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1. Jenseits von Liebe, Wissen und Macht
(NOO2-1)


Die Noo-Serie: Band II-1

Version: 070615
© Andreas Goppold
Prof. a.D., Dr. Phil., Dipl. Inform., MSc. Ing. UCSB

1.1. Preliminarien

1.1.1. Abkürzungen
IMHO: In my humble opinion . Netiquette newspeak Ausdruck für eine Aussage, die man nicht beweisen kann, aber die man für so wichtig hält, dass man sich die Mühe macht, sie zu äussern, oder sie gar in einem Buch darzulegen. Es muss nicht unbedingt genau so sein oder gewesen sein, aber es könnte auch ganz erkenntnisfördernd sein, wenn man es auf diese Weise zu sehen versucht. Ich benutze es als eine etwas verallgemeinerte Version des "Als Ob" von Vaihinger (1913). Damit vermeidet man subtilere Fallen der Lüge, weil man garnicht erst versucht, jemanden (und sich selbst) darüber hinwegzutäuschen, dass man mehr zu wissen vorgibt, als man wirklich weiss. Spezifisch möchte ich das IMHO allen Aussagen voranstellen, die ich eigentlich nicht machen sollte, weil mir dazu die venia legendi fehlt. Daher kann ich das IMHO getrost allen folgenden Aussagen voranstellen.

AD: Advocatus Diaboli . Die Hl. römisch katholische Kirche bestellte bei jeder anstehenden Heiligsprechung einen AD, um etwaige Fehler im fleckenlos-reinen Moralingewand des Heiligkeits-Aspiranten vorher auszumerzen, bevor vielleicht etwas ruchbar wurde und von den Flecken unschöne Rück-Spritzer auf dem Gewand der Hl. römisch katholischen Kirche landeten.
Im folgenden Kontext benutze ich das Kürzel AD als Pseudonym für A.G., wenn ich Aussagen mache, die ich ich eigentlich nicht machen dürfte, weil das allgemein unschicklich ist und gegen den gesunden Menschenverstand und das gesunde Volksempfinden verstösst, oder wie man im heutigen Newspeak sagt: etwas das politically incorrect ist.

AB: Ambrose Bierce. Er hat den AD so gut wie keiner personifiziert. Deshalb lasse ich ihn gerne ab&zu mal für mich sprechen.

A.G.: Andreas Goppold. Dieses Kürzel verwende ich, wenn ich ein Zitat mache, das von mir selber stammt.

NOO1: Goppold, Andreas: "Noologie und das Spannungsfeld von Liebe, Wissen und Macht"
Books on Demand (2005), ISBN 3-8334-2651-9
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/spf-noo.pdf
Vol I der Noo-Serie.

NOO2: Goppold, Andreas: Noologie Vol 2: Jenseits von Liebe, Wissen und Macht
Arbeitstitel von Vol II der Noo-Serie.

NOO3: Goppold, Andreas: "Noology: Time, Memory, Knowledge and Information Technology"
(In Vorbereitung)
Arbeitstitel von Vol III der Noo-Serie.

PL: Baruzzi, Arno: Philosophie der Lüge, Wiss. Buchges., Darmstadt (1996)

SPF: Spannungsfeld

Tripol: Tripolares Spannungsfeld

WHD: Heidegger, Martin: "Was heisst Denken?" , Niemeyer, Tübingen (1971)

WLA: Nietzsche, Friedrich: Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne, aus dem Nachlass. NOO1, p. 162 ff.

1.1.2. Notations-Konventionen und Schreibweisen
1.1.2.1. Hypertext-Verweise
Bei der Einführung eines neuen, oder andersartig verwendeten Konzepts gerät man unweigerlich in einen hermeneutischen Zirkel: Man kann keinen Begriff einführen, ohne ihn definiert zu haben, aber zur Definition dieses Begriffs benötigt man einen Kontext, in dem dieser Begriff eine tragende Rolle spielt. In diesem Sinne muss der Zirkel irgendwo aufgebrochen werden. Ich verwende dazu die Hypertext-Verweise, die den Bezug zwischen der Definition und der Einbettung in den Kontext herstellen.

Zur Realisation der Hypertext-Struktur sind in den Text Hypertext-Verweise eingebettet, die in der Papier-Version auf Seitenzahlen verweisen, und im WWW-Format auf Hyperlinks. Das Format der Hypertext-Verweise sieht so aus:
->:XXX, p. y
bedeutet: Hypertext-Verweis auf Hypertext-Marke
@:XXX auf Seite y.

Die Hypertext-Prinzipien der Noologie werden hier näher erläutert:
->:NOO_HYTEXT, p.192

1.1.2.2. Spannungsfelder
Das Prinzip der Spannungsfelder ist ein essentielles Konzept der Noologie, das in allen Schriften der Serie aus verschiedenen Aspekten betrachtet wird. Hier wirkt sich das o.g. Problem des hermeneutischen Zirkels am gravierendsten aus, weil dieses Konzept auf keine literarischen Vorbilder zurückgreifen kann. Anlehnend an Heideggers Aufsatz "Was heisst Denken? " (WHD) können wir die Spannungsfelder als Versuch interpretieren, etwas nach-zu-denken, das nicht mehr denk-möglich war, nachdem die Begrifflichkeit und die Ratio ihren Einzug in das Abendländische Denken gehalten hatten. Die weitere Ausarbeitung der Spannungsfelder wird vor allem in diesem Kapitel gegeben:
->:NOO_SPFELD, p.24

Verschiedene Bezeichnungen für Spannungsfelder
Je nach Kontext und Betrachtungsweise bzw. Sprache verwende ich auch verschiedene Begriffe für Spannungsfelder:
(Phono-) Semantische Spannungsfelder : ->:NOO_SPFELD, p.24, ->:PHONO_SEMANTIK, p. 33
Semantisches Rhizom: ->:SEMANT_RHIZOM, p. 35
Onoma-Semaiophonic Network / Nexus / Rhizome: ->:SEMAIOPHON_NET, p. 117

Die Vermischung der Sprachen von Deutsch, Griechisch, Latein und Englisch ist Teil der Methode: meine Herangehensweise besteht darin, die Semantischen Rhizome zu verfolgen, die sich durch alle europäischen Sprachen ziehen. Dabei stelle ich fest, dass zwischen Deutsch und Griechisch mehr Übereinstimmungen bestehen, als zwischen Deutsch und Englisch oder Französisch. Englisch und Französisch haben eine Rhizom-Struktur, die mehr am Lateinischen ausgerichtet ist.

Der Begriff Nexus taucht in einigen früheren Schriften auf. Hier orientiere ich mich an Whiteheads Terminologie in "Process and Reality" .

Notations-Konventionen für Spannungsfelder
Es gelten folgende Notations-Konventionen für Spannungsfelder :

Spannungsfelder werden quasi-physikalisch definiert wie magnetische oder elektrische Felder. Die zwei Haupt-Typen sind oppositionale und affine Spannungsfelder.

Oppositionale Spannungsfelder sind abstossende Spannungsfelder, so etwa wie gleichpolige elektrische oder magnetische Felder.
Sie werden so dargestellt: (X <-> Y)
Verbal heisst das: X steht im oppositionalen Spannungsfeld zu Y.

Affine Spannungsfelder sind anziehende Spannungsfelder, so etwa wie sich Plus- und Minus- Pole von elektrischen oder magnetischen Feldern anziehen.
Sie werden so dargestellt: (X * Y)
Verbal heisst das: X steht im affinen Spannungsfeld mit Y.

Spannungsfeld-Konfigurationen: Wie im physikalisch-chemischen Fall von Elektronen-Ladungswolken der Atome fügen sich Spannungsfelder zu Komplexen zusammen. Die Gruppierung solcher Komplexe folgt wie in der Physik zwei wesentlichen Faktoren:
1) Gruppierung aufgrund von Affinitäten := *
Die Affinität wird wie oben durch den Stern * symbolisiert.

2) Gruppierung aufgrund von äusserem Druck := (...)
Die Klammern bewirken genau was sie im realen Leben auch tun: sie halten etwas zusammen, das von selbst (aus seiner eigenen Dynamik) nicht zusammen bleiben würde. Quasi-physikalisch gesprochen ist das der Druck, der auf ein System von aussen wirkt.

Konjugierte Spannungsfelder: Die grosse Komplexität von Spannungsfeld-Konfigurationen mit mehreren Komponenten lässt sich auf Papier praktisch nicht darstellen. (Analog dazu die Moleküle der organischen Chemie, die sich nur noch in Computermodellen darstellen lassen). Als Notbehelf wird hier die Notation der Konjugierten Spannungsfelder eingeführt. Dies ist analog dazu zu verstehen, "als ob" man die Topologie eines organischen Moleküls auf eine Fläche ausbreitet.

Konjugierte oppositionale Spannungsfelder werden so dargestellt:

((X <-> Y)
^
|
v
(A <-> B))

Die Konjugation von zwei Spannungsfeldern wird durch die vertikale Anordnung und die verbindenden Pfeile ^ | v angedeutet, die äquivalent zu <-> sind. Damit diese Konfiguration nicht sofort wieder auseinanderfällt, muss das Ganze durch ein weiteres äusseres Klammer-Paar zusammengehalten werden. In linearer Schreibweise sieht das so aus:
((X <-> Y) <-> (A <-> B))

Semantische Äquivalenz-Notation des Spannungsfelds:
(X / Y / Z <-> A / B / C)

Die semantische Äquivalenz-Notation in einem Spannungsfeld bedeutet:
(X <-> A) ist äquivalent mit (Y <-> B) und (Z <-> C).
Hier gilt keine Kommutations-Regel, ie. das erste Element links kann nur ins Spannungsfeld mit dem ersten Element rechts gesetzt werden usf.

Multipolares Semantisches Spannungsfeld :
((X / Y / Z) <-> (A / B / C))
Verbal bedeutet dies: ein multipolares Semantisches Spannungsfeld:
X kann gegen Y oder Z eingetauscht werden.
A kann gegen B oder C eingetauscht werden.
Der Komplex von (X / Y / Z) steht im Spannungsfeld zu (A / B / C)
Hier gilt die Kommutations-Regel, dass alle Kombinationen von X <-> A, X <-> B, X <-> C, etc. eingesetzt werden können.

Multipolare Semantische Spannungsfelder in Worten
... oder phono-semantische Morphologie

Die formale Auszeichnung von Multipolaren Semantischen Spannungsfeldern in Worten wird durch das Klammer-Paar {} markiert.

Die Form ist:
iii{A / B / C / ... }jjj{X / Y / Z / ...}kkk

Die Denkweise der Noologie verwendet eine Technik der phono-semantischen Ambiguität von Worten. Diese Technik wurde von Heidegger besonders in WHD eingesetzt, und wird hier weiterentwickelt. Durch die phono-semantische Ambiguität wird ein Semantisches Spannungsfeld aufgespannt. Das Denken ver-harrt un-entschieden vor einem Wort, weil zwei oder mehrere Bedeutungs-Alternativen gleichzeitig aufscheinen. Es ist ein ähnliches Prinzip wie die Boring-Kippfiguren. Die damit verbundene Irritation des rationalen Verbal-Systems wird in der selben Weise als Denk-Technik eingesetzt wie von Heidegger in WHD:
Was (ver-) heisst (uns) Denken?

Ein einfaches Beispiel:
Wenn ich das Phono-Semantische Spannungsfeld von phos und phonaeandeuten will, schreibe ich:
pho{s/nae}

Dies be-deutet: die phono-semantische Wurzel(rhiza, , archae, principium, radix) von pho- kann je nach Endung in phos (Licht) oder phonae (Klang) umsclagen.
>:PHOS_PHONAE, p. 128

Die Notation mit den Klammern {} markiert eine epochae im Husserlschen Sinne , sie setzt ein, in dem neuronalen Ent-Scheidungsprozess, bevor die Be-deutung in -s oder -nae aufgelöst wird. Damit markiert die Noologie ein ungesättigtes Reflexionspotential im Sinne von Gotthard Günther . [1]

Wenn ich mehrere Phono-Semantische Spannungsfelder in einem Satz formuliere, ergibt dies einen Ausschnitt aus einem Semantischen Rhizom. Wie ich im folgenden Text darstelle, sind vor allem die alten epischen Sprachen, vom Rig Veda, über Zend Avesta, Homers Illias und Odysse, bis hin zum Altarabischen des Koran, hauptsächlich als Semantische Rhizome zu ver-stehen.
->:SEMANT_RHIZOM, p. 35,->:SEMAIOPHON_NET, p. 117, ->:PERI_MNAEMAE, p. 147

Ein komplexeres Beispiel:

Peri Pe{/i}ras{i/eo}s

Pe{/i}ras{i/eo}s kann nach der Kombinatorik aufgelöst werden in:
Peras, Peiras, Peirasis, Peraseos, Peiraseos
->:PERI_PEIRASIS, p.146

Wenn ein Ausdruck in doppelter Klammer steht {{z/y}x}, wie in:
Pe{/i}ras{{i/eo}s}
so verdoppelt sich die Kombinatorik auf alle Worte, die mit -s enden oder nicht.

Natürlich er-geben nicht alle, sondern meist nur einige Worte aus dieser Kombinatorik in der ge-gebenen Sprache einen Sinn.

1.1.2.5. Die Transkription griechischer Worte
Die Schreibweise für griechische Worte ist wegen Vereinfachung der Hypertext-WWW-Darstellung in latinisierter Transkription, mit ae für aeta (Aussprache: ä) und ou für oy(Aussprache: u). An manchen Stellen, wo es auf den Unterschied zwischen omega und omikron ankommt, steht o für omega (Platon). In Zitaten werden z.t. unterschiedliche Transkriptionen verwendet: ë für aeta, bei Baruzzi: ä, und ô für omega. Soweit es für die Aussprache relevant erscheint, wird der Akzent Akut auf á und ó verwendet.

1.1.3. Neuere Versionen
Dieser Text ist noch in Bearbeitung. Neuere Versionen stelle ich im WWW ein. Dort sind sie zu finden unter:
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/noo2.htm
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/noo2.pdf

Der Code auf der Noologie-DVD ist:
/0g/noo2.htm
/0g/noo2.pdf

1.2. Was bedeutet Noologie?

Das Wort Noologie wird im konventionellen philosophischen Sprachgebrauch recht selten gebraucht. (Siehe Glossar: Noologie). Ich verwende es aus genau diesem Grunde, weil es mir eine relativ grosse gestalterische Freiheit lässt, es mit den Inhalten zu füllen, die ich für relevant halte, ohne viele Diskussionen der Abgrenzung zu anderen, philosophisch schon stärker abgegriffenen Termen zu führen (wie Sinn, Sein, Geist, Form, Inhalt, Wesen, Begriff, Denken, Logik, Dialektik, Dianoia, Reflexionstheorie, Phänomenologie, etc.). Ich führe in den folgenden Absätzen weiter aus, dass ich mich eher nur tangential mit der platonisch-sokratischen philosphischen Tradition der letzten 2400 Jahre befasse. Ich suche und finde meine Denk-Wurzeln (mein semantisches Rhizom) vor allem bei Anaximandros, Heraklitos und Parmenides, und der Interpretation, die Heidegger und Spengler diesen Spuren gegeben haben, auch in den Werken Nietzsches.

... der ernsthafte Eifer um Wahrheit und Wissenschaft ...
nämlich mit dem Vorsatze, in der Wissenschaft auf die Autorität sich den Gedanken anderer nicht zu ergeben, sondern alles selbst zu prüfen und nur der eigenen Überzeugung zu folgen, oder besser noch, alles selbst zu produzieren und nur die eigne Tat für das Wahre zu halten.
Hegel (1986, p. 72-73), Einleitung

Wenn ich andere Philosophen zitiere, dann weniger, weil ich mich auf deren Werke berufe, sondern um strukturelle Ähnlichkeiten zu markieren. Im Sinne einer Genealogie des Denkens soll das nicht auf eine Abstammung hinweisen, sondern auf eine Form-Ähnlichkeit, die sich aufgrund einer inneren Eigendynamik ergibt. Bei einer Selbstbetrachtung des Denkens kommt man um gewisse strukturelle Ähnlichkeiten mit Hegel nicht herum, aber das sagt nichts aus über eine Verwandtschaft. Es ist analog zu verstehen, wie in der Biologie die phylogenetisch völlig unabhänige Entwicklung leistungsfähiger optischer Organe (der Augen) in den verschiedenen Tier-Phyla verstanden wird, bei: Insekten, Oktopussen, und Wirbeltieren (Analogie). Die technischen Erfordernisse zur Orientierung mit Hilfe von Licht erfordern eine ähnliche Ausstattung mit funktional äquivalenten Licht-durchlässigen, Licht-brechenden, und Licht-rezeptiven Organ-Teilen, die in allen Tier-Augen notwendigerweise vorhanden sein müssen. Siehe Literatur zur Analogie:
(URL) (LOC_DVD) etext-virginia/etext.lib.virginia.edu/cgi-local/DHI/dhicontrib233c7.html

Die Entwicklung der Noologie folgt einem ähnlichen Phasen-Schema, wie sich in der Sichtweise der Biologie die Organe aus den Stammzellen bilden: Durch Differenzierung der Ur-Substanz, im spezifischen Fall durch Reflexion, bzw. Selbst-Brechung des Ur-Gedankens. Die Analogie von Licht-durchlässigen, Licht-brechenden, und Licht-rezeptiven Organ-Teilen lässt sich ohne weiteres auch auf die Brechungsformen des Geistes in der Entwicklung der Selbst-reflexiven Reflexion übertragen. Die mystische Spekulation des deus est lumen verläuft analog parallel zur philosophischen: der Genese des Geistes aus dem Geiste : Ersetzen wir das Wort "Licht" durch "Geist" : Aus den Licht-durchlässigen, Licht-brechenden, und Licht-rezeptiven Komponenten wird dann das Ensemble von Geist-durchlässigen, Geist-brechenden, und Geist-rezeptiven Anteilen, des Geistes selber . Wenn { en archae / ex archaes} nichts da ist ausser Geist selber, muss er sich diese seine Komponenten aus sich selbst erschaffen. Das ist die Genese des Geistes in all {ihren/seinen} Erscheinungen. Hegel formuliert das Prinzip in immer neuen Variationen in der Phänomenologie, so in der Vorrede und dem Absatz über die offenbare Religion .

Dies An-und-für-sich-sein aber ist es erst für uns oder an sich, oder es ist die geistige Substanz. Es muß dies auch für sich selbst - muß das Wissen von dem Geistigen und das Wissen von sich als dem Geiste sein; das heißt, es muß sich als Gegenstand sein, aber ebenso unmittelbar als vermittelter, das heißt aufgehobener, in sich reflektierter Gegenstand. Er ist für sich nur für uns, insofern sein geistiger Inhalt durch ihn selbst erzeugt ist; insofern er aber auch für sich selbst für sich ist, so ist dieses Selbsterzeugen, der reine Begriff, ihm zugleich das gegenständliche Element, worin er sein Dasein hat; und er ist auf diese Weise in seinem Dasein für sich selbst in sich reflektierter Gegenstand. - Der Geist, der sich so als Geist weiß, ist die Wissenschaft. Sie ist seine Wirklichkeit und das Reich, das er sich in seinem eigenen Elemente erbaut.
Hegel (1986, p. 28-29), Vorrede

Denn der Geist ist das Wesen seiner selbst in seiner Entäusserung; das Wesen, das die Bewegung ist, in seinem Anderssein die Gleichheit mit sich selbst zu behalten. Dies aber ist die Substanz, insofern sie in ihrer Akzidentalität ebenso in sich reflektiert, nicht dagegen als gegen ein Unwesentliches und somit in einem Fremden sich Befindendes gleichgültig, sondern darin in sich , d.h. insofern sie Subjekt oder Selbst ist. - In dieser Religion ist deswegen das göttliche Wesen geoffenbart. Sein Offenbarsein besteht offenbar darin, dass gewusst wird, was es ist.
Hegel (1986, p. 552), die offenbare Religion

1.2.1. Was heisst Denken?
@ :LEHRE_DENKEN

chrae to légein te noein t' eon emmenai
Nötig ist zu sagen und zu denken, dass das Seiende ist.
Parmenides, Frag. VI / Heidegger: WHD, 105

Das Gefüge von légeinund noeín ist der Grundzug des Denkens, das sich hier ins Wesen regt. Das Denken ist demnach kein Greifen, weder ein Zugriff auf das Vorliegende, noch ein Angriff dagegen... Das Denken ist kein Be-grifen. In der hohen Frühe seiner Wesens-entfaltung kennt das Denken noch nicht den Begriff.
Heidegger: WHD, 128

Die Lehre vom Denken heisst Logik, weil das Denken sich im légein des lógos entfaltet.
Heidegger: WHD, 105

Logik (gr. logikê sc. technê v. logos = Denken) heißt die Wissenschaft von den Gesetzen des Denkens.
(URL) (LOC_DVD) www.textlog.de/1769.html

Mit dem ersten Zitat, dem Satz des Parmenides, Frag. VI, eröffnet Heidegger den Zentralteil seiner tiefgründigen Erörterung über das Denken des Denkens: Was heisst Denken? [2] Das to légein te noeín ist auch der Kerngedanke der Noologie, und als griffige Formulierung fasse ich die beiden Begriffe noein... légein zusammen, und bilde daraus das Wort Noologie.

Das zweite Zitat: "Das Gefüge von légeinund noeín ..." kennzeichnet die Denk-Richtung der Noologie, die vor allem mit der Methode der Spannungsfelder entfaltet wird. Der vorliegende Ansatz der Noologie ist damit intendiert als eine Wiederaufnahme / Weiterentwicklung der Methode von Heideggers Ansatz (das Wie des Denkens ). Seiner Methode, die manchmal die phänomenologische genannt wird (nach seinem Lehrer Husserl), entspricht in der Noologie das Denken in / von Spannungsfeldern . [3] Ich beantworte die Frage nach dem Denken des Denkens hier vorläufig mit einem programmatischen Umriss, und der gesamte folgende Text der Noologie kreist immer um das Zentralthema, das er gesetzt hat: Was heisst [4] (uns) Denken?

Denken, so heisst es für die Noologie, ist das Erzeugen und Bewegen von Vorstellungen mit dem Ziel des Einklangs mit dem Sein.

und:

Vorstellungen, die den Einklang mit dem Sein finden, heissen Wahrheit (alaetheia).

Machen wir uns keine Sorgen darüber, dass wir nicht wissen, was das Sein ist . Auch Heidegger hat es in all seinen ausführlichen Werken immer kunstvoll umgangen, sich dazu zu äussern. Nach dieser Definition werden wir es auch nie wissen können, sondern das beste was wir hoffen können, ist einen Einklang zu finden. Damit ist diese Definition im schönsten Sinne selbst-reflexiv. Und über die letzten Dinge (das eschaton), wie Sinn und Sein, oder Sinn von Sein , oder Sein des Sinns , kann man nicht anders als selbst-reflexiv sprechen.

Es geht hier nicht allein um Konzepte und Ideen, sondern um alle Arten und Klassen von Vorstellungen, die im Vermögen der Menschen liegen, nämlich reflexive Vorstellungs-Universen erzeugen und bewegen zu können. [5] Damit sind auch und nicht zuletzt, künstlerische und musikalische Vorstellungen gemeint, nicht nur Vorstellungen des Verstandes , sondern auch und nicht zuletzt, Vorstellungen des Herzens . [6] Letztere umfassen einen weiten Bereich, etwa die Liebe, [7] aber auch die Andacht [8] und das Beten. Somit ist eine Art von Denken, die hier umfasst ist, auch in dem Programm des Benedict von Nursia enthalten:

Ora et Labora

Die mittelalterliche philosophische lateinische Bedeutung von lógos war: ratio et oratio . Dabei heisst oratio sowohl Rhetorik / Redekunst als auch Beten. St. Benedict v. Nursia begründete seine berühmte Mönchsregel auf ora et labora . [9]

Das Denken des Denkens, so wie es die Philosophie der letzten ca. 2300 Jahre formulierte, basiert auf einem Grundmuster, das Platon und Aristoteles gelegt hatten, [10] und das in der Stoa und der Scholastik ausgearbeitet wurde: Nachformulierungen der essentiellen Fragen des Seins im Rahmen der Sprachlogik, die das Altgriechische Idiom zu formulieren erlaubte. Heidegger sagt uns: Die entscheidende Komplikation trat auf, als Augustinus und seine christlich-scholastischen Nachfolger den Übergang zu einer rein lateinischen, griechisch-vergessenen Philosophie gemacht hatten. Ich füge dem hinzu: Der Fehler trat auf, als die alten semantischen Beziehungsgeflechte (die semantischen Rhizome) des altgriechischen Denkens vergessen wurden. [11] Lesen wir dazu die entscheidende Stelle in Heideggers WHD:

@ :NOEIN_LEGEIN
Die Verkoppelung von légein und noeín als Aussagen und als Vernunft schlägt sich in dem nieder, was die Römer die ratio nennen. Das Denken erscheint als das Rationale. Ratio stammt vom Zeitwort reor. Reor besagt: etwas für etwas nehmen: noeín; dies ist zugleich: etwas als etwas darlegen: légein. Die Ratio wird zur Vernunft. Über sie handelt die Logik.
...
In der ratio verschwindet jedoch das ursprüngliche Wesen von légein und noeín . Mit dem Aufkommen der Herrschaft der ratio kehren sich alle Verhältnisse um. Denn jetzt erklä. Mit dem Aufkommen der Herrschaft der ratio kehren sich alle Verhältnisse um. Denn jetzt erklären die mittelalterliche und die neuzeitliche Philosophie das griechische Wesen von légein und noeín , von , von logos und nous aus ihrem Begriff der ratio her. Diese Erklärung klärt jedoch nicht mehr auf, sondern sie verdunkelt. Die Aufklärung verfinstert die Wesensherkunft des Denkens. Sie sperrt überhaupt jeden Weg in das Denken der Griechen ab.
...
[Die] Frage: Was heisst Denken? ...
Von dieser verborgenen Frage entfernt sich die Philosophie am meisten, wenn sie auf den Gedanken gebracht wird, das Denken müsse mit dem Zweifeln beginnen.
Heidegger: WHD, 127

"Das Denken müsse mit dem Zweifeln beginnen" bezieht sich auf Descartes (cogito ergo sum), und so sind es (IMHO) diese beiden, Augustinus und Descartes, die grossen Denker, die das abendländische Denken auf seine Ab- und Holz-Wege gebracht haben. [12]

CARTESIAN, adj.
Relating to Descartes, a famous philosopher, author of the celebrated dictum, Cogito ergo sum -- whereby he was pleased to suppose he demonstrated the reality of human existence. The dictum might be improved, however, thus: Cogito cogito ergo cogito sum -- "I think that I think, therefore I think that I am;" as close an approach to certainty as any philosopher has yet made.
Ambrose Bierce:
(URL) (LOC_DVD) devils/www.alcyone.com/max/lit/devils/c.html

1.2.2. Noologie und das Wie des Denkens: Die Noo-Tropologie
Die Noo-logie, wie ich sie verstehe, be-deutet Denken über das Denken, bzw. die selbst-reflexive Anwendung von Denken auf Denken . Dies ist eine Reformulierung der Anweisung, die auf dem Tor-Bogen des Apollon-Tempels von Delphi stand: Gnothi se auton. Daher auch der Name Reflexionstheorie für diesen speziellen Reflexionsbogen. Siehe dazu Hegels Verweis darauf und seine Darstellung in der Enzyklopädie, (1969):
Die Erkenntnis des Geistes ist die konkreteste, darum höchste und schwerste. Erkenne dich selbst, dies absolute Gebot hat... die Bedeutung der Erkenntnis des Wahrhaften des Menschen, wie des Wahrhaften an und für sich, - des Wesens selbst als Geistes.
Hegel (1969, p. 311)

Es geht wesentlich um das Wie des Denkens. Mit Aristoteles können wir alles, das dem Was des Denkens angehört, seine Topologie nennen (von gr. topos, topoi , Ort/e), und alles, das auf das Wie des Denkens zielt, seine Tropologie(gr. tropae, Windung, Wendung). Die Wendung des Denkens ist wiederum bildlich verstanden, seine Reflexion / Refraktion, also das In-sich-Selbst-Brechen eines Gedankens . Die spezifische Schwierigkeit des Nachvollzugs einer Sequenz von Gedanken-Brechungen liegt in den medialen Gegebenheiten der Schriftlichkeit . Die Schrift fixiert einen Gedanken auf einen {Begriff / Satz / Aussage}, bzw. einen Topos, der im Lesen und Wieder-Lesen immer identisch aufsuchbar ist. In der Tat ist Begrifflichkeit als Greifbares nur zu denken durch die Schrift. Dieser Befund wurde insb. von der Denk-Schule im Umkreis von Innis, Havelock, Ong und McLuhan und ihren Nachfolgern augearbeitet. Ein Wieder-Aufsuchen einer Aussage ist in der Rede unmöglich, dort werden wir unentrinnbar in den Strom der Denk-Bewegung (das panta rhei des Heraklit) hineingezogen. Heidegger hat in WHD genau die Auswirkungen der Medialität der Schriftlichkeit für die Begriffsbildung behandelt, ohne aber die Schrift zu erwähnen. Er arbeitete zu einer Zeit, als die Arbeiten der genannten Schule noch nicht bekannt (oder noch nicht entstanden) waren. Folglich findet sich bei ihm auch kein Hinweis auf die Schriftlichkeit, aber er hat in seiner Fundamental-Analyse der Technik genau den spezifischen Technik-Charakter der Schrift schon angedeutet oder vorausgeahnt. Es ist schwierig, im schriftlichen Medium den Prozess der Gedanken-Brechungen als solchen zu behandeln. Hegel setzte sich in seinem "System der Wissenschaft" mit dieser Problematik tiefgreifend auseinander, und sein ansonsten etwas absonderlich anmutender Schreibstil lässt sich dahingehend verstehen, dass er versuchte, die In-sich-Selbst-Brechung eines Gedankens in seinen Satzbau hineinzu-modulieren. Damit tat er der deutschen Sprache (und dem Verständnisvermögen des Lesers) mancherlei Gewalt an. Um die Häufung solcher tour de forces zu vermeiden, sucht die Noologie nach einer anderen Ausdrucksweise, nämlich das Denken in Spannungsfeldern . Die Tripolarität der Bewegungsmomente in Hegels Denken wird hier mit einem bestimmten Typ, nämlich Tripolaren Spannungsfeldern (Tripole) installiert. Am einfachsten verdeutlicht man sich das Spannungsfeld wie ein Magnet- oder Elektrisches oder Gravitational-Feld. Die genauere Erläuterung des Prinzips folgt in diesem Abschnitt: ->:NOO_SPFELD, p.24

Ent-Scheidung und Mythos
Die Standard-Trope des normalen dualistischen Denkens ist der Gegensatz (Hegel: These <-> Antithese). Allgemeiner ist es das Prinzip der Dichotomie (Ent-Zweiteilung, Glossar: Dichotomie). Dh. die Begriffe stehen in Opposition, sie sind voneinander Ent- Ge- und Ver-Schieden, und in unserem täglichen Leben scheiden sie die dazugehörigen Empfindungsformen voneinander. Die Begriffe (lógoi) erschaffen ganz wörtlich unsere Erlebnis-Welt in jedem wachen Augenblick. Dieses Erschaffen durch den lógos zeigt sich paradigmatisch schon in der Genesis: Und Gott schied Wasser & Erde, Tag & Nacht, etc.
->:RECHT_UND_ORDNUNG, p.169

In den früheren Schöpfungs-Mythologien der Menschheit ist dieses Ent-Scheiden noch etwas brutaler dargestellt, da ist es ein Ent-Zwei-Schneiden und Zerstückeln: wie etwa in Mesopotamien das Zerstückeln der Tiamat, der ägyptische Mythos der Zerstückelung des Osiris, die Zerstückelung des Dionysos [13] und in Hesiods Theogonie die Kastration des Uranos. Hier als weiteres Beispiel der nordische Mythos der Schaffung der Welt aus dem zerstückelten Körper von Ymir.

Odin and his brothers had no liking for Ymir, nor for the growing number of giants, and killed him. In the huge amount of blood that flowed from Ymir's wounds all the giants, except two, drowned. From the slain body the brothers created heaven and earth. They used the flesh to fill the Ginnungagap; his blood to create the lakes and the seas; from his unbroken bones they made the mountains; the giant's teeth and the fragments of his shattered bones became rocks and boulders and stones; trees were made from his hair, and the clouds from his brains. Odin and his brothers raised Ymir's skull and made the sky from it and beneath its four corners they placed a dwarf. Finally, from Ymir's eyebrow they shaped Midgard, the realm of man. The maggots which swarmed in Ymir's flesh they gave wits and the shape of men, but they live under the hills and mountains. They are called dwarfs.
(URL) (LOC_DVD) norse-myth/www.pantheon.org/areas/mythology/europe/norse/articles.html

Etwas stärker symbolisch überformt, findet sich dieser Archae-Mythos auch im christlichen Abendmahl (Eucharistie) wieder, als Christus sagt: esset, dies ist mein Fleisch, und trinket, dies ist mein Blut.
(URL) (LOC_DVD) basisrel/217.175.235.200/basisreligion/abendmahl.htm

Der Gedanke ist Gottes Sohn, er ist Gott selbst, wenn auch nicht in seiner Totalität; er ist teils in Gott verborgen (logos endiathetos), teils in der Schöpfung sichtbar geworden (logos prophorikos); er hat alle Propheten begeistert und ist zuletzt in Jesu Fleisch geworden.
Glossar: lógos. www.textlog.de/1768.html

EUCHARIST, n.
A sacred feast of the religious sect of Theophagi.
A dispute once unhappily arose among the members of this sect as to what it was that they ate. In this controversy some five hundred thousand have already been slain, and the question is still unsettled.
Ambrose Bierce:
(URL) (LOC_DVD) devils/www.alcyone.com/max/lit/devils/e.html

Das Wasser ist das Urelement. Erstens: Wasser wird zu Wein; zweitens: Wein verwandelt sich in Blut. Das Wasser ist die Materie, der Wein die Seele, das Blut der Geist.
Bela Hamvas
(LOC_DVD)

Ortho- / Allo- / Neo-Tropologie
"Contrariwise" , continued Tweedledee, "If it was so, it might be; and if it were so, it would be; but as it isn't, it ain't. That's logic."
Lewis Carroll

Wir können weiter unterscheiden zwischen allen regelhaften Formen des Denkens und der Logik, welche ich Ortho-Tropologie nennen möchte, und allem was nicht dazu gehört, den Bereich der Allo-Tropologie. Die Ortho-Tropologie umfasst u.a. den (aristotelisch-) logischen Bereich, in dem die Wahrheit eindeutig bestimmbar ist, es ist damit der Bereich der Gewissheit. (Glossar: Denkgesetze) Dieser Bereich ist allerdings sehr eng umgrenzt auf inhaltsleere Aussagen wie A = A, oder bestimmte triviale Phänomene der objektiven Welt, [14] insb. aber von Dingen und Gegenständen aus der technischen Produktion, die beherrschbar (ie kontrolliert reproduzierbar) sind. Dies sind insbesondere die Computer mit ihrer technisch implementierten Wahrheitsfunktion: der Boole'schen Logik . [15] Weiterhin ordne ich in den Bereich der Ortho-Tropologie die Syntax und Grammantik. Diese umfasst die regelhaften Sprach-Strukturen, unter denen sinnvolle (semantisch bestimmbare) Sätze formuliert werden können. Dies ist aber nur eine notwendige Bedingung. Grammatikalisch korrekte Sätze können durchaus sinnlos sein, wie in dem Beispiel von Chomsky:
"colorless green ideas sleep furiously", despite being 100% grammatical ...
(URL) http://en.wikipedia.org/wiki/Colorless_green_ideas_sleep_furiously

Bei Heidegger (WHD, p. 100) findet sich noch ein kürzeres und klareres Beispiel: "Das Dreieck lacht" . Hier ist das, worauf es ankommt, nämlich der logische Widerspruch in der Aussage ausgezeichnet.

Der Begriff Allo-Tropologie umfasst unkonventionelle Denkmethoden, von denen die meisten schlicht falsch oder unsinnig sind, aber einige davon haben eine gewisse Stabilität und Praktikabilität. Die Allo-Tropologie war in der Antike das Handwerksgebiet der Sophisten, und wurde von den heutigen postmodernistischen Denkern des "Anything Goes" wiederentdeckt. Das Ziel der Noologie ist, jenseits der eingegrenzten Strukturen der Ortho-Tropologie einen weiter gefassten Bereich von Ordnungen des Denkens zu finden, die ich Neo-Tropologie nenne. Dies wird formuliert, damit das Denken nicht bedingungslos in die postmoderne Beliebigkeit verfällt. Es ist der Bereich, in dem die Wahrheit nicht exakt determiniert werden kann, aber mit approximativen Verfahren eingeschätzt werden kann. Eine ähnliche Situation finden wir in der Quantentheorie, wo die Zustände nicht eindeutig erfasst werden könnnen, aber doch statistische Aussagen gemacht werden können, die ausreichen um technische Verfahren mit reproduzierbarer Genauigkeit zu entwickeln. Ein wichtiger Grenzbereich ist die Phono-Semantik, die ich im nächsten Abschnitt unter "Semantische Felder" genauer behandele.

1.2.3. Das Warum der Noologie
Das den Gesetzen der Logik folgende Denken ist ... wenig geeignet, die Wirklichkeit adäquat zu erfassen.
Liessmann (2000, p. 116-117)
S.a. Gotthard Günther, Logistischer Grundriss und Intro-Semantik, p. 27,
F:\gg_log-grundriss-intro-semantik.pdf [16]

In erster Näherung ist die Formulierung der Denkweisen der Noologie eine zweckfreie Übung, um alternative, aber praktikable Formen des Denkens zu finden, analog vielleicht zu den Ansätzen zur non-euklidischen Geometrie von Mathematikern des 19. Jh's (Lobachevsky, Riemann). [17] Dahinter steht aber ein Fernziel, das Denken des Zwischen-Menschlichen, des Sozialen und Politischen. Die Aristotelische dualistische Denkweise und Logik, also die Ortho-Tropologie, die das Denken des Westlichen Abendlandes seit ca. 2300 Jahren immer weiter entwickelt hat, ist für die Dinge und Prozesse des Objekt-Bereichs von Wissenschaft und Technik sehr erfolgreich. Sie ist aber für Anwendungen des Zwischen-Menschlichen, des Sozialen und Politischen kaum ausreichend. Das zeigt sich vor allem heute im Zeitalter des Global-Hyper-Kapitalismus, in dem die technischen Mittel der Kontrolle und Ausbeutung immer raffinierter werden, und wo das Zwischen-Menschliche auf reine Objektbeziehungen reduziert wird.
->:HABEN_SEIN, p.91

Eine Logik der Gesellschaft ist nur möglich, wenn ich soviel Differenzen habe, wie aktive Individuen in dieser Gesellschaft zusammenkommen. Es muss jedes Individuum als Individuum vom nächsten unterscheidbar sein, und dazu braucht man einen "poly-kontexturalen" Strukturbegriff.
Gotthard Günther, "Phaidros und das Segelflugzeug", p. 10.
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\ggphilosophy\phaidros.pdf

Gotthard Günther sah seine Arbeit zur mehrwertigen Logik im direkten Anschluss an Hegel, und er und seine Nachfolger haben Ansätze gemacht, mehrwertige "poly-kontexturale" Logiken zu entwickeln, um den formalen und technischen Bereich, die Operationalisierung einer Nach- oder Über-Aristotelischen Logik voranzutreiben. IMHO hatte dieses Unternehmen bisher aber keine greifbaren Erfolge. Mittlerweile hat man in Bereichen der Quantentheorie, wo die aristotelischen Ansätze sowieso nicht mehr greifen, und der Fuzzy Logik , pragmatische Methoden entwickelt, um für spezielle Probleme die Begrenzungen der Aristotelischen Logik zu überwinden. Diese Ansätze reichen zwar überhaupt nicht an die Gedanken von Gotthard Günther heran, aber dafür sind sie praktikabel, Fuzzy Logik findet sich heute in Waschmaschinen und Kameras, und auf Quanten-Technologie beruht mittlerweile der profitabelste Teil der High-Tech Maschinerie. Die Noologie orientiert sich u.a. an solchen Ansätzen, um hier allgemeinere Verfahren für das Denken zu entwickeln, und insbesondere Techniken zu finden, mit denen das Soziale besser formuliert werden kann, als rein deskriptiv. [18] Der Ansatz der Noologie ist vorerst nicht mathematisch-logisch, sondern der Weg einer Semantischen Logik . Dies ist ein möglicher Ansatz für eine Neo-Tropologie.

Ich kann den Soziologen nur ein gründliches Studium in Logik, Arithmetik oder Kombinatorik und in Kybernetik empfehlen.
Gotthard Günther, "Phaidros und das Segelflugzeug", p. 11.
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\ggphilosophy\phaidros.pdf

Diese Anregung von Gotthard Günther wird anscheinend von Gerd Gigerenzer (MPI f. Bildungsforschung, Berlin) weiter verfolgt. Er und seine Mitarbeiter haben in ihren Arbeiten Konzepte von probabilistischen und heuristischen Denkmethoden entwickelt, die eine gewisse Ähnlichkeit mit den Konzepten der Noologie haben. Die gemeinsame Thematik kann man vielleicht so nennen: Fuzzy Logic Konzepte für Semantische Operationen . Die Publikationen des Instituts sind auf folgender WWW-Seite zu finden:
(URL) http://ntfm.mpib-berlin.mpg.de

1.2.4. Noos / Nomos / Dikae / Logos / Ratio und das Chaos
Das Wort Noologie ist gebildet aus den griechischen Worten noos / nous und lógos. [19] Die Bedeutung beider Worte ist ähnlich, aber nicht identisch. Das semantische Feld von "noos" umfasst ungefähr die folgenden Begriffe:
{Vernunft / Geist / Verstehen / Verstand / Denken / Intelligenz / engl: "know{/{ing/ledge}} " [20] }.

Das Wort "lógos heisst sowohl Gedanke, Denken als auch Wort" , (Friedrich Kirchner, Wörterbuch. Glossar: lógos). Die Differenzierung beider Begriffe entstand durch die philosophische Arbeit der letzten 2500 Jahre nach Heraklit, der diesen Begriff als erster in der Ahnenreihe der Philosophen verwendete. Ich folge hier weiter Heideggers Spuren, so wie er es IMHO in WHD vorgezeichnet hat, indem ich den semantischen Spannungsfeldern nachspüre:
Die Lehre vom Denken heisst Logik, weil das Denken sich im légein des lógos entfaltet.
->:LEHRE_DENKEN, p.13

@ :DENK_SPUREN
Um die Interrelation von nous und lógos entlang dieser Spuren zurückzuverfolgen, soll als (Theater-) Vorstellung das weitere Begriffsfeld des altgriechischen Denken des Denkens aufgebaut werden: Nämlich die Worte, mit denen die Griechen dieses semantische Feld markierten: {g}noein (denken), {g} nomizein (meinen), gn omae (Verstand, Intelligenz), [21] {g/gig}nosis (Erkenntnis), eidos (Form, Begriff, Vorstellung, Idee), idea (Gestalt Form, Art, Urbild, Idee), pseudos (Täuschung, Lüge), phraen{ae} (Geist, Bewusstsein, Herz, Gefühl, Wille, Gesinnung, Zwerchfell), phronae (denken, überlegen, vernünftig sein) (Heraklit: phronimon ), phonae (Sprache, sprechen, reden, rufen), phasma , phanta{sma/sia} (Einbildung, Wahnvorstellung) s ophronae (verständig, besonnen, vernünftig sein), sophro{synae} (Verstand, Klugheit, Besonnenheit), sophia (sapientia , Weisheit, Klugheit, Geschicklichkeit, Erfahrung), sophisma (List, Täuschung), dia-noia (Denk-Art), dia-logos (Gespräch, Dialog), dialektikae (Dialektik), the o{ria} (anschauen, zuschauen, überlegen, einsehen, verstehen, erfahren), theama (Anblick, Schauspiel), theaomai (anschauen, betrachten, erkennen), theatron (Theater, Schauspiel, Vor-Stellung), thauma{/zo} (wunder/n, staunen), theós (Gott, göttlich).

Im mittelalterlichen und neuzeitlichen Sprachgebrauch hat sich für lógos eine gewisse Betonung auf Systematik und Ordnung eingestellt . Diese Entwicklung lässt sich auf die Logik des Aristoteles zurückführen. Vor Aristoteles finden wir eine ähnliche Auffassung in Platons Timaios , noch ohne expliziten lógos -Begriff. Der Denkzusammenhang wird hier gebildet durch den griechischen Begriff des Kósmos , der Schmuck, Zierde und Ordnung bedeutet.

Plato also embraces this idea, but for him, the material/physical world is always in a state of flux. For him, logos means quite the opposite of what it meant to Heraklitos (also spelled Heraclitus). To Plato's mind, Logos constitutes the world of Form where Truth expresses a state of immutable Oneness.
(LOC_DVD)

In der nachfolgenden Entwicklung der neoplatonischen Philosophie zitierten die christlichen Philosophen Heraklitos verständlicherweise nur so, wie es ihrer Logik und Denkweise entgegenkam, nämlich in einer statischen, festgefügten Ordnung. Aus den anderen Fragementen des Heraklitos ist zu vermuten, dass der lógos für ihn noch ganz andere Qualitäten hatte, etwa die des Feuers, welche eine durch und durch dynamische ist:
phronimon einai to pyr - das Feuer ist vernunft-begabt.

Heidegger hat in WHD (p. 115-127) eine ausführliche Diskussion der Ab-wege geführt, auf die der Begriff des lógos in der lateinisch-rationalen Philosophie geführt worden ist, und dies führt er auf p. 127 zu seiner schon genannten Schlussfolgerung. ->:NOEIN_LEGEIN, p.14

Das Erkennen des Gesetzlichen
@ :GESETZ_ERKENNEN
Das Begiffspaar / Spannungsfeld von {Noos / Nomos [22] } markiert den wesentlichen Aspekt, der für das neuzeitliche Verständnis von lógos und - logie gilt: Das Erkennen des Gesetzlichen oder die Nomologie. Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch das griechische Wort d ikae := Recht(s-Entscheidung), Strafe, Gewohnheit, Art und Weise, sowie die dazu gehörige Göttin Dikae. Sie ist sowohl bei Anaximandros [23] wie bei Parmenides [24] eine entscheidende Bezugs-Figur. In der Vedisch-Indischen Philosophie finden sich analog dazu die Terme Dharma, Rta (Rita) und Karma.

archaen ... eiraeke ton onton to apeiron
Der Ursprung (oder: Anfang) der seienden Dinge ist das Unbegrenzte (apeiron) .
ex on de he genesis esti tois ousi
Aus welchen (seienden Dingen) die seienden Dinge ihre Entstehung haben .
kai taen phthoran eis tauta ginesthai kata to chreon
dorthin findet auch ihr Vergehen statt, wie es gemäß der Ordnung ist .
didonai gar auta dikaen kai tisin allaelois taes adikias kata taen tou chronou taxin
denn sie leisten einander Recht (dikae) und Strafe für das Unrecht (adikia ) gemäß der zeitlichen Ordnung (chronos ). [25]

Die Äquivalenz der Strukturen des Anaximandros-Fragments und der Vedischen Philosophie kann mit den entsprechenden Schlüsseltermen markiert werden:
Dharma (:= kata to chreon),
Rta (Rita) (:= dikae) und ) und
Karma (:= dikaen kai tisin allaelois taes adikias kata taen tou chronou taxin ). [26]

Dazu eine Beschreibung aus Vedischer Sicht:
The world's seeming mess of altercating fortune, the caprice of the divinities, was now intelligible. Indeed, there was a single, unchanging harmony working 'behind the scenes.' A right path existed, ready to be taken by the righteous ones. Rta signifies the way life ought to be, shifting from physical to divine, from natural to moral order. Rta was morality, the equitable law of the universe. The conception of this all-transcending, supramental force that is, practically, the same concept as later understandings of dharma, is captured in this early Vedic prayer, preempting the liturgical strains of classical Hindu mantras involving dharma:
"O Indra, lead us on the path of Rta, on the right path over all evils."
--(Rig Veda Book X, Chapter CXXXIII, Verse 6)
(URL) http://www.haryana-online.com/Culture/dharma.htm
(LOC_DVD)
Der Gott der Gesetzlichkeit
Die mittelalterlich- neuzeitliche Bedeutung von lógos wird bestimmt durch seine Nähe zu (und Überformung durch) dem lateinischen Wort ratio. Diese Verbindung erscheint heute in den Allgemein-Worten im Umfeld von Rational/ität . [27] Der Haupt-Aspekt, der lógos von nous unterscheidet, ist diese Beimischung von ratio, die auch Proportion, Mass, Messbarkeit etc. bedeutet. Aristoteles begründete diese Verwendung mit seiner Logik. [28] Platon hatte das Konzept im Timaios formuliert, und die christliche Philosophie übernahm das hellenistische Konzept über Dionysius Areopagita. Sichtbar war es zuerst bei Joh. 1.1.: "En archae en ho lógos". [29] / [30] Im christlichen Denken ist Gott der primordiale Nomothetes (Gesetzgeber), und in der heutigen Wissenschaft ist das die Natur. Es ist diese Betonung der Gesetzlichkeit, warum heute viele Wissenschaften ihren Namen bilden, aus einem vorangestellten Wissenschafts-Feld-Bezeichner wie etwa "Zoo-" und einem angehängten "-logie" .

In der Folge wurde es zu einem Haupt-Attribut des christlichen Gottes dass er als All-messender, und All-wägender dargestellt wird. [31] Einen glanzvollen Höhepunkt findet diese Denkweise in der neuplatonischen Metaphysik der Gotik, die sich vor allem in der Architektur der Kathedralen manifestiert. Siehe: Eckstein, nach Otto von Simson. ->:ECKSTEIN_GOTIK, p.183
Sowie: Paul Calter: Geometry in Art and Architecture
(URL) (LOC_DVD) dartmouth/www.math.dartmouth.edu/_matc/math5.geometry/index.html

Das Göttliche als oberstes Ordnungsprinzip findet sich natürlich auch in vor-christlichen Denksystemen und Mythologien. Die antiken Verbindungen dieses Themas lassen sich etwa zurückführen auf die indeuropäische Wort-Wurzel "Men" -, in ihren Variationen wie Mensura , Minos , Manu, Mens , Manas , Man, M{e/i}nerva , etc. (siehe dazu Jean Gebser : Men- , Mens , Mind, Mensch). [32] Im griechischen Pantheon waren die dafür zuständigen Götter Apoll und Athenae (Min-/Menerva). In Ägypten wurde diese Funktion dem Gott Thoth zugeordnet.
U. Seegers: F:\mat-phil\bruno\seegers.pdf, p. 21-22.
(URL) (LOC_DVD) heraklitos2/www.wsu.edu/_dee/EGYPT/BOD125.HTM

Nach diesen Betrachtungen können wir schon feststellen, dass der lógos in der abendländischen Philosophie auf das semantische Feld der Begrifflichkeit und Umgrenztheit, und damit des Verstands, der Ratio(nalität) gestellt worden ist, eine Entwicklug die ich in der Noologie auch das Im-Perium nenne.
->:IM_PERIUM, p.70
Der nous hat als Vernunft in der philosophischen Entwicklung die weniger ausdifferenzierte Position eingenommen, nämlich alles was von dem semantischen Feld des lógos nicht umgrenzt wird.

1.2.5. Das Was der Noologie: Die Götter des Chaos und die Revolution
@ :NOO_WAS
Der Unterschied der antiken / aussereuropäischen Mythologie zur christlichen Philosophie / Theologie war nun, dass die Götter des Chaos immer in ebenso hohen Ehren gehalten wurden wie die Götter der Ordnung. So etwa Dionysos in Griechenland, eine Erkenntnis die vor allem Nietzsche zu verdanken ist, oder Kali / (Maha-)Kala in Indien. In China, das mit dem Konfuzianismus ebenfalls ein elaboriertes System der Ordnung entwickelt hatte, waren es die chaotischen Fluss- und Wetter-Gottheiten, die in dem allgegenwärtigen Drachen symbolisiert und verehrt wurden. Alle alten und traditionalen Kulturen der Menschheit bestanden darauf, dass die Kräfte des Chaos ein integrales und essentielles Element der menschlichen Erlebniswelt waren, und dass sie trotz ihrer furchterregenden Aspekte nicht bezwungen und gebannt werden konnten, sondern dass sie besänftigt werden mussten. [33] / [34]

Damit kommen wir zum Was der Noologie : Ihre spezifischen Themenpunkte / Topoi. Für die Noologie ist das Chaos der entscheidende Topos : Die eben genannten Prinzipien der Gesetzlichkeit und der Regularität wurden vom philosophisch- theologischen Denken der letzten 2400 Jahre zum Hauptattribut des Göttlichen stilisiert. Die Theodizee und Monadologie des Leibniz war vielleicht der letzte und höchstentwickelte Versuch, das in ein kohärentes logisches System zu fassen. Aber dieser Denk-Ansatz in seiner Gesamtheit, der ganzen Entwicklung seit Platons Timaios, war ein Kardinal-Fehler, der sich bitter rächen sollte: Der Zorn Gottes wird furchtbar sein , wenn man dem Göttlichen nicht auch eine gebührende Portion des Chaotischen zubilligt, und das heisst, man muss die Götter des Chaos genauso verehren, wie die Götter der Ordnung. Dies hatte Nietzsche intuitiv erkannt, und in die Welt hinausposaunt, leider vergeblich. So lässt sich die weltgeschichtliche Entwicklung auch an diesem einen tief-schwarzen Faden aufsp{i/a}nnen: Es waren die Kräfte der Ordnung und Harmonie selber, die das tiefe Unheil heraufbeschworen haben: Es war die Sucht nach {{Re-} Präsentation der} Ordnung der Renaissance-Kirche (ihr Neo-Platonismus ), die die Kräfte des Chaos entfesselt hat, die sich im 30jähr. Krieg entluden. Es war der zwanghafte preussische Ordnungsgeist , der von Hegel durch seine Hochstilisierung des Staats als absoluter Geist in die deutsche Staatsphilosophie eingebracht worden war, die absolute Verwaltung , die mit den damaligen technischen Mitteln dann den Holocaust ermöglichte. Es war der globale Overkill des protestantisch-missionarischen Turbo-Konsum-Kapitalismus amerikanischer Prägung, der die fanatische islamische Jihad-Reaktion wieder in Bewegung setzte. Diese furchtbaren Lehren aus der Geschichte des Scheiterns des absoluten Geistes als All-Imperator des Universums (Hegel) gilt es zu Er-Innern.

Syn-bolik, Dia-bolik und Entropie
@ :SYN_DIABOLIK
What we know ist just a drop, what we do not know is an ocean.
Isaac Newton

Es soll nun weiter spezifiziert werden, worin sich die Noologie von den konventionellen, orthodoxen, oder positiven Wissenschaften unterscheidet. Alle Wissenschaften sind "positiv" in dem Sinne, [35] dass ihr Arbeitsbereich sich auf die positiv darstellbaren und im Kollegenkreis auch vermittelbaren Apekte ihrer Disziplin beschränkt. Alles was nicht positiv darstellbar und vermittelbar ist, ist damit unwissenschaftlich. Wittgenstein hat dies prägnant mit seinem berühmten Satz ausgedrückt: "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen". [36] Wissenschaft kann in ihrem Selbstverständnis nur ein Fortschreiten und Vervollkommnen des Wissbaren sein, und muss sich von den Ver-Irrungen und Ver-Wirrungen auf diesem Wege fernhalten.

Die Noologie beschäftigt sich explizit mit den Ausschluss- und Grenzbereichen ihres Themas. Vorher wurde schon das Element des Chaos, des Unvorhersehbaren, die Überraschung, also des eigentlich Nicht-Denkbaren, als Thema der Noologie dargestellt. Es ist paradox, sich systematisch mit a-systemischen Themen zu beschäftigen. Entweder ist etwas logisch darstellbar, damit gehört es in den Bereich des positiven Wissens, oder es ist nicht, dann ist es Fabel, Phantasie , Aberglaube , oder finsterste Psychose . Die Noologie umgeht dieses Problem mit der Methode der Leer-Stellen. [37] Auch wenn etwas nicht wirklich darstellbar ist, kann man trotzdem einen Platzhalter dafür erfinden, und diesen aufschreiben. So wie man in der Logik für jedes "A" eben auch einfach ein "Nicht-A" als Komplementärbereich aufstellen kann.

Die Ausschlussbereiche des Wissens werden mit dem Begriffspaar Syn-bolik und Dia-bolik markiert. Syn-bolik bezeichnet das Spannungsfeld zwischen all dem, was im Fortschritt des Wissens vereinigt werden kann und Dia-bolik bezeichnet einen Komplex von Parametern, die ich das Chaos nenne, nach dem alles unter einem ebenso starken Druck des Auseinanderfallens steht.

Die Dia-bolik wird formuliert als ein Bedeutungs-Spannungsfeld in einem Kunstwort, das auf zwei ähnliche griechische Worte zurückgeführt werden kann:
1) diabállo := hinüberbringen, über-setzen, entzweien. und
2) diábolae := Verleumdung, üble Nachrede, Feindschaft, Abneigung.

Die Vorsilbe dia- verweist auf zwei Knotenpunkte im Semantischen Rhizom [38] der Griechischen Sprache:
dia := (hin-) durch, auseinander.
dys / dya / di- := zwei, zwie- (im Sinne von ent-zweit).

Die Endung -bol ist ebenfalls zweideutig. Etymologisch lässt sich das Wort einerseits diábolae auf boáo := Schreien, Verkünden zurückführen. In dem Sinn, wie es im Deutschen (üble) Nach-Rede heisst. Das diabállo bringt wieder eine andere Bedeutungs-Facette zum tragen, bestimmt durch das Werfen / Wurf / Geschoss / Ballistik := bolae / bólos / bélos / bállo.

Diese Mehrdeutigkeit der Dia-bolik wurde von Goethe in seinem Faust durch Mephistopheles personifiziert. Im aussermoralischen Sinne bedeutet das: Alles, was unter irgendwelchen Umständen einmal zusammengekommen ist, muss auch irgendwann wieder einmal auseinander fallen. In der (populär-) Wissenschaft findet sich der Begriff "Entropie" , [39] der die universale Tendenz zum Auseinanderfallen markiert. [40]

1.3. Die Semantischen Felder der Noologie

@ :NOO_SPFELD
Das Denken in Spannungsfeldern der Noologie bedeutet genauer Semantische Spannungsfelder und ihre Interaktion. Semantik heisst: Be-deutung. Der Titel: "Was bedeutet Noologie" drückt durch seine Verbalform einen Prozess aus: das Be-deuten. Das Be-deuten ist eine Variante der Vor-Stellung, im Sinne von Schopenhauer und des Radikalen Konstruktismus (Maturana und Varela). [41] Die Be-deutung ist das fertige Ergebnis eines Prozesses von Be-deuten. In der Noologie ist kommt es wesentlich auf den Prozess selbst an, der durch die Interaktion von semantischen Feldern zustande kommt. Diese sollen eine konzeptuelle Verbindung zu den neuronalen Aktionsfeldern schaffen, auf denen die Aktivität des Gehirns basiert. Die Verbindung der semantischen Ebene mit der neuronalen ist zwar heute noch nicht experimentell möglich, aber vielleicht ergeben sich dadurch neue Ansätze für neuronale Forschungen. Semantische Felder können zwar in Analogie zu gravitatoinalen, magnetischen oder elektrischen Feldern gedacht werden. Dies ist aber nur im weiten Sinn zu verstehen, weil die Semantik durch multi-dimensionale Bedeutungswerte charakterisiert ist.

In der Semantik gibt es nicht nur einen Wert einer Variablen, sondern (u.U.) unendlich viele Bedeutungsfacetten, die sich nicht numerisch auf einen Nenner skalieren lassen. Der Begriff des Feldes in der Noologie ist ein spezifischer Ansatz, um Methoden der Fuzzy Logic auf multidimensionale semantische Wertebereiche anzuwenden. Dies ist mathematisch zwar nicht exakt beherrschbar, aber für bestimmte Anwendungsfälle lassen sich approximative Verfahren generieren. Der Schlüsselbegriff dazu ist der Bayes- Algorithmus. Dies soll später weiter ausgeführt werden unter Fuzzy Information Theory .

1.3.1. Die Prinzipien der Spannungsfelder
1.3.1.1. Neuronale Denktechnik
Das Prinzip der Spannungsfelder ist die wesentliche denktechnische Komponente der Noologie. [42] Man kann dies mit einem philosophiegeschichtlichen Vergleich erläutern: Hegel führte mit seinem Dreischritt-Prinzip von "These-Antithese-Synthese" eine Art von Tropik ein, ein Denk-Bewegungs-Prinzip. Sein Ziel war, ähnlich wie das der Noologie, eine Methode zur Überwindung von Dualismen (Glossar: Dialektik). Der unaufhaltsame Fort-Schritt des Geistes besteht demnach in immer neuen Formen des Zerfallens in Widersprüche oder Gegensätze, und des Wieder-(Er-)Findens von Synthesen [43] Das denktechnische Prinzip der Spannungsfelder geht aber den umgekehrten Weg: Statt in den Fort-Schritt (Pro-Gression), geht es in die {Re/Präe}-Gression , es verfolgt den Erkenntnis-/ Distinktions-Prozesses zurück vor den Sprung-Punkt, nämlich bevor es zur Entscheidung zwischen These und Antithese kommt. Man könnte auch sagen, dieses Verfahren ist eine Weiterführung des Prinzips der epché von Husserl , sozusagen zurückverlegt um ca. 10-20 msec in die Entscheidungsprozesse des Neuronal-Systems . Dies bietet auch die Verbindung zur phänomenologischen Arbeitsmethode von Heidegger, aber z.T. mit anderen Mitteln. Die Noologie bedient sich hier ausgiebig bei heutigen Neuronal-Theorien .

Semantische Spannungsfelder können auch als "ungesättigtes Reflexionspotential" verstanden werden (Gotthard Günther). Jeder Begriff schwebt in einem Spannungsfeld von Assoziationen (Ähnlichkeiten, homoio ) und Antagonismen (Distinktionen , Differenzierungen, hetero, allo, Glossar: Antagonismus, Differenz), und diese bilden einen Denkhorizont bzw. einen Kontext . Vor diesem Denkhorizont vollzieht sich der Ausdifferenzierungs-Prozess der Noologie, ihre "Kunst der Begriffe" . (Siehe Kant, KrV: Die Philosophie als Kunst der Begriffe ).

1.3.1.2. Eine kurze Evolutionäre Erkenntnistheorie der Begriffe
Nietzsche hat mit seinen Empfindungs-Gruppen die Basis für eine Evolutionäre Erkenntnistheorie der Begriffe gelegt. [44] Diese ist noch zu schreiben, aber vorher müsste ein verbreitetes Denk-Hindernis der Linguistik (und der Etymologie und Philologie) überwunden werden: Die Saussure'sche Doktrin des signe arbitraire . Es ist zwar eine korrekte Beobachtung, dass verschiedenste Sprachen die verschiedensten Wortlaute für ihre Begriffe gefunden haben, aber das lässt nicht den Schluss zu, dass dies eine völlig arbiträre Zuordnung ist. Es wird bei der obigen Betrachtung der griechischen semantischen Felder des Denkens deutlich geworden sein, dass die damit verbundenen Wörter Assoziationsfelder ausbilden.
->:DENK_SPUREN, p.19
Eins der Gesetze von Assoziationsfeldern kann so formuliert werden:
ähnlicher Klang ~ ähnliche (oder auch antagonistische) Bedeutung.
->:PHONO_SEMANTIK, p.33

Die Bedeutungs-Strukturen des Altgriechischen und Römischen bzw. Mittelalter-Lateins erlauben eine Archäologie der Begriffe , in der nachzuverfolgen ist, wie über ca. 1000 Jahre zwischen Homer und Plotin / Dionysios Areopagita die griechische Denklichkeit und Begrifflichkeit einen gewissen Drift genommen hat, ebenso wie von ca. -100 bis 1200 die römisch-lateinische Begrifflichkeit einen Drift nahm von der Hochsprache der Gebildeten bei Cicero und Vergil bis zur Lingua Franca des Mittelalters und der Scholastiker.

Die Differenzierung von Begriffen vollzieht sich anhand von Assoziationen (Ähnlichkeiten) und Antagonismen / Oppositionen. Separate Begriffe sind entweder gebräuchlich, wo es etwas zu differenzieren gibt, oder wo verschiedene Assoziations-Komplexe auszuzeichnen sind. Alle menschlichen Sprachen unterliegen allgemeinen Prinzipien der Informations-Effizienz: Das menschliche Gedächtnis hat eine begrenzte Speicherkapazität, und das menschliche Auditiv- / Visual-System hat eine begrenzte Differenzierungs-Kapazität. Die Maximal-Leistung der Speicherkapazität kann z.B. am Umfang der Zeichen der Chinesischen Schrift abgeschätzt werden: ca. 4.000-6.000 im Common-Sense Gebrauch, die Obergrenze, die ein Gelehrter nach Jahrzehnten des Studiums beherrschen kann, liegt bei ca. 60.000 Zeichen. Anhand der Ikonizität der Chinesischen Schrift lässt sich auch die Informations-Komplexität und Informations-Differenz abschätzen, also der Grad der Unterscheidbarkeit eines beliebigen Zeichens vom nächsten. Die Chinesischen Schriftzeichen müssen für das flüssige Lesen als Bild (eikonos) unterscheidbar sein, dh. es darf nicht vorkommen, dass man die Zahl der Striche abzählen müsste, oder ihren Winkel bestimmen müsste, um ein Zeichen zu lesen. Dies muss man z.B. bei Binär-Zahlen, wie man sich leicht überzeugen kann, wenn man die Binär-Codierung der ASCII-Zeichen eines Textes in einem Binär-Editor zu lesen versucht. Mir ist nicht bekannt, dass solche informations-theoretischen Untersuchungen des Chinesischen gemacht worden sind, aber als Informatiker kann man beinahe die nötigen Programme dafür auch selber schreiben. Die ungeheure Komplexität von 60.000 Zeichen würde den menschlichen Verstand immer noch überfordern, wenn es nicht das Kombinations-Prinzip der Chinesischen Zeichen gäbe: Das Konstruktionsprinzip ist, dass ein kleinerer Satz von ein paar hundert Radikalen existiert, die auf dem Papier separat geschrieben werden, aber jeweils paarweise oder tripelweise zu einem Superzeichen vereinigt werden. Die Identität jedes Unterzeichens bleibt also konstant, und es gibt im Chinesen keine Kursiv-Schrift, in der die Zeichen ineinander überfliessen, dann wären sie nicht mehr unterscheidbar, und nicht mehr lesbar. Auffallend ist die entgegengesetzte Richtung, die die chinesischen Laut-Sprachen genommen haben: der Satzbau ist extrem einfach, und die Lautgruppen der Worte sind im Vergleich zu europäischen Sprachen extrem kurz, so kurz, dass es mengenweise Homophone gibt, die nur durch Tonal-Unterschiede markiert werden. Diese Unterscheidungen sind für Europäer im Erwachsenen-Alter kaum noch zu lernen, weil das Neuronal-System nicht mehr die nötige Plastizität für die Differenzierungs-Kapazität besitzt. Weiteres dazu in diesem Kapitel:
->:ETHOS_ETHNIE, p.96

Anhand der Chinesischen Schrift lassen sich die Informations-Prinzipien jeder beliebigen Sprache erläutern, so sind auch in den europäischen Sprachen ca. 4.000-6.000 Common-Sense Wörter zu identifizieren, die ausreichen, um eine normale Fernseh-Sendung zu verstehen (RTL) oder eine Bild-Zeitung. Für das Verständnis von anspruchsvolleren Zeitungen (die Zeit) sind 20.000 bis 60.000 Wörter notwendig, und nur das Fachvokabular der Professionals (Ärzte, Biologen, Rechtsgelehrte, ete.) umfasst 100.000 Begriffe und mehr. Etwas unterschiedlich dazu sind Konstruktions-Sprachen wie die Mathematik, in denen es nicht eine Unzahl von verschiedenen Begriffen gibt, sondern in denen die Ausdrücke Decodierungs-Anweisungen sind, die vom Leser wie ein Programm (ein Algorithmus) zu entschlüsseln sind.

Aristoteles baute seine Logik auf den griechischen Verneinungs-Operator a- auf (deutsch: un-). Jede beliebige Bezeichnung (Bsp.: thanatos, sterblich) konnte durch ein vorangestelltes a- in seinem Sinn umgekehrt werden (Bsp.: a-thanatos, un-sterblich). In der Reflexion auf die sprach-logische Operation der Verneinung von A(Sein) ) und Nicht-A (Nicht-Sein) entstand die Denkmethode der Dualismus von These-Antithese (Glossar: Dualismus). Abstrakter gesprochen ist es das Prinzip von Sein oder Nicht-Sein(irgendeines besprochenen Dings oder Zustands oder Eigenschaft). Durch die (Möglichkeit der) Verneinung einer Eigenschaft setzte sich die immer fortschreitende Reflexion in Gang, was denn das Eigenschaftliche dieser Eigenschaft sei, und welchen Gesetzmässigkeiten sie denn unterliege.

