Prägung auf ihre Unterfelder ausüben, und so weiter. (Glossar: Fractal
geometry)
1.3.2. Phonosemantik: Der
Tropo-Topos
Die
Phonosemantik ist ein
wesentlicher Anwendungsfall von Spannungsfeldern in der Noologie. In erster
Näherung können wir die Phonosemantik definieren als:
Strukturelle
Entsprechungen der Lautwerte von Sprachkonstrukten mit den tatsächlichen
Eigenschaften der besprochenen Objekte
.
Im Rahmen der Noologie ist der Begriff "
tatsächliche
Eigenschaften der besprochenen Objekte"
mit
spezieller Bedeutung belegt: Insofern als sich die Noologie als
phänomenologische Methode versteht, gilt dasselbe Grundprinzip, dass das
Gesamtgefüge aller Wahr-Nehmbarkeiten sich innerhalb des
phänomenologischen Theaters der Vor-Stellung abspielt.
Demnach sind auch die
besprochenen
Objekte
in unserem Bewusstseinsfeld eben nur
Vor-Stellungen von etwas Konkreterem, aber es sind
und bleiben Vor-Stellungen. So ist zum Beispiel das Wort
"Pferd"
ein Lautbild, das sich auf alle Vorstellungen von
Pferd-heit bezieht, die wir nur produzieren können, das schliesst auch
Misch-Wesen wie Kentauren ein. Die draussen auf der Weide herumlaufenden Pferde
interessieren uns in diesem Kontext nur insofern, als es unsere Lautbilder von
"Pferd"
erlauben, uns untereinander über diese
Pferde zu unterhalten, indem wir intersubjektiv wiederholbar Vor-Stellungen von
"Pferd"
bei unseren Kommunikationspartnern zu evozieren.
Die Phonosemantik hat ihre Wurzeln in sehr frühen
mystischen Vorstellungen von
Wahrheit in der
Sprache
, etwa das Thema das
Adamischen
Sprache
, oder die
Vollkommene
Sprache
.
[61]
Das Thema wurde von Plat
on in
Kratylos
angesprochen,
[62]
und hat die
linguistisch-philosophische Spekulation in den letzten 2300 Jahren immer wieder
beschäftigt. In der modernen Linguistik taucht es nur noch als Flexionsform
oder Morphologie auf. Die These, dass einzelne Laute Bedeutung enthalten, wurde
schon von Plato in Kratylos als unhaltbar aufgegeben. Aber auf der nächst
höheren Ebene der Abstraktion lässt es sich als allgemeines
linguistisches Prinzip formulieren: Bedeutungswandel (differenz) wird durch
Lautwert-Wandel (distinktion) angedeutet. Dies nenne ich auch
Phono-Tropologie. In der Grammatik
europäischer Sprachen werden die Flexionsformen meistens durch Prä-
In- und Suffix-Konstruktionen gebildet, aber es existieren einige ältere
Flexions-Formen, die durch interne Lautwandlung, meist von Vokalen, gebildet
werden.
Es lassen sich Beispiele für phonosemantische
Ansätze in vielen Sprachen finden: Z.b. basiert die Flexion in den
semitischen Sprachen auf einer festen Drei-Konsonant-Struktur
(
abjad), innerhalb derer die Vokalwerte die
verschiedenen Modi der Flexion ausdrücken. Im Deutschen finden wir als
Rudiment die Flexion (
Phono-Tropologie) bei
einigen unregelmässigen Verben (Ablaut):
singen, sang, gesungen
gehen, ging, gegangen
sprechen, sprach, gesprochen
brechen, brach, gebrochen
werfen, warf, geworfen
Das
Schlüsselwort der
Philosophie
, das
Sein,
hat eine besonders interessante
Phono-Tropologie.
Wenn man die einzelnen Wortformen in den verschiedenen Sprachen betrachtet,
käme man nie auf die Idee, dass es sich um denselben Begriff in seinen
Flexionen handelt:
Dt.: das
Sein, ich
bin, es
ist, wir
sind, ich
war, es
wäre, es
ward.
[63]
Engl.: to
be, I
am, it
is, we
are, I
was, it
were.
Lat.:
esse,
sum,
est,
erat,
fuit
,
futurum.
Griech.:
eimi,
einai,
eos,
eois,
ein,
en,
estin,
eonta.
Siehe auch Hesiodos:
ta t' eonta ta t' essomena pro t'
eonta.
Im Altgriechischen finden sich viele Terme, die einen
kategorischen Bedeutungswandel durch Umstellung eines Lautwerts
ausdrücken:
eidos -
idea (Idee - Ur-Bild)
hetero -
haeteir{o/a}
(anders -
gefährt(e/in))
homo
- homoio
(gleich - ähnlich): hom{o/oi}
o
kalon
- kakon
(schön - hässlich): ka{l/k}
on
noos
- nomos
(Erkennen - Gesetz): no{/m}
os
opsis
-
hapsis
(Sehen - Tasten):
{o
/ha}
psis
psis
opsis
- osmae
(Sehen - Geruch)
pathe
- poie
(Erleiden - Erschaffen)
phos
- phonae
(Licht - Klang): pho{s/nae}
pseudos
-
eidos/idea
(Trugbild, Lüge - Bild/Ur-Bild):
{ps}
eidos
topos
-
tropos
(Ort - Wendung, Windung):
t{r}
opos
Am Beispiel der Polarität von "kalon -
kakon"
(schön - hässlich) können wir mit
einem Kunstgriff ein phonosemantisches Spannungsfeld im Wort selber
konstruieren:
ka(ph)on
Das (ph) markiert einen Ort, an dem ein Umschlag der
Bedeutung stattfinden kann: Dies kann man auch einen
Tropo-Topos
nennen. Das "kalon -
kakon"
spiegelt sich in dem Wahlspruch von Pater
Brown
[64]
: Das ist ja "Hübsch
Hässlich"
.
1.3.3. Das Denkprinzip der Semantischen
Rhizome
Semantische Rhizome sind nur sehr oberflächlich mit dem
bekannteren postmodernen Begriff der Rhizome (etwa bei Deleuze) verwandt. Das
Rhizom (Wurzelwerk) kann hier wörtlich als ein System von Wurzeln
verstanden werden, und zwar Wurzeln des Empfindens, Vorstellens und Denkens. Die
folgenden Ausführungen erheben keinerlei Anspruch auf philologische,
etymologische, linguistische, oder sonstige (konsensus-) wissenschaftliche
Begründungen. Sie sind im Sinne von Vaihinger (1913) "Als
Ob"
nützliche Fiktionen, wie man etwas für sein
eigenes Verständnis nutzbar und fruchtbar machen kann. Heidegger hat sich
der Methode der Semantischen Rhizome im Altgriechischen und Deutschen ausgiebig
bedient, auch wenn er mit keinem Wort verraten hat, worauf dieses Prinzip
beruht. Auch dies ist eine Projektion "Als Ob"
in das
Werk von Heidegger, das als nützliche Fiktion für das eigene Verstehen
dient.
Semantische Rhizome und die Tradition der Epischen Dichtung
Vor Platon gehörte das Studium der homerischen Illias und
Odysse zum selbstverständlichen Bildungskanon der griechischen Elite. Die
"Aufklärung", die Platon einleitete, beinhaltete auch die Abkehr von diesem
Werk als kulturfundierendem Text, und die Einführung des Platonischen
Wissens-Systems, was später als
Trivium und
Quadrivium bekannt wurde. IMHO sind die alten
mündlich tradierten epischen Werke der frühen Kulturen in ihrer
zentralen Funktion als Semantische Rhizome zu verstehen, für die die Worte
und ihre Verbindungen und Verschlingungen (das Rhizom) und vor allem ihre
Wort-Klänge entscheidend waren, nicht aber die Geschichten (also die
Mythen) die mit diesen Worten transportiert wurden. Die Mythen waren sozusagen
nur Gedächtnis-Anker, anhand derer man sich das Rhizom besser im
Gedächtnis halten konnte. Dahinter stand eine Struktur von Sinn und Klang,
an der sich das Denken der gesamten Kultur wie der Teppich in einem Webrahmen
aufhängte. Das betraf die homerischen Epen ebenso wie die vergleichbaren
Werke Indiens, mit dem Rig Veda als Zentraltext und den anderen Veden und
Upanishaden als Ornament-Werke. Gleichfalls der persische Zend-Avesta, bis zu
den finnischen (Kalevala) und nordischen Epen-Dichtungen (Edda). Auch der Koran
darf nicht durch die Brille irgendeiner Bedeutung gelesen werden (worin er, wie
schon Voltaire bemerkt hatte, keine besonders anregende Lektüre ist),
sondern er ist ein semantisches Rhizom der arabischen Sprache, das nur in dieser
Sprache "verstanden"
werden
kann.
[65]
Die epische Kunst der Konstruktion von Semantischen Rhizomen
liegt in der Komposition der ethischen Leitmotive einer Kultur in der Weise dass
die mit den Versen anklingenden Passagen den ganzen Kanon des Denkens und
Empfindens durchlaufen (und den Rezitator und seine Zuhörer durchlaufen
lassen) welche eben den Empfindungs- und Vorstellungshorizont einer Kultur
abstecken. Mit der Inszenierung solcher Aufführungen wurde das
Kulturgerüst immer wieder aufgefrischt als erlebbare Wirklichkeit. Dies
garantierte die Kohärenz einer Kultur über (mehrere tausend Jahre und
km von) Raum und Zeit. Dies lässt sich so ähnlich verstehen, wie die
Projektion solcher sagenhafter Motive auf den Sternenhimmel. Auch diese sind
Merkhilfen. So lassen sich die archäo-astronomischen Interpretationen der
alten Mythen (H. v. Dechend) auch verständlicher machen. Es sind nicht
eigentlich die astronomischen Daten, die gespeichert wurden, sondern anhand der
Bewegungen der Gestirne wurden die Untereinander-Bewegungen und -Beziehungen der
kulturellen Zentralthemen memorisierbar. Der Sternenhimmel lässt sich ja
nach Belieben in verschiedene statische Figuren unterteilen, in dem nur die
Planeten periodische Ortswechsel vornehmen, aber trotzdem haben alle
Menschheitskulturen daraus ähnliche Konfigurationen gebildet.
Die weitere Entwicklung der
Semantischen
Rhizome
und
Phonosemantischen
Spannungsfelder
in der Noologie erfolgt in diesen
Kapiteln:
Heidegger und das Denken in Semantischen Rhizomen
... und die Rhizoma in der Altgriechischen
Philosophie
Heidegger hatte einmal behauptet, die beiden einzigen
philosophiefähigen Sprachen wären Griechisch und Deutsch. Selbstredend
meinte er das natürlich nur für seine Art des Philosophierens, die
eine ganz eigene ist. IMHO ist diese Methode ein Gründeln in den
Semantischen Rhizomen der deutschen und griechischen Sprache, die Heidegger ja
beide perfekt beherrschte und somit durch Überquerungen (die Quere) der
beiden Sprachbereiche überraschende Wortverbindungen (die Lichtung)
herstellen konnte, wie er es vor allen in seinen späteren Werken machte,
z.b. "Was heisst Denken"
. Seltsamerweise weist das
Deutsche in vielen Bereichen eine ähnliche semantische Rhizom-Struktur auf
wie das Griechische, und man kann wohl mit Berechtigung sagen, dass Deutsch sich
darin von den meisten anderen westeuropäischen Sprachen unterscheidet, die
sehr viel stärker von der Lateinischen Denk-Struktur geprägt sind.
Damit vor allem das Englische und das Französische. Und dieses Denken ist
nach Augustinus vor allem durch Descartes bestimmt worden.
Wenn man diesen Gedankenzug weiter verfolgt (auch ein
Semantik- Rhizom) kommt man zu dem Schluss, dass das Philosophieren des
Abendlandes nach Augustinus eher eine lateinische Philosophie war als eine
griechische. Heidegger weist an vielen Stellen darauf hin, dass die rein
lateinischen Denker gar nicht nachvollziehen konnten, wie und was die Griechen
dachten, wenn sie nicht selber im lebendigen Kontakt mit einem griechischen
Denker standen. (Weil sie nicht über deren Semantik-Rhizom qua
Muttersprache verfügen konnten, und sich an das breitere lateinische
Publikum richten mussten, denen sie das sowieso niemals nahebringen konnten.)
Die grossen christlichen Denker vor Augustinus waren noch durch und durch
griechisch geprägt, wie Origines, der in Alexandria ein Mitschüler des
Plotin bei Ammonius Sakkas war, oder der Pseudo-Dionysios Areopagita, die nur
ca. 100 Jahre vor Augustinus lebten. Damals durfte sich nur der ein Philosoph
nennen, der die Schriften der Klassiker im Original-Griechisch lesen und
diskutieren konnte. Der Ansatz der Noologie, wie man eine "Fortsetzung mit
anderen Mitteln" des Heidegger'schen Denkens machen könnte, ist in diesem
Kapitel:
1.4. Die Tripolarität der Noologie
Die Betrachtung der Tripolarität der Noologie folgt zwei
Denklinien:
1) Der historische Vergleich aus der geistigen Entwicklung der
Symmetrien und Polaritäten in Symbolen und Religionen.
2) Der Weg über die Kategorisierungen:
Grundsätzliche Überlegungen zu -Tomisierungen der Erlebnis- und
Denk-Welt, logische Bedingungen zur Einführung von Kategorisierungen,
Erzeugung von höherwertigen / differenzierten Kategorisierungen aus
grundsätzlichen. Eine andere Bezeichnung dafür ist:
Reflexionstheorie.
1.4.1. Die Heilige
Trias
Noologie ist das Weiterdenken gewisser
logischer Grundlagen des Christentums mit anderen Mitteln
A.G.
In gewisser Weise kann ich mich in diesem Vorgehen auf den
grossen Kirchenvater, den Hl. Augustinus berufen, den ich dafür gerne noch
einmal zitiere:
Die Wirklichkeit selbst nämlich, die
man heute als christliche Religion bezeichnet, bestand auch schon bei den Alten,
ja, sie fehlte niemals seit Beginn der Menschheit, bis dass Christus im Fleische
kam; seither begann man lediglich, die wahre Religion, die schon immer bestand,
die christliche zu nennen.
Ich gehe nun noch einen Schritt weiter und behaupte:
Das Christentum hat mit der Hl.
Dreifaltigkeit menschheitsgeschichtlich das spirituelle Ur-Ahnen um einen
grossen Denkschritt hin zu einer Logik der Spiritualität / Mystik
weitergeführt, indem es dem Göttlichen eine triadische Struktur
gab.
A.G.
Was kann dies, das
spirituelle
Ur-Ahnen
, und die
triadische Struktur des
Göttlichen
, bedeuten? Betrachten wir die
menschheitsgeschichtliche spirituelle Entwicklung, so ist zu erkennen, dass es
in den letzten ca. 3000 Jahren eine globale Entwicklung gegeben hat: und zwar
die
Verdrängung eines ursprünglich
über alle Völker und alle Regionen verbreiteten
Animismus (die Natur ist von Geistern und Seelen,
z.B. der Ur-Ahnen, erfüllt) und
Polytheismus
(verschiedene Götter für verschiedene Lebens- und
Spiritualitäts-Bereiche) durch
monistische
und
monotheistische Religionen. Eine Zeitlang sah
es so aus, als ob der Materialismus die Religion verdrängen würde:
Nietzsche hatte noch zu Ende des 19. Jh.'s behauptet: "Gott ist
tot"
, und Marx, Lenin, Stalin und Mao hatten das auch als
politisches Programm (als Versuch) umgesetzt, und im Westen leerten sich die
Kirchen immer mehr. Aber mit den Ereignissen des 11.9.2001 wurde die
kata-strophae (Umkehr, Rückwendung) bemerkbar
und ist akzentuiert in das Allgemeinbewusstsein (und die populäre Presse)
eingedrungen. Die schon totgeglaubte Religion ist in ihrer schrecklichsten Form
(Hegel: die
Erynnie)
[66]
wieder auferstanden, mit dem militanten islamischen
Fundamentalismus, und dem christlichen
Fundamentalismus, und dessen Bannerträger G.W. Bush. Eine
menschheitsgeschichtliche Gross-Phase (der Entzauberung der Welt), die mit der
Aufklärung im 17. Jh. begonnen hatte, ist
innerhalb von ca. 10 Jahren abrupt in ihr Gegenteil umgeschlagen. Im
christlichen Fundamentalismus ist zwar nicht die
Gewalt das
Medium of
Choice
, sondern
Geld und
Medienmacht
, aber
Agitation und
Indoktrination finden sich hier wir dort. Diese
Wiederauferstehung der Religionen als
Fratze
und Hexenwahn
ist eine der bemerkenswertesten
Volte-Face Entwicklungen der
Menschheitsgeschichte, und auch ein besonders eindrucksvolles Beispiel für
die
Dynamik von Spannungsfeldern des Sozialen, die
ihre Konfiguration abrupt, innerhalb von wenigen Jahren, auf einem globalen
Masstab, ändern können. Die Denkbarkeit solcher Entwicklungen, und
ihre scheinbar chaotische aber letztlich
unvermeidbare
Gesetzlichkeit
(die
Not-Wendigkeit), sind ein Haupt-Thema der
Noologie.
Die menschheitsgeschichtliche spirituelle Bewegung der letzten
ca. 3000 Jahre war auch eine logische: das anfänglich polyphone /
poly-zentrische Konzert vieler verschiedener spiritueller Mächte (:=
Archae-Typen) wurde auf einen einzigen geistigen
Ur-Grund, nämlich
Gott zurückgeführt. Siehe Glossar, Gott:
Wir denken ihn uns als »das vollkommenste Sein«. Die logische
Kulmination dieses Prozesses fand im Islam als konsequenteste Monotheistische
Religion ihren Ausdruck. "Es gibt keinen Gott ausser
Gott"
[67]
lautet dort der Kernsatz des
Glaubensbekenntnisses. Dies ist (tauto-) logisch identisch mit dem Diktum des
Parmenides, 1000 Jahre vor Mohammed:
chrae to légein te noein t' eon
emmenai
Nötig ist zu sagen und zu denken, dass
das Seiende ist.
Parmenides, Frag. VI / Heidegger: WHD, 105
...denn das Nicht-Seinende kannst du weder
erkennen -
denn das läßt sich nicht
verwirklichen -
noch aufzeigen. ...
Parmenides B2
Denn niemals kann das erzwungen werden,
daß Nichtseiendes ist.
Sondern von diesem Wege des Suchens halte
du den Gedanken fern,
Parmenides B7
Augustinus hat, anschliessend an Plat
ons Philosophie
des "Wahren, Guten, Schönen"
, in das Denken der
Christenheit einen Faktor eingeführt, der zwar auf den ersten Blick sehr
erfreulich aussieht, aber bei genauerer Betrachtung schwere Konsequenzen hatte:
Die
erzwungene Harmonie:
Für Augustinus waren Musik und
Architektur Schwestern: Beide mit dem gleichen transzendentalen Element Zahl
behaftet. Die Architektur spiegelt die ewige Harmonie wider und Musik ist ihr
Echo. Grundlage ist die Naturtonleiter, bei der die Frequenzen der
aufeinanderfolgenden Töne ausgehend von dem Grundton jeweils verdoppelt,
verdreifacht, vervierfacht usw. werden. Die Verhältnisse
aufeinanderfolgender Töne sind also 1:2, 2:3, 3:4, .. Das aber sind die
Intervalle der "vollkommenen" Akkorde, Oktave, Quinte und Quarte. Das beste
Verhältnis ist nach Augustinus das der Gleichheit oder Symmetrie, das
Verhältnis 1:1. Dies ist denn auch Symbol für das Verhältnis
zwischen Gottvater und Gottsohn. Im Verhältnis der Oktave 1:2 sieht
Augustinus ein Symbol für die Erlösung des Menschen von seinem
zweifachen Tod (Tod des Leibes, Tod der Seele, verursacht durch die Sünde
Adams).
Günter Eckstein: Zum geschichtlichen und geistigen
Hintergrund der Gotik
F:\mat-phil\licht\gotiktext.pdf
Die angesprochenen Zahlenverhältnisse enstammen einer
Denk-Quelle, die im Abendland mit den Begriffen
Pythagore-i{k/smus} und
Harmonik verbunden ist (Gossar: Harmonie). Nach
und aufbauend auf
Pythagoras hatte besonders
Platon im
Timaios das Thema ausgearbeitet.
Spätere Entwicklungen führten zum
Neoplatonismus der Gotik (Siehe Eckstein), der
Harmonice Mundi von
Kepler, und die moderneren Harmoniker, wie A. v.
Thimus und H.
Kayser. (NOO1, p. 223). Was für den
mytho-kosmologischen Bereich noch ganz passabel erscheint, weil dort eine alles
durchwaltende Ordnung einfach ästhetisch schön ist (siehe
Plat
on, das Wahre, Gute, Schöne), ist leider für die
Niederungen der Menschenwelt nicht (so einfach) anwendbar. D.h. soziobiologisch
gesehen sind die Ideale des sündenfreien Lebens, die die Christen der
ersten ca. 7 Generationen hegten, ein sicheres Programm für das Aussterben,
weil ein von den Versuchungen des Fleisches freies Leben wesentlich zur
Konsequenz führt, dass keine Kinder da sind, die den Glauben
weiterführen. Die göttliche Harmonie qua Moral und Ethik (Augustinus:
civitas dei), kollidiert mit den Imperativen des
Lebens. Diese Problematik ist von Nietzsche ausgiebig diskutiert worden. Das
menschliche ethische System kann nicht nach einem mono-thematischen Normen-Kanon
zwangs-geordnet werden. Genau das ist aber in den rückwärts-gewandten
Systemen des monotheistischen Fundamentalismus der Fall, islamisch die Sharia
und christlich die 10 Gebote, jüdisch die
Halacha.
[68]
Die
monotheistische Religion hat eine ultimate Tendenz zum moralischen Dualismus,
nämlich die Welt in zwei Lager aufzuteilen:
Die Gläubigen und die
Ungläubigen. Und so heisst es im Islam: Das
Haus des
Friedens
:
Dar al-Salam,
und das
Haus des Krieges:
Dar
al-Harb
. Bei G.W. Bush heisst das analog "War on
Evil".
Robert Wright: War on Evil, (Foreign Policy, Sept./Oct. 2004),
F:\mat-phil\evil\WarOnEvil-Wright.pdf
F:\mat-rel\islam2\minority_report.pdf
Ich möchte hier noch einen grossen Kirchendenker ins Feld
führen: Papst Benedikt XVI, Josef Ratzinger, der immer wieder betonte, dass
der fundamentalistische Islam nur auf ein Spiritualitäts-Vakuum des
Christentums antwortet. Ja, in gewisser Weise muss der Islam antworten, denn als
jüngste Massenreligion, mit immerhin, etwa dem
3. Upgrade der Hl.
Schrift
,
[69]
steht der Islam tatsächlich in so etwas wie einer weltgeschichtlichen
Verantwortung, dass die Welt nicht dem Bösen in Form des
Global-Hyper-Kapitalismus anheimfällt. Dieser Kapitalismus führt zu
einer Reduktion alles Menschlichen auf Objekt-Beziehungen. Dies basiert auf der
logischen Problematik, dass Wissenschaft, Technik und Kommerz mit der dualen
Aristotelischen Logik arbeiten, für die es keinen logischen Platz für
das Zwischenmenschliche gibt. Der Aufstieg der Industrie,
Technik
[70]
und Wissenschaft ging einher mit
einer Schwächung der Kirchen, die in früheren Zeiten wesentlich
dafür sorgten, dass das Zwischenmenschliche nicht "unter die Räder
kam", was heute ganz eindeutig überall lawinenartig passiert. Das
Kern-Prinzip des Christentums, das da lautet: "Selig die Armen im Geiste, denn
ihnen ist das Himmelreich", kann leider weder gegen den Kapitalismus noch gegen
den fanatischen Islam etwas entgegensetzen, um sie aufzuhalten.
A.D.: Der Monotheismus ist strukturell /
logisch unfähig, eine Pluralität der Religionen zu {v}ertragen.
Die bestechende Post-Hoc Logik der Islamischen Jihad-Kämpfer zwischen 650
und 1200 war dieselbe, die auch Konstantin bei seinem Sieg an der Milvischen
Brücke anwandte, und die
Cromwell
[71]
um
1640-1650 später zum Einsatz brachte: Gott hat in unseren Reihen
mitgekämpft, und er hat uns zum Sieg verholfen. Der Sieg im Krieg heiligt
die Mittel der Religion. Mit dem 11.9.2001 hat es sehr den Anschein, dass das
Wieder-Erstarken des djihadistischen fundamentalistischen Islam den alten
Kulturkampf wieder zum Aufflammen gebracht hat, dessen logische "Vollend-aung" das
Armageddon der
Johannes-Apokalypsis ist. Dieser schon
Jahrtausende währende Kampf ist nur periodisch in Phasen der Abkühlung
getreten, wie nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels unter Titus, nach
dem Verebben des ersten islamischen Eroberungs-Sturms von 700 bis 1100, nach dem
Ende der Kreuzzüge ca. 1200, dem Ende der Reconquista ca. 1500, und nach
dem Ende der Osmanischen Expansion nach der Seelschlacht von Lepanto 1571 und
den Niederlagen vor Wien ca. 1700.
Weitere Materialien hierzu:
Die Hl. Dreifaltigkeit ist die seltsamste und unfassbarste
Komponente im Dogmengebäude der Hl. christl. Kirche, aber verglichen mit
dem Dogma von
Jesu Jungfrauengeburt und seiner
Auferstehung nach dem Tode steht sie nicht im
Widerspruch zur
Common Sense Reality.
Mohammed hat bei der Abfassung seines Koran ja auch, und ganz
logisch nachvollziehbar intendiert, die abrahamitische Religion von gewissen
Unglaubwürdigkeiten dieser Art zu purifizieren. Und mit der Scharia des
Islam schuf Mohammed ein Regelwerk für das Zwischenmenschliche, das die
rigide monolithische Stammes-Sozial-Struktur der arabischen
Wüstenvölker zum menscheitlich allgemein-gültigen Gesetz Gottes
erklärte.
Gottes Weisheit ist unergründlich, und Gott kann ja kraft
ihrer Allmacht alles sein was sie will, also kann sie genauso männlich wie
weiblich sein, und warum sollte sie dann nicht auch Dreifaltig sein? Und wer
sind denn die kleinen Menschlein-Theologen, die sich anmassen und darüber
streiten und ihre Jünger sich sogar die Köpfe einschlagen, welche
Version Gott in ihrer Allmacht gerade annimmt? Ich überlasse das Feld der
Theologie damit wieder denen, die dazu die passende
Venia
Legendi
haben, und mache einen Exkurs auf das weniger
Tretminen-gespickte Feld der allgemeinen Religions- und Kulturwissenschaft.
Ich liefere auch gleich eine provisorische Antwort darauf,
warum es notwendig sei, dass das Göttliche eine
logische
Tiefenstruktur
hat: Um dem Fundamentalismus
vorzubeugen, wie er sich heute in schönster Urständ im Islam und im
Amerika des G.W. Bush breitgemacht hat. Der Fundamentalismus besteht darin,
alles nach einem einzigen, reduzierten, durchgehenden Strickmuster zu sehen.
Eine einfache Lösung, so einfach, dass auch der ungebildetste Fellache es
auswendig lernen kann, sogar in einer Sprache die er überhaupt nicht
versteht. Oder auch, dass so etwas in einer RTL-Talkshow ventiliert werden kann.
Ich nehme das unter einem späteren Themenpunkt wieder auf.
In der Diktion von Gotthard Günther drückt die Hl.
Trinitas eine immanente
Polykontexturalität
aus, mit der allein das
Überbegriffliche des
Göttlichen
markiert werden kann. Ein
ähnlicher Versuch, dies zu markieren, war die
theologia
negativa
zwischen
Dionysius
Areopagita
und
Cusanus.
Die Drei(heit) oder Trias ist sicher eines der verbreitetsten
Symbole, mit dem Vollkommenheit und Perfektion attributiert werden. Das findet
sich in vielen Märchen und Mythen, in einem Weisheitstitel wie Hermes
Trismegistos,
[72]
und hunderten anderen
Beispielen aus der Kulturgeschichte der Menschheit. Eine geeignete
Einführung dazu finden wir bei Giordano Bruno: "Wie die Dreiheit in ihrer
allgemeinen Art alles vollendet, was das Licht erblickt, ist sie auch das
Ersterzeugende: Der Geist, der gezeugte Intellekt, und der
Nexus von beiden." (Bruno 1991, p.
39).
[73]
Hier nur ein kurzer
Streifzug:
1.4.2. Kleeblatt und Diamant: Die Trias
in der Natur
Vor der Kulturgeschichte will ich noch einen kurzen Ausblick
zur Trias in der Natur nehmen. Auffallend ist die Tatsache, dass wir in der
Natur nur sehr selten Dreier-Symmetrien finden. Spiegel- (Bipolar) Symmetrie ist
ein universales natürliches Gestaltungsprinzip bei Wirbeltieren und
Insekten. Bei Blumen und Weichtieren finden sich diverse Formen von
Radialsymmetrien, die aber zumeist 4, 5, und 7 Pole haben. Die praktisch einzige
Ausnahme davon ist das Kleeblatt. Die andere grosse Ausnahme von 3er Symmetrie
in der Natur ist der Diamant, das härteste, seltenste, und kostbarste
Mineral der Erde. Auch der Diamant gilt als Symbol der Perfektion und
Vollkommenheit. Der Grund für seine Härte ist die perfekte
Tetraeder-Struktur seines Kristalls, also ein Raumgitter das von den elektrisch
gleichwertigen Elektronen-Ladungswolken des Kohlenstoffs gebildet wird. Mit den
Worten der Noologie können wir sagen, der Kristall des Diamanten ist das
perfekteste Spannungsfeld, das das Universum bilden konnte. Und Kohlenstoff ist
zusammen mit Wasser die wichtigste Substanz des Lebens. Die perfekte Trias ist
ein Attribut von Kohlenstoff, das sonst eher selten als wesentliche Eigenschaft
angesehen wird. Ebenfalls bedeutungsvoll ist, dass diese Trias-Struktur nur
durch einen extrem hohen Druck (ie Spannungsfeld) zustandekommt. Und der Faktor,
dass diese Struktur praktisch unzerstörbar ist (ausser sie wird in ein
Feuer von über 700o geworfen), macht sie auch zu einem Symbol
für die Ewigkeit (Diamonds are forever). Dies, und die bemerkenswerten
optischen Eigenschaften des Kristalls, sind wiederum Aspekte, die sie in
unmittelbare Nähe des Göttlichen setzen. Zur neo-platonischen
christlichen Licht-Metaphysik sei hier wieder die Arbeit von Otto von Simson zur
gotischen Kathedrale genannt.
1.4.3. Triskellion und
Tri-Murti
... und die Trias in Religions- und
Kulturwissenschaft
Das Kleeblatt (Shamrock) ist nicht umsonst die Symbolpflanze
Irlands,
[74]
denn Irland war die letzte
verbliebene Kulturbastion der Kelten in Europa, und das heilige Symbol der
Kelten war das Triskellion (oder
Triskelion).
[75]
Die Römer hatten auf dem
Festland und in England die druidischen Traditionen sorgfältigst
ausgetilgt, nur Irland blieb verschont. So kam die Christianisierung in eine
Kultur, in der die Trias schon seit je her das heiligste Symbol war. Das Buch
von Kells (Nomen est omen) zeigt viele Bilder des Triskel oder
Triskel{l}ion,
[76]
die sich in sehr
ästhetische Komposition mit der quadro-symmetrischen Kreuz-Symbolik der Hl.
Schrift gefügt hat. Neben dem Kreuz, die 4 Evangelien, die 4 Wappentiere
der Evangelisten, etc. Irland war das erste Land Nordeuropas, das
christianisiert wurde, von hier aus reisten die Missionare ins wilde Germanien
(Bonifaz), und die irische Kirche war ursprünglich nicht an Rom
angegliedert, sondern bis zur Besetzung Ägyptens durch die Araber ein Zweig
der alexandrinischen Kirche, die so hervorragende wie Geister
Origines und
Dionysios
Areopagita
hervorgebracht hatte.
Abb.: Das Triskellion
Ausser den Kelten war das Triskellion ein heiliges Zeichen bei
einigen asiatischen Völkern, und ist vor allem in Korea (Sam-Taeguk) und im
Shinto-Kult Japans zu finden. Man könnte nun eine grosse kulturhistorische
Studie über alle Manifestationen der Trias in der Menschheit machen, und
solche gibt es auch schon zuhauf. En passant erwähnen möchte ich nur
noch die Trias von Brahma, Vishnu, und Shiva in Indien, den schon erwähnten
Hermes Trismegistos, die ägyptischen Pyramiden, und das bekannte Dreieck,
in dem das "
Auge auf der Pyramide"
der
Freimauer steht, auf jeder 1-Dollar-Note zu
finden. Last but not least die Fussbodenmuster in den Kathedralen, die meistens
aus einem Kreis, einem Dreieck, und einem Rechteck figuriert waren.
Sinnigerweise war der Kreis auch noch als Labyrinth gestaltet, auf dem entlang
die Betenden eine
Peregrinatio
[77]
machten.
[78]
Beispiel des Labyrinth-Musters der Kathedrale von
Chartres
Die wohl bekannteste logische Trias-Formulierung stammt von
Aristoteles: Alles hat einen
Anfang, eine
Mitte, und ein
Ende.
In der altgriechischen Mythologie finden wir korrespondierend die drei
Moirae:
Klotho,
Lachesis, und
Athropos. Die Inder setzten dafür ihre
Götter
Brahma,
Vishnu, und
Shiva
ein, die
Tri-Murti.
[79]
BRAHMA, n.
He who created the Hindoos, who are
preserved by Vishnu and destroyed by Siva -- a rather neater division of labor
than is found among the deities of some other nations. The Abracadabranese, for
example, are created by Sin, maintained by Theft and destroyed by Folly. The
priests of Brahma, like those of Abracadabranese, are holy and learned men who
are never naughty.
Ambrose Bierce
Die Beispiele der tiefen kulturellen Bedeutung von
Drei-Gliederungen sind so zahlreich, dass es eine eigene kulturhistorische
Untersuchung erfordern würde (und dazu auch schon viele existieren). Hier
eine kurze Diskussion der Verbindungen von
Tri-Murti und
Moirae
über das
Amrytam:
They controlled the life and destiny of
everyone. Klotho spins the thread of life, Lachesis measures it (looks how long
it is), and Atropos cuts the thread. When the thread is cut the person
dies.
Klotho heisst wörtlich: Die
Spinnerin. In diesem Wortbild ist das
Verwinden
der Fäden (
tropos) enthalten.
G. Bruno (1991, Kapitel IV, 40) erwähnt dies als "Clotho,
die Umwälzbarkeit der Welt" (ie.
En-Tropia).
Diese kommt mit
Atropos zu ihrem
Ende. Die
Lachesis ist ebenfalls ein Wortbild
(
lachnos), welches die Wolle, ein
gekräuseltes (verfilztes) Haar oder Fell symbolisiert.
In der nordischen Mythologie finden sich parallel dazu die
Nornen:
Urda,
Verdani, and
Skuld.
(URL)
http://simple.wikipedia.org/wiki/Moirae
Murti führt uns morpho- /
phono- / logisch zu der Formel "
Amrytam"
(:=
a-murti, das Nicht-Verwandelbare; murti := Ver-Wandlung, Tod, gr.
{a/en}
-tropia
, Atropos
, zu seinem Ende
kommend
, lat. mors
,
mutare
). Amryta
oder
Amrita
ist der Nektar
, (oder
Ambrosia
) der die Seele mit der
Alaetheia
aus der
Todes-Laethe-Vergesslichkeit
wieder heilt und wieder
herstellt.
In Hindu mythology and Buddhist mythology,
Amrita is the drink of the gods, which grants them immortality. The word itself
literally means "without death"
...
Vishnu said that if they churned the sea of
milk, they might produce amrita, the drink of the gods, which could make them
strong and immortal. So Vishnu took the form of Kurma, the turtle avatar. He has
four arms, two to support his great shell. Kurma sat on the bottom of the sea
floor and gods placed a mountain, Mount Mandra on Kurma shell, and used it as a
churning rod.
(URL)
http://en.wikipedia.org/wiki/Amrita
1.4.4. N-polare Symmetrien in
Symbolen
Hier noch kurz ein Rundgang durch die Kulturgeschichte von
n-polaren Symmetrien in Symbolen. Die Symbole sind für die Noologie
wichtig, weil sie noch die Vereinigung von Heiligkeit und Logik beinhalteten.
Die unendlich-polare Symmetrie ist der Kreis, ebenfalls ein
Symbol der Vollkommenheit. Der Kreis symbolisiert auch die Eins, oder Einheit,
und als Sonnensymbol war sie auch das Bild des monotheistischen Gottes bei
Echnaton, und vielen Religionen die die Sonne als Hauptgott verehrten, wie die
Inka. Im Christentum ist vor allem Cusanus für seine tiefgründige
Kreis-Exegese bekannt.
Zwei-Polarität ist bekannt vom taoistischen Yin-Yang
Bild, der kretischen Doppelaxt / Schmetterling oder Labrys, die nach H.v.
Dechend auch das Symbol des Keraunos war. Heraklit sagte: Das All aber steuert
der Keraunos. Die konventionelle Meinung zum Aussehen des Keraunos war der Blitz
in der Hand des Zeus, aber ich folge hier der Ansicht von H.v. Dechend, denn es
sind zu viele Beweise von Weltall-bewegenden göttlichen Instrumenten in der
gesamten Menschheitsgeschichte zu finden, die alle ähnlich aussehen: Thors
Hammer, der Vajra, die Axt des Xango. In einigen Darstellungen des Zeus ist auch
zu sehen, dass es ein Doppel-Blitz ist, der durch einen Griff oder Stil
zusammengehalten wird, also dem Keraunos äquivalent ist. Der Keraunos ist
aber noch ein bisschen komplizierter, denn wenn man den Stil herausnimmt, hat
man eine(n) Nabe(l), welches im Griechischen als Omphalos bezeichnet wurde. Der
Omphalos war ebenfalls ein Mittelpunkt oder Steuerungspunkt des Universums, und
im
Grand Finale der Odyssee schiesst Odysseus
seinen Pfeil durch die Naben von 12 hintereinander gereihten Doppeläxten,
also Keraunos. Bekannt ist die Zweipolarität auch von Doppelkopf-Bildern
wie Janus, der Gott der Schwelle, der in die Vergangenheit und die Zukunft
blickt. In der Logik ist Zweipolarität das Prinzip des
Dualismus oder
Dichotomie, und physikalisch, der
Bifurkation. Das wurde ja schon behandelt. Das
Yin-Yang Symbol stellt den unaufhörlichen Übergang der Dinge in ihr
Gegenteil dar, und beinhaltet damit die Dynamik der Veränderung.
Die Vier-Polarität taucht als Kreuz, Swastika (oder
Tetra-Skellion), und Medizinrad, bzw. Vier-Elemente-Rad überall auf. Die
Swastika ist ebenfalls ein Symbol der unaufhörlichen Veränderung, ihre
Arme symbolisieren die Drehbewegung eines Rades. Es gibt viele logische
Anwendungen der Vierpolarität, etwa die Unterteilung der Himmelsrichtungen,
die Jahreszeiten, die Vier Elemente: Erde, Wasser, Luft, Feuer, und die
Chatuskoti, eine buddhistische Argumentationstechnik. Logisch ist das Kreuz ein
verdoppelter Dualismus, und somit der Ausgangpunkt einer Binär-Zerteilung,
die immer weiter und weiter geführt werden kann. Die Informationstheorie
ist die heutige Formulierung dieses Prinzips von beliebig oft
durchgeführten Ja/Nein - Entscheidungen, bis man das gesuchte Objekt
eindeutig eingekesselt hat. Die Informations-Entropie ist das Mass für die
notwendige Zahl der Ja/Nein - Entscheidungen. Das bekannte
Fernseh-Berufe-Ratespiel ist eine bekannte Anwendung dafür.
Die Fünf-Polarität taucht als Symbol im Pentagramm
auf, wobei ein wesentlicher symbolischer / diabolischer Unterschied darin
besteht, ob eine oder zwei Spitzen nach oben weisen. Wenn eine Spitze nach oben
weist, ist das Pentagramm syn-bolisch, und wenn zwei Spitzen nach oben weisen,
ist es dia-bolisch.
[80]
Das ist unmittelbar
einsichtig, wenn man den logischen Höhepunkt als oben interpretiert. Jede
beliebige Tropik kann in ihrer konsequenten Entwicklung entweder auf Eins oder
auf Zwei geführt werden. Aber sie kann auch auf Drei geführt werden,
und das ist das Unterfangen der Noologie. Weiterhin findet sich die
Fünf-Polarität in den
Fünf
Wandlungsphasten
der chinesischen Medizinphilosophie,
in der Musik als
Quintenzirkel, und in der
Alchimie als
Quintesszenz.
Die Sechs-Polarität findet sich im Davidsstern und
Hexagon.
Die Sieben-Polarität als Bild findet sich z.B. auf den
Stern-Abbildungen in ägyptischen Gräbern, was insofern bedeutend ist,
weil ein 7-Stern nicht mit Zirkel und Lineal zu konstruieren ist. Dies beweist,
dass die Ägypter über höhere mathematische und logische
Fähigkeiten verfügten, als es ihnen die Geschichtswissenschaft
zubilligen will. Die Sieben ist wiederum eine bedeutende magische Grösse,
angefangen von den 7 Tagen der Woche, der Schöpfung in der Genesis, und dem
7-armigen Leuchter der Juden.
Darüber hinaus finden sich in der Kulturgeschichte so gut
wie keine Symbole mit mehr-polaren Symmetrien. Natürlich sind die Zahlen 10
und 12 von weit verbreiteter kultureller Bedeutung, die 13 als Unheils-Symbol,
aber eben nur als Zahl, nicht als Bildsymbol. Das ist auch nicht verwunderlich,
weil das menschliche Sehvermögen keine Objekte einer solchen
Differenziertheit als Symbol visualisieren
kann.
[81]
1.4.5. Versuch, die Logik der Hl.
Dreifaltigkeit nachzuvollziehen
I think that God in creating man somewhat
overestimated his ability.
Oscar Wilde
Im Sinne des Spruches von Augustinus hat das Christentum also
einen sehr intelligenten Schritt getan, und etwas, das überall schon in
heiligem Gebrauch war, in das Zentrum seiner Dogmatik einzementiert. Auch wenn
Gott in ihrer Allmacht alles sein kann was sie will, wäre es doch
interessant, sich in logisch-spirituelles Gründeln zu versenken, was es
wohl ist, was die Christen damit zum Eck- und Ankerpfeiler ihrer Religion
machten. Nehmen wir einmal an, dass das Gründeln nach dem Göttlichen
so etwas wie ein Ur-Trieb ist, der viele Menschen immer wieder anstachelt, sich
der Schau des Unergründlichen zu widmen. Die meisten Menschen
übernehmen die Religion ja ohne nachzudenken so wie sie
ist,
[82]
oder suchen ihr
Heil im Fundamentalismus, etwa als "born again
christians"
, aber einige charakterlich eher sonderliche
Menschen wagen den gefährlichen Schritt über die Denk-Zäune der
religiösen Consensus-Community. Und nur allzu oft werden sie dafür
gekreuzigt, ge-vierteilt, oder verbrannt. Seltsamerweise sind die Fälle
dass religiöse Abweichler einfach nur erhängt wurden, eher selten.
Gott und das Tertium Datur
Der einfache Hinweis, dass die Drei(heit) eben schon immer auf
Heiliges hindeutete, ist natürlich zirkulär, denn das religiöse
Schaffen der Menschheit entstammt aus eben diesem Instinkt, wofür es einen
gewichtigen Sinn hatte, dass die
Drei heilig
(
heilig -
heil -
holon) sei. Evolutionär betrachtet, ist das
Neuronal-System ein Mechanismus, der die Menschen praktisch dazu
vorprogrammiert, dualistisch zu denken und zu handeln. Der Befund, dass in der
Natur praktisch keine Dreier-Symmetrien vorkommen, mag darauf hinweisen, das die
Trias in einem gewissen Sinne
Über-Natürlich ist. Die Inder,
die in puncto
Denken des Göttlichen schon
immer dem Rest der Menschheit ein wenig voraus waren, hatten mit der Tri-Murti
von
Brahma, Vishnu, und
Shiva
schon den "Bauplan"
gefunden, aber noch nicht den
(theo-)logisch nächsten Schritt vollzogen: Nämlich die Trias als zur
Monas identisch zu erklären, was die Christen dann taten. In gewisser Weise
können wir die Verankerung der Hl. Dreiheit als ein ewiges Memento
betrachten, dass es den Menschen immer gewahr bleiben soll, das Göttliche
immer im Geiste bei sich zu tragen, und in dem Tumult der dualistischen Welt des
Kampfes der Gegensätze (
ant-agon-ismus) nie
zu vergessen, das da noch etwas ganz anderes ist, das man in diesem Tumult
gerade nicht erkennt, und das ist das immer währende Dritte. Dies in
radikaler Um- und Ab-Kehr von der Logik des Aristoteles, des "Tertium non
Datur".
Als kulturelle Ur-Texte liefern die hl. Schriften auch die
Blueprint-Patterns (
Sygillae /
Typoi) des Empfindens und Denkens der Menschen,
die von ihnen geprägt werden. (Die Systematik dieser Prägungs-Patterns
wird in einem anderen Kapitel weiter verfolgt und
vertieft).
[83]
A.D.: So setzt die Bibel in der Genesis
auch die unaufhaltsame dualistische Maschinerie in Gang: Den endlosen Prozess
des Scheidens, Absonderns, Ein- und Aus-Grenzens, wie es die Juden dann als
"auserwähltes Volk" durch die Jahrtausende am eigenen Leibe in
millionenfacher Form selbst incorporiert hatten, und die furchtbare Kulmination
im Holocaust hat eine gewisse logisch-historische Konsequenz, die Jahwe, der
grausame Gott dieses Volkes all denen schon im Buch Mose angedroht hatte, die
sich zu sehr
assimiliert hatten.
Notwendigerweise ist die Religion, vor allem die
mono-theistische, als soziales Phänomen mit ihren Gruppen-Abgrenzungen
genauso dualistisch wie alles andere in der Welt auch, und so kann dieses
"Tertium Datur"
auch seine spirituelle Bedeutung haben,
die inhärent dualistische Tendenz der Religion zu kompensieren. Das Kreuz
des Christus symbolisiert diesen inhärenten Dualismus, und mit seiner
Kreuzigung musste er dessen Wirken am eigenen Leibe erfahren. Vielleicht kann
man die Hl. Dreifaltigkeit als Sinnbild für diesen Ausweg des "Tertium
Datur"
sehen.
Gott-hl-Geist und Gedächtnis
In anderer Sichtweise können wir die indische Trias von
(Brahma - Vishnu - Shiva) gegen die logische Struktur von (Gottvater - Gottsohn
- Gott-hl-Geist) kontrastieren. Die Trias (Brahma - Vishnu - Shiva) besagt, dass
das Universum von Brahma geschaffen wird, von Vishnu erhalten wird, und von
Shiva zerstört wird. Dieser Prozess geht in einem ewigen unendlichen
Kreislauf durch die Schaffung und Zerstürung unendlich vieler Universen, im
Sinne Nietzsches:
die unendliche Wiederkehr des Ewig
Gleichen
.
[84]
Die Christliche Trope von Gottvater - Gottsohn ist noch
strukturell ähnlich der von Brahma - Vishnu. Dh. das Göttliche
manifestiert sich nicht nur in der Schöpfung, sondern es vollzieht eine
Ent-Äusserung seiner selbst als Gottsohn in der Welt des Materiellen. Siehe
dazu als phonosemantische Entsprechung zu Christos die Krishna- Mythe im
Hinduismus.
Krishna ist eine Inkarnation (Avatar)
von Vishnu, dem Erhalter. Überhaupt sind Avatare ein feststehender Topos
des indischen soteriologischen Denkens, und eine göttliche Person wie
Christos ist für die Inder nur
same procedure as every
yuga
. Im Neuen Testament heisst es zu
Christi
Avatar-heit
ja spezifisch:
gezeugt, nicht
geschaffen
.
Es ist also mehr als nur eine Schöpfung im Sinne von Artefakten. Dass es
eine tatsächliche Ent-Äusserung ist, wird durch den Ausruf Christi
bezeugt, der am Kreuze hängend rief: Oh Gott, mein Vater, warum hast du
mich verlassen? Verlassen bedeutet hier Laethe im altgriechischen Sinne, dh.
Christus hat sein
Ruhen in Gottgleichheit
vergessen, damit hat sich Gott selber vergessen. Dies ist auch in der
altchristlichen Diskussion um
homo-ousia und
homoio-ousia
aufgehoben.
[85]
Der wesentliche Unterschied der christlichen Trope von der
hinduistischen ist im
dritten Schritt zu
Gott-hl-Geist enthalten: Die "Aufhebung"
, wie wir es im
triadischen Hegelschen Sinne nennen können. Ie. Im
Kreuzestod
[86]
von Gottsohn und seiner Auferstehung vollzieht sich die dreifache
"Aufhebung"
, indem Gottsohn
a) von dieser Erde hinweggenommen wird, (Aufhebung
I)
b) seine Verklärung (Aufhebung II) im Himmel erlangt (ie.
er nimmt seinen Platz auf dem Thron von Gottvater ein)
c) es vollzieht sich eine "Aufhebung"
in Gott-hl-Geist, welcher das
Gedächnis des
geschichtlichen Ereignisses als
persona
numinosadarstellt. (Aufhebung III)
Darin unterscheidet sich das christliche soteriologische
Denken entscheidend von dem Hinduistischen:
[87]
Der ewige Kreislauf von Schöpfung und Zerstörung ist eine essentiell
sinnlose Maschinerie, und die Befreiung eines Menschen, das Moksha oder Nirvana,
kann nur durch das vollständige Hinaustreten und Auslöschen geschehen.
Das Universum in seiner kompletten Sinnlosigkeit geht unbeachtet vom
Hinaustreten einzelner Menschen (Sadhus, Yogis, Buddhas, Arhants im Buddh.
System) weiter. Hegels
Geschichtsphilosophie
[88]
betrachtet vor allem diesen Aspekt des christlichen Denkens, dass die
Geschichtshaftigkeit, und damit das Gedächtnis, ein wesentlicher Aspekt des
Göttlichen (oder absoluten Geistes) ist. Siehe dazu auch die Ansicht von
Alexandre Kojève:
Hence, there is Time only where there is
History. ... On the last page of the Phenomenology, Hegel says, time is history
whereas nature is space. ... But in his other writings Hegel is less radical. In
them, he admits the existence of a cosmic time. But in so doing, Hegel
identifies cosmic time and historical time. This, I believe, was his basic
error." (pp 133, 147)
Hegel's "basic
error,"
according to Alexandre Kojève, was his
conflation of natural and historical time, and Kojève sets out to rectify
this mistake. In doing so, he produces one of the most influential
interpretations of Hegel since Marx - not least because of his insistence on the
need for a 'return to Hegel'. "Kojève,"
argues
Allan Bloom in the introduction to Kojève's Introduction to the Reading
of Hegel, "is the most thoughtful, the most learned, the most profound of those
Marxists who ... turned to Hegel as the truly philosophic source of [Marx's]
teaching." It is not an exaggeration to say that Kojève's lectures at the
Sorbonne (1934-1939) influenced an entire generation of French thought,
including Sartre and Lacan.
Diese Einzigartigkeit des Göttlichen im Gedächtnis
wurde in der christlichen Theologie von Augustinus in seinen
Confessiones erstmals so deutlich herausgestellt.
Und in diesem Punkt unterscheidet sich das Christentum auch vom Islam, wo die
Schöpfung der belebten und unbelebten Natur auf gleicher logischer Ebene
wie die des Menschen behandelt wird. Auch hier ist ein Lernen und Vervollkommnen
der Einzelseele sinnlos.
Gott ist
An Sich und
Für
Sich
[89]
rund
geschlossen und vollkommen,
[90]
und es gibt
keinen Gott ausser Gott,
[91]
und damit gibt es
keinen Grund, warum Gott in der Schöpfung "
Ausser
Sich"
gehen sollte. Es sei denn, wir interpretieren
Hegels
Aufhebung als Weg von einer Ebene des
logischen Typos zur nächst höheren. Ich verweise hier auf das
Ungleichheits-Axiom der Noologie A =/= A', wonach das A' der Erinnerung
kategorisch zu unterscheiden ist vom einfachen A. Der Schritt von A -> A' ist
somit ein Schritt der Aufhebung auf die nächst höhere Stufe des
logischen Typos. Wie schon angedeutet, sind solche theo-logischen Spekulationen
äusserst gefährlich, denn wie kann oder sollte die
Absolute
Vollkommenheit
noch irgendetwas erreichen? Hegel gibt
dazu in seiner Phänomenologie in dem Kapitel "über die offenbare
Religion" einige Hinweise, die diese Fragen zwar nicht klären, aber
immerhin vermuten lassen, dass noch ein tieferer Sinn dahinter verborgen ist.
Hier einige Ausschnitte:
Das absolute Wesen, welches als ein
wirkliches Selbstbewusstsein da ist, scheint von seiner ewigen Einfachheit
herabgestiegen zu sein, aber in der Tat hat es damit sein höchstes Wesen
erreicht.
Hegel (1986, p. 553)
In dem Verschwinden des unmittelbaren
Daseins des als absoluten Wesens Gewussten erhält das Unmittelbare sein
negatives Moment; der Geist bleibt unmittelbares Selbst der Wirklichkeit, aber
als
das allgemeine Selbstbewusstsein der Gemeine,
das in seiner eigenen Substanz ruht, so wie diesen in ihm allgemeines Subjekt
ist...
Hegel (1986, p. 556)
Der vom Selbst ergriffene Tod des Mittlers
ist das Aufheben seiner
Gegenständlichkeit
oder seines
besonderen Fürsichseins; dies
besondere Fürsichsein ist allgemeines
Selbstbewusstsein geworden. - Auf der anderen Seite ist das
Allgemeine eben dadurch Selbstbewusstsein und der
reine oder unwirkliche Geist des blossen Denkens
wirklich geworden. Der Tod des Mittlers ist ...
auch die
Abstraktion des göttlichen
Wesens.
Hegel (1986, p. 571)
1.4.6. Logische
Dreigliederungen
Die logische Komponente der heiligen Trias oder Dreieinigkeit
wurde von Gotthard Günther in seinen Werken immer wieder behandelt. Siehe
etwa:
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\ggphilosophy\gunther_identitaet.pdf
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\ggphilosophy\phaidros.pdf
In seinem Artikel zu Heidegger spricht er über die
spezielle Bedeutung, die die Trias für Peirce hatte (p. 13-14):
Erst im Bewusstsein des dreieinigen Gottes
spiegelt sich das absolut Wirkliche.
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\ggphilosophy\gg_heidegger-weltgeschichte-nichts.pdf
Was die Trias nun anbetrifft, so ist ihre
philosophische Relevanz in Verbindung mit der religiösen Idee der
Dreieinigkeit zu bekannt, als das wir darüber viele Worte zu verlieren
brauchten. Es ist aber wichtig daran zu erinnern, das Hegel in seiner
Darstellung der Pythagoräischen Philosophie kommentiert, das die Trias "die
Zahl (ist), worin die Monas zu ihrer Realität, Vollendung gelangt ist. Die
Monas schreitet fort durch die Dyas, und mit diesem unbestimmt Vielem wieder
unter die Einheit verbunden, ist sie die Trias". Nach einer Anzahl von Zitaten
setzt sich dieser Kommentar mit den folgenden Worten fort: "... das Vollkommene
ist Dreiheit: kontinuierlich sich selbst gleich; ungleich teilbar, der Gegensatz
ist darin; und die Einheit hiervon, die Totalität dieses Unterschiedes; -
wie die Zahl überhaupt, aber an der Dreiheit ist dies wirklich. Die Trias
ist tiefe Form." Im Fortgang seiner Darstellung weist Hegel darauf hin, das auch
die Tetras für die Phythagoräer eine besondere philosophische
"Würde" gehabt hat, weil in ihr die Triade weiter entwickelt ist. Von da
gehen die Pythagoräer (immer nach Hegel) gleich zur Zehn als einer anderen
Form der Tetras über. Hegels Kommentar über die Folge der
natürlichen Zahlen bei den Pythagoräern schließt mit der
folgenden Bemerkung: "Der weitere Fortgang der Zahlen ist ungenügend. Was
von den übrigen Zahlen gefunden wird, ist unbestimmter, und der Begriff
verliert sich in ihnen. Bis Fünf mag wohl in den Zahlen noch ein Gedanke
sein, aber von Sechs an sind es lauter willkürliche
Bestimmungen."
Im folgenden Kapitel wird der 2. Weg, die logische Ableitung
der Trias in der Noologie behandelt. Dieser nächste Schritt zur
Begründung der Tripolarität der Noologie besteht in der Demonstration,
warum in der Grundstruktur der drei Formen
(
Tri-Murti) sich alle nur möglichen
Denk-Tropen
aufheben lassen. D.h. demnach (oder da-nach)
lassen sich alle logischen Strukturen höherer Ordnung ableiten, aber sie
sind sekundär zu dieser. Im Zitat von Giordano Bruno am Anfang dieses
Kapitels (Die Heilige Trias) ist dies schon intuitiv und mystisch formuliert.
Ich wiederhole es hier, mit dem Kontext zu seiner Einleitung der Trias.
->:HL_TRIAS, p. 37
DIE DREIHEIT DES SEIENDEN
Die Analogie zwischen Dreiheit und
Dreieck
[An dieser Stelle erscheint die Figuer eines
Dreiecks]
Hier bietet sich den Sinnen eine klare
Figur. Denn sie umfaßt wie der Ternar als ein Erstes alle Arten der Zahl,
weil er das erste Gleiche und das erste Ungleiche und eine durch sich selbst
existierende Monas ist, Gattung und Bewirkendes, welches die Zahlen nach
verschiedenen Modi unterscheidet und ihre Arten erweitert. So stammt aus der
Quelle des Dreiecks die ganze Gattung der Figur; es findet sich, daß aus
ihm heraus sie zusammengesetzt, und in ihn hinein wieder aufgelöst
wird.
Ebenso wird dort durch die Monas jede Art
umfaßt. Sobald die Zweiheit hinzugefügt wird, bewahrt nichts mehr die
selbe Form. Sondern es wird dieses Selbe zuerst größer, dann
wächst es durch das Ungleiche kontinuierlich weiter und nähert sich
dem Minimum der Dreiheit an von der Region des Mehr; wie es ja überall
augenscheinlich wird. Drei Teile sind's, die, indem sie eine sich ganz
ähnliche Figur bewahren, zu einem ersten Teil als ihm ähnliche
hinzugefügt werden. Ich übergehe es zu sagen, daß diese Figur
sich selbst alle Verhältnisse nach Anfang, Mitte und Ende liefert, in der
körperlichen Art in Bezug auf Maße und Figuren, zu denen noch etwas
zu sagen bleibt, auch wenn wir zuvor schon etwas gesagt haben.
Wie die Dreiheit in ihrer allgemeinen Art
alles vollendet, was das Licht erblickt, ist sie auch das Ersterzeugende: Der
Geist, der gezeugte Intellekt und der Nexus von beiden... Das Gute, das vom
Guten Erzeugte und das Leben der Welt. Der Geist als der erste Gebärer, der
Intellekt als der Erstgeborene, und die Liebe, die man einen großen
Dämon nennt.
G. Bruno (1991, Kapitel IV, 39)
1.4.6.4. Streifzug durch die Tropen
Die
Tropen sind,
logisch-abstrakt gesprochen,
Reflexions-Figuren.