Die Tätigkeit des Scheidens ist die Kraft und Arbeit des Verstandes, der verwundersamsten und größten, oder vielmehr der absoluten Macht...
Der Tod, wenn wir jene Unwirklichkeit so nennen wollen, ist das Furchtbarste, und das Tote festzuhalten das, was die größte Kraft erfordert...
Aber nicht das Leben, das sich vor dem Tode scheut und von der Verwüstung rein bewahrt, sondern das ihn erträgt und in ihm sich erhält, ist das Leben des Geistes. Er gewinnt seine Wahrheit nur, indem er in der absoluten Zerrissenheit sich selbst findet. Diese Macht ist er nicht als das Positive, welches von dem Negativen wegsieht...
sondern er ist diese Macht nur, indem er dem Negativen ins Angesicht schaut, bei ihm verweilt. Dieses Verweilen ist die Zauberkraft, die es in das Sein umkehrt.
Hegel (1986, p. 36)

Verfolgen wir den Dualismus zurück zu seinen erkenntnistheoretischen Prinzipien, so finden wir die Dichotomie (Glossar: Dichotomie), und noch weiter, das physikalische Phänomen der Bifurkation. [45] Der Dualismus beruht auf neurophysiologischen Prozessen, die sich evolutionär gebildet haben (Evolutionäre Erkenntnistheorie ). Das neuronale System arbeitet nach dem Prinzip der Bifurkation (Laterale Inhibition ), indem es alle Eindrücke des Sinnes-Systems zu möglichst eindeutigen Erkennens-Phänomenen vor-verarbeitet. Anders gesprochen: Bei 99% aller unserer Wahrnehmungen hat das neuronale System schon eine dualistische Entscheidung getroffen, bevor wir auch nur anfangen, etwas wahrzunehmen. Nur in sehr seltenen Fällen verharren die neuronalen Entscheidungsprozesse in einer Art von oszillierendem Schwebezustand, der psychologisch durch die bekannten Gestalt-Kipp-Bilder (Boring-Bilder) demonstriert wird. [46]



Abb.: Die Boring Frauen: Gestalt-Bild zur Demonstration neuronaler Attraktoren

Die phänomenale Welt der Wahrnehmung bietet sich aber vor allem als Kontinuum, als Mischung von vielen schwer zu separierenden Elementen, wie Farben, Töne, Gerüche, Geschmäcker. Das Neuronal-System sortiert aus dem Chaos der Eindrücke Felder des Zusammenhangs und des Kontrastes (ie. affine und oppositionale Spannungsfelder), z.B. ein bestimmter Zusammenhang von Grün wird als "Wiese" oder "Wald" wahrgenommen, im Kontrast dazu ein anderer Zusammenhang von "Blau" als Himmel, See, oder Meer, etc. Diese Zusammenhänge bilden Hintergründe. Charakteristisch für Ausdrücke des Hintergrunds ist, dass sie meist nicht in Plural-Formen gebräuchlich sind. Der Ausdruck "die Meere" ist zwar grammatisch möglich, aber wenn man wirklich an der Küste eines Meeres steht, ver-steht man sehr schnell, dass so etwas unter der Wucht des Eindrucks einfach nicht denkbar ist. Verstärkt so geht es mit dem Himmel, wo ein Plural tatsächlich nicht möglich ist. Vor den Hintergründen konstruiert die Aufmerksamkeits-Funktion ihre Szenen von A und Nicht-A. Entweder sind das einzelne herausragende (individuelle) Objekte oder insb. sich bewegende Objekte (Veränderungen). Die Überlebensfunktionen des Neuronal-Systems sind geradezu "fasziniert" von Bewegungen, insbesondere solchen die charakteristisch für Räuber und Beute sind. Die hypnotische Wirkung des Fernsehens beruht darauf, dass die Fernsehschaffenden dies intuitiv erkannt haben, und die Kameraschwenks und -Schnitte dieselbe Dynamik haben wie das Bewegungsverhalten von Räuber und Beute. Diese Funktionen lassen sich gut bei Tieren, z.B. Katzen beobachten, die von den Bewegungsmustern von Mäusen und Vögeln "fasziniert" sind. Bei Menschen wird die Aufmerksamkeits-Funktion durch die Begrifflichkeit überformt und re-programmiert, nämlich durch die Zuordnung einer Empfindungs-Gruppe (Nietzsche) zu einem Begriff, damit wird die dualistische Differenzierung von A und Nicht-A komplett. Der Mechanismus, wie der Begriff das Vor-Stellungs-System aktiviert, wird in diesem Kapitel beschrieben:
->:GLIEDERG_VORST, p.65

Je nach Situation und (Über-) Lebensbedürfnissen eines Volkes werden die semantischen Felder der Sprache verschieden besetzt und abgegrenzt. Das berühmte Beispiel dafür ist die überlebensnotwendige starke sprachliche Differenzierung von verschiedenen Arten von Schnee bei den Inuit (Eskimos), die als eine Haupt-Demonstrations-Formel für die Sapir-Whorf Hypothese dient. Andere Sprachen, wie z.B. in Neu-Guinea kennen erheblich schwächere Farb-Differenzierungen (blau-grün) als in Europa. [47] Die australischen Aborigines sind berühmt dafür, dass sie das ausgefeilteste Vokabular der Menschheit für Verwandschafts-Beziehungen zwischen den verschiedenen (heiratbaren oder nicht-heiratbaren) Totem-Gruppen eines Stammes haben. Eine Empfindungs-Gruppewird durch den Gebrauch während vieler Generationen stabilisiert, oft aber findet auch eine semantische Drift statt, ein Faktor, den Heidegger in seinen Diskussionen ausgiebig genutzt hat, um auf das Be-denklichste in den geläufigen Ausdrücken der Sprache hinzudeuten (WHD, p. 2, 85).

Der soziale Dualismus basiert auf einer spezifischen Eigenart der Psychodynamik menschlicher Gruppen-Interaktion . Diese unterliegt einer starken positiven Rück-Koppelungs-Dynamik. Der kybernetische Begriff positive Rück-Koppelung ist sehr missverständlich, weil es in diesem Fall hauptsächlich um die Verstärkung von negativen Qualitäten, also um Distinktionen und Segregationen geht. Der Gruppen-Zusammenhalt wird von einer Dichotomie bestimmt, die in der Abgrenzung des Wir-Gefühls gegen Die Anderen besteht. Dieser Prozess braucht nicht einmal eine ethnische Differenzierung (also keine gemeinsamen / fremden Sitten und Gebräuche), wie man z.B. bei Fussball-Fan Differenzierungen beobachten kann. In der Geschichte berühmt geworden sind die Spaltungen der Bevölkerung im alten Byzanz, die sich aus den Fan-Gemeinden der Wagen-Renn-Teams bildeten, sich aber dann auf politische und religiöse Streitfragen ausdehnten, und in Byzanz zu regelrechten Bürgerkriegen führten. Ethnische (also in Familien- und Clan-Verbänden vererbliche) Differenzierungen sind die Haupt-Anwendungsformen des sozialen Dualismus im sozio-politischen und religiösen Denken, das auf leicht zu begreifenden polaren Unterscheidungen beruht: Ja-Nein, Schwarz-Weiss, Wahr-Falsch, Gut-Böse, Hell-Dunkel, Rot-Blau, Gerecht-Ungerecht, Rechts-Links, Konservativ-Liberal, Rein-Unrein, Gläubig-Ungläubig, etc. Dies ist bei der Meinungsverteilung in der Politik gut zu beobachten: Sie ist vorwiegend dualistisch, also wie oben in den Beispielen schon angedeutet: Rechts-Links, Konservativ-Liberal, Tory-Whigs, Democrat-Republican, Kapitalist-Arbeiter, Ghibellines-Guelphs, Patrizier-Plebejer, [48] etc.

In den Naturwissenschaften existiert ein umgekehrtes Problem von Entscheidbarkeit und Un-Unter-Scheidbarkeit: Hier konnte man in den letzten 400 Jahren seit Galileo und Francis Bacon mit der Aristotelischen Logik und der quantitativen numerischen Zuordnung relativ erfolgreich alle Nicht-Entscheidungs-Situationen aufklären, aber seit Anfang des 20. Jh's machten die Phänomene der Quantentheorie die Grenzen der Mechanismen und Methodiken deutlich, die auf der bipolaren Logik beruhten [49] . Schrödingers Katze ist wohl das bekannteste Beispiel für diese Grenzen. [50] Das wissenschaftliche logische Denken hat in den letzten 2300 Jahren einen zwar wohlgeordneten, aber sehr limitierten umgrenzten Bereich der Welt und des Lebens erfasst. Jenseits dieser Grenzen lauern die Mächte des Chaos, Nietzsches Wiederentdeckung des Dionysischen, die Freudsche Lehre vom Unbewussten . [51] Heute findet sich diese Erkenntnis unter verschiedenen Namen in der Wissenschaft etwa als nonlineare Dynamik, Chaostheorie, turbulente Strömung s-Phänomene, und eben die Quantentheorie. Im Bereich der Logik ist hier die neuere Entwicklung von Fuzzy-Logic Systemen zu nennen. [52]

Goethe hat mit dem Geist des Mephistopheles im Faust schon die Grenzen der wissenschaftlich- technischen Unternehmung poetisch angedeutet. In der Noologie sind Spannungsfelder ein allgemeines denktechnisches Prinzip, für das die og. wissenschaftlichen Probleme lediglich Spezialfälle sind. Geistesgeschichtlich basiert das Denken in Spannungsfeldern auf Ansätzen von Anaximandros und Heraklitos, insb. in der Interpretation von Spengler. [53]

1.3.1.3. Kategoriale Unterscheidungen als Spannungsprinzip
Die logische Struktur der Spannungsfelder basiert auf Kategorialen Unterscheidungen. Die Aristotelische Logik beruht auf dem Prinzip von A und Nicht-A, also der Kategorie des Seins und Nicht-Seins . In der Semantik besteht aber die Möglichkeit mehr-polarer Unterscheidungen von A und Nicht-A(1), Nicht-A(2), etc. Ein Tripolares Spannungsfeld benötigt, um stabil zu sein, drei logisch disjunkte aber gleichwertige Kategorien A, B, C, nach denen unterschieden wird. Wäre das nicht der Fall, etwa wenn C der Kategorie A logisch untergeordnet wäre, so würde C mit A zusammenfallen. Damit die Begriffe aber überhaupt in einen gemeinsamen Kontext (:= Spannungsfeld-Klammer) gebracht werden können, muss zwischen ihnen auch ein kategorialer Zusammenhang bestehen, einer Kategorie eines logisch höheren Typs. Die Kunst der Begriffe der Noologie besteht nun darin, aus dem logischen aufeinander-Einwirken dieser Spannungsfelder ein generatives Prinzip zu destillieren, mit dem sich aus Tripolen immer weitere nicht -triviale Kategorien ableiten lassen.

1.3.1.4. Quasi-physikalische Eigenschaften der Spannungsfelder
Der Aufbau und das Verhalten von Spannungsfeldern lässt sich mit quasi-physikalischen Denkmodellen weiter verdeutlichen. Das allgemeine Prinzip ist: Alle oppositionalen Elemente, die nicht durch eine einigende Klammer (logischer Kontext) zusammengehalten werden, haben die Tendenz, auseinander zu streben, und alle affinen Elemente, die nicht durch Barrieren auseinander gehalten werden, haben die Tendenz, zusammen zu fallen.

Die zwei Haupt-Typen sind oppositionale und affine Spannungsfelder.

Oppositionale Spannungsfelder sind abstossende Spannungsfelder, so etwa wie gleichpolige elektrische oder magnetische Felder.
Sie werden so dargestellt: (X <-> Y)
Verbal heisst das: X steht im oppositionalen Spannungsfeld zu Y.

Affine Spannungsfelder sind anziehende Spannungsfelder, so etwa wie sich Plus- und Minus- Pole von elektrischen oder magnetischen Feldern anziehen.
Sie werden so dargestellt: (X * Y)
Verbal heisst das: X steht im affinen Spannungsfeld mit Y.

Die Physik postuliert ein fein austariertes System von Kräften, elektromagnetische, schwache, starke Wechselwirkung und Gravitation (Munowitz (2006), 395), mit denen die Physiker versuchen zu erklären, dass das Universum nicht einfach nur zu einer diffusen Wolke von Plasma auseinander gedriftet ist, oder schon lange in einem einzigen riesigen Schwarzen Loch zusammengeklumpt ist. In der Tat ist es eines der grossen kosmologischen Rätsel, dass es einer ganz besonderen und extrem unwahrscheinlichen Komposition von Natur-Parametern bedarf, dass das Universum, so wie es ist, überhaupt entstehen konnte. (Munowitz (2006), 406-407). Wenn man die Parameter einer Simulation nur ein wenig verändert, dann endet das Universum entweder in dem einen oder anderen der o.g. Zustände.

@ :WASSER_EIS
Verdeutlichen wir uns dies an dem Beispiel der Aggregatzustände des Wassers: Im freien Kosmos ist das Vorkommen von Wasser unmöglich. Im der Plasma-Umgebung eines Sterns fliegen H- und O- Atome frei umher, und wenn sie aus einer Sonnen-Atmosphäre in den freien Weltraum geraten, können sich wohl H2O-Kristalle bilden, also ein sehr fein verteilter Pulverschnee, aber kein Wasser. Wasser bildet sich nur in einem bestimmten sehr engen atmosphärischen Druck- und Temperaturbereich zwischen ca. 0-100 Grad Celsius bei 1 Bar (ie. Druck auf irdischer Meeresspiegel-Höhe). [54] Druck und Temperatur stehen in einem Invers-Verhältnis: Verringert man den Druck unter 1 Bar, wandelt sich das Wasser bei niedrigerer Temperatur als 100 Grad in H2O-Gas um, ie. Wasserdampf. Verringert man die Temperatur unter 0 Grad Celsius bei 1 Bar, bildet sich Eis. So schön, so gut. Nach dem Umkehrschluss sollte sich Eis bei höherem Druck auch bei höheren Temperaturen als 0 Grad bilden, aber das tut es nicht. Sonst wären nämlich die Weltmeere vom Grund auf, wo einige tausend Bar Druck herrschen, zugefroren. Dies ist ein sehr seltsames Phänomen, das die Physiker damit erklären, dass Eis leichter als Wasser ist: Also wenn sich irgendwo am Meeresgrund ein Eiskristall bildet, schwimmt er sofort aufgrund seines niedrigeren spezifischen Gewichts nach oben, bis der Druck wieder so abgenommen hat, dass das Eis schmilzt. Ganz einleuchtend klingt das allerdings nicht...
Eine allgemeine Darstellung der Aggregatzustände der Materie unter den Parametern von Druck und Temperatur findet sich bei Munowitz (2006), 418-419. Die spezielle Situation von Wasser erwähnt er aber nicht.
Gary Taubes: Why water is weird
(URL) http://www.digibio.com/archive/RedHerring_com-Why_water_is_weird.htm
(URL) http://www.redherring.com/index.asp?layout=story_generic&doc_id=RH1520018352

In semantischen Feldern ist das Analogon zum äusseren Druck der Kontext. Jeder Kontext beeinflusst die Bedeutung der Worte, und die Bedeutungen aller Worte eines Kontexts ergeben den Sinn. Beides steht in einem gegenseitig abhängigen Wechselverhältnis. In der Philosophie nennt man ein entsprechendes Kontext-abhängiges Bearbeiten eines Texts die Interpretation, Exegese, die Hermeneutik (Gadamer) oder das Verstehen (Dilthey).
->:INTER_LIGENZ, p.66

Das Analogon zur Temperatur ist die Syntax: je "poetischer" eine Formulierung, desto höher seine "semantische Temperatur" , je formaler, desto kälter. Mathematische und formal-logische Ausdrücke sind in dieser Betrachtungsweise "Sprach-Kristalle" . Unwandelbar und festgelegt in den Beziehungen der Elemente zueinander, und unabhängig von einem Kontext (ausser natürlich den mathematischen und logischen Voraussetzungen der Formalität).

Das oben genannte Beispiel von Chomsky: "colorless green ideas sleep furiously" ist nur im Kontext einer sprachphilosophischen Abhandlung sinnlos. Wenn derselbe Satz in Finnegan's Wake von James Joyce stehen würde, hätten sich schon Generationen von Philologen mit den Auslegungen des tieferen Sinns dieses Spruchs befasst. Eine genau in diesem Sinn gefasste Kritik an den Werken von Heidegger stammt übrigens von dem bekannten Logiker Carnap, die G. Günther entschieden zurückweist.
Brief3, F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\ggphilosophy\gg_briefwechsel-goedel_ger.pdf
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\ggphilosophy\gg_logik-sein-reflexion.pdf
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\ggphilosophy\gg_theorie-mehrwert-logik.pdf
Gotthard Günther "Phaidros und das Segelflugzeug", p. 11:
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\ggphilosophy\phaidros.pdf


Heidegger focused on the Being of human beings, and death. Was ist Metaphysik? (1929, What is Metaphysics?) he ended with the question: "Why are there beings at all, why not rather nothing." Rudolf Carnap condemned the work as strictly meaningless in his essay 'Überwindung der Metaphysik durch logische Analyse der Sprache' (1932).
(URL) (LOC_DVD) evans-experientialism.freewebspace.com/heidegger_bio.htm

@ :SUMME_TEILE
Der berühmte Spruch des Aristoteles "das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile" lässt sich für semantische Felder analog zur Eisbildung des Wassers formulieren: Die Eigenschaft, dass Eis leichter ist als Wasser, ist im physikalischen Weltbild von H2O nicht vorgesehen, es ist ein "emergentes Phänomen" . Das heisst: diese Eigenschaft ist mit nichts aus der Summe der Teile von Wasser, und damit dem physikalischen Weltbild von Wasserstoff und Sauerstoff zu erklären.
->:VORST_EMERGENZ, p. 58

Im Bereich der Kontexte von semantischen Feldern gibt es keinerlei Möglichkeit der Summierung der Elemente, weil die Elemente nicht unbeeinflusst vom Ganzen, also vom Kontext, bestehen. Weil eine Separierung der Elemente unmöglich ist, ist das Unterfangen, sie summieren zu wollen, sinnlos. Deshalb ist auch der Spruch des Aristoteles sinnlos: Das Wesen des Ganzen (to holon) besteht eben darin, dass es unmöglich ist, eine Separierung der Elemente vorzunehmen, ohne dass das Ganze zerstört wird. Wenn man von etwas sprechen will, das schadlos in Elemente separierbar ist (und dann wieder zusammensetzbar ist), dann nennt man es: ein Aggregat. Alle technischen Maschinen sind Aggregate, alle Organismen sind Ganze (Holons). Siehe dazu die Verbindung zu Whitehead's Philosophy of Organism, Whitehead (1969). Hegel spricht in diesem Zusammenhang vom Unterschied zwischen System und Aggregat: Siehe Hegel (1961, 48-49).

1.3.1.5. Tripolarität, tanzende Sterne, und Chaos
Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.
Nietzsche

Nietzsches Spruch ist gut zur Illustration des Zusammenhangs von Tripolarität, Chaos und Tanz geeignet. Zwar vollführen alle Sterne im Universum eine Art Tanz, aber das ist ein recht langweiliger, weil sie zwanghaft den Hyperspiralen der gravitationalen Zentren der Galaxien folgen, und die Galaxien wirbeln dann auf ihrer Gravitational-Ebene umeinander auf ihren endlosen Bahnen durch das (nach heutiger Lehrmeinung) ewig expandierende Universum. [55] Das ist zwar komplex, aber im Prinzip sehr eintönig. [56] Nietzsche hat sich nie für so wohlgeordnete Dinge interessiert, und ein so harmonischer Kosmos war für Ihn eine Erfindung der Priester, die er verabscheute, und ihrer Nachfolger, der Wissenschaftler.

Ein tanzender Stern, wie Nietzsche ihn wohl eher meinte, ist ein Irrlichternder Stern, eine Art gravitationales Monstrum, das im Universum wohl kaum lange Bestand haben würde: Es ist ein tripolares Gravitational-System , gebildet aus drei gleichgrossen Sternen. Die Bewegungen eines solchen Systems sind das pure Chaos, wie das einfache Modell des Chaos-Pendels illustriert. In der Gravitations-Mechanik sind Systeme mit zwei gravitationalen Polen berechenbar, solche mit 3 oder mehr gravitationalen Polen sind chaotisch. Ein solches System hätte im realen Universum nur eine sehr kurze (aber sehr aufregende) Lebensdauer, weil die Gravitational-Kräfte die Sterne zermalmen würden, oder sich zwei von ihnen zu einem Stern verklumpen, die dann ein stabiles Binär-Sternsystem bilden, wie es der Astronomie auch vielfach bekannt ist.

Auf der Ebene des Denkens sorgen Tripolare Spannungsfelder für eine besondere Art von Tropik, also Verwindungen und Verdrehungen, die eine gesetzliche Art von Chaos bewirken. Diese Art der Gesetzlichkeit ist analog zu denken, wie das mathematische Chaos der Wissenschaften. Aus gutem Grund hatte man diese Art von Denken aus der Philosophie exorziert, weil seine Handhabe nicht einfach, und sogar gefährlich ist. Platon führte einen unermüdlichen Kampf gegen die Tropologie (Verwindungskunst, Eel Wriggling) der Sophisten (Sturm 1996). Wesentlich dank Platons Bemühungen und seiner christlichen Nachfolge-Denker seit Augustinus, ist dieses Denken dann auch relativ erfolgreich aus den Köpfen der Menschen getilgt worden, mit gelegentlichen Ausreissern, wie Nietzsche und Giordano Bruno . Aber deren trauriges Schicksal ist wohl ein Anzeichen dafür, dass das Denken des Chaos in direkter Beziehung zu einer instabilen Persönlichkeits-Struktur steht, und der Wahnsinn oder der Scheiterhaufen ist nur das folgerichtige Ende einer solchen Denk-Karriere.

1.3.1.6. Kosmologie und Tanz
You can't tango alone! You need two to tango.
Heinz von Foerster

Die Kosmo-Logie [57] der Griechen, und in der Folge alle wissenschaftlichen Deutungen basieren auf einer an sich sehr unwahrscheinlichen Situation: Wieso kann der Kosmos, im engeren Sinne also das Sonnensystem mit seinen regelmässigen Planetenbahnen, überhaupt so stabil sein, wenn es doch ein System von vielen Gravitations-Punkten ist. [58] Dieses Beispiel wird in NOO1, Teil II: "Das Design der Welt als Tripolares Spannungsfeld" weiter ausgeführt. Analog dazu kann das Prinzip der "Tripolaren Spannungsfelder" mit einem anderen Thema der antiken Kosmologie weiter umrissen werden. Denn ein praktisch völlig vergessener Zweig dieses antiken Wissenssystems handelte von der Verbindung von Kosmologie und Tanz. Tanz ist, generisch gesprochen, die orchestrierte Performanz der Bewegungen von multipolaren Gravitational-Systemen. [59] Ein heftiger Tango-Tanz ist wohl eine sehr gute Demonstration für eine gelungene Balance am Rande des Chaos . Dies ist mit zweifacher Bedeutung zu verstehen: das gravitationale Chaos der Schwerpunkte , und das gefühlsmässige Chaos der heftigen Berührungen , die aussehen, als wäre eine Latino-Tanzschule auf Erlebnis-Urlaub im Tantra-Kamasutra-Land, allerdings mit Hose und Röcken an. Die Kleider-Ordnung (ie. das rettende Netz) bewahrt sie vor dem tiefen Fall in die Urgründe der Geschlechtlichkeit . Leider fand der ziemlich harmlose Tanz als Ausdruck der römischen Dekadenz in den Augen der christlichen Zivilisations-Nachfolger der Antike keine Gnade, und es sind kaum Zeugnisse dieser antiken Wissens-Kunst-Tradition erhalten, mit der Ausnahme von: "Peri Orcheos" des Lukianus Samosata. Es ist anschaulich leicht zu erklären, dass mindestens ein Tripolaresgravitationales Spannungsfeld vorhanden sein muss, um eine nicht-triviale Orchestration zu inszenieren. Das Element des Unvorhersehbaren, die Überraschung, also des eigentlich Nicht-Denkbaren, muss als integrales Bestandteil des Denk-Systems der Noologie geschaffen werden. Diesen Zweck erfüllt die Tripolarität. [60]

1.3.1.7. Finite Elemente und Fraktale
... und die Tropologie von Spannungsfeldern

@ :FINITE_ELEMENTE
Wie gesagt, sind mehrpolare Gravitational-Systeme nicht berechenbar. Aber es gibt einen Zwischenbereich zwischen dem ideal gedachten Fall von Gravitational-Körpern, die in einem idealen leeren Raum schweben, und Feld-Strukturen, die völlig starr sind, wie das Kristallgitter des Diamanten. In der realen Welt befinden sich die Objekte, die Spannungsfelder aufbauen, immer in irgendwelchen Konstellationen mit anderen Objekten, zwischen denen Interferenzen von Spannungsfeldern anziehender und abstossender Art auftreten. Je nach Beweglichkeit der Objekte (ie der Bindungsstärke der Felder) können sich diese mehr oder weniger rapide und auch überraschend umgruppieren. Die Mechanismen und Gesetze solcher Umgruppierungen nenne ich Tropologie.

In der Wissenschaft finden wir als nächstliegendes Analogon den molekularen Protein-Folding Mechanismus , also die Maschinerie, mit der die Codier-Strings der DNS in Proteine umgesetzt werden. Dieser Schlüsselmechanismus der heutigen Molekularbiologie ist ebenfalls nicht berechenbar, aber wie man sieht, funktioniert er trotzdem. Wenn ein Protein gebildet ist, bleibt es normalerweise in seiner Struktur relativ stabil, bis es wieder abgebaut wird. Die Wirkungsweise von Proteinen beruht aber hauptsächlich darin, dass sie irgendwo eine oder mehrere "Gelenkstellen" haben, mit denen sie kontrollierte elektro-mechanische Umgruppierungen durchführen können. Wie das im einzelnen funktioniert, ist immer noch ein forschungsmässig relativ dünn erkundetes Feld. In der Molekularbiologie kommen nur elektrische Anziehungen und Abstossungen vor, d.h. das Feld hat an jeder Stelle einen numerischen Wert.

Die Noologie basiert aber auf semantischen Werten, und die sind vieldimensional. Deshalb wäre ein passenderes Beispiel von Tropologie die politische Meinungsbildung in Gruppen. Wie in der Geschichte schon mehrfach festgestellt wurde, können sich Koalitionen und Partein, ja sogar ganze Nationen, die über sehr lange Zeit stabil und planbar erschienen, ganz plötzlich umgruppieren. Politische Meinungs-Koalitionen lassen sich als semantische Felder darstellen, die sich um bestimmte Schlüsselbegriffe herum gruppieren, wie Freiheit, Gerechtigkeit, Wohlstand, Mobilität, Wachstum, etc. etc. Das interessante daran ist, dass je nach politischer Partei diese Begriffe z.T. völlig andere Bedeutungen haben. D.h. es existiert hier ein dominierendes semantisches Feld, das die Felder seiner Komponent-Begriffe beeinflusst und sich unterordnet. In der Sprachwissenschaft heisst dieser Effekt auch: Kontext-Sensitivität. Im der Sozialwissenschaft existiert hierfür ein anderer geläufiger Begriff: Consensus Reality. Die anstehenden Kulturkämpfe unseres Zeitalters nach dem 11.9.2001 basieren auf verschiedenen und kollidierenden Formen der Tropologie von Consensus Realities verschiedener ethnischer Gruppen.

Wie kann man solche an sich chaotischen Vorgänge irgendwie begreiflicher machen? Hier greifen wir wieder zu einer Analogie, aus der Computer Visualization / Engineering. Komplizierte Flächen werden mit der Finite-Element Methode modelliert, also eine Fläche wird in Dreiecke zerlegt, und die Kräfte, die sich über die Spannungsfelder der ganzen Fläche verteilen, werden für jedes einzelne Dreieck separat berechnet. Das Dreieck ist mathematisch die einfachste Struktur, mit der sich beliebige Polygone bilden lassen, denn CAD-Technik kennt keine Kurven.

In ähnlicher Weise können wir auch für unsere noologischen Spannungsfelder vorgehen: Eine komplexe Spannungsfeld-Konfiguration wird dazu in einzelne Tripole aufgelöst. Wie oben aber gesagt, ist das nur analog zu sehen, denn es muss immer im Auge behalten werden, dass das Gesamtfeld seine Wertigkeiten auf jedes einzelne Element aufprägt. Die Struktur des Ensembles ähnelt damit einem mathematischen Fraktal , aber eben wieder um einige Grössenordnungen komplexer, weil die noologischen Subfelder jeweils eine Prägung auf ihre Unterfelder ausüben, und so weiter. (Glossar: Fractal geometry)

1.3.2. Phonosemantik: Der Tropo-Topos
@ :PHONO_SEMANTIK
Die Phonosemantik ist ein wesentlicher Anwendungsfall von Spannungsfeldern in der Noologie. In erster Näherung können wir die Phonosemantik definieren als: Strukturelle Entsprechungen der Lautwerte von Sprachkonstrukten mit den tatsächlichen Eigenschaften der besprochenen Objekte .

Im Rahmen der Noologie ist der Begriff "tatsächliche Eigenschaften der besprochenen Objekte" mit spezieller Bedeutung belegt: Insofern als sich die Noologie als phänomenologische Methode versteht, gilt dasselbe Grundprinzip, dass das Gesamtgefüge aller Wahr-Nehmbarkeiten sich innerhalb des phänomenologischen Theaters der Vor-Stellung abspielt.
->:VORSTELLUNG_WELT, p.56

Demnach sind auch die besprochenen Objekte in unserem Bewusstseinsfeld eben nur Vor-Stellungen von etwas Konkreterem, aber es sind und bleiben Vor-Stellungen. So ist zum Beispiel das Wort "Pferd" ein Lautbild, das sich auf alle Vorstellungen von Pferd-heit bezieht, die wir nur produzieren können, das schliesst auch Misch-Wesen wie Kentauren ein. Die draussen auf der Weide herumlaufenden Pferde interessieren uns in diesem Kontext nur insofern, als es unsere Lautbilder von "Pferd" erlauben, uns untereinander über diese Pferde zu unterhalten, indem wir intersubjektiv wiederholbar Vor-Stellungen von "Pferd" bei unseren Kommunikationspartnern zu evozieren.

Die Phonosemantik hat ihre Wurzeln in sehr frühen mystischen Vorstellungen von Wahrheit in der Sprache , etwa das Thema das Adamischen Sprache , oder die Vollkommene Sprache . [61] Das Thema wurde von Platon in Kratylos angesprochen, [62] und hat die linguistisch-philosophische Spekulation in den letzten 2300 Jahren immer wieder beschäftigt. In der modernen Linguistik taucht es nur noch als Flexionsform oder Morphologie auf. Die These, dass einzelne Laute Bedeutung enthalten, wurde schon von Plato in Kratylos als unhaltbar aufgegeben. Aber auf der nächst höheren Ebene der Abstraktion lässt es sich als allgemeines linguistisches Prinzip formulieren: Bedeutungswandel (differenz) wird durch Lautwert-Wandel (distinktion) angedeutet. Dies nenne ich auch Phono-Tropologie. In der Grammatik europäischer Sprachen werden die Flexionsformen meistens durch Prä- In- und Suffix-Konstruktionen gebildet, aber es existieren einige ältere Flexions-Formen, die durch interne Lautwandlung, meist von Vokalen, gebildet werden.

Es lassen sich Beispiele für phonosemantische Ansätze in vielen Sprachen finden: Z.b. basiert die Flexion in den semitischen Sprachen auf einer festen Drei-Konsonant-Struktur (abjad), innerhalb derer die Vokalwerte die verschiedenen Modi der Flexion ausdrücken. Im Deutschen finden wir als Rudiment die Flexion (Phono-Tropologie) bei einigen unregelmässigen Verben (Ablaut):
singen, sang, gesungen
gehen, ging, gegangen
sprechen, sprach, gesprochen
brechen, brach, gebrochen
werfen, warf, geworfen

Das Schlüsselwort der Philosophie , das Sein, hat eine besonders interessante Phono-Tropologie. Wenn man die einzelnen Wortformen in den verschiedenen Sprachen betrachtet, käme man nie auf die Idee, dass es sich um denselben Begriff in seinen Flexionen handelt:

Dt.: das Sein, ich bin, es ist, wir sind, ich war, es wäre, es ward. [63]
Engl.: to be, I am, it is, we are, I was, it were.
Lat.: esse, sum, est, erat, fuit , futurum.
Griech.: eimi, einai, eos, eois, ein, en, estin, eonta.
Siehe auch Hesiodos:
ta t' eonta ta t' essomena pro t' eonta.
->:FUTUR_REFLEXION, p.63

Im Altgriechischen finden sich viele Terme, die einen kategorischen Bedeutungswandel durch Umstellung eines Lautwerts ausdrücken:
eidos - idea (Idee - Ur-Bild)
hetero - haeteir{o/a} (anders - gefährt(e/in))
homo - homoio (gleich - ähnlich): hom{o/oi} o
kalon - kakon (schön - hässlich): ka{l/k} on
noos - nomos (Erkennen - Gesetz): no{/m} os
opsis - hapsis (Sehen - Tasten): {o /ha} psis psis
opsis - osmae (Sehen - Geruch)
pathe - poie (Erleiden - Erschaffen)
phos - phonae (Licht - Klang): pho{s/nae}
pseudos - eidos/idea (Trugbild, Lüge - Bild/Ur-Bild): {ps} eidos
topos - tropos (Ort - Wendung, Windung): t{r} opos

Am Beispiel der Polarität von "kalon - kakon" (schön - hässlich) können wir mit einem Kunstgriff ein phonosemantisches Spannungsfeld im Wort selber konstruieren:
ka(ph)on
Das (ph) markiert einen Ort, an dem ein Umschlag der Bedeutung stattfinden kann: Dies kann man auch einen Tropo-Topos nennen. Das "kalon - kakon" spiegelt sich in dem Wahlspruch von Pater Brown [64] : Das ist ja "Hübsch Hässlich" .

1.3.3. Das Denkprinzip der Semantischen Rhizome
@ :SEMANT_RHIZOM
Semantische Rhizome sind nur sehr oberflächlich mit dem bekannteren postmodernen Begriff der Rhizome (etwa bei Deleuze) verwandt. Das Rhizom (Wurzelwerk) kann hier wörtlich als ein System von Wurzeln verstanden werden, und zwar Wurzeln des Empfindens, Vorstellens und Denkens. Die folgenden Ausführungen erheben keinerlei Anspruch auf philologische, etymologische, linguistische, oder sonstige (konsensus-) wissenschaftliche Begründungen. Sie sind im Sinne von Vaihinger (1913) "Als Ob" nützliche Fiktionen, wie man etwas für sein eigenes Verständnis nutzbar und fruchtbar machen kann. Heidegger hat sich der Methode der Semantischen Rhizome im Altgriechischen und Deutschen ausgiebig bedient, auch wenn er mit keinem Wort verraten hat, worauf dieses Prinzip beruht. Auch dies ist eine Projektion "Als Ob" in das Werk von Heidegger, das als nützliche Fiktion für das eigene Verstehen dient.

Semantische Rhizome und die Tradition der Epischen Dichtung
Vor Platon gehörte das Studium der homerischen Illias und Odysse zum selbstverständlichen Bildungskanon der griechischen Elite. Die "Aufklärung", die Platon einleitete, beinhaltete auch die Abkehr von diesem Werk als kulturfundierendem Text, und die Einführung des Platonischen Wissens-Systems, was später als Trivium und Quadrivium bekannt wurde. IMHO sind die alten mündlich tradierten epischen Werke der frühen Kulturen in ihrer zentralen Funktion als Semantische Rhizome zu verstehen, für die die Worte und ihre Verbindungen und Verschlingungen (das Rhizom) und vor allem ihre Wort-Klänge entscheidend waren, nicht aber die Geschichten (also die Mythen) die mit diesen Worten transportiert wurden. Die Mythen waren sozusagen nur Gedächtnis-Anker, anhand derer man sich das Rhizom besser im Gedächtnis halten konnte. Dahinter stand eine Struktur von Sinn und Klang, an der sich das Denken der gesamten Kultur wie der Teppich in einem Webrahmen aufhängte. Das betraf die homerischen Epen ebenso wie die vergleichbaren Werke Indiens, mit dem Rig Veda als Zentraltext und den anderen Veden und Upanishaden als Ornament-Werke. Gleichfalls der persische Zend-Avesta, bis zu den finnischen (Kalevala) und nordischen Epen-Dichtungen (Edda). Auch der Koran darf nicht durch die Brille irgendeiner Bedeutung gelesen werden (worin er, wie schon Voltaire bemerkt hatte, keine besonders anregende Lektüre ist), sondern er ist ein semantisches Rhizom der arabischen Sprache, das nur in dieser Sprache "verstanden" werden kann. [65]

Die epische Kunst der Konstruktion von Semantischen Rhizomen liegt in der Komposition der ethischen Leitmotive einer Kultur in der Weise dass die mit den Versen anklingenden Passagen den ganzen Kanon des Denkens und Empfindens durchlaufen (und den Rezitator und seine Zuhörer durchlaufen lassen) welche eben den Empfindungs- und Vorstellungshorizont einer Kultur abstecken. Mit der Inszenierung solcher Aufführungen wurde das Kulturgerüst immer wieder aufgefrischt als erlebbare Wirklichkeit. Dies garantierte die Kohärenz einer Kultur über (mehrere tausend Jahre und km von) Raum und Zeit. Dies lässt sich so ähnlich verstehen, wie die Projektion solcher sagenhafter Motive auf den Sternenhimmel. Auch diese sind Merkhilfen. So lassen sich die archäo-astronomischen Interpretationen der alten Mythen (H. v. Dechend) auch verständlicher machen. Es sind nicht eigentlich die astronomischen Daten, die gespeichert wurden, sondern anhand der Bewegungen der Gestirne wurden die Untereinander-Bewegungen und -Beziehungen der kulturellen Zentralthemen memorisierbar. Der Sternenhimmel lässt sich ja nach Belieben in verschiedene statische Figuren unterteilen, in dem nur die Planeten periodische Ortswechsel vornehmen, aber trotzdem haben alle Menschheitskulturen daraus ähnliche Konfigurationen gebildet.

Die weitere Entwicklung der Semantischen Rhizome und Phonosemantischen Spannungsfelder in der Noologie erfolgt in diesen Kapiteln:
->:SEMAIOPHON_NET, p. 117,->:PARMEN_PROIMION, p. 134
->:KRATYLOS_ONOMA, p. 140,->:PERI_PEIRASIS, p. 146
->:PERI_MNAEMAE, p. 147

Heidegger und das Denken in Semantischen Rhizomen
... und die Rhizoma in der Altgriechischen Philosophie

@ :HEIDEG_SEMANT
Heidegger hatte einmal behauptet, die beiden einzigen philosophiefähigen Sprachen wären Griechisch und Deutsch. Selbstredend meinte er das natürlich nur für seine Art des Philosophierens, die eine ganz eigene ist. IMHO ist diese Methode ein Gründeln in den Semantischen Rhizomen der deutschen und griechischen Sprache, die Heidegger ja beide perfekt beherrschte und somit durch Überquerungen (die Quere) der beiden Sprachbereiche überraschende Wortverbindungen (die Lichtung) herstellen konnte, wie er es vor allen in seinen späteren Werken machte, z.b. "Was heisst Denken" . Seltsamerweise weist das Deutsche in vielen Bereichen eine ähnliche semantische Rhizom-Struktur auf wie das Griechische, und man kann wohl mit Berechtigung sagen, dass Deutsch sich darin von den meisten anderen westeuropäischen Sprachen unterscheidet, die sehr viel stärker von der Lateinischen Denk-Struktur geprägt sind. Damit vor allem das Englische und das Französische. Und dieses Denken ist nach Augustinus vor allem durch Descartes bestimmt worden.

Wenn man diesen Gedankenzug weiter verfolgt (auch ein Semantik- Rhizom) kommt man zu dem Schluss, dass das Philosophieren des Abendlandes nach Augustinus eher eine lateinische Philosophie war als eine griechische. Heidegger weist an vielen Stellen darauf hin, dass die rein lateinischen Denker gar nicht nachvollziehen konnten, wie und was die Griechen dachten, wenn sie nicht selber im lebendigen Kontakt mit einem griechischen Denker standen. (Weil sie nicht über deren Semantik-Rhizom qua Muttersprache verfügen konnten, und sich an das breitere lateinische Publikum richten mussten, denen sie das sowieso niemals nahebringen konnten.) Die grossen christlichen Denker vor Augustinus waren noch durch und durch griechisch geprägt, wie Origines, der in Alexandria ein Mitschüler des Plotin bei Ammonius Sakkas war, oder der Pseudo-Dionysios Areopagita, die nur ca. 100 Jahre vor Augustinus lebten. Damals durfte sich nur der ein Philosoph nennen, der die Schriften der Klassiker im Original-Griechisch lesen und diskutieren konnte. Der Ansatz der Noologie, wie man eine "Fortsetzung mit anderen Mitteln" des Heidegger'schen Denkens machen könnte, ist in diesem Kapitel:
->:SEMAIOPHON_NET, p.117

1.4. Die Tripolarität der Noologie

Die Betrachtung der Tripolarität der Noologie folgt zwei Denklinien:

1) Der historische Vergleich aus der geistigen Entwicklung der Symmetrien und Polaritäten in Symbolen und Religionen.

2) Der Weg über die Kategorisierungen: Grundsätzliche Überlegungen zu -Tomisierungen der Erlebnis- und Denk-Welt, logische Bedingungen zur Einführung von Kategorisierungen, Erzeugung von höherwertigen / differenzierten Kategorisierungen aus grundsätzlichen. Eine andere Bezeichnung dafür ist: Reflexionstheorie.

1.4.1. Die Heilige Trias
@ :HL_TRIAS

Noologie ist das Weiterdenken gewisser logischer Grundlagen des Christentums mit anderen Mitteln
A.G.

In gewisser Weise kann ich mich in diesem Vorgehen auf den grossen Kirchenvater, den Hl. Augustinus berufen, den ich dafür gerne noch einmal zitiere:
Die Wirklichkeit selbst nämlich, die man heute als christliche Religion bezeichnet, bestand auch schon bei den Alten, ja, sie fehlte niemals seit Beginn der Menschheit, bis dass Christus im Fleische kam; seither begann man lediglich, die wahre Religion, die schon immer bestand, die christliche zu nennen.

Ich gehe nun noch einen Schritt weiter und behaupte:
Das Christentum hat mit der Hl. Dreifaltigkeit menschheitsgeschichtlich das spirituelle Ur-Ahnen um einen grossen Denkschritt hin zu einer Logik der Spiritualität / Mystik weitergeführt, indem es dem Göttlichen eine triadische Struktur gab.
A.G.

Was kann dies, das spirituelle Ur-Ahnen , und die triadische Struktur des Göttlichen , bedeuten? Betrachten wir die menschheitsgeschichtliche spirituelle Entwicklung, so ist zu erkennen, dass es in den letzten ca. 3000 Jahren eine globale Entwicklung gegeben hat: und zwar die Verdrängung eines ursprünglich über alle Völker und alle Regionen verbreiteten Animismus (die Natur ist von Geistern und Seelen, z.B. der Ur-Ahnen, erfüllt) und Polytheismus (verschiedene Götter für verschiedene Lebens- und Spiritualitäts-Bereiche) durch monistische und monotheistische Religionen. Eine Zeitlang sah es so aus, als ob der Materialismus die Religion verdrängen würde: Nietzsche hatte noch zu Ende des 19. Jh.'s behauptet: "Gott ist tot" , und Marx, Lenin, Stalin und Mao hatten das auch als politisches Programm (als Versuch) umgesetzt, und im Westen leerten sich die Kirchen immer mehr. Aber mit den Ereignissen des 11.9.2001 wurde die kata-strophae (Umkehr, Rückwendung) bemerkbar und ist akzentuiert in das Allgemeinbewusstsein (und die populäre Presse) eingedrungen. Die schon totgeglaubte Religion ist in ihrer schrecklichsten Form (Hegel: die Erynnie) [66] wieder auferstanden, mit dem militanten islamischen Fundamentalismus, und dem christlichen Fundamentalismus, und dessen Bannerträger G.W. Bush. Eine menschheitsgeschichtliche Gross-Phase (der Entzauberung der Welt), die mit der Aufklärung im 17. Jh. begonnen hatte, ist innerhalb von ca. 10 Jahren abrupt in ihr Gegenteil umgeschlagen. Im christlichen Fundamentalismus ist zwar nicht die Gewalt das Medium of Choice , sondern Geld und Medienmacht , aber Agitation und Indoktrination finden sich hier wir dort. Diese Wiederauferstehung der Religionen als Fratze und Hexenwahn ist eine der bemerkenswertesten Volte-Face Entwicklungen der Menschheitsgeschichte, und auch ein besonders eindrucksvolles Beispiel für die Dynamik von Spannungsfeldern des Sozialen, die ihre Konfiguration abrupt, innerhalb von wenigen Jahren, auf einem globalen Masstab, ändern können. Die Denkbarkeit solcher Entwicklungen, und ihre scheinbar chaotische aber letztlich unvermeidbare Gesetzlichkeit (die Not-Wendigkeit), sind ein Haupt-Thema der Noologie.

Die menschheitsgeschichtliche spirituelle Bewegung der letzten ca. 3000 Jahre war auch eine logische: das anfänglich polyphone / poly-zentrische Konzert vieler verschiedener spiritueller Mächte (:= Archae-Typen) wurde auf einen einzigen geistigen Ur-Grund, nämlich Gott zurückgeführt. Siehe Glossar, Gott: Wir denken ihn uns als »das vollkommenste Sein«. Die logische Kulmination dieses Prozesses fand im Islam als konsequenteste Monotheistische Religion ihren Ausdruck. "Es gibt keinen Gott ausser Gott" [67] lautet dort der Kernsatz des Glaubensbekenntnisses. Dies ist (tauto-) logisch identisch mit dem Diktum des Parmenides, 1000 Jahre vor Mohammed:
chrae to légein te noein t' eon emmenai
Nötig ist zu sagen und zu denken, dass das Seiende ist.
Parmenides, Frag. VI / Heidegger: WHD, 105
...denn das Nicht-Seinende kannst du weder erkennen -
denn das läßt sich nicht verwirklichen -
noch aufzeigen. ...
Parmenides B2
Denn niemals kann das erzwungen werden, daß Nichtseiendes ist.
Sondern von diesem Wege des Suchens halte du den Gedanken fern,
Parmenides B7

Augustinus hat, anschliessend an Platons Philosophie des "Wahren, Guten, Schönen" , in das Denken der Christenheit einen Faktor eingeführt, der zwar auf den ersten Blick sehr erfreulich aussieht, aber bei genauerer Betrachtung schwere Konsequenzen hatte: Die erzwungene Harmonie:

Für Augustinus waren Musik und Architektur Schwestern: Beide mit dem gleichen transzendentalen Element Zahl behaftet. Die Architektur spiegelt die ewige Harmonie wider und Musik ist ihr Echo. Grundlage ist die Naturtonleiter, bei der die Frequenzen der aufeinanderfolgenden Töne ausgehend von dem Grundton jeweils verdoppelt, verdreifacht, vervierfacht usw. werden. Die Verhältnisse aufeinanderfolgender Töne sind also 1:2, 2:3, 3:4, .. Das aber sind die Intervalle der "vollkommenen" Akkorde, Oktave, Quinte und Quarte. Das beste Verhältnis ist nach Augustinus das der Gleichheit oder Symmetrie, das Verhältnis 1:1. Dies ist denn auch Symbol für das Verhältnis zwischen Gottvater und Gottsohn. Im Verhältnis der Oktave 1:2 sieht Augustinus ein Symbol für die Erlösung des Menschen von seinem zweifachen Tod (Tod des Leibes, Tod der Seele, verursacht durch die Sünde Adams).
Günter Eckstein: Zum geschichtlichen und geistigen Hintergrund der Gotik
F:\mat-phil\licht\gotiktext.pdf

Die angesprochenen Zahlenverhältnisse enstammen einer Denk-Quelle, die im Abendland mit den Begriffen Pythagore-i{k/smus} und Harmonik verbunden ist (Gossar: Harmonie). Nach und aufbauend auf Pythagoras hatte besonders Platon im Timaios das Thema ausgearbeitet. Spätere Entwicklungen führten zum Neoplatonismus der Gotik (Siehe Eckstein), der Harmonice Mundi von Kepler, und die moderneren Harmoniker, wie A. v. Thimus und H. Kayser. (NOO1, p. 223). Was für den mytho-kosmologischen Bereich noch ganz passabel erscheint, weil dort eine alles durchwaltende Ordnung einfach ästhetisch schön ist (siehe Platon, das Wahre, Gute, Schöne), ist leider für die Niederungen der Menschenwelt nicht (so einfach) anwendbar. D.h. soziobiologisch gesehen sind die Ideale des sündenfreien Lebens, die die Christen der ersten ca. 7 Generationen hegten, ein sicheres Programm für das Aussterben, weil ein von den Versuchungen des Fleisches freies Leben wesentlich zur Konsequenz führt, dass keine Kinder da sind, die den Glauben weiterführen. Die göttliche Harmonie qua Moral und Ethik (Augustinus: civitas dei), kollidiert mit den Imperativen des Lebens. Diese Problematik ist von Nietzsche ausgiebig diskutiert worden. Das menschliche ethische System kann nicht nach einem mono-thematischen Normen-Kanon zwangs-geordnet werden. Genau das ist aber in den rückwärts-gewandten Systemen des monotheistischen Fundamentalismus der Fall, islamisch die Sharia und christlich die 10 Gebote, jüdisch die Halacha. [68] Die monotheistische Religion hat eine ultimate Tendenz zum moralischen Dualismus, nämlich die Welt in zwei Lager aufzuteilen: Die Gläubigen und die Ungläubigen. Und so heisst es im Islam: Das Haus des Friedens : Dar al-Salam, und das Haus des Krieges: Dar al-Harb . Bei G.W. Bush heisst das analog "War on Evil".
Robert Wright: War on Evil, (Foreign Policy, Sept./Oct. 2004), F:\mat-phil\evil\WarOnEvil-Wright.pdf
F:\mat-rel\islam2\minority_report.pdf
->:MORAL_ETHOS, p.92
->:MUSIC_HARMONIC, p.194

Ich möchte hier noch einen grossen Kirchendenker ins Feld führen: Papst Benedikt XVI, Josef Ratzinger, der immer wieder betonte, dass der fundamentalistische Islam nur auf ein Spiritualitäts-Vakuum des Christentums antwortet. Ja, in gewisser Weise muss der Islam antworten, denn als jüngste Massenreligion, mit immerhin, etwa dem 3. Upgrade der Hl. Schrift , [69] steht der Islam tatsächlich in so etwas wie einer weltgeschichtlichen Verantwortung, dass die Welt nicht dem Bösen in Form des Global-Hyper-Kapitalismus anheimfällt. Dieser Kapitalismus führt zu einer Reduktion alles Menschlichen auf Objekt-Beziehungen. Dies basiert auf der logischen Problematik, dass Wissenschaft, Technik und Kommerz mit der dualen Aristotelischen Logik arbeiten, für die es keinen logischen Platz für das Zwischenmenschliche gibt. Der Aufstieg der Industrie, Technik [70] und Wissenschaft ging einher mit einer Schwächung der Kirchen, die in früheren Zeiten wesentlich dafür sorgten, dass das Zwischenmenschliche nicht "unter die Räder kam", was heute ganz eindeutig überall lawinenartig passiert. Das Kern-Prinzip des Christentums, das da lautet: "Selig die Armen im Geiste, denn ihnen ist das Himmelreich", kann leider weder gegen den Kapitalismus noch gegen den fanatischen Islam etwas entgegensetzen, um sie aufzuhalten.

A.D.: Der Monotheismus ist strukturell / logisch unfähig, eine Pluralität der Religionen zu {v}ertragen. Die bestechende Post-Hoc Logik der Islamischen Jihad-Kämpfer zwischen 650 und 1200 war dieselbe, die auch Konstantin bei seinem Sieg an der Milvischen Brücke anwandte, und die Cromwell [71] um 1640-1650 später zum Einsatz brachte: Gott hat in unseren Reihen mitgekämpft, und er hat uns zum Sieg verholfen. Der Sieg im Krieg heiligt die Mittel der Religion. Mit dem 11.9.2001 hat es sehr den Anschein, dass das Wieder-Erstarken des djihadistischen fundamentalistischen Islam den alten Kulturkampf wieder zum Aufflammen gebracht hat, dessen logische "Vollend-aung" das Armageddon der Johannes-Apokalypsis ist. Dieser schon Jahrtausende währende Kampf ist nur periodisch in Phasen der Abkühlung getreten, wie nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels unter Titus, nach dem Verebben des ersten islamischen Eroberungs-Sturms von 700 bis 1100, nach dem Ende der Kreuzzüge ca. 1200, dem Ende der Reconquista ca. 1500, und nach dem Ende der Osmanischen Expansion nach der Seelschlacht von Lepanto 1571 und den Niederlagen vor Wien ca. 1700.
Weitere Materialien hierzu:
->:ISLAM_JIHAD, p.169

Die Hl. Dreifaltigkeit ist die seltsamste und unfassbarste Komponente im Dogmengebäude der Hl. christl. Kirche, aber verglichen mit dem Dogma von Jesu Jungfrauengeburt und seiner Auferstehung nach dem Tode steht sie nicht im Widerspruch zur Common Sense Reality.

Mohammed hat bei der Abfassung seines Koran ja auch, und ganz logisch nachvollziehbar intendiert, die abrahamitische Religion von gewissen Unglaubwürdigkeiten dieser Art zu purifizieren. Und mit der Scharia des Islam schuf Mohammed ein Regelwerk für das Zwischenmenschliche, das die rigide monolithische Stammes-Sozial-Struktur der arabischen Wüstenvölker zum menscheitlich allgemein-gültigen Gesetz Gottes erklärte.
->:ISLAM_JIHAD, p.169

Gottes Weisheit ist unergründlich, und Gott kann ja kraft ihrer Allmacht alles sein was sie will, also kann sie genauso männlich wie weiblich sein, und warum sollte sie dann nicht auch Dreifaltig sein? Und wer sind denn die kleinen Menschlein-Theologen, die sich anmassen und darüber streiten und ihre Jünger sich sogar die Köpfe einschlagen, welche Version Gott in ihrer Allmacht gerade annimmt? Ich überlasse das Feld der Theologie damit wieder denen, die dazu die passende Venia Legendi haben, und mache einen Exkurs auf das weniger Tretminen-gespickte Feld der allgemeinen Religions- und Kulturwissenschaft.

Ich liefere auch gleich eine provisorische Antwort darauf, warum es notwendig sei, dass das Göttliche eine logische Tiefenstruktur hat: Um dem Fundamentalismus vorzubeugen, wie er sich heute in schönster Urständ im Islam und im Amerika des G.W. Bush breitgemacht hat. Der Fundamentalismus besteht darin, alles nach einem einzigen, reduzierten, durchgehenden Strickmuster zu sehen. Eine einfache Lösung, so einfach, dass auch der ungebildetste Fellache es auswendig lernen kann, sogar in einer Sprache die er überhaupt nicht versteht. Oder auch, dass so etwas in einer RTL-Talkshow ventiliert werden kann. Ich nehme das unter einem späteren Themenpunkt wieder auf.
->:WAHRHEIT_KOLLEKTIV, p.89
In der Diktion von Gotthard Günther drückt die Hl. Trinitas eine immanente Polykontexturalität aus, mit der allein das Überbegriffliche des Göttlichen markiert werden kann. Ein ähnlicher Versuch, dies zu markieren, war die theologia negativa zwischen Dionysius Areopagita und Cusanus.

Die Drei(heit) oder Trias ist sicher eines der verbreitetsten Symbole, mit dem Vollkommenheit und Perfektion attributiert werden. Das findet sich in vielen Märchen und Mythen, in einem Weisheitstitel wie Hermes Trismegistos, [72] und hunderten anderen Beispielen aus der Kulturgeschichte der Menschheit. Eine geeignete Einführung dazu finden wir bei Giordano Bruno: "Wie die Dreiheit in ihrer allgemeinen Art alles vollendet, was das Licht erblickt, ist sie auch das Ersterzeugende: Der Geist, der gezeugte Intellekt, und der Nexus von beiden." (Bruno 1991, p. 39). [73] Hier nur ein kurzer Streifzug:

1.4.2. Kleeblatt und Diamant: Die Trias in der Natur
Vor der Kulturgeschichte will ich noch einen kurzen Ausblick zur Trias in der Natur nehmen. Auffallend ist die Tatsache, dass wir in der Natur nur sehr selten Dreier-Symmetrien finden. Spiegel- (Bipolar) Symmetrie ist ein universales natürliches Gestaltungsprinzip bei Wirbeltieren und Insekten. Bei Blumen und Weichtieren finden sich diverse Formen von Radialsymmetrien, die aber zumeist 4, 5, und 7 Pole haben. Die praktisch einzige Ausnahme davon ist das Kleeblatt. Die andere grosse Ausnahme von 3er Symmetrie in der Natur ist der Diamant, das härteste, seltenste, und kostbarste Mineral der Erde. Auch der Diamant gilt als Symbol der Perfektion und Vollkommenheit. Der Grund für seine Härte ist die perfekte Tetraeder-Struktur seines Kristalls, also ein Raumgitter das von den elektrisch gleichwertigen Elektronen-Ladungswolken des Kohlenstoffs gebildet wird. Mit den Worten der Noologie können wir sagen, der Kristall des Diamanten ist das perfekteste Spannungsfeld, das das Universum bilden konnte. Und Kohlenstoff ist zusammen mit Wasser die wichtigste Substanz des Lebens. Die perfekte Trias ist ein Attribut von Kohlenstoff, das sonst eher selten als wesentliche Eigenschaft angesehen wird. Ebenfalls bedeutungsvoll ist, dass diese Trias-Struktur nur durch einen extrem hohen Druck (ie Spannungsfeld) zustandekommt. Und der Faktor, dass diese Struktur praktisch unzerstörbar ist (ausser sie wird in ein Feuer von über 700o geworfen), macht sie auch zu einem Symbol für die Ewigkeit (Diamonds are forever). Dies, und die bemerkenswerten optischen Eigenschaften des Kristalls, sind wiederum Aspekte, die sie in unmittelbare Nähe des Göttlichen setzen. Zur neo-platonischen christlichen Licht-Metaphysik sei hier wieder die Arbeit von Otto von Simson zur gotischen Kathedrale genannt.
Siehe: Eckstein, ->:ECKSTEIN_GOTIK, p.183

1.4.3. Triskellion und Tri-Murti
... und die Trias in Religions- und Kulturwissenschaft

@ :TRI_MURTI
Das Kleeblatt (Shamrock) ist nicht umsonst die Symbolpflanze Irlands, [74] denn Irland war die letzte verbliebene Kulturbastion der Kelten in Europa, und das heilige Symbol der Kelten war das Triskellion (oder Triskelion). [75] Die Römer hatten auf dem Festland und in England die druidischen Traditionen sorgfältigst ausgetilgt, nur Irland blieb verschont. So kam die Christianisierung in eine Kultur, in der die Trias schon seit je her das heiligste Symbol war. Das Buch von Kells (Nomen est omen) zeigt viele Bilder des Triskel oder Triskel{l}ion, [76] die sich in sehr ästhetische Komposition mit der quadro-symmetrischen Kreuz-Symbolik der Hl. Schrift gefügt hat. Neben dem Kreuz, die 4 Evangelien, die 4 Wappentiere der Evangelisten, etc. Irland war das erste Land Nordeuropas, das christianisiert wurde, von hier aus reisten die Missionare ins wilde Germanien (Bonifaz), und die irische Kirche war ursprünglich nicht an Rom angegliedert, sondern bis zur Besetzung Ägyptens durch die Araber ein Zweig der alexandrinischen Kirche, die so hervorragende wie Geister Origines und Dionysios Areopagita hervorgebracht hatte.




Abb.: Das Triskellion

Ausser den Kelten war das Triskellion ein heiliges Zeichen bei einigen asiatischen Völkern, und ist vor allem in Korea (Sam-Taeguk) und im Shinto-Kult Japans zu finden. Man könnte nun eine grosse kulturhistorische Studie über alle Manifestationen der Trias in der Menschheit machen, und solche gibt es auch schon zuhauf. En passant erwähnen möchte ich nur noch die Trias von Brahma, Vishnu, und Shiva in Indien, den schon erwähnten Hermes Trismegistos, die ägyptischen Pyramiden, und das bekannte Dreieck, in dem das "Auge auf der Pyramide" der Freimauer steht, auf jeder 1-Dollar-Note zu finden. Last but not least die Fussbodenmuster in den Kathedralen, die meistens aus einem Kreis, einem Dreieck, und einem Rechteck figuriert waren. Sinnigerweise war der Kreis auch noch als Labyrinth gestaltet, auf dem entlang die Betenden eine Peregrinatio [77] machten. [78]




Beispiel des Labyrinth-Musters der Kathedrale von Chartres


@ :ANFANG_ENDE
Die wohl bekannteste logische Trias-Formulierung stammt von Aristoteles: Alles hat einen Anfang, eine Mitte, und ein Ende. In der altgriechischen Mythologie finden wir korrespondierend die drei Moirae: Klotho, Lachesis, und Athropos. Die Inder setzten dafür ihre Götter Brahma, Vishnu, und Shiva ein, die Tri-Murti. [79]

BRAHMA, n.
He who created the Hindoos, who are preserved by Vishnu and destroyed by Siva -- a rather neater division of labor than is found among the deities of some other nations. The Abracadabranese, for example, are created by Sin, maintained by Theft and destroyed by Folly. The priests of Brahma, like those of Abracadabranese, are holy and learned men who are never naughty.
Ambrose Bierce
(URL) (LOC_DVD) devils/www.alcyone.com/max/lit/devils/b.html

Die Beispiele der tiefen kulturellen Bedeutung von Drei-Gliederungen sind so zahlreich, dass es eine eigene kulturhistorische Untersuchung erfordern würde (und dazu auch schon viele existieren). Hier eine kurze Diskussion der Verbindungen von Tri-Murti und Moirae über das Amrytam:

Die Moirae:
They controlled the life and destiny of everyone. Klotho spins the thread of life, Lachesis measures it (looks how long it is), and Atropos cuts the thread. When the thread is cut the person dies.
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/desn20.htm
Klotho heisst wörtlich: Die Spinnerin. In diesem Wortbild ist das Verwinden der Fäden (tropos) enthalten.
G. Bruno (1991, Kapitel IV, 40) erwähnt dies als "Clotho, die Umwälzbarkeit der Welt" (ie. En-Tropia).
Diese kommt mit Atropos zu ihrem Ende. Die Lachesis ist ebenfalls ein Wortbild (lachnos), welches die Wolle, ein gekräuseltes (verfilztes) Haar oder Fell symbolisiert.
In der nordischen Mythologie finden sich parallel dazu die Nornen: Urda, Verdani, and Skuld.
(URL) http://simple.wikipedia.org/wiki/Moirae

Das Amrytam:
Murti führt uns morpho- / phono- / logisch zu der Formel "Amrytam" (:= a-murti, das Nicht-Verwandelbare; murti := Ver-Wandlung, Tod, gr. {a/en}
-tropia
, Atropos , zu seinem Ende kommend , lat. mors , mutare ). Amryta oder Amrita ist der Nektar , (oder Ambrosia ) der die Seele mit der Alaetheia aus der Todes-Laethe-Vergesslichkeit wieder heilt und wieder herstellt.
In Hindu mythology and Buddhist mythology, Amrita is the drink of the gods, which grants them immortality. The word itself literally means "without death" ...
Vishnu said that if they churned the sea of milk, they might produce amrita, the drink of the gods, which could make them strong and immortal. So Vishnu took the form of Kurma, the turtle avatar. He has four arms, two to support his great shell. Kurma sat on the bottom of the sea floor and gods placed a mountain, Mount Mandra on Kurma shell, and used it as a churning rod.
(URL) http://en.wikipedia.org/wiki/Amrita

1.4.4. N-polare Symmetrien in Symbolen
Hier noch kurz ein Rundgang durch die Kulturgeschichte von n-polaren Symmetrien in Symbolen. Die Symbole sind für die Noologie wichtig, weil sie noch die Vereinigung von Heiligkeit und Logik beinhalteten.

Die unendlich-polare Symmetrie ist der Kreis, ebenfalls ein Symbol der Vollkommenheit. Der Kreis symbolisiert auch die Eins, oder Einheit, und als Sonnensymbol war sie auch das Bild des monotheistischen Gottes bei Echnaton, und vielen Religionen die die Sonne als Hauptgott verehrten, wie die Inka. Im Christentum ist vor allem Cusanus für seine tiefgründige Kreis-Exegese bekannt.

Zwei-Polarität ist bekannt vom taoistischen Yin-Yang Bild, der kretischen Doppelaxt / Schmetterling oder Labrys, die nach H.v. Dechend auch das Symbol des Keraunos war. Heraklit sagte: Das All aber steuert der Keraunos. Die konventionelle Meinung zum Aussehen des Keraunos war der Blitz in der Hand des Zeus, aber ich folge hier der Ansicht von H.v. Dechend, denn es sind zu viele Beweise von Weltall-bewegenden göttlichen Instrumenten in der gesamten Menschheitsgeschichte zu finden, die alle ähnlich aussehen: Thors Hammer, der Vajra, die Axt des Xango. In einigen Darstellungen des Zeus ist auch zu sehen, dass es ein Doppel-Blitz ist, der durch einen Griff oder Stil zusammengehalten wird, also dem Keraunos äquivalent ist. Der Keraunos ist aber noch ein bisschen komplizierter, denn wenn man den Stil herausnimmt, hat man eine(n) Nabe(l), welches im Griechischen als Omphalos bezeichnet wurde. Der Omphalos war ebenfalls ein Mittelpunkt oder Steuerungspunkt des Universums, und im Grand Finale der Odyssee schiesst Odysseus seinen Pfeil durch die Naben von 12 hintereinander gereihten Doppeläxten, also Keraunos. Bekannt ist die Zweipolarität auch von Doppelkopf-Bildern wie Janus, der Gott der Schwelle, der in die Vergangenheit und die Zukunft blickt. In der Logik ist Zweipolarität das Prinzip des Dualismus oder Dichotomie, und physikalisch, der Bifurkation. Das wurde ja schon behandelt. Das Yin-Yang Symbol stellt den unaufhörlichen Übergang der Dinge in ihr Gegenteil dar, und beinhaltet damit die Dynamik der Veränderung.

Die Vier-Polarität taucht als Kreuz, Swastika (oder Tetra-Skellion), und Medizinrad, bzw. Vier-Elemente-Rad überall auf. Die Swastika ist ebenfalls ein Symbol der unaufhörlichen Veränderung, ihre Arme symbolisieren die Drehbewegung eines Rades. Es gibt viele logische Anwendungen der Vierpolarität, etwa die Unterteilung der Himmelsrichtungen, die Jahreszeiten, die Vier Elemente: Erde, Wasser, Luft, Feuer, und die Chatuskoti, eine buddhistische Argumentationstechnik. Logisch ist das Kreuz ein verdoppelter Dualismus, und somit der Ausgangpunkt einer Binär-Zerteilung, die immer weiter und weiter geführt werden kann. Die Informationstheorie ist die heutige Formulierung dieses Prinzips von beliebig oft durchgeführten Ja/Nein - Entscheidungen, bis man das gesuchte Objekt eindeutig eingekesselt hat. Die Informations-Entropie ist das Mass für die notwendige Zahl der Ja/Nein - Entscheidungen. Das bekannte Fernseh-Berufe-Ratespiel ist eine bekannte Anwendung dafür.

Die Fünf-Polarität taucht als Symbol im Pentagramm auf, wobei ein wesentlicher symbolischer / diabolischer Unterschied darin besteht, ob eine oder zwei Spitzen nach oben weisen. Wenn eine Spitze nach oben weist, ist das Pentagramm syn-bolisch, und wenn zwei Spitzen nach oben weisen, ist es dia-bolisch. [80] Das ist unmittelbar einsichtig, wenn man den logischen Höhepunkt als oben interpretiert. Jede beliebige Tropik kann in ihrer konsequenten Entwicklung entweder auf Eins oder auf Zwei geführt werden. Aber sie kann auch auf Drei geführt werden, und das ist das Unterfangen der Noologie. Weiterhin findet sich die Fünf-Polarität in den Fünf Wandlungsphasten der chinesischen Medizinphilosophie, in der Musik als Quintenzirkel, und in der Alchimie als Quintesszenz.

Die Sechs-Polarität findet sich im Davidsstern und Hexagon.

Die Sieben-Polarität als Bild findet sich z.B. auf den Stern-Abbildungen in ägyptischen Gräbern, was insofern bedeutend ist, weil ein 7-Stern nicht mit Zirkel und Lineal zu konstruieren ist. Dies beweist, dass die Ägypter über höhere mathematische und logische Fähigkeiten verfügten, als es ihnen die Geschichtswissenschaft zubilligen will. Die Sieben ist wiederum eine bedeutende magische Grösse, angefangen von den 7 Tagen der Woche, der Schöpfung in der Genesis, und dem 7-armigen Leuchter der Juden.

Darüber hinaus finden sich in der Kulturgeschichte so gut wie keine Symbole mit mehr-polaren Symmetrien. Natürlich sind die Zahlen 10 und 12 von weit verbreiteter kultureller Bedeutung, die 13 als Unheils-Symbol, aber eben nur als Zahl, nicht als Bildsymbol. Das ist auch nicht verwunderlich, weil das menschliche Sehvermögen keine Objekte einer solchen Differenziertheit als Symbol visualisieren kann. [81]

1.4.5. Versuch, die Logik der Hl. Dreifaltigkeit nachzuvollziehen
I think that God in creating man somewhat overestimated his ability.
Oscar Wilde

Im Sinne des Spruches von Augustinus hat das Christentum also einen sehr intelligenten Schritt getan, und etwas, das überall schon in heiligem Gebrauch war, in das Zentrum seiner Dogmatik einzementiert. Auch wenn Gott in ihrer Allmacht alles sein kann was sie will, wäre es doch interessant, sich in logisch-spirituelles Gründeln zu versenken, was es wohl ist, was die Christen damit zum Eck- und Ankerpfeiler ihrer Religion machten. Nehmen wir einmal an, dass das Gründeln nach dem Göttlichen so etwas wie ein Ur-Trieb ist, der viele Menschen immer wieder anstachelt, sich der Schau des Unergründlichen zu widmen. Die meisten Menschen übernehmen die Religion ja ohne nachzudenken so wie sie ist, [82] oder suchen ihr Heil im Fundamentalismus, etwa als "born again christians" , aber einige charakterlich eher sonderliche Menschen wagen den gefährlichen Schritt über die Denk-Zäune der religiösen Consensus-Community. Und nur allzu oft werden sie dafür gekreuzigt, ge-vierteilt, oder verbrannt. Seltsamerweise sind die Fälle dass religiöse Abweichler einfach nur erhängt wurden, eher selten.

Gott und das Tertium Datur
Der einfache Hinweis, dass die Drei(heit) eben schon immer auf Heiliges hindeutete, ist natürlich zirkulär, denn das religiöse Schaffen der Menschheit entstammt aus eben diesem Instinkt, wofür es einen gewichtigen Sinn hatte, dass die Drei heilig (heilig - heil - holon) sei. Evolutionär betrachtet, ist das Neuronal-System ein Mechanismus, der die Menschen praktisch dazu vorprogrammiert, dualistisch zu denken und zu handeln. Der Befund, dass in der Natur praktisch keine Dreier-Symmetrien vorkommen, mag darauf hinweisen, das die Trias in einem gewissen Sinne Über-Natürlich ist. Die Inder, die in puncto Denken des Göttlichen schon immer dem Rest der Menschheit ein wenig voraus waren, hatten mit der Tri-Murti von Brahma, Vishnu, und Shiva schon den "Bauplan" gefunden, aber noch nicht den (theo-)logisch nächsten Schritt vollzogen: Nämlich die Trias als zur Monas identisch zu erklären, was die Christen dann taten. In gewisser Weise können wir die Verankerung der Hl. Dreiheit als ein ewiges Memento betrachten, dass es den Menschen immer gewahr bleiben soll, das Göttliche immer im Geiste bei sich zu tragen, und in dem Tumult der dualistischen Welt des Kampfes der Gegensätze (ant-agon-ismus) nie zu vergessen, das da noch etwas ganz anderes ist, das man in diesem Tumult gerade nicht erkennt, und das ist das immer währende Dritte. Dies in radikaler Um- und Ab-Kehr von der Logik des Aristoteles, des "Tertium non Datur".

Als kulturelle Ur-Texte liefern die hl. Schriften auch die Blueprint-Patterns (Sygillae / Typoi) des Empfindens und Denkens der Menschen, die von ihnen geprägt werden. (Die Systematik dieser Prägungs-Patterns wird in einem anderen Kapitel weiter verfolgt und vertieft). [83]

A.D.: So setzt die Bibel in der Genesis auch die unaufhaltsame dualistische Maschinerie in Gang: Den endlosen Prozess des Scheidens, Absonderns, Ein- und Aus-Grenzens, wie es die Juden dann als "auserwähltes Volk" durch die Jahrtausende am eigenen Leibe in millionenfacher Form selbst incorporiert hatten, und die furchtbare Kulmination im Holocaust hat eine gewisse logisch-historische Konsequenz, die Jahwe, der grausame Gott dieses Volkes all denen schon im Buch Mose angedroht hatte, die sich zu sehr assimiliert hatten.

Notwendigerweise ist die Religion, vor allem die mono-theistische, als soziales Phänomen mit ihren Gruppen-Abgrenzungen genauso dualistisch wie alles andere in der Welt auch, und so kann dieses "Tertium Datur" auch seine spirituelle Bedeutung haben, die inhärent dualistische Tendenz der Religion zu kompensieren. Das Kreuz des Christus symbolisiert diesen inhärenten Dualismus, und mit seiner Kreuzigung musste er dessen Wirken am eigenen Leibe erfahren. Vielleicht kann man die Hl. Dreifaltigkeit als Sinnbild für diesen Ausweg des "Tertium Datur" sehen.

Gott-hl-Geist und Gedächtnis
@ :GOTT_GEDANC
In anderer Sichtweise können wir die indische Trias von (Brahma - Vishnu - Shiva) gegen die logische Struktur von (Gottvater - Gottsohn - Gott-hl-Geist) kontrastieren. Die Trias (Brahma - Vishnu - Shiva) besagt, dass das Universum von Brahma geschaffen wird, von Vishnu erhalten wird, und von Shiva zerstört wird. Dieser Prozess geht in einem ewigen unendlichen Kreislauf durch die Schaffung und Zerstürung unendlich vieler Universen, im Sinne Nietzsches: die unendliche Wiederkehr des Ewig Gleichen . [84]

Die Christliche Trope von Gottvater - Gottsohn ist noch strukturell ähnlich der von Brahma - Vishnu. Dh. das Göttliche manifestiert sich nicht nur in der Schöpfung, sondern es vollzieht eine Ent-Äusserung seiner selbst als Gottsohn in der Welt des Materiellen. Siehe dazu als phonosemantische Entsprechung zu Christos die Krishna- Mythe im Hinduismus. Krishna ist eine Inkarnation (Avatar) von Vishnu, dem Erhalter. Überhaupt sind Avatare ein feststehender Topos des indischen soteriologischen Denkens, und eine göttliche Person wie Christos ist für die Inder nur same procedure as every yuga . Im Neuen Testament heisst es zu Christi Avatar-heit ja spezifisch: gezeugt, nicht geschaffen . Es ist also mehr als nur eine Schöpfung im Sinne von Artefakten. Dass es eine tatsächliche Ent-Äusserung ist, wird durch den Ausruf Christi bezeugt, der am Kreuze hängend rief: Oh Gott, mein Vater, warum hast du mich verlassen? Verlassen bedeutet hier Laethe im altgriechischen Sinne, dh. Christus hat sein Ruhen in Gottgleichheit vergessen, damit hat sich Gott selber vergessen. Dies ist auch in der altchristlichen Diskussion um homo-ousia und homoio-ousia aufgehoben. [85]

Der wesentliche Unterschied der christlichen Trope von der hinduistischen ist im dritten Schritt zu Gott-hl-Geist enthalten: Die "Aufhebung" , wie wir es im triadischen Hegelschen Sinne nennen können. Ie. Im Kreuzestod [86] von Gottsohn und seiner Auferstehung vollzieht sich die dreifache "Aufhebung" , indem Gottsohn
a) von dieser Erde hinweggenommen wird, (Aufhebung I)
b) seine Verklärung (Aufhebung II) im Himmel erlangt (ie. er nimmt seinen Platz auf dem Thron von Gottvater ein)
c) es vollzieht sich eine "Aufhebung" in Gott-hl-Geist, welcher das Gedächnis des geschichtlichen Ereignisses als persona numinosadarstellt. (Aufhebung III)

Darin unterscheidet sich das christliche soteriologische Denken entscheidend von dem Hinduistischen: [87] Der ewige Kreislauf von Schöpfung und Zerstörung ist eine essentiell sinnlose Maschinerie, und die Befreiung eines Menschen, das Moksha oder Nirvana, kann nur durch das vollständige Hinaustreten und Auslöschen geschehen. Das Universum in seiner kompletten Sinnlosigkeit geht unbeachtet vom Hinaustreten einzelner Menschen (Sadhus, Yogis, Buddhas, Arhants im Buddh. System) weiter. Hegels Geschichtsphilosophie [88] betrachtet vor allem diesen Aspekt des christlichen Denkens, dass die Geschichtshaftigkeit, und damit das Gedächtnis, ein wesentlicher Aspekt des Göttlichen (oder absoluten Geistes) ist. Siehe dazu auch die Ansicht von Alexandre Kojève:

Hence, there is Time only where there is History. ... On the last page of the Phenomenology, Hegel says, time is history whereas nature is space. ... But in his other writings Hegel is less radical. In them, he admits the existence of a cosmic time. But in so doing, Hegel identifies cosmic time and historical time. This, I believe, was his basic error." (pp 133, 147)
Hegel's "basic error," according to Alexandre Kojève, was his conflation of natural and historical time, and Kojève sets out to rectify this mistake. In doing so, he produces one of the most influential interpretations of Hegel since Marx - not least because of his insistence on the need for a 'return to Hegel'. "Kojève," argues Allan Bloom in the introduction to Kojève's Introduction to the Reading of Hegel, "is the most thoughtful, the most learned, the most profound of those Marxists who ... turned to Hegel as the truly philosophic source of [Marx's] teaching." It is not an exaggeration to say that Kojève's lectures at the Sorbonne (1934-1939) influenced an entire generation of French thought, including Sartre and Lacan.
(URL) (LOC_DVD) evans-experientialism.freewebspace.com/kojeve05.htm

Diese Einzigartigkeit des Göttlichen im Gedächtnis wurde in der christlichen Theologie von Augustinus in seinen Confessiones erstmals so deutlich herausgestellt. Und in diesem Punkt unterscheidet sich das Christentum auch vom Islam, wo die Schöpfung der belebten und unbelebten Natur auf gleicher logischer Ebene wie die des Menschen behandelt wird. Auch hier ist ein Lernen und Vervollkommnen der Einzelseele sinnlos.

Gott ist An Sich und Für Sich [89] rund geschlossen und vollkommen, [90] und es gibt keinen Gott ausser Gott, [91] und damit gibt es keinen Grund, warum Gott in der Schöpfung "Ausser Sich" gehen sollte. Es sei denn, wir interpretieren Hegels Aufhebung als Weg von einer Ebene des logischen Typos zur nächst höheren. Ich verweise hier auf das Ungleichheits-Axiom der Noologie A =/= A', wonach das A' der Erinnerung kategorisch zu unterscheiden ist vom einfachen A. Der Schritt von A -> A' ist somit ein Schritt der Aufhebung auf die nächst höhere Stufe des logischen Typos. Wie schon angedeutet, sind solche theo-logischen Spekulationen äusserst gefährlich, denn wie kann oder sollte die Absolute Vollkommenheit noch irgendetwas erreichen? Hegel gibt dazu in seiner Phänomenologie in dem Kapitel "über die offenbare Religion" einige Hinweise, die diese Fragen zwar nicht klären, aber immerhin vermuten lassen, dass noch ein tieferer Sinn dahinter verborgen ist. Hier einige Ausschnitte:

Das absolute Wesen, welches als ein wirkliches Selbstbewusstsein da ist, scheint von seiner ewigen Einfachheit herabgestiegen zu sein, aber in der Tat hat es damit sein höchstes Wesen erreicht.
Hegel (1986, p. 553)

In dem Verschwinden des unmittelbaren Daseins des als absoluten Wesens Gewussten erhält das Unmittelbare sein negatives Moment; der Geist bleibt unmittelbares Selbst der Wirklichkeit, aber als das allgemeine Selbstbewusstsein der Gemeine, das in seiner eigenen Substanz ruht, so wie diesen in ihm allgemeines Subjekt ist...
Hegel (1986, p. 556)

Der vom Selbst ergriffene Tod des Mittlers ist das Aufheben seiner Gegenständlichkeit oder seines besonderen Fürsichseins; dies besondere Fürsichsein ist allgemeines Selbstbewusstsein geworden. - Auf der anderen Seite ist das Allgemeine eben dadurch Selbstbewusstsein und der reine oder unwirkliche Geist des blossen Denkens wirklich geworden. Der Tod des Mittlers ist ... auch die Abstraktion des göttlichen Wesens.
Hegel (1986, p. 571)


1.4.6. Logische Dreigliederungen
@ :TRIAS_LOGIK
Die logische Komponente der heiligen Trias oder Dreieinigkeit wurde von Gotthard Günther in seinen Werken immer wieder behandelt. Siehe etwa:
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\ggphilosophy\gunther_identitaet.pdf
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\ggphilosophy\phaidros.pdf

In seinem Artikel zu Heidegger spricht er über die spezielle Bedeutung, die die Trias für Peirce hatte (p. 13-14):
Erst im Bewusstsein des dreieinigen Gottes spiegelt sich das absolut Wirkliche.
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\ggphilosophy\gg_heidegger-weltgeschichte-nichts.pdf

Was die Trias nun anbetrifft, so ist ihre philosophische Relevanz in Verbindung mit der religiösen Idee der Dreieinigkeit zu bekannt, als das wir darüber viele Worte zu verlieren brauchten. Es ist aber wichtig daran zu erinnern, das Hegel in seiner Darstellung der Pythagoräischen Philosophie kommentiert, das die Trias "die Zahl (ist), worin die Monas zu ihrer Realität, Vollendung gelangt ist. Die Monas schreitet fort durch die Dyas, und mit diesem unbestimmt Vielem wieder unter die Einheit verbunden, ist sie die Trias". Nach einer Anzahl von Zitaten setzt sich dieser Kommentar mit den folgenden Worten fort: "... das Vollkommene ist Dreiheit: kontinuierlich sich selbst gleich; ungleich teilbar, der Gegensatz ist darin; und die Einheit hiervon, die Totalität dieses Unterschiedes; - wie die Zahl überhaupt, aber an der Dreiheit ist dies wirklich. Die Trias ist tiefe Form." Im Fortgang seiner Darstellung weist Hegel darauf hin, das auch die Tetras für die Phythagoräer eine besondere philosophische "Würde" gehabt hat, weil in ihr die Triade weiter entwickelt ist. Von da gehen die Pythagoräer (immer nach Hegel) gleich zur Zehn als einer anderen Form der Tetras über. Hegels Kommentar über die Folge der natürlichen Zahlen bei den Pythagoräern schließt mit der folgenden Bemerkung: "Der weitere Fortgang der Zahlen ist ungenügend. Was von den übrigen Zahlen gefunden wird, ist unbestimmter, und der Begriff verliert sich in ihnen. Bis Fünf mag wohl in den Zahlen noch ein Gedanke sein, aber von Sechs an sind es lauter willkürliche Bestimmungen."
(URL) (LOC_DVD) www.vordenker.de/ggphilosophy/tod-ideal.htm

Im folgenden Kapitel wird der 2. Weg, die logische Ableitung der Trias in der Noologie behandelt. Dieser nächste Schritt zur Begründung der Tripolarität der Noologie besteht in der Demonstration, warum in der Grundstruktur der drei Formen (Tri-Murti) sich alle nur möglichen Denk-Tropen aufheben lassen. D.h. demnach (oder da-nach) lassen sich alle logischen Strukturen höherer Ordnung ableiten, aber sie sind sekundär zu dieser. Im Zitat von Giordano Bruno am Anfang dieses Kapitels (Die Heilige Trias) ist dies schon intuitiv und mystisch formuliert. Ich wiederhole es hier, mit dem Kontext zu seiner Einleitung der Trias. ->:HL_TRIAS, p. 37

DIE DREIHEIT DES SEIENDEN
Die Analogie zwischen Dreiheit und Dreieck
[An dieser Stelle erscheint die Figuer eines Dreiecks]
Hier bietet sich den Sinnen eine klare Figur. Denn sie umfaßt wie der Ternar als ein Erstes alle Arten der Zahl, weil er das erste Gleiche und das erste Ungleiche und eine durch sich selbst existierende Monas ist, Gattung und Bewirkendes, welches die Zahlen nach verschiedenen Modi unterscheidet und ihre Arten erweitert. So stammt aus der Quelle des Dreiecks die ganze Gattung der Figur; es findet sich, daß aus ihm heraus sie zusammengesetzt, und in ihn hinein wieder aufgelöst wird.
Ebenso wird dort durch die Monas jede Art umfaßt. Sobald die Zweiheit hinzugefügt wird, bewahrt nichts mehr die selbe Form. Sondern es wird dieses Selbe zuerst größer, dann wächst es durch das Ungleiche kontinuierlich weiter und nähert sich dem Minimum der Dreiheit an von der Region des Mehr; wie es ja überall augenscheinlich wird. Drei Teile sind's, die, indem sie eine sich ganz ähnliche Figur bewahren, zu einem ersten Teil als ihm ähnliche hinzugefügt werden. Ich übergehe es zu sagen, daß diese Figur sich selbst alle Verhältnisse nach Anfang, Mitte und Ende liefert, in der körperlichen Art in Bezug auf Maße und Figuren, zu denen noch etwas zu sagen bleibt, auch wenn wir zuvor schon etwas gesagt haben.
Wie die Dreiheit in ihrer allgemeinen Art alles vollendet, was das Licht erblickt, ist sie auch das Ersterzeugende: Der Geist, der gezeugte Intellekt und der Nexus von beiden... Das Gute, das vom Guten Erzeugte und das Leben der Welt. Der Geist als der erste Gebärer, der Intellekt als der Erstgeborene, und die Liebe, die man einen großen Dämon nennt.
G. Bruno (1991, Kapitel IV, 39)

1.4.6.4. Streifzug durch die Tropen
Die Tropen sind, logisch-abstrakt gesprochen, Reflexions-Figuren. Reflexion ist hier bildlich zu verstehen, als das Zurück-Brechen von Gedankenformen . Dieses Sich-Brechen lässt sich mit der Licht-Metapher der Refraktion von Lichtstrahlen in einem Prisma vergleichen. Die Analogien von Physik und Theologie finden wir in der Arbeit zu Simson über die Gotische Licht-Metapher . Ein ursprünglich ungeteilt weisser Lichtstrahl erfährt in seinen Brechungen in einem Prisma die Auffächerung in seine Farb-Qualitäten. Ein Prisma ist wiederum ein dreieckiger Glas-Körper, d.h. die physikalische Triadik ist die entscheidende Voraussetzung der Licht-Brechung. In dieser Sichtweise erhält die bekannte Freimaurer-Figur: Das Auge im Dreieck / auf der Pyramide, eine noch unbekannte neue Bedeutung. Das berühmte Feuer des Diamanten , also seine intensive Licht-Brechung, beruht auf der Tripolarität seines Kristallgitters, und die Diamant-Schleifer-Kunst beruht auf der sorgfältigen geometrischen Komposition seiner hunderten und tausenden Dreieck-Facetten der Oberfläche, die wiederum genau mit dem Kristall-Gitter korrespondieren müssen. Analog können wir das Reflektierende Bewusstsein verstehen: Es vollzieht an seinen Brechungs-Punkten (dem Tropo-Topos) eine Auffächerung des Anfänglich (en archae) Ungeteilten Einen in die Vielzahl der Erscheinungen und Qualitäten.

Die Tropo-Topoi des Denkens sind Brechungspunkte, an denen sich das Denken bricht. Ein Beispiel dafür ist die Dreifache Aufhebung bei Hegel.
Aufhebung I (Negation, Annihilation), Aufhebung II (Er-/Empor-Hebung), Aufhebung III (Bewahrung)

Giordano Bruno zeigt in der Trias folgende logische Grund-Strukturen:

1) Denn sie [die Figur des Dreiecks] umfaßt wie ... als ein Erstes alle Arten der Zahl das erste Gleiche und das erste Ungleiche und eine durch sich selbst existierende Monas.

2) So stammt aus der Quelle des Dreiecks die ganze Gattung der Figur; es findet sich, daß aus ihm heraus sie zusammengesetzt, und in ihn hinein wieder aufgelöst wird.
"... die Gattung der Figur": Mit 2 Linien kann keine Figur gebildet werden, das Dreieck ist die erste Figur, gebildet aus 3 Linien, das Viereck die zweite Figur, gebildet aus 4 Linien, ... der Kreis ist die letzte, weil sein Rand eine Unendlichkeit von Linien ist.
"...aus ihm heraus sie zusammengesetzt": Alle anderen Figuren lassen sich aus Dreiecken aufbauen (die Finite-Elemente-Methode).
"in ihn hinein wieder aufgelöst": Bedeutung unklar.
->:FINITE_ELEMENTE, p.32

3) daß diese Figur sich selbst alle Verhältnisse nach Anfang, Mitte und Ende liefert.
Dies ist ein Verweis auf die logische Dreigliederung des Aristoteles. Der Anfang als erste Figur, die Mitte aus der Finite-Elemente-Methode. Das Ende ist unklar.
->:ANFANG_ENDE, p.42

1.4.6.5. Thirdness
@ :PEIRCE_THIRD
C.S. Peirce hat mit seiner Triade von Firstness, Secondness und Thirdness einen Schluss-Stein für ein in sich geschlossenes dreiwertiges Kategoriensystem gesetzt, das keine Erweiterung mehr zulässt. Es ist nach der Thirdness keine Fourthness oder Fifthness mehr möglich. Hier die entsprechenden Textstellen bei Peirce:

23. My view is that there are three modes of being. I hold that we can directly observe them in elements of whatever is at any time before the mind in any way. They are the being of positive qualitative possibility, the being of actual fact, and the being of law that will govern facts in the future.

[Secondness:]
24. Let us begin with considering actuality, and try to make out just what it consists in. If I ask you what the actuality of an event consists in, you will tell me that it consists in its happening then and there. The specifications then and there involve all its relations to other existents. The actuality of the event seems to lie in its relations to the universe of existents. A court may issue injunctions and judgments against me and I not care a snap of my finger for them. I may think them idle vapor. But when I feel the sheriff's hand on my shoulder, I shall begin to have a sense of actuality. Actuality is something brute. There is no reason in it. I instance putting your shoulder against a door and trying to force it open against an unseen, silent, and unknown resistance. We have a two-sided consciousness of effort and resistance, which seems to me to come tolerably near to a pure sense of actuality. On the whole, I think we have here a mode of being of one thing which consists in how a second object is. I call that Secondness.

25. Besides this, there are two modes of being that I call Firstness and Thirdness. Firstness is the mode of being which consists in its subject's being positively such as it is regardless of aught else. That can only be a possibility. For as long as things do not act upon one another there is no sense or meaning in saying that they have any being, unless it be that they are such in themselves that they may perhaps come into relation with others. The mode of being a redness, before anything in the universe was yet red, was nevertheless a positive qualitative possibility. And redness in itself, even if it be embodied, is something positive and sui generis. That I call Firstness. We naturally attribute Firstness to outward objects, that is we suppose they have capacities in themselves which may or may not be already actualized, which may or may not ever be actualized, although we can know nothing of such possibilities [except] so far as they are actualized.

26. Now for Thirdness. Five minutes of our waking life will hardly pass without our making some kind of prediction; and in the majority of cases these predictions are fulfilled in the event. Yet a prediction is essentially of a general nature, and cannot ever be completely fulfilled. To say that a prediction has a decided tendency to be fulfilled, is to say that the future events are in a measure really governed by a law. If a pair of dice turns up sixes five times running, that is a mere uniformity. The dice might happen fortuitously to turn up sixes a thousand times running. But that would not afford the slightest security for a prediction that they would turn up sixes the next time. If the prediction has a tendency to be fulfilled, it must be that future events have a tendency to conform to a general rule. »Oh,« but say the nominalists, »this general rule is nothing but a mere word or couple of words!« I reply, »Nobody ever dreamed of denying that what is general is of the nature of a general sign; but the question is whether future events will conform to it or not. If they will, your adjective 'mere' seems to be ill-placed.« A rule to which future events have a tendency to conform is ipso facto an important thing, an important element in the happening of those events. This mode of being which consists, mind my word if you please, the mode of being which consists in the fact that future facts of Secondness will take on a determinate general character, I call a Thirdness.
C.S. Peirce
(URL) (LOC_DVD) www.textlog.de/4222f753.html

Noch einmal die entscheidenden Stellen aus den obigen Texten:

1) Firstness:
the being of positive qualitative possibility,
the mode of being which consists in its subject's being positively such as it is regardless of aught else.

2) Secondnes:
the being of actual fact,
the actuality of an event... it consists in its happening then and there... a mode of being of one thing which consists in how a second object is.

3) Thirdness:
the being of law that will govern facts in the future,
the mode of being which consists in the fact that future facts of Secondness will take on a determinate general character.

Das Erkennen von "Thirdness" ist das typische, was den Menschen von der materiellen und sonstigen belebten Natur unterscheidet. Das lässt sich mit der Trias von Körper, Seele, Geist illustrieren: Körper teilt mit Materie die Eigenschaft, anfassbar und sichtbar zu sein. [92] Die Empfindung (anima, psychae, Glossar: Empfindung), also die Seele, besitzen nur die "animalia". Das Erkennen von Gesetzlichkeit , also Geist und Reflexion besitzen nur die Menschen. Das Erkennen von Thirdness findet seine äquivalente Entsprechung in Peirces Kategorisierung der Denkformen:

65. There are in science three fundamentally different kinds of reasoning, Deduction (called by Aristotle {synagögé} or {anagögé}), Induction (Aristotle's and Plato's {epagögé}) and Retroduction (Aristotle's {apagögé}...
C.S. Peirce
(URL) (LOC_DVD) www.textlog.de/4224f753.html

145. These three kinds of reasoning are Abduction, Induction, and Deduction. Deduction is the only necessary reasoning. It is the reasoning of mathematics. It starts from a hypothesis, the truth or falsity of which has nothing to do with the reasoning; and of course its conclusions are equally ideal. The ordinary use of the doctrine of chances is necessary reasoning, although it is reasoning concerning probabilities.

Induction is the experimental testing of a theory. The justification of it is that, although the conclusion at any stage of the investigation may be more or less erroneous, yet the further application of the same method must correct the error. The only thing that induction accomplishes is to determine the value of a quantity. It sets out with a theory and it measures the degree of concordance of that theory with fact. It never can originate any idea whatever. No more can deduction.

All the ideas of science come to it by the way of Abduction. Abduction consists in studying facts and devising a theory to explain them. Its only justification is that if we are ever to understand things at all, it must be in that way.
C.S. Peirce
(URL) (LOC_DVD) www.textlog.de/7654-2f753.html

Seine Charakterisierung der Abduction lautet so:
Abduction consists in studying facts and devising a theory to explain them.

Abduction ist also das, was die Thirdness charakterisiert. Beide Definitionen bedingen sich gegenseitig: Ohne Abduction keine Thirdness, und umgekehrt. Dies habe ich oben schon angesprochen: Das Erkennen des Gesetzlichen , als wesentliche Charakteristik (wesen-haftigkeit) des lógos. Weiterhin ist darin enthalten: die Extrapolation der Er-Innerung auf die Zukunft , dies wird im Kontext der Noologie auch als Prae-Flexion bezeichnet. Auch hier ist der Vergleich / Kontrast zu Tieren angebracht: Erinnerung ist eine Fähigkeit, über die alle höheren Tiere verfügen (Säugetiere, Vögel, Oktopusse). Ob Tiere auch aus den Erinnerungen in die Zukunft planen können, ist eher fraglich. Dies ist eine Fähigkeit, die dem Menschen vorbehalten ist. Die Scheidemarke hier ist das Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit.
->:GESETZ_ERKENNEN, p.19
->:FUTUR_REFLEXION, p.63

Zu der simplen dualistischen Unterscheidung von Ich und Nicht-Ich tritt das Wir als etwas Drittes hinzu, das im dualistischen Denkrahmen des "Tertium non Datur" nie gefunden werden kann. Dies ist logisch gesprochen auch nicht durch einen Abstraktions-Schritt hin zu einem allgemeineren logischen Typus zu erreichen, sondern tritt als absolut Neuartiges hinzu (eine Emergenz). Das ist etwas anderes als der Hegelsche Denkschritt von These, Antithese, Synthese . In einer Erlebnis- und Denkwelt, die von der Polarität von Ich und Nicht-Ich bestimmt wird, ist das Wir unauffindbar und nicht produzierbar. In Anlehnung an die Terminologie von Gotthard Günther könnte man das Wir als Extra-Kontextural bezeichnen.

Dies führe ich weiter unten mit der Triade OBJ, SUB, SEM weiter aus.
->:SUB_OBJ_SEM, p.56

Eine weitere grundsätzliche Kategorisierung habe ich schon heimlich, still und leise im Titel-Kapitel eingeführt, die Trias von Was - Wie - Warum:
->:LEHRE_DENKEN, p.13
Die Eröffnungs-Diskussion steht unter dem Themenpunkt:

1. Was bedeutet Noologie?
2. Das Wie des Denkens
3. Das Warum der Noologie

Wir finden hier drei disjunkte logische Kategorien, d.h. keine dieser Kategorien ist durch irgendeine Subsumption auf die andere rückführbar. Gleichzeitig ist auch keine Zufügung einer weiteren Kategorie möglich: Wann, Wo, Wer sind Frageformen, die in diesem Zusammenhang höchstens Anekdotischen Wert , aber keine Sinn-Vertiefung bringen. Dies ist also ein geeignetes Beispiel für ein Tripolares Spannungsfeld, das alle logischen Voraussetzungen der Stabilität erfüllt.

Bei Aristoteles findet sich ein ähnliches Spannungsfeld der drei causae (Ursachen):
Causa materialis, causa efficiens (Wie), causa finalis (Warum).

Die causa materialis sind all die Materialien, aus denen ein fertiges Haus besteht.

Die causa efficiens sind all die Materialien, Energien und Fertigkeiten, mit denen ein Haus erstellt wird. Im technischen Produktionsprozess werden z.T. ungeheuer viel mehr Materialien umgesetzt und verschlissen, als das, was im Endprodukt erscheint. Z.b. werden zur Produktion eines Computers ungeheure Mengen von Wasser, Energie und Sekundärmaterialien verbraucht, die nicht im Produkt auftreten, und daher der causa efficiens zugeordnet werden.

Die causa finalis ist der Zweck, zu dem das Ganze dient. Das Haus dient zum Wohnen, das Auto zum Fahren, der Computer als Erweiterung unserer Schrift- / Mathematik- Systeme.

Einschränkend ist zu bemerken, dass diese Trias sich nur auf Artefakte anwenden lässt, die der menschlichen Produktion entstammen, wie etwa ein Haus. Weiterhin ist die Menge der causae beliebig erweiterbar, z.b. die causa exemplaris, und die causa formalis. (Glossar: Causa).
F:\mat-sci\woyke973536500.pdf

Andererseits lässt sich die Menge der causae auch auf eine verringern: Die Naturwissenschaft kennt nur die causa efficiens , mit Zwecken beschäftigt sie sich nicht, und dass alles, was sie untersucht, nur Materie und Energie sind, bedarf keiner Kausal-Eklärung, weil das die stillschweigende Voraussetzung des n aturwissenschaftlichen Denkens ist.
1.4.6.6. Hegel, der Grossmeister der Triadik
@ :HEGEL_TRIADIK
Das Gliederungs-Schema von Hegels "System der Wissenschaft" , Enzyklopädie (Hegel 1969, 29-32), Phänomenologie (PhdG, Hegel 1986), und Wissenschaft der Logik (1990, 1992, 1994), ist vielleicht die überzeugendste Demonstration, dass Hegel es mit der Triadik ernst meinte. Die Struktur seiner Werke ist eine Triadik von Triaden, sowohl von aussen, wie von innen. [93] Hegel formuliert in seinen Werken ein triadisches Prinzip der Selbstähnlichkeit, das er so erläutert:
Jeder der Teile der Philosophie ist ein philosophisches Ganzes, ein sich in sich selbst schliessender Kreis, aber die philosophische Idee ist darin in einer besondern Bestimmtheit oder Elemente...
das Ganze stellt sich daher als ein Kreis von Kreisen dar, deren jeder ein notwendiges Moment ist, so dass das System ihrer eigentümlichen Elemente die ganze Idee ausmacht, die ebenso in jedem einzelnen erscheint.
Hegel (1969, 48)

Das Prinzip der Selbstähnlichkeit, das Hegel anwandte, taucht heute in der Mathematik als Fraktal auf (Mandelbrot 1987), (Glossar: Fractal geometry). Aber die mathematische Selbstähnlichkeit ist eher ein Epiphänomen der graphischen Darstellungsweise. In dem synthetischen System von Hegel findet sich die wohl ausgereifteste Darstellung der logisch-begrifflichen Selbstähnlichkeit , ein System von selbst-ähnlichen Gedanken , die der menschliche Geist bisher ersonnen hat.

... denn nur das Ganze der Wissenschaft ist die Darstellung der Idee, so kann auch ihre Einteilung nur erst aus dieser begriffen werden; sie ist wie diese, aus der sie zu nehmen ist, etwas Antizipiertes. Die Idee aber erweist sich als das schlechthin mit sich identische Denken und dies zugleich als die Tätigkeit, sich selbst, um für sich zu sein, sich gegenüber zu stellen und in diesem Andern nur bei sich selbst zu sein. So zerfällt die Wissenschaft in die drei Teile:
I. Die Logik, die Wissenschaft der Idee an und für sich,
II. Die Naturphilosophie als die Wissenschaft der Idee in ihrem Anderssein.
III. Die Philosophie des Geistes, als der Idee, die aus ihrem Anderssein in sich zurückkehrt.
Hegel (1969, 51)

Die Triade ist kein Zustand, sondern (s.o.):
die Tätigkeit, 1) sich selbst, um für sich zu sein, 2) sich gegenüber zu stellen und in diesem Andern 3) nur bei sich selbst zu sein...

In dem Abschnitt: "Näherer Begriff und Einteilung der Logik" findet sich eine weitere Ausformulierung der genannten selbstähnlichen Prinzipien der Dreigliedrigkeit, hier geht es vor allem um die innere Gliederung:

Die Logik zerfällt in drei Teile:
I. In die Lehre von dem Sein .
II. Die Lehre von dem Wesen.
III. Die Lehre von dem Begriffe und [der] Idee .
Nämlich in die Lehre von dem Gedanken:
I. In seiner Unmittelbarkeit, - dem Begriffe an sich .
II. In seiner Reflexion und Vermittlung, - dem Fürsichsein und Schein des Begriffes.
III. In seinem Zurückgekehrtsein in sich selbst und seinem entwickelten Bei-sich-sein ,
dem Begriffe an und für sich .
Hegel (1969, 104)

Aus dieser Gliederung entwickeln sich die Momente [94] der inneren Triade von Hegels Denken:
I. Das An sich.
II. Das Fürsichsein.
III. Das Bei-sich-sein, das An und Für sich .

In einem anderen Kontext nennt er die drei Momente in leichter Variation:
I. Das Wesen.
II. Das Fürsichsein, welches das Anderssein des Wesens ist und
für welches das Wesen ist.
III. Das Fürsichsein oder Selbstwissen im Anderen.
Hegel (1986, 559)

Alles existiert zunächst »an sich«, in der Unmittelbarkeit der Potenz zu einem besonderen Sein (wie z. B, der Keim zu einer Pflanze), dann »für sich«, als Einzelnes, schließlich »an und für sich« als Konkret-Allgemeines, als Einheit in der Mannigfaltigkeit seiner Bestimmungen, als objektiver »Begriff«, der zugleich den Gehalt, das Wesen des Dinges bildet. Indem das philosophische Denken die Selbstentfaltung der Idee zum Gegenstände hat, macht es den Gehalt des Seins selbst zum Objekt; das System des Denkens erzeugt so aus sich das System der Erfahrung...
(URL) (LOC_DVD) www.textlog.de/hegel.html

Ihre Kulmination erreicht die Selbst-Bewegung der Momente des Geistes im Kapitel "Das absolute Wissen" :
Die Vereinigung beider Seiten ... sie ist es, welche diese Reihe der Gestaltungen des Geistes beschliesst; denn in ihr kommt der Geist dazu, sich zu wissen, nicht nur wie er an sich oder nach seinem absoluten Inhalte, noch nur wie er für sich nach seiner inhaltslosen Form oder nach der Seite des Selbstbewusstseins, sondern wie er an und für sich ist.
Hegel (1986, 579)

Hegel erzeugt mit dem Stilmittel der Worte "An sich" , "Für sich" , "An und Für sich" (Bei sich ), ein semantisches ), ein semantisches Spannungsfeld, das sich durch alle seine Texte zieht. Natürlich lässt sich trefflich darüber diskutieren, ob das auch Sinn macht, wie Hegel bei den einzelnen Kriterien für die triadische Unterscheidung vorgeht, aber das beeinträchtigt nicht das sprachliche Kunstwerk , das Hegel mit seinem "System der Wissenschaft" über die insgesamt ca. 2000 Seiten von Enzyklopädie, Phänomenologie und Logik, vollbracht hat.

Der Geist kann auch nicht anders sein als sich selbst ähnlich in all seinen Facetten und Brechungen, das ist nun mal die Natur des Geistes , oder wenn man es so darstellen will, ist das die bis heutige gültige Definition, die Hegel dem Geist gegeben hat. Die Welt der Phänomene, Erfahrungen, Empfindungen, Eindrücke, Gedanken, also alles was sich im Theater des Geistes abspielt (oder der Vor-Stellung, wie ich es in der Noologie nenne), ist eins vom anderen jeweils ver-, ge-, und ent-schieden, und diese Ent-Scheidungen zu treffen, ist ebenfalls die Aufgabe und Natur des Geistes , genauer des Verstandes. Aber der Geist selber, das Bewusstsein, muss bei der Reflexion auf all diese Verschiedenheiten zur Einheit seiner selbst zurück-kommen. Das zu vollenden war Hegels Werk. Diese Höhe der Reflexion erreicht der menschliche Geist nur ausnahmsweise, meist zerbricht er, zer-fällt in den Tod oder den Wahnsinn (wie Nietzsche). Das Bewusstsein des einzelnen Mensch erleidet früher oder später unweigerlich dieses Ende, aber das Gesamtgefüge des über-individuellen Geistes pflanzt sich durch die Generationen und die Geschichte fort. Ob das unendlich so weitergehen wird und kann, ist heute am Beginn des 21. Jh's eine grosse Frage. Vielleicht hat mit Hegel der Weltgeist wirklich seinen kulminierenden Apex gefunden und befindet sich nun in einer Phase des unaufhaltsamen Zusammenbruchs, so wie es Heidegger beschworen hat, und aus dem Gotthard Günther mehr oder weniger verzweifelt versucht hat, Auswege zu zeigen.

1.4.6.7. Das Wir, das Ganze und die Summe seiner Teile
In der Sprache der semantischen Felder ist eine Erlebnis- und Denkwelt, die durch Ich und Nicht-Ich bestimmt wird, bipolar, und das Wir macht es zum Tripol.

Noo-logisch gesehen, können wir diesen Tripol als dreifaches Spannungsfeld schreiben:

(((Ich) <-> Nicht-Ich ) <-> Wir)

Dieses Spannungsfeld markiert die drei nur möglichen Erlebnisformen des menschlichen Seins, und diese Figur ist logisch geschlossen: Es ist keine andere weitere Erlebnisform möglich. Ich habe eine Auswahl zwischen genau und nur Drei Erlebnisformen / Empfindungs-Modi:

1) Ich kann meine Empfindungen als Ich erleben.

2) Ich kann meine Empfindungen als von Etwas (Objekte) erleben.

3) Ich kann meine Empfindungen als {mit Jemand / gespiegelt von Jemand} (Wir) erleben.) erleben.

Strukturell gesehen, sind Peirce's Konzepte von
Firstness <-> Secondness <-> Thirdness
äquivalent mit:
(((Ich) <-> Nicht-Ich ) <-> Wir)
Ich: bezogen auf Sich selbst; Hegel: An sich.
Nicht-Ich: bezogen auf andere(s); Hegel: Fürsichsein.
Wir: bezogen auf Gesetzlichkeit. Diese Form ist bei Hegel nicht möglich, weil er statt des Wir den absoluten Geist setzt, das ist aber ein Super-Subjekt. ->:SUB_STANZ, p.65
Der Nomos ist das verbindende Konzept von Natur-Gesetzlichkeit und Sozial-Gesetzlichkeit, also Sitte. Sitte bedeutet: Zeitliche Stabilität, gültig vom Vergangenen (die Ur-Ahnen) für das Künftige .

Ich postuliere nun: Nur in diesen drei Erlebnisformen gleichzeitig, also ohne Vorzug irgendeiner gegenüber der anderen, ist eine Entsprechung von Vor-Stellung und Sein möglich: Die Wahrheit.
->:LEHRE_DENKEN, p.13

Den drei Spannungsfeld-Zentren von Ich / Nicht-Ich / Wir entsprechen drei Ordnungen der Wahrheit:
->:WAHRHEIT_ORDNUNG, p.89

Es ist leicht zu zeigen, dass die besondere logische Position des Du nur als Spezialfall des Wir zu verstehen ist: Wenn das Du nämlich nur in der Kategorie von Nicht-Ich verstanden wird, [95] dann ist das Du eine reine Objektbeziehung . Dies führt dann zu der sog. Entfremdung, auf die wir noch zu sprechen kommen.
->:HABEN_SEIN, p.91

Das Wir ist der Schlüsselbegriff des Sozialen, der Communitas. Religionen haben (funktional gesehen) vor allem mit der Regulierung und Erhaltung von Gemeinwesen zu tun. [96] So erscheint dieses Wir, das als Sprache und Glauben wie durch Magie die semantischen Felder der Einzelmenschen beeinflusst, auch wenn man es nicht hören, sehen, oder riechen kann, wohl magisch genug, dass man es dem Göttlichen zuordnen könnte. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile . Siehe auch:
->:SUMME_TEILE, p.30

Im Folgenden möchte ich vertiefend die logischen Strukturen des Gefüges von Ich und Nicht-Ich, und des Wir behandeln.

1.5. SUB, OBJ, SEM: Vor-Stellung und Intersubjektivität

@ :SUB_OBJ_SEM
Im folgenden Kapitel geht es um die gemeinsame Matrix von Empfindung, Erfahrung, Affekten, Imaginationen, Gedanken, und Handlungen, die ich die phänomenale Welt der Vor-Stellung [97] nenne:

1.5.1. Die phänomenale Welt der Vor-Stellung
@ :VORSTELLUNG_WELT
Die Welt ist meine Vorstellung: - dies ist die Wahrheit, welche in Beziehung auf jedes lebende und erkennende Wesen gilt; wiewohl der Mensch allein sie in das reflektierte abstrakte Bewußtsein bringen kann: und tut er dies wirklich, so ist die philosophische Besonnenheit bei ihm eingetreten. Es wird ihm dann deutlich und gewiß, daß er keine Sonne kennt und keine Erde, sondern immer nur ein Auge, das eine Sonne sieht, eine Hand die eine Erde fühlt, daß die Welt, welche ihn umgibt, nur als Vorstellung da ist, d.h. durchweg nur in Beziehung auf ein anderes, das Vorstellende, welches er selbst ist. - Wenn irgendeine Wahrheit a priori ausgesprochen werden kann, so ist es diese....
Schopenhauer, "Die Welt als Wille und Vorstellung", § 1,1

Mit diesen Worten eröffnet Schopenhauer seine Programmatik der "Welt als Wille und Vorstellung". Die Noologie basiert auf einer bestimmten Interpretation dieses Konzepts. Siehe dazu auch Heidegger (WHD 15-17, 60-62, 70). Die Vor-Stellung ist wie eine Theater-Vorstellung zu verstehen, sie ist die Bühne, auf der das phänomenale Gesamtgefüge aller Empfindungen (Glossar: Empfindung), Wahrnehmungen, Phantasien, Denk-Akte und Handlungen abläuft, das für Lebewesen (animalia) mit einem Neuronalsystem, insbesondere Menschen nur möglich ist. Das Phänomenon ist für die Noologie der Allgemeinbegriff für alles, was in der Vor-Stellung nur dar-stell-bar ist. Dieser Gebrauch unterscheidet sich von der Bedeutung bei Kant (KrV), der Phänomenon als Sinnending definiert, im Unterschied zu Noumenon als Verstandesding. (S. Glossar: Phänomenon.)

Bei der Uneinigkeit der Philosophie darüber, was das Vorstellen im Wesen sei, gibt es offenbar nur einen Ausweg ins Freie. Man verlässt das Feld der philosophischen Spekulationen und untersucht erst einmal sorgfältig und wissenschaftlich, wie es mit den Vorstellungen, die bei den Lebewesen, vor allem den Menschen und Tieren, vorkommen, überhaupt steht. ...
Darum kann es nicht verwundern, wenn innerhalb der Psychologie in keiner Weise zur Klarheit kommt, wohin die Vorstellungen eingeordnet werden: nämlich der Organismus des Lebendigen, das Bewusstsein, die Seele, das Unbewusste und all die Tiefen und Schichten, in die der Bereich der Psychologie gegliedert wird.
Heidegger (WHD, p. 16)

Ich verwende den Begriff der Vor-Stellung in einer wesentlich abstrahierten Bedeutung, im Kontrast zu der allgemeinen Bedeutung, die einen imaginativen Akt kennzeichnet. Diese spezielle Bedeutung entspricht der Maxime, auf die Husserl seine Phänomenologie begründet hat:
Hinter der Phänomenologie steht die Forderung, sich in der Philosophie aller vorschnellen Weltdeutung zu enthalten und sich vorurteilsfrei an die Analyse dessen zu halten, was dem Bewusstsein erscheint.
...
[Die Phänomenologie sollte sich] auf die intuitive anschaul. Selbstgegebenheit der Phänomene des Bewusstseins gründen.
...
die durchgängige Korrelation zwischen den Vollzügen des Bewusstseins (.z.B. wahrnehmen, erinnern, lieben), die sich auf einen Gegenstand beziehen (Akte des Vermeinens: Noësis, Pl. Noësen) und den Gegenstand, wie er in diesen Vollzügen erscheint (das Vermeinte: Noëma, Pl. Noëmata).
...
Noëma ist nicht der Gegenstand in seiner Wirklichkeit an sich, sondern der in der sinngebenden Funktion der Bewusstseinsvollzüge intentional enthaltene.
...
Die phänomenolog. Einstellung dagegen
enthält sich jegl. Urteils über Sein oder Nichtsein der Gegenstände und ermöglicht so die vorurteilsfreie Betrachtung des reinen Bewusstseins.
d.h. dessen, was als Phänomene in der Korrelation von Noësis und Noëma gegeben ist.
Kunzmann (1991, 192)

Hegel gebraucht ebenfalls die Konzepte von Vorstellung(Hegel 1969, p. 54-56), Empfindung (Hegel 1969, p. 325 ff.) und Erfahrung (Hegel 1969, p. 38) auf quasi-phänomenologische Weise, aber er kontrastiert sie in seinem schon fertig differenzierten "System der Wissenschaft" immer gegen die höheren Formen von Gedanken und Begriff. Z.b. Hegel (1969, p. 55).
Alles ist in der Empfindung, und wenn man will, alles, was im geistigen Bewusstsein und in der Vernunft hervortritt, hat seine Quelle und Ursprung [A.G.: en archae] in derselben; denn Quelle und Ursprung heisst nichts anderes als die erste unmittelbare Weise, in der etwas erscheint. Es genüge nicht, dass Grundsätze, Religion usf. nur im Kopfe seien, sie müssen im Herzen, in der Empfindung sein.
Hegel (1969, p. 325)

Der Titel Phänomenologie, wie in Hegel (1986) gebraucht, muss im Kontext seines "Systems der Wissenschaft" verstanden werden, als dessen erster Teil sie intendiert war, daher hat Hegels Phänomenologie eher den Charakter der Systematologie und Enzyklopädie, ie. des schon vollständig unter der Herrschaft des Absoluten Geistes geordneten. Der originale Titel des Werkes war anders: "Wissenschaft der Erfahrung des Bewusstseins", siehe Hegel (1986, p. 596).

Vor-Stellungs-Systeme und Science-Fiction
In der heutigen Science-Fiction-Welt finden sich einige Beispiele für perfekte Maschinerien, die als technische Installationen des Vor-Stellungs-Systems gesehen werden können: Die Matrix der Gebrüder Wachowski, [98] und das Holodeck aus der Enterprise-Serie, oder die Szenerien aus William Gibsons Neuromancer-Serie. Ebenfalls kann man die Romane von Carlos Castaneda in diese Richtung interpretieren.
Als Vorläufer dieser Entwicklung kann man das Gedächnistheater ansehen: S.a. Peter Matussek: Computer als Gedächnistheater: F:\mat-phil\bruno\gedaechtnis.pdf

Die Existenz einer Aussenwelt, die irgendwie Realer sein muss, als die Welt der Gefühle, Wünsche, Gedanken und Imaginationen, wird durch die Prinzipien der Vor-Stellung nicht tangiert: Man kann sich die Realität als eine Priorisierungsfunktion innerhalb der Vor-Stellung vor-stellen. Um es in einer pseudo-technischen Matrix-Sprechweise auszudrücken: Alle Realitäts-Vor-Stellungen laufen über rote Leitungen , während Imaginations-Vor-Stellungen über blaue Leitungen laufen: Eine rote Leitung hat eben allgemein die Priorität über eine blaue Leitung. In der Matrix-Story ist es die blaue (Illusions-) oder rote (Wirklichkeits-) Pille, die der Protagonist Neo schlucken darf. Diese Trope haben die Gebrüder Wachowski von Lewis Carroll entlehnt, aus Alice's Wunderland, wo sie ebenfalls diese Pillen zur Auswahl bekommt. In ähnlicher Weise wirkt dort auch das Pushing Tonic und Popping Tonic, das Douglas Hofstadter dann in "Gödel, Escher, Bach" verarbeitet hat.
->:VIRTUAL_PILL, p.166

Direkt nachdem Neo, der Protagonist der Matrix, die rote (also Wirklichkeits-) Pille geschluckt hat, tritt das entsprechende Leitungs-System in Aktion und befördert die gesamte Film-Szenerie von der Traum-Welt der Matrix in die Wirklichkeitswelt der "real existierenden" Menschen-Brutkolonien, die die Maschinen angelegt haben. In einem dieser Brut-Kokons findet sich dann der "reale" Körper von Neo.

Die Hintergrund-Story der Matrix, insbesondere Neos Begegnung mit dem Architekten der Matrix, behandelt genau die Szenarien, was im Regelkreis-Mechanismus der Matrix passiert, wenn eine Simulation einmal ausser Kontrolle geraten sollte. Dieser Kontroll-Abbruch ist in heutiger Sprechweise etwa ein Fall von individueller Schizophrenie, oder als Massenphänomen, ein religiöser oder faschistischer Kollektivwahn. Dann ist meist der Fortbestand des entsprechenden Subsystems gefährdet, und die Simulation erlebt einen Abort oder Reset. Bzw. die mehrfache Zerstörung und Wiederaufbau der Matrix, und Sintfluten und Wiederbevölkerung der Erde in der Bibel.

In der mystisch-religiösen Vorstellungswelt existieren solche Ideen schon seit Ur-Zeiten: Die Trope der Welt als Traum-Schöpfung eine{r/s} göttlichen Agen{z/ten} findet sich etwa in hindustisch-vedischen Vorstellungen vom Traum Brahmas, oder mystischen / sufischen Systemen des Islam (Gott zerstört und re-kreiert die Welt vollständig in jedem Augenblick) oder bei den australischen Aborigines (die Traumzeit). Ich habe diese Themen in Teil II von NOO1, p. 211-273 unter diesem Titel ausgearbeitet: "An einem kühlen, grauen Morgen in der Welt-Traum-Zeit". Die Formulierung der Welt als (Alp-) Traum Gottes bietet einen besonderen Vorzug: Die Theodizee. Denn auch ein durch & durch guter Gott kann Alpträume bekommen, und durch das geträumte Übel in der Welt wird seine moralische Integrität nicht befleckt, genauso wie wir ungestraft und ohne schlechtes Gewissen die schlimmsten Dinge träumen dürfen, ohne uns hinterher vor einem Gericht verantworten zu müssen. Siehe dazu auch die entsprechenden Passagen bei Liessmann (2000).

1.5.2. Vor-Stellung, Emergenz und Wissenschaft
@ :VORST_EMERGENZ
In neuerer Sprechweise ist die Vor-Stellung, wie sie auch in den Theorien des radikalen Konstruktivismus (Maturana, Varela) formuliert wird, ein emergentes Phänomen . Sie basiert zwar auf den Funktionen des Neuronalsystems, aber es entsteht eine neue Art von Qualität. Nach heutiger wissenschaftlicher Sicht beruht die Funktionsweise des Neuronalsystems auf elektrischen Impulsfeldern, die von Gruppen von Neuronen, (Clustern, neuronalen Assemblies) in spezialisierten Hirnarealen verarbeitet und über die Nervenleitungen (Axone, Dendriten) an andere neuronale Assemblies weitergegeben werden. Wie daraus die phänomenale Welt der Vor-Stellung entstehen kann, ist wissenschaftlich völlig unfragbar.

Emergenz ist der wissenschaftliche Begriff für das Entstehen von neuen Qualitiäten, die beim Übergang von einer wissenschaftlichen Organisationsebene (Na) zur nächsten (Nb) auftreten. Diese Qualitiäten von (Nb) sind mit nichts aus dem Instrumentarium der wissenschaftlichen Erforschung von (Na) herzuleiten oder zu erklären. Das Gross-Gefüge der Wissenschaften kann in 4 Stufen der Emergenz gegliedert werden, zwischen den Organisationsebenen:
N0 Physik: Atome, Subatomare Partikel
N1 Chemie: Moleküle
N2 Bio-Chemie: Organische Moleküle der Zellmaschinerie
N3 Biologie: Zellen, Organismen, Lebewesen
N4 Human- und Sozial- Wissenschaften, Anthropologie, Psychologie: Bewusstsein, Sprache, Bedeutung

Eine wissenschaftliche Organisationsebene (Na) kann auch als Paradigmen-Kontextur bezeichnet werden. Der Begriff Paradigma stammt von Thomas Kuhn (1962), der Begriff Kontextur von Gotthard Günther. In der Noologie wird ein solcher Bereich generisch auch als Im-perium bezeichnet.
->:IM_PERIUM, p.70

Dazu eine kurze Definition:
Paradigma: wissenschaftliche Denkweise, Lehrmeinung.
(Thomas S. Kuhn; Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen)
• was beobachtet und überprüft wird,
• die Art der Fragen, welche in Bezug auf ein Thema gestellt werden und die geprüft werden sollen,
• wie diese Fragen gestellt werden sollen,
• wie die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchung interpretiert werden sollen.
Kuhn meint mit Paradigma also ein vorherrschendes Denkmuster in einer bestimmten Zeit.
[A.G.: und einer wissenschaftlichen Organisationsebene.]
F:\ht-phil\bayr-phil\pe.uni-bayreuth.de\downloads\materialien\26_Einf_Philo_Kreimendahl_Fragen_Antworten_jv.pdf

Die Paradigmen-Kontextur jeder wissenschaftlichen Organisationsebene (Na) kann nur Aussagen immanent zu ihrem Paradigma machen, und definitionsgemäss sind Phänomene des Übergangs von einer zur anderen Ebene unwissenschaftlich, und diese dürfen daher in den wissenschaftlichen Textbüchern gar nicht erst auftauchen, um das Auftreten von unangenehmen heterodoxen Gedanken im Keim zu ersticken. Die Verleihung des Doktorgrades in irgendeiner Wissenschaft ist die offizielle Lizensierung von Seiten der Paradigma-Wahrer, dass der Kandidat erfolgreich bewiesen hat, dass er gegen jede Versuchung widerstehen kann, heterodoxe Denk-Muster zu imaginieren oder gar zu denken.

In der unwissenschaftlichen Sprechweise der Idiotas de mente (Cusanus), entstehen beim Übergang von jeder Organisationsebene (Na) zur nächsten (Nb) neue Qualitäten . Z.B. lassen sich aus den physikalischen Eigenschaften von Wasserstoff- und Sauerstoff-Atomen keinerlei Erklärungen für die besonderen Eigenschaften des Wassers (H2O) finden, etwa seine drei Aggregatzustände fest, flüssig, gasförmig, und das seltsame Phänomen, dass Eis leichter als Wasser ist. ->:WASSER_EIS, p.29

Ebenfalls ist es unerklärlich, wie die Komplexe der Organischen Moleküle der Zellmaschinerie letztlich zu Leben führen. Beim Übergang von N3 zu N4 ist es ebenfalls unerklärlich, wie Bewusstsein, Sprache und Bedeutung (also der Sinn) aus der Biophysik von organischen Molekülen und Nervenzellen entsteht. Dazu noch das Beispiel, das Heidegger, in WHD 16-18 vom phänomenalen Erlebnis eines blühenden Baums gegeben hat:

... sobald uns die Wissenschaften der Physik, Physiologie und Psychologie samt der wissenschaftlichen Philosophie ... erklären, dass wir doch eigentlich keinen Baum wahrnehmen, sondern in Wirklichkeit eine Leere, in die spärlich hie und da elektrische Ladungen eingestreut sind, die mit grosser Geschwindigkeit hin- und hersausen... [bedenklich ist]
dies, dass eigentlich die genannten Wissenschaften darüber befinden, was an dem blühenden Baum als Wirklichkeit gelten dürfe und was nicht. Woher nehmen die Wissenschaften, denen die Herkunft ihres eigenen Wesens dunkel bleiben muss, das Befugnis zu solchen Urteilen? ...
In Wahrheit sind wir heute eher geneigt, den blühenden Baum zugunsten vermeintlich höherer physikalischer und physiologischer Erkenntnisse fallenzulassen.
Heidegger (WHD 18)

In der neueren Kosmologie mehren sich die Anzeichen, dass das wissenschaftliche Weltbild der letzten 300 Jahre unhaltbar geworden ist: Die unabweisbare, aber ebenso unauffindbare Existenz von dunkler Materie und dunkler Energie . Diese bedrückende Erkenntnis, dass 90% des Kosmus von etwas erfüllt/verhüllt ist, dass sich mit nichts aus dem konventionellen wissenschaftlichen Instrumentarium erfassen lässt, ist nichts anderes als der Offenbarungseid der Natur-Wissenschaften unter der Hegemonie der Physik . Aus diesem Grund findet in der heutigen Zeit ein starker Revival-Prozess von Äther- und Matrix-Theorien in den verschiedensten wissenschaftlichen Gewandungen statt. Die Welt der Vor-Stellung ist in diesem Kontext eben ein weiterer Beitrag zu andersartigen Fundamentalkonstruktionen dieser Art.

1.5.3. Semiotik als eine Theorie von Reflexionsklassen der Vor-Stellung
@ :VORST_KLASSEN
Die Vor-Stellung der Noologie basiert auf den Gedanken von Schopenhauer, auf dem radikalen Konstruktivismus , der Phänomenologie und der Semiotik. Insbesondere für die Semiotik bietet die Vor-Stellung einen entscheidenden Vorteil: Die (Be-)Zeichenhaftigkeit (das signifiant) eines Zeichens (signe), das Bezeichnete (signifie), ist dann am leichtesten zu ), ist dann am leichtesten zu ), ist dann am leichtesten zu realisieren, wenn man es rekursiv (reflexiv) definiert als eine Vor-Stellung von Vor-Stellungen . Umgekehrt kann in der Sprechweise der Noologie die Semiotik definiert werden, als eine Theorie von Reflexionsklassen der Vor-Stellung . In dieser Sichtweise können wir für die weitere Aufarbeitung auf einen grundlegenden Ansatz direkt aufbauen, den Johannes Heinrichs die Reflexionstheoretische Semiotik nennt.
Heinrichs (1980, 1981, 1983). Gesammelte Werke von Johannes Heinrichs:
(URL) (LOC_DVD) www.johannesheinrichs.de/texte_zum_download.html

Reflexion heisst Selbstbezug: Relation eines Relatums auf sich selbst...
Johannes Heinrichs (1983, 249)

Es sollte hier betont werden, dass damit kein Anspruch auf einen gemeinsamen philosophischen Hintergrund zwischen der Noologie und dem bei Johannes Heinrichs gemacht wird. Es werden lediglich strukturelle Ähnlichkeiten zwischen der Noologie und der Reflexionstheoretischen Semiotik aufgezeigt. Tieferliegende Fragestellungen bleiben damit ausgeklammert (eine epochae). J. Heinrichs bezeichnet seinen Ansatz als Weiterentwicklung von Transzendentalphilosophie (1983, 246) und:
Beiläufig sei bemerkt, dass der paradigmatische Begriff für die Transzendentalphilosophie der Sinnbegriff ist, wie es für die mittelalterliche Philosophie der Seinsbegriff war. (1983, 246)
Bei der... handlungstheoretischen Semiotik handelt es sich um eine weiterentwickelte Transzendentalphilosophie qua Handlungstheorie ...
Denn Transzendentalphilosophie war ... bis hin zur Phänomenologie Husserls und zum Neukantianismus wesentlich dies: Reflexion, d.h. Besinnung auf menschliche Bewusstseins-, d.h. Sinnvollzüge (1983, 249)

Die Gemeinsamkeit mit der Noologie beruht auf dem Fokus auf den Sinn . Aber der Sinn als allgemeinster aller Allgemeinbegriffe hat eben in jedem philosophischen Kontext einen anderen Sinn, daher taugt er nicht um irgendeinen gemeinsamen Diskurs-Kontext zu fundieren.
->:NOO_TERM, p.176

In der noologischen Sichtweise ist alles Empfinden, Wahrnehmen, Denken und Handeln eine Ausformung von Vor-Stellungen, imaginativen Akten (phänomenolog. Noësen), über mehrere Ebenen der Reflexion, in den folgenden Hauptklassen:
1a) un-willkürliche (pathe) und 1b) willkürliche (poiae), und ), und
2a) inner-subjektive (Ich), 2b) objektive (OBJ), 2c) inter-subjektive (Wir)
3a) re-flexive (Er-Innerung) und 3b) prä-flexive (Erwartung))

Klasse (1): Die erste primäre Unterscheidung von Vor-Stellungs-Klassen ist zwischen
{ pathe (er-leiden) <-> poiae- (er-schaffen)}
bzw.
{ un-willkürlich <-> willkürlich}.

Wie oben schon gesagt, ist die Vor-Stellung im Kontext der Noologie in einem sehr allgemeinen und abstrakten Sinn zu verstehen. Demnach ist die gesamte phänomenale Welt, die die empfindenden Wesen (animalia) erleben, das Produkt von imaginativen Akten(phänomenolog. Noësen), und zwar zum grössten Teil von un-willkürlichen Imaginationen (pathe) welche autonom vom Neuronalsystem erzeugt werden (die wohl alle höheren Tiere erleben), und den willkürlichen (Denk- und Vor-Stellungs-Akten) (poiae), die mehrheitlich den Menschen vorbehalten sind. Die Fähigkeit, höhere Formen der Reflexion von Vor-Stellungen auf Vor-Stellungen zu bilden, macht die Wesenhaftigkeit (ousia) des Mensch-Seins aus. [99]

Die nächste primäre Unterscheidung ist zwischen Vorstellungen von Klasse (2) Ich und Nicht-Ich.
Die einfache duale Differenzierung erfordert noch eine wichtige logische Unterscheidung, die in diesem Schema fehlt, nämlich das Wir. Diese Komponente soll noch eingeführt werden, mit der logischen Drei-Gliederung von:
SUB-jektivität oder Ich-Vorstellungen
OBJ-ektivität oder Nicht-Ich-Vorstellungen
SEM-antik bzw. der Interpersonale Bereich des Wir.
->:TRIAS_SUBOBSEM, p.64

Das Ich und Nicht-Ich umfasst alle Wahrnehmungen, Gefühle und Affekte die phänomenal von kategorisch verschiedenen Quellen verursacht werden:
Vorstellungen des Ich: Proprio- (idio- / ego- / inner-subjektive) Bereiche: Die Propriozeptionen. Damit verbunden ist wiederum der Bereich der Intimität. Diese ist eine Vorstellung des Nicht-Ich im ist eine Vorstellung des Nicht-Ich im einschliessenden Modus (inclusion). Die Vorstellung von Familie als Nicht-Ich differenziert sich erst allmählich in der Kindes-Entwicklung heraus, und behält immer etwas von der Qualität der Innenwahrnehmung.
Die abgrenzenden Vorstellungen des Nicht-Ich sind: (allo- / altero- / aussen- / fremd-) Bereiche: Die Altero- / Allo-zeptionen. Im Gegensatz zur Intimität sind diese Vorstellungen des Nicht-Ich vom visceralen Imperativ [100] der (exclusion / segregation / discrimination) bestimmt.

Die Innen- (idio / proprio-) Vorstellungen lassen sich wiederum unterscheiden in:
passive (pathe): Sinnes-Eindrücke, Schmerzen, Emotionen, Gefühle und Affekte und
aktive (poie): Phantasmata, Imaginationen (das sind Vorstellungen im konventionellen Sprachgebrauch), Gedanken, und Begriffe.
Siehe Heinrichs (1983, 252, 4.3.2)

Der Bereich der Aussen- (allo) Vorstellungen ist bei genauerer Untersuchung ein Spektrum von (Un-) Ähnlichkeiten, das sich in der folgenden Spannbreite darstellen lässt:

gleich (homo) / ähnlich (homoio) / ) / hetairo- (die Gefährten) [101] / fremd (allo)

In diesem Spektrum der (Un-) Ähnlichkeiten, sind die folgenden Subklassen enthalten:
1) Die Mitmenschen: (hetairo)
2) Die Tiere (animalia / psychae): ähnlich (homoio)
3) Sonstige Lebewesen wie Pflanzen (phyto / physis)
4) Unbelebte Dinge, die OBJektive-Natur, (allo) mit den Unterklassen
4a) dynamische Phänomene, wie Feuer, Wetter, Flüsse
4b) quasi-statische Phänomene, wie Steine, Berge, Meere, Mond, Planeten, Sonne, Sterne

Weiterhin umfasst die Vor-Stellung auch alle gerichteten Ein- und Aus-Wirkungen, also die Unterscheidung von {Re-/Per-}zeptionen und Handlungen:
Ein-Wirkungen (pathe): {Re-/Per-}zepetionen von Aussen (Nicht-Ich ) nach Innen (Ich ))
Aus-Wirkungen (poie): Handlungen nach Aussen . Siehe Heinrichs (1983, 251, 4.2)

1.5.4. Re-Flexion, Er-Innerung und das Ge-Schichte der Vorstellung
@ :VORST_GESCHICHTE
Nun zu Klasse 3a) re-flexive (Er-Innerung) und 3b) prä-flexive (Erwartung), oder das ), oder das Ge-Schichte der Vorstellung . Die Vorstellung hat eine Tiefenstruktur, die auf Er-Innerung basiert. Sie ist gegeben durch die phylogenetische (naturale stammesgeschichtliche), die ontogenetische (subjektive Individual-) Erinnerung, und die intersubjektive kollektive Erinnerung(aka Kultur). Das nenne ich das Ge-Schichte der Vorstellung. Das Ge-Schichte manifestiert sich als die Geschichte(n). [102] Sinn ist undenkbar ohne das Ge-Schichte. Im Sinn verborgen ist die kumulierte Erinnerung aller vorangegangenen Generationen: Das Ur-Ahnen der Ahnen (australisch: die Traumzeit), hinweg über die Menschheitsgeschichte, tief hinein in die phylogenetische Geschichte des Lebens auf diesem Planeten. Weiterhin ist Reflexion eine spezielle Art von Er-Innerung , nämlich bewusste, aktive Er-Innerung , ein rein menschliches Vermögen, das seltsamerweise im Deutschen mit keinem spezifischen Wort differenziert werden kann. Bei Aristoteles heisst es: mnaemae und ana-mnaesis, [103] im Englischen: memory, recall, and reminiscence, aber die deutschen Begriffe Gedächtnis und Erinnerung sind seltsamerweise nicht geeignet um diese entscheidende philosophische Differenzierung zu vollziehen. Sogar der sonst für solche Feinheiten so aufmerksame Heidegger übergeht diese grosse lacuna in seiner ansonsten ungeheuer tiefgründigen Diskussion von Denken, Gedächtnis, Gedanke, Gidank, Gedenken, An-denken, Dank, Gemüt, muot, Andacht (WHD, 91-105).
Siehe auch: ->:GOTT_GEDANC, p.45

Der Gedanke, im Sinne des logisch-rational Vorgestellten gemeint, erweist sich gegenüber dem anfänglichen Gedanc als eine Verengung und Verarmung des Wortes, wie sie grösser kaum vorgestellt werden kann. Zu dieser Verkümmerung des Wortes hat die Schulphilosophie ihr Teil beigetragen, woraus zu entnehmen ist, dass die begrifflichen Definitionen der Wörter zwar technisch-wissenschaftlich nötig, aber für sich nicht geeignet sind, das Gedeihen der Sprache, wie man meint, zu schützen und gar zu fördern.
Heidegger (WHD, 92)

Aus der Unterscheidung von phylogenetischund ontogenetisch folgt die nächste Klassenunterscheidung der Vorstellung zwischen natural und kultural:

naturale Vorstellungen entstehen durch biologische Prozesse und basieren auf phylogenetischen(vererbungsgebundenen, Glossar: angeborenen) Fähigkeiten. [104]
Dazu gehören die primären Vital-Signale des Körpers, wie Hunger, Durst, Müdigkeit, Schmerzen, dann Emotionen, Gefühle und Affekte, sowie die Sinnes-Wahrnehmungen mit ihren spezifischen Qualitäten. Ebenfalls in dieser Klasse sind die Vorstellungen von Wärme, Kälte, Kinesthetik, Raum, Zeit und Dauer. [105] (Glossar: Dauer)

kulturale Vorstellungen sind nur durch Vermittlung einer prä-existenten Kultur-Matrix möglich. Kultur bedeutet in diesem Zusammenhang soviel wie: kollektive Erinnerung.
Eine wesentliche Rolle bei der Bildung von kulturalen Vorstellungen spielen Prägungen (Imprägnierungen), d.h. Vorstellungs-Muster, die in früher Kindheit erworben wurden, und im späteren Leben nicht mehr änderbar sind. Die Hauptvertreter sind die Mutter-Sprache und das Gefüge aller sozialen Normen und Werte-Vorstellungen, die ich Ethos nenne.
->:NOO_ETHOS, p.94

Wie stark und wie irreversibel diese Prägungen sind, ist wissenschaftlich umstritten. Als Beispiel für eine kultur-determinierte Position ist die Sapir-Whorf-Hypothese. Es ist sicher unbestreitbar, dass aufgrund gewisser Verfestigungen des Neuronal-Systems nach dem 5.-7. Lebensjahr bestimmte Muster nicht mehr neu gelernt werden können. So sind die Lautstrukturen des Chinesischen für Westler im Erwachsenenalter kaum noch nachzuholen. Die Charakteristik dieser Prägungen kann generisch auch als Typos (Stempel) oder Sigillum [106] (Siegel-Stempel) bezeichnet werden. Eine spezielle Klasse von Typos werden auch Archae-Typos [107] genannt, also Grundtypen von Vorstellungen, die für die gesamte Menschheit oder bestimmte Kulturen typisch sind. Die entscheidende Bedeutung kulturaler Vorstellungen ergibt ein weiteres Argument für die Notwendigkeit der logischen Drei-Gliederung der Vor-Stellung. Das Sinn-Medium M (J. Heinrichs) ist auch das Ge-Schichte der Geschichte .

Hegel beschreibt den Werdegang des Geistes unter dem Einfluss der naturalen und kulturalen Vorstellungen so:
So durchläuft jeder einzelne auch die Bildungsstufen des allgemeinen Geistes, aber als vom Geiste schon abgelegte Gestalten, als Stufen eines Wegs, der ausgearbeitet und geebnet ist; wie wir in Ansehung der Kenntnisse das, was in frühern Zeitaltern den reifen Geist der Männer beschäftigte, zu Kenntnissen, Übungen und selbst Spielen des Knabensalters herabgesunken sehen, und in dem pädagogischen Fortschreiten die wie im Schattenrisse nachgezeichnete Geschichte der Bildung der Welt erkennen werden. Dies vergangne Dasein ist schon erworbnes Eigentum des allgemeinen Geistes, der die Substanz des Individuums oder seine unorganische Natur ausmacht. - Die Bildung des Individuums in dieser Rücksicht besteht, von seiner Seite aus betrachtet, darin, daß es dies Vorhandne erwerbe, seine unorganische Natur in sich zehre und für sich in Besitz nehme.
Hegel (1986, p. 32)

Das Künftige als Prae-Flexion
@ :FUTUR_REFLEXION
Aus dem Kontext von Heideggers Passagen zum Gedanc lässt sich der Folgeschritt zu einer weiteren Charakteristik der Reflexion anschliessen, wenn er sagt:
Das Festhalten durch die memoria bezieht sich sowohl auf das Vergangene, als auch auf das Gegenwärtige und Künftige.
Heidegger (WHD, 92)

Zu dem, was ist, d.h. zu dem was vom Sein her bestimmt bleibt, gehört ebenso, wenn nicht vorwiegender das, was sein kann, was sein muss, was gewesen - ist. Der Mensch ist dasjenige Wesen, das ist, insofern es in das "Sein" zeigt und deshalb selber nur sein kann, insofern es sich überall schon zu Seienden verhält.
Heidegger (WHD, 95-96)

Bei Hesiodos findet sich en archae , derselbe Gedanc.
ex archaes, hoti proton genet auton,
vom Anfang her, wie alles entstand,
eirousai (verkünden) ta t' eonta ta t' essomena pro t' eonta
verkündend, was ist, was sein wird, und was vorher war.
Hesiodos, Theogonie

Das Künftige beinhaltet in nucleo den Schritt zu einer ganz speziellen Abstraktionsleistung, das Erkennen des Gesetzlichen , und dies ist die ganz besondere Charakteristik der Reflexion. Peirce spricht in diesem Zusammenhang von Thirdness und Abduction. Man kann es auch so ausdrücken: Das Wesentliche an der Reflexion ist die Prae-Flexion. Im Spannungsfeld von Reflexion und Prae-Flexion ist alles schon aufgehoben, was hier auch höhere Stufen der Reflexion genannt wird. Eine höhere Reflexion macht eben nur dann Sinn, wenn sie einen Fortschritt auf andere Ebenen der Typen-Hierarchie (nach Russell und Whitehead) beinhaltet. Was das bedeutet, lässt sich besser an einem Gegenbeispiel erläutern, das ich auch die primitive Reflexion nenne. Wenn die Reflexion diese Leistung nicht vollzieht, ist sie nichts anderes als der technische Trick des infiniten Regress, der in den 1970er Jahren auf der Kasseler Dokumenta so populär war: Ein Fernseh-Monitor, der von einer Kamera gefilmt wurde, deren Bild wieder auf diesen Monitor projiziert wurde, und ein unendlich in sich selbst enthaltenes Bild erzeugt.
->:PEIRCE_THIRD, p. 49,->:GESETZ_ERKENNEN, p. 19

Hegel gibt in seiner Vorrede zur Phänomenologie ebenfalls ein Beispiel für primitive Reflexion, die er auch den positiven Wissenschaften zuschreibt:
In Ansehung des Inhalts machen die andern sich es wohl zuweilen leicht genug, eine große Ausdehnung zu haben. Sie ziehen auf ihren Boden eine Menge Material, nämlich das schon Bekannte und Geordnete, herein, und indem sie sich vornehmlich mit den Sonderbarkeiten und Kuriositäten zu tun machen, scheinen sie um so mehr das übrige, womit das Wissen in seiner Art schon fertig war, zu besitzen, zugleich auch das noch Ungeregelte zu beherrschen, und somit alles der absoluten Idee zu unterwerfen, welche hiemit in allem erkannt, und zur ausgebreiteten Wissenschaft gediehen zu sein scheint. Näher aber diese Ausbreitung betrachtet, so zeigt sie sich nicht dadurch zustande gekommen, daß ein und dasselbe sich selbst verschieden gestaltet hätte, sondern sie ist die gestaltlose Wiederholung des einen und desselben, das nur an das verschiedene Material äußerlich angewendet ist, und einen langweiligen Schein der Verschiedenheit erhält.
Hegel (1986, p. 21)
1.5.5. Die Trias von SUB, OBJ, SEM
...und die logische Drei-Gliederung der Vor-Stellung

@ :TRIAS_SUBOBSEM
Menschliche Sinnbezüge sind grundsätzlich und vor allem ursprünglich nicht bloss inner-subjektiv, sondern transsubjektive Bezüge zwischen Selbst und Anderem: Bezüge zur Objektivität O, zum anderen Subjekt Ss sowie zum Sinnmedium M, welches empirisch-geschichtlich vor allem durch die Sprache repräsentiert wird sowie durch andere kulturelle Füllungen des den Menschen gemeinsamen Sinnraumes...
Johannes Heinrichs (1983, 250)

Die einfache dualistische Unterscheidung der Vorstellungen von Ich (SUBjektiv) und Nicht-Ich (OBJektiv) ist unzureichend, um die Komplexität der Vor-Stellung zu verstehen. Der kulturelle Bereich (SEMantik, Wir, Sinnmedium M) ist ein notwendiger Bestandteil des Systems.