Reflexion ist hier bildlich zu verstehen, als das
Zurück-Brechen von
Gedankenformen
. Dieses
Sich-Brechen lässt sich mit der
Licht-Metapher der
Refraktion von
Lichtstrahlen
in einem Prisma vergleichen. Die
Analogien von Physik und Theologie finden wir in der Arbeit zu
Simson über die
Gotische
Licht-Metapher
. Ein ursprünglich ungeteilt
weisser Lichtstrahl erfährt in seinen
Brechungen in einem
Prisma
die Auffächerung in seine
Farb-Qualitäten. Ein Prisma ist wiederum ein
dreieckiger Glas-Körper, d.h. die physikalische Triadik ist die
entscheidende Voraussetzung der Licht-Brechung. In dieser Sichtweise erhält
die bekannte Freimaurer-Figur: Das Auge im Dreieck / auf der Pyramide, eine noch
unbekannte neue Bedeutung. Das berühmte
Feuer des
Diamanten
, also seine intensive Licht-Brechung,
beruht auf der Tripolarität seines Kristallgitters, und die
Diamant-Schleifer-Kunst beruht auf der
sorgfältigen geometrischen Komposition seiner hunderten und tausenden
Dreieck-Facetten der Oberfläche, die
wiederum genau mit dem Kristall-Gitter korrespondieren müssen. Analog
können wir das Reflektierende Bewusstsein verstehen: Es vollzieht an seinen
Brechungs-Punkten (dem
Tropo-Topos) eine Auffächerung des
Anfänglich (en archae) Ungeteilten Einen in die Vielzahl der Erscheinungen
und Qualitäten.
Die
Tropo-Topoi des Denkens
sind
Brechungspunkte, an denen sich das Denken
bricht. Ein Beispiel dafür ist die
Dreifache
Aufhebung
bei Hegel.
Aufhebung I (Negation, Annihilation), Aufhebung II
(Er-/Empor-Hebung), Aufhebung III (Bewahrung)
Giordano Bruno zeigt in der Trias folgende logische
Grund-Strukturen:
1) Denn sie [die Figur des Dreiecks]
umfaßt wie ... als ein Erstes alle Arten der Zahl das erste Gleiche und
das erste Ungleiche und eine durch sich selbst existierende Monas.
2) So stammt aus der Quelle des Dreiecks
die ganze Gattung der Figur; es findet sich, daß aus ihm heraus sie
zusammengesetzt, und in ihn hinein wieder aufgelöst wird.
"... die Gattung der Figur": Mit 2 Linien kann keine Figur
gebildet werden, das Dreieck ist die erste Figur, gebildet aus 3 Linien, das
Viereck die zweite Figur, gebildet aus 4 Linien, ... der Kreis ist die letzte,
weil sein Rand eine Unendlichkeit von Linien ist.
"...aus ihm heraus sie zusammengesetzt": Alle anderen Figuren
lassen sich aus Dreiecken aufbauen (die Finite-Elemente-Methode).
"in ihn hinein wieder aufgelöst": Bedeutung unklar.
3) daß diese Figur sich selbst alle
Verhältnisse nach Anfang, Mitte und Ende liefert.
Dies ist ein Verweis auf die logische Dreigliederung des
Aristoteles. Der
Anfang als erste Figur, die
Mitte aus der Finite-Elemente-Methode. Das
Ende ist unklar.
1.4.6.5. Thirdness
C.S. Peirce hat mit seiner Triade von
Firstness,
Secondness und
Thirdness einen Schluss-Stein für ein in
sich geschlossenes dreiwertiges Kategoriensystem gesetzt, das keine Erweiterung
mehr zulässt. Es ist nach der
Thirdness
keine Fourthness oder Fifthness mehr möglich. Hier die entsprechenden
Textstellen bei Peirce:
23. My view is that there are three modes
of being. I hold that we can directly observe them in elements of whatever is at
any time before the mind in any way. They are the being of positive qualitative
possibility, the being of actual fact, and the being of law that will govern
facts in the future.
[Secondness:]
24. Let us begin with considering
actuality, and try to make out just what it consists in. If I ask you what the
actuality of an event consists in, you will tell me that it consists in its
happening then and there. The specifications then and there involve all its
relations to other existents. The actuality of the event seems to lie in its
relations to the universe of existents. A court may issue injunctions and
judgments against me and I not care a snap of my finger for them. I may think
them idle vapor. But when I feel the sheriff's hand on my shoulder, I shall
begin to have a sense of actuality. Actuality is something brute. There is no
reason in it. I instance putting your shoulder against a door and trying to
force it open against an unseen, silent, and unknown resistance. We have a
two-sided consciousness of effort and resistance, which seems to me to come
tolerably near to a pure sense of actuality. On the whole, I think we have here
a mode of being of one thing which consists in how a second object is. I call
that Secondness.
25. Besides this, there are two modes of
being that I call Firstness and Thirdness. Firstness is the mode of being which
consists in its subject's being positively such as it is regardless of aught
else. That can only be a possibility. For as long as things do not act upon one
another there is no sense or meaning in saying that they have any being, unless
it be that they are such in themselves that they may perhaps come into relation
with others. The mode of being a redness, before anything in the universe was
yet red, was nevertheless a positive qualitative possibility. And redness in
itself, even if it be embodied, is something positive and sui generis. That I
call Firstness. We naturally attribute Firstness to outward objects, that is we
suppose they have capacities in themselves which may or may not be already
actualized, which may or may not ever be actualized, although we can know
nothing of such possibilities [except] so far as they are
actualized.
26. Now for Thirdness. Five minutes of our
waking life will hardly pass without our making some kind of prediction; and in
the majority of cases these predictions are fulfilled in the event. Yet a
prediction is essentially of a general nature, and cannot ever be completely
fulfilled. To say that a prediction has a decided tendency to be fulfilled, is
to say that the future events are in a measure really governed by a law. If a
pair of dice turns up sixes five times running, that is a mere uniformity. The
dice might happen fortuitously to turn up sixes a thousand times running. But
that would not afford the slightest security for a prediction that they would
turn up sixes the next time. If the prediction has a tendency to be fulfilled,
it must be that future events have a tendency to conform to a general rule.
»Oh,« but say the nominalists, »this general rule is nothing but
a mere word or couple of words!« I reply, »Nobody ever dreamed of
denying that what is general is of the nature of a general sign; but the
question is whether future events will conform to it or not. If they will, your
adjective 'mere' seems to be ill-placed.« A rule to which future events
have a tendency to conform is ipso facto an important thing, an important
element in the happening of those events. This mode of being which consists,
mind my word if you please, the mode of being which consists in the fact that
future facts of Secondness will take on a determinate general character, I call
a Thirdness.
C.S. Peirce
Noch einmal die entscheidenden Stellen aus den obigen
Texten:
1) Firstness:
the being of positive qualitative
possibility,
the mode of being which consists in its
subject's being positively such as it is regardless of aught else.
2) Secondnes:
the being of actual fact,
the actuality of an event... it consists
in its happening then and there... a mode of being of one thing which consists
in how a second object is.
3) Thirdness:
the being of law that will govern facts in
the future,
the mode of being which consists in the
fact that future facts of Secondness will take on a determinate general
character.
Das Erkennen von "Thirdness"
ist das
typische, was den Menschen von der materiellen und sonstigen belebten Natur
unterscheidet. Das lässt sich mit der Trias von
Körper, Seele,
Geist
illustrieren: Körper teilt mit Materie die Eigenschaft, anfassbar und
sichtbar zu sein.
[92]
Die
Empfindung
(
anima,
psychae,
Glossar: Empfindung), also die
Seele, besitzen
nur die "animalia". Das
Erkennen von
Gesetzlichkeit
, also
Geist und
Reflexion besitzen nur die Menschen. Das Erkennen
von Thirdness findet seine äquivalente Entsprechung in Peirces
Kategorisierung der Denkformen:
65. There are in science three
fundamentally different kinds of reasoning, Deduction (called by Aristotle
{synagögé} or {anagögé}), Induction (Aristotle's and
Plato's {epagögé}) and Retroduction (Aristotle's
{apagögé}...
C.S. Peirce
145. These three kinds of reasoning are
Abduction, Induction, and Deduction. Deduction is the only necessary reasoning.
It is the reasoning of mathematics. It starts from a hypothesis, the truth or
falsity of which has nothing to do with the reasoning; and of course its
conclusions are equally ideal. The ordinary use of the doctrine of chances is
necessary reasoning, although it is reasoning concerning
probabilities.
Induction is the experimental testing of a
theory. The justification of it is that, although the conclusion at any stage of
the investigation may be more or less erroneous, yet the further application of
the same method must correct the error. The only thing that induction
accomplishes is to determine the value of a quantity. It sets out with a theory
and it measures the degree of concordance of that theory with fact. It never can
originate any idea whatever. No more can deduction.
All the ideas of science come to it by the
way of Abduction. Abduction consists in studying facts and devising a theory to
explain them. Its only justification is that if we are ever to understand things
at all, it must be in that way.
C.S. Peirce
Seine Charakterisierung der
Abduction lautet so:
Abduction consists in studying facts and
devising a theory to explain them.
Abduction ist also das, was die
Thirdness charakterisiert. Beide Definitionen
bedingen sich gegenseitig: Ohne
Abduction keine
Thirdness, und umgekehrt. Dies habe ich oben
schon angesprochen:
Das Erkennen des
Gesetzlichen
, als wesentliche Charakteristik
(wesen-haftigkeit) des
lógos. Weiterhin
ist darin enthalten: die
Extrapolation der Er-Innerung auf die
Zukunft
, dies wird im Kontext der Noologie auch als
Prae-Flexion bezeichnet. Auch hier ist der
Vergleich / Kontrast zu Tieren angebracht: Erinnerung ist eine Fähigkeit,
über die alle höheren Tiere verfügen (Säugetiere,
Vögel, Oktopusse). Ob Tiere auch aus den Erinnerungen in die Zukunft planen
können, ist eher fraglich. Dies ist eine Fähigkeit, die dem Menschen
vorbehalten ist. Die Scheidemarke hier ist das Bewusstsein der eigenen
Sterblichkeit.
Zu der simplen dualistischen Unterscheidung von
Ich und
Nicht-Ich
tritt das
Wir als etwas Drittes hinzu, das im
dualistischen Denkrahmen des "Tertium non Datur"
nie
gefunden werden kann. Dies ist logisch gesprochen auch nicht durch einen
Abstraktions-Schritt hin zu einem allgemeineren logischen Typus zu erreichen,
sondern tritt als absolut Neuartiges hinzu (eine
Emergenz). Das ist etwas anderes als der
Hegelsche Denkschritt von
These, Antithese,
Synthese
.
In einer Erlebnis- und Denkwelt, die von der Polarität von
Ich und
Nicht-Ich
bestimmt wird, ist das
Wir unauffindbar und nicht
produzierbar. In Anlehnung an die Terminologie von Gotthard Günther
könnte man das
Wir als
Extra-Kontextural bezeichnen.
Dies führe ich weiter unten mit der Triade OBJ, SUB, SEM
weiter aus.
Eine weitere grundsätzliche Kategorisierung habe ich
schon heimlich, still und leise im Titel-Kapitel eingeführt, die Trias von
Was - Wie - Warum:
Die Eröffnungs-Diskussion steht unter dem
Themenpunkt:
1.
Was bedeutet Noologie?
3. Das
Warum der
Noologie
Wir finden hier drei disjunkte logische Kategorien, d.h. keine
dieser Kategorien ist durch irgendeine Subsumption auf die andere
rückführbar. Gleichzeitig ist auch keine Zufügung einer weiteren
Kategorie möglich:
Wann,
Wo,
Wer sind
Frageformen, die in diesem Zusammenhang höchstens
Anekdotischen
Wert
, aber keine
Sinn-Vertiefung bringen. Dies ist also ein
geeignetes Beispiel für ein Tripolares Spannungsfeld, das alle logischen
Voraussetzungen der Stabilität erfüllt.
Bei Aristoteles findet sich ein ähnliches Spannungsfeld
der
drei causae (Ursachen):
Causa materialis,
causa efficiens
(
Wie),
causa finalis
(
Warum).
Die
causa materialis sind all
die Materialien, aus denen ein fertiges Haus besteht.
Die
causa efficiens sind all
die Materialien, Energien und Fertigkeiten, mit denen ein Haus erstellt wird. Im
technischen Produktionsprozess werden z.T. ungeheuer viel mehr Materialien
umgesetzt und verschlissen, als das, was im Endprodukt erscheint. Z.b. werden
zur Produktion eines Computers ungeheure Mengen von Wasser, Energie und
Sekundärmaterialien verbraucht, die nicht im Produkt auftreten, und daher
der
causa efficiens zugeordnet werden.
Die
causa finalis ist der
Zweck, zu dem das Ganze dient. Das Haus dient zum Wohnen, das Auto zum Fahren,
der Computer als Erweiterung unserer Schrift- / Mathematik- Systeme.
Einschränkend ist zu bemerken, dass diese Trias sich nur
auf Artefakte anwenden lässt, die der menschlichen Produktion entstammen,
wie etwa ein Haus. Weiterhin ist die Menge der
causae beliebig
erweiterbar, z.b. die
causa exemplaris, und die
causa formalis.
(Glossar: Causa).
F:\mat-sci\woyke973536500.pdf
Andererseits lässt sich die Menge der
causae auch
auf eine verringern: Die Naturwissenschaft kennt nur die
causa
efficiens
, mit
Zwecken beschäftigt sie sich nicht, und dass
alles, was sie untersucht, nur
Materie und
Energie
sind, bedarf keiner Kausal-Eklärung,
weil das die stillschweigende
Voraussetzung des
n
aturwissenschaftlichen Denkens ist.
1.4.6.6. Hegel, der Grossmeister der Triadik
Das Gliederungs-Schema von Hegels "System der
Wissenschaft"
, Enzyklopädie (Hegel 1969, 29-32),
Phänomenologie (PhdG, Hegel 1986), und Wissenschaft der Logik (1990, 1992,
1994), ist vielleicht die überzeugendste Demonstration, dass Hegel es mit
der Triadik ernst meinte. Die Struktur seiner Werke ist eine Triadik von
Triaden, sowohl von aussen, wie von
innen.
[93]
Hegel formuliert in seinen Werken ein triadisches Prinzip der
Selbstähnlichkeit, das er so erläutert:
Jeder der Teile der Philosophie ist ein
philosophisches Ganzes, ein sich in sich selbst schliessender Kreis, aber die
philosophische Idee ist darin in einer besondern Bestimmtheit oder
Elemente...
das Ganze stellt sich daher als ein Kreis
von Kreisen dar, deren jeder ein notwendiges Moment ist, so dass das System
ihrer eigentümlichen Elemente die ganze Idee ausmacht, die ebenso in jedem
einzelnen erscheint.
Hegel (1969, 48)
Das Prinzip der
Selbstähnlichkeit, das Hegel anwandte,
taucht heute in der Mathematik als
Fraktal auf
(Mandelbrot 1987), (Glossar: Fractal geometry). Aber die mathematische
Selbstähnlichkeit ist eher ein
Epiphänomen der graphischen
Darstellungsweise. In dem synthetischen System von Hegel findet sich die wohl
ausgereifteste Darstellung der
logisch-begrifflichen
Selbstähnlichkeit
, ein
System von
selbst-ähnlichen Gedanken
, die der menschliche
Geist bisher ersonnen hat.
... denn nur das Ganze der Wissenschaft ist
die Darstellung der Idee, so kann auch ihre
Einteilung nur erst aus dieser begriffen werden;
sie ist wie diese, aus der sie zu nehmen ist, etwas Antizipiertes. Die Idee aber
erweist sich als das schlechthin mit sich identische Denken und dies zugleich
als die Tätigkeit, sich selbst, um für sich zu sein, sich
gegenüber zu stellen und in diesem Andern nur bei sich selbst zu sein. So
zerfällt die Wissenschaft in die drei Teile:
I. Die Logik, die Wissenschaft der Idee an
und für sich,
II. Die Naturphilosophie als die
Wissenschaft der Idee in ihrem Anderssein.
III. Die Philosophie des Geistes, als der
Idee, die aus ihrem Anderssein in sich zurückkehrt.
Hegel (1969, 51)
Die Triade ist kein
Zustand,
sondern (s.o.):
die
Tätigkeit, 1) sich selbst, um für sich
zu sein, 2) sich gegenüber zu stellen und in diesem Andern 3) nur bei sich
selbst zu sein...
In dem Abschnitt: "Näherer Begriff und Einteilung der
Logik" findet sich eine weitere Ausformulierung der genannten
selbstähnlichen Prinzipien der Dreigliedrigkeit, hier geht es vor allem um
die
innere Gliederung:
Die Logik zerfällt in drei
Teile:
I. In
die Lehre von dem
Sein
.
II. Die Lehre von dem
Wesen.
III. Die Lehre von dem Begriffe und
[der] Idee
.
Nämlich in die Lehre von dem
Gedanken:
I. In seiner
Unmittelbarkeit, - dem
Begriffe an
sich
.
II. In seiner
Reflexion und
Vermittlung, - dem
Fürsichsein und
Schein des Begriffes.
III. In seinem
Zurückgekehrtsein in
sich selbst
und
seinem entwickelten
Bei-sich-sein
,
dem Begriffe
an und
für
sich
.
Hegel (1969, 104)
Aus dieser Gliederung entwickeln sich die
Momente
[94]
der
inneren Triade von Hegels Denken:
III. Das
Bei-sich-sein, das
An
und Für
sich
.
In einem anderen Kontext nennt er die drei Momente in leichter
Variation:
II. Das
Fürsichsein,
welches das Anderssein des Wesens ist und
für welches das Wesen ist.
III. Das
Fürsichsein oder
Selbstwissen im Anderen.
Hegel (1986, 559)
Alles existiert zunächst »an
sich«, in der Unmittelbarkeit der Potenz zu einem besonderen Sein (wie z.
B, der Keim zu einer Pflanze), dann »für sich«, als Einzelnes,
schließlich »an und für sich« als Konkret-Allgemeines, als
Einheit in der Mannigfaltigkeit seiner Bestimmungen, als objektiver
»Begriff«, der zugleich den Gehalt, das Wesen des Dinges bildet. Indem
das philosophische Denken die Selbstentfaltung der Idee zum Gegenstände
hat, macht es den Gehalt des Seins selbst zum Objekt; das System des Denkens
erzeugt so aus sich das System der Erfahrung...
Ihre Kulmination erreicht die Selbst-Bewegung der Momente des
Geistes im Kapitel "Das absolute Wissen"
:
Die Vereinigung beider Seiten ... sie ist
es, welche diese Reihe der Gestaltungen des Geistes beschliesst; denn in ihr
kommt der Geist dazu, sich zu wissen, nicht nur wie er
an
sich
oder nach seinem absoluten
Inhalte, noch nur wie er
für
sich
nach seiner inhaltslosen Form oder nach der
Seite des Selbstbewusstseins, sondern wie er
an
und für sich ist.
Hegel (1986, 579)
Hegel erzeugt mit dem Stilmittel der Worte "
An
sich"
, "
Für
sich"
, "
An
und
Für sich"
(
Bei
sich
), ein semantisches ), ein semantisches
Spannungsfeld, das sich durch alle seine Texte
zieht. Natürlich lässt sich trefflich darüber diskutieren, ob das
auch Sinn macht, wie Hegel bei den einzelnen Kriterien für die triadische
Unterscheidung vorgeht, aber das beeinträchtigt nicht das
sprachliche
Kunstwerk
, das Hegel mit seinem "System der
Wissenschaft" über die insgesamt ca. 2000 Seiten von
Enzyklopädie,
Phänomenologie und Logik, vollbracht
hat.
Der Geist kann auch nicht anders sein als sich selbst
ähnlich in all seinen Facetten und Brechungen, das ist nun mal
die Natur
des Geistes
, oder wenn man es so darstellen will,
ist das
die bis heutige gültige Definition,
die Hegel dem Geist gegeben hat. Die Welt der Phänomene, Erfahrungen,
Empfindungen, Eindrücke, Gedanken, also alles was sich im Theater des
Geistes abspielt (oder der
Vor-Stellung, wie ich
es in der Noologie nenne), ist eins vom anderen jeweils ver-, ge-, und
ent-schieden, und diese Ent-Scheidungen zu treffen, ist ebenfalls die
Aufgabe
und Natur des Geistes
, genauer des
Verstandes. Aber der Geist selber, das
Bewusstsein, muss bei der Reflexion auf all diese Verschiedenheiten zur Einheit
seiner selbst zurück-kommen. Das zu vollenden war Hegels Werk. Diese
Höhe der Reflexion erreicht der menschliche Geist nur ausnahmsweise, meist
zerbricht er, zer-fällt in den Tod oder den Wahnsinn (wie Nietzsche). Das
Bewusstsein des einzelnen Mensch erleidet früher oder später
unweigerlich dieses Ende, aber das Gesamtgefüge des über-individuellen
Geistes pflanzt sich durch die Generationen und die Geschichte fort. Ob das
unendlich so weitergehen wird und kann, ist heute am Beginn des 21. Jh's eine
grosse Frage. Vielleicht hat mit Hegel der Weltgeist wirklich seinen
kulminierenden Apex gefunden und befindet sich nun in einer Phase des
unaufhaltsamen Zusammenbruchs, so wie es Heidegger beschworen hat, und aus dem
Gotthard Günther mehr oder weniger verzweifelt versucht hat, Auswege zu
zeigen.
1.4.6.7. Das Wir, das Ganze und die Summe seiner Teile
In der Sprache der semantischen Felder ist eine Erlebnis- und
Denkwelt, die durch
Ich und
Nicht-Ich bestimmt wird,
bipolar, und das
Wir macht es zum
Tripol.
Noo-logisch gesehen, können wir diesen Tripol als
dreifaches Spannungsfeld schreiben:
(((
Ich) <->
Nicht-Ich ) <->
Wir)
Dieses Spannungsfeld markiert die drei nur möglichen
Erlebnisformen des menschlichen Seins, und diese Figur ist logisch geschlossen:
Es ist keine andere weitere Erlebnisform möglich. Ich habe eine Auswahl
zwischen genau und nur Drei
Erlebnisformen /
Empfindungs-Modi:
1) Ich kann meine Empfindungen als
Ich erleben.
2) Ich kann meine Empfindungen als von
Etwas (Objekte) erleben.
3) Ich kann meine Empfindungen als {mit Jemand / gespiegelt
von Jemand}
(
Wir) erleben.)
erleben.
Strukturell gesehen, sind Peirce's Konzepte von
Firstness <->
Secondness <->
Thirdness
äquivalent mit:
(((
Ich) <->
Nicht-Ich ) <->
Wir)
Ich: bezogen auf Sich selbst;
Hegel:
An sich.
Nicht-Ich: bezogen auf
andere(s); Hegel:
Fürsichsein.
Wir: bezogen auf
Gesetzlichkeit. Diese Form ist bei Hegel nicht möglich, weil er statt des
Wir den
absoluten
Geist
setzt, das ist aber ein
Super-Subjekt.
->:SUB_STANZ, p.65
Der
Nomos ist das verbindende
Konzept von
Natur-Gesetzlichkeit und
Sozial-Gesetzlichkeit, also Sitte. Sitte
bedeutet:
Zeitliche Stabilität, gültig
vom Vergangenen (die Ur-Ahnen) für das
Künftige
.
Ich postuliere nun: Nur in diesen drei Erlebnisformen
gleichzeitig, also ohne Vorzug irgendeiner gegenüber der anderen, ist eine
Entsprechung von Vor-Stellung und Sein
möglich:
Die Wahrheit.
Den drei Spannungsfeld-Zentren von
Ich /
Nicht-Ich /
Wir entsprechen drei Ordnungen der
Wahrheit:
Es ist leicht zu zeigen, dass die besondere logische Position
des
Du nur als
Spezialfall des
Wir
zu verstehen ist: Wenn das
Du nämlich nur in der Kategorie von
Nicht-Ich verstanden
wird,
[95]
dann ist das Du
eine reine
Objektbeziehung
. Dies führt dann zu der sog.
Entfremdung, auf die wir noch zu sprechen kommen.
Das
Wir ist der
Schlüsselbegriff des Sozialen, der
Communitas. Religionen haben (funktional gesehen)
vor allem mit der Regulierung und Erhaltung von Gemeinwesen zu
tun.
[96]
So erscheint dieses
Wir, das als Sprache und
Glauben wie durch Magie die semantischen Felder der Einzelmenschen beeinflusst,
auch wenn man es nicht hören, sehen, oder riechen kann, wohl magisch genug,
dass man es dem
Göttlichen zuordnen
könnte.
Das Ganze ist mehr als die Summe seiner
Teile
. Siehe auch:
Im Folgenden möchte ich vertiefend die logischen
Strukturen des Gefüges von
Ich und
Nicht-Ich, und des
Wir behandeln.
1.5. SUB, OBJ, SEM: Vor-Stellung und Intersubjektivität
Im folgenden Kapitel geht es um die gemeinsame Matrix von
Empfindung, Erfahrung, Affekten, Imaginationen, Gedanken, und Handlungen, die
ich die
phänomenale Welt der
Vor-Stellung
[97]
nenne:
1.5.1. Die phänomenale Welt der
Vor-Stellung
Die Welt ist meine Vorstellung: - dies ist
die Wahrheit, welche in Beziehung auf jedes lebende und erkennende Wesen gilt;
wiewohl der Mensch allein sie in das reflektierte abstrakte Bewußtsein
bringen kann: und tut er dies wirklich, so ist die philosophische Besonnenheit
bei ihm eingetreten. Es wird ihm dann deutlich und gewiß, daß er
keine Sonne kennt und keine Erde, sondern immer nur ein Auge, das eine Sonne
sieht, eine Hand die eine Erde fühlt, daß die Welt, welche ihn
umgibt, nur als Vorstellung da ist, d.h. durchweg nur in Beziehung auf ein
anderes, das Vorstellende, welches er selbst ist. - Wenn irgendeine Wahrheit a
priori ausgesprochen werden kann, so ist es diese....
Schopenhauer, "Die Welt als Wille und Vorstellung", §
1,1
Mit diesen Worten eröffnet Schopenhauer seine
Programmatik der "Welt als Wille und Vorstellung". Die Noologie basiert auf
einer bestimmten Interpretation dieses Konzepts. Siehe dazu auch Heidegger (WHD
15-17, 60-62, 70). Die Vor-Stellung ist wie eine Theater-Vorstellung zu
verstehen, sie ist die Bühne, auf der das phänomenale
Gesamtgefüge aller Empfindungen (Glossar: Empfindung), Wahrnehmungen,
Phantasien, Denk-Akte und Handlungen abläuft, das für Lebewesen
(animalia) mit einem Neuronalsystem, insbesondere Menschen nur möglich ist.
Das
Phänomenon ist für die Noologie der
Allgemeinbegriff für alles, was in der Vor-Stellung nur dar-stell-bar ist.
Dieser Gebrauch unterscheidet sich von der Bedeutung bei Kant (KrV), der
Phänomenon als
Sinnending definiert, im Unterschied zu
Noumenon als
Verstandesding. (S. Glossar:
Phänomenon.)
Bei der Uneinigkeit der Philosophie
darüber, was das Vorstellen im Wesen sei, gibt es offenbar nur einen Ausweg
ins Freie. Man verlässt das Feld der philosophischen Spekulationen und
untersucht erst einmal sorgfältig und wissenschaftlich, wie es mit den
Vorstellungen, die bei den Lebewesen, vor allem den Menschen und Tieren,
vorkommen, überhaupt steht. ...
Darum kann es nicht verwundern, wenn
innerhalb der Psychologie in keiner Weise zur Klarheit kommt, wohin die
Vorstellungen eingeordnet werden: nämlich der Organismus des Lebendigen,
das Bewusstsein, die Seele, das Unbewusste und all die Tiefen und Schichten, in
die der Bereich der Psychologie gegliedert wird.
Heidegger (WHD, p. 16)
Ich verwende den Begriff der Vor-Stellung in einer wesentlich
abstrahierten Bedeutung, im Kontrast zu der allgemeinen Bedeutung, die einen
imaginativen Akt kennzeichnet. Diese spezielle Bedeutung entspricht der Maxime,
auf die Husserl seine Phänomenologie begründet hat:
Hinter der Phänomenologie steht die
Forderung, sich in der Philosophie aller vorschnellen Weltdeutung zu enthalten
und sich vorurteilsfrei an die Analyse dessen zu halten, was dem Bewusstsein
erscheint.
...
[Die Phänomenologie sollte sich] auf
die intuitive anschaul. Selbstgegebenheit der Phänomene des Bewusstseins
gründen.
...
die durchgängige Korrelation zwischen
den Vollzügen des Bewusstseins (.z.B. wahrnehmen, erinnern, lieben), die
sich auf einen Gegenstand beziehen (Akte des Vermeinens: Noësis, Pl.
Noësen) und den Gegenstand, wie er in diesen Vollzügen erscheint (das
Vermeinte: Noëma, Pl. Noëmata).
...
Noëma ist nicht der Gegenstand in
seiner Wirklichkeit an sich, sondern der in der sinngebenden Funktion der
Bewusstseinsvollzüge intentional enthaltene.
...
Die phänomenolog. Einstellung
dagegen
enthält sich jegl. Urteils über
Sein oder Nichtsein der Gegenstände und ermöglicht so die
vorurteilsfreie Betrachtung des reinen Bewusstseins.
d.h. dessen, was als Phänomene in der
Korrelation von Noësis und Noëma gegeben ist.
Kunzmann (1991, 192)
Hegel gebraucht ebenfalls die Konzepte von
Vorstellung(Hegel 1969, p. 54-56),
Empfindung (Hegel 1969, p. 325 ff.) und
Erfahrung (Hegel 1969, p. 38) auf
quasi-phänomenologische Weise, aber er kontrastiert sie in seinem schon
fertig differenzierten "System der Wissenschaft"
immer
gegen die höheren Formen von
Gedanken und
Begriff. Z.b. Hegel (1969, p. 55).
Alles ist in der Empfindung, und wenn man
will, alles, was im geistigen Bewusstsein und in der Vernunft hervortritt, hat
seine Quelle und Ursprung [A.G.:
en archae] in
derselben; denn Quelle und Ursprung heisst nichts anderes als die erste
unmittelbare Weise, in der etwas erscheint. Es genüge nicht, dass
Grundsätze, Religion usf. nur im Kopfe seien, sie müssen im Herzen, in
der Empfindung sein.
Hegel (1969, p. 325)
Der Titel
Phänomenologie,
wie in Hegel (1986) gebraucht, muss im Kontext seines "Systems der Wissenschaft"
verstanden werden, als dessen erster Teil sie intendiert war, daher hat Hegels
Phänomenologie eher den Charakter der
Systematologie und
Enzyklopädie, ie. des schon vollständig
unter der
Herrschaft des Absoluten Geistes
geordneten. Der originale Titel des Werkes war anders: "Wissenschaft der
Erfahrung des Bewusstseins", siehe Hegel (1986, p. 596).
Vor-Stellungs-Systeme und Science-Fiction
In der heutigen Science-Fiction-Welt finden sich einige
Beispiele für perfekte Maschinerien, die als technische Installationen des
Vor-Stellungs-Systems gesehen werden können: Die Matrix der Gebrüder
Wachowski,
[98]
und das Holodeck aus der
Enterprise-Serie, oder die Szenerien aus William Gibsons Neuromancer-Serie.
Ebenfalls kann man die Romane von Carlos Castaneda in diese Richtung
interpretieren.
Als Vorläufer dieser Entwicklung kann man das
Gedächnistheater ansehen: S.a. Peter Matussek: Computer als
Gedächnistheater: F:\mat-phil\bruno\gedaechtnis.pdf
Die Existenz einer Aussenwelt, die irgendwie
Realer sein muss, als die Welt der Gefühle,
Wünsche, Gedanken und Imaginationen, wird durch die Prinzipien der
Vor-Stellung nicht tangiert: Man kann sich die
Realität als eine
Priorisierungsfunktion innerhalb der Vor-Stellung
vor-stellen. Um es in einer pseudo-technischen Matrix-Sprechweise
auszudrücken: Alle Realitäts-Vor-Stellungen laufen über
rote
Leitungen
, während Imaginations-Vor-Stellungen
über
blaue Leitungen laufen: Eine rote
Leitung hat eben allgemein die Priorität über eine blaue Leitung. In
der Matrix-Story ist es die blaue (Illusions-) oder rote (Wirklichkeits-) Pille,
die der Protagonist Neo schlucken darf. Diese Trope haben die Gebrüder
Wachowski von Lewis Carroll entlehnt, aus Alice's Wunderland, wo sie ebenfalls
diese Pillen zur Auswahl bekommt. In ähnlicher Weise wirkt dort auch das
Pushing Tonic und Popping Tonic, das Douglas Hofstadter dann in "Gödel,
Escher, Bach" verarbeitet hat.
Direkt nachdem Neo, der Protagonist der Matrix, die rote (also
Wirklichkeits-) Pille geschluckt hat, tritt das entsprechende Leitungs-System in
Aktion und befördert die gesamte Film-Szenerie von der Traum-Welt der
Matrix in die Wirklichkeitswelt der "real existierenden"
Menschen-Brutkolonien, die die Maschinen angelegt haben. In einem dieser
Brut-Kokons findet sich dann der "reale"
Körper von
Neo.
Die Hintergrund-Story der Matrix, insbesondere Neos Begegnung
mit dem Architekten der Matrix, behandelt genau die Szenarien, was im
Regelkreis-Mechanismus der Matrix passiert, wenn eine Simulation einmal ausser
Kontrolle geraten sollte. Dieser Kontroll-Abbruch ist in heutiger Sprechweise
etwa ein Fall von individueller Schizophrenie, oder als Massenphänomen, ein
religiöser oder faschistischer Kollektivwahn. Dann ist meist der
Fortbestand des entsprechenden Subsystems gefährdet, und die Simulation
erlebt einen
Abort oder
Reset. Bzw. die mehrfache Zerstörung und
Wiederaufbau der Matrix, und Sintfluten und Wiederbevölkerung der Erde in
der Bibel.
In der mystisch-religiösen Vorstellungswelt existieren
solche Ideen schon seit Ur-Zeiten: Die Trope der
Welt als
Traum-Schöpfung
eine{r/s} göttlichen
Agen{z/ten} findet sich etwa in hindustisch-vedischen Vorstellungen vom Traum
Brahmas, oder mystischen / sufischen Systemen des Islam (Gott zerstört und
re-kreiert die Welt vollständig in jedem Augenblick) oder bei den
australischen Aborigines (die Traumzeit). Ich habe diese Themen in Teil II von
NOO1, p. 211-273 unter diesem Titel ausgearbeitet: "An einem kühlen, grauen
Morgen in der Welt-Traum-Zeit". Die Formulierung der Welt als (Alp-) Traum
Gottes bietet einen besonderen Vorzug: Die
Theodizee. Denn auch ein durch & durch guter
Gott kann Alpträume bekommen, und durch das geträumte Übel in der
Welt wird seine moralische Integrität nicht befleckt, genauso wie wir
ungestraft und ohne schlechtes Gewissen die schlimmsten Dinge träumen
dürfen, ohne uns hinterher vor einem Gericht verantworten zu müssen.
Siehe dazu auch die entsprechenden Passagen bei Liessmann (2000).
1.5.2. Vor-Stellung, Emergenz und
Wissenschaft
In neuerer Sprechweise ist die Vor-Stellung, wie sie auch in
den Theorien des
radikalen Konstruktivismus
(Maturana, Varela) formuliert wird, ein
emergentes
Phänomen
. Sie basiert zwar auf den Funktionen
des Neuronalsystems, aber es entsteht eine neue Art von Qualität. Nach
heutiger wissenschaftlicher Sicht beruht die Funktionsweise des Neuronalsystems
auf elektrischen Impulsfeldern, die von Gruppen von Neuronen, (Clustern,
neuronalen Assemblies) in spezialisierten Hirnarealen verarbeitet und über
die Nervenleitungen (Axone, Dendriten) an andere neuronale Assemblies
weitergegeben werden. Wie daraus die phänomenale Welt der Vor-Stellung
entstehen kann, ist wissenschaftlich völlig unfragbar.
Emergenz ist der
wissenschaftliche Begriff für das Entstehen von neuen Qualitiäten, die
beim Übergang von einer wissenschaftlichen Organisationsebene
(N
a) zur nächsten (N
b) auftreten. Diese
Qualitiäten von (N
b) sind mit nichts aus dem Instrumentarium der
wissenschaftlichen Erforschung von (N
a) herzuleiten oder zu
erklären. Das Gross-Gefüge der Wissenschaften kann in
4 Stufen der
Emergenz
gegliedert werden, zwischen den
Organisationsebenen:
N0 Physik: Atome, Subatomare Partikel
N1 Chemie: Moleküle
N2 Bio-Chemie: Organische Moleküle der
Zellmaschinerie
N3 Biologie: Zellen, Organismen,
Lebewesen
N4 Human- und Sozial- Wissenschaften,
Anthropologie, Psychologie: Bewusstsein, Sprache, Bedeutung
Eine wissenschaftliche Organisationsebene (N
a) kann
auch als
Paradigmen-Kontextur bezeichnet werden.
Der Begriff
Paradigma stammt von Thomas Kuhn
(1962), der Begriff
Kontextur von Gotthard
Günther. In der Noologie wird ein solcher Bereich generisch auch als
Im-perium bezeichnet.
Dazu eine kurze Definition:
Paradigma: wissenschaftliche Denkweise,
Lehrmeinung.
(Thomas S. Kuhn; Die Struktur
wissenschaftlicher Revolutionen)
• was beobachtet und
überprüft wird,
• die Art der Fragen, welche in Bezug
auf ein Thema gestellt werden und die geprüft werden
sollen,
• wie diese Fragen gestellt werden
sollen,
• wie die Ergebnisse der
wissenschaftlichen Untersuchung interpretiert werden sollen.
Kuhn meint mit Paradigma also ein
vorherrschendes Denkmuster in einer bestimmten Zeit.
[A.G.: und einer wissenschaftlichen
Organisationsebene.]
F:\ht-phil\bayr-phil\pe.uni-bayreuth.de\downloads\materialien\26_Einf_Philo_Kreimendahl_Fragen_Antworten_jv.pdf
Die
Paradigmen-Kontextur jeder
wissenschaftlichen Organisationsebene (N
a) kann nur Aussagen immanent
zu ihrem Paradigma machen, und definitionsgemäss sind Phänomene des
Übergangs von einer zur anderen Ebene
unwissenschaftlich, und diese dürfen daher
in den wissenschaftlichen Textbüchern gar nicht erst auftauchen, um das
Auftreten von unangenehmen heterodoxen Gedanken
im Keim zu ersticken. Die Verleihung des Doktorgrades in irgendeiner
Wissenschaft ist die offizielle Lizensierung von Seiten der Paradigma-Wahrer,
dass der Kandidat erfolgreich bewiesen hat, dass er gegen jede Versuchung
widerstehen kann,
heterodoxe Denk-Muster zu
imaginieren oder gar zu denken.
In der
unwissenschaftlichen
Sprechweise der
Idiotas de mente (Cusanus),
entstehen beim Übergang von jeder Organisationsebene (N
a) zur
nächsten (N
b)
neue
Qualitäten
. Z.B. lassen sich aus den
physikalischen Eigenschaften von Wasserstoff- und Sauerstoff-Atomen keinerlei
Erklärungen für die besonderen Eigenschaften des Wassers
(H
2O) finden, etwa seine drei Aggregatzustände fest,
flüssig, gasförmig, und das seltsame Phänomen, dass Eis leichter
als Wasser ist.
->:WASSER_EIS, p.29
Ebenfalls ist es unerklärlich, wie die Komplexe der
Organischen Moleküle der Zellmaschinerie letztlich zu Leben führen.
Beim Übergang von N
3 zu N
4 ist es ebenfalls
unerklärlich, wie Bewusstsein, Sprache und Bedeutung (also der
Sinn) aus der Biophysik von organischen
Molekülen und Nervenzellen entsteht. Dazu noch das Beispiel, das Heidegger,
in WHD 16-18 vom
phänomenalen Erlebnis eines
blühenden Baums gegeben hat:
... sobald uns die Wissenschaften der
Physik, Physiologie und Psychologie samt der wissenschaftlichen Philosophie ...
erklären, dass wir doch eigentlich keinen Baum wahrnehmen, sondern in
Wirklichkeit eine Leere, in die spärlich hie und da elektrische Ladungen
eingestreut sind, die mit grosser Geschwindigkeit hin- und hersausen...
[bedenklich ist]
dies, dass eigentlich die genannten
Wissenschaften darüber befinden, was an dem blühenden Baum als
Wirklichkeit gelten dürfe und was nicht. Woher nehmen die Wissenschaften,
denen die Herkunft ihres eigenen Wesens dunkel bleiben muss, das Befugnis zu
solchen Urteilen? ...
In Wahrheit sind wir heute eher geneigt,
den blühenden Baum zugunsten vermeintlich höherer physikalischer und
physiologischer Erkenntnisse fallenzulassen.
Heidegger (WHD 18)
In der neueren Kosmologie mehren sich die Anzeichen, dass das
wissenschaftliche Weltbild der letzten 300 Jahre unhaltbar geworden ist: Die
unabweisbare, aber ebenso unauffindbare Existenz von
dunkler
Materie
und
dunkler
Energie
. Diese bedrückende Erkenntnis, dass 90%
des Kosmus von etwas erfüllt/verhüllt ist, dass sich mit nichts aus
dem konventionellen wissenschaftlichen Instrumentarium erfassen lässt, ist
nichts anderes als der
Offenbarungseid der
Natur-Wissenschaften
unter der
Hegemonie der
Physik
. Aus diesem Grund findet in der heutigen Zeit
ein starker Revival-Prozess von Äther- und Matrix-Theorien in den
verschiedensten wissenschaftlichen Gewandungen statt. Die Welt der Vor-Stellung
ist in diesem Kontext eben ein weiterer Beitrag zu andersartigen
Fundamentalkonstruktionen dieser Art.
1.5.3. Semiotik als eine Theorie von
Reflexionsklassen der Vor-Stellung
Die Vor-Stellung der Noologie basiert auf den Gedanken von
Schopenhauer, auf dem
radikalen
Konstruktivismus
, der
Phänomenologie und der
Semiotik. Insbesondere für die Semiotik
bietet die Vor-Stellung einen entscheidenden Vorteil: Die (Be-)Zeichenhaftigkeit
(das
signifiant) eines Zeichens
(
signe), das Bezeichnete
(
signifie), ist dann am leichtesten zu ), ist
dann am leichtesten zu ), ist dann am leichtesten zu
realisieren, wenn man es
rekursiv
(
reflexiv) definiert als eine
Vor-Stellung von
Vor-Stellungen
. Umgekehrt kann in der Sprechweise
der Noologie die Semiotik definiert werden, als eine
Theorie von
Reflexionsklassen der Vor-Stellung
. In dieser
Sichtweise können wir für die weitere Aufarbeitung auf einen
grundlegenden Ansatz direkt aufbauen, den
Johannes
Heinrichs
die
Reflexionstheoretische
Semiotik
nennt.
Heinrichs (1980, 1981, 1983). Gesammelte Werke von Johannes
Heinrichs:
Reflexion heisst Selbstbezug: Relation
eines Relatums auf sich selbst...
Johannes Heinrichs (1983, 249)
Es sollte hier betont werden, dass damit kein Anspruch auf
einen gemeinsamen philosophischen Hintergrund zwischen der Noologie und dem bei
Johannes Heinrichs gemacht wird. Es werden
lediglich
strukturelle Ähnlichkeiten
zwischen der Noologie und der
Reflexionstheoretischen
Semiotik
aufgezeigt. Tieferliegende Fragestellungen
bleiben damit ausgeklammert (eine
epochae). J.
Heinrichs bezeichnet seinen Ansatz als
Weiterentwicklung von
Transzendentalphilosophie
(1983, 246) und:
Beiläufig sei bemerkt, dass der
paradigmatische Begriff für die Transzendentalphilosophie der Sinnbegriff
ist, wie es für die mittelalterliche Philosophie der Seinsbegriff war.
(1983, 246)
Bei der... handlungstheoretischen Semiotik
handelt es sich um eine weiterentwickelte Transzendentalphilosophie qua
Handlungstheorie ...
Denn Transzendentalphilosophie war ... bis
hin zur Phänomenologie Husserls und zum Neukantianismus wesentlich dies:
Reflexion, d.h. Besinnung auf menschliche Bewusstseins-, d.h. Sinnvollzüge
(1983, 249)
Die Gemeinsamkeit mit der Noologie beruht auf dem
Fokus auf
den Sinn
. Aber der
Sinn als allgemeinster aller
Allgemeinbegriffe
hat eben in jedem philosophischen
Kontext einen anderen Sinn, daher taugt er nicht um irgendeinen gemeinsamen
Diskurs-Kontext zu fundieren.
In der noologischen Sichtweise ist alles
Empfinden,
Wahrnehmen,
Denken
und
Handeln eine Ausformung von
Vor-Stellungen, imaginativen Akten
(phänomenolog.
Noësen), über
mehrere Ebenen der Reflexion, in den folgenden
Hauptklassen:
1a) un-willkürliche
(
pathe) und 1b) willkürliche
(
poiae), und ), und
2a) inner-subjektive (Ich), 2b) objektive (OBJ), 2c)
inter-subjektive (Wir)
3a) re-flexive (
Er-Innerung)
und 3b) prä-flexive (
Erwartung))
Klasse (1): Die
erste primäre
Unterscheidung
von
Vor-Stellungs-Klassen ist zwischen
{
pathe (er-leiden) <->
poiae- (er-schaffen)}
bzw.
{
un-willkürlich <->
willkürlich}.
Wie oben schon gesagt, ist die Vor-Stellung im Kontext der
Noologie in einem sehr allgemeinen und abstrakten Sinn zu verstehen. Demnach ist
die gesamte phänomenale Welt, die die empfindenden Wesen (animalia)
erleben, das Produkt von
imaginativen Akten(phänomenolog.
Noësen), und zwar zum grössten Teil von
un-willkürlichen Imaginationen
(
pathe) welche autonom vom Neuronalsystem erzeugt
werden (die wohl alle höheren Tiere erleben), und den
willkürlichen
(Denk- und Vor-Stellungs-Akten) (
poiae), die
mehrheitlich den Menschen vorbehalten sind. Die Fähigkeit, höhere
Formen der
Reflexion von Vor-Stellungen auf
Vor-Stellungen
zu bilden, macht die
Wesenhaftigkeit
(
ousia) des
Mensch-Seins
aus.
[99]
Die nächste primäre Unterscheidung ist zwischen
Vorstellungen von Klasse (2)
Ich und
Nicht-Ich.
Die einfache duale Differenzierung erfordert noch eine
wichtige logische Unterscheidung, die in diesem Schema fehlt, nämlich das
Wir. Diese Komponente soll noch eingeführt
werden, mit der logischen Drei-Gliederung von:
SUB-jektivität oder
Ich-Vorstellungen
OBJ-ektivität oder
Nicht-Ich-Vorstellungen
SEM-antik bzw. der
Interpersonale
Bereich
des
Wir.
Das
Ich und
Nicht-Ich umfasst alle Wahrnehmungen,
Gefühle und Affekte die phänomenal von kategorisch verschiedenen
Quellen verursacht werden:
Vorstellungen des Ich: Proprio-
(idio- / ego- / inner-subjektive) Bereiche: Die
Propriozeptionen. Damit verbunden ist wiederum
der Bereich der
Intimität. Diese
ist
eine Vorstellung des Nicht-Ich im ist eine Vorstellung des Nicht-Ich im
einschliessenden Modus
(
inclusion). Die Vorstellung von
Familie als
Nicht-Ich
differenziert sich erst allmählich in
der Kindes-Entwicklung heraus, und behält immer etwas von der Qualität
der Innenwahrnehmung.
Die
abgrenzenden Vorstellungen
des
Nicht-Ich sind: (allo- / altero- / aussen- /
fremd-) Bereiche: Die
Altero- /
Allo-zeptionen. Im Gegensatz zur
Intimität sind diese Vorstellungen des
Nicht-Ich vom visceralen Imperativ
[100]
der
(
exclusion /
segregation /
discrimination) bestimmt.
Die Innen- (idio / proprio-) Vorstellungen lassen sich
wiederum unterscheiden in:
passive (pathe): Sinnes-Eindrücke, Schmerzen, Emotionen,
Gefühle und Affekte und
aktive (poie): Phantasmata, Imaginationen (das sind
Vorstellungen im konventionellen Sprachgebrauch), Gedanken, und
Begriffe.
Siehe Heinrichs (1983, 252, 4.3.2)
Der Bereich der Aussen- (
allo)
Vorstellungen ist bei genauerer Untersuchung ein Spektrum von (Un-)
Ähnlichkeiten, das sich in der folgenden Spannbreite darstellen lässt:
gleich (
homo) / ähnlich
(
homoio) / ) /
hetairo- (die
Gefährten)
[101]
/ fremd
(
allo)
In diesem Spektrum der (Un-) Ähnlichkeiten, sind die
folgenden Subklassen enthalten:
1) Die Mitmenschen:
(
hetairo)
2) Die Tiere (animalia / psychae): ähnlich
(
homoio)
3) Sonstige Lebewesen wie Pflanzen
(
phyto /
physis)
4) Unbelebte Dinge, die OBJektive-Natur,
(
allo) mit den Unterklassen
4a) dynamische Phänomene, wie Feuer, Wetter,
Flüsse
4b) quasi-statische Phänomene, wie Steine, Berge, Meere,
Mond, Planeten, Sonne, Sterne
Weiterhin umfasst die Vor-Stellung auch alle gerichteten Ein-
und Aus-Wirkungen, also die Unterscheidung von {Re-/Per-}zeptionen und
Handlungen:
Ein-Wirkungen (pathe):
{Re-/Per-}zepetionen
von Aussen
(Nicht-Ich
) nach Innen
(Ich
))
Aus-Wirkungen
(poie): Handlungen
nach Aussen
. Siehe Heinrichs (1983, 251,
4.2)
1.5.4. Re-Flexion, Er-Innerung und das
Ge-Schichte der Vorstellung
Nun zu Klasse 3a) re-flexive
(
Er-Innerung) und 3b) prä-flexive
(
Erwartung), oder das ), oder das
Ge-Schichte
der Vorstellung
. Die Vorstellung hat eine
Tiefenstruktur, die auf
Er-Innerung basiert. Sie
ist gegeben durch die
phylogenetische (naturale
stammesgeschichtliche), die
ontogenetische
(subjektive Individual-)
Erinnerung, und die
intersubjektive kollektive
Erinnerung(aka
Kultur). Das
nenne ich das
Ge-Schichte der Vorstellung. Das
Ge-Schichte manifestiert sich als die
Geschichte(n).
[102]
Sinn ist undenkbar ohne das Ge-Schichte.
Im
Sinn verborgen
ist die kumulierte Erinnerung aller
vorangegangenen Generationen: Das
Ur-Ahnen der
Ahnen
(australisch: die
Traumzeit), hinweg über die
Menschheitsgeschichte, tief hinein in die
phylogenetische Geschichte des Lebens auf diesem
Planeten. Weiterhin ist
Reflexion eine spezielle Art von
Er-Innerung
, nämlich
bewusste, aktive
Er-Innerung
,
ein rein menschliches Vermögen, das seltsamerweise im Deutschen mit keinem
spezifischen Wort differenziert werden kann. Bei Aristoteles heisst es:
mnaemae und
ana-mnaesis,
[103]
im Englischen:
memory,
recall, and
reminiscence, aber die deutschen Begriffe
Gedächtnis und
Erinnerung sind seltsamerweise nicht geeignet um
diese entscheidende philosophische Differenzierung zu vollziehen. Sogar der
sonst für solche Feinheiten so aufmerksame Heidegger übergeht diese
grosse
lacuna in seiner ansonsten ungeheuer
tiefgründigen Diskussion von
Denken,
Gedächtnis,
Gedanke,
Gidank,
Gedenken,
An-denken,
Dank,
Gemüt,
muot,
Andacht (WHD, 91-105).
Der Gedanke, im Sinne des logisch-rational
Vorgestellten gemeint, erweist sich gegenüber dem anfänglichen Gedanc
als eine Verengung und Verarmung des Wortes, wie sie grösser kaum
vorgestellt werden kann. Zu dieser Verkümmerung des Wortes hat die
Schulphilosophie ihr Teil beigetragen, woraus zu entnehmen ist, dass die
begrifflichen Definitionen der Wörter zwar technisch-wissenschaftlich
nötig, aber für sich nicht geeignet sind, das Gedeihen der Sprache,
wie man meint, zu schützen und gar zu fördern.
Heidegger (WHD, 92)
Aus der Unterscheidung von
phylogenetischund
ontogenetisch
folgt die nächste Klassenunterscheidung der Vorstellung zwischen
natural und
kultural:
naturale Vorstellungen
entstehen durch biologische Prozesse und basieren auf
phylogenetischen(vererbungsgebundenen, Glossar: angeborenen)
Fähigkeiten.
[104]
Dazu gehören die primären Vital-Signale des
Körpers, wie Hunger, Durst, Müdigkeit, Schmerzen, dann Emotionen,
Gefühle und Affekte, sowie die Sinnes-Wahrnehmungen mit ihren spezifischen
Qualitäten. Ebenfalls in dieser Klasse sind die Vorstellungen von
Wärme, Kälte, Kinesthetik, Raum, Zeit und
Dauer.
[105]
(Glossar:
Dauer)
kulturale Vorstellungen sind
nur durch Vermittlung einer prä-existenten Kultur-Matrix möglich.
Kultur bedeutet in diesem Zusammenhang soviel wie:
kollektive
Erinnerung.
Eine wesentliche Rolle bei der Bildung von kulturalen
Vorstellungen spielen
Prägungen
(
Imprägnierungen), d.h. Vorstellungs-Muster,
die in früher Kindheit erworben wurden, und im späteren Leben nicht
mehr änderbar sind. Die Hauptvertreter sind die Mutter-Sprache und das
Gefüge aller sozialen Normen und Werte-Vorstellungen, die ich
Ethos nenne.
Wie stark und wie irreversibel diese Prägungen sind, ist
wissenschaftlich umstritten. Als Beispiel für eine kultur-determinierte
Position ist die Sapir-Whorf-Hypothese. Es ist sicher unbestreitbar, dass
aufgrund gewisser Verfestigungen des Neuronal-Systems nach dem 5.-7. Lebensjahr
bestimmte Muster nicht mehr neu gelernt werden können. So sind die
Lautstrukturen des Chinesischen für Westler im Erwachsenenalter kaum noch
nachzuholen. Die Charakteristik dieser Prägungen kann generisch auch als
Typos (Stempel) oder
Sigillum
[106]
(Siegel-Stempel) bezeichnet werden. Eine spezielle Klasse von
Typos werden auch
Archae-Typos
[107]
genannt, also Grundtypen von Vorstellungen, die für die gesamte Menschheit
oder bestimmte Kulturen
typisch sind. Die
entscheidende Bedeutung kulturaler Vorstellungen ergibt ein weiteres Argument
für die Notwendigkeit der logischen Drei-Gliederung der Vor-Stellung. Das
Sinn-Medium M (J. Heinrichs) ist auch
das Ge-Schichte der
Geschichte
.
Hegel beschreibt den Werdegang des Geistes unter dem Einfluss
der naturalen und kulturalen Vorstellungen so:
So durchläuft jeder einzelne auch die
Bildungsstufen des allgemeinen Geistes, aber als vom Geiste schon abgelegte
Gestalten, als Stufen eines Wegs, der ausgearbeitet und geebnet ist; wie wir in
Ansehung der Kenntnisse das, was in frühern Zeitaltern den reifen Geist der
Männer beschäftigte, zu Kenntnissen, Übungen und selbst Spielen
des Knabensalters herabgesunken sehen, und in dem pädagogischen
Fortschreiten die wie im Schattenrisse nachgezeichnete Geschichte der Bildung
der Welt erkennen werden. Dies vergangne Dasein ist schon erworbnes Eigentum des
allgemeinen Geistes, der die Substanz des Individuums oder seine unorganische
Natur ausmacht. - Die Bildung des Individuums in dieser Rücksicht besteht,
von seiner Seite aus betrachtet, darin, daß es dies Vorhandne erwerbe,
seine unorganische Natur in sich zehre und für sich in Besitz nehme.
Hegel (1986, p. 32)
Das Künftige als Prae-Flexion
Aus dem Kontext von Heideggers Passagen zum
Gedanc lässt sich der Folgeschritt zu einer
weiteren Charakteristik der Reflexion anschliessen, wenn er sagt:
Das Festhalten durch die memoria bezieht
sich sowohl auf das Vergangene, als auch auf das Gegenwärtige und
Künftige.
Heidegger (WHD, 92)
Zu dem, was ist, d.h. zu dem was vom Sein
her bestimmt bleibt, gehört ebenso, wenn nicht vorwiegender das, was sein
kann, was sein muss, was gewesen - ist. Der Mensch ist dasjenige Wesen, das ist,
insofern es in das "Sein"
zeigt und deshalb selber nur
sein kann, insofern es sich überall schon zu Seienden
verhält.
Heidegger (WHD, 95-96)
Bei Hesiodos findet sich
en
archae
, derselbe
Gedanc.
ex archaes, hoti proton genet auton,
vom Anfang her, wie alles
entstand,
eirousai (verkünden) ta t' eonta ta t'
essomena pro t' eonta
verkündend, was ist, was sein wird,
und was vorher war.
Hesiodos, Theogonie
Das
Künftige beinhaltet
in nucleo den Schritt zu einer ganz speziellen
Abstraktionsleistung, das
Erkennen des
Gesetzlichen
, und dies ist die ganz besondere
Charakteristik der Reflexion. Peirce spricht in
diesem Zusammenhang von
Thirdness und
Abduction. Man kann es auch so ausdrücken:
Das Wesentliche an der
Reflexion ist die
Prae-Flexion. Im Spannungsfeld von
Reflexion und
Prae-Flexion ist alles schon
aufgehoben, was hier auch
höhere Stufen
der Reflexion
genannt wird. Eine höhere
Reflexion macht eben nur dann Sinn, wenn sie einen Fortschritt auf andere Ebenen
der Typen-Hierarchie (nach Russell und Whitehead) beinhaltet. Was das bedeutet,
lässt sich besser an einem Gegenbeispiel erläutern, das ich auch die
primitive Reflexion nenne. Wenn die Reflexion
diese Leistung nicht vollzieht, ist sie nichts anderes als der technische Trick
des
infiniten Regress, der in den 1970er Jahren
auf der Kasseler
Dokumenta so populär war:
Ein Fernseh-Monitor, der von einer Kamera gefilmt wurde, deren Bild wieder auf
diesen Monitor projiziert wurde, und ein unendlich in sich selbst enthaltenes
Bild erzeugt.
Hegel gibt in seiner Vorrede zur Phänomenologie ebenfalls
ein Beispiel für
primitive Reflexion, die er
auch den positiven Wissenschaften zuschreibt:
In Ansehung des Inhalts machen die andern
sich es wohl zuweilen leicht genug, eine große Ausdehnung zu haben. Sie
ziehen auf ihren Boden eine Menge Material, nämlich das schon Bekannte und
Geordnete, herein, und indem sie sich vornehmlich mit den Sonderbarkeiten und
Kuriositäten zu tun machen, scheinen sie um so mehr das übrige, womit
das Wissen in seiner Art schon fertig war, zu besitzen, zugleich auch das noch
Ungeregelte zu beherrschen, und somit alles der absoluten Idee zu unterwerfen,
welche hiemit in allem erkannt, und zur ausgebreiteten Wissenschaft gediehen zu
sein scheint. Näher aber diese Ausbreitung betrachtet, so zeigt sie sich
nicht dadurch zustande gekommen, daß ein und dasselbe sich selbst
verschieden gestaltet hätte, sondern sie ist die gestaltlose Wiederholung
des einen und desselben, das nur an das verschiedene Material
äußerlich angewendet ist, und einen langweiligen Schein der
Verschiedenheit erhält.
Hegel (1986, p. 21)
1.5.5. Die Trias von SUB, OBJ, SEM
...und die logische Drei-Gliederung der Vor-Stellung
Menschliche Sinnbezüge sind
grundsätzlich und vor allem ursprünglich nicht bloss inner-subjektiv,
sondern transsubjektive Bezüge zwischen Selbst und Anderem: Bezüge zur
Objektivität O, zum anderen Subjekt Ss sowie zum Sinnmedium M,
welches empirisch-geschichtlich vor allem durch die Sprache repräsentiert
wird sowie durch andere kulturelle Füllungen des den Menschen gemeinsamen
Sinnraumes...
Johannes Heinrichs (1983, 250)
Die einfache dualistische Unterscheidung der Vorstellungen von
Ich (SUBjektiv) und
Nicht-Ich (OBJektiv) ist unzureichend, um die
Komplexität der Vor-Stellung zu verstehen. Der kulturelle Bereich
(SEMantik, Wir, Sinnmedium M) ist ein notwendiger Bestandteil des
Systems.