Abb.: Das Spannungsfeld von
(SUBjective / Indvidual <-> OBJective <-> SEM: Collective / Cultural / Relational / Wir)

Mit der Triade von SUB, OBJ, SEM kommt die Tripolarität als grundlegendes Denkprinzip der Noologie zum tragen. Sie bezeichnet auch den wesentlichen Unterschied zu den positiven Wissenschaften. Diese orientieren sich mehrheitlich am Objektbereich, also der Welt der materiellen Dinge, oder OBJekte. [108] Die beiden anderen Pole der Triade von SUB, OBJ, SEM sind: SUBjektivität und SEMantik, das Wir oder die Intersubjektivität. [109] Es ist intuitiv unabweisbar, dass die beiden Pole von SUB und OBJ universale Gegebenheiten der menschlichen Erfahrung sind. Meine Empfindungen sind meine ganz privaten, eigenen, und ich kann ihnen nicht ausweichen, aber niemand anders kann sie spüren. Phänomene des Bereichs OBJ zeichnen sich durch intersubjektiv nachvollziehbare Eindrucks-Qualitäten aus.

@ :SUB_STANZ
Ein grundsätzliches Thema der verschiedenen philosophischen Systeme der Ideengeschichte war die Frage, ob SUB und OBJ logisch gleichwertig sind oder ob der eine Pol nur ein untergeordneter Aspekt des anderen ist. Das Hintergrundthema dieser Debatten ist die Frage des Seins und der Substanz vs. Ephemeralität ( := Flüchtigkeit), "Das was Ist", vs. "Das was (er-) Scheint". [110] Die Existenz materieller OBJekte erscheint vor den flüchtigeren Phänomenen der SUBjektivität und des Geistes verlässlicher und bietet sich daher "von selbst" als Denk-Basis an. Materialistische Systeme gehen davon aus, dass allein der logische Bereich OBJ relevant ist, und dass SUBjektive Phänomene lediglich Epi-Phänomene, oder Nebenprodukte sind. Umgekehrt gehen idealistische Systeme von der Voraussetzung aus, dass das Erkennen und Bewusstsein (Noos /Nous) der ursprüngliche Seins-Grund ist, und die OBJektive Welt ihrerseits ein Epiphänomen ist. Das logische Problem der idealistischen Systeme ist, dass sich das Erkennen über alle Erkenntnis-Subjekte ie. alle Menschen (und vielleicht auch höhere Tiere) [111] verteilt. (D.h. die SUB-Welt ist distributiv). [112] Aus der logischen Zwangssituation, einen einigenden Grund für all diese distributiven SUBjekte zu konstruieren, entstanden die idealistischen Konstruktionen von einem Weltgeist, Super-SUBjekt, Objektiver Geist, Brahman, Gott, etc. Solche Konstrukte sind aber rein metaphysisch, es gibt keinerlei Möglichkeit der Veri- oder Falsifikation. Es wäre zu fragen, warum bei solch gravierenden logischen Problemen auch noch ein dritter logischer Pol SEM eingeführt werden soll, und wie SUB von SEM differenziert ist. Eine grundlegende Diskussion zum logischen Bereich SEM wird in "Information and Third Order Ontology" geführt. [113]

Die logische Drei-Gliederung der Vor-Stellung
@ :GLIEDERG_VORST
Die obige Klassifizierung von Vor-Stellungen lässt sich noch weiter nach diesen drei Grundtypen gliedern. Es ist intuitiv unabweisbar, dass es einen qualitativen Unterschied gibt, zwischen:

1) Phänomene des Bereichs SUB: Zahnschmerzen, Hunger, Langeweile, Liebeskummer, etc.

2) Phänomene des Bereichs OBJ: Steine, Berge, Flüsse, Häuser, Autos, Schraubenzieher, etc.
und

3) Phänomene des Bereichs SEM: den Worten, Begriffen, und Vorstellungen von allen Phänomenen, die in 1) oder 2) oder 3) vorkommen können.

Es muss nun folgendes diskutiert werden: Ist eine Vor-Stellung des Bereichs SEM nun eigentlich SUBjektiv oder Intersubjektiv? [114] oder: Was ist das Wesen dieser Art von Vor-Stellung? Zur Beweisführung, dass sie intersubjektiv ist, führen wir das Thema von Schopenhauers Werk weiter: Das deutsche Wort Vor-Stellung beinhaltet nämlich schon das Wesentliche dieses seltsamen Gebildes. Es ist nämlich kein Ding, sondern ein Akt, eben eine Vor-Stellung, wie in einem Theaterstück. Dh. das SUBjektive Bewusstsein wird durch den Stimulus eines Wortes oder Bildes in einen Automatismus gezwungen, sich eben eine Vor-Stellung zu machen. Das Phänomen ist insoweit intersubjektiv, weil es automatisch abläuft. Bei allen Menschen, die nicht gehirngeschädigt sind, und die dieselbe Sprache sprechen, wird die Vor-Stellung zwingend erzeugt. Nietzsche bringt dazu das Konzept der Empfindungs-Gruppen, wie man sich die Genese eines solchen Vor-Stellungs-Mechanismus vor-stellen kann.
->:EIN_VOLK, p.92

Stellen wir uns vor, dass wir eine Kommunikations-Situation beobachten:
Kommunikationspartner "A" ruft dem Kommunikationspartner "B" ein Wort zu, etwa:
"Haus" / "Stein" / "Zahnschmerzen" / "Liebeskummer" / "Hunger"

Nun ist es für den Kommunikationspartner "B" eben völlig unmöglich, "Nichts" dabei zu denken, wenn er das betreffende Wort von "A" hört. Partner "B" kann sich zwar noch alles mögliche weitere dazu denken, aber es wird in jedem Fall ein Prozess von Vor-Stellung mit dem Wort und damit dem Begriff, angestossen. Durch das An-Rufen mit einem Wort zwingen wir also dem Kommunikationspartner den Vor-Stellungs-Mechanismus auf.

In der intersubjektiven Kommunikation erzeugen wir ebenso automatisch Vor-Stellungen in unserem SUBjektiven Geist, wie wir sie anderen Menschen aufzwingen. Für die Noologie sind diese zwei Gründe für die Zuordnung eines eigenen logischen Ortes ausreichend: Die qualitative Andersartigkeit von Vorstellungen Typ (3), und der Automatismus , mit dem sie intersubjektiv erzeugt werden. Das beste Beispiel für den Automatismus dieser Vorstellungen ist eben die Irreführung und Täuschung, weil der Gegner, der eine solche Technik einsetzt, genau den Automatismus der Vorstellung für seine Zwecke ausnutzt. [115]

1.5.6. Semiotik, Intention, Inter-ligenz und Wissen
@ :INTER_LIGENZ
Das Kürzel SEM für den den qualitativ ausgezeichneten Bereich der Intersubjektivität oder Semantik entstammt der Semiotik . [116] Im Kontext der Semiotik lässt sich das Prinzip der Noologie so darstellen: Ein Zeichen ( signe) ist der Klassenbegriff für alles, das den Mechanismus der Vorstellung in Gang zu setzen in der Lage ist. Dabei wird billigend in Kauf genommen, dass die erzeugte Vorstellung nie völlig deckungsgleich mit der Intention eines Senders ist, und es ist gar nicht nötig, dass überhaupt ein Sender als intentionales SUBjekt existiert.

Das ist auch der wesentliche Unterschied zu dem Informationsbegriff der positiven Wissenschaften, der sich von dem SUB Konzept eines intentionalen Senders nicht lösen kann, auch wenn dieser in der Formel nicht auftaucht. Unterschlagen wird in der mathematischen Informationstheorie, dass es eine technische =artifizielle, vom menschlichen Bewusstsein geleitete Einstellung von Schwellenwerten ist, durch die ein empfangenes Zeichen überhaupt von einem Nicht-Zeichen unterschieden werden kann. Maschinen können das nur, weil sie von einem Konstrukteur so eingerichtet worden sind. Nur innerhalb der Definitionsmenge von technischen Zeichen hat der Informationsbegriff einen Sinn.

Das Verstehen ist der Sammelbegriff für das unabweisliche Phänomen, dass trotz aller SUBjektiven Variationen ein intersubjektiv einigermassen stabiler Bereich existiert, der allen Vor-stellungen zu einer spezifischen Klasse von Zeichen gemeinsam ist. [117] Der Begriff "Intelligenz" lässt sich dann leicht aus der lateinischen Form "inter-legere" (legere := (auf-)lesen) [118] ableiten, was soviel bedeutet wie: "zwischen den Zeilen lesen", bzw. mehr aus einem Zeichen herauslesen können, als irgend jemand "intentional" an Bedeutung in das Zeichen investiert hat. Damit ist Peirces Diktum trivialerweise wahr: "the universe is pervaded by signs if it doesn't wholly consist of signs". [119] Im Sinne der Noologie wäre es günstiger, den Begriff "universe" durch "Kosmos" zu ersetzen, denn dieser Begriff bezeichnet das Universum als die Gesamtheit aller (potentiellen und aktuellen) Wahrnehmbarkeiten, die für inter-ligente SUBjekte eben Zeichen sind. Davon abgesetzt ist das Chaos , also der Klassenbegriff für alles, was dem Mechanismus der Inter-ligenz nicht zugänglich ist und ihn verwirrt (:= dia-bolae). Die qualitative und quantitative Abstufung der Inter-ligenz (IQ) beruht dann in der höheren oder schwächeren Kapazität des SUBjekts, mehr oder weniger komplex gestaffelte Zeichensysteme zu integrieren. Das Wissen ist dann konsequenterweise ein Mass für die Tiefe und Breite eines solchen Zeichen- Komplex-Systems, über das ein SUBjekt verfügt.

1.5.7. (Selbst-) Reflexion, Prozess-Orientierung und Einmaligkeit
He who reflects on reflexion, could gain highly interesting insights.
Humberto Maturana

Die Noologie ist ein Ansatz, neue Wege für das Erlangen von Sicht- und Betrachtungsweisen des "Wissens an Sich" zu finden, mit besonderer Betonung der selbst-reflexiven, intersubjektiven , und semiotischen Faktoren, sowie einer Prozess-Orientierung, die auf der og. Methode der Semantischen Felder beruht. Ein damit verwandtes Feld der Philosophie ist die Reflexionstheorie.

Die 4-stufige Tabelle von Heinrichs (1983, 244) wird mit den drei Grundtypen auf eine 3-stufige Reflexionsstruktur projiziert. (Und IMHO nicht reduziert). Es bleibt noch zu zeigen, dass es hinreichend ist, eine Reflexionsstruktur als Projektionsinstrument einzusetzen. Technisch gesprochen, ist das ein ähnlicher Unterschied, wie wenn man eine Kombinatorik-Tabelle ausschreibt, oder wenn man nur den Kombinations-Algorithmus dafür spezifiziert. [120] Sehen wir uns also die Projektionsformen von SUB, OBJ, SEM in ihrer Anwendung auf die Struktur von Johannes Heinrichs an.

Im dem Beispiel der logischen Drei-Gliederung der Vor-Stellung wurde der Grundtyp SEM selbst-reflexiv definiert: Er umfasst neben 1) und 2) auch Klasse 3), also Vor-Stellungen von Vor-Stellungen . Diese letzteren sind Noumena im Sinne von Kant, KrV.
->:GLIEDERG_VORST, p.65

Mit dieser Typologie können wir die Darstellung von Johannes Heinrichs etwas umformulieren, nämlich die Bereiche Kunst und Mystik (Heinrichs 1983) als verschiedene Reflexionsformen von SEM nach SEM markieren. Dazu Johannes Heinrichs:
... umfassen die Ebenen Sprache, Kunst, Mystik jedoch Vollzugsarten, die grundsätzlich neue Reflexionsstufen gegenüber dem einfachen Handeln darstellen.
Heinrichs 1983, p. 248, 3.1.3

Für die Semiotik kommt jedoch der höchstreflektierten Stufe des Handelns im engeren Sinn, dem medialen oder Ausdruckshandeln, die grösste Bedeutung zu und innerhalb dieser Stufe nomals dem eigentlichen Zeichenhandeln.
Heinrichs 1983, p. 252, 4.3.4

Im Bezug auf die Drei-Gliederung der Vor-Stellung (SUB <-> OBJ <-> SEM) lässt sich die Typologie der Vollzugsarten auf folgende Weise darstellen:

Handeln ist kein Reflexionsbogen:
SUB -> OBJ

Wissenschaft ist ein Reflexionsbogen folgender Art:
OBJ -> SEM
Die positiven Wissenschaften orientieren sich mehrheitlich an Faktenwissen , also Wissen über Dinge der materiellen OBJ-Welt.

Wissenschafts-Theorie ist ein Reflexionsbogen folgender Art:
OBJ -> SEM1 -> SEM2

Kunst ist ein Reflexionsbogen folgender Art:
SEM1 -> OBJ -> SEM2
Bedeutung wird in Objekte investiert, diese werden bedeutungs-haftig (oder zeichenhaftig) behandelt, und gehen als solche wieder in den Bereich SEM ein.

Poesie ist ein Reflexionsbogen folgender Art:
SEM1 -> SUB -> SEM2

Mystik ist ein Reflexionsbogen folgender Art:
SEM0 -> (NICHT-OBJ) -> SEM00
Daher spricht man in der Mystik auch von Bewusstsein ohne Objekt , oder Non-Duales Bewusstsein .
SEM0 ist inhaltsleeres Bewusstsein(ohne Objekt ).).
SEM00 ist reflektiert inhaltsleeres Bewusstsein(ohne Objekt ).).
Zur Struktur des 00, siehe Louis H. Kauffman: Virtual Logic - Infinitesimals and Zero Numbers
Zur Mystik, siehe Heinrichs (1993: 258-259)
Wo das Schweigen zum Thema wird, darf die Semiotik wohl "aufhören" , aber nicht haltmachen.
Heinrichs (1993: 258)

Philosophie ist ein Reflexionsbogen folgender Art:
SEM1 -> SEM2 -> SEM3

Hegel formuliert in seinen Werken den Gang dieses Reflexionsbogens in allen seinen Phasen. In (1969, p. 311) führt er es explizit auf das Gnothi se auton. als Ur-Sprung und Archae der Reflexionstheorie zurück. Wichtig im Zusammenhang der Triadik der Noologie ist vor allem, dass diese Reflexions-Struktur zwar unendlich viele Brechungsformen erzeugen kann, aber ihre Struktur selber ist triadisch, und nur triadisch ; d.h.:
Alles was ist, ist in dieser Struktur {er/ent/ge}halten , und es gibt keine Struktur ausser dieser Struktur . [121]

Die Noologie richtet sich auf die Faktoren des Nous, im Sinne von Bedeutung und Gedächtnis. In dieser Hinsicht verfolgt die Noologie ein ähnliches Thema wie Hegel mit der Phänomenologie des Geistes , aber da Hegel sein System auf eine Terminologie aufbaute, die für heutige Leser nicht mehr verständlich ist, und seine Form des Idealismus auch nicht mehr zeitgemäss ist, geht die Noologie eigene Wege. [122] Eine andere wesentliche kontrastierende Bedeutungs-Facette der Noologie orientiert sich an Spenglers Programmatik der Geschichtswissenschaften . [123] Während die positiven Wissenschaften sich auf das Phänomen der Wiederholbarkeit begründen, basiert die Noologie in Anklang an Spengler auf der Einmaligkeit als wesentlichem Charakteristikum der Geschichtlichkeit. Diese Einmaligkeit ist wiederum untrennbar mit dem Phänomen des (kulturellen) Gedächtnis verbunden, das vor allem einmalige Ereignisse im Denken verewigt und damit versucht, sie unvergänglich zu machen. Dieser Modus der Unsterblichkeit ist ein Erbe des altgriechischen epischen Denkens, [124] das uns durch die Werke des Homer noch gegenwärtig ist.

1.6. Das Spannungsfeld von Wissen und Macht

1.6.1. LhWissen oder LaKnowledge
... und die pragmatische Eingrenzung der Noologie

@ :LH_WISSEN
Für eine pragmatische Eingrenzung der Noologie wird der engere Bedeutungsbereich der Noologie durch den Term LhWissen oder LaKnowledge gegeben. [125] Dies heisst umgangssprachlich: Handlungs-Wissen, oder genauer: Lebenspraktisches, Handlungs-relevantes Wissen . Die Noologie zielt wesentlich auf die Kluft zwischen Wissen und Handeln. Im Gegensatz zu Bacons (falsch zitiertem) Diktum: "Wissen ist Macht" , nützt Wissen allein überhaupt nichts, um irgendetwas praktisch umzusetzen. D.h. um Wissen in Macht zu konvertieren, bedarf es der Eingreifmittel, Werkzeuge oder Waffen (analog zu Marx: Produktions- und Destruktions-Mittel ).

Ein Denken, das weder auf das Handeln abzielt noch es wünscht, ist ohne Belang. Die reine Spekulation wiegt in der Philosophie genauso schwer wie ein Konzil der Kirchenväter, das müßige Fragen verhandelt und dessen eigentlicher Grund in etwas ganz anderem liegt, nämlich in der Anwendung der Rhetorik, die die Aufteilung der christlichen Welt und die reale politische Herrschaft zum Zwecke hat.
Michel Onfray, (LOC_DVD)

1.6.2. Das Im-Perium
@ :IM_PERIUM
Die entscheidende Frage bleibt doch diese: weshalb ereignet sich für das griechische Denken und somit für das abendländische, im besonderen für das europäische Denken und damit für uns noch heute die Prägung seines Wesens von dem her, was griechisch légein und lógos heisst...
welche Ansicht über das Wesen des Denkens zur Herrschaft kam und noch gilt.
Heidegger (WHD, 102)

Das Im-Perium ist in der Noologie der Sammelbegriff für alle Arten und Methoden zum Errichten und Erhalten der Genzen von Denk- und Erfahrungsräumen . Es ist für den vorliegenden Zweck unerheblich, ob das lateinische Wort Imperium (Herrschaft, Befehl, Macht, Gewalt, Reich, Staat) etymologisch mit dem griechischen Pera und a-peiron verwandt ist oder nicht. Teilweise überdeckt sich das semantische Feld von lat. imperium mit der griechischen archae, die wiederum in lat. principium (Anfang, Beginn, Herrschaft, Befehl, Macht) wiederzufinden ist, und die archae ist eine Denkfigur, die wir im a-peiron wiederfinden. Die semantische Rhizom-Verbindung geht auch über die griech. em-p{e}iria (Erfahrung , Geschicklichkeit , Übung , Kenntnis ), und mit pragma{sis/tikae} (Handlung , Beschäftigung , Geschäft, Wirklichkeit , Staat , Politik , Macht ) schliesst sich das Semantik-Rhizom wieder. Die peras und das a-peiron sind Schlüsselterme des altgriechischen Denkens, und das Begriffliche Eingrenzen ist die Denktechnik, die den Weg des Abendlandes nach Aristoteles gekennzeichnet hat. Dies ist auch die Botschaft, die uns Heidegger in WHD gibt.

Ich mache jetzt die etwas weiter gehende Annahme, dass das heute herrschende Weltbild ein Im-perium ist, das sich auf Grund bestimmter Eigendynamiken etabliert hat oder das installiert wurde, und das sich zwingend für alle Menschen als die "einzig erfahrbare Welt" etabliert hat. [126] Dies ist je nach Lehrmeinung, entweder ein evolutiver (etwa nach der Evolutionären Erkenntnistheorie) (und/ oder auch) ein sozialer, geschichtlicher Prozess gewesen, der unter anderem darin bestand, dass man den Menschen Denk- und Erfahrungszäune umgelegt hat, woraufhin sie nicht mehr in der Lage waren, irgendetwas anderes "Wahr" zu nehmen, als das, was das Im-perium des herrschenden Systems ihnen erlaubt. Ich arbeite dies in den Kapiteln unter "Gedanken, ihre Bahnen und ihre Grenzen" und "Die Pre-Skripte des Massenbewusstseins" weiter aus. [127] Die Vorgehensweise der Noologie besteht darin, das "Im-perium" dieses herrschenden Systems zu dekonstruieren. Und dazu müssen wir uns erst einmal mit "Pera-Noesis" vertraut machen.

Ur-Schlachten von Kosmos und Chaos
@ :KOSMOS_CHAOS
... though unhappily in science, as in politics, it is often hard to reorganize without some brief period of overthrow.
Feyerabend (1975, p. 100)

Ich habe in verschiedenen Schriften über die Peras, [128] die Grenzen des Denkraumes geschrieben, sie sind in gewisser Weise so etwas wie die Fessel des Fenris-Wolfes, die in der nordischen Mythologie beschrieben wurde: [129] Gleipnir, Geschmiedet aus dem Bart der Frau, dem Schall des Katzentritts, dem Atem der Fische, und ähnlichen unmöglichen Ingredienzen. "Pera-Noesis" ist eine Denktechnik zum Auf- und Ent-Decken dieser Grenzen, natürlich zum Zweck, das Überschreiten zu ermöglichen. Aber solche Grenzüberschreitung wurde schon immer mit strengen Strafen geahndet, und nicht umsonst heisst der, der zum Überschreiten von Grenzen auffordert, der Peirazo, der Ver-Führer oder Ver-Sucher, und wird in der Bibel mit allen Attributen des Teufels ausgestattet. (Siehe auch die entsprechende Szene aus Goethes Faust, in der Mephisto den Faust auf einen hohen Berg führt.)

In der Tat ist auch eine gewisse Notwendigkeit einer Einzäunung der Denk- und Erfahrungsräume nicht von der Hand zu weisen, denn wenn man sie unbedacht aufhebt, dann kann es wirklich dazu kommen, "that all hell breaks loose". "Pera-Noesis" kann leicht in "Para-Noia" umschlagen, in Wahnsinn und Schlimmeres. Man sollte also subtil und vorsichtig damit umgehen. Das Hintergrundthema dazu ist der Ur-Kampf der Kräfte des Kosmos gegen die Kräfte des Chaos. Hiervon handeln viele Urzeitmythen, auch die Genesis, nämlich wie "Recht und Ordnung" in die Welt eingeführt wurden, aber in den meisten Mythen ausser der Genesis, konnte dies nur unter allergrössten Kämpfen, Schlachten, und Opfern erreicht werden. Und davon handeln auch so ziemlich alle nach-geholten Mythen, die man heute im Kino sieht, wie z.B. die "Herr-der-Ringe" Story, und alles mögliche weitere. Man muss nur verstehen, dass all diese Skripte Nach-holungen der alten Ur-Skripte sind, die heute kaum jemand noch kennt, wenn man nicht die alten Mythologien einigermassen überblickt, und sie nicht als Ammenmärchen abtut, sondern ihren tieferen Gehalt verstehen möchte. In der Genesis ist das Thema des primordialen Kampfes zwar noch vorhanden, aber mit einem Kunstgriff "aufgehoben" , nämlich so, dass die Rebellion des Luzifer gegen Gott erst NACH der Schöpfung stattgefunden haben soll. Wer aber all die anderen Skripte kennt, für den dürfte klar sein, dass auch der Gott Yahwe sich erst nach einem harten Kampf gegen Luzifer ab- und durchsetzen konnte. [130] Aber das darf nach abrahamitischer Ideologie eben nicht sein, weil eben alles von Gott ausgeht und durch ihn entstanden ist, ausser der Sünde, natürlich, von der sich keiner so richtig erklären kann, wie sie eigentlich entstanden ist.

1.6.3. Wissen und subtile Formen der Macht
Das Prinzip der Spannungsfelder wird in den verschiedenen Kapiteln anhand von verschiedenen Anwendungsfällen erläutert. Das Spannungsfeld von "Wissen und Macht" hat einen dritten, unsichtbaren Pol: Die Gewalt und den Zwang. Wissen ist zwar nicht ohne Qualifikation mit Macht gleichzusetzen (s.o.), aber es ist ein Thema der Macht, bei dem subtilere Mittel als (Androhung von) pure/r Gewalt und Zwang zum Einsatz kommen. Konventionelle Macht in Verbindung mit Zwang wird in der Noologe als Macht-I bezeichnet. Die subtileren Formen der Macht werden in der Noologie Macht-II Komplexe genannt, und sind das Zentralthema von NOO1, Teil III: "Eine Strukturtheorie von Wissen und Macht". [131] Dieses Kapitel basiert auf dem Logos-Prinzip des Heraklit und gibt eine von Neumannsche spieltheoretische Einbettung. Ein passendes geschichtliches Beispiel des "Wissen=Macht" Komplexes ist die Entwicklung der christlichen Herrschaftssysteme aus den Anfängen einer Underdog-Religion im antiken Rom, bis hin zum universalen Machtanspruch der Renaissance-Päpste. [132] In der Macht-Geschichte der Herrschaftssysteme der Christenheit lässt sich exemplarisch verfolgen, wie eine offensichtliche Machtlosigkeit umgewandelt werden kann in ein subtileres System, das letztlich in der Lage ist, einen noch so gewaltigen Machtkomplex von innen auszuhöhlen und ihn letztlich zu besiegen. Allerdings, es gibt den kleinen Haken, dass die neuen Herrscher schnell auch das Instrumentarium der Gewalt in ihre Hand nehmen und dann genauso gewissenlos handhaben wie die alte Herrscherclique. [133] Es existiert eine geschichtlich auffällige Parallele des Pantokrator-Mythos von Christus, der entstand, als die Messias-Phantasmen der Juden unter den Nagelsandalen der Römischen Legionen zertreten worden waren, zu dem Aufstieg der Systeme des Absoluten Geistes im dt. Idealismus, die vor dem Hintergrund der vollendeten Ohnmacht der Deutschen vor den Napoleonischen Legionen, und der Welt-Dominanz der englischen Seemacht entstanden. Hier wie dort wurde ein transzendentes System der absoluten Macht konstruiert, mit dem man sich aus dem Trauma der offensichtlichen Ohnmacht zu retten suchte. [134] Es gibt mehrere Formen subtiler Macht, die ohne (Androhung von) Gewalt auskommt. Eine andere Form ist das Charisma, und eine weitere, sehr paradoxe, ist die Liebe. Das wird weiter unten behandelt. Weitere Entwicklungsformen subtiler Macht sind in Asien weit bekannt, hier im Bereich buddhistischer Systeme oder als asiatische Kriegskunst des Wu Wei (Weg des Wassers) und die Kunst der Täuschung des Sun Tsu (siehe weiter unten).

Wissen als Macht erzeugt ein Spannungsfeld, das soziologisch nicht aufzulösen ist. D.h. es wäre unmöglich, machtfreies Wissen per Gesetz oder sozialen Kontrakt einzuführen. Die Ordnungsprinzipien, die dem Wissen(s-drang) unterliegen, sind die höchste und subtilste Form von Macht. Wissen ist Verfügungsgewalt, weil es den Eingriff in jedes beliebige Geschehen (über dessen Regeln man etwas weiss) erlaubt, [135] um den Ausgang dieses Geschehens im Sinne des Wissenden und Handelnden zu beeinflussen. In der Hegelschen Diktion ist der Weltgeist auch das Urprinzip der Macht, mit dem der den Menschen innewohnende Drang objektiviert wird, dieser Drang ist nicht nur der "Wille zur Macht" , mit der vielleicht einzelne Menschen oder Gruppen herrschen, sondern die Menschen werden ebenso von diesem Willen be-herrscht. Der Fortschritt des Geistes durch die Geschichte äussert sich eben darin, dass die Menschen unaufhaltsam getrieben werden, sich mehr und mehr des Umfelds der Natur zu bemächtigen, und zwar nur um des puren Überlebens willen, weil jeder einmal gemachte "Fort-" Schritt ein zwingendes fort-weg-schreiten vom (imaginären) [136] Gleichgewicht ist. Das Prinzip des Geistigen an Sich wird beherrscht durch den Drang des Willens (nach Schopenhauer), und ist in wissenschaftlicher Sprechweise ein Phänomen der Autokatalyse. Wissen ist in anderer Formulierung der Prototyp des "Im-Perium" (wörtlich: das In-Grenzen-Setzende). Deshalb habe ich eine spezielle Schreibweise des "Im-Perium" gewählt, um den systematischen Begriff von seiner politischen Anwendung abzusetzen.

1.6.4. Macht, Geist und Geld: Der Kapitalismus
Seinen geschichtlichen Höhepunkt findet der Aufstieg subtiler Prinzipien der Macht in der Form der Akkumulation des Geldes, bzw. des Zinseszins-Mechanismus. Geld ist die perfekteste Ausdrucksform des Geistigen an Sich in seiner Manifestation als Macht. Es erlaubt die vollkommensten Formen der Herrschaft, weil der offensichtliche Zwang alter Autoritäts-Herrschaften ersetzt wurde, durch eine Notwendigkeit, die die Form von Naturgesetzen angenommen hat, wie es in den heutigen neo-liberalen Wirtschaftstheorien dargestellt wird. Geld ermöglicht eine extrem feine Redistributions- und Konzentrations-Struktur von Macht, gegen die andere System plump und ineffizient wirken. Das gescheiterte Experiment des Realen Existierenden Sozialismus beweist, dass eine rein organisatorische Kommandoketten-Struktur keine Chance gegen das Geld-System hat. So lassen sich die Legionen der Wirtschafts-Soldaten heutiger kapitalistischer Imperien mit einem fein verteilten Belohnungssystem dirigieren, in dem jeder dieser Söldner eine (llusion seines) Anteils an der Macht und Verfügungsgewalt durch die Autorität innerhalb dieses Machtgefüges erhält. Und sogar die Machtlosen und Unterprivilegierten in den Industrieländern erhalten über die Macht des Konsums die Möglichkeit, die Arbeitskraft der Zulieferkräfte der untersten Ebene in der dritten Welt auszubeuten. Das kann man auch das Wal-Mart Phänomen nennen. Diese allumfassende globale Form der Macht zerstört aber unaufhaltsam das ökologische System des Planeten, was am deutlichsten an dem Effekt der Ver-Wüstung zu erkennen ist. Siehe Nietzsche: die Wüste wächst . [137]

Die Wüste wächst: weh, wer zur Wüste ward!
Wüste ist Hunger, der nach Leichen scharrt.
Ob Quell und Palme sich hier Nester baun ...
Der Wüste Drachenzähne kaun und kaun
Denn Sand ist Zahn an Zahn, vielfräßige Pein
Bringt kinnladenhaft hier Stein auf Stein
reibt ewig hier Kinnladen nimmer müd ...
Vielfräßiger Hunger malmt hier Zahn an Zahn
Der Wüste Drachenzähne ...
Sand ist Gebiß, ist Drachen-Zähnesaat
Das malmt und malmt ? das malmt sich nimmer matt ...
Sand ist die Mutter die ihr Kind gekaut
Mit fliegendem Dolche in deren Haut ...
Nietzsche, Fragmente [138]

1.7. Emotion und das Element der "Liebe"

@ :NOO_EMOTION
Unstet treiben die Gedanken / Auf dem Meer der Leidenschaft
Schiller, Gedichte: Würde der Frauen

Die Vernunft macht es wie alle Sklaven: sie verachtet friedliebende Herren und dient einem Tyrannen. Mitten im Kampfe mit heftigen Leidenschaften läßt sie uns im Stich; sie vertheidigt uns nur gegen kleine affections.
Nietsche, Fragmente [139]

Wäre Petrarka’s Leidenschaft befriedigt worden; so wäre, von Dem an, sein Gesang verstummt, wie der des Vogels, sobald die Eier gelegt sind.
Schopenhauer: Metaphysik der Geschlechtliebe, (WWV Bd.2, Buch4, Kapitel 44)

Le coeur a ses raisons que la raison ne connaît pas.
Das Herz hat seine Vernunft, die die Vernunft nicht kennt.
Blaise Pascal

Dieser prägnante Satz von Blaise Pascal eröffnet einen Zwischenraum in der Kartesischen Spaltung von Körper und Geist und kann uns wieder in jenen dritten Bereich (animus) führen, der als Seele (anima) irgendwo zwischen den Bereichen des körperlichen (materiellen) und des geistigen (spirituellen) unsicher schwebt.

Die verbale Differenzierung zwischen Vernunft (nous) und Verstand (ratio) gestaltet sich im Deutschen und im Gebrauch der deutschen Philosophie ganz anders als im Französischen und im Englischen und der Philosophie, die diesem Denken entsprungen ist, insb. von Descartes: (mind, reason, intelligence, intellect). Nach Heidegger (WHD) war es der Kardinalfehler der lateinisch geprägten Philosophie, den lógos als ratio zu interpretieren. Stellvertretend für diesen Denk-Sprung steht hier Augustinus, als der erste wirklich lateinische Denker der abendländischen Menschheit.
->:AUGUST_LATEIN, p. 100

Das rationale Denken des Logos setzt sich in Opposition zu dem chaotischen Spiel der Emotionen, aber alle Rationalität schwimmt nur wie eine Insel in einem Meer der Emotion. Die Wichtigkeit der Emotionen für das System der Noologie lässt sich am besten dadurch demonstrieren, dass ein Grossteil der Geistesgeschichte der Menschheit, und ein noch grösserer Teil der Religionsgeschichte ein Kampf gegen die Emotionen war. Die Schriften der Kirchenväter, und an herausragender Stelle, die Confessiones des Augustinus berichten davon ausführlich. Norbert Elias hat mit seinem Werk vom "Zivilisationsprozess" eine sekularisierte Version davon gegeben. Emotion steht als Sammelbegriff für das "animalische" , [140] das den Menschen regiert, und der Logos-Geist steht in einem beständigen Ringen, dagegen Bastionen aufzubauen. Doch im animalischen steht der Menschen noch weit über den Tieren, und das Extrem dieser Skala ist das bestialische, das aber auch nur ein Attribut des Menschenseins sein kann, Tiere sind dazu nicht fähig. Das Vermögen der Rationalität ist gehirnphysiologisch mit dem Neokortex, also der Grosshirnrinde assoziiert. Emotionen sind aufgrund der Erkenntnisse der Neurologie der phänomenale Ausdruck des hormonalen Kräftespiels von einigen wenigen Schlüsselsubstanzen, wie Dopamin, Serotonin, Noradrenalin, Testosteron, Östrogen, etc, die über Gehirnzentren wie das Limbische System, Hypothalamus, und die Amygdala ihren Einfluss auf das Gefühlsleben nehmen. [141] Die Wirkungsweise dieser Substanzen entspricht sehr genau einem multipolaren Spannungsfeld, und ähnlich chaotisch wirken sie sich auf die Stimmungs-Schwankungen im menschlichen Empfinden aus. In der alten Galenischen Medizin-Systematik [142] sprach man in intuitiver Einsicht noch von den "humores" , also den Körpersäften, die die vier bedeutsamsten menschlichen Charaktertypen bestimmen: Sanguiniker, Choleriker, Phlegmatiker, und Melancholiker. Und wie Aristoteles schon bemerkte, die Philosophen rekrutieren sich vorzugsweise aus den Reihen der Melancholiker. [143]

Jetzt soll diskutiert werden, warum das Thema der "Liebe" vor dem Allgemeinbegriff der "Emotion" explizit als Titel-Thema der Noologie geführt wird. [144] Emotionen sind ein Sammelbegriff, der zum grössten Teil Befindlichkeiten umfasst, also Phänomene, die allein dem SUBjektiven [145] Bereich angehören. Liebe und Hass sind die wesentlichen Vertreter aus dem Feld der Emotionen, die nur im intersubjektiven Kontext einen Sinn haben. Man kann seine Liebe nur auf ein anderes Wesen richten, und für OBJekte ist das Wort "Liebe" fehl-angebracht. [146] Das spezielle Spannungsfeld zwischen "Liebe" und "Wissen & Macht" beruht darin, dass in der Liebe ein weiterer Aspekt subtiler Prinzipien der Macht verborgen ist. Wissen in seiner Inkorporation als Macht-Prinzip beinhaltet alle Konnotationen der Rationalität, also der Prinzipien der Unter-Ordnung durch ein einigendes, herrschendes Prinzip, das die Unter-Ordnung entweder durch Einsicht oder Notwendigkeit einfordert. Hier findet sich das Instrumentarium der Redekunst und des mathematischen Beweises. In dieser Struktur sind die positiven Wissenschaften und die christliche Theologie identisch. Heute hat das Natur-Gesetz das Gesetz Gottes sang- und klanglos abgelöst, aber es ist strukturell identisch, und es ist gewissermassen seine "Fortsetzung mit anderen Mitteln". Statt göttlicher Willkür herrscht nun das Prinzip der Notwendigkeit.

Da lerntest du, unterbrach Zarathustra den Redenden, wie es schwerer ist, recht geben als recht nehmen, und dass gut schenken eine Kunst ist und die letzte listigste Meister-Kunst der Güte.'
Nietzsche, Zarathustra, IV, "Der freiwillige Bettler"

Das Spannungsfeld von "Liebe und Wissen" wird paradigmatisch von Paulus im ersten Brief an die Korinther aufgetan: "Und wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich ein dröhnendes Erz oder eine klingende Schelle..." Als zweite grosse Religion nach dem Buddhismus [147] führte das Christentum den Faktor "Liebe" in eine allgemein verbindliche normative Sozialtheorie ein. Im Kontext der Macht nimmt die Liebe eine spezielle Stellung ein, weil man sich gegen fast alles wehren kann, nur gegen die Liebe nicht. Dies ist ein entscheidender Machtfaktor, den die Christen entdeckt hatten. In ihrem Instrumentatium der Beeinflussung trat die Liebe dann vor allem in den Formen der Sanftmut und der Überzeugung auf. Beide Faktoren spielten eine entscheidende Rolle in der Ausprägung christlicher Machtsysteme, und die Jesuiten verkörpern wie keine andere Incorporation die Kombination dieser Faktoren. Liebe hat mit Wissen und Macht gemeinsam das Appetenz-Prinzip. Dh. der/die Liebende sucht dem Ziel seiner Liebe immer näher zu kommen, und in der Religion ist die "unio mystica" der unendlich ferne Endpunkt dieser der unendlich ferne Endpunkt dieser Sehn-Sucht. Wenn aber dieser Endpunkt erreicht ist, dann ist auch der Wille des/der Liebenden mit dem/der Geliebten vereinigt. Und wie es schon in dem og. Kapitel ausgeführt wurde: die höchste Form der Macht ist erreicht, wenn der der/die Untergeordnete genau dasselbe spontan "von selbst" will, was der/die Übergeordnete gerade möchte. Anthropologisch gibt es einen signifikanten Unterschied zwischen Männern und Frauen, was die bevorzugte Form der Herangehensweise betrifft. Sado-Masochismus ist eine extreme Facette dieser vielen Spielarten, wie die Liebe die Menschen so herumtreibt. [148] So ist die "Liebe" über das Prinzip der Appetenz auch ein subtiler Machtfaktor.

In dem Faktor der Sehnsucht nach dem (kategorisch) Anderen be-deutet die "Liebe" sehr prägnant [149] einen imaginären Gegenpol des eigenen SUBjekt-Ich, das in sich eine unstillbare Unvollkommenheit spürt, und diese in dem/der kategorisch Anderen (heteros) zu erfüllen sucht. [150] Dieses Suchen kann nie enden, und führt oft genug in die Sucht (bzw. die fortwährende Suche nach etwas Unerreichbaren ist eine Art Sucht). So steht die "Liebe" kategorisch jenseits der Rationalität, also der Wissbarkeit, denn es ist das kategorisch Andere , das die Liebe begehrt, und somit ist dies wissensmässig unerreichbar. So findet sie in dem System der Noologie ihren Ort als ein imaginärer Platzhalter, über den man wissensmässig wenig sagen kann, weil an "Liebe" eben nicht viel zu "Wissen" ist, und wenn das "Wissen in/von der Liebe", etwa im Sinne von "Kennen" oder "Durchschauen" einen instrumentalen Charakter annimmt, so ist das Verhältnis nicht mehr "Liebe" sondern "Macht" . Um es anders auszudrücken: Die Noologie handelt eben nicht nur von den Dingen, die man "wissen können könnte" , also alles nur mögliche Wissbare, sondern auch von den Dingen, die man aufgrund der "Natur des Wissens" niemals wird wissen können. Das ist zwar ein Widerspruch in sich selbst, aber notwendig, um die Eigenständigkeit der Konzeption der Noologie von den positiven Wissenschaften und der Philosophie abzusetzen. Letztere können sich nur mit dem beschäftigen, was man wissen kann oder könnte, und der Rest "muss leider draussen bleiben". So bestehen Tendenzen in allen generisch philosophischen Systemen, das Nicht-Wissbare irgendwie zu exorzieren, was aber dazu führt, dass es in allen möglichen und unmöglichen Erscheinungen dann wieder durch die Hintertür hineinkommt. Und "Liebe" ist für das kategorisch Nicht-Wissbare einer der primären Kandidaten in einem diffusen Feld von diffusen Begriffen. Um das Fliessgleichgewicht in einem tripolaren Spannungsfeld-System zu erhalten, ist an jeder Stelle ein Element von gleicher Wertigkeit oder Dynamik [151] erforderlich. Ansonsten wäre das System nämlich wieder nur verkappt dualistisch, und bei "Wissen und Macht" wäre es eben nur das polare Spiel dieser beiden Themen. [152] Eine weitere subtile Verbindung von Liebe und Wissen findet sich in der Luther-Bibel: dort ist die formelhafte Verschlüsselung für den Geschlechtsakt die Formulierung "und Er er-kannte sein Weib". [153]

1.8. Die Leiden des Wissens

... und die Systematik der Fehler und Schwächen des Denkens

Zwischen den Bereichen des Wissens, des Wissbaren, und des absoluten Un- oder Nichtwissens, existiert das grosse Feld der Denkfehler und Täuschungen. Dieser Bereich wird in der Noologie als "die Leiden des Wissens" oder Noo-Pathologie bezeichnet. [154] Wir können weiter unterscheiden in diese Fehlerklassen:
1) Die Fehler, die gewissermassen in der Struktur der logischen und rationalen Denkmethode begründet liegen. Insbesondere:
1a) Fehler, die durch falsche Anwendung der logischen Methode entstehen.
1b) Fehler, die durch Überschätzung der Möglichkeiten der Methode entstehen.
2) Die Fehler, die durch Überlastung des menschlichen Denksystems enststehen. Die Wissenschaft ist heute längst dem Bereich des Allgemeinverständlichen entglitten, und das hat fatale sozio- und machtpolitische Konsequenzen, wenn die Wissenschaften (insbesondere die mathematische Physik) zu (Fundamenten von) undurchsichtigen Machtkomplexen werden, insb. in der Waffentechnologie . Aufgrund der Komplexitäts- und Massen-Phänomene der heutigen Wissenschaften hat, wie alle Wissenschaftler eingestehen, niemand mehr den Überblick über Grenz- und Kollisionsbereiche zwischen den verschiedenen Disziplinen, und so zerfällt das System der Wissenschaften unter seiner eigenen Dynamik (s.o.: die Dia-bolik).
->:SYN_DIABOLIK, p.22

1.9. Information War

... und die Systematologie der Irreführung, Lüge, List, und Täuschung

Eine dritte Klasse der "Leiden des Wissens" kann nicht als Fehler oder Schwäche des Denkens bezeichnet werden, sondern ist im Gegenteil, das Produkt der höchsten Künste des Denkens. Daher muss es in eine eigene Klasse systematisiert werden:
Die bewusste Irreführung, Lüge, List, und Täuschung . Diese Systematik ist von jeher eines der wichtigsten Anwendungs-Gebiete von "Wissen und Macht", nämlich der Kriegführung. Die Kriegführung mit oder ohne Waffen ist das eigentliche Feld der List und Täuschung. In neuerer Sprechweise wird dies auch "Information War" genannt. Die Maxime dieser Form des Krieges wurde von dem chinesischen Strategen Sun Tsu [155] so formuliert: "The best battle is the battle that is won without being fought."

Im weiteren Sinn gibt es in allen Klasssen- und Herrschaftsgesellschaften das Prinzip der Beherrschung durch Wissen. Die Macht der wenigen Herrscher und ihrer Gehilfen (Marx: die Klassengesellschaft) wird durch die Manipulation der Beherrschten, und des systematisch Unwissend-Haltens zementiert.

Damit wollen wir uns nun vertiefend der Systematologie der Lüge zuwenden:



2. Über Wahrheit und Lüge im a-moralischen Sinne
(NOO2-2)





Die Noo-Serie: Band II-2

Version: 070417
© Andreas Goppold




Die Systematologie der Lüge

2.1. Preliminarien

2.1.1. Motto
Es ist elend schwer zu lügen, wenn man die Wahrheit nicht kennt.
Peter Esterhazy

Si non e vero, e bon trovato.
Wenn es schon nicht wahr ist, so ist es doch wenigstens gut erfunden.
Ital. Volksmund

2.1.2. Verschleierung und die Fähigkeiten des "Wahren Lügners"
Um stets die Wahrheit zu sagen, bedarf es keiner grossen Fähigkeiten.

Aber um über längere Zeit erfolgreich zu lügen benötigt man:
Eine reiche Phantasie,
Einen starken Willen,
Eine hohe Einfühlungsgabe, Menschenkenntnis oder Allgemeinpsychologie,
Eine aussergewöhnliche Sprachfähigkeit,
Ein gutes Gedächtnis, und
starke Nerven.
All dies sind Eigenschaften, die den aussergewöhnlichen Charakter
vom Menschen des Normal-Null unterscheiden.
Dies sind auch Merkmale, die erfolgreiche Manager, Politiker, und allgemein Menschenführer ausmachen, und die gute von mittelmässigen Rechtsanwälten unterscheiden.
A.G. nach Volksmund

Der "Wahre Lügner" , der "pseudos alaethaetes" , ist ein besonders gelungener , ist ein besonders gelungener Topo-Tropos der Philosophie des Platon, siehe "Hippias Minor" . Liessmann (2000, p. 22):
Das Verhältnis der Menschen untereinander ... ist gekennzeichnet durch Täuschung, Verführung und Verzerrung.
Siehe auch Baruzzi: PL. Die Mythologie der Griechen hat uns den Ur-Ober-Erzpatron aller Lügner überliefert: Odysseus. [156] Platon verachtete zwar die Homerischen Epen, die bis dahin im antiken Griechenland die Grundlage des Bildungskanons der aristokratischen Elite waren, und er formulierte seine Philosophie explizit als Alternative dazu, aber zu diesem Ur-Topo-Tropos konnte er nichts hinzufügen, oder etwas verbessern, das nicht schon in den Homerischen Epen angelegt war. In Anklang an das Zentralthema der Verschleierung aus der Odyssee, findet sich für die "Philosophie der Lüge" in der Noologie das Thema der Kalyptologie. [157] Platon verachtete und verfolgte die Sphisten und versuchte sie aus dem Pantheon des abendländischen Denkens zu vertreiben, das ist ihm und in der Nachfolge von Augustinus auch mehr oder weniger gelungen, aber zu welch furchtbaren Preis! Denn ohne die Lüge und die Täuschung ist die Intelligenz wie das Spiegel-Ei ohne Ei. Der lógos entsteht erst in der Vor-Spiegelung und durch die Ver-Spiegelung (pseudos / eidos), und daher ist es sinnlos, sich ein Urbild vor-zu-stellen. Die idea ist eine Phantasmagorie.

2.2. Einleitung

Mit dieser Betrachtung zu "Wahrheit und Lüge im a-moralischen Sinne" nehme ich den Denkfaden von Nietzsches kleinem Früh-Werk "Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne" (WLA) [158] wieder auf. Dazu eine kurze Erklärung.

Nietzsche schrieb dieses Opusculum 1873, mit 29 Jahren, damals war er noch Professor in Basel, aber seine Krankheit hatte sich schon massiv als Störfaktor in sein tägliches Lebens eingenistet. Er veröffentlichte es nicht, und es gehört daher zu seinen Nachlass-Schriften. Der "Zarathustra" erschien zwischen 1883 bis 1885. Kurz darauf folgen seine grossen polemischen Werke: "Jenseits von Gut und Böse" (1886), "Zur Genealogie der Moral" (1887), "Der Antichrist" (1888), "Die Götzendämmerung" (1889). Im selben Jahr erlitt er seinen finalen Zusammenbruch, von dem er sich nicht mehr erholte. Er starb am 23.8.1900.

Nietzsche hatte in der kurzen Schaffensphase nach dem "Zarathustra" in den folgenden Werken ausgiebig gegen die Moral und Doppel-Moral und die kleinen und grossen Lebenslügen seiner christlichen Herkunfts-Gesellschaft polemisiert. [159] Als Sohn eines protestantischen Pfarrers hatte Nietzsche in seiner Jugend ausreichend Erfahrungen mit der Frömmelei, Heuchelei und der Scheinheiligkeit gemacht, die zum Lebensstil so vieler der "Professionellen" der Religion gehören. In seinem Schaffen bemühte er sich, gegen diese Lebenslügen seine Polemiken aufzu- werfen und aufzu- stellen, ohne sich davon aber loslösen zu können, oder irgendeine Befreiung davon erlangen zu könnnen. Sein Haupt-Werk Zarathustra [160] war der Versuch eines solchen "Befreiungsschlages" , aber darin scheiterte er gründlich, zumindest was seine eigenen Lebens-Probleme betrifft.

Mit der Moral hatte Nietzsche sich also ausreichend beschäftigt. Der Titel seiner Schrift "Im außermoralischen Sinne" bedeutet in der Rückschau des Lebenswerks Nietzsches, dass er alles moralin-saure des christlichen Lebens-Gewebes in seinen Werken abgehandelt hatte, und nun wäre es an der Zeit gewesen, dass er sich grundlegenderen Problemen der Wahrheit an Sich und der Lüge als unverzichtbares Element der Lebenspraxis zuwendete. Dazu kam es leider nicht mehr, weil er inzwischen dement geworden war. [161] Vaihinger (1913) griff in seiner Philosophie des "Als Ob" diese Linie wieder auf, und ich möchte hier IMHO meinen Beitrag zum Weiterspinnen dieses Fadens anbieten.

2.3. Konstruktive Illusionen und nützliche Fiktionen

Der Hauptteil von Nietzsches Argumentation in WLA ist seine Betrachtung über die Unwirklichkeit der Begriffe, die wie ein Treibsand sind, und trotzdem schafft es die Wissenschaft, auf diesen Treibsand ihr imposantes "ungeheures Gebälk und Bretterwerk der Begriffe" aufzubauen, das auch noch in sich haltbar und stabil ist.

In seiner Schlussbetrachtung von WLA behandelt Nietzsche kurz bestimmte Charaktertypen des Menschen (der vernünftige und der intuitive Mensch). Ich möchte das umformulieren und lieber von trocken-sachlichen Pessimisten und imaginativenOptimisten sprechen. Dann können wir sagen, dass der Pessimist im strengeren Sinne die Wahrheit genauer sieht als der Optimist. Nietzsche nahm die Sichtweise des Pessimisten ein, womit er wohl recht hatte, aber die Wissenschaft schert sich nicht um die Fiktionalität vieler ihrer Denk-Konstrukte sondern setzt sie produktiv ein. Das hatte Vaihinger (1913) in seinem Werk herausgestellt. Es sind Fiktionen, aber sie haben dennoch praktischen Wert und Nützlichkeit.

Da der Mensch durch sein Handeln kontinuierlich Realität schafft, hat der imaginative Optimist mit seiner positiven Lebenseinstellung eine gute Chance, durch Handeln die Realitäten in eine ihm genehmere Form zu bringen, als wenn er sie nur passiv rezipiert und ob der offensichtlichen Widrigkeiten verzagt. Dies lässt sich wohl mit Berechtigung von Projekten sagen, die die gemeinsame Anstrengung vieler Menschen über längere Zeit erfordern. Neben dem puren Zwang ist es auch die Schaffung einer konstruktiven Illusion , die man Vision nennt, mit der die grossen Führer ihre Gefolgschaft dazu brachten, ihre Lebenszeit und öfter auch ihr Leben, solchen Projekten zu widmen, die weit jenseits der vorstellbaren Wirklichkeit des Einzelnen lagen.

Es gibt nur ein Kriterium, woran es sich messen lässt, ob es eine Vision war oder eine Phantasmagorie, die eine weit in die Zukunft reichende Handlungskette auslöst: Der Erfolg . Deshalb ist ein Wahrheitsbegriff, der sich nur an der Rückschau in die Vergangenheit des Faktum (des Getanen) ausrichtet, ist ungeeignet für die Betrachtungen der gesellschaftlichen Existenz.

Allerdings, Visionen grosser Projekte sind Hypotheken auf die Zukunft, für die irgendwann eine Bezahlung eingefordert wird. In seiner bekanntesten Ausprägung ist es der Zins und Zinseszins , ein Mechanismus, der sich in der augenblicklichen Phase des globalen Hyperkapitalismus in immer rasendere Spiralen hochschraubt. Und man kann einen Kredit plus Zinsen nur dann abzahlen, wenn man irgendwo einen Mehrwert herausholen kann. Früher gab es da ein endlos scheinendes Reservoir an natürlichen Ressourcen. Diese sind aber heute entweder aufgebraucht, [162] oder das Wachstum droht an anderen Engpässen zu scheitern, wie Umwelt-Verschmutzung und Überbevölkerung.

2.4. Einige Begriffsklärungen

2.4.1. Lüge und Wahrheit, Pseudos / Eidos / Idea
"Lüge ist bewusste und willentliche falsche Aussage" (Baruzzi: PL, 28). Diese Definition stammt von Augustinus. In der Definition ist das Wort "falsch" die Negation der Wahrheit, und impliziert, dass der Lügner die Wahrheit schon kennt.

Was aber die Wahrheit ist, das wissen im Gefolge von Augustinus nur die Theologen, und der Papst, denn die Wahrheit ist bei Gott, und Gott ist die Wahrheit (Hegel 1969, 33), und eigentlich sollte diese Wahrheit dann im Wort Gottes, der Bibel, auch zu finden sein, aber ach, wenn man dieses Buch aufschlägt, findet man Seite auf Seite immerzu nur Widersprüchlichkeiten. [163] Das "tolle lege" des Augustinus [164] ist wohl nur von dem nachzuvollziehen, der dazu die nötige Armut im Geiste mitbringt, die Torheit, oder den Glauben. "For all the rest of us" [165] ist dieser Weg leider nicht nachvollziehbar. Also halten wir uns an die Lüge. Nach Augustinus ist diese heute immer noch gültige Definition in kommunikations-theoretischer (Um-) Formulierung:
Lüge ist die Aussage (bzw intentionale Kommunikation) des Kommunikationspartners A, die dem/den Kommunikationspartner(n) B (C, D, ...) bewusst (willentlich, intentional) und meist zum Zweck (ziel-orientiert, teleo-logisch) der Erlangung des eigenen Vorteils von A, falsche (pseudo) und verdrehte (en-tropia) Darstellungen des faktisch Gegebenen vorzumachen (fingere, fingieren, Fiktion) .

Das Spannungsfeld von Pseudos und Eidos gibt eine passende Illustration, wie im Semantischen Rhizom [166] des alt-griechischen Denkens zwei irgendwie ähnlich klingende Terme mit einem auffallenden phonetischen Unterschied den spezifischen Gegensatz der zu benennenden Dinge markieren: Pseudos ist die Lüge, eigentlich das Trugbild, (Vor-/Ver-) Spiegelung, Fata Morgana , Phantasma. Im altgriechischen Denken machte man noch keinen Unterschied zwischen der unwillkürlichen (Selbst-) Täuschung, und der geplanten und mit Vorbedacht entworfenen Lüge. Das wahre, richtige, und korrekte Bild aber ist das eidos. Es ist aber nur das Bild, und nicht das Ding an Sich, die idea. Diese feine Unterscheidung eines im semantischen Rhizom des griechischen Denkens schon enthaltenen dritten Falls macht schon klar, dass alle Darstellungen, und damit handelt es sich um alle semantischen (bedeutungs-vermittelnden) Konstrukte, nur Ab-Bilder sein können, die nur approximativ an die Wahrheit der idea herankommen können, und auch nie den Anspruch erheben können, (absolute, reine) Wahrheit zu sein. (Glossar: Ontologie) Die Wahrheit residiert im Platonischen Himmelreich der reinen Ideen, und auf irdischen Gefilden hat sie nichts zu suchen, dort können wir nur mit Bildern handeln. Daher ist das Thema der "reinen Wahrheit, und nichts als der Wahrheit" im altgriechischen Denken bis hin zu Platon schon abgehandelt. Man kann von ihr immer nur als Fiktion, also in Form von Hypo-Thesis (Vaihinger) reden, und nur "so tun als ob" (Vaihinger). Das ändert sich im vollen zivilisatorischen Ernst mit Augustinus, der wie schon gesagt, die "absolute Wahrheit" einführte, denn die ist bei Gott (was auch nicht so verschieden ist, vom Platonischen Himmelreich der reinen Ideen), aber der gewagte "Sprung" im Denken ist nun, wie sie in die Hl. Schrift kommt, und von wem sie ausgelegt werden darf, denn für das Denken des Idiota, des Laien, oder des Common Sense -Gebildeten, enthält die Hl. Schrift nur Widersprüchlichkeiten.

2.4.2. Wahrheit / Lüge / Semantisch / Pragmatisch
Die folgenden Definitionen sind hier nicht als philosophisch letzt-gründige Erklärungen gedacht, sondern als grobe Anhaltspunkte, um anzudeuten, wovon hier die Rede ist.

Wahrheit be-deutet: Interpersonal kommunikativ korrekte Aussage über das faktisch Gegebene.

S.a. die Korrespondenz-Theorie:
Wahrheit ist Korrespondenz von Aussagen mit Dingen (pragmata).
Baruzzi: PL, 173, 178
Veritas est adaequtio intellectus et rei.
Baruzzi: PL, 174

Richtig nennen wir das Vorstellen, das sich nach seinem Gegenstand richtet. Man setzt seit langem diese Richtigkeit des Vorstellens mit der Wahrheit gleich, d.h. man bestimmt das Wesen der Wahrheit aus der Richtigkeit des Vorstellens. ...
Urteilen ist: richtiges Vorstellen.
Heidegger, WHD, p. 14

[Die Aufgabe der Philosophie...] Eine sinnige Betrachtung der Welt unterscheidet... was von dem weiten Reiche des äussern und innern Daseins nur Erscheinung, vorübergehend und bedeutungslos ist, und was in sich wahrhaft den Namen Wirklichkeit verdient... so ist ihre Übereinstimmung mit der Wirklichkeit und Erfahrung notwendig. Ja diese Übereinstimmung kann für einen wenigstens äussern Prüfstein der Wahrheit einer Philosophie angesehen werden...
(Hegel 1969, p. 38)

Lüge be-deutet: bewusste und willentliche falsche Aussage (über das faktisch Gegebene).

Semantisch be-deutet: In Bezug auf die Be-Deutung.
Pragmatisch be-deutet: In Bezug auf die praxis, das Handeln.
Sinn be-deutet: Der Sinn .

Die Be-Deutung ist wiederum eine Be-Deutungs-Facette aus dem Semantischen Rhizom des tiefgründigen deutschen Wortes "Sinn" .

2.5. Wirk-lichkeit und Wahr-Nehmung

... und das Entstehen unterschiedlicher Standpunkte
@ :WAHR_NEHMUNG
2.5.1. Wahr-Nehmung, Prä-Selektion und unbewusste Wertung
Die Wahr-Nehmung und Wertung von Wirk-lichkeit ist abhängig von dem jeweiligen Standpunkt des Beobachters, und dies ist in anderen Worten, eine Wertung.

Der deutsche Begriff Wahr-Nehmung führt leicht in eine Denkfalle: Phänomenologisch gesprochen, ist es die Empfindung, die immer wahr ist: Man kann eine Empfindung nur auf eine Weise haben, nämlich so wie man sie hat. Aber über die Ursachen der Empfindung kann man sich täuschen, und das passiert auch oft. (Bei Whitehead, "Process and Reality" gibt es ein ähnliches Konzept: das "feeling" ). Eine unreflektierte Verwendung des Begriffs "Wahr-Nehmung" impliziert ungerechtfertigt schon das Ergebnis von etwas "Wahren" , das man ja erst am Ende eines Erkenntnisprozesses erwartet.

Die "Wahr" -nehmung ist Wertung in zweierlei Hinsicht:
1) Biologisch. Das sensorische neuronale Instrumentarium macht qua autonomer Filterfunktionen schon eine sehr selektive Auswahl aus der Unzahl von Sinneseindrücken, die wir erhalten, um uns ein Bild der "Sensorisch vermittelten Realität" zu fabrizieren. Andere Lebewesen haben (vermutlich) durch ihr verschiedenes Sensorium auch eine ganz anderes Erleben der Realität (Nietzsche: WLA und heutige Naturforschung). [167]

2) Kulturell moduliert. Was man "wahr-" nimmt, hängt genauso von der Vorerfahrungen des Beobachters ab, also was man aufgrund von Training und ethnischer und psychischer Wahrnehmungs-Schwellwert-Funktionen unterscheiden kann. Ein Beispiel ist etwa die Interpretation von Röntgen- oder Ultraschall-Bildern im medizinischen Bereich, oder die Wahrnehmung von Affekten, Akzenten, Kleider-Besonderheiten, Tics und anderer Besonderheiten an einer Person.

2a) Ein Beispiel für eine rassische Wahrnehmungs-Schwellwert-Funktion:
Chinesen und Japaner unterscheiden sich voneinander in bestimmten Merkmalen, die sie als Angehörige der jeweilig anderen Gruppe kenntlich machen. Nicht-Asiaten, also Europäer und Amerikaner können Chinesen und Japaner dagegen kaum unterscheiden, womit man die jeweilig anderen tief beleidigen kann, wenn man sie für eine/n Angehörige/n der reweilig anderen Rasse hält.

2.5.3. Die Wirk-lichkeit der Natur-Wissenschaft

Wirklich ist, was messbar ist
Max Planck, nach PL 148

Der (natur-) wissenschaftliche Beobachter ist mehr oder weniger auf den Standpunkt festgeschrieben, den Max Planck formuliert hat. Aber schon 300 Jahre früher hatte Galileo etwas ähnliches, aber vorsichtiger formuliert: "Das Buch der Natur ist in der Sprache der Zahlen geschrieben." Es muss daher auch in der Sprache der Zahlen (ab-) gelesen ie. gemessen werden. Immerhin macht Galileo da keine apodiktische und normative Aussage über das was ist (philosophisch streng genommen über das Wesen, und das Sein der Dinge ), sondern nur darüber wie sie (im Rahmen der wissenschaftlichen Methode) zu interpretieren sind. Damit setzt Galileo so etwas wie einen Normenkodex des wissenschaftlichen Diskurses, und ohne so ein Normensystem wäre ein interpersonell stabiler Diskursvorgang über mehrere Jahrhunderte auch kaum möglich. Noch früher vor 2500 Jahren hatten die Pythagoräer ein ähnliches Prinzip so formuliert: "Das Wesen der Dinge ist die Zahl". Auch hier machte man eine normative (aber mehr mythisch gefärbte) apodiktische Aussage über das Wesen der Dinge, und zwar so krass, dass es für den gesunden Menschenverstand (Common Sense) kaum nachzuvollziehen ist.

Noch weitergehend, sind Aussagen wie die von Planck auch (recht willkürliche) normative Eingrenzungen dessen, was und wie man überhaupt etwas wahr-nehmen kann. Wissenschaftler müssen sich in ihrem professionellen Schaffen daran gewöhnen, die Dinge und damit auch die Welt durch genau diese Brille zu sehen. Wenn sie vergessen, dass das eigentlich nur ein Normensystem für den innerwissenschaftlichen Diskurs sein sollte, vergessen sie allzu leicht, dass die Welt noch aus anderen Perspektiven gesehen werden kann und auch sollte.

2.5.4. Unterschiedliche Standpunkte zur Wirk-lichkeit
Das folgende Bonmot bietet eine Auswahl unterschiedlicher Standpunkte zur Wirk-lichkeit, die zu Aussagen über den "Stand der Dinge" führen, die alle irgendwie wahr sind. Aber anhand der Gegenüberstellung ist es leichter zu sehen als im normalen Leben, dass solche Aussagen einseitig bzw. restriktiv sind.

Der Optimist: Das Glas ist halb voll.
Der Pessimist: Das Glas ist halb leer.
Der Ingenieur: Das Glas ist doppelt so gross als notwendig wäre.
Der Philosoph: Das Glas hat 50% Aktualität und 50% Potentialität.
A.G., nach Volksmund

Im Gegensatz zum einfachen Dualismus von Optimist und Pessimist, der in der volkstümlichen Version erzählt wird, liegt hier eine vierfache Unterscheidung (nach impliziten Kriterien) der Wahr-Nehmung von Wirk-lichkeit vor. Demzufolge ergibt sich auch die vierfach- andersartige Beschreibung des sachlich korrekten Standes der Dinge. Man könnte versuchen, den Standpunkt des Ingenieurs wieder aus dem Feld zu schlagen, und behaupten, dass "der Stand der Dinge" nichts damit zu tun hat, was sie "sein sollten". Aber bei genauerer Analyse sehen wir, dass der Begriff "voll" und "leer" genau die Intentionen, "wie oder was die Dinge sein sollten" semantisch versteckt . Die Sichtweise und Bewertung des Optimisten und Pessimisten ist logisch vom gleichen Erwartungswert der "Fülle" vorherdeterminiert. Der Philosoph kann dieses Spiel nur eine Runde weiterspielen, indem der die "Fülle" in einen höheren Abstraktionsgrad hebt, und dies mit Aktualität und Potentialität markiert. Die Aktualität ist der Grad der Er-füllung des Zwecks (die en-telechie) [168] des Geräts, nämlich ge-füllt zu sein. Oder auch: das Wesen des Glases ist eher darin zu suchen, dass es ge-füllt ist, nicht aber, dass es aus einer Schmelze von Quarz und Pottasche gefertigt ist. Deshalb wird jeder gut sortierte Haushaltswarenladen das Glas in einem Regal nahe bei den Tassen und bei den Bechern einsortieren, und nicht aber bei den Spiegeln.

Ergänzend lässt sich noch bemerken, dass der sittlich-schickliche Füllgrad eines Glases sehr (ethnisch) Normen-abhängig ist. Bei Wasser ist es etwa 7/8, bei Wein 2/3, bei Champagner 1/2, bei echtem Cognac ist es 1/7, und die grosse Ausnahme dazu setzt der russische Brauch : Ein Wodka-Glas muss immer 10/10 voll sein.

Anhand dieser kleinen Diskussion kann man schon einen Geschmack dafür bekommen, dass "die reine Wahrheit und Nichts als die Wahrheit" schon in ganz einfachen Situationen ziemlich schwer zu erfassen ist.

Es ist die kritische Frage bei einseitigen (restriktiven) Aussagen, die Wahrheit(s-Gehalt) beanspruchen, ob eine einseitige Wahrheit überhaupt Wahrheit genannt werden darf, und welche Folgen das für ganze Wahrheitsgebäude hat, die auf solch einseitigen Prinzipien aufgebaut sind. (Wie etwa die Naturwissenschaften). Weiterhin stehen solche Wissensgebäude ja nicht im leeren Raum, sondern im Sinn- und vor allem Handlungs- Zusammenhang einer Gesellschaft, und die konsequent anschliessende Frage muss daher lauten: Was für Folgen ergeben sich in einer Gesellschaft, wenn diese sich in ihren politischen Handlungen einseitig auf solche restriktiven Wahrheitssysteme stützt?

2.5.5. Wahrheit, Zeit und Meso-Kosmos
Der "Stand der Dinge" ist eine Hypostasierung (Vaihinger) nach der man so tut "als ob" sich die Dinge auf irgendeinem Stand festhalten liessen. Für die Gegebenheiten des Mesokosmos, also der Dinge der menschlichen Lebens- und Arbeits-Welt (Häuser, Bäume, Berge, Flüsse etc.) lassen sich mit guter Näherung Aussagen über einen solchen Stand machen, weil im Rahmen der menschlichen Aufmerksamkeits- und Lebens-Spanne tatsächlich eine gewisse Konstanz herrscht, über die man auch berichten kann.

Problematischer wird es bei makrokosmischen Dingen wie fernen Sternen. Wenn die Dinge sich in menschlich unübersehbaren Zeiträumen nicht verändern, hat es keinen Sinn, etwas über einen Stand zu sagen, weil sowieso alles auf "ewig" gleich bleibt. Die Astronomie behauptet zwar, dass auch die fernen kosmischen Gebilde in unaufhörlicher, und ungeheuer schneller Bewegung sind, aber davon ist hier & heute nichts spürbar.

Ebenso problematisch ist es im Mikrokosmos, wo sich die Dinge sehr viel schneller ändern als jede menschliche Wahrnehmung und Aussage dem nachkommen könnte. Hier hilft nur der Verweis auf die Statistik, die grosse Zahl und die Wiederholbarkeit, nach der sich die Dinge in immer denselben Mustern wieder reproduzieren lassen.

2.6. Wahrheit und Lüge nach Nietzsche

Die widernatürliche Moral, das heisst fast jede Moral, die bisher gelehrt, verehrt und gepredigt worden ist, wendet sich umgekehrt gerade gegen die Instinkte des Lebens.
Nietzsche, Götzen-Dämmerung, Moral als Widernatur. 4, 5, 6
2.6.1. Differenz von ausser-moralisch / a-moralisch / un-moralisch
... were the treatment of the insane in early Biblical times on the same scientific plane that it is to-day, the Bible would never have been written.
Havelock Ellis
(URL) (LOC_DVD) www.positiveatheism.org/hist/lewis/lewun01.htm

Wenn es im Jahre 1800 schon Haldol und Tabor gegeben hätte, wären die Werke Hegels der Menschheit erspart geblieben.
AD

Sex is hereditary. If your parents never had it, chances are you won't either.
JOSEPH FISCHER
(LOC_DVD)

Die folgende Diskussion basiert auf Nietzsches Absatz "Moral als Widernatur" in der "Götzen-Dämmerung" [169] Ich setze einen kleinen feinen Unterschied zwischen den Begriffen ausser-moralisch, a-moralisch, und un-moralisch.

Ausser-moralisch, wie Nietzsche es in WLA gebraucht hat, soll hier bedeuten: Betrachtet unter den Vorzeichen, die nicht unter Moral-Geboten stehen. Dies gild insb. für die (Natur-) Wissenschaft. Erwähnenswert ist, dass WLA eine Jugendschrift Nietzsches ist, zeitlich danach folgte der Zarathustra, und erst danach schrieb er seine polemischen Werke gegen die herrschende christlich geprägte Moral des Abendlandes.

A-moralisch soll hier bedeuten: Ausserhalb jeder Moral stehend. A-moralisch ist Nietzsches Übermensch, also der, der gemäss dem "Zarathustra" den "letzten Menschen" übersteigen sollte. [170] Nietzsche verwendet dafür in dem Text "Götzen-Dämmerung, Moral als Widernatur" auch den Begriff des "Immoralisten".
Für einen "normalen" Menschen ist es unmöglich, a-moralisch zu sein, er kann bestenfalls un-moralisch sein und handeln, oder wie es meist passiert, ein Doppelleben führen und öffentlich moralisch posaunen, aber im Versteckten dann umso heftiger die propagierten Gebote übertreten. [171]

Man kann die Werke des Herrn DeSade als Un-Moralisch bezeichnen. Immer da wo eine Ekel-, Scham-, Peinlichkeits-, oder Angst-Grenze sichtbar ist, bemüht sich Herr DeSade mit seinen Protagonisten, diese Grenze zu überschreiten. Ähnliches wird heute ganz banal und alltäglich in den zahllosen TV-Reality und Enthüllungs- Shows zelebriert, und ähnlich wie bei DeSade geht das trotz aller Peinlichkeiten und Unsäglichkeiten immer noch schön gesittet und artig vor, denn man erzählt höchstens darüber, aber darstellen und ausführen tut man wenig. Denn die Selbstzensur der Fernseh-Medien filtert sorgfältig alle expliziteren und brutaleren Darstellungsmöglichkeiten aus. [172]

Es ist ungefähr so, wie mit dem (Gott-) Glauben und dem A-Theismus. Der A-Theismus bemüht sich, alle Reflexe und Reflexionen des Theistischen zu überschreiten und überwinden, aber im Endeffekt ergibt sich durch diese Bemühung der Negation (eines vorhandenen Kanons des Göttlichen) dessen Verstärkung der (Af-/Con-) Firmation . [173] Das Un-Moralische verstärkt nur die Grenz-Ziehung des Moralischen, und stärkt im Endeffekt den Zusammenhalt der Moralischen Konsens-Gemeinschaft. Das A-Moralische ist dagegen ein pures "Als Ob" , eine Chimäre, ein Pseudos, und eine Lüge. Das A-Moralische kann nur als Grenzwert gedacht werden, weil jeder Mensch qua seiner sozialen Im-Prägnierung immer auch Moral hat, ob er das nun mag oder nicht. Moralin-Prägung ist wie man im Englischen sagt: dyed in the wool. Man kann tun und lassen was man möchte, man wird es nicht mehr los.

2.6.2. Die Umwälzungen der Moral in den 100 Jahren nach Nietzsche
In den ca. 100 Jahren seit Nietzsches Tod haben sich viele Veränderungen im moralischen Gewebe der abendländischen Gesellschaften zugetragen. Heute würde eine Polemik gegen die christliche Moral nur ein müdes Schulterzucken hervorrufen. Die gesellschaftlichen, politischen, medialen Veränderungen der letzten 100 Jahre haben schon längst alles unter- und um-gegraben, was Nietzsche damals noch als festes Gesellschafts-Normen-Gefüge vorfand, und gegen das er hilflos rebellierte, und vor dem er sich nur noch in den Wahnsinn flüchten konnte. Freud, der seine Arbeit um 1890, also zur Zeit von Nietzsches Siechtum und Tod begann, [174] nahm die Herausforderung an, an der Nietzsche zerbrach, und schuf seine Wissenschaft des Unbewussten. Diese offenbarte eine klaffend grosse Kluft im Leben der Menschen: man kann sagen, das Unbewusste ist die Dunkelkammer, in der sich all die Lebenslügen entwickeln können, und in der sie ihre rechtmässige Heimat finden, die sich zwischen den gelebten Lebenspraxen der Menschen und den Leitvorstellungen der gesellschaftlichen Moral auftaten, und die nicht wahrgenommen werden dürfen. In den ca. 50 Jahren nach Nietzsches Tod nahm die Ethnologie [175] (oder kulturelle Anthropologie) ihren Aufstieg und brachte die systematische Erforschung der Denk- Empfindungs- Werte- und Normensysteme (Ethoi) fremder Völker (bzw. Ethnien), deren Strukturen sich z.T. erheblich von den westlich- abendländischen Normensystemen unterschieden, die zwischen Platon, Aristoteles, Augustinus und Kant die Grundlage der philosophischen Ethik bildeten. [176] So bildete sich auch bald eine Denkrichtung der Ethnopsychoanalyse, [177] die das Thema des Unbewussten vom individual-Psychologischen auf die Ebene von Kollektiven übertrug. Die kommunikativen Revolutionen der Medientechnologie begünstigten den Aufstieg der Super-Demagogen am Anfang des 20. Jh., wie Lenin, Mussolini, Hitler (bzw. Goebbels), Mao etc. Ab den 1950ern setzte dann die nächste Medien-Revolution ein, das Fernsehen, das völlig neue Gestaltungs-Räume und Möglichkeiten im Umgang mit Wahrheit und Lüge brachte. Seitdem werden Politiker-Wahlen dadurch entschieden, wer am telegensten ist. Letztlich findet diese Betrachtung ihr vorläufiges Ende mit dem seit den 1990ern herangebrochenen Zeitalter der globalen Medien-Vernetzung über Computer, wodurch sich wiederum ungeahnte Perspektiven ergeben in der Gestaltung dieses philosophischen Urstoffs, der Wahrheit, und seines Antagonisten, der Lüge.

2.6.3. Die wesentlichen kulturhistorischen Markierungspunkte
Unsere Betrachtungen von Wahrheit und Lüge spannen ihren Bogen über ca. 3500 Jahre. Sie nehmen ihren Ausgang bei den grossen Kultur- fundierenden Texten des Abendlandes:

1) Der Illias und Odysee des Homer, mit der Einführung der grossen Heldentaten des Ober-Erz-Patrons aller Lügner: Odysseus.

2) Der Bibel, wobei hier die Unterschiede zwischen der jüdischen Torah (Altes Testament, -500) und den christlichen Evangelien NT (Neues Testament, +100) besonders gewürdigt werden sollen. Die Torah ist Semitisch-Jüdisch- Babylonisch, aber das NT ist durch und durch178, aber das NT ist durch und durch [178] Hellenistisch.

3) Den griechischen Philosophen, die die Suche nach der Wahrheit zum Leit-Thema ihrer Arbeit und aller Philosophen nach ihnen machten: Parmenides, Platon, Aristoteles. (-500 ... -300)

4) Dem römischen Philosophen Augustinus (+400), der IMHO der spiritus rector für das Wahrheits- und Moral-Verständnis der christlich- abendländischen Kultur der nächsten 1500 Jahre war.

Es ist nicht Ziel der vorliegenden Arbeit, all dieses Material wieder durchzusortieren und neu zu präsentieren. Dies ist auch schon oft genug von anderen, berufeneren Geistern (mit venia legendi ) geleistet worden. Deshalb wird die Schrift PL als Basis angenommen, mit Vaihinger (1913) für weitere Vertiefungen.

Die wesentlichen Fundierungen des neuzeitlichen Wahrheitsbegriffs wurden zwischen 1600 und 1800 geleistet:

5) Die Philosophen der Neuzeit, die die wissenschaftlichen Wahrheitsnormen prägten (etwa Descartes) und die Ethik dem Gedankengut der Neuzeit anpassten (Kant). Weiterhin können wir hier einige Denker listen, die mithalfen, die modernen Gesellschafts- , Staats-, Politik- und Wirtschafts- Ethiken zu formulieren, die die Läufe der Welt bis ca. 1950 bestimmten: etwa Machiavelli, Hobbes, Adam Smith, Hegel, Marx, Lenin, Mao. [179] Auch hier wird wesentlich auf PL und Vaihinger (1913) Bezug genommen.

6) 1789 brachte die Französische Revolution den ersten Zusammenbruch des alteuropäischen Ethos-Systems von aristokratisch-klerikaler Macht und Herrschaft, welches ca. 120 Jahre weiter bröckelte, und dann 1918 endgültig zerbrach.

7) Zu Ende des 19. Jh. leistete dann Nietzsche seinen Beitrag zur Erschütterung des festgefügten alteuropäischen christlich-abendländischen Denk- Werte- und Normensystems, das dann 1918 zersprang.

8) Anfang des 20. Jh. (1880-1900) kam Freud und die Lehre vom Unbewussten.

9) Ab 1950 setzten verschiedene Entwicklungen ein, die zusammenfassend als Postmoderne bezeichnet werden können. Das Erbe Nietzsches wurde vollendet, und die abendländische Denkordnung der Rationalität wurde vollends dekonstruiert.

10) Ab ca. 1990 setzte eine starke Strömung "zurück zu den alten Werten ein", die Bewegung zurück zum Fundamentalismus. Karol Wojtyla mag auf christlicher Seite als Beispiel dafür stehen, G.W. Bush in USA, und die islamischen Fundamentalisten auf ihrer Seite der Welt.

2.6.4. Das Thema des Freud'schen Unbewussten
Die einfache bipolare Unterscheidung (Dualismus) zwischen Wahrheit und Lüge, die Augustinus als erster rein römisch denkender unter den christlichen Philosophen eingeführt hatte, brachte zwar in den folgenden Jahrhunderten einigermassen geordnete Verhältnisse, aber dafür umso mehr Gewissensqualen für die armen sündigen Christenmenschen. Die hatten zwar immer das Bild der Reinen Wahrheit vor Augen, die bei Gott ist, und die aus Gott spricht, aber mit der ungeordneten Welt der Menschen war das alles nicht so leicht zu vereinbaren. Wo es Moral gibt, da gibt es Doppel-Moral und Verdrängung und Lebenslügen. Freud zerbrach mit seinen Arbeiten die Versiegelung, die über der Lebenslüge der (christlichen, Augustinischen) Sexual-Moral gelegen hatte. Darüber hinaus öffnete er mit seinem Thema des Unbewussten einen Denkraum, in dem sich das entfalten konnte, wovon man vorher nicht einmal lügen konnte, weil man es gar nicht denken, bzw. sich explizit vorstellen konnte. Das Thema des Freud'schen Unbewussten ist also darüber zu sprechen, worüber man qua Sozialisation und Imprägnierung sowie Verdrängung nicht sprechen kann, ausser in seinen Träumen.

Man kann das Freud'sche Unbewusste in zwei grundlegende kategorielle Phasen unterteilen:

1) Die Phase der vor-bewussten Prägungen oder Im-Prägnierungen
Alles, was in der Kindheit vor dem ca. 6.-10. Lebensjahr an prägenden Erfahrungen stattfand, an die man sich später nicht mehr erinnern kann, weil das Erinnerungsvermögen von der schon vorhandenen Persona abhängig ist. Die Persona bildet sich aber erst durch solche Prägungs-Erfahrungen. Hier finden wir auch Erfahrungen, die das kindliche emotionale Fassungsvermögen sprengen, wie z.B. die Freud'sche Urszene und frühkindliche Missbrauchs-Erfahrungen. Die vor-bewusste Prägung oder Im-Prägnierung (dyed in the wool) ist aber vor allem der Prozess des mit-der-Muttermilch-Aufnehmens des ethnischen (kulturellen) Wertesystems, des Ethos. Diese Prägung ist im späteren Leben nicht mehr (aus-) zu löschen, und kann höchstens überlagert und vergessen werden.

2) Die Phase der Verdrängungen
Alles, was im späteren Leben nach dem ca. 6.-10. Lebensjahr mit dem schon vorhandenen moralin-sauren Prägungs-System nicht mehr vereinbar ist, und daher als Lebenslüge in das Unterbewusste abgeschoben wird.

2.7. Wahrheiten I., II. & III. Ordnung, Mittelbar und Un-Mittelbar

@ :WAHRHEIT_ORDNUNG
Was aber ist die Wahrheit?

Wir wollen uns dem Thema der Wahrheit aus Sichtweise einer Lebensphilosophie (oder Seinsphilosophie aus der Sicht des Menschlichen Er-Lebens) nähern. Hierbei können wir verschiedene Arten (oder Kategorien) von Wahrheit(s-Empfindung) aufstellen:

Wahrheiten I., II. & III. Ordnung, die man auch durch Unterscheiden von Mittelbar oder Un-Mittelbar, bzw diskursiv und intuitiv differenzieren kann.

Diese lassen sich mit den zugehörigen Fragestellungen determinieren:
Was ist die lebenswert richtige Antwort auf ... ?

2.7.1. Wahrheit I.Ordnung, die individuelle Wahrheit
Wer bin Ich?

Am Anfang aller Wahr-Nehmung steht das unmittelbare Empfinden von sich Selbst, das unreflektiert für Wahr genommen wird, und damit die Wahrheit I.Ordnung bedingt. Diese Selbst-Empfindung wird der Funktion des limbischen Systems zugeordnet.

Auf höherer Stufe der Reflexion stehen Erlebnisse von individueller un-mittelbarer Wahrheit, wie das Verhältnis von Individuum und Gott .
Im heutigen Kontext Maslowscher und ähnlicher psychologischer Vorstellungen heisst das vielleicht so:
Was ist meine persönliche Lebenswahrheit , nach deren Ver-Wirklichung ich in meinem Leben strebe, meine Selbst-Verwirklichung? Die Wahrheit des Lebens, das Lebenswerte eines Lebens wird an dem Grad der individuellen Selbst-Verwirklichung gemessen.

Die Frage der individuellen Selbst-Verwirklichung kann nur im Kontext des modernen europäischen (ie. nach-christlichen) Werte-Systems gestellt werden, in dem die In-dividualität [180] zum Zentralfaktor des Lebenszusammenhangs geworden ist. Sie ist in Lebens-Gewebe-Systemen der II. Ordnung nicht vorhanden, oder darf nicht gestellt werden.

Für die Philosophie und die Wissenschaft (III.Ordnung) ist die Wahrheit I.Ordnung ebenfalls keine Wahrheit, weil sie un-mittelbar ist. Die philosophischen und wissenschaftlichen Definitionen der Wahrheit fundieren aber auf der ver-Mittelbarkeit als Grundvoraussetzung. Ie. Wahrheit wird dort verstanden als (interpersonell gültige und korrekte) Aussage über den Stand der Dinge.

2.7.2. Wahrheit II. Ordnung, die kollektive Wahrheit
@ :WAHRHEIT_KOLLEKTIV
Was bin ich?
Was bin ich im Werte-, Normen-und Funktionszusammenhang einer Communitas oder eines Ethnos?

Diese Empfindung basiert auf der Selbst-Empfindung in der Widerspiegelung im Wir. Neurologisch wird hier ein bestimmter Typ von Neuronen angesetzt: Die Spiegel-Neuronen.
Siehe: V.S. Ramachandran: (LOC_DVD)

Die Zugehörigkeit zu einer Ethnie generiert ein oft unbewusstes Verständnis von "wahr" und "falsch" in Bezug auf die Bewertung des Habitus einer Person, ob (das Verhalten) diese/r Person sie als ein korrektes oder irgendwie deviantes oder gar kein Mitglied der Ethnie markiert.

Im Sinne des gesellschaftlichen Funktionszusammenhangs stellt sich die Frage:
Welche Rolle ist mir vom Leben bzw. vom Schicksal aufgegeben? Was wird von mir erwartet? Wie gut erfülle ich sie?
Hier finden wir menschheitsgeschichtlich herausragend die Chinesische Staatsphilosophie, wie sie in 2500 Jahren immer wieder neu definiert und interpretiert wurde, und die Indisch- Vedische Philosophie des Rita (Rta).

Das Leben des Menchen ist ein politisches (anthropos zoon politikon ), so hatten Platon und Aristoteles die gesellschaftlichen Voraussetzungen ihrer Philosophiesysteme verstanden. Ihre restliche Philosophie stand völlig integriert in und abhängig von dieser Voraussetzung, und kann ohne sie nicht gedacht werden. Die Wahrheit II. Ordnung ist der gesellschaftliche Sinn des (guten) Lebens, der eu-daimonia.

Die wesentlichen Unterschiede in den verschiedenen Philosophien des sozialen Lebens sind vor allem in der Bedeutung, und dem Wert, der der Individuellen Autonomie zugemessen wird. In stark kollektiv bestimmten Systemen wie dem Indischen, Chinesischen und Islamischen, wird das Lebenswerte eines Lebens an dem Grad der sozialen Erwartungs-Erfüllungswerte gemessen. Auch bei Platon (Politeia) und Aristoteles wurde dem politischen Kollektiv grössere Bedeutung zugemessen, als dem Individuum.

Wie unter I. Ordnung angedeutet wurde, ist in (den etremeren) Ethos-Systemen der II. Ordnung die Frage der I. Ordnung ein Tabu. Denn hier gilt das Rasenmäher-Prinzip: Wer zu weit herausragt, dessen Kopf wird abgeschnitten. Wer das Fundamental-Tabu der II. Ordnung übertritt, ist des Todes schuldig.

Heute drehen sich die tieferen Kulturkämpfe zwischen dem europäischen Ethos und dem islamischen und asiatischen um die Dissonanzen zwischen den Wahrheiten I.Ordnung und II.Ordnung. Besonders krass entladen sie sich im islamischen Fundamentalismus. Der Islam hat seine Gesellschafts-Ordnung II in das sakrosankte Wort Gottes eingebettet, den Koran und die Scharia. Daher ist aus dem Zusammenprall dieser unvereinbaren Ordnungen ein Kulturkonflikt unvermeidlich. Der islamische Fundamentalismus unterscheidet sich vom christlichen in einem entscheidenden Punkt: Nirgendwo in der Bibel steht: "Dies ist das Wort Gottes, du sollst es wörtlich und im buchstäblichen Sinne nehmen und lesen" (tolle lege ). Aber genau dies ist das Zentralmotiv der allgemein in (den meisten) islamischen Ländern gültigen Verständnis-Praxis des Koran.

"Fortschrittliche" islamische Denker wie Bassam Tibi riskieren immer noch die Fatwa, also die Todesstrafe, wenn sie den Fehler machen sollten, sich in einem fundamentalistisch islamisch bestimmten Land wie etwa Saudi-Arabien öffentlich auf die Strasse zu wagen und ihre Meinung dort zu verkünden. In vielen Fernseh-Aufnahmen bekommen wir seit Jahren immer wieder Bilder aus hunderten Glaubenskämpfer-Schulen in Pakistan, wo wir die Taliban (Koranschüler) eifrig damit beschäftigt sehen, den Koran auswendig zu lernen. Was aber keiner der Kommentatoren erwähnenswert findet, ist dass diese Schüler den Koran auf Arabisch auswendig lernen, ohne aber auch nur Wort dieser Sprache zu verstehen. So etwas ist für das westliche Denken schlicht undenkbar, markiert aber einen der tiefsten Unterschiede zwischen europäischen und islamischen Ideen vom (wahren) Glauben.

Das chinesische Wertesystem des Konfuzianismus und der Taoisten basiert ebenfalls auf den Gesetzen des Himmels , die sich in den irdischen Verhältnissen widerspiegeln. Die Staats- und Gesellschafts-Systeme des Konfuzius und der Taoisten basieren beide auf Prinzipien der universellen Harmonie, die von einer Entsprechung von Himmel und Menschenwelt ausgeht. Während die Taoisten gemäss ihrer Denktradition alles so vage und luftig-wolkig wie nur möglich formulierten, hatte Konfuzius seine Aufgabe hauptsächlich darin gesehen, diese zu kodifizieren und als Staatstheorie nutzbar zu machen, was im wesentlichen darin besteht, aus allgemeinen Prinzipien dann Recht und Gesetze zu machen, die von einem hinreichend geschulten Beamten-Apparat verstanden und angewendet werden können. Allerdings muss man hinzufügen, dass unter der Herrschaft von Shin Chi Huang-Di -200 alle konfuzianischen Texte verbrannt worden sind, und sie wurden von späteren Kaisern auf wundersame Weise "wiederentdeckt" , was möglicherweise darauf hindeutet, dass Konfuzius etwas ganz anderes geschrieben und gepredigt hatte, als was man heute über ihn liest.

Mit dem anscheinend unaufhaltsamen Machtaufstieg der Chinesen werden sich diese tieferen kulturellen Reibungsflächen wohl nicht mehr lange überkitten lassen.

2.7.2.1. Wahrheit, Ordnung IIa
@ :HABEN_SEIN
Was habe ich?

Dies wird ua. von Erich Fromm in "Haben oder Sein" thematisiert. Im Rahmen des westlichen Ethos der kapitalistischen Normen-Ordnung dreht sich alles um den Besitz.

Das "Was bin ich?" kann nur in Termen von "Was habe ich?" gestellt und beantwortet werden.

Dazu ein Zitat, in dem Johannes Heinrichs Erich Fromm zitiert, der wiederum Karl Marx zitiert:

Die Dinge werden als Waren erlebt. Die Beziehungen des Menschen zu sich selbst und zum Mitmenschen sieht Fromm unter der großen Überschrift „Entfremdung“, womit Hegel und Marx ja die Verstellung, das Unbewußt- und Unkenntlichwerden der Ursprungs-Beziehungen zwischen dem Menschen und der Welt seiner einer Produkte sowie seiner sozialen Sinnwelt bezeichnet hatten.

„Die Entfremdung in unserer modernen Gesellschaft ist fast total. Sie kennzeichnet die Beziehung des Menschen zu seiner Arbeit, zu den Dingen, die er konsumiert, zum Staat, zu seinen Mitmenschen und zu sich selbst“ (ebd., 90).
Das Hauptmedium für die entfremdeten Beziehungen der Menschen zu ihren Produkten wie zueinander ist das Geld. Fromm zitiert hier ausführlich den jungen Marx:

„Das Geld ... verwandelt ebenso sehr die wirklichen menschlichen und natürlichen Wesenskräfte in bloß abstrakte Vorstellungen und darum Unvollkommenheiten, qualvolle Hirngespinste, wie es andererseits die wirklichen Unvollkommenheiten und Hirngespinste, die wirklich ohnmächtigen, nur in der Einbildung existierenden Wesenskräfte desselben zu wirklichen Wesenskräften und Vermögen verwandelt... Es verwandelt die Treue in Untreue, die Liebe in Haß, den Haß in Liebe, die Tugend in Laster, das Laster in Tugend, den Knecht in den Herrn, den Herrn in den Knecht, den Blödsinn und Verstand, den Verstand in Blödsinn... Wer die Tapferkeit kaufen kann, der ist tapfer, wenn er auch feig ist... Setze den Menschen als Menschen und sein Verhältnis zur Welt als ein menschliches voraus, so kannst du Liebe nur gegen Liebe austauschen, Vertrauen nur gegen Vertrauen etc. Wenn du die Kunst genießen willst, mußt du ein künstlerisch gebildeter Mensch sein; wenn du Einfluß auf andere haben willst, mußt du ein wirklich anregend und fördernd auf andre wirkender Mensch sein. Jedes deiner Verhältnisse zum Menschen – und zur Natur – muß eine bestimmte. Dem Gegenstand deines Willens entsprechende Äußerung deines deines wirklichen individuellen Lebens sein. Wenn du liebst, ohne Gegenliebe hervorzurufen, das heißt, wenn dein Lieben als Lieben nicht die Gegenliebe produziert, wenn du durch deine Lebensäußerung als liebender Mensch dich nicht zum geliebten Menschen machst, so ist deine Liebe ohnmächtig, ein Unglück“ (K. Marx, 1971, S. 300f, zit. GA IV, 95 f).
J. Heinrichs (2001, S. 49-62), 3. Entfremdung und Geld, p. 14
(URL) (LOC_DVD) www.johannesheinrichs.de/pdf/Fromm.pdf

2.7.3. Wahrheit III. Ordnung, die Wahrheit der Dinge
Was ist Es?

Hier setzt die Wahrheits-Theorie der klassischen Philosophie und der Wissenschaft an. Es geht um den Zusammenhang und die Auseinander-Setzung der Dinge (pragmata) und der Aussagen, die man über die Dinge machen kann.

2.7.4. Schlussbemerkung
... zu dem Ordnungs-System von Wahrheiten I, II und III

Diese vorgestellte Ordnung ist eine etwas andere Darstellung der SUB-SEM-OBJ Triade. [181] Hier ist es etwas schärfer formuliert: Es handelt sich bei SUB-SEM-OBJ um "Wahrheits-Bereiche" . denn in jedem dieser Bereiche gilt eine andere (Form von) Wahrheit. Gotthard Günther hatte IMHO ein ähnliches Konzept, in dem er solche Bereiche Kontexturen nannte. Dabei dachte er aber vor allem an logische Formalisierungen wie etwa entsprechend Erweiterungen der Booleschen Logik. Soweit sind wir hier noch nicht. Ausserdem müsste noch hinreichend diskutiert werden, warum es sinnvoll ist, so etwas wie disjunkte Wahrheits-Bereiche einzuführen, wo wir schon sowieso genug Probleme mit der einfachen Wahrheit haben.

2.7.5. Lebensphilosophie und essentielle Wahrheiten
Die hier eingeführte Ordnung hat nur einen Sinn im Kontext einer Lebensphilosophie. Das antike Griechenland brachte verschiedene Richtungen der Lebensphilosophie hervor, wie die Kyniker, Stoiker, Epikuräer etc. Natürlich formulierten auch Platon und Aristoteles ihre jeweils eigenen Systeme von Eu-Daimonia, (der Anleitung zu) dem guten Leben, und was sie dafür hielten. Mit Augustinus als Schlüsselperson und spiritus rector kann ein geschichtlicher Wendepunkt markiert werden, an dem die Lebensphilosophie zur terra interdicta , also die verbotene Zone der abendländischen Philosophie wurde, und die Philosophie zur ancilla theologiae wurde.

Im Sinne der Lebensphilosophie generieren die Fragen der I.Ordnung und II.Ordnung die essentiellen Wahrheiten und Lebenslügen.

Die Themen der Warhheit III. Ordnung sind in den Philosophiegeschichten zwischen Platon, Aristoteles, Descartes, Leibniz und der heutigen Wissenschafts-Theorie schon ausreichend abgehandelt wurden. IMHO kann ich hier nichts wesentliches hinzufügen. Deshalb verweise ich für weiterführendes Material auf PL.

2.8. Moral, Ethik und Ethos, Ethnos und Ethnie

@ :MORAL_ETHOS
Credo quia absurdum
Tertullian

Hier geht es um die kleinen aber signifikanten Unterschiede zwischen Moral, Ethos und Ethik, zwischen Ethnie und Ethnos. Die Ethnologie hat in den ca. 100 Jahren seit Nietzsches Tod dazu einiges an interessantem Material zusammengetragen. (Die verschiedenen Ansichten zum Zivilisationsbegriff bzw. zu Scham und Sitte bei Naturvölkern von H. P. Duerr und Norbert Elias mögen ein Beispiel dafür geben).

2.8.1. Nietzsche: Was ist ein Volk?
@ :EIN_VOLK
Etwas, das "sich versteht" , ein Volk

Nietzsche hat in seinem Absatz: "Was ist ein Volk?" den Begriff von Empfindungs-Gruppen geprägt, von dem aus er die sprachliche Grundlage für "ein Volk" definiert. In den Begriffen der Noologie wird dies eine Stufe der Abstraktion weitergetragen, zum Konzept der Verhaltens- und Wertegemeinschaften der Ethnien.

Was ist zuletzt die Gemeinheit? - Worte sind Tonzeichen für Begriffe; Begriffe aber sind mehr oder weniger bestimmte Bildzeichen für oft wiederkehrende und zusammen kommende Empfindungen, für Empfindungs-Gruppen. Es genügt noch nicht, um sich einander zu verstehen, dass man die selben Worte gebraucht: man muss die selben Worte auch für die selbe Gattung innerer Erlebnisse gebrauchen, man muss zuletzt seine Erfahrung mit einander gemein haben. Deshalb verstehen sich die Menschen Eines Volkes besser unter einander, als Zugehörige verschiedener Völker, selbst wenn sie sich der gleichen Sprache bedienen; oder vielmehr, wenn Menschen lange unter ähnlichen Bedingungen (des Klima's, des Bodens, der Gefahr, der Bedürfnisse, der Arbeit) zusammen gelebt haben, so entsteht daraus Etwas, das "sich versteht" , ein Volk. In allen Seelen hat eine gleiche Anzahl oft wiederkehrender Erlebnisse die Oberhand gewonnen über seltner kommende: auf sie hin versteht man sich, schnell und immer schneller - die Geschichte der Sprache ist die Geschichte eines Abkürzungs-Prozesses -; auf dies schnelle Verstehen hin verbindet man sich, enger und immer enger. Je grösser die Gefährlichkeit, um so grösser ist das Bedürfniss, schnell und leicht über Das, was noth thut, übereinzukommen; sich in der Gefahr nicht misszuverstehn, das ist es, was die Menschen zum Verkehre schlechterdings nicht entbehren können. Noch bei jeder Freundschaft oder Liebschaft macht man diese Probe: Nichts derart hat Dauer, sobald man dahinter kommt, dass Einer von Beiden bei gleichen Worten anders fühlt, meint, wittert, wünscht, fürchtet, als der Andere. (Die Furcht vor dem "ewigen Missverständniss" : das ist jener wohlwollende Genius, der Personen verschiedenen Geschlechts so oft von übereilten Verbindungen abhält, zu denen Sinne und Herz rathen - und nicht irgend ein Schopenhauerischer "Genius der Gattung" -!) Welche Gruppen von Empfindungen innerhalb einer Seele am schnellsten wach werden, das Wort ergreifen, den Befehl geben, das entscheidet über die gesammte Rangordnung ihrer Werthe, das bestimmt zuletzt ihre Gütertafel. Die Werthschätzungen eines Menschen verrathen etwas vom Aufbau seiner Seele, und worin sie ihre Lebensbedingungen, ihre eigentliche Noth sieht. Gesetzt nun, dass die Noth von jeher nur solche Menschen einander angenähert hat, welche mit ähnlichen Zeichen ähnliche Bedürfnisse, ähnliche Erlebnisse andeuten konnten, so ergiebt sich im Ganzen, dass die leichte Mittheilbarkeit der Noth, dass heisst im letzten Grunde das Erleben von nur durchschnittlichen und gemeinen Erlebnissen, unter allen Gewalten, welche über den Menschen bisher verfügt haben, die gewaltigste gewesen sein muss. Die ähnlicheren, die gewöhnlicheren Menschen waren und sind immer im Vortheile, die Ausgesuchteren, Feineren, Seltsameren, schwerer Verständlichen bleiben leicht allein, unterliegen, bei ihrer Vereinzelung, den Unfällen und pflanzen sich selten fort. Man muss ungeheure Gegenkräfte anrufen, um diesen natürlichen, allzunatürlichen progressus in simile, die Fortbildung des Menschen in's Ähnliche, Gewöhnliche, Durchschnittliche, Heerdenhafte - in's Gemeine! - zu kreuzen.
Nietzsche: Jenseits von Gut und Böse, Neuntes Hauptstück: was ist vornehm? 268

Weiteres Material dazu in dem og. Aufsatz von Erich Fromm:
Das Ganze konkretisiert und bestätigt sich, wenn wir Fromms zentralen Begriff des Sozialcharakters etwas beleuchten. Gemeint ist mit diesem Begriff nach Fromms eigener Definition: „der Kern der Charakterstruktur, den die meisten Mitglieder ein und derselben Kultur miteinander gemeinsam haben, im Unterschied zum individuellen Charakter, in welchem sich Menschen ein und derselben Kultur voneinander unterscheiden“ (Wege aus einer kranken Gesellschaft, GA IV, 59).
J. Heinrichs (2001, S. 49-62), 3. Entfremdung und Geld, p. 14
(URL) (LOC_DVD) www.johannesheinrichs.de/pdf/Fromm.pdf

Bei Hegel findet sich ein dazu passendes Kapitel über den Volksgeist, der seine höchste Vollendung nach Hegels Staats-Idealismus in dem (preussischen) Staat findet:
Die Volksgeister ... ein Pantheon, dessen Element und Behausung die Sprache ist.
...
Die Sittlichkeit des wirklichen Volksgeistes beruht teils auf dem unmittelbaren Vertrauen der Einzelnen zu dem Ganzen ihres Volkes, teils auf dem unmittelbaren Anteil, den alle... an den Entschlüssen hnd Handlungen der Regierung nehmen.
Hegel (1986, p. 529-530)

2.8.2. Analogien zur Semiotik: Sprachfähigkeit und Kulturfähigkeit
Die folgende Diskussion verläuft in ähnlichen Bahnen, wie in der Semiotik nach Saussure der Unterschied von parole und langue entwickelt wird, wie durch Erweiterung der Spezifikation ein Artbegriff hinzu gefügt wird: die language. Parole ist der jeweilige Sprechakt. Aufgrund der morphologischen Ähnlichkeit und zeitlichen Konstanz einer grossen Menge von Sprechakten einer Gruppe von Sprechern können wir auf das Vorhandensein einer langue, also einer spezifischen (National- oder Dialekt-) Sprache schliessen. [182] Wir brauchen aber noch eine Unterscheidung sui generis [183] zwischen dem Artbegriff der verschiedenen jemals gesprochenen menschlichen Sprachen, und der logisch davon verschiedenen Klasse der Sprache an Sich , wie es z.B. bio-logische Voraussetzung für den Erwerb von Sprache sein muss, [184] und z.B. von Chomsky verwendet wird. Dies wird mit language bezeichnet.

In den entsprechenden Diskursen wurde analog zur Sprachfähigkeit der Begriff der Kulturfähigkeit geprägt. Allerdings soll der Begriff Kultur im Hintergrund gehalten werden:
1) weil er sowieso nie auf eine Definition gebracht werden kann, über die man sich kultur-übergreifend einigen kann, und
2) weil Kultur meistens die Kultur-Artefakte bezeichnet, nicht aber die Kultur-Akte bzw. die Performanz, (was äquivalent mit Parole wäre), und noch weniger das Abstraktum dahinter, das bei Chomsky die Sprach-Tiefenstruktur wäre.

2.8.3. Moral, Sitte und intuitive Wahrheit
@ :MORAL_SITTE
Von den Stachelschweinen
Eine Gesellschaft Stachelschweine drängte sich an einem kalten Wintertage recht nah zusammen, um durch die gegenseitige Wärme sich vor dem Erfrieren zu schützen. Jedoch bald empfanden sie die gegenseitigen Stacheln, welches sie dann wieder voneinander entfernte. Wann nun das Bedürfnis der Erwärmung sie wieder näher zusammen brachte, wiederholte sich jenes zweite Übel, so dass sie zwischen beiden Leiden hin und her geworfen wurden, bis sie eine mäßige Entfernung voneinander herausgefunden hatten, in der sie es am besten aushalten konnten. Und diese Entfernung nannten sie Höflichkeit und feine Sitte.
Arthur Schopenhauer

Genau 613 Gebote und Verbote sind es, die das Leben der Juden bestimmen. Aber auch der frommste unter den frommen Juden weiß, dass kein Mensch alle Regeln einhalten kann. Deswegen besteht der Alltag der gläubigen Juden zur einen Hälfte daraus, die "halachischen" (religionsgesetzlichen) Vorschriften zu befolgen, und zur anderen Hälfte daraus, sie zu umgehen.
Henryk M. Broder, Spiegel, 22. Dezember 2000

Die Fragen der intuitiven Wahrheit berühren Themen wie Sitte (nomos, dikae, ethos) und Moral, die jeweils für eine spezifische Ethnie gültig sind, und die auf automatischen und unreflektierten Unterscheidungen für die "Wahrheit an Sich" beruhen, die z.T. auf Im-Prägnierung basieren, also auf irreversiblen, vorbewusstlichen, frühkindlichen Prägungen. Dies sind Faktoren, die die Menschen dazu zwingen, die Welt ihrer sozialen Wahr-nehmung unreflektiert in "passend" oder "unpassend" aufzuteilen. Hierbei geht es um das Verhalten, das Auftreten, etc. eine{s/r} Anderen. Die Kulturkämpfe der heutigen Zeit drehen sich genau um solche automatischen und unreflektierten Unterscheidungen, die schon fertig vorfabriziert sind, bevor sie in das (vernünftige) Bewusstsein treten.

In der folgenden Diskussion sollen die Begriffe Moral, Ethos, Ethik, Ethos, Ethnos und Ethnie in ein Spannungsfeld von Semantischen Rhizomen eingespannt werden.

Common-Sense Definition der Moral
Der Begriff Moral ist schon mit einem Verweis auf das Common-Sense Wissen (zumindest vorläufig) zu umreissen: Moral ist das , was man aufgrund eines expliziten und/oder impliziten gesellschaftlichen Vorschriften-Systems tun oder lassen sollte.
Das paradigmatische Beispiel dafür sind die 10 Gebote der Bibel, die alle in der "du sollst" Form gehalten sind. [185]

2.8.4. Ethos
@ :NOO_ETHOS
gr.: ethos := Gewohnheit, Brauch, Sitte
Als Ausgangspunkt der weiteren Diskussion nehme ich Nietzsches Schrift WLA und "Moral als Widernatur" . [186]

Der Ethos als Generalbegriff umfasst sowohl { Sitte, Brauch, Gewohnheit}, Moral und Schattenmoral. Sitte und Brauch sind Gewohnheitsformen, die "an sich" moralfrei sind, und die unhinterfragten Codifikationen folgen. "Man tut es" eben so und nicht anders. Eine mögliche Begründung ist höchstens, dass man sagt, so hätten es die Vorväter immer schon getan.

Eine Moral ist ein gesellschaftliches Spannungsfeld: Überall da, wo eine Moral existiert, existiert auch eine Schattenmoral oder Doppelmoral. Zwar haben alle menschlichen Gesellschaften Vorschriften-Systeme des "du sollst" , also Moralen, aber das tatsächliche Verhalten der Menschen folgt meistens nicht (ganz genau) diesem System. Entweder sind einige gleicher als die gleichen, oder es gibt verschwiegene Zonen (oder Zeiten, wie der Karneval) der Gesellschaft, in denen diese Gesetze aufgehoben werden.

Ethos ist daher ein Kunstbegriff: Es ist "Als Ob" man ein kodifizierbares Werte- und Normensystem für eine Gesellschaft aufstellen und explizit in Begriffen darstellen könnte. (Immerhin versuchen die Ethnologen seit ca. 150 Jahren genau das). Auch wenn es vielleicht nicht praktisch umsetzbar ist, so ist Ethos als Kunstwort doch geeignet, den Klassenbegriff zu setzen für alles, was die kleinen, feinen Unterschiede zwischen den Ethnien so ausmacht, und warum diese Unterschiede immer wieder zu so schwerwiegenden Streitereien, Auseinandersetzungen, bis hin zum Genozid führen.

Ich akzentuiere nun den Begriff der Moral, um ihn den Umständen anzupassen: Moral ist ein Anleitungs- und Vorschrifts-System zum Handeln, das abhängig vom Wertesystem einer jeweiligen Ethnie (Kultur-Konsens-Gemeinschaft) ist . Und was für die eine Ethnie völlig sinnvoll, logisch und selbstverständlich ist, ist es keinesfalls bei einer anderen. Moral wird meist als "selbstverständlich" oder "gottgegeben" begründet, und bedarf keiner Vernunft-Argumente.

Ein gutes Beispiel dafür ist der Kulturstreit um das Kopftuch bei islamischen Frauen. Es ist mit keiner abendländisch geprägten Vernunft zu begründen, warum das Kopftuch in (bestimmten Interpretationen des) Islam genauso wichtig ist, wie in den westlichen Ländern die Bedeckung der Geschlechtsteile . Der Islamische und der Abendländische Ethos stimmen insofern überein, dass die Bedeckung der Geschlechtsteile eine unhinterfragte selbstverständliche Sitte ist. [187]
Für viele islamische Ethnien ist das Haar der Frau ebenso ein Geschlechtsteil wie die Brüste und die Vulva, und daher muss es bedeckt werden. Das ist nur logisch. Aber warum es ein Geschlechtsteil sein soll, will dem westlichen Denken nicht so recht einleuchten.
->:ISLAM_JIHAD, p.169

2.8.5. Ethik
Ethik kann so wenig zur Tugend verhelfen, als eine vollständige Ästhetik lehren kann,
Kunstwerke hervorzubringen.
Schopenhauer

Der General- Oberbegriff von Moral und Ethik ist, dass beide Anleitungs- und Vorschrifts-Systeme zum Ver-halten, also Handeln und Unterlassen (pragma, praxis) sind. Nietzsche kannte nur die jüdisch-christliche Moral, und von anderen Moral-Systemen hatte er nur schemenhafte Ahnungen (z.b. sein etwas naiver Lobgesang auf die islamischen arabischen Töchter der Wüste im Zarathustra).
Verkürzt lässt sich der Unterschied von Moral und Ethik so darstellen:

Moral ist ein Common-Sense System, das auch vom Common-Sense Menschen verstanden und angewandt werden soll, während Ethik ein philosophisches System ist, in dem es vor allem um Vernunft und Logik, also Kohärenz, Prägnanz, Wiederspruchsfreiheit, Allgemeingültigkeit, etc. geht, was das Verhalten (bzw. sich ent-halten) und die Handlung (bzw. das Unter-lassen) angeht.

Die bekanntesten Philosophen des Abendlandes, die im Zusammenhang mit Ethik zitiert werden, sind Aristoteles und Kant. Nach diesen ist das Anleitungs- und Vorschrifts-System zum Handeln von der Vernunft geleitet und abhängig, damit auch von einer Logik. Diese Logik des Verhaltens und der Werte war aber bei Platon und Aristoteles noch naiv und einseitig nur auf den Konsens-Kreis ihrer jeweiligen Ethnie bezogen. Kant nahm auch als selbstverständlich an, dass seine ethischen Vernunftgründe Gültigkeit für die ganze Menschheit, nicht nur von Europa, und dazu noch über alle Zeiten hinweg, haben müssten.

2.8.6. Der Ethos der Ethnie
@ :ETHOS_ETHNIE
Ethnien sind beobachtbare Verhaltens- und Wertegemeinschaften, wie sie in der (und durch die Arbeit der) Ethnologie definiert werden. [188] Ein Mensch kann (in der Regel) nur in eine einzige Ethnie (hin-) eingeboren sein. Er kann zwar später durch Konversion oder Assimilation Angehöriger einer anderen Ethnie werden, aber seine Herkunft kann er nie verleugnen (wenn er ca. bis zum 6.-10. Lebensjahr der Prägung einer einzigen Ethnie unterworfen war). [189] Jede Ethnie hat (im Als Ob) ihren Ethos, also ein Werte- und Normensystem, in dem sie sich von den anderen Ethnien unterscheidet. Sprachgemeinschaften und Ethnien sind etwas Verschiedenes. Sie fallen nur manchmal zusammen, aber müssen es nicht. Weiterhin sind die meisten Ethnien geschlechtliche Vermehrungs- bzw. Propagations- Gemeinschaften. Ie. der Ethos der Ethnie wird von den Eltern auf die Kinder übergeben. Der entscheidende Faktor hierbei ist die frühkindliche Im-Prägnierung. In der Regel werden Kinder von ihren Eltern unbewusst auf das Normensystem ihrer Ethnie geprägt. Hierbei sind auch irreversible somatische (körperliche) Modifikationen im Spiel. Wenn man das Chinesische nicht als kleines Kind gelernt hat, wird man die Tonal-Unterschiede dieser Sprache nie richtig beherrschen können. Es sind neuronale und motorische Grundmuster, die von der Plastitizität des Körpers später nicht mehr dargestellt werden können.

Anhand der Chinesen lässt sich auch gut demonstrieren, wie fliessend die Grenzen zwischen einer Ethnie und einem Volk sind: Die heutigen Chinesen sind das Produkt von ca. 3000 Jahren kontinuierlicher Bemühungen der Autoritäten und Machthaber, auf dem gewaltigen Territorium des chinesischen Reiches eine rassische und kulturelle Vereinheitlichung zu schaffen, was ihnen auch gelungen ist. Mithin ist das heutige China das Ergebnis eines Projekts, einen Schmelztiegel von Rassen und Völkern zu schaffen, das 10-mal mehr Zeit für seine Entwicklung hatte, als die USA. [190]

Was die Chinesen eint, ist ihre seit ca. 2500 Jahren genormte Schrift (der Beamten) und ihr Verhaltens- und Werte-System, der Lebensstil, ihr Ethos. Die gesprochenen Sprachen der verschiedenen Regionen Chinas unterscheiden sich untereinander nicht weniger als z.B. die romanischen Sprachen zwischen Portugal, Spanien, Frankreich, Italien und Rumänien (gesehen von West nach Ost). In China gehen die Sprach-Differenzlinien von Nord nach Süd. So ist die Sprache ein schlechtes Kriterium der Zugehörigkeit zur Ethnie der Chinesen. Sprachgemeinschaft ist zwar meistens, aber nicht immer, das wesentliche Kriterium einer Ethnie. Hinzu kommt, dass sich die Chinesen auch als Rasse physiologisch von ihren Nachbarvölkern unterscheiden. Nur für Europäer sehen die Japaner so ähnlich aus wie die Chinesen.

2.8.7. Ethnie und Ethnos
Und nun zu dem nächsten, von mir mit spezieller Bedeutung belegten Begriff, dem Ethnos. Was ist der Unterschied zwischen einem Ethnos und einer Ethnie?
(ethnos := Herde, Schar, Schwarm, Völkerschaft).

Wenn man einige der Spezifika einer Ethnie weglässt, dann erhält man einen Ethnos. Der Ethnos ist eine Konsens- Normen- und Werte- Gemeinschaft , die nicht mit Im-Prägnierung verbunden ist, sondern mit In-Doktrinierung, das heisst, ihr Ethos ist über Worte und Begriffe (vollständig) vermittelbar. [191] Daher kann der Ethos eines Ethnos in jedem Lebensalter übernommen werden. Im Gegensatz zur Ethnie ist ein Ethnos oft auch eine un- (bzw. gleich-) geschlechtliche Vermehrungs- bzw. Propagations- Gemeinschaft. Bestes Beispiel hierfür sind die christlichen und buddhistischen Mönche. Die Gemeinschaft der Wissenschaftler ist ein Ethnos, die 7-Tage Adventisten auch. Man kann sich tagsüber zum Ethos der Wissenschaftler bekennen und abends, bzw. Sonntags zum Ethos der 7-Tage Adventisten. Dabei ist es erforderlich, den Ethos der Wissenschaftler und den der 7-Tage Adventisten gut ausseinanderzuhalten. Um das im Fall von Wissenschaft und Adventisten machen zu können, bedarf es einer gewissen "sophistication" des Geistes, es ist also nichts für schlichter gestrickte Gemüter. Man braucht dazu Fähigkeiten, wie die, die den guten oder wahren Lügner (Motto am Anfang) ausmachen. Allerdings gibt es auch viele Menschen, die so einen Wechsel völlig unbewusst machen, und gar nicht merken, dass sie zwischen verschiedenen, sich gegenseitig ausschliessenden Wertesystemen, permanent hin- und herpendeln. Und die machen sich nicht einmal durch besondere psychische Abnormitäts-Erscheinungen auffällig.

Nach dieser Definition ist die Gemeinschaft aller Christen, also die Christen heit ein Ethnos. [192] Das Christen tum ist ein Ethos, weil es das verbindende Konsens- und Werte- System aller Christen ist. Dabei können die Christen beliebigen Ethnien angehören und tun es auch, mit der kleinen Ausnahme dass sie nicht irgendeiner islamischen oder jüdischen Ethnie angehören. Der Begriff kat-holisch (kata-holon, kata := herab, herunter; holon := das Ganze [Weltall]) markiert hier das Ethnien-überschreitende Spezificum des Christen tums, das in den entscheidenden frühen Jahrhunderten auch einer der wesentlichen Unterschiede zum Juden tum war, das wesentlich eine ethnische Religion ist, dh. die Gemeinschaft der Juden propagiert sich praktisch nur über die Familie, aber kaum über Konvertiten. [193] Christentum, Islam und Buddhismus sind eher kat-holische Religionen, Judaismus, Hinduismus und Shintoismus sind eher ethnische Religionen. Ich habe jedenfalls noch von keinem Westler gehört, der zum Shintoismus konvertiert ist. [194]

Das "Credo quia absurdum" des Tertullian ist ein gutes Beispiel dafür, dass der Ethos des Christentums nicht nur keinen Anspruch auf logische Konsistenz macht, sondern ganz im Gegenteil seine Be- oder Ab-Sonderheit gerade in solchen a-logischen bis absurden Annahmen findet, die die rationalen Vernunft-Menschen nicht nachvollziehen können. Damit ist auch ein gutes Fallbeispiel gegeben, was den Ethos von der Ethik unterscheidet.

2.8.8. Ethnische Typologie
Hier die ethnische Typologie [195] :

Ethnos ist eine etwas weiter gefasste, und
Ethnie ist eine etwas enger gefasste,
Instanz der Oberklasse "Werte- und Normengemeinschaften" .
Das entscheidende Kriterium solcher Gemeinschaften ist die Wahrheit (II. Ordnung: Was bin Ich), bzw. was intuitiv als Falschheit erkannt und aus-segregiert wird. Wahrheit ist sehr schwer zu definieren und zu fundieren.

Falschheit ist seltsamerweise ein Prozess, der unfehlbar automatisch und kategorisch abläuft und die Unpassenden [196] innerhalb von Sekunden-Bruchteilen sofort aussondert (segregation) und aussortiert (discrimination, secession).

Inwieweit Ethos und Ethik in eine begriffliche Konvergenz gebracht werden können, ist das Kernthema heutiger Auseinandersetzungen von Kultur-Relativismus bzw. Kultur-Hegemonie, oder allgemein die Frage nach menschheitlich general-verbindlichen Wertesystemen, die den Bedingungen der abendländischen Ethik genügen.

IMHO ist die westlich-philosophische Ethik (möglicherweise) noch nicht ausreichend gerüstet für völlig andere aussereuropäische Verhaltens- und Werte-Systeme. Es ist ein akutes tages- sozio- politisches Streitproblem, ob es überhaupt irgendwelche für alle Menschen verbindlichen Wertesysteme gibt. (Menschenrechte, Eigentumsrechte, Freiheit [197] etc.). Sogar das Leben des einzelnen Menschen ist laut chinesischer Staatstheorie dem Wohlergehen des Volkskörpers untergeordnet und damit antastbar. Noch einmal das obige Beispiel spezifisch für unterschiedliche Auffassungen zur Individualität zwischen Chinesen und Europäern:
(URL) (LOC_DVD) _050421emot/zeit-hirn/www.zeit.de/2004/41/N-Kognition_China.html


2.8.9. Sapientia: Geruch und Geschmack
... als gefährliche Wahrnehmungs-Schwellwert-Funktionen

@ :SAPIENTIA
Geruch und Geschmack sind die direktesten der Sinne, denn sie beeinflussen das Limbische System direkt ohne rationale Kontrolle, und aus dem Limbischen System kommen alle unsere Bewertungs-Funktionen über unseren gerade vorherrschenden Lebenszustand. Der Geschmack, also lat. sapor, findet sich wieder in dem bekannten philosophischen Begriff sapientia. [198] Das griechische Äquivalent von Sapientia ist wiederum Sophia. Der Unterschied von Geruch und Geschmack ist der: Um etwas schmecken zu können, muss man es sich (schon) einverleibt haben, [199] Geschmack ist eine Vorstellung des Ich, eine Propriozeption, Geruch ist eine Vorstellung des Nicht-Ich , ie. eine Allo-zeption, die sowohl includierend als auch excludierend wirken kann. [200] Der Extremfall von Exklusion wird mit dem Begriff "Ekel" markert: Liessmann (2000, p. 208): "Ekel ist ein Phänomen der Nähe". Eine erste Philosophie des Ekels hat Spinoza entworfen, der "bedeutendste Analytiker der Emotionen". Liessmann (2000, p. 206).

Der Geruchssinn fällt eine Entscheidung über includierend oder excludierend vor dem Einsetzen von Verstandes-Funktionen. (Glossar, Antipathie). Daher wird Geruch hier als "gefährlich" bezeichnet. Diese unbewussten, visceralen Bewertungs-Funktionen werden intuitiv als "wahr" erlebt, sie legen die ersten Parameter unseres Erlebens der Welt. Verstandes-Funktionen setzen erst danach ein oder an. [201] Wenn einem etwas besonders an dem Geruch des Anderen auffällt, so kann das sowohl rein sensorische oder psychische oder auch ethnische Gründe haben. Frauen haben im allgemeinen einen besseren Geruchssinn als Männer, und in der Zyklusphase des Eisprungs sind sie besonders empfindlich für männliche Pheromone, meistens ohne es zu merken. Das ist dadurch wissenschaftlich bewiesen, dass zu diesem Zyklus-Zeitpunkt auch solche Frauen, die eigentlich überzeugte Monogamist(inn)en sind, sich (ab & zu) einen Seitensprung gönnen, an den sie sich hinterher nicht einmal erinnern können.

Die Unterscheidung im Geruch ist eines der beliebtesten (meist abwertenden) ethnischen Abgrenzungs-Systeme. Hier wäre es voreilig, von einem primitiven Rassismus zu sprechen. Denn Geruch hängt entscheidend davon ab, was man isst. Generell können wir sagen, dass hier uneingeschränkt das Gesetz gilt: Du bist, was Du isst. Die ethnischen Speise-Regeln und -Tabus gehören mit zu den grössten Unterscheidungs-Faktoren der Ethnien. Was zählt, ist die Differenz-Funktion zwischen der eigenen Körper-Chemie, und die des Anderen, die sich im Geruch ausdrückt. Geruch ist ein Differenz-Sinn. Daher kommen auch solche Ausdrücke wie "Stallgeruch" wenn man einen Anderen als Mitglied der eigenen Gemeinschaft erkennt, bzw. als Aussenstehenden diskriminiert (dis-crimen, lat. heisst erst einmal ganz aussermoralisch: die Unterscheidung, der Unterschied). [202]

Z.B.: Die Hindu-Brahmanen essen lakto-vegetarisch, und dazu nur bestimmte Milchprodukte [203] und nur bestimmte Gewürze, und für diese sind die Angehörigen anderer Kasten "unrein" , weil sie Fleisch und stark riechende Gewürze wie Knoblauch essen. Deshalb "stinken" Europäer (besonders in der indischen Hitze) für die Brahmanen buchstäblich, und eine Ablehnungs- und Ekel-Reaktion wird allein durch den visceralen Effekt eines nach Schweiss stinkenden Europäers bewirkt. Gegen diesen Visceral-Effekt hilft keine noch so ausgeprägte Toleranz, auch wenn der Brahmane das vielleicht im nachhinein noch rational gegen-korrigieren kann.

2.9. Die Wahrheit und die Drogen

@ :WAHR_DROGE
Reality is for those only who can't handle drugs
Spruch aus der Hippie-Szene

Der Gebrauch von bewusstseinsverändernden Substanzen steht in hoher Verehrung bei fast allen aussereuropäischen Traditionen der Wahrheitssucher. Die verschiedenen Traditionen des indigenen Schamanismus kamen eher nur in Einzelfällen ohne Drogen aus, z.b. da wo nichts dafür Brauchbares wächst, wie bei den Eskimos. Je weiter man in die Tropen geht, desto mehr stellt die Natur auch an Substanzen zur Verfügung. Um der Eingebung auf die Sprünge zu helfen, wurde fast alles eingesetzt, was nur so im Kräutergarten wächst. Generell wird allen Kulturschaffenden (besonders aber Rock- / Pop-Musikern) eine besondere Affinität zu solchen Substanzen nachgesagt.

Hier ist eine unvollständige Liste:
Die grossen drei Konsumdrogen: Tabak (Nikotin), Koffein (Tee), Alkohol, [204]
und die exotischeren:
Haschisch, [205] Absinth, Amanita Muscaria, Soma, [206] Aconitum, Bilsenkraut, Stechapfel, Datura, Lopophoria (Peyote, Mescalin), Psilocybe, Ayahuasca, Pfeilgift-Frösche, Opium, Morphium, Heroin, Kokain, bis zu LSD, MDMA, Ketamin, Amphetamin, etc.

Kulturschaffende sind bekannt für ihre Affinität zu Drogen jeder Art. Wirkliche Philosophen sind nur wenige darunter (Sartre), vielleicht kann man Aldous Huxley einen solchen nennen. Bertrand Russell kann man es sicher zutrauen. Im deutschen Umkreis war Freud der einzige, der sich weit genug vorwagte, und seinen Drogenkonsum (Kokain) öffentlich machte, aber er schwor ihm dann bald darauf wieder ab, nachdem er seine Psycho-Analyse erfunden hatte.

Hinter der Statistik wer von den Wahrheitssuchern nun mit welchem Erfolg welche Droge genommen hat, und was an Wahrheit er dabei gefunden hat, steht aber das grosse Enigma: warum glaubten alle, die so etwas mehr als einmal genommen hatten (und die an die Droge als einen Weg zur Wahrheit glaubten), dass die Droge sie der Wahrheit näher brachte, als das was man mit dem normalen Menschenverstand errreichen kann? Es gab auch drogen-freie Methoden zur Bewusstseinsveränderung, wie z.B. stunden- tage- und wochenlang an irgendeinem Platz zu sitzen, sich möglichst wenig zu bewegen, und sich darauf zu konzentrieren, Nichts zu denken. Aber auch hier wäre zu fragen, warum das irgendwie wahrheitsfördernd sein sollte.

Bewusstseinsverändernde Substanzen schaffen bei dem, der sie konsumiert, ein Erlebnis von Un-Mittelbarkeit, das an Intensität bei weitem alles übertrifft, was sonst durch die Filter der Wahrnehmung (doors of perception, Huxley) in das Bewusstsein tritt. Dieses Gefühl der Un-Mittelbarkeit lässt einen nur zu leicht vergessen, dass die Droge natürlich das Mittel ist, durch das die Effekte zustandekommen. Soweit ist die erlebte Un-Mittelbarkeit aber eine Selbst-Täuschung.

2.10. Augustinus, der erste wirklich lateinische Philosoph

@ :AUGUST_LATEIN
Augustinus bekennt es in seinen "Confessiones" (den Bekenntnissen) dass er als Junge keinerlei Neigung und Interesse hatte, Griechisch zu lernen, dass ihm diese Sprache sogar "wesensfremd" und unheimlich erschien. Und so lernte er sie erst gar nicht, sondern bezog sein ganzes Wissen der christlichen Lehren aus lateinischen Übersetzungen der Evangelien [207] , die ja in Griechisch als Ursprache abgefasst waren, weil ihre Chronisten griechisch schrieben und dachten, auch wenn die Protagonisten der Evangelien ziemlich ungebildete aramäisch sprechende Juden (Jesus, Petrus), oder lateinisch-römisch gebildet waren (Paulus). Das Johannes-Evangelium sticht hier besonders hervor, weil es sozusagen durch und durch hellenisiert ist. Die Verwendung der Schlüsselterminologie "en archae en ho logos" verrät hier schon alles, und das was im Folgenden dort gesagt wird, folgt diesem Schlüsselbegriff durch alle Instanzen, bis hin zur Apo-Kalypsis, dem krönenenden Schluss-Stein des Werkes.

Von alledem hatte Augustinus nur durch Übersetzungen eine Kenntnis, und durch die Auslegungen seiner Mutter Monica, seiner christlichen Mitdenker in Mailand, dem Bischof Ambrosius, und als er auf die Schlüssel-Erkenntnis seines Lebens kam: "Tolle lege" (Nimm und lies), da konnte er nur die lateinische Übersetzung der Hl. Schrift zur Hand nehmen, die er auch verstehen konnte. IMHO hatte Augustinus eine Verständnislücke der wichtigsten Schriften des christlichen und jüdischen Kanons, und nur mit dieser grundlegenden Unbefangenheit (auch eine Art von Lüge, wenn auch eine wohlmeinende), konnte er dann herangehen, und die fundamentalen Denkmuster niederlegen, die das Christentum dann für die nächsten 1500 Jahre entscheidend beeinflussen. IMHO war das auch eine der grössten Niederlagen des Denkens überhaupt in der Menschheitsgeschichte, weil damit das Griechentum aus der Philosophie exorziert wurde, wie es dann ca. 100 Jahre nach Augustinus durch Justinian mit Schliessung der athenischen Philosophenschulen dann auch bruto facto in die geschichtliche Welt der Christenheit und des Abendlandes umgesetzt wurde. Gleichzeitig setzte Justinian mit dem Codex des Römischen Rechts (~530) auch die fortan allgemein gültige Prozedur zur sozialen Wahrheits-Findung.

Augustinus war in seinem weltlichen Leben vor der Konversion ein Rhetor und Anwalt gewesen, also einer von den römischen Sophisten, die perfekt darin geübt waren, durch geschickte Verdrehung von Umständen und Verhältnissen die Gerichte davon zu überzeugen, dass die Version seines jeweiligen Klienten das bessere Gehör und auch den genehmeren Richterspruch fanden. Diese perfekt ausgeübte Kunst der geschickten Manipulation von Sachverhalten muss im Wirken des Augustinus als einer der Kern-Faktoren angesehen werden, warum er so grossen Einfluss auf seine Mitmenschen, und die darauf folgenden Denker der Christenheit hatte. Und nicht ganz zufällig, liefert uns Augustinus einen der ersten und umfangreichsten Traktate über "Wahrheit und Lüge", der ebenfalls das Denken der nachfolgenden Menschheitsgeschichte entscheidend beeinflusste. In seiner Nachwirkung auf die Mensch- und Christenheit war er damit wohl einer der grössten Meinungs-Manipulatoren, die die römische Rhetoren-Gelehrsamkeit je hervorgebracht hatte. Er konnte meisterhaft auf dem schmalen Grad zwischen "Wahrheit und Lüge" balancieren, denn als Anwalt hatte er natürlich gelernt, dass ein krasse Lüge nur geschäfts-schädigend wirken kann, denn dass so etwas ganz sicher "ans Licht der Sonnen" (alaetheia) kommen wird, ist nur zu offensichtlich. So hatte sich also der "Bock zum Gärtner" gemausert, und damit wohl einen vergleichbaren Rösselsprung vollzogen, wie der von Saulus zu Paulus.

Augustinus war wohl der entscheidende Denker, der die christliche, und damit die abendländische Philosophie weg von den Griechen, hin zu den Römern, lenkte, jedenfalls bis etwa zur Renaissance, als nach dem Fall Konstantinopels wieder griechische Schriften in grösserer Zahl im Original in Europa in Umlauf kamen, und ua. die Philosophie von Marsilio Ficino und Picco della Mirandola beeinflussten (Neoplatonismus), und sich die Gelehrten, die etwas auf sich hielten, fortan mit graecisierten Namen schmückten. (Wie Melanchthon, der vorher Schwarzerdt hiess).

Arno Baruzzi weist in seinem Werk "Philosophie der Lüge" (PL) auf einen wesentlichen Unterschied der abendländischen (lateinischen) Philosophie im Gegensatz zur altgriechischen hin, der in einem verschiedenartigen Umgang mit der "Wahrheit" besteht, der " alaetheia" (alätheia bei Baruzzi). Alaetheia heisst die "Unverborgenheit", oder die Lichtung bei Heidegger (Sturm 1996, 461-462), aber die Wahrheit des römischen Denkens ist die Gewissheit [208] , und IMHO ist dieser subtile, aber wie ein tiefer Graben die beiden philosophischen Lager trennende Unterschied darin zu suchen, dass das römische Denken einen ganz anders gearteten Stil der Philosophie hervorbrachte als das griechische Denken, nämlich in diesem subtil aber grundlegend anderen Verhältnis zur "Wahrheit an Sich" , dem Kernthema allen Philosophierens.

2.11. Odds & Ends

2.11.1. In-dividuum, A-tomos und Monade
In-dividuum und A-tomos bedeuten das Gleiche: Das Unteilbare .
Die sozio- und physio- Theorie-Systeme der Neuzeit entwickeln ihre Gebäude auf der Grundlage dieser Annahme... Strukturelle Zusammenfassung in der Denkfigur der Monade bei Leibniz...

2.11.2. Der Sinn
Um es anders zu formulieren: Es ist ein logischer Un-Sinn, wenn man den Sinn eines Dings (er-) klären will, das als eines seiner Grund-Komponenten schon den Sinn enthält. Aber leider ist das mit dem Philosophieren über die "letzten Dinge" kaum zu vermeiden, und dazu gehören sowohl der "Sinn" wie das "Wesen" (ousia), und die "Wahrheit" (alaetheia), dass es sich hierbei immer um Randgänge und Schlingerwege handeln muss, ein andauernder Wandel von Wandlungen in Selbst-und Reflexions-Bezüglichkeiten. Genau genommen können wir keinerlei Anspruch auf er-klären stellen, im Sinne von der römischen Philosophie als Gewissheit [209] , sondern wir können nur einen Rand- und Wandelgang im Sinne der altgriechischen alaetheia anstellen, dass wir sicher nicht zu endgültigen Wahrheiten und Gewissheiten gelangen, aber darauf hoffend, auf unseren Schlinger-Wegen ein paar Erhellungen und Lichtungen finden werden.

2.11.3. Der Wahre Lügner
@ :WAHR_LUEGE
Was also ist der Wahre Lügner ?

Ist es der, der in seiner Lüge doch noch eine geheime Wahrheit ausspricht,
die vielleicht niemand anders zu sagen oder zu denken wagte, oder

ist er der Diabolos [210] persönlich, der Herr aller Lügen (und Fliegen)
der da mit der neuesten und perfektesten aller Kreationen und Fiktionen auf uns einredet,
um uns noch tiefer in sein Gespinst zu verwickeln, in dem wir schon sowieso unentwirrbar verstrickt sind?

2.11.4. Von 1/2 und 3/4 Wahrheiten
Themensetzung:
In Kontrast zu dem Absolutheits-Anspruch des Wahrheitsprogramms, das von Augustinus eingeleitet wurde,

die Grauzonen der 1/2 und 3/4 Wahrheiten,
die keine kompletten Lügen sind,
das was sich sowieso in ökonomischen Termen nicht beweisen lässt, weil das zu aufwendig wäre,

Wahrheit und die Medien.
Wahrheit im Zeitalter des Internet.

Die Notwendigkeiten der sozialen Praxis, in der Rechtsprechung, dass für irgendeine Verursachung ein Schuldiger gefunden werden muss, der bei einem entstandenen Schaden bezahlen muss.

Die soziale Lüge des guten Benehmens: Saving face, oder keep smiling. Freiherr v. Knigge.
Die Regeln des guten Benehmen erzwingen es, dass man die soziale Umwelt nicht mit detailgenauen Wahrheiten über die eigenen Befindlichkeiten belästigt.
Freud: Civilizations and its Discontents.

Wahrheiten, die niemand wissen will.

2.11.5. Das Thema von Narziss / Echo
Der Mythos vom Narziss ist strukturell gesehen das Thema der Selbst-Reflexion unter Ausschluss des Anderen, während die Nymphe Echo hier den undankbaren Part der Hetero-Reflexion (also Reflexion des Anderen) unter Ausschluss des Selbst spielt.

2.11.6. Die Suche / Sucht nach Ordnung und das wohltemperierte Klavier
Das Göttliche ist in der Sicht der christlichen Denker nicht nur die vollkommene Liebe, die absolute Wahrheit, sondern auch die absolute Ordnung. Die Ordnung ist ein übergeordnetes Prinzip der Wahrheit, denn sie spezifiziert ein Hierarchie-Prinzip von Wahrheiten untereinander. [211] Nur wenn sich alle Wahrheiten des Kosmos unter ein General-Prinzip unterordnen lassen, ist die göttliche Ordnung perfekt. Die Un-Ordnung ist das Prinzip des Dia-Bolos (Durcheinander-Werfen), heute wird es auch Entropie genannt. Leibniz versuchte mit seiner Theodizee, das göttliche Ordnungs-Prinzip mit den verwickelten Gegebenheiten der Menschenwelt in Einklang zu bringen. Sein Erfolg ist fraglich. Aber zeitgleich mit Leibniz erfand Joh. Seb. Bach das Ordnungsprinzip der tonalen Welt, das wohltemperierte Klavier. Im Gegensatz zu Leibniz war Bach damit extrem erfolgreich. Vor ihm liefen die Tonarten unkontrollierbar immer weiter auseinander, das Prinzip des Dia-Bolos schien sich in dieser schönsten aller Künste auf ewig eingenistet zu haben. Bach konnte es erfolgreich exorzieren. Damit hatte er mehr zur Verwirklichung einer universalen Harmonie getan, als alle Philosophen es je hätten machen können.



3. Time, Memory, Knowledge and Information Technology

PREVIEW OF NOOLOGY VOL III


© Andreas Goppold
Prof. a.D., Dr. Phil., Dipl. Inform., MSc. Ing. UCSB

The Noo-Series: Vol III


3.1. Preview of Vol III of the Noology - Series

@ :NOO_TECH
Vol III of the Noology - Series is intended to have a more technical bent than the other volumes which are more philosophically oriented. In Vol III, the themes of: Time, Memory, and Knowledge will be reiterated towards specific approaches of Information Technology .

For the present purpose, the following is a short preview of that work. Here actual approaches at constructing and implementing Phono-Semantic Tension Fields or Sem{e/aio}phonic Fields are devised. Consider this as an alpha-preview version of what might become if sufficient time, expertise and funding may be applied to the project. This would necessarily be a large team effort involving many person years of programming and experience.

3.2. What is Noology ?

The word Noology derives from the greek words "noos" or "nous" and "logos" .212.212. [212] The meaning of both is quite similar. "Noos" is a term roughly covering the semantic field of the present colloquial words:
{"know/ing/ledge" [213] / mind / understanding / intelligence / thinking}.
The word "logos" has a very similar semantic field, but with a slight bent towards systematics and ordering. For this reason, all the names of present-day sciences are constructed by using some field indicator like "psycho-" with the appendage "-logy" . The meaning of "logos" is further defined by its relation to the latin term "ratio" which today re-appears in the word "rational/ity" . [214] The main aspect which distinguishes "logos" from "noos" is this admixture of "ratio" which also means proportion, measure. But that is more due to the medieval philosophical usage which was dominated by a certain rendering of latin terms, [215] and was not quite that distinct in the times of ancient Greece when those people lived whom we identify as the founding fathers of philosophy: Thales, Anaximandros, Anaximenes, Anaxagoras, Heraklitos, Parmenides, Sokrates, Platon, and Aristoteles. [216] That was between ca. 600 BC and 300 BC.