Abb.: Das Spannungsfeld von
(SUBjective / Indvidual <-> OBJective <->
SEM: Collective / Cultural / Relational / Wir)
Mit der Triade von
SUB, OBJ,
SEM
kommt die Tripolarität als grundlegendes Denkprinzip der Noologie zum
tragen. Sie bezeichnet auch den wesentlichen Unterschied zu den positiven
Wissenschaften. Diese orientieren sich mehrheitlich am
Objektbereich, also der Welt der materiellen
Dinge, oder OBJekte.
[108]
Die beiden anderen
Pole der Triade von SUB, OBJ, SEM sind: SUBjektivität und
SEMantik, das Wir oder die
Intersubjektivität.
[109]
Es ist intuitiv unabweisbar, dass die beiden Pole von SUB und OBJ universale
Gegebenheiten der menschlichen Erfahrung sind. Meine Empfindungen sind meine
ganz privaten, eigenen, und ich kann ihnen nicht ausweichen, aber niemand anders
kann sie spüren. Phänomene des Bereichs OBJ zeichnen sich durch
intersubjektiv nachvollziehbare Eindrucks-Qualitäten aus.
Ein grundsätzliches Thema der verschiedenen
philosophischen Systeme der Ideengeschichte war die Frage, ob SUB und OBJ
logisch gleichwertig sind oder ob der eine Pol nur ein untergeordneter Aspekt
des anderen ist. Das Hintergrundthema dieser Debatten ist die Frage des
Seins und der
Substanz vs.
Ephemeralität ( :=
Flüchtigkeit), "Das was Ist", vs.
"Das was (er-)
Scheint".
[110]
Die
Existenz materieller OBJekte erscheint vor den flüchtigeren Phänomenen
der SUBjektivität und des Geistes verlässlicher und bietet sich daher
"von selbst"
als Denk-Basis an.
Materialistische Systeme gehen davon aus, dass
allein der logische Bereich OBJ relevant ist, und dass SUBjektive Phänomene
lediglich
Epi-Phänomene, oder
Nebenprodukte
sind. Umgekehrt gehen
idealistische Systeme von der Voraussetzung aus,
dass das Erkennen und Bewusstsein (Noos /Nous) der ursprüngliche
Seins-Grund ist, und die OBJektive Welt ihrerseits ein
Epiphänomen ist. Das logische Problem der
idealistischen Systeme ist, dass sich das
Erkennen
über alle Erkenntnis-Subjekte ie. alle Menschen (und vielleicht auch
höhere
Tiere)
[111]
verteilt. (D.h. die SUB-Welt ist
distributiv).
[112]
Aus der logischen Zwangssituation, einen einigenden Grund für all diese
distributiven SUBjekte zu konstruieren, entstanden die idealistischen
Konstruktionen von einem Weltgeist, Super-SUBjekt, Objektiver Geist, Brahman,
Gott, etc. Solche Konstrukte sind aber rein metaphysisch, es gibt keinerlei
Möglichkeit der Veri- oder Falsifikation. Es wäre zu fragen, warum bei
solch gravierenden logischen Problemen auch noch ein dritter logischer Pol SEM
eingeführt werden soll, und wie SUB von SEM differenziert ist. Eine
grundlegende Diskussion zum logischen Bereich SEM wird in "Information and Third
Order Ontology" geführt.
[113]
Die logische Drei-Gliederung der Vor-Stellung
Die obige Klassifizierung von Vor-Stellungen lässt sich
noch weiter nach diesen drei
Grundtypen gliedern.
Es ist intuitiv unabweisbar, dass es einen
qualitativen Unterschied gibt,
zwischen:
1) Phänomene des Bereichs SUB: Zahnschmerzen, Hunger,
Langeweile, Liebeskummer, etc.
2) Phänomene des Bereichs OBJ: Steine, Berge,
Flüsse, Häuser, Autos, Schraubenzieher, etc.
und
3) Phänomene des Bereichs SEM: den Worten, Begriffen, und
Vorstellungen von allen Phänomenen, die in 1) oder 2) oder 3) vorkommen
können.
Es muss nun folgendes diskutiert werden: Ist eine
Vor-Stellung des Bereichs SEM nun eigentlich
SUBjektiv oder
Intersubjektiv?
[114]
oder: Was ist
das
Wesen dieser Art von Vor-Stellung? Zur
Beweisführung, dass sie intersubjektiv ist, führen wir das Thema von
Schopenhauers Werk weiter: Das deutsche Wort
Vor-Stellung beinhaltet nämlich schon
das Wesentliche dieses seltsamen Gebildes. Es ist
nämlich kein Ding, sondern ein
Akt, eben
eine Vor-Stellung, wie in einem
Theaterstück. Dh.
das SUBjektive Bewusstsein wird durch den Stimulus eines Wortes oder Bildes in
einen Automatismus
gezwungen, sich eben eine
Vor-Stellung zu machen. Das Phänomen ist insoweit intersubjektiv, weil es
automatisch abläuft. Bei allen Menschen, die nicht gehirngeschädigt
sind, und die dieselbe Sprache sprechen, wird die Vor-Stellung zwingend erzeugt.
Nietzsche bringt dazu das Konzept der
Empfindungs-Gruppen, wie man sich die Genese
eines solchen Vor-Stellungs-Mechanismus vor-stellen kann.
Stellen wir uns vor, dass wir eine Kommunikations-Situation
beobachten:
Kommunikationspartner "A"
ruft dem
Kommunikationspartner "B"
ein Wort zu, etwa:
"Haus"
/
"Stein"
/ "Zahnschmerzen"
/
"Liebeskummer"
/ "Hunger"
Nun ist es für den Kommunikationspartner
"B"
eben völlig unmöglich,
"Nichts"
dabei zu denken, wenn er das betreffende Wort
von "A"
hört. Partner "B"
kann sich zwar noch alles mögliche weitere dazu denken, aber es wird in
jedem Fall ein Prozess von Vor-Stellung mit dem Wort und damit dem Begriff,
angestossen. Durch das An-Rufen mit einem Wort zwingen wir also dem
Kommunikationspartner den Vor-Stellungs-Mechanismus auf.
In der intersubjektiven Kommunikation erzeugen wir ebenso
automatisch Vor-Stellungen in unserem SUBjektiven Geist, wie wir sie anderen
Menschen aufzwingen. Für die Noologie sind diese zwei Gründe für
die Zuordnung eines eigenen logischen Ortes ausreichend: Die qualitative
Andersartigkeit von Vorstellungen Typ (3), und der
Automatismus
, mit dem sie
intersubjektiv
erzeugt werden. Das beste Beispiel
für den Automatismus dieser Vorstellungen ist eben die
Irreführung und
Täuschung, weil der Gegner, der eine solche
Technik einsetzt, genau den Automatismus der Vorstellung für seine Zwecke
ausnutzt.
[115]
1.5.6. Semiotik, Intention, Inter-ligenz
und Wissen
Das Kürzel SEM
für den den
qualitativ ausgezeichneten Bereich der
Intersubjektivität
oder
Semantik
entstammt der
Semiotik
.
[116]
Im Kontext der Semiotik lässt sich das Prinzip der Noologie so darstellen:
Ein Zeichen (
signe) ist der Klassenbegriff für
alles, das den
Mechanismus der Vorstellung in Gang zu
setzen in der Lage ist. Dabei wird billigend in Kauf genommen, dass die erzeugte
Vorstellung nie völlig deckungsgleich mit der
Intention
eines Senders
ist, und es ist gar nicht nötig, dass überhaupt ein Sender als
intentionales SUBjekt existiert.
Das ist auch der wesentliche Unterschied zu dem
Informationsbegriff der positiven Wissenschaften, der sich von dem SUB Konzept
eines
intentionalen Senders nicht lösen
kann, auch wenn dieser in der Formel nicht auftaucht. Unterschlagen wird in der
mathematischen Informationstheorie, dass es eine
technische =artifizielle, vom menschlichen Bewusstsein geleitete
Einstellung
von Schwellenwerten
ist, durch die ein empfangenes
Zeichen überhaupt von einem Nicht-Zeichen unterschieden werden kann.
Maschinen können das nur, weil sie von einem Konstrukteur so eingerichtet
worden sind. Nur innerhalb der Definitionsmenge von technischen Zeichen hat der
Informationsbegriff einen Sinn.
Das
Verstehen ist der
Sammelbegriff für das unabweisliche Phänomen, dass trotz aller
SUBjektiven Variationen ein intersubjektiv einigermassen stabiler Bereich
existiert, der allen Vor-stellungen zu einer spezifischen Klasse von Zeichen
gemeinsam
ist.
[117]
Der Begriff "Intelligenz" lässt sich dann leicht aus der lateinischen Form
"inter-legere" (
legere :=
(auf-)lesen)
[118]
ableiten, was soviel bedeutet wie:
"zwischen den Zeilen
lesen", bzw. mehr aus einem Zeichen herauslesen können, als irgend jemand
"intentional"
an Bedeutung in das Zeichen investiert
hat. Damit ist
Peirces Diktum trivialerweise wahr:
"the universe is pervaded by signs if it doesn't wholly
consist of signs".
[119]
Im Sinne der Noologie
wäre es günstiger, den Begriff "universe"
durch "Kosmos"
zu ersetzen, denn dieser Begriff
bezeichnet das Universum als die
Gesamtheit aller
(potentiellen und aktuellen) Wahrnehmbarkeiten, die für inter-ligente
SUBjekte eben Zeichen sind. Davon abgesetzt ist das
Chaos
, also der
Klassenbegriff für alles, was dem Mechanismus der Inter-ligenz nicht
zugänglich ist und ihn verwirrt (:=
dia-bolae). Die qualitative und quantitative
Abstufung der
Inter-ligenz
(IQ)
beruht dann in der höheren oder schwächeren Kapazität des
SUBjekts, mehr oder weniger komplex
gestaffelte
Zeichensysteme zu integrieren. Das
Wissen ist
dann konsequenterweise ein Mass für die Tiefe und Breite eines solchen
Zeichen- Komplex-Systems, über das ein SUBjekt verfügt.
1.5.7. (Selbst-) Reflexion,
Prozess-Orientierung und Einmaligkeit
He who reflects on reflexion, could gain
highly interesting insights.
Humberto Maturana
Die Noologie ist ein Ansatz,
neue Wege für das
Erlangen von Sicht- und Betrachtungsweisen
des
"Wissens an Sich" zu finden, mit besonderer
Betonung der
selbst-reflexiven,
intersubjektiven
, und
semiotischen Faktoren, sowie einer
Prozess-Orientierung, die auf der og. Methode der
Semantischen Felder beruht. Ein damit verwandtes
Feld der Philosophie ist die
Reflexionstheorie.
Die 4-stufige Tabelle von Heinrichs (1983, 244) wird mit den
drei
Grundtypen auf eine 3-stufige
Reflexionsstruktur
projiziert. (Und IMHO nicht
reduziert). Es bleibt noch zu zeigen, dass es
hinreichend ist, eine Reflexionsstruktur als Projektionsinstrument einzusetzen.
Technisch gesprochen, ist das ein ähnlicher Unterschied, wie wenn man eine
Kombinatorik-Tabelle ausschreibt, oder wenn man nur den Kombinations-Algorithmus
dafür spezifiziert.
[120]
Sehen wir uns
also die Projektionsformen von
SUB, OBJ,
SEM
in ihrer Anwendung auf die Struktur von Johannes Heinrichs an.
Im dem Beispiel der logischen
Drei-Gliederung der
Vor-Stellung
wurde der Grundtyp SEM
selbst-reflexiv definiert: Er umfasst neben 1)
und 2) auch Klasse 3), also
Vor-Stellungen von
Vor-Stellungen
. Diese letzteren sind
Noumena im Sinne von Kant, KrV.
Mit dieser Typologie können wir die Darstellung von
Johannes Heinrichs etwas umformulieren, nämlich die Bereiche
Kunst und
Mystik
(Heinrichs 1983) als verschiedene Reflexionsformen von SEM nach SEM markieren.
Dazu Johannes Heinrichs:
... umfassen die Ebenen Sprache, Kunst,
Mystik jedoch Vollzugsarten, die grundsätzlich neue Reflexionsstufen
gegenüber dem einfachen Handeln darstellen.
Heinrichs 1983, p. 248, 3.1.3
Für die Semiotik kommt jedoch der
höchstreflektierten Stufe des Handelns im engeren Sinn, dem
medialen oder
Ausdruckshandeln, die grösste Bedeutung zu
und innerhalb dieser Stufe nomals dem eigentlichen
Zeichenhandeln.
Heinrichs 1983, p. 252, 4.3.4
Im Bezug auf die
Drei-Gliederung der
Vor-Stellung
(SUB <-> OBJ <-> SEM)
lässt sich die Typologie der Vollzugsarten auf folgende Weise
darstellen:
Handeln ist
kein
Reflexionsbogen:
SUB -> OBJ
Wissenschaft ist ein
Reflexionsbogen folgender Art:
OBJ -> SEM
Die positiven Wissenschaften orientieren sich mehrheitlich an
Faktenwissen
, also
Wissen über
Dinge
der materiellen OBJ-Welt.
Wissenschafts-Theorie ist ein
Reflexionsbogen folgender Art:
OBJ -> SEM1 -> SEM2
Kunst ist ein Reflexionsbogen
folgender Art:
SEM1 -> OBJ -> SEM2
Bedeutung wird in Objekte
investiert, diese werden bedeutungs-haftig (oder zeichenhaftig) behandelt, und
gehen als solche wieder in den Bereich SEM ein.
Poesie ist ein Reflexionsbogen
folgender Art:
SEM1 -> SUB -> SEM2
Mystik ist ein Reflexionsbogen
folgender Art:
SEM0 -> (NICHT-OBJ) ->
SEM00
Daher spricht man in der Mystik auch von
Bewusstsein ohne
Objekt
, oder
Non-Duales
Bewusstsein
.
SEM
0 ist inhaltsleeres
Bewusstsein(
ohne
Objekt
).).
SEM
00 ist reflektiert inhaltsleeres
Bewusstsein(
ohne
Objekt
).
).
Zur Struktur des 00, siehe Louis H. Kauffman: Virtual
Logic - Infinitesimals and Zero Numbers
Zur Mystik, siehe Heinrichs (1993:
258-259)
Wo das Schweigen zum Thema wird, darf die
Semiotik wohl "aufhören"
, aber nicht
haltmachen.
Heinrichs (1993: 258)
Philosophie ist ein
Reflexionsbogen folgender Art:
SEM1 -> SEM2 ->
SEM3
Hegel formuliert in seinen Werken den Gang dieses
Reflexionsbogens in allen seinen Phasen. In (1969, p. 311) führt er es
explizit auf das
Gnothi se auton. als
Ur-Sprung und
Archae der
Reflexionstheorie zurück. Wichtig im
Zusammenhang der
Triadik der Noologie ist vor
allem, dass diese Reflexions-Struktur zwar unendlich viele Brechungsformen
erzeugen kann, aber ihre Struktur selber ist
triadisch, und nur
triadisch
;
d.h.:
Alles was
ist, ist in dieser Struktur
{er/ent/ge}halten
,
und es gibt keine Struktur ausser dieser
Struktur
.
[121]
Die Noologie richtet sich auf die Faktoren des
Nous, im Sinne von
Bedeutung und
Gedächtnis. In dieser Hinsicht verfolgt die
Noologie ein ähnliches Thema wie Hegel mit der
Phänomenologie des
Geistes
, aber da Hegel sein System auf eine
Terminologie aufbaute, die für heutige Leser nicht mehr verständlich
ist, und seine Form des Idealismus auch nicht mehr zeitgemäss ist, geht die
Noologie eigene
Wege.
[122]
Eine andere wesentliche kontrastierende Bedeutungs-Facette der Noologie
orientiert sich an
Spenglers Programmatik der
Geschichtswissenschaften
.
[123]
Während die positiven Wissenschaften sich auf das Phänomen der
Wiederholbarkeit begründen, basiert die
Noologie in Anklang an Spengler auf der
Einmaligkeit als wesentlichem Charakteristikum
der
Geschichtlichkeit. Diese Einmaligkeit ist
wiederum untrennbar mit dem Phänomen des
(kulturellen)
Gedächtnis verbunden, das vor allem
einmalige Ereignisse im Denken
verewigt und damit
versucht, sie
unvergänglich zu machen.
Dieser
Modus der Unsterblichkeit ist ein Erbe des
altgriechischen
epischen
Denkens,
[124]
das uns
durch die Werke des
Homer noch gegenwärtig
ist.
1.6. Das Spannungsfeld von Wissen und Macht
1.6.1. LhWissen oder LaKnowledge
... und die pragmatische Eingrenzung der Noologie
Für eine pragmatische Eingrenzung der Noologie wird der
engere Bedeutungsbereich der Noologie durch den Term
LhWissen oder
LaKnowledge
gegeben.
[125]
Dies
heisst umgangssprachlich:
Handlungs-Wissen, oder
genauer:
Lebenspraktisches, Handlungs-relevantes
Wissen
.
Die Noologie zielt wesentlich auf die
Kluft zwischen
Wissen und Handeln. Im Gegensatz zu
Bacons (falsch
zitiertem) Diktum: "Wissen ist Macht"
, nützt Wissen
allein überhaupt nichts, um irgendetwas praktisch umzusetzen. D.h. um
Wissen in Macht zu konvertieren, bedarf es der
Eingreifmittel,
Werkzeuge oder
Waffen (analog zu Marx:
Produktions- und
Destruktions-Mittel
).
Ein Denken, das weder auf das Handeln
abzielt noch es wünscht, ist ohne Belang. Die reine Spekulation wiegt in
der Philosophie genauso schwer wie ein Konzil der Kirchenväter, das
müßige Fragen verhandelt und dessen eigentlicher Grund in etwas ganz
anderem liegt, nämlich in der Anwendung der Rhetorik, die die Aufteilung
der christlichen Welt und die reale politische Herrschaft zum Zwecke
hat.
1.6.2. Das Im-Perium
Die entscheidende Frage bleibt doch diese:
weshalb ereignet sich für das griechische Denken und somit für das
abendländische, im besonderen für das europäische Denken und
damit für uns noch heute die Prägung seines Wesens von dem her, was
griechisch
légein und
lógos heisst...
welche Ansicht über das Wesen des
Denkens zur Herrschaft kam und noch gilt.
Heidegger (WHD, 102)
Das
Im-Perium ist in der
Noologie der Sammelbegriff für alle Arten und Methoden zum Errichten und
Erhalten der
Genzen von Denk- und
Erfahrungsräumen
. Es ist für den
vorliegenden Zweck unerheblich, ob das lateinische Wort
Imperium
(
Herrschaft,
Befehl,
Macht,
Gewalt,
Reich,
Staat) etymologisch mit dem griechischen
Pera und
a-peiron
verwandt ist oder nicht. Teilweise überdeckt sich das semantische Feld von
lat.
imperium mit der griechischen
archae, die wiederum in lat.
principium
(
Anfang,
Beginn,
Herrschaft,
Befehl,
Macht)
wiederzufinden ist, und die
archae ist eine
Denkfigur, die wir im
a-peiron wiederfinden. Die
semantische Rhizom-Verbindung geht auch über die griech.
em-p{e}iria
(Erfahrung
, Geschicklichkeit
,
Übung
, Kenntnis
), und mit
pragma{sis/tikae}
(Handlung
,
Beschäftigung
, Geschäft,
Wirklichkeit
, Staat
,
Politik
, Macht
) schliesst sich
das Semantik-Rhizom
wieder. Die
peras
und das a-peiron
sind
Schlüsselterme des altgriechischen Denkens, und das Begriffliche
Eingrenzen
ist die Denktechnik, die den Weg des
Abendlandes nach Aristoteles gekennzeichnet hat. Dies ist auch die Botschaft,
die uns Heidegger in WHD gibt.
Ich mache jetzt die etwas weiter gehende Annahme, dass das
heute herrschende Weltbild ein Im-perium
ist, das sich
auf Grund bestimmter Eigendynamiken etabliert hat oder das installiert wurde,
und das sich zwingend für alle Menschen als die "einzig erfahrbare
Welt"
etabliert
hat.
[126]
Dies ist je nach Lehrmeinung, entweder ein evolutiver (etwa nach der
Evolutionären Erkenntnistheorie) (und/ oder auch) ein sozialer,
geschichtlicher Prozess gewesen, der unter anderem darin bestand, dass man den
Menschen Denk- und Erfahrungszäune umgelegt hat, woraufhin sie nicht mehr
in der Lage waren, irgendetwas anderes "Wahr"
zu nehmen,
als das, was das Im-perium
des herrschenden Systems
ihnen erlaubt. Ich arbeite dies in den Kapiteln unter "Gedanken, ihre Bahnen und
ihre Grenzen" und "Die Pre-Skripte des Massenbewusstseins" weiter
aus.
[127]
Die Vorgehensweise der
Noologie besteht darin, das "Im-perium"
dieses
herrschenden Systems zu dekonstruieren. Und dazu müssen wir uns erst einmal
mit "Pera-Noesis"
vertraut machen.
Ur-Schlachten von Kosmos und Chaos
... though unhappily in science, as
in politics, it is often hard to reorganize without some brief period of
overthrow.
Feyerabend (1975, p. 100)
Ich habe in verschiedenen Schriften über die
Peras,
[128]
die Grenzen des Denkraumes geschrieben, sie sind in gewisser Weise so etwas wie
die Fessel des
Fenris-Wolfes, die in der nordischen
Mythologie beschrieben wurde:
[129]
Gleipnir, Geschmiedet aus dem Bart der Frau, dem
Schall des Katzentritts, dem Atem der Fische, und ähnlichen
unmöglichen Ingredienzen. "Pera-Noesis"
ist eine
Denktechnik zum Auf- und Ent-Decken dieser Grenzen, natürlich zum Zweck,
das Überschreiten zu ermöglichen. Aber solche Grenzüberschreitung
wurde schon immer mit strengen Strafen geahndet, und nicht umsonst heisst der,
der zum Überschreiten von Grenzen auffordert, der Peirazo, der
Ver-Führer oder Ver-Sucher, und wird in der Bibel mit allen Attributen des
Teufels ausgestattet. (Siehe auch die entsprechende Szene aus Goethes Faust, in
der Mephisto den Faust auf einen hohen Berg führt.)
In der Tat ist auch eine gewisse Notwendigkeit einer
Einzäunung der Denk- und Erfahrungsräume nicht von der Hand zu weisen,
denn wenn man sie unbedacht aufhebt, dann kann es wirklich dazu kommen, "that
all hell breaks loose". "Pera-Noesis" kann leicht in "Para-Noia" umschlagen, in
Wahnsinn und Schlimmeres. Man sollte also subtil und vorsichtig damit umgehen.
Das Hintergrundthema dazu ist der Ur-Kampf der Kräfte des Kosmos gegen die
Kräfte des Chaos. Hiervon handeln viele Urzeitmythen, auch die Genesis,
nämlich wie "Recht und Ordnung"
in die Welt
eingeführt wurden, aber in den meisten Mythen ausser der Genesis, konnte
dies nur unter allergrössten Kämpfen, Schlachten, und Opfern erreicht
werden. Und davon handeln auch so ziemlich alle nach-geholten Mythen, die man
heute im Kino sieht, wie z.B. die "Herr-der-Ringe"
Story, und alles mögliche weitere. Man muss nur verstehen, dass all diese
Skripte Nach-holungen der alten Ur-Skripte sind, die heute kaum jemand noch
kennt, wenn man nicht die alten Mythologien einigermassen überblickt, und
sie nicht als Ammenmärchen abtut, sondern ihren tieferen Gehalt verstehen
möchte. In der Genesis ist das Thema des primordialen Kampfes zwar noch
vorhanden, aber mit einem Kunstgriff "aufgehoben"
,
nämlich so, dass die Rebellion des Luzifer gegen Gott erst NACH der
Schöpfung stattgefunden haben soll. Wer aber all die anderen Skripte kennt,
für den dürfte klar sein, dass auch der Gott Yahwe sich erst nach
einem harten Kampf gegen Luzifer ab- und durchsetzen
konnte.
[130]
Aber das darf nach
abrahamitischer Ideologie eben nicht sein, weil eben alles von Gott ausgeht und
durch ihn entstanden ist, ausser der Sünde, natürlich, von der sich
keiner so richtig erklären kann, wie sie eigentlich entstanden
ist.
1.6.3. Wissen und subtile Formen der
Macht
Das Prinzip der Spannungsfelder wird in den verschiedenen
Kapiteln anhand von verschiedenen Anwendungsfällen erläutert. Das
Spannungsfeld von "Wissen und Macht"
hat einen dritten,
unsichtbaren Pol: Die
Gewalt und den
Zwang. Wissen ist zwar nicht ohne Qualifikation
mit Macht gleichzusetzen (s.o.), aber es ist ein Thema der Macht, bei dem
subtilere Mittel als (Androhung von) pure/r Gewalt und Zwang zum Einsatz kommen.
Konventionelle Macht in Verbindung mit Zwang wird in der Noologe als
Macht-I bezeichnet. Die subtileren Formen der
Macht werden in der Noologie
Macht-II Komplexe
genannt, und sind das Zentralthema von NOO1, Teil III: "Eine Strukturtheorie von
Wissen und Macht".
[131]
Dieses Kapitel
basiert auf dem
Logos-Prinzip des
Heraklit
und gibt eine
von
Neumannsche spieltheoretische Einbettung. Ein passendes geschichtliches Beispiel
des "Wissen=Macht"
Komplexes ist die Entwicklung der
christlichen Herrschaftssysteme aus den Anfängen
einer
Underdog-Religion im antiken Rom, bis hin zum
universalen Machtanspruch der
Renaissance-Päpste.
[132]
In der
Macht-Geschichte der Herrschaftssysteme der Christenheit lässt sich
exemplarisch verfolgen, wie eine offensichtliche Machtlosigkeit umgewandelt
werden kann in ein subtileres System, das letztlich in der Lage ist, einen noch
so gewaltigen Machtkomplex von innen auszuhöhlen und ihn letztlich zu
besiegen. Allerdings, es gibt den kleinen Haken, dass die neuen Herrscher
schnell auch das Instrumentarium der Gewalt in ihre Hand nehmen und dann genauso
gewissenlos handhaben wie die alte
Herrscherclique.
[133]
Es existiert eine
geschichtlich auffällige Parallele des
Pantokrator-Mythos von Christus, der entstand,
als die
Messias-Phantasmen der Juden unter den
Nagelsandalen der
Römischen Legionen zertreten
worden waren, zu dem Aufstieg der
Systeme des Absoluten
Geistes
im dt. Idealismus, die vor dem Hintergrund
der vollendeten Ohnmacht der Deutschen vor den
Napoleonischen Legionen, und der Welt-Dominanz der
englischen Seemacht entstanden. Hier wie dort wurde ein
transzendentes System
der absoluten Macht
konstruiert, mit dem man sich
aus dem
Trauma der offensichtlichen Ohnmacht zu
retten suchte.
[134]
Es gibt mehrere Formen
subtiler Macht, die ohne (Androhung von) Gewalt auskommt. Eine andere Form ist
das
Charisma, und eine weitere, sehr paradoxe,
ist die
Liebe. Das wird weiter unten behandelt.
Weitere Entwicklungsformen subtiler Macht sind in Asien weit bekannt, hier im
Bereich buddhistischer Systeme oder als
asiatische
Kriegskunst des
Wu Wei (Weg des Wassers) und die
Kunst der Täuschung des
Sun Tsu (siehe weiter unten).
Wissen als Macht erzeugt ein Spannungsfeld, das soziologisch
nicht aufzulösen ist. D.h. es wäre unmöglich,
machtfreies
Wissen
per Gesetz oder sozialen Kontrakt
einzuführen. Die
Ordnungsprinzipien, die dem
Wissen(s-drang) unterliegen, sind die höchste und subtilste Form von Macht.
Wissen ist Verfügungsgewalt, weil es den Eingriff
in jedes beliebige Geschehen (über dessen Regeln man etwas weiss)
erlaubt,
[135]
um den
Ausgang dieses Geschehens im Sinne des Wissenden und Handelnden zu beeinflussen.
In der
Hegelschen Diktion ist der Weltgeist auch das
Urprinzip der Macht, mit dem der den Menschen innewohnende Drang objektiviert
wird, dieser Drang ist nicht nur der "Wille zur Macht"
,
mit der vielleicht einzelne Menschen oder Gruppen
herrschen, sondern die Menschen werden ebenso von
diesem Willen
be-herrscht. Der
Fortschritt des Geistes durch die Geschichte
äussert sich eben darin, dass die Menschen unaufhaltsam getrieben werden,
sich mehr und mehr des Umfelds der Natur zu bemächtigen, und zwar nur um
des puren Überlebens willen, weil jeder einmal gemachte
"Fort-"
Schritt ein zwingendes
fort-weg-schreiten vom
(imaginären)
[136]
Gleichgewicht ist. Das Prinzip des
Geistigen an
Sich
wird beherrscht durch den
Drang des
Willens
(nach Schopenhauer), und ist in
wissenschaftlicher Sprechweise ein Phänomen der
Autokatalyse. Wissen ist in anderer Formulierung
der Prototyp des "Im-Perium" (wörtlich:
das
In-Grenzen-Setzende). Deshalb habe ich eine spezielle Schreibweise des
"Im-Perium"
gewählt, um den systematischen Begriff
von seiner politischen Anwendung abzusetzen.
1.6.4. Macht, Geist und Geld: Der
Kapitalismus
Seinen geschichtlichen Höhepunkt findet der Aufstieg
subtiler Prinzipien der Macht in der Form der Akkumulation des Geldes, bzw. des
Zinseszins-Mechanismus. Geld ist die perfekteste Ausdrucksform des
Geistigen
an Sich in seiner Manifestation als Macht. Es erlaubt die vollkommensten
Formen der Herrschaft, weil der offensichtliche Zwang alter
Autoritäts-Herrschaften ersetzt wurde, durch eine Notwendigkeit, die die
Form von Naturgesetzen angenommen hat, wie es in den heutigen neo-liberalen
Wirtschaftstheorien dargestellt wird. Geld ermöglicht eine extrem feine
Redistributions- und Konzentrations-Struktur von Macht, gegen die andere System
plump und ineffizient wirken. Das gescheiterte Experiment des Realen
Existierenden Sozialismus beweist, dass eine rein organisatorische
Kommandoketten-Struktur keine Chance gegen das Geld-System hat. So lassen sich
die Legionen der Wirtschafts-Soldaten heutiger kapitalistischer Imperien mit
einem fein verteilten Belohnungssystem dirigieren, in dem jeder dieser
Söldner eine (llusion seines) Anteils an der Macht und
Verfügungsgewalt durch die Autorität innerhalb dieses
Machtgefüges erhält. Und sogar die Machtlosen und Unterprivilegierten
in den Industrieländern erhalten über die
Macht des
Konsums
die Möglichkeit, die Arbeitskraft der
Zulieferkräfte der untersten Ebene in der dritten Welt auszubeuten. Das
kann man auch das
Wal-Mart Phänomen nennen.
Diese allumfassende globale Form der Macht zerstört aber unaufhaltsam das
ökologische System des Planeten, was am deutlichsten an dem Effekt der
Ver-Wüstung zu erkennen ist. Siehe
Nietzsche:
die Wüste
wächst
.
[137]
Die Wüste wächst: weh, wer zur
Wüste ward!
Wüste ist Hunger, der nach Leichen
scharrt.
Ob Quell und Palme sich hier Nester baun
...
Der Wüste Drachenzähne kaun und
kaun
Denn Sand ist Zahn an Zahn,
vielfräßige Pein
Bringt kinnladenhaft hier Stein auf Stein
reibt ewig hier Kinnladen nimmer müd
...
Vielfräßiger Hunger malmt hier
Zahn an Zahn
Der Wüste Drachenzähne
...
Sand ist Gebiß, ist
Drachen-Zähnesaat
Das malmt und malmt ? das malmt sich nimmer
matt ...
Sand ist die Mutter die ihr Kind gekaut
Mit fliegendem Dolche in deren Haut
...
Nietzsche,
Fragmente
[138]
1.7. Emotion und das Element der "Liebe"
Unstet treiben die Gedanken / Auf dem
Meer der Leidenschaft
Schiller, Gedichte: Würde der Frauen
Die Vernunft macht es wie alle Sklaven: sie
verachtet friedliebende Herren und dient einem Tyrannen. Mitten im Kampfe mit
heftigen Leidenschaften läßt sie uns im Stich; sie vertheidigt uns
nur gegen kleine affections.
Nietsche,
Fragmente
[139]
Wäre Petrarka’s Leidenschaft
befriedigt worden; so wäre, von Dem an, sein Gesang verstummt, wie der des
Vogels, sobald die Eier gelegt sind.
Schopenhauer: Metaphysik der Geschlechtliebe, (WWV Bd.2,
Buch4, Kapitel 44)
Le coeur a ses raisons que la raison ne
connaît pas.
Das Herz hat seine Vernunft, die die
Vernunft nicht kennt.
Dieser prägnante Satz von
Blaise
Pascal eröffnet einen Zwischenraum in der Kartesischen Spaltung von
Körper und Geist und kann uns wieder in jenen dritten Bereich (animus)
führen, der als Seele (anima) irgendwo zwischen den Bereichen des
körperlichen (materiellen) und des geistigen (spirituellen) unsicher
schwebt.
Die verbale Differenzierung zwischen Vernunft (nous) und
Verstand (ratio) gestaltet sich im Deutschen und im Gebrauch der deutschen
Philosophie ganz anders als im Französischen und im Englischen und der
Philosophie, die diesem Denken entsprungen ist, insb. von Descartes: (mind,
reason, intelligence, intellect). Nach Heidegger (WHD) war es der Kardinalfehler
der lateinisch geprägten Philosophie, den
lógos als
ratio zu interpretieren. Stellvertretend für
diesen Denk-Sprung steht hier Augustinus, als der erste wirklich lateinische
Denker der abendländischen Menschheit.
Das rationale Denken des Logos setzt sich in Opposition zu dem
chaotischen Spiel der Emotionen, aber alle
Rationalität schwimmt nur wie eine
Insel in einem
Meer der Emotion. Die Wichtigkeit der Emotionen für das System der Noologie
lässt sich am besten dadurch demonstrieren, dass ein Grossteil der
Geistesgeschichte der Menschheit, und ein noch grösserer Teil der
Religionsgeschichte ein
Kampf gegen die Emotionen war.
Die Schriften der Kirchenväter, und an herausragender Stelle, die
Confessiones des
Augustinus berichten davon ausführlich.
Norbert Elias hat mit seinem Werk vom
"Zivilisationsprozess" eine sekularisierte Version davon gegeben. Emotion steht
als Sammelbegriff für das
"
animalische"
,
[140]
das den Menschen regiert, und der
Logos-Geist steht in
einem beständigen Ringen, dagegen Bastionen aufzubauen. Doch im
animalischen steht der Menschen noch weit
über den Tieren, und das Extrem dieser Skala ist das
bestialische, das aber auch nur ein Attribut des
Menschenseins sein kann, Tiere sind dazu nicht fähig. Das Vermögen der
Rationalität ist gehirnphysiologisch mit dem
Neokortex, also der
Grosshirnrinde assoziiert. Emotionen sind
aufgrund der Erkenntnisse der Neurologie der phänomenale Ausdruck des
hormonalen Kräftespiels von einigen wenigen
Schlüsselsubstanzen, wie
Dopamin,
Serotonin,
Noradrenalin,
Testosteron,
Östrogen, etc, die über Gehirnzentren
wie das
Limbische System,
Hypothalamus, und die
Amygdala ihren Einfluss auf das Gefühlsleben
nehmen.
[141]
Die Wirkungsweise dieser
Substanzen entspricht sehr genau einem
multipolaren
Spannungsfeld, und ähnlich chaotisch wirken sie sich auf die
Stimmungs-Schwankungen im menschlichen Empfinden aus. In der alten
Galenischen
Medizin-Systematik
[142]
sprach man in
intuitiver Einsicht noch von den "
humores"
, also
den
Körpersäften, die die vier bedeutsamsten
menschlichen Charaktertypen bestimmen:
Sanguiniker,
Choleriker,
Phlegmatiker, und
Melancholiker. Und wie Aristoteles schon
bemerkte, die
Philosophen rekrutieren sich vorzugsweise
aus den Reihen der
Melancholiker.
[143]
Jetzt soll diskutiert werden, warum das Thema der
"Liebe"
vor dem Allgemeinbegriff der
"Emotion"
explizit als Titel-Thema der Noologie
geführt wird.
[144]
Emotionen sind ein
Sammelbegriff, der zum grössten Teil
Befindlichkeiten umfasst, also Phänomene,
die allein dem
SUBjektiven
[145]
Bereich angehören. Liebe
und
Hass
sind die wesentlichen Vertreter aus dem Feld der
Emotionen, die nur im intersubjektiven Kontext einen Sinn haben. Man kann seine
Liebe nur auf ein anderes Wesen richten, und für OBJekte ist das Wort
"Liebe"
fehl-angebracht.
[146]
Das spezielle Spannungsfeld zwischen "Liebe"
und "Wissen
& Macht"
beruht darin, dass in der
Liebe ein weiterer Aspekt subtiler Prinzipien der Macht
verborgen ist. Wissen in seiner Inkorporation als Macht-Prinzip beinhaltet alle
Konnotationen der Rationalität, also der Prinzipien der
Unter-Ordnung durch ein einigendes,
herrschendes Prinzip, das die Unter-Ordnung
entweder durch
Einsicht oder
Notwendigkeit einfordert. Hier findet sich das
Instrumentarium der Redekunst und des mathematischen Beweises. In dieser
Struktur sind die positiven Wissenschaften und die christliche Theologie
identisch. Heute hat das Natur-Gesetz das Gesetz Gottes sang- und klanglos
abgelöst, aber es ist strukturell identisch, und es ist gewissermassen
seine "Fortsetzung mit anderen Mitteln". Statt göttlicher Willkür
herrscht nun das Prinzip der Notwendigkeit.
Da lerntest du, unterbrach Zarathustra den
Redenden, wie es schwerer ist, recht geben als recht nehmen, und dass gut
schenken eine Kunst ist und die letzte listigste Meister-Kunst der
Güte.'
Nietzsche, Zarathustra, IV, "Der freiwillige
Bettler"
Das Spannungsfeld von "Liebe und
Wissen"
wird paradigmatisch von Paulus im ersten Brief
an die Korinther aufgetan: "Und wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel
redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich ein dröhnendes Erz
oder eine klingende Schelle..." Als zweite grosse Religion nach dem
Buddhismus
[147]
führte das Christentum den Faktor "Liebe"
in eine
allgemein verbindliche normative Sozialtheorie ein. Im Kontext der Macht nimmt
die Liebe eine spezielle Stellung ein, weil man sich gegen fast alles wehren
kann, nur gegen die Liebe nicht. Dies ist ein entscheidender Machtfaktor, den
die Christen entdeckt hatten. In ihrem Instrumentatium der
Beeinflussung trat die Liebe dann vor allem in
den Formen der
Sanftmut und der
Überzeugung auf. Beide Faktoren spielten
eine entscheidende Rolle in der Ausprägung christlicher Machtsysteme, und
die
Jesuiten verkörpern wie keine andere
Incorporation die Kombination dieser Faktoren.
Liebe hat mit Wissen und Macht gemeinsam das
Appetenz-Prinzip. Dh. der/die Liebende sucht dem
Ziel seiner Liebe immer näher zu kommen, und in der Religion ist die
"
unio mystica"
der unendlich ferne Endpunkt
dieser der unendlich ferne Endpunkt dieser
Sehn-Sucht. Wenn aber dieser Endpunkt erreicht
ist, dann ist auch der Wille des/der Liebenden mit dem/der Geliebten vereinigt.
Und wie es schon in dem og. Kapitel ausgeführt wurde: die höchste Form
der Macht ist erreicht, wenn der der/die Untergeordnete genau dasselbe spontan
"von selbst"
will, was der/die Übergeordnete gerade
möchte. Anthropologisch gibt es einen signifikanten Unterschied zwischen
Männern und Frauen, was die bevorzugte Form der Herangehensweise betrifft.
Sado-Masochismus ist eine extreme Facette dieser
vielen Spielarten, wie die Liebe die Menschen so
herumtreibt.
[148]
So ist die
"Liebe"
über das Prinzip der
Appetenz auch ein subtiler Machtfaktor.
In dem Faktor der
Sehnsucht
nach dem (kategorisch)
Anderen be-deutet die
"Liebe"
sehr
prägnant
[149]
einen imaginären Gegenpol des eigenen SUBjekt-Ich, das in sich eine
unstillbare Unvollkommenheit spürt, und diese in dem/der
kategorisch Anderen
(
heteros) zu erfüllen
sucht.
[150]
Dieses
Suchen kann nie enden, und führt oft genug
in die
Sucht (bzw. die fortwährende
Suche nach etwas Unerreichbaren ist eine Art Sucht). So
steht die "Liebe"
kategorisch jenseits der
Rationalität, also der
Wissbarkeit, denn es ist das
kategorisch
Andere
, das die Liebe begehrt, und somit ist dies
wissensmässig unerreichbar. So findet sie in dem System der Noologie ihren
Ort
als ein
imaginärer
Platzhalter, über den man wissensmässig wenig sagen kann, weil an
"Liebe"
eben nicht viel zu
"Wissen"
ist, und wenn das "Wissen in/von der Liebe",
etwa im Sinne von "Kennen" oder "Durchschauen" einen instrumentalen Charakter
annimmt, so ist das Verhältnis nicht mehr "Liebe"
sondern "Macht"
. Um es anders auszudrücken: Die
Noologie handelt eben nicht nur von den Dingen, die man "wissen können
könnte"
, also alles nur mögliche Wissbare,
sondern auch von den Dingen, die man aufgrund der "Natur des
Wissens"
niemals wird wissen können. Das ist zwar
ein Widerspruch in sich selbst, aber notwendig, um die Eigenständigkeit der
Konzeption der Noologie von den positiven Wissenschaften und der Philosophie
abzusetzen. Letztere können sich nur mit dem beschäftigen, was man
wissen kann oder könnte, und der Rest "muss leider draussen bleiben". So
bestehen Tendenzen in allen
generisch
philosophischen Systemen, das Nicht-Wissbare irgendwie zu exorzieren, was aber
dazu führt, dass es in allen möglichen und unmöglichen
Erscheinungen dann wieder durch die Hintertür hineinkommt. Und
"Liebe"
ist für das
kategorisch Nicht-Wissbare einer der primären
Kandidaten in einem diffusen Feld von diffusen Begriffen. Um das
Fliessgleichgewicht in einem tripolaren Spannungsfeld-System zu erhalten, ist an
jeder Stelle ein Element von gleicher Wertigkeit oder
Dynamik
[151]
erforderlich. Ansonsten wäre das System nämlich wieder nur verkappt
dualistisch, und bei "Wissen und Macht"
wäre es
eben nur das polare Spiel dieser beiden
Themen.
[152]
Eine weitere subtile Verbindung von Liebe und Wissen findet sich in der
Luther-Bibel: dort ist die formelhafte
Verschlüsselung für den
Geschlechtsakt
die Formulierung "und
Er
er-kannte
sein
Weib".
[153]
1.8. Die Leiden des Wissens
... und die Systematik der Fehler und Schwächen des
Denkens
Zwischen den Bereichen des Wissens, des Wissbaren, und des
absoluten Un- oder Nichtwissens, existiert das grosse Feld der
Denkfehler und
Täuschungen. Dieser Bereich wird in der
Noologie als "die Leiden des Wissens" oder
Noo-Pathologie
bezeichnet.
[154]
Wir können weiter
unterscheiden in diese Fehlerklassen:
1) Die Fehler, die gewissermassen in der Struktur der
logischen und rationalen Denkmethode begründet liegen. Insbesondere:
1a) Fehler, die durch falsche Anwendung der logischen Methode
entstehen.
1b) Fehler, die durch Überschätzung der
Möglichkeiten der Methode entstehen.
2) Die Fehler, die durch Überlastung des menschlichen
Denksystems enststehen. Die Wissenschaft ist heute längst dem Bereich des
Allgemeinverständlichen entglitten, und das hat fatale sozio- und
machtpolitische Konsequenzen, wenn die Wissenschaften (insbesondere die
mathematische Physik) zu (Fundamenten von)
undurchsichtigen Machtkomplexen werden, insb. in der
Waffentechnologie
. Aufgrund der Komplexitäts- und
Massen-Phänomene der heutigen Wissenschaften hat, wie alle Wissenschaftler
eingestehen, niemand mehr den Überblick über Grenz- und
Kollisionsbereiche zwischen den verschiedenen Disziplinen, und so zerfällt
das System der Wissenschaften unter seiner eigenen Dynamik (s.o.: die
Dia-bolik).
1.9. Information War
... und die Systematologie der Irreführung, Lüge,
List, und Täuschung
Eine dritte Klasse der "Leiden des
Wissens"
kann nicht als Fehler oder Schwäche des
Denkens bezeichnet werden, sondern ist im Gegenteil, das Produkt der
höchsten Künste des Denkens. Daher muss es in eine eigene Klasse
systematisiert werden:
Die bewusste Irreführung, Lüge, List, und
Täuschung
.
Diese Systematik ist von jeher eines der wichtigsten Anwendungs-Gebiete von
"Wissen und Macht", nämlich der Kriegführung. Die Kriegführung
mit oder ohne Waffen ist das eigentliche Feld der List und Täuschung. In
neuerer Sprechweise wird dies auch "
Information
War"
genannt. Die Maxime dieser Form des Krieges
wurde von dem chinesischen Strategen Sun
Tsu
[155]
so formuliert: "The best battle is
the battle that is won without being fought."
Im weiteren Sinn gibt es in allen Klasssen- und
Herrschaftsgesellschaften das Prinzip der Beherrschung durch Wissen. Die Macht
der wenigen Herrscher und ihrer Gehilfen (Marx: die Klassengesellschaft) wird
durch die Manipulation der Beherrschten, und des systematisch Unwissend-Haltens
zementiert.
Damit wollen wir uns nun vertiefend der
Systematologie der
Lüge
zuwenden:
2. Über Wahrheit und Lüge im a-moralischen Sinne
(NOO2-2)
Die Noo-Serie: Band II-2
Version: 070417
© Andreas Goppold
Die Systematologie der Lüge
2.1. Preliminarien
2.1.1. Motto
Es ist elend schwer zu lügen, wenn
man die Wahrheit nicht kennt.
Peter Esterhazy
Si non e vero, e bon
trovato.
Wenn es schon nicht wahr ist, so ist es
doch wenigstens gut erfunden.
Ital. Volksmund
2.1.2. Verschleierung und die
Fähigkeiten des "Wahren
Lügners"
Um stets die Wahrheit zu sagen, bedarf es
keiner grossen Fähigkeiten.
Aber um über längere Zeit
erfolgreich zu lügen benötigt man:
Eine reiche Phantasie,
Einen starken Willen,
Eine hohe Einfühlungsgabe,
Menschenkenntnis oder Allgemeinpsychologie,
Eine aussergewöhnliche
Sprachfähigkeit,
Ein gutes Gedächtnis,
und
starke Nerven.
All dies sind Eigenschaften, die den
aussergewöhnlichen Charakter
vom Menschen des Normal-Null
unterscheiden.
Dies sind auch Merkmale, die erfolgreiche
Manager, Politiker, und allgemein Menschenführer ausmachen, und die gute
von mittelmässigen Rechtsanwälten unterscheiden.
A.G. nach Volksmund
Der "
Wahre Lügner"
, der
"
pseudos alaethaetes"
, ist ein besonders
gelungener , ist ein besonders gelungener
Topo-Tropos der Philosophie des Plat
on,
siehe "Hippias Minor"
. Liessmann (2000, p. 22):
Das Verhältnis der Menschen
untereinander ... ist gekennzeichnet durch Täuschung, Verführung und
Verzerrung.
Siehe auch Baruzzi: PL. Die Mythologie der Griechen hat uns
den Ur-Ober-Erzpatron aller Lügner überliefert:
Odysseus.
[156]
Plat
on verachtete zwar die Homerischen Epen, die bis dahin im antiken
Griechenland die Grundlage des Bildungskanons der aristokratischen Elite waren,
und er formulierte seine Philosophie explizit als Alternative dazu, aber zu
diesem
Ur-Topo-Tropos konnte er nichts
hinzufügen, oder etwas verbessern, das nicht schon in den Homerischen Epen
angelegt war. In Anklang an das Zentralthema der
Verschleierung aus der Odyssee, findet sich
für die "
Philosophie der Lüge" in der
Noologie das Thema der
Kalyptologie.
[157]
Plat
on verachtete und verfolgte die Sphisten und versuchte sie aus dem
Pantheon des abendländischen Denkens zu vertreiben, das ist ihm und in der
Nachfolge von Augustinus auch mehr oder weniger gelungen, aber zu welch
furchtbaren Preis! Denn ohne die Lüge und die Täuschung ist die
Intelligenz wie das
Spiegel-Ei ohne Ei. Der
lógos entsteht erst in der Vor-Spiegelung und durch die
Ver-Spiegelung (pseudos / eidos), und daher ist es sinnlos, sich ein Urbild
vor-zu-stellen.
Die idea ist eine Phantasmagorie.
2.2. Einleitung
Mit dieser Betrachtung zu "Wahrheit und Lüge im
a-moralischen Sinne" nehme ich den Denkfaden von Nietzsches kleinem
Früh-Werk "Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen
Sinne" (WLA)
[158]
wieder auf. Dazu eine kurze
Erklärung.
Nietzsche schrieb dieses Opusculum 1873, mit 29 Jahren, damals
war er noch Professor in Basel, aber seine Krankheit hatte sich schon massiv als
Störfaktor in sein tägliches Lebens eingenistet. Er
veröffentlichte es nicht, und es gehört daher zu seinen
Nachlass-Schriften. Der "Zarathustra"
erschien zwischen
1883 bis 1885. Kurz darauf folgen seine grossen polemischen Werke: "Jenseits von
Gut und Böse" (1886), "Zur Genealogie der Moral" (1887), "Der Antichrist"
(1888), "Die Götzendämmerung" (1889). Im selben Jahr erlitt er seinen
finalen Zusammenbruch, von dem er sich nicht mehr erholte. Er starb am
23.8.1900.
Nietzsche hatte in der kurzen Schaffensphase nach dem
"Zarathustra"
in den folgenden Werken ausgiebig gegen
die
Moral und
Doppel-Moral und die kleinen und grossen
Lebenslügen seiner christlichen
Herkunfts-Gesellschaft polemisiert.
[159]
Als
Sohn eines protestantischen Pfarrers hatte Nietzsche in seiner Jugend
ausreichend Erfahrungen mit der Frömmelei, Heuchelei und der
Scheinheiligkeit gemacht, die zum Lebensstil so vieler der
"Professionellen"
der Religion gehören. In seinem
Schaffen bemühte er sich, gegen diese Lebenslügen seine Polemiken
aufzu- werfen und aufzu- stellen, ohne sich davon aber loslösen zu
können, oder irgendeine Befreiung davon erlangen zu könnnen. Sein
Haupt-Werk
Zarathustra
[160]
war der Versuch eines solchen "Befreiungsschlages"
, aber
darin scheiterte er gründlich, zumindest was seine eigenen Lebens-Probleme
betrifft.
Mit der Moral hatte Nietzsche sich also ausreichend
beschäftigt. Der Titel seiner Schrift "Im außermoralischen
Sinne"
bedeutet in der Rückschau des Lebenswerks
Nietzsches, dass er alles
moralin-saure des
christlichen
Lebens-Gewebes in seinen Werken
abgehandelt hatte, und nun wäre es an der Zeit gewesen, dass er sich
grundlegenderen Problemen der
Wahrheit an Sich und der Lüge als
unverzichtbares Element der Lebenspraxis
zuwendete.
Dazu kam es leider nicht mehr, weil er inzwischen
dement geworden
war.
[161]
Vaihinger (1913) griff in seiner
Philosophie des "Als Ob"
diese Linie wieder auf, und ich
möchte hier IMHO meinen Beitrag zum Weiterspinnen dieses Fadens
anbieten.
2.3. Konstruktive Illusionen und nützliche Fiktionen
Der Hauptteil von Nietzsches Argumentation in WLA ist seine
Betrachtung über die Unwirklichkeit der Begriffe, die wie ein Treibsand
sind, und trotzdem schafft es die Wissenschaft, auf diesen Treibsand ihr
imposantes "ungeheures Gebälk und Bretterwerk der Begriffe" aufzubauen, das
auch noch in sich haltbar und stabil ist.
In seiner Schlussbetrachtung von WLA behandelt Nietzsche kurz
bestimmte Charaktertypen des Menschen (der
vernünftige und der
intuitive Mensch). Ich möchte das
umformulieren und lieber von
trocken-sachlichen
Pessimisten und
imaginativenOptimisten sprechen. Dann können wir
sagen, dass der Pessimist im strengeren Sinne die Wahrheit genauer sieht als der
Optimist. Nietzsche nahm die Sichtweise des Pessimisten ein, womit er wohl recht
hatte, aber die Wissenschaft schert sich nicht um die Fiktionalität vieler
ihrer Denk-Konstrukte sondern setzt sie produktiv ein. Das hatte Vaihinger
(1913) in seinem Werk herausgestellt. Es sind Fiktionen, aber sie haben dennoch
praktischen Wert und Nützlichkeit.
Da der Mensch durch sein
Handeln kontinuierlich
Realität schafft, hat der
imaginative
Optimist
mit seiner
positiven
Lebenseinstellung
eine gute Chance, durch Handeln
die Realitäten in eine ihm genehmere Form zu bringen, als wenn er sie nur
passiv rezipiert und ob der offensichtlichen Widrigkeiten verzagt. Dies
lässt sich wohl mit Berechtigung von Projekten sagen, die die gemeinsame
Anstrengung vieler Menschen über längere Zeit erfordern. Neben dem
puren Zwang ist es auch die Schaffung einer
konstruktiven
Illusion
, die man
Vision nennt, mit der die grossen Führer
ihre Gefolgschaft dazu brachten, ihre Lebenszeit und öfter auch ihr Leben,
solchen Projekten zu widmen, die weit jenseits der vorstellbaren Wirklichkeit
des Einzelnen lagen.
Es gibt nur ein Kriterium, woran es sich messen lässt, ob
es eine
Vision war oder eine
Phantasmagorie, die eine
weit in die Zukunft
reichende Handlungskette
auslöst:
Der
Erfolg
. Deshalb ist ein Wahrheitsbegriff, der sich
nur an der Rückschau in die Vergangenheit des Faktum (des Getanen)
ausrichtet, ist ungeeignet für die Betrachtungen der gesellschaftlichen
Existenz.
Allerdings, Visionen grosser Projekte sind Hypotheken auf die
Zukunft, für die irgendwann eine Bezahlung eingefordert wird. In seiner
bekanntesten Ausprägung ist es der
Zins und
Zinseszins
, ein Mechanismus, der sich in der
augenblicklichen Phase des
globalen
Hyperkapitalismus
in immer rasendere Spiralen
hochschraubt. Und man kann einen Kredit plus Zinsen nur dann abzahlen, wenn man
irgendwo einen Mehrwert herausholen kann. Früher gab es da ein endlos
scheinendes Reservoir an natürlichen Ressourcen. Diese sind aber heute
entweder aufgebraucht,
[162]
oder das Wachstum
droht an anderen Engpässen zu scheitern, wie Umwelt-Verschmutzung und
Überbevölkerung.
2.4. Einige Begriffsklärungen
2.4.1. Lüge und Wahrheit, Pseudos /
Eidos / Idea
"Lüge ist bewusste und willentliche falsche Aussage"
(Baruzzi: PL, 28). Diese Definition stammt von Augustinus. In der Definition ist
das Wort "falsch" die Negation der Wahrheit, und impliziert, dass der
Lügner die Wahrheit schon kennt.
Was aber die Wahrheit ist, das wissen im Gefolge von
Augustinus nur die Theologen, und der Papst, denn die Wahrheit ist bei Gott, und
Gott ist die Wahrheit (Hegel 1969, 33), und eigentlich sollte diese Wahrheit
dann im Wort Gottes, der Bibel, auch zu finden sein, aber ach, wenn man dieses
Buch aufschlägt, findet man Seite auf Seite immerzu nur
Widersprüchlichkeiten.
[163]
Das "tolle
lege"
des
Augustinus
[164]
ist
wohl nur von dem nachzuvollziehen, der dazu die nötige
Armut im
Geiste
mitbringt, die
Torheit, oder den
Glauben. "For all the rest of
us"
[165]
ist dieser
Weg leider nicht nachvollziehbar. Also halten wir uns an die Lüge. Nach
Augustinus ist diese heute immer noch gültige Definition in
kommunikations-theoretischer (Um-) Formulierung:
Lüge ist die Aussage (bzw intentionale Kommunikation)
des Kommunikationspartners A, die dem/den Kommunikationspartner(n) B (C, D, ...)
bewusst (willentlich, intentional) und meist zum Zweck (ziel-orientiert,
teleo-logisch) der Erlangung des eigenen Vorteils von A, falsche (pseudo) und
verdrehte (en-tropia) Darstellungen des faktisch Gegebenen vorzumachen (fingere,
fingieren,
Fiktion)
.
Das Spannungsfeld von
Pseudos
und
Eidos gibt eine passende Illustration, wie im
Semantischen Rhizom
[166]
des alt-griechischen
Denkens zwei irgendwie ähnlich klingende Terme mit einem auffallenden
phonetischen Unterschied den spezifischen Gegensatz der zu benennenden Dinge
markieren:
Pseudos ist die Lüge, eigentlich
das Trugbild, (Vor-/Ver-) Spiegelung,
Fata
Morgana
,
Phantasma.
Im altgriechischen Denken machte man noch keinen Unterschied zwischen der
unwillkürlichen (Selbst-) Täuschung, und der geplanten und mit
Vorbedacht entworfenen Lüge. Das wahre, richtige, und korrekte
Bild aber ist das
eidos. Es ist aber nur das Bild, und nicht das
Ding an Sich, die
idea. Diese feine Unterscheidung eines im
semantischen Rhizom des griechischen Denkens schon enthaltenen dritten Falls
macht schon klar, dass alle Darstellungen, und damit handelt es sich um alle
semantischen (bedeutungs-vermittelnden) Konstrukte, nur Ab-Bilder sein
können, die nur approximativ an die Wahrheit der
idea herankommen können, und auch nie den
Anspruch erheben können, (absolute, reine) Wahrheit zu sein. (Glossar:
Ontologie) Die Wahrheit residiert im Platonischen Himmelreich der reinen Ideen,
und auf irdischen Gefilden hat sie nichts zu suchen, dort können wir nur
mit Bildern handeln. Daher ist das Thema der "reinen Wahrheit, und nichts als
der Wahrheit" im altgriechischen Denken bis hin zu Platon schon abgehandelt. Man
kann von ihr immer nur als Fiktion, also in Form von
Hypo-Thesis (Vaihinger) reden, und nur "so tun
als ob" (Vaihinger). Das ändert sich im vollen zivilisatorischen Ernst mit
Augustinus, der wie schon gesagt, die "absolute Wahrheit" einführte, denn
die ist bei Gott (was auch nicht so verschieden ist, vom Platonischen
Himmelreich der reinen Ideen), aber der gewagte "Sprung"
im Denken ist nun, wie sie in die Hl. Schrift kommt, und von wem sie ausgelegt
werden darf, denn für das Denken des
Idiota,
des
Laien, oder des
Common
Sense
-Gebildeten, enthält die Hl. Schrift nur
Widersprüchlichkeiten.
2.4.2. Wahrheit / Lüge / Semantisch
/ Pragmatisch
Die folgenden Definitionen sind hier nicht als philosophisch
letzt-gründige Erklärungen gedacht, sondern als grobe Anhaltspunkte,
um anzudeuten, wovon hier die Rede ist.
Wahrheit be-deutet:
Interpersonal kommunikativ korrekte Aussage über das faktisch
Gegebene.
S.a. die
Korrespondenz-Theorie:
Wahrheit ist Korrespondenz von Aussagen mit
Dingen (pragmata).
Baruzzi: PL, 173, 178
Veritas est adaequtio intellectus et rei.
Baruzzi: PL, 174
Richtig nennen wir das Vorstellen, das sich
nach seinem Gegenstand richtet. Man setzt seit langem diese Richtigkeit des
Vorstellens mit der Wahrheit gleich, d.h. man bestimmt das Wesen der Wahrheit
aus der Richtigkeit des Vorstellens. ...
Urteilen ist: richtiges Vorstellen.
Heidegger, WHD, p. 14
[Die Aufgabe der Philosophie...] Eine
sinnige Betrachtung der Welt unterscheidet... was von dem weiten Reiche des
äussern und innern Daseins nur
Erscheinung,
vorübergehend und bedeutungslos ist, und was in sich wahrhaft den Namen
Wirklichkeit verdient... so ist ihre
Übereinstimmung mit der Wirklichkeit und Erfahrung notwendig. Ja diese
Übereinstimmung kann für einen wenigstens äussern Prüfstein
der Wahrheit einer Philosophie angesehen werden...
(Hegel 1969, p. 38)
Lüge be-deutet: bewusste
und willentliche falsche Aussage (über das faktisch Gegebene).
Semantisch be-deutet: In Bezug
auf die
Be-Deutung.
Pragmatisch be-deutet: In Bezug
auf die
praxis, das
Handeln.
Sinn be-deutet:
Der
Sinn
.
Die
Be-Deutung ist wiederum
eine Be-Deutungs-Facette aus dem
Semantischen
Rhizom
des tiefgründigen deutschen Wortes
"
Sinn"
.
2.5. Wirk-lichkeit und Wahr-Nehmung
... und das Entstehen unterschiedlicher Standpunkte
2.5.1. Wahr-Nehmung, Prä-Selektion
und unbewusste Wertung
Die
Wahr-Nehmung und
Wertung von
Wirk-lichkeit ist abhängig von dem
jeweiligen Standpunkt des Beobachters, und dies ist in anderen Worten, eine
Wertung.
Der deutsche Begriff
Wahr-Nehmung führt leicht in eine Denkfalle:
Phänomenologisch gesprochen, ist es die
Empfindung, die
immer
wahr
ist: Man kann eine Empfindung nur auf eine
Weise haben, nämlich so wie man sie hat. Aber über die Ursachen der
Empfindung kann man sich täuschen, und das passiert auch oft. (Bei
Whitehead, "Process and Reality"
gibt es ein
ähnliches Konzept: das "feeling"
). Eine
unreflektierte Verwendung des Begriffs "Wahr-Nehmung"
impliziert ungerechtfertigt schon das Ergebnis von etwas
"Wahren"
, das man ja erst am Ende eines
Erkenntnisprozesses erwartet.
Die "Wahr"
-nehmung ist Wertung in
zweierlei Hinsicht:
1)
Biologisch. Das sensorische
neuronale Instrumentarium macht qua autonomer Filterfunktionen schon eine sehr
selektive Auswahl aus der Unzahl von Sinneseindrücken, die wir erhalten, um
uns ein Bild der "Sensorisch vermittelten Realität"
zu fabrizieren. Andere Lebewesen haben (vermutlich) durch ihr verschiedenes
Sensorium auch eine ganz anderes Erleben der Realität (Nietzsche: WLA und
heutige Naturforschung).
[167]
2)
Kulturell moduliert. Was man
"wahr-" nimmt, hängt genauso von der
Vorerfahrungen des Beobachters ab, also was man
aufgrund von Training und ethnischer und psychischer
Wahrnehmungs-Schwellwert-Funktionen unterscheiden kann. Ein Beispiel ist etwa
die Interpretation von Röntgen- oder Ultraschall-Bildern im medizinischen
Bereich, oder die Wahrnehmung von Affekten, Akzenten, Kleider-Besonderheiten,
Tics und anderer Besonderheiten an einer Person.
2a) Ein Beispiel für eine rassische
Wahrnehmungs-Schwellwert-Funktion:
Chinesen und Japaner unterscheiden sich voneinander in
bestimmten Merkmalen, die sie als Angehörige der jeweilig anderen Gruppe
kenntlich machen. Nicht-Asiaten, also Europäer und Amerikaner können
Chinesen und Japaner dagegen kaum unterscheiden, womit man die jeweilig anderen
tief beleidigen kann, wenn man sie für eine/n Angehörige/n der
reweilig anderen Rasse hält.
2.5.3. Die Wirk-lichkeit der
Natur-Wissenschaft
Wirklich ist, was messbar ist
Max Planck, nach PL 148
Der (natur-) wissenschaftliche Beobachter ist mehr oder
weniger auf den Standpunkt festgeschrieben, den Max Planck formuliert hat. Aber
schon 300 Jahre früher hatte Galileo etwas ähnliches, aber
vorsichtiger formuliert: "Das Buch der Natur ist in der
Sprache der
Zahlen
geschrieben." Es muss daher auch in der
Sprache der Zahlen (ab-) gelesen ie.
gemessen werden. Immerhin macht Galileo da keine
apodiktische und normative Aussage über das was
ist (philosophisch streng genommen über das
Wesen, und das
Sein der
Dinge
), sondern nur darüber wie sie (im Rahmen
der wissenschaftlichen Methode)
zu interpretieren
sind. Damit setzt Galileo so etwas wie einen
Normenkodex des wissenschaftlichen Diskurses, und
ohne so ein Normensystem wäre ein interpersonell stabiler Diskursvorgang
über mehrere Jahrhunderte auch kaum möglich. Noch früher vor 2500
Jahren hatten die
Pythagoräer ein
ähnliches Prinzip so formuliert: "Das Wesen der Dinge ist die Zahl". Auch
hier machte man eine
normative (aber mehr
mythisch gefärbte)
apodiktische Aussage
über das
Wesen der Dinge, und zwar so krass,
dass es für den gesunden Menschenverstand (Common Sense) kaum
nachzuvollziehen ist.
Noch weitergehend, sind Aussagen wie die von Planck auch
(recht willkürliche) normative Eingrenzungen dessen, was und wie man
überhaupt etwas wahr-nehmen kann. Wissenschaftler müssen sich in ihrem
professionellen Schaffen daran gewöhnen, die Dinge und damit auch die Welt
durch genau diese Brille zu sehen. Wenn sie vergessen, dass das eigentlich nur
ein Normensystem für den innerwissenschaftlichen Diskurs sein sollte,
vergessen sie allzu leicht, dass die Welt noch aus anderen Perspektiven gesehen
werden kann und auch sollte.
2.5.4. Unterschiedliche Standpunkte zur
Wirk-lichkeit
Das folgende Bonmot bietet eine Auswahl unterschiedlicher
Standpunkte zur Wirk-lichkeit, die zu Aussagen über den "Stand der
Dinge"
führen, die alle irgendwie wahr sind. Aber
anhand der Gegenüberstellung ist es leichter zu sehen als im normalen
Leben, dass solche Aussagen einseitig bzw. restriktiv sind.
Der Optimist: Das Glas ist halb
voll.
Der Pessimist: Das Glas ist halb
leer.
Der Ingenieur: Das Glas ist doppelt so
gross als notwendig wäre.
Der Philosoph: Das Glas hat 50%
Aktualität und 50% Potentialität.
A.G., nach Volksmund
Im Gegensatz zum einfachen Dualismus von Optimist und
Pessimist, der in der volkstümlichen Version erzählt wird, liegt hier
eine
vierfache Unterscheidung (nach impliziten
Kriterien) der
Wahr-Nehmung von
Wirk-lichkeit vor. Demzufolge ergibt sich auch
die vierfach- andersartige Beschreibung des sachlich korrekten Standes der
Dinge. Man könnte versuchen, den Standpunkt des Ingenieurs wieder aus dem
Feld zu schlagen, und behaupten, dass "der Stand der Dinge" nichts damit zu tun
hat, was sie "sein sollten". Aber bei genauerer Analyse sehen wir, dass der
Begriff "voll" und "leer" genau die
Intentionen,
"wie oder was die Dinge sein sollten"
semantisch
versteckt
. Die Sichtweise und Bewertung des
Optimisten und Pessimisten ist logisch vom gleichen Erwartungswert der
"Fülle" vorherdeterminiert. Der Philosoph kann dieses Spiel nur eine Runde
weiterspielen, indem der die "Fülle" in einen höheren Abstraktionsgrad
hebt, und dies mit
Aktualität und
Potentialität markiert. Die
Aktualität ist der
Grad der
Er-füllung
des
Zwecks (die
en-telechie)
[168]
des Geräts, nämlich
ge-füllt zu
sein. Oder auch: das
Wesen des Glases ist eher
darin zu suchen, dass es
ge-füllt ist, nicht
aber, dass es aus einer Schmelze von Quarz und Pottasche gefertigt ist. Deshalb
wird jeder gut sortierte Haushaltswarenladen das Glas in einem Regal nahe bei
den
Tassen und bei den
Bechern einsortieren, und nicht aber bei den
Spiegeln.
Ergänzend lässt sich noch bemerken, dass der
sittlich-schickliche Füllgrad eines Glases
sehr (ethnisch)
Normen-abhängig ist. Bei
Wasser ist es etwa 7/8, bei Wein 2/3, bei Champagner 1/2, bei echtem Cognac ist
es 1/7, und die grosse Ausnahme dazu setzt der
russische
Brauch
: Ein
Wodka-Glas muss immer 10/10 voll sein.
Anhand dieser kleinen Diskussion kann man schon einen
Geschmack dafür bekommen, dass "die reine Wahrheit und Nichts als die
Wahrheit" schon in ganz einfachen Situationen ziemlich schwer zu erfassen
ist.
Es ist die kritische Frage bei einseitigen (restriktiven)
Aussagen, die Wahrheit(s-Gehalt) beanspruchen, ob eine
einseitige
Wahrheit
überhaupt Wahrheit genannt werden
darf, und welche Folgen das für ganze Wahrheitsgebäude hat, die auf
solch einseitigen Prinzipien aufgebaut sind. (Wie etwa die Naturwissenschaften).
Weiterhin stehen solche Wissensgebäude ja nicht im leeren Raum, sondern im
Sinn- und vor allem Handlungs- Zusammenhang einer Gesellschaft, und die
konsequent anschliessende Frage muss daher lauten: Was für Folgen ergeben
sich in einer Gesellschaft, wenn diese sich in ihren politischen Handlungen
einseitig auf solche restriktiven Wahrheitssysteme stützt?
2.5.5. Wahrheit, Zeit und
Meso-Kosmos
Der "Stand der Dinge"
ist eine
Hypostasierung (Vaihinger) nach der man so tut "als ob"
sich die Dinge auf irgendeinem Stand festhalten liessen. Für die
Gegebenheiten des Mesokosmos, also der Dinge der menschlichen Lebens- und
Arbeits-Welt (Häuser, Bäume, Berge, Flüsse etc.) lassen sich mit
guter Näherung Aussagen über einen solchen Stand machen, weil im
Rahmen der menschlichen Aufmerksamkeits- und Lebens-Spanne tatsächlich eine
gewisse Konstanz herrscht, über die man auch berichten kann.
Problematischer wird es bei makrokosmischen Dingen wie fernen
Sternen. Wenn die Dinge sich in menschlich unübersehbaren Zeiträumen
nicht verändern, hat es keinen Sinn, etwas über einen Stand zu sagen,
weil sowieso alles auf "ewig"
gleich bleibt. Die
Astronomie behauptet zwar, dass auch die fernen kosmischen Gebilde in
unaufhörlicher, und ungeheuer schneller Bewegung sind, aber davon ist hier
& heute nichts spürbar.
Ebenso problematisch ist es im Mikrokosmos, wo sich die Dinge
sehr viel schneller ändern als jede menschliche Wahrnehmung und Aussage dem
nachkommen könnte. Hier hilft nur der Verweis auf die Statistik, die grosse
Zahl und die Wiederholbarkeit, nach der sich die Dinge in immer denselben
Mustern wieder reproduzieren lassen.
2.6. Wahrheit und Lüge nach Nietzsche
Die widernatürliche Moral, das heisst
fast jede Moral, die bisher gelehrt, verehrt und gepredigt worden ist, wendet
sich umgekehrt gerade gegen die Instinkte des Lebens.
Nietzsche, Götzen-Dämmerung, Moral als Widernatur.
4, 5, 6
2.6.1. Differenz von
ausser-moralisch /
a-moralisch /
un-moralisch
... were the treatment of the insane in
early Biblical times on the same scientific plane that it is to-day, the Bible
would never have been written.
Havelock Ellis
Wenn es im Jahre 1800 schon Haldol und
Tabor gegeben hätte, wären die Werke Hegels der Menschheit erspart
geblieben.
AD
Sex is hereditary. If your parents never
had it, chances are you won't either.
JOSEPH FISCHER
Die folgende Diskussion basiert auf Nietzsches Absatz "Moral
als Widernatur"
in der
"Götzen-Dämmerung"
[169]
Ich setze einen kleinen feinen Unterschied zwischen den Begriffen
ausser-moralisch,
a-moralisch, und
un-moralisch.
Ausser-moralisch, wie Nietzsche
es in WLA gebraucht hat, soll hier bedeuten: Betrachtet unter den Vorzeichen,
die nicht unter Moral-Geboten stehen. Dies gild insb. für die (Natur-)
Wissenschaft. Erwähnenswert ist, dass WLA eine Jugendschrift Nietzsches
ist, zeitlich danach folgte der Zarathustra, und erst danach schrieb er seine
polemischen Werke gegen die herrschende christlich geprägte Moral des
Abendlandes.
A-moralisch soll hier bedeuten:
Ausserhalb jeder Moral stehend.
A-moralisch ist
Nietzsches Übermensch, also der, der gemäss dem
"Zarathustra"
den "letzten
Menschen"
übersteigen
sollte.
[170]
Nietzsche verwendet dafür
in dem Text "Götzen-Dämmerung, Moral als Widernatur" auch den Begriff
des "Immoralisten".
Für einen "normalen"
Menschen ist
es unmöglich,
a-moralisch zu sein, er kann
bestenfalls
un-moralisch sein und handeln, oder
wie es meist passiert, ein Doppelleben führen und öffentlich moralisch
posaunen, aber im Versteckten dann umso heftiger die propagierten Gebote
übertreten.
[171]
Man kann die Werke des Herrn
DeSade als
Un-Moralisch bezeichnen. Immer da wo eine Ekel-,
Scham-, Peinlichkeits-, oder Angst-Grenze sichtbar ist, bemüht sich Herr
DeSade mit seinen Protagonisten, diese Grenze zu
überschreiten. Ähnliches wird heute ganz banal und alltäglich in
den zahllosen TV-Reality und Enthüllungs- Shows zelebriert, und
ähnlich wie bei DeSade geht das trotz aller Peinlichkeiten und
Unsäglichkeiten immer noch schön gesittet und artig vor, denn man
erzählt höchstens darüber, aber darstellen und ausführen tut
man wenig. Denn die Selbstzensur der Fernseh-Medien filtert sorgfältig alle
expliziteren und brutaleren Darstellungsmöglichkeiten
aus.
[172]
Es ist ungefähr so, wie mit dem (Gott-)
Glauben und dem
A-Theismus. Der
A-Theismus bemüht sich, alle
Reflexe und
Reflexionen des
Theistischen zu überschreiten und
überwinden, aber im Endeffekt ergibt sich durch diese
Bemühung der
Negation
(eines vorhandenen Kanons des
Göttlichen) dessen Verstärkung der
(Af-/Con-)
Firmation
.
[173]
Das
Un-Moralische verstärkt nur die
Grenz-Ziehung des
Moralischen, und stärkt im
Endeffekt den Zusammenhalt der
Moralischen
Konsens-Gemeinschaft. Das
A-Moralische ist dagegen ein pures "Als
Ob"
, eine
Chimäre,
ein
Pseudos, und eine
Lüge. Das A-Moralische kann nur als
Grenzwert gedacht werden, weil jeder Mensch qua seiner sozialen
Im-Prägnierung immer auch
Moral hat, ob er das nun mag oder nicht.
Moralin-Prägung ist wie man im Englischen
sagt:
dyed in the wool. Man kann tun und lassen
was man möchte, man wird es nicht mehr los.
2.6.2. Die Umwälzungen der Moral in
den 100 Jahren nach Nietzsche
In den ca. 100 Jahren seit Nietzsches Tod haben sich viele
Veränderungen im moralischen Gewebe der abendländischen Gesellschaften
zugetragen. Heute würde eine Polemik gegen die christliche Moral nur ein
müdes Schulterzucken hervorrufen. Die gesellschaftlichen, politischen,
medialen Veränderungen der letzten 100 Jahre haben schon längst alles
unter- und um-gegraben, was Nietzsche damals noch als festes
Gesellschafts-Normen-Gefüge vorfand, und gegen das er hilflos rebellierte,
und vor dem er sich nur noch in den Wahnsinn flüchten konnte. Freud, der
seine Arbeit um 1890, also zur Zeit von Nietzsches Siechtum und Tod
begann,
[174]
nahm die Herausforderung an, an der Nietzsche zerbrach, und schuf seine
Wissenschaft des Unbewussten. Diese offenbarte
eine klaffend grosse Kluft im Leben der Menschen: man kann sagen, das Unbewusste
ist die Dunkelkammer, in der sich all die Lebenslügen entwickeln
können, und in der sie ihre rechtmässige Heimat finden, die sich
zwischen den gelebten Lebenspraxen der Menschen und den Leitvorstellungen der
gesellschaftlichen Moral auftaten, und die nicht wahrgenommen werden
dürfen. In den ca. 50 Jahren nach Nietzsches Tod nahm die
Ethnologie
[175]
(oder kulturelle Anthropologie) ihren Aufstieg und brachte die systematische
Erforschung der Denk- Empfindungs- Werte- und Normensysteme
(
Ethoi) fremder Völker (bzw.
Ethnien), deren Strukturen sich z.T. erheblich
von den westlich- abendländischen Normensystemen unterschieden, die
zwischen Platon, Aristoteles, Augustinus und Kant die Grundlage der
philosophischen Ethik bildeten.
[176]
So
bildete sich auch bald eine Denkrichtung der
Ethnopsychoanalyse,
[177]
die das Thema des Unbewussten vom individual-Psychologischen auf die Ebene von
Kollektiven übertrug. Die kommunikativen Revolutionen der Medientechnologie
begünstigten den Aufstieg der Super-Demagogen am Anfang des 20. Jh., wie
Lenin, Mussolini, Hitler (bzw. Goebbels), Mao etc. Ab den 1950ern setzte dann
die nächste Medien-Revolution ein, das Fernsehen, das völlig neue
Gestaltungs-Räume und Möglichkeiten im Umgang mit Wahrheit und
Lüge brachte. Seitdem werden Politiker-Wahlen dadurch entschieden, wer am
telegensten ist. Letztlich findet diese
Betrachtung ihr vorläufiges Ende mit dem seit den 1990ern herangebrochenen
Zeitalter der globalen Medien-Vernetzung über Computer, wodurch sich
wiederum ungeahnte Perspektiven ergeben in der Gestaltung dieses philosophischen
Urstoffs, der Wahrheit, und seines Antagonisten, der Lüge.
2.6.3. Die wesentlichen
kulturhistorischen Markierungspunkte
Unsere Betrachtungen von Wahrheit und Lüge spannen ihren
Bogen über ca. 3500 Jahre. Sie nehmen ihren Ausgang bei den grossen Kultur-
fundierenden Texten des Abendlandes:
1) Der Illias und Odysee des Homer, mit der Einführung
der grossen Heldentaten des Ober-Erz-Patrons aller Lügner:
Odysseus.
2) Der Bibel, wobei hier die Unterschiede zwischen der
jüdischen Torah (Altes Testament, -500) und den christlichen Evangelien NT
(Neues Testament, +100) besonders gewürdigt werden sollen. Die Torah ist
Semitisch-Jüdisch-
Babylonisch,
aber das NT ist durch und durch
178, aber das NT ist durch und
durch
[178]
Hellenistisch.
3) Den griechischen Philosophen, die die
Suche nach der Wahrheit zum Leit-Thema ihrer Arbeit und aller Philosophen nach
ihnen machten: Parmenides, Platon, Aristoteles. (-500 ...
-300)
4) Dem römischen Philosophen Augustinus
(+400), der IMHO der
spiritus rector für das
Wahrheits- und Moral-Verständnis der christlich- abendländischen
Kultur der nächsten 1500 Jahre war.
Es ist nicht Ziel der vorliegenden Arbeit,
all dieses Material wieder durchzusortieren und neu zu präsentieren. Dies
ist auch schon oft genug von anderen, berufeneren Geistern (mit
venia
legendi
) geleistet worden. Deshalb wird die Schrift
PL als Basis angenommen, mit Vaihinger (1913) für weitere
Vertiefungen.
Die wesentlichen Fundierungen des
neuzeitlichen Wahrheitsbegriffs wurden zwischen 1600 und 1800
geleistet:
5) Die Philosophen der Neuzeit, die die
wissenschaftlichen Wahrheitsnormen prägten (etwa Descartes) und die Ethik
dem Gedankengut der Neuzeit anpassten (Kant). Weiterhin können wir hier
einige Denker listen, die mithalfen, die modernen Gesellschafts- , Staats-,
Politik- und Wirtschafts- Ethiken zu formulieren, die die Läufe der Welt
bis ca. 1950 bestimmten: etwa Machiavelli, Hobbes, Adam Smith, Hegel, Marx,
Lenin,
Mao.
[179]
Auch hier wird wesentlich auf PL und Vaihinger (1913) Bezug
genommen.
6) 1789 brachte die Französische
Revolution den ersten Zusammenbruch des alteuropäischen Ethos-Systems von
aristokratisch-klerikaler Macht und Herrschaft, welches ca. 120 Jahre weiter
bröckelte, und dann 1918 endgültig zerbrach.
7) Zu Ende des 19. Jh. leistete dann
Nietzsche seinen Beitrag zur Erschütterung des festgefügten
alteuropäischen christlich-abendländischen Denk- Werte- und
Normensystems, das dann 1918 zersprang.
8) Anfang des 20. Jh. (1880-1900) kam Freud
und die Lehre vom Unbewussten.
9) Ab 1950 setzten verschiedene
Entwicklungen ein, die zusammenfassend als
Postmoderne bezeichnet werden können. Das
Erbe Nietzsches wurde vollendet, und die abendländische
Denkordnung der
Rationalität
wurde vollends dekonstruiert.
10) Ab ca. 1990 setzte eine starke
Strömung "zurück zu den alten Werten ein", die Bewegung zurück
zum Fundamentalismus. Karol Wojtyla mag auf christlicher Seite als
Beispiel dafür stehen, G.W. Bush in USA, und die islamischen
Fundamentalisten auf ihrer Seite der Welt.
2.6.4. Das Thema des Freud'schen
Unbewussten
Die einfache bipolare Unterscheidung (Dualismus) zwischen
Wahrheit und Lüge, die Augustinus als erster
rein römisch denkender unter den christlichen Philosophen eingeführt
hatte, brachte zwar in den folgenden Jahrhunderten einigermassen geordnete
Verhältnisse, aber dafür umso mehr Gewissensqualen für die armen
sündigen Christenmenschen. Die hatten zwar immer das Bild der
Reinen
Wahrheit
vor Augen, die bei Gott ist, und die aus
Gott spricht, aber mit der ungeordneten Welt der Menschen war das alles nicht so
leicht zu vereinbaren. Wo es Moral gibt, da gibt es
Doppel-Moral und
Verdrängung und
Lebenslügen. Freud zerbrach mit seinen
Arbeiten die Versiegelung, die über der Lebenslüge der (christlichen,
Augustinischen)
Sexual-Moral gelegen hatte.
Darüber hinaus öffnete er mit seinem Thema des
Unbewussten einen Denkraum, in dem sich das
entfalten konnte, wovon man vorher nicht einmal lügen konnte, weil man es
gar nicht denken, bzw. sich explizit vorstellen konnte. Das Thema des
Freud'schen
Unbewussten ist also darüber zu
sprechen, worüber man qua
Sozialisation und
Imprägnierung sowie
Verdrängung nicht sprechen kann, ausser in
seinen
Träumen.
Man kann das Freud'sche
Unbewusste in zwei grundlegende kategorielle
Phasen unterteilen:
1) Die Phase der vor-bewussten Prägungen oder
Im-Prägnierungen
Alles, was in der Kindheit vor dem ca. 6.-10. Lebensjahr an
prägenden Erfahrungen stattfand, an die man
sich später nicht mehr erinnern kann, weil das Erinnerungsvermögen von
der schon vorhandenen
Persona abhängig ist.
Die
Persona bildet sich aber erst durch solche
Prägungs-Erfahrungen. Hier finden wir auch
Erfahrungen, die das kindliche emotionale Fassungsvermögen sprengen, wie
z.B. die Freud'sche
Urszene und
frühkindliche
Missbrauchs-Erfahrungen. Die
vor-bewusste Prägung oder
Im-Prägnierung (dyed in the wool) ist aber
vor allem der Prozess des
mit-der-Muttermilch-Aufnehmens des ethnischen
(kulturellen) Wertesystems, des
Ethos. Diese
Prägung ist im späteren Leben nicht mehr (aus-) zu löschen, und
kann höchstens überlagert und vergessen werden.
2) Die Phase der Verdrängungen
Alles, was im späteren Leben nach dem ca. 6.-10.
Lebensjahr mit dem schon vorhandenen moralin-sauren
Prägungs-System nicht mehr vereinbar ist,
und daher als
Lebenslüge in das
Unterbewusste abgeschoben wird.
2.7. Wahrheiten I., II. & III. Ordnung, Mittelbar und Un-Mittelbar
Was aber ist die
Wahrheit?
Wir wollen uns dem Thema der Wahrheit aus Sichtweise einer
Lebensphilosophie (oder
Seinsphilosophie aus der Sicht des
Menschlichen Er-Lebens) nähern. Hierbei
können wir verschiedene Arten (oder Kategorien) von Wahrheit(s-Empfindung)
aufstellen:
Wahrheiten I., II. & III. Ordnung, die man auch durch
Unterscheiden von
Mittelbar oder
Un-Mittelbar, bzw
diskursiv und
intuitiv differenzieren kann.
Diese lassen sich mit den zugehörigen Fragestellungen
determinieren:
Was ist die lebenswert richtige Antwort
auf
...
?
2.7.1. Wahrheit I.Ordnung, die
individuelle Wahrheit
Am Anfang aller Wahr-Nehmung steht das unmittelbare Empfinden
von sich Selbst, das unreflektiert für Wahr genommen wird, und damit die
Wahrheit I.Ordnung bedingt. Diese Selbst-Empfindung wird der Funktion des
limbischen Systems zugeordnet.
Auf höherer Stufe der Reflexion stehen Erlebnisse von
individueller un-mittelbarer Wahrheit, wie das
Verhältnis von Individuum
und Gott
.
Im heutigen Kontext Maslowscher und ähnlicher
psychologischer Vorstellungen heisst das vielleicht so:
Was ist
meine persönliche
Lebenswahrheit
, nach deren Ver-Wirklichung ich in
meinem Leben strebe, meine
Selbst-Verwirklichung?
Die
Wahrheit des Lebens, das
Lebenswerte eines Lebens wird an dem Grad der
individuellen Selbst-Verwirklichung gemessen.
Die Frage der individuellen Selbst-Verwirklichung kann nur im
Kontext des modernen europäischen (ie. nach-christlichen) Werte-Systems
gestellt werden, in dem die
In-dividualität
[180]
zum Zentralfaktor des Lebenszusammenhangs geworden ist. Sie ist in
Lebens-Gewebe-Systemen der II. Ordnung nicht vorhanden, oder darf nicht gestellt
werden.
Für die Philosophie und die Wissenschaft (III.Ordnung)
ist die Wahrheit I.Ordnung ebenfalls keine Wahrheit, weil sie
un-mittelbar ist. Die philosophischen und
wissenschaftlichen Definitionen der Wahrheit fundieren aber auf der
ver-Mittelbarkeit als Grundvoraussetzung. Ie.
Wahrheit wird dort verstanden als (interpersonell gültige und korrekte)
Aussage über den Stand der Dinge.
2.7.2. Wahrheit II. Ordnung, die
kollektive Wahrheit
Was bin ich im
Werte-,
Normen-und
Funktionszusammenhang einer
Communitas oder eines
Ethnos?
Diese Empfindung basiert auf der Selbst-Empfindung in der
Widerspiegelung im
Wir. Neurologisch wird hier
ein bestimmter Typ von Neuronen angesetzt: Die Spiegel-Neuronen.
Die Zugehörigkeit zu einer
Ethnie generiert ein oft unbewusstes
Verständnis von "wahr"
und
"falsch"
in Bezug auf die Bewertung des Habitus einer
Person, ob (das Verhalten) diese/r Person sie als ein
korrektes oder irgendwie
deviantes oder
gar
kein
Mitglied der Ethnie markiert.
Im Sinne des gesellschaftlichen Funktionszusammenhangs stellt
sich die Frage:
Welche Rolle ist mir vom Leben bzw. vom Schicksal aufgegeben?
Was wird von mir erwartet? Wie gut erfülle ich sie?
Hier finden wir menschheitsgeschichtlich herausragend die
Chinesische Staatsphilosophie, wie sie in 2500 Jahren immer wieder neu definiert
und interpretiert wurde, und die Indisch- Vedische Philosophie des
Rita (
Rta).
Das Leben des Menchen ist ein politisches (
anthropos zoon
politikon
), so hatten Platon und Aristoteles die
gesellschaftlichen Voraussetzungen ihrer Philosophiesysteme verstanden. Ihre
restliche Philosophie stand völlig integriert in und abhängig von
dieser Voraussetzung, und kann ohne sie nicht gedacht werden. Die Wahrheit II.
Ordnung ist der gesellschaftliche Sinn des (guten) Lebens, der
eu-daimonia.
Die wesentlichen Unterschiede in den verschiedenen
Philosophien des sozialen Lebens sind vor allem in der Bedeutung, und dem Wert,
der der
Individuellen Autonomie zugemessen wird.
In stark kollektiv bestimmten Systemen wie dem Indischen, Chinesischen und
Islamischen, wird das
Lebenswerte eines Lebens an
dem Grad der
sozialen
Erwartungs-Erfüllungswerte
gemessen. Auch bei
Platon (Politeia) und Aristoteles wurde dem politischen Kollektiv grössere
Bedeutung zugemessen, als dem Individuum.
Wie unter I. Ordnung angedeutet wurde, ist in (den etremeren)
Ethos-Systemen der II. Ordnung die Frage der I. Ordnung ein Tabu. Denn hier gilt
das
Rasenmäher-Prinzip: Wer zu weit
herausragt, dessen Kopf wird abgeschnitten. Wer das Fundamental-Tabu der II.
Ordnung übertritt, ist des Todes schuldig.
Heute drehen sich die tieferen Kulturkämpfe zwischen dem
europäischen Ethos und dem islamischen und asiatischen um die Dissonanzen
zwischen den Wahrheiten I.Ordnung und II.Ordnung. Besonders krass entladen sie
sich im islamischen Fundamentalismus. Der Islam hat seine Gesellschafts-Ordnung
II in das sakrosankte Wort Gottes eingebettet, den
Koran und die
Scharia. Daher ist aus dem Zusammenprall dieser
unvereinbaren Ordnungen ein Kulturkonflikt unvermeidlich. Der islamische
Fundamentalismus unterscheidet sich vom christlichen in einem entscheidenden
Punkt: Nirgendwo in der Bibel steht: "Dies ist das Wort Gottes, du sollst es
wörtlich und im buchstäblichen Sinne nehmen und lesen" (
tolle
lege
). Aber genau dies ist das Zentralmotiv der
allgemein in (den meisten) islamischen Ländern gültigen
Verständnis-Praxis des Koran.
"Fortschrittliche"
islamische Denker
wie Bassam Tibi riskieren immer noch die
Fatwa,
also die Todesstrafe, wenn sie den Fehler machen sollten, sich in einem
fundamentalistisch islamisch bestimmten Land wie etwa Saudi-Arabien
öffentlich auf die Strasse zu wagen und ihre Meinung dort zu
verkünden. In vielen Fernseh-Aufnahmen bekommen wir seit Jahren immer
wieder Bilder aus hunderten Glaubenskämpfer-Schulen in Pakistan, wo wir die
Taliban (Koranschüler) eifrig damit beschäftigt sehen, den Koran
auswendig zu lernen. Was aber keiner der Kommentatoren erwähnenswert
findet, ist dass diese Schüler den Koran auf Arabisch auswendig lernen,
ohne aber auch nur Wort dieser Sprache zu verstehen. So etwas ist für das
westliche Denken schlicht undenkbar, markiert aber einen der tiefsten
Unterschiede zwischen europäischen und islamischen Ideen vom (wahren)
Glauben.
Das chinesische Wertesystem des
Konfuzianismus und der
Taoisten basiert ebenfalls auf den
Gesetzen
des Himmels
, die sich in den irdischen
Verhältnissen widerspiegeln. Die Staats- und Gesellschafts-Systeme des
Konfuzius und der Taoisten basieren beide auf Prinzipien der universellen
Harmonie, die von einer Entsprechung von Himmel und Menschenwelt ausgeht.
Während die Taoisten gemäss ihrer Denktradition alles so vage und
luftig-wolkig wie nur möglich formulierten, hatte Konfuzius seine Aufgabe
hauptsächlich darin gesehen, diese zu kodifizieren und als Staatstheorie
nutzbar zu machen, was im wesentlichen darin besteht, aus allgemeinen Prinzipien
dann Recht und Gesetze zu machen, die von einem hinreichend geschulten
Beamten-Apparat verstanden und angewendet werden können. Allerdings muss
man hinzufügen, dass unter der Herrschaft von Shin Chi Huang-Di -200 alle
konfuzianischen Texte verbrannt worden sind, und sie wurden von späteren
Kaisern auf wundersame Weise "wiederentdeckt"
, was
möglicherweise darauf hindeutet, dass Konfuzius etwas ganz anderes
geschrieben und gepredigt hatte, als was man heute über ihn liest.
Mit dem anscheinend unaufhaltsamen Machtaufstieg der Chinesen
werden sich diese tieferen kulturellen Reibungsflächen wohl nicht mehr
lange überkitten lassen.
2.7.2.1. Wahrheit, Ordnung IIa
Dies wird ua. von Erich Fromm in "Haben oder
Sein"
thematisiert. Im Rahmen des westlichen Ethos der
kapitalistischen Normen-Ordnung dreht sich alles um den Besitz.
Das "
Was bin ich?" kann nur in
Termen von "Was
habe ich?" gestellt und
beantwortet werden.
Dazu ein Zitat, in dem Johannes Heinrichs Erich Fromm zitiert,
der wiederum Karl Marx zitiert:
Die Dinge werden als Waren erlebt. Die
Beziehungen des Menschen zu sich selbst und zum Mitmenschen sieht Fromm unter
der großen Überschrift „Entfremdung“, womit Hegel und
Marx ja die Verstellung, das Unbewußt- und Unkenntlichwerden der
Ursprungs-Beziehungen zwischen dem Menschen und der Welt seiner einer Produkte
sowie seiner sozialen Sinnwelt bezeichnet hatten.
„Die Entfremdung in unserer modernen
Gesellschaft ist fast total. Sie kennzeichnet die Beziehung des Menschen zu
seiner Arbeit, zu den Dingen, die er konsumiert, zum Staat, zu seinen
Mitmenschen und zu sich selbst“ (ebd., 90).
Das Hauptmedium für die entfremdeten
Beziehungen der Menschen zu ihren Produkten wie zueinander ist das Geld. Fromm
zitiert hier ausführlich den jungen Marx:
„Das Geld ... verwandelt ebenso sehr
die wirklichen menschlichen und natürlichen Wesenskräfte in bloß
abstrakte Vorstellungen und darum Unvollkommenheiten, qualvolle Hirngespinste,
wie es andererseits die wirklichen Unvollkommenheiten und Hirngespinste, die
wirklich ohnmächtigen, nur in der Einbildung existierenden
Wesenskräfte desselben zu wirklichen Wesenskräften und Vermögen
verwandelt... Es verwandelt die Treue in Untreue, die Liebe in Haß, den
Haß in Liebe, die Tugend in Laster, das Laster in Tugend, den Knecht in
den Herrn, den Herrn in den Knecht, den Blödsinn und Verstand, den Verstand
in Blödsinn... Wer die Tapferkeit kaufen kann, der ist tapfer, wenn er auch
feig ist... Setze den Menschen als Menschen und sein Verhältnis zur Welt
als ein menschliches voraus, so kannst du Liebe nur gegen Liebe austauschen,
Vertrauen nur gegen Vertrauen etc. Wenn du die Kunst genießen willst,
mußt du ein künstlerisch gebildeter Mensch sein; wenn du
Einfluß auf andere haben willst, mußt du ein wirklich anregend und
fördernd auf andre wirkender Mensch sein. Jedes deiner Verhältnisse
zum Menschen – und zur Natur – muß eine bestimmte. Dem
Gegenstand deines Willens entsprechende Äußerung deines deines
wirklichen individuellen Lebens sein. Wenn du liebst, ohne Gegenliebe
hervorzurufen, das heißt, wenn dein Lieben als Lieben nicht die Gegenliebe
produziert, wenn du durch deine Lebensäußerung als liebender Mensch
dich nicht zum geliebten Menschen machst, so ist deine Liebe ohnmächtig,
ein Unglück“ (K. Marx, 1971, S. 300f, zit. GA IV, 95
f).
J. Heinrichs (2001, S. 49-62), 3. Entfremdung und Geld, p.
14
2.7.3. Wahrheit III. Ordnung, die
Wahrheit der Dinge
Hier setzt die Wahrheits-Theorie der klassischen Philosophie
und der Wissenschaft an. Es geht um den
Zusammenhang und die
Auseinander-Setzung der Dinge (pragmata) und der
Aussagen, die man über die Dinge machen kann.
2.7.4. Schlussbemerkung
... zu dem Ordnungs-System von Wahrheiten I, II und
III
Diese vorgestellte Ordnung ist eine etwas andere Darstellung
der SUB-SEM-OBJ Triade.
[181]
Hier ist es
etwas schärfer formuliert: Es handelt sich bei SUB-SEM-OBJ um
"Wahrheits-Bereiche"
. denn in jedem dieser Bereiche gilt
eine andere (Form von) Wahrheit. Gotthard Günther hatte IMHO ein
ähnliches Konzept, in dem er solche Bereiche
Kontexturen nannte. Dabei dachte er aber vor
allem an
logische Formalisierungen wie etwa
entsprechend Erweiterungen der
Booleschen Logik.
Soweit sind wir hier noch nicht. Ausserdem müsste noch hinreichend
diskutiert werden, warum es sinnvoll ist, so etwas wie
disjunkte
Wahrheits-Bereiche
einzuführen, wo wir schon
sowieso genug Probleme mit der
einfachen Wahrheit
haben.
2.7.5. Lebensphilosophie und essentielle
Wahrheiten
Die hier eingeführte Ordnung hat nur einen Sinn im
Kontext einer
Lebensphilosophie. Das antike
Griechenland brachte verschiedene Richtungen der Lebensphilosophie hervor, wie
die Kyniker, Stoiker, Epikuräer etc. Natürlich formulierten auch
Platon und Aristoteles ihre jeweils eigenen Systeme von
Eu-Daimonia, (der Anleitung zu) dem guten Leben,
und was sie dafür hielten. Mit Augustinus als Schlüsselperson und
spiritus rector kann ein geschichtlicher
Wendepunkt markiert werden, an dem die
Lebensphilosophie zur
terra
interdicta
, also die verbotene Zone der
abendländischen Philosophie wurde, und die Philosophie zur
ancilla
theologiae
wurde.
Im Sinne der Lebensphilosophie generieren die Fragen der
I.Ordnung und II.Ordnung die
essentiellen
Wahrheiten
und
Lebenslügen.
Die Themen der Warhheit III. Ordnung sind in den
Philosophiegeschichten zwischen Platon, Aristoteles, Descartes, Leibniz und der
heutigen Wissenschafts-Theorie schon ausreichend abgehandelt wurden. IMHO kann
ich hier nichts wesentliches hinzufügen. Deshalb verweise ich für
weiterführendes Material auf PL.
2.8. Moral, Ethik und Ethos, Ethnos und Ethnie
Credo quia absurdum
Tertullian
Hier geht es um die kleinen aber signifikanten Unterschiede
zwischen
Moral,
Ethos und
Ethik,
zwischen
Ethnie und
Ethnos. Die Ethnologie hat in den ca. 100 Jahren
seit Nietzsches Tod dazu einiges an interessantem Material zusammengetragen.
(Die verschiedenen Ansichten zum Zivilisationsbegriff bzw. zu Scham und Sitte
bei Naturvölkern von H. P. Duerr und Norbert Elias mögen ein Beispiel
dafür geben).
2.8.1. Nietzsche: Was ist ein
Volk?
Etwas, das "sich
versteht"
, ein Volk
Nietzsche hat in seinem Absatz: "Was ist ein Volk?" den
Begriff von
Empfindungs-Gruppen geprägt, von
dem aus er die sprachliche Grundlage für "ein Volk" definiert. In den
Begriffen der Noologie wird dies eine Stufe der Abstraktion weitergetragen, zum
Konzept der
Verhaltens- und Wertegemeinschaften
der Ethnien.
Was ist zuletzt die Gemeinheit? - Worte
sind Tonzeichen für Begriffe; Begriffe aber sind mehr oder weniger
bestimmte Bildzeichen für oft wiederkehrende und zusammen kommende
Empfindungen, für Empfindungs-Gruppen. Es genügt noch nicht, um sich
einander zu verstehen, dass man die selben Worte gebraucht: man muss die selben
Worte auch für die selbe Gattung innerer Erlebnisse gebrauchen, man muss
zuletzt seine Erfahrung mit einander gemein haben. Deshalb verstehen sich die
Menschen Eines Volkes besser unter einander, als Zugehörige verschiedener
Völker, selbst wenn sie sich der gleichen Sprache bedienen; oder vielmehr,
wenn Menschen lange unter ähnlichen Bedingungen (des Klima's, des Bodens,
der Gefahr, der Bedürfnisse, der Arbeit) zusammen gelebt haben, so entsteht
daraus Etwas, das "sich versteht"
, ein Volk. In allen
Seelen hat eine gleiche Anzahl oft wiederkehrender Erlebnisse die Oberhand
gewonnen über seltner kommende: auf sie hin versteht man sich, schnell und
immer schneller - die Geschichte der Sprache ist die Geschichte eines
Abkürzungs-Prozesses -; auf dies schnelle Verstehen hin verbindet man sich,
enger und immer enger. Je grösser die Gefährlichkeit, um so
grösser ist das Bedürfniss, schnell und leicht über Das, was noth
thut, übereinzukommen; sich in der Gefahr nicht misszuverstehn, das ist es,
was die Menschen zum Verkehre schlechterdings nicht entbehren können. Noch
bei jeder Freundschaft oder Liebschaft macht man diese Probe: Nichts derart hat
Dauer, sobald man dahinter kommt, dass Einer von Beiden bei gleichen Worten
anders fühlt, meint, wittert, wünscht, fürchtet, als der Andere.
(Die Furcht vor dem "ewigen Missverständniss"
: das
ist jener wohlwollende Genius, der Personen verschiedenen Geschlechts so oft von
übereilten Verbindungen abhält, zu denen Sinne und Herz rathen - und
nicht irgend ein Schopenhauerischer "Genius der Gattung"
-!) Welche Gruppen von Empfindungen innerhalb einer Seele am schnellsten wach
werden, das Wort ergreifen, den Befehl geben, das entscheidet über die
gesammte Rangordnung ihrer Werthe, das bestimmt zuletzt ihre Gütertafel.
Die Werthschätzungen eines Menschen verrathen etwas vom Aufbau seiner
Seele, und worin sie ihre Lebensbedingungen, ihre eigentliche Noth sieht.
Gesetzt nun, dass die Noth von jeher nur solche Menschen einander
angenähert hat, welche mit ähnlichen Zeichen ähnliche
Bedürfnisse, ähnliche Erlebnisse andeuten konnten, so ergiebt sich im
Ganzen, dass die leichte Mittheilbarkeit der Noth, dass heisst im letzten Grunde
das Erleben von nur durchschnittlichen und gemeinen Erlebnissen, unter allen
Gewalten, welche über den Menschen bisher verfügt haben, die
gewaltigste gewesen sein muss. Die ähnlicheren, die gewöhnlicheren
Menschen waren und sind immer im Vortheile, die Ausgesuchteren, Feineren,
Seltsameren, schwerer Verständlichen bleiben leicht allein, unterliegen,
bei ihrer Vereinzelung, den Unfällen und pflanzen sich selten fort. Man
muss ungeheure Gegenkräfte anrufen, um diesen natürlichen,
allzunatürlichen progressus in simile, die Fortbildung des Menschen in's
Ähnliche, Gewöhnliche, Durchschnittliche, Heerdenhafte - in's Gemeine!
- zu kreuzen.
Nietzsche: Jenseits von Gut und Böse, Neuntes
Hauptstück: was ist vornehm? 268
Weiteres Material dazu in dem og. Aufsatz von Erich
Fromm:
Das Ganze konkretisiert und bestätigt
sich, wenn wir Fromms zentralen Begriff des Sozialcharakters etwas beleuchten.
Gemeint ist mit diesem Begriff nach Fromms eigener Definition: „der Kern
der Charakterstruktur, den die meisten Mitglieder ein und derselben Kultur
miteinander gemeinsam haben, im Unterschied zum individuellen Charakter, in
welchem sich Menschen ein und derselben Kultur voneinander unterscheiden“
(Wege aus einer kranken Gesellschaft, GA IV, 59).
J. Heinrichs (2001, S. 49-62), 3. Entfremdung und Geld, p.
14
Bei Hegel findet sich ein dazu passendes Kapitel über den
Volksgeist, der seine höchste Vollendung
nach Hegels Staats-Idealismus in dem (preussischen) Staat findet:
Die Volksgeister ... ein Pantheon, dessen
Element und Behausung die Sprache ist.
...
Die Sittlichkeit des wirklichen
Volksgeistes beruht teils auf dem unmittelbaren Vertrauen der Einzelnen zu dem
Ganzen ihres Volkes, teils auf dem unmittelbaren Anteil, den alle... an den
Entschlüssen hnd Handlungen der Regierung nehmen.
Hegel (1986, p. 529-530)
2.8.2. Analogien zur Semiotik:
Sprachfähigkeit und Kulturfähigkeit
Die folgende Diskussion verläuft in ähnlichen
Bahnen, wie in der Semiotik nach
Saussure der
Unterschied von
parole und
langue entwickelt wird, wie durch Erweiterung der
Spezifikation ein Artbegriff hinzu gefügt wird: die
language.
Parole
ist der jeweilige
Sprechakt. Aufgrund der
morphologischen Ähnlichkeit und zeitlichen Konstanz einer grossen Menge von
Sprechakten einer Gruppe von Sprechern
können wir auf das Vorhandensein einer
langue, also einer spezifischen (National- oder
Dialekt-) Sprache
schliessen.
[182]
Wir
brauchen aber noch eine Unterscheidung
sui
generis
[183]
zwischen dem Artbegriff der verschiedenen jemals gesprochenen menschlichen
Sprachen, und der logisch davon verschiedenen Klasse der
Sprache an
Sich
, wie es z.B. bio-logische Voraussetzung
für den Erwerb von Sprache sein
muss,
[184]
und z.B.
von Chomsky verwendet wird. Dies wird mit
language bezeichnet.
In den entsprechenden Diskursen wurde analog zur
Sprachfähigkeit der Begriff der
Kulturfähigkeit geprägt. Allerdings
soll der Begriff
Kultur im Hintergrund gehalten
werden:
1) weil er sowieso nie auf eine Definition gebracht werden
kann, über die man sich kultur-übergreifend einigen kann,
und
2) weil Kultur meistens die Kultur-Artefakte bezeichnet, nicht
aber die Kultur-Akte bzw. die
Performanz, (was
äquivalent mit
Parole wäre), und noch
weniger das
Abstraktum dahinter, das bei Chomsky
die
Sprach-Tiefenstruktur wäre.
2.8.3. Moral, Sitte und intuitive
Wahrheit
Von den Stachelschweinen
Eine Gesellschaft Stachelschweine
drängte sich an einem kalten Wintertage recht nah zusammen, um durch die
gegenseitige Wärme sich vor dem Erfrieren zu schützen. Jedoch bald
empfanden sie die gegenseitigen Stacheln, welches sie dann wieder voneinander
entfernte. Wann nun das Bedürfnis der Erwärmung sie wieder näher
zusammen brachte, wiederholte sich jenes zweite Übel, so dass sie zwischen
beiden Leiden hin und her geworfen wurden, bis sie eine mäßige
Entfernung voneinander herausgefunden hatten, in der sie es am besten aushalten
konnten. Und diese Entfernung nannten sie Höflichkeit und feine
Sitte.
Arthur Schopenhauer
Genau 613 Gebote und Verbote sind es, die
das Leben der Juden bestimmen. Aber auch der frommste unter den frommen Juden
weiß, dass kein Mensch alle Regeln einhalten kann. Deswegen besteht der
Alltag der gläubigen Juden zur einen Hälfte daraus, die
"halachischen"
(religionsgesetzlichen) Vorschriften zu
befolgen, und zur anderen Hälfte daraus, sie zu umgehen.
Henryk M. Broder, Spiegel, 22. Dezember 2000
Die Fragen der intuitiven Wahrheit berühren Themen wie
Sitte (nomos, dikae, ethos) und Moral, die jeweils für eine spezifische
Ethnie gültig sind, und die auf automatischen und unreflektierten
Unterscheidungen für die "Wahrheit an Sich"
beruhen, die z.T. auf Im-Prägnierung basieren, also auf irreversiblen,
vorbewusstlichen, frühkindlichen Prägungen. Dies sind Faktoren, die
die Menschen dazu zwingen, die Welt ihrer sozialen Wahr-nehmung unreflektiert in
"passend"
oder "unpassend"
aufzuteilen. Hierbei geht es um das Verhalten, das Auftreten, etc. eine{s/r}
Anderen. Die Kulturkämpfe der heutigen Zeit drehen sich genau um solche
automatischen und unreflektierten Unterscheidungen, die schon fertig
vorfabriziert sind, bevor sie in das (vernünftige) Bewusstsein
treten.
In der folgenden Diskussion sollen die Begriffe
Moral,
Ethos,
Ethik,
Ethos,
Ethnos und
Ethnie
in ein
Spannungsfeld von Semantischen Rhizomen
eingespannt werden.
Common-Sense Definition der Moral
Der Begriff
Moral ist schon mit
einem Verweis auf das
Common-Sense Wissen
(zumindest vorläufig) zu umreissen:
Moral ist
das
, was man aufgrund eines expliziten und/oder
impliziten gesellschaftlichen Vorschriften-Systems tun oder lassen
sollte.
Das paradigmatische Beispiel dafür sind die 10 Gebote der
Bibel, die alle in der "
du sollst"
Form gehalten
sind.
[185]
2.8.4. Ethos
gr.: ethos := Gewohnheit, Brauch, Sitte
Als Ausgangspunkt der weiteren Diskussion nehme ich Nietzsches
Schrift WLA und "Moral als
Widernatur"
.
[186]
Der
Ethos als Generalbegriff
umfasst sowohl {
Sitte,
Brauch,
Gewohnheit},
Moral
und
Schattenmoral. Sitte und Brauch sind
Gewohnheitsformen, die "an sich"
moralfrei sind, und die
unhinterfragten Codifikationen folgen. "Man tut es"
eben
so und nicht anders. Eine mögliche Begründung ist höchstens, dass
man sagt, so hätten es die Vorväter immer schon getan.
Eine Moral ist ein gesellschaftliches Spannungsfeld:
Überall da, wo eine Moral existiert, existiert auch eine
Schattenmoral oder
Doppelmoral. Zwar haben alle menschlichen
Gesellschaften Vorschriften-Systeme des "du sollst"
,
also Moralen, aber das tatsächliche Verhalten der Menschen folgt meistens
nicht (ganz genau) diesem System. Entweder sind einige gleicher als die
gleichen, oder es gibt verschwiegene Zonen (oder Zeiten, wie der Karneval) der
Gesellschaft, in denen diese Gesetze aufgehoben werden.
Ethos ist daher ein
Kunstbegriff: Es ist "Als Ob"
man ein kodifizierbares
Werte- und Normensystem für eine Gesellschaft aufstellen und explizit in
Begriffen darstellen könnte. (Immerhin versuchen die
Ethnologen seit ca. 150 Jahren genau das). Auch
wenn es vielleicht nicht praktisch umsetzbar ist, so ist
Ethos als Kunstwort doch geeignet, den
Klassenbegriff zu setzen für alles, was die kleinen, feinen Unterschiede
zwischen den
Ethnien so ausmacht, und warum diese
Unterschiede immer wieder zu so schwerwiegenden Streitereien,
Auseinandersetzungen, bis hin zum
Genozid
führen.
Ich akzentuiere nun den Begriff der
Moral, um ihn den Umständen anzupassen:
Moral ist ein Anleitungs- und Vorschrifts-System zum Handeln, das
abhängig vom Wertesystem einer jeweiligen Ethnie
(Kultur-Konsens-Gemeinschaft)
ist
.
Und was für die eine Ethnie völlig sinnvoll, logisch und
selbstverständlich ist, ist es keinesfalls bei einer anderen. Moral wird
meist als "selbstverständlich"
oder
"gottgegeben"
begründet, und bedarf keiner
Vernunft-Argumente.
Ein gutes Beispiel dafür ist der Kulturstreit um das
Kopftuch bei islamischen Frauen. Es ist mit
keiner abendländisch geprägten Vernunft zu begründen, warum das
Kopftuch in (bestimmten Interpretationen des) Islam genauso wichtig ist, wie in
den westlichen Ländern die
Bedeckung der
Geschlechtsteile
. Der Islamische und der
Abendländische Ethos stimmen insofern überein, dass die Bedeckung der
Geschlechtsteile eine unhinterfragte selbstverständliche Sitte
ist.
[187]
Für viele islamische Ethnien ist das Haar der Frau ebenso
ein Geschlechtsteil wie die Brüste und die Vulva, und daher muss es bedeckt
werden. Das ist nur logisch. Aber warum es ein Geschlechtsteil sein soll, will
dem westlichen Denken nicht so recht einleuchten.
2.8.5. Ethik
Ethik kann so wenig zur Tugend verhelfen,
als eine vollständige Ästhetik lehren kann,
Kunstwerke hervorzubringen.
Schopenhauer
Der General- Oberbegriff von
Moral und
Ethik
ist, dass beide Anleitungs- und Vorschrifts-Systeme zum
Ver-halten, also
Handeln und
Unterlassen (pragma, praxis) sind. Nietzsche
kannte nur die jüdisch-christliche Moral, und von anderen Moral-Systemen
hatte er nur schemenhafte Ahnungen (z.b. sein etwas naiver Lobgesang auf die
islamischen arabischen Töchter der Wüste im Zarathustra).
Verkürzt lässt sich der Unterschied von
Moral und
Ethik so
darstellen:
Moral ist ein
Common-Sense System, das auch vom Common-Sense
Menschen verstanden und angewandt werden soll, während
Ethik ein
philosophisches
System
ist, in dem es vor allem um
Vernunft und
Logik, also
Kohärenz,
Prägnanz,
Wiederspruchsfreiheit,
Allgemeingültigkeit, etc. geht, was das
Verhalten (bzw. sich
ent-halten) und die
Handlung (bzw. das
Unter-lassen) angeht.
Die bekanntesten Philosophen des Abendlandes, die im
Zusammenhang mit Ethik zitiert werden, sind Aristoteles und Kant. Nach diesen
ist das Anleitungs- und Vorschrifts-System zum Handeln von der Vernunft geleitet
und abhängig, damit auch von einer Logik. Diese Logik des Verhaltens und
der Werte war aber bei Platon und Aristoteles noch naiv und einseitig nur auf
den Konsens-Kreis ihrer jeweiligen Ethnie bezogen. Kant nahm auch als
selbstverständlich an, dass seine ethischen Vernunftgründe
Gültigkeit für die ganze Menschheit, nicht nur von Europa, und dazu
noch über alle Zeiten hinweg, haben müssten.
2.8.6. Der Ethos der Ethnie
Ethnien sind beobachtbare
Verhaltens- und Wertegemeinschaften, wie sie in der (und durch die Arbeit der)
Ethnologie definiert werden.
[188]
Ein Mensch
kann (in der Regel) nur in eine einzige Ethnie (hin-)
eingeboren sein. Er kann zwar später durch
Konversion oder
Assimilation Angehöriger einer anderen
Ethnie werden, aber seine Herkunft kann er nie verleugnen (wenn er ca. bis zum
6.-10. Lebensjahr der Prägung einer einzigen Ethnie unterworfen
war).
[189]
Jede Ethnie hat (im Als Ob) ihren
Ethos, also ein Werte- und Normensystem, in dem
sie sich von den anderen Ethnien unterscheidet. Sprachgemeinschaften und Ethnien
sind etwas Verschiedenes. Sie fallen nur manchmal zusammen, aber müssen es
nicht. Weiterhin sind die meisten Ethnien geschlechtliche Vermehrungs- bzw.
Propagations- Gemeinschaften. Ie. der
Ethos der
Ethnie wird von den Eltern auf die Kinder
übergeben. Der entscheidende Faktor hierbei ist die frühkindliche
Im-Prägnierung. In der Regel werden Kinder
von ihren Eltern unbewusst auf das Normensystem ihrer Ethnie
geprägt. Hierbei sind auch irreversible
somatische (körperliche) Modifikationen im Spiel. Wenn man das Chinesische
nicht als kleines Kind gelernt hat, wird man die Tonal-Unterschiede dieser
Sprache nie richtig beherrschen können. Es sind neuronale und motorische
Grundmuster, die von der Plastitizität des Körpers später nicht
mehr dargestellt werden können.
Anhand der Chinesen lässt sich auch gut demonstrieren,
wie fliessend die Grenzen zwischen einer
Ethnie
und einem
Volk sind: Die heutigen Chinesen sind
das Produkt von ca. 3000 Jahren kontinuierlicher Bemühungen der
Autoritäten und Machthaber, auf dem gewaltigen Territorium des chinesischen
Reiches eine rassische und kulturelle Vereinheitlichung zu schaffen, was ihnen
auch gelungen ist. Mithin ist das heutige China das Ergebnis eines Projekts,
einen Schmelztiegel von Rassen und Völkern zu schaffen, das 10-mal mehr
Zeit für seine Entwicklung hatte, als die
USA.
[190]
Was die Chinesen eint, ist ihre seit ca. 2500 Jahren genormte
Schrift (der Beamten) und ihr Verhaltens- und Werte-System, der Lebensstil, ihr
Ethos. Die gesprochenen Sprachen der
verschiedenen Regionen Chinas unterscheiden sich untereinander nicht weniger als
z.B. die romanischen Sprachen zwischen Portugal, Spanien, Frankreich, Italien
und Rumänien (gesehen von West nach Ost). In China gehen die
Sprach-Differenzlinien von Nord nach Süd. So ist die Sprache ein schlechtes
Kriterium der Zugehörigkeit zur Ethnie der Chinesen. Sprachgemeinschaft ist
zwar meistens, aber nicht immer, das wesentliche Kriterium einer Ethnie. Hinzu
kommt, dass sich die Chinesen auch als
Rasse
physiologisch von ihren Nachbarvölkern unterscheiden. Nur für
Europäer sehen die Japaner so ähnlich aus wie die Chinesen.
2.8.7. Ethnie und Ethnos
Und nun zu dem nächsten, von mir mit spezieller Bedeutung
belegten Begriff, dem
Ethnos. Was ist der
Unterschied zwischen einem
Ethnos und einer
Ethnie?
(ethnos := Herde, Schar, Schwarm,
Völkerschaft).
Wenn man einige der Spezifika einer
Ethnie weglässt, dann erhält man einen
Ethnos. Der
Ethnos
ist eine
Konsens- Normen- und Werte-
Gemeinschaft
, die nicht mit
Im-Prägnierung verbunden ist, sondern mit
In-Doktrinierung, das heisst, ihr
Ethos ist über Worte und Begriffe
(vollständig) vermittelbar.