Noo-logy thus outlines a systematic study and (attempt at) organization of everything dealing with knowing and knowledge. Of course there are already quite a few philosophical and scientific schools dealing with these matters, like Epistemology, Knowledge Organization, Classification, Library Science, and Mind Sciences. What is the use of this special term, and what can be offered with it? I am certainly not proposing to build up an entirely new scientific and philosophical enterprise from scratch. One main reason for using some special vocabulary is simply a necessity of dictionary ordering or rather, dictionary confusion. Everyone who has some experience with the history of philosophy realizes that the terms used throughout the ages have seen a quite large variation of meaning such that it is very difficult to really outline the semantic field of any of them clearly. Of course this is partly due to the matter itself: mind, intelligence, understanding, etc. are still quite elusive subjects, even after 2500 years of philosophical examination. The other reason why I use some special terms (more will soon come) is that they cannot easily be mis-translated. When I read english translations of german philosophical texts, and vice versa, I am often appalled by the wide gap between the renderings of german terms like "gedächtnis", " geist", " vernunft", etc. with some english counterparts like "memory", "spirit", " mind", " reason", intelligence, intellect, etc. This has in the past given much difficulty for the understanding between german and anglo schools of philosophy. Especially with works by Hegel, Schelling, Fichte (the idealist school) and later, the works of Heidegger.

The other reason why I use this specific term is to indicate a certain orientation on which I want to focus:
"Time, Memory, Knowledge and Information Technology".
Part of this enterprise may be called philosophical, but another important part deals with technical information matters. I have a background in computer science and I have done quite a bit of programming myself. I have also dealt with philosophy, cultural anthropology, semiotics, and a few other fields like (paleo-)linguistics, neuro sciences, and pre-history of civilization and culture. This is a specific background of knowledge for which I have not found any useful reference in any of the scientific and philosophical schools that I have encountered. So I am forced in some way to "roll my own" . Noology thus indicates that I put a strong emphasis on the "living" memory aspect of knowledge, and its interrelation with time, and the phenomenological aspects of time, ie. reminiscence and forgetting. In my opinion, these aspects have been dealt with inadequately by the physicalistic oriented natural sciences. More on this later.

3.3. LaKnowledge or LhWissen

... or: Time, Memory, Knowledge and Information Technology

The terms "LaKnowledge" or "LhWissen" are a shorthand for this specific orientation on "Time, Memory, Knowledge and Information Technology". It is my impression that there is some kind of a "missing link" between the hard sciences and technologies dealing with Information Machinery, and the "softball" approaches of philosophy when it comes to matters of knowledge, thinking, memory, time, and Information. This missing link shows up most distinctly in the role of human memory. No scientific or other endeavor would be possible without human memory, but this is hardly ever found in any scientific text dealing with time and information. [217] The other gap which seems problematic for me is the frequent confusion of knowledge and information. With this I will deal now:

3.3.1. Information, Real-Life Action, and Time
Probably everyone dealing seriously with knowledge and information matters will already know that the mathematical Shannon definition of information and its many interesting applications in concurrent information technology have little relevance as to matters of knowledge in real-life or real-business application situations. As opposed to the mathematical information concept, application of knowledge in real-life situations is something much harder to define, since it is essentially a human-factors affair. Among the many efforts to brindge that gap between "information" and "knowledge" I believe that a valuable approach was presented by Rainer Kuhlen who has coined the adage: "information is knowledge in action" (Information ist Wissen in Aktion). Of course this is not a definition in formal terms and therefore the mathematically oriented computer science and computer information community could not make very much use of this. But it introduces the notion of action. Action belongs to the domain of the "real world" because "facts" are created by "actions" . And every action has to take place in some measure of time, and as we all know, time is always too short, especially when some kind of action is required quickly. Therefore it is often so that (no action = false action). This introduces at least one stringent formal requirement for information technology, that the necessary information required for any action has to be delivered quick or "asap" := "as soon as possible", "at your fingertips", as so many information technology advertisements claim.

3.3.2. The crucial factor of human memory
The other crucial factor of LaKnowledge is human memory. Again, there is a lot of confusion around memory going around in the information industry, because someone at some unfortunate moment decided to reference the various computer storage technologies as "memory" like RAM, while it is nothing but "data storage". Human memory must by no means be confused with computer data storage. This misunderstanding has served to render much of concurrent information technology pretty much mis-informing. In some respect, this is also due to a congential deformation of the mathematical foundations of computer science (Informatics in computerese). All the while computing is crucially dependent on time factors, its mathematical foundation is pretty oblivious of time. This can be demonstrated with a very simple, striking example. Let us take any programming code line like this:
$variable = $variable +1 ;
This is actually mathematically false, since (A =/= A + 1) as everyone has learned in school. By the identity axiom, A must at all times be equal to A. The requirement "at all times" can also mean "without regard for time" and this can be called the Platonic foundation of mathematics , and without it, mathematics would be senseless. The proposition (A=A) is so to say the cornerstone of all mathematics and with it, of all exact sciences. Of course, there is the "t" factor for time in mathematics. Properly written, the above code line would have to be:
$variable[t+1] = $variable[t0] +1 ;
This indicates that a time step of computer processing lies in between the right and the left hand side of the program statement. The first example above is just a shorthand, but it (introduces / indicates) a kind of obliviousness towards time factors in computer science since the engineers always assume that some later generation of computers will overcome any computational time barriers that may exist now.

3.3.3. Computers, Programming, Memory, and Time
In a certain respect, computers are "time machines" , meaning that computer programs formulate strictly and rigrorously highly complex sequences of time-step-actions. On closer examination, one of the main sources of programming errors is that no real good formal means exist to ensure that a mis-matching of time steps is prevented. That is: It is in practical programming usage very hard to ensure that a variable or more general, an area of data storage, has been properly initialized or declared, before it is referenced. Conversely, this means that one part of a program expects some data value, which has not yet been produced (or something different than expected by the program was produced) by some different part of the program. While the control structure of the program is a formal mathematical affair that can be validated by a compiler, the sequencing of computing actions is given by the interaction of this control structure and the data. And there is no way of mathematically insuring that the right kinds of data are available for any subroutine of the program to be processed correctly. All approaches to ameliorate this fundamental problem, like Structured Programming, Software Engineering (SWE), Object Oriented Programming (OOP), etc. have not proven to give any better overall results. These methods introduce their own specific drawbacks and complexities, mostly through overblowing the size of the code, and the complexification of the syntactic rules which force the programmer to take all kinds of detours for solving a computational problem. [218]

3.3.4. Mathematics as Platonic Affair
But there is a deeper problem for the mathematics underlying computer science. Mathematics is, by the history of ideas, a Platonic affair. (Not to be confused with a platonic love affair). By Platonic I mean, that Platon the ancient Greek philosopher actually didn't quite believe in time. He was mainly concerned and strived for "a timeless universe of eternal ideas which is where resides all the truth, the goodness, and the beauty" (Das Wahre, Gute und das Schöne) [219] . Somehow this fancyful timeless universe of otherwise quite impossible ideals made it through the times into two real-life implementations: One is the Christian Heaven of God and the Angels (as well as Jewish and Islamic variations thereof) and the other is the Mathematical Realm of Absolute Truth. [220]

I am not concerned with theology here. [221] But the other application poses a real problem. Mathematics is entirely oblivious of human memory. Although mathematics is unquestionably a trade that requires extremely stringent human memory training to be proficient in, the human memory itself doesn't show up anywhere in its formulas and equations. I pull the arguments together now: Computer science as Informatics as a specialized application of mathematics has as yet no relevant place for human memory. But human memory is one of the most crucial factors of programming. That means: The discrepancy between (the very limited and fallible) human memory capacity and the formal rigor and complexity of computer programs has caused that present-day computing is a quite unreliable affair, as everyone can attest to when using a MS Windows system (or any other computer program system for that matter).

3.3.5. The Typology of Programming Errors
The typology of programming errors can be summed up in these three main factors:
3.3.5.1. Storage Synchronization Errors
As mentioned above, a main cause of programming errors is due to the fact that some programmer had forgotten that s/he had declared a variable here different than s/he used it there, or that a pointer had no reference, or something of the like. This can be called broadly "Storage synchronization errors" .
3.3.5.2. Logical Interdependency Errors
The next class of errors can be called "Logical interdependency errors" . This means that the program logic is flawed because there are overlapping or incomplete subsections of the boolean logic driving the code. In programming code, this often shows up as monumental edifices of if .. elsif elsif ... constructions.
3.3.5.3. Documentation / Specification Errors
Another main class of errors is that the applied subroutine or subprogram does something else (or has some other preconditions) than what the documentation says or what the programmer interprets the documentation to mean. This applies as well to program libraries that are supplied by a compiler vendor, as to those routines which the programmer/s write/s themselve/s. In large project teams dividing up the task of a project, this is a very common problem. But it applies as well to one single person when one has written a function library and one has forgotten later what the exact preconditions and what the exact workings of a function are.

3.3.6. The Inequality Axiom of LaKnowledge (A' =/= A)
In a short aphorism, the difference between Mathematics and Information Science and the LaKnowledge of Noology is the "Inequality Axiom" . When human memory comes into play, then the following statement is true:
(A[t+i] =/= A[t0]) or otherwise written as:
(A' =/= A)
This means: when one has observed something "A" once, and then observes it a second time (meaning one recognizes it as "A" ), then a paradoxy arises: Although A' is recognized as belonging to some class "A" , it is also identified as being "not A" because one remembers "A" from the first encounter and it is unquestionably clear that A[t+i] is not the same as "A[t0]" . This is because there is the memory of "A" present, and one knows intuitively that the newly presented A' is not the memory of "A[t0]" .
An exception to this general rule is the so called "deja vu" encounter, when one thinks that something very unusual must have happened, like entering a time tunnel: One believes to be teleported to some other time in the past, when exactly the same sequence of things occurred in the same setting with the same persons. A similar formulation of this is: While the common sense tacitly assumes a (more or less) identity of common objects through time (eg. my car, my house, my pen), it is quite startled when some sequence of action happens exactly the same at time [t+i] as it did at time [t0]. The exception to this are of course computers, mechanic automation, and less strictly, ceremonies and rituals, which are expected to follow at least a general rule, even while it is assumed that some of the environment and some of the participating persons may change.

3.3.7. Bergson or Heraklitean time
Time, in all philosophical systems adhering to the mathematical, physical, or Newtonian / Einstein thought system, is just one dimension in a coordinate system, which together with the spatial dimensions make up the space / time framework and can be mapped on Cartesian coordinates. When we bring human memory into the system, the concept of time changes drastically: This concept can also be called Bergson or Heraklitean time, for the philosophers who are probably best known for outlining its specific differences to mathematical time. Friedrich Nietzsche also devoted some effort to these paradoxa. In the objective Newtonian / Einstein conception of time, human memory is simply disregarded, it is a phenomenon of the observer, or of subjectivity.
->:GOTT_GEDANC, p.45

In the real world, no thing "A" at time [t0] is ever equal to its appearance at time [ti], even if we see an object "A" , a chair, or a pen right now, and then one second later. Physically, that is due to the second law of thermodynamics or the entropy law. Phenomenally (in the mind) it is the difference between observing something "A[t0]" for the first time, and then observing the A[ti] in superposition with the memory of "A[t0]" . This process is quite unconscious, but without the effect of memory, recognition would not be possible. This is a paradox which can not be equated away.

This was a slight degression and we return to the current aim: How to arrive at some tools and techniques for LaKnowledge.

3.4. The Noologic Domain: Categorization and Category Systems.

The noologic domain (or short: the domain) is the term used in my system of Noology for everything which can or could be known . The noologic domain is also colloqually known as "the universe and the mind", ie the domain consists of everything:
1) that we perceive in and about the (external) world, and that
a) exists factually, or
b) could exist possibly, probably, and/or according to "the laws of nature".
2) that we perceive as (processes in / apparitions of) our minds,
that can or could appear somehow in our minds as feelings, thoughts, ideas, phantasies, wishes, emotions, impulses, etc.

The philosophical term categorization is used here in a specific meaning: Categorization is that mental framework by which we make our most fundamental distinctions of the noologic domain. Systematically, categorization is the design of a category system . In Noology, a category system is a construct of ideas. This is also a question of philosophical debate, since the Platonic schools in Mathematics and Natural Science assume that humans can only trace and track a pre-existent ordering of the Kosmos [222] .

The use of a category system is to specify any given item out of the noologic domain exhaustively by its attributes, and ideally, it should be set-theoretically clean. This means that all items of the domain categorized by our system should form disjunct sets. (In common sense philosophy this is called pigeon-holing). Something of the like is the rationale behind the information technology of the relational DBMS which is the machinery behind the current SQL query languages and most commercial Database systems. The difficulty of correctly designing the logical structure of a relational DBMS, called "normalizing" has the same logical reason that makes a categorization so difficult. Since Noology is not dealing with "ideal" worlds, but with organizing the knowledge of the messy world of humans and society, its category systems cannot give those ideal clean sets. Rather, it works with fuzzy sets. (More on this later).

Categorization is the most crucial task for setting up a knowledge system. If you have the wrong categorization then your knowledge system will most likely be skewed, flawed, or outright useless. Needless to say, a good category system is hard to come by. [223]

Many philosophers have come up with many different types of category systems and have given their reasons for designing them. Up to now, no philosopher had information machinery in mind when he designed his system. So for the present purpose, the design criteria for the category system are influenced by these factors:
1) the human mind and the human memory (or mnemonomic factors). [224]
2) the various types and kinds of the universe of concepts which we want to categorize
3) technical requirements and capabilities of the available information machinery.

It is a philosophical problem whether there exist "natural" categories. My working assumption about this is that any categories are imposed on the world by:
1) our nervous system (which is of course biological, and in some sense also natural) and by
2) our thinking patterns and habits (which are partly cultural, ie dependent on upbringing and education) but also subtly influenced by what our nervous system takes for granted before we even start to think.

We can think of categories as "flavored containers" somewhat like variable types of programming. There we have integers, floating, strings, arrays, truth values, and the OOP languages go so far as to construct a specific object type for any data item.

3.5. The Big W's

... Where, When, Who, hoW, What, Why, Whatfor, Whatwith, Whatagainst

The mnemonomic factor of Noology is expressed best by the famous dictum "five plus minus two chunks" [225] . Ie. a category system should not have more than about 5 to 7 basic categories, while of course there can be many more subcategories. Natural language gives a few basic patterns for the Noologic instrumentarium since it has served the human mind and memory factors for countless ages to prove that it works. The interesting factor there is that so many and so different languages exist, and all seem to be workable somehow, since the peoples that used them, survived up to our day.

The germanic languages give a "natural" instrumentarium for categorization with the "W" questions. Here are the German, English and Greek equivalences:
1) Wo? - Where? - pou
2) Wann? - When? - póte
3) Wer? - Who? - tís
4) Wie? - hoW? - pae
5) Was? - What? - tí
6) Warum, für Welchen Zweck? - Whatfor?
7) mit Welchen Mitteln? - Whatwith?
8) gegen Welche Widerstände - Whatagainst?
9) Woher? - Where from? - póthen
10) Wohin? - Where to? - poi
...
etc.
This is already a categoric framework that can carry us quite far. But for now, I don't want to delve too much into matters of content, but will deal more with the logical structure of the framework, or with the empty categories. [226]

3.6. Phonetic categories

3.6.1. A phonetic category framework.
I will first construct an empty framework for a database retrieval system, which has a mnemonic factor. It is more or less given "naturally" by the capabilities of the human phonetic instrumentarium. This has a slight slant towards indoeuropean and semitic languages, but I want to construct a framework that can be represented as ASCII strings and that is not possible with extra-european phonetics for which we would need a Unicode representation.

Vowel Domain:

(1-8) a i ä e ü ö o u

The vowels "ä" , "ü" and "ö" are from the german language, but they reflect the greek distinction of alpha and eta, omicron and omega, even though the sound values may be different. [227]

Consonant Domain:
(1-22)
key name phonetic value / pronounciation example
y aleph english: yes, german: ja
q qof arabic qof
k ka english: king
g ge german/ english: gold
r ro german: rad, rot
rch rch german: acht, nacht, wacht, krach
ch chi greek: chimaira, german: nicht, licht, gicht
h ha german/ english: hunger
j je english: join
sch sch german: schön, schluss
s sigma english: soon
z zeta german: zeit
l lambda english: lip
d delta english: do
t tau english: tea
th theta english: thought
f phi english: food
b beta english: brain
p pi english: pod
w we german: wein
n nu english: noon
m mu english: moon

Vowels and Consonants are arranged in a table:

y
a
i
ä
e
ü
ö
o
u
y








q








k








g








r








rch








ch








h








j








sch








s








z








l








d








t








th








f








b








p








w








n








m










By use of this construction method we have the benefit that we can name anything that we want with a string of pronounceable words. This is primarily a memory requirement (also called mnemotechnics), because it is harder to remember something for which one has no pronounceable word. (There are exceptions: Feelings and physical sensations, like smells, of course can be remembered very well without words). The string formation follows the regular expression rules and always starts with a consonant. By using y = aleph as first consonant (which is also a vowel) we can allow words that would otherwise start with a vowel. In hebrew (mytho-poetic) usage, the aleph is called the mother/father of all sounds, because all pronounced sound formation must start with a breath (ruach, pneuma). The use of "y" as key fits also well to the technical requirements. It must be an ASCII consonant that is in the ordinary 7-bit character set available on every keyboard, and it must not collide with any other of the characters in the set. Because y is also used in indo-european languages as both vowel and consonant, this makes it a suitable candidate.

By this scheme we can form all words of the indoeuropean language system, which serves well for constructing a dictionary of all entities of the noologic domain.

Another requirement for a category system is that it should be frugal, ie that it should be easily memorable. A table of (8 * 22 ) = 176 elements is manageable, but something less is desirable. The decimal multiplication table has 100 elements, and that is about the memory capacity that one can assume for normal iq primary school students. To make these tables available to the general public, the memory limits of a normal iq person were of course one of the main stringent constraints. As can be observed in actual language use, most indoeuropean languages don't use the full vowel or consonant table, so that in effect the actual size of the table comes more close to 100 elements. Also some vowels and consonants are used more sparingly than others.

In most cases, the standard keyboard vowels: "a i e o u" (five chunks) will be sufficient. [228]

3.6.2. Reference to ancient memory technologies
This table was constructed with reference to the ancient memory technologies of the distant past, before writing was invented. That means those at least hundred thousand years during which some kind of human culture was transmitted by memory alone. The last 3-5000 years of writing civilization are very short compared with that time depth. All those times, mnemotechnics was a prime cultural necessity, because people had to memorize all the things that were worth remembering in their minds only. I have extensively researched on these techniques and written about them in some of my publications. [229] From these times, only some rudiments have passed down to us, and probably with distorted meanings and connotations. For example the well known vedic mantra "aoum" contains the primary vowels (the in-between-vowels can be produced when one lets the sounds slide into each other). Likewise for the christian mantra "amen" . In ancient greece, the word for hearing was "aio" , and the "aoide" was the ancient memory bearer, the singer of the ancient lore (like the Homeric epics and Hesiod's works). "audae" was the ancient greek word for the recital of those hymns. In the germanic tradition, the god "odin" was the bearer of the memory knowledge. In Africa, there exists a similar tradition of "griots" .

In order to honor this tradition, I have made the "m" the last sound of the consonants, by this way we can construct the "aoum" with a (nearly) diagonal cross-section through the table.
The word "aio" is of course contained in the first line.

3.6.3. The order of consonants
The order of consonants is given somewhat approximately how they are produced in the vocal tract: First come the "deep throat" sounds, of which the semitic languages have a richer variation than indo-european. Here the sound is produced by the voice box only without use of the tongue. Then come the gutturals. The tongue moves from the deeper posterior parts of the palate upwards and frontwards, until it reaches the dentals, labials and nasals. The "m" is a half-closure, as the air stream switches from the mouth to the nose, and for this reason it was used in the "aoum" mantra, to let the humming sound drift off into infinity. Of course the spiritual aspects of these techniques are of no concern here, but the ordering function can profit from the ancient principles.

3.6.4. The nesting of categories
So far, this table gives us only an empty framework but this is a powerful technique to generate unambiguous strings with the regexp principle, which is very important for computer processing. As to the task of categorization, we have a rich literature of different systems that try to "pigeonhole" the world knowledge for bibliothecary uses into sets, by which the library stacks and catalogs can be ordered in some manageable way. This task is more commonly known as classification. Usually, these schemes give only very rough distinctions, like the Dewey classification system, but here the governing principle is more to provide a financially adequate system (ie cheap enough) for ordering the library stacks and catalogs. It depends more often than not purely on the interpretation of the library personnel into which class a book will be more or less properly fitted. And more often than not, a book is classified in this way never to be found again.

Since so many category and classification systems have been devised, it is not really useful to add yet another version to this mountainous material. It has long become obvious that the world of knowledge can not be fitted into a table of any memorable dimension and to hope that these categories will ensure that the material will be adequately positioned and then, by use of these categories, that it can be retrieved. The problem of retrieval is that a researcher often thinks that the item s/he is looking for, is located under quite different categories, than where it is actually stored. This problem will not concern us for the moment. Instead I will embark on something that today is technically easier than what the philosophers of the past had to their avail: The nesting of categories.

The nesting of categories is a quite ancient technique for which Aristoteles gave a famous quote: "man is a featherless biped animal". When we be analyse this with a class structure graph, we get the nesting, which is implicit (hidden) in the quote of Aristoteles:

(class animals
(class birds, attr:feathers, attr:2ped),
(class no_birds, attr:no_feathers, (attr:0_ped | attr:4_ped | attr:6_ped | ... | attr:1000_ped),
(class man, attr:no_feathers, attr:2_ped),
)
)

By this logic, man belongs to the super-class "animals" and to sub-class "no_birds" , by virtue of attr:no_feathers, and man is unique there by attr:2_ped.

Actually this classification makes sense only in the improbable case that all the scientists were birds. For all the rest of us, it is just nonsense.
A.D.

In all the sciences, the nesting of categories is well developed and presents a formidable edifice, like the classification of organisms. The principle is to identify a class by a certain set of attributes, like:
(class1.1 attr1 attr2 attr3 )
and then identify a super-class by a subset of these attributes like:
(class1 attr1 attr2 )
The rationale is that "attr1" and "attr2" are of a more general kind, and "attr3" is a more specific kind.
Likewise one can define different subclasses with differing sets of further attributes like:
(class1.2 attr1 attr2 attr3a )
(class1.3 attr1 attr2 attr3b )
(class1.1.1 attr1 attr2 attr3 attr4 )
(class1.2.1 attr1 attr2 attr3a attr4 )
and so forth.

In present information technology, this classification technique is the principle of "object oriented programming" and is also called "ontology" in current www organizing systems.
Unfortunately, time and again, it appears necessary to reorder these categorizations according to different principles. To implement these changes in the textbooks and library systems is usually a quite monumental task. But with present data processing technology, this has become much easier.

So we can view the above table actually as a stack of tables which can be searched with computers. Each table houses a number of strings which are [primary, secondary, tertiary ... ] retrieval keys for a database system. Permuting and reordering these strings is technically quite easy, and with the capacity of computers also within the technical and practical usability. After all, the time factor is crucial and one must search any number of permutations and combinations to find a specific item when one is not sure where it is exactly stored. In computer science, this topic appears for example under the title "inverted database" .

3.6.5. Fuzzy categories and fuzzy logic
For 2300 years, from around 330 BC (the time of Aristoteles) to around 1970 the scientific progress of humanity dealt mainly with disjunct sets. [230] This is the base of Aristotelian logic, and the Boolean logic which drives our computers.
The principle is: Any item X either belongs to some class or set Q or it does not . In formal terms, this is expressed like this:
(X e Q) || (X (not)e Q)
e := means: being element of a set, or (not)e [231]
|| := means: exclusive OR (technically: XOR)

The relational DBMS technology is an implementation to extend this principle to practical data processing applications. Example:
An item X which is characterized by attributes (attr1, attr2, attr3, attr4, ...) is either present in a warehouse Q or it is not.

Some time around 1970, Lotfi Zadeh invented a technique called "Fuzzy Logics" . Since that time, there has been a shift in focus to things that cannot be categorized according to the rigid disjunct set theory. For example:

"Day" means: attr: sun is shining, stars are not visible, it is bright.
"Night" means: attr: sun is not shining, stars are visible, it is dark.

"Morning" and "Evening" are terms for describing specific phases of the diurnal circle, where the attributes are neither completely dark nor really bright, some stars are visible (like the proverbial Venus), etc. But it is not possible to exactly specify with binary values the attributes which characterize "Morning" or "Evening" . Their attributes form a "fuzzy set" .

3.6.6. Fuzzy Phonetics
The same is the case with the phonetics that are the base of the alphabet. While the alphabetical letters give the impression of outlining a clearly distinct set, the sounds they represent are a quite fuzzy set. This is more apparent with the vowels. In the english language, the "a" can stand for almost any vowel sound, depending on context. It is also possible to slide through the above sequence of "a i ä e ü ö o u" and produce all sorts of intermediate sounds which can belong to either one or the other vowel class. Similarly with many consonants: l and r can slide into each other (this is why the Chinese people have such a difficulty to distinguish them since for them it is only one sound), f and w, b and w, d and t, etc. Therefore such similar consonants are grouped by linguistics in classes like nasals, labials, dentals, glottals, etc. In this way, the different variations of phonetic values of characters of the alphabet are more close to fuzzy sets than to the strict disjunct set theory. This is another reason for the letter classification presented here. The issue is of course how to adequately deal with the information technology of fuzzy sets.

3.7. Semantic Fields / Sem{e/aio}phonic Networks

@ :SEMAIOPHON_NET
The following is an introduction for using a Fuzzy Phonetics model , called Sem{e/aio}phonic Networks , or Sem{e/aio} phonic Tension Fields, which go in the German text under Semantische Spannungsfelder , or Semantische Rhizome .

3.7.1. A Hypothetical Sem{e/aio}phonic Network of Aoide Vocabulary
3.7.1.1. The Greek Root Sound fields
Linguistics has done much work to discover the drifting patterns of sound and meaning fields of languages in the centuries and millennia of their development. The hypothesis stated above was that the Aoidoi had a greater role in the formation of these drifting patterns than is generally assumed. It may even be suggested that the language used by the Aoidoi was not the common vernacular of the man in the street. In the ancient Greek language of Aoidoi, there is a considerable overlap between meaning and sound fields. The meaning or semantic structures of greek words are visible when we look at their root sound-relations. The related sound fields are:

1) gutturals: chi, gamma, xi, kappa, rho, aspirated 'h'
2) labials: pi, beta, phi, psi
3) dentals: tau, theta, delta, zeta, sigma

The phonetic formation patterns of greek root words can be roughly compared to the semitic formation pattern: a common root frame of consonants filled in with vowels. These vowels will combine in the most unusual combinations. For example, -io and -oi, -ea and -ae will be interchanged, and the flexion of verbs will display these surprising morphic patterns.

Historically, all modern European languages were structured with extensive loans from Latin and Greek. In these modern languages, there is very little concordance between sound and meaning. This is certainly due to the influence of the Alphabet, which broke and hid the original phonetic/semantic connections. Conjectures have been made that there was an original archaic indo-aryan language from which Greek, Awesta Persian and vedic Sanskrit derive. In this language, there would be an even better coupling of sound and semantics. Knowing the extension and drift factors of sound fields enables the researcher to find related words whose connections are obscured by alphabetically organized dictionaries. The following structure has been made through partially recovering those sound fields. Of course, listing them sequentially is not the best solution, but for the present form of linear text presentation, it must suffice, until we can get around actually constructing it in a suitable technical system.

3.7.1.2. Alpha
The field of aio
Closely related to the root sound of aoidos is the verb aio . It has a very interesting saemeiphonic structure. It is built of vowels only. Since Greek did not have a notation for "u" , we have actually all the vowels wrapped up in one word. This is highly significant. The closest pan-indogermanic connection to this kind of sound structure is the Sanskrit mantra aoum .

The next interesting aspect of aio is its omnidimensional meaning: It simultaneously means: to hear, to perceive, to sense, to see, to understand, to know. Then it also has the meaning of the aspiration, the spirit. We will immediately see the connection to Aleph mentioned earlier. The significance of this field cannot be grasped with our common categories of knowing. The aoidos was the knower of a different kind of knowledge. This is the archaic knowledge, the living, breathing, aspirating pneuma of logos , of which Plato talks in Phaidros (276a) .
aer means air, wind, mist, fog.
aeros or eros has a connection here.
aiora aiera means suspension, hanging or floating freely in the air.
aion means eternity.

1.2.3. aidoia
aideomai schämen, scheuen
aidoi- / -os / a schamteile , schamglied (24) -> maedaea
aidae- / -s / -los privat, verborgen
aidnos unsichtbar

aithal- rauch (24)
aitho- feuer -> pyr
aithops glühend, funkelnd, flammend
The saemeiphonic Field of Aoidos
Let us picture the saemaiphonic field of the words connected with the aoidos. We noted that the Aoidos is not only a poet and a bard but also a seer and prophet. Hesiod uses the word in numerous locations in HESIOD 1978 . We can consider his work as a path leading us back into the aoide thought structure. Just by outlining the saemeiphonic connections contained in the word aoidos are we able to set a starting point for the uncovering of this archaic thought system. Since european thought has been shaped so intimately, using the words of the european mother language, greek will serve best to introduce us back into this territory that humanity has lost 2500 years ago.

aoidae is the hymn or poetry, the myth.
audae is the sound, the voice, the call, the message.
aeido , (17) aeisomai , asomai , means: to sing, call, shout, or making any sound when struck (like metal objects).
aoidos and eidos are sound-connected, leading into the field of idea.
alaeth
alaetheia (43): Wahrheit, Wahrhaftigkeit,
alaethaes : wahrhaftig sein
alaethinos
amph
amph- beidseitig

amphora -> pherei
ana
ana- : darauf, daran, auf, hinauf, über, hin durch, entlang, währen (zeitlich), hindurch.
apo ...
apo : ab- weg- (nehmen)
apo-kalypto aufdecken, enthüllen, entblößen
-> kalyptron, kalyptras , Parmenides proim.

apo-kalypsis
apo-kalypsis -> Enthüllung, Offenbarung

kalymma, kalypto
Bedeckung, decke hülle, verhüllung, fruchthülse, schale einer muschel oder schnecke
kalyx: blumenkelch
kalyptaer Hülle, Decke, Deckel Schachtel

aporos unwegsam, unpassierbar, schwierig, unmöglich, schlimm, heillos; Pers. hilflos, ratlos, unfähig, mittellos, arm

-> poros Durchgang, Überfahrt, Furt, Passage, Straße, Weg, Hilfsmittel, Einkünfte, Erwerbung

Anankae
Zwang, Notwendigkeit, Naturgesetz, innerer Drang, Trieb, Bestimmung, Schicksal
Demonstration, Beweis,

3.7.1.3. The Sem{e/aio}phonic circle of Chi-Gamma-Xi-Kappa-Rho-Chi
A short overlook of the Sem{e/aio}phonic gyros, or kyklos (both denoting the circle) of Chi-Gamma-Xi-Kappa-Rho is given in the following chapter . Its picture is given in ILL:G-1 . The center is formed by the aspirated "h" which has no own character in Greek, for which stands the semitic sign Aleph . This aspirated sound of Aleph has special significance in cabbalistic interpretations as it is the source and origin of everything else (SUARÈS 1976). The diagrams following ILL:G-2 show the architectonic extensions of this scheme, including the sound fields of beta, phi, psi, pi and delta, theta, tau, zeta, and sigma. These architectonics can be graphically displayed and navigated with the proper hypermedia tools.

The Chi Root - The Crossing
The Greek root sounds gamma , chi , kappa , xi , rho, are closely related which does not show in the dictionary because the word ordering sequence has spaced them far apart. All words containing these sounds will be candidates for inspection. At the time when Greeks learned writing, the letter chi was connected with crossings [232] . chiasmos and chiasma denote cross patterns as grammata, graphae, or glyphae , like cross-marks in clay or as wooden sticks laid cross-wise (like nordic rune s, German Buchstaben - Buch-stäbchen ). The cross-mark also denotes something recognized as false or suspicious.

It should therefore be noted with special attention that the characteristic symbols of our european culture are the cross and the christos (the anointed , the messias, the crucified ). We just have to exchange the sound patterns of christos with chiastos and are back at an original crossing obscured by the christian mythological overlay. The cross or chiasmos is the character or the sign of the chiastos, in its most technical sense.

Of course the important question to ask is: what has been crossed with what and why was this original crossing obscured? We may look for more material on this in the greek creation mythology of Hesiodos.

The Chi Extends in Semantic Space
chae is, if we allow us the freedom to interpret Hesiod, the first incarnation and the invisible, unconscious, and subsurface (or chthonic) name and aspect of the Mother Earth (gaia being her surface aspect, see the gamma entries). Persephone is the other name of this aspect. In the myth, she is the daughter of De meter , going to Hades (chades ) every winter and re-emerging every spring in the month of gamelion.

chthon is everything connected to chae. In Hesiod 's account of The Beginning, we can see the drift from chaos to chaea to ara-chae to chthon. (HESIOD 1978 ) This is mirrored by the meaning of cave , cavis , cueva , all descendants of the original root sound, also the female womb, hysteron -chysteron .

chiazo has a connotation in the musical realm, using an unusual (suspicious) sound or harmony pattern. Here we see the crossover or crossing of harmonies shine up as chi .

chilia denotes a thousand-fold, like a millennium or a thousand men. The chiliastai are the believers in the chiliasmos , the millennium-long reign of the christos /chiastos . We have a correspondance in the roman numeral X, the greek chi, which means not thousand but ten.

cheramos is a more specific word for caves, crevices, holes, hiding places.

cheir- means: hand. Its semantic field extends wide and far through ancient Greek thought.
Heidegger gives an extensive discussion of the Greek / German semantic rhizome connecting Hand and Hand-Werk: (WHD, 49-55).

Wir nannten das Denken das ausgezeichnete Handwerk.
Das Denken leitet und trägt jede Gebärde der Hand. Tragen heisst wörtlich: gebärden.
Heidegger (WHD, 53)

chrae- requiring, in need of, dt.: brauchen, is also connected to cheir, likewise: chra o, chraesthai, chraomai.
See Heidegger (WHD, 114-115, 118-119).

echein / schae- / chero- / chreo - / chres- / chresto- also belong to this semantic field.
The German words Handel, Händler, preserve the connection between cheir- and chres- .

chero has the meaning of robbed, deprived, widowed. Let us recall the more delicate parts of Hesiod 's account of The Beginning (HESIOD 1978 ) when chronos or kronos (the time god or Saturn ) privated or deprived the sky god ouranos of his private parts by means of a scythe or harpae (chero - charpae - sharp - scharf ) , thereby separating the chaea or gaia from her consort ouranos , and depriving her of her lover and making her a widow. (See also: DECHEND 1993 , p. 120-124.) The privated private parts of ouranos fell into the sea, the okeanos , there becoming transformed into froth, and in the course of events fathering the love goddess Aphrodite (aphros=froth) , born of the froth, rising from a sea shell or cheramis . We can assume a sound connection between chero and cheronos .

chloro- means everything green, i.e. the children of mother earth, the plants.

choanon is the hollow form into which molten metal is poured. The sound pattern is the reversal of chao - choa. See the connection to texis .

chnon or choinike is the wheel hub. We find this in Parmenides' text: (PARMENIDES69 , PARMENIDES74, B1, 6 ). The wheel hub is that which does not move while everything around it moves. This has found ample metaphorical use in the Tao Te King and Buddhist teaching about the wheel of rebirths . (See also: LAOTSE) . Further meanings are: axis , center of astronomical rotations , like the earth axis. (See also: DECHEND 1993 , p. 125-126.)

We would make the conjecture that the proimion (opening passage) of Parmenides' work which is framed by the words "hippois" at the beginning and "hippous" at the end has a special meaning. (PARMENIDES74 , B1, 1,21 ) Parmenides was not just trying to add some dramaturgic spice to his lecture about "to gar auto noein estin te kai einai" (to know is to be). The connection of whistling wheel hubs and red-hot axles may as well point into a cosmological dimension that we are no more aware of:

axin d'en chnoiesin hiei syringos auten aithomenos doiois gar epeigeto dinotoisin kyklois amphoterothen...
PARMENIDES74, B1, 6-8

chro - has all the connotations of time . The god Chronos or Kronos reigns this semantic sub-field. A connection with gaia or chea is through the word ches or chizo which denotes everything belonging to the past. Appropriately, chrono - belongs to the present moment and extends into the future. chronologia is the connection of logos, i.e. measuring and time.

chry - is connected to gold, like gold the metal. Gold is the material preferably used by Hephaistos , the divine smith and craftsman (tekton). Gold is in all cultures invariably connected to the divine, the heavenly realm. We have a connection to the golden age of which the ancients spoke so often. We might call this age golden because it was under the reign of ouranos , before time had set in, i.e. before Kronos (the time god) had separated chaea and ouranos or heaven and earth. In that age, they were still united and heaven reigned on earth. The sound pattern switching from chry (gold) to chro (time, Kronos) should amply indicate a fundamental shift from the better to the words (actually we wanted to write worse, but as it came out, words fits equally well).

chre - is connected to the earthenly realm of money, commerce, the realm of the god Hermes (chermes ). In a further related meaning, we come to title, name, and character. chre- and chry- converge (or better: cross over) in the word christos .

chreo - is connected to lack of money, need, necessity.

chresme - chreste - is the semantic field of oracles. chresterion is the sacrificed animal (again a connection to christos where we have a sacrificed lamb ).

chrestes is a money-lender. Remark the opposition of chrestes vs. christos as recounted in the New Testament .

chresto - denotes the word field of everything useful, obiedient, honest, sincere, benign, compassionate, meek. For example as a good christian citizen.

chrima and chrisma means the semantic field of: 1) honorable: ointment, perfume, 2) practical: whitewashing, painting (as in house painting, not picture), and 3) demeaning: smear, grease, cheat. From this we fall into the word root of the Christian Religion :

christos the anointed, painted, greased, or cheated. Pick the meaning of your choice. There is a strange correspondence between the cherished Christian mythology and the impression we get from the sound field: Christianity always talked about and wished for the recurrence of the Golden Age of humanity, the aion chryseon, with the Christos the pantokrator , as the reigning god of the age. What we see actually happening though, is something falling a little short of this noble aim: Our age is the age of the chrestes : money reigns the world.

Onoma-Semaiophonic links in other languages:
english: grease
french: gras (-se)

Before It All Began: The Chaos
Not without good reason does Hesiod tell us that before The Beginning (the ar-chae ), there was something quite useless to try to even name. Therefore he called it the chaos, the unfathomable cave, the gaping, the yawning, the emptiness, the void, or in the words of Anaximandros: the apeiron . See also: Bolz (1992), Bolz (1994), Diels (1954), Hesiodos (1978), Sturm (1996, 452-521).

Our Brave New Age of Chaos:
Also with good reason, our present age is the age of re-emergence of the chaos , as is amply evidenced by the rise of Chaos Theory , and the general chaos pervading all the personal, political, ethical, and noetic domains of human life.

The sound pattern is: Chi , Alpha and Omega . This may lead us in a deep abyss indeed. Because chaos may not be a word defined by a meaning (which is nothing) but an anagram of the chiasmos or crossing of Alpha and Omega. And the word ar-chae can be parsed as the ara-chae, that is what follows the chae. ara means everything following in temporal or logical sequence [233] . The drift from chae to chao is described below. We can further list the words: chasko , chasmos , charybdis , charon , the ferry- (pherein-) boat man to hades or chades . We see the intense mythological connection with sound fields.

The meaning of "Alpha and Omega" is overlaid by christian interpretations but below these, more material is hidden. We can see the connection to the buddhist use of shunyata (Sturm 1996, 452-521). We may also be able to establish a connection to the symbolical machines mentioned above: We have here a word that is not arbitrarily connected to meaning, rather it is a kind of mental computer program to calculate and find meaning in.

Chi and the archaic Greek Thought Universe
In the root sound chiasmos of chi, gamma, xi, rho, and kappa we can find a rich semantic crossover. Following this line, we can unravel the connectivity of the Greek thought universe in a concise architectonic model. The works of the greek philosophers would make a different sense if a semantic connectivity system like this were used. This can be made commonly accessible with hypermedia structures. Philosophy would take an entirely different turn if tools like that were commonly available.

The Semantic Field of Gamma
The semantic field of gamma is reigned by the second incarnation of the Mother Earth goddess gaia , ge, or gea (or chaea in her subconscious chthonic or Persephone aspect). Gaia is also called Demeter for "de meter" or mater , mother , mère , Mutter as her name derivations are in the european languages.

ge-, geo- is everything connected to agriculture and land.

gala is the milk (the mother gives), also the galaxis or milky way. (See also: DECHEND 1993 )

gamos is the semantic field of marriage and sexual reproduction. Hieros gamos is the annual celebration of the celestial marriage of the mother goddess gaia with her seasonal consort.

gamelion was the greek month reserved for marriage, between january and february. This was in Greece the time of pre-spring, i.e. when Persephone, the chthonic aspect of gaia re-emerged to the surface.

gaster is everything connected to nutrition, digestion, like in gastronomy, that is the nutritive aspects of gaia.

gaulos is a vessel to contain the gala, the milk. Connected to storage and transportation of goods. In one special meaning a phoenician trade ship.

geito- means everything in the neighborhood.

gena- and gina- gono- is connected to family, descendance, birth, birthday, life-span, generation, genealogy, genitals, genetics. kine- and kinai- are the relations in the kappa field.

gyno- is everything connected to women.

gera- and gero- means everything connected to old age.

The ge-gantes or gigantes are the ab-orignal (ar-chaic) sons of mother earth ge or chea.

glypho- connects us to the semantic field of graphe and gramma. The process is always the same: inscribing or furrowing marks or patterns or forms or morphae into some mother substance or hyle or xyle or ghyle or adamah .

gloss- is everything connected to the tongue and the spoken word.

gnos- and gnom- are related to nous and noos, also to genos via genoma to gnoma, meaning sign, symbol, mark. To know.

The field of gnos-, gnosis is reigned by Sophia the mother goddes of knowing .

graphe or gramma derived from the process of inscribing or furrowing. Grammar, science, learning, documentation.

grammata are the written characters of the Alphabeta. See the correspondence with stoichea . Plato talks in Phaidros of the grammata as the shadow pictures of the living, animated logos.

griphe is a riddle, related to gryph- and kryph- (krypto).

gorgo is the horrible aspect of ge . In the hindu pantheon this is Kali . gorgyre is a subterranean prison.

goni- is everything connected to angles. The connection to gyne- will be visible to everyone who knows the old sumerian ideogram for woman. (Unfortunately not available as character under Windows.)

The gamma semantic field is completed, with gyros, the circle. We will see the connection of gyros and kyklos.

The Semantic Field of Xyle or Hyle
hyle (wood, building material, the famous term used by Aristoteles in his philosopical meaning) is sound-related to xyle, which also gives rise to a whole collection of words all dealing with wood and woodworking. From there we come to our word stylus.

The connection goes on: xiphi- and xiphe- denotes everything connected with steel as in sword, dagger, but also steel tools. xois is a wood carving knife. xyale also denotes a carving knife. Here is also the connection to the writing tool stylus.

The root xes- concerns words that deal with polishing, roughing, scratching, engraving, and all sorts of surface finishing. Here we come in close semantic proximity to the already known root of graphe- and gramma.

xoanon means a woodwork wood carving, also an idol.

xyro- is the root for everything connected with cutting hair. Interestingly enough, the well known expression of the sword suspended from a horse's hair finds its etymological roots here: "epi xyrou histatai akmes". " It all depends on one hair", " by hair's breadth". Everyone who already has experienced a close shave will find some meaning there.

The Semantic Field of Kappa
This semantic field of kappa is extremely varied and it is not really possible to adequately display the twisted webwork of its many intertwined semantic threads in any other than graphic display. There are many connections with the chi and gamma sound fields as is to be expected.

There is a whole field of roots that spell different but have similar meanings of hollowness, roundness, and emptiness. This gives a strong semantic connection to the chaos and chthon sound field. kaetos derives from chaetos-chthon and means a large monster in the sea, like Leviathan.

keno- keneon ( -> chnon, -> choanon), are roots connected with emptiness. kados, kaddichos (hollow measure), kaiadas (gaping hole in the earth).

kong{e/os} a hollowness and roundness, hollow shield, sea shell, like cheramis used for ladling water. Modern language derivations are conch and concha. koilos is likewise a hollowness, a cave, or a bay, likewise kotyle.

korone and koronis are connected to crown, ring, corona, German: Kranz.

kosmos means not only the cosmos, but also order, arrangement, decoration, embellishment, laud(atio).

The sound field of ky- contains a whole collection of relations. The reigning root might be kyklos, cycle or circle. It has many connotations, like wheel, cyclic movement, yearly seasons, the celestial vault or globe. kyllos is everything bent, round. kylindros is the cylinder. kyle is a cup, bowl, beaker. In German, there are the words Kuhle and Kelle bearing a sound relation.

kytos (<-> kotys), kyttaros, kyphella have a strong connection to keno, hollowness.

The root kym- is equally rich. Here we find many words related to waves. kymbaton is a wave, kymaino means making waves. kymbe, kymbalon is a cymbal, i.e. a (hollow) metal bowl that makes sound waves. kymbos is equally a hollowness or a bowl. Hollowness and roundness semantically connect the kyklos to the kymbo-, i.e. waveness.

kyo- means pregnant, mentioned in Hesiod's theogony (HESIOD 1978 ). Here we connect back to chaia and gaia. kytokia is birth.

koima means sleep, sleeping together, (in the Indian language: kama), karos (deep sleep, ~ of death) and koma (sleep of death).

koi- (switched io-sound from kyo) means everything connected to the nuptial bed. koitos is the root of koitus, not, as is falsely assumed, from the Latin co-ire.

kinai means lust, i.e. the agitated movements at the occasion of the koitos, which leads us into the next field of kine.

kine- is connected to everything moving. In Aristotelian and Scholastic philosophy, the kinesis is the distinction of life. In Timaios 52d to 53b, Plato talks about the kinetic device to mix and separate everything in the creation of the kosmos.

kinion is a spindle, leading to kloste (thread), klosma (web, thread), and finally klotho, the goddess of fate who spins the thread of fate.

kadmos is the sound connection to adam and kedem .

3.7.1.4. Lambda
laethae -> thanatos -> lysis
lysimelaes gliederlösend (hesiod, 121), glied-erlösend

3.7.1.5. My
mae
mae : verneinend -> meontik
maedo- Beschluß, Ersinnen,
maedos Sorge, Klugheit, Verschlagenheit
männliche Geschlechtsteile -> maedea
maelon Apfel, Birne, Baumfrucht, Quitte
mealouchos / maelon echoo : Brusthalter
maelo- schafe... (82)
maen- / maeni- / -os : monat-
maenithmos : zorn, groll (maeni thymos ? ) (83)
maenis (homer) / maenit / maenio zorn, groll

meta / metr
meta zwischen, unter, mit, durch, vermittels
meta-noia (Matth. 4, 17) Zollitsch, Verhaltensbiologische Essays, p. 69, 70
meta-noeite:denkt um,
seine Meinung ändern, (spätere) Einsicht, Reue

nach massgabe , unter uebereinstimmung mit den gesetzen
der Zeit nach , hinterher
(II, 68)
metro (II, 78) messen, zaehlen, schaetzen, beurtailen -> timao

maetis , maetiaoo
maestor (II, 83) -> ratgeber
maetietaes -> maetiomai
maetis -> klugheit, einsicht, geschicklichkeit, rat, vorsicht, überlegung
maeryomai -> Wolle zupfen, auflockern, einweben
maetis: sinn
maetiaoo im Sinne haben, beratschlagen
maetiomai ersinnen erdenken, bewerkstelligen, anstiften
maetis Klugheit, Einsicht, Ratschlag, Vorsicht, Überlegung

maetaer
maetaer (83) mutter
maeterios mütterlich
maetra (84) mutter, gebärmutter
maetr- ... maetro-

maechan
maechanaoo - künstlich, ersinnen bereiten, aussinnen, heimlich, tückisch (84)
maechanae Instrument, Maschine, Hilfsmittel, Mittel, Erfindung, Kunst, Kunstgriff, List, Kniff
maechan / -ikos / -oeis
maechos 85 Hilfsmittel (maechanae)
-> technae
mimnaeskoo / mnaesoo 87 erinnern mahnen gedenken, nicht vergessen
mis- hassend, gegen etw. sein

Melos
Melos: Melody, Song, Harmony, Member
{G}lied, Lied, Singweise, Melodie, Harmonie
melpo, melpomai / melpsomai, singen
melphd- melphdaema Gesang
maedaea: Geschlechts-Glied

mnao
90-91
mnaomai / mnoomai, mimneskomai: to remember, remind, reminiscence, sich erinnern, ge-denken
mnaema: Memorial, Ankenken, Denkmal Denkstein,
mnaemae: Memory, Remembrance, Gedächtnis, Erinnerung, Erwähnung
mnaemo- =
mnaemosynae: Mother of the Muses, die Gedächtnis (Heidegger, WHD)
mnaemon
monopol-: monopoly, alleinhandel 96
mousa: deity of song and music, Göttin des Gesangs, der Musik 99

endo- / eso- morphology and exomorphology

3.7.1.6. O
olisbos: dildo
onoma- : name, denomination, appellation, designation,word, expression.

onta, einai - being things.
With the "to ti aen einai" the thingness of things starts to appear in Aristoteles. Plato uses this term sparingly (385b) and he does not seem to differentiate very

3.7.1.7. Pi
Para-men-ithys (aka Parmenides) can be read as: "straight beyond the mind".

pragma - things done, business, negotiation.
This term is used by Kratylos. There is very slight variance to chraema, but it might be significant. The saemei-phonic field of pragma is a little more oriented towards process, dealings, and doings. The word

praxis belongs to this field.
Plato uses this term in the majority of places that are translated as "thing" .

panourgia
Verschlagenheit -> Odysseus -> oudeis, poly-tropos
verschlagen werden apoplanastei
plangchthae od. 1,2

peira
Peira bedeutet Versuch, gemachte Probe, Erfahrung (haben), aus Erfahrung wissen / belehrt sein.

peira, peirazo (Verführer), Zollitsch, Verhaltensbiologische Essays, p. 69, 70

peirasis: Versuchung
peirastaes: Versucher, Verführer -> erastaes: Liebhaber
peirastikos: zum Versuchen / Probieren gehörig. -> en-peiria / em-peiria
peirat
peirar / peiras: peiratos. Ende, Grenze , der höchste Grad, das Ziel, Vollendung
pera: Ort - darüber hinaus, Zeit: länger
pera: grenze
peran: jenseits
peras: das Ende, das äußerste, Vollendung, Vollbringung, Vollziehung
perasis: Durchgehen, Darübergehen, Übersetzen
peratos: jenseitig
perat osis : Begrenzung, Endigung
peri- : rings herum (Lieblingstitel bei Aristoteles)

poiae- and pathe-
The etymological connotations of the word information and its uses indicate the active-principle-centric thought system of western cultures. (As exemplified by the Genesis creation mythology [234] , as well as greek accounts: Plato, Timaios). These mythologies are always given from the vantage point of an active agent doing some kind of in-formation with some essentially passive matrix substance [235] . This cultural complex is common to all Christian, Judaic, and Islamic, as well as many other widespread thought systems, but it is not the only one possible. The polarization between active and passive principles is best exemplified by its greek roots [236] : poiae- and pathe-.

The rhizome poie- indicates anything relating to actively doing, creating, bringing forth , and extends into the latin rhizome pote- with all its european-language descendants: potestas, potency, potential, despotic etc., as well as the rhizome pater, father, Vater, patre, patria, papa , Pope, pitar (Sanskr.). Maturana makes direct use of this concept with his principle of autopoiaesis.

poiaesis: machen, hervorbringen, Erzeugen, Schaffen, Bilden, Bauen, Verfertigen (Handwerker, Künstler), Dichten, Dichtkunst, Poesie, Darstellung

poiaetaes: Verfertiger, Erfinder, Schöpfer, Gesetzgeber, Dichter, Schöpfer eines geistigen Werkes
The range and classes of the impressions and expressions of the human body
The poie- and pathe- polarity and complementarity has found a continuation in all major european languages through the latin roots of the Impression and Expression polarity. The range of impressions of the human being is roughly coincident with the senses, with some additional elements. The word im-pression is related to in-formation [237] . In semiotic terminology, for anything to be appreciated as a sign, it must be noticed, distinguished, experienced, and by any way enter into consciousness. In information technogy, this is called the input channel . Examples are: auditive, visual, kinesthetic and tactile, smell, taste.

Vice versa, matching the spectrum of impressions, are the expressions. If something is to serve as a cultural transmission instrument, a means of CMS, the human body must be able to produce it, and modulate it, consistently, repeatably, and the results must be consistent with the intentions. This will cover the range of expressions. In information technogy, this is called the output channel. Between the impressions and expressions is a complementary relationship, but it is entirely not symmetrical. To the contrary, its greatest cultural significance is its asymmetry.

por
porphyr- purpur

pous: Foot, Fuss, Anthropos, Oedipos (swollen Foot)

pragma: the deed, das Getane, die Tat, Unternehmung, Verhandlung, Unterhandlung, Geschäfte

3.7.1.8. ph
phero / phora tragen forttragen, fortreißen
tragen, leiten, lenken, regieren
am-phora: amphi-phora, Gefäss mit zwei (beidseitigen: amphi-) Henkeln

pheromenos: eilends, rasch, botschaft überbringen

phren- Verstand, Geist, (Herz ?)

phos/phaos
@ :PHOS_PHONAE
The saemeiphonic field of phos , phaos , photo- , phoos is reigned by phoibos the god of light: Apoll . photisma . phoibos: splendor, shining, sparkling, brilliant, luminous.
This field extends to everything seen, visualized, also luminance, and illumination:
phoibasma, phoibetes: prophet, oracle, mantics. phoinos : purple, phoenician, dark red (glowing).
A further connection exists to aithomenos.
phosphoros : luck, fortune, rescue.

phos and phone are strongly related. phone is connected to everything making sounds, the realm of voice, speaking, talking. We see the connection to logos .

phthongos klang

The next interesting observation is the polarity of Phaos and Chaos. This becomes relevant when we look at the song of the aoidos of chaea , the chaes-aoidos , or as he is better known: Hesiodos . Here we find the chaos or . As we will recall, it is an often used imagery of creation myths, also the one in the bible, to describe a transition of chaos to phaos . (Let there be light). This corresponds to the phonemic switch from guttural, deep down in the throat to labial, which is at the outer ends of the lips. This phonetic change could be quite significant.

phys-
Physis, or the Natura, the Birth Giving, the womb that gives birth to all existing things of nature, and this is called physis in Greek, from phyo, phyein , for begetting, procreating, creating, growing. Then there is the field of phytowhich covers everything relating to plants, then phyllo which covers all the green and growing, sap-containing leaves, and the grass. Because the universal matrix gives birth to all the existing things, we can call it the hypo-physis. She is the one that is preceding, and underlying the physis.

Let us no follow the word-sounds of the famous Aristotelian term of hyle (substance), which is originally wood, (and also a wide range of related terms: forest, trees, building material, matter). We could tentatively contrast the term hylae, the dead, dry wood, and the phylae, the green sprouting, sap-containing living plant, and perhaps gain some insight into the contrasting views of those approaches that treat the world as living being, and those which treat matter (mater) only as dead thing.

3.7.1.9. The Semantic Field of Rho
This field is reigned by the third incarnation of chaia, gaia, and now rhea (HESIOD 1978 , 135). She is the mother of Zeus, the ruler of the fourth generation of gods. The drama of Ouranos and Kronos was repeated by Zeus (HESIOD, 453-507).

rho is also a guttural, albeit not usually recognized as such. Its character shows in the arabic and hebrew language where ch and chr are the same sound.

Here we find rhema , the river, the stream. rheo / rhoo- : everything in dissolution by flowing away and apart. panta rhei , as Heraklit said. rhoae , rhoos , rhytos is again everything flowing.

rhoth - is connected to the sound of moving water, waves, waterfalls etc. (Rauschen, Brausen) as opposed to rhythmos , this type of sound has an equal frequency distribution (fourier spectrum) of overtone-sounds. In technical terms, this is today called white noise.

rhaegm- breaking waves

rhema , rhaesis and rhaeto is everything connected to rhetorics .

rhaps- pertains to the rhymes and poems.

rhombos is connected to kymbo and kyklos, latin: rot-, the modern derivation rotation.

rhyax , rhyas is the upwelling and breaking forth of forceful currents and undercurrents.

rhythmos is again connected to rhombos, kymbo and kyklos. It is the rhythmic recurrence in all cyclical processes, also the (well-formed) proportion of Pythagoras fame, leading us into harmonia.

3.7.1.10. Sigma
sapro / saeper faul (saepsis)
seautou / s'auton deiner selbst (408)
selas licht glanz

semn- / o / a / oma wuerde, verehrung
semnaion = geheiligter ort, tempel, tempel der Erinnyen
semno- göttern gleich, ehrwürdig

semelos = kochlias (II,410) -> (I,591) Schnecke mit gewundener schale / alles schneckenförmig gewundene / schraube / wendeltreppe
kochlos = auch musikinstrumente

Saema
saem- (411-412)
saema zeichen zeichen, merkmal, was sichtbar ist, schriftzeichen, malzeichen, anzeichen, vorzeichen, siegel, grenzzeichen meilenstein
= saemeion
saemaleos / saemansis / saema... / saemaia / saemasia
saemaino merklich machen, bezeichnen, ein signal geben, besiegeln, versiegeln
saemeioo / -ein / oo , zeichen geben
saemantaer zeichengeber, heerführer
saemeiootikos = zum bezeichnen, bemerken
-> saemeio-phonae A.G.
men -> mne

Semele
Semele, Graves 27,11 p. 110, Semele was the other name for Core, or Persephone, Isis
mother of Dionysios (Osiris) 134.4

Sperma
sperma ... Same(n), seed, sperm

Stoich{a/e}o...
In most translations of Plato's works, stoicheia and grammata are treated as synonyms: meaning letters of the alphabet. But for Plato, there is a quite marked distinction: when he talks about stoichea, he talks about spoken sounds, or phonemes , and when he says grammata, he means the writtenletter. The translation of Kratylos has to be treated with special care to yield any useful information of what Plato was talking about. The saemei-phonic field of stoichea is:

stichao reih und glied
stichinos / sticho verse (441)
stoiche (442)
stoicheoma: element, fundamental building block, first principle
stoicheoo: to teach the basics
stoicheomata: the 12 signs of the zodiac
stoicheon: letter of the alphabet
stoichos: the rod or stylus of a sundial that casts the shadow by which the time is
indicated on the dial
stoicheo: in Reihe stehen

It is easy to see that the term is heavy with connotations from ancient cosmology. This subject has been treated in another of Plato's dialogues: Timaios . The first meaning of stoicheoma denotes the idea of a first principle of the cosmos . The zodiacal signs can be clarified in connection with the sundial . The sundial was introduced in Greece by Anaximandros .

Liddell-Scott-Jones Lexicon of Classical Greek
stoicheion, to:

I. in a form of sun-dial, the shadow of the gnomon, the length of which in feet indicated the time of day, hotan êi dekapoun to s. when the shadow is ten feet long...

II. element,
1. a simple sound of speech, as the first component of the syllable, Plat. Crat. 424d; to rhô to s. IBID=au=Plat. Crat. 426d; grammatôn s. kai sullabas IDEM=Plat. Theaet. 202e; s. esti phônê adiairetos Aristot. Poet. 1456b22; phônês s. kai archai dokousin einai taut' ex hôn sunkeintai hai phônai prôtôn IDEM=Aristot. Met. 998a23, cf.Gal.15.6:--stoicheia therefore, strictly, were different from letters (grammata), ... s. letters which are pronounced, A.D.Adv.165.17; grammata and s. are expressly identified by D.T.630.32; the s. and its name are confused by A.D. Synt.29.1, but distd. by Hdn.Gr.ap.Choerob.in Theod.1.340, Sch.D.T. l.c.:--kata stoicheion in the order of the letters, alphabetically, AP11.15 (Ammian.); dub.sens.in Plu.2.422e.

2. in Physics, stoicheia were the components into which matter is ultimately divisible, elements, reduced to four by Empedocles, who called them rhizômata, the word stoicheia being first used (acc. to Eudem.ap.Simp.in Ph.7.13) by Pl...

3. the elements of proof, e.g. in general reasoning the prôtoi sullogismoi, Aristot. Met. 1014b1; in Geometry, the propositions whose proof is involved in the proof of other propositions, IBID=au=Aristot. Met. 998a26, au=Aristot. Met. 1014a36; title of geometrical works by Hippocrates of Chios, Leon, Theudios, and Euclid, Procl. in Euc.pp.66,67,68F.: hence applied to whatever is one, small, and capable of many uses, Aristot. Met. 1014b3; to whatever is most universal, e.g. the unit and the point, IBID=au=Aristot. Met. 1014b6=lr; the line and the circle...

4. generally, elementary or fundamental principle, arxamenoi apo tôn s. Xen. Mem. 2.1.1; s. chrêstês politeias Isoc. 2.16; to pollakis eirêmenon megiston s. Aristot. Pol. 1309b16; s. tês holês technês Nicol.Com.1.30, cf. Epicur. Ep.1p.10U., Ep.3p.59U., Phld.Rh.1.127S., Gal.6.306.

5. astrôn stoicheia the stars, Man.4.624; s. kausoumena luthêsetai 2 Ep.Pet.3.10, cf. au=2 Ep.Pet. 3.12=lr; esp. planets, stoicheiôi Dios PLond.1.130.60 (i/ii A.D.)

6. s. = arithmos, as etym. of Stoichadeus, Sch.D.T.au=PMag.Par. p.192 H.

Related words [238] are:

stichao: rank and file
stichinos / sticho: verse
stoicheoma: element, fundamental building block, first principle
stoicheoo: to teach the basics
stoicheomata: the 12 signs of the zodiac
stoichos: the rod or stylus of a sundial that casts the shadow by which the time is indicated on the dial
stoicheo: to stand in rank and file
Plato and the stoicheia
In most translations of Plato's works, stoicheia and grammata are treated as synonyms: meaning letters of the alphabet. But for Plato, there is a quite marked distinction: when he talks about stoichea, he talks about spoken sounds , and when he says grammata, he means the written letter.

In Timaios , more meanings are given: The first meaning of stoicheoma denotes the idea of a first principle of the cosmos . The zodiacal signs can be clarified in connection with the sundial . The sundial was introduced in Greece by Anaximander . (Gadamer)

Plato talks in Phaidros (276a) of the grammata as the shadow pictures of the living, animated logos . He uses a very subtle word-play here, the opposition of eidotos (true knowledge) and eidolon (shadow image):

Ton tou eidotos logon legeis, zonta kai enpsychon, ou ho gegrammenos eidolon an ti legoito dikaios
'You mean the living, ensouled speech, the logos, of the truly knowledgeable, of which the written version can only be looked at as shadow image?'

stom- / stro- / sym-
Canonical: {/s}{/t/tr}{e/o}{m/n/ph}

stom / a ... mund, maul, schlund

streph o... drehen, winden (445) -> trepho / tropae
-> strophae, Drehen, Wenden, Kreisen
kata-strophae Um- und Rückkehr , Wendepunkt im Drama, Polyb. Luc. (Rost 535)
kata-streph o umkehren umdrehen, umwenden
strobe- im Kreis drehen
strong ... Rundung
strophalinx wirbel, krümmung (447)
stropheion
strophinx, zapfen, türangel, -> gomphois

symballo (457 - 458)
s.chaema haltung gestalt form figur (496)
s oma Leib, Körper (498)

sya- sye-
wilde schweine, lat: sus
sybotes schweinehirt
sybaris: schwelgen

Syn-
mit samt, nebst, auf jemandes Seite, Kameraden, Anhänger
mit, nach, gemäß
Verbindung, Gemeinschaft, Teilnahme
zusammen

3.7.1.11. Thaeta
th ist häufig wie s gebraucht (432)
thaema . . theama theaeme
thaeaeto anschauen, staunen (445)

thao säugen, melken
theaomai anschauen, sehen, wahrnehmen
thaumazo bewundern

thanatos tod
a-thanatos unsterblich

3.7.1.12. Tau
techne
When we look at the saemei-phonic field of techne, we find many similar-sounding words that bear some connection of meaning, but are spelled slightly differently.
1 kunst, gewerbe, handwerk wissenschaft
2 kunstfertigkeit, geschick
3 Kunstgriff, list betrug
4 sitte, art, mittel etwas zu erreichen
5 kunstwerk

-> maechanae

teucho, teuxo ,
tetykein: to create, form, manufacture, smithing, carpentering: to create, form, manufacture, smithing, carpentering
the root verb form of the field

techne: art, craft, skill, trick, fraud
tekton: carpenter, constructor, smith, creator, procreator->tekno
tektaino: woodworking, carpentering, metal working-> texis
tektonike: the art of woodworking (giving the hyle a morphe)
teuchos: tool, gear, ship gear, vessel, armor, weapon
tykos: stone hammer -> tykisma -> typis -> teich
tykisma: stone building, stone wall
teich-: everything pertaining to fortification walls
tekmar: to set a goal, to judge from signs, conclude, to reckon, : to set a goal, to judge from signs, conclude, to reckon,
to calculate
tekno: to procreate children
tokos teke tekno -> gebären / zeugen, -> tiktein
texis: melting, dissolve-> etaxen, ->taxis
etaxen, etakaen :
to change appearance through dissolution
takeros: molten
taxis: order, battle order
tagma: the thing ordered, positioned
taktikos: pertaining to the battle order, tactical
typis: hammer
typo-: everything created through impression, embossing, printing, engraving

tiktein: zeugen -> gennan

theo-gonia
chaes - aoid aio: chaes-{aoidos/odos} -> Hesiodos

ara: ch - ae : ch-aos ch - aea -> nyktos -> gaea
ouranos rhea

Tri-gono-m{a/ae}trie
Das griechische Rhizom geno- gono- gyno- hat mit Winkeln (Schamdreieck), und allem weiblichen zu tun. Trigonometrie heißt also ursprünglich: Die Urmutter (meter) mit dem Schamdreieck (gono). Also eine ursprüngliche matriarchale Dreifaltigkeit. Euklid würde sich im Grabe umdrehen! Ob sich eine Verbindung von (geno- gono- gyno-) zu genius ziehen läßt, weiß ich nicht, ich müßte mal wieder im indogermanischen Wörterbuch nachblättern, dazu komme ich aber nur in München am Institut für Indogermanistik.

Tropae
Tropae (trepo): das Umwenden, das Umkehren, Schlagen, Forttreiben der Feinde
Umkehr, Rückkehr, Wendung, Veränderung
haeliou tropai: Die Sonnenwende(n), cheimerinai: Winter/Sommersonnenwende
tropikos: der Sonnenwende zugehörig
tropologeo: tropisch, figürlich sprechen
tropos: Wendung, Richtung,
Art & Weise, Einrichtung, Verfassung, Manier, Sitte, Gebrauch, Mode, Charakter, Wesen
-> en-tropae: (en-tropomai) das in sich gehen, Scham, Achtung, Rücksicht (328)
-> en-tropia: Windungen oder Ränke
-> strophae

3.7.1.13. W
weben, webstuhl -> Ill 1,31 epoichomenae den Webstuhl umgehend / auch Gebärstuhl (Rost 375)
histourgia (Weberei, textus), hyphainein

3.7.2. An example of epic imagery: The Proimion of Parmenides
@ :PARMEN_PROIMION
The work of Parmenides stands at a cultural cross-roads, or cultural switch which the greek self-reflexion aka history of philosophy (Denken über das Denken , Heidegger WHD: das légein des lógos) made around -600 to -500. Formerly, this reflexion style was clothed in the epic poetry of Homer and Hesiodos (glossary: Epos), and after Parmenides, the influence of the newly invented technology (around -600) of the written text (textus, histourgon) made itself felt, and philosophy became based on the prosa style used by the later philosophers. Heidegger devotes his work WHD mainly to this important philosophical-historical junction. His main focus is a crucial passage in the main text:

chrae to légein te noein t' eon emmenai
Nötig ist zu sagen und zu denken, dass das Seiende ist.
Parmenides, Frag. VI / Heidegger: WHD, 105

The work of Parmenides is still composed in Hexameter but its content is already philosophical, not mythical any more. Conceptually, this work is a very significant step in the development that led to Plato, and Plato derives many of his key ideas from Parmenides. But Platon sharply polemized against the epic style and ductus of the aoidoi-poets. It has been asked why Parmenides resorted to a style of writing that was already antiquated at his time and would under philosophical views not be considered fitting to the subject matter. Parmenides can be considered as one who still had access to the old traditional art of the aoide, and knew how to apply it.

The present work seeks to continue the exploration of semantic rhizomes as Heidegger has pioneered in WHD. We will choose his work as point of departure, and focus on the most enigmatic part of the work: the proimion (introductory passage). Here it can be experienced to the full where Parmenides uses the formal methods and the mental imagery of the older epic tradition to full effect. It has been noted that the proimion poses a strong contrast in style to the main text: Whereas the main text deals with the immutable eternal realm of truth, the proimion recounts a breathless race Pleger (1991 , p. 102).

The following is the first part of the proimion. In the original, it continues to verse 32. We will only consider the part framed by hippoi ... hippous.