[191]
Daher
kann der
Ethos eines
Ethnos in jedem Lebensalter übernommen
werden. Im Gegensatz zur
Ethnie ist ein
Ethnos oft auch eine un- (bzw. gleich-)
geschlechtliche Vermehrungs- bzw. Propagations- Gemeinschaft. Bestes Beispiel
hierfür sind die christlichen und buddhistischen
Mönche. Die Gemeinschaft der Wissenschaftler
ist ein
Ethnos, die 7-Tage Adventisten auch. Man
kann sich tagsüber zum
Ethos der
Wissenschaftler bekennen und abends, bzw. Sonntags zum
Ethos der 7-Tage Adventisten. Dabei ist es
erforderlich, den
Ethos der Wissenschaftler und
den der 7-Tage Adventisten gut ausseinanderzuhalten. Um das im Fall von
Wissenschaft und Adventisten machen zu können, bedarf es einer gewissen
"sophistication"
des Geistes, es ist also nichts
für schlichter gestrickte Gemüter. Man braucht dazu Fähigkeiten,
wie die, die den guten oder
wahren Lügner
(Motto am Anfang) ausmachen. Allerdings gibt es auch viele Menschen, die so
einen Wechsel völlig unbewusst machen, und gar nicht merken, dass sie
zwischen verschiedenen, sich gegenseitig ausschliessenden Wertesystemen,
permanent hin- und herpendeln. Und die machen sich nicht einmal durch besondere
psychische Abnormitäts-Erscheinungen auffällig.
Nach dieser Definition ist die Gemeinschaft aller Christen,
also die Christen
heit ein
Ethnos.
[192]
Das Christen
tum ist ein
Ethos, weil es das verbindende
Konsens- und
Werte- System
aller Christen ist. Dabei können
die Christen beliebigen
Ethnien angehören
und tun es auch, mit der kleinen Ausnahme dass sie nicht irgendeiner islamischen
oder jüdischen Ethnie angehören. Der Begriff
kat-holisch (kata-holon, kata := herab, herunter;
holon := das Ganze [Weltall]) markiert hier das
Ethnien-überschreitende Spezificum des
Christen
tums, das in den entscheidenden
frühen Jahrhunderten auch einer der wesentlichen Unterschiede zum
Juden
tum war, das wesentlich eine
ethnische Religion ist, dh. die Gemeinschaft der
Juden propagiert sich praktisch nur über die
Familie, aber kaum über
Konvertiten.
[193]
Christentum, Islam und Buddhismus sind eher
kat-holische Religionen, Judaismus, Hinduismus
und Shintoismus sind eher
ethnische Religionen.
Ich habe jedenfalls noch von keinem Westler gehört, der zum Shintoismus
konvertiert ist.
[194]
Das "Credo quia absurdum"
des
Tertullian ist ein gutes Beispiel dafür, dass der
Ethos des Christentums nicht nur keinen Anspruch
auf logische Konsistenz macht, sondern ganz im Gegenteil seine Be- oder
Ab-Sonderheit gerade in solchen a-logischen bis absurden Annahmen findet, die
die rationalen Vernunft-Menschen nicht nachvollziehen können. Damit ist
auch ein gutes Fallbeispiel gegeben, was den
Ethos von der
Ethik unterscheidet.
2.8.8. Ethnische Typologie
Hier die ethnische
Typologie
[195]
:
Ethnos ist eine etwas weiter
gefasste, und
Ethnie ist eine etwas enger
gefasste,
Instanz der Oberklasse "Werte- und
Normengemeinschaften"
.
Das entscheidende Kriterium solcher Gemeinschaften ist die
Wahrheit (II. Ordnung: Was bin Ich), bzw. was
intuitiv als
Falschheit erkannt und
aus-segregiert wird.
Wahrheit ist sehr schwer zu
definieren und zu fundieren.
Falschheit ist seltsamerweise
ein
Prozess, der unfehlbar automatisch und
kategorisch abläuft und die
Unpassenden
[196]
innerhalb von Sekunden-Bruchteilen sofort
aussondert
(
segregation) und
aussortiert
(
discrimination,
secession).
Inwieweit
Ethos und
Ethik in eine begriffliche Konvergenz gebracht
werden können, ist das Kernthema heutiger Auseinandersetzungen von
Kultur-Relativismus bzw.
Kultur-Hegemonie, oder allgemein die Frage nach
menschheitlich general-verbindlichen
Wertesystemen, die den Bedingungen der
abendländischen Ethik genügen.
IMHO ist die westlich-philosophische Ethik
(möglicherweise) noch nicht ausreichend gerüstet für völlig
andere aussereuropäische Verhaltens- und Werte-Systeme. Es ist ein akutes
tages- sozio- politisches Streitproblem, ob es überhaupt irgendwelche
für alle Menschen verbindlichen Wertesysteme gibt. (Menschenrechte,
Eigentumsrechte, Freiheit
[197]
etc.). Sogar
das Leben des einzelnen Menschen ist laut chinesischer Staatstheorie dem
Wohlergehen des Volkskörpers untergeordnet und damit antastbar. Noch einmal
das obige Beispiel spezifisch für unterschiedliche Auffassungen zur
Individualität zwischen Chinesen und Europäern:
(URL)
(LOC_DVD)
_050421emot/zeit-hirn/www.zeit.de/2004/41/N-Kognition_China.html
2.8.9. Sapientia: Geruch und Geschmack
... als gefährliche Wahrnehmungs-Schwellwert-Funktionen
Geruch und Geschmack sind die
direktesten der Sinne, denn sie beeinflussen das
Limbische System direkt ohne rationale Kontrolle,
und aus dem Limbischen System kommen alle unsere
Bewertungs-Funktionen über unseren gerade
vorherrschenden Lebenszustand. Der
Geschmack,
also lat.
sapor, findet sich wieder in dem
bekannten philosophischen Begriff
sapientia.
[198]
Das griechische Äquivalent von
Sapientia ist
wiederum
Sophia. Der Unterschied von Geruch und
Geschmack ist der: Um etwas schmecken zu können, muss man es sich (schon)
einverleibt haben,
[199]
Geschmack ist eine
Vorstellung des Ich, eine
Propriozeption, Geruch ist eine
Vorstellung
des Nicht-Ich
, ie. eine
Allo-zeption, die sowohl includierend als auch
excludierend wirken
kann.
[200]
Der
Extremfall von Exklusion wird mit dem Begriff "Ekel"
markert: Liessmann (2000, p. 208): "Ekel ist ein Phänomen der Nähe".
Eine erste Philosophie des Ekels hat Spinoza entworfen, der "bedeutendste
Analytiker der Emotionen". Liessmann (2000, p. 206).
Der Geruchssinn fällt eine Entscheidung über
includierend oder
excludierend vor dem Einsetzen von
Verstandes-Funktionen. (Glossar,
Antipathie).
Daher wird Geruch hier als "gefährlich" bezeichnet. Diese unbewussten,
visceralen Bewertungs-Funktionen werden intuitiv
als "wahr"
erlebt, sie legen die ersten Parameter
unseres Erlebens der Welt. Verstandes-Funktionen setzen erst danach ein oder
an.
[201]
Wenn einem etwas besonders an dem
Geruch des Anderen auffällt, so kann das sowohl rein sensorische oder
psychische oder auch ethnische Gründe haben. Frauen haben im allgemeinen
einen besseren Geruchssinn als Männer, und in der Zyklusphase des Eisprungs
sind sie besonders empfindlich für männliche
Pheromone, meistens ohne es zu merken. Das ist
dadurch wissenschaftlich bewiesen, dass zu diesem Zyklus-Zeitpunkt auch solche
Frauen, die eigentlich überzeugte Monogamist(inn)en sind, sich (ab &
zu) einen Seitensprung gönnen, an den sie sich hinterher nicht einmal
erinnern können.
Die Unterscheidung im Geruch ist eines der beliebtesten (meist
abwertenden) ethnischen Abgrenzungs-Systeme. Hier wäre es voreilig, von
einem primitiven
Rassismus zu sprechen. Denn
Geruch hängt entscheidend davon ab, was man isst. Generell können wir
sagen, dass hier uneingeschränkt das Gesetz gilt: Du bist, was Du isst. Die
ethnischen Speise-Regeln und -Tabus gehören mit zu den grössten
Unterscheidungs-Faktoren der Ethnien. Was zählt, ist die Differenz-Funktion
zwischen der eigenen Körper-Chemie, und die des Anderen, die sich im Geruch
ausdrückt. Geruch ist ein
Differenz-Sinn.
Daher kommen auch solche Ausdrücke wie "Stallgeruch" wenn man einen Anderen
als Mitglied der eigenen Gemeinschaft erkennt, bzw. als Aussenstehenden
diskriminiert (
dis-crimen, lat. heisst erst
einmal ganz aussermoralisch: die
Unterscheidung,
der
Unterschied).
[202]
Z.B.: Die Hindu-Brahmanen essen lakto-vegetarisch, und dazu
nur bestimmte Milchprodukte
[203]
und nur
bestimmte Gewürze, und für diese sind die Angehörigen anderer
Kasten "unrein"
, weil sie Fleisch und stark riechende
Gewürze wie Knoblauch essen. Deshalb "stinken"
Europäer (besonders in der indischen Hitze) für die Brahmanen
buchstäblich, und eine Ablehnungs- und Ekel-Reaktion wird allein durch den
visceralen Effekt eines nach Schweiss stinkenden Europäers bewirkt. Gegen
diesen Visceral-Effekt hilft keine noch so ausgeprägte Toleranz, auch wenn
der Brahmane das vielleicht im nachhinein noch rational gegen-korrigieren
kann.
2.9. Die Wahrheit und die Drogen
Reality is for those only who can't
handle drugs
Spruch aus der Hippie-Szene
Der Gebrauch von bewusstseinsverändernden Substanzen
steht in hoher Verehrung bei fast allen aussereuropäischen Traditionen der
Wahrheitssucher. Die verschiedenen Traditionen des indigenen Schamanismus kamen
eher nur in Einzelfällen ohne Drogen aus, z.b. da wo nichts dafür
Brauchbares wächst, wie bei den Eskimos. Je weiter man in die Tropen geht,
desto mehr stellt die Natur auch an Substanzen zur Verfügung. Um der
Eingebung auf die Sprünge zu helfen, wurde fast alles eingesetzt, was nur
so im Kräutergarten wächst. Generell wird allen Kulturschaffenden
(besonders aber Rock- / Pop-Musikern) eine besondere Affinität zu solchen
Substanzen nachgesagt.
Hier ist eine unvollständige Liste:
Die grossen drei Konsumdrogen: Tabak (Nikotin), Koffein (Tee),
Alkohol,
[204]
und die exotischeren:
Haschisch,
[205]
Absinth,
Amanita Muscaria,
Soma,
[206]
Aconitum, Bilsenkraut, Stechapfel, Datura, Lopophoria (Peyote, Mescalin),
Psilocybe, Ayahuasca, Pfeilgift-Frösche, Opium, Morphium, Heroin, Kokain,
bis zu LSD, MDMA, Ketamin, Amphetamin, etc.
Kulturschaffende sind bekannt für ihre Affinität zu
Drogen jeder Art. Wirkliche Philosophen sind nur wenige darunter (Sartre),
vielleicht kann man Aldous Huxley einen solchen nennen. Bertrand Russell kann
man es sicher zutrauen. Im deutschen Umkreis war Freud der einzige, der sich
weit genug vorwagte, und seinen Drogenkonsum (Kokain) öffentlich machte,
aber er schwor ihm dann bald darauf wieder ab, nachdem er seine Psycho-Analyse
erfunden hatte.
Hinter der Statistik wer von den Wahrheitssuchern nun mit
welchem Erfolg welche Droge genommen hat, und was an Wahrheit er dabei gefunden
hat, steht aber das grosse Enigma: warum glaubten alle, die so etwas mehr als
einmal genommen hatten (und die an die Droge als einen Weg zur Wahrheit
glaubten), dass die Droge sie der Wahrheit näher brachte, als das was man
mit dem normalen Menschenverstand errreichen kann? Es gab auch drogen-freie
Methoden zur Bewusstseinsveränderung, wie z.B. stunden- tage- und
wochenlang an irgendeinem Platz zu sitzen, sich möglichst wenig zu bewegen,
und sich darauf zu konzentrieren,
Nichts zu
denken. Aber auch hier wäre zu fragen, warum das irgendwie
wahrheitsfördernd sein sollte.
Bewusstseinsverändernde Substanzen schaffen bei dem, der
sie konsumiert, ein Erlebnis von
Un-Mittelbarkeit, das an Intensität bei
weitem alles übertrifft, was sonst durch die Filter der Wahrnehmung
(
doors of perception, Huxley) in das Bewusstsein
tritt. Dieses Gefühl der Un-Mittelbarkeit lässt einen nur zu leicht
vergessen, dass die Droge natürlich das Mittel ist, durch das die Effekte
zustandekommen. Soweit ist die erlebte Un-Mittelbarkeit aber eine
Selbst-Täuschung.
2.10. Augustinus, der erste wirklich lateinische Philosoph
Augustinus bekennt es in seinen
"Confessiones"
(den Bekenntnissen) dass er als Junge
keinerlei Neigung und Interesse hatte, Griechisch zu lernen, dass ihm diese
Sprache sogar "wesensfremd"
und unheimlich erschien. Und
so lernte er sie erst gar nicht, sondern bezog sein ganzes Wissen der
christlichen Lehren aus lateinischen Übersetzungen der
Evangelien
[207]
, die ja in Griechisch als
Ursprache abgefasst waren, weil ihre Chronisten griechisch schrieben und
dachten, auch wenn die Protagonisten der Evangelien ziemlich ungebildete
aramäisch sprechende Juden (Jesus, Petrus), oder lateinisch-römisch
gebildet waren (Paulus). Das Johannes-Evangelium sticht hier besonders hervor,
weil es sozusagen durch und durch hellenisiert ist. Die Verwendung der
Schlüsselterminologie "en archae en ho logos" verrät hier schon alles,
und das was im Folgenden dort gesagt wird, folgt diesem Schlüsselbegriff
durch alle Instanzen, bis hin zur Apo-Kalypsis, dem krönenenden
Schluss-Stein des Werkes.
Von alledem hatte Augustinus nur durch Übersetzungen eine
Kenntnis, und durch die Auslegungen seiner Mutter Monica, seiner christlichen
Mitdenker in Mailand, dem Bischof Ambrosius, und als er auf die
Schlüssel-Erkenntnis seines Lebens kam: "Tolle
lege"
(Nimm und lies), da konnte er nur die lateinische
Übersetzung der Hl. Schrift zur Hand nehmen, die er auch verstehen konnte.
IMHO hatte Augustinus eine Verständnislücke der wichtigsten Schriften
des christlichen und jüdischen Kanons, und nur mit dieser grundlegenden
Unbefangenheit (auch eine Art von Lüge, wenn auch eine wohlmeinende),
konnte er dann herangehen, und die fundamentalen Denkmuster niederlegen, die das
Christentum dann für die nächsten 1500 Jahre entscheidend
beeinflussen. IMHO war das auch eine der grössten Niederlagen des Denkens
überhaupt in der Menschheitsgeschichte, weil damit das Griechentum aus der
Philosophie exorziert wurde, wie es dann ca. 100 Jahre nach Augustinus durch
Justinian mit Schliessung der athenischen Philosophenschulen dann auch
bruto
facto
in die geschichtliche Welt der Christenheit
und des Abendlandes umgesetzt wurde. Gleichzeitig setzte Justinian mit dem Codex
des Römischen Rechts (~530) auch die fortan allgemein gültige Prozedur
zur sozialen Wahrheits-Findung.
Augustinus war in seinem weltlichen Leben vor der Konversion
ein Rhetor und Anwalt gewesen, also einer von den römischen
Sophisten, die perfekt darin geübt waren,
durch geschickte Verdrehung von Umständen und Verhältnissen die
Gerichte davon zu überzeugen, dass die Version seines jeweiligen Klienten
das bessere Gehör und auch den genehmeren Richterspruch fanden. Diese
perfekt ausgeübte Kunst der geschickten Manipulation von Sachverhalten muss
im Wirken des Augustinus als einer der Kern-Faktoren angesehen werden, warum er
so grossen Einfluss auf seine Mitmenschen, und die darauf folgenden Denker der
Christenheit hatte. Und nicht ganz zufällig, liefert uns Augustinus einen
der ersten und umfangreichsten Traktate über "Wahrheit und Lüge", der
ebenfalls das Denken der nachfolgenden Menschheitsgeschichte entscheidend
beeinflusste. In seiner Nachwirkung auf die Mensch- und Christenheit war er
damit wohl einer der grössten Meinungs-Manipulatoren, die die römische
Rhetoren-Gelehrsamkeit je hervorgebracht hatte. Er konnte meisterhaft auf dem
schmalen Grad zwischen "Wahrheit und Lüge"
balancieren, denn als Anwalt hatte er natürlich gelernt, dass ein krasse
Lüge nur geschäfts-schädigend wirken kann, denn dass so etwas
ganz sicher "ans Licht der Sonnen" (
alaetheia)
kommen wird, ist nur zu offensichtlich. So hatte sich also der "Bock zum
Gärtner" gemausert, und damit wohl einen vergleichbaren Rösselsprung
vollzogen, wie der von
Saulus zu
Paulus.
Augustinus war wohl der entscheidende Denker, der die
christliche, und damit die abendländische Philosophie weg von den Griechen,
hin zu den Römern, lenkte, jedenfalls bis etwa zur Renaissance, als nach
dem Fall Konstantinopels wieder griechische Schriften in grösserer Zahl im
Original in Europa in Umlauf kamen, und ua. die Philosophie von Marsilio Ficino
und Picco della Mirandola beeinflussten (Neoplatonismus), und sich die
Gelehrten, die etwas auf sich hielten, fortan mit graecisierten Namen
schmückten. (Wie
Melanchthon, der vorher
Schwarzerdt hiess).
Arno Baruzzi weist in seinem Werk "Philosophie der
Lüge"
(PL) auf einen wesentlichen Unterschied der
abendländischen (lateinischen) Philosophie im Gegensatz zur altgriechischen
hin, der in einem verschiedenartigen Umgang mit der "Wahrheit" besteht, der
"
alaetheia" (alätheia bei Baruzzi). Alaetheia
heisst die "Unverborgenheit", oder die Lichtung bei Heidegger (Sturm 1996,
461-462), aber die
Wahrheit des römischen
Denkens ist die
Gewissheit
[208]
,
und IMHO ist dieser subtile, aber wie ein tiefer Graben die beiden
philosophischen Lager trennende Unterschied darin zu suchen, dass das
römische Denken einen ganz anders gearteten Stil der Philosophie
hervorbrachte als das griechische Denken, nämlich in diesem subtil aber
grundlegend anderen Verhältnis zur "Wahrheit an
Sich"
, dem Kernthema allen Philosophierens.
2.11. Odds & Ends
2.11.1. In-dividuum, A-tomos und Monade
In-dividuum und
A-tomos bedeuten das Gleiche:
Das
Unteilbare
.
Die sozio- und physio- Theorie-Systeme der Neuzeit entwickeln
ihre Gebäude auf der Grundlage dieser Annahme... Strukturelle
Zusammenfassung in der Denkfigur der Monade bei Leibniz...
2.11.2. Der Sinn
Um es anders zu formulieren: Es ist ein logischer Un-Sinn,
wenn man den Sinn eines Dings (er-) klären will, das als eines seiner
Grund-Komponenten schon den Sinn enthält. Aber leider ist das mit dem
Philosophieren über die "letzten Dinge"
kaum zu
vermeiden, und dazu gehören sowohl der "Sinn"
wie
das "Wesen"
(ousia), und die
"Wahrheit"
(alaetheia), dass es sich hierbei immer um
Randgänge und Schlingerwege handeln muss, ein andauernder Wandel von
Wandlungen in Selbst-und Reflexions-Bezüglichkeiten. Genau genommen
können wir keinerlei Anspruch auf
er-klären stellen, im Sinne von der
römischen Philosophie als
Gewissheit
[209]
,
sondern wir können nur einen Rand- und Wandelgang im Sinne der
altgriechischen
alaetheia anstellen, dass wir
sicher nicht zu endgültigen Wahrheiten und Gewissheiten gelangen, aber
darauf hoffend, auf unseren Schlinger-Wegen ein paar Erhellungen und Lichtungen
finden werden.
2.11.3. Der Wahre
Lügner
Was also ist der
Wahre
Lügner
?
Ist es der, der in seiner Lüge doch noch eine geheime
Wahrheit ausspricht,
die vielleicht niemand anders zu sagen oder zu denken wagte,
oder
ist er der
Diabolos
[210]
persönlich, der Herr aller Lügen (und Fliegen)
der da mit der neuesten und perfektesten aller Kreationen und
Fiktionen auf uns einredet,
um uns noch tiefer in sein Gespinst zu verwickeln, in dem wir
schon sowieso unentwirrbar verstrickt sind?
2.11.4. Von 1/2 und 3/4
Wahrheiten
Themensetzung:
In Kontrast zu dem Absolutheits-Anspruch des
Wahrheitsprogramms, das von Augustinus eingeleitet wurde,
die Grauzonen der 1/2 und 3/4 Wahrheiten,
die keine kompletten Lügen sind,
das was sich sowieso in ökonomischen Termen nicht
beweisen lässt, weil das zu aufwendig wäre,
Wahrheit und die Medien.
Wahrheit im Zeitalter des Internet.
Die Notwendigkeiten der sozialen Praxis, in der
Rechtsprechung, dass für irgendeine Verursachung ein Schuldiger gefunden
werden muss, der bei einem entstandenen Schaden bezahlen muss.
Die soziale Lüge des guten Benehmens: Saving face, oder
keep smiling. Freiherr v. Knigge.
Die Regeln des guten Benehmen erzwingen es, dass man die
soziale Umwelt nicht mit detailgenauen Wahrheiten über die eigenen
Befindlichkeiten belästigt.
Freud: Civilizations and its Discontents.
Wahrheiten, die niemand wissen will.
2.11.5. Das Thema von Narziss / Echo
Der Mythos vom
Narziss ist
strukturell gesehen das Thema der Selbst-Reflexion unter Ausschluss des Anderen,
während die Nymphe
Echo hier den undankbaren
Part der Hetero-Reflexion (also Reflexion des Anderen) unter Ausschluss des
Selbst spielt.
2.11.6. Die Suche / Sucht nach Ordnung
und das wohltemperierte Klavier
Das Göttliche ist in der Sicht der christlichen Denker
nicht nur die vollkommene Liebe, die absolute Wahrheit, sondern auch die
absolute Ordnung. Die Ordnung ist ein übergeordnetes Prinzip der Wahrheit,
denn sie spezifiziert ein Hierarchie-Prinzip von Wahrheiten
untereinander.
[211]
Nur wenn sich alle
Wahrheiten des Kosmos unter ein General-Prinzip unterordnen lassen, ist die
göttliche Ordnung perfekt. Die Un-Ordnung ist das Prinzip des
Dia-Bolos (Durcheinander-Werfen), heute wird es
auch
Entropie genannt. Leibniz versuchte mit
seiner
Theodizee, das göttliche
Ordnungs-Prinzip mit den verwickelten Gegebenheiten der Menschenwelt in Einklang
zu bringen. Sein Erfolg ist fraglich. Aber zeitgleich mit Leibniz erfand Joh.
Seb. Bach das Ordnungsprinzip der tonalen Welt, das wohltemperierte Klavier. Im
Gegensatz zu Leibniz war Bach damit extrem erfolgreich. Vor ihm liefen die
Tonarten unkontrollierbar immer weiter auseinander, das Prinzip des
Dia-Bolos schien sich in dieser schönsten
aller Künste auf ewig eingenistet zu haben. Bach konnte es erfolgreich
exorzieren. Damit hatte er mehr zur Verwirklichung einer universalen Harmonie
getan, als alle Philosophen es je hätten machen können.
3. Time, Memory, Knowledge and Information Technology
PREVIEW OF NOOLOGY VOL III
© Andreas Goppold
Prof. a.D., Dr. Phil., Dipl. Inform., MSc. Ing.
UCSB
The Noo-Series: Vol III
3.1. Preview of Vol III of the Noology - Series
Vol III of the Noology - Series is intended to have a more
technical bent than the other volumes which are more philosophically oriented.
In Vol III, the themes of:
Time, Memory, and
Knowledge
will be reiterated towards specific approaches of
Information
Technology
.
For the present purpose, the following is a short preview of
that work. Here actual approaches at constructing and implementing
Phono-Semantic Tension Fields or
Sem{e/aio}phonic Fields
are devised. Consider
this as an alpha-preview version of what might become if sufficient time,
expertise and
funding
may be applied to the project. This would necessarily be a large team effort
involving many person years of programming and experience.
3.2. What is Noology ?
The word
Noology derives from
the greek words "
noos"
or
"
nous"
and
"
logos"
.
212.212.
[212]
The meaning of both is quite similar. "Noos"
is a term
roughly covering the semantic field of the present colloquial words:
{"know/ing/ledge"
[213]
/ mind / understanding / intelligence / thinking}.
The word
"logos"
has a very similar semantic field, but
with a slight bent towards systematics and ordering. For this reason, all the
names of present-day sciences are constructed by using some field indicator like
"psycho-"
with the appendage
"-logy"
. The meaning of "logos"
is further defined by its relation to the latin term
"ratio"
which today re-appears in the word
"rational/ity"
.
[214]
The main aspect which distinguishes "logos"
from
"noos"
is this admixture of
"ratio"
which also means proportion, measure. But that
is more due to the medieval philosophical usage which was dominated by a certain
rendering of latin
terms,
[215]
and was not quite that distinct in the times of ancient Greece when those people
lived whom we identify as the founding fathers of philosophy: Thales,
Anaximandros, Anaximenes, Anaxagoras, Heraklitos, Parmenides, Sokrates, Platon,
and
Aristoteles.
[216]
That was between ca. 600 BC and 300 BC.
Noo-logy thus
outlines a systematic study and (attempt at) organization of everything dealing
with knowing and knowledge. Of course there are already quite a few
philosophical and scientific schools dealing with these matters, like
Epistemology, Knowledge Organization, Classification, Library Science, and Mind
Sciences. What is the use of this special term, and what can be offered with it?
I am certainly not proposing to build up an entirely new scientific and
philosophical enterprise from scratch. One main reason for using some special
vocabulary is simply a necessity of dictionary ordering or rather, dictionary
confusion. Everyone who has some experience with the history of philosophy
realizes that the terms used throughout the ages have seen a quite large
variation of meaning such that it is very difficult to really outline the
semantic field of any of them clearly. Of course this is partly due to the
matter itself: mind, intelligence, understanding, etc. are still quite elusive
subjects, even after 2500 years of philosophical examination. The other reason
why I use some special terms (more will soon come) is that they cannot easily be
mis-translated. When I read english translations of german philosophical texts,
and vice versa, I am often appalled by the wide gap between the renderings of
german terms like "gedächtnis", "
geist",
"
vernunft", etc. with some english counterparts like
"memory", "spirit", "
mind",
"
reason", intelligence, intellect, etc. This has in the
past given much difficulty for the understanding between german and anglo
schools of philosophy. Especially with works by Hegel, Schelling, Fichte (the
idealist school) and later, the works of Heidegger.
The other reason why I use this specific
term is to indicate a certain orientation on which I want to focus:
"Time, Memory, Knowledge and Information
Technology".
Part of this enterprise may be called
philosophical, but another important part deals with technical information
matters. I have a background in computer science and I have done quite a bit of
programming myself. I have also dealt with philosophy, cultural anthropology,
semiotics, and a few other fields like (paleo-)linguistics, neuro sciences, and
pre-history of civilization and culture. This is a specific background of
knowledge for which I have not found any useful reference in any of the
scientific and philosophical schools that I have encountered. So I am forced in
some way to "roll my own"
. Noology thus indicates that I
put a strong emphasis on the "living"
memory aspect of
knowledge, and its interrelation with time, and the phenomenological aspects of
time, ie. reminiscence and forgetting. In my opinion, these aspects have been
dealt with inadequately by the physicalistic oriented natural sciences. More on
this later.
3.3. LaKnowledge or LhWissen
... or: Time, Memory, Knowledge and Information
Technology
The terms "LaKnowledge"
or
"LhWissen"
are a shorthand for this specific orientation
on "Time, Memory, Knowledge and Information Technology". It is my impression
that there is some kind of a "missing link" between the hard sciences and
technologies dealing with Information Machinery, and the
"softball"
approaches of philosophy when it comes to
matters of knowledge, thinking, memory, time, and Information. This missing link
shows up most distinctly in the role of human memory. No scientific or other
endeavor would be possible without human memory, but this is hardly ever found
in any scientific text dealing with time and
information.
[217]
The
other gap which seems problematic for me is the frequent confusion of knowledge
and information. With this I will deal now:
3.3.1. Information, Real-Life Action, and
Time
Probably everyone dealing seriously with knowledge and
information matters will already know that the mathematical Shannon definition
of information and its many interesting applications in concurrent information
technology have little relevance as to matters of knowledge in real-life or
real-business application situations. As opposed to the mathematical information
concept, application of knowledge in real-life situations is something much
harder to define, since it is essentially a human-factors affair. Among the many
efforts to brindge that gap between "information"
and
"knowledge"
I believe that a valuable approach was
presented by Rainer Kuhlen who has coined the adage: "information is knowledge
in action" (Information ist Wissen in Aktion). Of course this is not a
definition in formal terms and therefore the mathematically oriented computer
science and computer information community could not make very much use of this.
But it introduces the notion of action. Action belongs to the domain of the
"real world" because "facts"
are created by
"actions"
. And every action has to take place in some
measure of time, and as we all know, time is always too short, especially when
some kind of action is required quickly. Therefore it is often so that (no
action = false action). This introduces at least one stringent formal
requirement for information technology, that the necessary information required
for any action has to be delivered quick or "asap"
:=
"as soon as possible", "at your fingertips", as so many information technology
advertisements claim.
3.3.2. The crucial factor of human
memory
The other crucial factor of LaKnowledge is
human
memory. Again, there is a lot of confusion around memory going around in the
information industry, because someone at some unfortunate moment decided to
reference the various computer storage technologies as
"memory"
like RAM, while it is nothing but "data
storage". Human memory must by no means be confused with computer data storage.
This misunderstanding has served to render much of concurrent information
technology pretty much mis-informing. In some respect, this is also due to a
congential deformation of the mathematical foundations of computer science
(Informatics in computerese). All the while computing is crucially dependent on
time factors, its mathematical foundation is pretty oblivious of time. This can
be demonstrated with a very simple, striking example. Let us take any
programming code line like this:
$variable = $variable +1 ;
This is actually mathematically false, since (A =/= A + 1) as
everyone has learned in school. By the identity axiom, A must at all times be
equal to A. The requirement "at all times"
can also mean
"without regard for time" and this can be called
the Platonic foundation of
mathematics
, and without it, mathematics would be
senseless. The proposition (A=A) is so to say the cornerstone of all mathematics
and with it, of all exact sciences. Of course, there is the
"t"
factor for time in mathematics. Properly written,
the above code line would have to be:
$variable[t+1] = $variable[t0] +1 ;
This indicates that a time step of computer processing lies in
between the right and the left hand side of the program statement. The first
example above is just a shorthand, but it (introduces / indicates) a kind of
obliviousness towards time factors in computer science since the engineers
always assume that some later generation of computers will overcome any
computational time barriers that may exist now.
3.3.3. Computers, Programming, Memory,
and Time
In a certain respect, computers are "time
machines"
, meaning that computer programs formulate
strictly and rigrorously highly complex sequences of time-step-actions. On
closer examination, one of the main sources of programming errors is that no
real good formal means exist to ensure that a mis-matching of time steps is
prevented. That is: It is in practical programming usage very hard to ensure
that a variable or more general, an area of data storage, has been properly
initialized or declared, before it is referenced. Conversely, this means that
one part of a program expects some data value, which has not yet been produced
(or something different than expected by the program was produced) by some
different part of the program. While the control structure of the program is a
formal mathematical affair that can be validated by a compiler, the sequencing
of computing actions is given by the interaction of this control structure and
the data. And there is no way of mathematically insuring that the right kinds of
data are available for any subroutine of the program to be processed correctly.
All approaches to ameliorate this fundamental problem, like Structured
Programming, Software Engineering (SWE), Object Oriented Programming (OOP), etc.
have not proven to give any better overall results. These methods introduce
their own specific drawbacks and complexities, mostly through overblowing the
size of the code, and the complexification of the syntactic rules which force
the programmer to take all kinds of detours for solving a computational
problem.
[218]
3.3.4. Mathematics as Platonic
Affair
But there is a deeper problem for the mathematics underlying
computer science. Mathematics is, by the history of ideas, a Platonic affair.
(Not to be confused with a platonic love affair). By Platonic I mean, that
Platon the ancient Greek philosopher actually didn't quite believe in time. He
was mainly concerned and strived for "a timeless universe of eternal ideas which
is where resides all the truth, the goodness, and the beauty" (Das Wahre, Gute
und das Schöne)
[219]
. Somehow this
fancyful timeless universe of otherwise quite impossible ideals made it through
the times into two real-life implementations: One is the Christian Heaven of God
and the Angels (as well as Jewish and Islamic variations thereof) and the other
is the Mathematical Realm of Absolute
Truth.
[220]
I am not concerned with theology
here.
[221]
But the other application poses a real problem. Mathematics is entirely
oblivious of human memory. Although mathematics is unquestionably a trade that
requires extremely stringent human memory training to be proficient in, the
human memory itself doesn't show up anywhere in its formulas and equations. I
pull the arguments together now: Computer science as Informatics as a
specialized application of mathematics has as yet no relevant place for human
memory. But human memory is one of the most crucial factors of programming. That
means: The discrepancy between (the very limited and fallible) human memory
capacity and the formal rigor and complexity of computer programs has caused
that present-day computing is a quite unreliable affair, as everyone can attest
to when using a MS Windows system (or any other computer program system for that
matter).
3.3.5. The Typology of Programming Errors
The typology of programming errors can be summed up in these
three main factors:
3.3.5.1. Storage Synchronization Errors
As mentioned above, a main cause of programming errors is due
to the fact that some programmer had forgotten that s/he had declared a variable
here different than s/he used it there, or that a pointer had no reference, or
something of the like. This can be called broadly "Storage synchronization
errors"
.
3.3.5.2. Logical Interdependency Errors
The next class of errors can be called "Logical
interdependency errors"
. This means that the program
logic is flawed because there are overlapping or incomplete subsections of the
boolean logic driving the code. In programming code, this often shows up as
monumental edifices of if .. elsif elsif ... constructions.
3.3.5.3. Documentation / Specification Errors
Another main class of errors is that the applied subroutine or
subprogram does something else (or has some other preconditions) than what the
documentation says or what the programmer interprets the documentation to mean.
This applies as well to program libraries that are supplied by a compiler
vendor, as to those routines which the programmer/s write/s themselve/s. In
large project teams dividing up the task of a project, this is a very common
problem. But it applies as well to one single person when one has written a
function library and one has forgotten later what the exact preconditions and
what the exact workings of a function are.
3.3.6. The Inequality Axiom of
LaKnowledge (A' =/= A)
In a short aphorism, the difference between Mathematics and
Information Science and the LaKnowledge of Noology is the "Inequality
Axiom"
. When human memory comes into play, then the
following statement is true:
(A[t+i] =/= A[t0]) or otherwise written as:
(A' =/= A)
This means: when one has observed something
"A"
once, and then observes it a second time (meaning
one recognizes it as "A"
), then a paradoxy arises:
Although A' is recognized as belonging to some class
"A"
, it is also identified as being "not
A"
because one remembers "A"
from the first encounter and it is unquestionably clear that A[t+i] is not the
same as "A[t0]"
. This is because there is the memory of
"A"
present, and one knows intuitively that the newly
presented A' is not the memory of "A[t0]"
.
An exception to this general rule is the so called "deja
vu"
encounter, when one thinks that something very
unusual must have happened, like entering a time tunnel: One believes to be
teleported to some other time in the past, when exactly the same sequence of
things occurred in the same setting with the same persons. A similar formulation
of this is: While the common sense tacitly assumes a (more or less) identity of
common objects through time (eg. my car, my house, my pen), it is quite startled
when some sequence of action happens exactly the same at time [t+i] as it did at
time [t0]. The exception to this are of course computers, mechanic automation,
and less strictly, ceremonies and rituals, which are expected to follow at least
a general rule, even while it is assumed that some of the environment and some
of the participating persons may change.
3.3.7. Bergson or Heraklitean
time
Time, in all philosophical systems adhering to the
mathematical, physical, or Newtonian / Einstein thought system, is just one
dimension in a coordinate system, which together with the spatial dimensions
make up the space / time framework and can be mapped on Cartesian coordinates.
When we bring human memory into the system, the concept of time changes
drastically: This concept can also be called Bergson or Heraklitean time, for
the philosophers who are probably best known for outlining its specific
differences to mathematical time. Friedrich Nietzsche also devoted some effort
to these paradoxa. In the objective Newtonian / Einstein conception of time,
human memory is simply disregarded, it is a phenomenon of the observer, or of
subjectivity.
In the real world, no thing "A"
at
time [t0] is ever equal to its appearance at time [ti], even if we see an object
"A"
, a chair, or a pen right now, and then one second
later. Physically, that is due to the second law of thermodynamics or the
entropy law. Phenomenally (in the mind) it is the difference between observing
something "A[t0]"
for the first time, and then observing
the A[ti] in superposition with the memory of "A[t0]"
.
This process is quite unconscious, but without the effect of memory, recognition
would not be possible. This is a paradox which can not be equated
away.
This was a slight degression and we return to the current aim:
How to arrive at some tools and techniques for LaKnowledge.
3.4. The Noologic Domain: Categorization and Category Systems.
The
noologic domain (or short:
the
domain) is the term used in my system of
Noology for everything which can or could be
known
. The noologic domain is also colloqually
known as "the
universe and the
mind", ie the domain consists of everything:
1) that we perceive in and about the (external) world, and
that
a) exists factually, or
b) could exist possibly, probably, and/or according to "the
laws of nature".
2) that we perceive as (processes in / apparitions of) our
minds,
that can or could appear somehow in our minds as feelings, thoughts, ideas,
phantasies, wishes, emotions, impulses,
etc.
The philosophical term
categorization is used here in a specific
meaning: Categorization is that mental framework by which we make our most
fundamental distinctions of the
noologic domain.
Systematically, categorization is the design of a
category
system
. In Noology, a category system is a construct
of ideas. This is also a question of philosophical debate, since the Platonic
schools in Mathematics and Natural Science assume that humans can only trace and
track a pre-existent ordering of the
Kosmos
[222]
.
The use of a category system is to specify any given item out
of the noologic domain exhaustively by its attributes, and ideally, it should be
set-theoretically clean. This means that all items of the domain categorized by
our system should form disjunct sets. (In common sense philosophy this is called
pigeon-holing). Something of the like is the rationale behind the information
technology of the relational DBMS which is the machinery behind the current SQL
query languages and most commercial Database systems. The difficulty of
correctly designing the logical structure of a relational DBMS, called
"normalizing"
has the same logical reason that makes a
categorization so difficult. Since Noology is not dealing with "ideal" worlds,
but with organizing the knowledge of the messy world of humans and society, its
category systems cannot give those ideal clean sets. Rather, it works with fuzzy
sets. (More on this later).
Categorization is the most crucial task for setting up a
knowledge system. If you have the wrong categorization then your knowledge
system will most likely be skewed, flawed, or outright useless. Needless to say,
a good category system is hard to come
by.
[223]
Many philosophers have come up with many different types of
category systems and have given their reasons for designing them. Up to now, no
philosopher had information machinery in mind when he designed his system. So
for the present purpose, the design criteria for the category system are
influenced by these factors:
1) the human mind and the human memory (or
mnemonomic
factors).
[224]
2) the various types and kinds of the universe of concepts
which we want to categorize
3) technical requirements and capabilities of the available
information machinery.
It is a philosophical problem whether there exist
"natural"
categories. My working assumption about this
is that any categories are imposed on the world by:
1) our nervous system (which is of course biological, and in
some sense also natural) and by
2) our thinking patterns and habits (which are partly
cultural, ie dependent on upbringing and education) but also subtly influenced
by what our nervous system takes for granted before we even start to
think.
We can think of categories as "flavored
containers"
somewhat like variable types of programming.
There we have integers, floating, strings, arrays, truth values, and the OOP
languages go so far as to construct a specific object type for any data
item.
3.5. The Big W's
... Where, When, Who, hoW, What, Why, Whatfor, Whatwith,
Whatagainst
The mnemonomic factor of Noology is expressed best by the
famous dictum "five plus minus two
chunks"
[225]
. Ie. a category system should
not have more than about 5 to 7 basic categories, while of course there can be
many more subcategories. Natural language gives a few basic patterns for the
Noologic instrumentarium since it has served the human mind and memory factors
for countless ages to prove that it works. The interesting factor there is that
so many and so different languages exist, and all seem to be workable somehow,
since the peoples that used them, survived up to our day.
The germanic languages give a
"natural"
instrumentarium for categorization with the
"W"
questions. Here are the German, English and Greek
equivalences:
1) Wo? - Where? - pou
2) Wann? - When? - póte
3) Wer? - Who? - tís
4) Wie? - hoW? - pae
5) Was? - What? - tí
6) Warum, für Welchen Zweck? - Whatfor?
7) mit Welchen Mitteln? - Whatwith?
8) gegen Welche Widerstände - Whatagainst?
9) Woher? - Where from? - póthen
10) Wohin? - Where to? - poi
...
etc.
This is already a categoric framework that can carry us quite
far. But for now, I don't want to delve too much into matters of content, but
will deal more with the logical structure of the framework, or with the empty
categories.
[226]
3.6. Phonetic categories
3.6.1. A phonetic category
framework.
I will first construct an empty framework for a database
retrieval system, which has a mnemonic factor. It is more or less given
"naturally"
by the capabilities of the human phonetic
instrumentarium. This has a slight slant towards indoeuropean and semitic
languages, but I want to construct a framework that can be represented as ASCII
strings and that is not possible with extra-european phonetics for which we
would need a Unicode representation.
Vowel Domain:
(1-8) a i ä e ü ö o u
The vowels "ä"
,
"ü"
and "ö"
are from
the german language, but they reflect the greek distinction of alpha and eta,
omicron and omega, even though the sound values may be
different.
[227]
Consonant Domain:
(1-22)
key name phonetic value / pronounciation
example
y aleph english: yes, german: ja
q qof arabic qof
k ka english: king
g ge german/ english: gold
r ro german: rad, rot
rch rch german: acht, nacht, wacht, krach
ch chi greek: chimaira, german: nicht, licht, gicht
h ha german/ english: hunger
j je english: join
sch sch german: schön, schluss
s sigma english: soon
z zeta german: zeit
l lambda english: lip
d delta english: do
t tau english: tea
th theta english: thought
f phi english: food
b beta english: brain
p pi english: pod
w we german: wein
n nu english: noon
m mu english: moon
Vowels and Consonants are arranged in a table:
y
|
a
|
i
|
ä
|
e
|
ü
|
ö
|
o
|
u
|
y
|
|
|
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|
|
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q
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k
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g
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r
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rch
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ch
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h
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j
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sch
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|
s
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|
z
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l
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d
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|
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|
t
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th
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|
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f
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b
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p
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w
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|
|
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n
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|
|
|
|
|
|
|
|
m
|
|
|
|
|
|
|
|
|
By use of this construction method we have the benefit that we
can name anything that we want with a string of pronounceable words. This is
primarily a memory requirement (also called mnemotechnics), because it is harder
to remember something for which one has no pronounceable word. (There are
exceptions: Feelings and physical sensations, like smells, of course can be
remembered very well without words). The string formation follows the regular
expression rules and always starts with a consonant. By using y = aleph as first
consonant (which is also a vowel) we can allow words that would otherwise start
with a vowel. In hebrew (mytho-poetic) usage, the aleph is called the
mother/father of all sounds, because all pronounced sound formation must start
with a breath (ruach, pneuma). The use of "y"
as key
fits also well to the technical requirements. It must be an ASCII consonant that
is in the ordinary 7-bit character set available on every keyboard, and it must
not collide with any other of the characters in the set. Because y is also used
in indo-european languages as both vowel and consonant, this makes it a suitable
candidate.
By this scheme we can form all words of the indoeuropean
language system, which serves well for constructing a dictionary of all entities
of the noologic domain.
Another requirement for a category system is that it should be
frugal, ie that it should be easily memorable. A table of (8 * 22 ) = 176
elements is manageable, but something less is desirable. The decimal
multiplication table has 100 elements, and that is about the memory capacity
that one can assume for normal iq primary school students. To make these tables
available to the general public, the memory limits of a normal iq person were of
course one of the main stringent constraints. As can be observed in actual
language use, most indoeuropean languages don't use the full vowel or consonant
table, so that in effect the actual size of the table comes more close to 100
elements. Also some vowels and consonants are used more sparingly than others.
In most cases, the standard keyboard vowels: "a i e o u"
(five chunks) will be
sufficient.
[228]
3.6.2. Reference to ancient memory
technologies
This table was constructed with reference to the ancient
memory technologies of the distant past, before writing was invented. That means
those at least hundred thousand years during which some kind of human culture
was transmitted by memory alone. The last 3-5000 years of writing civilization
are very short compared with that time depth. All those times, mnemotechnics was
a prime cultural necessity, because people had to memorize all the things that
were worth remembering in their minds only. I have extensively researched on
these techniques and written about them in some of my
publications.
[229]
From these times, only
some rudiments have passed down to us, and probably with distorted meanings and
connotations. For example the well known vedic mantra
"aoum"
contains the primary vowels (the
in-between-vowels can be produced when one lets the sounds slide into each
other). Likewise for the christian mantra "amen"
. In
ancient greece, the word for hearing was "aio"
, and the
"aoide"
was the ancient memory bearer, the singer of the
ancient lore (like the Homeric epics and Hesiod's works).
"audae"
was the ancient greek word for the recital of
those hymns. In the germanic tradition, the god "odin"
was the bearer of the memory knowledge. In Africa, there exists a similar
tradition of "griots"
.
In order to honor this tradition, I have made the
"m"
the last sound of the consonants, by this way we can
construct the "aoum"
with a (nearly) diagonal
cross-section through the table.
The word "aio"
is of course contained
in the first line.
3.6.3. The order of
consonants
The order of consonants is given somewhat approximately how
they are produced in the vocal tract: First come the "deep
throat"
sounds, of which the semitic languages have a
richer variation than indo-european. Here the sound is produced by the voice box
only without use of the tongue. Then come the gutturals. The tongue moves from
the deeper posterior parts of the palate upwards and frontwards, until it
reaches the dentals, labials and nasals. The "m"
is a
half-closure, as the air stream switches from the mouth to the nose, and for
this reason it was used in the "aoum"
mantra, to let the
humming sound drift off into infinity. Of course the spiritual aspects of these
techniques are of no concern here, but the ordering function can profit from the
ancient principles.
3.6.4. The nesting of
categories
So far, this table gives us only an empty framework but this
is a powerful technique to generate unambiguous strings with the regexp
principle, which is very important for computer processing. As to the task of
categorization, we have a rich literature of different systems that try to
"pigeonhole" the world knowledge for bibliothecary uses into sets, by which the
library stacks and catalogs can be ordered in some manageable way. This task is
more commonly known as classification. Usually, these schemes give only very
rough distinctions, like the Dewey classification system, but here the governing
principle is more to provide a financially adequate system (ie cheap enough) for
ordering the library stacks and catalogs. It depends more often than not purely
on the interpretation of the library personnel into which class a book will be
more or less properly fitted. And more often than not, a book is classified in
this way never to be found again.
Since so many category and classification systems have been
devised, it is not really useful to add yet another version to this mountainous
material. It has long become obvious that the world of knowledge can not be
fitted into a table of any memorable dimension and to hope that these categories
will ensure that the material will be adequately positioned and then, by use of
these categories, that it can be retrieved. The problem of retrieval is that a
researcher often thinks that the item s/he is looking for, is located under
quite different categories, than where it is actually stored. This problem will
not concern us for the moment. Instead I will embark on something that today is
technically easier than what the philosophers of the past had to their avail:
The nesting of categories.
The nesting of categories is a quite ancient technique for
which Aristoteles gave a famous quote: "man is a featherless biped animal". When
we be analyse this with a class structure graph, we get the nesting, which is
implicit (hidden) in the quote of Aristoteles:
(class animals
(class birds, attr:feathers, attr:2ped),
(class no_birds, attr:no_feathers, (attr:0_ped | attr:4_ped |
attr:6_ped | ... | attr:1000_ped),
(class man, attr:no_feathers, attr:2_ped),
)
)
By this logic, man belongs to the super-class
"animals"
and to sub-class
"no_birds"
, by virtue of
attr:no_feathers, and man is unique there by
attr:2_ped.
Actually this classification makes sense only in the
improbable case that all the scientists were birds. For all the rest of us, it
is just nonsense.
A.D.
In all the sciences, the nesting of categories is well
developed and presents a formidable edifice, like the classification of
organisms. The principle is to identify a class by a certain set of attributes,
like:
(class1.1 attr1 attr2 attr3 )
and then identify a super-class by a subset of these
attributes like:
(class1 attr1 attr2 )
The rationale is that "attr1"
and
"attr2"
are of a more general kind, and
"attr3"
is a more specific kind.
Likewise one can define different subclasses with differing
sets of further attributes like:
(class1.2 attr1 attr2 attr3a )
(class1.3 attr1 attr2 attr3b )
(class1.1.1 attr1 attr2 attr3 attr4 )
(class1.2.1 attr1 attr2 attr3a attr4 )
and so forth.
In present information technology, this classification
technique is the principle of "object oriented
programming"
and is also called
"ontology"
in current www organizing systems.
Unfortunately, time and again, it appears necessary to reorder
these categorizations according to different principles. To implement these
changes in the textbooks and library systems is usually a quite monumental task.
But with present data processing technology, this has become much
easier.
So we can view the above table actually as a stack of tables
which can be searched with computers. Each table houses a number of strings
which are [primary, secondary, tertiary ... ] retrieval keys for a database
system. Permuting and reordering these strings is technically quite easy, and
with the capacity of computers also within the technical and practical
usability. After all, the time factor is crucial and one must search any number
of permutations and combinations to find a specific item when one is not sure
where it is exactly stored. In computer science, this topic appears for example
under the title "inverted database"
.
3.6.5. Fuzzy categories and fuzzy
logic
For 2300 years, from around 330 BC (the time of Aristoteles)
to around 1970 the scientific progress of humanity dealt mainly with disjunct
sets.
[230]
This is
the base of Aristotelian logic, and the Boolean logic which drives our
computers.
The principle is:
Any item X either belongs to some class
or set Q or it does not
. In formal terms, this is
expressed like this:
(X e Q) || (X (not)e Q)
e := means: being element of a set, or (not)e
[231]
|| := means: exclusive OR (technically: XOR)
The relational DBMS technology is an implementation to extend
this principle to practical data processing applications. Example:
An item X which is characterized by attributes (attr1, attr2,
attr3, attr4, ...) is either present in a warehouse Q or it is not.
Some time around 1970, Lotfi Zadeh invented a technique called
"Fuzzy Logics"
. Since that time, there has been a shift
in focus to things that cannot be categorized according to the rigid disjunct
set theory. For example:
"Day"
means: attr: sun is shining,
stars are not visible, it is bright.
"Night"
means: attr: sun is not
shining, stars are visible, it is dark.
"Morning"
and
"Evening"
are terms for describing specific phases of
the diurnal circle, where the attributes are neither completely dark nor really
bright, some stars are visible (like the proverbial Venus), etc. But it is not
possible to exactly specify with binary values the attributes which characterize
"Morning"
or "Evening"
. Their
attributes form a "fuzzy set"
.
3.6.6. Fuzzy
Phonetics
The same is the case with the phonetics that are the base of
the alphabet. While the alphabetical letters give the impression of outlining a
clearly distinct set, the sounds they represent are a quite fuzzy set. This is
more apparent with the vowels. In the english language, the
"a"
can stand for almost any vowel sound, depending on
context. It is also possible to slide through the above sequence of "a i
ä e ü ö o u" and produce all sorts of intermediate sounds
which can belong to either one or the other vowel class. Similarly with many
consonants: l and r can slide into each other (this is why the Chinese people
have such a difficulty to distinguish them since for them it is only one sound),
f and w, b and w, d and t, etc. Therefore such similar consonants are grouped by
linguistics in classes like nasals, labials, dentals, glottals, etc. In this
way, the different variations of phonetic values of characters of the alphabet
are more close to fuzzy sets than to the strict disjunct set theory. This is
another reason for the letter classification presented here. The issue is of
course how to adequately deal with the information technology of fuzzy
sets.
3.7. Semantic Fields / Sem{e/aio}phonic Networks
The following is an introduction for using a
Fuzzy
Phonetics model
, called
Sem{e/aio}phonic Networks
, or
Sem{e/aio}
phonic Tension Fields,
which go in the
German text under Semantische Spannungsfelder
, or
Semantische Rhizome
.
3.7.1. A Hypothetical Sem{e/aio}phonic
Network of Aoide Vocabulary
3.7.1.1. The Greek Root Sound fields
Linguistics has done much work to discover the drifting
patterns of sound and meaning fields of languages in the centuries and millennia
of their development. The hypothesis stated above was that the Aoidoi had a
greater role in the formation of these drifting patterns than is generally
assumed. It may even be suggested that the language used by the Aoidoi was not
the common vernacular of the man in the street. In the ancient Greek language of
Aoidoi, there is a considerable overlap between meaning and sound fields. The
meaning or semantic structures of greek words are visible when we look at their
root sound-relations. The related sound fields are:
1) gutturals: chi, gamma, xi, kappa, rho, aspirated
'h'
2) labials: pi, beta, phi, psi
3) dentals: tau, theta, delta, zeta, sigma
The phonetic formation patterns of greek root words can be
roughly compared to the semitic formation pattern: a common root frame of
consonants filled in with vowels. These vowels will combine in the most unusual
combinations. For example, -io and -oi, -ea and -ae will be interchanged, and
the flexion of verbs will display these surprising morphic patterns.
Historically, all modern European languages were structured
with extensive loans from Latin and Greek. In these modern languages, there is
very little concordance between sound and meaning. This is certainly due to the
influence of the Alphabet, which broke and hid the original phonetic/semantic
connections. Conjectures have been made that there was an original archaic
indo-aryan language from which Greek, Awesta Persian and vedic Sanskrit derive.
In this language, there would be an even better coupling of sound and semantics.
Knowing the extension and drift factors of sound fields enables the researcher
to find related words whose connections are obscured by alphabetically organized
dictionaries. The following structure has been made through partially recovering
those sound fields. Of course, listing them sequentially is not the best
solution, but for the present form of linear text presentation, it must suffice,
until we can get around actually constructing it in a suitable technical
system.
3.7.1.2. Alpha
The field of aio
Closely related to the root sound of
aoidos is the verb
aio
. It has a very
interesting saemeiphonic structure. It is built of vowels only. Since Greek did
not have a notation for "u"
, we have actually all the
vowels wrapped up in one word. This is highly significant. The closest
pan-indogermanic connection to this kind of sound structure is the Sanskrit
mantra
aoum
.
The next interesting aspect of
aio
is its
omnidimensional meaning: It simultaneously means: to
hear, to
perceive,
to
sense, to
see,
to
understand, to
know. Then it also has the meaning of the
aspiration, the
spirit. We will immediately see the connection to
Aleph
mentioned earlier. The significance of this field
cannot be grasped with our common categories of knowing. The
aoidos
was the knower of
a different kind of knowledge.
This is the archaic knowledge, the living,
breathing, aspirating pneuma of
logos
,
of which
Plato
talks in Phaidros
(276a)
.
aer
means air, wind, mist, fog.
aeros or
eros
has a connection
here.
aiora
aiera
means suspension,
hanging or floating freely in the air.
1.2.3. aidoia
aideomai schämen, scheuen
aidoi- / -os / a schamteile , schamglied (24) -> maedaea
aidae- / -s / -los privat, verborgen
aidnos unsichtbar
aithal- rauch (24)
aitho- feuer -> pyr
aithops glühend, funkelnd, flammend
The saemeiphonic Field of Aoidos
Let us picture the saemaiphonic field of the words connected
with the
aoidos. We noted that the Aoidos is not
only a poet and a bard but also a seer and prophet. Hesiod uses the word in
numerous locations in HESIOD 1978
. We can consider his
work as a path leading us back into the
aoide
thought structure. Just by outlining the saemeiphonic connections contained in
the word
aoidos are we able to set a starting
point for the uncovering of this archaic thought system. Since european thought
has been shaped so intimately, using the words of the european mother language,
greek will serve best to introduce us back into this territory that humanity has
lost 2500 years ago.
aoidae is the hymn or poetry, the myth.
audae is the sound, the voice, the call, the
message.
aeido
, (17)
aeisomai
, asomai
, means: to
sing, call, shout, or making any sound when struck (like metal
objects).
aoidos and eidos are sound-connected, leading into the field
of
idea.
alaeth
alaetheia (43): Wahrheit, Wahrhaftigkeit,
alaethaes : wahrhaftig sein
alaethinos
amph
amph- beidseitig
amphora -> pherei
ana
ana- : darauf, daran, auf, hinauf, über, hin durch,
entlang, währen (zeitlich), hindurch.
apo ...
apo : ab- weg- (nehmen)
apo-kalypto aufdecken, enthüllen,
entblößen
-> kalyptron, kalyptras , Parmenides proim.
apo-kalypsis
apo-kalypsis -> Enthüllung, Offenbarung
kalymma, kalypto
Bedeckung, decke hülle, verhüllung,
fruchthülse, schale einer muschel oder schnecke
kalyx: blumenkelch
kalyptaer Hülle, Decke, Deckel Schachtel
aporos unwegsam, unpassierbar, schwierig, unmöglich,
schlimm, heillos; Pers. hilflos, ratlos, unfähig, mittellos, arm
-> poros Durchgang, Überfahrt, Furt, Passage,
Straße, Weg, Hilfsmittel, Einkünfte, Erwerbung
Anankae
Zwang, Notwendigkeit, Naturgesetz, innerer Drang, Trieb,
Bestimmung, Schicksal
Demonstration, Beweis,
3.7.1.3. The Sem{e/aio}phonic circle of Chi-Gamma-Xi-Kappa-Rho-Chi
A short overlook of the Sem{e/aio}phonic
gyros, or
kyklos
(both denoting the circle) of
Chi-Gamma-Xi-Kappa-Rho is given in the following
chapter
. Its picture is given in
ILL:G-1
. The center is formed by the aspirated
"h"
which has no own character in Greek, for which
stands the semitic sign
Aleph
. This aspirated
sound of Aleph has special significance in cabbalistic interpretations as it is
the source and origin of everything else (SUARÈS 1976). The diagrams
following ILL:G-2
show the architectonic extensions of
this scheme, including the sound fields of beta, phi, psi, pi and delta, theta,
tau, zeta, and sigma. These architectonics can be graphically displayed and
navigated with the proper hypermedia tools.
The Chi Root - The Crossing
The Greek root sounds
gamma
,
chi
,
kappa
,
xi
,
rho, are closely related which does not show in the dictionary because
the word ordering sequence has spaced them far apart. All words containing these
sounds will be candidates for inspection. At the time when Greeks learned
writing, the letter
chi
was connected with
crossings
[232]
.
chiasmos
and
chiasma
denote cross patterns as
grammata,
graphae, or
glyphae
, like cross-marks
in clay or as wooden sticks laid cross-wise (like nordic
rune
s, German
Buchstaben
-
Buch-stäbchen
). The cross-mark also
denotes something recognized as false or suspicious.
It should therefore be noted with special attention that the
characteristic symbols of our european culture are the
cross
and the
christos
(the anointed
, the messias, the
crucified
). We just have to exchange the sound patterns
of
christos
with
chiastos
and are back at an original crossing
obscured by the christian mythological overlay. The
cross or
chiasmos
is the character or the sign of
the
chiastos, in its most technical sense.
Of course the important question to ask is: what has been
crossed with what and why was this original crossing obscured? We may
look for more material on this in the greek creation mythology of Hesiodos.
The Chi Extends in Semantic Space
chae
is, if we allow us the
freedom to interpret Hesiod, the first incarnation and the invisible,
unconscious, and subsurface (or chthonic)
name and
aspect of the
Mother Earth
(
gaia
being her surface aspect, see the
gamma
entries).
Persephone
is the other name of this aspect. In
the myth, she is the daughter of De meter
, going to
Hades
(chades
) every winter and
re-emerging every spring in the month of
gamelion.
chthon
is everything connected
to
chae. In Hesiod
's account of The Beginning, we
can see the drift from
chaos
to
chaea
to
ara-chae
to
chthon.
(HESIOD
1978
) This is mirrored by the meaning of
cave
, cavis
,
cueva
, all descendants of the original root sound,
also the female womb,
hysteron
-chysteron
.
chiazo
has a connotation in the
musical realm, using an unusual (suspicious) sound or harmony pattern. Here we
see the crossover or crossing of harmonies shine up as
chi
.
chilia
denotes a thousand-fold,
like a millennium or a thousand men. The
chiliastai
are the believers in the
chiliasmos
, the
millennium-long reign of
the
christos
/
chiastos
.
We have a correspondance in the roman numeral
X, the greek
chi,
which means not thousand but ten.
cheramos
is a more specific
word for caves, crevices, holes, hiding places.
cheir- means: hand. Its semantic field extends wide and
far through ancient Greek thought.
Heidegger gives an extensive discussion of the Greek / German
semantic rhizome connecting
Hand and
Hand-Werk: (WHD, 49-55).
Wir nannten das Denken das ausgezeichnete
Handwerk.
Das Denken leitet und trägt jede
Gebärde der Hand. Tragen heisst wörtlich:
gebärden.
Heidegger (WHD, 53)
chrae- requiring, in need of, dt.: brauchen, is also
connected to cheir, likewise:
chra
o,
chraesthai,
chraomai.
See Heidegger (WHD, 114-115, 118-119).
echein / schae- / chero- / chreo
- /
chres- / chresto- also belong to this semantic field.
The German words
Handel,
Händler, preserve the connection between
cheir- and chres-
.
chero
has the meaning of
robbed, deprived, widowed. Let us recall the more delicate parts of
Hesiod
's account of
The Beginning (HESIOD
1978
) when
chronos
or
kronos
(the time
god
or Saturn
) privated or
deprived the sky god
ouranos
of his private
parts
by means of a scythe or
harpae
(chero - charpae
-
sharp
-
scharf
)
, thereby
separating the
chaea
or
gaia
from her consort
ouranos
, and depriving her of her lover and
making her a widow. (See also: DECHEND 1993
, p.
120-124.) The privated private parts of ouranos fell into the sea, the
okeanos
, there becoming transformed into froth, and in
the course of events fathering the love goddess Aphrodite
(aphros=froth)
, born of the froth, rising from a sea
shell or
cheramis
. We can assume a sound
connection between
chero
and
cheronos
.
chloro- means everything green, i.e. the children of
mother earth, the plants.
choanon
is the hollow form into
which molten metal is poured. The sound pattern is the reversal of chao - choa.
See the connection to
texis
.
chnon
or
choinike
is the wheel hub. We find this in
Parmenides' text: (PARMENIDES69
, PARMENIDES74, B1,
6
). The wheel hub is
that which does not move while
everything around it moves. This has found ample metaphorical use in the Tao
Te King
and Buddhist
teaching
about the wheel of rebirths
. (See also:
LAOTSE)
. Further meanings are:
axis
, center of astronomical
rotations
, like the earth axis. (See also: DECHEND
1993
, p. 125-126.)
We would make the
conjecture that the proimion (opening
passage) of Parmenides' work which is framed by the words
"hippois"
at the beginning and
"hippous"
at the end has a special meaning.
(PARMENIDES74
, B1, 1,21
)
Parmenides was not just trying to add some dramaturgic spice to his lecture
about "to gar auto noein estin te kai einai" (
to know is to be). The
connection of whistling wheel hubs and red-hot axles may as well point into a
cosmological dimension that we are no more aware of:
axin d'en chnoiesin hiei syringos auten
aithomenos doiois gar epeigeto dinotoisin kyklois
amphoterothen...
PARMENIDES74, B1, 6-8
chro
- has all the connotations
of time
. The god
Chronos
or Kronos
reigns this semantic sub-field. A connection
with
gaia
or
chea
is through the word
ches
or
chizo
which denotes everything belonging to the
past. Appropriately,
chrono
- belongs to the
present moment and extends into the future.
chronologia
is the connection of logos, i.e.
measuring and time.
chry
- is connected to gold,
like gold the metal. Gold is the material preferably used by
Hephaistos
, the divine smith and craftsman
(tekton). Gold is in all cultures invariably connected to the divine, the
heavenly realm. We have a connection to the
golden
age
of which the ancients spoke so often. We might
call this age golden because it was under the reign of
ouranos
, before time had set in, i.e. before
Kronos
(the time god) had separated
chaea
and ouranos or heaven and earth. In that age, they
were still united and heaven reigned on earth. The sound pattern switching from
chry (gold) to
chro (time, Kronos) should amply indicate a
fundamental shift from the
better to the
words (actually we wanted
to write
worse, but as it came out,
words fits equally
well).
chre
- is connected to the
earthenly realm of money, commerce, the realm of the god
Hermes
(chermes
). In a further related meaning, we come to
title, name, and character.
chre- and
chry- converge (or better:
cross over) in the word
christos
.
chreo
- is connected to lack of
money, need, necessity.
chresme
-
chreste
- is the semantic field of oracles.
chresterion
is the sacrificed animal (again a
connection to
christos where we have a sacrificed
lamb
)
.
chrestes
is a money-lender.
Remark the opposition of
chrestes vs.
christos
as recounted in the New
Testament
.
chresto
- denotes the word field
of everything useful, obiedient, honest, sincere, benign, compassionate, meek.
For example as a good christian citizen.
chrima
and
chrisma
means the semantic field of: 1)
honorable: ointment, perfume, 2) practical: whitewashing, painting (as in house
painting, not picture), and 3) demeaning: smear, grease, cheat. From this we
fall into the word root of the Christian
Religion
:
christos
the anointed, painted,
greased, or cheated. Pick the meaning of your choice. There is a strange
correspondence between the cherished Christian mythology and the impression we
get from the sound field: Christianity always talked about and wished for the
recurrence of the Golden Age of humanity, the
aion chryseon, with the
Christos
the
pantokrator
,
as the reigning god of the age. What we see actually happening though, is
something falling a little short of this noble aim: Our age is the
age of the
chrestes
: money reigns the world.
Onoma-Semaiophonic links in other languages:
english: grease
french: gras (-se)
Before It All Began: The Chaos
Not without good reason does Hesiod
tell us that before The Beginning (the
ar-chae
), there was
something quite useless to try to even name. Therefore he called it the
chaos, the unfathomable cave, the gaping, the yawning, the emptiness, the
void, or in the words of Anaximandros: the
apeiron
. See also: Bolz
(1992), Bolz (1994), Diels (1954), Hesiodos (1978), Sturm (1996,
452-521).
Our Brave New Age of Chaos:
Also with good reason, our present age is the age of
re-emergence of the chaos
, as is amply evidenced by the
rise of Chaos Theory
, and the general chaos pervading
all the personal, political, ethical, and noetic domains of human life.
The sound pattern is:
Chi
,
Alpha
and
Omega
. This may lead us
in a deep abyss
indeed. Because chaos may not be a word
defined by a meaning (which is
nothing) but an
anagram
of the
chiasmos
or crossing of Alpha and Omega. And the
word
ar-chae can be parsed as the
ara-chae, that is what follows
the
chae.
ara
means everything following
in temporal or logical sequence
[233]
. The
drift from
chae
to
chao
is described below. We can further list the
words:
chasko
,
chasmos
,
charybdis
,
charon
,
the ferry- (pherein-) boat man to
hades
or
chades
. We see the intense mythological
connection with sound fields.
The meaning of "Alpha and
Omega"
is overlaid by christian
interpretations but below these, more material is hidden. We can see the
connection to the buddhist use of
shunyata
(Sturm
1996, 452-521). We may also be able to establish a connection to the symbolical
machines mentioned above: We have here a word that is not arbitrarily connected
to meaning, rather it is a kind of mental computer program to calculate and find
meaning in.
Chi and the archaic Greek Thought Universe
In the root sound chiasmos of chi, gamma, xi, rho,
and kappa we can find a rich semantic crossover. Following this line,
we can unravel the connectivity of the Greek thought universe in a concise
architectonic model. The works of the greek philosophers would make a different
sense if a semantic connectivity system like this were used. This can be made
commonly accessible with hypermedia structures. Philosophy would take an
entirely different turn if tools like that were commonly available.
The Semantic Field of Gamma
The semantic field of
gamma is reigned by the second
incarnation of the
Mother Earth
goddess
gaia
, ge, or
gea
(or
chaea
in
her subconscious
chthonic
or
Persephone
aspect). Gaia is also called
Demeter
for "
de
meter"
or
mater
,
mother
,
mère
,
Mutter
as her name derivations are in the
european languages.
ge-, geo- is everything connected to agriculture
and land.
gala
is the milk (the mother
gives), also the
galaxis
or milky way. (See also:
DECHEND 1993
)
gamos
is the semantic field of
marriage and sexual reproduction.
Hieros gamos
is
the annual celebration of the celestial marriage of the mother goddess gaia with
her seasonal consort.
gamelion was the greek month reserved for marriage,
between january and february. This was in Greece the time of pre-spring, i.e.
when Persephone, the chthonic aspect of gaia re-emerged to the
surface.
gaster is everything connected to nutrition, digestion,
like in gastronomy, that is the nutritive aspects of gaia.
gaulos is a vessel to contain the gala, the milk.
Connected to storage and transportation of goods. In one special meaning a
phoenician trade ship.
geito- means everything in the neighborhood.
gena- and gina- gono- is connected to family,
descendance, birth, birthday, life-span, generation, genealogy, genitals,
genetics. kine- and kinai- are the relations in the kappa
field.
gyno- is everything connected to women.
gera- and gero- means everything connected to
old age.
The ge-gantes or gigantes are the ab-orignal
(ar-chaic) sons of mother earth ge or chea.
glypho- connects us to the semantic field of
graphe and
gramma. The process is always the same: inscribing or
furrowing marks or patterns or forms or morphae into some mother substance or
hyle
or
xyle
or
ghyle
or
adamah
.
gloss- is everything connected to the tongue and the
spoken word.
gnos- and gnom- are related to nous and
noos, also to genos via genoma to gnoma, meaning
sign, symbol, mark. To know.
The field of
gnos-,
gnosis is reigned by
Sophia
the mother goddes of
knowing
.
graphe
or
gramma
derived from the process of inscribing or
furrowing. Grammar, science, learning, documentation.
grammata
are the written
characters of the Alphabeta. See the correspondence with
stoichea
. Plato talks in Phaidros of the grammata
as the shadow pictures of the living, animated logos.
griphe
is a riddle, related to
gryph-
and
kryph-
(krypto).
gorgo
is the horrible aspect of
ge
. In the hindu pantheon this is
Kali
.
gorgyre is a subterranean prison.
goni- is everything connected to angles. The connection
to gyne- will be visible to everyone who knows the old sumerian ideogram
for woman. (Unfortunately not available as character under Windows.)
The gamma semantic field is completed, with gyros, the
circle. We will see the connection of gyros and kyklos.
The Semantic Field of Xyle or Hyle
hyle (wood, building material, the famous term used by
Aristoteles in his philosopical meaning) is sound-related to xyle, which
also gives rise to a whole collection of words all dealing with wood and
woodworking. From there we come to our word stylus.
The connection goes on: xiphi- and xiphe-
denotes everything connected with steel as in sword, dagger, but also steel
tools. xois is a wood carving knife. xyale also denotes a carving
knife. Here is also the connection to the writing tool stylus.
The root xes- concerns words that deal with polishing,
roughing, scratching, engraving, and all sorts of surface finishing. Here we
come in close semantic proximity to the already known root of graphe- and
gramma.
xoanon means a woodwork wood carving, also an
idol.
xyro- is the root for everything connected with cutting
hair. Interestingly enough, the well known expression of the sword suspended
from a horse's hair finds its etymological roots here: "
epi xyrou histatai
akmes". "
It all depends on one hair",
"
by hair's breadth". Everyone who already has
experienced a
close shave will find some meaning there.
The Semantic Field of Kappa
This semantic field of kappa is extremely varied and it
is not really possible to adequately display the twisted webwork of its many
intertwined semantic threads in any other than graphic display. There are many
connections with the chi and gamma sound fields as is to be
expected.
There is a whole field of roots that spell different but have
similar meanings of hollowness, roundness, and emptiness. This gives a strong
semantic connection to the chaos and chthon sound field.
kaetos derives from chaetos-chthon and means a large monster in
the sea, like Leviathan.
keno- keneon ( -> chnon, ->
choanon), are roots connected with emptiness. kados, kaddichos
(hollow measure), kaiadas (gaping hole in the earth).
kong{e/os} a hollowness and roundness, hollow shield,
sea shell, like cheramis used for ladling water. Modern language
derivations are conch and concha. koilos is likewise a
hollowness, a cave, or a bay, likewise kotyle.
korone and koronis are connected to
crown, ring, corona, German: Kranz.
kosmos means not only the cosmos, but also order,
arrangement, decoration, embellishment, laud(atio).
The sound field of ky- contains a whole collection of
relations. The reigning root might be kyklos, cycle or circle. It has
many connotations, like wheel, cyclic movement, yearly seasons, the celestial
vault or globe. kyllos is everything bent, round. kylindros is the
cylinder. kyle is a cup, bowl, beaker. In German, there are the words
Kuhle and Kelle bearing a sound relation.
kytos (<-> kotys), kyttaros,
kyphella have a strong connection to keno, hollowness.
The root kym- is equally rich. Here we find many words
related to waves. kymbaton is a wave, kymaino means making
waves. kymbe, kymbalon is a cymbal, i.e. a (hollow) metal bowl
that makes sound waves. kymbos is equally a hollowness or a bowl.
Hollowness and roundness semantically connect the kyklos to the
kymbo-, i.e. waveness.
kyo- means pregnant, mentioned in Hesiod's theogony
(HESIOD 1978
). Here we connect back to
chaia and
gaia.
kytokia is birth.
koima means sleep, sleeping together, (in the Indian
language: kama), karos (deep sleep, ~ of death) and koma
(sleep of death).
koi- (switched io-sound from kyo) means
everything connected to the nuptial bed. koitos is the root of
koitus, not, as is falsely assumed, from the Latin
co-ire.
kinai means lust, i.e. the agitated movements at
the occasion of the koitos, which leads us into the next field of
kine.
kine- is connected to everything moving. In
Aristotelian and Scholastic philosophy, the kinesis is the distinction of
life. In Timaios 52d to 53b, Plato talks about the kinetic device to mix
and separate everything in the creation of the kosmos.
kinion is a spindle, leading to kloste (thread),
klosma (web, thread), and finally klotho, the goddess of fate who
spins the thread of fate.
kadmos is the sound connection to
adam and
kedem
.
3.7.1.4. Lambda
laethae -> thanatos -> lysis
lysimelaes gliederlösend (hesiod, 121),
glied-erlösend
3.7.1.5. My
mae
mae : verneinend -> meontik
maedo- Beschluß, Ersinnen,
maedos Sorge, Klugheit, Verschlagenheit
männliche Geschlechtsteile -> maedea
maelon Apfel, Birne, Baumfrucht, Quitte
mealouchos / maelon echoo : Brusthalter
maelo- schafe... (82)
maen- / maeni- / -os : monat-
maenithmos : zorn, groll (maeni thymos ? ) (83)
maenis (homer) / maenit / maenio zorn, groll
meta / metr
meta zwischen, unter, mit, durch, vermittels
meta-noia (Matth. 4, 17) Zollitsch, Verhaltensbiologische
Essays, p. 69, 70
meta-noeite:denkt um,
seine Meinung ändern, (spätere) Einsicht,
Reue
nach massgabe , unter uebereinstimmung mit den
gesetzen
der Zeit nach , hinterher
(II, 68)
metro (II, 78) messen, zaehlen, schaetzen, beurtailen ->
timao
maetis , maetiaoo
maestor (II, 83) -> ratgeber
maetietaes -> maetiomai
maetis -> klugheit, einsicht, geschicklichkeit, rat,
vorsicht, überlegung
maeryomai -> Wolle zupfen, auflockern, einweben
maetis: sinn
maetiaoo im Sinne haben, beratschlagen
maetiomai ersinnen erdenken, bewerkstelligen, anstiften
maetis Klugheit, Einsicht, Ratschlag, Vorsicht,
Überlegung
maetaer
maetaer (83) mutter
maeterios mütterlich
maetra (84) mutter, gebärmutter
maetr- ... maetro-
maechan
maechanaoo - künstlich, ersinnen bereiten, aussinnen,
heimlich, tückisch (84)
maechanae Instrument, Maschine, Hilfsmittel, Mittel,
Erfindung, Kunst, Kunstgriff, List, Kniff
maechan / -ikos / -oeis
maechos 85 Hilfsmittel (maechanae)
-> technae
mimnaeskoo / mnaesoo 87 erinnern mahnen gedenken, nicht
vergessen
mis- hassend, gegen etw. sein
Melos
Melos: Melody, Song, Harmony,
Member
{G}lied, Lied, Singweise, Melodie, Harmonie
melpo, melpomai / melpsomai, singen
melphd- melphdaema Gesang
maedaea: Geschlechts-Glied
mnao
90-91
mnaomai / mnoomai, mimneskomai: to remember, remind,
reminiscence, sich erinnern, ge-denken
mnaema: Memorial, Ankenken, Denkmal Denkstein,
mnaemae: Memory, Remembrance, Gedächtnis, Erinnerung,
Erwähnung
mnaemo- =
mnaemosynae: Mother of the Muses, die Gedächtnis
(Heidegger, WHD)
mnaemon
monopol-: monopoly, alleinhandel 96
mousa: deity of song and music, Göttin des Gesangs, der
Musik 99
endo- / eso- morphology and exomorphology
3.7.1.6. O
onoma- : name, denomination,
appellation, designation,word, expression.
onta,
einai - being things.
With the "to ti aen einai" the thingness of things starts to
appear in Aristoteles. Plato uses this term sparingly (385b) and he does not
seem to differentiate very
3.7.1.7. Pi
Para-men-ithys (aka Parmenides)
can be read as: "straight beyond the mind".
pragma - things done, business,
negotiation.
This term is used by Kratylos. There is very slight variance
to
chraema, but it might be significant. The
saemei-phonic field of pragma is a little more oriented towards process,
dealings, and doings. The word
praxis belongs to this field.
Plato uses this term in the majority of places that are
translated as "thing"
.
Verschlagenheit -> Odysseus -> oudeis,
poly-tropos
verschlagen werden apoplanastei
plangchthae od. 1,2
Peira bedeutet Versuch,
gemachte Probe, Erfahrung (haben), aus Erfahrung wissen / belehrt sein.
peira,
peirazo (Verführer), Zollitsch,
Verhaltensbiologische Essays, p. 69, 70
peirastaes: Versucher,
Verführer -> erastaes: Liebhaber
peirastikos: zum Versuchen /
Probieren gehörig. -> en-peiria / em-peiria
peirar /
peiras:
peiratos.
Ende, Grenze , der höchste Grad, das Ziel, Vollendung
pera: Ort - darüber
hinaus, Zeit: länger
peras: das Ende, das
äußerste, Vollendung, Vollbringung, Vollziehung
perasis: Durchgehen,
Darübergehen, Übersetzen
perat
osis
:
Begrenzung, Endigung
peri- : rings herum
(Lieblingstitel bei Aristoteles)
poiae- and pathe-
The etymological connotations of the word
information and its uses indicate the
active-principle-centric thought system of western cultures. (As exemplified by
the Genesis creation mythology
[234]
, as well
as greek accounts: Plato, Timaios). These mythologies are always given from the
vantage point of an active agent doing some kind of in-formation with some
essentially passive matrix substance
[235]
.
This cultural complex is common to all Christian, Judaic, and Islamic, as well
as many other widespread thought systems, but it is not the only one possible.
The polarization between
active and
passive principles is best exemplified by its
greek roots
[236]
:
poiae- and
pathe-.
The rhizome
poie- indicates
anything relating to
actively doing, creating, bringing
forth
,
and extends into the latin rhizome
pote- with all
its european-language descendants:
potestas,
potency,
potential,
despotic etc., as well as the rhizome
pater,
father,
Vater,
patre,
patria, papa
,
Pope,
pitar
(Sanskr.). Maturana makes direct use of this concept with his principle of
autopoiaesis.
poiaesis: machen, hervorbringen, Erzeugen, Schaffen, Bilden,
Bauen, Verfertigen (Handwerker, Künstler), Dichten, Dichtkunst, Poesie,
Darstellung
poiaetaes: Verfertiger, Erfinder, Schöpfer, Gesetzgeber,
Dichter, Schöpfer eines geistigen Werkes
The range and classes of the impressions and expressions of the human body
The
poie- and
pathe- polarity and complementarity has found a
continuation in all major european languages through the latin roots of the
Impression and
Expression polarity. The range of
impressions of the human being is roughly
coincident with the senses, with some additional elements. The word
im-pression is related to
in-formation
[237]
.
In semiotic terminology, for anything to be appreciated as a sign, it must be
noticed, distinguished, experienced, and by any way enter into consciousness. In
information technogy, this is called the
input
channel
. Examples are: auditive, visual, kinesthetic
and tactile, smell, taste.
Vice versa, matching the spectrum of
impressions, are the
expressions. If something is to serve as a
cultural transmission instrument, a means of CMS, the human body must be able to
produce it, and
modulate it, consistently, repeatably, and the
results must be consistent with the intentions. This will cover the range of
expressions. In information technogy, this is
called the
output channel. Between the
impressions and expressions is a complementary relationship, but it is entirely
not symmetrical. To the contrary, its greatest cultural significance is its
asymmetry.
por
porphyr- purpur
pous: Foot, Fuss, Anthropos,
Oedipos (swollen Foot)
pragma: the deed, das Getane,
die Tat, Unternehmung, Verhandlung, Unterhandlung, Geschäfte
3.7.1.8. ph
phero /
phora tragen forttragen,
fortreißen
tragen, leiten, lenken, regieren
am-phora: amphi-phora, Gefäss mit zwei (beidseitigen:
amphi-) Henkeln
pheromenos: eilends, rasch,
botschaft überbringen
phren- Verstand, Geist, (Herz
?)
phos/phaos
The saemeiphonic field of
phos
,
phaos
,
photo-
,
phoos
is reigned by
phoibos
the god of light:
Apoll
.
photisma
.
phoibos: splendor, shining, sparkling, brilliant,
luminous.
This field extends to everything seen, visualized, also
luminance, and illumination:
phoibasma,
phoibetes: prophet, oracle, mantics.
phoinos
: purple,
phoenician, dark red (glowing).
A further connection exists to
aithomenos.
phosphoros
:
luck, fortune, rescue.
phos and
phone
are strongly
related.
phone is connected to everything making
sounds, the realm of voice, speaking, talking. We see the connection to
logos
.
The next interesting observation is the polarity of
Phaos and
Chaos.
This becomes relevant when we look at the song of the
aoidos of
chaea
, the
chaes-aoidos
, or as he is
better known:
Hesiodos
.
Here we find the
chaos or
. As we
will recall, it is an often used imagery of creation myths, also the one in the
bible, to describe a
transition of chaos to
phaos
. (Let there be light). This corresponds to the
phonemic switch from guttural, deep down in the throat to labial, which is at
the outer ends of the lips. This phonetic change could be quite
significant.
phys-
Physis, or the
Natura, the
Birth Giving,
the
womb
that gives birth to all existing things of nature,
and this is called
physis
in Greek, from
phyo,
phyein
, for begetting,
procreating, creating, growing. Then there is the field of
phytowhich covers everything relating to plants, then
phyllo which covers all the green and growing,
sap-containing leaves, and the grass. Because the universal
matrix gives birth to all the existing things, we
can call it the
hypo-physis. She is the one that
is
preceding, and
underlying the
physis.
Let us no follow the word-sounds of the famous Aristotelian
term of
hyle (substance), which is originally
wood, (and also a wide range of related terms:
forest, trees, building material, matter). We could tentatively contrast the
term
hylae, the dead, dry wood, and the
phylae, the green sprouting, sap-containing
living plant, and perhaps gain some insight into the contrasting views of those
approaches that treat the world as living being, and those which treat matter
(mater) only as dead thing.
3.7.1.9. The Semantic Field of Rho
This field is reigned by the third incarnation of
chaia,
gaia, and now
rhea (HESIOD
1978
, 135). She is the mother of Zeus, the ruler of the
fourth generation of gods. The drama of Ouranos and Kronos was repeated by Zeus
(HESIOD, 453-507).
rho is also a guttural, albeit not usually recognized
as such. Its character shows in the arabic and hebrew language where ch
and chr are the same sound.
Here we find
rhema
, the river,
the stream.
rheo / rhoo-
: everything in
dissolution by flowing away and apart.
panta
rhei
, as Heraklit
said.
rhoae
, rhoos
,
rhytos
is again everything flowing.
rhoth
- is connected to the
sound of moving water, waves, waterfalls etc.
(
Rauschen,
Brausen) as opposed to
rhythmos
, this type of
sound has an equal frequency distribution (fourier spectrum) of
overtone-sounds. In technical terms, this is
today called
white noise.
rhaegm- breaking waves
rhema
,
rhaesis
and
rhaeto
is
everything connected to
rhetorics
.
rhaps- pertains to the rhymes and poems.
rhombos
is connected to
kymbo and
kyklos, latin:
rot-, the
modern derivation
rotation.
rhyax
,
rhyas
is the upwelling and breaking forth of
forceful currents and undercurrents.
rhythmos
is again connected to
rhombos,
kymbo and
kyklos. It is
the rhythmic recurrence in all cyclical processes, also the (well-formed)
proportion of
Pythagoras
fame, leading us into
harmonia.
3.7.1.10. Sigma
sapro / saeper faul (saepsis)
seautou / s'auton deiner selbst (408)
selas licht glanz
semn- / o / a / oma wuerde, verehrung
semnaion = geheiligter ort, tempel, tempel der
Erinnyen
semno- göttern gleich, ehrwürdig
semelos = kochlias (II,410) -> (I,591) Schnecke mit
gewundener schale / alles schneckenförmig gewundene / schraube /
wendeltreppe
kochlos = auch musikinstrumente
Saema
saem- (411-412)
saema zeichen zeichen, merkmal, was sichtbar ist,
schriftzeichen, malzeichen, anzeichen, vorzeichen, siegel, grenzzeichen
meilenstein
= saemeion
saemaleos / saemansis / saema... / saemaia / saemasia
saemaino merklich machen, bezeichnen, ein signal geben,
besiegeln, versiegeln
saemeioo / -ein / oo , zeichen geben
saemantaer zeichengeber, heerführer
saemeiootikos = zum bezeichnen, bemerken
-> saemeio-phonae A.G.
men -> mne
Semele
Semele, Graves 27,11 p. 110, Semele was the other name for
Core, or Persephone, Isis
mother of Dionysios (Osiris) 134.4
Sperma
sperma ... Same(n), seed, sperm
Stoich{a/e}o...
In most translations of Plato's works,
stoicheia
and
grammata
are treated as
synonyms: meaning letters of the alphabet. But for Plato, there is a quite
marked distinction: when he talks about
stoichea,
he talks about spoken sounds, or
phonemes
, and when he
says
grammata, he means the
writtenletter. The translation of Kratylos has to be
treated with special care to yield any useful information of what Plato was
talking about. The saemei-phonic field of stoichea is:
stichao reih und glied
stichinos / sticho verse (441)
stoiche (442)
stoicheoma: element, fundamental building block, first
principle
stoicheoo: to teach the basics
stoicheomata:
the 12 signs of the zodiac
stoicheon:
letter of the alphabet
stoichos:
the rod or stylus of a sundial that casts
the shadow by which the time is
indicated on the dial
stoicheo: in Reihe stehen
It is easy to see that the term is heavy with connotations
from ancient cosmology. This subject has been treated in another of Plato's
dialogues: Timaios
. The first meaning of
stoicheoma
denotes the
idea of a first principle of the
cosmos
. The
zodiacal
signs can be clarified in connection with the
sundial
. The sundial was introduced in Greece by
Anaximandros
.
Liddell-Scott-Jones Lexicon of Classical Greek
stoicheion, to:
I. in a form of sun-dial, the shadow of the gnomon, the length
of which in feet indicated the time of day, hotan êi dekapoun to s. when
the shadow is ten feet long...
II. element,
1. a simple sound of speech, as the first component of the
syllable, Plat. Crat. 424d; to rhô to s. IBID=au=Plat. Crat. 426d;
grammatôn s. kai sullabas IDEM=Plat. Theaet. 202e; s. esti
phônê adiairetos Aristot. Poet. 1456b22; phônês s. kai
archai dokousin einai taut' ex hôn sunkeintai hai phônai
prôtôn IDEM=Aristot. Met. 998a23, cf.Gal.15.6:--stoicheia therefore,
strictly, were different from letters (grammata), ... s. letters which are
pronounced, A.D.Adv.165.17; grammata and s. are expressly identified by
D.T.630.32; the s. and its name are confused by A.D. Synt.29.1, but distd. by
Hdn.Gr.ap.Choerob.in Theod.1.340, Sch.D.T. l.c.:--kata stoicheion in the order
of the letters, alphabetically, AP11.15 (Ammian.); dub.sens.in Plu.2.422e.
2. in Physics, stoicheia were the components into which matter
is ultimately divisible, elements, reduced to four by Empedocles, who called
them rhizômata, the word stoicheia being first used (acc. to
Eudem.ap.Simp.in Ph.7.13) by Pl...
3. the elements of proof, e.g. in general reasoning the
prôtoi sullogismoi, Aristot. Met. 1014b1; in Geometry, the propositions
whose proof is involved in the proof of other propositions, IBID=au=Aristot.
Met. 998a26, au=Aristot. Met. 1014a36; title of geometrical works by Hippocrates
of Chios, Leon, Theudios, and Euclid, Procl. in Euc.pp.66,67,68F.: hence applied
to whatever is one, small, and capable of many uses, Aristot. Met. 1014b3; to
whatever is most universal, e.g. the unit and the point, IBID=au=Aristot. Met.
1014b6=lr; the line and the circle...
4. generally, elementary or fundamental principle, arxamenoi
apo tôn s. Xen. Mem. 2.1.1; s. chrêstês politeias Isoc. 2.16;
to pollakis eirêmenon megiston s. Aristot. Pol. 1309b16; s. tês
holês technês Nicol.Com.1.30, cf. Epicur. Ep.1p.10U., Ep.3p.59U.,
Phld.Rh.1.127S., Gal.6.306.
5. astrôn stoicheia the stars, Man.4.624; s. kausoumena
luthêsetai 2 Ep.Pet.3.10, cf. au=2 Ep.Pet. 3.12=lr; esp. planets,
stoicheiôi Dios PLond.1.130.60 (i/ii A.D.)
6. s. = arithmos, as etym. of Stoichadeus,
Sch.D.T.au=PMag.Par. p.192 H.
stichao: rank and file
stichinos / sticho: verse
stoicheoma: element, fundamental building block, first
principle
stoicheoo: to teach the basics
stoicheomata: the 12 signs of the zodiac
stoichos: the rod or stylus of a sundial that casts the shadow
by which the time is indicated on the dial
stoicheo: to stand in rank and file
Plato and the stoicheia
In most translations of Plato's works,
stoicheia
and
grammata
are treated as synonyms: meaning letters
of the alphabet. But for Plato, there is a quite marked distinction: when he
talks about
stoichea, he talks about spoken
sounds
, and when he says
grammata, he means the
written letter.
In Timaios
, more meanings are given:
The first meaning of
stoicheoma
denotes the idea
of a first principle of the
cosmos
. The
zodiacal
signs can be clarified in connection with the
sundial
. The sundial was introduced in Greece by
Anaximander
. (Gadamer)
Plato talks in Phaidros
(276a) of the
grammata as the shadow pictures of the living,
animated logos
. He uses a very subtle word-play here,
the opposition of
eidotos
(true knowledge) and
eidolon
(shadow image):
Ton tou eidotos
logon legeis, zonta kai enpsychon, ou ho gegrammenos eidolon an ti legoito
dikaios
'You mean the living, ensouled speech, the
logos, of the truly knowledgeable, of which the written version can only be
looked at as shadow image?'
stom- / stro- / sym-
Canonical: {/s}{/t/tr}{e/o}{m/n/ph}
stom / a ... mund, maul, schlund
streph
o... drehen,
winden (445) ->
trepho /
tropae
-> strophae, Drehen, Wenden, Kreisen
kata-strophae Um- und
Rückkehr , Wendepunkt im Drama, Polyb. Luc. (Rost 535)
kata-streph
o umkehren
umdrehen, umwenden
strophalinx wirbel,
krümmung (447)
strophinx, zapfen,
türangel, -> gomphois
s.chaema haltung gestalt form
figur (496)
sya- sye-
wilde schweine, lat: sus
sybotes schweinehirt
sybaris: schwelgen
Syn-
mit samt, nebst, auf jemandes Seite, Kameraden,
Anhänger
mit, nach, gemäß
Verbindung, Gemeinschaft, Teilnahme
zusammen
3.7.1.11. Thaeta
th ist häufig wie s gebraucht (432)
thaema . . theama theaeme
thaeaeto anschauen, staunen (445)
thao säugen, melken
theaomai anschauen, sehen, wahrnehmen
thaumazo bewundern
thanatos tod
a-thanatos unsterblich
3.7.1.12. Tau
techne
When we look at the saemei-phonic field of
techne, we find many similar-sounding words that
bear some connection of meaning, but are spelled slightly differently.
1 kunst, gewerbe, handwerk wissenschaft
2 kunstfertigkeit, geschick
3 Kunstgriff, list betrug
4 sitte, art, mittel etwas zu erreichen
5 kunstwerk
-> maechanae
tetykein: to create, form,
manufacture, smithing, carpentering: to create, form, manufacture, smithing,
carpentering
the root verb form of the field
techne: art, craft, skill,
trick, fraud
tekton: carpenter, constructor,
smith, creator, procreator->tekno
tektaino: woodworking,
carpentering, metal working-> texis
tektonike: the art of
woodworking (giving the hyle a morphe)
teuchos: tool, gear, ship gear,
vessel, armor, weapon
tykos: stone hammer ->
tykisma -> typis -> teich
tykisma: stone building, stone
wall
teich-: everything pertaining
to fortification walls
tekmar: to set a goal, to judge
from signs, conclude, to reckon, : to set a goal, to judge from signs, conclude,
to reckon,
to calculate
tekno: to procreate
children
tokos teke tekno -> gebären / zeugen, ->
tiktein
texis: melting, dissolve->
etaxen, ->taxis
to change appearance through dissolution
taxis: order, battle
order
tagma: the thing ordered,
positioned
taktikos: pertaining to the
battle order, tactical
typo-: everything created
through impression, embossing, printing, engraving
tiktein: zeugen ->
gennan
theo-gonia
chaes - aoid aio: chaes-{aoidos/odos} -> Hesiodos
ara: ch - ae : ch-aos ch - aea -> nyktos ->
gaea
ouranos rhea
Tri-gono-m{a/ae}trie
Das griechische Rhizom geno- gono- gyno- hat mit Winkeln
(Schamdreieck), und allem weiblichen zu tun. Trigonometrie heißt also
ursprünglich: Die Urmutter (meter) mit dem Schamdreieck (gono). Also eine
ursprüngliche matriarchale Dreifaltigkeit. Euklid würde sich im Grabe
umdrehen! Ob sich eine Verbindung von (geno- gono- gyno-) zu
genius ziehen läßt, weiß ich
nicht, ich müßte mal wieder im indogermanischen Wörterbuch
nachblättern, dazu komme ich aber nur in München am Institut für
Indogermanistik.
Tropae
Tropae (trepo): das Umwenden, das Umkehren, Schlagen,
Forttreiben der Feinde
Umkehr, Rückkehr, Wendung, Veränderung
haeliou tropai: Die Sonnenwende(n), cheimerinai:
Winter/Sommersonnenwende
tropikos: der Sonnenwende zugehörig
tropologeo: tropisch, figürlich
sprechen
tropos: Wendung, Richtung,
Art & Weise, Einrichtung, Verfassung, Manier, Sitte,
Gebrauch, Mode, Charakter, Wesen
-> en-tropae: (en-tropomai) das in sich gehen, Scham,
Achtung, Rücksicht (328)
-> en-tropia: Windungen oder Ränke
-> strophae
3.7.1.13. W
weben, webstuhl -> Ill 1,31 epoichomenae den Webstuhl
umgehend / auch Gebärstuhl (Rost 375)
histourgia (Weberei, textus), hyphainein
3.7.2. An example of epic imagery: The
Proimion of Parmenides
The work of Parmenides stands at a cultural cross-roads, or
cultural switch which the greek
self-reflexion
aka
history of philosophy (
Denken über
das Denken
, Heidegger WHD: das
légein des
lógos) made
around -600 to -500. Formerly, this reflexion style was clothed in the epic
poetry of Homer and Hesiodos (glossary: Epos), and after Parmenides, the
influence of the newly invented technology (around -600) of the written text
(
textus,
histourgon) made itself felt, and philosophy
became based on the prosa style used by the later philosophers. Heidegger
devotes his work WHD mainly to this important philosophical-historical junction.
His main focus is a crucial passage in the main text:
chrae to légein te noein t' eon
emmenai
Nötig ist zu sagen und zu denken,
dass das Seiende ist.
Parmenides, Frag. VI / Heidegger: WHD, 105
The work of Parmenides is still composed in Hexameter but its
content is already philosophical, not mythical any more. Conceptually, this work
is a very significant step in the development that led to Plato, and Plato
derives many of his key ideas from Parmenides. But Platon sharply polemized
against the epic style and ductus of the
aoidoi-poets. It has been asked why Parmenides
resorted to a style of writing that was already antiquated at his time and would
under philosophical views not be considered fitting to the subject matter.
Parmenides can be considered as one who still had access to the old traditional
art of the
aoide, and knew how to apply it.
The present work seeks to continue the exploration of semantic
rhizomes as Heidegger has pioneered in WHD. We will choose his work as point of
departure, and focus on the most enigmatic part of the work: the proimion
(introductory passage). Here it can be experienced to the full where Parmenides
uses the formal methods and the mental imagery of the older epic tradition to
full effect. It has been noted that the proimion poses a strong contrast in
style to the main text: Whereas the main text deals with the immutable eternal
realm of truth, the proimion recounts a breathless race Pleger
(1991
, p. 102).
The following is the first part of the proimion. In the
original, it continues to verse 32. We will only consider the part framed by
hippoi ... hippous.
3.7.2.1. The Text
Quoted from Parmenides (1974), engl. transl. A.G.
B1
hippoi tai me pherousin, hodon t' epi
thymos hikanoi, (1)
pempon, epei m' es hodon beaesan polyphemon
agousai
daimonos, hae kata pant' astae pherei
eidota phota.
tae pheromaen. tae gar me polyphrastoi
pheron hippoi
harma titainousai, kourai d' hodon
haegemoneuon. (5)
axin d' en chnoiaesin hiei syringos
autaen
aithomenos. doiois gar epeigeto
dinotoisin
kyklois amphoterothen, hote sperchoiato
pempein
Heliades kourai, prolipusai domata
nyktos
eis phaos, osamenai kraton apo chersi
kalyptras. (10)
entha pylai nyktos te kai haematos eisi
keleuthon,
kai sphas hyperthyron amphis echei kai
lainos oudos.
autai d' aitheriai plaentai megaloisi
thyretois.
ton de Dikae polypoinos echei klaeidas
amoibous.
taen dae parphamenai kourai malakoisi
logoisin (15)
peisan epighradeos, hos sphin balanoton
ochaea
aptereos oseie pyleon apo. tai de
thyretron
chasm' achanes poiaesan anaptamenai
polychalkous
axonas en syrinxin amoibadon
eilixasai
gomphois kai peronaeisin araerote. taei rha
di auteon
ithys echon kourai kat' amaxiton harma kai
hippous. (21)
3.7.2.2. The Sem{e/aio}phonic Field
hippoi tai me pherousin
the horses that carry me
hurriedly
The Sem{e/aio}phonic field of
phora
,
phero
contains the meanings of carry, fly, pull away. The english words
ferry,
far,
furthering,
forth have a connection here. In German,
there are distantly connecting words:
Fahren,
Fahrt (in einem Pferde-Wagen),
Fähre,
Furt.
Via
Ferd, the word
Pferd itself equally continues this line.
pheromenos means hurriedly, fast, quick. This leads over to the field of
messages and messengers. The connotations of "carry"
carry over into the semantic field of bearing (fruit), fertility. In modern
medical science, there appears a wonderful "magic"
word:
pheromone, which was intended to mean something like "(some kind of)
hormone, transferred by aerial passage".
pheromones are said to work
directly on the limbic system, bypassing the higher cognitive centers of the
pre-frontal brain.
hoson
as far as
t' epi thymos hikanoi
the will will carry
thymos
means not only
will but also
soul, feeling, heart, courage, boldness.
pempon,
pulled me forth,
epei m' es hodon (path) baesan polyphemon
(renowned ) agousai (lead) daimonos (goddess)
having led me onto the renowned path of the
goddess
agousai /
agós: leader,
ag
o: to lead, to drive, to bring, to rule,
order,
ag
on
:
fight, exertion arab.:
jihad
/
jehad
hodos
: the way, the path.
directly connected by the sound is the word
hosos
: as far, as much, as long (on the
way).
polyphemon
also means: where
many voices are heard. We can relate
phaeme
to
lat.
fama, and
fame. A further relation is with
phone
. See below, the connection to
phos.
daimonos
means god, goddess,
divine being, and the (super-) human souls of the golden
age
(see above:
chrys
-
chros
- and the accompanying Sem{e/aio}phonic
field).
daemon
: knowing, sage.
daemosyne
is experience, knowledge, wisdom,
sagesse. Here we have the connection to the lost wisdom of the golden
age.
hae kata pant' astae pherei eidota
phota
which leads the well educated man through
all places.
(This translation may lead us into strange places
indeed.)
hae kata (downwards) pant' (all, the All) astae (educated)
pherei (carry) eidota (image, idea) phota (illuminated)
We first notice that we have a full succession of words for
"leading"
(to somewhere specific) from the wealth of
archaic greek sound imagery:
pherousin..
hoson...
hikanoi...
pempon...
hodon...
agousai...
pherei. The last word gives us the lead where we are being led to: into
the reigning concept of the proimion: The
Light -
Phos. We know
the word
pharos
for lighthouse, "the light that
leads the way".
pherei -
pharos -
phos. This is implied
here.
asteios
: urbane, well
educated.
We are probably not mislead too far off the right path when we
assume that the eidota phota bears a special meaning here, as the
illuminated and illuminating images that we are being led to by the
daimonos or the spirits of the archaic age of aoidoi.
3.7.2.3. The field of eidos
eidos
idon
: to see, to appear, to know, to understand,
to recognize,
eidol
- is everything connected to
images and idols. We can draw a direct connection from
eidos to
aoidos.
idea
and
idaee
leads us into the
platonic
philosophy of
idea
or
essence of
the
phenomena. This is the essence of Parmenides'
work: the eternal, unchanging being that can be grasped and understood only with
the
nous
or spirit-understanding.
3.7.2.4. The field of phos/phaos
The Sem{e/aio}phonic field of
phos
,
photo-
,
phoos
and
phaos
is
reigned by
phoibos
the god of light:
Apoll
. This field extends to
everything seen, visualized, also luminance, and illumination:
photisma
.
phoibos: splendor, shining,
sparkling, brilliant, luminous.
phoibasma,
phoibetes: prophet,
oracle, mantics.
phoinos
: purple, phoenician,
dark red (glowing).
phosphoros
: luck, fortune,
rescue.
phos and
phone
are
strongly related.
phone is connected to everything making sounds, the
realm of voice, speaking, talking. We see the connection to
logos
.
The next interesting observation is the polarity of
Phaos and
Chaos. This becomes relevant when we look at the song of
the
aoidos of chaea
, the
chaes-aoidos
, or as he is better known:
Hesiodos
. Here we find the
chaos or
. As we
will recall, it is an often used imagery of creation myths, also the one in the
bible, to describe a
transition of chaos to phaos. (Let there be light).
This corresponds to the phonemic switch from guttural, deep down in the throat
to labial, which is at the outer ends of the lips. This phonetic change could be
quite significant.
tae pheromaen.
thus I was carried forth
tae gar me polyphrastoi (knowledgeable)
pheron (carried me) hippoi (horses)
to where the knowledgeable horses carried
me
We may assume that there is a subtle Sem{e/aio}phonic
connection between
phero,
phora, and
phrasto- via the
metaphor of message mentioned above.
polyphrasto-
derives from
phraenae, and can be translated as
having wit or as being
sagacious. The subtle connection to the word
carry can be constructed when we
carry over
meandings
from one context into another (different
or higher order). In Philology, we speak of
trans-lation (Über-setzung ->
Fähre). In Philosophy, we find a similar field in Hermeneutics and
Interpretation. In Psychology, this is called
transference or
Übertragung. Otherwise it is also known as
inter-ligence.
As a side note: from this passage derives the old military
adage for the soldiers that they should abstain from thinking and leave this to
the horses, who have larger heads than they (A.D.)
harma (chariot) titainousai (tearingly pull
forth),
they tearingly pulled forth the
chariot
titaino
- connects us to the
archaic word of
titanic energies. The meaning is connected to an
ultimately extended or intended bow. The mental imagery gives us the figure of a
titan who is stretched bent between heaven and earth. We have a titanic effort
descripted here,
all forces are bent under the will-power to the point of
breaking. We are being told and being led into the deeper and deeper reaches
of the archaic mind, the titanic mind, of the first generation of creation that
Hesiod tells us about.
harma
is the two-wheeled
chariot of homer
ic adventure origin. We will get some
interesting details on it in a moment. For classical Greek thought, the
harma is the "Leitmotif"
or lead symbol of the
archaic mental frame. We recall
Phaeton
, because
this is the point where he lost control over his horses and careened straight
into his desaster with the sun chariot. We are on the safe side, because we have
expert guidance without which we would have no chance.
Further meanings of the root
harm
- are: put together, join together, couple,
sleep together, unite,
harmony,
harmonikos. In the indian Sanskrit
we find the
Yoga or
jugum im Latin, both meanding
yoke. The
yoke is
the device by which two oxen are chained together, to draw a pullock
(pull-oxen). The technological advantage of the
harma
-warriors of the bronze age (of
Homeric fame), was that their war chariots were drawn by speedy horses, while
their hopeless adversaries had only heavily armored oxen carts, which the speedy
harma
-warriors outran in a series of
bronze-age Blitzkriege, by which the ancient
aristocratic order of
harma
-warriors was
established all across the Eurasian continent. See Spengler's masterful analysis
of that once
Geheimwaffe of the ancient warrior
mythology. One very
Geheimwaffe aspect of the
technological art of
harma
-war is that the
yoke which is useful for the oxen, will
choke the horses. Something more fitting for then
had to be found (an old meaning of
fitting,
fitness is: to
equip with suitable
weaponry
. again we find our old friend the horse:
equip means:
quippous,
hippous)
kourai d' hodon (the way) haegemoneuon
(guided).
Sun-daughters guided the
way
Here we have the connection to the sun god(ess). Actually, it
is explicitly given later on, in (9), where we get the word
Heliades
.
This is Women's Work.
axin (wheel hubs) d' en chnoiaesin hiei
syringos (reed whistle) autaen aithomenos (red hot).
the axle in the wheel hubs screetched the
shrill sound of a reed whistle, red hot was it.
aithos
or
aitops
is the field of fire, burning, heat,
glowing red with heat, also the red hot iron.
We are lead back deep into the semantic rhizome of
phos
and
phonae
,
giving us the connection of the light and the sound, the
phoinos
, which means purple red. We also get a
cosm{ological/gonic} connection by the sound field of
chnon
, axon
,
pramantha
or
prometheus
, the fire drill, leading us into the
deepest abysses (
chasms,
maelstroem) of archaic cosmology.
Dechend / Santillana (1993)
In
syringos and the connection
of
aithomenos ...
aisomenos ...
aidomenos
, the double meaning of
aio as
hearing and wind-sound reappears, only immensely magnified to the limits of
endurance. The sound fields of
audae and
asomai appear.
(7,2-8,1) doiois gar epeigeto dinotoisin
kyklois amphoterothen,
because it was driven by two whirling wheels on both
sides
we may recall the other meanings of
kyklos
in the cosmic realm, meaning eternal recurrences
and stellar revolutions.
(8,2-9,1) hote sperchoiato pempein Heliades
kourai,
as with even more hurry the heliadic daughters led the
way
We get the feeling of continuously rising tension. This is
very serious business, fraught with danger, and we must not slow down, because
something (the night) will catch up with us when we do, engorging and engulfing
us mercilessly, throwing us back into the abyss. This is the next best visual
imagery coming as close as is possible to some very phantastic scenes out of the
Star Wars Mythology
where the rocket ships of the
federation make it barely through a closing stellar passage.
(9,1-10,1) prolipusai domata nyktos
eis phaos,
leaving behind us the house of night,
toward the light.
Now we have almost made it. We have escaped the precession of
the equinoxes
and are now beyond the time
barrier
. We have entered the realm of the
eternal
. (Interpretation according to: DECHEND
1993
).
(10,2) osamenai
kraton apo chersi kalyptras.
forcibly removing the veil from the
head.
osamenai
has the root sound of
ousia
, the essence of
Aristoteles
. We are connected back to
eidota
, the
images of the eternal being.
The veil is removed, now we can see clearly, truly, and really. The eternal
vision is cleared for us. It takes some more effort to remove this last veil.
ous- is the root word for a handle, the handle by which we can hold
things in reality.
(11) entha pylai nyktos te kai haematos
eisi keleuthon,
here is the gate of the ways of the night
(nyktos
) and the day
(haematos
).
keleuthos
is again another word
for the way, the path, the voyage. The next connection to a known sound field we
have is
kyllos
, leading us to
kyklos
. There are
straight and directed
(ithys
) paths and voyages and there are
cyclical
paths. This gate signifies their parting, the cosmic cross-roads.
Keleutheia
is a name for Pallas
Athene
.
There is one more station to pass, but it is not an obstacle
to us, just another sign that we have made it. This is the gate separating the
Ways. It is the gate of the passage of time, of endless ever-recurring kyklois
of day and night.
kai sphas hyperthyron amphis
echei kai lainos oudos.
and a gate lintel and a stone step surround
it.
We find in the word
hyper-thyron
the root of the german
Türe
Tor
, and the
english
door
.
lainos
means made from stone.
echo
- means: hold, hold fast, give a
hold.
autai d' aitheriai plaentai megaloisi
thyretois.
The gate itself, shining with etheric
light, is filled with huge swinging doors
ton de Dikae polypoinos echei klaeidas
amoibous.
for which Dike the all-sentencing
(punishing) polypoinos
holds the keys to entry
and exit.
This will lead us straight to
Anaximandros
and the
apeiron
. There the Dike is not a mythological
goddess but the impersonal cosmic law of all things arising and
decaying.
taen dae parphamenai kourai malakoisi
logoisin
peisan epiphradeos,
To her spake the Sun-daughters with gentle
words and persuaded her
hos sphin balanoton ochaea aptereos oseie
pyleon apo.
to pull back the bolted bar from the
door
tai de thyretron chasm' achanes poiaesan
anaptamenai
and it opened wide, like a yawning, gaping
abyss, the gorge of the doors
This leads us straight to Hesiod
's
account of
The Beginning.
chasm
and
achanes
is the imagery of the
chaos
. Depicted is the gate of the
apeiron
which is the gate of
chaos. We are
now lead through the maelstrom, called
Amlodhi's (Hamlet's)
mill
(Dechend 1993
). The
theme is the same as above. We are leaving the realm of temporal existence,
proceeding into the eternal realm. We may call to memory our contemporary
physical cosmological imagery of
black holes
, the
maelstrom of gravity that exactly parallels this archaic tale.
polychalkous axonas en syrinxin amoibadon
eilixasai
gomphois kai peronaeisin araerote.
turning the
polychalkous
brazen / bronze (aere perennis) axes
(pylons) with nails and rivets in their hinges
taei rha di auteon ithys echon
kourai kat' amaxiton harma kai
hippous.
right through there, in the straight way,
the Sun-daughters guided the chariot and the horses.
ithys
,
itharos
is everything connected to
straight(forward), also clear, pure.
idea
is not
far away from this idea.
ithyphallos
is the
erected phallos.
amaxa-
,
amaxi-
, is everything belonging to the chariot
and the cart. Also the
stellar signs of the big and little
dipper
(great and small vessel,
mahayana
and
hinayana
).
Now we have left the kykloid ways of temporal existence and
have returned to the straight path of Eternal Truth. This brazen door
made of aere perennius had slammed shut 2500 years ago, and no one had
entered here afterwards. Plato only had a dim recollection of what had occurred
here. He did not have the key any more. For him, this was already dark, obscure
mythology, as it was for all the countless generations of philosophers after
him.
3.7.2.5. Deeper meanings of Greek names
After this tour de force which will surely earn us a heavy
beating by linguists, philologists, and philosophers alike, we might be really
brazen and get tempted to ask a really idiot question (See:
->:IDIOT-QUESTION
). What if there
was more to the name Parmenides than just an arbitrary name (onoma homoion to
pragmati)? We know from the amerind people how they chose names to reflect an
essential character trait of the bearer (Chief Sitting Bull). What if we were to
parse the word
Parmenides and come to something
like:
para-men-ithys (straight beyond the mind).
We can then graduate to Hesiodos, and analyse that as
chaes-aoidos , the aoidos of
chaos-chea-gea-gaia-rhea, which is exactly what
describes the essence of his work
(
->:SEM{E/AIO}PHON-NET
). Then we might
advance to Anaximandros, and get something like: Anax-andros, or
Ana-Axin-Andros. Timaios has some connection to the greek word
timao, or to weigh, to deliberate. Then we might
try
Prometheus, whose brother interestingly was
called
Epimetheus (the
before-thinker, and the
after-thinker). Santillana and v.Dechend note
that there is a connection to the vedic root term
Pramantha, or fire drill (DECHEND
1993
). And last, but not least, we get the toughest job
of them all: Homer. He was the first and foremost
aoide as we have already mentioned. See
->:AOIDE
. That again is connected to
aio. Let us now make a quick detour to a different corner of the world and take
up the thread that we connected to the word
aoum. We now get this little
onoma-Sem{e/aio}phonic kyklos:
aoide - aio - aoum - soma - haoma - homeros -
aoide
3.7.2.6. The Omnipresence of embedded Ontologies
The forces that shaped modern european languages are to be
found 2500 years ago in the development of greek language. The semiotic
decisions and developments made between the time of Heraklit and Anaximander
about -600 and the time of the Alexandrinian library became the foundation of
the whole of western thought structure. They filtered directly into Roman
Imperial Latin, the language of Cicero and Horaz, and from there into Church
Latin, the Scholastic Age, and from there, with incorporation of the wisdom of
the Byzantine Empire in european Renaissance thought and finally the thought
systems of modernity: Bacon, Galileo, Copernicus, Newton, Descartes, Leibniz and
Kant. The apparent diversity of european languages makes us forget that the
underlying world models, their built-in ontologies, are extremely uniform.
Because it is so all-pervasive, it is extremely difficult to separate out the
determinants of this world-system. Kant's Critique was only the last of a long
series of efforts to sort them out in a set of universal categories and arrive
at a base that is not determined by the indo-european graeko-roman thought
structure.
3.7.2.7. Seven Seals
... On Multi-Level Codings and Experimental
Linguistics
We might conclude this tour through The Aoide
Sem{e/aio}phonic Universe with showing some vistas that up to now had to
remain beyond current scientific validation because of lack of proper
instruments. Perhaps by using new fuzzy phonetics logic and statistical based
tools can we gain an approach that is above mere speculation. This is the field
of Multi-Level Codings. It was said of the old scriptures that they were
guarded by seven seals, only to be fully understood by the initiates. Although
we have learned to decipher many of the old texts, and we are able to read a
sense in them, the question is: While we have a meaning, do we have the
message? This question must remain so far outside the realm of scientific
investigation until the Symbolator is actually constructed. Only then can we
interrelate all the available data of the old scriptures and epic tradition in
one coherent data model. As coding theory tells us, any feature of an epos might
serve as information carrier. Thus, we don't only have the conventional meaning
of the words, but also their arrangement, the subtle variations of rhythm, of
melody, and many more factors. When we can take all these factors into account,
we can start at a work that could be called Experimental Linguistics,
because now, it would be possible to construct and validate a great number of
variations of codification.
This work has a long tradition, of course. In "Hamlet's
Mill"
Giorgio Santillana and Hertha von Dechend propose
a codification of astronomical knowledge in the old mythology (Dechend 1993). A
similar case is advanced in "The Myth of Invariance" by Ernest McClain (McClain
1978). Finally, we could mention the cabalistic tradition, as exemplified by
Carlo Suarez (Suares 1976). Perhaps we can then uncover something in the great
Vedic Tradition that has been hidden during thousands of years, carefully
guarded in hundreds of generations of oral transmission by the Brahmin culture,
and immensely valuable for the future of humanity on this planet.
3.7.3. Plato, Kratylos: Onoma homoion to
pragmati
In Kratylos, Plato talks about the relation betweeen the
sounds of words and namings, and their meaning. He opposes two views:
1) The names of things and people are products of social
convention only. Prodikos (384b) and Protagoras are (386a) the proponents of
this view. The famous statement of Protagoras is cited:
panton (all)
chraematon (things-of-daily-use )
metron(measure)
einai (is)
anthropon (the-human).
'The human is the measure of all things.'
2) The view of Kratylos is summed up in (Kratylos
434a):
to onoma homoion to
pragmati
the name similar the thing-being-dealt-with
'The name is similar to the thing'.
Plato's treatment of the subject is peculiar. As in most of
his dialogues, he lets Sokrates do most of the talking, but he professes to be
ignorant about the subject (Cusanus: idiota de mente). And those who are
knowledgeable, are not present (Prodikos and Protagoras), or are given no
opportunity to talk. Kratylos appears only in the last quarter of the text,
starting at 428d to 440. He has hardly the opportunity to say two coherent
sentences about his view on the matter when he finally gets the word. Therefore,
the Kratylos dialogue has even been interpreted as a semiotic joke that Plato
made to befuddle his students in the academy and us across the millennia. Or it
can be assumed that Plato didn't have the right conceptual tools to make a
semiotic analysis. This seems to be a modern interpretation which is also
proposed by Eco (1994: 25). There are two questions remaining: First: Plato is
known to be one of the most outstanding geniuses of mankind, but humor was not
one of his strong points. Second: Why did he go through such an effort to make
it known to posterity, that he didn't know very much to say about the matter? If
we assume that Plato saw enough relevance in the subject to write about it, then
there are again two possibilities: 1) He knew more about it than he wanted to
write, keeping the unwritten teachings hovering in the background. 2) He was
guessing himself, but wanted to preserve something that even he, one of the most
knowledgeable men of his time, had only a dim recollection of, so that it became
not totally lost to posterity.
Now what shall be proposed here, is not an answer to the
question, if there ever is an answer at all, for in its profundity, this is the
question of
the ideal universal language (Eco
1994: 25). Instead, a way of continuing the socratic method of asking questions
shall be proposed. We are ignorant, but we have a
docta
ignorantia
(Cusanus) to apply. In order to ask
better questions, we need a different conceptual infrastructure. We need to
apply different research methods that have come to our reach only just now with
the availability of very powerful computer based (fuzzy linguistics, bayesian
logic) linguistic tools. In order to enlarge on the arguments presented here the
computing machinery would have to be available in the first place.
3.7.3.1. The Kratylos hypothesis and the autopoiesis of language
In 434a, the view of Kratylos is even extended to include not
only the words but also the letters of which the words consist:
(Oukoun eiper estai to onoma homoion to
pragmati,)
anankaion pephykenai ta stoicheia homoia
tois pragmasin
necessity in-natural-manner the {sounds /
the letters} similar to the things
'then by necessity must the sounds (the
letters) be similar to the things also'.
In full: "If now the name is similar to the thing, then by
natural necessity must the {sounds / letters} be similar to the things also".
Let us call this statement the
Kratylos
hypothesis
. This statement of Plato contradicts the
"signe arbitraire"
principle of current linguistic
consensus as it was coined by Saussure. The observation of Wilhelm v. Humboldt
makes a similar statement: "In reality is a statement not constructed of the
words that it consists of, but to the contrary, the words arise from the
totality of the statement."
Humboldt, (1963, Ges. Werke, VII, 17, p. 72.)