3.7.2.1. The Text
Quoted from Parmenides (1974), engl. transl. A.G.

B1
hippoi tai me pherousin, hodon t' epi thymos hikanoi, (1)
pempon, epei m' es hodon beaesan polyphemon agousai
daimonos, hae kata pant' astae pherei eidota phota.
tae pheromaen. tae gar me polyphrastoi pheron hippoi
harma titainousai, kourai d' hodon haegemoneuon. (5)
axin d' en chnoiaesin hiei syringos autaen
aithomenos. doiois gar epeigeto dinotoisin
kyklois amphoterothen, hote sperchoiato pempein
Heliades kourai, prolipusai domata nyktos
eis phaos, osamenai kraton apo chersi kalyptras. (10)

entha pylai nyktos te kai haematos eisi keleuthon,
kai sphas hyperthyron amphis echei kai lainos oudos.
autai d' aitheriai plaentai megaloisi thyretois.
ton de Dikae polypoinos echei klaeidas amoibous.
taen dae parphamenai kourai malakoisi logoisin (15)
peisan epighradeos, hos sphin balanoton ochaea
aptereos oseie pyleon apo. tai de thyretron
chasm' achanes poiaesan anaptamenai polychalkous
axonas en syrinxin amoibadon eilixasai
gomphois kai peronaeisin araerote. taei rha di auteon
ithys echon kourai kat' amaxiton harma kai hippous. (21)

3.7.2.2. The Sem{e/aio}phonic Field
hippoi tai me pherousin
the horses that carry me hurriedly

The Sem{e/aio}phonic field of phora , phero contains the meanings of carry, fly, pull away. The english words ferry, far, furthering, forth have a connection here. In German, there are distantly connecting words: Fahren, Fahrt (in einem Pferde-Wagen), Fähre, Furt. Via Ferd, the word Pferd itself equally continues this line. pheromenos means hurriedly, fast, quick. This leads over to the field of messages and messengers. The connotations of "carry" carry over into the semantic field of bearing (fruit), fertility. In modern medical science, there appears a wonderful "magic" word: pheromone, which was intended to mean something like "(some kind of) hormone, transferred by aerial passage". pheromones are said to work directly on the limbic system, bypassing the higher cognitive centers of the pre-frontal brain.

hoson
as far as

t' epi thymos hikanoi
the will will carry

thymos means not only will but also soul, feeling, heart, courage, boldness.

pempon,
pulled me forth,

epei m' es hodon (path) baesan polyphemon (renowned ) agousai (lead) daimonos (goddess)
having led me onto the renowned path of the goddess

agousai / agós: leader, ag o: to lead, to drive, to bring, to rule, order, ag on : fight, exertion arab.: jihad / jehad

hodos : the way, the path. directly connected by the sound is the word hosos : as far, as much, as long (on the way).

polyphemon also means: where many voices are heard. We can relate phaeme to lat. fama, and fame. A further relation is with phone . See below, the connection to phos.

daimonos means god, goddess, divine being, and the (super-) human souls of the golden age (see above: chrys - chros - and the accompanying Sem{e/aio}phonic field). daemon : knowing, sage. daemosyne is experience, knowledge, wisdom, sagesse. Here we have the connection to the lost wisdom of the golden age.

hae kata pant' astae pherei eidota phota
which leads the well educated man through all places.
(This translation may lead us into strange places indeed.)

hae kata (downwards) pant' (all, the All) astae (educated) pherei (carry) eidota (image, idea) phota (illuminated)

We first notice that we have a full succession of words for "leading" (to somewhere specific) from the wealth of archaic greek sound imagery: pherousin.. hoson... hikanoi... pempon... hodon... agousai... pherei. The last word gives us the lead where we are being led to: into the reigning concept of the proimion: The Light - Phos. We know the word pharos for lighthouse, "the light that leads the way". pherei - pharos - phos. This is implied here.

asteios : urbane, well educated.

We are probably not mislead too far off the right path when we assume that the eidota phota bears a special meaning here, as the illuminated and illuminating images that we are being led to by the daimonos or the spirits of the archaic age of aoidoi.

3.7.2.3. The field of eidos
eidos idon : to see, to appear, to know, to understand, to recognize, eidol - is everything connected to images and idols. We can draw a direct connection from eidos to aoidos.

idea and idaee leads us into the platonic philosophy of idea or essence of the phenomena. This is the essence of Parmenides' work: the eternal, unchanging being that can be grasped and understood only with the nous or spirit-understanding.

3.7.2.4. The field of phos/phaos
The Sem{e/aio}phonic field of phos , photo- , phoos and phaos is reigned by phoibos the god of light: Apoll . This field extends to everything seen, visualized, also luminance, and illumination: photisma . phoibos: splendor, shining, sparkling, brilliant, luminous. phoibasma, phoibetes: prophet, oracle, mantics. phoinos : purple, phoenician, dark red (glowing). phosphoros : luck, fortune, rescue.

phos and phone are strongly related. phone is connected to everything making sounds, the realm of voice, speaking, talking. We see the connection to logos .

The next interesting observation is the polarity of Phaos and Chaos. This becomes relevant when we look at the song of the aoidos of chaea , the chaes-aoidos , or as he is better known: Hesiodos . Here we find the chaos or . As we will recall, it is an often used imagery of creation myths, also the one in the bible, to describe a transition of chaos to phaos. (Let there be light). This corresponds to the phonemic switch from guttural, deep down in the throat to labial, which is at the outer ends of the lips. This phonetic change could be quite significant.

tae pheromaen.
thus I was carried forth

tae gar me polyphrastoi (knowledgeable) pheron (carried me) hippoi (horses)
to where the knowledgeable horses carried me

We may assume that there is a subtle Sem{e/aio}phonic connection between phero, phora, and phrasto- via the metaphor of message mentioned above. polyphrasto- derives from phraenae, and can be translated as having wit or as being sagacious. The subtle connection to the word carry can be constructed when we carry over meandings from one context into another (different or higher order). In Philology, we speak of trans-lation (Über-setzung -> Fähre). In Philosophy, we find a similar field in Hermeneutics and Interpretation. In Psychology, this is called transference or Übertragung. Otherwise it is also known as inter-ligence.
->:INTER_LIGENZ, p.66
As a side note: from this passage derives the old military adage for the soldiers that they should abstain from thinking and leave this to the horses, who have larger heads than they (A.D.)

harma (chariot) titainousai (tearingly pull forth),
they tearingly pulled forth the chariot

titaino - connects us to the archaic word of titanic energies. The meaning is connected to an ultimately extended or intended bow. The mental imagery gives us the figure of a titan who is stretched bent between heaven and earth. We have a titanic effort descripted here, all forces are bent under the will-power to the point of breaking. We are being told and being led into the deeper and deeper reaches of the archaic mind, the titanic mind, of the first generation of creation that Hesiod tells us about.

harma is the two-wheeled chariot of homer ic adventure origin. We will get some interesting details on it in a moment. For classical Greek thought, the harma is the "Leitmotif" or lead symbol of the archaic mental frame. We recall Phaeton , because this is the point where he lost control over his horses and careened straight into his desaster with the sun chariot. We are on the safe side, because we have expert guidance without which we would have no chance.

Further meanings of the root harm - are: put together, join together, couple, sleep together, unite, harmony, harmonikos. In the indian Sanskrit we find the Yoga or jugum im Latin, both meanding yoke. The yoke is the device by which two oxen are chained together, to draw a pullock (pull-oxen). The technological advantage of the harma -warriors of the bronze age (of Homeric fame), was that their war chariots were drawn by speedy horses, while their hopeless adversaries had only heavily armored oxen carts, which the speedy harma -warriors outran in a series of bronze-age Blitzkriege, by which the ancient aristocratic order of harma -warriors was established all across the Eurasian continent. See Spengler's masterful analysis of that once Geheimwaffe of the ancient warrior mythology. One very Geheimwaffe aspect of the technological art of harma -war is that the yoke which is useful for the oxen, will choke the horses. Something more fitting for then had to be found (an old meaning of fitting, fitness is: to equip with suitable weaponry . again we find our old friend the horse: equip means: quippous, hippous)

kourai d' hodon (the way) haegemoneuon (guided).
Sun-daughters guided the way

Here we have the connection to the sun god(ess). Actually, it is explicitly given later on, in (9), where we get the word Heliades . This is Women's Work.

axin (wheel hubs) d' en chnoiaesin hiei syringos (reed whistle) autaen aithomenos (red hot).
the axle in the wheel hubs screetched the shrill sound of a reed whistle, red hot was it.

aithos or aitops is the field of fire, burning, heat, glowing red with heat, also the red hot iron.

We are lead back deep into the semantic rhizome of phos and phonae , giving us the connection of the light and the sound, the phoinos , which means purple red. We also get a cosm{ological/gonic} connection by the sound field of chnon , axon , pramantha or prometheus , the fire drill, leading us into the deepest abysses (chasms, maelstroem) of archaic cosmology.
Dechend / Santillana (1993)

In syringos and the connection of aithomenos ... aisomenos ... aidomenos , the double meaning of aio as hearing and wind-sound reappears, only immensely magnified to the limits of endurance. The sound fields of audae and asomai appear.

(7,2-8,1) doiois gar epeigeto dinotoisin kyklois amphoterothen,
because it was driven by two whirling wheels on both sides

we may recall the other meanings of kyklos in the cosmic realm, meaning eternal recurrences and stellar revolutions.

(8,2-9,1) hote sperchoiato pempein Heliades kourai,
as with even more hurry the heliadic daughters led the way

We get the feeling of continuously rising tension. This is very serious business, fraught with danger, and we must not slow down, because something (the night) will catch up with us when we do, engorging and engulfing us mercilessly, throwing us back into the abyss. This is the next best visual imagery coming as close as is possible to some very phantastic scenes out of the Star Wars Mythology where the rocket ships of the federation make it barely through a closing stellar passage.

(9,1-10,1) prolipusai domata nyktos eis phaos,
leaving behind us the house of night, toward the light.

Now we have almost made it. We have escaped the precession of the equinoxes and are now beyond the time barrier . We have entered the realm of the eternal . (Interpretation according to: DECHEND 1993 ).

(10,2) osamenai kraton apo chersi kalyptras.
forcibly removing the veil from the head.

osamenai has the root sound of ousia , the essence of Aristoteles . We are connected back to eidota , the images of the eternal being. The veil is removed, now we can see clearly, truly, and really. The eternal vision is cleared for us. It takes some more effort to remove this last veil. ous- is the root word for a handle, the handle by which we can hold things in reality.

(11) entha pylai nyktos te kai haematos eisi keleuthon,
here is the gate of the ways of the night (nyktos ) and the day (haematos ).

keleuthos is again another word for the way, the path, the voyage. The next connection to a known sound field we have is kyllos , leading us to kyklos . There are straight and directed (ithys ) paths and voyages and there are cyclical paths. This gate signifies their parting, the cosmic cross-roads. Keleutheia is a name for Pallas Athene .

There is one more station to pass, but it is not an obstacle to us, just another sign that we have made it. This is the gate separating the Ways. It is the gate of the passage of time, of endless ever-recurring kyklois of day and night.

kai sphas hyperthyron amphis echei kai lainos oudos.
and a gate lintel and a stone step surround it.

We find in the word hyper-thyron the root of the german Türe Tor , and the english door . lainos means made from stone. echo - means: hold, hold fast, give a hold.

autai d' aitheriai plaentai megaloisi thyretois.
The gate itself, shining with etheric light, is filled with huge swinging doors

ton de Dikae polypoinos echei klaeidas amoibous.
for which Dike the all-sentencing (punishing) polypoinos holds the keys to entry and exit.

This will lead us straight to Anaximandros and the apeiron . There the Dike is not a mythological goddess but the impersonal cosmic law of all things arising and decaying.

taen dae parphamenai kourai malakoisi logoisin
peisan epiphradeos,
To her spake the Sun-daughters with gentle words and persuaded her

hos sphin balanoton ochaea aptereos oseie pyleon apo.
to pull back the bolted bar from the door

tai de thyretron chasm' achanes poiaesan anaptamenai
and it opened wide, like a yawning, gaping abyss, the gorge of the doors

This leads us straight to Hesiod 's account of The Beginning. chasm and achanes is the imagery of the chaos . Depicted is the gate of the apeiron which is the gate of chaos. We are now lead through the maelstrom, called Amlodhi's (Hamlet's) mill (Dechend 1993 ). The theme is the same as above. We are leaving the realm of temporal existence, proceeding into the eternal realm. We may call to memory our contemporary physical cosmological imagery of black holes , the maelstrom of gravity that exactly parallels this archaic tale.

polychalkous axonas en syrinxin amoibadon eilixasai
gomphois kai peronaeisin araerote.
turning the polychalkous brazen / bronze (aere perennis) axes (pylons) with nails and rivets in their hinges

taei rha di auteon ithys echon
kourai kat' amaxiton harma kai hippous.
right through there, in the straight way, the Sun-daughters guided the chariot and the horses.

ithys , itharos is everything connected to straight(forward), also clear, pure. idea is not far away from this idea. ithyphallos is the erected phallos.

amaxa- , amaxi- , is everything belonging to the chariot and the cart. Also the stellar signs of the big and little dipper (great and small vessel, mahayana and hinayana ).

Now we have left the kykloid ways of temporal existence and have returned to the straight path of Eternal Truth. This brazen door made of aere perennius had slammed shut 2500 years ago, and no one had entered here afterwards. Plato only had a dim recollection of what had occurred here. He did not have the key any more. For him, this was already dark, obscure mythology, as it was for all the countless generations of philosophers after him.

3.7.2.5. Deeper meanings of Greek names
After this tour de force which will surely earn us a heavy beating by linguists, philologists, and philosophers alike, we might be really brazen and get tempted to ask a really idiot question (See: ->:IDIOT-QUESTION ). What if there was more to the name Parmenides than just an arbitrary name (onoma homoion to pragmati)? We know from the amerind people how they chose names to reflect an essential character trait of the bearer (Chief Sitting Bull). What if we were to parse the word Parmenides and come to something like: para-men-ithys (straight beyond the mind). We can then graduate to Hesiodos, and analyse that as chaes-aoidos , the aoidos of chaos-chea-gea-gaia-rhea, which is exactly what describes the essence of his work (->:SEM{E/AIO}PHON-NET ). Then we might advance to Anaximandros, and get something like: Anax-andros, or Ana-Axin-Andros. Timaios has some connection to the greek word timao, or to weigh, to deliberate. Then we might try Prometheus, whose brother interestingly was called Epimetheus (the before-thinker, and the after-thinker). Santillana and v.Dechend note that there is a connection to the vedic root term Pramantha, or fire drill (DECHEND 1993 ). And last, but not least, we get the toughest job of them all: Homer. He was the first and foremost aoide as we have already mentioned. See ->:AOIDE . That again is connected to aio. Let us now make a quick detour to a different corner of the world and take up the thread that we connected to the word aoum. We now get this little onoma-Sem{e/aio}phonic kyklos:

aoide - aio - aoum - soma - haoma - homeros - aoide

3.7.2.6. The Omnipresence of embedded Ontologies
The forces that shaped modern european languages are to be found 2500 years ago in the development of greek language. The semiotic decisions and developments made between the time of Heraklit and Anaximander about -600 and the time of the Alexandrinian library became the foundation of the whole of western thought structure. They filtered directly into Roman Imperial Latin, the language of Cicero and Horaz, and from there into Church Latin, the Scholastic Age, and from there, with incorporation of the wisdom of the Byzantine Empire in european Renaissance thought and finally the thought systems of modernity: Bacon, Galileo, Copernicus, Newton, Descartes, Leibniz and Kant. The apparent diversity of european languages makes us forget that the underlying world models, their built-in ontologies, are extremely uniform. Because it is so all-pervasive, it is extremely difficult to separate out the determinants of this world-system. Kant's Critique was only the last of a long series of efforts to sort them out in a set of universal categories and arrive at a base that is not determined by the indo-european graeko-roman thought structure.

3.7.2.7. Seven Seals
... On Multi-Level Codings and Experimental Linguistics

We might conclude this tour through The Aoide Sem{e/aio}phonic Universe with showing some vistas that up to now had to remain beyond current scientific validation because of lack of proper instruments. Perhaps by using new fuzzy phonetics logic and statistical based tools can we gain an approach that is above mere speculation. This is the field of Multi-Level Codings. It was said of the old scriptures that they were guarded by seven seals, only to be fully understood by the initiates. Although we have learned to decipher many of the old texts, and we are able to read a sense in them, the question is: While we have a meaning, do we have the message? This question must remain so far outside the realm of scientific investigation until the Symbolator is actually constructed. Only then can we interrelate all the available data of the old scriptures and epic tradition in one coherent data model. As coding theory tells us, any feature of an epos might serve as information carrier. Thus, we don't only have the conventional meaning of the words, but also their arrangement, the subtle variations of rhythm, of melody, and many more factors. When we can take all these factors into account, we can start at a work that could be called Experimental Linguistics, because now, it would be possible to construct and validate a great number of variations of codification.

This work has a long tradition, of course. In "Hamlet's Mill" Giorgio Santillana and Hertha von Dechend propose a codification of astronomical knowledge in the old mythology (Dechend 1993). A similar case is advanced in "The Myth of Invariance" by Ernest McClain (McClain 1978). Finally, we could mention the cabalistic tradition, as exemplified by Carlo Suarez (Suares 1976). Perhaps we can then uncover something in the great Vedic Tradition that has been hidden during thousands of years, carefully guarded in hundreds of generations of oral transmission by the Brahmin culture, and immensely valuable for the future of humanity on this planet.

3.7.3. Plato, Kratylos: Onoma homoion to pragmati
@ :KRATYLOS_ONOMA
In Kratylos, Plato talks about the relation betweeen the sounds of words and namings, and their meaning. He opposes two views:

1) The names of things and people are products of social convention only. Prodikos (384b) and Protagoras are (386a) the proponents of this view. The famous statement of Protagoras is cited:
panton (all) chraematon (things-of-daily-use ) metron(measure) einai (is) anthropon (the-human).
'The human is the measure of all things.'

2) The view of Kratylos is summed up in (Kratylos 434a):
to onoma homoion to pragmati
the name similar the thing-being-dealt-with
'The name is similar to the thing'.

Plato's treatment of the subject is peculiar. As in most of his dialogues, he lets Sokrates do most of the talking, but he professes to be ignorant about the subject (Cusanus: idiota de mente). And those who are knowledgeable, are not present (Prodikos and Protagoras), or are given no opportunity to talk. Kratylos appears only in the last quarter of the text, starting at 428d to 440. He has hardly the opportunity to say two coherent sentences about his view on the matter when he finally gets the word. Therefore, the Kratylos dialogue has even been interpreted as a semiotic joke that Plato made to befuddle his students in the academy and us across the millennia. Or it can be assumed that Plato didn't have the right conceptual tools to make a semiotic analysis. This seems to be a modern interpretation which is also proposed by Eco (1994: 25). There are two questions remaining: First: Plato is known to be one of the most outstanding geniuses of mankind, but humor was not one of his strong points. Second: Why did he go through such an effort to make it known to posterity, that he didn't know very much to say about the matter? If we assume that Plato saw enough relevance in the subject to write about it, then there are again two possibilities: 1) He knew more about it than he wanted to write, keeping the unwritten teachings hovering in the background. 2) He was guessing himself, but wanted to preserve something that even he, one of the most knowledgeable men of his time, had only a dim recollection of, so that it became not totally lost to posterity.

Now what shall be proposed here, is not an answer to the question, if there ever is an answer at all, for in its profundity, this is the question of the ideal universal language (Eco 1994: 25). Instead, a way of continuing the socratic method of asking questions shall be proposed. We are ignorant, but we have a docta ignorantia (Cusanus) to apply. In order to ask better questions, we need a different conceptual infrastructure. We need to apply different research methods that have come to our reach only just now with the availability of very powerful computer based (fuzzy linguistics, bayesian logic) linguistic tools. In order to enlarge on the arguments presented here the computing machinery would have to be available in the first place.

3.7.3.1. The Kratylos hypothesis and the autopoiesis of language
In 434a, the view of Kratylos is even extended to include not only the words but also the letters of which the words consist:
(Oukoun eiper estai to onoma homoion to pragmati,)
anankaion pephykenai ta stoicheia homoia tois pragmasin
necessity in-natural-manner the {sounds / the letters} similar to the things
'then by necessity must the sounds (the letters) be similar to the things also'.

In full: "If now the name is similar to the thing, then by natural necessity must the {sounds / letters} be similar to the things also". Let us call this statement the Kratylos hypothesis . This statement of Plato contradicts the "signe arbitraire" principle of current linguistic consensus as it was coined by Saussure. The observation of Wilhelm v. Humboldt makes a similar statement: "In reality is a statement not constructed of the words that it consists of, but to the contrary, the words arise from the totality of the statement."
Humboldt, (1963, Ges. Werke, VII, 17, p. 72.)
(LOC_DVD)

3.7.3.2. The terms used by Plato
The translation of classical greek texts usually causes no problems when one needs to find equivalents for words of common culture use like: house, ship, knife, loom, horse, sheep, river, tree, mountain , etc., because they denote easily identifiable tangible, physical objects that are common in western, indo-european cultures. Philosophical texts present more of a problem for translation because of the extreme variance of semantic fields of key terms used as compared with modern european languages. Kratylos is even more problematic because Plato uses his words in a technical sense, and uses them while he talks about them, without having a proper meta language at his disposition. Here are the semantic fields of some of the keywords used by Plato (based on Rost 1862):

onoma - name, denomination, appellation, designation,word, expression.
chraema - this semantic field denotes things of practical relevance and objects of human environment: thing, action, usage, money, belongings, happenings. There are many similar-sounding, similar-meaning words in the field: chreia, chreos, chreoo, chrae, chraezoo, chraestos, chraestes, chraeo. chraema was the term used by Protagoras. If the very global meaning of "thing" is substituted for the more specific sense of "objects of human environment" then we get the most obvious and commonsense statement of "the human is the measure of all objects of the human environment". No one would want to argue against this. Otherwise what would they be there for? Today, one would call that statement a core requirement of ergonomics.
pragma - things done, business, negotiation. This term is used by Kratylos. There is very slight variance to chraema, but it might be significant. The semantic field of pragma is a little more oriented towards process, dealings, and doings. The word praxis belongs to this field. Plato uses this term in the majority of places that are translated as "thing" .
onta, einai - being things. With the "to ti aen einai" the thingness of things starts to appear in Aristoteles. Plato uses this term sparingly (385b) and he does not seem to differentiate very much between the terms.

3.7.3.3. The stoicheia as used in Kratylos and Timaios
In most translations of Plato's works, stoicheia and grammata are treated as synonyms: meaning letters of the alphabet. But for Plato, there is a quite marked distinction: when he talks about stoichea, he talks about spoken sounds, and when he says grammata, he means the written letter. The translation of Kratylos has to be treated carefully to yield any useful information of what Plato was talking about. The semantic field of stoichea is:

stoicheoma: element, fundamental building block, first principle
stoicheoo: to teach the basics
stoicheomata: the 12 signs of the zodiac
stoicheon: letter of the alphabet
stoichos: the rod or stylus of a sundial that casts the shadow by which the time is indicated on the dial

It is easy to see that the term is full of connotations from ancient cosmology. This subject has been treated in another of Plato's dialogues: Timaios. The first meaning of stoicheoma denotes the idea of a first principle of the cosmos . This is also called the archae . The zodiacal signs can be clarified in connection with the sundial . The sundial was introduced in Greece by Anaximander . He is also connected with the original formulation of the greek theory of the four elements and the apeiron (Hölscher 1989 , p. 172). The corresponding passage is in Timaios 48b:

Instead, as if we knew what really is the true nature of the fire , the water and the others, we talk about them as the origins (archa i), in a way that we equate them with the letters (the stoichea or original components) of the cosmos. But it is not adequate that the amateur may even compare them with the form of the syllables .

This passage shows direct correspondence with the Kratylos hypothesis. The four elements as Timaios describes them in the quotation, are also called stoichea. Anaximander had brought the sundial from Babylon . The dial is partitioned in 12 sections, like any modern clock is, corresponding to the 12 hours of the day. The 12-scheme of the hours corresponds to the 12-scheme of the months of the year and the 12 zodiacal signs wich are all of babylonian (or chaldean ) origin. In the world of antiquity, if one wanted to learn about astronomy/astrology , one went to Babylon , because here were the first and foremost experts of all the oikumene [239] on that subject. Timaios, who is the fictional narrator in that monologue, has been introduced to the group in 27a as the one who is the most expert of them on Astronomy/Astrology . Obviously Timaios must have been in Babylon to learn the basics (or stoicheoma ) of the story he is telling in Plato's Timaios, just like Anaximander before him. We now have one detail left to clarify: why and how might the word stoichea have acquired the meaning of letter-of-alphabet which is usually denoted by the word grammata ? Let us create a mental image of a sundial : We see a rod, or stylus, the sun shines, and the stylus casts a shadow. Then we call into memory another memorable fable of Plato , the cave parable . There, Plato talks about a big cave where miserable humans are chained fast to their seats so they cannot move and only watch the shadows dancing on the cave walls, forever entertaining themselves guessing what these shadows mean and what they stand for. The connection to the stoichea becomes immediately clear. The symbols of the alphabet are viewed as the shaped holes through which the pure light of the divine logos shines. The shadows that are cast on the dial of the sundial or the cave walls are the meanings of those symbols as we perceive them from our lowly perspective. Plato talks in Phaidros (276a) of the grammata as the shadow pictures of the living, animated logos . He uses a very subtle word-play here, the opposition of eidotos (true knowledge) and eidolon (shadow image):

Ton tou eidotos logon legeis, zonta kai enpsychon, ou ho gegrammenos eidolon an ti legoito dikaios
'You mean the living, ensouled speech, the logos, of the truly knowledgeable, of which the written version can only be looked at as shadow image?'

With all these indications and examples from different works, it is sure worth trying to formulate a hypothesis Plato's interesting speculation.

3.7.3.4. The examples of Kratylos are taken from greek epos
When we look at the examples given in Kratylos for the similiarity of name and thing, we quickly see that Plato was careful to choose words that have no physical referent. He derives his terms mostly from greek mythology and the ethical domain. He starts out with the best known of the ancient greek aoidoi, as the poets, singers, and bards of greek antiquity were called: Homer as one of those people who are daemiourgon onomaton, or master in the art of forming words (390e). (This and all following locations are again from Kratylos). This gives a significant correspondence to the daemiourgos of Timaios who is creating the world. Then he goes through an assorted list of greek gods and heroes. In this, he follows the genealogy list as given by the other great aoide, Hesiodos, and in (409), he comes to the planets and stars, the four elements, and the four seasons. In (411) he talks about abstract and ethical terms like virtue, righteousness, etc. This gives an indication that Plato did not have the intention to show us the relations of names of physical objects but rather, to the thought and association structure contained in the greek mythologies. And here, it makes much more sense to speculate about a connection between the thing and the name and the sounds of the names: this structure was created and transmitted by the ancient aoidoi.

3.7.3.5. Epic rhythm, meter, association, and the orality debate
So there is no problem to find a relation of the names to the phenomena perceived. The greek gods and mysteries literally "lived" in the rhymes and metres of ancient greek poetry, and it would be impossible to extract them from there. Another indication for this is Plato's use of pragma to denote the "things" . He doesn't talk about a thingness-in-itself as Kant may have postulated, but about a mental process [240] . That is exactly the case when reciting an epic text. While the text was recited, the mental imagery unfolded in the inner vision of the aoide and his audience. So the examples Plato refers to, his pragmata, were for the ancient greek audience of epics a true process, of the nervous system, and not concepts. In this respect, we can perceive an auto-poieitic element, as the sounds themselves create their meaning by rhythm, meter, and association. This subject has given rise to hot controversies in the classical philology community under the name of the orality debate. One side has been proposed by the followers of Milman Parry and researchers in the english speaking countries, while their opponents are located on the european continent, namely in Germany. There is not enough space for enlarging on this theme, the bibliography references in Latacz (1979), Parry (1930), Assmann (1983-1991d), and Havelock (1986-1990) contain most of the material. Also, Bolter (1990, 1991), Derrida (1974), Haarmann (1990, 1992), McLuhan (1972), and Mellaart (1989) may be referred for further information.

3.7.3.6. Neurology, Epics, and the Brain Hemispheres
The question of self-stabilizing neuronal homeostatic patterns evoked by metered poetry has been treated by Turner and Pöppel (1988) (in Rentschler 1988, p. 71-90) and Barbara Lex "The Neurobiology of Ritual Trance" in (Lex 1979). In their paper, Turner and Pöppel make a strong case for the effects of metered poetry on the development of what they call "a wholesome, whole-brained" usage of the mind. Metered poetry has the capability of inducing the brain to a mode of functioning that is actually of a higher quality than the free-form prosaic mode of thinking that has become the norm in script based civilization. They point out:

Human society itself can be profoundly changed by the development of new ways of using the brain. Illustrative are the enormous socio-cultural consequences of the invention of the written word. In a sense, reading is a sort of new synthetic instinct, input that is reflexively transformed in to a program, crystallized into neural hardware, and incorporated as cultural loop into the human vervous circuit. This "new instinct" in turn profoundly changes the environment within which young human brains are programmed... our technology [functions] as a sort of supplementary nervous system. (p.75).
The fundamental unit of metered poetry is what we shall call the line... it is recognizable metrically and nearly always takes from two to four seconds to recite... The line is nearly always a rhythmic, semantic, and syntactical unit as well - a sentence, a colon, a clause, a phrase, or a completed group of these. Thus, other linguistic rhythms are accomodated to the basic acoustical rhythm, producing that pleasing sensation of appropriateness and inevitability, which is part of the delight of verse and aid to the memory. (p.76)
The second universal characteristic of human verse meter is that certain marked elements of the line or group of lines remain constant throughout the poem and thus indicate the repetition of a pattern. The 3-second cycle is not marked merely by a pause, but by distinct resemblances between the material in each cycle. Repetition is added to frequency to emphasize the rhythm. These constant elements may take many forms, the simplest of which is the number of syllables per line... Still other patterns are arranged around alliteration, consonance, assonance, and end rhyme. Often, many of these devices are used together, some prescribed by the conventions of a particular poetic form and others left to the discretion and inspiration of the individual poet. (p. 77)
The third universal characteristic of metrical poetry is variation. Variation is a temporary suspension of the metrical pattern at work in a given poem, a surprising, unexpected, and refreshing twist to that pattern... Meter is important in that it conveys meaning, much as melody does in a song. Metrical patterns are elements of an analogical structure, which is comprehended by the right cerebral hemisphere, while poetry as language is presumably processed by the left temporal lobe. If this hypothesis is correct, meter is partially a method of introducing right brain processes into the left brain activity of understanding language. In other words, it is a way of connecting our much more culture-bound linguistic capacities with relatively more primitive spatial recognition pattern recognition faculties, which we share with the higher animals. (p.77)
The imagery of the poem can become so intense that it is almost like a real sensory experience. Personal memories... are strongly evoked; there is often an emotional re-experience of close personal ties with family, friends, lovers, and the dead. There is an intense realization of the world and of human life, together with a strong sense of the reconciliation of opposites - joy and sorrow, life and death, good and evil, human and divine, reality and illusion, whole and part, comic and tragic, time and timelessness... There is a sense of power combined with effortlessness. The poet or reader rises above the word, so to speak, on the "viewless wings of poetry" and sees it all in its fullness and completeness, but without loss of the clarity of its details. There is an awareness of one's own physical nature, of one's birth and death, and of a curious transcendence of both, and, often, a strong feeling of universal and particular love and communal solidarity. (p.81-82)

To reinforce their hypothesis the authors turn to new and speculative fields of scientific inquiry, which are variously termed "neurobiology" , "biocybernetics" , and "psychobiology" . Quoting an Essay by Barbara Lex, "The Neurobiology of Ritual Trance", they state:
... various techniques of the alteration of mental states... are designed to add to the linear, analytic, and verbal resources of the left brain the more intuitive and holistic understanding of the right brain; to tune the central nervous system and alleviate accumulated stress; and bring to the aid of social solidarity and cultural values the powerful somatic and emotional forces mediated by the sympathetic and parasympathetic nervous systems and the ergotropic and trophotropic resources they control. (p.82)
The traditional concern of verse with the deepest human values - truth, goodness, and beauty - is clearly associated with its involvement with the brain's own motivational system. Poetry seems to be a device the brain can use in reflexively calibrating itself, turning its "hardware" into "software" , and vice versa... As a quintessentially cultural activity, poetry has been central to social learning and the synchronization of social activities. Poetry enforces cooperation between left brain temporal organization and right brain spatial organization and helps to bring about that integrated stereoscopic view that we call true understanding. Poetry is, par excellence, kalogenic - productive of beauty, of elegant, coherent, and predictively powerful models of the world. (p.84-85)

If we apply the scientific findings to our hypothesis of the societal role of the Epic Tradition, we get this surprising picture: The Aoidoi of the past Oral Age served a much more important function than history had allotted to them. They were the guardians of the sacred chants and poems whose purpose was much more than entertaining, or keeping a mythological record of the past, a sort of proto-history. They were the masters of the forgotten arts of attuning the soul with the body, of projecting the past and the future, and healing the cracks and fissures of human society. When civilization arose and humans adopted writing, the use of poetry as cultural memory system was quickly discarded and relegated to purely entertainment purposes. The important cathartic role played by theater, and especially tragedy, in ancient greek society is one of the last vestiges of this once vigorous tradition.


4.6. Zitate / Autoren

4.6.1. St. Augustinus: Tolle Lege
@ :TOLLE_LEGE
4.4.1.1. www.bible-researcher.com
(URL) http://www.bible-researcher.com/tolle-lege.html

St. Augustine (354-430) was one of the great figures of the early Church. The story of his conversion to Christ is told in his Confessions, in which he describes how God used a single verse from the epistle to the Romans to suddenly convert him. He went on to serve the Church as an illustrious teacher and bishop in the African city of Hippo.

Chapter XII.- Having Prayed to God, He Pours Forth a Shower of Tears, And, Admonished by a Voice, He Opens the Book and Reads the Words in Rom. xiii. 13; By Which, Being Changed in His Whole Soul, He Discloses the Divine Favour to His Friend and His Mother. (1)

But when a profound reflection had, from the secret depths of my soul, drawn together and heaped up all my misery before the sight of my heart, there arose a mighty storm, accompanied by as mighty a shower of tears. Which, that I might pour forth fully, with its natural expressions, I stole away from Alypius; for it suggested itself to me that solitude was fitter for the business of weeping. So I retired to such a distance that even his presence could not be oppressive to me. Thus was it with me at that time, and he perceived it; for something, I believe, I had spoken, wherein the sound of my voice appeared choked with weeping, and in that state had I risen up. He then remained where we had been sitting, most completely astonished. I flung myself down, how, I know not, under a certain fig-tree, giving free course to my tears, and the streams of mine eyes gushed out, an acceptable sacrifice unto Thee. And, not indeed in these words, yet to this effect, spake I much unto Thee, - "But Thou, O Lord, how long?" How long, Lord? Wilt Thou be angry for ever? Oh, remember not against us former iniquities;" for I felt that I was enthralled by them. I sent up these sorrowful cries, - "How long, how long? Tomorrow, and tomorrow? Why not now? Why is there not this hour an end to my uncleanness?"

I was saying these things and weeping in the most bitter contrition of my heart, when, lo, I heard the voice as of a boy or girl, I know not which, coming from a neighbouring house, chanting, and oft repeating, "Take up and read; take up and read." Immediately my countenance was changed, and I began most earnestly to consider whether it was usual for children in any kind of game to sing such words; nor could I remember ever to have heard the like. So, restraining the torrent of my tears, I rose up, interpreting it no other way than as a command to me from Heaven to open the book, and to read the first chapter I should light upon. (2) For I had heard of Antony, that, accidentally coming in whilst the gospel was being read, he received the admonition as if what was read were addressed to him, "Go and sell that thou hast, and give to the poor, and thou shalt have treasure in heaven; and come and follow me." And by such oracle was he forthwith converted unto Thee. So quickly I returned to the place where Alypius was sitting; for there had I put down the volume of the apostles, when I rose thence. I grasped, opened, and in silence read that paragraph on which my eyes first fell, - "Not in rioting and drunkenness, not in chambering and wantonness, not in strife and envying; but put ye on the Lord Jesus Christ, and make not provision for the flesh, to fulfil the lusts thereof." No further would I read, nor did I need; for instantly, as the sentence ended, - by a light, as it were, of security infused into my heart, - all the gloom of doubt vanished away.

Closing the book, then, and putting either my finger between, or some other mark, I now with a tranquil countenance made it known to Alypius. And he thus disclosed to me what was wrought in him, which I knew not. He asked to look at what I had read. I showed him; and he looked even further than I had read, and I knew not what followed. This it was, verily, "Him that is weak in the faith, receive ye;" which he applied to himself, and discovered to me. By this admonition was he strengthened; and by a good resolution and purpose, very much in accord with his character (wherein, for the better, he was always far different from me), without any restless delay he joined me. Thence we go in to my mother. We make it known to her, - she rejoiceth. We relate how it came to pass, - she leapeth for joy, and triumpheth, and blesseth Thee, who art "able to do exceeding abundantly above all that we ask or think;" for she perceived Thee to have given her more for me than she used to ask by her pitiful and most doleful groanings. For Thou didst so convert me unto Thyself, that I sought neither a wife, nor any other of this world's hopes, - standing in that rule of faith in which Thou, so many years before, had showed me unto her in a vision. And thou didst turn her grief into a gladness, much more plentiful than she had desired, and much dearer and chaster than she used to crave, by having grandchildren of my body.

NOTES

1. Text from "The Confessions of St Augustine" (Book 8, Chapter 12) translated from the Latin by J.G. Pilkington, in A Select Library of the Nicene and Post-Nicene Fathers of the Christian Church edited by Philip Schaff, Series I, Vol. I (Edinburgh: T&T Clark, 1882).

2. On this practice of consulting the Bible randomly, see Pieter W. van der Horst, "Ancient Jewish Bibliomancy," Journal of Greco-Roman Christianity and Judaism 1 (2000). See also Van der Horst's "Sortes: Sacred Books as Instant Oracles in Late Antiquity," in L.V. Rutgers, P.W. van der Horst, H.W. Havelaar, L. Teugels (eds.), The Use of Sacred Books in the Ancient World (Contributions to Biblical Exegesis and Theology 22), Leuven: Peeters, 1998, 143-174.

4.4.1.2. wikipedia
(URL) http://en.wikipedia.org/wiki/St._Augustine

It was at Milan that Augustine's life changed. While still at Carthage, he had begun to move away from Manichaeism, in part because of a disappointing meeting with a key exponent of Manichaean theology. At Milan, this movement continued. His mother Monica pressured him to become a Catholic, but it was the bishop of Milan, Ambrose, who had most influence over Augustine. Ambrose was a master of rhetoric like Augustine himself, but older and more experienced. Prompted in part by Ambrose's sermons, and partly by his own studies, in which he steadfastly pursued a quest for ultimate truth, Augustine renounced Manichaeism. He did not immediately return to Catholicism, however. After a flirtation with skepticism, he became an enthusiastic student of Neoplatonism, and for a time believed he was making real progress in his quest.

Augustine's mother had followed him to Milan and he allowed her to arrange a society marriage, for which he abandoned his concubine (however he had to wait two years until his fiancée came of age; he promptly took up in the meantime with another woman). It was during this period that he uttered his famous prayer, "Grant me chastity and continence, but not yet" [da mihi castitatem et continentiam, sed noli modo] (Conf., VIII. vii (17)).

In the summer of 386, after having read an account of the life of Saint Anthony of the Desert which greatly inspired him, Augustine underwent a profound personal crisis and decided to convert to Christianity, abandon his career in rhetoric, quit his teaching position in Milan, give up any ideas of marriage, and devote himself entirely to serving God and the practices of priesthood, which included celibacy. Key to this conversion was the voice of an unseen child he heard while in his garden in Milan telling him in a sing-song voice to "tolle lege" ("take up and read") the Bible, at which point he opened the Bible at random and fell upon the Epistle to the Romans 13:13, which reads: "Let us walk honestly, as in the day; not in rioting and drunkenness, not in chambering and wantonness, not in strife and envying" (KJV). He would detail his spiritual journey in his famous Confessions, which became a classic of both Christian theology and world literature. Ambrose baptized Augustine, along with his son, Adeodatus, on Easter Vigil in 387 in Milan, and soon thereafter in 388 he returned to Africa. On his way back to Africa his mother died, as did his son soon after, leaving him alone in the world without family.
4.6.2. Zum geschichtlichen und geistigen Hintergrund der Gotik
Günter Eckstein, nach Otto von Simson
@ :ECKSTEIN_GOTIK
Eine Metaphysik der Gotik?
Wenn wir davon ausgehen, daß Rippengewölbe, Strebewerk und Spitzbogen keine genuinen Erfindungen der Gotik sind, sondern schon vorhanden waren, was ist dann das Gotische an der Gotik? Ich will versuchen nachzuzeichnen, was Otto von Simson in seinem Werk (1) zu dieser Frage meint. Er bezieht sich vor allem auf Aufzeichnungen des Abtes Suger, in dem man wohl den eigentlichen Schöpfer des Chors der Abtei St. Denis sehen muß, "denn die Einheit der Fassade ist noch keine stilistische, aber eine symbolische, aus deren Vorbildlichkeit später einzelne Elemente (Portale, Mittelgeschoßfenster, Rose, Türme) stilistisch neu durchformuliert und gestaltet werden, und aus deren auf einen stilistisch einheitlichen Nenner gebrachten Summe später die künstlerische Einheit erwächst''. So ist dieser Chor Prototyp der gotischen Kathedrale. Suger entwirft in seiner Beschreibung des Baus zunächst "die mystische Vision jener Harmonie, mit der die göttliche Vorsehung den Kosmos durchwaltet" und beschreibt dann die Einweihungszeremonie als ein "Schauspiel, in dem Himmel und Erde, die Heerscharen der Engel und die in der Kirche versammelte Gemeinde sich zu verbinden scheinen." Zwei Bezüge werden hier angesprochen: die Kirche als Kosmos und die Kirche als Paradies. Die Kathedrale als Himmelsstadt, als himmlisches Jerusalem, als Abbild des Gottesreiches auf Erden. Aber auch umgekehrt: der Kosmos als Palast. So sollte es der Besucher erleben, wenn er in die Kathedrale trat, und so erlebte er es! Dies verstehen wir nur, wenn wir uns darüber klar werden, "was die mittelalterliche Einstellung zur Kunst von unserer eigenen unterscheidet. Das geschieht am einfachsten dadurch, daß wir uns die veränderte Bedeutung und Funktion des Sinnbilds vergegenwärtigen. Für uns ist das Symbol ein Bild, das einem Gegenstand poetische Bedeutung mitteilt. Für den mittelalterlichen Menschen dagegen ist die dingliche Welt überhaupt nur als 'Symbol' wirklich." "Das Mittelalter empfand Schönheit als den 'splendor veritatis', als 'Glanz der Wahrheit', es suchte im Bild nicht die Illusion, sondern die Offenbarung.... Der mittelalterliche Künstler war der Wahrheit verpflichtet, die die menschliche Existenz transzendierte. Die Betrachter seines Werkes beurteilten es als Abbild jener Wahrheit.... Das Heiligtum war ein Abbild des Himmels.... Der Sakralbau offenbarte die Vollendung einer kosmischen Ordnung. Suger spricht hier nur einen Topos aus, der von zahlreichen mittelalterlichen Schriftstellern bezeugt wird. Wichtiger noch: Die gotischen Kathedralen sind von den großen Baumeistern jener Epoche mit diesem Leitgedanken der Abbildlichkeit entworfen worden."

Die Harmonie des Kosmos - Gott als der kunstreiche Architekt
Ich versuche nun mit eigenen Worten, diese von Otto von Simson vorgetragene Sicht zu verdeutlichen. In der Schule von Chartres beschreibt gegen Ende des 12. Jhdts. Alanus ab Insulis Gott als einen kunstreichen Architekten (elegans architectus). ER erbaut den Kosmos als königlichen Palast und fügt dabei die Vielfalt des Geschaffenen mittels musikalischer Harmonien zur Einheit zusammen. Woher kommt dieses Verständnis? Ich führte schon aus, daß die Schule von Chartres geprägt war durch den Neuplatonismus, man kann auch sagen, die Lehrer waren Platoniker. Grundlagen waren die Schriften Eriugenas, der den Pseudoareopagiten übersetzt hatte. Dieser galt als der Dionysius, den Paulus auf dem Areopag von Athen zum Glauben gebracht hatte und hatte von daher in der Kirche eine hohe Autorität. Er gab vor allem die Lehre Platons, wie sie im Timaios niedergelegt ist, wieder. Danach ist, entsprechend der pythagoreischen Zahlenmystik, der Kosmos im Verhältnis ganzer Zahlen aufgebaut. Der Urstoff wird zum Bau des Weltalls in festen Quantitäten nach den vollkommenen geometrischen Proportionen von Quadraten (1:2:4:8) und Würfeln (1:3:9:27) zusammengesetzt. Dies aber sind wiederum dieselben Proportionen, die auch die Zusammensetzung der Weltseele bestimmen. So werden die vier Urstoffe (Feuer, Wasser Luft und Erde) zu einem Einklang und Eintracht mit sich selbst gebracht, die durch keine innere Disharmonie gefährdet ist. Diese Proportionen - und nur sie - gewähren Einklang und Eintracht! Wieso musikalische Harmonie? Für Augustinus waren Musik und Architektur Schwestern: Beide mit dem gleichen transzendentalen Element Zahl behaftet. Die Architektur spiegelt die ewige Harmonie wider und Musik ist ihr Echo. Grundlage ist die Naturtonleiter, bei der die Frequenzen der aufeinanderfolgenden Töne ausgehend von dem Grundton jeweils verdoppelt, verdreifacht, vervierfacht usw. werden. Die Verhältnisse aufeinanderfolgender Töne sind also 1:2, 2:3, 3:4, .. Das aber sind die Intervalle der "vollkommenen" Akkorde, Oktave, Quinte und Quarte. Das beste Verhältnis ist nach Augustinus das der Gleichheit oder Symmetrie, das Verhältnis 1:1. Dies ist denn auch Symbol für das Verhältnis zwischen Gottvater und Gottsohn. Im Verhältnis der Oktave 1:2 sieht Augustinus ein Symbol für die Erlösung des Menschen von seinem zweifachen Tod (Tod des Leibes, Tod der Seele, verursacht durch die Sünde Adams). Wie ist dies in der Architektur dieser Zeit umgesetzt? Hier haben wir wieder die Schule von Chartres und diesmal vor allem Thierry, der mittels Geometrie und Arithmetik das Geheimnis Gottes zu erklären suchte. Ad quadratum zu bauen bedeutete Gott als Symbol aufzunehmen, denn die Seiten verhalten sich wie 1:1. Die Zweite Person der Gottheit heißt für ihn mit Recht "das erste Quadrat." Die Dreifaltigkeit steckt selbstverständlich im gleichseitigen Dreieck (!). So lassen sich alle vollkommenen Verhältnisse die vollkommenen Harmonien, übertragen. Die immer wieder auftauchenden quadratischen Grundstrukturen und gleichseitigen Dreiecke scheinen dies zu bestätigen. Otto von Simson überprüft nun daraufhin die Verhältnisse der Schiffe und der Chöre, sowie die Unterteilungen der Pfeiler, speziell bei der Kathedrale von Chartres. Er findet darin die volle Bestätigung, daß alles in vollkommenen Proportionen gebaut ist. Die Geometrie war die ästhetische, aber auch die statische Grundlage. Der gotische Baumeister war Mathematiker mit dem Zirkel.

Das Licht als göttliche Erscheinung - die Lichtdurchlässigkeit der Kathedralen
Das zweite wesentliche Element gotischer Kathedralen ist nach Simson das Licht. Für Thomas von Aquin ist Schönheit rechte Proportion und lichte Klarheit. Schönheit ist die Ausstrahlung der Wahrheit, der Glanz der Vollkommenheit des Seienden, sie spiegelt den göttlichen Ursprung wider. So gewährt Licht Einblick in die Vollkommenheit des Kosmos, in die Macht des Schöpfers. Licht ist Mittler zwischen körperlichen und unkörperlichen Substanzen, es ist das schöpferische Prinzip, das aus der Himmelssphäre kommend alles Wachstum auf Erden hervorbringt. Bei den Neuplatonikern ist Licht die transzendentale Wirklichkeit, die alles erschafft und unseren Geist erhellt. Augustinus findet diese Auffassung im Johannesevangelium: "Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt." Für ihn wird Jesus im wahrsten Sinne des Wortes Licht Gottes, Göttliches Licht genannt, als eine ontologische und nicht nur metaphorische Aussage! Dies ist nur zu verstehen, wenn man bedenkt, daß die Basis der Gedankenwelt der christlichen Platoniker der Begriff "Analogie" ist. Die Dinge sind nach den Gesetzen der Analogie erschaffen, sie sind Manifestationen Gottes, wenn auch in unterschiedlichem Maße. Allen gemeinsam ist das Licht, es verbindet. Diese Verbindung wird nun wiederhergestellt durch die Menschwerdung Gottes, die Inkarnation. "Als ästhetischer Wert erfüllt das Licht somit - genau wie der Einklang in der Musik - das Streben nach endgültiger Eintracht, die Verschmelzung des Vielen zur Einheit, die dem Schönheitsempfinden ebenso wie dem Glauben des Mittelalters zugrunde liegt. Wenn wir uns nun daraufhin das Diaphane, das Durchleuchtete der Wände der gotischen Kathedralen anschauen, bei denen wir gar nicht mehr eigentlich von Wänden sprechen können, ahnen wir vielleicht, wie sehr das einfallende Sonnenlicht die Menschen angesprochen haben muß. Es wird uns aber schier unmöglich sein, das physikalische Phänomen, das als solches erklärt werden kann, als göttliches Geschehen wahrzunehmen, wie es tatsächlich erlebt wurde. Übrigens: Seit der Zeit, spätestens vor Ende des 13. Jahrhunderts, wurde am Ende jeder Messe der Eingangsabschnitt des Johannesevangeliums als Schlußevangelium gelesen.
Günter Eckstein, F:\mat-phil\licht\gotiktext.pdf
4.6.3. Mahakala
@ :MAHA_KALA
Another myth lays particular stress on the destructive aspect of time. Everything dies in time: "Time ripens the creatures, Time rots them" (Mahabharata 1.1.188). "Time" (kala) is thus another name for the god of death, Yama. The name is associated especially with Shiva in his destructive aspect as Mahakala and is extended to his consort, who may be known as the goddess Kali or Mahakali. On a mythological level the speculations on time reflect the doctrine of the eternal return in the philosophy of transmigration. The universe returns just as, after death, a soul returns to be born again. In the oldest description of the process (Chandogya Upanishad 5.3.1.-5.3.10), the account is still mythic, but with tendencies to naturalism. The soul on departing may go either of two ways: the Way of the Gods, which brings it through days, bright fortnights, the half year of the northern course of the Sun, to the full year, and eventually to brahman; or the Way of the Ancestors, through nights, dark fortnights, the half year of the southern course of the Sun, and, failing to reach the full year, eventually back to Earth clinging to raindrops. If the soul happens to light on a plant that is subsequently eaten by a man, the man may impregnate a woman and thus the soul is reborn. Once more the significance of the year as a symbol of complete time is clear.
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4.6.4. Nietzsche-Zitate
Über den Alkohol
@ :ECCE_KLUG
Alkoholika sind mir nachtheilig; ein Glas Wein oder Bier des Tags reicht vollkommen aus, mir aus dem Leben ein "Jammerthal" zu machen, - in München leben meine Antipoden. Gesetzt, dass ich dies ein wenig spät begriff, erlebt habe ich's eigentlich von Kindesbeinen an. Als Knabe glaubte ich, Weintrinken sei wie Tabakrauchen anfangs nur eine Vanitas junger Männer, später eine schlechte Gewöhnung. Vielleicht, dass an diesem herben Urtheil auch der Naumburger Wein mit schuld ist. Zu glauben, dass der Wein erheitert, dazu müsste ich Christ sein, will sagen glauben, was gerade für mich eine Absurdität ist. Seltsam genug, bei dieser extremen Verstimmbarkeit durch kleine, stark verdünnte Dosen Alkohol, werde ich beinahe zum Seemann, wenn es sich um starke Dosen handelt. Schon als Knabe hatte ich hierin meine Tapferkeit. Eine lange lateinische Abhandlung in Einer Nachtwache niederzuschreiben und auch noch abzuschreiben, mit dem Ehrgeiz in der Feder, es meinem Vorbilde Sallust in Strenge und Gedrängtheit nachzuthun und einigen Grog von schwerstem Kaliber über mein Latein zu giessen, dies stand schon, als ich Schüler der ehrwürdigen Schulpforta war, durchaus nicht im Widerspruch zu meiner Physiologie, noch vielleicht auch zu der des Sallust wie sehr auch immer zur ehrwürdigen Schulpforta ... Später, gegen die Mitte des Lebens hin, entschied ich mich freilich immer strenger gegen jedwedes "geistige" Getränk: ich, ein Gegner des Vegetarierthums aus Erfahrung, ganz wie Richard Wagner, der mich bekehrt hat, weiss nicht ernsthaft genug die unbedingte Enthaltung von Alcoholicis allen geistigeren Naturen anzurathen. Wasser thut's ... Ich ziehe Orte vor, wo man überall Gelegenheit hat, aus fliessenden Brunnen zu schöpfen (Nizza, Turin, Sils); ein kleines Glas läuft mir nach wie ein Hund. In vino veritas: es scheint, dass ich auch hier wieder über den Begriff "Wahrheit" mit aller Welt uneins bin: - bei mir schwebt der Geist über dem Wasser...
...
So wenig als möglich sitzen; keinem Gedanken Glauben schenken, der nicht im Freien geboren ist und bei freier Bewegung, in dem nicht auch die Muskeln ein Fest feiern. Alle Vorurtheile kommen aus den Eingeweiden. - Das Sitzfleisch - ich sagte es schon einmal - die eigentliche Sünde wider den heiligen Geist.
Ecce homo, Warum ich so klug bin. 1.

Über Geruch und Reinlichkeit
@ :ECCE_GERUCH1
Darf ich noch einen letzten Zug meiner Natur anzudeuten wagen, der mir im Umgang mit Menschen keine kleine Schwierigkeit macht? Mir eignet eine vollkommen unheimliche Reizbarkeit des Reinlichkeits-Instinkts, so dass ich die Nähe oder - was sage ich? - das Innerlichste, die "Eingeweide" jeder Seele physiologisch wahrnehme - rieche... Ich habe an dieser Reizbarkeit psychologische Fühlhörner, mit denen ich jedes Geheimniss betaste und in die Hand bekomme: der viele verborgene Schmutz auf dem Grunde mancher Natur, vielleicht in schlechtem Blut bedingt, aber durch Erziehung übertüncht, wird mir fast bei der ersten Berührung schon bewusst. Wenn ich recht beobachtet habe, empfinden solche meiner Reinlichkeit unzuträgliche Naturen die Vorsicht meines Ekels auch ihrerseits: sie werden damit nicht wohlriechender ... So wie ich mich immer gewöhnt habe - eine extreme Lauterkeit gegen mich ist meine Daseins-Voraussetzung, ich komme um unter unreinen Bedingungen, schwimme und bade und plätschere ich gleichsam beständig im Wasser, in irgend einem vollkommen durchsichtigen und glänzenden Elemente. Das macht mir aus dem Verkehr mit Menschen keine kleine Gedulds-Probe; meine Humanität besteht nicht darin, mitzufühlen, wie der Mensch ist, sondern es auszuhalten, dass ich ihn mitfühle ... Meine Humanität ist eine beständige Selbstüberwindung. - Aber ich habe Einsamkeit nöthig, will sagen, Genesung, Rückkehr zu mir, den Athem einer freien leichten spielenden Luft ... Mein ganzer Zarathustra ist ein Dithyrambus auf die Einsamkeit, oder, wenn man mich verstanden hat, auf die Reinheit... Zum Glück nicht auf die reine Thorheit. - Wer Augen für Farben hat, wird ihn diamanten nennen. - Der Ekel am Menschen, am "Gesindel" war immer meine grösste Gefahr ... Will man die Worte hören, in denen Zarathustra von der Erlösung vom Ekel redet?
Ecce homo, Warum ich so weise bin. 8.
Plato ist langweilig
@ :PLATO_LANGWEILIG
Den Griechen verdanke ich durchaus keine verwandt starken Eindrücke; und, um es geradezu herauszusagen, sie können uns nicht sein, was die Römer sind. Man lernt nicht von den Griechen - ihre Art ist zu fremd, sie ist auch zu flüssig, um imperativisch, um "klassisch" zu wirken. Wer hätte je an einem Griechen schreiben gelernt! Wer hätte es je ohne die Römer gelernt! ... Man wende mir ja nicht Plato ein. Im Verhältniss zu Plato bin ich ein gründlicher Skeptiker und war stets ausser Stande, in die Bewunderung des Artisten Plato, die unter Gelehrten herkömmlich ist, einzustimmen. Zuletzt habe ich hier die raffinirtesten Geschmacksrichter unter den Alten selbst auf meiner Seite. Plato wirft, wie mir scheint, alle Formen des Stils durcheinander, er ist damit ein erster décadent des Stils: er hat etwas Ähnliches auf dem Gewissen, wie die Cyniker, die die satura Menippea erfanden. Dass der Platonische Dialog, diese entsetzlich selbstgefällige und kindliche Art Dialektik, als Reiz wirken könne, dazu muss man nie gute Franzosen gelesen haben, - Fontenelle zum Beispiel. Plato ist langweilig. - Zuletzt geht mein Misstrauen bei Plato in die Tiefe: ich finde ihn so abgeirrt von allen Grundinstinkten der Hellenen, so vermoralisirt, so präexistent-christlich - er hat bereits den Begriff "gut" als obersten Begriff -, dass ich von dem ganzen Phänomen Plato eher das harte Wort "höherer Schwindel" oder, wenn man's lieber hört, Idealismus - als irgend ein andres gebrauchen möchte. Man hat theuer dafür bezahlt, dass dieser Athener bei den Ägyptern in die Schule gieng (- oder bei den Juden in Agypten? ...) Im grossen Verhängniss des Christenthums ist Plato jene "Ideal" genannte Zweideutigkeit und Fascination, die den edleren Naturen des Alterthums es möglich machte, sich selbst misszuverstehn und die Brücke zu betreten, die zum "Kreuz" führte ... Und wie viel Plato ist noch im Begriff "Kirche" , in Bau, System, Praxis der Kirche! - Meine Erholung, meine Vorliebe, meine Kur von allem Platonismus war zu jeder Zeit Thukydides. Thukydides und, vielleicht, der principe Machiavell's sind mir selber am meisten verwandt durch den unbedingten Willen, sich Nichts vorzumachen und die Vernunft in der Realität zu sehn, - nicht in der "Vernunft" , noch weniger in der "Moral" ... Von der jämmerlichen Schönfärberei der Griechen in's Ideal, die der "klassisch gebildete" Jüngling als Lohn für seine Gymnasial-Dressur in's Leben davonträgt, kurirt Nichts so gründlich als Thukydides. Man muss ihn Zeile für Zeile umwenden und seine Hintergedanken so deutlich ablesen wie seine Worte: es giebt wenige so hintergedankenreiche Denker. In ihm kommt die Sophisten-Cultur, will sagen die Realisten-Cultur, zu ihrem vollendeten Ausdruck: diese unschätzbare Bewegung inmitten des eben allerwärts losbrechenden Moral- und Ideal-Schwindels der sokratischen Schulen. Die griechische Philosophie als die décadence des griechischen Instinkts; Thukydides als die grosse Summe, die letzte Offenbarung jener starken, strengen, harten Thatsächlichkeit, die dem älteren Hellenen im Instinkte lag. Der Muth vor der Realität unterscheidet zuletzt solche Naturen wie Thukydides und Plato: Plato ist ein Feigling vor der Realität, - folglich flüchtet er in's Ideal; Thukydides hat sich in der Gewalt, folglich behält er auch die Dinge in der Gewalt ...
Nietzsche, Götzen-Dämmerung, Was ich den Alten verdanke, 2.

Das Letzte und das Erste verwechseln
@ :LETZTES_ERSTES
Die andre Idiosynkrasie der Philosophen ist nicht weniger gefährlich: sie besteht darin, das Letzte und das Erste zu verwechseln. Sie setzen Das, was am Ende kommt - leider! denn es sollte gar nicht kommen! - die "höchsten Begriffe", das heisst die allgemeinsten, die leersten Begriffe, den letzten Rauch der verdunstenden Realität an den Anfang als Anfang. Es ist dies wieder nur der Ausdruck ihrer Art zu verehren: das Höhere darf nicht aus dem Niederen wachsen, darf überhaupt nicht gewachsen sein ... Moral: Alles, was ersten Ranges ist, muss causa sui sein. Die Herkunft aus etwas Anderem gilt als Einwand, als Werth-Anzweifelung. Alle obersten Werthe sind ersten Ranges, alle höchsten Begriffe, das Seiende, das Unbedingte, das Gute, das Wahre, das Vollkommne - das Alles kann nicht geworden sein, muss folglich causa sui sein. Das Alles aber kann auch nicht einander ungleich, kann nicht mit sich im Widerspruch sein ... Damit haben sie ihren stupenden Begriff "Gott" ... Das Letzte, Dünnste, Leerste wird als Erstes gesetzt, als Ursache an sich, als ens realissimum ... Dass die Menschheit die Gehirnleiden kranker Spinneweber hat ernst nehmen müssen! - Und sie hat theuer dafür gezahlt! ...
Nietzsche, Götzen-Dämmerung, Die "Vernunft" in der Philosophie. 4.

Über die echte Heuchelei
@ :ECHTE_HEUCHELEI
Zum "intellektuellen Gewissen" . - Nichts scheint mir heute seltner als die echte Heuchelei. Mein Verdacht ist gross, dass diesem Gewächs die sanfte Luft unsrer Cultur nicht zuträglich ist. Die Heuchelei gehört in die Zeitalter des starken Glaubens: wo man selbst nicht bei der Nöthigung, einen andern Glauben zur Schau zu tragen, von dem Glauben losliess, den man hatte. Heute lässt man ihn los; oder, was noch gewöhnlicher, man legt sich noch einen zweiten Glauben zu, - ehrlich bleibt man in jedem Falle. Ohne Zweifel ist heute eine sehr viel grössere Anzahl von Überzeugungen möglich als ehemals: möglich, das heisst erlaubt, das heisst unschädlich. Daraus entsteht die Toleranz gegen sich selbst. - Die Toleranz gegen sich selbst gestattet mehrere Überzeugungen: diese selbst leben verträglich beisammen, - sie hüten sich, wie alle Welt heute, sich zu compromittiren. Womit compromittirt man sich heute? Wenn man Consequenz hat. Wenn man in gerader Linie geht. Wenn man weniger als fünfdeutig ist. Wenn man echt ist ... Meine Furcht ist gross, dass der moderne Mensch für einige Laster einfach zu bequem ist: so dass diese geradezu aussterben. Alles Böse, das vom starken Willen bedingt ist - und vielleicht giebt es nichts Böses ohne Willensstärke - entartet, in unsrer lauen Luft, zur Tugend ... Die wenigen Heuchler, die ich kennen lernte, machten die Heuchelei nach: sie waren, wie heutzutage fast jeder zehnte Mensch, Schauspieler. -
Nietzsche, Götzen-Dämmerung, Streifzüge eines Unzeitgemässen, 18.

Das Recht auf eine stolze Art sterben
@ :RECHT_STERBEN
... das Recht ... auf eine stolze Art sterben, wenn es nicht mehr möglich ist, auf eine stolze Art zu leben. Der Tod, aus freien Stücken gewählt, der Tod zur rechten Zeit, mit Helle und Freudigkeit, inmitten von Kindern und Zeugen vollzogen: so dass ein wirkliches Abschiednehmen noch möglich ist, wo Der noch da ist, der sich verabschiedet, insgleichen ein wirkliches Abschätzen des Erreichten und Gewollten, eine Summirung des Lebens - Alles im Gegensatz zu der erbärmlichen und schauderhaften Komödie, die das Christenthum mit der Sterbestunde getrieben hat. Man soll es dem Christenthume nie vergessen, dass es die Schwäche des Sterbenden zu Gewissens-Nothzucht, dass es die Art des Todes selbst zu Werth-Urtheilen über Mensch und Vergangenheit gemissbraucht hat! - Hier gilt es, allen Feigheiten des Vorurtheils zum Trotz, vor Allem die richtige, das heisst physiologische Würdigung des sogenannten natürlichen Todes herzustellen: der zuletzt auch nur ein "unnatürlicher", ein Selbstmord ist. Man geht nie durch jemand Anderes zu Grunde, als durch sich selbst. Nur ist es der Tod unter den verächtlichsten Bedingungen, ein unfreier Tod, ein Tod zur unrechten Zeit, ein Feiglings Tod. Man sollte, aus Liebe zum Leben -, den Tod anders wollen, frei, bewusst, ohne Zufall, ohne Überfall ... Endlich ein Rath für die Herrn Pessimisten und andere décadents. Wir haben es nicht in der Hand, zu verhindern, geboren zu werden: aber wir können diesen Fehler - denn bisweilen ist es ein Fehler - wieder gut machen. Wenn man sich abschafft, thut man die achtungswürdigste Sache, die es giebt: man verdient beinahe damit, zu leben ... Die Gesellschaft, was sage ich! Das Leben selber hat mehr Vortheil davon, als durch irgend welches "Leben" in Entsagung, Bleichsucht und andrer Tugend -, man hat die Andern von seinem Anblick befreit, man hat das Leben von einem Einwand befreit ...
Nietzsche, Götzen-Dämmerung, Streifzüge eines Unzeitgemässen, 36.