3.7.3.2. The terms used by Plato
The translation of classical greek texts usually causes no
problems when one needs to find equivalents for words of common culture use
like:
house, ship, knife, loom, horse, sheep, river, tree,
mountain
,
etc., because they denote easily identifiable tangible, physical objects that
are common in western, indo-european cultures. Philosophical texts present more
of a problem for translation because of the extreme variance of semantic fields
of key terms used as compared with modern european languages. Kratylos is even
more problematic because Plato uses his words in a technical sense, and uses
them while he talks about them, without having a proper meta language at his
disposition. Here are the semantic fields of some of the keywords used by Plato
(based on Rost 1862):
onoma - name, denomination,
appellation, designation,word, expression.
chraema - this semantic field
denotes things of practical relevance and objects of human environment: thing,
action, usage, money, belongings, happenings. There are many similar-sounding,
similar-meaning words in the field: chreia, chreos, chreoo, chrae, chraezoo,
chraestos, chraestes, chraeo.
chraema was the
term used by Protagoras. If the very global meaning of "thing" is substituted
for the more specific sense of "objects of human environment" then we get the
most obvious and commonsense statement of "the human is the measure of all
objects of the human environment". No one would want to argue against this.
Otherwise what would they be there for? Today, one would call that statement a
core requirement of
ergonomics.
pragma - things done, business,
negotiation. This term is used by Kratylos. There is very slight variance to
chraema, but it might be significant. The
semantic field of pragma is a little more oriented towards process, dealings,
and doings. The word
praxis belongs to this
field. Plato uses this term in the majority of places that are translated as
"thing"
.
onta,
einai
- being things. With
the "to ti aen einai" the thingness of things starts to appear in Aristoteles.
Plato uses this term sparingly (385b) and he does not seem to differentiate very
much between the terms.
3.7.3.3. The stoicheia as used in Kratylos and Timaios
In most translations of Plato's works,
stoicheia
and
grammata
are treated as
synonyms: meaning
letters of the alphabet. But
for Plato, there is a quite marked distinction: when he talks about
stoichea, he talks about spoken sounds, and when
he says
grammata, he means the
written letter. The translation of
Kratylos has to be treated carefully to yield any useful information of what
Plato was talking about. The semantic field of stoichea is:
stoicheoma: element,
fundamental building block, first principle
stoicheoo: to teach the
basics
stoicheomata: the 12 signs of
the zodiac
stoicheon:
letter of the
alphabet
stoichos:
the rod or
stylus of a sundial that casts the shadow by which the time is indicated on the
dial
It is easy to see that the term is full of connotations from
ancient cosmology. This subject has been treated in another of Plato's
dialogues: Timaios. The first meaning of
stoicheoma
denotes the
idea of a first principle of the cosmos
. This is also
called the
archae
. The
zodiacal
signs can be clarified in connection with the
sundial
. The sundial was introduced in Greece by
Anaximander
. He is also connected with the original
formulation of the greek theory of the four elements
and
the
apeiron
(Hölscher 1989
, p. 172). The corresponding passage
is in Timaios 48b:
Instead, as if we knew what really is the
true nature
of the fire
, the
water
and the others, we talk about them as the origins
(archa
i), in a way that we equate them with the letters
(the
stoichea
or original
components) of the cosmos. But it is not adequate that the amateur may even
compare them with the form of the
syllables
.
This passage shows direct correspondence with the Kratylos
hypothesis. The four elements
as Timaios describes them
in the quotation, are also called
stoichea.
Anaximander
had brought the sundial from
Babylon
. The dial is partitioned in 12 sections, like
any modern clock is, corresponding to the 12 hours of the day. The 12-scheme of
the hours corresponds to the 12-scheme of the months of the year and the 12
zodiacal signs wich are all of babylonian
(or
chaldean
) origin. In the world of antiquity, if one
wanted to learn about astronomy/astrology
, one went to
Babylon
, because here were the first and foremost
experts of all the
oikumene
[239]
on that subject. Timaios,
who is the fictional narrator
in that monologue, has been introduced to the group in 27a as the one who is the
most expert of them on Astronomy/Astrology
. Obviously
Timaios
must have been in
Babylon
to learn the basics (or
stoicheoma
) of the story
he is telling in Plato's
Timaios, just like
Anaximander
before him. We now have one detail left to
clarify: why and how might the word
stoichea have
acquired the meaning of letter-of-alphabet which is usually denoted by the word
grammata
? Let us create a mental image of a
sundial
: We see a rod, or stylus, the sun shines, and
the stylus casts a shadow. Then we call into memory another memorable fable of
Plato
, the
cave
parable
. There, Plato talks
about a big cave where miserable humans are chained fast to their seats so they
cannot move and only watch the shadows dancing on the cave walls, forever
entertaining themselves guessing what these shadows mean and what they stand
for. The connection to the stoichea becomes immediately clear. The symbols of
the alphabet
are viewed as the shaped holes through
which the pure light of the divine logos shines. The shadows that are cast on
the dial of the sundial or the cave walls are the meanings of those symbols as
we perceive them from our lowly perspective. Plato talks in
Phaidros
(276a) of the grammata as the shadow pictures
of the living, animated logos
. He uses a very subtle
word-play here, the opposition of
eidotos
(true knowledge)
and
eidolon
(shadow
image):
Ton tou eidotos
logon legeis, zonta kai enpsychon, ou ho gegrammenos eidolon an ti legoito
dikaios
'You mean the living, ensouled speech, the
logos, of the truly knowledgeable, of which the written version can only be
looked at as shadow image?'
With all these indications and examples from different works,
it is sure worth trying to formulate a hypothesis Plato's interesting
speculation.
3.7.3.4. The examples of Kratylos are taken from greek epos
When we look at the examples given in Kratylos for the
similiarity of name and thing, we quickly see that Plato was careful to choose
words that have no physical referent. He derives his terms mostly from greek
mythology and the ethical domain. He starts out with the best known of the
ancient greek
aoidoi, as the poets, singers, and
bards of greek antiquity were called: Homer as one of those people who are
daemiourgon onomaton, or master in the art of
forming words (390e). (This and all following locations are again from
Kratylos). This gives a significant correspondence to the
daemiourgos of Timaios who is creating the world.
Then he goes through an assorted list of greek gods and heroes. In this, he
follows the genealogy list as given by the other great aoide, Hesiodos, and in
(409), he comes to the planets and stars, the four elements, and the four
seasons. In (411) he talks about abstract and ethical terms like virtue,
righteousness, etc. This gives an indication that Plato did not have the
intention to show us the relations of names of physical objects but rather, to
the thought and association structure contained in the greek mythologies. And
here, it makes much more sense to speculate about a connection between the thing
and the name and the sounds of the names: this structure was created and
transmitted by the ancient
aoidoi.
3.7.3.5. Epic rhythm, meter, association, and the orality debate
So there is no problem to find a relation of the names to the
phenomena perceived. The greek gods and mysteries literally
"lived"
in the rhymes and metres of ancient greek
poetry, and it would be impossible to extract them from there. Another
indication for this is Plato's use of
pragma to
denote the "things"
. He doesn't talk about a
thingness-in-itself as Kant may have postulated,
but about a mental process
[240]
. That is
exactly the case when reciting an epic text. While the text was recited, the
mental imagery unfolded in the inner vision of the aoide and his audience. So
the examples Plato refers to, his
pragmata, were
for the ancient greek audience of epics a true process, of the nervous system,
and not concepts. In this respect, we can perceive an
auto-poieitic element, as the sounds themselves
create their meaning by rhythm, meter, and association. This subject has given
rise to hot controversies in the classical philology community under the name of
the
orality debate. One side has been proposed by
the followers of Milman Parry and researchers in the english speaking countries,
while their opponents are located on the european continent, namely in Germany.
There is not enough space for enlarging on this theme, the bibliography
references in Latacz (1979), Parry (1930), Assmann (1983-1991d), and Havelock
(1986-1990) contain most of the material. Also, Bolter (1990, 1991), Derrida
(1974), Haarmann (1990, 1992), McLuhan (1972), and Mellaart (1989) may be
referred for further information.
3.7.3.6. Neurology, Epics, and the Brain Hemispheres
The question of self-stabilizing neuronal homeostatic patterns
evoked by metered poetry has been treated by Turner and Pöppel (1988) (in
Rentschler 1988, p. 71-90) and Barbara Lex "The Neurobiology of Ritual Trance"
in (Lex 1979). In their paper, Turner and Pöppel make a strong case for the
effects of metered poetry on the development of what they call "a wholesome,
whole-brained" usage of the mind. Metered poetry has the capability of inducing
the brain to a mode of functioning that is actually of a higher quality than the
free-form prosaic mode of thinking that has become the norm in script based
civilization. They point out:
Human society itself can be profoundly changed by the
development of new ways of using the brain. Illustrative are the enormous
socio-cultural consequences of the invention of the written word. In a sense,
reading is a sort of new synthetic instinct, input that is reflexively
transformed in to a program, crystallized into neural hardware, and incorporated
as cultural loop into the human vervous circuit. This "new
instinct"
in turn profoundly changes the environment
within which young human brains are programmed... our technology [functions] as
a sort of supplementary nervous system. (p.75).
The fundamental unit of metered poetry is what we shall call
the line... it is recognizable metrically and nearly always takes from two to
four seconds to recite... The line is nearly always a rhythmic, semantic, and
syntactical unit as well - a sentence, a colon, a clause, a phrase, or a
completed group of these. Thus, other linguistic rhythms are accomodated to the
basic acoustical rhythm, producing that pleasing sensation of appropriateness
and inevitability, which is part of the delight of verse and aid to the memory.
(p.76)
The second universal characteristic of human verse meter is
that certain marked elements of the line or group of lines remain constant
throughout the poem and thus indicate the repetition of a pattern. The 3-second
cycle is not marked merely by a pause, but by distinct resemblances between the
material in each cycle. Repetition is added to frequency to emphasize the
rhythm. These constant elements may take many forms, the simplest of which is
the number of syllables per line... Still other patterns are arranged around
alliteration, consonance, assonance, and end rhyme. Often, many of these devices
are used together, some prescribed by the conventions of a particular poetic
form and others left to the discretion and inspiration of the individual poet.
(p. 77)
The third universal characteristic of metrical poetry is
variation. Variation is a temporary suspension of
the metrical pattern at work in a given poem, a surprising, unexpected, and
refreshing twist to that pattern... Meter is important in that it conveys
meaning, much as melody does in a song. Metrical patterns are elements of an
analogical structure, which is comprehended by the right cerebral hemisphere,
while poetry as language is presumably processed by the left temporal lobe. If
this hypothesis is correct, meter is partially a method of introducing right
brain processes into the left brain activity of understanding language. In other
words, it is a way of connecting our much more culture-bound linguistic
capacities with relatively more primitive spatial recognition pattern
recognition faculties, which we share with the higher animals. (p.77)
The imagery of the poem can become so intense that it is
almost like a real sensory experience. Personal memories... are strongly evoked;
there is often an emotional re-experience of close personal ties with family,
friends, lovers, and the dead. There is an intense realization of the world and
of human life, together with a strong sense of the reconciliation of opposites -
joy and sorrow, life and death, good and evil, human and divine, reality and
illusion, whole and part, comic and tragic, time and timelessness... There is a
sense of power combined with effortlessness. The poet or reader rises above the
word, so to speak, on the "viewless wings of poetry" and sees it all in its
fullness and completeness, but without loss of the clarity of its details. There
is an awareness of one's own physical nature, of one's birth and death, and of a
curious transcendence of both, and, often, a strong feeling of universal and
particular love and communal solidarity. (p.81-82)
To reinforce their hypothesis the authors turn to new and
speculative fields of scientific inquiry, which are variously termed
"neurobiology"
,
"biocybernetics"
, and
"psychobiology"
. Quoting an Essay by Barbara Lex, "The
Neurobiology of Ritual Trance", they state:
... various techniques of the alteration of mental states...
are designed to add to the linear, analytic, and verbal resources of the left
brain the more intuitive and holistic understanding of the right brain; to tune
the central nervous system and alleviate accumulated stress; and bring to the
aid of social solidarity and cultural values the powerful somatic and emotional
forces mediated by the sympathetic and parasympathetic nervous systems and the
ergotropic and trophotropic resources they control. (p.82)
The traditional concern of verse with the deepest human values
- truth, goodness, and beauty - is clearly associated with its involvement with
the brain's own motivational system. Poetry seems to be a device the brain can
use in reflexively calibrating itself, turning its
"hardware"
into "software"
, and
vice versa... As a quintessentially cultural activity, poetry has been central
to social learning and the synchronization of social activities. Poetry enforces
cooperation between left brain temporal organization and right brain spatial
organization and helps to bring about that integrated stereoscopic view that we
call true understanding. Poetry is, par excellence, kalogenic - productive of
beauty, of elegant, coherent, and predictively powerful models of the world.
(p.84-85)
If we apply the scientific findings to our hypothesis of the
societal role of the Epic Tradition, we get this surprising picture: The Aoidoi
of the past Oral Age served a much more important function than history had
allotted to them. They were the guardians of the sacred chants and poems whose
purpose was much more than entertaining, or keeping a mythological record of the
past, a sort of proto-history. They were the masters of the forgotten arts of
attuning the soul with the body, of projecting the past and the future, and
healing the cracks and fissures of human society. When civilization arose and
humans adopted writing, the use of poetry as cultural memory system was quickly
discarded and relegated to purely entertainment purposes. The important
cathartic role played by theater, and especially tragedy, in ancient greek
society is one of the last vestiges of this once vigorous tradition.
4.6. Zitate / Autoren
4.6.1. St. Augustinus: Tolle
Lege
4.4.1.1. www.bible-researcher.com
(URL)
http://www.bible-researcher.com/tolle-lege.html
St. Augustine (354-430) was one of the great figures of the
early Church. The story of his conversion to Christ is told in his Confessions,
in which he describes how God used a single verse from the epistle to the Romans
to suddenly convert him. He went on to serve the Church as an illustrious
teacher and bishop in the African city of Hippo.
Chapter XII.- Having Prayed to God, He Pours Forth a Shower of
Tears, And, Admonished by a Voice, He Opens the Book and Reads the Words in Rom.
xiii. 13; By Which, Being Changed in His Whole Soul, He Discloses the Divine
Favour to His Friend and His Mother. (1)
But when a profound reflection had, from the secret depths of
my soul, drawn together and heaped up all my misery before the sight of my
heart, there arose a mighty storm, accompanied by as mighty a shower of tears.
Which, that I might pour forth fully, with its natural expressions, I stole away
from Alypius; for it suggested itself to me that solitude was fitter for the
business of weeping. So I retired to such a distance that even his presence
could not be oppressive to me. Thus was it with me at that time, and he
perceived it; for something, I believe, I had spoken, wherein the sound of my
voice appeared choked with weeping, and in that state had I risen up. He then
remained where we had been sitting, most completely astonished. I flung myself
down, how, I know not, under a certain fig-tree, giving free course to my tears,
and the streams of mine eyes gushed out, an acceptable sacrifice unto Thee. And,
not indeed in these words, yet to this effect, spake I much unto Thee, - "But
Thou, O Lord, how long?" How long, Lord? Wilt Thou be angry for ever? Oh,
remember not against us former iniquities;" for I felt that I was enthralled by
them. I sent up these sorrowful cries, - "How long, how long? Tomorrow, and
tomorrow? Why not now? Why is there not this hour an end to my
uncleanness?"
I was saying these things and weeping in the most bitter
contrition of my heart, when, lo, I heard the voice as of a boy or girl, I know
not which, coming from a neighbouring house, chanting, and oft repeating, "Take
up and read; take up and read." Immediately my countenance was changed, and I
began most earnestly to consider whether it was usual for children in any kind
of game to sing such words; nor could I remember ever to have heard the like.
So, restraining the torrent of my tears, I rose up, interpreting it no other way
than as a command to me from Heaven to open the book, and to read the first
chapter I should light upon. (2) For I had heard of Antony, that, accidentally
coming in whilst the gospel was being read, he received the admonition as if
what was read were addressed to him, "Go and sell that thou hast, and give to
the poor, and thou shalt have treasure in heaven; and come and follow me." And
by such oracle was he forthwith converted unto Thee. So quickly I returned to
the place where Alypius was sitting; for there had I put down the volume of the
apostles, when I rose thence. I grasped, opened, and in silence read that
paragraph on which my eyes first fell, - "Not in rioting and drunkenness, not in
chambering and wantonness, not in strife and envying; but put ye on the Lord
Jesus Christ, and make not provision for the flesh, to fulfil the lusts
thereof." No further would I read, nor did I need; for instantly, as the
sentence ended, - by a light, as it were, of security infused into my heart, -
all the gloom of doubt vanished away.
Closing the book, then, and putting either my finger between,
or some other mark, I now with a tranquil countenance made it known to Alypius.
And he thus disclosed to me what was wrought in him, which I knew not. He asked
to look at what I had read. I showed him; and he looked even further than I had
read, and I knew not what followed. This it was, verily, "Him that is weak in
the faith, receive ye;" which he applied to himself, and discovered to me. By
this admonition was he strengthened; and by a good resolution and purpose, very
much in accord with his character (wherein, for the better, he was always far
different from me), without any restless delay he joined me. Thence we go in to
my mother. We make it known to her, - she rejoiceth. We relate how it came to
pass, - she leapeth for joy, and triumpheth, and blesseth Thee, who art "able to
do exceeding abundantly above all that we ask or think;" for she perceived Thee
to have given her more for me than she used to ask by her pitiful and most
doleful groanings. For Thou didst so convert me unto Thyself, that I sought
neither a wife, nor any other of this world's hopes, - standing in that rule of
faith in which Thou, so many years before, had showed me unto her in a vision.
And thou didst turn her grief into a gladness, much more plentiful than she had
desired, and much dearer and chaster than she used to crave, by having
grandchildren of my body.
NOTES
1. Text from "The Confessions of St Augustine" (Book 8,
Chapter 12) translated from the Latin by J.G. Pilkington, in A Select Library of
the Nicene and Post-Nicene Fathers of the Christian Church edited by Philip
Schaff, Series I, Vol. I (Edinburgh: T&T Clark, 1882).
2. On this practice of consulting the Bible randomly, see
Pieter W. van der Horst, "Ancient Jewish Bibliomancy,"
Journal of Greco-Roman Christianity and Judaism 1 (2000). See also Van der
Horst's "Sortes: Sacred Books as Instant Oracles in Late Antiquity," in L.V.
Rutgers, P.W. van der Horst, H.W. Havelaar, L. Teugels (eds.), The Use of Sacred
Books in the Ancient World (Contributions to Biblical Exegesis and Theology 22),
Leuven: Peeters, 1998, 143-174.
4.4.1.2. wikipedia
(URL)
http://en.wikipedia.org/wiki/St._Augustine
It was at Milan that Augustine's life changed. While still at
Carthage, he had begun to move away from Manichaeism, in part because of a
disappointing meeting with a key exponent of Manichaean theology. At Milan, this
movement continued. His mother Monica pressured him to become a Catholic, but it
was the bishop of Milan, Ambrose, who had most influence over Augustine. Ambrose
was a master of rhetoric like Augustine himself, but older and more experienced.
Prompted in part by Ambrose's sermons, and partly by his own studies, in which
he steadfastly pursued a quest for ultimate truth, Augustine renounced
Manichaeism. He did not immediately return to Catholicism, however. After a
flirtation with skepticism, he became an enthusiastic student of Neoplatonism,
and for a time believed he was making real progress in his quest.
Augustine's mother had followed him to Milan and he allowed
her to arrange a society marriage, for which he abandoned his concubine (however
he had to wait two years until his fiancée came of age; he promptly took
up in the meantime with another woman). It was during this period that he
uttered his famous prayer, "Grant me chastity and continence, but not yet" [da
mihi castitatem et continentiam, sed noli modo] (Conf., VIII. vii
(17)).
In the summer of 386, after having read an account of the life
of Saint Anthony of the Desert which greatly inspired him, Augustine underwent a
profound personal crisis and decided to convert to Christianity, abandon his
career in rhetoric, quit his teaching position in Milan, give up any ideas of
marriage, and devote himself entirely to serving God and the practices of
priesthood, which included celibacy. Key to this conversion was the voice of an
unseen child he heard while in his garden in Milan telling him in a sing-song
voice to "tolle lege"
("take up and read") the Bible, at
which point he opened the Bible at random and fell upon the Epistle to the
Romans 13:13, which reads: "Let us walk honestly, as in the day; not in rioting
and drunkenness, not in chambering and wantonness, not in strife and envying"
(KJV). He would detail his spiritual journey in his famous Confessions, which
became a classic of both Christian theology and world literature. Ambrose
baptized Augustine, along with his son, Adeodatus, on Easter Vigil in 387 in
Milan, and soon thereafter in 388 he returned to Africa. On his way back to
Africa his mother died, as did his son soon after, leaving him alone in the
world without family.
4.6.2. Zum geschichtlichen und geistigen
Hintergrund der Gotik
Günter Eckstein, nach Otto von Simson
Eine Metaphysik der Gotik?
Wenn wir davon ausgehen, daß Rippengewölbe,
Strebewerk und Spitzbogen keine genuinen Erfindungen der Gotik sind, sondern
schon vorhanden waren, was ist dann das Gotische an der Gotik? Ich will
versuchen nachzuzeichnen, was Otto von Simson in seinem Werk (1) zu dieser Frage
meint. Er bezieht sich vor allem auf Aufzeichnungen des Abtes Suger, in dem man
wohl den eigentlichen Schöpfer des Chors der Abtei St. Denis sehen
muß, "denn die Einheit der Fassade ist noch keine stilistische, aber eine
symbolische, aus deren Vorbildlichkeit später einzelne Elemente (Portale,
Mittelgeschoßfenster, Rose, Türme) stilistisch neu durchformuliert
und gestaltet werden, und aus deren auf einen stilistisch einheitlichen Nenner
gebrachten Summe später die künstlerische Einheit erwächst''. So
ist dieser Chor Prototyp der gotischen Kathedrale. Suger entwirft in seiner
Beschreibung des Baus zunächst "die mystische Vision jener Harmonie, mit
der die göttliche Vorsehung den Kosmos durchwaltet" und beschreibt dann die
Einweihungszeremonie als ein "Schauspiel, in dem Himmel und Erde, die
Heerscharen der Engel und die in der Kirche versammelte Gemeinde sich zu
verbinden scheinen." Zwei Bezüge werden hier angesprochen: die Kirche als
Kosmos und die Kirche als Paradies. Die Kathedrale als Himmelsstadt, als
himmlisches Jerusalem, als Abbild des Gottesreiches auf Erden. Aber auch
umgekehrt: der Kosmos als Palast. So sollte es der Besucher erleben, wenn er in
die Kathedrale trat, und so erlebte er es! Dies verstehen wir nur, wenn wir uns
darüber klar werden, "was die mittelalterliche Einstellung zur Kunst von
unserer eigenen unterscheidet. Das geschieht am einfachsten dadurch, daß
wir uns die veränderte Bedeutung und Funktion des Sinnbilds
vergegenwärtigen. Für uns ist das Symbol ein Bild, das einem
Gegenstand poetische Bedeutung mitteilt. Für den mittelalterlichen Menschen
dagegen ist die dingliche Welt überhaupt nur als 'Symbol' wirklich." "Das
Mittelalter empfand Schönheit als den 'splendor veritatis', als 'Glanz der
Wahrheit', es suchte im Bild nicht die Illusion, sondern die Offenbarung.... Der
mittelalterliche Künstler war der Wahrheit verpflichtet, die die
menschliche Existenz transzendierte. Die Betrachter seines Werkes beurteilten es
als Abbild jener Wahrheit.... Das Heiligtum war ein Abbild des Himmels.... Der
Sakralbau offenbarte die Vollendung einer kosmischen Ordnung. Suger spricht hier
nur einen Topos aus, der von zahlreichen mittelalterlichen Schriftstellern
bezeugt wird. Wichtiger noch: Die gotischen Kathedralen sind von den
großen Baumeistern jener Epoche mit diesem Leitgedanken der Abbildlichkeit
entworfen worden."
Die Harmonie des Kosmos - Gott als der kunstreiche Architekt
Ich versuche nun mit eigenen Worten, diese von Otto von Simson
vorgetragene Sicht zu verdeutlichen. In der Schule von Chartres beschreibt gegen
Ende des 12. Jhdts. Alanus ab Insulis Gott als einen kunstreichen Architekten
(elegans architectus). ER erbaut den Kosmos als königlichen Palast und
fügt dabei die Vielfalt des Geschaffenen mittels musikalischer Harmonien
zur Einheit zusammen. Woher kommt dieses Verständnis? Ich führte schon
aus, daß die Schule von Chartres geprägt war durch den
Neuplatonismus, man kann auch sagen, die Lehrer waren Platoniker. Grundlagen
waren die Schriften Eriugenas, der den Pseudoareopagiten übersetzt hatte.
Dieser galt als der Dionysius, den Paulus auf dem Areopag von Athen zum Glauben
gebracht hatte und hatte von daher in der Kirche eine hohe Autorität. Er
gab vor allem die Lehre Platons, wie sie im Timaios niedergelegt ist, wieder.
Danach ist, entsprechend der pythagoreischen Zahlenmystik, der Kosmos im
Verhältnis ganzer Zahlen aufgebaut. Der Urstoff wird zum Bau des Weltalls
in festen Quantitäten nach den vollkommenen geometrischen Proportionen von
Quadraten (1:2:4:8) und Würfeln (1:3:9:27) zusammengesetzt. Dies aber sind
wiederum dieselben Proportionen, die auch die Zusammensetzung der Weltseele
bestimmen. So werden die vier Urstoffe (Feuer, Wasser Luft und Erde) zu einem
Einklang und Eintracht mit sich selbst gebracht, die durch keine innere
Disharmonie gefährdet ist. Diese Proportionen - und nur sie - gewähren
Einklang und Eintracht! Wieso musikalische Harmonie? Für Augustinus waren
Musik und Architektur Schwestern: Beide mit dem gleichen transzendentalen
Element Zahl behaftet. Die Architektur spiegelt die ewige Harmonie wider und
Musik ist ihr Echo. Grundlage ist die Naturtonleiter, bei der die Frequenzen der
aufeinanderfolgenden Töne ausgehend von dem Grundton jeweils verdoppelt,
verdreifacht, vervierfacht usw. werden. Die Verhältnisse
aufeinanderfolgender Töne sind also 1:2, 2:3, 3:4, .. Das aber sind die
Intervalle der "vollkommenen"
Akkorde, Oktave, Quinte
und Quarte. Das beste Verhältnis ist nach Augustinus das der Gleichheit
oder Symmetrie, das Verhältnis 1:1. Dies ist denn auch Symbol für das
Verhältnis zwischen Gottvater und Gottsohn. Im Verhältnis der Oktave
1:2 sieht Augustinus ein Symbol für die Erlösung des Menschen von
seinem zweifachen Tod (Tod des Leibes, Tod der Seele, verursacht durch die
Sünde Adams). Wie ist dies in der Architektur dieser Zeit umgesetzt? Hier
haben wir wieder die Schule von Chartres und diesmal vor allem Thierry, der
mittels Geometrie und Arithmetik das Geheimnis Gottes zu erklären suchte.
Ad quadratum zu bauen bedeutete Gott als Symbol aufzunehmen, denn die Seiten
verhalten sich wie 1:1. Die Zweite Person der Gottheit heißt für ihn
mit Recht "das erste Quadrat."
Die Dreifaltigkeit steckt
selbstverständlich im gleichseitigen Dreieck (!). So lassen sich alle
vollkommenen Verhältnisse die vollkommenen Harmonien, übertragen. Die
immer wieder auftauchenden quadratischen Grundstrukturen und gleichseitigen
Dreiecke scheinen dies zu bestätigen. Otto von Simson überprüft
nun daraufhin die Verhältnisse der Schiffe und der Chöre, sowie die
Unterteilungen der Pfeiler, speziell bei der Kathedrale von Chartres. Er findet
darin die volle Bestätigung, daß alles in vollkommenen Proportionen
gebaut ist. Die Geometrie war die ästhetische, aber auch die statische
Grundlage. Der gotische Baumeister war Mathematiker mit dem Zirkel.
Das Licht als göttliche Erscheinung - die
Lichtdurchlässigkeit der Kathedralen
Das zweite wesentliche Element gotischer Kathedralen ist nach
Simson das Licht. Für Thomas von Aquin ist Schönheit rechte Proportion
und lichte Klarheit. Schönheit ist die Ausstrahlung der Wahrheit, der Glanz
der Vollkommenheit des Seienden, sie spiegelt den göttlichen Ursprung
wider. So gewährt Licht Einblick in die Vollkommenheit des Kosmos, in die
Macht des Schöpfers. Licht ist Mittler zwischen körperlichen und
unkörperlichen Substanzen, es ist das schöpferische Prinzip, das aus
der Himmelssphäre kommend alles Wachstum auf Erden hervorbringt. Bei den
Neuplatonikern ist Licht die transzendentale Wirklichkeit, die alles erschafft
und unseren Geist erhellt. Augustinus findet diese Auffassung im
Johannesevangelium: "Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die
Welt." Für ihn wird Jesus im wahrsten Sinne des Wortes Licht Gottes,
Göttliches Licht genannt, als eine ontologische und nicht nur metaphorische
Aussage! Dies ist nur zu verstehen, wenn man bedenkt, daß die Basis der
Gedankenwelt der christlichen Platoniker der Begriff
"Analogie"
ist. Die Dinge sind nach den Gesetzen der
Analogie erschaffen, sie sind Manifestationen Gottes, wenn auch in
unterschiedlichem Maße. Allen gemeinsam ist das Licht, es verbindet. Diese
Verbindung wird nun wiederhergestellt durch die Menschwerdung Gottes, die
Inkarnation. "Als ästhetischer Wert erfüllt das Licht somit - genau
wie der Einklang in der Musik - das Streben nach endgültiger Eintracht, die
Verschmelzung des Vielen zur Einheit, die dem Schönheitsempfinden ebenso
wie dem Glauben des Mittelalters zugrunde liegt. Wenn wir uns nun daraufhin das
Diaphane, das Durchleuchtete der Wände der gotischen Kathedralen anschauen,
bei denen wir gar nicht mehr eigentlich von Wänden sprechen können,
ahnen wir vielleicht, wie sehr das einfallende Sonnenlicht die Menschen
angesprochen haben muß. Es wird uns aber schier unmöglich sein, das
physikalische Phänomen, das als solches erklärt werden kann, als
göttliches Geschehen wahrzunehmen, wie es tatsächlich erlebt wurde.
Übrigens: Seit der Zeit, spätestens vor Ende des 13. Jahrhunderts,
wurde am Ende jeder Messe der Eingangsabschnitt des Johannesevangeliums als
Schlußevangelium gelesen.
Günter Eckstein,
F:\mat-phil\licht\gotiktext.pdf
4.6.3. Mahakala
Another myth lays particular stress on the destructive aspect
of time. Everything dies in time: "Time ripens the creatures, Time rots them"
(Mahabharata 1.1.188). "Time"
(kala) is thus another
name for the god of death, Yama. The name is associated especially with Shiva in
his destructive aspect as Mahakala and is extended to his consort, who may be
known as the goddess Kali or Mahakali. On a mythological level the speculations
on time reflect the doctrine of the eternal return in the philosophy of
transmigration. The universe returns just as, after death, a soul returns to be
born again. In the oldest description of the process (Chandogya Upanishad
5.3.1.-5.3.10), the account is still mythic, but with tendencies to naturalism.
The soul on departing may go either of two ways: the Way of the Gods, which
brings it through days, bright fortnights, the half year of the northern course
of the Sun, to the full year, and eventually to brahman; or the Way of the
Ancestors, through nights, dark fortnights, the half year of the southern course
of the Sun, and, failing to reach the full year, eventually back to Earth
clinging to raindrops. If the soul happens to light on a plant that is
subsequently eaten by a man, the man may impregnate a woman and thus the soul is
reborn. Once more the significance of the year as a symbol of complete time is
clear.
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4.6.4. Nietzsche-Zitate
Über den Alkohol
Alkoholika sind mir nachtheilig; ein Glas Wein oder Bier des
Tags reicht vollkommen aus, mir aus dem Leben ein
"Jammerthal"
zu machen, - in München leben meine
Antipoden. Gesetzt, dass ich dies ein wenig spät begriff, erlebt habe ich's
eigentlich von Kindesbeinen an. Als Knabe glaubte ich, Weintrinken sei wie
Tabakrauchen anfangs nur eine Vanitas junger Männer, später eine
schlechte Gewöhnung. Vielleicht, dass an diesem herben Urtheil auch der
Naumburger Wein mit schuld ist. Zu glauben, dass der Wein erheitert, dazu
müsste ich Christ sein, will sagen glauben, was gerade für mich eine
Absurdität ist. Seltsam genug, bei dieser extremen Verstimmbarkeit durch
kleine, stark verdünnte Dosen Alkohol, werde ich beinahe zum Seemann, wenn
es sich um starke Dosen handelt. Schon als Knabe hatte ich hierin meine
Tapferkeit. Eine lange lateinische Abhandlung in Einer Nachtwache
niederzuschreiben und auch noch abzuschreiben, mit dem Ehrgeiz in der Feder, es
meinem Vorbilde Sallust in Strenge und Gedrängtheit nachzuthun und einigen
Grog von schwerstem Kaliber über mein Latein zu giessen, dies stand schon,
als ich Schüler der ehrwürdigen Schulpforta war, durchaus nicht im
Widerspruch zu meiner Physiologie, noch vielleicht auch zu der des Sallust wie
sehr auch immer zur ehrwürdigen Schulpforta ... Später, gegen die
Mitte des Lebens hin, entschied ich mich freilich immer strenger gegen jedwedes
"geistige"
Getränk: ich, ein Gegner des
Vegetarierthums aus Erfahrung, ganz wie Richard Wagner, der mich bekehrt hat,
weiss nicht ernsthaft genug die unbedingte Enthaltung von Alcoholicis allen
geistigeren Naturen anzurathen. Wasser thut's ... Ich ziehe Orte vor, wo man
überall Gelegenheit hat, aus fliessenden Brunnen zu schöpfen (Nizza,
Turin, Sils); ein kleines Glas läuft mir nach wie ein Hund. In vino
veritas: es scheint, dass ich auch hier wieder über den Begriff
"Wahrheit"
mit aller Welt uneins bin: - bei mir schwebt
der Geist über dem Wasser...
...
So wenig als möglich sitzen; keinem Gedanken Glauben
schenken, der nicht im Freien geboren ist und bei freier Bewegung, in dem nicht
auch die Muskeln ein Fest feiern. Alle Vorurtheile kommen aus den Eingeweiden. -
Das Sitzfleisch - ich sagte es schon einmal - die eigentliche Sünde wider
den heiligen Geist.
Ecce homo, Warum ich so klug bin. 1.
Über Geruch und Reinlichkeit
Darf ich noch einen letzten Zug meiner Natur anzudeuten wagen,
der mir im Umgang mit Menschen keine kleine Schwierigkeit macht? Mir eignet eine
vollkommen unheimliche Reizbarkeit des Reinlichkeits-Instinkts, so dass ich die
Nähe oder - was sage ich? - das Innerlichste, die
"Eingeweide"
jeder Seele physiologisch wahrnehme -
rieche... Ich habe an dieser Reizbarkeit psychologische Fühlhörner,
mit denen ich jedes Geheimniss betaste und in die Hand bekomme: der viele
verborgene Schmutz auf dem Grunde mancher Natur, vielleicht in schlechtem Blut
bedingt, aber durch Erziehung übertüncht, wird mir fast bei der ersten
Berührung schon bewusst. Wenn ich recht beobachtet habe, empfinden solche
meiner Reinlichkeit unzuträgliche Naturen die Vorsicht meines Ekels auch
ihrerseits: sie werden damit nicht wohlriechender ... So wie ich mich immer
gewöhnt habe - eine extreme Lauterkeit gegen mich ist meine
Daseins-Voraussetzung, ich komme um unter unreinen Bedingungen, schwimme und
bade und plätschere ich gleichsam beständig im Wasser, in irgend einem
vollkommen durchsichtigen und glänzenden Elemente. Das macht mir aus dem
Verkehr mit Menschen keine kleine Gedulds-Probe; meine Humanität besteht
nicht darin, mitzufühlen, wie der Mensch ist, sondern es auszuhalten, dass
ich ihn mitfühle ... Meine Humanität ist eine beständige
Selbstüberwindung. - Aber ich habe Einsamkeit nöthig, will sagen,
Genesung, Rückkehr zu mir, den Athem einer freien leichten spielenden Luft
... Mein ganzer Zarathustra ist ein Dithyrambus auf die Einsamkeit, oder, wenn
man mich verstanden hat, auf die Reinheit... Zum Glück nicht auf die reine
Thorheit. - Wer Augen für Farben hat, wird ihn diamanten nennen. - Der Ekel
am Menschen, am "Gesindel"
war immer meine grösste
Gefahr ... Will man die Worte hören, in denen Zarathustra von der
Erlösung vom Ekel redet?
Ecce homo, Warum ich so weise bin. 8.
Plato ist langweilig
Den Griechen verdanke ich durchaus keine verwandt starken
Eindrücke; und, um es geradezu herauszusagen, sie können uns nicht
sein, was die Römer sind. Man lernt nicht von den Griechen - ihre Art ist
zu fremd, sie ist auch zu flüssig, um imperativisch, um
"klassisch"
zu wirken. Wer hätte je an einem
Griechen schreiben gelernt! Wer hätte es je ohne die Römer gelernt!
... Man wende mir ja nicht Plato ein. Im Verhältniss zu Plato bin ich ein
gründlicher Skeptiker und war stets ausser Stande, in die Bewunderung des
Artisten Plato, die unter Gelehrten herkömmlich ist, einzustimmen. Zuletzt
habe ich hier die raffinirtesten Geschmacksrichter unter den Alten selbst auf
meiner Seite. Plato wirft, wie mir scheint, alle Formen des Stils durcheinander,
er ist damit ein erster décadent des Stils: er hat etwas Ähnliches
auf dem Gewissen, wie die Cyniker, die die satura Menippea erfanden. Dass der
Platonische Dialog, diese entsetzlich selbstgefällige und kindliche Art
Dialektik, als Reiz wirken könne, dazu muss man nie gute Franzosen gelesen
haben, - Fontenelle zum Beispiel. Plato ist langweilig. - Zuletzt geht mein
Misstrauen bei Plato in die Tiefe: ich finde ihn so abgeirrt von allen
Grundinstinkten der Hellenen, so vermoralisirt, so präexistent-christlich -
er hat bereits den Begriff "gut"
als obersten Begriff -,
dass ich von dem ganzen Phänomen Plato eher das harte Wort "höherer
Schwindel"
oder, wenn man's lieber hört, Idealismus
- als irgend ein andres gebrauchen möchte. Man hat theuer dafür
bezahlt, dass dieser Athener bei den Ägyptern in die Schule gieng (- oder
bei den Juden in Agypten? ...) Im grossen Verhängniss des Christenthums ist
Plato jene "Ideal"
genannte Zweideutigkeit und
Fascination, die den edleren Naturen des Alterthums es möglich machte, sich
selbst misszuverstehn und die Brücke zu betreten, die zum
"Kreuz"
führte ... Und wie viel Plato ist noch im
Begriff "Kirche"
, in Bau, System, Praxis der Kirche! -
Meine Erholung, meine Vorliebe, meine Kur von allem Platonismus war zu jeder
Zeit Thukydides. Thukydides und, vielleicht, der principe Machiavell's sind mir
selber am meisten verwandt durch den unbedingten Willen, sich Nichts vorzumachen
und die Vernunft in der Realität zu sehn, - nicht in der
"Vernunft"
, noch weniger in der
"Moral"
... Von der jämmerlichen
Schönfärberei der Griechen in's Ideal, die der "klassisch
gebildete"
Jüngling als Lohn für seine
Gymnasial-Dressur in's Leben davonträgt, kurirt Nichts so gründlich
als Thukydides. Man muss ihn Zeile für Zeile umwenden und seine
Hintergedanken so deutlich ablesen wie seine Worte: es giebt wenige so
hintergedankenreiche Denker. In ihm kommt die Sophisten-Cultur, will sagen die
Realisten-Cultur, zu ihrem vollendeten Ausdruck: diese unschätzbare
Bewegung inmitten des eben allerwärts losbrechenden Moral- und
Ideal-Schwindels der sokratischen Schulen. Die griechische Philosophie als die
décadence des griechischen Instinkts; Thukydides als die grosse Summe,
die letzte Offenbarung jener starken, strengen, harten Thatsächlichkeit,
die dem älteren Hellenen im Instinkte lag. Der Muth vor der Realität
unterscheidet zuletzt solche Naturen wie Thukydides und Plato: Plato ist ein
Feigling vor der Realität, - folglich flüchtet er in's Ideal;
Thukydides hat sich in der Gewalt, folglich behält er auch die Dinge in der
Gewalt ...
Nietzsche, Götzen-Dämmerung, Was ich den Alten
verdanke, 2.
Das Letzte und das Erste verwechseln
Die andre Idiosynkrasie der Philosophen ist nicht weniger
gefährlich: sie besteht darin, das Letzte und das Erste zu verwechseln. Sie
setzen Das, was am Ende kommt - leider! denn es sollte gar nicht kommen! - die
"höchsten Begriffe", das heisst die allgemeinsten, die leersten Begriffe,
den letzten Rauch der verdunstenden Realität an den Anfang als Anfang. Es
ist dies wieder nur der Ausdruck ihrer Art zu verehren: das Höhere darf
nicht aus dem Niederen wachsen, darf überhaupt nicht gewachsen sein ...
Moral: Alles, was ersten Ranges ist, muss causa sui sein. Die Herkunft aus etwas
Anderem gilt als Einwand, als Werth-Anzweifelung. Alle obersten Werthe sind
ersten Ranges, alle höchsten Begriffe, das Seiende, das Unbedingte, das
Gute, das Wahre, das Vollkommne - das Alles kann nicht geworden sein, muss
folglich causa sui sein. Das Alles aber kann auch nicht einander ungleich, kann
nicht mit sich im Widerspruch sein ... Damit haben sie ihren stupenden Begriff
"Gott"
... Das Letzte, Dünnste, Leerste wird als
Erstes gesetzt, als Ursache an sich, als ens realissimum ... Dass die Menschheit
die Gehirnleiden kranker Spinneweber hat ernst nehmen müssen! - Und sie hat
theuer dafür gezahlt! ...
Nietzsche, Götzen-Dämmerung, Die
"Vernunft"
in der Philosophie. 4.
Über die echte Heuchelei
Zum "intellektuellen Gewissen"
. -
Nichts scheint mir heute seltner als die echte Heuchelei. Mein Verdacht ist
gross, dass diesem Gewächs die sanfte Luft unsrer Cultur nicht
zuträglich ist. Die Heuchelei gehört in die Zeitalter des starken
Glaubens: wo man selbst nicht bei der Nöthigung, einen andern Glauben zur
Schau zu tragen, von dem Glauben losliess, den man hatte. Heute lässt man
ihn los; oder, was noch gewöhnlicher, man legt sich noch einen zweiten
Glauben zu, - ehrlich bleibt man in jedem Falle. Ohne Zweifel ist heute eine
sehr viel grössere Anzahl von Überzeugungen möglich als ehemals:
möglich, das heisst erlaubt, das heisst unschädlich. Daraus entsteht
die Toleranz gegen sich selbst. - Die Toleranz gegen sich selbst gestattet
mehrere Überzeugungen: diese selbst leben verträglich beisammen, - sie
hüten sich, wie alle Welt heute, sich zu compromittiren. Womit
compromittirt man sich heute? Wenn man Consequenz hat. Wenn man in gerader Linie
geht. Wenn man weniger als fünfdeutig ist. Wenn man echt ist ... Meine
Furcht ist gross, dass der moderne Mensch für einige Laster einfach zu
bequem ist: so dass diese geradezu aussterben. Alles Böse, das vom starken
Willen bedingt ist - und vielleicht giebt es nichts Böses ohne
Willensstärke - entartet, in unsrer lauen Luft, zur Tugend ... Die wenigen
Heuchler, die ich kennen lernte, machten die Heuchelei nach: sie waren, wie
heutzutage fast jeder zehnte Mensch, Schauspieler. -
Nietzsche, Götzen-Dämmerung, Streifzüge eines
Unzeitgemässen, 18.
Das Recht auf eine stolze Art sterben
... das Recht ... auf eine stolze Art sterben, wenn es nicht
mehr möglich ist, auf eine stolze Art zu leben. Der Tod, aus freien
Stücken gewählt, der Tod zur rechten Zeit, mit Helle und Freudigkeit,
inmitten von Kindern und Zeugen vollzogen: so dass ein wirkliches Abschiednehmen
noch möglich ist, wo Der noch da ist, der sich verabschiedet, insgleichen
ein wirkliches Abschätzen des Erreichten und Gewollten, eine Summirung des
Lebens - Alles im Gegensatz zu der erbärmlichen und schauderhaften
Komödie, die das Christenthum mit der Sterbestunde getrieben hat. Man soll
es dem Christenthume nie vergessen, dass es die Schwäche des Sterbenden zu
Gewissens-Nothzucht, dass es die Art des Todes selbst zu Werth-Urtheilen
über Mensch und Vergangenheit gemissbraucht hat! - Hier gilt es, allen
Feigheiten des Vorurtheils zum Trotz, vor Allem die richtige, das heisst
physiologische Würdigung des sogenannten natürlichen Todes
herzustellen: der zuletzt auch nur ein "unnatürlicher", ein Selbstmord ist.
Man geht nie durch jemand Anderes zu Grunde, als durch sich selbst. Nur ist es
der Tod unter den verächtlichsten Bedingungen, ein unfreier Tod, ein Tod
zur unrechten Zeit, ein Feiglings Tod. Man sollte, aus Liebe zum Leben -, den
Tod anders wollen, frei, bewusst, ohne Zufall, ohne Überfall ... Endlich
ein Rath für die Herrn Pessimisten und andere décadents. Wir haben
es nicht in der Hand, zu verhindern, geboren zu werden: aber wir können
diesen Fehler - denn bisweilen ist es ein Fehler - wieder gut machen. Wenn man
sich abschafft, thut man die achtungswürdigste Sache, die es giebt: man
verdient beinahe damit, zu leben ... Die Gesellschaft, was sage ich! Das Leben
selber hat mehr Vortheil davon, als durch irgend welches
"Leben"
in Entsagung, Bleichsucht und andrer Tugend -,
man hat die Andern von seinem Anblick befreit, man hat das Leben von einem
Einwand befreit ...
Nietzsche, Götzen-Dämmerung, Streifzüge eines
Unzeitgemässen, 36.
Vom freien Tode
Viele sterben zu spät, und Einige sterben zu früh.
Noch klingt fremd die Lehre: ´´stirb zur rechten Zeit!'' Stirb zur
rechten Zeit: also lehrt es Zarathustra. Freilich, wer nie zur rechten Zeit
lebt, wie sollte der je zur rechten Zeit sterben? Möchte er doch nie
geboren sein! - Also rathe ich den Überflüssigen. Aber auch die
Überflüssigen thun noch wichtig mit ihrem Sterben, und auch die
hohlste Nuss will noch geknackt sein. Wichtig nehmen Alle das Sterben: aber
noch ist der Tod kein Fest. Noch erlernten die Menschen nicht, wie man die
schönsten Feste weiht. Den vollbringenden Tod zeige ich euch, der den
Lebenden ein Stachel und ein Gelöbniss wird. Seinen Tod stirbt der
Vollbringende, siegreich, umringt von Hoffenden und Gelobenden. Also sollte man
sterben lernen; und es sollte kein Fest geben, wo ein solcher Sterbender nicht
der Lebenden Schwüre weihte! Also zu sterben ist das Beste; das Zweite
aber ist: im Kampfe zu sterben und eine grosse Seele zu verschwenden. Aber dem
Kämpfenden gleich verhasst wie dem Sieger ist euer grinsender Tod, der
heranschleicht wie ein Dieb - und doch als Herr kommt. Meinen Tod lobe ich
euch, den freien Tod, der mir kommt, weil ich will. Und wann werde ich wollen? -
Wer ein Ziel hat und einen Erben, der will den Tod zur rechten Zeit für
Ziel und Erben. Und aus Ehrfurcht vor Ziel und Erben wird er keine dürren
Kränze mehr im Heiligthum des Lebens aufhängen. Wahrlich, nicht will
ich den Seildrehern gleichen: sie ziehen ihren Faden in die Länge und gehen
dabei selber immer rückwärts. Mancher wird auch für seine
Wahrheiten und Siege zu alt; ein zahnloser Mund hat nicht mehr das Recht zu
jeder Wahrheit. Und Jeder, der Ruhm haben will, muss sich bei Zeiten von der
Ehre verabschieden und die schwere Kunst üben, zur rechten Zeit zu - gehn.
Nietzsche, Zarathustra, I. Teil, Vom freien Tode
Über das Riechen
Und was für feine Werkzeuge der Beobachtung haben wir an
unsren Sinnen! Diese Nase zum Beispiel, von der noch kein Philosoph mit
Verehrung und Dankbarkeit gesprochen hat, ist sogar einstweilen das delikateste
Instrument, das uns zu Gebote steht: es vermag noch Minimaldifferenzen der
Bewegung zu constatiren, die selbst das Spektroskop nicht constatirt. Wir
besitzen heute genau so weit Wissenschaft, als wir uns entschlossen haben, das
Zeugniss der Sinne anzunehmen, - als wir sie noch schärfen, bewaffnen, zu
Ende denken lernten. Der Rest ist Missgeburt und Noch-nicht-Wissenschaft: will
sagen Metaphysik, Theologie, Psychologie, Erkenntnisstheorie. Oder
Formal-Wissenschaft, Zeichenlehre: wie die Logik und jene angewandte Logik, die
Mathematik. In ihnen kommt die Wirklichkeit gar nicht vor, nicht einmal als
Problem; ebensowenig als die Frage, welchen Werth überhaupt eine solche
Zeichen-Convention, wie die Logik ist, hat.
Nietzsche, Götzen-Dämmerung, Die
"Vernunft"
in der Philosophie. 3
Moral als Widernatur
4.
- Ich bringe ein Princip in Formel. Jeder Naturalismus in der
Moral, das heisst jede gesunde Moral ist von einem Instinkte des Lebens
beherrscht, - irgend ein Gebot des Lebens wird mit einem bestimmten Kanon von
"Soll"
und "Soll nicht"
erfüllt, irgend eine Hemmung und Feindseligkeit auf dem Wege des Lebens
wird damit bei Seite geschafft. Die widernatürliche Moral, das heisst fast
jede Moral, die bisher gelehrt, verehrt und gepredigt worden ist, wendet sich
umgekehrt gerade gegen die Instinkte des Lebens, - sie ist eine bald heimliche,
bald laute und freche Verurtheilung dieser Instinkte. Indem sie sagt "Gott sieht
das Herz an", sagt sie Nein zu den untersten und obersten Begehrungen des Lebens
und nimmt Gott als Feind des Lebens ... Der Heilige, an dem Gott sein
Wohlgefallen hat, ist der ideale Castrat ... Das Leben ist zu Ende, wo das
"Reich Gottes" anfängt ...
5.
Gesetzt, dass man das Frevelhafte einer solchen Auflehnung
gegen das Leben begriffen hat, wie sie in der christlichen Moral beinahe
sakrosankt geworden ist, so hat man damit, zum Glück, auch Etwas Andres
begriffen: das Nutzlose, Scheinbare, Absurde, Lügnerische einer solchen
Auflehnung. Eine Verurtheilung des Lebens von Seiten des Lebenden bleibt zuletzt
doch nur das Symptom einer bestimmten Art von Leben: die Frage, ob mit Recht, ob
mit Unrecht, ist gar nicht damit aufgeworfen. Man müsste eine Stellung
ausserhalb des Lebens haben, und andrerseits es so gut kennen, wie Einer, wie
Viele, wie Alle, die es gelebt haben, um das Problem vom Werth des Lebens
überhaupt anrühren zu dürfen: Gründe genug, um zu begreifen,
dass das Problem ein für uns unzugängliches Problem ist. Wenn wir von
Werthen reden, reden wir unter der Inspiration, unter der Optik des Lebens: das
Leben selbst zwingt uns Werthe anzusetzen, das Leben selbst werthet durch uns,
wenn wir Werthe ansetzen ... Daraus folgt, dass auch jene Widernatur von Moral,
welche Gott als Gegenbegriff und Verurtheilung des Lebens fasst, nur ein
Werthurtheil des Lebens ist - welches Lebens? Welcher Art von Leben? - Aber ich
gab schon die Antwort: des niedergehenden, des geschwächten, des
müden, des verurtheilten Lebens. Moral, wie sie bisher verstanden worden
ist - wie sie zuletzt noch von Schopenhauer formulirt wurde als "Verneinung des
Willens zum Leben" - ist der décadence-Instinkt selbst, der aus sich
einen Imperativ macht: sie sagt: "geh zu Grunde"
sie ist
das Urtheil Verurtheilter ...
6.
Erwägen wir endlich noch, welche Naivetät es
überhaupt ist, zu sagen "so und so sollte der Mensch sein!" Die
Wirklichkeit zeigt uns einen entzückenden Reichthum der Typen, die
Üppigkeit eines verschwenderischen Formenspiels und -Wechsels: und irgend
ein armseliger Eckensteher von Moralist sagt dazu: "nein! der Mensch sollte
anders sein"? ... Er weiss es sogar, wie er sein sollte, dieser Schlucker und
Mucker, er malt sich an die Wand und sagt dazu ecce homo!" ... Aber selbst wenn
der Moralist sich bloss an den Einzelnen wendet und zu ihm sagt: "so und so
solltest du sein!" hört er nicht auf, sich lächerlich zu machen. Der
Einzelne ist ein Stück fatum, von Vorne und von Hinten, ein Gesetz mehr,
eine Nothwendigkeit mehr für Alles, was kommt und sein wird. Zu ihm sagen
"ändere dich"
heisst verlangen, dass Alles sich
ändert, sogar rückwärts noch ... Und wirklich, es gab consequente
Moralisten, sie wollten den Menschen anders, nämlich tugendhaft, sie
wollten ihn nach ihrem Bilde, nämlich als Mucker: dazu verneinten sie die
Welt! Keine kleine Tollheit! Keine bescheidne Art der Unbescheidenheit! ... Die
Moral, insofern sie verurtheilt, an sich, nicht aus Hinsichten,
Rücksichten, Absichten des Lebens, ist ein spezifischer Irrthum, mit dem
man kein Mitleiden haben soll, eine Degenerirten-Idiosynkrasie, die
unsäglich viel Schaden gestiftet hat! ... Wir Anderen, wir Immoralisten,
haben umgekehrt unser Herz weit gemacht für alle Art Verstehn, Begreifen,
Gutheissen. Wir verneinen nicht leicht, wir suchen unsre Ehre darin, Bejahende
zu sein. Immer mehr ist uns das Auge für jene Ökonomie aufgegangen,
welche alles Das noch braucht und auszunützen weiss, was der heilige
Aberwitz des Priesters, der kranken Vernunft im Priester verwirft, für jene
Ökonomie im Gesetz des Lebens, die selbst aus der widerlichen species des
Muckers, des Priesters, des Tugendhaften ihren Vortheil zieht, - welchen
Vortheil? - Aber wir selbst, wir Immoralisten sind hier die Antwort ...
-
Götzen-Dämmerung, Moral als Widernatur. 4, 5,
6
Über das Gebet
Das Gebet. - Nur unter zwei Voraussetzungen hatte alles Beten
- jene noch nicht völlig erloschene Sitte älterer Zeiten - einen Sinn:
es müßte möglich sein, die Gottheit zu bestimmen oder
umzustimmen, und der Betende müßte selber am besten wissen, was ihm
not tue, was für ihn wahrhaft wünschenswert sei. Beide
Voraussetzungen, in allen anderen Religionen angenommen und hergebracht, wurden
aber gerade vom Christentum geleugnet; wenn es trotzdem das Gebet beibehielt,
bei seinem Glauben an eine allweise und allvorsorgliche Vernunft in Gott, durch
welche eben dies Gebet im Grunde sinnlos, ja gotteslästerlich wird, - so
zeigte es auch darin wieder seine bewunderungswürdige Schlangen-Klugheit;
denn ein klares Gebot "du sollst nicht beten" hätte die Christen durch die
Langeweile zum Unchristentum geführt. Im christlichen ora et labora
vertritt nämlich das ora die Stelle des Vergnügens: und was
hätten ohne das ora jene Unglücklichen beginnen sollen, die sich das
labora versagten, die Heiligen! - aber mit Gott sich unterhalten, ihm allerlei
angenehme Dinge abverlangen, sich selber ein wenig darüber lustig machen,
wie man so töricht sein könne, noch Wünsche zu haben, trotz einem
so vortrefflichen Vater, - das war für Heilige eine sehr gute
Erfindung.
Der Wanderer und sein Schatten, 74.
Zeichensprache der Affekte
Abgesehn noch vom Werthe solcher Behauptungen wie "es giebt in
uns einen kategorischen Imperativ", kann man immer noch fragen: was sagt eine
solche Behauptung von dem sie Behauptenden aus? Es giebt Moralen, welche ihren
Urheber vor Anderen rechtfertigen sollen; andre Moralen sollen ihn beruhigen und
mit sich zufrieden stimmen; mit anderen will er sich selbst an's Kreuz schlagen
und demüthigen; mit andern will er Rache üben, mit andern sich
verstecken, mit andern sich verklären und hinaus, in die Höhe und
Ferne setzen; diese Moral dient ihrem Urheber, um zu vergessen, jene, um sich
oder Etwas von sich vergessen zu machen; mancher Moralist möchte an der
Menschheit Macht und schöpferische Laune ausüben; manch Anderer,
vielleicht gerade auch Kant, giebt mit seiner Moral zu verstehn: "was an mir
achtbar ist, das ist, dass ich gehorchen kann, - und bei euch soll es nicht
anders stehn, als bei mir!" - kurz, die Moralen sind auch nur eine
Zeichensprache der Affekte.
Nietzsche, Jenseits von Gut & Böse, 187
Über Herdentiere
Insofern es zu allen Zeiten, so lange es Menschen giebt, auch
Menschenheerden gegeben hat (Geschlechts-Verbände, Gemeinden, Stämme,
Völker, Staaten, Kirchen) und immer sehr viel Gehorchende im
Verhältniss zu der kleinen Zahl Befehlender, - in Anbetracht also, dass
Gehorsam bisher am besten und längsten unter Menschen geübt und
gezüchtet worden ist, darf man billig voraussetzen, dass durchschnittlich
jetzt einem jeden das Bedürfniss darnach angeboren ist, als eine Art
formalen Gewissens, welches gebietet: "du sollst irgend Etwas unbedingt thun,
irgend Etwas unbedingt lassen", kurz "du sollst". Dies Bedürfniss sucht
sich zu sättigen und seine Form mit einem Inhalte zu füllen; es greift
dabei, gemäss seiner Stärke, Ungeduld und Spannung, wenig
wählerisch, als ein grober Appetit, zu und nimmt an, was ihm nur von irgend
welchen Befehlenden - Eltern, Lehrern, Gesetzen, Standesvorurtheilen,
öffentlichen Meinungen - in's Ohr gerufen wird. Die seltsame
Beschränktheit der menschlichen Entwicklung, das Zögernde,
Langwierige, oft Zurücklaufende und Sich-Drehende derselben beruht darauf,
dass der Heerden-Instinkt des Gehorsams am besten und auf Kosten der Kunst des
Befehlens vererbt wird. Denkt man sich diesen Instinkt einmal bis zu seinen
letzten Ausschweifungen schreitend, so fehlen endlich geradezu die Befehlshaber
und Unabhängigen; oder sie leiden innerlich am schlechten Gewissen und
haben nöthig, sich selbst erst eine Täuschung vorzumachen, um befehlen
zu können: nämlich als ob auch sie nur gehorchten. Dieser Zustand
besteht heute thatsächlich in Europa: ich nenne ihn die moralische
Heuchelei der Befehlenden. Sie wissen sich nicht anders vor ihrem schlechten
Gewissen zu schützen als dadurch, dass sie sich als Ausführer
älterer oder höherer Befehle gebärden (der Vorfahren, der
Verfassung, des Rechts, der Gesetze oder gar Gottes) oder selbst von der
Heerden-Denkweise her sich Heerden-Maximen borgen, zum Beispiel als "erste
Diener ihres Volks" oder als "Werkzeuge des gemeinen Wohls". Auf der anderen
Seite giebt sich heute der Heerdenmensch in Europa das Ansehn, als sei er die
einzig erlaubte Art Mensch, und verherrlicht seine Eigenschaften, vermöge
deren er zahm, verträglich und der Heerde nützlich ist, als die
eigentlich menschlichen Tugenden: also Gemeinsinn, Wohlwollen, Rücksicht,
Fleiss, Mässigkeit, Bescheidenheit, Nachsicht, Mitleiden. Für die
Fälle aber, wo man der Führer und Leithammel nicht entrathen zu
können glaubt, macht man heute Versuche über Versuche, durch
Zusammen-Addiren kluger Heerdenmenschen die Befehlshaber zu ersetzen: dieses
Ursprungs sind zum Beispiel alle repräsentativen Verfassungen. Welche
Wohlthat, welche Erlösung von einem unerträglich werdenden Druck trotz
Alledem das Erscheinen eines unbedingt Befehlenden für diese
Heerdenthier-Europäer ist, dafür gab die Wirkung, welche das
Erscheinen Napoleon's machte, das letzte grosse Zeugniss: - die Geschichte der
Wirkung Napoleon's ist beinahe die Geschichte des höheren Glücks, zu
dem es dieses ganze Jahrhundert in seinen werthvollsten Menschen und
Augenblicken gebracht hat.