Vom freien Tode
Viele sterben zu spät, und Einige sterben zu früh. Noch klingt fremd die Lehre: ´´stirb zur rechten Zeit!'' Stirb zur rechten Zeit: also lehrt es Zarathustra. Freilich, wer nie zur rechten Zeit lebt, wie sollte der je zur rechten Zeit sterben? Möchte er doch nie geboren sein! - Also rathe ich den Überflüssigen. Aber auch die Überflüssigen thun noch wichtig mit ihrem Sterben, und auch die hohlste Nuss will noch geknackt sein. Wichtig nehmen Alle das Sterben: aber noch ist der Tod kein Fest. Noch erlernten die Menschen nicht, wie man die schönsten Feste weiht. Den vollbringenden Tod zeige ich euch, der den Lebenden ein Stachel und ein Gelöbniss wird. Seinen Tod stirbt der Vollbringende, siegreich, umringt von Hoffenden und Gelobenden. Also sollte man sterben lernen; und es sollte kein Fest geben, wo ein solcher Sterbender nicht der Lebenden Schwüre weihte! Also zu sterben ist das Beste; das Zweite aber ist: im Kampfe zu sterben und eine grosse Seele zu verschwenden. Aber dem Kämpfenden gleich verhasst wie dem Sieger ist euer grinsender Tod, der heranschleicht wie ein Dieb - und doch als Herr kommt. Meinen Tod lobe ich euch, den freien Tod, der mir kommt, weil ich will. Und wann werde ich wollen? - Wer ein Ziel hat und einen Erben, der will den Tod zur rechten Zeit für Ziel und Erben. Und aus Ehrfurcht vor Ziel und Erben wird er keine dürren Kränze mehr im Heiligthum des Lebens aufhängen. Wahrlich, nicht will ich den Seildrehern gleichen: sie ziehen ihren Faden in die Länge und gehen dabei selber immer rückwärts. Mancher wird auch für seine Wahrheiten und Siege zu alt; ein zahnloser Mund hat nicht mehr das Recht zu jeder Wahrheit. Und Jeder, der Ruhm haben will, muss sich bei Zeiten von der Ehre verabschieden und die schwere Kunst üben, zur rechten Zeit zu - gehn.
Nietzsche, Zarathustra, I. Teil, Vom freien Tode

Über das Riechen
@ :DAS_RIECHEN
Und was für feine Werkzeuge der Beobachtung haben wir an unsren Sinnen! Diese Nase zum Beispiel, von der noch kein Philosoph mit Verehrung und Dankbarkeit gesprochen hat, ist sogar einstweilen das delikateste Instrument, das uns zu Gebote steht: es vermag noch Minimaldifferenzen der Bewegung zu constatiren, die selbst das Spektroskop nicht constatirt. Wir besitzen heute genau so weit Wissenschaft, als wir uns entschlossen haben, das Zeugniss der Sinne anzunehmen, - als wir sie noch schärfen, bewaffnen, zu Ende denken lernten. Der Rest ist Missgeburt und Noch-nicht-Wissenschaft: will sagen Metaphysik, Theologie, Psychologie, Erkenntnisstheorie. Oder Formal-Wissenschaft, Zeichenlehre: wie die Logik und jene angewandte Logik, die Mathematik. In ihnen kommt die Wirklichkeit gar nicht vor, nicht einmal als Problem; ebensowenig als die Frage, welchen Werth überhaupt eine solche Zeichen-Convention, wie die Logik ist, hat.
Nietzsche, Götzen-Dämmerung, Die "Vernunft" in der Philosophie. 3

Moral als Widernatur
@ :MORAL_WIDERNATUR
4.
- Ich bringe ein Princip in Formel. Jeder Naturalismus in der Moral, das heisst jede gesunde Moral ist von einem Instinkte des Lebens beherrscht, - irgend ein Gebot des Lebens wird mit einem bestimmten Kanon von "Soll" und "Soll nicht" erfüllt, irgend eine Hemmung und Feindseligkeit auf dem Wege des Lebens wird damit bei Seite geschafft. Die widernatürliche Moral, das heisst fast jede Moral, die bisher gelehrt, verehrt und gepredigt worden ist, wendet sich umgekehrt gerade gegen die Instinkte des Lebens, - sie ist eine bald heimliche, bald laute und freche Verurtheilung dieser Instinkte. Indem sie sagt "Gott sieht das Herz an", sagt sie Nein zu den untersten und obersten Begehrungen des Lebens und nimmt Gott als Feind des Lebens ... Der Heilige, an dem Gott sein Wohlgefallen hat, ist der ideale Castrat ... Das Leben ist zu Ende, wo das "Reich Gottes" anfängt ...
5.
Gesetzt, dass man das Frevelhafte einer solchen Auflehnung gegen das Leben begriffen hat, wie sie in der christlichen Moral beinahe sakrosankt geworden ist, so hat man damit, zum Glück, auch Etwas Andres begriffen: das Nutzlose, Scheinbare, Absurde, Lügnerische einer solchen Auflehnung. Eine Verurtheilung des Lebens von Seiten des Lebenden bleibt zuletzt doch nur das Symptom einer bestimmten Art von Leben: die Frage, ob mit Recht, ob mit Unrecht, ist gar nicht damit aufgeworfen. Man müsste eine Stellung ausserhalb des Lebens haben, und andrerseits es so gut kennen, wie Einer, wie Viele, wie Alle, die es gelebt haben, um das Problem vom Werth des Lebens überhaupt anrühren zu dürfen: Gründe genug, um zu begreifen, dass das Problem ein für uns unzugängliches Problem ist. Wenn wir von Werthen reden, reden wir unter der Inspiration, unter der Optik des Lebens: das Leben selbst zwingt uns Werthe anzusetzen, das Leben selbst werthet durch uns, wenn wir Werthe ansetzen ... Daraus folgt, dass auch jene Widernatur von Moral, welche Gott als Gegenbegriff und Verurtheilung des Lebens fasst, nur ein Werthurtheil des Lebens ist - welches Lebens? Welcher Art von Leben? - Aber ich gab schon die Antwort: des niedergehenden, des geschwächten, des müden, des verurtheilten Lebens. Moral, wie sie bisher verstanden worden ist - wie sie zuletzt noch von Schopenhauer formulirt wurde als "Verneinung des Willens zum Leben" - ist der décadence-Instinkt selbst, der aus sich einen Imperativ macht: sie sagt: "geh zu Grunde" sie ist das Urtheil Verurtheilter ...
6.
Erwägen wir endlich noch, welche Naivetät es überhaupt ist, zu sagen "so und so sollte der Mensch sein!" Die Wirklichkeit zeigt uns einen entzückenden Reichthum der Typen, die Üppigkeit eines verschwenderischen Formenspiels und -Wechsels: und irgend ein armseliger Eckensteher von Moralist sagt dazu: "nein! der Mensch sollte anders sein"? ... Er weiss es sogar, wie er sein sollte, dieser Schlucker und Mucker, er malt sich an die Wand und sagt dazu ecce homo!" ... Aber selbst wenn der Moralist sich bloss an den Einzelnen wendet und zu ihm sagt: "so und so solltest du sein!" hört er nicht auf, sich lächerlich zu machen. Der Einzelne ist ein Stück fatum, von Vorne und von Hinten, ein Gesetz mehr, eine Nothwendigkeit mehr für Alles, was kommt und sein wird. Zu ihm sagen "ändere dich" heisst verlangen, dass Alles sich ändert, sogar rückwärts noch ... Und wirklich, es gab consequente Moralisten, sie wollten den Menschen anders, nämlich tugendhaft, sie wollten ihn nach ihrem Bilde, nämlich als Mucker: dazu verneinten sie die Welt! Keine kleine Tollheit! Keine bescheidne Art der Unbescheidenheit! ... Die Moral, insofern sie verurtheilt, an sich, nicht aus Hinsichten, Rücksichten, Absichten des Lebens, ist ein spezifischer Irrthum, mit dem man kein Mitleiden haben soll, eine Degenerirten-Idiosynkrasie, die unsäglich viel Schaden gestiftet hat! ... Wir Anderen, wir Immoralisten, haben umgekehrt unser Herz weit gemacht für alle Art Verstehn, Begreifen, Gutheissen. Wir verneinen nicht leicht, wir suchen unsre Ehre darin, Bejahende zu sein. Immer mehr ist uns das Auge für jene Ökonomie aufgegangen, welche alles Das noch braucht und auszunützen weiss, was der heilige Aberwitz des Priesters, der kranken Vernunft im Priester verwirft, für jene Ökonomie im Gesetz des Lebens, die selbst aus der widerlichen species des Muckers, des Priesters, des Tugendhaften ihren Vortheil zieht, - welchen Vortheil? - Aber wir selbst, wir Immoralisten sind hier die Antwort ... -
Götzen-Dämmerung, Moral als Widernatur. 4, 5, 6

Über das Gebet
@ :DAS_GEBET
Das Gebet. - Nur unter zwei Voraussetzungen hatte alles Beten - jene noch nicht völlig erloschene Sitte älterer Zeiten - einen Sinn: es müßte möglich sein, die Gottheit zu bestimmen oder umzustimmen, und der Betende müßte selber am besten wissen, was ihm not tue, was für ihn wahrhaft wünschenswert sei. Beide Voraussetzungen, in allen anderen Religionen angenommen und hergebracht, wurden aber gerade vom Christentum geleugnet; wenn es trotzdem das Gebet beibehielt, bei seinem Glauben an eine allweise und allvorsorgliche Vernunft in Gott, durch welche eben dies Gebet im Grunde sinnlos, ja gotteslästerlich wird, - so zeigte es auch darin wieder seine bewunderungswürdige Schlangen-Klugheit; denn ein klares Gebot "du sollst nicht beten" hätte die Christen durch die Langeweile zum Unchristentum geführt. Im christlichen ora et labora vertritt nämlich das ora die Stelle des Vergnügens: und was hätten ohne das ora jene Unglücklichen beginnen sollen, die sich das labora versagten, die Heiligen! - aber mit Gott sich unterhalten, ihm allerlei angenehme Dinge abverlangen, sich selber ein wenig darüber lustig machen, wie man so töricht sein könne, noch Wünsche zu haben, trotz einem so vortrefflichen Vater, - das war für Heilige eine sehr gute Erfindung.
Der Wanderer und sein Schatten, 74.
Zeichensprache der Affekte
@ :AFFEKT_ZEICHENSPR
Abgesehn noch vom Werthe solcher Behauptungen wie "es giebt in uns einen kategorischen Imperativ", kann man immer noch fragen: was sagt eine solche Behauptung von dem sie Behauptenden aus? Es giebt Moralen, welche ihren Urheber vor Anderen rechtfertigen sollen; andre Moralen sollen ihn beruhigen und mit sich zufrieden stimmen; mit anderen will er sich selbst an's Kreuz schlagen und demüthigen; mit andern will er Rache üben, mit andern sich verstecken, mit andern sich verklären und hinaus, in die Höhe und Ferne setzen; diese Moral dient ihrem Urheber, um zu vergessen, jene, um sich oder Etwas von sich vergessen zu machen; mancher Moralist möchte an der Menschheit Macht und schöpferische Laune ausüben; manch Anderer, vielleicht gerade auch Kant, giebt mit seiner Moral zu verstehn: "was an mir achtbar ist, das ist, dass ich gehorchen kann, - und bei euch soll es nicht anders stehn, als bei mir!" - kurz, die Moralen sind auch nur eine Zeichensprache der Affekte.
Nietzsche, Jenseits von Gut & Böse, 187
Über Herdentiere
@ :HERDEN_TIER
Insofern es zu allen Zeiten, so lange es Menschen giebt, auch Menschenheerden gegeben hat (Geschlechts-Verbände, Gemeinden, Stämme, Völker, Staaten, Kirchen) und immer sehr viel Gehorchende im Verhältniss zu der kleinen Zahl Befehlender, - in Anbetracht also, dass Gehorsam bisher am besten und längsten unter Menschen geübt und gezüchtet worden ist, darf man billig voraussetzen, dass durchschnittlich jetzt einem jeden das Bedürfniss darnach angeboren ist, als eine Art formalen Gewissens, welches gebietet: "du sollst irgend Etwas unbedingt thun, irgend Etwas unbedingt lassen", kurz "du sollst". Dies Bedürfniss sucht sich zu sättigen und seine Form mit einem Inhalte zu füllen; es greift dabei, gemäss seiner Stärke, Ungeduld und Spannung, wenig wählerisch, als ein grober Appetit, zu und nimmt an, was ihm nur von irgend welchen Befehlenden - Eltern, Lehrern, Gesetzen, Standesvorurtheilen, öffentlichen Meinungen - in's Ohr gerufen wird. Die seltsame Beschränktheit der menschlichen Entwicklung, das Zögernde, Langwierige, oft Zurücklaufende und Sich-Drehende derselben beruht darauf, dass der Heerden-Instinkt des Gehorsams am besten und auf Kosten der Kunst des Befehlens vererbt wird. Denkt man sich diesen Instinkt einmal bis zu seinen letzten Ausschweifungen schreitend, so fehlen endlich geradezu die Befehlshaber und Unabhängigen; oder sie leiden innerlich am schlechten Gewissen und haben nöthig, sich selbst erst eine Täuschung vorzumachen, um befehlen zu können: nämlich als ob auch sie nur gehorchten. Dieser Zustand besteht heute thatsächlich in Europa: ich nenne ihn die moralische Heuchelei der Befehlenden. Sie wissen sich nicht anders vor ihrem schlechten Gewissen zu schützen als dadurch, dass sie sich als Ausführer älterer oder höherer Befehle gebärden (der Vorfahren, der Verfassung, des Rechts, der Gesetze oder gar Gottes) oder selbst von der Heerden-Denkweise her sich Heerden-Maximen borgen, zum Beispiel als "erste Diener ihres Volks" oder als "Werkzeuge des gemeinen Wohls". Auf der anderen Seite giebt sich heute der Heerdenmensch in Europa das Ansehn, als sei er die einzig erlaubte Art Mensch, und verherrlicht seine Eigenschaften, vermöge deren er zahm, verträglich und der Heerde nützlich ist, als die eigentlich menschlichen Tugenden: also Gemeinsinn, Wohlwollen, Rücksicht, Fleiss, Mässigkeit, Bescheidenheit, Nachsicht, Mitleiden. Für die Fälle aber, wo man der Führer und Leithammel nicht entrathen zu können glaubt, macht man heute Versuche über Versuche, durch Zusammen-Addiren kluger Heerdenmenschen die Befehlshaber zu ersetzen: dieses Ursprungs sind zum Beispiel alle repräsentativen Verfassungen. Welche Wohlthat, welche Erlösung von einem unerträglich werdenden Druck trotz Alledem das Erscheinen eines unbedingt Befehlenden für diese Heerdenthier-Europäer ist, dafür gab die Wirkung, welche das Erscheinen Napoleon's machte, das letzte grosse Zeugniss: - die Geschichte der Wirkung Napoleon's ist beinahe die Geschichte des höheren Glücks, zu dem es dieses ganze Jahrhundert in seinen werthvollsten Menschen und Augenblicken gebracht hat.
Nietzsche, Jenseits von Gut & Böse, 199
Most- und Essig-Gesang
@ :MOST_ESSIG
Sehr bedeutend ist die ältere Benennung der Komödie trygodia "Mostgesang" : sie führt mich auf eine neue Ableitung von tragodia, nämlich "Essiggesang" . targanon ist "Essig" , also targodia, verwandelt in tragodia. Dann fällt der Ursprung aus dem Satyrdrama: wesentlichst! Älteste Weinleselieder, die einen süß und ausgelassen wie Most, die andern herb und zusammenziehend wie Essig. Dies sind nur Bilder, Unsinn daß Most die Belohnung des Siegers war.
Nietzsche, Fragmente, 1 [67]

Weib und Kind.
379. Fortleben der Eltern. - Die unaufgelösten Dissonanzen im Verhältniss von Charakter und Gesinnung der Eltern klingen in dem Wesen des Kindes fort und machen seine innere Leidensgeschichte aus.
...
383. Irrthum vornehmer Frauen. - Die vornehmen Frauen denken, dass eine Sache gar nicht da ist, wenn es nicht möglich ist, von ihr in der Gesellschaft zu sprechen.
...
386. Vernünftige Unvernunft. - In der Reife des Lebens und des Verstandes überkommt den Menschen das Gefühl, dass sein Vater Unrecht hatte, ihn zu zeugen.
...
388. Verschiedene Seufzer. - Einige Männer haben über die Entführung ihrer Frauen geseufzt, die meisten darüber, dass Niemand sie ihnen entführen wollte.
Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches, Weib und Kind.
(LOC_DVD)

4.7. Hypertext und WWW

We are drowning in information being hungry for knowledge.
John Naisbitt

W (double U)
has, of all the letters in our alphabet, the only cumbrous name, the names of the others being monosyllabic. This advantage of the Roman alphabet over the Grecian is the more valued after audibly spelling out some simple Greek word, like epixoriambikos. Still, it is now thought by the learned that other agencies than the difference of the two alphabets may have been concerned in the decline of "the glory that was Greece" and the rise of "the grandeur that was Rome." There can be no doubt, however, that by simplifying the name of W (calling it "wow," for example) our civilization could be, if not promoted, at least better endured.
Ambrose Bierce:
(URL) (LOC_DVD) devils/www.alcyone.com/max/lit/devils/w.html


[1] Das Werk von G. Günther und seiner Nachfolger wird auf dieser Website auführlich vorgestellt: (URL) http://www.vordenker.de
(URL) (LOC_DVD) www.vordenker.de/ggphilosophy/gg_bibliographie.htm
[2] Heidegger: WHD, "Was heisst Denken?", Niemeyer, Tübingen (1971).
[3] ->:NOO_SPFELD, p. 24
[4] Heideggers Gebrauch von "heissen" folgt einer triadischen Sprach-Vexier-Logik, die Hegel schon mit dem Auf-Heben vorgemacht hat: Das Heissen kann heissen:
1) Be-deuten, 2) Be-fehlen, 3) Ver-heissen.
[5] Die genauere Beschreibung der Welt der Vor-Stellung findet sich hier:
->:VORSTELLUNG_WELT, p.56
Reflexive Vorstellungs-Universen / Reflexionstheoretische Semiotik: Siehe Reflexionstheorie
->:VORST_KLASSEN, p.59
[6] Siehe Blaise Pascal. ->:NOO_EMOTION, p. 73
[7] ->:NOO_EMOTION, p. 73
[8] Heidegger: WHD, 95: "Gedächtnis bedeutet anfänglich das Gemüt und die An-dacht."
Im folgenden Text, 95-97 gibt Heidegger eine Erörterung des Wesens-Unterschieds von Animus und Anima. WHD, p. 96:
Das lateinische Wort animus läst sich auch durch unser deutsches Wort "Seele" übersetzen.
Allerdings möchte ich anmerken, dass "Seele" im heutigen Sprachgebrauch eher weniger als besser passend ist. Jung hat mit seiner Archetypen-Lehre ebenfalls eine Distinktion von Animus und Anima eingeführt, aber auch dies ist für die vorliegende Erörterung eher irreführend. (AG)
"Seele" meint eben hier genau nicht das, was in dem Wort animalisch anklingt.
[9] ->:ORA_LABORA, p. 163, ->:DAS_GEBET, p.190
[10] Siehe auch Whitehead's berühmter Spruch:
"The safest general characterization of the European philosophical tradition is that it consists of a series of footnotes to Plato."
Alfred North Whitehead, Process and Reality, p. 39 [Free Press, 1979]
(URL) http://www.age-of-the-sage.org/philosophy/footnotes_plato.html
[11] ->:SEMANT_RHIZOM, p. 35
[12] ->:TOLLE_LEGE, p. 181, ->:AUGUST_LATEIN,p. 100
[13] (URL) (LOC_DVD) www.greekmythology.com/Other_Gods/Dionysus/dionysus.html
[14] Z.B. Es regnet / Es regnet nicht. Es ist Tag / Es ist Nacht. Wie das letzte Beispiel demonstriert, nützt uns das gar nichts, wenn wir am Polarkreis stehen und es ist der 21.6. um 24:00 Uhr.
Siehe dazu auch Hegels Vorrede zur Phänomenologie, über die Ortho-Tropologie der formalen Wissenschaften (1986, p. 20-22), die Erwähnung des A = A auf p. 22.
[15] Wie wir alle aus der alltäglichen MiSt Windows Praxis nur zu gut wissen, hat die Boole'sche Wahrheitsfunktion nicht allzuviel mit Handlungs-relevanter Wahrheit (LhWissen) zu tun. Computer funktionieren nämlich strikt nach dem Prinzip: Garbage In / Garbage Out (GIGO).
->:LH_WISSEN, p.69
[16] Leider kann aus den pdf's der Werke von Gotthard Günther nicht zitiert werden, weil es vom Vordenker-Admin copy-protected codiert wurde.
[17] (URL) http://www.cut-the-knot.org/triangle/pythpar/Drama.shtml
[18] Siehe auch: ->:NOO_TECH, p. 105
[19] Einige weitere einführende und tiefergehende Artikel zu diesen philosophischen Kernthemen sind hier:
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/inetpb03.htm
Siehe auch die englische Einführung der Noologie: (URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/nooa01.htm
[20] Das lateinische Wort noscere (temet nosce) ist anscheinend aus dem Griechischen übernommen (altlatein: gnoseo), und das moderne englische Wort "knowledge" scheint ebenfalls ein direkter Abkömmling des alten griechischen Worts zu sein.
(LOC_DVD)
[21] Das lateinische nomen (namen) passt ebenfalls sehr gut hier hinein: das kennen (noscere) bedeutet: den namen nennen können. Die alte lateinische Legende besagt: wer den wahren Namen einer Stadt, bzw. ihres Stadt-Gottes kannte, hatte die Macht über diese Stadt. Diese spirituelle Macht findet wiederum in dem lateinische Wort numen (Gottheit, göttliche{/s/r} Wink, Geheiss, Gesetz, Macht) ihre Reflexion.
[22] In (WHD, 114-115) spricht Heidegger vom chaer, chrae, dem Brauchen, der Sitte, dem Brauch, und dem Brauchtum, dieses deutsche semantische Feld umfasst sowohl nomos wie auch chrae.
[23] Siehe Glossar: Apeiron.
->:ANAXIM_ARCHAE, p.151
[24] ->:PARMENIDES_SCHRIFT, p. 162
[25] (Diels 1954,I:12); (Pleger 1991: 61)
[26] ->:MAHA_KALA, p. 185
[27] Ich beziehe mich hier vor allem auf den anglo-amerikanischen Gebrauch, in dem eine noch direktere Verbindung zu der lateinischen Wurzel durch das Wort "reason" besteht.
In der Antike versuchten die römischen Philosophen, die lateinische Formulierung so gut es ging, an die griechische Terminologie anzupassen, und ein Hauptproblem war die Übersetzung des Schlüsselterms "Logos", das kein passgenaues lateinisches Pendant hatte. Die mittelalterliche Philosophie nahm mit Augustinus eine Abkehr von den griechischen Denkformen, und war seitdem hauptsächlich lateinisch geprägt.
[28] Aristoteles übernahm die Grundlagen seiner Logik, so etwa seine Kategorien, aus der Grammatik des Altgriechischen.
[29] Eine phonosemantische Überquerung zwischen den altgriechischen und lateinischen Begriffen mag es noch ein wenig verdeutlichen: Die griechische Göttin (numinose personifikation) des nomos hiess dikae (siehe Fragment des Anaximandros und Proimion des Parmenides). Das lateinische Wort für sprechen heisst: dicere. Dieses Wort heisst auch weihen, widmen. Und als Gesetzes-Wort (Gottes), also dem Äquivalent des griech. nomos, findet sich das lateinische dictum.
Eine ausführlichere Diskussion der theologischen Konzeption von "archae" bei Johannes befindet sich unter: (URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/desn08.htm#Heading22
und: (URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/desn27.htm
[30] Dies wird wohl am deutlichsten von dem bekannten Satz des Augustinus charakterisiert:
"Die Wirklichkeit selbst nämlich, die man heute als christliche Religion bezeichnet, bestand auch schon bei den Alten, ja, sie fehlte niemals seit Beginn der Menschheit, bis dass Christus im Fleische kam; seither begann man lediglich, die wahre Religion, die schon immer bestand, die christliche zu nennen."
(Augustinus : Retractationes, I 12, 3)
(URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/neuro07.htm
[31] In der Bibel steht: "Gott hat alles mit Mass und mit Zahl geordnet".
"But thou hast arranged all things by measure and number", (Wisdom, XI, 20).
Eine sehr gute bildliche Darstellung dafür findet sich in den Gottesbildern von William Blake: "The Ancient of Days": (URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/ancient.jpg
(URL) (LOC_DVD) www.iep.utm.edu/g/god-west.htm
[32] ->:MENIS, p. 159
[33] Agypten, der Urgott Atum / Amon, Re bzw. Ptah: F:\mat-phil\bruno\seegers.pdf, p. 333-339
Indien: Kali / Maha Kala
Die Kulte des Chaotischen waren oft mit Menschenopfern verbunden. Der Kali-Geheimbund der Thuggees / Thugs in Indien ermordete über die Jahrhunderte mehrere Millionen Menschen, bevor er von den Briten ausgerottet wurde bzw. in den Untergrund getrieben wurde.
->:MAHA_KALA, p.185
(URL) (LOC_DVD) www.bartleby.com/65/th/Thugs.html
Meso-Amerika: Ein ähnlich extremes Beispiel findet sich in Alt-Mexico, wo man an hohen Festtagen Zehntausende von Menschen auf einmal zu ihrem Ehren abschlachtete. Siehe: (H)Uitzilopochtli and Tlaloc: (URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/desn19.htm
[34] Aristoteles war von dieser Tradition schon geistig weit entfernt, aber er gab ihr wenigstens noch eine rationale Erklärung, in dem Begriff der Katharsis.
In his definitive analysis of tragedy in the Poetics (late 4th cent. B.C.), Aristotle points out its ritual function as catharsis: spectators are purged of their own emotions of pity and fear through their vicarious participation in the drama.
(URL) (LOC_DVD) www.bartleby.com/65/tr/tragedy.html
[35] Reflexionstheoretisch (nach Gotthard Günther) wird der OBJektbereich "Positiv" besetzt, und der SUBjektbereich als "Negativ".
Der Begriff "Positivismus" beinhaltet eine Verschärfung dieses Prinzips, indem nur noch Phänomene berücksichtigt werden, die vermittels konstruierbarer technischer Prozeduren zu erzeugen sind, und mit technischen Messmethoden zu erfassen sind. Alle Bereiche der Introspektion sind damit ausgeschlossen.
[36] 17.1.8. The emphasis on non-verbal cultural transmission
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/desn23.htm
[37] Angelehnt an die Kenogrammatik von Gotthard Günther. In einem anderen Kontext nenne ich das auch das "Leerstellendenken".
[38] ->:SEMANT_RHIZOM, p. 35
[39] Etwa in der Deutung durch Rifkin: "Entropy".
[40] formal bedeutet der thermodynamische Begriff der Entropie die Tendenz aller Systeme zu gleichwahrscheinlichen Zustandsverteilungen.
[41] ->:VORSTELLUNG_WELT, p. 56
[42] Ich führe das Prinzip der Spannungsfelder in meiner Dissertation mit vielen Beispielen ein:
(URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/desn07.htm
Die Ausarbeitung in NOO1 sucht vor allem weiter abstrahierte Konzeptionen, und bringt weitere Beispiele für das Prinzip.
[43] Materialien:
(URL) (LOC_DVD) www.textlog.de/hegel.html
(URL) (LOC_DVD) www.iep.utm.edu/k/kojeve.htm
(URL) (LOC_DVD) www.philosophenlexikon.de/kojeve.htm
(URL) (LOC_DVD) evans-experientialism.freewebspace.com/kojeve01.htm
(URL) (LOC_DVD) evans-experientialism.freewebspace.com/kojeve03.htm
(URL) (LOC_DVD) evans-experientialism.freewebspace.com/kojeve05.htm
[44] ->:EIN_VOLK, p. 92
[45] (URL) (LOC_DVD) www.vordenker.de/ggphilosophy/gg_idee-nicht-aristotel-logik.pdf
...
# Chaos is the womb of all things yet to be.
# Nothing new can emerge until one is willing to reach into the chaos and pull it out.
# Process of splitting/bifurcation then occurs.
# Process of achieving consciousness involves a splitting into opposites.
# Things can remain in a state of oneness only in the unconscious.
# In consciousness, they must divide into opposites
# Then we have the experience of conflict.
# Consciousness (the tree of knowledge of good and evil) creates through a tension of opposites, the force of which keeps all dynamic systems activated and morphing, ever becoming new through this tension of opposites.
(LOC_DVD)
[46] Die Prinzipien der Meta-Morphologie:
(URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/neuro06.htm
[47] Das wird damit erklärt, dass aufgrund der starken Sonnen-Strahlung (UV) die Blau-Grün-Farb-Empfindsamkeit der Retina der dortigen Menschen tatsächlich geringer ist als bei den Europäern, wo die Sonne viel schwächer scheint.
[48] (LOC_DVD)
[49] Siehe auch Aristotelische Logik, Boolesche Logik.
[50] Nach Schrödingers Gedanken-Experiment, bei dem er sich eine Kiste dachte, in der eine Katze mit einer Giftgas-Ampulle gebracht wurde, die Ampulle sollte durch das probabilistische Ereignis des Atomzerfalls zerbrochen werden.
(URL) http://de.wikipedia.org/wiki/Schr%C3%B6dingers_Katze
Nach der Quantentheorie befindet sich der Atomkern nach Ablauf der Zeitspanne im Zustand der Überlagerung (noch nicht zerfallen und zerfallen). Demnach sollte, wenn die Quantenphysik auch auf makroskopische Systeme anwendbar ist, sich auch die Katze im Zustand der Überlagerung (lebendig und tot) befinden. Erst beim Öffnen des Raumes und Beobachtung (Messung) entscheidet sich, ob man die Katze tot oder lebendig auffindet, das heißt, man kann über den Zustand der Katze vor der Beobachtung keine Aussage treffen.
[51] Diese Thematik wurde im Anbeginn der Philosophie bei Anaximandros formuliert. Rene Thom hat in seiner Katastrophentheorie den direkten Bezug zu Anaximandros dargestellt.
[52] ->:NOO_TECH, p. 105
[53] O. Spengler: "Reden und Aufsätze", C.H. Beck, (1938), p 19.: "das ewige Wirken als An- und Abschwellen von Spannungen", p. 32-39: das agon. Natürlich lassen die wenigen erhaltenen Fragmente von Heraklit auch andere Interpretationen zu, so dass hier nicht behauptet werden kann, dass Heraklit selber nun genau diese oder jene Version gemeint hatte.
(LOC_DVD)
[54] Die Celsius-Skala teilt die Spanne des flüssigen Aggregat-Zustands des Wassers in 100 Grade ein. Heute verwendet man im wissenschaftlichen Kontext die Kelvin-Skala, deren Nullpunkt bei -273 Grad C liegt.
[55] Ausführlicher dargestellt unter: "An einem kühlen, grauen Morgen in der Welt-Traum-Zeit"
(URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/neuro14.htm
[56] Das "tönige" verweist auf die Musik, wo der Wechsel der Tonarten zum essentiellen Kompositions-Repertoire gehört, damit etwas nicht eintönig klingen soll. Die musikwissenschaftliche Kompetenz Nietzsches zeigt sich vor allem in seiner anfänglichen Bewunderung für und später seinen Polemiken gegen Wagner.
[57] Kosmos bedeutet: Schmuck, Ornament, und steht philosophisch in der Folge für alles geordnete im Universum, das man wissenschaftlich erforschen kann. Jenseits des Kosmos ist das Chaos, und über das gibt es nichts zu sagen, weil es nicht einmal erfahrbar ist. Das ist aber etwas kategoriell anderes als der wissenschaftliche Begriff, wie er in der Chaos-Theorie vorkommt.
[58] Natürlich ist der relevante Faktor hierbei, dass die Sonne die weitaus grösste gravitationale Masse aufweist. Die (denkbaren) Anomalien gravitationaler Systeme werden im Unter-Kapitel 3 von (NOO1, Teil II) "Die Mühle des Hamlet" behandelt.
(URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/noo03.htm#Heading187
[59] Wesentliche Materialien zum Tanz sind hier:
"18.1.1. Kinemorphae, Kinesics, Kinesthetics and Rhythm": (URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/desn24.htm
Weiteres Hintergrund-Material findet sich in den Schriften von Hertha v. Dechend.
Der im Westen fast ausschliesslich dominierende Paar-(Partner)-Tanz deutet auf das dualistische Potential des Denksystems hin, das diese Zivilisation dominiert. Die alten Gruppen- und Reigentänze werden nur noch auf folkloristischen oder esoterischen Veranstaltungen aufgeführt. Aber auch hier hat man die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Denn neben den Schwerkraftpunkten der Tanz-Partner ist natürlich die Gravitation der Erde das bestimmende Element. Heinrich v. Kleist hat in seiner Abhandlung über das Marionetten-Theater einige der Absonderlichkeiten von Chaos-Pendeln anhand der manchmal unirdisch wirkenden Bewegungen von Marionetten anschaulich dargestellt.
[60] Die christliche Vorstellung der Hl. Trinität Gottes weist vielleicht auf eine tiefgründige reflektionstheoretische Notwendigkeit für die Tripolarität hin.
[61] Eco, Umberto: Die Suche nach der vollkommenen Sprache, C.H. Beck, München (1994)
und: Margret Magnus: "Phonosemantics".
(URL) http://en.wikipedia.org/wiki/Ideophone
(URL) http://en.wikipedia.org/wiki/Sound_symbolism
(LOC_DVD)
"phonosemantics is a branch of linguistics and refers to the idea that vocal sounds have meaning".
(URL) http://www.minervaclassics.com/clumps.htm
(URL) http://www.percepp.demon.co.uk/soundsmb.htm
(URL) http://www.conknet.com/~mmagnus/
(URL) (LOC_DVD) www.conknet.com/_mmagnus/index.html
[62] ->:KRATYLOS_ONOMA, p. 140
[63] das Werden führt diesen phonosemantischen Wandelgang weiter fort, in ein verwandtes Bedeutungsfeld, das durch den Übergang des Klangs markiert wird: w{a/e/i}r{d}, es ward, es wird.
[64] (URL) http://de.wikipedia.org/wiki/Pater_Brown
(URL) http://de.wikiquote.org/wiki/Das_schwarze_Schaf
[65] Mohammed wird auch als der "letzte der Nabijim" bezeichnet. Die Nabijim waren die Propheten der alten semitischen Kulturen, von denen die Propheten der Bibel gerade die waren, die bei den Israeliten mitwirkten an der Bildung des dortigen heiligen Kanon, der Torah. Bei den anderen Völkern gab es diese Tradition von Wissensträgern unter den Namen Aoidoi, Rishis, Skalden, Barden, oder Griots. Die Germanen, die ansonsten als ziemlich unzivilisiert angesehen werden, hatten als Hauptgott den Odin, oder Wodan, und dieser war der Gott der Weisheit. Das war schon ziemlich ungewöhnlich für einen vorchristlichen Pantheon, in dem die Götter sich sonst durch allerhand un-intellektuelle Neigungen hervortaten, wie z.B. Zeus, der sich vor allem durch seine Weibergeschichten im Menschheitsgedächtnis verewigt hat. IMHO ist es kein Zufall, dass audae und aoide lautlich mit Odin und Wodan direkt übereinstimmen. Das moderne Wort Ode weist direkt auf diesen Zusammenhang hin.
[66] Siehe dazu auch Hegel (1986, p. 539): Die Erynnie, die grausame, unmenschliche Seite der Religion, die Raserei der Priesterin, die unmenschliche Gestalt der Hexen.
[67] La ilaha illa 'llah, Muhammadun-Rasulullah
[68] ->:MORAL_SITTE, p. 94
[69] Man könnte auch sagen:
Altes Testament: Bibel DOS,
Neues Testament: Bibel NT,
Koran: Bibel XP,
und so brauchen wir halt bald mal wieder was neues: Bibel Vista.
Und siehe wie bei MiSt Windows, die neueren Versionen müssen nicht unbedingt die besseren sein.
[70] Siehe dazu Heideggers Diskussion zu Nietzsches Diktum "Die Wüste wächst", (WHD, 10-47), und die Diskussion zum Wesen der Technik (WHD, 48-56): "Das Wesen der Technik ist nichts Menschliches". (WHD, 53).
[71] (URL) (LOC_DVD) www.bartleby.com/65/cr/CromwellO.html
[72] F:\mat-phil\bruno\seegers.pdf
[73] Bruno, Giordano: Über die Monas, die Zahl und die Figur als Elemente einer sehr geheimen Physik, Mathematik und Metaphysik, Meiner, Hamburg (1991)
(URL) http://www.fortunecity.com/emachines/e11/86/mathexp.html
[74] (URL) http://en.wikipedia.org/wiki/Shamrock
(URL) http://news.bbc.co.uk/1/hi/uk/3519116.stm
(URL) http://www.riverdeep.net/current/2002/03/031102_stpatrick.jhtml
"Some believed that St. Patrick explained the concept of the Trinity in Christianity using a shamrock he found growing at his feet. More likely, the three-part leaf was worn by the people of Ireland as a symbol of the cross. It is assumed, however, that St. Patrick knew about the significance of the shamrock in other religious and pagan traditions, and may have incorporated it into his explanations and teachings."
(URL) http://columbia.thefreedictionary.com/clover
"Clover was used by the Greeks in garlands and other decorations. The druids held it sacred. It is said to have been the early emblem of Ireland from which the shamrock is derived, and it is an emblem of the Trinity."
[75] Das älteste Vorkommnis des Triskellion findet sich im neolithischen Monument New Grange in Irland.
->:CELTIC_ART, p.194
[76] (URL) http://en.wikipedia.org/wiki/Book_of_Kells
->:BOOK_KELLS, p.194
[77] Charpentier, Louis: Die Geheimnisse der Kathedrale von Chartes, Droemer Knaur (1999)
(URL) http://deu.archinform.net/projekte/72.htm?ID=bd17b85d65af46d3a3f486d5f65e44e5
(URL) http://de.wikipedia.org/wiki/Tafeln_von_Chartres
Pilgrim's Progress, John Bunyan
Die Pilger von S. Diago de Compostela:
(URL) http://www.google.com/search?num=100&hl=en&lr=lang_en%7Clang_de&safe=off&q=%22Pilgrim%27s+Progress%22&btnG=Search&lr=lang_en%7Clang_de
Die Suche nach dem Königreich des Priester Johannes oder Prester John, Presbyter John.
Sieher wiederum das Gedanken-Labyrinth von Umberto Eco: Baudolino.
[78] Das Labyrinthmuster ist ebenfalls eines der ältesten und heiligsten Symbole, und taucht in der Noologie sozusagen versteckt auf, weil es spiralig ist, und das Triskellion kann als Konfiguration von 3 Spiralen gezeichnet werden. Diese Fussbodenmuster wurden in vielen Kirchen leider von unwissenden Kirchen-Verwaltern wieder herausgerissen.
(URL) http://en.wikipedia.org/wiki/Labyrinth
(URL) http://www.egreenway.com/meditation/labyrinth.htm
[79] also called the Hindu trinity, Wikipedia:
(URL) http://en.wikipedia.org/wiki/Trimurti
(URL) http://www.google.com/search?hl=en&q=trimurti&btnG=Google+Search
[80] ->:SYN_DIABOLIK, p. 22
[81] Siehe Miller (1956)
[82] Siehe: Nietzsche, Zarathustra, IV, "Der freiwillige Bettler":
So wir nicht umkehren und werden wie die Kühe, so kommen wir nicht in das Himmelreich. Wir sollten ihnen nämlich Eins ablernen: das Wiederkäuen.
[83] "Moral, Ethik und Ethos, Ethnos und Ethnie"
->:MORAL_ETHOS, p.92
[84] Diese Geschichte erzähle ich ausführlicher unter: "An einem kühlen, grauen Morgen in der Welt-Traum-Zeit"
(URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/neuro14.htm
Siehe auch:
(URL) (LOC_DVD) www.positiveatheism.org/tochcabe.htm
(URL) (LOC_DVD) www.positiveatheism.org/hist/twainlfe.htm
(URL) (LOC_DVD) www.positiveatheism.org/hist/twainlfe.htm#10
(URL) (LOC_DVD) www.positiveatheism.org/hist/russell3.htm
[85] Eine vergnügliche Diskussion dieser theologischen Spitzfindigkeiten wird von Umberto Eco in seinem Roman Baudolino inszeniert.
[86] Logisch: Das Aufgehängt-Sein in einem Quattrolemma.
Der deutsche Vulgär-Ausdruck des Verreckens für elend Sterben, gibt nur beim Kreuzestod einen physiologischen Sinn. Interessanterweise ist die Figur des Körpers des Gekreuzigten ein Y, also ein Tripol.
[87] In dieser Trope des endlosen Kreislaufs ist der Buddhismus mit dem Hinduismus identisch.
...
Umgekehrt drückte Schopenhauer die Absurdität des Bösen in der jüdisch/christlichen Schöpfungs-Idee der tragischen Geschichte der Versuchung in der Genesis aus:
(Parerga und Paralipomena II, Kapitel 15, insb. § 177).
... [so] kommt es heraus, als hätte der liebe Gott die Welt geschaffen, damit der Teufel sie holen solle; wonach er denn viel besser gethan haben würde, es zu unterlassen.
[88] Und in diesem Sinne auch Ken Wilbers Werke, der versucht das Konzept der Evolution mit dieser spezifisch christlichen Komponente zu vereinigen. Interessanterweise stützt er sich in seiner Argumentation aber hauptsächlich auf die hinduistischen und buddhistischen Quellen, in denen genau das nicht vorgesehen ist: Dort gibt es keinerlei Evolution des Geistes, keinerlei Gedächtnis, das mit in den Moksha/Nirvana-Zustand mitgenommen wird, im Gegenteil, es ist die komplette Auslöschung, die komplete Laethe, wie die Griechen es nennen würden. Eine spezifische Art von Gedächtnis wird im Kreislauf der Wiedergeburten darin verstanden, dass die Wiedergeburt einer Einzel-Seele, so etwas wie eine Wieder-Erinnerung an die früheren Leben ermöglicht. Im Altgriechischen war ein ähnliches Konzept als A-Laetheia bekannt.
[89] Angelehnt an die Hegelsche Sprechweise.
[90] Siehe dazu Cusanus: De ludo globi.
[91] La ilaha illa 'llah, Muhammadun-Rasulullah
[92] Im christlichen Denken unterscheidet man darum auch fein zwischen dem (materiellen) Körper, und dem über-materiellen Leib.
[93] Lediglich in PhdG, C. (DD) "Das absolute Wissen" macht er eine Ausnahme, hier kommt eine Viergliederung vor. Strukturell unterscheidet sich die Darstellung in diesen Details von der in der Enzyklopädie, "Dritte Abteilung", "der absolute Geist".
[94] Die Momente kennzeichnen die inneren Bewegungsprinzipien seines Denkens.
[95] Ich habe hier eine abweichende Systematik von Gotthard Günther. Er spricht über "Das logische Problem des Du" in "Idee und Grundriss" (1978a). IMHO ist das "Du" eben wirklich nur ein logisches Problem, wenn es in der Kategorie von "Nicht-Ich" verstanden wird. Aber dieses Problem verschwindet einfach, wenn das "Du" als "Wir" verstanden wird.
Leider sind die pdf-Seitenzahlen völlig abweichend vom Text-Inhaltsverzeichnis, so dass hier nur auf die Text-Suche verwiesen werden kann.
F:\vordenker\vordenker\www.vordenker.de\downloads\grndvorw.pdf
[96] Man möge sich dazu die neueren soziobiologischen Untersuchungen zur Vermehrungs-Fitness von stark religiösen Gruppen ansehen (z.b. Moslems, orthodoxe Juden, Mormonen, Mennoniten). Stark religiöse Menschen haben generell mehr Kinder als wenig religiöse, haben stärkeren Gruppen-Zusammenhalt und Gruppen-Kontrolle, stärkere Abgenzung von Nicht-Zugehörigkeits-Gruppen, und sind auch generell eher bereit ihr Leben (und das von möglichst vielen Un-gläubigen), für die allein selig-machende Sache ihres ganz eigenen und ganz besonderen Gottes vorbehaltslos zu opfern: Denn ihnen winkt das Himmelreich und die Ungläubigen müssen auf ewig in der Hölle schmoren. Wer es schafft, den Koran von Anfang bis Ende durchzulesen, wird feststellen, dass die Verdammung der Ungläubigen das Haupt- und Lei(d/t)-Motif des ganzen Traktats ist. Siehe auch Cato: Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.
[97] Der Bindestrich soll verdeutlichen, dass es sich hier nicht um den konventionellen Begriff der Vorstellung handelt. Wenn ich im folgenden Text "die Vorstellung" nenne, so bedeutet das ebenfalls Vor-stellung.
[98] ->:MATRIX_MAT, p. 199
[99] Auch hier wieder den Verweis auf die irreführende alte Aristotelische Charakterisierung des Mensch-Seins als zoon politikon: Auch Ameisen, Bienen und Termiten lassen sich als zoon politikon charakterisieren. Den Aspekt der höheren Reflexionsformen konnte Aristotes noch nicht formulieren. In der Platonischen Politeia geht es noch schlimmer zu: da sind die Poeten und Künstler nur Parias und Schmarotzer.
[100] Nietzsche: "Alle Vorurtheile kommen aus den Eingeweiden"
->:ECCE_KLUG, p.186
[101] nach der Odyssee von Homer.
[102] Historia / Textus: Das Gewebe (Histion) der Geschichten der Kollektiv-Erinnerung.
[103] ->:PERI_MNAEMAE, p. 147
[104] Hier setzt z.B. die Evolutionäre Erkenntnistheorie (EE) an.
[105] Wir könnten hier auf Kants Diskussion in KrV hinweisen. Aber es ist einfacher, zu zeigen, dass es unmöglich ist, sich wie Tarzan an einer Liane von Baum zu Baum zu schwingen, wenn man nicht ein sehr genaues Gefühl von Raum, Zeit und Dauer hat. Ie. falls es unter unseren Ur-Ahnen eine Sorte von Tarzan gegeben haben sollte, dann konnte er nur in genau diesem Fall einer unserer Ur-Ahnen gewesen sein, wenn er lange genug überlebt hat, um seine Nachkommen der nächsten Generation zu zeugen. QED: Die Menschheit stammt nicht vom Affen ab, sondern von Tarzan. Dies lässt sich in genau derselben Weise auf unsere Speer- und Steine schleudernde Ahnenschaft übertragen: Das intuitive Verständnis von Raum, Zeit und Dauer, sowie Ballistik (was dasselbe ist, plus noch Beschleunigung, Verzögerung und Gravitation), gehört zum unveräusserbaren Ahnenerbe der Menschheit. Aristoteles sollte sich im Grabe umdrehen, er hat wohl in seinem ganzen Leben des Philosphierens nie einen Stein geschleudert.
[106] Nach Giordano Bruno.
[107] In Erinnerung an die Archetypen von C.G. Jung.
[108] Zwar ist das Fachgebiet der Psychologie die menschliche Seele (=psyche), also der Bereich SUB, aber im modernen Wissenschaftsbetrieb der Psychologie hat das OBJ-technische Instrumentarium die Dominanz. Nur in einigen Teilbereichen, wie der Analytischen Psychotherapie, halten sich noch Rudimente der introspektiven Tradition.
[109] Goethe, Meta-Morphology, and the Polycontexturality of Gotthard Guenther
(URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/poly.htm
Information and Third Order Ontology
(URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/inform01.htm
[110] Zurückgehend auf Par(a)menides.
[111] Hier ist ein subtiler Unterschied zu ziehen, zwischen Erkennen und Empfinden. Das Empfinden ist eine Charakteristik der Anima, und damit auch ein Vermögen der Tiere.
[112] Die Philosophie, die ein einziges SUBjekt-Zentrum annimmt, wird solipsistisch genannt.
(URL) (LOC_DVD) www.iep.utm.edu/s/solipsis.htm
[113] Goppold (1998a).
Weitere Erläuterungen dazu bei Heidegger (WHD, p. 17-18).
Ein analoges Gedankenexperiment, das eine logisch separate Existenz des Bereichs SEM erläutert, wird in "The home of the unicorn" gegeben: 10.2. The Semiosphere
(URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/desn16.htm#Heading59
Goppold (1999d, 116)
[114] Dazu wieder Johannes Heinrichs (1983, 251):
... "dass Information als apriorischer Sinnvorrat ... auch nicht auf Subjektivität reduzierbar ist." ...
Es erforderte eine lange Demonstration, zu zeigen, dass sich menschliche Subjektivität, im Kern konstituiert durch Selbstbewusstsein, nicht von den transsubjektiven Relationen zu den genannten Grundformen von Andersheit losgelöst vollziehen kann, sondern erst in einem Relationsgefüge als Selbstbezug-im-Fremdbezug.
[115] Im Deutschen ist das wiederum sehr eingängig mit den Begriffen Vor-Stellung und Ver-Stellung zu demonstrieren. Dazu auch das Zentral-Thema der Kalyptologie in der Noologie.
->:KALYPTOLOGIE, p.162
[116] Weitere semiotische Materialien sind an folgenden Stellen zu finden:
"Short glossary of terms": (URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/desn14.htm
"The Semiosphere": (URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/desn16.htm#Heading59
"Peirce: CP 1.284. Phaneroscopy": (URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/desn19.htm
"Markings / signs / codings": (URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/desn20.htm#Heading77
"18.4.2. The meaning of meaning": (URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/desn24.htm#Heading130
[117] Dies sind wie oben angedeutet, Fuzzy Sets, also unscharfe Mengen, die bestimmte Häufungspole aufweisen, und die sowohl zwischen den Verständnis-Gemeinschaften (Kulturen) und durch die Zeiten hindurch gewissen Faktoren von Drift ausgesetzt ist.
Siehe auch Nietzsche, Empfindungsgruppen:
->:EIN_VOLK, p.92
[118] Interessant ist die Beobachtung dass das lateinische legere von der Laut-Form her eine grosse Ähnlichkeit zu dem griechischen lógos hat. In der späteren philosophischen Entwicklung kam es tatsächlich zu einer Überquerung bzw. Fehl-Übersetzung (wie Heidegger in WHD gezeigt hat), dass man den lógos immer mehr an die Begrifflichkeit der Intel-ligenz oder Intel-lectus angepasst hat.
[119] Neuronal Pattern Mechanisms and the Semiotic Base
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/symbol16.htm
[120] Diese logischen Techniken sind das grundlegende Handwerkszeug jeder Programmierung von (Objekt-) Klassen. Programmierer verwenden diese Techniken eben als Handwerkszeug ohne gross darüber nachzudenken, dass die logische Begründung dafür einen sehr hohen konzeptuellen Aufwand erfordert.
[121] Dies wäre aus der Reflexion der christlichen Trinitas die angebrachte Re-Formulierung des islamischen Prinzips: La ilaha illa 'llah...
[122] Eine hervorragende Beschreibung der dialektischen Methode gibt Fechner:
"Die Welt ist nicht durch ein ursprünglich schaffendes, sondern zerstörendes Prinzip entstanden."
(URL) (LOC_DVD) fechner/mises/welt/welt.htm
Beispiele dazu: Das Ansich, An-Sich-Sein, das Für-Sich-Sein, das An-und-Für-Sich-Sein das absolute sich selbst doppelt Sehen, usf.
Hegel, Phänomenologie, VI.B.III: Die absolute Freiheit und der Schrecken:
"... erkennt nämlich das Bewußtsein, daß sein An-sich-sein wesentlich Sein für Anderes ist; das An-sich-sein als das Selbstlose ist in Wahrheit das passive, oder was für ein anderes Selbst ist. Der Gegenstand ist aber für das Bewußtsein in dieser abstrakten Form des reinen An-sich-seins, denn es ist reines Einsehen, dessen Unterschiede in der reinen Form der Begriffe sind."
(LOC_DVD)
[123] F:\mat-phil\spengler\10spengler_uda.pdf
F:\mat-phil\spengler\08spengler_taf.pdf
F:\mat-phil\spengler\spengler_bio.htm
[124] In meinen Schriften auch das Aoide-Denken genannt.
[125] Das Thema wurde in einem Aufsatz der Neuro-Serie schon angesprochen. Siehe:
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/neuro03.htm
und in NOO1 unter:
1.7.1. Noos als Thema der Lebens-Praxis"
(URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/noo02.htm#Heading45
In der angelsächsischen Philosophie wird Handlungs-Wissen auch als Common Sense bezeichnet, und fand bei C.S. Peirce und W. James unter der Bezeichnung Pragmatism / Pragmaticism seine philosophische Ausarbeitung.
[126] Eine analoge "Line of Reasoning" führt P. Feyerabend (1975) in Bezug auf "conceptual totalitaranism" und die vorherrschenden Denkschemata der Naturwissenschaften aus. ibid. p. 261-262. Wilber führt in EKL, 427 einen ähnlichen Gedanken für das "mythisch-militärische Imperium des römischen Christentums" ein, das ca. 300-500 entstand. Weitere Kommentare dazu in EKL 701-704. Zur Fortführung der Gedankenlinie der Entstehung des christlichen Im-Periums, siehe:
->:WISSEN_MACHT, p.Fehler! Textmarke nicht definiert.; ->:ZEIT_METAPHYSIK, p. Fehler! Textmarke nichtdefiniert.
Eine mehr wissenschafts-philosophische Darstellung der Welt-Bildung findet sich bei Leiber (1996, 24, 40, 49).
[127] ->:PRE_SKRIPTE, p. Fehler! Textmarkenicht definiert.
[128] "Proimion":
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/neuro07.htm#Heading42
"peri peras":
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/neuro07.htm#hdr7.2.3.
Anm: Das "peri peras" ist zwar griechisch ungrammatisch, aber darauf kommt es mir nicht an.
[129] Siehe die Arbeiten von Hertha v. Dechend. Edda / Voluspa / Snorri
(LOC_DVD)
[130] ->:DUALISMUS, p. Fehler! Textmarke nichtdefiniert.
Siehe dazu auch meine Diskussion der Goetheschen Rezeption und Weiterverarbeitung dieses Archae-Motivs bei Hesiodos.
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/desn08.htm
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/desn27.htm
[131] Noologie, Teil III: Eine Strukturtheorie von Wissen und Macht
(URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/noo04.htm
[132] Eine interessante Fortsetzung dieser Geschichte könnte die Politk von Papst Joh. Paul II sein, und was sein Nachfolger Joseph Ratzinger (Benedikt XVI), daraus macht. Ratzinger vereinigt wohl wie kein anderer früherer Papst das gesamte gesammelte Wissen der Kirche, da er vor seiner Papstwahl die Geheimarchive der Inquisition verwaltete, und damit direkten Zugang zu dem kollektiven Gedächtnis dieser gewaltigen Institution hatte.
(URL) (LOC_DVD) www.bartleby.com/65/jo/JohnPaul2.html
[133] (URL) (LOC_DVD) www.iep.utm.edu/j/justwar.htm
[134] Hegel: VI.B.III: Die absolute Freiheit und der Schrecken.
(LOC_DVD)
"Diese ungeteilte Substanz der absoluten Freiheit erhebt sich auf den Thron der Welt, ohne daß irgendeine Macht ihr Widerstand zu leisten vermöchte. Denn indem in Wahrheit das Bewußtsein allein das Element ist, worin die geistigen Wesen oder Mächte ihre Substanz haben, so ist ihr ganzes System, das sich durch die Teilung in Massen organisierte und erhielt, zusammengefallen, nachdem das einzelne Bewußtsein den Gegenstand so erfaßt, daß er kein anderes Wesen habe als das Selbstbewußtsein selbst, oder daß er absolut der Begriff ist."
Heidegger, WHD behandelt im Wesentlichen genau dieses Thema.
[135] und, wie oben gesagt, braucht es dazu auch die Eingreif-Mittel.
[136] Imaginär bedeutet hier etwa eine Rousseau'sche Phantasie vom "Edlen Wilden" oder die Fiktion von den "Naturvölkern, die noch in Harmonie mit ihrer Umwelt leb(t)en."
[137] Nietzsche, Zarathustra, IV, "Unter Töchtern der Wüste"
(LOC_DVD)
S.a. Heidegger: WHD, 21
Heidegger: WHD, 11:
Die Verwüstung ist kein blosses Versanden. Die Verwüstung ist die auf hohen Touren laufende Vertreibung der Mnemosyne. Das Wort "die Wüste wächst" kommt von einem anderen Ort als die gängigen Beurteilungen unserer Zeit.
[138] (LOC_DVD)
[139] (LOC_DVD)
[140] anima (lat) := psychae (gr.)
[141] Dazu z.b. die Arbeiten von Damasio.
[142] (URL) (LOC_DVD) www.iep.utm.edu/g/galen.htm
[143] (LOC_DVD)
(LOC_DVD)
[144] (URL) (LOC_DVD) www.iep.utm.edu/l/love.htm
[145] Siehe die Triade SUB, OBJ, SEM. Wahrnehmungen über das eigene SUBjektive Befinden nennt man auch Propriozeptionen.
[146] Natürlich hängt das auch davon ab, wie man "Liebe" in seinem Denksystem definiert. Bei Abstraktbegriffen wie "Liebe zur Musik" ist es metaphorisch noch annehmbar. Wenn jemand aber seine "Liebe" auf Objekte wie Schuhe, Kleider, und Autos richtet, spricht man eher von Perversion und Fetischismus.
[147] Genauer muss hier gesagt werden, dass das buddhistische Konzept des Mitfühlens, Empathie oder Compassion nicht ganz deckungsgleich mit "Liebe" ist. Aber so ist es meistens in der Geistesgeschichte, dass die Worte zwar ähnliche Assoziationen erwecken, aber manchmal bedeutsame feine Unterschiede dahinter stehen.
[148]
(URL) (LOC_DVD) www.iep.utm.edu/s/sexualit.htm
[149] In seiner Doppeldeutigkeit besonders passend ist hier der englische ausdruck "pregnant".
[150] Heidegger: WHD, p. 93:
Meinen ist hier in der Bedeutung von minne verstanden: die ihrer selbst nicht mächtige und darum auch nicht notwendig erst eigens zu vollziehende Zuneigung des innersten Sinnens des Gemüts nach dem Wesenden.
[151] Besser griech: dynamis.
[152] Strukturell kann man Schopenhauers Werk "Wille und Vorstellung" als etwas andere Formulierung des "Wissen & Macht" Komplexes ansehen.
[153] Selbstredend ist es "ER" der "er"-kennt. "Sie" ist immer nur "Ob"-ject der "Er"-Kenntnis. Mehr dazu auch in feministischen Diskursen zu Wissen und Wissen-Schaf(f)t.
[154] "Noo-Pathologie: Die Leiden des Wissens": (URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/noo02.htm#Heading127
Fallacies: (URL) (LOC_DVD) www.iep.utm.edu/f/fallacies.htm
Fiction: (URL) (LOC_DVD) www.iep.utm.edu/f/fict-par.htm
[155] Andere Schreibweisen: SunTzu, SunTze, SunZe
11.4.3. Neuronal Resonance Technology and the Military
(URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/symbol12.htm#Heading86
"The best battle, Sun Tzu says, is the battle that is won without being fought."
(URL) (LOC_DVD) www.bartleby.com/65/su/SunTzu.html



[156] S.a. Jean Gebser, mens, mind, mentiri: ->:MENTIRI, p.161
[157] NOO1, p. 171 ff.
->:KALYPTOLOGIE, p. 162
->:WAHR_LUEGE, p.102
->:ECHTE_HEUCHELEI, p.188
[158] NOO1, p. 162 ff.
[159] Hier wird insb. das Material aus Nietzsche (1994-1) behandelt:
Band I, "Jenseits von Gut & Böse", "Ecce homo".
[160] Durch das er im Er-Innern der Menschheit wesentlich verewigt wurde...
[161] Über die hintergründigen Ursachen von Nietzsches Zusammenbruch und Demenz kann man getrost spekulieren: IMHO war Nietzsche als ehemaliger Sanitäter des preussischen Heeres im 1870er-Krieg bestens vertraut mit den damaligen Methoden der pharmakologischen Kriegsführung. Jeder Soldat trug eine Ration Morphin im Tornister, im Falle von Verwundung. Es hatte sich sehr schnell herumgesprochen, dass Morphin auch ohne Verwundung ganz gut tut, und so kamen Tausende von Heimkehrern süchtig in die Heimat zurück. Dass Nietzsche davon nichts wusste, ist eher unwahrscheinlich. Er selber hat in seinen Aufzeichnungen nichts darüber hinterlassen, ausser ein paar Notizen über seinen unmässigen Verbrauch von Schlafmitteln, die er sich als Dr. Nietzsche selbst verschreiben konnte. Weitere kleine Exkurse in diese Richtung finden sich in dem Kapitel: "Die Wahrheit und die Drogen".
->:WAHR_DROGE, p.99
Siehe auch: Ecce homo: 406
Alles erwogen, hätte ich meine Jugend nicht ausgehalten ohne Wagnerische Musik. Denn ich war verurtheilt zu Deutschen. Wenn man von einem unerträglichen Druck loskommen will, so hat man Haschisch nöthig.
->:ECCE_KLUG, p.186
[162] Man denkt dabei zuerst an Erdöl oder Metalle. Tatsächlich wird aber Süsswasser in der kommenden Zukunft die knappste Ressource für 3/4 der Menschheit sein, über die die Kriege geführt werden.
Der Kampf zwischen Israel und den Palästinensern ist ein Kampf um das Wasser.
[163] (URL) (LOC_DVD) sceptics/www.skepticsannotatedbible.com/index.html
[164] "tolle lege": Nimm und Lies
->:TOLLE_LEGE, p.181
[165] Jerry Pournelles Umschreibung für die "Idiotas", die Laien, aus seiner Byte Magazine Kolumne in den 1980er Jahren.
[166] Siehe die Diskussion zu:
"Altgriechische Philosophie, Heidegger und das Denken in Semantischen Rhizomen"
->:SEMANT_RHIZOM, p.35
->:HEIDEG_SEMANT, p.36
[167] Thomas Nagel: "What Is It Like to be a Bat?"
[168] Nach Aristoteles
[169] ->:MORAL_WIDERNATUR, p. 189
[170] Heidegger: WHD, 24-33, 67-70, 73-76
[171] Sprichwörtliche Beispiele hierfür sind die "kleinen moralischen Ausrutscher" von wortgewaltigen amerikanischen Fernseh-Predigern. Überhaupt ist das gesamte Gebäude der puritanisch geprägten amerikanischen "öffentlichen Moral" durchsetzt von Doppelmoral.
[172] So ist es das ungeschriebene Gesetz, dass in all den netten Erotik-Filmchen, die spät Nachts in RTL und Pro7 gezeigt werden, die Geschlechtsteile niemals direkt gezeigt werden dürfen. Es könnten ja noch Kinder auf sein und sich das ansehen.
[173] Als Kontrastprogramm dazu die erhellende Aussage von Daniel Dennett: Alle Gott-Gläubigen irgendeiner monotheistischen Religion sind Atheisten (Ungläubige) mit Referenz zu allen anderen monotheistischen Religionen. Der Atheist führt diesen Prozess nur noch einen Schritt weiter.
[174] Recht unterhaltsam hat der Psychiater David Yallum in seinem Roman "Und Nietzsche weinte" die Vorgänger-Protagonisten von Freud ins fin de siecle Wien zusammengedichtet. Etwas wissenschaftlicher hat Breidbach in seinen Werken wie "Materialisierung des Ich" die damaligen pyscho- / neuro- / und natur-wissenschaftlichen Faktoren und Denker aufgeführt, aus denen Nietsche und Freud ihre Denkvoraussetzungen schöpften: Wundt, Golgi, Haeckel, Helmholtz...
[175] In Deutschland mit dem grossen Wegbereiter Adolf Bastian. Devereux, Ethnopsychoanalyse, p. 76
[176] Folgende Materialsammlung behandelt die philosophische Ethik und Sozial- (Wirtschafts-) Theorie wird in . Insbesondere interessant sind die Kapitel zur Management- Moral und -Ethik in Zeiten des Global-Kapitalismus:
(LOC_DVD)
(URL) (LOC_DVD) www.pe.uni-bayreuth.de/indexad62.html
(URL) (LOC_DVD) www.pe.uni-bayreuth.de/downloads
(URL) (LOC_DVD) pe.uni-bayreuth.de/downloads/materialien
Eine Einführung in die Philosophie von Rainer Hegselmann:
(URL) (LOC_DVD) pe.uni-bayreuth.de/downloads/materialien/26_A_Teil1.pdf?did=560
[177] z.B. Erdheim (1984), Devereux, Gfäller (1987)
[178] Dyed In The Wool.
[179] Dies soll keine Liste nach irgendwelchen Kriterien der Wichtigkeit sein. Sonst müssten wir mit Hammurabi anfangen, weitergehen mit Moses, dann die indischen Philosophen des Rita (Rta) Mani, erwähnen, auch Konfuzius und die Taoisten nicht vergessen, eine gebührende Erwähnung von Minos, Solon, Lykurg, und Justinian machen, und uns wieder durch die ganze Weltgeschichte der Gesellschafts- und Rechts-Philosophie bis heute durchwühlen.
->:MENIS, p.159
[180] a-tomos auf Griechisch
[181] ->:SUB_OBJ_SEM, p. 56
[182] Im Französischen sagt man dann: "la langue francaise, la langue anglaise..."
Natürlich ist der logische Schluss nur im "Als Ob". Jeder kompetente Sprecher einer Sprache weiss intuitiv, dass er über Sprache verfügt, und nicht nur Sätze spricht.
[183] Ie. dem logischen Typos nach Whitehead und Russell.
Siehe auch: Glossar: Gattungsbegriffe.
[184] Die Sprach-Fähigkeit als genetische menschliche Eigenschaft bedeutet, dass ein Kind jede beliebige menschliche Sprache lernen kann, aus diesem Vermögen wird darauf geschlossen, dass es so etwas wie Sprache an Sich geben muss.
[185] ->:HERDEN_TIER, p. 190
[186] ->:MORAL_WIDERNATUR, p. 189
->:AFFEKT_ZEICHENSPR, p.190
[187] Von allen mir bekannten Ethnien gibt es nur zwei Beispiele, wo das nicht so ist /war: Die ausgestorbenen Indigenen Feuerlands und die australischen Aborigines. In Feuerland ist die Situation insofern etwas ungewöhnlich gewesen, weil die Temperaturen dort etwa dem Klima von Schottland entsprechen.
[188] Verschiedene Ethnologen (-Schulen) machen deshalb auch etwas verschiedene Grenzziehungen zwischen den Schlüsselbegriffen ihrer Wissenschaft, die ihr Feld ja wesentlich durch ihre Arbeit prä-definiert. In der Ethnologie gibt es keine unbeteiligten (objektiven) Beobachter, und jeder Feldforscher beeinflusst das soziale Feld der Menschen, die er gerade beobachtet.
Siehe auch: Gfäller (1987, p. 86).
[189] Grenzfälle von gleichzeitiger multi-ethnischer Zugehörigkeit von Kindern in Mischehen-Familien lasse ich hier weg.
[190] Es sollte aber nicht vergessen werden, dass immer noch eine Vielzahl von Sub-Ethnien, vor allem in den Gebirgsregionen, leben, deren Ethos sich stark von denen der Mainstream-Chinesen unterscheiden, z.B. das Volk der Moso.
Hier ein Beispiel für tiefgreifende Unterschiede des Ethos zwischen Chinesen und Europäern:
(URL) (LOC_DVD) _050421emot/zeit-hirn/www.zeit.de/2004/41/N-Kognition_China.html
[191] Auch hier ist es eine reine Definitionsfrage, der man widersprechen kann, aber nicht ob es wahr oder falsch ist, sondern ob es zweckmässig ist oder nicht, solche Unterscheidungen zu machen. Denn das was man Wahr-nimmt, hängt entscheidend davon ab, wie man sich seine vorher Definitionen zurechtgelegt hat.
[192] Natürlich widersprechen die Christen, die den Wahren Glauben gefunden haben, heftig der Unterstellung, das Christentum sei über Worte und Begriffe (vollständig) vermittelbar. Hier kommt es entscheidend auf das "Erweckungs-Erlebnis" an, das uns angefangen von St. Paulus bis hin zu G.W. Bush immer wieder so lebhaft be-eindruckt.
[193] Die grosse Ausnahme von dieser Regel waren die Khasaren, also die Vorläufer der Ashkenasim, welche ein Turkvolk waren, das (auf Geheiss ihres Königs) zum Judentum konvertierte. Die Sephardim waren die "originalen" Juden aus Israel, Judäa, und vor allem aus Babylon. Zwischen diesen beiden Subgruppen des Judentums gab und gibt es natürlich auch gewisse Spannungen und Spaltungen (Schismata), die aber bei der heutigen gemeinsamen Frontstellung gegen die Araber nicht so auffallen.
[194] Das noch weiter zu verfeinern wäre etwas haarspalterisch. Shintoismus im Besonderen und Hinduismus partiell definieren sich mehr durch ihre Rituale (bzw. Segregations-Gebote, Speise- und Reinheits-Rituale) als durch ihre kognitiven Lehren.
[195] Principia Mathematica von Whitehead und Russell. "Theory of Types" sind Hierarchien von Logischen Typenklassen.
[196] Das Passen oder Nicht-Passen wurde von Darwin als Ausschlusskriterium seiner Evolutionstheorie als Fitness bezeichnet.
[197] Freiheit ist ein völlig vager Begriff, weil es immer nur "Freiheit von und zu irgendetwas" geben kann. Selbstredend hat in keiner noch so "freien Gesellschaft" irgendjemand die Freiheit, alles zu tun oder zu lassen was ihm gerade beliebt. Für chronische Formen solcher Missverständnisse gibt es dann die Psychiatrien und Gefängnisse.
[198] Siehe Kants bekanntes Diktum: "Sapere Aude" (NOO1, p. 23).
[199] Mao Tse Dong: Der Geschmack einer Birne wird erst durch das Draufbeissen offenbar.
(URL) http://www.brainyquote.com/quotes/quotes/m/maozedong146717.html
[200] Siehe weiter unten: der bekannte Begriff der Stallgeruchs-Gemeinschaft.
->:VORST_KLASSEN, p.59
[201] Bei Nietzsche die entsprechenden Stellen: (1994-1):
"Alle Vorurtheile kommen aus den Eingeweiden." (Ecce homo Warum ich so klug bin, 1. (p. 408)
->:ECCE_GERUCH1, p.186
->:ECCE_KLUG, p.186
->:DAS_RIECHEN, p.189
[202] Nietzsche (1994-3), p. 219: sie "können sich nicht riechen!"
[203] Die Butter und Ghi (geklärte Butter), sind sozusagen heilige Substanzen im Hindu-Weltbild.
[204] Kulturschaffenden, was aber nur eine Statistik ist. Wenn 10 % der Allgemein-Bevölkerung europider Kulturen (Europa, USA, Südamerika) starke Alkohol-Konsumenten bis Alkoholiker sind, dann trifft es die Kulturschaffenden mit ca. 20 % eben etwas häufiger.
[205] Indische Sadhus, Sufis, die Hashishinen, War schon im 19. Jh eine Modedroge.
[206] Soma oder Haoma ist das Weisheitsgetränk der Veden bzw. des Zend Avesta, Ohne Soma ging damals gar nichts. Seine biologische / pharmazeutische Identität ist aber unbekannt.
[207] Eu-angelios
[208] Baruzzi PL, Register: Gewißheit.
[209] Baruzzi PL, Register: Gewißheit.
[210] Im folgenden verwende ich das Pseudonym AD, wenn ich vermeiden möchte, dass ich nicht dem Diabolos persönlich verwechselt werde.
[211] ->:LETZTES_ERSTES, p. 187



[212] Some articles on the main philosophical terms are given here:
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/inetpb03.htm
[213] It seems as if the modern english word is a direct descendant of the old greek word.
[214] The traditional latin rendering of "logos" was "ratio et oratio".
[215] In ancient philosophy before the christian age, the roman philosophers tried to fit their terms to the greek terms, and the key term of philosophical discussion, "logos" posed a special problem since it had no direct latin equivalent.
[216] I am giving here a "greek" transliteration for those names instead of Anaximander, Plato, and Aristotle. This is non-standard for english philosophical texts, but I like the greek names better.
[217] An example is Klaus Mainzer's book on time - "Zeit". This is a work of scientific (physics) philosophy. The text contains no reference for human memory.
[218] Of course this is a personal opinion which I have come to after several decades of programming experience. There is no way a sophisticated method can substitute for clear thinking.
[219] See also the adaptation by Ken Wilber which I have referenced in Noology, Vol I.
[220] Although there are sub-schools ot mathematics which hold that even mathematical thruths are time-dependent conventions, most of the mathematicians are Platonists, even if they don't know what the term means. To be a Mathematician, involves a conviction that there must be some absolute truth, somewhere. Otherwise one wouldn't go through so many mental contortions to find it, or some more elegant expression (= formula) for it. Mathematics is in psychological parlance, based on an obsession with order and structure, and an abhorrence for insecurity and ambiguousness, or in other words, all those messy things that occur in the Real World and in Real Life of Human Wheelings and Dealings. And that was the dominant character trait of Platon the Philosopher. His psychological structure has, by this way, thus influenced a lot of western philosophy and science.
[221] With the theological themes I have dealt in my other writings. The connection between Platonic Philosophy and Theology has to do with the dominance of order and structure in the pantheon. See also the next footnote on "Kosmos". The Judeo/Christian theology unites all the factors of regularity and (law and) order in the Supreme God Jahve or Jehovah, whereas all the factors of irregularity und chaos are delegated to the demons and devils. This differentiates the Judeo/Christian theology from the pantheons of most other theologies of ancient civilizations where the Gods of Chaos were equally important and revered members of the pantheon. Eg. the Indian gods of time and destruction: Kala and Kali, the Asuras, or the Mesoamerican gods of rain and weather, (H)Uitzilopochtli, Tlaloc, etc. One main effort to reintroduce the principle of irregularity und chaos to western thinking was Goethe's character Mephistopheles, whom he introduced as incorporation of this suppressed arch-spirit and archae-elemental.
Nietzsche had identified a similar opposition in his work on the Dionysic and Apollinic factors of Greek mythology: "Die Geburt der Tragödie"
Keywods: "der Jünger eines noch "unbekannten Gottes", ...
"Antwort auf die Frage "was ist dionysisch?" ... "Nothwendigkeit der Traumerfahrung":
(LOC_DVD)
R.A. Wilson had elaborated on the same theme in the "Illuminatus" trilogy with his "Principle of Discordia" or Eris.
The painter W. Turner introduced this element into pictorial art. Instead of concentrating on the outlines, he focussed on the contrasts of color fields.
See also the references in my writings:
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/desn08.htm
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/desn27.htm
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/noo.htm
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/noo03.htm
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/neuro.htm
[222] The meaning of the ancient greek term Kosmos was, literally, decor(ation/um) and ornament, but was subsequently used philosophically, as a principle of (law and) Order to contra-distinguish it from the Chaos. Thus, the Kosmos was also synonymous for everything orderly in nature and the universe. Theology, philosophy and the sciences dealt for 2500 years mainly with these orderly factors, and only recently have the disorderly and chaotic elements of nature found entry into the halls of science under the name of Chaos Theory, Turbulent Fluid Dynamics, etc.
[223] The most interesting case of an obviously messy category system is the Chinese Encyclopedia of animals by Borges.
[224] More colloquially one can also call this ergonomic.
[225] Which comes from memory psychology and indicates how many otherwise meaningless items a normal human can remember. Of course, since Noology deals with Knowledge, ie. meaning, this psychological rule can only be applied with a grain of salt (cum grano salis).
[226] Apart from the technical usage in programming science, this method owes some credit to Gotthard Günther's Kenogrammatics.
[227] My own interpretation of the phonetic sound of these characters differs from conventional philological usage.
[228] The reason why I don't use the standard alphabetical ordering has to do with the sound slide factor. It is easier to pronounce aieou in one sliding sound. The ancient memory technologies are another reason which are dealt with in the next section.
[229] See for example my dissertation.
[230] "Pigeonholing" means a pigeon can be only in one hole, and cannot be in any other hole at the same time. The paradox of Schroedinger's cat is a quantum theory variant of the fuzzy set paradigm. In fuzzy set theory, Schroedinger's cat can be about 70 % alive and 30 % dead, all the while and at the same time.
[231] For reasons of graphic simplicity, the mathematical "element" symbol is here substituted with "e".
[232] Here we have a typical hen-egg question of the history of writing: It is commonly assumed in linguistics that the sound chi could only be corresponded with a cross-mark after the alphabet was invented. But since the cross-mark is probably one of the oldest ornamental symbols of all, to be found in the symbols of the Vinca culture predating the alphabet by 5000 years, it should not be ruled out altogether that there is an older connection of chi and cross. (Maria Gimbutas).
As a side line thought: The Chi compares to the Aleph by its looks quite like a child exercise that didn't get it right on first try.
[233] Again, it should be noted that this is not so by standard linguistic practice. But we have to remind here that we are not attempting standard linguistics.
[234] See the Flusser account in the appendix.
[235] This can also be equated with an ideology of prevalence of male elements, like they occur in patriarchic societies. In all of western and social natural history, the imprinting, or informing factor was considered more important, more valuable, etc. than the substrate factor.
[236] As they appear in the discussions of Aristoteles and Plato's Timaios.
[237] The pressing being a somewhat more robust variation of forming.
[238] Liddell-Scott-Jones Lexicon of Classical Greek
[239] the ancient world, known to the Greeks, later in Hellenistic times, the territories that had been under the rule of Alexander and his successors.
[240] In present-day constructivist cognitive neuronal theories, one would talk about neuronal connection and excitation structures, networks, and association maps, that are localized in specific brain regions.


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