Nietzsche, Jenseits von Gut & Böse, 199
Most- und Essig-Gesang
Sehr bedeutend ist die ältere Benennung der Komödie
tryg
odia "Mostgesang"
: sie führt mich auf
eine neue Ableitung von trag
odia, nämlich
"Essiggesang"
. targanon ist
"Essig"
, also targ
odia, verwandelt in
trag
odia. Dann fällt der Ursprung aus dem Satyrdrama: wesentlichst!
Älteste Weinleselieder, die einen süß und ausgelassen wie Most,
die andern herb und zusammenziehend wie Essig. Dies sind nur Bilder, Unsinn
daß Most die Belohnung des Siegers war.
Nietzsche, Fragmente, 1 [67]
Weib und Kind.
379. Fortleben der Eltern. - Die unaufgelösten
Dissonanzen im Verhältniss von Charakter und Gesinnung der Eltern klingen
in dem Wesen des Kindes fort und machen seine innere Leidensgeschichte
aus.
...
383. Irrthum vornehmer Frauen. - Die vornehmen Frauen denken,
dass eine Sache gar nicht da ist, wenn es nicht möglich ist, von ihr in der
Gesellschaft zu sprechen.
...
386. Vernünftige Unvernunft. - In der Reife des Lebens
und des Verstandes überkommt den Menschen das Gefühl, dass sein Vater
Unrecht hatte, ihn zu zeugen.
...
388. Verschiedene Seufzer. - Einige Männer haben
über die Entführung ihrer Frauen geseufzt, die meisten darüber,
dass Niemand sie ihnen entführen wollte.
Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches, Weib und
Kind.
4.7. Hypertext und WWW
We are drowning in information being
hungry for knowledge.
John Naisbitt
W (double U)
has, of all the letters in our
alphabet, the only cumbrous name, the names of the others being monosyllabic.
This advantage of the Roman alphabet over the Grecian is the more valued after
audibly spelling out some simple Greek word, like epixoriambikos. Still, it is
now thought by the learned that other agencies than the difference of the two
alphabets may have been concerned in the decline of "the glory that was Greece"
and the rise of "the grandeur that was Rome." There can be no doubt, however,
that by simplifying the name of W (calling it "wow,"
for
example) our civilization could be, if not promoted, at least better
endured.
Ambrose Bierce:
[1]
Das Werk von G.
Günther und seiner Nachfolger wird auf dieser Website auführlich
vorgestellt:
(URL)
http://www.vordenker.de
[2]
Heidegger: WHD, "Was heisst
Denken?", Niemeyer, Tübingen (1971).
[4]
Heideggers Gebrauch von
"
heissen" folgt einer triadischen Sprach-Vexier-Logik, die Hegel schon
mit dem
Auf-Heben vorgemacht hat: Das
Heissen kann
heissen:
1)
Be-deuten, 2)
Be-fehlen, 3)
Ver-heissen.
[5]
Die genauere Beschreibung
der Welt der Vor-Stellung findet sich
hier:
->:VORSTELLUNG_WELT, p.56
Reflexive Vorstellungs-Universen /
Reflexionstheoretische Semiotik: Siehe
Reflexionstheorie
[8]
Heidegger: WHD, 95:
"Gedächtnis bedeutet anfänglich das Gemüt und die
An-dacht."
Im folgenden Text, 95-97 gibt Heidegger eine Erörterung
des Wesens-Unterschieds von
Animus und
Anima. WHD, p.
96:
Das lateinische Wort
animus
läst sich auch durch unser deutsches Wort "Seele" übersetzen.
Allerdings möchte ich anmerken, dass "Seele" im heutigen
Sprachgebrauch eher weniger als besser passend ist. Jung hat mit seiner
Archetypen-Lehre ebenfalls eine Distinktion von
Animus und
Anima
eingeführt, aber auch dies ist für die vorliegende Erörterung
eher irreführend. (AG)
"Seele" meint eben hier genau nicht das, was in dem Wort
animalisch anklingt.
[10]
Siehe auch Whitehead's
berühmter Spruch:
"The safest general characterization of the
European philosophical tradition is that it consists of a series of footnotes to
Plato."
Alfred North Whitehead, Process and Reality, p. 39 [Free
Press, 1979]
(URL)
http://www.age-of-the-sage.org/philosophy/footnotes_plato.html
[14]
Z.B. Es regnet / Es
regnet nicht. Es ist Tag / Es ist Nacht. Wie das letzte Beispiel demonstriert,
nützt uns das gar nichts, wenn wir am Polarkreis stehen und es ist der
21.6. um 24:00 Uhr.
Siehe dazu auch Hegels Vorrede zur Phänomenologie,
über die Ortho-Tropologie der formalen Wissenschaften (1986, p. 20-22), die
Erwähnung des A = A auf p. 22.
[15]
Wie wir alle aus der
alltäglichen MiSt Windows Praxis nur zu gut wissen, hat die Boole'sche
Wahrheitsfunktion nicht allzuviel mit Handlungs-relevanter Wahrheit (LhWissen)
zu tun. Computer funktionieren nämlich strikt nach dem Prinzip: Garbage In
/ Garbage Out (GIGO).
[16]
Leider kann aus den
pdf's der Werke von Gotthard Günther nicht zitiert werden, weil es vom
Vordenker-Admin copy-protected codiert wurde.
[17]
(URL)
http://www.cut-the-knot.org/triangle/pythpar/Drama.shtml
[19]
Einige weitere
einführende und tiefergehende Artikel zu diesen philosophischen Kernthemen
sind hier:
Siehe auch die englische Einführung der Noologie:
(URL)
(LOC_DVD)
www.noologie.de/nooa01.htm
[20]
Das lateinische Wort
noscere (temet nosce) ist anscheinend aus dem Griechischen
übernommen (altlatein:
gnoseo), und das moderne englische Wort
"knowledge" scheint ebenfalls ein direkter Abkömmling des alten
griechischen Worts zu sein.
[21]
Das lateinische
nomen (namen) passt ebenfalls sehr gut hier hinein: das
kennen
(
noscere) bedeutet: den
namen nennen können. Die alte
lateinische Legende besagt: wer den
wahren Namen einer Stadt, bzw. ihres
Stadt-Gottes kannte, hatte die
Macht über diese Stadt. Diese
spirituelle Macht findet wiederum in dem lateinische Wort
numen
(Gottheit, göttliche{/s/r} Wink, Geheiss, Gesetz, Macht) ihre
Reflexion.
[22]
In (WHD, 114-115)
spricht Heidegger vom
chaer,
chrae, dem
Brauchen, der
Sitte, dem
Brauch, und dem
Brauchtum, dieses deutsche
semantische Feld umfasst sowohl
nomos wie auch
chrae.
[23]
Siehe Glossar:
Apeiron.
[25]
(Diels 1954,I:12);
(Pleger 1991: 61)
[27]
Ich beziehe mich hier
vor allem auf den anglo-amerikanischen Gebrauch, in dem eine noch direktere
Verbindung zu der lateinischen Wurzel durch das Wort "reason" besteht.
In der Antike versuchten die römischen Philosophen, die
lateinische Formulierung so gut es ging, an die griechische Terminologie
anzupassen, und ein Hauptproblem war die Übersetzung des
Schlüsselterms "Logos", das kein passgenaues lateinisches Pendant hatte.
Die mittelalterliche Philosophie nahm mit Augustinus eine Abkehr von den
griechischen Denkformen, und war seitdem hauptsächlich lateinisch
geprägt.
[28]
Aristoteles
übernahm die Grundlagen seiner Logik, so etwa seine Kategorien, aus der
Grammatik des Altgriechischen.
[29]
Eine phonosemantische
Überquerung zwischen den altgriechischen und lateinischen Begriffen mag es
noch ein wenig verdeutlichen: Die griechische Göttin (
numinose
personifikation) des
nomos hiess
dikae (siehe Fragment des
Anaximandros und Proimion des Parmenides). Das lateinische Wort für
sprechen heisst:
dicere. Dieses Wort heisst auch
weihen,
widmen. Und als Gesetzes-Wort (Gottes), also dem Äquivalent des
griech.
nomos, findet sich das lateinische
dictum.
Eine ausführlichere Diskussion der theologischen
Konzeption von "archae" bei Johannes befindet sich unter:
(URL)
(LOC_DVD)
http://www.noologie.de/desn08.htm#Heading22
[30]
Dies wird wohl am
deutlichsten von dem bekannten Satz des Augustinus charakterisiert:
"Die Wirklichkeit selbst nämlich, die man heute als
christliche Religion bezeichnet, bestand auch schon bei den Alten, ja, sie
fehlte niemals seit Beginn der Menschheit, bis dass Christus im Fleische kam;
seither begann man lediglich, die wahre Religion, die schon immer bestand, die
christliche zu nennen."
(Augustinus : Retractationes, I 12, 3)
[31]
In der Bibel steht:
"Gott hat alles mit Mass und mit Zahl geordnet".
"But thou hast arranged all things by
measure and number", (Wisdom, XI, 20).
Eine sehr gute bildliche Darstellung dafür findet sich in
den Gottesbildern von William Blake: "The Ancient of Days":
(URL)
(LOC_DVD)
www.noologie.de/ancient.jpg
[33]
Agypten, der Urgott Atum
/ Amon, Re bzw. Ptah: F:\mat-phil\bruno\seegers.pdf, p. 333-339
Indien: Kali / Maha Kala
Die Kulte des Chaotischen waren oft mit Menschenopfern
verbunden. Der Kali-Geheimbund der
Thuggees /
Thugs in Indien
ermordete über die Jahrhunderte mehrere Millionen Menschen, bevor er von
den Briten ausgerottet wurde bzw. in den Untergrund getrieben wurde.
Meso-Amerika: Ein ähnlich extremes Beispiel findet sich
in Alt-Mexico, wo man an hohen Festtagen Zehntausende von Menschen auf einmal zu
ihrem Ehren abschlachtete. Siehe: (H)Uitzilopochtli and Tlaloc:
(URL)
(LOC_DVD)
http://www.noologie.de/desn19.htm
[34]
Aristoteles war von
dieser Tradition schon geistig weit entfernt, aber er gab ihr wenigstens noch
eine rationale Erklärung, in dem Begriff der
Katharsis.
In his definitive analysis of tragedy in
the
Poetics (late 4th cent. B.C.), Aristotle points out its ritual
function as catharsis: spectators are purged of their own emotions of pity and
fear through their vicarious participation in the drama.
[35]
Reflexionstheoretisch
(nach Gotthard Günther) wird der OBJektbereich "Positiv" besetzt, und der
SUBjektbereich als "Negativ".
Der Begriff "Positivismus" beinhaltet eine Verschärfung
dieses Prinzips, indem nur noch Phänomene berücksichtigt werden, die
vermittels konstruierbarer technischer Prozeduren zu erzeugen sind, und mit
technischen Messmethoden zu erfassen sind. Alle Bereiche der Introspektion sind
damit ausgeschlossen.
[36]
17.1.8. The emphasis on
non-verbal cultural transmission
[37]
Angelehnt an die
Kenogrammatik von Gotthard Günther. In einem anderen Kontext nenne ich das
auch das "
Leerstellendenken".
[39]
Etwa in der Deutung
durch Rifkin: "Entropy".
[40]
formal bedeutet der
thermodynamische Begriff der
Entropie die Tendenz aller Systeme zu
gleichwahrscheinlichen
Zustandsverteilungen.
[42]
Ich führe das
Prinzip der Spannungsfelder in meiner Dissertation mit vielen Beispielen ein:
Die Ausarbeitung in NOO1 sucht vor allem weiter abstrahierte
Konzeptionen, und bringt weitere Beispiele für das Prinzip.
...
# Chaos is the womb of all things yet to
be.
# Nothing new can emerge until one is
willing to reach into the chaos and pull it out.
# Process of splitting/bifurcation then
occurs.
# Process of achieving consciousness
involves a splitting into opposites.
# Things can remain in a state of oneness
only in the unconscious.
# In consciousness, they must divide into
opposites
# Then we have the experience of
conflict.
# Consciousness (the tree of knowledge of
good and evil) creates through a tension of opposites, the force of which keeps
all dynamic systems activated and morphing, ever becoming new through this
tension of opposites.
[46]
Die Prinzipien der
Meta-Morphologie:
[47]
Das wird damit
erklärt, dass aufgrund der starken Sonnen-Strahlung (UV) die
Blau-Grün-Farb-Empfindsamkeit der Retina der dortigen Menschen
tatsächlich geringer ist als bei den Europäern, wo die Sonne viel
schwächer scheint.
[49]
Siehe auch
Aristotelische Logik,
Boolesche Logik.
[50]
Nach Schrödingers
Gedanken-Experiment, bei dem er sich eine Kiste dachte, in der eine Katze mit
einer Giftgas-Ampulle gebracht wurde, die Ampulle sollte durch das
probabilistische Ereignis des Atomzerfalls zerbrochen werden.
(URL)
http://de.wikipedia.org/wiki/Schr%C3%B6dingers_Katze
Nach der Quantentheorie befindet sich der
Atomkern nach Ablauf der Zeitspanne im Zustand der Überlagerung (noch nicht
zerfallen und zerfallen). Demnach sollte, wenn die Quantenphysik auch auf
makroskopische Systeme anwendbar ist, sich auch die Katze im Zustand der
Überlagerung (lebendig und tot) befinden. Erst beim Öffnen des Raumes
und Beobachtung (Messung) entscheidet sich, ob man die Katze tot oder lebendig
auffindet, das heißt, man kann über den Zustand der Katze vor der
Beobachtung keine Aussage treffen.
[51]
Diese Thematik wurde im
Anbeginn der Philosophie bei Anaximandros formuliert. Rene Thom hat in seiner
Katastrophentheorie den direkten Bezug zu Anaximandros dargestellt.
[53]
O. Spengler: "Reden und
Aufsätze", C.H. Beck, (1938), p 19.: "das ewige Wirken als An- und
Abschwellen von Spannungen", p. 32-39:
das agon. Natürlich lassen
die wenigen erhaltenen Fragmente von Heraklit auch andere Interpretationen zu,
so dass hier nicht behauptet werden kann, dass Heraklit selber nun genau diese
oder jene Version gemeint hatte.
[54]
Die Celsius-Skala teilt
die Spanne des flüssigen Aggregat-Zustands des Wassers in 100 Grade ein.
Heute verwendet man im wissenschaftlichen Kontext die Kelvin-Skala, deren
Nullpunkt bei -273 Grad C liegt.
[55]
Ausführlicher
dargestellt unter: "An einem kühlen, grauen Morgen in der
Welt-Traum-Zeit"
[56]
Das "tönige"
verweist auf die Musik, wo der Wechsel der Tonarten zum essentiellen
Kompositions-Repertoire gehört, damit etwas nicht
eintönig
klingen soll. Die musikwissenschaftliche Kompetenz Nietzsches zeigt sich vor
allem in seiner anfänglichen Bewunderung für und später seinen
Polemiken gegen Wagner.
[57]
Kosmos bedeutet:
Schmuck,
Ornament, und steht philosophisch in der Folge für
alles geordnete im Universum, das man wissenschaftlich erforschen kann. Jenseits
des Kosmos ist das Chaos, und über das gibt es nichts zu sagen, weil es
nicht einmal erfahrbar ist. Das ist aber etwas kategoriell anderes als der
wissenschaftliche Begriff, wie er in der
Chaos-Theorie
vorkommt.
[58]
Natürlich ist der
relevante Faktor hierbei, dass die Sonne die weitaus grösste gravitationale
Masse aufweist. Die (denkbaren) Anomalien gravitationaler Systeme werden im
Unter-Kapitel 3 von (NOO1, Teil II) "Die Mühle des Hamlet"
behandelt.
[59]
Wesentliche Materialien
zum Tanz sind hier:
"18.1.1. Kinemorphae, Kinesics, Kinesthetics and Rhythm":
(URL)
(LOC_DVD)
http://www.noologie.de/desn24.htm
Weiteres Hintergrund-Material findet sich in den Schriften von
Hertha v. Dechend.
Der im Westen fast ausschliesslich dominierende
Paar-(Partner)-Tanz deutet auf das dualistische Potential des Denksystems hin,
das diese Zivilisation dominiert. Die alten Gruppen- und Reigentänze werden
nur noch auf folkloristischen oder esoterischen Veranstaltungen aufgeführt.
Aber auch hier hat man die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Denn neben den
Schwerkraftpunkten der Tanz-Partner ist natürlich die Gravitation der Erde
das bestimmende Element. Heinrich v. Kleist hat in seiner Abhandlung über
das Marionetten-Theater einige der Absonderlichkeiten von Chaos-Pendeln anhand
der manchmal unirdisch wirkenden Bewegungen von Marionetten anschaulich
dargestellt.
[60]
Die christliche
Vorstellung der Hl. Trinität Gottes weist vielleicht auf eine
tiefgründige reflektionstheoretische Notwendigkeit für die
Tripolarität hin.
[61]
Eco, Umberto: Die Suche
nach der vollkommenen Sprache, C.H. Beck, München (1994)
und: Margret Magnus: "Phonosemantics".
(URL)
http://en.wikipedia.org/wiki/Ideophone
(URL)
http://en.wikipedia.org/wiki/Sound_symbolism
"phonosemantics is a branch of linguistics and refers to the
idea that vocal sounds have meaning".
(URL)
http://www.minervaclassics.com/clumps.htm
(URL)
http://www.percepp.demon.co.uk/soundsmb.htm
(URL)
http://www.conknet.com/~mmagnus/
[63]
das
Werden
führt diesen
phonosemantischen Wandelgang weiter fort, in ein
verwandtes Bedeutungsfeld, das durch den Übergang des Klangs markiert wird:
w{a/e/i}r{d}, es
ward, es
wird.
[64]
(URL)
http://de.wikipedia.org/wiki/Pater_Brown
(URL)
http://de.wikiquote.org/wiki/Das_schwarze_Schaf
[65]
Mohammed wird auch als
der "letzte der Nabijim" bezeichnet. Die Nabijim waren die Propheten der alten
semitischen Kulturen, von denen die Propheten der Bibel gerade die waren, die
bei den Israeliten mitwirkten an der Bildung des dortigen heiligen Kanon, der
Torah. Bei den anderen Völkern gab es diese Tradition von
Wissensträgern unter den Namen Aoidoi, Rishis, Skalden, Barden, oder
Griots. Die Germanen, die ansonsten als ziemlich unzivilisiert angesehen werden,
hatten als Hauptgott den Odin, oder Wodan, und dieser war der Gott der Weisheit.
Das war schon ziemlich ungewöhnlich für einen vorchristlichen
Pantheon, in dem die Götter sich sonst durch allerhand un-intellektuelle
Neigungen hervortaten, wie z.B. Zeus, der sich vor allem durch seine
Weibergeschichten im Menschheitsgedächtnis verewigt hat. IMHO ist es kein
Zufall, dass
audae und
aoide lautlich mit
Odin und
Wodan direkt übereinstimmen. Das moderne Wort
Ode weist
direkt auf diesen Zusammenhang hin.
[66]
Siehe dazu auch Hegel
(1986, p. 539): Die
Erynnie, die
grausame, unmenschliche Seite der
Religion, die
Raserei der Priesterin, die
unmenschliche Gestalt
der Hexen.
[67]
La ilaha illa
'llah, Muhammadun-Rasulullah
[69]
Man könnte auch
sagen:
Altes Testament:
Bibel DOS,
Neues Testament:
Bibel NT,
Koran:
Bibel XP,
und so brauchen wir halt bald mal wieder was neues:
Bibel
Vista.
Und siehe wie bei MiSt Windows, die neueren Versionen
müssen nicht unbedingt die besseren sein.
[70]
Siehe dazu Heideggers
Diskussion zu Nietzsches Diktum "Die Wüste wächst", (WHD, 10-47), und
die Diskussion zum Wesen der Technik (WHD, 48-56): "Das Wesen der Technik ist
nichts Menschliches". (WHD, 53).
[72]
F:\mat-phil\bruno\seegers.pdf
[73]
Bruno, Giordano:
Über die Monas, die Zahl und die Figur als Elemente einer sehr geheimen
Physik, Mathematik und Metaphysik, Meiner, Hamburg (1991)
(URL)
http://www.fortunecity.com/emachines/e11/86/mathexp.html
[74]
(URL)
http://en.wikipedia.org/wiki/Shamrock
(URL)
http://news.bbc.co.uk/1/hi/uk/3519116.stm
(URL)
http://www.riverdeep.net/current/2002/03/031102_stpatrick.jhtml
"Some believed that St. Patrick explained
the concept of the Trinity in Christianity using a shamrock he found growing at
his feet. More likely, the three-part leaf was worn by the people of Ireland as
a symbol of the cross. It is assumed, however, that St. Patrick knew about the
significance of the shamrock in other religious and pagan traditions, and may
have incorporated it into his explanations and teachings."
(URL)
http://columbia.thefreedictionary.com/clover
"Clover was used by the Greeks in garlands
and other decorations. The druids held it sacred. It is said to have been the
early emblem of Ireland from which the shamrock is derived, and it is an emblem
of the Trinity."
[75]
Das älteste
Vorkommnis des Triskellion findet sich im neolithischen Monument New Grange in
Irland.
[76]
(URL)
http://en.wikipedia.org/wiki/Book_of_Kells
[77]
Charpentier, Louis: Die
Geheimnisse der Kathedrale von Chartes, Droemer Knaur (1999)
(URL)
http://deu.archinform.net/projekte/72.htm?ID=bd17b85d65af46d3a3f486d5f65e44e5
(URL)
http://de.wikipedia.org/wiki/Tafeln_von_Chartres
Pilgrim's Progress, John Bunyan
Die Pilger von S. Diago de Compostela:
(URL)
http://www.google.com/search?num=100&hl=en&lr=lang_en%7Clang_de&safe=off&q=%22Pilgrim%27s+Progress%22&btnG=Search&lr=lang_en%7Clang_de
Die Suche nach dem Königreich des
Priester
Johannes oder
Prester John,
Presbyter John.
Sieher wiederum das
Gedanken-Labyrinth von
Umberto
Eco:
Baudolino.
[78]
Das Labyrinthmuster ist
ebenfalls eines der ältesten und heiligsten Symbole, und taucht in der
Noologie sozusagen versteckt auf, weil es spiralig ist, und das Triskellion kann
als Konfiguration von 3 Spiralen gezeichnet werden. Diese Fussbodenmuster wurden
in vielen Kirchen leider von unwissenden Kirchen-Verwaltern wieder
herausgerissen.
(URL)
http://en.wikipedia.org/wiki/Labyrinth
(URL)
http://www.egreenway.com/meditation/labyrinth.htm
[79]
also called the Hindu
trinity, Wikipedia:
(URL)
http://en.wikipedia.org/wiki/Trimurti
(URL)
http://www.google.com/search?hl=en&q=trimurti&btnG=Google+Search
[82]
Siehe: Nietzsche,
Zarathustra, IV, "Der freiwillige Bettler":
So wir nicht umkehren und werden wie die
Kühe, so kommen wir nicht in das Himmelreich. Wir sollten ihnen
nämlich Eins ablernen: das Wiederkäuen.
[83]
"Moral, Ethik und Ethos,
Ethnos und Ethnie"
[84]
Diese Geschichte
erzähle ich ausführlicher unter: "An einem kühlen, grauen Morgen
in der Welt-Traum-Zeit"
Siehe auch:
[85]
Eine vergnügliche
Diskussion dieser theologischen Spitzfindigkeiten wird von
Umberto Eco in
seinem Roman
Baudolino inszeniert.
[86]
Logisch: Das
Aufgehängt-Sein in einem Quattrolemma.
Der deutsche Vulgär-Ausdruck des
Verreckens
für
elend Sterben, gibt nur beim Kreuzestod einen physiologischen
Sinn. Interessanterweise ist die Figur des Körpers des Gekreuzigten ein Y,
also ein Tripol.
[87]
In dieser Trope des
endlosen Kreislaufs ist der Buddhismus mit dem Hinduismus identisch.
...
Umgekehrt drückte Schopenhauer die Absurdität des
Bösen in der jüdisch/christlichen Schöpfungs-Idee der tragischen
Geschichte der Versuchung in der Genesis aus:
(Parerga und Paralipomena II, Kapitel 15, insb. § 177).
... [so] kommt es heraus, als hätte
der liebe Gott die Welt geschaffen, damit der Teufel sie holen solle; wonach er
denn viel besser gethan haben würde, es zu unterlassen.
[88]
Und in diesem Sinne auch
Ken Wilbers Werke, der versucht das Konzept der Evolution mit dieser spezifisch
christlichen Komponente zu vereinigen. Interessanterweise stützt er sich in
seiner Argumentation aber hauptsächlich auf die hinduistischen und
buddhistischen Quellen, in denen genau das
nicht vorgesehen ist: Dort
gibt es keinerlei Evolution des Geistes, keinerlei Gedächtnis, das mit in
den Moksha/Nirvana-Zustand mitgenommen wird, im Gegenteil, es ist die komplette
Auslöschung, die komplete
Laethe, wie die Griechen es nennen
würden. Eine spezifische Art von Gedächtnis wird im Kreislauf der
Wiedergeburten darin verstanden, dass die Wiedergeburt einer Einzel-Seele, so
etwas wie eine Wieder-Erinnerung an die früheren Leben ermöglicht. Im
Altgriechischen war ein ähnliches Konzept als
A-Laetheia
bekannt.
[89]
Angelehnt an die
Hegelsche Sprechweise.
[90]
Siehe dazu Cusanus:
De ludo globi.
[91]
La ilaha illa 'llah,
Muhammadun-Rasulullah
[92]
Im christlichen Denken
unterscheidet man darum auch fein zwischen dem (materiellen)
Körper,
und dem über-materiellen
Leib.
[93]
Lediglich in PhdG, C.
(DD) "Das absolute Wissen" macht er eine Ausnahme, hier kommt eine
Viergliederung vor. Strukturell unterscheidet sich die Darstellung in diesen
Details von der in der Enzyklopädie, "Dritte Abteilung", "der absolute
Geist".
[94]
Die Momente kennzeichnen
die
inneren Bewegungsprinzipien seines Denkens.
[95]
Ich habe hier eine
abweichende Systematik von Gotthard Günther. Er spricht über "Das
logische Problem des Du" in "Idee und Grundriss" (1978a). IMHO ist das "Du" eben
wirklich nur ein logisches Problem, wenn es in der Kategorie von "Nicht-Ich"
verstanden wird. Aber dieses Problem verschwindet einfach, wenn das "Du" als
"Wir" verstanden wird.
Leider sind die pdf-Seitenzahlen völlig abweichend vom
Text-Inhaltsverzeichnis, so dass hier nur auf die Text-Suche verwiesen werden
kann.
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\downloads\grndvorw.pdf
[96]
Man möge sich dazu
die neueren soziobiologischen Untersuchungen zur
Vermehrungs-Fitness von
stark religiösen Gruppen ansehen (z.b. Moslems, orthodoxe Juden, Mormonen,
Mennoniten). Stark religiöse Menschen haben generell mehr Kinder als wenig
religiöse, haben stärkeren Gruppen-Zusammenhalt und Gruppen-Kontrolle,
stärkere Abgenzung von Nicht-Zugehörigkeits-Gruppen, und sind auch
generell eher bereit ihr Leben (und das von möglichst vielen
Un-gläubigen), für die allein selig-machende Sache ihres ganz eigenen
und ganz besonderen Gottes vorbehaltslos zu opfern: Denn ihnen winkt das
Himmelreich und die Ungläubigen müssen auf ewig in der Hölle
schmoren. Wer es schafft, den Koran von Anfang bis Ende durchzulesen, wird
feststellen, dass die Verdammung der Ungläubigen das Haupt- und
Lei(d/t)-Motif des ganzen Traktats ist. Siehe auch Cato:
Ceterum censeo
Carthaginem esse delendam.
[97]
Der Bindestrich soll
verdeutlichen, dass es sich hier nicht um den konventionellen Begriff der
Vorstellung handelt. Wenn ich im folgenden Text "die Vorstellung" nenne, so
bedeutet das ebenfalls Vor-stellung.
[99]
Auch hier wieder den
Verweis auf die irreführende alte Aristotelische Charakterisierung des
Mensch-Seins als
zoon politikon: Auch Ameisen, Bienen und Termiten
lassen sich als
zoon politikon charakterisieren. Den Aspekt der
höheren Reflexionsformen konnte Aristotes noch nicht formulieren. In der
Platonischen
Politeia geht es noch schlimmer zu: da sind die Poeten und
Künstler nur Parias und Schmarotzer.
[100]
Nietzsche: "Alle
Vorurtheile kommen aus den Eingeweiden"
[101]
nach der Odyssee von
Homer.
[102]
Historia /
Textus: Das Gewebe (
Histion) der Geschichten der
Kollektiv-Erinnerung.
[104]
Hier setzt z.B. die
Evolutionäre Erkenntnistheorie (EE) an.
[105]
Wir könnten hier
auf Kants Diskussion in KrV hinweisen. Aber es ist einfacher, zu zeigen, dass es
unmöglich ist, sich wie Tarzan an einer Liane von Baum zu Baum zu
schwingen, wenn man nicht ein sehr genaues Gefühl von Raum, Zeit und Dauer
hat. Ie. falls es unter unseren Ur-Ahnen eine Sorte von Tarzan gegeben haben
sollte, dann konnte er nur in genau diesem Fall einer unserer Ur-Ahnen gewesen
sein, wenn er lange genug überlebt hat, um seine Nachkommen der
nächsten Generation zu zeugen. QED: Die Menschheit stammt nicht vom Affen
ab, sondern von Tarzan. Dies lässt sich in genau derselben Weise auf unsere
Speer- und Steine schleudernde Ahnenschaft übertragen: Das intuitive
Verständnis von Raum, Zeit und Dauer, sowie Ballistik (was dasselbe ist,
plus noch Beschleunigung, Verzögerung und Gravitation), gehört zum
unveräusserbaren
Ahnenerbe der Menschheit. Aristoteles sollte sich
im Grabe umdrehen, er hat wohl in seinem ganzen Leben des Philosphierens nie
einen Stein geschleudert.
[106]
Nach Giordano
Bruno.
[107]
In Erinnerung an die
Archetypen von C.G. Jung.
[108]
Zwar ist das
Fachgebiet der Psychologie die menschliche Seele (=psyche), also der Bereich
SUB, aber im modernen Wissenschaftsbetrieb der Psychologie hat das
OBJ-technische Instrumentarium die Dominanz. Nur in einigen Teilbereichen, wie
der Analytischen Psychotherapie, halten sich noch Rudimente der introspektiven
Tradition.
[109]
Goethe,
Meta-Morphology, and the Polycontexturality of Gotthard Guenther
Information and Third Order Ontology
[110]
Zurückgehend auf
Par(a)menides.
[111]
Hier ist ein subtiler
Unterschied zu ziehen, zwischen
Erkennen und
Empfinden. Das
Empfinden ist eine Charakteristik der
Anima, und damit auch ein
Vermögen der Tiere.
[112]
Die Philosophie, die
ein einziges SUBjekt-Zentrum annimmt, wird
solipsistisch
genannt.
Weitere Erläuterungen dazu bei Heidegger (WHD, p.
17-18).
Ein analoges Gedankenexperiment, das eine logisch separate
Existenz des Bereichs SEM erläutert, wird in "The home of the unicorn"
gegeben: 10.2. The Semiosphere
Goppold (1999d, 116)
[114]
Dazu wieder Johannes
Heinrichs (1983, 251):
... "dass Information als apriorischer
Sinnvorrat ...
auch nicht auf Subjektivität reduzierbar ist."
...
Es erforderte eine lange Demonstration, zu
zeigen, dass sich menschliche Subjektivität, im Kern konstituiert durch
Selbstbewusstsein, nicht von den transsubjektiven Relationen zu den genannten
Grundformen von Andersheit losgelöst vollziehen kann, sondern erst in einem
Relationsgefüge als Selbstbezug-im-Fremdbezug.
[115]
Im Deutschen ist das
wiederum sehr eingängig mit den Begriffen
Vor-Stellung und
Ver-Stellung zu demonstrieren. Dazu auch das Zentral-Thema der
Kalyptologie in der Noologie.
[116]
Weitere semiotische
Materialien sind an folgenden Stellen zu finden:
"Short glossary of terms":
(URL)
(LOC_DVD)
http://www.noologie.de/desn14.htm
"The Semiosphere":
(URL)
(LOC_DVD)
http://www.noologie.de/desn16.htm#Heading59
"Peirce: CP 1.284. Phaneroscopy":
(URL)
(LOC_DVD)
http://www.noologie.de/desn19.htm
"Markings / signs / codings":
(URL)
(LOC_DVD)
http://www.noologie.de/desn20.htm#Heading77
"18.4.2. The meaning of meaning":
(URL)
(LOC_DVD)
http://www.noologie.de/desn24.htm#Heading130
[117]
Dies sind wie oben
angedeutet,
Fuzzy Sets, also unscharfe Mengen, die bestimmte
Häufungspole aufweisen, und die sowohl zwischen den
Verständnis-Gemeinschaften (Kulturen) und durch die Zeiten hindurch
gewissen Faktoren von
Drift ausgesetzt ist.
Siehe auch Nietzsche, Empfindungsgruppen:
[118]
Interessant ist die
Beobachtung dass das lateinische
legere von der Laut-Form her eine grosse
Ähnlichkeit zu dem griechischen
lógos hat. In der
späteren philosophischen Entwicklung kam es tatsächlich zu einer
Überquerung bzw. Fehl-Übersetzung (wie Heidegger in WHD gezeigt
hat), dass man den
lógos immer mehr an die Begrifflichkeit der
Intel-ligenz oder
Intel-lectus angepasst hat.
[119]
Neuronal Pattern
Mechanisms and the Semiotic Base
[120]
Diese logischen
Techniken sind das grundlegende Handwerkszeug jeder Programmierung von (Objekt-)
Klassen. Programmierer verwenden diese Techniken eben als Handwerkszeug ohne
gross darüber nachzudenken, dass die logische Begründung dafür
einen sehr hohen konzeptuellen Aufwand erfordert.
[121]
Dies wäre aus
der
Reflexion der christlichen Trinitas die angebrachte Re-Formulierung
des islamischen Prinzips:
La ilaha illa 'llah...
[122]
Eine hervorragende
Beschreibung der dialektischen Methode gibt Fechner:
"Die Welt ist nicht durch ein ursprünglich schaffendes,
sondern zerstörendes Prinzip entstanden."
Beispiele dazu: Das
Ansich,
An-Sich-Sein, das
Für-Sich-Sein, das
An-und-Für-Sich-Sein das
absolute
sich selbst doppelt Sehen, usf.
Hegel, Phänomenologie, VI.B.III: Die absolute Freiheit
und der Schrecken:
"... erkennt nämlich das
Bewußtsein, daß sein
An-sich-sein wesentlich
Sein für
Anderes ist; das
An-sich-sein als das Selbstlose ist in Wahrheit das
passive, oder was für ein anderes Selbst ist. Der Gegenstand ist aber
für das Bewußtsein in dieser abstrakten Form des reinen
An-sich-seins, denn es ist
reines Einsehen, dessen
Unterschiede
in der reinen Form der Begriffe sind."
[123]
F:\mat-phil\spengler\10spengler_uda.pdf
F:\mat-phil\spengler\08spengler_taf.pdf
F:\mat-phil\spengler\spengler_bio.htm
[124]
In meinen Schriften
auch das
Aoide-Denken genannt.
[125]
Das Thema wurde in
einem Aufsatz der Neuro-Serie schon angesprochen. Siehe:
und in NOO1 unter:
1.7.1. Noos als Thema der Lebens-Praxis"
In der angelsächsischen Philosophie wird Handlungs-Wissen
auch als
Common Sense bezeichnet, und fand bei C.S. Peirce und W. James
unter der Bezeichnung Pragmatism / Pragmaticism seine philosophische
Ausarbeitung.
[126]
Eine analoge "Line of
Reasoning" führt P. Feyerabend (1975) in Bezug auf "conceptual
totalitaranism" und die vorherrschenden Denkschemata der Naturwissenschaften
aus. ibid. p. 261-262. Wilber führt in EKL, 427 einen ähnlichen
Gedanken für das "mythisch-militärische Imperium des römischen
Christentums" ein, das ca. 300-500 entstand. Weitere Kommentare dazu in EKL
701-704. Zur Fortführung der Gedankenlinie der Entstehung des christlichen
Im-Periums, siehe:
Eine mehr wissenschafts-philosophische Darstellung der
Welt-Bildung findet sich bei Leiber (1996, 24, 40, 49).
"peri peras":
Anm: Das "peri peras" ist zwar griechisch ungrammatisch, aber
darauf kommt es mir nicht an.
[129]
Siehe die Arbeiten
von Hertha v. Dechend. Edda / Voluspa / Snorri
Siehe dazu auch meine Diskussion der Goetheschen Rezeption und
Weiterverarbeitung dieses Archae-Motivs bei Hesiodos.
[131]
Noologie, Teil III:
Eine Strukturtheorie von Wissen und Macht
[132]
Eine interessante
Fortsetzung dieser Geschichte könnte die Politk von Papst Joh. Paul II
sein, und was sein Nachfolger Joseph Ratzinger (Benedikt XVI), daraus macht.
Ratzinger vereinigt wohl wie kein anderer früherer Papst das gesamte
gesammelte Wissen der Kirche, da er vor seiner Papstwahl die Geheimarchive der
Inquisition verwaltete, und damit direkten Zugang zu dem kollektiven
Gedächtnis dieser gewaltigen Institution hatte.
[134]
Hegel: VI.B.III: Die
absolute Freiheit und der Schrecken.
"Diese ungeteilte Substanz der absoluten
Freiheit erhebt sich auf den Thron der Welt, ohne daß irgendeine Macht ihr
Widerstand zu leisten vermöchte. Denn indem in Wahrheit das
Bewußtsein allein das Element ist, worin die geistigen Wesen oder
Mächte ihre Substanz haben, so ist ihr ganzes System, das sich durch die
Teilung in Massen organisierte und erhielt, zusammengefallen, nachdem das
einzelne Bewußtsein den Gegenstand so erfaßt, daß er kein
anderes Wesen habe als das Selbstbewußtsein selbst, oder daß er
absolut der Begriff ist."
Heidegger, WHD behandelt im Wesentlichen genau dieses
Thema.
[135]
und, wie oben gesagt,
braucht es dazu auch die
Eingreif-Mittel.
[136]
Imaginär
bedeutet hier etwa eine Rousseau'sche Phantasie vom "Edlen Wilden" oder die
Fiktion von den "Naturvölkern, die noch in Harmonie mit ihrer Umwelt
leb(t)en."
[137]
Nietzsche,
Zarathustra, IV, "Unter Töchtern der Wüste"
S.a. Heidegger: WHD, 21
Heidegger: WHD, 11:
Die Verwüstung ist kein blosses
Versanden. Die Verwüstung ist die auf hohen Touren laufende Vertreibung der
Mnemosyne. Das Wort "die Wüste wächst" kommt von einem anderen Ort als
die gängigen Beurteilungen unserer Zeit.
[140]
anima (lat) :=
psychae (gr.)
[141]
Dazu z.b. die
Arbeiten von Damasio.
[145]
Siehe die Triade SUB,
OBJ, SEM. Wahrnehmungen über das eigene SUBjektive Befinden nennt man auch
Propriozeptionen.
[146]
Natürlich
hängt das auch davon ab, wie man "Liebe" in seinem Denksystem definiert.
Bei Abstraktbegriffen wie "Liebe zur Musik" ist es metaphorisch noch annehmbar.
Wenn jemand aber seine "Liebe" auf Objekte wie Schuhe, Kleider, und Autos
richtet, spricht man eher von
Perversion und
Fetischismus.
[147]
Genauer muss hier
gesagt werden, dass das buddhistische Konzept des
Mitfühlens,
Empathie oder
Compassion nicht ganz deckungsgleich mit "Liebe"
ist. Aber so ist es meistens in der Geistesgeschichte, dass die Worte zwar
ähnliche Assoziationen erwecken, aber manchmal bedeutsame
feine
Unterschiede dahinter stehen.
[149]
In seiner
Doppeldeutigkeit besonders passend ist hier der englische ausdruck
"pregnant".
[150]
Heidegger: WHD, p.
93:
Meinen ist hier in der Bedeutung von minne verstanden: die
ihrer selbst nicht mächtige und darum auch nicht notwendig erst eigens zu
vollziehende Zuneigung des innersten Sinnens des Gemüts nach dem
Wesenden.
[151]
Besser griech:
dynamis.
[152]
Strukturell kann man
Schopenhauers Werk "Wille und Vorstellung" als etwas andere Formulierung des
"Wissen & Macht" Komplexes ansehen.
[153]
Selbstredend ist es
"ER" der "er"-kennt. "Sie" ist immer nur "Ob"-ject der "Er"-Kenntnis. Mehr dazu
auch in feministischen Diskursen zu Wissen und Wissen-Schaf(f)t.
[154]
"Noo-Pathologie: Die
Leiden des Wissens":
(URL)
(LOC_DVD)
www.noologie.de/noo02.htm#Heading127
[155]
Andere Schreibweisen:
SunTzu, SunTze, SunZe
11.4.3. Neuronal Resonance Technology and the
Military
"The best battle, Sun Tzu says, is the battle that is won
without being fought."
[156]
S.a. Jean Gebser,
mens,
mind,
mentiri:
->:MENTIRI, p.161
[159]
Hier wird insb. das
Material aus Nietzsche (1994-1) behandelt:
Band I, "Jenseits von Gut & Böse", "Ecce homo".
[160]
Durch das er im
Er-Innern der Menschheit wesentlich verewigt wurde...
[161]
Über die
hintergründigen Ursachen von Nietzsches Zusammenbruch und Demenz kann man
getrost spekulieren: IMHO war Nietzsche als ehemaliger Sanitäter des
preussischen Heeres im 1870er-Krieg bestens vertraut mit den damaligen Methoden
der pharmakologischen Kriegsführung. Jeder Soldat trug eine Ration Morphin
im Tornister, im Falle von Verwundung. Es hatte sich sehr schnell
herumgesprochen, dass Morphin auch ohne Verwundung ganz gut tut, und so kamen
Tausende von Heimkehrern süchtig in die Heimat zurück. Dass Nietzsche
davon nichts wusste, ist eher unwahrscheinlich. Er selber hat in seinen
Aufzeichnungen nichts darüber hinterlassen, ausser ein paar Notizen
über seinen unmässigen Verbrauch von Schlafmitteln, die er sich als
Dr. Nietzsche selbst verschreiben konnte. Weitere kleine Exkurse in diese
Richtung finden sich in dem Kapitel: "Die Wahrheit und die Drogen".
Siehe auch: Ecce homo: 406
Alles erwogen, hätte ich meine Jugend
nicht ausgehalten ohne Wagnerische Musik. Denn ich war verurtheilt zu Deutschen.
Wenn man von einem unerträglichen Druck loskommen will, so hat man
Haschisch nöthig.
[162]
Man denkt dabei
zuerst an Erdöl oder Metalle. Tatsächlich wird aber Süsswasser in
der kommenden Zukunft die knappste Ressource für 3/4 der Menschheit sein,
über die die Kriege geführt werden.
Der Kampf zwischen Israel und den Palästinensern ist ein
Kampf um das Wasser.
[164]
"tolle lege": Nimm
und Lies
[165]
Jerry Pournelles
Umschreibung für die "Idiotas", die Laien, aus seiner Byte Magazine Kolumne
in den 1980er Jahren.
[166]
Siehe die Diskussion
zu:
"Altgriechische Philosophie, Heidegger und das Denken in Semantischen
Rhizomen"
[167]
Thomas Nagel: "What
Is It Like to be a Bat?"
[170]
Heidegger: WHD,
24-33, 67-70, 73-76
[171]
Sprichwörtliche
Beispiele hierfür sind die "kleinen moralischen Ausrutscher" von
wortgewaltigen amerikanischen Fernseh-Predigern. Überhaupt ist das gesamte
Gebäude der puritanisch geprägten amerikanischen "öffentlichen
Moral" durchsetzt von Doppelmoral.
[172]
So ist es das
ungeschriebene Gesetz, dass in all den netten Erotik-Filmchen, die spät
Nachts in RTL und Pro7 gezeigt werden, die Geschlechtsteile niemals direkt
gezeigt werden dürfen. Es könnten ja noch Kinder auf sein und sich das
ansehen.
[173]
Als Kontrastprogramm
dazu die erhellende Aussage von Daniel Dennett: Alle Gott-Gläubigen
irgendeiner monotheistischen Religion sind Atheisten (Ungläubige) mit
Referenz zu allen anderen monotheistischen Religionen. Der Atheist führt
diesen Prozess nur noch einen Schritt weiter.
[174]
Recht unterhaltsam
hat der Psychiater David Yallum in seinem Roman "Und Nietzsche weinte" die
Vorgänger-Protagonisten von Freud ins fin de siecle Wien zusammengedichtet.
Etwas wissenschaftlicher hat Breidbach in seinen Werken wie "Materialisierung
des Ich" die damaligen pyscho- / neuro- / und natur-wissenschaftlichen Faktoren
und Denker aufgeführt, aus denen Nietsche und Freud ihre
Denkvoraussetzungen schöpften: Wundt, Golgi, Haeckel,
Helmholtz...
[175]
In Deutschland mit
dem grossen Wegbereiter Adolf Bastian. Devereux, Ethnopsychoanalyse, p.
76
[176]
Folgende
Materialsammlung behandelt die philosophische Ethik und Sozial- (Wirtschafts-)
Theorie wird in . Insbesondere interessant sind die Kapitel zur Management-
Moral und -Ethik in Zeiten des Global-Kapitalismus:
Eine Einführung in die Philosophie von Rainer
Hegselmann:
(URL)
(LOC_DVD)
pe.uni-bayreuth.de/downloads/materialien/26_A_Teil1.pdf?did=560
[177]
z.B. Erdheim (1984),
Devereux, Gfäller (1987)
[179]
Dies soll keine Liste
nach irgendwelchen Kriterien der Wichtigkeit sein. Sonst müssten wir mit
Hammurabi anfangen, weitergehen mit Moses, dann die indischen Philosophen
des
Rita (
Rta) Mani, erwähnen, auch
Konfuzius und die
Taoisten nicht vergessen, eine gebührende Erwähnung von Minos,
Solon, Lykurg, und Justinian machen, und uns wieder durch die ganze
Weltgeschichte der Gesellschafts- und Rechts-Philosophie bis heute
durchwühlen.
[180]
a-tomos auf
Griechisch
[182]
Im Französischen
sagt man dann: "la langue francaise, la langue anglaise..."
Natürlich ist der logische Schluss nur im "Als Ob". Jeder
kompetente Sprecher einer Sprache weiss intuitiv, dass er über Sprache
verfügt, und nicht nur Sätze spricht.
[183]
Ie. dem
logischen
Typos nach Whitehead und Russell.
Siehe auch: Glossar: Gattungsbegriffe.
[184]
Die
Sprach-Fähigkeit als genetische menschliche Eigenschaft bedeutet, dass ein
Kind jede beliebige menschliche Sprache lernen kann, aus diesem Vermögen
wird darauf geschlossen, dass es so etwas wie
Sprache an Sich geben muss.
[187]
Von allen mir
bekannten Ethnien gibt es nur zwei Beispiele, wo das nicht so ist /war: Die
ausgestorbenen Indigenen Feuerlands und die australischen Aborigines. In
Feuerland ist die Situation insofern etwas ungewöhnlich gewesen, weil die
Temperaturen dort etwa dem Klima von Schottland entsprechen.
[188]
Verschiedene
Ethnologen (-Schulen) machen deshalb auch etwas verschiedene Grenzziehungen
zwischen den Schlüsselbegriffen ihrer Wissenschaft, die ihr Feld ja
wesentlich durch ihre Arbeit prä-definiert. In der Ethnologie gibt es keine
unbeteiligten (objektiven) Beobachter, und jeder Feldforscher beeinflusst das
soziale Feld der Menschen, die er gerade beobachtet.
Siehe auch: Gfäller (1987, p. 86).
[189]
Grenzfälle von
gleichzeitiger multi-ethnischer Zugehörigkeit von Kindern in
Mischehen-Familien lasse ich hier weg.
[190]
Es sollte aber nicht
vergessen werden, dass immer noch eine Vielzahl von Sub-Ethnien, vor allem in
den Gebirgsregionen, leben, deren Ethos sich stark von denen der
Mainstream-Chinesen unterscheiden, z.B. das Volk der Moso.
Hier ein Beispiel für tiefgreifende Unterschiede des
Ethos zwischen Chinesen und Europäern:
(URL)
(LOC_DVD)
_050421emot/zeit-hirn/www.zeit.de/2004/41/N-Kognition_China.html
[191]
Auch hier ist es eine
reine Definitionsfrage, der man widersprechen kann, aber nicht ob es wahr oder
falsch ist, sondern ob es zweckmässig ist oder nicht, solche
Unterscheidungen zu machen. Denn das was man Wahr-nimmt, hängt entscheidend
davon ab, wie man sich seine vorher Definitionen zurechtgelegt hat.
[192]
Natürlich
widersprechen die Christen, die den
Wahren Glauben gefunden haben, heftig
der Unterstellung, das
Christentum sei über Worte und Begriffe
(vollständig) vermittelbar. Hier kommt es entscheidend auf das
"Erweckungs-Erlebnis" an, das uns angefangen von St. Paulus bis hin zu G.W. Bush
immer wieder so lebhaft be-eindruckt.
[193]
Die grosse Ausnahme
von dieser Regel waren die
Khasaren, also die Vorläufer der
Ashkenasim, welche ein Turkvolk waren, das (auf Geheiss ihres
Königs) zum Judentum konvertierte. Die
Sephardim waren die
"originalen" Juden aus Israel, Judäa, und vor allem aus Babylon. Zwischen
diesen beiden Subgruppen des Judentums gab und gibt es natürlich auch
gewisse
Spannungen und Spaltungen (
Schismata), die aber bei der
heutigen gemeinsamen
Frontstellung gegen die Araber nicht so
auffallen.
[194]
Das noch weiter zu
verfeinern wäre etwas haarspalterisch. Shintoismus im Besonderen und
Hinduismus partiell definieren sich mehr durch ihre Rituale (bzw.
Segregations-Gebote, Speise- und Reinheits-Rituale) als durch ihre kognitiven
Lehren.
[195]
Principia
Mathematica von Whitehead und Russell. "Theory of Types" sind Hierarchien
von Logischen Typenklassen.
[196]
Das
Passen
oder
Nicht-Passen wurde von Darwin als Ausschlusskriterium seiner
Evolutionstheorie als
Fitness bezeichnet.
[197]
Freiheit ist ein
völlig vager Begriff, weil es immer nur "Freiheit von und zu irgendetwas"
geben kann. Selbstredend hat in keiner noch so "freien Gesellschaft"
irgendjemand die Freiheit, alles zu tun oder zu lassen was ihm gerade beliebt.
Für chronische Formen solcher Missverständnisse gibt es dann die
Psychiatrien und Gefängnisse.
[198]
Siehe Kants bekanntes
Diktum: "Sapere Aude" (NOO1, p. 23).
[199]
Mao Tse Dong: Der
Geschmack einer Birne wird erst durch das Draufbeissen offenbar.
(URL)
http://www.brainyquote.com/quotes/quotes/m/maozedong146717.html
[200]
Siehe weiter unten:
der bekannte Begriff der
Stallgeruchs-Gemeinschaft.
[201]
Bei Nietzsche die
entsprechenden Stellen: (1994-1):
"Alle Vorurtheile kommen aus den Eingeweiden." (Ecce homo
Warum ich so klug bin, 1. (p. 408)
[202]
Nietzsche (1994-3),
p. 219: sie "können sich nicht riechen!"
[203]
Die Butter und Ghi
(geklärte Butter), sind sozusagen heilige Substanzen im
Hindu-Weltbild.
[204]
Kulturschaffenden,
was aber nur eine Statistik ist. Wenn 10 % der Allgemein-Bevölkerung
europider Kulturen (Europa, USA, Südamerika) starke Alkohol-Konsumenten bis
Alkoholiker sind, dann trifft es die Kulturschaffenden mit ca. 20 % eben etwas
häufiger.
[205]
Indische Sadhus,
Sufis, die Hashishinen, War schon im 19. Jh eine Modedroge.
[206]
Soma oder Haoma ist
das Weisheitsgetränk der
Veden bzw. des
Zend Avesta, Ohne
Soma ging damals gar nichts. Seine biologische / pharmazeutische Identität
ist aber unbekannt.
[208]
Baruzzi PL, Register:
Gewißheit.
[209]
Baruzzi PL, Register:
Gewißheit.
[210]
Im folgenden verwende
ich das Pseudonym AD, wenn ich vermeiden möchte, dass ich nicht dem
Diabolos persönlich verwechselt werde.
[212]
Some articles on the
main philosophical terms are given here:
[213]
It seems as if the
modern english word is a direct descendant of the old greek word.
[214]
The traditional latin
rendering of "logos" was "ratio et oratio".
[215]
In ancient philosophy
before the christian age, the roman philosophers tried to fit their terms to the
greek terms, and the key term of philosophical discussion, "logos" posed a
special problem since it had no direct latin equivalent.
[216]
I am giving here a
"greek" transliteration for those names instead of Anaximander, Plato, and
Aristotle. This is non-standard for english philosophical texts, but I like the
greek names better.
[217]
An example is Klaus
Mainzer's book on time - "Zeit". This is a work of scientific (physics)
philosophy. The text contains no reference for human memory.
[218]
Of course this is a
personal opinion which I have come to after several decades of programming
experience. There is no way a sophisticated method can substitute for clear
thinking.
[219]
See also the
adaptation by Ken Wilber which I have referenced in Noology, Vol I.
[220]
Although there are
sub-schools ot mathematics which hold that even mathematical thruths are
time-dependent conventions, most of the mathematicians are Platonists, even if
they don't know what the term means. To be a Mathematician, involves a
conviction that there must be some absolute truth, somewhere. Otherwise one
wouldn't go through so many mental contortions to find it, or some more elegant
expression (= formula) for it. Mathematics is in psychological parlance, based
on an obsession with order and structure, and an abhorrence for insecurity and
ambiguousness, or in other words, all those messy things that occur in the Real
World and in Real Life of Human Wheelings and Dealings. And that was the
dominant character trait of Platon the Philosopher. His psychological structure
has, by this way, thus influenced a lot of western philosophy and
science.
[221]
With the theological
themes I have dealt in my other writings. The connection between Platonic
Philosophy and Theology has to do with the dominance of order and structure in
the pantheon. See also the next footnote on "Kosmos". The Judeo/Christian
theology unites all the factors of regularity and (law and) order in the Supreme
God Jahve or Jehovah, whereas all the factors of irregularity und chaos are
delegated to the demons and devils. This differentiates the Judeo/Christian
theology from the pantheons of most other theologies of ancient civilizations
where the Gods of Chaos were equally important and revered members of the
pantheon. Eg. the Indian gods of time and destruction: Kala and Kali, the
Asuras, or the Mesoamerican gods of rain and weather, (H)Uitzilopochtli, Tlaloc,
etc. One main effort to reintroduce the principle of irregularity und chaos to
western thinking was Goethe's character Mephistopheles, whom he introduced as
incorporation of this suppressed arch-spirit and archae-elemental.
Nietzsche had identified a similar opposition in his work on
the Dionysic and Apollinic factors of Greek mythology: "Die Geburt der
Tragödie"
Keywods: "der Jünger eines noch "unbekannten Gottes",
...
"Antwort auf die Frage "was ist dionysisch?" ...
"Nothwendigkeit der Traumerfahrung":
R.A. Wilson had elaborated on the same theme in the
"Illuminatus" trilogy with his "Principle of Discordia" or Eris.
The painter W. Turner introduced this element into pictorial
art. Instead of concentrating on the outlines, he focussed on the contrasts of
color fields.
See also the references in my writings:
[222]
The meaning of the
ancient greek term Kosmos was, literally, decor(ation/um) and ornament, but was
subsequently used philosophically, as a principle of (law and) Order to
contra-distinguish it from the Chaos. Thus, the Kosmos was also synonymous for
everything orderly in nature and the universe. Theology, philosophy and the
sciences dealt for 2500 years mainly with these orderly factors, and only
recently have the disorderly and chaotic elements of nature found entry into the
halls of science under the name of Chaos Theory, Turbulent Fluid Dynamics,
etc.
[223]
The most interesting
case of an obviously messy category system is the Chinese Encyclopedia of
animals by Borges.
[224]
More colloquially one
can also call this
ergonomic.
[225]
Which comes from
memory psychology and indicates how many otherwise meaningless items a normal
human can remember. Of course, since Noology deals with Knowledge, ie. meaning,
this psychological rule can only be applied with a grain of salt (cum grano
salis).
[226]
Apart from the
technical usage in programming science, this method owes some credit to Gotthard
Günther's Kenogrammatics.
[227]
My own interpretation
of the phonetic sound of these characters differs from conventional philological
usage.
[228]
The reason why I
don't use the standard alphabetical ordering has to do with the sound slide
factor. It is easier to pronounce aieou in one sliding sound. The ancient memory
technologies are another reason which are dealt with in the next
section.
[229]
See for example my
dissertation.
[230]
"Pigeonholing" means
a pigeon can be only in one hole, and cannot be in any other hole at the same
time. The paradox of Schroedinger's cat is a quantum theory variant of the fuzzy
set paradigm. In fuzzy set theory, Schroedinger's cat can be about 70 % alive
and 30 % dead, all the while and at the same time.
[231]
For reasons of
graphic simplicity, the mathematical "element" symbol is here substituted with
"e".
[232]
Here we have a
typical hen-egg question of the history of writing: It is commonly assumed in
linguistics that the sound
chi could only be corresponded with a
cross-mark
after the alphabet was invented. But since the cross-mark is
probably one of the oldest ornamental symbols of all, to be found in the symbols
of the Vinca culture predating the alphabet by 5000 years, it should not be
ruled out altogether that there is an older connection of
chi and cross.
(Maria Gimbutas).
As a side line thought: The
Chi compares to the
Aleph by its looks quite like a child exercise that didn't get it right
on first try.
[233]
Again, it should be
noted that this is not so by standard linguistic practice. But we have to remind
here that we are not attempting standard linguistics.
[234]
See the Flusser
account in the appendix.
[235]
This can also be
equated with an ideology of prevalence of male elements, like they occur in
patriarchic societies. In all of western and social natural history, the
imprinting, or informing factor was considered more important, more valuable,
etc. than the substrate factor.
[236]
As they appear in the
discussions of Aristoteles and Plato's Timaios.
[237]
The pressing being a
somewhat more robust variation of forming.
[238]
Liddell-Scott-Jones
Lexicon of Classical Greek
[239]
the ancient world,
known to the Greeks, later in Hellenistic times, the territories that had been
under the rule of Alexander and his successors.
[240]
In present-day
constructivist cognitive neuronal theories, one would talk about neuronal
connection and excitation structures, networks, and association maps, that are
localized in specific brain regions.